zur ansiedlung der bisamratte,ondatra zibethica (l.) in südamerika

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M. HOFFMANN: Zur Ansiedlung der Bisamratte 93 iibereinstimmen. Die LDg0- oder LDl00-Werte k/Snnen jedoch sehr verschieden sein, wenn z.B. in der unter- suchten Population einige Tiere vorhanden sind, die gegen das eine oder andere Gift weitgehend oder v611ig reststent sind. Die Ermittlung vollstiindiger Mortalit~itskurven fiir verschiedene Mittel, Formulierungen, Dosierungen und fiir verschiedene Tierarten ist jedoch auf~erordentlich zeit-, kosten- und arbeitsaufwendig. Hier k6nnen neben den Beobachtungen der Mortalit~itsraten, physiologische Untersuchungen iiber die Mortalitiitsursachen, wie z.B. iiber den Einflufl von Antikoagulantien auf die Gerin- nungszeiten einen tieferen Einblick geben. Diese Tester- gebnisse k/Snnen fiir orientierende Versuche im Labor und fiir die praktische Bek~impfung im Feld verwertet werden. Mit Hilfe dieser Methode k6nnen in kurzer Zeit wirksame und umweltsichere Wirkstoffkombinationen und Applikationstechniken gefunden und die Empfind- lichkeit oder Resistenz verschiedener Tiere gegen Anti- koagulantien getestet werden. Die hier erzielten Ergeb- nisse decken sich weitgehend mit den bisherigen Beob- achtungen iiber den Einfluf~ der gepriiften Antikoagulan- tien auf die Mortalitiitsraten der Tiere, Diejenigen Wirk- stoffe, die eine sehr starke Verliingerung der Gerinnungs- zeiten bewirkten, verursachten konsequenterweise auch eine hohe Mortalitiitsrate. Die Ergebnisse stehen ferner im Einklang mit den praktischen Erfahrungen bei der Bekiimpfung von Schadnagem im Feld. Zusammenfassung Die Wirksamkeit der Rodentizide Cumatetralyl, Chlorphaci- non, Difenacoum und Bromadiolon wurde gegen folgende schiidliche Nagetiere in Portugal getestet: Wanderratte (Rattus norvegicus), Hausratte (R. rattus), Hausmaus (Mus rnusculus), Freilebende Hausmaus (M. spretus) und Iberiscbe Kleinwiihl- maus (Microtus [Pityrays] lgsitanicus). Die beobachteten Morta- liditsraten stimmten weitgehend mit den Blutgerinnungszeiten iiberein, die nach einer einmaligen oralen Applikation definier- ter Wirkstoffmengen gemessen wurden. Bislang wurden keine Anhaltspunkte fiir eine Resistenz der Wanderratte gegen das in Portugal hiiufig verwendete Rodentizid Cumatetralyl gefunden. Die gefangenen Hausratten waren jedoch durchaus weniger empfindlich gegen diesen Wirkstoff als die Wanderratten. Alle getesteten Individuen der beiden Artender Gattung Mus waren praktisch v611ig unempfindlich gegen Cumatetralyl mad Chlor- phacinon, und deutlich weniger empfindlich gegen Difenacoum und Bromadiolon im Vergleich zu den anderen Schadnager- arten. Die Iberischen Kleinwiihlm~iuse zeigten sehr gr0f~e indi- viduelle Unterschiede in der Empfindlichkeit gegeniiber den verschiedenen Antikoagulantlen. Ganz allgemein war Broma- diolon der wirksamste Blutgerinnungshemmer yon allen gete- steten Anfikoagulantien. Literaturverzeichnis B~/,UMLER,W. ; NAUMANN-ETIENNE, C. ; GODINHO,J.; SEZIN- ANDO,T.; VINHAS, A., 1984: Sch/idlicher Feldnager in Portu- gal. Ariz. Schiidtingskde., Pflanzenschutz, Umweltscbutz 57, 134--138. BECKER, K., 1969: Die Entwicklung der Rattenbekih'npfung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945. Schr. Reihe Ver. Wasser-Boden-Lufthyg. Berlin-Dahlem 32, 111--1"29. BELL, R.G.; CALDWELI~, P.T., 1973: Mechanism of Warfarin Resistance: Warfarin and the Metabolism of Vitamin K1. Biochemistry 12, 1759--1761. BOYLE, C.M., 1960: Case of apparent resistance of Rattus nor'vegicus (Berkenhout) to anticoagulant poisons. Nature. London 188, 517. BROOKS,J. E.; BOWERMANN, A. M., 1975: Anticoagulant resis- tance in rodents in the United States and Europe. Journ. of Environmental Health 37, 537--542. DRUMMOND, D.C., 1966: Rodents and rodent ectoparasites. WHO, Geneva, Oct. 24---28, S. 149. DRUMMOND, D . C . ; BENTLEY, E.W., 1965: Intern. Conf. Rodents and Rodenticides, EPPO-OEPP, Paris, S. 65. SrEININGER, F., 1955: Die vollst~ndige Beseitigung der Ratten im Hafen- und Fischindustriegebiet von Cuxhaven. Neues Archiv fiir Niedersachsen 8, 395--397. TELLE, H.J., 1971: Resistance to Warfarin of the brown rat (Rattus norvegicus) in Germany. WHO/VDC 71331. ZELLENTIN, U., 1982: Resistenz gegeniiber Antikoagulantien bei Ratten in Niedersachsen im Vergleich zu iihnlichen Er- scheinungen im In- und Ausland. In: IGLISCH, I. (Hrsg.): Aktuelle Probleme der Bekiimpfung yon Ratten und Haus- m~iusen. Pentagon Publishing GmbH, Friedricbsdorf, S. 111--130. Anschrift des Verfassers: Dr. habil. W. BXUMLER, Lehrstuhl ftir angewandte Zoologie, Amalienstr. 52, D-8000 Miinchen 40. Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 58, 93----97 (1985) 1985, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340---7330/InterCode: ASUMDT Zur Ansiedlung der Bisamratte, Ondatra zibethica (L.) in SLidamerika Von MAX HOFFMANN Mit einer Abbildung und einer Tabelle Abstract On the settlement of the muskrat, Ondatra zibethica (L.) in South-America After importation in the argentinian part of Fireland in 1947 O. zibethica captured the chief part of the region. A view is given on the distribution of the pest to day as well on landscape and climate of the area and the harmfulness, controlling and enemies of the pest. Some remarks are added on the beaver, Castor canadensis, who has been imported in Fireland too. 1 Einleitung Nach der Notiz von ROSENMANN (1961) wurden im siidlichen Tell yon Chile Bisamratten festgestellt. Das ist recht iiberraschend, da in den Schriften yon nE Vos, U. S, CopyrightClearanceCenter Code Statement: 0340---7330/85/5805--0093502.50/0

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Page 1: Zur Ansiedlung der Bisamratte,Ondatra zibethica (L.) in Südamerika

M. HOFFMANN: Zur Ansiedlung der Bisamratte 93

iibereinstimmen. Die LDg0- oder LDl00-Werte k/Snnen jedoch sehr verschieden sein, wenn z.B. in der unter- suchten Population einige Tiere vorhanden sind, die gegen das eine oder andere Gift weitgehend oder v611ig reststent sind.

Die Ermittlung vollstiindiger Mortalit~itskurven fiir verschiedene Mittel, Formulierungen, Dosierungen und fiir verschiedene Tierarten ist jedoch auf~erordentlich zeit-, kosten- und arbeitsaufwendig. Hier k6nnen neben den Beobachtungen der Mortalit~itsraten, physiologische Untersuchungen iiber die Mortalitiitsursachen, wie z.B. iiber den Einflufl von Antikoagulantien auf die Gerin- nungszeiten einen tieferen Einblick geben. Diese Tester- gebnisse k/Snnen fiir orientierende Versuche im Labor und fiir die praktische Bek~impfung im Feld verwertet werden. Mit Hilfe dieser Methode k6nnen in kurzer Zeit wirksame und umweltsichere Wirkstoffkombinationen und Applikationstechniken gefunden und die Empfind- lichkeit oder Resistenz verschiedener Tiere gegen Anti- koagulantien getestet werden. Die hier erzielten Ergeb- nisse decken sich weitgehend mit den bisherigen Beob- achtungen iiber den Einfluf~ der gepriiften Antikoagulan- tien auf die Mortalitiitsraten der Tiere, Diejenigen Wirk- stoffe, die eine sehr starke Verliingerung der Gerinnungs- zeiten bewirkten, verursachten konsequenterweise auch eine hohe Mortalitiitsrate. Die Ergebnisse stehen ferner im Einklang mit den praktischen Erfahrungen bei der Bekiimpfung von Schadnagem im Feld.

Zusammenfassung Die Wirksamkeit der Rodentizide Cumatetralyl, Chlorphaci-

non, Difenacoum und Bromadiolon wurde gegen folgende schiidliche Nagetiere in Portugal getestet: Wanderratte (Rattus norvegicus), Hausratte (R. rattus), Hausmaus (Mus rnusculus), Freilebende Hausmaus (M. spretus) und Iberiscbe Kleinwiihl- maus (Microtus [Pityrays] lgsitanicus). Die beobachteten Morta- liditsraten stimmten weitgehend mit den Blutgerinnungszeiten iiberein, die nach einer einmaligen oralen Applikation definier- ter Wirkstoffmengen gemessen wurden. Bislang wurden keine Anhaltspunkte fiir eine Resistenz der Wanderratte gegen das in Portugal hiiufig verwendete Rodentizid Cumatetralyl gefunden. Die gefangenen Hausratten waren jedoch durchaus weniger

empfindlich gegen diesen Wirkstoff als die Wanderratten. Alle getesteten Individuen der beiden Artender Gattung Mus waren praktisch v611ig unempfindlich gegen Cumatetralyl mad Chlor- phacinon, und deutlich weniger empfindlich gegen Difenacoum und Bromadiolon im Vergleich zu den anderen Schadnager- arten. Die Iberischen Kleinwiihlm~iuse zeigten sehr gr0f~e indi- viduelle Unterschiede in der Empfindlichkeit gegeniiber den verschiedenen Antikoagulantlen. Ganz allgemein war Broma- diolon der wirksamste Blutgerinnungshemmer yon allen gete- steten Anfikoagulantien.

Literaturverzeichnis B~/,UMLER, W. ; NAUMANN-ETIENNE, C. ; GODINHO, J.; SEZIN-

ANDO, T.; VINHAS, A., 1984: Sch/idlicher Feldnager in Portu- gal. Ariz. Schiidtingskde., Pflanzenschutz, Umweltscbutz 57, 134--138.

BECKER, K., 1969: Die Entwicklung der Rattenbekih'npfung in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945. Schr. Reihe Ver. Wasser-Boden-Lufthyg. Berlin-Dahlem 32, 111--1"29.

BELL, R.G.; CALDWELI~, P.T., 1973: Mechanism of Warfarin Resistance: Warfarin and the Metabolism of Vitamin K1. Biochemistry 12, 1759--1761.

BOYLE, C.M., 1960: Case of apparent resistance of Rattus nor'vegicus (Berkenhout) to anticoagulant poisons. Nature. London 188, 517.

BROOKS, J. E.; BOWERMANN, A. M., 1975: Anticoagulant resis- tance in rodents in the United States and Europe. Journ. of Environmental Health 37, 537--542.

DRUMMOND, D.C., 1966: Rodents and rodent ectoparasites. WHO, Geneva, Oct. 24---28, S. 149.

DRUMMOND, D.C.; BENTLEY, E.W., 1965: Intern. Conf. Rodents and Rodenticides, EPPO-OEPP, Paris, S. 65.

SrEININGER, F., 1955: Die vollst~ndige Beseitigung der Ratten im Hafen- und Fischindustriegebiet von Cuxhaven. Neues Archiv fiir Niedersachsen 8, 395--397.

TELLE, H.J., 1971: Resistance to Warfarin of the brown rat (Rattus norvegicus) in Germany. WHO/VDC 71331.

ZELLENTIN, U., 1982: Resistenz gegeniiber Antikoagulantien bei Ratten in Niedersachsen im Vergleich zu iihnlichen Er- scheinungen im In- und Ausland. In: IGLISCH, I. (Hrsg.): Aktuelle Probleme der Bekiimpfung yon Ratten und Haus- m~iusen. Pentagon Publishing GmbH, Friedricbsdorf, S. 111--130.

Anschrift des Verfassers: Dr. habil. W. BXUMLER, Lehrstuhl ftir angewandte Zoologie, Amalienstr. 52, D-8000 Miinchen 40.

Anz. Sch~idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 58, 93----97 (1985) �9 1985, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340---7330/InterCode: ASUMDT

Zur Ansiedlung der Bisamratte, Ondatra zibethica (L.) in SLidamerika

Von MAX HOFFMANN

Mit einer Abbildung und einer Tabelle

Abstract On the sett lement of the muskrat , Ondatra zibethica (L.) in South-America

After importation in the argentinian part of Fireland in 1947 O. zibethica captured the chief part of the region. A view is given on the distribution of the pest to day as well on landscape and climate of the area and the harmfulness, controlling and

enemies of the pest. Some remarks are added on the beaver, Castor canadensis, who has been imported in Fireland too.

1 Einleitung

Nach der Notiz von ROSENMANN (1961) wurden im siidlichen Tell yon Chile Bisamratten festgestellt. Das ist recht iiberraschend, da in den Schriften yon nE Vos,

U. S, Copyright Clearance Center Code Statement: 0340---7330/85/5805--0093502.50/0

Page 2: Zur Ansiedlung der Bisamratte,Ondatra zibethica (L.) in Südamerika

94 M. HOVrMANN: Zur Ansiedlung der Bisamratte

MANVILLE und VAN GELDER (1956), SCHMIDT (1970) und KROLL-FRANICE (1981) nichts darfiber vermerkt ist, ebenso nicht im siiugetierkundlichen Standardwerk fiir Siidamerika von CABRERA (1957). Die Arbeiten yon H~RSrtKOWITZ (1964), KOrORD (1954) und Nos "DE N~COLAUS (1964) waren nicht zu beschaffen. Dr. S. LO- R~NZEN vom Instituto di Zoologia in Valdivia (Chile) sandte mir eine Kopie der ROSENMANN'schen Arbeit, und meine erst in den letzten Jahren erhaltenen Publika- tionen von II'INZA (1969), MARKHAM (1971), PrN~- ANGLE-BRIDGE (1978), PINE-MILLER-ScHAMBERGER (1979) und REISE (1973) ergiinzten die Unterlagen. Wesentlich zur Vervollstiindigung der nachstehenden Ausfiihrungen trug Dr. Dr. GEORGES DENNLER DE LA TOUR (*), Laprida (Argentinien) ans seinen Erinnerun- gen bei.

DENNLER (KIRK, 1970) war ein besonders guter Ken- ner der sfidamerikanischen S~iugetiere. Als Jagdexperte hatte er Siidamerika mehrfach durchforscht, so dreimal den Gran Chaco. Er war langjiihriger Pr~isident der Comision Nacional Protectora de la Fauna Sudameri- cano und Direktor der Gaza y Conservaciones de la Fauna Silvestre de la Sudamericano sowie auch General- sekretiir des Instituto Cultural Latino-Americano pro Natura. Als Weltreisender in Naturschutz und Besitzer der gr6flten .siidamerikanischen Nutria (Myocastor coy- pus)-Farmen war er auf einschl~igigen Kongressen eine maflgebhche PersSnlichkeit und verfagte zahlreiche Publikationen in mehreren Sprachen (DENNL~R, 1941 a--b, 1949). Unter den ihm verliehenen Auszeich- nungen ist besonders die Pan American Award Medaille for Conservation and Education zu nennen.

Bei seinen Reisen nach Europa hatte er wiederholt auch beim Fiirsten COLLOREDo-MANNSFELD auf dessen Besitzungen in B6hmen gastiert und dort die nachteiligen Auswirkungen der Bisamratte auf die verschiedenen Wirtschaftszweige kennen gelernt. Er beffirchtete daher bei einer etwaigen Einfuhr der Bisamratte in Sfidamerika eine Veriinderung der Fauna und Flora u.a. in den Nationalparks, wie dem grogen Lago Fagnano auf Feu- erland (Tierra del Fuego) und nicht zuletzt Nachteile ffir die einheimische Nutria mit ihrer der Bisamratte iihnli- chen Lebensweise. Es wurde yon den Organisationen, denen er angeh6rte, ein panamerikanisches Abkommen gefordert, das dutch verschiirfte Bestimmungen den Import von fremden Tieren fiir Ansiedlungsversuche generell verbietet. Dies hielt man ffir um so dringlicher, als tats~ichlich um 1940 die Absicht bestand, die Bisam- ratte einzuffihren. Die Forderungen waren zuniichst erfolgreich, und die staatliche Direccion General de Gaza, Pesca y Conservaciones de la Fauna Silvestre lehnte die Antriige ab. Als jedoch im Jahre 1944 die Peron-Regierung DENNLER'S Comision National Protec- tora de la Fauna Silvestre auflSste, wurde die Ansiedlung von den Interessenten wieder stark propagiert, und die staatliche Organisation gab ihre Zustimmung. Laut DENNLER wurde die Bisamratte im Januar 1947 im argen- tinischen Teil des Lago Fagnano ausgesetzt (Abb. 1, Nr. 6). DENNLERS Versuche, fiber die Besiedelung etwas niiheres zu erfahren, blieben ohne Erfolg. Auch vonder Verwahung des Nationalparkes Lago Fagnano, dem Museo Argentino di Ciencias Naturales in Buenos Aires

und dem Vorstand des Andenklubs in Ushuaia (Abb. 1, Nr. 4) erhielt er keine Auskunft. Unbeantwortet bleiben daher auch die Fragen nach den verantwortlichen Orga- nisationen oder Personen, den Importeuren, den Liefe- ranten, der Zahl der eingeffihrten Tiere, aus welchen Gebieten Nordamerikas sie stammen, um gegebenenfalls die Subspezies zu kennen. Inzwischen sind viele Jahre vergangen, die Besiedlungsdichte hat sich verstiirkt und die Tiere haben sich weiter ausgebreitet.

Abb. 1. Feuerland - - Tierra del Fuego. 1 - - Grenze Chile - - Argentinien; 2 - - Magellan Strafle; 3 - - Beagle Kanal; 4 - - Ushuaia; 5 - - Punta Arenas; 6 - - Lago Fagnano; 7 - - Insel Navarino; 8 - - Insel Hoste; 9 - - Insel Dawson; 10 - - Rio Grande; 1t - - Porvenir; 12 - - Kap Horn; 13 - - San Sebastian; 14 - - Lago Blanco. (Karte enmommen dem Morskoj Atlas, 1950, Moskau)

2 Jetziger Stand Nach d6r Notiz von ROSENMANN (1961) ist w/ihrend

einer Expedition im Januar 1961, geleitet yon Prof. Dr. P. MORmSON vom Laboratory of Zoophysiology of the University of Wisconsin, Madison (USA) die Bisamratte auf der Insel Navarino (Abb. 1, Nr. 7) bei den Orten Puerto Eugenia und Puerto Williams festgestelh. Ein Tier befand sich im Besitz des Kommandanten der chile- nischen Marinebasis, BRUNO KLAUE, und nach GU~L- LIEmvtO KUSCHEL sollen die Tiere schon im Jahre 1955 auf der Insel beobachtet women sein. Vermudich erfolgte die Zuwanderung vom gegenfiberliegenden argentinischen Tell von Feuerland schon vor 1955 fiber den Beagle Kanal (Abb. 1, Nr. 3). Wahrscheinlich geschah dies nach der Schneeschmelze im September/ Oktober, wenn die Zufliisse zum Kanal Hochwasser fiihren und die Tiere aus ihren Unterkiinften vertrieben werden. Die Tiere k6nnen dann mit Hilfe yon Eisschol- len oder sonstigem Treibgut, das an der Fluf~miindung vonder Str6mung des Beagle Kanals fibernommen und in Richtung der gegeniiberliegenden mehr oder weniger nahen Inseln transportiert werden. Die alljiihrlich mehr- fache Wiederholung dieses Vorganges ffihrte zum Erfolg,

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M. HOFrMmqN: Zur Ansiedlung der Bisamratte 95

wie die vorliegenden Tatsachen beweisen, auch wenn bei der Wasserwanderung manches Tier ertrank oder Greif- v6geln bzw. Fischen zum Opfer fiel (HoFFM_~N, in Vorbereitung).

In den Arbeiten von IVlNZA, Mxggr:aM, PINE/ANGEL/ BRIDGE, PINE/MILLER/SCHAMBERGER sowie REISE wird die Ansiedlung mit denJahren 1947 und 1956 angegeben, wobei 1947 richtig sein dfirfte, wie dies aueh yon DeNN- LER best:itigt wird. Vom argentinischen Tell des Lago Fagnano haben die Tiere nach Westen den chilenischen Tell und &ssen Zufliisse, nach Norden das Flut~gebiet des Rio Grande mit den groflen Seen Lago Blanco (Abb. 1, Nr. 14), Lago Cheepelmuth und Lago Yehuin bis zum Attantik besiedeh (Abb. 1, Nr. 10). Welter n6rdlich wird das Gebiet yon Porvenir (Abb. 1, Nr. 11) bis zum Atlantik bei San Sebastian (Abb. 1, Nr. 13) als besetzt genannt mit den Orten Onalsin und Bahia Buen Sucese, ebenso die Fliisse Rio Uquica, Rio Claro, Rio Mendenez, Rio Redman, Rio Turbes und Rio Chico. Eine Abwanderung auf das nfrdliche Festland tiber die Magellan-Stratge (Abb. 1, Nr.2) hinweg, h~ilt TEXERA (1972) wegen der besonders starken StrSmung dieser Wasserstrafge zwischen Atlanfik und Pazifik nieht fiir m6glich, obwohl hier die schmalste Stelle nicht breiter ist als der Beagle Kanal bei den Inseln Navarino und Hoste (Abb. 1, Nr. 7, 8). Wie von allen Autoren fibereinstim- mend angegeben wird, ist der Neuling auf Feuerland

�9 allgemein verbreitet, ebenso auch auf den vorgelagerten Inseln.

3 Landschaft und Klima Von Interesse diJrften einige Angaben iiber Landschaft

und Klima der neuen Heimat der Bisamratte sein. Wie das Beispiel des europiiischen Wildkaninchens (Oryctola- gus cuniculus) zeigt (JXKSlC-YNEZ, 1983), ist die Land- schaft fiir europ~iische S~iugetiere durchaus gfinstig. Die im Jahr 1936 im chilenischen Tell yon Feuerland einge- ffihrten vier (!) Exemplare fanden hier beste Bedingungen und besonders die sog. 5kologische Nische vor, in die sie ungestSrt eindringen konnten. Nicht die riesigen Schaf- herden waren fiir die Kaninchen eine Nahrungskonkur- renz, sondern die Kaninchen ffir die Schafherden, die wegen steigenden Futtermangels sich sti/ndig verringer- ten. Die Kaninehen sch:itzte man auf dem H6hepunkt ihrer Vermehrung im Jahre 1953 auf30 Millionen, bis die Myxomatose die Best:inde schnell reduzierte.

In den ,,Verhandlungen der Gesellschaft ffir Erdkunde in Berlin", Band 19, S. 157--158 (1892) wird fiber Feuer- land gesagt:

. . . . im n6rdlichen Teil eine welt ausgedehnte Hochebene, die meistens aus unregelm:if~ig wellenf6rmig gestalteter Pampas besteht yon oft meilenweiter Ausdehnung mit vlden Lagunen und Teichen, sowie kristallklaren Wasserl:iufen, welche yon griinen saftigen Griisem eingefagt sind..."

Allerdings mag diese Landschaft heute nach rund hun- dert Jahren durch Landwirtschaft und Industrie stark veriindert sein. Das vorhandene Nahrungsspektrum der Gew:isser und Ufer (HuEcK, 1966; Scr:wAvss, 1970) scheint auch der Bisamratte gfinstigste Voraussetzungen ffir voile Entfaltung yon Vermehrung und Verbreitung zu bieten. Dies ist dem Neusiedler um so mehr mfglich,

ats die heimische Nutria als evtl. Konkurrent auf Feuer- land nicht vorkommt.

Auch die Temperaturen sind fiir die Bisamratte sehr gfinstig, wie ein Vergleich der Klimawerte yon Feuerland mit einigen der haupts:ichlichsten Vorkommensgebiete der Bisamratte auf der n6rdlichen Erdhalbkugel beweist (Tab. 1). Feuerland hat demnach ein mehr maritimes oder ausgeglichefieres Klima, etwa dem von Mitteleu- ropa, wahrscheinlich durch die nahen riesigen Wasser- massen yon Pazifik und Atlantik. Die Werte yon Nord- amerika mit den Often Edmonton und Cleveland, sowie den yon Minsk und Omsk (UdSSR) sind dagegen die klassischen Werte eines kontinentalen Klimas, beeinflut~t durchdie riesigen Landmassen yon Eurasien.

Tabelle 1. Mittlere jdhrliche Temperaturen verscbiedener Sied- ]ungsgeb&te der Bisamratte yon Amerika, Europa und Asien (G. HOt:rM.~N, t959)

Ort und Geogr. Mittl. j~rliche Diffe- Land Breite Temperatur- renz

Max,~ Min.~ ~

$iidamerika Ushuaia 54.49 + 23,3 - 11,9 35,2 (Argentinien) siidl. Punta Arenas 53.10 + 22,9 - 6,0 28,9 (Ch/le) s~idl. Nordamerika Edmonton 53.33 + 31,6 - 40,7 72,3 (Kanada) n6rdl. Cleveland 41.30 + 33,6 - 20,2 53,8 (USA) nSrdl. Europa Putbus (Riigen) 54.21 + 29,0 - 12,2 41,2 Magdeburg 52.09 + 33,5 - 14,3 47,8 (DDR) nSrdl. Hamburg 53.33 + 30,4 - 12,1 42,5 Frankfurt/M. 50.07 + 33,0 - 12,8 45,8 (BRD) n6rdl. Minsk 53.54 + 30,1 - 25,1 55,2" (UdSSR) nardk Asien Omsk 54.48 + 34,3 - 41,I 75,4 (UdSSR) nSrdl.

D ~ aber aucb Feuerland strengere Winter tiberstehen mutg, beweist eine Zeitungsnotiz vom Juni 1976, nach der der Ort Ushuaia (Abb. 1, Nr.4) durch einen Schneesturrn mehrere Tage yon der Auflenwelt abge- schnitten war. Dabei werden auch die Gewiisser mit einer Eis- und Schneesehicht fiberzogen gewesen seln, unter der die Bisamratte im Gegensatz zur Nutria diese Zeit gut iibersteht (HorrMA-~N, I970). Inwieweit sich die beriichtigten Stfirme um das Kap Horn (Abb. 1, Nr. 12) auswirken, ist noch unbekannt. Die HShe der besiedel- ten Landschaft fiber dem Meeresspiegel (Normal-Null = NN) betriigt nach den Autoren zwischen 10 und 200m.-

'4 Schiiden, Bek~impfung, Feinde Besonders interessant sind die Angaben fiber Sch~iden

und Bek/~mpfung. Schon D~NNLE~, teilte in seinen Brie- fen mit, da/g erstere zeltweise so grofl sind, daft man das

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96 M. HOFFMANN: Zur Ansiedlung der Bisamratte

Tier zur nationalen Plage erkliirte und zum ganzjiihrigen Fang freigab, ohne Riicksicht auf die Qualltiit der Felle. Weiter sullen die Tiere im Winter wie die Wanderratten in die Scheunen und Hiiuser eindringen, aber auch den Fischen, besonders den Lachsen nachstellen und die Fischbrut zerst/Sren. Von den zitierten Autoren sind PII~IE, MILLER und SCHAMBERGER (1979) die einzigen, die fiber ,,damage to earthern dams and irrigation ditches as a result of tunneling activities", also eine Zerst/Srung yon Erdd~nmen und Bew~/sserungsdeichen durch mn- nelartige Unterwiihlungen berichten. Inwiewelt die Best~inde an Wasserpflanzen beelntr/ichtigt werden, ist nicht bekannt, vietleicht auch noch nicht untersucht.

Fiir den Fang sind neben den einheimischen Ger/iten zusiitzlich aus den USA sog. ,,Conibear-Traps" beschafft, also tellereisen-iihnliche Geriite, und an die Fiinger verteih, denen die Abnahme der Felle garantiert wurde. Allerdings war die erste Kampagne im Jahre 1972 wetterm/if~ig fiir den Fang nicht giinstig, es wurden nur zweihundert Felle abgeliefert, die Bestiinde scheinen jedoch schon erheblich zu sein. Sicher werden auch die Fiinger erst die Lebensweise der Tiere und die Arbeit am und im Wasser griindlich kennen lernen miissen.

Inwieweit sich die Feinde der Bisamratte, wie Raubtie- re, Greifv6gel und Fische auf das neue Opfer eingestelh haben, ist nicht bekannt. BRASS (1925) fiihrt speziell fiir Feuerland, die Magellan Straf~e und Patagonien Pampas- fuchs, Pr~iriewolf, Ozelot, Otter, Skunks, Jaguar und Puma an, die infrage kommen k6nnten. J2~KSlC-YANEZ (1983) fanden bei Magenuntersuchungen des Fuchses (Dusicyon griseus) keine Bisamratten-Reste, dagegen zahlreich solche von Kaninchen. Eine Meldung yon DAvloN (1971) besagt, daft im Magen eines Lachses von 3 kg Gewicht eine junge Bisamratte gefunden wurde.

5 Ausblick Es sollten an Hand yon Belegstiicken der Bisamratte

sowie von Fotos Vergleiche zwischen den Merkmalen (z. B. Schiidel, Haarkleid, K6rpermage und vielleicht der Merkmale im Gel/inde, z.B. der Kegelburgen) der ,,feu- erliindischen" und der n6rdlichen Tieren angestellt wer- den. Es ist zu erwarten, daf~ die siidamerikanlschen S/iugetierkundler, Jagd- und Naturschutzexperten wei- tere Forschungen anstellen und diese publizieren. Inwie- welt auf den Rauchwaren-Auktionen schon die Felle gehandelt werden, ist noch nicht bekannt. Jedoch diirf- ten bei weiterer giinstiger Entwicklung der Best~inde einmal die Felle als ,,Feuerland-Bisam" auf dem Markt als Ergiinzung zu den Provenienzen der n6rdlichen Hemisph~ire erscheinen.

6 Biber (Castor canadensis) Erg/inzend sei bemerkt, daf~ auch der nordamerikani-

sche Biber um 1956 im Lago Fagnano angesiedeh wurde. Nach den wenigen Angaben der verschledenen Autoren ist auch er in der Zwlschenzeit in weitere Gebiete von Feuerland vorgedrungen. Beziiglich Landschaft, Klima und Nahrung gilt fiir ihn im grolgen und ganzen das fiir die Bisamratte gesagte.

Danksagung Allen PersSnlichkeiten und Institutionen, die mir bei der

Sammlung des Materiales Unterstfitzung gaben, sei an dieser SteUe herzlich gedankt, besonders Dr. Dr. GEORGES DENNLER DE I2, TOUR fiir die zwei Jahrzehnte wiihrende Unterstiitzung und freundschaftliche Verbindung.

Zusammenfassung Nach ihrer Einbfirgerung 1947 im argentinischen Tell yon

Feuerland breitete sich die Bisamratte, Ondatra zibethica (L.) in den Folgejahren fast fiber die ganze Hauptinsel und ihre Nehen- inseln aus. Es werden eine Obersicht des gegenwiirtigen Standes gegeben und Bemerkungen fiber Landschaft und Klima sowie fiber die Schiiden, Bekiimpfung und Feinde des Sch~idlings gemacht. Uber den ebenfalls importierten Biber, Castor cana- densis, werden einige Notizen angeffigt.

Literaturverzeichnis Be.Ass, E., 1925: Aus dem Reich der Pelze (Berlin). C~REaA, A., 1957: Catalogo de los mammiferos de America

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DAVION, E., 1971: Tras los Salmonidos fueginos. Camping (Buenos Aires) Oct.

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Anschrift des Verfassers: Agr. ing. Max HoFrMar~r~, Loe- wenhardtdamm 17, D-1000 Berlin 42.

Anz. Schiidlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 58, 97--101 (1985) �9 1985, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340---7330/InterCode: ASUMDT

Rundschau

Aus der Arbeit der EPPO/OEPP t (XVII) 1983/1984, 3. Tell Von EDMUND L~m

V. Rundschau fiir pflanzenschutzforschung und -technologie: Internationale Beitr~ige (aus der EPPO-Region) fiber neue Erkenntnisse. Vorgelegt bei Jet EPPO-Konferenz iiber neue Verfabren bzw. Metboden der Anwendung yon Pflanzenscbutz- bzw. Pflanzenbebandlungsmitteln, Budapest (Ungarn), 5.---8. Oktober I982. Bulletin OEPP/EPPO, Vol. 13, Nr. 3, September 1983, Paris (Franz6sisch/Englisch mit russischer Zusammenfassung; 42 Beitr~ige, 562 Seiten).

Eingeleltet wird das vorliegende Bulletin mit den ,,Beschliis- sen der EPPO-Konferenz fiber neue Verfahren bzw. Methoden der Anwendung yon pflanzenschutz- bzw. Pflanzenbehand- lungsmitteln", die nachstehend in Kurzfassung aufgeffihrt sind (Beschliisse):

Ziel der neuen Anwendungsmethoden Hr Pestlzide ist die Verbesserung der Wirksamkeit der antiparasit~iren Bekiimpfung, die Verringerung der Rfickstiinde und der Umweltb.elastung.

Dariiber hinaus sollen die neuen Verfahren bei Gew~,ihr|ei- stung einer unverminderten Wirksamkeit erlauben: a) Senkung der Behandlungskosten (Arbeitskraft und Energie); b) Erh6- hung der Sicherheit und Arbeitserleichterung fiir den Betrlebs- inhaber; c) Verwirldichung einer schnellen fristgem~.~en Be- handlung, die der Entwicklung der Schadorganismen und den Witterungsbedlngtmgen gerecht wird.

Die biologische Wirksamkeit der Behandlung kann in gewis- sen F~llen erh6ht werden, wenn das angewandte (Wasser-)Vo- lumen herabgesetzt wird; Bedingung: GewLlarleistung einer noch gr6/~eren Genauigkeit bei der Erzeugung der Spritztr6pf- chen, d.h. eines angemessenen Spfitzbelags. Dieses Ziel kann mittels zahlreicher Typen yon hydraulischen Techniken, rode- renden Zerst~iubern und elektrostatischen Vorrichtungen sowie durch eine bessere Nutzung der Luftbewegung - - zur Kontroile der Verteilung und Ablagerung der Tr/Spfchen - - erreicht werden.

Um die Bedingungen der Mittelanwendung genau feststellen zu k6nnen, die eine opfimale Nutzung eines Pesfizids gegen

i Pflanzenschutzorganisation ffir Europa und die Mittelmeer- l~der.

dnen Schadorganismus ermiSglichen, mfissen vor allem die wis- senschafdichen Untersuchungsarbeiten koordiuiert werden. Sie sollen umfassend sein und Biologen, Chemiker, Meteorologen, Physiker, Ingenieure, Volkswirte usw. einschlieBen.

Dieses Zusammenwirken soll auch zu einer besseren Verso'n- digung fiber die Umst~inde einer Spritzabtrift von Pestiziden und zu genaner Ermittlung der Verfahren Hhren, mit denen Abtrift verhindert werden kann.

Die Verbesserung der Wirksamkeit einer SchiidlingsbekLmp- lung, insbesondere der Bek~impfung von Bodensch~idlingen, stellt ein besonderes Problem dar; es erfordert eine Verfeinerung der Methoden zur Saatgutheizung, zu antiperasit~en Samenbe- handlung, zur Bodendesinfektion und zur Anwendung yon Granulaten.

Die ji~ngsten Entwicklungen haben zu einer Konzeption der Ausbringungstechnik geffihrt, die schnellere Abwicklung der Arbeit und Sicherstellung einer besseren und gleichmiit~igeren Verteilung der Pestizide erm6glicht; die mechanischen Sch~iden in den Kulturen werden dabei gemindert. Darfiber hinaus .wet- den dutch die Schnelligkeit der Anwendung die Operationen (Eingriffe) innerhalb der erforderlichen Frist erleichtert. Im fibrigen schlieflen die Sicherheit des Behandlungstechnikers (Geriitebedienung und die Leichfigkeit des Gebrauchs) auch wichtige Gesichtspunkte ein, die bei der Leistung des Fahrzeugs in Rechnung zu stellen sind. Eine internationale Zusammenar- belt zur Abfassung einheitlicher Sicherheitsnormen ist dringend zu empfehlen.

Die zusdindigen Beh6rden ffir die Zulassung yon Pflanzen- schutz- bzw. Pflanzenbehandlungsmitteln sowie die Industrie sollten den jiingsten Entwicldungen der Anwendungstechniken besondere Aufmerksamkeit schenken und die systematische Priifung der neuen Techniken dutch Empfehlung von Richtli- nien f6rdern, welche die EPPO iiberarbeiten mike. Wenn eine neue Anwendungstechnik hinsichdich gewisser Gesichtspunkte yon vorausgegangenen gebriiuchlichen Techniken weitgehend abweicht, mug gepriift werden, ob sie beh6rdlich zugelassen werden kann.

Nach Maflgabe richtiger Einschiitzung neuer Anwendungs- techniken sollte die EPPO Fortbildungskurse fiber die richfige s feh/erfreie Nutzanwendung dieser Techniken und Methoden besonders f6rdern. Die EPPO sollte dann Arbeitssitzungen einberufen, um die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaus- tausch zwischen den Wissenschaftlern sowie die Harmonisie- rung der Prfifmethoden voranzutreiben.

Von den eingangs genannten 42 ,,internationalen Beitr~igen ~ (neue Verfahren bzw. Methoden der Pflanzenschutzmittel-

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