zeitschrift fÜr das sanierungsgebiet ehemalige …zung in der stadt dreht sich derzeit um fragen...

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ZEITSCHRIFT FÜR DAS SANIERUNGSGEBIET EHEMALIGE ALTSTADT FRANKFURT (ODER) ZEITSCHRIFT FÜR DAS SANIERUNGSGEBIET EHEMALIGE ALTSTADT FRANKFURT (ODER) Große Scharrnstraße Gestern – heute – morgen Wiederbelebung durch neue Konzepte?! Holzmarkt 5 Entwurfsstudie zur Wiederbebauung Trinkbrunnen Neues Element auf dem Marktplatz Stadtbrücke Der Grenzübergang bekommt ein neues Gesicht ZENTRUM 05 APRIL 2002

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Page 1: ZEITSCHRIFT FÜR DAS SANIERUNGSGEBIET EHEMALIGE …zung in der Stadt dreht sich derzeit um Fragen der Stadt-entwicklung, die durch massive Zahlen und Größenord-nungen geprägt ist

ZEITSCHRIFT FÜR DAS SANIERUNGSGEBIETEHEMALIGE ALTSTADT FRANKFURT (ODER)ZEITSCHRIFT FÜR DAS SANIERUNGSGEBIETEHEMALIGE ALTSTADT FRANKFURT (ODER)

Große ScharrnstraßeGestern – heute – morgenWiederbelebung durch neue Konzepte?!

Holzmarkt 5Entwurfsstudie zur Wiederbebauung

TrinkbrunnenNeues Element auf dem Marktplatz

StadtbrückeDer Grenzübergang bekommtein neues Gesicht

ZENTRUM 05 APRIL 2002

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E D I T O R I A L

Inhalt4 Stand der Dinge – Überblick

über aktuelle Projekte8 Umgestaltung der Großen

Scharrnstraße – Einblicke indie Planungen und Modelle

12 Die Entstehung der jetzigenScharrnstaße –̂ die besonderePlatte...

14 Entwurfsstudie Holzmarkt 5 –Viel Glas und Licht fürattraktiven Wohnraum

16 Trinkbrunnen – neuerWasserspender für denFrankfurter Marktplatz

17 Der Grenzübergang Stadtbrü-cke – und sein neues Gesicht

18 Die Zeit ist gekommen –Vision von einer jungenScharrnstraße

19 Bürgerforum – Suche nachengagierten Mitbürgern

20 Der ehemalige Club derBauarbeiter – Sanierung derSchulstraße 6/7

Zur Sanierung leergezogen – TrotzBevölkerungsrückgang wird Wohnraum in

der Innenstadt attraktiver

DAS HEFT IM ÜBERBLICK

Stadt halten– statt flüchten!Die öffentliche Debatte und die fachliche Auseinanderset-zung in der Stadt dreht sich derzeit um Fragen der Stadt-entwicklung, die durch massive Zahlen und Größenord-nungen geprägt ist.

Nach dem Bevölkerungsrückgangvon 20 % in den letzten 10 Jahrenstehen derzeit ca. 7.000 Wohnun-gen leer. Der Wohnungsbestandist dagegen seit der Wende von38.000 auf 40.250 Wohnungengestiegen. Es gibt derzeit bei einerEinwohnerzahl von ca. 70.000Bürgern noch ca. 33.000 Haushal-te. Daraus ergibt sich bereits heuteein so genannter „Wohnungs-überhang“ von 7.000 nicht mehrbenötigten Wohnungen. AktuelleBevölkerungsprognosen sehen ei-nen Rückgang der Einwohner bis2015 auf höchstens 65.000 Bürger

voraus. In den nächsten Jahrensteht also ein drastischer Rückbauund Abriss von Wohnungsbestän-den bevor.

Auch die Innenstadt und dasSanierungsgebiet sind betroffen.Allerdings sind sich alle verant-wortlichen Fachleute mit denKommunalpolitikern darüber imKlaren, dass im Zentrum der Stadtneben den zum Abriss vorgesehe-nen ca. 400 Wohnungen auch ge-plant ist, diese durch Neubauten zuersetzen und darüber hinaus nochBauflächen für ca. 200 Wohnun-gen in der Innenstadt auszuwei-sen. Auch weitere Neubauten mitgewerblichen und kulturellen Nut-zungen werden in den nächsten 15Jahren errichtet – eine Stadt, in derkeine neuen Gebäude mehr ent-stehen, ist nicht vorstellbar.

Der Grundgedanke ist dabeinach wie vor, das Zentrum vonFrankfurt (Oder), das heute nochstark durchlöchert ist, durch Be-bauung von Brachen und Baulü-cken weiter zu konsolidieren, danur eine attraktive Innenstadt dieStabilisierung der Gesamtstadt be-wirken kann.

Über die umfangreichen In-standsetzungs- und Modernisie-rungsarbeiten, die fast ausschließ-lich von der WohnungswirtschaftFrankfurt (Oder) GmbH betriebenwerden, ist in den letzten Heftenimmer wieder berichtet worden. Eswird unter der Rubrik „Stand derDinge“ auch in diesem Heft aufeinzelne Baustellen der WoWi auf-

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E D I T O R I A L

Abriss oder nicht? – Während in Neuberesinchen von Rückbau und Abriss die Rede ist, wird in der Innen-stadt saniert – wie hier an einem Beispiel in der Großen Scharrnstraße zu sehen ist.

KONTAKTSanierungsbeauftragter (SB)Büro für Stadtplanung,-forschung, und-erneuerungJochen KorfmacherOlaf GersmeierRosa-Luxemburg-Straße 4215230 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 5 00 11 67

merksam gemacht, weil es unswichtig erscheint, auf die unge-brochene Absicht des Wohnungs-unternehmens hinzuweisen, seineBestände in der Innenstadt durch-zusanieren und damit wesentlichzu ihrer Aufwertung beizutragen.Das ist schon deshalb hervorzuhe-ben, weil die WoWi an anderenStandorten in der Stadt mit hohemLeerstand zu kämpfen hat und un-ter großem Kostendruck steht.

Vor diesem Hintergrund sinddie in diesem Heft geschildertenkleineren Vorhaben und Projektescheinbar geringfügig, neben-sächlich, nicht so wichtig.

Es ist jedoch deutlich zu ma-chen, dass zum einen der anlau-fende Stadtumbau trotz der für vie-le Bürger beängstigenden Grö-ßenordnung der abzureißendenWohnungen über einen langenZeitraum in kleinen Schrittenvonstatten gehen wird. Zum ande-ren – und das ist für die Sanierungder Innenstadt wichtig – wird derProzess der Attraktivitätssteige-rung des Zentrums in den nächs-ten Jahren auch in weniger spekta-kulären Etappen vor sich gehen.Die großen Schlüsselprojekte wie

z.B. der aktuelle Umbau des Markt-platzes oder die beginnende Neu-gestaltung der Oderpromenadewerden zur 750-Jahr-Feier weitge-hend abgeschlossen sein.

Es kommt darauf an, die Konso-lidierung der Stadt undinsbesondere des Zentrums miteiner Doppelstrategie zu betrei-ben: Neben den „Großvorhaben“wie z. B. Abriss und Neubebauungdes ehemaligen „Konsument“,Umgestaltung des Bereichs amMesshof und vielen anderen Pro-jekten, geht es für die Zukunftgleichfalls darum, die Palette vie-ler kleiner Vorhaben sorgfältig zuplanen, vorzubereiten und zu rea-lisieren. Dabei können sowohleinzelne Gebäude, ihre Reparatur,Modernisierung und manchmalauch ein Neubau als auch kleintei-ligere Straßenabschnitte, kleinePlätze, Höfe und Gestaltungsele-mente wie Brunnen und Kandela-ber oder eine neue Schiffsanle-gestelle sehr wichtig sein. Geradediese Vorhaben prägen das städti-sche Flair und entscheidendarüber, ob Stadträume von ihrenNutzern und Gästen akzeptiertwerden und erinnerbar bleiben.

Wir stellen in diesem Heft Er-gebnisse einer „Machbarkeitsstu-die“ für die Aufwertung der GroßenScharrnstraße und den ausgewähl-ten Wettbewerbsbeitrag für dieNeubebauung des GrundstücksHolzmarkt 5 (Friedensglocke) vor.

Inzwischen ist das Sanierungs-gebiet auch auf der Internetseiteder Stadt (www.frankfurt-oder.de)vertreten. Es ist unter dem Punkt„Stadt“ und dem Unterpunkt„Stadtentwicklung“ zu finden. InKürze wird der Punkt „Stadtent-wicklung“ direkt auf der Naviagti-onsleiste zu finden sein. Dadurchkönnen Kommentare und kriti-sche Stellungnahmen etwa zu die-sen beiden Vorhaben aber auch zuallen Fragen der Innenstadtent-wicklung und -sanierung auf „di-gitalem“ Wege übertragen wer-den. Nach wie vor können sich je-doch alle interessierten Bürgerdurch Mitarbeit im „BürgerforumInnenstadt“ und bei den regelmä-ßigen Sprechstunden und Infor-mationsveranstaltungen des Sa-nierungsbeauftragten informie-ren.SB

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

DIE SANIERUNG DER INNENSTADT SCHREITET VORAN

Stand der Dinge – Überblick über aktuelle ProjekteHolzmarktWie schon in der letzten Ausgabedes ZENTRUM berichtet, ist imZuge der Neugestaltung des Holz-

teilweise unsachliche Kritik in derBürgerschaft. Alternativvorschlägewie statt dessen Schulen instandzu setzen oder dringende Repara-turen an wichtigen Gebäuden vor-zunehmen, verkennen dabeigründlich die Bedingungen, nachdenen Fördermittel des Landes,des Bundes und der EU zur Verfü-gung stehen. Sie zielen aus-schließlich auf bestimmte Vorha-ben und Projekte ab und sindnicht beliebig „umzuschichten“.Es bliebe nur die Möglichkeit, die(anteilig geringen) kommunalenEigenmittel für andere Investitio-nen einzusetzen und auf die För-dermöglichkeit für diese Vorhabengänzlich zu verzichten.

Nur am Holzmarkt können auchgrößere Schiffe anlegen, da weiternördlich, beispielsweise im Be-reich der Konzerthalle, die Schiff-fahrtslinie zu nah am Ufer verläuft.Da für den Anleger in die bereits

errichtete Spundwand eingegrif-fen werden muss, ist jetzt der rich-tige Zeitpunkt, auch die Treppe zuerrichten. Die beiden Vorhabenwerden, wie auch die Neugestal-tung des Holzmarktes, aus dem EU-Förderprogramm INTERREG III fi-nanziert. Die Stadt muss 20% derKosten tragen, die Förderung be-trägt 80%. Eine solche Gelegen-heit, Fördermittel für die Holz-marktgestaltung zu bekommen,gibt es in absehbarer Zeit nichtwieder. Frankfurt ist eine Stadt amFluss, also muss der Fluss auch fürdie Bürger und Besucher der Stadtzugänglich sein. Der Holzmarkt istder direkte Zugang zum Wasser.Auch wenn es schon Treppen zurOder gibt, ist diese Investition vonbesonderer wirtschaftlicher Be-deutung für die Stadt als Halte-punkt der Oderschifffahrt.SB

Gelände der ehemaligenStadtwerkkücheDie Situation auf dem Gelände derehemaligen Stadtwerkküche ge-staltet sich zur Zeit sehr schwierig.Die vorhandenen historischenKeller sind nach Aussage des Lan-desamtes für Denkmalpflege vonbesonderem historischen Interes-

se für die Stadt. Auf der Fläche zwi-schen Marktplatz, Junkerhaus unddem früheren Bischofssitz habensich die Parzellen seit dem Mittel-alter kaum verändert. Es werdendemnach sehr bedeutsame Fundeerwartet. Zudem befindet sich un-terhalb der Keller ein Gräberfeldaus der Zeit der ersten Besiedlung.Um auf der Fläche eine neue Be-bauung realisieren zu können,sind umfangreiche archäologi-sche Grabungen und Dokumenta-tionen unumgänglich. Auch wennbei der zukünftigen Bebauung aufKeller bzw. eine Tiefgarage ver-zichtet wird, sind dennoch Unter-suchungen notwendig. Da die his-

torischen Keller mit lockeren Ma-terialien verfüllt wurden, muss eshier aus statischen Gründen Ein-griffe in den Unterboden geben.Derzeit werden die voraussichtli-chen Kosten, für die unbedingt er-forderlichen archäologischen Un-tersuchungen ermittelt. Für das ge-plante selbstgenutzte Wohnei-gentum an diesem Standort ist esvon entscheidender Bedeutung,ob diese den Grundstückspreis soin die Höhe treiben, dass er ge-genüber den Bodenpreisen an an-deren Standorten in Frankfurt(Oder) nicht mehr konkurrenzfä-hig ist.SB

marktes vorgesehen, einen Anle-ger für größere Passagierschiffeund eine Freitreppe zu bauen. Die-ses Vorhaben stieß auf heftige und

Ein Schiff wird kommen – Frankfurts zentraler Zugang zurOder soll eine große Schiffsanlegestelle erhalten.

Kellerkataster –die wertvolle

Substanz aus derVergangenheit

kann zum Problemfür die Zukunft

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

KONTAKTSanierungsbeauftragter (SB)Büro für Stadtplanung,-forschung, u. -erneuerungJochen KorfmacherOlaf GersmeierRosa-Luxemburg-Straße 4215230 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 5 00 11 67Fax: (03 35) 5 00 11 68

Amt für Tief-, Straßenbau u.GrünflächenAbt. Grünflächenplanung u.-neubauFrau BunkGoepelstr. 3815234 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 552 – 67 30Fax: (03 35) 552 – 67 99

Halbe Stadt 30In dem Gebäude Halbe Stadt 30befindet sich seit dem Ende letz-ten Jahres das neue Gemeindezen-

hunderts stammt, ist als Denkmalin die Denkmalliste der StadtFrankfurt (Oder) eingetragen. Inden Jahren 1978/79 wurden die In-nenräume komplett verändert unddurch einen Verbinder um denwestlich angeschlossenen Anbauerweitert.

Die beiden Gebäude wurdenaus eigentumsrechtlichen Grün-den durch Teilabriss des Verbin-ders wieder getrennt, die Innen-räume den neuen Anforderungenentsprechend umgebaut. An-schließend wird die Außenhülledes Gebäudes ebenfalls denkmal-gerecht saniert. Die Sanierung desGebäudes soll nach 2003 in Ab-hängigkeit der zur Verfügung ste-henden Finanzmittel vollzogenwerden.SB

MarktplatzAuf dem Marktplatz geht es nachder Winterpause wieder voran. DieBauarbeiten südlich des Gebäudes

Nördliche Oderpromenade

Auch die im letzten Jahr begonne-nen Umgestaltungsarbeiten aufder nördlichen Oderpromenadezwischen der Straße Am Grabenund dem Haus IV sowie in der Le-buser Mauerstraße wurden wiederaufgenommen. Der gesamte Be-

bekommt das Areal um die „Rö-mertreppe“ eine neue Bedeutung,zumal künftig auf der Ostseite derKonzerthalle Besucherausgängevorhanden sein werden. Diesernördliche Abschnitt wird mit Mit-teln aus dem Oderprogramm ge-

„Sieben Raben“ sind im Dezem-ber nach der Auskofferung der Flä-che witterungsbedingt eingestelltworden; jetzt konnte die erforder-liche Betontragschicht einge-bracht werden. Während der Win-terpause war die Erreichbarkeit desGebäudes „Sieben Raben“ durcheine provisorische Zufahrt gesi-chert. Um den Gewerbetreibendenentgegenzukommen, hat manKurzzeitparkplätze auf der Flächezwischen Rathaus und „Sieben Ra-ben“ ausgewiesen, was derzeitteilweise zu chaotischen Verhält-nissen führt. Nach Abschluss derArbeiten – voraussichtlich im Sep-tember 2002 – wird das Parken aufder Marktplatzinnenflächeüberhaupt nicht mehr zulässigsein. Die erforderlichen Stellplät-ze werden dann außerhalb der ei-gentlichen Platzfläche als kosten-freie Kurzzeit- und Anwohnerpark-plätze angelegt. Nachdem der Ab-schnitt südlich der „Sieben Ra-ben“ fertiggestellt ist, wird diePlatzfläche südlich des Rathausesin Angriff genommen. Danachfolgt die Bischofstraße. Die Pflas-terarbeiten nördlich des Rathauseskönnen erst nach Herstellung desPodestes abgeschlossen werden.SB

reich wird neu gestaltet. Die Pflas-terung der Promenade wird über-wiegend in Granitgroßsteinpflas-ter, die der Lebuser Mauerstraße inBetonsteinpflaster ausgeführt. So

trum der jüdischen GemeindeFrankfurt (Oder). Das Gebäude, dasaus den 30er Jahren des 19. Jahr-

Jüdisches Gemeindezentrum –aus eins mach wieder zwei!

fördert. Danach wird der Bereichvon Haus IV bis zur Stadtbrückeumgestaltet. Hier werden Förder-mittel aus dem EU-Programm IN-TERREG III eingesetzt. SB

Problem für Gewerbetreibende –die provisorische Zufahrt zu den „Sieben Raben“

Noch Wüste – bald gepflastert: die nördliche Oderpromenade.

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

LennéparkIn diesem Jahr soll mit der garten-denkmalgerechten Wiederherstel-lung des Lennéparks im südlichenTeil begonnen werden. Die im Sü-den verlaufende Achse zwischender Lennépassage und dem ehe-maligen Konsumentkaufhaus wi-

Richtung Zentrum gelangen will,muss man zukünftig einen kleinenUmweg über den Platz der Repub-lik machen oder den geschwunge-nen Weg durch den Park in Kaufnehmen.SB

WoWi-VorhabenDie seit anderthalb Jahren andauernden Umbauarbei-ten am Muster- und Experimentalbau sind weitge-hend abgeschlossen, die ersten Mieter bereits einge-zogen und die gastronomischen Einrichtungen ha-ben ihren Betrieb aufgenommen. Auch das „Money-tarium“ der Sparkasse hat kürzlich eröffnet. Die neugegliederte Fassade und die differenzierte Höhenab-wicklung des Gebäudes haben eine städtebaulich po-sitive Wirkung auf die Umgebung. Inzwischen giltdieses Projekt als Vorbild für den Rückbau der „Platte“im gerade begonnenen Umbauprozess der schrump-fenden Städte in Ostdeutschland.

Ebenso sind die Bauarbeiten in der Kleinen Oder-straße 1-4 abgeschlossen. Hier wurden wie in der Gro-ßen Scharrnstr. 9-11 in jeder Etage jeweils drei kleineZwei-Raum-Wohnungen zu einer Drei- und einergroßzügigen Zwei-Raum-Wohnung zusammenge-legt. Somit wird das Angebot hinsichtlich größererWohnungen verbessert. Im Bereich des Sanierungsge-bietes sind diese eher rar, sodass Familien mit KindernSchwierigkeiten haben, in der Innenstadt geeignetenWohnraum zu finden.

derspricht in ihrem geradlinigenVerlauf der für Lenné typischen ge-schwungenen Wegeführung. His-torisch hat es diese Achse in dieserForm nicht gegeben, in Folge des-sen muss, wenn man die denk-malgerechte Wiederherstellungernst nimmt, der Weg in seinerderzeitigen Form entfernt werden.Geplant ist eine in einer Kurve ver-laufende Wegebeziehung ohneTreppe, die in Form einer Rampeden Platz vor dem früheren Kauf-haus erreicht. Da zur Zeit derDurchgang durch das Kaufhausnicht möglich und auch bei einerzukünftigen Neuentwicklung desStandortes die Lage eines Durch-gangs noch nicht festgelegt ist,kann durchaus auf diese direkteVerbindung verzichtet werden.Heute ist der Weg, insbesonderedurch die marode Treppenanlage,wenig attraktiv.Wenn man nach der Umgestaltungaus der Halben Stadt kommend in

Blick auf einen Drehort – auf der„Halben Treppe“ wurde ein Kino-

Film produziert.Viele Wege führen nach Rom – doch der Weg durch

den Lenné Park endet vor einer zugemauerten Wand.

Als nächstes WoWi-Gebäude in dem Sanierungs-gebiet wird die Große Oderstraße 47-49 moderni-siert.SB

Die Innenstadt wird erneuert –dank der Woohnungswirtschaft erhält der Komplexhinter dem Ex-Bau ein vollkommen neues Gesicht.

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

Ein Frankfurtersaniert – HerrKühne hat mit derehemalige Kaserneein neues Projektin Angriff genom-men.

Zukunft im Stadtteil – ZiS 2000Im Rahmen der Handlungsinitiative „Zukunftim Stadtteil“ des Landes Brandenburg mit demgleichlautenden Förderprogramm, das aus Mit-teln des Europäischen Fonds für regionale Ent-wicklung (EFRE) und des Landes Brandenburggespeist wird, wurden zum Jahresende 2001 dieersten und lange erwarteten Zuwendungsbe-scheide an die Stadt Frankfurt (Oder) ausge-reicht.

Das Haus IV an der Musikschule stellt seit Jah-ren einen Schandfleck am Oderufer dar undkann nun endlich saniert werden. Nach der Fer-tigstellung zum Jahresende 2003 wird das Ge-bäude verschiedene Nutzungen wie die Kinder-und Musikbibliothek, Bereiche der Volkshoch-schule und neue Proberäume für die Musikschuleaufnehmen. Im Erdgeschoss entsteht ein Cafémit Terrassennutzung und Oderblick, für dasnoch ein Pächter gesucht wird.

Die mit dem Ministerium für Stadtentwick-lung, Wohnen und Verkehr, der Investitions-bank des Landes Brandenburg und anderenPartnern geführten Abstimmungen im Vorfeldder Bewilligung waren sehr intensiv und zeit-aufwendig, aber für die Zuwendung in Höhe vonca. 1,5 Mio EUR haben sich die Bemühungengelohnt.

Darüber hinaus werden für die Sicherung derGesamtfinanzierung von ca. 2,0 Mio EUR auchStädtebaufördermittel, öffentliche Mittel derBundesanstalt für Arbeit und Eigenmittel derStadt eingesetzt.

Auch für den Ausbau des mittelalterlichenRathauskellers als neue Spielstätte des Kabarettsstehen Fördermittel in Höhe von ca. 0,4 Mio EURzur Verfügung. Der Ausbau der Gaststätte imnördlichen Teil des Kellers ist jedoch nicht för-derfähig und muss mit Eigenmitteln erfolgen.

Wenn zum Saisonbeginn 2003 Tische undStühle auf dem neu gestalteten Marktplatz gutbesetzt sind, der grüne Markt stattfindet und derlustige Marktbrunnen sprudelt – dann wird derMarktplatz mit dem sanierten Rathaus als Herzder Stadt wirklich an Attraktivität gewonnenhaben!

Der Minister für Stadtentwicklung, Wohnenund Verkehr des Landes Brandenburg, HartmutMeyer, und der Oberbürgermeister der StadtFrankfurt (Oder) haben am 12. April 2002 in derMusikschule gemeinsam mit vielen Gästen denAuftakt der Realisierung der ZiS Projekte inFrankfurt (Oder) eingeleitet.Hella Fenger

Uferstraße 3Das Kasernengebäude Uferstraße 3, dessen bauhistorische undstadtgeschichtliche Bedeutung außer Zweifel steht, wurde vomBundesvermögensamt an den Frankfurter Immobilienmakler

AdviadrumWer sich mal einen Eindruck darüber verschaffen will, wie Stu-denten von der Universität Dresden die zukünftige städtebau-liche Gestalt der Frankfurter Innenstadt sehen, sollte sich auf

www.adviadrum.de– ein interessanterEinblick in diemögliche Zukunftunserer Innenstadt!

Heinz Kühne veräußert. Er plant zur einen Hälfte eine Büro-nutzung, zur anderen Hälfte ein Gesundheitszentrum. Das un-ter Denkmalschutz stehende Haus aus dem Jahr 1755 muss je-doch zunächst modernisiert werden. Der Investor will die Ar-beiten am Gebäude bis zur 750-Jahr-Feier im Sommer 2003beenden. Bei der Instandsetzung und Modernisierung ist einehistorisch authentische Herrichtung insbesondere der oder-seitigen Fassade vorgesehen, da das Gebäude im Kontext derSilhouette entlang des Flusses steht.SB

der Internetseite www.adviadrum.de einen Eindruck verschaf-fen. Die drei Studenten haben sich in ihrer Diplomarbeit freivon irgendwelchen Zwängen mit der Entwicklung der City inden nächsten 50 Jahren, insbesondere in Hinblick auf dieVerknüpfung mit Słubice, auseinander gesetzt. Heraus gekom-men ist eine sehr interessante Arbeit, die durchaus einige neueAspekte bringt.SB

KONTAKTAmt für Bauleitplanung,Bauaufsicht u. SanierungTeam Sanierung/StadterneuerungFrau Fenger, Herr IskenGoepelstr. 3815234 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 552 – 61 10Fax: (03 35) 552 – 61 99

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ZURÜCK ZUR FL ANIERMEILE

Umgestaltung der Großen ScharrnstraßeIn der letzten Ausgabe des ZENTRUM wurde schon über die Probleme der GroßenScharrnstraße berichtet. In dieser Ausgabe sollen nun Entwürfe für eine möglicheUmgestaltung und Aufwertung der Großen Scharrnstraße gezeigt werden.

Im Sommer 2001 wurde eine bau-technische, gestalterische undstädtebauliche Machbarkeitsstu-die in Auftrag gegeben, die Mög-lichkeiten zur Aufwertung der Gro-ßen Scharrnstraße aufzeigen soll-te. Auftragnehmer waren die Ar-chitekten Bankert und Schöne ausDessau und Berlin. Die vorliegen-de Studie wurde sowohl den an derSanierungssteuerung beteiligtenÄmtern, als auch dem Eigentümervorgestellt, der sich im Grundsatzzustimmend äußerte.

Die Große Scharrnstraße ver-bindet die drei wichtigsten inner-städtischen Plätze – Oberkirch-platz, Marktplatz und Unterkirch-platz – miteinander und ist somit

von großer Bedeutung für die In-nenstadt. Weiterhin wird sie vonvielen Bürgern für den Weg vonund nach Polen genutzt. Die städ-tebauliche Qualität entspricht inkeiner Weise der Bedeutung derStraße. Häufige Fluktuation undhoher Leerstand prägen die Erdge-schosszone. Das größte Problemstellen die zu niedrigen, sehrdunklen und verschatteten Kolon-nadenbereiche dar. Die dahinterliegenden Geschäfte und Gastro-nomien liegen im Schatten, waswenig einladend wirkt. Die Straßekrankt nach eingehenden Analy-sen aber nicht nur an den Kolon-naden, sondern auch an einem zubreiten Straßenraum, der keine

qualitativ reizvolle Raumbildungermöglicht. Dass die Straße zubreit ist, zeigen auch die vielenBlumenkübel, die auf der Westseiteaufgestellt sind. Dieser Raum wirdvon den Fußgängern anscheinendnicht benötigt. Während die Ge-

Büro in einer Scharre –klein aber fein.

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bäude auf der Ostseite der GroßenScharrnstraße annähernd auf diealte Bauflucht vor dem 2. Weltkrieggebaut wurden, wurde die Westsei-te zurückgesetzt. Die Vertreter derbetroffenen Wohnungsbaugesell-schaft nennen als einen weiterenGrund für den Leerstand die sehrgroßen, z. Zt. wenig nachgefrag-ten Ladeneinheiten.

Aus diesen Informationen ent-wickelten die Architekten die Kon-zeption der „Scharren“ auf derWestseite der Großen Scharrnstra-ße. Die Grundidee ist, die Straßeauf ihre Vorkriegsbreite zurückzu-führen. Hierfür werden die westsei-tigen Kolonnaden bis auf die alteBauflucht vorgebaut und komplettdem Innenraum zugeschlagen. ImInnern gliedern sich die Gebäudein drei Meter breite Elemente, die„Scharren“. Diese kleinen Einhei-ten mit einer Durchschnittsgrößevon ca. 30 qm stehen für diverseNutzungen zur Verfügung. Denk-bar sind kleine Büros, z. B. für freieBerufe, eine Café-Bar sowie kleineLäden wie ein Antiquariat, Friseurbzw. Reisebüro. Ebenfalls könn-ten die Scharren Gemüse- und an-deren Marktanbietern auf demHorten-Vorplatz angeboten wer-den, wenn dieser Standort im Zugeeiner zukünftigen Neubebauungentfällt. Die Gewerbemieten inden Scharren werden nicht we-sentlich höher sein als die kumu-lierte Standmiete pro Monat. Dasgestalterische Konzept ist ausrei-chend flexibel, um die Scharrenbeliebig zusammenzuschalten,falls größere Einheiten benötigtwerden. In jedem der drei Gebäu-

de auf der Westseite der GroßenScharrnstraße können somit 8-9Scharren angeboten werden. Danur das Erdgeschoss auf die alteBauflucht vorgezogen werden soll,können die Scharren durch Ober-lichter zusätzlich belichtet wer-

KONTAKTSanierungsbeauftragter (SB)Büro für Stadtplanung,-forschung, u. -erneuerungJochen KorfmacherOlaf GersmeierRosa-Luxemburg-Straße 4215230 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 5 00 11 67Fax: (03 35) 5 00 11 68

Gastronomie oder Geschäft – die Modelle zeigen, dass in schma-len Räumen abwechslungsreiche Angebote entstehen können.

hier die Kolonnaden mit in denInnenraum integriert werden. Esentsteht eine glatte Glasfassade,als Gegensatz zu der „gefalteten“Variante auf der Westseite. Die ge-werblichen Einheiten behaltenihre Größe, um in dem gesamten

Die historische Scharrnstraße – einst eine der belebtesten Handelsstraßen inFrankfurt (Oder).

den. Um zu vermeiden, dass ober-halb des Vorbaus Werbetafeln u.ä.angebracht werden, können diegewerblichen Nutzer die durch dieVerwendung von abgeknicktenFrontelementen entstehendenSeitenflächen hierfür verwenden.Die Kosten für den Umbau einesGebäudes belaufen sich nach ers-ten Schätzungen auf etwa 500.000Euro.

Für die Ostseite ist kein Vorbaugeplant, allerdings sollen auch

Straßenabschnitt eine Bandbreiteunterschiedlich großer Flächenanbieten zu können. Die Kostenbelaufen sich hier für ein Gebäudeauf etwa 325.000 Euro, inklusiveder Erneuerung der Heizung, derLüftung, der Sanitäreinrichtung,der Elektroinstallation und derHausanschlüsse.

Die WohnBau eG trägt als Ei-gentümerin der betroffenen Ge-bäude die Planungen mit, hat abernicht die finanziellen Mittel, ei-nen Umbau durchzuführen. Siekann sich jedoch vorstellen, inden Fassadenbereichen der obe-ren Wohnungsgeschosse zur Stra-ße und zum Innenhof zumindestfarbliche Aufwertungen und klei-nere Reparaturen vorzunehmen.Zur Zeit wird von Seiten der Stadt-verwaltung geprüft, inwieweit esmöglich ist, die Umgestaltung ei-nes Referenzobjektes zu befördern(beispielsweise mit ZIS-Mitteln).SB

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Am 18. September 1986 tagten imFrankfurter Rathaus die Mitgliederdes Präsidiums des Bundes der Ar-chitekten, der DDR. Hier wurdezum ersten Mal in der DDR ein Bei-spiel gegeben, wie man die vor-wiegend in traditioneller Bauwei-se entstandenen Wohngebiete ausdem Wiederaufbauprogramm der50er und 60er Jahre durch komple-xen und industriellen Wohnungs-bau nunmehr mit Geschäften undEinrichtungen in den Erdgeschos-

sen gestalterisch wesentlich auf-wertet und funktionell bereichert.Die Gäste der Stadt erfuhren nichtnur, dass die Vorbereitungen fürdie Montage des letzten Wohn-blocks in Neuberesinchen, wo seit1977 immerhin 8.000 Wohnungenentstanden, in Angriff genom-men wurden. Sie besichtigtenauch die fertigen und entstehen-den Wohnblöcke, die sich vondem ehemaligen Konsument-Wa-renhaus bis zur Baustelle am Hoch-

haus Karl-Marx-Straße 23 erstreck-ten. Diese begutachteten Ergeb-nisse ermutigten nunmehr dieBauleute, auch mit den Arbeitenim Bereich der Kleinen Oderstra-ße, Schmalzgasse, Große Scharrn-straße, Forststraße – also in Rat-hausnähe – zu beginnen. Als abApril 1987 mit den Montagearbei-ten in der Großen Scharrnstraßebegonnen wurde, war zu lesen:„Dieser Abschnitt ... ist das Herz-stück des innerstädtischen Bau-

GESCHICHTE

Die Große Scharrnstraße vor 15 Jahren –ein Rückblick

Ein Rückblick auf das städtebauliche Vorhaben „Große Scharrnstraße“ zu sozialisti-schen Zeiten –nur wenige Monate vor Beginn der „Wendezeit“ wurde sie alsbeispielhafte Fußgängerzone fertiggestellt.

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Moderne Platte – der Umbau der Scharrstraße zurPlattensiedlung mit neuer, hoher Wohnqualität.

ens. Nicht nur, weil hier auf engs-tem Raum gebaut wird, sondernweil hier eine Straße entsteht, diesozusagen das I-Tüpfelchen aufdas neue Frankfurter Zentrum set-zen wird“.

Sechs Häuser mit 180 Wohnun-gen, überwiegend Einraum-,Zweiraum- und Zweieinhalb-raum-Wohnungen vor allem fürJugendliche, Alleinstehende undÄltere sowie mehrere Geschäftesollten hier entstehen. Ende 1987sollten die ersten Gebäude über-geben werden, im Januar 1988wurden die letzten Blöcke mon-tiert. Schon zu dieser Zeit konnteman feststellen, dass in diesemBereich in relativ kurzer Zeit Pla-ner, Projektanten, Bauarbeiter undKünstler eine Straße mit damalsbeachtlicher städtebaulicher undkünstlerischer Ausstrahlung ge-schaffen hatten. Auffällig war auchder Wechsel der Geschosszahlen,die verschiedenen Grundrisse derWohnungen sowie die unter-schiedlichen Zusatzelemente. Derdamalige Stadtarchitekt wiesimmer wieder darauf hin, dass dervorhandene „wohnsiedlungshaf-te“ Charakter dieser Straße städti-scher gestaltet werden sollte.

Die Baubedingungen warenaußerordentlich kompliziert. VielSchutt und dicke Kellerwände ehe-maliger Gebäude waren seit De-zember 1986 zu beseitigen. EinArbeiter erinnerte sich: „... Bei je-der Ausschachtung stoßen wir ...noch auf Spuren des Krieges, ja, wirhaben sogar noch Brandschichtengefunden aus der Zeit, als derSchwedenkönig Gustav Adolf vorüber 300 Jahren die Stadt in Flam-men aufgehen ließ“.

Die Verantwortlichen wolltenmit dieser Straße, die nur Fußgän-gern vorbehalten sein sollte, andie einstige Große Scharrnstraßeanknüpfen, die in der Vergangen-heit eine der bedeutendsten Stra-ßen Frankfurts war. Viele Kaufleuteund Gewerbetreibende hatten hiereinst ihr relativ sicheres Auskom-men.

Natürlich entstand diese Straßein den Strukturen der DDR. Es gabzur Gestaltung dieses Bereichs Be-schlüsse der SED und der Staatsor-gane, der Oberbürgermeister FritzKrause und der Rat der Stadt nah-men ständigen Einfluss auf dasBaugeschehen. Die Konzeptionwurde vom Stadtarchitekten Dr.Vogler mit seinem Büro – unterMitarbeit des Chefarchitekten desWohnungsbaukombinats J. Beige– erarbeitet. Die Handschrift vonDipl.-Ing. Günter Hartzsch als ob-jektverantwortlichem Mitarbeiterim Büro für Stadtplanung warebenfalls zu spüren. Von ihmstammen die Sätze: „Das Bauen inder vorhandenen Stadt verlangtPhantasie, vollen Einsatz und Be-geisterungsfähigkeit. Die Bürgersollen sich im neuen Stadtzentrumund besonders auch in unsererScharrnstraße wohlfühlen und sieals ein Stück neuer Stadtheimat inBesitz nehmen“. Die Ausführungs-projektierung leitete der verant-wortliche Komplexarchitekt A.Weiler. Auf dieser Basis wurde,immerhin in einer Zeit auffälligerMangelwirtschaft, ein Gemein-schaftswerk hiesiger Betriebe – dieheute nicht mehr existieren – inGang gesetzt.

Es sollte daran erinnert werden,dass zu den Attraktionen dieserneuen Straße am Anbeginn gas-tronomische Einrichtungen zähl-ten wie das Café „FrankfurterKranz“, eine Pizzeria, die Tagesbar„Scharrnstube“, die Teestube „Vorden drei Bergen“ sowie ein Eiski-osk. Mehrere Läden zierten dieStraße, es gab sogar eine Wein-handlung mit Probierstube. Dievielfältige künstlerische Gestal-tung der Anlage war ein Marken-zeichen. Es war ein Versuch, eineEinheit von Architektur und bil-dender Kunst zu schaffen. Das be-gann bei der besonderen Struktu-rierung der Straßenfläche, gingüber Bänke, Pflanzkörbe, Leucht-kandelaber, Rankgerüste an denGiebeln bis zur Bildkunst. Dazugehörten Walter Kreisels „Pferde“,

Burschiks „Gaukler“, Weidners„Ringelnatz in Frankfurt“, Volls„Historische Bauformen“ u.a. VielInteresse fanden „Alte FrankfurterStadtgrundrisse“ als Bleivergla-sungen in der Tagesbar von Sabi-ne Rachold, die „Fabelwesen“ vonErika Stürmer-Alex sowie dieWandmalerei „Boulevardpassan-ten“ von Harald Schulz. Danebenbeeindruckten die keramischenGestaltungen von Prof. Bondzin,Friedrich Stachat, Antje Scharfe so-wie die Bodenplatte von HerdegenFehlhaber. Insgesamt gaben 18Künstler des Bezirkes Frankfurt(Oder) mit ihrer jeweiligen Hand-schrift dieser Straße ihre individu-elle Note. Am 6. Oktober 1988wurde die Fertigstellung des Berei-ches Große Scharrnstraße öffent-lich bekannt gegeben.

Wenn der Betrachter heute vomMarktplatz aus in diese Straßeschaut, sieht er Trostlosigkeit. EineStraße, die für die Bürger kaumnoch Anreize für einen Besuchbietet. Durch eine neue kunden-freundliche Gestaltung dieses Er-lebnisraumes, der einst durchausdie Chance hatte, eine der interes-santesten Straßen des wiederauf-gebauten Frankfurts zu werden,sollten die Grundideen der Schöp-fer dieses städtischen Raumes imSinne einer Veränderung erneutaufgenommen werden.Hans-Georg Schneider

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

NEUES GESICHT FÜR FRANKFURTS ODERZUGANG

Entwurfsstudie Holzmarkt 5Das Neuordnungskonzept für das Sanierungs-gebiet geht von einer Wiederbebauung desGrundstückes der Friedensglocke am Holzmarktaus, um den alten Stadtgrundriss an dieser Stellewiederherzustellen. Vor dem 2. Weltkrieg existiertean dieser Stelle eine Bebauung aus zwei unter-schiedlich hohen Gebäuden.

an. Der südliche Neubau (die „La-terne“) ist eine 4-geschossigeStahl-Glas-Konstruktion mitFlachdach. Die „Laterne“ ist ausge-stattet mit beweglichen Elemen-ten als Sonnenschutz und zur Be-lebung der Fassade, unter Einbe-ziehung der Verwendung regene-rativer Energien (Sonnenkollekto-ren). Das östliche Gebäude (der„Würfel“) ist 3-geschossig mitFlachdach und darauf liegenderDachterrasse. Der „Würfel“ ist ingelblichem Naturstein ausgeführtund unterstützt somit die Tiefen-wirkung der Ostansicht. Die Er-schließung der „Laterne“ erfolgtüber eine Galerie (die „Scheibe“),die die Hausfront zur Fabergasseschließt. Diese Front ist gelb ver-putzt. Das Treppenhaus ist direktan das vorhandene Gebäude an-

KONTAKTAmt für Bauleitplanung,

Bauaufsicht u. SanierungAbt. Bauleitplanung/

StadtplanungFrau Thierbach

Goepelstr. 3815234 Frankfurt (Oder)

Tel.: (03 35) 552 – 61 17Fax: (03 35) 552 – 61 99

Glöckchen, Glöckchen du musst wandern –Die Friedensglocke erhält einen neuen Standort.

Innenhof mit Kinderspielplatz,bewirtschaftetem Hofgarten undZugängen zum Gewerbegeschoss

gebaut. Unter der Galerie befindetsich der Durchgang zum Innenhof(das „Tor“). Der zweite Neubau

Entwurf des Architekten – Die neue „Skyline“ des Holzmarktes mit der Friedensglocke am derzeitigenStandort. Blick vom Rathaus auf Frankfurts zentralen Zugang zur Oder.

Aufforderung an fünf Architektur-büros, sich über eine angemesse-ne Bebauung dieses Standortes

Gedanken zu machen, lag einebreite Palette von Bebauungsvari-anten mit unterschiedlich gepräg-ten Baustilen und Bauformen vor,aus denen ein Siegerentwurf er-mittelt werden konnte. Zur Aufga-benstellung gehörte auch die Fragenach einem neuen Standort für dieFriedensglocke und einem neuenGlockenstuhl. DiesbezüglicheVorschläge spielten für die Aus-wahl der Entwürfe aufgrund einerzwischenzeitlich modifiziertenPlanung für den Holzmarkt keineRolle. Finanziert wurde die Ent-wurfsstudie von den potenziellenInvestoren, die das Grundstückvon der Stadt erwerben wollen.

Bei dem Siegerentwurf des Ar-chitekturbüros Spacelab ordnensich zwei Gebäude mit einer Gale-rie um einen kleinen begrünten

Die besondere Lage des Grundstü-ckes Holzmarkt 5 erfordert einequalitativ hochwertige Bebauung,die einerseits zwischen den bei-den vorhandenen Denkmälernvermittelt und andererseits auchals eigenständiges Gebäudeinsbesondere die Abwicklung ausöstlicher Richtung prägt. Durch die

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

(der „Würfel“) wird ebenfallsdurch Laubengänge erschlossen,die für das Bestandsgebäudegleichzeitig den zweiten Flucht-weg darstellen. Das zugehörigeTreppenhaus mit Lift, ein zumHolzmarkt hin verglaster Turm, istgleichfalls an das nördlich an-grenzende Bestandsgebäude an-gebaut.

Insgesamt sind in den Oberge-schossen zehn abgeschlosseneNutzungseinheiten und im Erdge-schoss zwei Gewerbeeinheiten(Laden/Büro, Café/Restaurant) ge-plant, wobei die Grundrisse in denObergeschossen die Einrichtungvon Büroräumen, beispielsweisefür freie Berufe (Rechtsanwälte, Ar-chitekten o.ä.) ermöglichen. AlleWohnungen verfügen über einenBalkon bzw. eine Loggia.

nikräumen. Die Garage ist vomHolzmarkt unter Ausnutzung derbestehenden Höhenverhältnissezu erreichen.

Der Entwurf des Architekturbü-ros Spacelab aus Berlin ist ein Bei-spiel für zeitgenössische Architek-tur. Er wurde mehrheitlich aufgrundseiner konsequenten und klarengestalterischen Grundhaltung, dergelungenen Umsetzung von An-klängen an die früheren baulichenKubaturen, der innovativen Ansät-ze zur solaren Energiegewinnungund zum Sonnenschutz sowie sei-ner funktionalen Ideen hervorge-hoben. Zwischenzeitig ist der Ver-kehrswert (sanierungsbedingterEndwert) ermittelt und der Inves-torengruppe mitgeteilt worden,die zur Zeit die Finanzierung desVorhabens prüft.

Unter dem Komplex befindetsich eine Tiefgarage mit 12 Stell-plätzen, 12 Kellern, sowie Tech-

Zur Vorbereitung der Fläche istdie Umsetzung der Friedensglockeerforderlich. Der neue Standort

muss noch endgültig abgestimmtwerden. Zur Zeit wird ein Standortim nördlichen Bereich des Holz-marktes, oberhalb der Treppe, di-rekt an der Oder präferiert. Die Wir-kung in der Stadtansicht bzw. Ab-wicklung der Oderpromenade istan dieser Stelle herausragend undwirkt als Zeichen bis nach Polenhinüber. Zudem ist für Versamm-lungen und Veranstaltungen aus-reichend Platz vorhanden. Für dieNeugestaltung des Glockenstuhlsist es vorgesehen, drei Architektur-bzw. Designerbüros aufzufordern,Entwürfe zu erarbeiten. Anschlie-ßend wird von einer geeignetenAuswahlkommission ein Entwurffür die Realisierung vorgeschla-gen. Weiterhin müssen in gerin-gem Maße Leitungsumlegungenerfolgen. Archäologische Untersu-

Licht und Glas – Blick auf den Entwurf von der Oder aus gesehen. Der Architekt Marc Spinner ist in Frankfurtkein Unbekannter für experimentelle, gelungen inszenierte Gebäude.

Schöner Wohnen – Die neu entstehenden Wohnungen am Holzmarkt 5 werden nicht nur ihrer schönen Lagewegen schnell bezogen sein. Auch die moderne Architektur spricht an.

chungen können zusätzlich erfor-derlich sein.SB

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

Im Rahmen der Sanierung des Ge-bietes „Ehemalige Altstadt“ ist dieNeugestaltung des Markplatzes ein

TRINKBRUNNEN

Neuer Wasserspender aufdem Marktplatz

Frankfurts zentraler Platz bekommt eine neueWasserquelle.

„Sieben Raben“ soll ein neuerTrinkbrunnen entstehen.

Zur Ideenfindung wurde im ver-gangenen Jahr durch das Kulturbü-ro Frankfurt (Oder) ein beschränk-ter künstlerischer Wettbewerb mit4 teilnehmenden Künstlern aus-geschrieben. Aufgabe war die Ge-staltung einer kommunikativenBrunnenanlage mit hoher Aufent-haltsqualität zum Thema „SiebenRaben“. Dabei sollten wichtigeAspekte der Stadtgeschichte ein-gearbeitet werden. Der spieleri-sche Umgang mit der Bezeich-nung „Sieben Raben“ aus histori-scher Sicht aber auch der Bezugzum Grimmschen Märchen wargewollt. Die Künstler reichteninsgesamt 5 Gestaltungsentwürfeein. Sieger des Wettbewerbs wurdeder Brandenburger Künstler HorstEngelhard aus Eichwerder beiWriezen.

Die Brunnenskulptur bestehtaus einem Baum mit den „SiebenRaben“. Darüber ist ein Schriftzug„Frankfurt anno 1253“ vorgesehen.Da Raben glitzernde Dinge mö-gen, sind in der Baumkrone ver-schieden farbige Glassteine alsKrone eingearbeitet. Im Sockelbe-reich der Skulptur findet man ver-schiedene historische Stadtan-sichten, wie Porträts von H. v.Kleist und C. Ph. E. Bach. Außer-halb des Brunnens – auf der Nord-seite des Marktes – steht das Mäd-chen aus dem Märchen auf einemFindling. Gegenüber findet mannochmals einen Raben. Somitzieht sich die Brunnenkompositi-on aus Bronze und Granitsteinweit in die Fläche des Marktplatzeshinein und bietet auch verschie-

KONTAKTKulturbüro

Frankfurt (Oder)Heidi Gohde

Lindenstraße 715230 Frankfurt (Oder)

Tel.: (03 35) 5 53 78 -335Fax: (03 35) 5 53 78 -340

wichtiger Punkt zur Rückbesin-nung der Stadt auf ihre historischeMitte. Der Markt soll sich bis zumFestjahr 2003 zu einem echtenHerzstück der ehemaligen Hanse-stadt entwickeln. Zwischen Rat-haus und dem Gebäudekomplex

dene Sitzmöglichkeiten um denBrunnen herum.

Bis September sollen die Arbei-ten zur Neugestaltung des Markt-platzes beendet sein und auch derBrunnen eingeweiht werden. Bisdahin hoffen wir auf ein gutes Ge-lingen des Bronzegusses in derBrandenburger KunstgießereiLauchhammer. Alle Brunnenent-würfe werden im Mai in der Brun-nengalerie Butry in den SiebenRaben nochmals zu sehen sein.Heidi Gohde

Viele glitzernde Dingeund Porträts –

Schönheit auch im Detail.

Einer gegen Sieben –Ein weiterer Rabe erweitert die Wirkung der Skulptur

bis in den Marktplatz hinein.

Viele Sitzmöglichkeiten –Zum Verweilen nicht nur auf dem

Granitblock soll derneue Brunnen einladen.

Der Trinkbrunnen –hier das maßstabgetreue Modell

des Brandenburger KünstlersHorst Engelhard, bestehend aus

einem Baum und sieben Raben.

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S A N I E R U N G S P R O J E K T E

STADTBRÜCKE

Der Grenzübergang StadtbrückeDas Frankfurter Bauwerk, das wie kein zweites für den deutsch-polnischenCharakter unserer Stadt steht, bekommt ein neues Gesicht.

KONTAKTBrandenburgischesStraßenbauamtFrankfurt (Oder)Müllroser Chaussee 5115236 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 5 60 – 25 09

Die letzten 50 Jahre haben Frank-furts alter Stadtbrücke dermaßenstark zugesetzt, dass sie erneuertwerden muss. Starke Korrosion anden Stahlteilen, Risse im Betonund mangelnde Pflege über Jahr-zehnte machen eine weitere Erhal-tung unmöglich.

Eine zweijährige Schließungdes Grenzüberganges für den Bauder neuen Brücke war nicht mög-lich. So entschloss sich der Bund,der übrigens die Baukosten von ca.10 Millionen Euro voll übernimmt,die neue Brücke zunächst parallelzur alten Brücke aufzubauen unddann als Behelfsbrücke zu nutzen.Nach Abbruch des vorhandenenBauwerkes und Herstellung derneuen Unterbauten wird die Brü-cke dann in die endgültige Lagequerverschoben.

Für den Ersatzneubau wurdenim Rahmen von Voruntersuchun-gen verschiedene Oberbauvarian-ten gegenübergestellt.

Schließlich entschied man sichfür eine Stahlverbundkonstruktionmit einem 75 Meter langen Stab-bogen. Die Gesamtlänge des Bau-werkes beträgt ca. 252 Meter.

Eine wesentliche Rolle für dieseEntscheidung war das Anliegen,das traditionelle Erscheinungsbilddes Bogens als weithin sichtbaresWahrzeichen von Frankfurt (Oder)zu erhalten. Da das neue Bauwerkgrößere Stützweiten und eine ge-ringere Bauhöhe aufweist, könnenzwei Flusspfeiler entfallen und dasschiffbare Profil der Oder um 10Meter verbreitert werden.

Nach dem Spatenstich am12.11.2000 wurden zunächst Be-helfspfeiler errichtet. Nachdemdann nach und nach im Augustletzten Jahres die einzelnen

Stahlteile, die bis zu 60 Meter langund 220 Tonnen schwer sind, ein-gebaut waren, konnte am22.09.2001 der am Holzmarkt aus 7Einzelteilen zusammengebaute 75Meter lange und 520 Tonnenschwere Stabbogen einge-schwommen werden.

Die Betonplatte für die Fahr-bahn mit ihren Kragarmen, diespäter den Fußgängerweg darstel-len, ist inzwischen ebenfalls fer-tig. Die Restarbeiten wie Gelän-dermontage, Straßenbeleuchtungund Straßenbelag wurden EndeFebruar beendet. Dann kam dergroße Moment der Inbetriebnah-me der neuen Brücke in Behelfs-lage.

Ist die neue Brücke in Betrieb,kann die alte Brücke demontiertund recycelt bzw. verschrottetwerden. Die beiden Widerlager aufder Ost- und der Westseite und einkleiner Teil des Landpfeilers auf derFrankfurter Oderpromenade sindalles, was von der alten Brücke üb-rig bleibt.

Der Neubau der endgültigenBrückenpfeiler wird Ende Augustdieses Jahres abgeschlossen sein.Der Querverschub der neuen Brückewird voraussichtlich im September

durchgeführt. Danach wird dieBrücke für den Pkw-Verkehr für ca.14 Tage gesperrt sein.

Im Interesse der anstehenden750-Jahr-Feier der Stadt Frankfurt(Oder), des Internationalen Han-setages sowie der Ausrichtung derEuropagartenschau im Jahr 2003 istdie komplette Fertigstellung undendgültige Inbetriebnahme derBrücke zum 31.12.2002 festgelegt.Eine Herausforderung, der sich dieBrückenbauer gerne stellen.Kreidel

Vor wenigen Monaten – Die Anfänge des Brückenbaus derBehelfsbrücke über die Oder.

Blick in die Zukunft – Die neue Stadtbrücke in einer Computersimulation.Fo

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18 ZENTRUM 05 APR IL 2002

T I T E L

KONTAKTffo Agentur GmbH

Jens TaschenbergerTunnelstraße 49

15232 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 5 00 39 -73Fax: (03 35) 5 00 39 -76

„Bau auf, bau auf, Freie DeutscheJugend bau auf...“ – viele erinnernsich heute noch an die lächelndenGesichter junger Menschen inblauen Hemden, die freiwillig unddazu noch begeistert beim Bau des

architektonischen Highlights imWiederaufbauprogramm der DDRmithalfen: der Platte! In den 50erund 60er Jahren entstanden so un-zählige Gebäude im komplexenund industriellen Wohnungsbau.Vielen, die heute ihr Leben in die-sen Bauten fristen, ist sicher weni-ger nach Lächeln zu Mute.

Mit der Scharrnstraße habendiese Sätze auf den ersten Blicknicht viel zu tun, erinnern sie docheher an das „Plattenviertel“ Neu-beresinchen. Das war allerdingsauch beabsichtigt, als man Mitteder 80er Jahre den Beweis antretenwollte, dass auch der Plattenbauarchitektonisch und künstlerischanspruchsvoll sowie von beson-derem Flair sein kann. DieScharrnstraße wurde hierfür ausge-wählt, um als sozialistisches Bau-werk den Beweis der Möglichkeitguter Wohnqualität auch in derPlatte anzutreten. Es entstandenWohnungen mit abwechslungs-reichen Zuschnitten und zu ebenerErde wurden verschiedene gastro-nomische Einrichtungen inte-griert, um für pulsierendes Lebenzu sorgen. Viele Objekte an denGebäuden und in der Straße soll-ten den Spagat zwischen Platten-architektur und bildener Kunst er-möglichen.

Eine Vision, die sicher auch derWende zum Opfer fiel. WährendAltbauten saniert und andere Stra-ßenzüge attraktiver wurden, ver-kam die Scharrnstraße immermehr zum Hinterhof einer unat-

SCHILLERNDES LEBEN IM ZENTRUM

Eine „tote Meile“ wirdzum Trendsetter der Innenstadt!

Die Große Scharrnstraße gehört zu den Sorgenkindern im Sanierungskonzept derInnenstadt. Gerade mal 1989 in ihrer jetzigen Form fertiggestellt, macht sie heutebereits einen verlassenen Eindruck. Nun soll sie als Studentenmeile zu neuemLeben erweckt werden.

traktiven Magistrale. Die Geschäfteliefen schlecht und die Besucherblieben aus.

Inzwischen hat die Magistraleein neues, frisches Gesicht erhal-ten. Damit bietet sich auch für dieGroße Scharrnstraße eine neueChance, das zu werden, was ihreinst bestimmt war: eine Flanier-meile, eine Ausgehmeile, ein Ortfür schillerndes junges Leben.Schon heute beträgt der Anteil vonStudenten an den Mietern in denPlatten der Scharrnstraße ca. 40Prozent, allerdings spricht dieFluktuation in den Geschäften fürdie derzeit eher fehlende Attrakti-vität des Ortes. Dabei bietet geradedie Achse, auf der die Straße liegt,beste Voraussetzungen. Von derEuropa-Universität vorbei am Ufa-Palast samt neu entstandenenGastronomien vis a vis bis zumGrenzübergang führt die Straße. Indiesem Umfeld kann – als Gegen-satz zur für Familien und Einkäufeschön hergerichteten Magistrale –ein Kontrast entstehen, ein jungerFarbtupfer. Die Planung lässt ge-nau das zu: bunter, heller wird esinsbesondere durch die Umgestal-tung der Ladengeschäfte. Das Kon-zept der langgezogenen Scharrenfür kleine Shops und eine ab-wechslungsreiche Gastro-Land-schaft kann hier Attraktivitästfak-toren für eine junge Klientel ent-stehen lassen. Und wo sich jungeMenschen zu Hause fühlen, da hateine Stadt auch Zukunft.Jens Taschenberger

Synonym für die Zukunft? – Die Scharrnstraße soll zueiner Flaniermeile umgestaltet werden, die den Namen

„Studentenpassage“ wirklich verdient.

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B Ü R G E R F O R U M

DAS BÜRGERFORUM BERICHTET

Mitbestimmung bei der InnenstadtsanierungWie kann man in das Geschehen bei Baumaßnahmen im Zentrum der Stadteingreifen und mitwirken? – Ein Rückblick des Bürgerforums und zugleich einAusblick auf die kommende Arbeit.

Wir blicken nun auf gut anderthalbJahre Bürgerforum Innenstadt zu-rück. In dieser Zeit wurde viel dis-kutiert und gestritten. Um einenEindruck über die Themenpalettezu bekommen, möchten wir hiernur mal die wichtigsten Veranstal-tungen nennen.

Wir haben über die Gestaltungdes Marktplatzes, der Karl-Marx-Straße und der Oderpromenadediskutiert sowie über den Europa-garten, die Kunst im Stadtraum,den Grünen Markt und die Ver-kehrs- sowie Parkprobleme in derInnenstadt gesprochen. Diese undweitere Themen wurden uns vondem Sanierungsbeauftragten derInnenstadt, den Vertretern derStadtverwaltung, den beauftragtenPlanungsbüros wie auch den Woh-nungsbaugesellschaften immervon kompetenter Seite erläutert.

Das Bürgerforum bringt seineVorstellungen und Ideen in dochmanchmal heftigen Diskussionenzum Ausdruck. Inwieweit die Vor-schläge und Ideen dannletztendlich berücksichtigt wer-den können, dafür bedarf es derfachlichen Kompetenz; aber wirhaben uns als Bürgerforum überdie weitere Entwicklung der StadtGedanken gemacht, uns einge-bracht und sehen nicht tatenloszu, was hier passiert. In einigenPunkten haben wir auch etwas be-wegen können.

Ein weiterer wichtiger Teil un-serer Arbeit ist die Teilnahme anJurysitzungen von Wettbewerbs-verfahren im Sanierungsgebiet. Sohat beispielsweise eine Vertreterindes Bürgerforums an der Sitzungder Auswahlkommission zurWiederbebauung des Geländes der

Friedensglocke und der Jury zurGestaltung des Trinkbrunnens aufdem Marktplatz teilgenommen.Über beide Projekte wird in dieserAusgabe des ZENTRUM berichtet.

Wir haben uns im Jahr 2000 zu-sammengefunden, um uns in dieStadtpolitik einzumischen, um ausSicht der Bürger der Stadt Frankfurt(Oder) unseren Beitrag zu leisten,dass die Stadt schöner, freundli-

KONTAKT ZUMB Ü R G E R F O R U MFrau und Herr WagenerBrücktorstraße 415230 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 32 12 04

Herr FuhrmannFerdinandstr. 115230 Frankfurt (Oder)Tel.: (03 35) 500 71 53

Das Bürgerforum trifft sichalle 2 Wochen donnerstagsim Hause „Sieben-Raben“,Marktplatz 3, um 17.30 Uhr.Interessierte Bürgerinnenund Bürger sind herzlicheingeladen. Die nächstenTermine sind am 2. und 26.Mai 2002.

Die Sprechstunde desSanierungsbeauftragtenfindet wöchentlichdienstags zwischen 17.00und 19.00 Uhr ebenfalls imHause „Sieben-Raben“ statt.

Ausstellung „Landschaft-Kunst-Stadt“ ein Diskussionsforum zumThema „Denkmal Lennépark“.

Wir wollen auch in Zukunft anden Geschicken der Frankfurter In-nenstadt mitarbeiten. Es wärewünschenswert, wenn mehr Bür-gerinnen und Bürger in unseremForum mitwirken würden und fürdie Stadtentwicklung Interessezeigen. Jeder Bürger, ob jung oder

Nicht länger im Dunkeln tappen – im Bürgerforum kann man vorherauf Entscheidungen im Rahmen der Innenstadtsanierung Einflußnehmen!

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cher und lebenswerter wird. Es istbesser, sich mit einzubringen, alshinterher über beschlossene Maß-nahmen zu meckern.

Um weitere Bürgerinnen undBürger über das Geschehen im Sa-nierungsgebiet und die Arbeit desBürgerforums zu informieren, ver-anstaltete das Bürgerforum AnfangMärz dieses Jahres im Rahmen der

alt, ist gern in unserem Kreis gese-hen und sollte das Recht der Mit-bestimmung wahrnehmen.

Das Bürgerforum trifft sich 14tä-gig, donnerstags, im Hause „Sie-ben Raben“, Marktplatz 3, um17:30 Uhr. Die genauen Terminehängen im Fenster der Bürgerfo-rums aus.Frau Kleiner, Frau Theis

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H E R AU S G E B E RStadt Frankfurt (Oder)undSanierungsbeauftragterBüro für Stadtplanung,-forschung und-erneuerung (PFE)Frankfurt (Oder)/Berlin

VERL AG, SATZ& LAYOUTffo Werbe-& Verlagsagentur GmbHTunnelstr. 4915232 Frankfurt (Oder)Tel.: (0 335) 500 39 73Fax: (0 335) 500 39 76eMail: [email protected]:http://www.ffomedia.de

C O V E R F O T Offo Agentur – C. LiedigkFrankfurt (Oder)

DRU C KDruckerei Chromik

AUFL AGE3.000 Exemplare

Die Zeitschrift wird durchBund-Länder-Mittel für dieStadterneuerung (Öffentlich-keitsarbeit) vom Ministeriumfür Stadtentwicklung, Wohnenund Verkehr (MSWV) desLandes Brandenburg gefördert.

I M P R E S S U M

Das Eckgebäude Schulstraße 6/7 (früher Am Gra-ben 1/2) stellt den Beginn der Vorstadtbebauunghinter dem ehemaligen Stadtgraben dar und ist alsstädtebauliche Orientierung von außergewöhnli-cher Bedeutung. Es wurde 1902 als Verwaltungsge-bäude für die Frankfurter Gasanstalt erbaut. DieBauakte zeigt ein mit Schmuckelementen derNeorenaissance stark verziertes Gebäude. Vermut-lich wurden gegen Ende der 60er Jahre die dekora-tiven Elemente entfernt und das Gebäude mitSpritzputz versehen. Somit zeigt sich das Eckge-bäude heute als recht schmucklos verputzter Bau,der als besondere Elemente allerdings noch diealten Holzfenster und den Erker mit dem Türm-chen aufweist. Das Bauwerk ist nicht als Denkmal

SCHULSTRASSE 6 /7

Der ehemalige Clubder BauarbeiterDas Eckgebäude Schulstraße 6/7

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Lieblos verputzt – Der ehemalige Club der Bauarbeiter mitseinem derzeitigen Gesicht.

Korrigierte Planung –ursprünglich mit 3 Geschossen.

in die Denkmalliste der Stadt eingetragen.Insbesondere im Innern haben starke Verände-rungen stattgefunden, als nach dem Krieg zuersteine Betriebsberufsschule und daran anschlie-ßend der Club der Bauarbeiter in die Räumlichkei-ten einzog.

Das Gebäude wurde kürzlich von Frankfurter In-vestoren erworben, die versuchen wollen, den Bauseiner herausragenden Bedeutung entsprechendzu sanieren. Hierzu sollen beispielsweise Gliede-rungen in der Fassade vorgenommen werden.Zudem wollen die Investoren versuchen, die altenHolzfenster möglichst zu reparieren und auszu-bessern.SB