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Zeitschrift der Verwaltungsfachhochschule in Wiesbaden mit Abteilungen in Darmstadt, Frankfurt am Main, Gießen, Kassel, Wiesbaden Fachhochschulen im Leistungswettbewerb Das Hochschulsystem in Deutschland ist durch interne Entwicklungen und externen Druck im Bewegung geraten. Profilbildung und Wett- bewerb lauten die griffigen Schlagworte der wissenschaftspoli- tischen Diskussion. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und vor allem vielschichtig: Globalisierung der Berufs- und Arbeitswelt in der modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft, neue Informa- tions- und Kommunikationstechnologien und die fortschreitende Akademisierung aller Bereiche haben die scheinbar geordnete, staatlich geregelte deutsche Hochschullandschaft kräftig durch- einander gewirbelt und wenn nicht alles täuscht, stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung, die den Leistungswettbewerb zum zen- tralen Element der Veränderung macht. Diesem Druck wird sich auch das verwaltungsinterne Fachhoch- schulsystem auf Dauer nicht entziehen können, will es nicht ins Abseits geraten. Der Wissenschaftsrat stellt vor diesem Hintergrund mit Blick auf die verwaltungsinternen Fachhochschulen in seinen im Januar diesen Jahres verabschiedeten „Empfehlungen zur Entwick- lung der Fachhochschulen“ fest: „Obgleich in Struktur und Qualitätsniveau der verwaltungsinternen Fachhochschulen große Unterschiede feststellbar sind, verfügen diese Hochschulen als nachgeordnete Behörden oft weder über eine hochschulangemes- sene Rechtsform noch über eine fachhochschulspezifische Per- sonalstruktur. Trotz eines hohen Praxisanteils am Studium ist die Verzahnung des theoretischen Studiums mit der Praxis gering, das Fächerspektrum ist schmal, größtenteils handelt es sich um mono- fachliche Spezialhochschulen, die für den spezifischen Bedarf begrenzter Berufsbereiche des öffentlichen Dienstes ausbilden. Zugleich hat der Rückzug der öffentlichen Verwaltung aus einer Reihe nicht hoheitlicher Aufgaben zu einem bedenklichen Schrump- fungsprozess geführt. Vor diesem Hintergrund nimmt die Attraktivität der verwaltungsinternen Fachhochschulen als Ausbildungsstätten weiter ab, zusätzlich zur einseitig fachlichen Struktur hat die Größe der einzelnen Einheiten bereits unterkritische Werte erreicht.“ Im Gegensatz zu den verwaltungsinternen Fachhochschulen hält der Nachfragedruck nach Studienplätzen der externen Fachhoch- schulen weiter an. Der Wissenschaftsrat bescheinigt ihnen eine durchweg positive Entwicklung und weist ihnen eine zunehmend 30 Jahre Fachhoch- schule in Hessen Neuer Studienablauf im Fachbereich Ver- waltung Flughafenausbau – Podiumsdiskussion mit Ministerpräsident Empfehlungen des Wissenschaftsrats LVA – zwischen Sozial- arbeit und Beschwer- demanagement 1 / 02 8. Jahrgang April 2002 ISSN 1432-8518 weiter auf S. 2

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Page 1: Zeitschrift der Verwaltungsfachhochschule in Wiesbaden · von Akkreditierungs- und Evaluationsverfahren sowie einer Stär- ... Oberbürgermeister der Stadt Wiesbaden Neben unserer

Zeitschrift der Verwaltungsfachhochschule in Wiesbaden

mit Abteilungen in Darmstadt, Frankfurt am Main, Gießen, Kassel, Wiesbaden

Fachhochschulen imLeistungswettbewerbDas Hochschulsystem in Deutschland ist durch interne Entwicklungenund externen Druck im Bewegung geraten. Profilbildung und Wett-bewerb lauten die griffigen Schlagworte der wissenschaftspoli-tischen Diskussion. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und vor allemvielschichtig: Globalisierung der Berufs- und Arbeitswelt in dermodernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft, neue Informa-tions- und Kommunikationstechnologien und die fortschreitendeAkademisierung aller Bereiche haben die scheinbar geordnete,staatlich geregelte deutsche Hochschullandschaft kräftig durch-einander gewirbelt und wenn nicht alles täuscht, stehen wir erst amAnfang einer Entwicklung, die den Leistungswettbewerb zum zen-tralen Element der Veränderung macht.

Diesem Druck wird sich auch das verwaltungsinterne Fachhoch-schulsystem auf Dauer nicht entziehen können, will es nicht insAbseits geraten. Der Wissenschaftsrat stellt vor diesem Hintergrundmit Blick auf die verwaltungsinternen Fachhochschulen in seinen imJanuar diesen Jahres verabschiedeten „Empfehlungen zur Entwick-lung der Fachhochschulen“ fest: „Obgleich in Struktur undQualitätsniveau der verwaltungsinternen Fachhochschulen großeUnterschiede feststellbar sind, verfügen diese Hochschulen alsnachgeordnete Behörden oft weder über eine hochschulangemes-sene Rechtsform noch über eine fachhochschulspezifische Per-sonalstruktur. Trotz eines hohen Praxisanteils am Studium ist dieVerzahnung des theoretischen Studiums mit der Praxis gering, dasFächerspektrum ist schmal, größtenteils handelt es sich um mono-fachliche Spezialhochschulen, die für den spezifischen Bedarfbegrenzter Berufsbereiche des öffentlichen Dienstes ausbilden.Zugleich hat der Rückzug der öffentlichen Verwaltung aus einerReihe nicht hoheitlicher Aufgaben zu einem bedenklichen Schrump-fungsprozess geführt. Vor diesem Hintergrund nimmt die Attraktivitätder verwaltungsinternen Fachhochschulen als Ausbildungsstättenweiter ab, zusätzlich zur einseitig fachlichen Struktur hat die Größeder einzelnen Einheiten bereits unterkritische Werte erreicht.“

Im Gegensatz zu den verwaltungsinternen Fachhochschulen hältder Nachfragedruck nach Studienplätzen der externen Fachhoch-schulen weiter an. Der Wissenschaftsrat bescheinigt ihnen einedurchweg positive Entwicklung und weist ihnen eine zunehmend

30 Jahre Fachhoch-schule in Hessen

Neuer Studienablaufim Fachbereich Ver-waltung

Flughafenausbau –Podiumsdiskussionmit Ministerpräsident

Empfehlungen desWissenschaftsrats

LVA – zwischen Sozial-arbeit und Beschwer-demanagement

1/ 028. JahrgangApril 2002

ISSN 1432-8518 weiter auf S. 2

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wichtige Rolle im Wissenschaftssystem neben den Universitätenzu. Dabei werden im Zuge des verschärften Leistungswettbe-werbs und der Einführung gestufter Abschlüsse auf Basis derBologna-Deklaration die Karten vermutlich neu gemischt werden.Diese Entwicklung geht einher mit der systematischen Einführungvon Akkreditierungs- und Evaluationsverfahren sowie einer Stär-kung der Autonomie der Institution Hochschule durch Global-haushalte und Erprobung neuer Rechtsformen unter Beibehal-tung staatlicher Finanzierung. Nach Lage der Dinge wird es denverwaltungsinternen Fachhochschulen unter ihren derzeitigenRahmenbedingungen kaum möglich sein, in diesem Leistungs-wettbewerb mitzuhalten.

Dabei kommt es nicht darauf an, die jetzigen Strukturen radikalzu zerschlagen. Vielmehr gilt es, das bestehende System inter-ner Ausbildung schrittweise und behutsam an die Entwick-lungen des allgemeinen Hochschulsystems heranzuführenund vor allem aus seiner Isolation zu befreien. Der Staat wirdsich also entscheiden müssen, ob er wesentliche Teile seines per-sonellen Nachwuchses lieber in weisungsgebundenen Strukturenqualifiziert oder aber in Einrichtungen, die sich als Teil des allge-meinen Hochschulsystems im Wettbewerb ständig neu behaup-ten müssen. In einem solchen Leistungswettbewerb können dieStärken verwaltungsinterner Studiengänge, wie sie sich z. B. ausihrer mit der Praxis verschränkten Ausbildung ergeben, erhaltenund zugleich die übrigen Vorteile des Systems besser genutztwerden, als dies zur Zeit noch der Fall ist.

Die Anforderungen an eine moderne, kunden- und dienstlei-stungsorientierte öffentliche Verwaltung sind heute und in Zukunftso vielgestaltig, dass sie nur auf der Basis wissenschaftlicherErkenntnisse zu bewältigen sein werden. Die in diesemZusammenhang von öffentlichen Arbeitgebern gern betonte Zu-friedenheit mit dem bestehenden System interner Ausbildung istkurzsichtig und wohl auch mehr dem Erhalt der Zuständigkeitengeschuldet, als dass sie objektiven Analysen standhält. Gleich-wohl dürfen die Beharrungspotenziale und auf Machterhaltgerichteten Kräfte der Innenressorts nicht unterschätzt werden.

Das allgemeine Hochschulsystem steht derzeit am Beginntiefgreifender Strukturveränderungen. Stärkung der Anwen-dungsorientierung und des Praxisbezuges, Vertiefung der Inter-nationalisierung der Studienangebote, Nutzung der Möglich-keiten neuer Informations- und Kommunikationstechnologien,Profilbildung, Leistungsdifferenzierung, Mobilität und Durch-lässigkeit, Wettbewerb und Kooperation, Autonomie undQualitätssicherung lauten dabei – wie oben bereits angedeutet –die Stichworte. Für die verwaltungsinternen Fachhochschulenwird es darauf ankommen, sich von Beginn an in diesen Verän-derungsprozess mit ihren Stärken einzubringen. Das setzt aller-dings voraus, dass sie unter den gleichen qualitativen Rahmen-bedingungen arbeiten können wie die allgemeinen staatlichenHochschulen. Anderenfalls werden sie in diesem Leistungswett-bewerb hoffnungslos unterlegen sein. Dies wäre dann nicht nurein Problem der internen Hochschulen, sondern würde sich an-gesichts der großen Bedeutung einer leistungsfähigen und funk-tionierenden öffentlichen Verwaltung für das Wohl unsererGesellschaft außerordentlich negativ auf unser Gemeinwohl aus-wirken.

Dr. Erhard Mielenhausen, Präsident der FH Osnabrück und Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz

InhaltsverzeichnisFachhochschulen im Wettbewerb 1Dr. Erhard MielenhausenEditoral 3Hildebrand DiehlInnenminister behindern zeitgerechte Entwicklung 4Clemens KlocknerZur weiteren Entwicklung der verwaltungsinternen Fachhochschulen 6WissenschaftsratNeuer Studienablauf im FB Verwaltung 7Dr. Gabriele SchaaVerzahnung Theorie und Praxis 8Dirk Jendrusch, Monika KleinQuo vadis, VFH Schleswig-Holstein 10Karl Wagner30 Jahre Fachhochschulen in Hessen 12Günther SchefferZwischen Sozialarbeit und Beschwerdemanagement 13Dr. Eva-Marie von HarrachStand der Entwicklung zur Europäischen Polizeiakademie 14Dr. Rainer SchulteFörderverein der VFH 15Dr. Eva-Marie von HarrachFlughafenausbau und Polizei 16Hermann Groß, Peter SchmidtJunge Türken, junge Polizisten – Wir lernen uns kennen 19Dr. Hans SchneiderBerlin ist eine Reise wert 20Michael Henes, Peter SchmidtBesuch des 7. Deutschen Präventionstag in Düsseldorf 21Katja GronauDas Hessische Competence Center (HCC) – Aufgaben und Funktionen im Rahmen der NVS 23Rolf GerberInternationale Tagung in der Slowakei 24Günther PrillwitzHochschul- und Informationstage 2002 25Michael LieschGießener Universität, Fachhochschule und Verwal-tungs-Fachhochschule in sportlicher Kooperation 25Sascha MarthNeue Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung 26

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Hildebrand DiehlOberbürgermeister der Stadt Wiesbaden

Neben unserer Wirtschaft sind auch insbe-sondere Verwaltung sowie das Schul- undBildungswesen gefordert sich auf einenWettbewerb einzustellen und diesem auchgerecht zu werden.

Wir alle wissen jedoch, dass gerade imBereich der Verwaltung und des Schul-und Bildungswesens derartige Mechanis-men bzw. Instrumente, einschließlich derhierfür erforderlichen Vergleichsmöglich-keiten fehlen und erst geschaffen odersubstituiert werden müssen.

So ist es im Bereich der Verwaltungzukünftig unabdingbar notwendig, durchVergleiche mit anderen Kommunen(Benchmark-Projekte) für Transparenz zusorgen, da es unseren Bürgerinnen undBürgern auf Dauer nicht zu vermitteln seinwird, warum vergleichbare Leistungen durchKommunen mit teilweise höchst unter-schiedlichem Aufwand erbracht werden.Nachdem die Verwaltung nicht unter regu-lären Marktbedingungen arbeitet, in derRegel auch keine Konkurrenten zu ihremLeistungsangebot hat und sich zudem dieFrage der Überlebensfähigkeit im Falleeines Misserfolgs nicht stellt, fehlt hierzuhäufig die Motivation, aber auch dieGrundlage, solche Vergleiche durchzu-führen. Dazu brauchen wir entsprechendausgebildete Nachwuchskräfte in unsererVerwaltung, womit im ganz besonderenMaße die Verwaltungsfachhochschulenangesprochen sind.

Aber auch für die Hochschulen selbstwird zunehmend die Notwendigkeit ver-gleichender Bewertungen gefordert undauch angegangen. Das Schwerpunktthe-ma Ihrer Zeitschrift „Spectrum" ist sicht-barer Beleg hierfür.

Der Stifterverband für die DeutscheWirtschaft hat im vergangenen Jahr fünfFachhochschulen ausgezeichnet, diebesonders vielversprechende Reformpro-jekte durchgeführt und geplant haben. ImFazit der Jury wurde festgestellt, dass„das Idealbild einer wettbewerbsorientier-ten Fachhochschule noch nicht zu erken-nen ist“. Immerhin habe aber jeder der fünfausgezeichneten Fachhochschulen ihrespezifischen Stärken entwickelt und eineMenge vielversprechender Projekte undinteressanter Ideen, die in der SummeModellcharakter für die gesamte Fach-hochschullandschaft haben.

Insbesondere aus dem Bereich derWirtschaft und der Arbeitgeberverbändewird mit Nachdruck gefordert, Kapazitätender Fachhochschulen zu vergrößern, dasFächerspektrum zu erweitern und neueStudiengangmodelle zu entwickeln, dieden technischen und gesellschaftlichenVeränderungen Rechnung tragen. Zielmüsse es sein, die Fachhochschulen zuregionalen „Kompetenzzentren“ mit eige-nem Profil zu entwickeln.

Dabei stellt sich das Problem, dass ent-sprechende Konzepte im Falle der Verwal-tungsfachhochschulen, bei denen Zugangund berufliche Verwendung der Studieren-den im Gegensatz zu anderen Hochschul-einrichtungen im wesentlichen fixiert sind,durchaus schwieriger zu entwickeln sind.

Aber auch hier muss es über objektivvergleichbare Leistungsparameter undBewertungsverfahren gelingen, zu einerVergleichbarkeit bei den erreichten Lei-stungen und deren Nachweis zu kommen.Ohne den Vergleich mit anderen sind wiralle überzeugt, unsere Arbeit gut zu erledigen;der Nachweis, dass dies ggf. auch wirklichso ist, gelingt nur im Vergleich mit anderen.

Editorial

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Bachelor und Master Seit 1998 ermöglicht das Hoch-schulrahmengesetz die Einführunggestufter Studiengänge. Es kannentsprechend internationaler Ge-pflogenheiten nach drei oder vierJahren ein Bachelor als ersterberufsqualifizierender Abschlussund nach ein oder zwei Jahren –insgesamt nicht mehr als fünfJahren – der Master als weitererberufsqualifizierender Abschlusserworben werden. Ziel der Einfüh-rung des neuen Graduierungs-systems ist es gewesen, dieAkzeptanz deutscher Hochschul-abschlüsse im Ausland und damitdie Berufschancen deutscher Hoch-schulabsolventinnen und -ab-solventen im internationalen Raumzu verbessern und deutscheHochschulen für ausländischeStudierende attraktiver zu machen.Diese neuen Studiengänge werdensowohl als stärker theorieorientier-te wie auch als stärker anwen-dungsorientierte Studiengänge anFachhochschulen und Universitä-ten angeboten. Eine institutionelleDifferenzierung findet dabei nichtstatt.Neue Hochschulgrade und Lauf-bahnen

Vor diesem Hintergrund hat dieKultusministerkonferenz (KMK) am14.04.2000 einen Beschluss zurlaufbahnrechtlichen Zuordnungder neuen Hochschulgradegefasst. Dabei hat sie sich dafürausgesprochen, mittelfristig dieZuordnung der Hochschulab-schlüsse zu einem starren Lauf-bahnsystem aufzuheben. Da einederart gravierende Umgestaltungjedoch einige Zeit in Anspruchnehmen dürfte, sah der Beschlussals „kurzfristige Lösung“ zugleichvor, Bachelor-Abschlüsse demgehobenen Dienst und Master-Abschlüsse dem höheren Dienstzuzuordnen, unabhängig davon,

ob sie an einer Universität oderFachhochschule erworben wurden.Differenzierung Uni-Master undFH-Master

Die Innenministerkonferenzhatte ihren Arbeitskreis VI „Verwal-tungsorganisation, Aus- und Fort-bildung sowie öffentliches Dienst-recht“ mit der Klärung der Frageder Zuordnung der neuen Studien-abschlüsse zu den einzelnen Lauf-bahnen beauftragt. Auf Initiativedieses Arbeitskreises hat dann der Bund-Länder-Arbeitskreis fürBeamtenrechtsfragen eine Arbeits-gruppe „Novellierung des Be-amtenrechtsrahmengesetzes“ mitder Klärung beauftragt. Am29.05.2001 nahm der Vorsitzendedes Hochschulausschusses derKMK an einer Sitzung dieserArbeitsgruppe teil und erläuterteden vorerwähnten KMK-Beschlussvom 14.04.2000. Gleichwohl sahsich die Arbeitsgruppe nicht in derLage, sich die Auffassung derKMK zu Eigen zu machen. DerArbeitskreis VI der Innenminister-konferenz hat einen auf den25.10.2001 datierten Umlaufbe-schluss gefasst, wonach alleinMaster-Abschlüsse an Universitätendem höheren Dienst zugeordnet,die an den Fachhochschulenerreichten Master-Abschlüsse hin-gegen dem gehobenen Dienstzugeordnet werden. Die Zuord-nung der Master-Abschlüsse anFachhochschulen zum gehobenenDienst wird von der Innenminister-seite im Kern damit begründet,dass das Fachhochschulstudiumstärker anwendungsorientiert seiund weniger tiefgehende erkennt-nisorientierte Theoriekomponen-ten als das Studium an Universi-täten enthalte. Diese Aussage trifftaber gerade im Hinblick auf dasneue Graduierungssystem nichtzu, da diesbezüglich eine institu-tionelle Differenzierung nicht statt-

findet. Es kommt also in diesemZusammenhang nicht auf denHochschultyp an. Dies wird vorallem dadurch deutlich, dass derMaster-Abschluss unabhängigdavon, ob er an einer Universitätoder an einer Fachhochschuleerworben wurde, grundsätzlich zurPromotion berechtigt.Folgen einer Differenzierung

Dass die Pläne der Innenmini-sterkonferenz von den deutschenFachhochschulen einhellig abge-lehnt werden, wird niemand ver-wundern, beeinträchtigen diesedoch erheblich, falls sie realisiertwerden sollten, die Entwicklungder Fachhochschulen, beschädi-gen darüber hinaus den internatio-nalen Studienstandort Deutsch-land. Die Bestrebungen, die Fach-hochschulen in Deutschland fürausländische Studierende attrak-tiver zu gestalten, würden geradezuunterlaufen, wenn der an Fach-hochschulen erworbene Master-grad besoldungsmäßig abgestuftwürde. Die avisierten Regelungenzementieren überwunden geglaubteständische Barrieren im Hoch-schulbereich und setzen dieunheilvolle Tradition der Abwer-tung der an Fachhochschulenerworbenen akademischen Ab-schlüsse fort. Sie lassen völligaußer Acht, dass die Einführungdes neuen Graduierungssystemsmit gestuften Abschlüssen imZusammenhang steht mit ver-änderten Anforderungen an dieHochschulen, die sich insbeson-dere aus der Expansion des tertiä-ren Bereichs, den Veränderungender Berufswelt sowie der zuneh-menden internationalen Verflech-tung im Hochschulbereich erge-ben. Die Fachhochschulen könnennur dann auf eine Einführung kon-sekutiver Studiengänge hin wirken,wenn eine Benachteiligung ihrerMaster-Abschlüsse nicht zum

Innenminister behindern zeitgerechteHochschulentwicklung

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Zuge kommt. Die Fachhochschu-len bekennen sich zu gleichenMaßstäben im Wettbewerb zwi-schen den Hochschulen (Evalua-tion und Akkreditierung als Mittelzur Qualitätssicherung).FH – Hochschule zweiter Klasse?

Von Seiten der Kultusminister-konferenz (KMK) wie auch vonSeiten der Wissenschaftsorga-nisationen (Hochschulrektoren-konferenz (HRK) und Wissen-schaftsrat) wird die ablehnendeHaltung der Fachhochschulengegenüber den Plänen der Innen-ministerkonferenz nachhaltig gutgeheißen.

Gemeinsam mit den Fach-hochschulen wird auch von die-ser Seite die Forderung in denRaum gestellt, dass die Lauf-bahnvorschriften des öffent-lichen Dienstes endlich so umge-staltet werden, dass die Besol-dung/Vergütung im öffentlichenDienst nicht länger nach demformalen Status der besuchtenHochschule, sondern ausschließ-lich tätigkeits- und leistungsbe-zogen erfolgen muss.

Diese Position ist auch ange-sichts der Leistungen gerecht-fertigt, die die Fachhochschulen in der Lehre und in der anwen-dungsorientierten Forschung erbrin-gen. Sie ist wissenschaftspolitischbereits insoweit realisiert, als dieMasterstudiengänge der Fach-hochschulen unter Anwendung dergleichen Qualitätskriterien akkredi-tiert und evaluiert werden wieMasterstudiengänge der Univer-sitäten und ebenso wie diesegrundsätzlich zur Promotionberechtigen. Auch das Hochschul-rahmengesetz unterscheidet beider in § 19 vorgesehenen Erpro-bung von Bachelor- und Master-studiengängen nicht mehr zwi-schen Angeboten von Universitätenund Fachhochschulen. Auf dieseWeise wird der bildungs- undbeschäftigungspolitisch erforder-lichen Gleichwertigkeit der Hoch-schularten auch formal-rechtlichbereits Rechnung getragen. Dem-gegenüber trüge eine Hierarchisie-

rung der Hochschularten dazu bei,dass die Wettbewerbsfähigkeitdes deutschen Hochschulsystemsinsgesamt leidet. Da es für dieZukunft von Bildung und Beschäf-tigung in Deutschland wesentlichdarauf ankommen wird, dassDeutschland über eine hinreichen-de Anzahl an praxisnaher undhochqualifiziert ausgebildetenAbsolventen verfügt, sollten Fach-hochschulen durch formal-rechtli-che Statuszuschreibungen wieEinstufungsregelungen auch inter-national nicht als Hochschulenzweiter Klasse gelten.Einvernehmliche Lösung?

Das einmütige Zurückweisender Pläne der Innenministerkonfe-renz von der Wissenschaftsseiteaus hat dieselbe dazu bewogen,einstweilen eine Entscheidungüber den Beschlussvorschlag desArbeitskreises VI vom 25.10.2001zurückzustellen, um ein Gesprächauf Spitzenebene über die unter-schiedlichen Auffassungen derbeiden Fachministerkonferenzenhinsichtlich der Zuordnung der an Fachhochschulen erreichtenMaster-Abschlüsse zu ermög-lichen. In diesem Gespräch habensich mittlerweile die Präsidentinder Kultusministerkonferenz undder Vorsitzende der Innenminister-konferenz darauf verständigt, ineiner gemeinsamen Arbeitsgruppenach einvernehmlichen Lösungenzu suchen. Die Arbeitsgruppe hatam 21.02.2002 in Hannover zumersten Mal getagt. Dabei ist einVorschlag entwickelt worden, dernichts Gutes vermuten lässt, dawiederum eine verfahrensmäßigeUnterscheidung zwischen Uni-Master und FH-Master vorgenom-men wird. Während die an Universi-täten erreichten Master-Abschlüssegrundsätzlich dem höheren Dienstzugeordnet werden, erfüllen die an Fachhochschulen erworbenenMaster-Abschlüsse nach Auffas-sung der Arbeitsgruppe die Bil-dungsvoraussetzungen für denhöheren Dienst, wenn sie unter Be-rücksichtigung des vorhergegan-genen Studienabschlusses einem

an einer Universität oder gleich-gestellten Hochschule erworbenenDiplom-Magister- oder Master-Abschluss von Inhalt, Studienum-fang und Prüfungsanforderungengleichwertig sind. Die Gleichwer-tigkeit soll durch die Akkreditierungfestgestellt werden. Die hierfürdurch die Akkreditierung zu erfül-lenden Voraussetzungen sind ineiner gemeinsamen Arbeitsgrupppeder Innenministerkonferenz und derKultusministerkonferenz festzule-gen. Bis zum Frühsommer (Juni2002) will man wohl zu einem end-gültigen Ergebnis gelangen.

Es ist zu hoffen, dass die Ver-nunft im Sinne einer zeitgerechtenHochschulentwicklung den Aus-schlag gibt.

Clemens KlocknerPräsident FH Wiesbaden

Mitglied des Wissenschaftsrats

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Der Wissenschaftsrat hat sichAnfang 2002 erneut mit den ver-waltungsinternen Fachhochschu-len befasst und folgende Empfeh-lungen beschlossen:

Der Wissenschaftsrat hat imJahr 1996 Empfehlungen zurWeiterentwicklung der verwal-tungsinternen Fachhochschulengegeben und dabei besonderenWert auf die Überführung der Aus-bildungsangebote in das allgemei-ne Hochschulsystem unter nach-haltiger Anhebung des Qualitäts-niveaus gelegt. Er begrüßt deshalbnachdrücklich, dass dieser Wegbereits in mehreren Bundeslän-dern erfolgreich beschritten wirdund dass in einigen weiterenBundesländern eine ähnliche Re-form ins Auge gefasst ist. Auch dievon den verwaltungsinternen Fach-hochschulen selbst zur Verbesse-rung der Ausbildungsqualität inAngriff genommenen Reformen –etwa die Einführung einer Diplom-arbeit – sind nach Einschätzungdes Wissenschaftsrates positiv zubewerten.

Gleichwohl ist vor dem Hinter-grund der 10 Thesen zur Hoch-schulpolitik und der Empfehlungenzu den verwaltungsinternen Fach-hochschulen aus dem Jahr 1996das Gesamtbild der Entwicklungenttäuschend...

Angesichts dieser Entwicklungsieht der Wissenschaftsrat Anlass,seine Empfehlungen des Jahres1996 nachdrücklich zu bekräfti-gen. Er bittet deshalb die Bundes-länder und die zuständigen Res-sorts des Bundes, die Überführungder verwaltungsinternen Studien-gänge in den allgemeinen Fach-hochschulsektor umgehend inAngriff zu nehmen und zu einerhochschulangemessenen Ausstat-tung beizutragen. Eine solcheReform könnte nicht nur dazugenutzt werden, den Wegfall der

Beschäftigungsgarantie abzu-federn sowie unterkritische Grö-ßen zu bündeln und auf dieseWeise Ressourcen zu schonen,sondern würde auch der veränder-ten Qualifizierungsverantwortungder Fachressorts eher gerecht. DerWissenschaftsrat ist der Auffas-sung, dass die neuen Anforderun-gen an eine kunden- und dienstlei-stungsorientierte Verwaltung dasQualitätsniveau einer Hochschul-ausbildung erfordern.

Inhaltliche Anknüpfungspunktesind in den allgemeinen Fachhoch-schulen in hinreichender Zahl vor-handen. Dies gilt nicht nur für denrechts- und verwaltungswissen-schaftlichen Bereich, sondern bei-spielsweise auch für die vielseiti-gen gesellschaftlichen und techni-schen Anforderungen, mit denender gehobene Polizeidienst ver-stärkt konfrontiert wird und denendie Ausbildung in einem wissen-schaftsbasierten Studium in beson-derem Maße gerecht werden kann.In den allgemeinen Fachhoch-schulen ließen sich Anschlüssehierfür sowohl im Sozialwesen(Polizeiliche Handlungslehre) wieauch in Teilbereichen der Inge-nieurwissenschaften (Polizeitech-nik) finden. Insgesamt sollte dabeidie Einbindung in größere fachli-che und institutionelle Zusammen-hänge bestehender allgemeinerFachhochschulen gesucht werden,um einerseits dem Erfordernis derRessourcenbündelung Rechnungzu tragen, andererseits die erneuteBildung monofachlicher Spezial-hochschulen zu vermeiden.

Vor diesem Hintergrund sprichtsich der Wissenschaftsrat dafüraus, die Studiengänge der verwal-tungsinternen Fachhochschulenschrittweise in die allgemeinenFachhochschulen und die Träger-schaft der Wissenschaftsministe-rien zu überführen. Der Einfluss der

Fachressorts auf die Curriculum-gestaltung kann – soweit erforder-lich – durch Einräumung vonMitsprachemöglichkeiten sicher-gestellt werden. Die überführtenStudiengänge sollten möglichstvon vornherein konsekutiv unddurchgängig modularisiert konzi-piert werden und die AbschlüsseBakkalaureus/Bachelor und Magis-ter/Master mit der Berechtigungzum Eintritt in den öffentlichenDienst verknüpfen. Dass auf dieseWeise auch die Instrumente derAkkreditierung und der Evaluationanwendbar werden, wird nachÜberzeugung des Wissenschafts-rates die Qualität der Beamtenaus-bildung auch langfristig in höheremMaße und in engerer Verbindungmit dem Fortschritt der einschlägi-gen Wissenschaften sichern, alsdies bisher möglich ist. Zugleichwürde die Offenheit der Fachhoch-schulstudiengänge für Bewerbe-rinnen und Bewerber mit Berufser-fahrung auch Möglichkeiten derAufstiegsweiterbildung für Beamtedes mittleren Dienstes eröffnen.Als Stärke der bisherigen ver-waltungsinternen Studiengängesollte die enge Praxisorientierungdurch hohe Praxisanteile beibehal-ten werden, insbesondere durchdie Einrichtung dualer Studien-gänge. Allerdings ist auch hier eineenge Verzahnung zwischen theo-retischen und praktischen Stu-dienanteilen an den verschiedenenLernorten erforderlich.Die Rektorenkonferenz der Fach-hochschulen für den öffentlichenDienst befasst sich gegenwärtigmit den vorstehenden Empfehlun-gen; sie wird demnächst dazu eineStellungnahme beschließen. Spec-trum wird in der nächsten Ausgabedarüber berichten.

Zur weiteren Entwicklung derverwaltungsinternen Fachhochschulen

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Eine kontinuierlich moderne und bedarfs-gerechte Ausbildung erfordert, Inhalte,Struktur und Organisation der Studiengängeregelmäßig zu überdenken. Das Ergebnisvon eineinhalb Jahren Zusammenarbeitder Ausbildungsbehörden, Studierendenund Fachhochschule liegt jetzt dem Mini-sterium zur weiteren Abstimmung vor: eineneue Ausbildungs- und Prüfungsordnungfür Anwärterinnen und Anwärter im geho-benen Dienst. Die wesentlichen Charakte-ristika des neuen Studienablaufs: ■ Dreijähriges Studium mit fachtheo-retische Studienzeiten von 22 Monatenund fachpraktischen Studienzeiten von 14 Monaten

■ Gliederung des Studiums in Trimester■ Verbesserte Verzahnung von Studiumund Praktika: auf kurze, intensive Phasendes Studiums folgen intensive, kompaktePhasen berufspraktischer Tätigkeit – ins-gesamt 3 Praktika von jeweils 4 Monatenund ein Praktikum von 8 Wochen;■ Basis-Studium (81 %) und ergänzendebzw. vertiefende Veranstaltungen (19 %),die eine institutionalisierte Verzahnung mitder Praxis ermöglichen;■ Studienangebot: 50 % rechtswissen-schaftlich, 30 % ökonomisch, 20 % sozial-wissenschaftlich;■ Einführung einer praxisorientiertenDiplomarbeit.

Einführung der DiplomarbeitDie Studierenden werden künftig eineDiplomarbeit vorlegen, in der sie zeigenkönnen, dass und wie sie mit den erlerntenFach- und Methodenkompetenzen Pro-bleme der Praxis lösen. Die Diplomarbeitist im Wesentlichen studienbegleitend zuerstellen, d. h. neben Lehrveranstaltungenund einem Praktikum von 8 Wochen. DasStudium wird von den Ausbildungsbehör-den (Kommunen) finanziert und die Stu-dierenden an der Verwaltungsfachhoch-schule erhalten Anwärterbezüge – deshalbwar Vorgabe, dass mit der Einführung derDiplomarbeit keine Verlängerung des Stu-diums und keine Kürzung der Praktika-zeiten einhergeht. Die Fachhochschulewird dieses Modell 5 Jahre erproben.

Die Diplomarbeiten werden von haupt-amtlich Lehrenden betreut. Für Diplom-arbeitsthemen sind grundsätzlich Aus-bildungsbehörden vorschlagsberechtigt;dadurch wird die Praxisrelevanz des The-mas sichergestellt. Zudem sollen dieZweitgutachterinnen und Zweitgutachtermöglichst auch aus der Praxis kommen.Die Bearbeitungszeit der Diplomarbeit

beträgt drei Monate. Sie beginnt nach derschriftlichen Laufbahnprüfung. Beginn undEnde der Diplomarbeit (9. Trimester) liegtin der fachtheoretischen Studienzeit, hierfindet die Betreuung durch hauptamtlichLehrende statt und die Ressourcen derFachhochschule können genutzt werden(Bibliothek, Informationstechnik). Ein Prak-tikum von 8 Wochen liegt in der Mitte desAbschlusstrimesters. Optimal ist, wenndieses Praktikum im Bereich des zukünfti-gen Arbeitsplatzes liegt und das Themader Diplomarbeit aus diesem Bereichstammt. Ob – im Vorgriff auf die neue APOgD – dasStudium ab 01.10.2002 mit dem neuenVerlauf beginnen kann, entscheidet sich inden nächsten Monaten, spätestens mitder Kuratoriumssitzung im Juni 2002. Gre-mien, Arbeitsgruppen, Fachkonferenzen,die Abteilungen und Ausbildungsbehör-den arbeiten mit Hochdruck an der Fertig-stellung der Studienordnung und des Stu-dienplanes sowie an der Organisation desneuen Ablaufs.

Dr. Gabriele SchaaLeiterin des Fachbereichs Verwaltung

Neuer Studienablauf im FB Verwaltung –praxisnah, flexibel, modern

Überprüfbare Ergebnisse des Studiums sind■ Laufbahnprüfung/Diplom als Nachweis der Kenntnisse und Befähigungen zu

vielseitiger Verwendungsfähigkeit in der Verwaltungspraxis■ Zwischenprüfung als Nachweis von Studierfähigkeit und prinzipieller Praxiseignung■ selbständige Mitwirkung an einem Projekt als Nachweis von Teamfähigkeit■ Diplomarbeit als Nachweis individueller Problemlösungsfähigkeit

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Ein einheitlicher Ausbildungsrahmenplanist eine der Grundvoraussetzungen fürumfassend ausgebildetes und späterüberall einsetzbares Personal. Aber wasbei staatlichen Ausbildungsberufen längsteine Selbstverständlichkeit ist, muss beider Ausbildung für den gehobenen Diensterst noch grundlegend erarbeitet werden.Die Behörden sind daran durchaus inte-ressiert, wie wir bei der Vorstellung desSeminars „Optimierung Praktikum“ imApril 2001 feststellen konnten. DiesesSeminar war durch vorangegangeneTreffen der VFH und der Ausbildungs-behörden entstanden. Hier hatte sich her-auskristallisiert, dass es sinnvoll wäre, fürden praktischen Studienteil allgemeineEmpfehlungen zu erarbeiten. Damit sollauch der unterschiedliche Einsatz der Auf-stiegsbeamtinnen und -beamten undAnwärtern beseitigt werden.

Bei der Präsentation dieses Seminarstrat ein interessanter Aspekt zu Tage:„Weg von den starren Ämtervorgaben – hinzu flexiblen Ausbildungsbausteinen“. Unterdiesem Blickwinkel entwickelten wir – da-mals noch nach dem bisherigen Studien-ablauf – einen vorrangig tätigkeitsbezogenenAusbildungsrahmenplan, der den Behör-den bei dem Einsatz der Praktikanten vielFreiraum lässt. Dabei orientierten wir unsan der Ausbildungs- und Prüfungsord-nung für den gehobenen Dienst, der fol-gende 6 Ausbildungsbereiche vorschreibt:1. Allgemeine Verwaltung2. Personal3. Haushalt und Finanzen4. Soziale Sicherung5. Ordnungs- oder Bauwesen6. Zur freien Verfügung

Den 6. Bereich benannten wir „fach-übergreifender Bereich“. Dieser enthältTätigkeiten, die in mehreren Abteilungendem Praktikanten näher gebracht werdenkönnen. So kann z. B. die Erstellung einesVerwaltungsaktes im Sozial-, Ordnungs-oder Bauwesen praktisch vermittelt werden.

Ebenfalls ist der umgekehrte Fall – dermehrfache Einsatz in einer Abteilung –möglich, ohne neu zu vermittelnde Kennt-nisse und Fertigkeiten vernachlässigen zu

müssen. Dies ist gerade dann besonderssinnvoll, wenn der Praktikant in eben die-ser Abteilung nach seiner Ausbildung ein-gesetzt werden soll. So kann gleichzeitigeine Schwerpunktbildung und eine Ver-mittlung der anderen ausbildungsrelevan-ten Tätigkeiten erfolgen.

Die in der Praxis zu vermittelndenKenntnisse und Fertigkeiten sollten mit dertheoretischen Vermittlung des Lernstoffesan der VFH verzahnt sein. Bei dem altenStudienmodell mit jeweils zwei Praktika-abschnitten musste im Grundpraktikumdie Nachbereitung des Grundstudiumssowie die Vorbereitung zum Hauptstudium Imit integrierter Zwischenprüfung erfolgen.Das Hauptpraktikum stellte eine Nachbe-reitung des Hauptstudiums I sowie eineVorbereitung des Hauptstudiums II und derLaufbahnprüfung dar. Wir haben diesesKonzept den Ausbildungsbehörden beieiner Veranstaltung am 07.11.2001 in derVFH in Gießen vorgestellt.

Mit dem neuen Studienablauf inTrimestern hat sich dieses Konzept nichtgrundlegend geändert. Wir haben lediglichden zu vermittelnden Lehrstoff in die nunmehreren Praktikumabschnitte entspre-chend verschoben. So soll auch hierwieder eine praktische Vermittlung desStoffes anhand der vorangehenden undfolgenden Studienabschnitte erfolgen.Das Prinzip „Nach- und Vorbereitung“ derjeweiligen theoretischen Phasen bleibtbestehen. Es kommt daher zu einigen Ver-änderungen der Stoffinhalte. Um nur einBeispiel zu nennen: Konnte bisher derBereich „Soziale Sicherung“ mit der „Hilfezum Lebensunterhalt“ bereits im Grund-praktikum im Ausbildungsplan vorgesehenwerden, so verschiebt sich dieser Bereichnun in das Praktikum 2, da dieses Themain der Theorie erst im Grundstudiums 3vermittelt wird.

Was die Umsetzung eines flexiblenPlanes angeht, erfordert es natürlich eineerhöhte Koordination seitens der Verwal-tung und besonders der Ausbilderinnenund Ausbilder. Wir können hier lediglicheinen Leitfaden vorgeben, der die auf dasCurriculum abgestimmten Lehrinhalte ent-

Verzahnung Theorie und PraxisDer Ausbildungsplan 2002

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hält und einen entsprechenden Zeitrah-men vorgibt. Wie und wo die Behördediese Ausbildungsbausteine vermittelnkann, muss sie selbst abstimmen. Hierbeispielen verschiedene Faktoren eine Rolle,z. B. Größe der Behörde, freie Arbeits-platzkapazitäten, die Anzahl der Auszubil-denden, die jeweilige Jahreszeit (z. B.Haushaltsplanaufstellung) und auch –ganz wichtig – der spätere Einsatzbereichder Praktikanten.

Im neuen Studienverlauf wird ein 4.Praktikum in der Endphase des Studiumseingeführt, was dazu dienen soll, denzukünftigen Arbeitsbereich kennen zulernen. Begleitend zu diesem Praktikumsollen die Studierenden auch für denempirischen Teil der Diplomarbeit Arbeitendurchführen können: z. B. Befragung,Aktenstudium, Datensammlung.

Hier zeigt sich, dass die Behördegefragt ist, eine frühzeitige Personal-planung im Rahmen eines Personalent-wicklungskonzeptes zu betreiben. ImHinblick auf die Diplomarbeit, derenThema aus der Praxis – im Idealfall einThema aus dem zukünftigen Arbeitsbe-reich – kommen soll, ist es wichtig, denAuszubildenden so früh wie möglich indie zukünftige Personalplanung zu inte-grieren.

Im Interesse aller Beteiligten – derStudierenden, der Ausbildungsbehördenund der VFH – sollten während der Aus-bildung die wichtigen Schlüsselqualifika-tionen (Wissen, Fähigkeiten, Werte) ver-mittelt werden, die die Anwärterin oderden Anwärter und die Aufstiegsbeamtinoder den Aufstiegsbeamten flexibel ein-setzbar macht. Die Praktikantinnen undPraktikanten von heute sind die Führungs-kräfte von morgen. Als solche sollte dieBehörde darauf bedacht sein, ihnen dieoptimalen Voraussetzungen für die vorihnen liegenden Aufgaben zur Verfügungzu stellen.

Dirk Jendrusch, Universitätsstadt GießenMonika Klein, Gemeinde Weinbach

G = GrundstudiumP = PraxissemesterHS = HauptstudiumLBP = Laufbahnprüfung

9SPECTRUM

Heft 1/02

Diplom

Haupt-studium

Grund-studium

9. Trimester Diplomarbeit + LBP mündlichHS 3 / P 4 Praxis + Theorie

8. Trimester LBP schriftlichHS 2 Theorie

7. Trimester PraxisP 3

6. Trimester TheorieHS 1

5. Trimester PraxisP 2

4. Trimester ZwischenprüfungG 3 Theorie

3. Trimester PraxisP 1

2. Trimester TheorieG 2

1. Trimester TheorieG 1

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10 SPECTRUM

Heft 1/02

Ein Bericht aus der„Reformwerkstatt” derVerwaltungsfachhoch-schule Schleswig-Hol-steinAls im Juni 1994 der Wissen-schaftsrat mit der Evaluation der VerwaltungsfachhochschuleSchleswig-Holstein begonnen hatte,waren auch wir als nördlichsteFHöV ins Zentrum einer bundes-weiten Diskussion gerückt. ZurErinnerung: Die Empfehlungen desWissenschaftsrates von 1996 zurWeiterentwicklung der Fachhoch-schulen für den öffentlichen Dienstberuhten wesentlich auf einer Begut-achtung der FHöV in Niedersachsen,Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und des FachbereichesArbeitsverwaltung der FH Bund.Die Entwicklung der FHöV seit1996

Diese Empfehlungen haben dieEntwicklung der Fachhochschulenfür den öffentlichen Dienst entschei-dend beeinflusst und bestimmt,ungeachtet der Tatsache, dass derWissenschaftsrat in seiner kürzlichveröffentlichten Stellungnahmeden gegenwärtigen Stand derReformen als aus seiner Sicht ent-täuschend bezeichnet und erneutdie schrittweise Überführung derFHöV in das allgemeine Hoch-schulwesen empfohlen hat.

In den knapp sechs Jahren seitVeröffentlichung der Empfehlun-gen von 1996 sind vielfältigeReformbemühungen zur qualitati-ven und strukturellen Weiterent-wicklung der Ausbildung für denöffentlichen Dienst festzustellen.Insgesamt ist seit dieser Zeit eineDifferenzierung sowohl der Ange-bote als auch der beteiligten Fach-hochschulen festzustellen. Nebenden klassischen verwaltungsinter-nen Studiengängen sind externali-

sierte Studiengänge getreten. DieFachhochschulen, die Studien-gänge für den öffentlichen Dienstanbieten, unterscheiden sich imHinblick auf Rechtsform, Personal-struktur, Zuordnung zu Fach- oderWissenschaftsressorts, curriculareÖffnungen sowie Einbindung innationale und internationale Netz-werke. Dieser bundesweite Wett-bewerb der Modelle – auch inter-ner und externer Natur – trägt dazubei, die Entwicklung voranzubrin-gen.Innere Reformen an der VFH Schleswig-Holstein

Mit unseren Fachbereichen All-gemeine Verwaltung, Polizei, Steu-erverwaltung und Rentenversiche-rung haben wir auch den Weg derReform beschritten und bereits1996 ein umfangreiches und nach-haltiges Entwicklungskonzept erar-beitet und fortgeschrieben.

Wichtige Schritte dieserReform sind etwa die Einrichtungdes bundesweit einmaligen Kon-taktstudiums Sicherheitsmana-gement, die Kooperation mit derFachhochschule Kiel und mitinternationalen Hochschulen, dieEinführung fächer- und fachbe-reichsübergreifender Lehrveran-staltungen, die verstärkte Über-nahme anwendungsbezogenerForschungs- und Beratungsprojek-te, der Aufbau eigener Publika-tionsreihen, die Durchführung vonwissenschaftlichen Kongressenund Veranstaltungen, der Einstiegin Projekte des „e-learning“, dieImplementierung eines Qualitäts-sicherungssystems und ein ver-stärktes Engagement im Bereichder Verwaltungsreform.

Beispielhaft sei erwähnt, dassdie VFH Schleswig-Holstein in1998 ein umfassendes Evalua-tionskonzept für die Sicherung derQualität der Lehre entwickelt hat;im Benchmarking-Club der Fach-

hochschulen für den öffentlichenDienst erörtern wir gemeinsam mitden übrigen MitgliedshochschulenProbleme und praktische Erfah-rungen bei der Implementierungvon Evaluationsverfahren. Dererste Bericht zur Qualität der Lehrean der VFH Schleswig-Holsteinliegt vor; in ihm finden sich diezentral ausgewerteten Ergebnissevon studentischen Lehrveran-staltungsbefragungen, die flächen-deckend in allen vier Fachberei-chen durchgeführt wurden.

Im Bereich der Verwaltungsre-form erarbeitet unser Institut fürFortbildung und Verwaltungsmo-dernisierung z. Zt. eine umfassen-de Dokumentation des Prozessesder Verwaltungsreform in Schles-wig-Holstein. Dieses Forschungs-projekt wird aus kommunalen Pro-jektfördermitteln finanziert. DieErgebnisse werden unter Einbezie-hung nationaler und internationalerErkenntnisse den Akteuren desModernisierungsprozesses in vir-tuellen Handbüchern zur Verfügunggestellt, um den Wissens- undErfahrungstransfer zu beschleuni-gen und die Bildung von Experten-pools zu ermöglichen. Danebenbetreut das Institut die landeswei-ten Modernisierungsnetzwerke,leistet wissenschaftliche Beratungund Begleitung bei konkretenModernisierungsvorhaben und hatsich als Anbieter mit einem umfas-senden Fortbildungsangebot fürdie Verwaltung Schleswig-Hol-steins nachhaltig etabliert.Die Strukturreform an der VFH Schleswig-Holstein

Innere Reformen zur qualitati-ven Weiterentwicklung müssenallerdings mit Veränderungen deräußeren Strukturen einhergehen,sollen die Reformbemühungennicht ständig an strukturbedingteGrenzen stoßen. Dem Wissen-schaftsrat ist insoweit zuzustim-

Quo vadis, VFH Schleswig-Holstein?

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men, dass eine hochschuladäqua-te Rechtsform, mehr Autonomieund innere Gestaltungsfreiheitsowie die Entwicklung einerhochschuladäquaten Personal-struktur unabdingbare Vorausset-zungen für eine erfolgreicheWeiterentwicklung der Fachhoch-schulen für den öffentlichen Dienstsind.

Um die strukturelle Reform der VerwaltungsfachhochschuleSchleswig-Holstein zu begleitenund zu befördern, hatten ihre Trä-ger – Land und Kommunen – mitBeginn des Jahres 2000 einen wis-senschaftlichen Beirat berufen,dem u.a. Prof. Dr. Erhard Mielen-hausen als ausgewiesener Experteim Hochschulbereich angehörte.

Der Wissenschaftliche Beirathat seinen AbschlussberichtAnfang 2001 vorgelegt. Seit Endedes Jahres 2001 liegt jetzt einerster Referentenentwurf einesStrukturreformgesetzes vor. Anwendung des Hochschul-rechtesDer Wissenschaftliche Beirat hatdie grundlegende Empfehlung aus-gesprochen, die Regelungen desLandeshochschulgesetzes mög-lichst weitgehend auf die VFHSchleswig-Holstein anzuwenden;er hat dabei nicht ausgeschlossen,dass insbesondere die Größe derVFH und ihre besondere Aufga-benstellung Abweichungen erfor-derlich machen könnten. Diesergrundsätzlichen Zielrichtung istder Referentenentwurf gefolgt undbereitet damit den Weg zu einerhochschuladäquaten Rechtsformund Personalstruktur.Extern oder intern?

Ob eine Überführung der VFHSchleswig-Holstein in das allge-meine Hochschulwesen oder eineBeibehaltung des bisherigen Statusals verwaltungsinterne Fachhoch-schule sinnvoll sei, hat der Beiratoffengelassen.

Aus unserer Sicht würde dieExternalisierung und Ausgliederungeines einzelnen Fachbereiches odereinzelner Fachbereiche unweiger-lich zu einem Zerfall der VFH füh-

ren, da dann eine unterkritischeGröße erreicht wäre. VergleichbareBeispiele anderer Bundesländerwie Sachsen-Anhalt bzw. Branden-burg haben gezeigt, dass bei einerderartigen Entwicklung Sonderwe-ge der verbleibenden Bereiche,insbesondere die Errichtung vonPolizeifachhochschulen, geradezuzwangsläufig sind.

Gerade aber einer Entwicklung,das Polizeistudium aus gemeinsa-men Einrichtungen herauszulösenund isoliert zu betreiben, hat derWissenschaftliche Beirat eine ein-deutige Absage erteilt. Da eineExternalisierung der Polizeiausbil-dung als theoretisches Modellzwar denkbar ist, faktisch aber inkeinem Bundesland ernsthaft reali-siert werden dürfte, kann die VFHSchleswig-Holstein sinnvollerweisenur unter Beibehaltung ihrergegenwärtigen Fachbereiche alsverwaltungsinterne Fachhoch-schule weiterentwickelt werden.Mehr Autonomie und gemein-same VerantwortungAls richtungweisend muss dieAussage des WissenschaftlichenBeirates bezeichnet werden, dasseine größere Autonomie für die VFHund eine Aufgabe der noch beste-henden Detailsteuerung durch dieDienstherren für notwendig erach-tet wird. Bei einer Angleichung derinneren Struktur der VFH an dieder allgemeinen Fachhochschulenist die Übernahme von hochschu-ladäquaten Steuerungsinstrumen-ten wie Zielvereinbarungen ausunserer Sicht nur konsequent.

Auch der Betonung einergemeinsamen Verantwortung vonVFH und beteiligten Dienstherrenfür das Studium, also sowohl fürfachtheoretische als auchberufspraktische Studienzeiten,können wir nur zustimmen. Entwicklung der VFH zur Hoch-schule für Verwaltung undDienstleistungen

Schließlich ist aus unserer Sichtbesonders die Empfehlung zubegrüßen, die VFH durch eineErweiterung ihrer Aufgabenfelder,durch neue verwaltungsnahe Stu-

diengänge und die weitere Öff-nung für externe Studierende zueiner Hochschule für Verwaltungund Dienstleistungen auszubauen.Wir sind uns bewusst, dass unsereZukunftschancen gerade in der-artigen Entwicklungsperspektivenliegen.

Der wissenschaftliche Beirat hatmit seinen Empfehlungen denBoden bereitet für eine zukunfts-orientierte Entwicklung der VFHSchleswig-Holstein. Wir hoffen,dass sich diese wegweisenden Ziel-stellungen im weiteren Gesetzge-bungsverfahren abschließend innachhaltige Strukturveränderungenumsetzen lassen, um der langan-dauernden Prozess der Strukturre-form endlich zu einem Abschlusszu bringen und die Zukunftsfähig-keit unserer Hochschule zusichern.

Karl WagnerDirektor VFH Schleswig-Holstein

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12 SPECTRUM

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Zum Jubiläum der Fachhochschu-len kamen zu einem Kolloquium„Hochschulen im Wettbewerb“Vertreter aus Politik und Hoch-schulen am 14. Januar 2002 in derFachhochschule Frankfurt amMain zusammen.

Für WissenschaftsministerinWagner ist die Gründung derFachhochschulen vor 30 Jahrendie „erfolgreichste hochschulpoliti-sche Reform-Initiative in derBundesrepublik“. Der damaligeKultusminister von Friedeburg hat1970 das Vorhaben zur Errichtungder Fachhochschulen im Landtagbegründet – seine Ausführungenseien auch heute noch gültig. „Wirkönnen mit Freude und Genugtu-ung auf diese Zeit zurückblicken“sagt Ministerin Wagner in ihrerRede beim Kolloquium. Aber FrauWagner erwähnt nicht nur dasPositive. Das Ziel, die Zahl der Stu-dienanfänger, die sich für ein Stu-dium an einer Fachhochschuleentscheiden, auf 40 % anzuheben,sei bisher nicht erreicht worden. InHessen seien es heute etwas mehrals 30 %. Die grundlegende Bewer-tung „Fachhochschulen sind imWettbewerb des tertiären Bereichsnicht gleichartige, aber gleichwer-tige Hochschulen“ müsse mitLeben erfüllt werden. Dabei werdesie die Fachhochschulen unter-stützen. Dafür sind für sie u. a. fol-gende Kriterien von wesentlicherBedeutung:■ Das Profil der Fachhochschu-len soll so weitergeführt werden(Praxissemester in allen Studien-gängen);■ Wettbewerb mit anderen Hoch-schulen auch in weiteren Fächern(z. B. Rechtswissenschaft, Medi-zin, Lehrbereich);■ Unterstützung des Technolo-gie-Transfers;■ Gleichwertigkeit der Studienab-schlüsse (insbesondere keine

Abwertung von Master undBachelor an Fachhochschulen);■ Gleichwertigkeit auch bei derneuen Professorenbesoldung (W 3– Stellen in gleicher Weise auch anFachhochschulen);■ Gleichwertigkeit im differenzier-ten Hochschulsystem (Durchläs-sigkeit der Studiengänge);■ Verbesserung der Finanzaus-stattung (die Zuschüsse für dieFachhochschulen werden um 60Millionen DM auf 300 Millionen DMerhöht);■ Der Hochschulpakt, den dasLand und die Hochschulengemeinsam vereinbaren, legt Zielefest und gibt Planungssicherheitfür mehrere Jahre.

Prof. Dr. Roland Schopf, Präsi-dent der FH Fulda und Vorsitzenderder Konferenz Hessischer Fach-hochschulpräsidenten, begrüßtden Wettbewerb zwischen denHochschulen, „aber er muss unterfairen Bedingungen stattfinden“. Eskönne nicht sein, dass Absolventeneines Masterstudienganges aneiner Fachhochschule damit dieQualifikation für den gehobenenDienst erhalten; dagegen die Absol-venten eines entsprechenden Stu-dienganges an einer Universität fürden höheren Dienst qualifiziertsind. „Eine nationale Diskriminie-rung internationaler Abschlüssedarf es nicht geben“, meint Schopf.Die Wissenschaftsministerin pflich-tet ihm bei: „Eine Abwertung derBachelor- und Masterstudiengängean Fachhochschulen ist nicht hin-zunehmen“. Eine unterschiedlicheBewertung der Masterabschlüssedurch den öffentlichen Dienst hätteeine Signalwirkung für den gesam-ten übrigen Bereich.

Prof. Dr. Dietmar von Hoynin-gen-Huene, Rektor der Fachhoch-schule Mannheim, Vorsitzenderder Rektorenkonferenz der Fach-hochschulen in Baden-Württem-

berg, sieht den Wettbewerb alsaktuelle Herausforderung für dieFachhochschulen. Die Ausbildungan den Fachhochschulen müssesich den Verhältnissen auf demMarkt anpassen. Es gebe nämlichimmer weniger klassische Berufs-bilder. Darauf müssen die Fach-hochschulen reagieren (Fächerer-weiterung, Modularisierung derCurricula, Aufbaustudien, Vorbe-reitung auf Selbständigkeit). Weiterzu berücksichtigen seien die Glo-balisierung der Wirtschaft und dieInternationalisierung der Arbeits-märkte. Das Forschungspozentialan Fachhochschulen müsse stär-ker ausgeschöpft werden. DieMöglichkeiten digitale Lernmateri-alien zu nutzen, seien zu erweitern,eine personell und technischleistungsfähige Infrastruktur sei zuschaffen. Als Instrumentarium zurFörderung der Reformprozesse imHochschulbereich nennt er ■ eine unternehmerisch struktu-rierte Führung, ■ nationale und internationaleWettbewerbsfähigkeit, ■ Schaffung von Anreizen durchleistungsorientierte Verteilung derHaushaltsmittel, ■ Einführung neuer Qualitätssi-cherungssysteme (z. B. Akkreditie-rung).

Es sei für die Fachhochschulennicht neu, sich im Wettbewerb zupositionieren, denn auch schonbisher mussten sie sich behauptenim Hinblick auf die übrigen Hoch-schulen, die Berufsakademien unddie privaten Hochschulen. Grund-voraussetzung sei aber die Chan-cengleichheit. Insoweit zeigt sichvon Hoyningen-Huene zuversicht-lich: „Nicht die Großen fressendie Kleinen, sondern die Schnel-len die Langsamen“.

Günther SchefferKanzler der VFH

30 Jahre Fachhochschulen in Hessen

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13SPECTRUM

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„Warum bekomme ich so wenigRente? Ich habe doch so viel ein-gezahlt ...“ „Warum habt Ihr meineFrau angeschrieben, die ist dochseit drei Jahren tot!“... „Wie hochwird meine Rente in 30 Jahrensein, wenn ich ...“ Mit solchen undvielen anderen Fragen kommenVersicherte täglich in die Bera-tungsstellen der LVA Hessen.

Was ist eigentlich eine guteBeratung? Gibt es Qualitäts-standards? Wie sollte sie organi-siert sein, wie sollten sich dieMitarbeiterinnen und Mitarbeiterder Beratungsstellen verhalten?

Diese und viele andere Fragensollte ein Projekt klären helfen, dasdie Gruppe 2/98/3 der AbteilungFrankfurt im Sommersemester2000 unter der Leitung von StefanHirsch und Eva-Marie von Harrachbegann. Die ersten – eher theoreti-schen – Vorarbeiten zu den The-men Organisation der Beratung,Stellenwert der Beratung in derLVA, Mitarbeiterauswahl und -moti-vation, Personalbemessung, Inter-netpräsenz und Öffentlichkeitsar-beit, sowie Überlegungen zu mög-lichen Untersuchungsmethodenbegannen im Juni 2000 und wur-den in Kurzpräsentationen aufeinem Workshop im August 2000den Vertretern der LVA vorgestellt.Dieser Zwischenschritt erwies sichals sehr gewinnbringend, da ver-schiedene Überlegungen mit lang-jährigen Praxiserfahrungen abge-glichen und zum Teil auch korrigiertwerden mussten. Gleichzeitigkonnten wir Pläne zu Beobachtun-gen und Erhebungen in den Bera-tungsstellen und deren Realisier-barkeit diskutieren.

Dieser Workshop bewahrte, sodie einhellige Meinung beimSchluss des Projekts, vor vielenIrrwegen während der Erhebun-

gen. Nachdem ein Beobachtungs-bogen erstellt war, hatten verschie-dene Teams die Aufgabe, in ver-schiedenen Beratungsstellen dieBeratungsgespräche vor Ort zubeobachten und wenn möglich, perVideo aufzunehmen. Die meistenBeraterinnen und Berater warendazu bereit, sich filmen zu lassen,einige Kunden, vor allem ausländi-scher Herkunft, hatten Bedenkenund verweigerten die (schriftlicherforderliche) Zustimmung. In die-sen Fällen wurde nur der vorberei-tete Beobachtungsbogen ausge-füllt.

Die Arbeitsgruppen wertetenihre Beobachtungen und Videosu. a. in Bezug auf die Themen Orga-nisation der Beratung, Erreichbar-keit und Ausstattung der Bera-tungsstellen, Wartezeiten, Anliegender Kunden, Beraterverhalten,Zufriedenheit der Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter aus.

Alle Untersuchungsergebnissewurden in einer Präsentationsver-anstaltung im Februar 2001, zu der viele LVA-Mitarbeiterinnen und-Mitarbeitern kamen, vorgestellt.Wichtigste Ergebnisse waren derVorschlag einer zentralen Telefon-servicestelle, um Störungen derGespräche zu vermeiden, außer-dem die Forderung nach mehrPersonal in einigen Beratungsstel-len, das zudem intensiver auf dieBeratungsaufgabe vorbereitet wer-den müsse. Das Verhalten derBediensteten wurde als überwie-gend freundlich beurteilt. Bedien-stete, die sich ständig neu und fle-xibel und aufgeschlossen in ihremSprachgebrauch auf die sehrunterschiedlichen Kunden einstell-ten und die, zum Teil mit optischenHilfsmitteln unterstützt, verständli-che Beratungen durchführten,wurden von den Studierenden als

besonders vorbildlich hervorgeho-ben. Bei aller Hinwendung zu denKunden muss die beratende Per-son trotzdem eine gewisse Distanzwahren und darf das Gesprächnicht ausufern lassen. Zeitmanage-ment und gezielte Gesprächsfüh-rungstechniken helfen dabei. DasBeratungsgeschäft wird sich inZukunft durch ständige Gesetzes-änderungen und durch die sog.Riester-Rente stark ausweiten.Gleichzeitig verschärfen sich dieAnforderungen bezüglich der Haf-tung bei fehlerhafter Beratung.

Beratung ist Teil der Öffent-lichkeitsarbeit, ein wichtiges Aus-hängeschild. Qualitätsstandardsbei gleichzeitigem Kostenbe-wusstsein ist vom Verwaltungs-personal und den Führungs-kräften gefordert: Keine leichteAufgabe!

Ein arbeitsintensives und span-nendes Projekt, dessen Ergeb-nisse von allen Beteiligten als sehr wichtig beurteilt wurden. Diedetaillierten Berichte sind in derBibliothek der VFH, AbteilungFrankfurt einzusehen und wurdender LVA übergeben. Die LVA hatdas Projekt sehr engagiert beglei-tet, sie hat aufgrund der Projekter-gebnisse mit eigenen Schulungenvon Beraterinnen und Beraternbegonnen.

Dr. Eva-Marie von HarrachFachbereich Verwaltung, Frankfurt

Zwischen Sozialarbeit undBeschwerdemanagementBeratungsgespräche bei der LVA Hessen

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14 SPECTRUM

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Die Überlegungen zur Errichtung einereuropäischen Polizeiakademie sind nichtneu; schon Anfang der 90er Jahre hat diePolizei-Führungsakademie gefordert „alsVoraussetzung guter Zusammenarbeit, vorallem aber als Voraussetzung einer mög-lichst konsensfähigen und zuverlässigenBeziehung zu den Bürgern Europas, solltensich die Polizeien Europas um die Grund-elemente eines gemeinsamen beruflichenSelbstverständnisses bemühen.“1)

Der Europäische Rat hat auf einemSondergipfel am 15. und 16. Oktober 1999in Tampere/Finnland u. a. die Einrichtungeiner Europäischen Polizeiakademie be-schlossen. Der Beschluss hat folgendenWortlaut:

„Für die Schulung von hochrangigenAngehörigen der Strafverfolgungsbe-hörden soll eine europäische Polizeia-kademie eingerichtet werden. Diesesoll als ein Netz der bestehenden natio-nalen Ausbildungseinrichtungen inAngriff genommen werden. Sie sollauch den Behörden der beitrittswilligenLänder offen stehen“.2)

Durch diesen Beschluss von Tamperewurde nun erstmals auf politischer Ebeneeuropaweit die Forderung nach Einrich-tung einer europäischen Polizeiakademieerhoben. Die Betonung liegt zunächst aufNetzwerk. Netzwerk bedeutet Einbezie-hung aller Staaten der europäischen Unionals gleichberechtigte Partner mit gleichbe-rechtigter Verantwortung.

Eine weitere wichtige Aussage ist dieÖffnung der geplanten EuropäischenPolizeiakademie (EPA) für die Beitritts-kandidaten zur EU; durch diese Öffnungbesteht die Möglichkeit, die Beitrittskandi-daten schneller und effektiver an den EU-Acquis heranzuführen und damitderen Beitritt erst zu ermöglichen.

Unmittelbar nach Tampere wurdesowohl in den Mitgliedsstaaten als auchim europäischen Rat über eine Konzeptioneiner europäischen Polizeiakademie nach-gedacht.

Am 22.12.2000 wurde vom Rat derEuropäischen Union ein entsprechenderRechtsakt beschlossen und das Netzwerk

„EPA“ zum 01.01.2001 gegründet.3) Inzehn Artikeln umreißt dieser BeschlussAufgaben, Ziele, Struktur und Finanzie-rung der geplanten Einrichtung.

Zu diesen Zielsetzungen gehören vorallem:■ Vertiefung der gegenseitigen Kennt-nisse über die nationalen Polizeisystemeund -strukturen der anderen Mitglieds-staaten, über Europol und über eine grenz-überschreitende Zusammenarbeit in derEU;■ Verbesserung der Kenntnisse über dieinternationalen Regelungen, insbesondereim Bereich der Zusammenarbeit bei derBekämpfung der Kriminalität;■ Förderung der Zusammenarbeit zwi-schen der EPA und den anderen Einrich-tungen für polizeiliche Ausbildung.

Zur Umsetzung dieser Ziele ist an fol-gende Maßnahmen gedacht:■ Durchführung von Ausbildungsveran-staltungen für hochrangige Führungskräfteder Polizeidienste auf der Grundlagegemeinsamer Standards;■ Beteiligung an der Ausarbeitung har-monisierter Lehrpläne für Kurse zur Ausbil-dung der Ausführungsebene;■ Durchführung einer Fachausbildung fürPolizeibeamte, die eine Schlüsselrolle beider Bekämpfung der grenzüberschreiten-den Kriminalität spielen;■ Entwicklung und Durchführung einerAusbildung für Ausbilder;■ Verbreitung der bewährten Verfahrenund der Forschungsergebnisse;■ Ausarbeitung und Durchführung vonAusbildungsmaßnahmen für die Polizei-dienste der EU-Beitrittsstaaten, ein-schließlich Schulung von Polizeibeamten,die eine Schlüsselrolle innehaben;■ Erleichterung des Austauschs und derAbordnung von Polizeibeamten im Rah-men der Ausbildung;■ Entwicklung eines elektronischen Netz-werkes;■ Vermittlung angemessener Sprach-kenntnisse für hochrangige Polizeibeamteder Mitgliedstaaten.

Hinsichtlich der Organisation geht derRatsbeschluss davon aus, dass sich die

Stand der Entwicklung zurEuropäischen Polizeiakademie

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EPA zunächst als ein Netz konstituiert, zudem sich die nationalen Ausbildungsein-richtungen für hochrangige Führungs-kräfte der Polizeidienste der Mitglieds-staaten zusammenschließen; sie sollen zudiesem Zweck eng zusammen arbeiten.Um handlungsfähig zu sein, ist für diesesNetzwerk ein Verwaltungsrat vorgesehen,der sich aus den Leitern der nationalenAusbildungseinrichtungen für hochrangigeFührungskräfte der Polizeidienste zu-sammensetzt.

Der Verwaltungsrat richtet ein ständigesSekretariat ein, das die Akademie bei denVerwaltungsaufgaben unterstützt. DiesesSekretariat kann bei einer der nationalenAusbildungseinrichtungen errichtet werden.Bislang konnte vom Rat der EU eine Ent-scheidung über den Sitz des Sekretariatsnicht erzielt werden. Die anstehenden Ver-waltungsarbeiten werden von der jewei-ligen Präsidentschaft bzw. von den be-teiligten Akademien übernommen, die seitJanuar 2002 durch Spanien wahr-genommen wird. Für das Jahr 2002 wurdeein Haushaltsplan aufgestellt, der ein Volu-men von 2.284.100 ¶ umfasst; dieserHaushaltsplan wurde vom Rat der EU imDezember 2001 genehmigt.

Die bisherigen Aktivitäten der EPAumfassen u. a. die Durchführung einerReihe von Seminaren; so führten Frank-reich und Deutschland einen Seminar-zyklus zu Fragen der O. K., der High-Tech-

Kriminalität, Drogen und Menschenhan-del, Städte und Gewalt und Berufsethosund Ausbildung der Polizei in Europadurch.

Besonders hervorzuheben sind Ver-anstaltungen zur Vorbereitung von Füh-rungskräften der Polizei im Rahmenihrer Mitwirkung bei der nichtmilitäri-schen Krisenbewältigung.

Die Einrichtung einer EPA bedeuteteinen wichtigen Schritt zur Ergänzung derbisher schon im operativen Bereich her-vorragend organisierten polizeilichenZusammenarbeit. Über sie können für dieZukunft aber auch die Grundlagen einesgemeinsamen Berufsverständnisses undeiner europaweiten Polizeiphilosophiegelegt werden. Eine wichtige Vorausset-zung für eine künftige vertrauensvolleeuropaweite Zusammenarbeit der Poli-zeien.

Dr. Rainer Schulte, Präsident der Polizei-Führungsakademie

1) Vgl. Morié, Murck, Schulte, Auf dem Weg zueiner europäischen Polizei, Stuttgart 1992, S. 151,155.

2) Vgl. Schlussfolgerungen des Vorsitzes des Euro-päischen Rates (Tampere) vom 15. und 16.10.1999,veröffentlicht in: Presse- und Informationsamt derBundesregierung, Bulletin Nr. 84/S. 793 vom07.12.1999. Im Entwurf über die EPA ist außerdemvorgesehen, dass Verbindungen auch zu dennationalen Ausbildungseinrichtungen von Islandund Norwegen aufgebaut werden.

3) Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom30.12.2000, L 336/1

Bei den letzten Diplomierungsfeiern konn-ten zum ersten Mal die Preise des Förder-vereins für besonderes soziales Engage-ment in der VFH vergeben werden. DiePreise werden in jedem Fachbereich undpro Abteilung auf Vorschlag von Studie-renden und Lehrenden vergeben, Vor-schläge nimmt der Vorstand jederzeit ent-gegen.

Der Vorstand des Vereins hat eine eige-ne Homepage in Auftrag gegeben. Ziel istder Aufbau eines Netzwerkes von Ab-solventInnen und Studierenden sowieLehrenden und Ausbildungsbehörden. DiePinnwand soll interessante Informationen,wie Hochzeiten, Nachwuchs, Beförderun-gen oder interessante Stellen, Berufser-fahrungen verbreiten helfen. Interessante

Projektberichte oder Referate aus der VFHoder Zeitungsartikel könnten ebenfallsdort eingestellt werden. Nachdem ReinaldBucerius als Vorstandsmitglied ausge-schieden ist, wurde auf der letzten Mitglie-derversammlung einstimmig ClaudiaSchlick gewählt, die vor zwei Jahren dieLaufbahnprüfung absolvierte und nun imBürgerbüro der Stadt Frankfurt arbeitet.Sie will die Perspektiven der Studierendenstärker in die Vereinsarbeit einbringen. Einerster Vorschlag hierzu ist es, im Spectrumeine Seite durch Studierende gestalten zulassen, sowie insgesamt den Interessender Studierenden in dieser Zeitschrift mehrAusdruck zu geben.

Dr. Eva-Marie von HarrachFachbereich Verwaltung, Frankfurt

Förderverein der VFH

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Der geplante Ausbau des Frankfurter Flug-hafens und die damit zusammenhängen-den Aufgaben für die Hessische Polizeiwaren das Thema einer Podiumsdiskus-sion, die am 6. November 2001 auf Ein-ladung der Verwaltungsfachhochschule inder Abteilung Frankfurt stattfand. Vor gut200 Studierenden und zahlreichen Vertre-tern des polizeilichen Einzeldienstes ent-wickelte sich eine lebhafte Diskussion aufdem Podium und mit den Zuhörern. PeterSchmidt, der Abteilungsleiter Frankfurt,und der Moderator der Diskussion, Her-mann Groß, konnten in ihrer Begrüßungauf ein vorangegangenes ganztägigesSeminar zum gleichen Thema verweisen,bei dem einsatztaktische und rechtlicheFragen bearbeitet und die Vorbereitungder Flughafengesellschaft präsentiert wor-den waren.

Das hochkarätig besetzte Podium dis-kutierte dabei aus politisch-gesellschaft-licher und polizeilicher Perspektive, inwie-weit die Auseinandersetzung um die Start-bahn West in den 80er Jahren als prägendeund teilweise traumatische Erfahrung fürdie damals eingesetzten Polizeikräfte heutenutzbar gemacht werden kann. Beinaheauf den Tag 20 Jahre vor dieser Veranstal-tung war mit der Räumung des Hütten-dorfes im Flörsheimer Wald die Initial-zündung für diese Auseinandersetzungen

erfolgt. 10 Jahre später fanden diese mitder Ermordung zweier eingesetzterPolizeibeamter ein dramatisches Ende.

Die politische Bewertung nahmen Mini-sterpräsident Roland Koch (CDU) und alsOppositionsvertreter der Fraktionsvorsit-zende von B’90/DIE GRÜNEN Tarek Al-Wazir vor, während der Vorsitzende derMediationsgruppe Prof. Kurt Oeser, gleich-zeitig die Symbolfigur der Ausbaugegnerin den 80er Jahren, den aktuellen Ausbau-vorschlag erläuterte. Die Hessische Polizeiwurde durch den Landespolizeipräsiden-ten Dr. Udo Scheu und den Rektor derVerwaltungsfachhochschule Udo Münchrepräsentiert.

Der geplante weitere Ausbau desFrankfurter Flughafens weckte erwar-tungsgemäß die Erinnerung an die Start-bahn West bei allen Podiumsteilnehmernund vielen Zuhörern, wobei sowohl dieErfahrungen von Startbahngegnern zuWorte kamen, als auch die Perspektive dereingesetzten Beamten. Tarek Al-Wazirberichtete davon, wie er als Kind mitseinen Eltern am Zaun des Flughafensstand, während Udo Münch als jungerPolizeibeamter dort seine ersten Ein-satzerfahrungen sammeln musste.

Ministerpräsident Koch will „lieberAnwälte als Polizisten“ einsetzen, wenn esum Auseinandersetzungen um den Flug-hafenausbau geht und unterstrich dabeidas Gewaltmonopol des Staates, nachdem eine „Entscheidung durchgesetztwerden muss, wenn die Gerichte ent-schieden haben“. Al-Wazir sieht heute„mehr Widerstand“ als bei der StartbahnWest, die sich „nicht wiederholen“ dürfe.Die Grünen in Hessen seien in dieser Zeitentstanden und setzten auf die „Legiti-mität des Widerstandes“, obwohl natürlichauch er das Gewaltmonopol des Staatesakzeptiere. „Umweltpfarrer“ Oeser verwiesauf das Ergebnis der Mediation, an dassich alle halten sollten, um eine gewalt-tätige Auseinandersetzung zu vermeiden.Er ist sich dabei sicher, dass sich„bestimmte Zustände nicht wiederholenwerden“ und heute ein „anderer Weg“beschritten werden kann. Auf die umfang-

Flughafenausbau und PolizeiMinisterpräsident besucht die Verwaltungsfachhochschule

v.l.n.r.: Tarek Al-Wazir, Roland Koch, Hermann Groß . . .

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reichen Vorbereitungen der HessischenPolizei verwies LandespolizeipräsidentScheu, der auf eine „KoordinierungsgruppeFraport“, ein umfangreiches Konzept poli-zeilicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeitund Einsatzleitlinien zum Flughafenausbauverwies. Das „Trauma der HessischenPolizei“, die Startbahn West, dürfe sichnicht wiederholen, wobei Vertrauen aufSeiten der Polizei und der Ausbaugegneraufgebaut werden müsse.

Dass der Flughafenausbau ein Themafür die Hessische Polizei auch im Rahmendes Fachhochschulstudiums ist, unter-strich Udo Münch. Veranstaltungen wiediese Podiumsdiskussion seien ein Bei-spiel dafür und müssten im Gesamtkon-text der veränderten Ausbildungsstruktu-ren im Rahmen der zweigeteilten Laufbahngesehen werden.

Hermann Groß / Peter SchmidtFachbereich Polizei, Frankfurt

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... Kurt Oeser, Udo Scheu und Udo Münch (auf dem Podium). Bilder: Helmut Biegi

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Initiiert von der Türkisch-Deutschen-Gesundheitsstiftung, dem PolizeipräsidiumMittelhessen und dem Verein Kriminalprä-vention Gießen e. V., läuft seit AnfangNovember 2001 in den Räumlichkeiten derVerwaltungsfachhochschule, AbteilungGießen, ein Projekt, an dem auch Studie-rende beider Fachbereiche teilnehmen.

Gefördert wird die Arbeit als innova-tives Integrationsprojekt vom Hessi-schen Sozialministerium und der Tür-kisch-Deutschen-Gesundheitsstiftung.

Über einen Zeitraum von zwei Jahrentreffen sich die ca. 20 Teilnehmerinnen undTeilnehmer einmal wöchentlich in denAbendstunden zu einem dreistündigenSprachunterricht und lernen dabei Tür-kisch bzw. Deutsch. Zwischen den beidenLerngruppen findet dabei ständig ein Rol-lenwechsel zwischen „Sprachschüler“ und„die Dozentin unterstützende Tutoren“statt. Unterrichtet wird die Gruppe von Dr.Songül Rolffs, Lektorin am Institut für

Orientalistik an der Justus-Liebig-Univer-sität Gießen. Daneben wird zusätzlich ein-mal im Monat ein Themenabend veran-staltet. In den Themenabenden geht esdarum, die jeweils andere Kultur kennenund verstehen zu lernen. Bislang fandenVeranstaltungen zu den Themen: Fasten-monat, Weihnachten, Türkische Kücheund Selbstbild – Fremdbild statt.

Geplant sind für die Zukunft nocheine Vielzahl gemeinsamer Aktionenund Unternehmungen zu Bereichen wieDemokratie, Drogen, Extremismus,Geschichte, Geschlechterrollen, Krimi-nalität und Kontrolle, Kultur, Kunst,Musik, Politik, Rechtssystem, Religion,Sozialstruktur, Sport, Umwelt, Vereins-leben.

Den Abschluss des Projekts bildet imJahr 2003 eine gemeinsame Reise in dieTürkei.

Dr. Hans Schneider, Fachbereich Polizei, Gießen

„Junge Türken, junge Polizisten – Wir lernen uns kennen“ Projekt zur Intensivierung interkultureller Kompetenz

Dr. Songül Rolffs Bilder: Hans Schneider

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Die neue Studienordnung für die Ausbil-dung der Polizeibeamtinnen und -beamtendes gehobenen Polizeivollzugsdienstesräumt nun auch ausdrücklich die Durch-führung mehrtägiger Studienfahrten ein.Neben Mehrtägigkeit und Begleitungdurch Lehrkräfte ist insbesondere einerkennbarer Zusammenhang mit denInhalten und Zielen des Curriculums Erfor-dernis der Anerkennung als Studienfahrtund der damit verbundenen Freistellungvom planmäßigen Unterricht.

Auf Einladung der Bundestagsab-geordneten und persönlichen Referentinder Bundesgesundheitsministerin, FrauGudrun Schaich-Walch, fuhr die Studien-gruppe 1/00/P-01 aus Frankfurt (FB Poli-zei) – unterstützt durch fünf Lehrkräfte –im Rahmen der politischen Weiterbildungin die Bundeshauptstadt. Während derviertägigen Informationsveranstaltungstanden Besuche, Besichtigungen undGespräche im Bundestag, im Bundesrat,im Willy-Brandt-Haus, im Deutschen Dom,im Bundesgesundheitsministerium und inder ehemaligen Stasi-Zentrale an.

Ziel des inhaltlich zuvor in den Lehrver-anstaltungen von Politik, Staats- und Ver-fassungsrecht sowie Soziologie vorberei-teten Veranstaltungsmarathons war es, dieArbeit der Volksvertreterinnen und -vertre-ter hautnah erleben zu dürfen und darüberhinaus Einblicke in die Geschichte undEntwicklung der Deutschen und ihresStaates zu gewinnen.

Das vom Presse- und Informationsamtder Bundesregierung straff organisierteProgramm wurde in kultureller Hinsichtdurch eine Stadtrundfahrt mit politik-geschichtlicher Fahrtroute, einem Ausflugin das sowohl schöne als auch geschichts-trächtige Potsdam sowie einer Schifffahrtauf dem Wannsee abgerundet.

Am Ende der Fahrt waren sich alle Teil-nehmerinnen und Teilnehmer einig, dasstrotz des anlassbedingt nur sehr begrenztwahrnehmbaren Privatvergnügens – Berlintatsächlich (mindestens) eine Reise wertist.

Michael Henes / Peter Schmidt Fachbereich Polizei, Frankfurt

Im Reichstag, Foto: Markus Nikolaus

Berlin ist eine Reise wert

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In der Zeit vom 26. bis 28. Novem-ber 2001 fand der jährliche Deut-sche Präventionstag unter derÜberschrift „Entwicklung in Gesell-schaft und Politik – Herausforde-rungen für die Kriminalprävention“in Düsseldorf statt.

Auch im Jahr 2001 besuchtendie Studierenden verschiedenerStudiengruppen der VFH, Abtei-lung Gießen, Fachbereich Polizeidiese Veranstaltung.

Deutscher Präventionstag,was ist das? – Kurz umschrie-ben eine „Fachmesse“ zurSicherheit aller Bürger in unse-rem Land!

Besuchen kann sie jeder, genutztwird sie aber hauptsächlich vonPolizeibeamtinnen und -beamten,Therapeuten, und Personen ausden Bereichen der Sozialdienste.

Neben Informations- und Vor-tragsveranstaltungen konnten sichdie Teilnehmerinnen und Teilneh-mer zu der aktuellen Entwicklungim Bereich der Kriminalitätsvor-beugung und -verhütung informie-ren. In verschiedenen Foren undWorkshops, z. B. zu den ThemenFamilie, Hasskriminalität, Jugend,Justiz, Sichere Stadt konnte dieGelegenheit genutzt werden, sichmit verschiedenen Schwerpunktenzu befassen, die Thematik aucheinmal aus einem anderen Blick-winkel zu betrachten und sofern esdie Veranstaltungszeit zuließ, auchmit den einzelnen Referenten zudiskutieren.

Außerdem stellten die Polizeiender verschiedenen Bundesländerihre Präventionsarbeit in Formeiner Ausstellung vor. Auch andereInstitutionen wie der Weiße Ring,Zartbitter, Donna Vita, Bewäh-rungsstellen oder Zeugenbetreu-ungsstellen, nur um einige zu nen-nen, stellten ihre Arbeit im Bereichder Prävention und der Opferhilfedar.

Im Komplex des Forums be-suchte ich unter anderem die Ver-anstaltung „Ambulante Psycho-therapie von Sexualverbrechern –ein Beitrag zur Prävention und zumOpferschutz“. Hier wurde – soweitdies in 50 Minuten möglich war –die Arbeit der BewährungsstelleStuttgart und die Erfahrungen imBereich der Therapie unter gleich-zeitiger Zusammenarbeit mit Polizeiund Justiz dargelegt. Für mich wares interessant, Informationen zurThematik auch einmal aus andererPerspektive beleuchtet zu erfah-ren, und zu sehen, wie sich dieArbeit auf Seiten der Psycho-therapie fortsetzt.

Leider ist zu bemängeln, wasauch später zum Gesprächsthemainnerhalb der Studiengruppe ge-macht wurde, dass sowohl denReferenten, als auch den Besuche-rinnen und Besuchern zu wenigZeit gelassen oder gegeben wurde,um das Thema im Anschlusszumindest teilweise kontrovers zudiskutieren. Aufgrund der Fülle derverschiedenen Foren war es aller-dings nur schwer möglich in alleBereiche hineinzugehen, so dassschon im Voraus durch den einzel-nen Teilnehmer individuell anhanddes Programms ein eigener Ablaufgeplant werden musste.

Auf diese Weise bleibt dannzwischen den einzelnen Veranstal-tungen auch die Zeit, die Ausstel-lung zu besuchen. Hier ist es mög-lich, sich darüber zu informieren,wie andere Institutionen undBundesländer verschiedene Pro-blematiken im Bereich der Präven-tion angehen und was dort im Be-reich der Prävention geleistet wird.

Als Fazit soll gesagt werden,dass der Präventionstag eine guteChance bietet sich im FachgebietPrävention zu informieren.

Da wir im Rahmen einer Tages-lehrveranstaltung im Fach Krimi-

nologie den Kongress besuchten,blieb allerdings nur wenig Zeit, unsausgiebig zu informieren. Vieleinteressante Themen wurden zeit-gleich in unterschiedlichen Forenpräsentiert.

Als Kritik wurde von derStudiengruppe weiterhin geäußert,dass das Themenangebot teil-weise einseitig war, da sich sehrviele Foren mit der Thematik desKindesmissbrauchs und der Frem-denfeindlichkeit befassten.

Stellvertretend für alle teilneh-menden Beamtinnen und Beamtenmöchte ich mich an dieser Stellebei der Hessischen Bildungsstif-tung bedanken, die sich mit einemZuschuss am recht hohen Eintritts-preis beteiligt hat.

Katja Gronau, Fachbereich Polizei, Gießen

Besuch des 7. DeutschenPräventionstag in Düsseldorf

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Am 01.07.2001 nahm das HCC alsAufbaustab seine Dienstleistungs-tätigkeit für die Dienststellen derHessischen Landesverwaltung auf.

Ausgangspunkt für die Grün-dung des HCC war der Kabinett-beschluss vom 17.10.2000, wo-nach als zentrale Informations-und Servicestelle für Fragenzum Einsatz und zur Verwen-dung von SAP und der SAP R/3Software ein Kompetenzzentrumeinzurichten ist, das den NamenHessisches Competence Centererhalten soll.

Vier Dienststellen der Hessi-schen Straßen- und Verkehrsver-waltung und die Zentrale Besol-dungsstelle begannen zur Jahres-mitte 2001 als Pilotdienststellen, ihreGeschäftsvorfälle nach den Regelndes kaufmännischen Rechnungs-wesens unter Einsatz der SAP R/3– Software abzuwickeln. Am01.01.2002 führten insgesamtweitere 43 Dienststellen das kauf-männische Rechnungswesen ein.In der Folge sollen nach der fest-gelegten Staffelplanung im halb-jährlichen Rhythmus bis Ende2004 alle Landesdienststellen aufdas neue Buchungssystem umge-stellt werden.

Im Rahmen der Umstellung desHaushalts- und Rechungswesensauf die kaufmännische Buchhal-tung mit Kosten- und Leistungs-rechnung und einer integriertenPersonalwirtschaft auf der Basisder SAP R/3-Software nimmt dasHessische Competence Center(HCC) eine wichtige Rolle als zen-traler Dienstleister wahr. So stelltdas HCC für die Landesverwaltungden Betrieb des SAP-Systemssicher, führt zentrale Buchhal-tungsaufgaben und den Zahlungs-verkehr aus und übernimmt Ver-waltungs- und Anwendungs-dienstleistungen. Daneben bietetdas HCC umfangreiche Schulun-gen an.

Im einzelnen heißt das, dassdas HCC für den reibungslosenEinsatz der Technik sorgt und dau-erhaft die Funktionsfähigkeit desGesamtverfahrens (z. B. Fehler-bereinigung, Verfahrenspflege)sicher stellt. Zur umfassendenAnwenderbetreuung (Hotline) istein Problemmanagement mit User-Help-Desk eingerichtet. Für denKonzern ‚Land Hessen‘ wahrt dasHCC die Einheitlichkeit und Ver-gleichbarkeit der Geschäfts-prozesse und der Rechnungs-ergebnisse und unterstützt dasFinanzministerium im gesamtenHaushaltsprozess.

Durch die zentrale Erledigungund Übernahme von Aufgaben,wie z. B. die Stammdaten- undKontenpflege, das Buchen vonRechnungen, die Zahlbarmachungund das grundsätzliche Angebotweiterer optionaler Leistungen wiezum Beispiel die Anlagenbuchhal-tung werden die Dienststellenbesser in die Lage versetzt, sichauf ihre Kernaufgaben zu kon-zentrieren. Gleichzeitig wird ver-hindert, dass in unnötig vielen Ein-heiten redundantes Know-howaufgebaut wird. Das HCC machtdamit die Finanz- und Rechnungs-wesenprozesse effizienter. Nichtzuletzt schont die zentrale Erledi-gung von häufig wiederkehrendenArbeiten durch das HCC und dieBündelung von Spezialwissen imHCC die Personalressourcen inden Dienststellen. Der zentrale Ein-gang und die Bearbeitung vonBelegen im HCC gewährleistendarüber hinaus geringe Bearbei-tungs- und Liegezeiten, wodurchdie Effizienz der Arbeitsprozessesteigt. Der gleiche Effekt wirddadurch erreicht, dass im HCCkurze Informations- und Kommu-nikationswege zwischen den ein-zelnen Bearbeitungsstellen gewähr-leistet sind. Außerdem wird dieAnzahl der Schnittstellen reduziert,

was Fehlerquellen vermindert unddie Datenkonsistenz gewährleistet.

Zur Vorbereitung der Kollegin-nen und Kollegen auf die Arbeit inden Dienststellen im Zusammen-hang mit dem kaufmännischenRechnungswesen bietet das HCC-Schulungsteam neben Grund-lagenkursen wie Kosten- undLeistungsrechnung und Doppel-te Buchführung insbesondereVertiefungskurse an, in denenLandesbedienstete auch auf ihrezukünftige Arbeit mit der SAP R/3-Software vorbereiten werden. DasHCC nimmt dabei auf die Wün-sche nach möglichst heimatnahenSchulungen so weit wie möglichRücksicht, indem hessenweitdezentrale Schulungen angebotenwerden.

Das HCC, das derzeit noch beider ehemaligen Zentralen Besol-dungsstelle Hessen beheimatetist, soll auch nach dem vorgesehe-nen Bezug geeigneter Räumlich-keiten seinen Sitz in der Landes-hauptstadt Wiesbaden behalten.

Nachdem erste umfangreichePersonalgewinnungsmaßnahmendas vorhandene HCC-Kernteam innaher Zukunft spürbar personellverstärken und entlasten werden,kann ein optimistischer Blick in dieZukunft geworfen werden. In derweiteren Aufbauphase wird dasHCC wegen der progressivsteigenden Zahl anzubindenderDienststellen allerdings andauerndgroße Herausforderungen zubestehen haben.

Rolf GerberLeiter Aufbaustab

Hessisches Competence Center

Das Hessische Competence Center (HCC) –Aufgaben und Funktion im Rahmen der NVS

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Die Abteilung Gießen des Fachbe-reichs Verwaltung unterhält durchGünther Prillwitz seit einer Reihevon Jahren Kontakte zur Wirt-schaftswissenschaftlichen Fakultätder „Matej-Bel-Universität“ inBanska Bystrica (Slowakei). Seitca. drei Jahren kommen pro Seme-ster zwei Studierende aus BanskaBystrica für einen zweimonatigenPraktikumaufenthalt nach Gießen,der durch einen privaten Förderver-ein getragen wird. Die Studieren-den, die in ihrem Studium in zweiFremdsprachen ein Staatsexamenablegen müssen, sprechen hervor-ragend Deutsch und vertiefen inDeutschland im Praktikumbezugihre Studieninhalte oder bereitendamit ihre Diplomarbeiten mit ver-gleichendem internationalen Bezugvor.

1999 stellte die Fakultät beidem Europäischen Institut für dieQualitätszertifizierung (SGS Euro-pean Quality Certification InstituteE.E.S.V.) einen Antrag auf Zertifika-tionsprüfung. Aufgrund des positi-ven Ergebnisses wurde das inter-nationale Zertifikat für das Quali-tätssystem (QBE 99316) der Wirt-schaftswissenschaftlichen Fakul-tät, der ersten Fakultät in derSlowakei, erteilt. Ferner ist dieFakultät nach dem Beschluss derAkkreditationskommission desMinisteriums für Bildungswesender Slowakei berechtigt, in dreiStudienfächern den akademischenGrad des Bachelor of Arts und dasDiplom zu erteilen, nämlich inTourismus, Betriebswirtschaft undUnternehmensführung und inÖffentliche Betriebswirtschaft undÖffentliche Verwaltung.

Die Fakultät besteht nunmehrseit zehn Jahren und veranstalteteaus diesem Grund eine internatio-nale Tagung zu dem Thema:„Economic theory and practiseat present time and in future“.

Günther Prillwitz nahm an derconference section: „Interculturalcommunication in foreign langua-ges“ teil und hielt ein Referat zudem Thema: „Interkulturelle Kom-munikation in der Verwaltung“.Diese Sektion wurde geleitet vonProf. Dr. Albert Raasch, Universitätdes Saarlandes, und Dr. KatarinaMikova, Matej-Bel-Universität, dieauch schon mehrfach die Verwal-tungsfachhochschule, AbteilungGießen, besucht hat.

Gerade im Alltag der öffent-lichen Verwaltung gibt es eineReihe von Berührungspunkten mitfremden Kulturen und diesesThema gewinnt zunehmend anBedeutung, wie wir an der jüng-sten Diskussion um das Zuwande-rungsrecht sehen oder am Beispielder Entscheidung des Bundesver-fassungsgerichts zum Schächtenvon Tieren durch islamische Metz-ger erfahren haben.

So sind einer Veränderungdes Verständnisses der eigenenKultur – in Bezug zur fremdenKultur – Grenzen gesetzt, d. h.soweit Kultur als ein dyna-misches Diskursfeld verstandenwird, als Feld des Kampfes umDeutungsmuster, Werte undNormen, die ständig neu ausge-handelt werden müssen, ist Ver-waltung weitgehend durch dieverfestigte Werteordnung desGrundgesetzes gebunden.

Hieran vollzieht sich ein Groß-teil der Problematik der interkultu-rellen Kommunikation in deröffentlichen Verwaltung.

An der Tagung nahmen eineReihe von Vertreterinnen und Ver-tretern aus Ost- und Westeuropäi-schen Ländern teil, insbesonderevon den Hochschulen, mit denendie wirtschaftswissenschaftlicheFakultät partnerschaftliche Bezie-hungen pflegt. Für den Studienbe-reich der öffentlichen Verwaltung

wünscht sich die Leitung derFakultät einen intensiveren Aus-tausch mit Deutschland. Gedachtist hier an eine offizielle Partner-schaft mit der Verwaltungsfach-hochschule, um das institutionali-siert fortzusetzen, was in Gießenbegonnen wurde und im Sommer-semester in einem Projekt vertieftwird. In diesem Projekt beschäfti-gen wir uns mit den Voraussetzun-gen, die für einen Beitritt zur EUerfüllt sein müssen und welcheFortschritte die Slowakei insbe-sondere im Bereich der öffent-lichen Verwaltung gemacht hat.Das Projekt wird mit einer Fahrt indie Slowakei abgeschlossen,wobei Besuche im slowakischenInnenministerium, einer Kreisbe-hörde und einer Stadtverwaltunggemacht werden.

Wir sollten als Verwaltungs-fachhochschule unseren Beitragdazu leisten in einer größer wer-denden EU, die Entscheidungenüber den nationalen Bereich hin-aus verzahnt, mit internationalenHochschulpartnerschaften präsentzu sein und damit am Integrations-prozess mitwirken. Die UniversitätBanska Bystrica mit ihrem Schwer-punkt Verwaltungsausbildung imRahmen der wirtschaftswissen-schaftlichen Ausbildung könntehierfür ein Partner sein.

Günther PrillwitzFachbereich Verwaltung, Gießen

Internationale Tagung in der Slowakei

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Erstmals hat sich die Verwaltungsfach-hochschule in Wiesbaden an den Hoch-schul- und Berufsinformationstagen(HOBIT) in Darmstadt vor- und dargestellt.Sie hat sich damit an der Werbung umStudienbewerberinnen und -bewerberbeteiligt. Die HOBIT ist eine der größtenInformationsbörsen für Abiturienten inSüdhessen. Ausrichter sind in erster Liniedie Technische Universität Darmstadt, dieFachhochschule Darmstadt, die evangeli-sche Hochschule Darmstadt sowie dasArbeitsamt Darmstadt. Gepaart mit Vor-trägen rund um Studien- und Beschäf-tigungsmöglichkeiten im Anschluss an dieSchulkarriere stellten sich die einzelnenFachbereiche der Ausrichter vor. Auchandere, im Zusammenhang mit demStudium (im Allgemeinen sowie im Spe-ziellen) stehenden Organisationen wieetwa die Bundesanstalt für Arbeit und dieLandeszentrale für politische Bildung, umzwei zu nennen, waren vertreten. In Anbe-tracht der Zielgruppe und dem geringenBekanntheitsgrad der Verwaltungsfach-hochschule, hat sich die Abteilung Darm-stadt (Fachbereich Verwaltung) dafür ein-gesetzt, ebenfalls das Forum nutzen zukönnen. Beide Fachbereiche, vertreten

durch Verwaltungspersonal und Lehrkräf-te, stellten sich daraufhin drei Tage langden Fragen der Interessenten. Erfragt wur-den in erster Linie die Möglichkeiten, dieein Studium an der Verwaltungsfachhoch-schule bietet. Nach den positiven Erfah-rungen ist beabsichtigt, sich auch imnächsten Jahr bei den Hochschul- undBerufsinformationstagen zu präsentieren.

Michael LieschZentralverwaltung

Hochschul- und Berufsinformationstage 2002

Am 17. November 2001 fanden in Pader-born die Deutschen Hochschulmeister-schaften der Sportart Karate statt. Das fürdie Justus-Liebig-Universität Gießen anden Start gehende Team, bestehend ausStudentinnen und Studenten der Univer-sität Gießen, der Fachhochschule Gießenund der Verwaltungsfachhochschule,Abteilung Gießen, konnte dank guter Vor-bereitung mehrere erste und zweite Plazie-rungen erringen.

In der Disziplin Kata Team traten dieamtierenden Deutschen Meister Christian

Gunther (FH Gießen), Benjamin Wolf(Justus-Liebig-Universität Gießen) undSascha Marth (Fachbereich Polizei, Gie-ßen) an und errangen souverän den erstenPlatz und damit auch die Qualifikation fürdie Welthochschulmeisterschaften 2002 inMexiko. Bedauerlicherweise wird dasTeam wegen fehlender finanzieller Unter-stützung die Qualifikation wohl nicht wahr-nehmen können.

Sascha Marth, Fachbereich Polizei, Gießen

Gießener Universität, Fachhochschuleund Verwaltungsfachhochschule insportlicher Kooperation

Helmut Biegi informiert

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Hanife Kadi ist seit dem 1.2.2002 alsVerwaltungsangestellte im SachgebietWirtschaftliche Angelegenheiten der Zen-tralverwaltung tätig.

Jutta Amedick wurde am 1.3.2002 mitdem Ziel der Versetzung zur Verwaltungs-fachhochschule abgeordnet. Ihr Aufgaben-bereich ist die Organisation der zentralenPrüfungsangelegenheiten für beide Fach-bereiche.

Annett Tobisch hat am 15.2.2002 dieAufgaben einer Verwaltungsangestelltenim Sekretariat der Abteilung Frankfurt desFachbereichs Verwaltung übernommen.

Thomas Börner unterstützt seit dem1.3.2002 in der Zentralverwaltung imBereich Hochschulangelegenheiten dieLeiterin des Fachbereichs Verwaltung.Herr Börner ist Mitglied der RedaktionSpectrum.

Neue Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung

IMPRESSUM

SPECTRUMZeitschrift der Verwaltungs-fachhochschule in Wiesbaden

Herausgeber Der Rektor in Verbindung mitdem Verein der Freunde undFörderer der Verwaltungs-fachhochschule in Wiesbaden

Redaktionsleitung Günther Scheffer

Text- und Bildredaktion Thomas Börner, Hartwig Boyan,Karin Christ, Michael Liesch,Martina Mager-Weber, Udo Münch, Dr. Gabriele Schaa,Günther Scheffer, Dr. Hans Schneider

Redaktionsanschrift Verwaltungsfachhochschule inWiesbaden, Kurt SchumacherRing 18, 65197 Wiesbaden

Herstellung, Layout und Satz Studio OberländerAuflage 2000

Druck REHA-Druck WiesbadenDer Nachdruck von Textbeiträgenist kostenlos, Quellenangabenund Belegexemplare werdenerbeten. Abdruck, auch auszugs-weise nur mit Genehmigung derRedaktion (Copyright). Für unver-langt eingesandte Manuskriptewird keine Haftung übernommen(Haftungsausschluss). Namentlich gekennzeichneteBeiträge erscheinen in Verant-wortung des Autors. Sie gebennicht unbedingt die Meinung derRedaktion wieder. Die Redaktionbehält sich vor, Artikel zu kürzen.ISSN 1432-8518

Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe 2/2002: 1. August 2002

■ Personelle Veränderungen in der Verwaltung

Dr. Dirk Scherp, Fachhochschullehrer im Fachbereich Polizei, Abteilung Wiesbadenwurde ab dem 1.11.2001 für den Zeitraum von 4 Jahren beurlaubt, um eine Fort- undWeiterbildungstätigkeit bei der Dresdner Bank AG in Frankfurt im Corporate Center Com-pliance/Corporate Security wahrzunehmen.

Dr. Richard Merker lehrt seit dem 01.12.2002 im Fachbereich Verwaltung, AbteilungKassel, die Studienfächer Betriebswirtschaftlehre und Volkswirtschaftslehre.

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