workshop wundmanagement integra14 · anforderungen •reduktion von schmerz und juckreiz...
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Workshop
Wundmanagement für Rollstuhlfahrerinnen und
Rollstuhlfahrer
DGKS Barbara Wiesinger, ZWM®Klinikum Wels-Grieskirchen
Dermatologie Ambulanz
Wunde ist ....
• Defekt der Haut
• akut
• chronisch
• unerwünschte Eintrittspforte
• Schmerz, unangenehm, beeinträchtigt den gewohnten Alltag, ...
Definition Wunde
Epidermis
Dermis = Korium
Subcutis
Faszie, Muskulatur
• Substanzdefekt der Haut, tiefer als zur papillären Dermis reichend
• heilt mit Narbe ab
Gerhard Kammerlander: Lokaltherapeutische Standards für chronische Hautwunden
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Prophylaxe
• Anpassung der individuell nötigen Behelfe- Rollstuhl, Polster, etc.- Prothesenversorgung- Matratze- Schuhversorgung- ableitende Inkontinenzversorgung, ...
• Hautpflege
Hautpflege
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Warum Hautpflege?
• Ziel ist es, die physiologischen Funktionen der Haut zu unterstützen, wiederherzustellen oder zu ersetzen; wenn diese durch äußere Faktoren oder patho(physio)logische Vorgänge des Körpers eingeschränkt sind.
Galenik der Hautpflegeprodukte
Phasendreieck
Flüssig(Alkohol, Wasser, Lösung)
Fett(Öle, Fette, Wachs)
Fest(Talkum, Zinkoxyd)
Fettsalbe
SalbeCreme
HydrogelLotion
Paste
Schüttelmixtur/Suspension
Puder
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Emulsionen
•Öl in Wasser (O/W)Flüssigkeitsphase außen; kühlend, gut bei akuten Entzündungen
•Wasser in Öl (W/O)Fettphase außen; bei trockener Haut sinnvoll
Grundsätzlich gibt die Zubereitungsart keine Auskunft über das Mengenverhältnis zwischen Fett- und Flüssigkeitsanteil
Prinzipien der Wundheilung
Wundheilung
• physiologische Reparaturvorgänge des Körpers
• erfordert Geduld
• wird von verschiedensten Umständen beeinflusst
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Physiologie der Wundheilung
• Exsudative bzw. Inflammatorische Phase (Reinigunsphase)
• Proliferationsphase (Granulationsphase)
• Reparative bzw. Differenzierungsphase (Epithelisierungsphase)
Chronische Wunde
• sekundär heilende Wunde
• zeigt trotz kausaler und sachgerechter Therapie fehlende Heilungstendenz innerhalb von 3 Monaten
bzw.
• ist nach 12 Monaten nicht spontan abgeheilt
Ursachen• venöse Ulcera
• arterielle Ulcera/Gangrän
• Dekubitalulcera
• diabetisches Fußsyndrom
• Verbrennungen
• Traumen, Artefakte
• Tumoren
• Infektionen (z. B. Fournier Gangrän)
• Autoimmunologische Prozesse (z.B. Pyoderma gangränosum)
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modifizierte Norton-Skala
Braden-Skala
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Decubitus I
• fixierte Hautrötung, länger als 3 Stunden anhaltend
• Ödem
• Epidermis intakt
Decubitus II
• fixierte Hautrötung
• Ödem
• Sekretansammlung unter der Epidermis
• Blasenbildung und/oder nässende Hautstellen
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Decubitus III
• Defekt des Subcutangewebes
• Mitbeteiligung von Muskeln und Sehnen
• Ödem
Decubitus IV
• Mitbeteiligung von Muskeln, sowie Knochen oder Gelenken
• Nekrosen
Chronische Heilungsverläufe bei Druckgeschwüren
• mangelnde Druckentlastung
• „Eisberg-Prinzip“
• Begleiterkrankungen
• Infektionen
• Schwachstelle Narbe
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Konsequenzen
• Völlige Druckentlastung als wichtigster Therapiepfeiler zieht Einschränkungen nach sich:
• verminderte Mobilität
• reduzierte Lebensqualität
• Einschränkungen im Bereich des sozialen Umfelds
Feuchte Wundbehandlung
Historisches
• 1517, Hans von Gersdorff„Das Feldbuch der Wundarzney“
• 1962, George WinterBeginn der feuchten Wundbehandlung
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Warum?
T I M E - Prinzip(International Wound Bed Preparation Advisory Board, 2005)
•Tissue (Gewebe)
•Inflammation/Infection
•Moisture (Wundexsudat)
•Edge (Wundrand)
Wundgewebe (Tissue)
• Größe, Tiefe und Farbe des Wundgrundes (schwarz, gelb, rot)
• Wundbelag → Debridement: - autolytisches Debridement- chirurgisches Debridement- enzymatisches Debridement- biochirurgische Therapie (Lucilia sericata)
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Infektion / Inflammation• Schmerzen
• Wundgrößenzunahme
• torpide Granulationen
• Foetor
• Exsudatzunahme
• Wundkontamination
• Wundbesiedelung
• kritische Besiedelung
• Wundinfektion
• Therapie: Wundreinigung DebridementAntiseptikaSystemische Antibiose
Exsudat chronischer Wunden
• wachstumsfördernde Zytokine ↓
• Metalloproteinasen, Serin-Proteinasen ↑
• Menge und Art des Exsudats
• Therapie: ExsudatbilanzierungSuperabsorberSchaumverbändeCalciumalginateHydrofaser-VerbändeHydroBalance-VerbändeHydrokolloideHydrogeleFolienverbände
Wundrand (Edge)
• Schwielenbildung
• Mazeration
• Ödem
• Rötung, Überwärmung
• Rötung, Schuppung, evtl. Blasen
• Therapie:Druckentlastung spezifische ExternaWundrandschutzAntiseptikasystemische Antibiotika
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Verbandwechsel und Hygiene
• hygienische Händedesinfektion
• Hände waschen
• Einmalhandschuhe
• alle Materialien mit direktem Wundkontakt sind steril einzusetzen
• unsteriles Aufbewahren von Wundauflagen ist unzulässig
Jede Wunde ist aseptisch zu behandeln!
Das 1 - 2 - 3 der Wundbehandlung
1. Nass-Trockenphase
2. Richtige Auswahl und Anwendung des therapeutisch wirksamen Verbandsmittels („Wundauflage“)
3. Sekundärverband und begleitende Maßnahmen
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• Wundspülung/-umschlagmit neutraler oder antiseptischer LösungWunddesinfektion?
• Wundreinigung
• Trockenphase
Nass-Trockenphase
Wundumgebung nicht vergessen!
Enzymatische Salben
• Indikation:
Enzymatisches Debridement
• Iruxolum mono Salbe (Clostridienpeptidase)
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Salbenverband
Wundauflagen
• Hydroaktive Wundauflagen
• Lokale Wundtherapeutika
• Vakuumversiegelung
• Konventionelle Verbandsstoffe
Hydroaktive Wundauflagen
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Anforderungen
• Reduktion von Schmerz und Juckreiz
• Aufnahme von Wundsekret, ohne die Wunde auszutrocknen
• inertes, nicht irritierendes Material
• größtmögliche Schonung der Wunde beim Verbandwechsel
• keine Behinderung des Gasaustausches der Wunde
• Schutz vor physikalischen, chemischen und mikrobiellen Belastungen
• Adaptionsfähigkeit an die Wunde
• einfache Handhabbarkeit beim Verbandwechsel
• biologische/ökologische Verträglichkeit
• keine Abgabe von Verbandbestandteilen an die Wunde
• Alginate
• Hydrofaser-Verbände
• Hydrogele
• Hydrokolloide
• Kollagen-Wundauflagen (Proteasefänger)
• Schaumstoffe
• Semipermeable Wundfolien
• HydroBalance-Verbände
Hydroaktive Verbände
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Alginate
• werden aus Seealgen gewonnen
• hohe Saugfähigkeit
• die Gelbildung bewirkt ein feuchtes Milieu an der Wundoberfläche – ausreichende Exsudatmenge ist notwendig!
• Wundrandmazeration – Wundrand anpassen!
• Calciumionen wirken blutstillend
• Häufigkeit der VW je nach Wundexsudat (max. 7 Tage)
Alginate
Hydrofaser-Verbände
• Natriumcarboxymethylcellulose-Fasern
• große Saugfähigkeit
• formstabil
• nur minimale laterale Füssigkeitsausbreitung
• Gelbildung nur mit ausreichend Exsudat
• Häufigkeit der VW wie bei Alginaten
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Hydrofaser-Verbände
Hydrogele• enthalten 60 bis 95% Wasser
• schaffen feuchtes Wundmilieu
• unterstützen Autolyse bei nekrot. Wunden
• Schmerzreduktion
• eingeschränkte Saugkapazität – Gefahr der Wundrandmazeration
• Sekundärverband notwendig!
• täglicher VW bei nekrotischen und stärker nässenden Wunden
Hydrogele
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Hydrokolloide
• Polyurethanfilm oder Schaumstoff, auf dem eine selbstklebende Masse aufgebracht ist
• Hydrokolloidmasse bildet mit Exsudat ein Gel, das die Wunde feucht hält – fördert Autolyse
• kein Sekundärverband nötig – VW bis 7 Tage
• guter Schutz von außen - Duschen möglich
• Irritation und Kontaktallergie möglich
Hydrokolloide
Kollagen-Wundauflagen• Vliesartige Wundauflagen, entstehen durch Gefriertrocknung
von Kollagendispersionen
• binden Proteasen → fördern Wachtumsfaktoren in der Wunde
• hohe Saugkapazität, vollständige Resorption
• bei geringer Wundsekretion Anfeuchten nötig
• Sekundärverband notwendig
• zur Blutstillung geeignet
• VW etwa alle 3 Tage (bis zur vollständigen Resorption)
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Kollagen-Wundauflagen
Hydrokolloide
• PU- oder PVA-Schaumstoffkompressen, sind formstabil, gute polsternde Eigenschaften
• Hydropolymere sind PU-Schaumstoffe, die unter Exsudataufnahme expandieren
• gutes Saugvermögen – feuchtes Wundklima
• semipermeabel: freier Gas- und Wasserdampfaustausch
• haftend(Acrylat, Silikon) – nicht haftend
• VW je nach Exsudation mind. alle 2-3 Tage
Schaumstoffe
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Schaumstoffe
Hydropolymere
Unterdrucktherapie
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Sonstiges
• Hydrobalance-Technik
• Nasstherapie
• Aktivkohlekompressen
Phasengerechter Einsatz von Wundauflagen
ReinigunsphaseReinigunsphaseReinigunsphaseReinigunsphase Granulations- Epithelisierungs-
blutend exsudativ belegt infiziert phase phase
Saugkompressen + ‡ (+) (+)
Kohlekompressen ‡ 1)
Alginate ‡ ‡ + ‡ +
Hydrogele ‡ ‡ +
Hydrokolloide + + ‡ +
Schaumstoffe ‡ + (+) +
Folien ‡
Nasstherapeutika ‡ ‡ +
HydroBalance+PHMB (+) (+) ‡ (+) (+)
Hydrofasern + ‡ +
Hydropolymere ‡ + + ‡ +
Wundtherapie mit Silber• Antike: Frisch- und Reinhaltung von Wasser
• Mittelalter: Wundbehandler (Barbiere) legten Silberfolien und -drähte in nichtheilende Wunden
• 19. Jhdt.: 1% Silbernitrat-Lösung in Augen (Crede)
• Einführung von Penicillin in den 40er Jahren
• Antibiotikaresistenz von Bakterien (MRSA, VRE)
• geringe Gewebskonzentration von Antibiotika
• zellschädigende Wirkung von Antiseptika
Wiederentdeckung von Silber in der Wundtherapie
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Sekundärverband
• Auswahl entsprechend der:
• Wundlokalisation
• Exsudatmenge
• gewünschten Verbandeigenschaften
Konventionelle Verbandsstoffe
• Aufnahme von Wundsekret
• Polsterfunktion
• Schutz gegen äußere Einflüsse
• Mullkompressen
• Vliesstoff-Kompressen
• Kombinierte Saugkompressen
• Fixiermittel
• Wundgazen
„Supraabsorber“
• Auflagen mit Polyacrylatkern
• nehmen auch unter Druck hohe Exsudatmengen auf
• nicht zerschneiden!
• „Sandwichtechnik“ bei sehr nassen Wunden
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Semipermeable Folien
• transparente dünne PU-Folien
• selbstklebend – Läsionsgefahr bei Altershaut
• semipermeabel, jedoch keine Saugkraft
• erhalten feuchtes Wundmilieu
• wasserfest
• auch geeignet als Sekundärverband
• VW 1 - 7 Tage
Einflussfaktoren
• Ernährung
• Stoffwechselstörungen
• Störungen des Herz-Kreislaufsystems
• Wundheilungsstörende Medikamente
• Immunologische Erkrankungen
• Rauchen
• Alkoholabusus
Begleitende Maßnahmen
• ausreichende Eiweiß-, Vitamin- und Energiezufuhr
• auf physische
• und psychische Gesundheit (Wohlbefinden) achten
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Keine Wunde ist in mir so vernarbt, dass ich sie ganz vergessen könnte.
Francesco Petrarca
Rezidivprophylaxe!