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1 Grundlagen
Von Johann Rüping, Daniel Kook und Armin Wolf
1.1 Anatomische Grundlagen
■ Grundlagen
Einzelheiten zu den jeweiligen okulären Strukturen fi nden sich zu Beginn der entspre-chenden Kapitel.
Abb. 1.1 Querschnitt durch das menschliche Auge
Hornhaut (Cornea)
Vorderkammer
Sehnerv(N. opticus)
Kammerwinkel Ziliarkörper(Corpus ciliare)
Lederhaut (Sklera)
Netzhaut (Retina)
Glaskörper(Corpus vitreum)Aderhaut
(Choroidea)
Regenbogen-haut (Iris)
Zonulafasern(Fibrae zonulares)
Linse (Lens)
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Grundlagen2
1.2 Anamnese und klinische Untersuchung
■ Grundlagen
Anamnese
Allgemeine Anamnese: • Grunderkrankungen (z. B. Hypertonus, Asthma, Diabetes mellitus oder Malignome). • Allergien. • Voroperationen. • Medikamentenanamnese. • Nikotin- oder Alkoholabusus.
Ophthalmologische Anamnese: • Familienanamnese. • Augenerkrankungen mit Zeitpunkt der Erstdiagnose. • Augentropfen oder Augensalben. • Sehhilfen (Brille, Kontaktlinsen), Zeitpunkt der Erstverordnung. • Augenoperationen, Laserbehandlungen. • Augenverletzungen. • Schielen oder Okklusionsbehandlung in der Kindheit. • Aktuelle Beschwerden, z. B. Sehverschlechterung, rotes Auge, Schmerzen, Augenträ-nen (Epiphora), Doppelbilder, Gesichtsfelddefekte.
Visusprüfung (Prüfung der Sehschärfe)
Die Sehschärfe entspricht dem Aufl ösungsvermögen/der Trennschärfe des Auges. Ein normalsichtiger (emmetroper) Patient kann in einer Entfernung von 5 Metern 2 Punkte im Abstand von einer Winkelminute getrennt voneinander wahrnehmen (das entspricht ca. 1,5 mm).Der Visus gibt also den kleinsten Winkel an, in dem zwei Punkte noch getrennt voneinan-der erkannt werden („Minimum separabile“).
Merke: Die Prüfung der Sehschärfe ist Grundlage jeder augenärztlichen Untersuchung.
Der normale Visus eines Augengesunden beträgt mindestens 1,0 (Snellen-System). Das entspricht genau 1,0 Winkelminuten. Es existieren unterschiedliche Visusprüfungssyste-me: • Die Visusprüfung erfolgt mit sog. Optotypen, z. B. mit Landolt-Ringen, Buchstaben, Zahlen oder Symbolen, die der Patient aus einer vorgegebenen Entfernung vorlesen soll.
• Die gängigste Methode ist die Visusprüfung nach Snellen: Wird ein Buchstabe in einer Entfernung von 5 m erkannt, der für eine Prüfung in 5 m ausgelegt ist, beträgt der Vi-sus 1,0. Wird auf 5 m maximal ein Buchstabe erkannt, der für 10 m ausgelegt ist, be-trägt der Visus 0,5 usw.
• Untersuchung im abgedunkelten Raum für jedes Auge einzeln. Das nicht untersuchte Auge wird während der Untersuchung mit dem Handteller oder Papier abgedeckt. – Visus s. c. (sine correctione): Sehschärfe ohne Refraktionsausgleich. – Visus c. c. (cum correctione): Sehschärfe mit optimaler Korrektur (Brillengläser, Kontaktlinsen).
Spaltlampenuntersuchung
Ermöglicht in unterschiedlichen Vergrößerungen eine mikroskopische Untersuchung des vorderen Augenabschnitts. Insb. werden beurteilt:
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Abb. 1.2 Landolt-Ringe zur Visusprüfung
Lider und Wimpern • Stellung der Lidkanten, Position der Tränenpünktchen, Zustand der Lidkantendrüsen. • Zustand der Wimpern. • Dermatologische Veränderungen, Erweiterung der Gefäße.
Binde- und Hornhaut • Bindehaut: Insb. Integrität, Ablagerungen, Durchblutung. • Hornhaut: Beschaffenheit der Oberfl äche, Opazität, Ödem.
Vorderkammer • Beschaffenheit des Kammerwassers (normalerweise „optisch leer“) oder Zellen, Blut, Eiter, Proteine?
• Weite des Kammerwinkels.Iris • Integrität und Struktur der Regenbogenhaut.
Pupille • Durchmesser im Seitenvergleich. • Direkte und indirekte Lichtreaktion.
Linse • Trübungen. • Lageveränderungen (z. B. Linsenluxation). • Vorhandensein einer Kunstlinse?
Anamnese und klinische Untersuchung
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Durchführung
Dem Patienten, der vor einer speziellen Funduskamera sitzt, wird Fluoreszein (Fluoresze-in-Na) in die Kubitalvene injiziert. Durch einen blauen Filter in der Funduskamera wird das in die retinale Blutzirkulation einströmende Fluoreszein zur Fluoreszenz angeregt und dessen Verteilung am Augenhintergrund aufgezeichnet. In regelmäßigen Abständen werden Fundusaufnahmen gemacht (arterielle Phase mit Füllung der Arterien, arteriove-nöse Phase mit beginnender venöser Füllung, venöse Phase mit vollständiger venöser Fül-lung). Beim Gesunden können die Fluoreszeinmoleküle die Blutgefäße nicht verlassen (sog. innere „Blut-Retina-Schranke“), weshalb sich die Gefäße scharf von der sog. choroi-dalen Hintergrundfl uoreszenz abgrenzen. Pathologische Phänomene:Hyperfl uoreszenz: vermehrte Fluoreszenzsignale, z. B.: • Gefäßerkrankungen („Leckage“ aus den pathologischen Gefäßen). • Ansammlung oder Akkumulation von Fluoreszein z. B. bei einem Makulaödem.
Hypofl uoreszenz: abgeschwächte oder blockierte Fluoreszenzsignale, z. B.: • Blockade durch präretinale Blutung. • Reduzierte Perfusion (z. B. arterieller Gefäßverschluss).
Bei Pathologien der Aderhaut wird häufi g zusätzlich Indozyaningrün injiziert (bessere Be-urteilung der choroidalen Zirkulation).
Abb. 1.5 Unauffällige Fluoreszenzangiografi e des linken Auges (Frühphase)
Indikationsschwerpunkte
Erkrankungen der Netz- und/oder der Aderhaut, insb.: • Altersbedingte Makuladegeneration AMD (Differenzierung „feucht“/„trocken“). • Venöse oder arterielle Gefäßverschlüsse. • Diabetische Retinopathie. • Hereditäre Netzhauterkrankungen (z. B. M. Best, M. Stargardt). • Intraokulare Tumoren. • Entzündliche Netzhaut-/Aderhauterkrankungen.
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1.3.2 Optische Kohärenztomografi e (OCT)
Prinzip
Nicht invasives Abbildungsverfahren, bei dem hoch aufl ösende Schnittbilder („Scans“) des Augenhintergrundes (Makula, Fovea und Papille) angefertigt werden.
Abb. 1.6 Unauffälliges OCT der Makula (oben links Darstellung der Scanlinien im Infrarotbild, rechts oben ausgewähltes Schnittbild der Makula, unten Höhenprofi l)
Indikationsschwerpunkte
Erkrankungen der Makula, insb.: • Epiretinale Membranen (epiretinale Gliose). • Makulaödem unterschiedlicher Genese. • Makulaforamen. • Glaskörperzug an der Makula (vitreomakuläre Traktion).
1.3.3 Ultraschall (Echografi e)
Prinzip
Nicht invasive Untersuchung. In der Augenheilkunde kommen Geräte mit Frequenzen von 8–10 MHz zum Einsatz.A-Bild: eindimensionales Bild, das die Refl ektivität und Entfernung der Grenzfl ächen dar-stellt.B-Bild: zweidimensionales Bild, welches aus den Amplituden berechnet wird.
Okuläre Indikationsschwerpunkte
• Intraokulare Tumoren (Größe, Ausdehnung, Refl ektivität). • Bulbustrauma (Beurteilung der Bulbuswand, Fremdkörpersuche). • Achsenlängenmessung zur Berechnung von Intraokularlinsen vor Katarakt-Operation.
Grundlagen der apparativen Diagnostik in der Augenheilkunde
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• Beurteilung der hinteren Augenabschnitte bei reduziertem Funduseinblick, z. B. bei Glaskörperblutung oder ausgeprägter Linsentrübung.
Orbitale Indikationsschwerpunkte
• Beurteilung der Augenmuskeln. • Pathologien des Sehnervs. • Raumforderungen der Orbita. • Abklärung einer endokrinen Orbitopathie.
Vorderabschnitts-Indikationen (Ultraschallbiomikroskopie, UBM)
• Pathologien des Ziliarkörpers und der Iris (z. B. Tumoren). • Beurteilung des Kammerwinkels.
Abb. 1.7 Ultraschalluntersuchung des linken Auges
1.3.4 Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie)
Gesichtsfeld: Wahrnehmungsbereich des fi xierenden, unbewegten Auges. Die Messung des Gesichtsfeldes wird als Perimetrie bezeichnet. Etwa 15 Grad temporal fi ndet sich im Gesichtsfeld der „blinde Fleck“. Er entspricht der rezeptorfreien Papille.Skotom: Bereich im Gesichtsfeld mit reduzierter oder vollständig fehlender Lichtwahr-nehmung (relatives bzw. absolutes Skotom).
Kinetische Perimetrie (Goldmann-Perimetrie)
Bestimmung der Außengrenzen des Gesichtsfeldes. Der Patient fi xiert einen zentralen Punkt in einer Halbkugel. Von außen werden Lichtmarken in Richtung Zentrum bewegt. Sobald der Patient eine Lichtmarke wahrnimmt, wird dieser Punkt dokumentiert. So ent-
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steht eine konzentrische Linie, welche der Wahrnehmungsgrenze für diesen Lichtreiz ent-spricht (sog. Isopter).
Statische Perimetrie
In der Regel computergestütztes Verfahren, bei dem die Lichtmarken nicht bewegt, son-dern in ihrer Helligkeit gesteigert werden, bis der Patient sie wahrnimmt. Anwendung insb. in der Glaukomdiagnostik.
Indikationsschwerpunkte
• Glaukomdiagnostik. • Pathologien des ZNS. Neuroophthalmologische Läsionen, insb. der Sehbahn. • Läsionen der Sehnerven, z. B. Entzündungen oder Ischämien.
Abb. 1.8 Statische Perimetrie beider Augen mit blindem Fleck (oben linkes Auge, unten rechtes Auge)
1.3.5 Elektrophysiologie
Visuell evozierte Potenziale (VEP)
Im Bereich des visuellen Kortex werden elektrische Signale, die durch Reizung der Netz-haut entstehen (durch Lichtblitze oder Schachbrettmuster), mit Elektroden abgeleitet. Es werden zwei Parameter bewertet: Latenzzeit („Leitungsgeschwindigkeit“ der Sehbahn) und Amplitude (Spannungsdifferenz).
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5 Bindehaut (Konjunktiva)
Von Johann Rüping, Daniel Kook und Elisabeth M. Messmer
5.1 Anatomie
Abb. 5.1 Die Bindehaut des Auges (Querschnitt)
AkzessorischeTränendrüsen:
Krause-Drüse
Wolfring-Drüse
Bindehaut der Über-gangsfalten (Con-junctiva fornicis)
Bindehaut des Aug-apfels (Conjunctiva bulbi)
Bindehaut derLider (Conjunctiva tarsi)
Hornhautoberfl äche(funktionell auch ein Teil des Bindehaut-sackes)
Meibom-Drüse
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Anatomie
Die Bindehaut ist eine dünne, gut vaskularisierte Schleimhaut, die den vorderen Abschnitt des Auges bis zur Hornhaut sowie die Innenseiten der Augenlider bedeckt. Unterschieden werden:
Bulbäre Bindehaut (Conjunctiva bulbi)
• Bedeckt den vorderen Augapfel bis zum Rand der Hornhaut.
Bindehaut der Lider (Conjunctiva tarsi)
• Bedeckt die Innenseiten der Augenlider.
Bindehaut des Fornix (Conjunctiva fornicis)
• Umschlag- und Reservefalte zwischen bulbärer und tarsaler Konjunktiva.
Plica semilunaris
• Halbmondförmige Bindehautfalte im nasalen Lidwinkel mit der Karunkel, die Talgdrü-sen und Haare enthält.
Abb. 5.2 Reizfreie Binde- und Hornhaut
Histologie der Bindehaut
Lockeres, gut vaskularisiertes Bindegewebe mit einem mehrschichtigen, nicht verhornen-den Plattenepithel mit Becherzellen und (in bestimmten Arealen) akzessorischen Tränen-drüsen.
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5.2 Physiologie
Funktionen der Bindehaut: • Gleitschicht für den Lidschlag und Reserveschicht bei Augenbewegungen. • Immunologische Funktion durch Ansammlungen von Lymphozyten und Plasmazellen. • Sekret der Becherzellen und der akzessorischen Tränendrüsen als wichtiger Bestandteil des Tränenfi lms.
5.3 Leitsymptome
Unspezifi sche Symptome und Befunde: • Rotes Auge durch vermehrte Füllung der Bindehautgefäße (konjunktivale Injektion). • Verstärkte Sekretion mit verklebten Lidern. • Bindehaut- und Lidschwellung. • Druckgefühl, Fremdkörpergefühl, Schmerzen und Brennen. • Verstärktes Tränen (Epiphora).
Spezifi sche Symptome und Befunde: • Bindehautödem (Chemosis), v. a. bei allergischer Konjunktivitis. • Follikel (Lymphfollikel), z. B. bei Viren- oder Chlamydienkonjunktivitis. • Papillen, z. B. bei allergischer Konjunktivitis. • Membranen und Pseudomembranen, v. a. bei schweren infektiösen Konjunktividen. • Vernarbungen.
5.4 Degenerative Veränderungen
5.4.1 Lidspaltenfl eck (Pinguecula) (ICD-10: H11.1)
■ Grundlagen
Defi nition
Harmlose, weißlich-gelbe Prominenz der Bindehaut im Bereich des Limbus. Eine der häu-fi gsten Bindehautveränderungen überhaupt.
Ätiologie und Pathophysiologie
Einlagerungen hyalinen Materials unter dem Schleimhautepithel führen zu einem erha-benen Fleck im Lidspaltenbereich (elastoide Degenerationen des kollagenen Bindegewe-bes). Entwicklung über Jahre. Prädisponierende Faktoren: • Staub und Wind. • Hohes Alter. • Sonnenlichtexposition.
Klinische Untersuchung
Spaltlampenuntersuchung: • Dreieckiger Fleck der Bindehaut temporal oder (häufi ger) nasal der Hornhaut.
Therapie
In der Regel keine Therapie erforderlich.
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Degenerative Veränderungen
Abb. 5.3 Pinguecula
5.4.2 Flügelfell (Pterygium) (ICD-10: H11.0) ■ Grundlagen
Defi nition
Verdickte Bindehaut, die über den Limbus auf die Hornhaut wächst.
Epidemiologie
Häufi ge, in der Regel beidseitige Veränderung, insbesondere bei Patienten aus südlichen Ländern (UV-Exposition).
Ätiologie
Sonnenexposition, Wind und Staub begünstigen das Auftreten eines Flügelfells.
■ Klinik (Symptome)
Anamnese
Meist asymptomatisch bzw. nur kosmetisch störend. Sehverschlechterung, wenn das Pte-rygium die optische Achse erreicht oder eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) in-duziert.
Komplikationen
Selten. Gelegentlich rezidivierende Entzündungen (Pingueculitis). Therapie: lokale Anti-biotika- und Steroidtherapie für 4–5 Tage.
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Bindehaut (Konjunktiva)68
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Klinische Untersuchung
Spaltlampenuntersuchung: • Meist nasal gelegene, von der Bindehaut ausgehende, dreieckige, vaskularisierte Wu-cherung.
• Langsames Wachstum in Richtung Hornhautzentrum.
Abb. 5.4 Pterygium
Weitere DiagnostikHornhauttopografi e • Computergestützte Untersuchung der Krümmungsradien der Hornhaut. Beurteilt wird, ob es durch das Pterygium zu einem Refraktionsfehler (Astigmatismus) kommt.
■ Differenzialdiagnose
Pseudopterygium (Narbenpterygium): feste Verwachsung narbiger Bindehaut mit der oft darunter verdünnten Hornhaut, z. B.: • Posttraumatisch. • Nach Verätzungen. • Nach Verbrennungen.
■ Therapie – operativ
Pterygiumexzision
Indikationen für eine Exzision: • Verlegung der optischen Achse. • Hoher Astigmatismus. • Chronische Reizung. • Kosmetische Gründe.
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Degenerative Veränderungen
Es stehen unterschiedliche chirurgische Verfahren zur Auswahl. In der Regel wird der bei der Exzision entstehende Binde- und Hornhautdefekt mit einem autologen Bindehaut-transplantat gedeckt.
! Achtung: hohe Rezidivrate nach chirurgischer Exzision ohne Bindehauttransplantat. Dann oft aggressiver als der Ausgangsbefund.
Auch die Anwendung von Mitomycin C kann die Rezidivrate reduzieren. Skleranekrosen wurden jedoch als Komplikation nach der Anwendung beschrieben.
■ Prognose
Natürlicher Verlauf
Langsames Wachstum über Jahre.
5.4.3 Hyposphagma (ICD-10: H11.3) ■ Grundlagen
Defi nition
Flächige Einblutung unter die Bindehaut.
Ätiologie
• Spontan (häufi g). • Posttraumatisch nach Bindehautverletzung. • Valsalva-Manöver (plötzliche Drucksteigerung im venösen Gefäßsystem), z. B. Niesen, Husten oder Erbrechen.
• Hämorrhagische Diathese bei beidseitigem Auftreten (z. B. Thrombozytopenie).
Risikofaktoren
Hypertonus, Antikoagulation, Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Gerinnungsstörungen.
■ Klinik (Symptome)
Anamnese
Oft bemerken die meist älteren Patienten das Hyposphagma beim Blick in den Spiegel oder werden von anderen Personen hierauf aufmerksam gemacht. Traumaanamnese. Ri-sikofaktoren (s. o.).
Merke: Eine subkonjunktivale Blutung kann Zeichen einer Fraktur im Orbitabereich sein. Deshalb stets Ausschluss eines Traumas.
Klinische Untersuchung
Spaltlampenuntersuchung: • Subkonjunktivale, fl ache, scharf begrenzte Blutung. • Keine Beteiligung der Hornhaut. • Keine Entzündungszeichen.
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Abb. 5.5 Hyposphagma
■ Prognose
Natürlicher Verlauf
Eine Therapie ist nicht erforderlich. Innerhalb von ein bis zwei Wochen wird das Hypos-phagma resorbiert. Aufklärung der verunsicherten Patienten über die Harmlosigkeit.
5.4.4 Kalkinfarkt (ICD-10: H11.1) ■ Grundlagen
Defi nition
Verkalkungen von Meibom’schen Drüsen, die auf der Hornhaut scheuern und zu Fremd-körpergefühl führen.
Klinische Untersuchung
Ektropionieren der Lider: • Kleine, weiße Pünktchen in der Bindehaut.
Therapie
Lokale Antibiotika- und Steroidtherapie. Bei persistierenden Beschwerden Entfernung der Kalkinfarkte in Tropfanästhesie.
5.4.5 Xerosis conjunctivae (ICD-10: E50.0) ■ Grundlagen
Defi nition
Keratinisierung der Bindehaut durch einen Vitamin-A-Mangel.
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Epidemiologie
In den westlichen Industrienationen sehr selten, in Entwicklungsländern dagegen eine häufi ge Erblindungsursache.
Ätiologie und Pathophysiologie
Ein Mangel an Vitamin-A führt dazu, dass das Bindehautepithel verhornt und Becherzel-len zugrunde gehen.
Klinische Untersuchung
Spaltlampenuntersuchung: • Trockene, glanzlose Bindehaut. • Bitot-Flecken (Ansammlung abgestorbener Epithelzellen im Lidspaltenbereich).
Therapie
Vitaminsubstitution: lokale und systemische Substitution von Vitamin A. Darunter Rück-gang der Veränderungen.
Komplikationen
Ohne eine entsprechende Substitution kommt es durch eine Mitbeteiligung der Horn-haut langfristig zur Erblindung.
5.5 Infektiöse Bindehautentzündungen
5.5.1 Bakterielle Bindehautentzündung (ICD-10: H10.8)
■ Grundlagen
Synonyme
Bakterielle Konjunktivitis.
Defi nition
Bakterielle Infektion der Bindehaut.
Epidemiologie
Überaus häufi ges Krankheitsbild, insbesondere bei Kindern.
Ätiologie
Infektion meist über Kontakt mit infi zierten Sekreten (Hände, Handtücher, etc.). Die häu-fi gsten Erreger einer einfachen bakteriellen Konjunktivitis sind Staphylokokken, Strepto-kokken oder Pneumokokken, im Kindesalter auch Haemophilus infl uenzae.
Einteilung
• Einfache bakterielle Konjunktivitis. • Komplizierte bakterielle Konjunktivitis (z. B. Gonokokkenkonjunktivitis).
■ Klinik (Symptome)
Anamnese
Rotes Auge, Fremdkörpergefühl, Augenbrennen. Mukopurulentes, gelbliches Sekret mit verklebten und verkrusteten Lidern.
Infektiöse Bindehautentzündungen
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10 Sehnerv, Papille, Sehbahn
Von Johann Rüping, Daniel Kook und Armin Wolf
10.1 Anatomie und Physiologie
Verlauf der Sehbahn
Die Sehbahn beginnt in der Netzhaut mit drei hintereinander geschalteten Neuronen (vgl. Kapitel „Retina“): • 1. Neuron: Fotorezeptoren. • 2. Neuron: bipolare Ganglienzellen. • 3. Neuron: multipolare Ganglienzellen.
Die Axone der dritten Neurone ziehen als N. opticus (II. Hirnnerv) durch den Canalis op-ticus in die Schädelhöhle, wo sie sich zum Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung) verei-nigen. Im Chiasma kreuzen die Nervenfasern der medialen Netzhauthälfte (entsprechen dem temporalen Gesichtsfeld) auf die Gegenseite, Nervenfasern der temporalen Netz-haut verlaufen ungekreuzt weiter. Im folgenden Tractus opticus verlaufen also Fasern der ipsilateralen temporalen und kontralateralen nasalen Retinahälften.Der Tractus opticus verläuft zum Corpus geniculatum laterale (seitlicher Kniehöcker im Thalamus), wo die Umschaltung auf das vierte Neuron der Sehbahn erfolgt. In der Radi-atio optica (Gratiolet-Sehstrahlung) ziehen die Axone schließlich zur okzipitalen Sehrin-de (Area striata, primärer visueller Kortex).
Sehnerv (N. opticus)
• Verlauf von der Rückseite des Auges zum Chiasma opticum. Länge ca. 4,5 cm. Dicke ca. 3 bis 4 mm.
• Enthält 1,2 Millionen afferente Nervenfasern (Axone der dritten Neurone der Seh-bahn).
• Der Sehnerv ist wie das Gehirn von den drei Hirnhäuten umgeben. Die äußere Hülle entspricht der Dura mater und geht in die Lederhaut des Auges über.
• Lamina cribrosa sclerae: Siebartige Bindegewebsplatte der Sklera am hinteren Augen-pol, durch die die Nervenfasern das Auge verlassen und im Sehnerv nach posterior zie-hen.
• A. und V. centralis retinae (Äste der A. ophthalmica) treten von innen auf der Papille ein, bzw. aus und verlaufen im Zentrum des Sehnervs.
• Anulus tendineus communis: fi bröser Sehnenring, der den Sehnerv in der Orbitaspit-ze umgibt und mit dem Periost verbunden ist. Ansatzstelle der sechs Augenmuskeln.
• Abschnitte des Sehnervs: Der Sehnerv kann in 3 Teile unterteilt werden: – Intraokularer Teil (Sehnervpapille). – Intraorbitaler und intrakanalikulärer Teil. – Intrakranieller Teil bis zum Chiasma opticum.
Intraorbitaler und intrakanalikulärer Anteil machen dabei den größten Teil aus.
Sehnervpapille (Papille, Discus nervi optici)
• Intraokulärer Teil des Sehnervs, in dem sich die Axone der 3. Neurone zum Sehnerv ver-einigen. Aus- bzw. Eintrittsstelle von A. und V. centralis retinae.
• Areal ohne Fotorezeptoren. Deshalb besteht an dieser Stelle ein absoluter Gesichts-feldausfall im lateralen Gesichtsfeld („blinder Fleck“).
• Lage etwa vier Millimeter medial der Fovea centralis, der „blinde Fleck“ ist dementspre-chend im temporalen Gesichtsfeld.
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Sehnerv, Papille, Sehbahn138
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Abb. 10.1 Verlauf der Sehbahn
• Eine unauffällige, vitale Papille liegt etwa auf Höhe des Netzhautniveaus, hat eine gelb-lich-orange Farbe und ist scharf von der umgebenden Retina abgegrenzt.
N. opticus
Chiasma opticum
2. Neuron (bipolare Zellen)
Tractus opticus
Corpus genicu-latum laterale
Radiatio optica
Area striata
3. Neuron (Ganglienzellen)
1. Neuron (Fotorezeptoren)
retinales Pigmentepithel
linkes Auge rechtes Auge
Licht
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• Papillenexkavation: kleine, blassere Grube im Zentrum der Papille, aus der die Netz-hautgefäße austreten. Umgeben vom neuroretinalen Randsaum (Nervenfasern zwi-schen der Exkavation und dem Papillenrand).
• Blutversorgung der Papille: aus der A. centralis retinae, den hinteren Ziliararterien und dem Circulus arteriosus Zinnii (Haller-Zinn-Gefäßkranz; Anastomose zwischen den beiden erstgenannten Gefäßen).
Merke: Beurteilung der Papille anhand von Farbe, Form, Prominenz, Begrenzung und Ex-kavation.
10.2 Behandlungsprinzipien
Steroidtherapie bei entzündlichen Prozessen, antiinfektiöse Therapie bei infektiöser Ge-nese. (Mikro-) Chirurgie bei Tumoren oder (sehr selten) bei Durchblutungsstörungen. Sonderrolle: medikamentöse/chirurgische Therapie des Glaukoms (vgl. Kap. „Glaukom“).
10.3 Leitsymptome
Gesichtsfelddefekte
Abhängig von der Lokalisation einer Sehbahnläsion kommt es zu typischen Gesichtsfeld-defekten. • Einseitige Gesichtsfelddefekte bei Läsionen vor dem Chiasma opticum (z. B. im Be-reich des Sehnervs oder der Papille, Defekte im Bereich der Netzhaut können ebenfalls zu einseitigen Gesichtsfelddefekten führen).
• Bitemporale Gesichtsfelddefekte bei Läsionen im Chiasmabereich (Schädigung der nasalen Nervenfasern).
• Homonyme (gleichseitige), beidseitige Gesichtsfelddefekte bei Läsionen hinter dem Chiasma (Tractus opticus, Corpus geniculatum laterale, Sehstrahlung oder Sehrinde).
Weitere Symptome
• Sehverschlechterung, Farbsinnstörungen. • Ggf. neurologische Symptome (Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen).
Merke: M. obliquus superior und inferior entspringen partiell von der Nervenhülle. Des-halb kann es bei Sehnerventzündungen zu Augenbewegungsschmerzen kommen.
10.4 Fehlbildungen und Anomalien (ICD-10: Q07.8)
10.4.1 Markhaltige Nervenfasern (Fibrae medullares)
■ Grundlagen
Myelinisierte Nervenfasern in der Retina (normalerweise sind retinale Axone nicht myeli-nisiert).Klinik (Symptome): • Meist asymptomatisch. • Gelegentlich geringe Gesichtsfeldausfälle oder vergrößerter blinder Fleck.
Fehlbildungen und Anomalien
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Sehnerv, Papille, Sehbahn140
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Funduskopie: • Weißliche Netzhautareale, die häufi g mit der Papille in Verbindung stehen, ggf. ent-lang der Nervenfasern an den großen Gefäßbögen.
• Ggf. randunscharf begrenzte Papille.Therapie:Eine Therapie ist nicht erforderlich.
10.4.2 Kolobom ■ Grundlagen
Inkompletter Verschluss der Augenbecherspalte (Embryonalzeit). Immer nach unten ori-entierte Aussackung des Sehnervs. Kann mit Kolobomen der Choroidea, der Retina oder der Iris assoziiert sein.Komplikationen: • Funktionelle Sehminderung in Abhängigkeit von der Ausprägung. Achsenlängenmyo-pie.
• Amblyopie (Schwachsichtigkeit).Therapie bei Komplikationen: • Therapie der Amblyopie (vgl. Kap. „Strabologie und Kinderophthalmologie“)
10.4.3 Grubenpapille ■ Grundlagen
Grubenartige, gewöhnlich temporal gelegene Vertiefung in der Papille. Seltenes, meist einseitiges Krankheitsbild.Komplikationen: • Gesichtsfelddefekte. • Seröse Netzhautabhebung, Makulaödem, selten Gefäßneubildungen (choroidale Neo-vaskularisation).
Therapie bei Komplikationen: • Schwierig. Eine Laserkoagulation oder Glaskörperentfernung (Vitrektomie) kann erwo-gen werden.
10.4.4 Morning-Glory-Papille (Windenblütenpapille) ■ Grundlagen
In der Regel einseitige Papillenfehlanlage mit retinaler Gefäßanomalie und glialen Proli-ferationen im Randbereich.Klinik (Symptome): • Deutliche reduzierte Sehleistung (meist <0,1) und Gesichtsfeldausfälle. • Netzhautablösung bei bis zu 30 %.
Funduskopie: • Große, trichterförmig exkavierte Papille. Weißliches Gewebe in der Exkavation (Gliage-webe).
• Radialer Austritt der retinalen Gefäße. • Pigmentepithel-Unregelmäßigkeiten am Papillenrand.
Komplikationen: • Seröse Netzhautablösung. • Amblyopie.
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10.4.5 Drusenpapille ■ Grundlagen
Defi nition
Überwiegend beidseitige, progrediente Optikusneuropathie mit Ablagerung von hyali-nem, häufi g kalzifi ziertem Material im Sehnerv.
Genetik
Auftreten sporadisch oder autosomal-dominant vererbt. Häufi ger bei Patienten kaukasi-scher Herkunft.
Assoziierte Erkrankungen
Vorkommen unter anderem bei bis zu 2 % der Retinitis-Pigmentosa-Patienten.
Klinik (Symptome)
Ggf. Sehverschlechterung und Gesichtsfeldausfälle bei komplizierter Verlaufsform.
Klinische Untersuchung
Funduskopie: • Tiefe Drusen sind nicht sichtbar. • Oberfl ächliche Drusen imponieren als runde, gelbliche Körperchen in der Papille. • Ggf. randunscharfe, höckerige und leicht prominente Papille. • Fehlende Papillenexkavation. • Im langjährigen Verlauf zunehmende Sichtbarkeit durch Auftreten an der Oberfl äche und Zunahme der Drusen.
■ Diagnostik
Bildgebung
Ultraschalluntersuchung: • Hohe Refl ektivität der kalzifi zierten Drusen. • Verlässlichste Methode.
Fluoreszenzangiografi e (FLA): • Erhöhte Autofl uoreszenz der Drusen im Bereich der Papille. • Evtl. Nachweis choroidaler Neovaskularisationen (CNV) als Komplikation.
Computertomografi e: • Weniger verlässlich als die Ultraschalluntersuchung.
■ Prognose
Natürlicher Verlauf
Keine Therapie erforderlich. Komplikationen sind selten.
Komplikationen
Gesichtsfelddefekte: • Die Drusen können die Nervenfasern komprimieren und so den axoplasmatischen Fluss behindern.
• Es resultieren variable Gesichtsfelddefekte.Durchblutungsstörungen der Papille: • Finden sich häufi ger bei Patienten mit Drusenpapille.
Choroidale Neovaskularisationen (CNV): • Peripapilläre Gefäßneubildungen, die die Sehschärfe herabsetzen können.
Fehlbildungen und Anomalien
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Einteilung
Einteilung in vier Grade. Ab Grad 3 spricht man von einer Retinopathia hypertensiva:
Grad 1 Grad 2 Grad 3 Grad 4
Geringe Verengung kleinerer Arterien
Stärkere VerengungGunn-Kreuzungs-zeichen (Arterien komprimieren die Venen)
Zusätzlich:• Blutungen• Cotton-wool-
Herde• harte Exsudate• Sternfi gur der
Makula
Papillenödem und Optikusatrophie
Tab. 12.1 Grad-Einteilung bei Retinopathia
■ Klinik (Symptome)
Anamnese
Lange Zeit asymptomatisch. Sehverschlechterung erst in Stadium 3 und 4.
Abb. 12.19 Fundus hypertonicus Grad 3
Klinische Untersuchung
Funduskopie (Befunde stadienabhängig): • Verengte Arterien (fokal oder diffus). • Intraretinale Blutungen. • Cotton-wool-Herde (Infarkte der Retina durch Gefäßverschlüsse).
Kreuzungszeichen
Cotton-wool-Herd
harte Exsudate
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Netzhautablösung (Ablatio retinae)
• Netzhaut- oder Makulaödem. • Harte Exsudate, evtl. ringförmig um die Makula angeordnet (Circinata-Figur). • Optikusatrophie.
■ Therapie – konservativ
Therapie des Hypertonus, vgl. Lehrbücher der Inneren Medizin.
■ Prophylaxe
Regelmäßige ophthalmologische Untersuchungen von Hypertonikern. Optimale langfris-tige Blutdruckeinstellung.
■ Prognose
Natürlicher Verlauf
Vom Verlauf der Grunderkrankung abhängig. Bei guter Einstellung des Hypertonus kön-nen sich die Netzhautveränderungen zurückbilden.
Komplikationen
Ein Makulaödem führt zu starker Visusverschlechterung.Ein schlecht eingestellter Hypertonus wirkt sich negativ auf eine gleichzeitig bestehende diabetische Retinopathie aus.
12.6 Netzhautablösung (Ablatio retinae)(ICD-10: H33.2)
■ Grundlagen
Synonyme
Amotio retinae.
Defi nition
Ablösung der sensorischen Netzhaut vom retinalen Pigmentepithel (RPE). Nach dem Ent-stehungsmechanismus werden drei Formen der Netzhautablösung unterschieden (s. u.): • Rissbedingte (rhegmatogene) Ablatio retinae. • Zugbedingte (traktive) Ablatio retinae. • Exsudative Ablatio retinae.
Epidemiologie
In der Regel sind ältere Patienten betroffen. Inzidenz: 1:10.000.
Ätiologie und Pathogenese
Rissbedingte Netzhautablösung (rhegmatogene Ablatio): • Häufi gste Form. • Über ein Netzhautloch oder einen Netzhautriss (Netzhautforamen) gelangt Glaskör-perfl üssigkeit zwischen Neuroretina und retinales Pigmentepithel.
• Risikofaktoren für die Entstehung von Netzhautlöchern: – Im Rahmen einer Glaskörperabhebung (siehe dort). – Degenerative Netzhautveränderungen. – Kurzsichtigkeit (Myopie).
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– Pseudophakie (nach Kataraktoperation mit Implantation einer Kunstlinse). – Nach Bulbustrauma.
Abb. 12.20 Entstehung eines Netzhautlochs mit Blutung bei GK-Abhebung
Zugbedingte Netzhautablösung (traktive Ablatio): • Fibröse Stränge heben die Neuroretina vom Pigmentepithel ab. • Ursachen der Strangbildung:
– Proliferative diabetische Retinopathie (PDR). – Proliferative Vitreoretinopathie (PVR, Membranbildung auf der Netzhaut). – Nach perforierender Verletzung. – Frühgeborenenretinopathie – Sichelzellenretinopathie.
Exsudative Ablatio (Netzhautablösung durch Flüssigkeitsansammlung): • Durch Flüssigkeitsansammlung im subretinalen Raum. • Möglich Ursachen:
– Malignes Melanom der Aderhaut oder Aderhautmetastase. – Aderhautentzündung. – Leukämie. – Morbus Coats (teleangiektatische Erkrankung der Netzhautgefäße mit subretinalen Exsudaten und Blutungen, meist sind Jungen im Kindesalter betroffen).
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Netzhautablösung (Ablatio retinae)
■ Klinik (Symptome)
Anamnese
Patienten mit einer Netzhautablösung berichten über folgende monokulare Symptome:Lichtblitze (Photopsien): • Entstehen, wenn der sich ablösende Glaskörper die Netzhaut mechanisch reizt.
„Mouches volantes“ („fl iegende Mücken“): • Schwarze Punkte im Gesichtsfeld des Patienten, die den Augenbewegungen folgen.
„Schatten“ oder „Vorhang“ im Gesichtsfeld: • Ein „sich senkender Vorhang“ oder eine „aufsteigende Mauer“ im Gesichtsfeld (abhän-gig von der Lokalisation der Ablösung).
Sehverschlechterung: • Insbesondere bei Abhebung der Makula.
„Rußregen“: • Bei zusätzlicher Glaskörperblutung.
! Achtung: Eine Netzhautablösung kann auch völlig asymptomatisch ablaufen!
Klinische Untersuchung
Funduskopie: • Die abgelöste ödematöse Netzhaut erscheint weiß und kann sich blasenartig in den Glaskörperraum vorwölben.
• Rissbedingte Netzhautablösung: Es fi nden sich ein oder mehrere Netzhautlöcher (Foramina). Die abgelöste Netzhaut bewegt sich bei Augenbewegungen wellenförmig mit. Entwicklung von dunklen Demarkationslinien bei länger bestehender Netzhautab-lösung („Hochwasserlinie“ zwischen anliegender und abgehobener Netzhaut durch Proliferation von RPE-Zellen).
• Zugbedingte Netzhautablösung: Man erkennt fi bröse oder fi brovaskuläre graue Stränge im Glaskörperraum, die die Netzhaut abheben.
• Exsudative Netzhautablösung: Blut und Exsudat im subretinalen Raum. Ggf. kann ein Tumor gesehen werden. Die Netzhautablösung kann sich auch tumorfern fi nden.
• Es sollte stets eine Skizze von der Netzhautablösung angefertigt werden (Operations-planung und Verlaufskontrolle).
Druckmessung (Tonometrie): • Der Druck am betroffenen Auge kann erniedrigt sein.
Bildgebende Verfahren
Ultraschall:Erforderlich, wenn der Fundus klinisch nicht sicher beurteilt werden kann, z. B. bei Glas-körperblutung oder starker Linsentrübung.
■ Differenzialdiagnose
Senile Retinoschisis: • Spaltbildung in der Netzhaut. • Häufi ger Befund im Alter, meist hyperope Patienten. • Auftreten häufi g bilateral im temporal unteren Netzhautquadranten. • Im Gegensatz zur Netzhautablösung meist kein Foramen und keine Hochwasserlinie. • Überwiegend asymptomatisch und nicht behandlungsbedürftig.
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14 Glaukom
Von Johann Rüping, Daniel Kook und Christoph Hirneiß
Unter dem Oberbegriff Glaukom werden ätiologisch unterschiedliche Krankheitsbilder zusammengefasst. Es kann zwischen Primär- und Sekundärglaukomen sowie zwischen Glaukomen mit offenem und engem Kammerwinkel unterschieden werden.Primäres Offenwinkelglaukom: • Häufi gste Form des Glaukoms. • Chronische Erkrankung des Sehnervs mit kontinuierlichem Verlust von Nervenfasern und charakteristischen Gesichtsfelddefekten.
• Hauptrisikofaktor ist eine positive Familienanamnese. • Der Augendruck ist oft, aber nicht zwangsläufi g erhöht.
Merke: Die aktuelle Defi nition des primären Offenwinkelglaukoms ist nicht mehr an die Höhe des Augeninnendrucks gebunden.
Akuter Winkelblock: • Akute Erhöhung des Augeninnendrucks durch Verlegung des Kammerwinkels.
Sekundäre Glaukome: • Intraokulare Drucksteigerung als Folge einer anderen Augenerkrankung.
14.1 Anatomie und Physiologie
Kammerwasserzirkulation: • Das Kammerwasser wird vom unpigmentierten Epithel des Ziliarkörpers gebildet. • Zirkulation von der Hinterkammer durch die Pupille in die Vorderkammer. • Abfl uss durch das Trabekelmaschenwerk in den Schlemm-Kanal. Über Kollateralkanäl-chen gelangt das Kammerwasser in die Kammerwasservenen, weiter über episklerale und konjunktivale Gefäße in den Blutkreislauf (trabekulärer Weg).
• Ein kleiner Teil des Kammerwassers (ca. 10 %) fl ießt durch Septen des Ziliarkörpers in das Gefäßsystem der Uvea ab (uveoskleraler Weg).
• Der Augeninnendruck liegt in der Regel zwischen 10 und 21 mm Hg.Kammerwinkel: • Struktur am Schnittpunkt zwischen Hornhautrückfl äche und Irisvorderfl äche. Die Wei-te des Kammerwinkels beträgt zwischen 0 bis 40 Grad.
• Der Kammerwinkel wird begrenzt durch die Iriswurzel und die korneosklerale Über-gangszone.
• Das Trabekelmaschenwerk ist ein siebartiges Gefl echt im Kammerwinkel, das aktiv den Kammerwasserabfl uss reguliert.
• Gonioskopie: Beurteilung des Kammerwinkels mithilfe eines Gonioskops (spezielles Kontaktglas, das auf die Hornhaut aufgesetzt wird und über einen Spiegel die Untersu-chung des Kammerwinkels erlaubt).
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Abb. 14.1 Kammerwasserzirkulation
14.2 Behandlungsprinzipien
Derzeit stehen drucksenkende Maßnahmen bei der Glaukomtherapie im Vordergrund, da erwiesenermaßen durch Senkung des Augendrucks das Voranschreiten des Glaukom-schadens verzögert oder verhindert werden kann. Der Augendruck kann durch konserva-tive und operative Methoden gesenkt werden.
Lokale und systemische medikamentöse Glaukomtherapie
Verschiedene Medikamente stehen zur Verfügung, die einzeln oder in Kombination an-gewendet werden können.
Lasertherapie
In bestimmten Fällen kommt eine Laserbehandlung infrage. Verschiedene Verfahren ste-hen zur Verfügung.
Zyklodestruktion
Partielle Zerstörung des Ziliarkörpers durch Kälte- oder Laserapplikation und dadurch Minderung der Kammerwasserproduktion.Verfahren: • Zyklofotokoagulation (Laserbehandlung). • Zyklokryokoagulation (Kältebehandlung).
Chirurgische Therapie
Die häufi gste Glaukomoperation ist die Trabekulektomie.
Hauptabfl ussweg über dasTrabekelmaschenwerk inden Schlemm-Kanal
UveoskleralerAbfl uss
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14.3 Leitsymptome
Chronisches Offenwinkelglaukom
• Zunahme von Gesichtsfelddefekten und schmerzlose, schleichende Sehverschlechte-rung.
Akuter Winkelblock
• Akute Sehverschlechterung, starke Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen.
14.4 Primäre Glaukome
Beim primären Glaukom liegt keine andere Augenerkrankung vor. Einteilung: • Primär chronisches Offenwinkelglaukom (POWG). • Engwinkelglaukom. • Kongenitales und infantiles Glaukom.
14.4.1 Primär chronisches Offenwinkelglaukom(ICD-10: H40.1)
■ Grundlagen
Synonyme
Glaucoma chronicum simplex (GCS).
Defi nition
Chronisch progrediente Neuropathie des N. opticus mit charakteristischem Erscheinungs-bild der Papille und korrespondierenden Gesichtsfelddefekten. Der Kammerwinkel ist offen.
Epidemiologie
Häufi gste Form des Glaukoms (90 % der Glaukome). Deutliche Alterskorrelation. Mindes-tens 2,5–3 % der Bevölkerung über 70 Jahre sind betroffen. Familiäre Häufung.
Pathophysiologie
Wichtiger Teil der Pathogenese sind Veränderungen des Trabekelmaschenwerks mit Er-höhung des Abfl usswiderstandes und Steigerung des Augeninnendrucks. Es kommt zu einer Schädigung der Nervenfasern und der Papille. Aber auch Druckfl uktuationen und veränderte Durchblutungssituationen des Sehnervs spielen eine Rolle.
Risikofaktoren
Hohes Lebensalter, positive Familienanamnese, Myopie, Afro-Amerikaner.
Sonderformen
Normaldruckglaukom: • Der Augeninnendruck ist nicht erhöht, der Kammerwinkel offen. • Es zeigen sich typische glaukomatöse Papillenveränderungen und Gesichtsfelddefekte. • Assoziation mit Migräne, arterieller Hypertonie, Gefäßdysregulationen (Raynaud-Syn-drom) und Tinnitus.
• Der Übergang zum Offenwinkelglaukom mit Hochdruck ist fl ießend. • Therapie wie beim Offenwinkelglaukom.
Primäre Glaukome
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Okuläre Hypertension: • Erhöhter Augeninnendruck ohne Sehnervschädigung. • Im Verlauf Konversion in ein manifestes Glaukom möglich.
■ Klinik (Symptome)
Anamnese
Lange Zeit asymptomatisch. Im Spätstadium progrediente Gesichtsfelddefekte und Seh-verschlechterung bis zur Erblindung.
! Achtung: Gesichtsfelddefekte sind Zeichen einer ausgeprägten Sehnervschädigung und zeigen sich in der Regel erst nach bereits eingetretenen morphologischen Veränderungen des Sehnervenkopfes.
Klinische Untersuchung
Spaltlampenuntersuchung und Gonioskopie: • Offener Kammerwinkel.
Funduskopie: • Charakteristische Papillenveränderungen:
– Zunahme der Papillenexkavation (Atrophie von Nervenfasern und Gliaschwund). – Das Verhältnis zwischen Exkavations- und Papillendurchmesser (Cup-Disc-Ratio) ist erhöht.
– In fortgeschrittenen Stadien Papillenatrophie (Abblassung der Papille). – Nervenfaserbündeldefekte (Beurteilung im rotfreien Licht). – Papillenrandblutungen (Aktivitätszeichen). – Steiles Abknicken der Gefäße am Rand der Exkavation.
Tonometrie: • Typischerweise beidseits erhöhter Augeninnendruck. • In unklaren Fällen und zur Erfassung von Druckschwankungen: Tages-Nacht-Druck-messung über 24 Stunden.
■ Diagnostik
Gesichtsfelduntersuchung(Perimetrie)
Je nach Stadium zeigen sich charakteristische Gesichtsfelddefekte: • Beginn der Ausfälle (mittel-)peripher. • Bogenförmige Ausfälle entsprechend des Verlaufs der Nervenfasern. • Vereinigung der Ausfälle mit dem blinden Fleck (Bjerrum-Skotom). • Lokalisierte Ausfälle im nasalen Gesichtsfeld (Rönne-Sprung). • Im Spätstadium zentrale Gesichtsfeldinsel • Zum Schluss Verlust der temporalen Insel und vollständige Erblindung (Glaucoma ab-solutum).
Bildgebende Verfahren
Mithilfe bildgebender Verfahren (Lasertopografi e der Papille, polarimetrische Nervenfa-serschichtvermessung oder okuläre Kohärenztomografi e) können Papille und Nervenfa-serschicht dokumentiert werden. Geeignet zur Diagnostik und insbesondere zur Verlaufs-kontrolle.
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Primäre Glaukome
Abb. 14.2 Glaukomatöse Papillenschädigung mit steil abknickenden Gefäßen und einer ver-größerten Papillenexkavation (Cup-Disc-Ratio ca. 0,7–0,8)
■ Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnose der Papillenexkavation: • Physiologische Papillenexkavation bei großer Papille. • Postischämische Optikusatrophie (ischämische Optikusneuropathie, Arteriitis tempo-ralis).
• Optikusatrophie anderer Genese, z. B. Kompression (Hypophysenprozess). Papillen-anomalie
■ Therapie – medikamentös
Behandlungsziel: Erhalt des Gesichtsfelds. Wesentlichster Ansatzpunkt ist die kontinuier-liche Senkung des Augeninnendrucks.Dies ist über zwei Mechanismen möglich: • Erhöhung des Kammerwasserabfl usses. • Senkung der Kammerwasserproduktion.
Zunächst Beginn mit einer Monotherapie (nur eine Wirksubstanz). Bei unzureichendem Therapieerfolg kann eine Kombinationstherapie eingesetzt werden.
Betablocker
Augeninnendrucksenkung ca. 20–27 %. Lokale Anwendung in Form von Augentropfen. Applikation 1- bis 2-mal täglich. Wirkungsmechanismus: Reduktion der Kammerwasser-produktion.Indikation: • Bei fast allen Glaukomformen einsetzbar.
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Lokale Nebenwirkungen: • Bindehautreizung; trockenes Auge.
Systemische Nebenwirkungen: • Bradykardie, Blutdruckabfall, Herzinsuffi zienz. • Bronchospasmus mit Verschlechterung eines Asthma bronchiale oder einer obstruktiven Lun-generkrankung.
• Impotenz.
! Achtung: Auch bei lokaler Anwendung kann es zu systemischen Nebenwirkungen kommen. Kon-traindikationen: Asthma bronchiale und AV-Block.
Prostaglandinderivate
Augeninnendrucksenkung ca. 25–35 %. Wirkungs-mechanismus: Prostaglandinanaloga erhöhen den uveoskleralen Kammerwasserabfl uss, der unter phy-siologischen Bedingungen eine untergeordnete Rol-le spielt. Anwendung als Augentropfen 1-mal täglich.Nebenwirkungen (Auswahl): Hyperämie der Bin-dehaut, Verfärbung der Iris, Wimpernwachstum.
Alpha-2-Rezeptoragonisten
Augeninnendrucksenkung ca. 20–35 %. Wirkungs-mechanismus: Reduktion der Kammerwasserproduk-tion, Erhöhung des uveoskleralen Abfl usses. 3-mal täglich als Augentropfen. Wechselwirkungen wurden mit MAO-Hemmern, trizyklischen Antidepressiva und anderen Sympathomimetika beschrieben.Nebenwirkungen (Auswahl): Bindehauthyper-ämie, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Mundtrocken-heit, Schwindel
Karboanhydrasehemmer
Augeninnendrucksenkung ca. 15–25 % bei lokaler Therapie (bei systemischer Anwendung bis 50 %). Karboanhydrasehemmer hemmen das Enzym Kar-boanhydrase im Epithel des Ziliarkörpers, dadurch sinkt die Kammerwasserproduktion.Lokale Anwendung als Augentropfen: • Bei fast allen Glaukomformen. • Systemische Nebenwirkungen sind bei lokaler An-wendung sehr selten.
Systemische Anwendung (intravenös, per os): • Bei akuten Drucksteigerungen, z. B. beim akuten Winkelblock (s. u.)
• Sehr selten als Dauertherapie aufgrund des Ne-benwirkungsprofi ls.
• Nebenwirkungen (Auswahl): Gefahr einer Nieren-insuffi zienz, Störungen des Elektro lythaushalts (Hypokaliämie), Parästhesie, Müdigkeit und Des-orientiertheit.
Abb. 14.3 Zunehmende Ge-sichtsfelddefekte beim Glaukom
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Primäre Glaukome
! Achtung: Schwangerschaft stellt eine absolute Kontraindikation dar.
■ Lasertherapie des Glaukoms
Laser-Trabekuloplastik (LTP)
Applikation von Laserherden im Trabekelmaschenwerk. Es kommt zu einer (meist nur vo-rübergehenden) Verbesserung des Kammerwasserabfl usses.
■ Therapie – operativ
Trabekulektomie
Häufi gste Glaukomoperation. Fistulierender Eingriff, bei dem ein Abfl uss des Kammer-wassers unter die Bindehaut unter Umgehung der physiologischen Abfl usswege herge-stellt wird. Dazu wird eine Öffnung in der Sklera in die Vorderkammer geschaffen, der Ab-fl uss des Kammerwassers erfolgt über die Bindehaut.Indikation: therapierefraktäres chronisches Glaukom.
Abfl uss des Kammerwassers nach einer Trabekulektomie
Abb. 14.4 Prinzip der Trabekulektomie
Zyklokryokoagulation und Zyklofotokoagulation
Der Ziliarkörper wird von außen entweder mit einer Kältesonde (Kryokoagulation) oder mit einem Laser (Fotokoagulation) partiell destruiert. Der so behandelte Ziliarkörper pro-duziert weniger Kammerwasser, der Augendruck sinkt. Als primärer Eingriff in der Regel nicht induziert.
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! Achtung: Zyklodestruktive Eingriffe bergen die Gefahr einer zu starken Drucksenkung mit zu niedrigen Druckwerten.
■ Prophylaxe (Überwachung)
Regelmäßige Druckkontrollen, Kontrolle der Papille und Gesichtsfelduntersuchungen bei Glaukomverdacht und nach Diagnosestellung. Bildgebende Verfahren zur Darstellung der retinalen Nervenfaserschicht und der Papillenexkavation eignen sich gut zur Verlaufs-kontrolle.Bei Glaukomverdacht mit normalen Druckwerten ist eine Tages-Nacht-Druckmessung sinnvoll, um möglicherweise vorhandene nächtliche Druckspitzen zu erfassen.
■ Prognose
Natürlicher Verlauf
Chronisch-progredient mit Zunahme der Gesichtsfeldausfälle bis zur vollständigen Erblin-dung. Die zentrale Sehschärfe bleibt zunächst über lange Zeit erhalten.
Merke: In den Industrienationen ist das Glaukom neben der altersbedingten Makuladege-neration und der diabetischen Retinopathie die häufi gste Erblindungsursache.
14.4.2 Akuter Winkelblock (ICD-10: H40.2) ■ Grundlagen
Synonyme
Akutes Glaukom. Glaukomanfall.
Defi nition
Akute Augeninnendruckerhöhung durch eine Verlegung des Kammerwinkels (Winkel-block).
Epidemiologie
Frauen sind häufi ger als Männer betroffen.
Ätiologie und Pathogenese
Ablauf der Glaukomentstehung: • Pupillarblock: Bei Risikopatienten (s. u.) liegt die Irisrückfl äche der Linsenvorderfl äche auf. Die Kammerwasserzirkulation von der Augenhinter- in die Vorderkammer ist er-schwert, der Druck in der Hinterkammer steigt.
• Hierdurch wird die periphere Iris nach vorne in Richtung Hornhaut gewölbt. Der Kam-merwinkel wird enger.
• Winkelblock: Es kommt zu einem vollständigen Kontakt zwischen Irisbasis und Kam-merwinkel. Das Kammerwasser kann nicht mehr in das Trabekelmaschenwerk abfl ie-ßen. Ein akuter Anstieg des Augeninnendrucks ist die Folge.
Risikofaktoren
Risikofaktoren für einen akuten Winkelblock: • Flache Vorderkammer mit engem Kammerwinkel, z. B. bei Hyperopie. • Dicke Linse, z. B. im Alter. • Ethnische Faktoren (in Asien deutlich häufi ger).
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Primäre Glaukome
Abb. 14.5 Pathogenese des akuten Winkelblockglaukoms
■ Klinik (Symptome)
Anamnese
Individuell unterschiedlich: • Akute Sehverschlechterung und Verschwommensehen. • Starke Augen- und Kopfschmerzen. • Rotes Auge. • Farbige Ringe (Halos) um Lichtquellen. • Übelkeit, Erbrechen. • Gelegentlich atypische Schmerzlokalisation, z. B. abdominell.
Pupillarblock
Vorgewölbte Iris
Winkelblock
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