z pferdemedizin - schluetersche.de · juristischer leitfaden unter mitarbeit von oliver...
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PFERDEMEDIZIN
Franz Ellendorff
Leistungstraining für das PferdBiologie und Trainingsprinzipien
• Grundlagen des Leistungstrainings anschaulich und kompakt
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003_Kap_03.pod 2107-12-17 08:03:41 -fk- fk
Herz-Kreislauf-System 21
3
Blut besteht aus:� Zellen (roten Blutkörperchen = Erythrozyten, weißen
Blutkörperchen = Leukozyten, Blutplättchen = Throm-
bozyten). Sauerstoff wird hauptsächlich in roten Blutkör-
perchen an das Eiweiß Hämoglobin gebunden, wird aber
auch in geringem Umfang frei im Blut transportiert.
Mehr als 12 l [80] rote Blutkörperchen (d. h. eine Ver-
doppelung) werden bei Bedarf aus der Speichermilz als
zusätzliche Sauerstoffträger in die Blutbahn gebracht
(Abb. 3.18). Eine Gefahr für das Pferd besteht in der da-
mit verbundenen höheren Viskosität (Zähflüssigkeit) des
Blutes;� Flüssigkeit (Blutplasma), die zahlreiche Komponenten
enthält (Wasser, Elektrolyte, Eiweiße, Fette, Kohlenhy-
drate, Hormone, Enzyme u. a.). Blutserum ist um Blut-
zellen und Gerinnungsfaktoren bereinigtes Blutplasma.
Im Vollblut, Plasma oder Serum vorhandene Substanzen wer-
den im Training oder unter Belastung als Indikatoren von Be-
lastung, Belastbarkeit, Leistungsfähigkeit, Kondition, Fitness
oder Gesundheit herangezogen.
Sauerstoff ist ein wesentlicher Begrenzungsfaktor der Mus-
kelleistung. Der Muskel selbst vermag eine größere Sauer-
stoffmenge zu nutzen, als das Kreislaufsystem bereitstellen
kann. Besondere Engpässe bestehen beim Sauerstoffüber-
gang zwischen Lunge und Blut sowie zwischen Blut und
Muskel. Die maximale Sauerstoffaufnahme bei Ausbelastung
(V.O2max)4 ist ein aussagefähiges Kriterium für die Leistungs-
fähigkeit des Pferdes. Sie ist allerdings in der Trainings- und
Wettkampfpraxis nicht praktikabel.
Bei physischer Belastung wird der erhöhte Sauerstoffbedarf
der Muskulatur auf verschiedenen Wegen abgedeckt:
� Eine vermehrte Schlagfrequenz in Verbindung mit erhöh-
tem Schlagvolumen des Herzens transportiert ein größe-
res Minutenvolumen an Blut zur Sauerstoffaufnahme in
die Lunge und zur Sauerstoffabgabe an die Muskulatur
(Abb. 3.19).� Es findet eine Umleitung des Blutflusses von anderen Or-
ganen zur Muskulatur statt. In Ruhe beträgt der Blut-
fluss zur Muskulatur des Pferdes ca. 15 % des gesamten
Blutflusses. Unter starker Belastung kann dies auf Kosten
der Durchblutung anderer Organe 70–90 % betragen
(Abb. 3.20). Die verringerte Blut- und damit Sauerstoff-
versorgung des Gehirns kann in der Folge zu Problemen
führen.
4 Im angelsächsischen Sprachgebrauch wird sie als als »aerobic capa-
city« bezeichnet
Abb. 3.20:Blutfluss in Ruhe und unter Belastung (nach Daten von [24]). Beachte den hohen
Grad an Umverteilung von anderen Geweben in den Muskel. Die Hirndurchblu-
tung ist erheblich reduziert.
Abb. 3.19:Herzaktivität und Sauerstofftransport.
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Laparoskopie110
4
Veres-Nadel in das Abdomen erleichtert. Nach Kontrolle des
sicheren intraperitonealen Sitzes der Veres-Nadel wird diese
mit dem CO2-Insufflator über einen Insufflationsschlauch
verbunden. Im Anschluss erfolgt der Aufbau des Kapnoperi-
toneums bis zu einem Druck von ca. 10 mmHg. Im zuerst ge-
legten umbilikalen Hautschnitt wird die Veres-Nadel durch
einen 11-mm-Trokar ersetzt. Dieser dient der Aufnahme des
mit der Lichtquelle und der Endo-Kamera verbundenen La-
paroskops sowie der Weiterführung der Insufflation. Danach
wird das Becken des Pferdes soweit angehoben (Trendelen-
burg-Lagerung), bis infolge der nach kranial gleitenden
Darmteile die Scheidenhautringe sicht- und somit beurteilbar
werden. Die Ausbildung der Scheidenhautringe ist für die Di-
agnostik des Kryptorchismus hilfreich.3 Abbildung 4.27 zeigt
die linke Leistenregion eines sich in Rückenlage befindenden
Pferdes. Es handelt sich hierbei um einen unvollständigen ab-
dominalen Kryptorchismus, da Anteile des Nebenhodens in
den offenen Scheidenhautring eintreten. Unter Sicht und
Schonung der Gefäße wird nun ein zweiter Trokar ca. 10 cm
vor dem äußeren Leistenspalt und ca. 10 cm neben der Me-
dianen der kryptorchiden Seite implantiert. Über diesen wird
eine Fasszange eingeführt, mit welcher der meist sichtbare ab-
dominale Hoden an einem Pol ergriffen wird. Sofern der Ho-
den nicht sofort auffindbar ist, kann dieser durch Zug am
Ductus deferens bzw. Mesorchium von den darüberliegenden
Darmschlingen befreit werden. Nach sicherer Fixation des
Hodens wird der Schnitt im Bereich des Instrumentenportals
geringgradig erweitert. Dabei erweist es sich als günstig, ledig-
lich die Haut und die Faszie des äußeren Bauchmuskels scharf
zu durchtrennen. Nun wird der Hoden unter leicht drehender
Bewegung extrakorporal vorgelagert. Nach Ligatur des Sa-
menstrangs wird der Hoden abgesetzt, woraufhin der verblei-
bende Samenstrang in die Bauchhöhle zurückgleitet. Alterna-
tiv dazu können Gefäßverschluss und Absetzen des Hodens
auch in der Bauchhöhle unter Nutzung eines dritten Trokar-
zugangs mittels endoskopischer Schlinge, Gefäßverschluss-
System oder HF-Chirurgie erfolgen. Der Verschluss der Por-
tale erfolgt mit resorbierbarem Nahtmaterial. Beim beidseits
abdominalen Kryptorchismus wird auf jeder Seite ein Instru-
mentenportal angelegt und über diese eine Fasszange einge-
führt. Um einen Gasverlust zu vermeiden, werden zunächst
beide Hoden ergriffen und erst dann aus der Bauchhöhle vor-
gelagert.
Nachuntersuchungen
Trotz des minimalchirurgischen Eingriffs sollten die Pferde ei-
nige Tage stationär zur Beobachtung verbleiben. Nach Auffas-
sung der Autorin sollte dieser Zeitraum mindestens drei Tage
betragen. Neben der täglichen klinischen Untersuchung wird
im Bereich der Operationswunden auf Anzeichen von Um-
fangsvermehrungen bzw. Entzündungen geachtet. Ebenfalls
empfehlenswert ist das Erstellen eines roten und weißen Blut-
bilds vor Entlassung des Patienten.
Komplikationen
Auch wenn bei den Verfahren der minimalinvasiven Chirurgie
selten Komplikationen auftreten, sind diese nicht gänzlich zu
vermeiden. Komplikationen können sich während und nach
dem Eingriff einstellen. Mögliche operative Komplikationen
und deren Behandlungen sind in Tabelle 4.2 aufgelistet.
Literatur
1. Fischer AT, Vachon AM (1992): Laparoscopic cryptorchidec-
tomy in horses. J Am Vet Med Assoc 201: 1705–1708.
2. Ragle CA, Southwood LL, Howlett MR (1998): Ventral ab-
dominal approach for laparoscopic cryptorchidectomy in
horses. Vet Surg 27: 138–142.
3. Scharner D, Fischer U, Ferguson J (1999): Laparoskopische
Kastration von Kryptorchiden unter Allgemeinanästhesie.
Pferdeheilkd 15: 167–174.
4. Embertson RM, Bramlage LR (1992): Clinical use of the la-
paroscope in general equine practice. In: Proceedings
AAEP 38: 165–169.
5. Reagle CA, Southwood LL, Schneider RK (1998): Injury to
abdominal wall vessels during laparoscopy in three horses.
J Am Vet Med Assoc 212: 87–89.
6. Waguespack R, Belknap J, Williams A (2001): Laparoscopic
management of postcastration haemorrhage. Equine Vet J
33: 510–513.
Abb. 4.27
Laparoskopie beim rückengelagerten Pferd, Blick auf die linke Leisten-
region.
D = Dünndarm; H = Hoden; N = Nebenhoden; S = Scheidenhautring.
Kryptorchismus
4
111
4.6.3 Diskussion und Vergleich mit
konventioneller Chirurgie
Bei der laparoskopischen Kastration der abgestiegenen Hoden
am stehenden Pferd werden das Narkoserisiko (0,9 %)1 ver-
mieden und die Komplikationsrate im Vergleich zur konven-
tionellen Chirurgie reduziert. Nur 2 % der operierten Pferde
entwickeln eine lokale Wundinfektion an einem der laparo-
skopischen Zugänge.2 Bei der konventionellen Kastration mit
offener Wunde am stehenden Tier steigt die Komplikations-
rate auf bis zu 22 % und bei der Kastration mit verschlossener
skrotaler Wunde am liegenden Tier auf 6 %.3 Bei der Kastra-
tion mit inguinalem Zugang am liegenden Pferd treten bei
2,1 % Komplikationen im chirurgischen Gebiet auf.4 Bei der
konventionellen Kastration sieht man bei 2,8 % der Pferde
einen Netzvorfall, bei 4,8 % einen Darmvorfall5 – Komplika-
tionen, die mit der laparoskopischen Kastration sicher verhin-
dert werden. Ein weiteres Risiko der Kastration stellen Blu-
tungen dar,6 die bei der laparoskopischen Kastration nicht
auftreten, da die intraabdominale Kontrolle der Hämostase
unter Sicht stattfindet und Blutungen gleich gestoppt werden
können. Die Risiken hinsichtlich Infektion und Blutungen
sind bei einer laparoskopischen Kastration im Stehen wesent-
lich geringer. Das Pferd kann schneller wieder eingesetzt wer-
den.2 Die funktionslosen Hoden atrophieren und können von
Pferdebesitzern gut von funktionsfähigen Hoden unterschie-
den werden. Werden die Hoden nicht entfernt, behalten 3,4 %
der Hoden ihre Funktion, was in anhaltendem Hengstverhal-
ten resultiert. Der Tierarzt hat hierbei eine Aufklärungspflicht
gegenüber dem Pferdehalter.
Beim vollständigen und unvollständigen abdominalen Krypt-
orchismus ist die laparoskopische Kastration die Methode der
Wahl.7 Es bestehen hierbei die allgemeinen Risiken eines lapa-
roskopischen Eingriffs, z. B. Punktion innerer Organe wie
Milz, Zäkum und Kolon. Der Hoden ist sicher zu lokalisieren
und der Eingriff erfolgt minimalinvasiv über zwei bzw. drei
Trokarzugänge.
Tabelle 4.2: Komplikationen bei laparoskopischen Eingriffen unter Allgemeinanästhesie
KomplikationErkennung
Behandlung
Intraoperativ
Retroperitoneale Punktion mittels
Veres-Nadel
Nach Anschluss an den Insufflator positive
Druckanzeige, kein freier Abfluss von
Flüssigkeit über eine angesetzte Spritze
Korrektur der Veres-Nadel, bis freier
Flüssigkeitsabfluss möglich ist
Darmpunktion mittels Veres-Nadel Bei Aspirationskontrolle wird braungrüne
Flüssigkeit angesaugt
Instrument belassen, Konversion zur
Laparotomie, Verschluss der Darmwand-
verletzung, verlängerte Antibiotikagabe
Darmpunktion mittels Trokar Nach Einführen der Optik braungrüner
Darminhalt sichtbar
Instrument belassen, Konversion zur
Laparotomie, Verschluss der Darmwand-
verletzung, verlängerte Antibiotikagabe
Gefäßverletzung im Bereich des
Instrumentenzugangs (A. und V. epigastrica
caudalis)5
Deutliche Blutung beim Legen oder
Erweiterung des Zugangs
Wenn möglich, Verschluss der Gefäße zur
Vermeidung von Wundheilungsstörungen
Ergreifen von nicht im Blickfeld liegenden
Darmteilen bei Fixation des Hodens
Rotation der Fasszange und Kontrolle des
Inhalts
Korrektur der Fasszange, bei scharfen
Fasszangen Konversion zur Laparotomie
und Verschluss der Darmwandverletzung,
verlängerte Antibiotikagabe
Postoperativ
Postoperatives »Unbehagen« bedingt
durch Irritation des Bauchfells infolge der
Umwandlung von CO2 in Kohlensäure
Verminderte Futteraufnahme, geringg-
radige Erhöhung der Körperinnen-
temperatur
Verlängerte Gabe von nichtsteroidalen
Antiphlogistika
WundödemNicht entzündliche Schwellung im Bereich
der Portale, meist hervorgerufen durch den
Austritt von Bauchhöhlenflüssigkeit in das
subkutane Gewebe
keine
Typhlopathie (Colitis)Anorexie, Fieber, Durchfall, Hämo-
konzentration, Leukopenie
Intensivtherapie
Intraabdominale Blutung durch
unzulänglichen Verschluss der Gefäße
des Samenstrangs
Mattigkeit, leichte Kolik, Anämie, Erhöhung
der Herz- und Atemfrequenz, Abfall von
Hämatokrit und Eiweißgehalt im Blut
Laparoskopischer Gefäßverschluss am
stehenden Patienten,6 Bluttransfusion
Thorakoskopie82
3
Abb. 3.2Thorakoskopie des linken Hemithorax, dorsomedialer Blick.
(1) Aorta thoracica, (2) Pulmo, Margo dorsalis, (3) Oesophagus,
(4) Mediastinum, (5) Vertebrae thoracicae, (6) A. et V. intercostalis,
(7) Truncus sympathicus, (8) N. vagus, Ramus dorsalis,
(9) Rami oesophagei.
Abb. 3.1Thorakoskopie des linken Hemithorax, dorsokranialer Blick.
(1) Arcus aortae, (2) Pulmo, Margo dorsalis, (3) Costae, (4) Mm. inter-
costales intt., (5) Lnn. mediastinales caudales, (6) A. et V. intercostalis,
(7) M. longus colli, (8) Truncus costocervicalis.
Abb. 3.3Thorakoskopie des linken Hemithorax, dorsokaudaler Blick.
(1) Aorta thoracica, (2) Lig. Pulmonale, (3) Oesophagus, (4) Mediasti-
num, (5) Vertebrae thoracicae, (6) A. et V. intercostalis, (7) Truncus
sympathicus, (8) Hiatus aorticus, (9) Hiatus oesophageus,
(10) Diaphragma, Crus sinistrum, (11) Diaphragma, Centrum tendineum.
Abb. 3.4Thorakoskopie des linken Hemithorax, ventrokaudaler Blick.
(1) Pulmo, Margo acutus, (2) Diaphragma, Centrum tendineum,
(3) Diaphragma, Pars costalis, (4) Costae, (5) Mm. intercostales intt.,
(6) A. et V. intercostalis.
Diagnostische Thorakoskopie
3
83
Nach aseptischer Vorbereitung des Operationsfeldes erfolgt imBereich der Hautschnitte eine Infiltrationsanästhesie mit jeweils5 ml 2%igem Lidocain (Albrecht, Aulendorf, Deutschland).
Die Untersuchungen können vom 7.–14. Interkostalraum vor-genommen werden. Für eine gute Übersicht hat sich als opti-maler Zugang der 10.–12. Interkostalraum in Höhe des Hüft-höckers erwiesen. Die weiter kranial gelegenen Zugängeermöglichen eine bessere Ausleuchtung des dorsokranialenPleuraspalts. Hingegen erlauben die kaudalen Zugänge im 13.und 14. Interkostalraum, die Optik zwischen kaudalem Lun-genflügel und Zwerchfell gleiten zu lassen. Allerdings bergendie weiter kaudal gelegenen Zugänge die Gefahr einer Zwerch-fellverletzung. In dem angedachten Interkostalraum wird inHöhe des Hüfthöckers ein ca. 1 cm langer, vertikal verlaufen-der Hautschnitt gesetzt und über diesem eine Zitzenkanüle inden Brustkorb eingeführt. Durch das Einströmen der Raum-luft über die Zitzenkanüle kollabiert die ipsilaterale Lungen-seite. Danach wird über dem Hautschnitt ein Trokar und eineTrokarhülse (Sicherheitstrokar 11 mm; Dr. Fritz, Tuttlingen,Deutschland) in horizontaler Richtung unter leicht drehenderBewegung bis in den Brustraum vorgeschoben. Nach Entfer-nung des Trokars dient die Hülse der Aufnahme der Optik. ImFolgenden können weitere Trokare kontrolliert unter endo-skopischer Sicht platziert werden. Für ein systematisches Vor-gehen bietet sich die Untersuchung im Uhrzeigersinn, begin-nend im dorsokranialen Bereich des Pleuraspalts, an.
Die am stehenden Pferd vorgenommene Thorakoskopie er-möglicht eine gute Sicht auf die dorsal und lateral gelegenenStrukturen der Pleurahöhle. Im linken Pleuraspalt sind beidorsokranial gerichteter Optik (Abb. 3.1) folgende Strukturenerkennbar: Aortenbogen, dorsaler Bereich des linken Lun-genlappens und die Rippen mit der dazwischen liegendenMuskulatur. Bei einer dorsomedialen Ausrichtung der Optik(Abb. 3.2) lassen sich Aorta, Oesophagus sowie der dorsale Be-reich des linken Lungenlappens deutlich erkennen. ZwischenAorta und Oesophagus erscheint das Mediastinum mit der da-hinter liegenden belüfteten Lunge der rechten Brusthöhle.Weiterhin sind bei dieser Blickrichtung der N. vagus sowie derTruncus sympathicus aufzufinden. Das Ausrichten der Optiknach dorsokaudal (Abb. 3.3) führt zur Sicht auf das Zwerchfellmit seinem sehnigen und muskulären Anteil sowie demDurchtritt von Oesophagus und Aorta. Dem Blick nach ven-trokaudal folgend (Abb. 3.4) erscheint der auf dem Zwerchfellliegende kollabierte linke Lungenflügel. Bei einigen Pferdenkann bei ventrokranialer Ausrichtung der Optik (Abb. 3.5) eingroßer Anteil des Herzbeutels dargestellt werden. Bei derrechtsseitigen Thorakoskopie sind zusätzlich zu den auf derlinken Seite genannten Strukturen die V. azygos dextra sowieder Ductus thoracicus aufzufinden (Abb. 3.6). Zum Ende derThorakoskopie wird über den Chirurgie-Sauger, der an denInsufflationsanschluss der Trokarhülse angebracht wird, dieLuft aus der Brusthöhle entfernt und somit wieder ein Unter-druck erzeugt. Durch das Belassen der Optik ist eine direkte
Abb. 3.6Thorakoskopie des rechten Hemithorax, dorsokranialer Blick.
(1) Aorta thoracica, (2) Pulmo, Margo dorsalis, (3) Oesophagus,
(4) V. azygos dextra, (5) Ductus thoracicus, (6) A. et V. intercostalis,
(7) Truncus sympathicus, (8) N. vagus, Ramus ventralis,
(9) M. longus colli.
Abb. 3.5Thorakoskopie des linken Hemithorax, ventrokranialer Blick.
(1) Pulmo, Facies costalis, (2) Pulmo, Inc. cardiaca sin., (3) Pericardium,
(4) Costae, (5) Mm. intercostales intt.
3
81
3 ThorakoskopieMichael Röcken, Doreen Scharner
3.1 Diagnostische Thorakoskopie
Doreen Scharner
Die Thorakoskopie stellt eine minimalinvasive endoskopische
Untersuchungstechik dar, die es erlaubt, die Pleurahöhle visu-
ell zu examinieren. Sie ist sowohl für diagnostische Zwecke als
auch für minimalinvasive Eingriffe geeignet.
Mitte der 1980er Jahre wurden die ersten thorakoskopischen
Untersuchungen bei Pferden mit starren und flexiblen Endo-
skopen vorgenommen.1,2 Danach folgten Berichte über den
Einsatz der Thorakoskopie zur Diagnose ante mortem bei
tumorösen Erkrankungen.3–5 An einem umfangreichen Pa-
tientengut wurde der Einsatz der Thorakoskopie zur Diagno-
sesicherung verschiedener intrathorakaler Erkrankungen do-
kumentiert.6 Die Autoren beschrieben die Thorakoskopie als
eine im Vergleich zur Thorakotomie weniger invasive Me-
thode mit einer besseren Sicht und geringeren postoperativen
Schmerzen. Für die Entnahme von Proben erwiesen sich Biop-
siezangen, endoskopische Schlingen, endoskopische Stapler
sowie ein Gefäßversiegelungssystem als hilfreich.6–9 Als Indi-
kationen für eine diagnostische Thorakoskopie gelten im We-
sentlichen die Abklärung unklarer entzündlicher oder tumo-
röser Erkrankungen und Verletzungen der Brusthöhle sowie
unklare radiologische Befunde.
3.1.1 Equipment
Das für die thorakoskopischen Untersuchungen zu verwen-
dende Equipment entspricht dem für laparoskopische Eingriffe.
Zusätzlich sollte ein Chirurgie-Sauger zur Verfügung stehen
(Tab. 3.1). Als Standardinstrumente finden weiterhin Zitzenka-
nülen, Trokar und Trokarhülsen 5 sowie 11 mm, diverse laparo-
skopische Fass- und Biopsiezangen und Scheren Anwendung.
3.1.2 Patientenvorbereitung
Der Entzug von Futter und Wasser ist bei der Thorakoskopie
am stehenden Patienten vor dem Eingriff nicht notwendig.
Eine perioperative Applikation von Breitspektrumantibiotika
und nichtsteroidalen Antiphlogistika ist anzuraten. Bei nicht
ausreichendem Impfschutz sollte eine Tetanusprophylaxe er-
folgen. Das Scheren des gesamten zu untersuchenden Hemi-
thorax ist empfehlenswert.
3.1.3 Chirurgisches Vorgehen
Für die thorakoskopischen Untersuchungen am stehenden
Pferd ist es zweckmäßig, die Tiere in einen Zwangsstand zu
verbringen. Für die Sedation und Analgesie ist die intravenöse
Applikation von 0,08 mg/kg KG Romifidin (Sedivet®; Boeh-
ringer Ingelheim, Ingelheim, Deutschland) sowie 0,1 mg/kg
KG Levomethadon (L-Polamivet®; Intervet, Unterschleiß-
heim, Deutschland) geeignet.10 Ebenso hat sich bewährt, die
Untersuchung unter Detomidin allein oder in Kombination
mit Butorphanol vorzunehmen.6,11
Tabelle 3.1: Technisches Equipment für videoassistierte tho-
rakoskopische Eingriffe
Endoskop Starre Optik 10 mm,
30°, 57 cm
Karl Storz, Tuttlingen,
Deutschland
Endo-Kamera Tricam SL Karl Storz, Tuttlingen,
Deutschland
Lichtleitkabel Fluidkabel, 5 mm,
250 cm
Karl Storz, Tuttlingen,
Deutschland
Kaltlichtquelle Xenon 300 Karl Storz, Tuttlingen,
Deutschland
Monitor Trinitron Color Vi-
deo Bildschirmdia-
gonale 33 cm
Sony, Berlin,
Deutschland
CO2-Insufflator Eurotherm Dr. Fritz, Tuttlingen
Deutschland
Sauger Chirurgie-Sauger
securat80–GF
200/GF 210
Aesculap, Tuttlingen,
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002_Teil_2.pod 8007-04-15 11:33:38 -fk- fk
80 Die Kaufuntersuchung
9
9.3.2 Spezielle Untersuchung in und
nach der Bewegung
9.3.2.1 Schritt und Trab an der Hand
Zur objektiven Beurteilung des Bewegungsmusters von
Schritt und Trab ist eine ebene, feste Unterfläche dringend
erforderlich. Die Länge der Bahn sollte mindestens 30 Meter
betragen, damit das Pferd seinen individuellen Laufrhythmus
finden kann (Abb. 92, Abb. 93). Die Betrachtung sollte von
vorn, von der Seite und von hinten erfolgen. Beurteilt wer-
den der Takt, die Belastungsphase und die Art der Bewegung.
Die Fußung sollte plan- und gleichmäßig sein. Hahnentritt-
artige Gänge sind am besten von der Seite und beim Rück-
wärtsrichten, ataktische Bewegung von hinten, beim Anhal-
ten und beim Drehen auf der Stelle zu erkennen. Gleichzeitig
kann im Schritt an der Hand auf dem Zirkel ein eventuell
vorliegender Wendeschmerz klinisch auffällig sein und das
Pferd auf die anschließende Trabbewegung an der Hand auf
dem Zirkel auf hartem und /oder stumpfem Boden vorbe-
reitet werden. Dies ist eine der wichtigsten Untersuchun-
gen überhaupt zur Beurteilung des Bewegungsapparates und
sollte unbedingt auf beiden Händen ausgeführt werden
(Abb. 94–98). Klinisch inapparente Lahmheiten, die weder auf
der Geraden noch unter dem Sattel zu erkennen sind, letzt-
lich aber eine Leistungsbeeinflussung darstellen, können so
besser erkannt werden. Um Unfälle und Regressansprüche zu
vermeiden, ist vom Longieren auf Asphalt oder Pflaster abzu-
sehen. Als Unterlage bewährt hat sich auch Gummiboden mit
rauer Oberfläche. Die stumpfe Gummischicht bremst die
Fußung, sodass Gelenke, Hufknorpel, Bänder und insbeson-
dere deren Ansatzstellen einer besonderen Stauchungsbelas-
tung ausgesetzt werden. Nicht beschlagene Pferde laufen in
der Regel vorsichtiger als Pferde mit Beschlag. Mangelhafter
oder überfälliger Beschlag kann das Ergebnis ebenfalls gravie-
rend beeinflussen.
Abb. 93:Schritt an der Hand, Beurteilung des Ganges von vorne.
Abb. 92:Schritt an der Hand, Beurteilung des Ganges von hinten.
002_Teil_2.pod 8107-04-15 11:33:38 -fk- fk
Schritt und Trab an der Hand 81
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Abb. 98:Trab an der Hand auf dem Zirkel, rechts.
Abb. 97:Schritt an der Hand auf dem Zirkel, rechts.
Abb. 96:Trab an der Hand auf dem Zirkel, links.
Abb. 95:Schritt an der Hand auf dem Zirkel, links.
Abb. 94:Schritt an der Hand auf dem Zirkel, links.
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58 Die Kaufuntersuchung
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jugulares) kontrolliert und während des Anstauens die Ab-flussfähigkeit des Blutes bzw. ein eventuell vorhandener posi-tiver Venenpuls erfasst (Abb. 22).
Kleine Verhärtungen in der Venenwand oder eine Throm-bose der V. jugularis sind Anzeichen einer vorangegangenenintravenösen Behandlung. Schmerzhaftigkeit des Musculusbrachiocephalicus treten sekundär bei Lahmheiten des Vor-derbeines auf.
Die Halsmuskulatur sollte auf Symmetrie, gleichmäßige Kon-sistenz und Schwellungen hin untersucht werden. So könneninjektionsbedingte, tief liegende Verhärtungen und Ver-narbungen bis hin zum verdeckten Abszess entdeckt werden(Abb. 23–25). Örtliche Schweißbildung deutet auf lokale neu-rologische Störungen hin. Abnormale Kopfhaltung oder auf-fälliger steifer Hals lassen auf eine mögliche Erkrankung indiesem Bereich schließen. Die uneingeschränkte Beweglich-keit des Halses nach beiden Seiten wird durch den sogenann-
ten »Möhrentest« vollzogen (Abb. 26, Abb. 27). Die Biegsam-keit des Halses sollte horizontal soweit möglich sein, dass dasMaul die seitliche Brustwand berührt. Weichen Kopf undHals bei der seitlichen Bewegung distal Richtung Carpusaus, liegt eventuell eine Halswirbelsäulen-Verletzung vor.Halswirbelverletzungen führen sehr oft zu entsprechenderFunktionseinschränkung, die sich in Unrittigkeit, Hahnen-tritt, Shivering bis hin zu Koordinationsstörungen (Ataxie)äußern.
Der Widerrist ist auf Symmetrie, schmerzhafte Druckstellen,entzündete Schleimbeutel und gleichmäßige Behaarung zuuntersuchen (Abb. 28). Das lange Nackenrückenband ist inHöhe des Widerristes deutlich verbreitert und bildet dort diesogenannte Widerristkappe. Zwischen dieser Kappe und demDornfortsatz des 2. und 3. Brustwirbels befindet sich der Wi-derristschleimbeutel (Bursa cucullaris). Abgeheilte Frakturenzeigen regelmäßig Formveränderungen, stellen aber in denseltensten Fällen eine Funktionsbeeinträchtigung dar.
Abb. 23:Palpation der Halswirbelsäule.
Abb. 22:Palpation der Vena jugularis.
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Bewegungsapparat in Ruhe – Hals 59
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Abb. 28:Kontrolle des Widerristes auf Behaarung, Schmerzhaftigkeit oder Anzeichen einerSchleimbeutelentzündung.
Abb. 26 (links):Kontrolle der Halsbeweglichkeitnach links.
Abb. 27 (rechts):Kontrolle der Halsbeweglichkeitnach rechts.
Abb. 25:Palpation Muskulatur.
Abb. 24:Palpation von Struktur und Konsistenz der Muskulatur.
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