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1:0 für Volkswagen Corporate Social Responsibility in Südafrika

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Corporate Social Responsibility in Südafrika by Volkswagen

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1:0 für Volkswagen Corporate Social Responsibility in Südafrika

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Impressum

Herausgeber (V.i.S.d.P.) Stephan Grühsem (Leiter Konzernkommunikation, Volkswagen AG)

Projektleitung Jörg Waldeck (Leiter Konzern Außenbeziehungen, Volkswagen AG), Nonkqubela Maliza (Leiterin Regierungsbeziehungen, Volkswagen of South Africa)

Redaktion und Text Michael Scholing-Darby (Konzern Außenbeziehungen, Volkswagen AG), Dr. Carsten Krebs (Kommunikation, VWSA), Fayroush Ludick (Kommunikation,

VWSA) Mitarbeit Claudia Berker (Programmkoordination „A Chance to Play“, terre des hommes Deutschland), Andile Dlamini (Kommunikation, VWSA, Midrand), Janine

Esterhuizen (Kommunikation, VWSA), Weza Moss (Regierungsbeziehungen, VWSA), Khaya Ndondo (Regierungsbeziehungen, VWSA), William Stephens (Kommunikation, VWSA),

Angela Stockley (Geschäftsführerin, Avenue IMC) Gestaltung KARMA Kommunikationsdesign, Wolfsburg Fotos Sandy Coffey (Fotograf), Rob Duker (Fotograf),

Claudia Berker (terre des hommes) Druck Hausdruckerei Volkswagen AG Postadressen Volkswagen AG, Brieffach 1882, 38436 Wolfsburg, Deutschland;

Volkswagen of South Africa (Pty) Ltd, PO Box 80, Uitenhage 6230, Südafrika

© Volkswagen AG All rights reserved

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cape town

namibia

Die Republik Südafrika ist ein Staat an der Südspitze Afrikas und eine regionale Wirtschaftsmacht. Das Land mit der Hauptstadt Pretoria

liegt zwischen 22 und 35 Grad südlicher Breite und zwischen 17 und 33 Grad östlicher Länge (ohne Berücksichtigung der Prinz-Edward-Inseln).

Im Süden und Südosten grenzt es an den Indischen, im Westen an den Atlantischen Ozean. Im Norden liegen die Nachbarstaaten Namibia,

Botswana und Zimbabwe, östlich davon Mozambique und Swaziland. Das Königreich Lesotho ist eine Enklave, wird also vollständig von Südafrika

umschlossen.

Amtssprache Afrikaans, Englisch, isiNdebele, isiXhosa, isiZulu, Nord-Sotho, Süd-Sotho, Setswana, Siswati, Tshivenda, Xitsonga

Hauptstadt Pretoria Regierungssitz Exekutive: Pretoria, Legislative: Kapstadt, Judikative: Bloemfontein

Staatsform Präsidialrepublik mit föderalen Elementen Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Jacob Zuma Fläche 1.219.912 km2

Einwohnerzahl 48.782.756 (Stand November 2008) Bevölkerungsdichte 40 Einwohner pro km2 BIP 255 Mrd. US-Dollar (2006)

BIP/Einwohner 5.384 US-Dollar (2006) Währung Rand ( 1 EUR ≈ 11 Rand/ZAR) Staatsgründung 31. Mai 1910

Nationalhymne National Anthem of South Africa Zeitzone UTC +2

Eins zu null für VolkswagEn4

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Südafrika

upington

mossel bayport elizabeth

uitenhage

east london

durban

pietermaritzburg

nelspruit

polokwane

johannesburg

pretoria

bloemfontein

lesotho

botswana

zimbabwe

Northern Cape

Western Cape

Eastern Cape

Kwazulu-Natal

Free State

MpumalangaGauteng

Limpopo

North West

mozambique

swazi-land

kimberley

klerksdorp

mafikeng

umthatha

CorporatE soCial rEsponsibility in südafrika 5

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anstoss

8 Prof. Dr. Jochem Heizmann

über verlässliche Partnerschaft

9 David Powels über Leistungen der Vergangenheit

10 Bernd Osterloh über den Kraftquell der Solidarität

unternehmen verantwortung

12 Wie Verantwortung im

Volkswagen Konzern gelebt wird

16 Volkswagen in Südafrika – Ein Motor der

wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung

18 „Wir wollen Strukturen schaffen, in denen unsere

Kinder Zugang zu guter Bildung erhalten“

Interview mit Nonkqubela Maliza, Leiterin der

Corporate & Government Affairs Division

black economic empowerment

22 Immer mehr Geschäfte unter der Leitung

von Schwarzen

24 Auf dem langen Weg zum integrierten

Automobilhersteller

25 Die Strategie bevorzugter Beschaffung

26 Das Regionale Ausbildungszentrum

26 Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

bei Lieferanten

partner für entwicklung

30 Saubere Taxen schaffen Arbeit, jawohl!

Die Uitenhage and Despatch Development Initiative

(UDDI)

32 „Ich will das Denken der Menschen verändern“

Porträt der UDDI-Geschäftsführerin Nomkhita Mona

34 Der Tag, an dem der Vertrag mit Woolworths

geschlossen wurde

menschen im mittelpunkt

38 Volkswagen als fairer Arbeitgeber

40 Partnerschaft statt Apartheid

44 „Ich werde hier arbeiten, bis sie

mich nicht mehr rein lassen“

Ben und Makoki im Doppelporträt

46 Simulationen und E-Learning-Module.

Volkswagen als lernende Organisation

48 Von der Lehrwerkstatt zum

renommierten Fortbildungsinstitut

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mannschaftslazarett

52 Unermüdlich im Kampf gegen Aids

54 „Wenn ich ein Lächeln auf ein Gesicht zaubern

konnte, war mein Tag ein Erfolg“

Interview mit Doctor Alex Govender

54 Das Missionvale Care Centre

investitionen in das gemeinwesen

58 „Lebe selbst die Veränderung, die du dir wünschst für

die Welt.“ Der Volkswagen Community Trust

60 Corporate Social Investment –

die wichtigsten Handlungsfelder

64 „Ich weiß, was es heißt, nichts zu essen zu

haben, überhaupt nichts zu haben“

Interview mit CSR-Manager Weza Moss

65 Verzeichnis der Begünstigten

66 Marathon über Bildungshürden

Porträt der Lehrerin Fizewe Sibeko

das gute fördern

70 DooBeeDoo in Halle X. Zolani Mahola

und die Band Freshlyground

71 Die Desmond Tutu HIV Stiftung

72 Umzi Wethu – eine Chance für die Chancenlosen

73 „Meine Musik soll stark machen“

Ein Porträt der Sängerin Lira

74 Ehemalige Häftlinge und Wärter Tür an Tür.

Das Robben Island Museum

hilfe zur selbsthilfe

78 Die Helfer an einen Tisch bringen.

„Eine Stunde für die Zukunft“ in Südafrika

80 „A Chance to Play“ – Sport und Spiel für

lebenstüchtige Kinder

fussball ist unser leben

84 Die Zeiten, da Hautfarbe wichtiger war als Talent,

sind lange vorbei. Lucky Stylianou, der Fußball als

Mittel der Integration und die VW-Sportförderung

86 Moroka Swallows + Bay United

88 Mit dem Soccer-Funbus über die Landgemeinden

90 Facts and Figures

CorporatE soCial rEsponsibility in südafrika 7

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Im Sommer 2010 blickt die Welt nach Süd-afrika. Die Fußball-Weltmeisterschaft wird das ganze Land ins Flutlicht tauchen. So oft kommt es nicht vor, dass sich die Welt für Afrika interessiert – bis heute ist der Konti-nent ein Stiefkind der Globalisierung.

Volkswagen ist schon seit fast 60 Jahren in Südafrika aktiv. 1951 haben wir begonnen, Fahrzeuge hierher zu exportieren. Heute ist Volkswagen mit über 5.000 Beschäftigten am Standort Uitenhage größter privater Arbeitge-ber der Ostkap-Provinz und Motor der wirt-schaftlichen Entwicklung.

Wir waren und sind davon überzeugt, dass es sich lohnt, am Kap der Guten Hoffnung zu investieren. Volkswagen schafft dabei nicht nur qualifizierte und überdurchschnittlich bezahlte Arbeitsplätze, sondern versteht sich auch als verlässlicher Partner der südafrika-nischen Gesellschaft. Denn wie an all unseren

über 60 Standorten weltweit stehen wir auch hier zum Grundprinzip der unter-

nehmerischen Sozialverantwortung.

In Südafrika engagiert sich das Unternehmen seit langem vor allem für Ausbildung und Beschäftigung – beides bitter nötig in einem Land, das nach wie vor mit Arbeitslosigkeit, Ar-mut und Bildungsnotstand zu kämpfen hat.

So hat Volkswagen noch unter den Bedin-gungen der Apartheid, den ersten schwarzen Facharbeiter Südafrikas zum Kfz-Mechani-ker ausgebildet. Wir haben den Volkswagen Community Trust gegründet, eine gemein-nützige Stiftung, die den Menschen helfen soll, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Und Volkswagen hat das Erfolgsmodell einer regionalen Beschäftigungs- und Entwicklungs-gesellschaft, die unter dem Titel Wolfsburg AG firmiert, als UDDI – Uitenhage Despatch Deve-lopment Initiative – nach Südafrika exportiert. Das demokratische Südafrika unterstützt

Volkswagen nach Kräften darin, die jahr-zehntelange Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung zu überwinden. Black Economic Empowerment ist nicht nur Regierungs-, son-dern auch Unternehmenspolitik.

Fußball oder „Diski“, wie er in den Townships genannt wird, ist in Südafrika schon immer der beliebteste Volkssport. Fußball ist Leidenschaft, Fairness, Teamgeist – das alles passt gut zu Volks-wagen. Deshalb freuen wir uns doppelt, 2009 in Südafrika mit den Moroka Swallows den Pokal-sieg und in Deutschland mit dem VfL Wolfsburg die Meisterschaft errungen zu haben. Mit ihrer Initiative „A Chance to Play“ fördert die Volkswagen-Belegschaft den Fußball in vor-bildlicher Weise. So werden etwa Fußballplätze angelegt und Jugendtrainer ausgebildet, damit insbesondere benachteiligte Kinder über Sport und Spiel ihren Weg ins Leben finden.

Die Fussball-Weltmeisterschaft ist eine große Chance für Südafrika. Wer wie Volkswagen am Kap zu Hause ist wünscht sich von Her-zen, dass alle im Lande von dem Großereignis profitieren. Die Menschen in Südafrika kön-nen sich dabei darauf verlassen: Volkswagen bleibt auch nach der WM ein verlässlicher und engagierter Partner für das Land.

Vor und nach der Weltmeisterschaft: Volkswagen als verlässlicher Partner

Ein Vorwort von Prof. Dr. Jochem Heizmann

Prof. Dr. Jochem Heizmann ist Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG für den Bereich

Konzern Produktion und Chairman des Board of Directors bei Volkswagen of South Africa.

Eins zu null für VolkswagEn8

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Im Jahr 1951 lief in Südafrika der erste Käfer vom Band. Schon beinahe sechs Jahrzehnte hält Volkswagen dem Standort die Treue.

Lange bevor Südafrika wirklich Demokratie wurde – 1994 –, hat Volkswagen den Weg dahin bereitet. Wegmarken sind die Legalisierung der schwarzen Gewerkschaften seit den 1970er Jahren, die Einstellung und Ausbildung afrika-nischer Facharbeiter in den 80ern, die das Un-ternehmen zum Vorreiter auch bei der Integra-tion der Farbigen in die Hochschulen werden ließ, schließlich die Bildung des Volkswagen Community Trusts in den späten Achtzigern.

Das alles geschah in der Absicht, zur sozialen Entwicklung und zum Wohlergehen der Men-schen in der Gemeinschaft rund um das Werk in Uitenhage beizutragen.

Auf dem Weg zur Überwindung der Apartheid in Südafrika hat die Volkswagen AG mannig-

faltige finanzielle und moralische Unterstüt-zung bereitgestellt.

Ohne das Vertrauen und die Vision des Volkswa-gen Konzerns nicht nur der eigenen Tochter, sondern auch dem Land gegenüber hätte bei weitem nicht so viel erreicht werden können.

Mit besonderem Einsatz hat sich das Un-ternehmen dem Kampf gegen die Aids-Pandemie verschrieben. Wir verfügen über ein höchst erfolgreiches Arbeitsplatz- und Gemeinde-Programm, in das schon mehr als acht Millionen Rand investiert worden sind. Dieses Programm hat auf höchster Ebene Anerkennung gefunden und im Jahre 2005 auch den Preis „Business Excellence in the Workplace“ der Global Business Coalition gegen HIV/Aids erhalten.

Mit über 5.000 Beschäftigten ist Volkswagen of South Africa (VWSA) der größte private Ar-beitgeber in der Metropole Nelson Mandela Bay und der umliegenden Region.

Die Weiterbildung und Schulung der Mit-arbeiter von Volkswagen in Südafrika und seiner Händler bleiben ein Eckpfeiler der Unternehmensstrategie. Der Vorstand hat sich zum Ziel gesetzt, das Unternehmen zur Beispiel gebenden lernenden Organisation der Automobilindustrie zu machen.

Über das Sponsoring des Erstligaclubs Moroka Swallows, der in Soweto beheima-tet ist, und des Zweitligavereins Bay United, der aus der Nelson Mandela Bay stammt, hat VWSA enge Verbindungen zu Südafri-kas Lieblingssport geknüpft. Gemeinsam mit unseren Partnern im Konzern haben wir uns mit Blick auf die Fußballweltmeis-terschaft 2010 vorgenommen, ganz viele Aktivitäten zu entfalten, die unseren Mit-arbeitern ebenso zugute kommen wie dem ganzen Land.

Wir sind durchaus stolz auf das in den ver-gangenen 59 Jahren Geleistete, sind uns aber auch der Herausforderungen bewusst, die vor uns liegen. Volkswagen of South Africa wird seine ganze Kraft und Energie aufwenden, um zu erreichen, dass nicht nur das Unternehmen selbst wächst und gedeiht, sondern auch die Netzwerke seiner Liefe-ranten und Händler.

Sechs Jahrzehnte Standorttreue – Wir sind der Zeit voraus gewesen

David Powels ist Managing Director bei Volkswagen in Südafrika.

Ein Vorwort von David Powels

CorporatE soCial rEsponsibility in südafrika 9

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Für Volkswagen ist gesellschaftliche Verant-wortung nie ein Fremdwort gewesen. Schon vor Jahrzehnten, als der Begriff noch gar nicht geprägt war, hat das Unternehmen Corporate Social Responsibility vorgelebt und hohe soziale Standards gesetzt – Stan-dards, die in Wolfsburg und in Uitenhage gleichermaßen gelten.

Die Mitarbeiter nicht nur als Arbeitskräfte zu verstehen, sondern sie als ganze Persönlich-keiten ernst zu nehmen: das gehört essen-tiell zur Erfolgsgeschichte von Volkswagen. Das Prinzip Verantwortung endete daher nie an den Werkstoren, sondern schloss die Regionen stets mit ein.

Die Volkswagen-Belegschaft ihrerseits hat immer auch eigene Akzente gesetzt und in eigener Initiative gehandelt, wenn es etwa galt, Solidarität mit Schwächeren zu üben oder in akuten Notsituationen zu helfen. So kommt unsere traditionelle Belegschaftsspende einem breiten Spektrum an sozialen und

karitativen Organisationen, Initiativen und Vereinen in der Region Wolfsburg zugute.

Bei Naturkatastrophen wie zuletzt bei dem schweren Erdbeben in Haiti ist die Beleg-schaft zudem bereit und in der Lage, spon-tan und schnell Spenden- und Hilfsaktionen zu starten, die den betroffenen Menschen direkt nützen.

Dabei ist unsere Bereitschaft zur tätigen Solidarität buchstäblich grenzenlos. Mit dem Leuchtturm-Projekt „Eine Stunde für die Zukunft“ unterstützt die Volkswagen- Belegschaft Not leidende Kinder und Jugendliche im Umfeld von Volkswagen-Standorten in aller Welt.

Vor zehn Jahren hat der Konzernbetriebs-rat die Aktion ins Leben gerufen. Die Idee war: Wenn jeder Mitarbeiter nur auf einen Stundenlohn verzichtet, dann können wir schon eine ganze Menge tun für die Ärms-ten der Armen, die Straßenkinder dieser Welt. Und tatsächlich, die Idee verfing, und der Schneeball begann zu rollen. Denn in

den folgenden Jahren beteiligten sich nicht nur Tausende Beschäftigte von Volkswagen, sondern auch von Audi, von Volkswagen Sachsen und von der Financial Services AG in aller Welt an der Aktion.

Viele Volkswagen-Mitarbeiter spenden seit 2003 Monat für Monat auch die Cents, die auf der Gehaltsabrechnung hinter dem Komma stehen. Oder sammeln Geld statt Geburtstagsgeschenke. Oder verwirklichen andere Ideen, sodass inzwischen mehr als zehn Millionen Euro für benachteiligte Kinder zusammen gekommen sind.

Das Kinderhilfswerk terre des hommes als Partner der Aktion betreut die Projekte vor Ort und sorgt für eine effektive und nachhaltige Verwendung der Mittel. So erhalten Straßen-kinder in Mexiko, Brasilien, Argentinien und eben Südafrika, aber auch in Deutsch-land Schutz, Betreuung und die Chance auf Bildung sowie berufliche Perspektiven.

Die Volkswagen-Belegschaft ist entschlossen, ihre Aktion „Eine Stunde für die Zukunft“ fortzusetzen und ist dankbar für jede Unterstützung, die von außen kommt. So ist weithin zu erkennen: Bei Volkswagen ist Solidarität kein leeres Wort.

Solidarität ist bei uns kein leeres Wort

Ein Vorwort von Bernd Osterloh

Bernd Osterloh ist Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates und Präsident des Welt-

Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG.

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Das Bekenntnis zu verantwortlichem Han-deln mag leicht fallen. Viel schwieriger ist es, Verantwortung im Unternehmensalltag umzusetzen und zu leben – zumal in einem so großen und komplexen Unternehmen wie Volkswagen mit seinen 60 Produktionsstand-orten in 21 Ländern.

Wer es wie Volkswagen ernst meint mit gesellschaftlich verantwortungsvoller Unter-nehmensführung (Corporate Social Responsibility, kurz

CSR), der muss sich daran machen, feste Strukturen und Richtlinien einzuführen, die das Kerngeschäft auf Wertschöpfung unter Einhaltung sozial-ökologischer Spielregeln programmieren.

Nur so kann ein verantwortungsorientierter Handlungskorridor geöffnet werden, der auf

lange Sicht Wettbewerbsvorteile schafft. Bei Volkswagen stehen die Eckpfeiler des CSR-Managements auf festem Grund.

CSR-Koordination: Aufgabe der im Jahr 2006 eingerichteten Geschäftsstelle „Koordina-tion CSR und Nachhaltigkeit“ ist die strate-gische Ausrichtung und Weiterentwicklung des CSR-Managements im Konzern. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist die Stärkung in-terner Austausch- und Informationsprozes-se und der Aufbau eines Daten- und Kenn-zahlen-basierten CSR-Informationssystems.

Konzernwerte: Die Konzernwerte bilden die Grundlage für Unternehmenskultur und konzernweite Zusammenarbeit. Zentra-les Handlungsprinzip ist dabei das Prinzip Nachhaltigkeit, das sich auch in der ope-

rativen Strategie 2018 ausdrückt. Ziel des Volkswagen Konzerns ist es, bis 2018 der führende Automobilhersteller zu werden: ökonomisch und ökologisch.

Umweltmanagement: Der Umweltschutz hat eine

Wie Verantwortung im Volkswagen Konzern gelebt wird

Wenn ein Unternehmen verantwortungsvoll handelt, muss es sein Geschäft konsequent an nachhaltigen Grundsätzen ausrichten. Was so einfach klingt, ist eine ehrgeizige Gestaltungs- und Führungsaufgabe.

Von Volkswagen gesponserte Kampagne für Artenvielfalt 2007 (0ben), Kanzlerin Angela Merkel mit Konzern-Chef Dr. Martin Winterkorn (r.)

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lange Tradition bei Volkswagen. Schon 1971 wurde die erste Umweltabteilung gegründet. Verbindliche Konzerngrundsätze regeln

den betrieblichen Umweltschutz. Dazu gehört die Zertifizierung aller

internationalen Standorte nach Standards wie

EMAS und ISO 14001. Für die technische Entwicklung sind die Ziele Klimaschutz, Res-sourcenschonung und Gesundheitsschutz maßgeblich.

Sozialcharta und Charta der Arbeitsbezie-hungen: Was in Wolfsburg Bestand hat, soll auch in Puebla, Anchieta oder eben Uitenha-ge gelten. Die beiden Erklärungen, die 2002 und 2009 in Zusammenarbeit mit dem Welt-Konzernbetriebsrat und dem Internationa-len Metallgewerkschaftsbund verabschiedet wurden, bilden die Grundlage für weltweit einheitliche Arbeitnehmerstandards und Mitbestimmungsrechte.

Standards und Allianzen: Außerdem hat sich Volkswagen zur weltweiten Einhaltung der Kernarbeitsnormen der International

Labour Organization (ILO), der Leitsätze der OECD für multinationale Unternehmen, der Nachhaltigkeitsgrundsätze des World Business Council for Sustainable Develop-ment (WBCSD) und der Sozialcharta der Internationalen Handelskammer (ICC) ver-pflichtet. Seit 2002 unterstützt Volkswagen aktiv die Global Compact Initiative der Vereinten Nationen.

Integration der Lieferanten: Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft endet für Volks-wagen keineswegs an den Werkstoren. Seit 2006 sind auch die Hauptzulieferer zur Ein-haltung sozial-ökologischer Standards ver-pflichtet.

Corporate Governance: Die Reputation ist ein wesentlicher Faktor, der über den Erfolg

eines Unternehmens entscheidet. Deshalb folgt Volkswagen weitgehend den Empfeh-lungen des Deutschen Corporate Gover-nance Kodex. Potentielle Unternehmens-risiken werden frühzeitig identifiziert. Es gibt einen Volkswagen Code of Conduct, ein Ombudsmann-System und klare Regeln zur Vermeidung von Interessenkonflikten und Korruption.

Nachhaltigkeitsperformance: Volkswagen hat seine Ergebnisse in Ratings und Rankings kontinuierlich verbessert. Eu-ropas Automobilhersteller Nr. 1 ist in allen wichtigen Nachhaltigkeitsindizes vertreten. Auf dem deutschen Nachhaltigkeitstag 2008 ist Volkswagen als „nachhaltigste Marke“ ausgezeichnet worden.

Effizienzlabel der Marke Volkswagen (o.), Mitarbeiter von Volkswagen of South Africa (r.)

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Am 31. August 1951 ist der erste Käfer in Ui-tenhage vom Band gelaufen. Die Firma hieß damals noch SAMAD, South Africa Motor Assemblers and Distributors. In mehreren Schritten ist das Werk dann zum integrier-ten Bestandteil des globalen Entwicklungs- und Fertigungsnetzwerks der Volkswagen AG geworden. Seit 1974 ist Volkswagen of South Africa (VWSA) 100 prozentige Kon-zerntochter.

Längst ist das Unterneh-men auch zu einem Mo-tor der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes

geworden, der für Wachstum und Beschäfti-gung, für Technologietransfer und Qualifizie-rung sorgt.

So gehört VWSA heute zu den größten Auto-mobil-Exporteuren des afrikanischen Kon-tinents. Im Jahr 2009 hat der Automobilher-steller exakt 59.487 Fahrzeuge exportiert, 2010 werden es schon über 113.000 Automo-bile sein, die in alle Welt verkauft werden.

In Südafrika selbst ist Volkswagen seit den neunziger Jahren fast im-mer Marktführer gewesen – mit einem Marktanteil von jeweils rund 20 Prozent.

Seit einigen Jahren entwickelt sich das Un-ternehmen auch zu einem Magneten der Zu-lieferindustrie. Immer mehr Lieferanten sie-deln sich im Umfeld des Volkswagen Werkes an – fünf Fabriken für Außenspiegel, Kabel-stränge, Innenverkleidung und andere Kom-ponenten sind derzeit in Bau oder produzie-ren bereits. So ist Volkswagen auf dem besten Wege zur höchsten Local-Content-Quote der südafrikanischen Automobilindustrie.

Die größte deutsche Direktinvestition im Lande stellt VWSA ohnehin dar. Die Bilanz dieses Investments ist aber erst rund, wenn man das verzweigte Händlernetzwerk mit

Volkswagen in Südafrika – Ein Motor der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung

Seit über einem halben Jahrhundert ist Volkswagen am Kap der guten Hoffnung zu Hause – die Rolle, die das Un-ternehmen für die sozioökonomische Entwicklung der Ostkapprovinz und des Landes spielt, ist immens.

Das Werk Uitenhage

Das Volkswagen Werk in Uitenhage, 30 Kilometer vor den Toren von Port Elizabeth gelegen, erstreckt sich über einer Fläche von gut 500.000 Quadratmetern und hat eine Kapa-zität von 650 Fahrzeugen am Tag. Nachdem bis 2009 der Citi-Golf, das weltweit letzte Modell auf Golf-1-Basis, produziert wurde, laufen der-zeit die Modelle Jetta und Polo vom Band. In den letzten drei Jahren sind rund drei Milliarden Rand (273 Mio. Euro) in die Modernisierung und Er-weiterung des Standorts geflossen. Mehr als 5000 Menschen sind bei Volkswagen in Südafrika beschäf-tigt, weitere 20.000 Arbeitsplätze sind bei Lieferanten entstanden.

Bulli-Fertigung in den Aufbaujahren (o.), hoch moderne und umweltverträgliche Lackiererei in der Gegenwart (r.)

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berücksichtigt. Und die Volkswagen- und Audi-Händler investieren laufend in die Aufwertung ih-rer Werkstätten und Showrooms.

Mehr als 5000 Arbeitsplätze bietet Volkswagen in Südafrika direkt, weitere 20.000 sind bei Lieferan-ten entstanden. Alles in allem dürften schon 40- bis 50.000 Jobs direkt oder indirekt vom Volkswagen-Engagement in Südafrika abhängen.

Zweifellos ist es die Ostkap-Provinz, die von VWSA am meisten profitiert – hier liegt schließlich Uiten-hage und das Volkswagen Werk als größtes privates Unternehmen im Großraum der Nelson Mandela Metropolitan Municipality.

Auf nahezu 104 Milliarden Rand (94,5 Millionen Euro) im Jahr addieren sich allein die Löhne und Gehälter der Beschäftigten. Nimmt man noch die medizinische Hilfe hinzu, die Renten und Renten-rückstellungen, die Gebühren für Strom, Wasser

und Müll sowie Steuern und Abgaben, dann hat der Automobilhersteller die Entwicklung seiner Heimatregion im Jahr 2009 mit insgesamt über 1,3 Milliarden Rand (118 Millionen Euro) geför-dert. Und das ist noch längst nicht alles – der Hafen von Port Elizabeth etwa lebt ganz maßgeblich von den Umschlägen des Volkswagen Werks.

Kreative Ideen und erhebliche Mittel investiert VWSA schließlich seit Jahrzehnten in die Verbes-serung des Standorts – also in Erziehung und Ge-sundheit, kommunale Entwicklung, Sport- und Jugendhilfe, Wirtschaftsförderung und Umwelt-schutz (35 Millionen Rand/3,3 Millionen Euro al-lein 2009).

Für sein Aids/HIV-Arbeitsplatzprogramm ist Volkswagen schon mehrfach ausgezeichnet wor-den. Bei der Umsetzung solcher Programme steht das Unternehmen aber auch seinen Zulieferern mit Rat und Tat zur Seite.

1951 Produktion des ersten VW Käfer bei South Africa Motor Assem-blers and Distributors (SAMAD)1956 Übernahme von 38% der SAMAD-Aktien1957 Aufstockung des Aktien-pakets auf 57,6%1966 Umbenennung der Gesell-schaft in „Volkswagen of South Africa“ (VWSA)1974 VWSA wird hundertprozen-tige Konzerngesellschaft1977 Anerkennung einer schwar-zen Gewerkschaft als Tarifpartner1978 Einführung des Modells Golf1980 Freistellung eines schwarzen Betriebsrats (Shop Steward) als ers-tes Großunternehmen in Südafrika1981 Ausbildung des ersten schwarzen Landarbeiters zum Kraftfahrzeug-Mechaniker und we-nig später des ersten schwarzen Werkzeugmachers1982 Volkswagen setzt die Auf-nahme der ersten schwarzen Stu-denten am Technikum in Port Eli- zabeth durch und wird damit zum Pionier bei der Rassenintegration im Dienstleistungsbereich1989 Gründung des Volkswagen Community Trust, der mit der Um-

setzung eines Corporate Social In-vestment Programms betraut wird1990 offizielle Anerkennung der Metallarbeitergewerkschaft NUMSA, Außerkraftsetzung aller Apartheid-bedingter Privilegien, Anerkennung des Streikrechts und Zusicherung der Gleichbehandlung – fünf Jahre vor der neuen Arbeitsgesetzgebung in Südafrika1995 Besuch Nelson Mandelas bei VWSA2006 Ankündigung der „People for the Future“-Initiative, mit der VWSA binnen vier Jahren 400 Mio. Rand (36 Mio. Euro) in Training und Aus-bildung investierte; Eröffnung der neuen Lackiererei im Beisein von Präsident Thabo Mbeki2008 Ansiedlung von Lieferanten und etwa 1000 neuen Jobs im Zuge des Automotive Production and De-velopment Program bis 2009; Ferti-gung des 950000. VW Golf und des 350000. VW Polo; Aufstieg des von Volkswagen gesponserten Fußball-vereins Bay United in die erste Liga 2009 Produktion des 400000. Polo; Pokalsieg der Moroka Swallows aus Johannesburg, des zweiten von VWSA gesponserten Fußball-Klubs

Ein halbes Jahrhundert am Kap der Guten Hoffnungwert der fahrzeugexporte

wert der komponentenexporte

marktanteil

händler

investitionen 2009

zertifikate

csi budget

5 Mio. Rand (455.000 Euro)

2 Mio. Rand (182.000 Euro)

19,3% (VW 15,7%, Audi 3,6%)

81 VW-Händler, 23 Audi-Händler und 19 VW- und Audi-Händler

2 Mio. Rand (182.000 Euro)

ISO 9001, VDA 6.1, ISO 14001

30 Mio. Rand (2,7 Mio. Euro)

Wichtige Unternehmenszahlen (2008)

CorporatE soCial rEsponsibility in südafrika 17

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Frau Maliza, welche Aufgabe hat die Corporate & Government Affairs Division, also der Be-reich Außenbeziehungen, in Südafrika?N. Maliza: Wir schärfen das Profil von Volkswa-gen als einem guten Corporate Citizen, der den sozioökonomischen Wandel des Landes unter-stützt und sich dabei mit verbindlichem Engage-ment gemeinschaftsorientiert einbringt.

Und welchen Nutzen hat VWSA davon? N. Maliza: Wir verbessern die Reputation des

Unternehmens und werden in den Gemeinden unserer Stakeholder sichtbar.

Sind Sie auch für den Wandel innerhalb des Unternehmens selbst verantwortlich?N. Maliza: Wir sind auch Hüter und Treiber der Transformation bei VWSA. Grundlage ist die Politik des Broad-Based Black Economic Empowerment B-BBEE (siehe dazu neben-stehenden Artikel, d. Red.). Im Jahr 2008 hatte VWSA schon Level 6 auf der B-BBEE Scorecard

erreicht, was bemerkenswert ist. Unser Ziel ist es aber, bis 2010 Level 4 zu erreichen, die nationale Zielmarke für den Auto mobilsektor.

Wo liegen die Schwerpunkte im Corporate Social Investment?N. Maliza: Bei Bildung, Gesundheit, Jugend, lokaler wirtschaftlicher Entwicklung und im Umweltschutz. Bildung ist die Grundlage gesell-schaftlicher Entwicklung überhaupt und Treiber wirtschaftlichen Wachstums. Wir haben daher eine umfassende Bildungsstrategie. Sie reicht von der Unterstützung frühkindlicher Entwick-lungszentren über verbesserte Lernkompeten-zen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern an weiterführenden Schulen bis hin zu Stipendienprogrammen für die Hochschulaus-bildung der Kinder unserer Mitarbeiter.

Beim Community Investment hat sich Volkswa-gen bisher weitgehend auf die Ostkap-Provinz konzentriert, in der das Werk Uitenhage liegt.

„Wir wollen Strukturen schaffen, in denen unsere Kinder Zugang zu guter Bildung erhalten“intErViEw mit nonkqubEla maliza, mitgliEd im board of dirECtors bEi VolkswagEn of south afriCa (Vwsa) und lEitErin dEr CorporatE & goVErnmEnt affairs diVision

Nonkqubela Maliza (2.v.l. und u.) bei Scheckübergabe, von Volkswagen gefördertes Schul-Projekt (o.r.)

Nonkqubela Maliza mit Volkswagen-Managern Michael Scholing (l.) und Dr. Gerhard Prätorius

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N. Maliza: Richtig. Die Bevölkerung in der Nelson Mandela Bay Metropolitan zieht bisher den größten Nutzen aus unseren Social-Investment-Programmen. Wir sind aber dabei, unse-ren Aktionsradius auf das ganze Land auszuweiten. So haben wir Anfang 2009 mit der Unterstützung dreier großer Projekte außerhalb des Eastern Cape begonnen, in den Provinzen Free State, Gauteng und KwaZulu Natal.

Bleiben wir im Bereich der frühkindlichen Erziehung…N. Maliza: …auch hier sind wir dabei, unser Betätigungsfeld zu erweitern. So werden wir nicht nur in Eastern Cape und in Gauteng…

…dem Standort der Sales-and-Marketing-Abteilung…N. Maliza: …aktiv, sondern haben auch 20 Zentren für frühkind-liche Entwicklung in den Provinzen KwaZulu Natal und Free State in die Förderung aufgenommen. Diese Zentren werden von mehr als 800 Kindern besucht.

Wie groß ist das Investment?N. Maliza: Wir investieren mehr als 550.000 Rand in die Aus-bildung von Erziehern für frühkindliche Bildung, die Verbesse-

rung der Infrastruktur der frühkindlichen Entwicklungszentren und die Beschaffung von Lernmitteln für Kinder. Außerdem hat Volkswagen 10 Autos für die Nichtregierungsorganisation Centre for Early Childhood Development ( = Zentrum für die frühkindliche Entwicklung, d. Red.) in ärmeren Gebieten über-all in Südafrika unterstützt.

Das Engagement im Handlungsfeld Umwelt ist noch am wenigsten entwickelt…N. Maliza: Gerade haben wir uns mit der Umweltorganisation Food & Trees for Africa zusammengetan, um unser Land grüner zu machen. Wir haben schon über 10.000 Bäume in der östlich von Johannesburg gelegenen Region Ekurhuleni Metropolitan gepflanzt.

Auf welches Ziel steuern Sie hin?N. Maliza: Wir wollen einen positiven Einfluss auf die Entwick-lung der Gemeinden nehmen und dazu beitragen, dass Struk-turen geschaffen werden, in denen unsere Kinder Zugang zu guter Bildung erhalten. Am Ende streben wir eine nachhaltige und profitable Beziehung zu all unseren Stakeholdern an – den Gemeinden, den Kunden und der Regierung.

volkswagen community trust

gesundheit, soziales & bildung

arbeitsbeschaffung & ppp

sportförderung

umweltschutz3 %

*32 Mio. Rand incl. der Beiträge der Initiative „Eine Stunde für die Zukunft“

3,4 mio. zar

3,4 mio. zar

1,0 mio. zar

13,8 mio. zar

10,1 mio. zar

11 % 32 % 43 %

Sieben Wege zur fairen Partizipation – der BEE Code of Good Practice

Südafrika gehört zu den Ländern mit den höchsten Einkommensunterschieden weltweit. Die jahrzehnte-lange Apartheid-Politik hat die schwarze Bevölkerungs-mehrheit krass benachteiligt und sozialen Aufstieg ver-hindert. Das Programm Black Economic Empowerment (BEE) zielt darauf, den Schwarzen Aufstiegschancen zu geben und sie am Wohlstand zu beteiligen – mit po-sitiven Rückwirkungen auf das wirtschaftliche Wachs-tum. Unternehmen stehen sieben Wege offen, um dem BEE Code of Good Practise zu entsprechen: durch die Übertragung von Anteilen oder Führungsaufgaben an Schwarze, durch gleiche Beschäftigungschancen, Wei-terbildungsmaßnahmen, die Bevorzugung schwarzer Lieferanten, Investitionen in schwarze Unternehmen und durch CSR. Auf jedem dieser Handlungsfelder können sich Firmen, die sich an BEE beteiligen wollen, engagieren und dadurch Punkte sammeln. Die Punkte werden seit 2007 auf einer Scorecard erfasst, die die Performances der einzelnen Unternehmen vergleich-bar macht. Ein gutes Rating bringt auch Vorteile – etwa die bevorzugte Behandlung bei öffentlichen Aufträgen oder Erleichterungen bei der Lizenzvergabe. Firmen können ihr Rating auch dadurch verbessern, dass sie ihre Lieferanten in BEE einbeziehen. So wird eine Art Domino-Effekt erzielt und ein breit angelegter Wandel angestoßen, obwohl die Unternehmen gar nicht ge-setzlich verpflichtet sind, sich an B-BBEE zu beteiligen.

Corporate Social Investment – VWSA-Jahresbudget 2008*

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Fred Whelpton kennt das Automobilgeschäft aus dem Eff-Eff. Seit fast zwanzig Jahren han-delt er mit Autos, hat Betriebe erworben und wieder verkauft, Auszeichnungen erhalten. Ihm kann keiner was vormachen. Fred Whelp-

ton weiß, wo der Hase läuft. “Wer Dienst nach Vorschrift machen will, hat im Auto-geschäft nichts verloren”, ist seine Erfahrung. Sein Erfolgsrezept geht so: „Man

muss einen automobilen Lebensstil pflegen: hohes Tempo und hohe Produktivität.”

Da trifft es sich gut, dass Fred Whelpton - zusammen mit seinem Kompagnon und

Managing Director Clarence Mngadi – seit kurzem für Volkswagen auf die Tube drü-cken darf.

Die beiden Autofreaks sind lizenzierte Vertragshändler in East London geworden, fünf Betriebe in der Region gehören dazu. Als erstes haben sie der Firma einen neuen Namen verpasst: NTT Volkswagen East Lon-don. Doch dabei wird es nicht bleiben. Eine ganz neue Unternehmenskultur soll her.

Damit die Kunden schneller bedient werden können, sollen zunächst mehr Fahrzeuge, neue wie gebrauchte, am Platz sein. Auch mehr Ersatzteile als bisher sollen am Lager

gehalten werden. Alle Abläufe sollen zudem auf Kundenfreundlichkeit ausgerichtet wer-den, allen voran die Auftragsannahme. Das Ziel ist: Innerhalb von zwei Tagen soll jeder Kunde einen Termin bekommen.

Der Aufbruch bei NTT Volkswagen East Lon-don steht im Zeichen des Broad Based Black Economic Empowerment (B-BBEE), dem sich Volkswagen of South Africa insgesamt verschrieben hat. Das Unternehmen hat sich sogar eigene Richtlinien – eine Dealer Net-work Policy - gegeben, die dafür sorgt, dass die gesetzlichen Bedingungen zur Förderung von

Immer mehr Geschäfte unter der Leitung von Schwarzen

Black Economic Empowerment verlangt auch, dass Schwarze ihre eigenen Geschäfte führen sollen. Volkswagen erfüllt die BEE-Anforderungen in seiner Handelsorganisation Schritt für Schritt – obwohl die Betriebe dem Unternehmen gar nicht gehören.

audihändler: vw vw & audi

BEE in der Handelsorganisation

123 bEtriEbE

81 23

100 bEE bEtriEbE: 81.3%

Fred Whelpton (rechts) und Clarence Mngadi (oben, am Kotflügel) haben Benzin im Blut.

volkswagen fordert und fördert seine bee-vertragshändler

Auch in Südafrika entscheiden immer öfter die Frauen beim Autokauf.

*Status: Anfang 2010

19

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Geschäftsgründungen durch Schwarze Schritt für Schritt umgesetzt werden.

Das Problem dabei: Die Volkswagen Vertretun-gen befinden sich nicht im Besitz von Volkswagen of South Africa.

Also kommt es darauf an, dass die größten Händlergruppen ihrer Verantwortung bei der Auswahl von Vertragshändlern selbst gerecht werden – und jeweils so entscheiden, dass die BEE-Ziele insgesamt erreicht werden. Volks-

wagen unterstützt diesen Prozess aktiv und setzt Erfüllungsfristen, die von jeder großen Händlergruppe wie vom Händlernetz insge-samt eingehalten werden müssen.

Seine BEE-Vertragshändler fördert das Unternehmen aber auch dadurch, dass es sie an Geschäften mit der öffentlichen Hand be-teiligt. So erfüllen derzeit immerhin 100 der insgesamt 123 Volkswagen- and Audi-Händler die BEE-Anforderungen, ein Anteil von exakt 81,3 Prozent.

In drei Monaten vom Verkaufsanfänger zum Vertriebsleiter – das ist nur eines der Schulungsangebote der Volkswa-gen Händlerakademie. Fast 7000 Mit-arbeiter des Händlernetzes haben sich dort bereits weiterbilden können.Fünf Wochen die Schulbank drücken, fünf Wochen Praktikum bei einem Vertragshändler – in einem insgesamt dreimonatigen Intensiv-Training zum Vertriebsleiter werden, der sich mit Marketing und Kundenbindung aus-kennt, etwas von Technik versteht und auch bei Buchhaltung und Gebraucht-wagenhandel Profi ist. Das Prüfungs-zeugnis ist, versteht sich, ein Zertifikat der Staatlichen Bildungs – und Schu-lungsbehörde SETA.So funktioniert das Schulungspro-gramm für Verkaufanfänger bei der Händlerakademie von Volkswagen in Südafrika. Wer es erfolgreich absol-viert hat, darf sich als international zugelassener Händler für Volkswagen und Audi ausgeben.Die Akademie hat im vergangenen Jahr ungefähr 27 Mio. Rand (2,5 Mio. Euro) für Schulungsmaßnahmen ausgegeben, 6891 Teilnehmer haben

davon profitiert – aber auch das Un-ternehmen, dessen Verkaufszahlen messbar stiegen, seit seine Verkäufer auf Draht sind.Ein anderes Sonderschulungspro-gramm bietet die Weiterbildung zum Kundendienstberater, ein weiteres wendet sich an junge Talente, die in einem 15-tägigen Crashkurs auf ihre Ausbildungstauglichkeit getestet werden. Daneben läuft das normale Schulungsprogramm für Tätigkeiten in Management und Verwaltung, Ver-trieb, Kundendienst, Ersatzteillager sowie Finanzen und Versicherung. Eine weitere Initiative, die sich noch im Planungsstatus befindet, ist das Pro-jekt „Kompetenzen der Zukunft“ („Fu-ture Skills Project“), an dem auch das Arbeitsministerium beteiligt ist. Auf-gabe dieses landesweiten Programm ist es, arbeitslose Jugendliche mit ho-hem Bildungspotenzial einzustellen und ihnen eine duale Ausbildung zu bieten - mit theoretischem Unterricht an Hochschulen oder so genannten Kompetenzzentren und praktischer Unterweisung bei den VW- und Audi-Vertragshändlern.

Im Crashkurs zum Vertriebsleiter

„Wer Dienst nach Vorschrift machen will, hat im Automobilgeschäft

eigentlich nichts verloren.“Fred Whelpton, Volkswagen Vertragshändler in East London

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Seit 2008 hat sich eine Reihe namhafter Liefe-ranten aus der Volkswagen-Welt in der Region angesiedelt und produziert Komponenten für den neuen Polo – ein echter Vertrauensbeweis für den Standort am Indischen Ozean. „Die Zulieferer-industrie ist der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit des Standorts und zur langfristigen Sicherung von

Arbeitsplätzen“, sagt VWSA-Chef David Powels.

Wurden vorher 40 Prozent der Teile in Südafrika produziert, während 60 Prozent nach Uiten-

hage verschifft und geflogen werden muss-ten, werde sich das Verhältnis „Mitte 2010 mehr als umgekehrt haben“, prognostiziert der ehemalige VWSA-Beschaffungs-Chef Karlheinz Hell, einer der Architekten des Lieferanten-Parks. 70 Prozent der Autoteile stammen dann aus der Kaprepublik.

Auf dem langen Weg zum integrierten Automobilhersteller

Auf einem kleinen Hügel unweit der Fabrik in Uitenhage ist die automobile Zukunft zum Greifen nahe. Riesige neue Produktionshallen symbolisieren Fortschritt und Vertrauen in Volkswagen und Südafrika. Fünf Firmen wurden und wer-den dort angesiedet. Mit ihnen kommen hunderte von Jobs.

Lexikon

CKD = Completely Knocked Down

Das CKD ist eine Fertigungsart in der Fahrzeugproduktion, bei der für den Export in einzelne Länder nicht komplette Automobile, sondern Bausätze gefertigt werden. Grund für die CKD-Fertigung sind zumeist hohe Einfuhrzölle für Komplettfahr-zeuge. In manchen Fällen liegen diese Abgaben bei über 100 Pro-zent, wohingegen teilzerlegte oder komplett zerlegte Fahrzeuge deut-lich niedriger verzollt werden.

Lieferantenpark in Uitenhage Großbaustelle von fünf neuen Volkswagen-Partnern

VWSA-Manager Karlheinz Hell

Eins zu null für VolkswagEn24

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Die Vorteile der neuen Lieferantenstrategie liegen auf der Hand. „Wir können so massiv unsere Wettbe-werbsfähigkeit intern und extern erhöhen und sind unabhängiger von der stark schwankenden Währung, dem Rand“, so Hell.

Weiterer Vorteil: Kurze Wege, denn der Zulieferer-park liegt gerade mal zwei Kilometer von der Fabrik entfernt. Die Reaktionszeit wird kürzer, Volkswagen und auch seine Zulieferer sparen erheblich an Kos-ten. Rund 80 Prozent der Lieferanten haben ihren Standort inzwischen innerhalb eines Radius von 35 Kilometern um die Fabrik.

Der Clou aber ist: Der gesamte Automobilstandort wird technologisch modernisiert. „Mit den Firmen kommen High-Tech-Geräte, viel Know-how und neue Produktionstechniken ins Land“, betont Hell.

Acht Autohersteller gibt es in de Kap-Republik. So mancher Zulieferer wird auch außerhalb der Volkswagen-Welt Geschäftschancen wittern. „Die zu-sätzlichen Arbeitsplätze werden dann aber bei uns,

rund um Uitenhage, entstehen“, freut sich der ehe-malige Beschaffungs-Chef.

Der größte Wandel wird indes bei Volkswagen selbst stattfinden. Denn mit dem Ausbau der Fertigungstie-fe, der Erneuerung der Technologien und der Pro-duktion eigenständiger Produkte entwickelt sich das Unternehmen von einem reinen CKD-Werk zu einem eigenständigen Hersteller im weltweiten Netzwerk des Konzerns. Damit wächst für die Männer an der Produktionslinie allerdings auch die eigene Verant-wortung – wohl der einzige Weg, um sich als Standort zu behaupten. Qualität und Produktivität können vom internen Wettbewerb nur profitieren.

Im Zusammenspiel mit anderen Werken im Konzern kommt damit dem Standort und den hier ansässigen Lieferanten eine neue Bedeutung zu. Wurden Fahr-zeugkomponenten bisher größtenteils eingeführt, um hier montiert zu werden, werden nun verstärkt Teile in andere Werke weltweit verschifft, um dort verbaut zu werden. Der Volumeneffekt und das entstehende Exportpotenzial stärkt die lokalen Lieferanten.

Die Volkswagen-Strategie bevorzugter Beschaffung

Die BEE-Politik von VWSA ist ganz klar: Güter und Dienstleistungen werden von Lieferanten eingekauft, die dem BEE-Profil entsprechen – ohne dass es bei Qualität und Wettbewerbsfähigkeit Einbußen ge-ben darf. „Bevorzugte Beschaffung“ reicht deshalb von der gezielten

Suche nach BEE-Liefe-ranten über deren Be-ratung und Schulung bis zur Förderung von Absatz und Umsatz der neuen Partner. Auf Starthilfe ihres Arbeit-gebers dürfen auch eigene Mitarbeiter hoffen, die bereit sind,

sich selbständig zu machen und ihrerseits BEE-Lieferant zu werden. Eine einzige Zahl illustriert, wie ernst VWSA seine BEE-Verpflichtung nimmt: Allein 2007 hat das Unternehmen seinen BEE-Lieferanten für deren Waren und Dienstleistungen nahezu 2 Milliarden Rand ge-zahlt. Firmen, die (noch) nicht BEE-konform sind, werden ermutigt, ebenfalls den Weg zu Black Economic Empowerment einzuschlagen. Über den besten Weg zum gemeinsamen Ziel beraten sich die Auto-mobilunternehmen nicht nur regelmäßig untereinander; sie stehen auch mit dem Verband der Automobilindustrie (NAAMSA) und dem Handels- und Wirtschaftsministerium in engem Austausch. Dabei nutzen sie inzwischen einheitliche Scorecards und eine zentrale Da-tenbank - das so genannte B-BBEE NAACAM Toolkit. Die konzertierte Aktion der Hersteller drängt die Zulieferindustrie zur Veränderung im Sinne von B-BBEE, bringt ihr aber auch Chancen, das eigene Ge-schäftsfeld auszuweiten.

80 Prozent der Volkswagen-Lieferanten sind im Umkreis von 35 km zu Hause, so wie der Nelson Mandela Logistics Park in Uitenhage.

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Der Arbeits- und Gesundheitsschutz wird bei Volkswagen ganz groß geschrieben. Die geltenden Normen und Standards garantieren den Beschäf-tigten ein Höchstmaß an Sicherheit für Leib und Leben – in Wolfsburg ebenso wie in Uitenhage und an jedem anderen Standort in der Welt. Wie aber garantiert man solche Standards draußen, an den

zahllosen verlängerten Werkbänken des Unternehmens?

Um einer Antwort auf die Tausend-Dollar-Frage des Arbeits- und Gesund-heitsschutzes näher zu kommen, nahm

Volkswagen an einem ÖPP-Projekt mit der Internati-onalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) teil, einem wichtigen Akteur der Entwicklungszu-sammenarbeit - und überzeugte insgesamt 29 Zulie-ferer in Brasilien, Mexiko und Südafrika, ihrerseits mitzuwirken.

Wie man Arbeits- und Gesundheitsschutz bei Lieferanten verbessern kann

Was nützt selbst vorbildlicher Arbeitsschutz, wenn die Lieferanten geltende Standards missachten? In einem in öffentlich-privater Partnerschaft (ÖPP) durchgeführten Projekt zeigt Volkswagen, wie Nachhaltigkeit in der Lieferkette möglich wird.

Gut geschützte Arbeitsplätze bei Volkswagen of South Africa (o. und r.)

Ohne Berufsausbildung ist das Risiko groß, dass der Mensch zeit seines Le-bens auf Tagelöhnerei und Almosen angewiesen bleibt. Junge Leute ha-ben aber ein Recht auf die Entwick-lung ihrer Talente und Fähigkeiten, damit sie einmal ein eigenverant-wortliches Leben führen können.Diese Überzeugungen standen an der Wiege des “Regional Skills Pool”, der vom Arbeitsministerium, dem “National Skills Fund” und Volkswa-gen of South Africa gemeinsam ins Leben gerufen wurde. Als Geburts-helfer fungierte die UDDI.Ausgewählte junge Menschen ohne Ausbildung zu trainieren, zu entwickeln und ihnen einen Job zu verschaffen - das eben ist die zent-rale Aufgabe des Regionalen Ausbil-dungszentrums.So werden junge Leute ohne Berufs-ausbildung erst gezielt ausgewählt

und dann in sechs Monaten zu staat-lich anerkannten Mechanikern und Elektronikern ausgebildet – Fach-richtungen mithin, für die es in der Industrie immer Bedarf gibt. Fach-übergreifende Basiskompetenzen gehören ebenfalls zum festen Aus-bildungsprogramm des Zentrums.Seit 2003 bildet das Ausbildungs-zentrum Jahr für Jahr an die 250 Youngsters zu Kfz-Mechanikern und Elektroingenieuren aus. Bei der Aus-wahl der jungen Leute helfen das Arbeitsministerium und auch die lokalen Medien. Genommen wird nicht jeder – ein Abschlusszeugnis in Mathe oder Naturwissenschaften sowie ein Eignungstest sind Pflicht. Insgesamt haben schon rund 1200 Menschen diesen Ausbildungsweg durchlaufen; fast 70 Prozent haben anschließend einen Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft gefunden.Die Ausbilder werden von der Volks-wagen Learning Academy gestellt, ei-nem registrierten und akkredidierten Dienstleister, der in Sachen Aus- und Fortbildung mit vielen Firmen im Dis-trikt zusammenarbeitet. Die Learning Academy kennt den Bedarf dieser Un-ternehmen genau und ist darum der ideale Berufsbildungspartner.

Zwei von drei Azubis finden sofort einen Job

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Drei Jahre lang hat Volkswagen diese Liefe-ranten – acht davon in Südafrika - in einer mehrstufigen Schulung gründlich qualifi-ziert. Ausführliche Interviews fanden statt, Inspektionen wurden durchgeführt, Check-listen abgearbeitet, und viele, viele Work-shops wurden durchgeführt.

Denn im Gegensatz zur klassischen Ar-beitsinspektion ging es in dem Projekt ausdrücklich nicht um Kontrolle und Bußgelder. Vielmehr sollten „gemeinsam Schwächen entdeckt und Lösungen er-arbeitet werden“, so die Projektleiterin Elke Sebold-Tanski. Der kooperative An-satz zahlte sich aus. Denn das Gros der

Verbesserungsvorschläge wurde spontan umgesetzt. Die Verantwortlichen in den überwiegend kleinen Partner-Betrieben begriffen zudem in aller Regel, dass mehr Arbeits- und Gesundheitsschutz auch für sie selbst nur vorteilhaft war: Wo niemand verletzt wird, bleibt auch die Produktion

ungestört und können Lieferfristen eingehal-ten werden.

So kam es in Südafrika noch während der Laufzeit des Projekts auch in der staatli-chen Arbeitsinspektion zu Veränderun-gen: Das Hilfe-statt-Strafe-Prinzip hatte Schule gemacht.

Eigentlich sollten die in den Betrieben ge-wonnenen Erkenntnisse und Erfahrun-

gen überall die Entwicklung nationaler „Safework“-Programme befruchten und eine, wie es anspruchsvoll hieß, „neue Kul-tur des Arbeits- und Gesundheitsschutzes“ begründen. Doch bis dahin, so zeigt sich heute, ist es noch ein ziemlich weiter Weg.

Volkswagen indes hat in dem Projekt viel gelernt – und mittlerweile ein weltweites Lieferantenmanagement aufgebaut. Jeder Partner muss nun erklären, dass er umwelt-bewusst handelt, Arbeitsschutzbestimmun-gen einhält und sich um soziale Fairness im Betrieb bemüht. Solche Betriebe, die die hohen Volkswagen-Standards (noch) nicht erreichen, dürfen ein Qualifizierungspro-gramm durchlaufen. Gekündigt wird nur, wenn der Wille zur Verbesserung fehlt. Hilfe statt Strafe eben.

das volkswagen-prinzip „hilfe statt strafe“ hat inzwischen schule gemacht

Arbeitssicherheits-Team um Projektleiterin Elke Sebold-Tanski (3.v.r.) bei südafrikanischen VW-Lieferanten (o.)

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Die Taxen, die in Uitenhage auf Kundschaft warteten, waren früher nicht unbedingt für ihre Sauberkeit berühmt. Dabei freu-en sich Fahrgäste meistens, wenn sie in ein blitzblankes Auto steigen dürfen. Vielleicht steigen sogar mehr Leute ins Taxi, wenn es picobello daherkommt? Letztlich war es die-se Vermutung, die den Anstoß gab zur Grün-dung der Uitenhage Despatch Reinigungs-

Kooperative. Ihre Mitglieder haben sich der Säuberung von Droschken verschrieben, innen wie außen. Der Taxistand Uiten-hage ist ihr Geschäftsfeld.

Offenbar war die Idee nicht so dumm. Denn inzwischen steht das Projekt auf eigenen Füßen und hat sich zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt.

Überall werden Taxen gesäubert - in Rose-dale/KwaLanga etwa, oder in Khayamandi/Kwanobuhle.

Die Uitenhage Despatch Reinigungs-Koope-rative ist ein Kind der Uitenhage and Des-patch Development Initiative (UDDI). Und die ist kurz nach der Jahrtausendwende auf Initiative von Volkswagen entstanden. Mit

dem Ruf der Region stand es damals nicht zum Besten.

Das schlechte Erbe der Apartheid – Armut, Mangel an Bildung, Arbeitslosigkeit, Aids - schien sich im Uitenhage/Despatch-Gebiet zu ballen. Was Wunder, wenn Investoren um die Region einen Bogen machten. ”Es muss-te etwas unternommen werden, um dieser Situation entgegen zu wirken, also um die Wirtschaftsentwicklung anzukurbeln, um Arbeitsplätze zu schaffen und um dadurch die Lebensqualität der Einwohner dieses Di-strikts nachhaltig zu verbessern“, erinnert sich Brian Smith, der frühere Personalchef von VWSA. Da traf es sich gut, dass die Kon-zernmutter, die Volkswagen AG in Deutsch-land, gemeinsam mit der Stadtverwaltung von Wolfsburg nicht lange zuvor ein Projekt mit dem schönen Namen „Auto Vision“ auf

Saubere Taxen schaffen Arbeit, jawohl!

Vor einem Jahrzehnt lag die Wirtschaft in der Ostkap-provinz danieder. Da besann man sich eines Modells, das gerade in Wolfsburg erprobt wurde – und gründete eine Regionalentwicklungsgesellschaft.

Geschäftsstelle der UDDI, die schon 3000 Jobs geschaffen hatGeschäftiges Treiben am Taxistand in Uitenhage (oben), Forum AutoVision des Vorbilds Wolfsburg AG (unten)

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die Beine gestellt hatte – mit dem gleichen Ziel, Arbeitslosig-keit zu reduzieren und die regionale Wirtschaft zu fördern.

Nach dem Vorbild der Wolfsburg AG wurde nun in Südafrika die Uitenhage and Despatch Development Initiative (UDDI) gegründet - ebenfalls als Public-Private-Partnership. Neben Volkswagen beteiligten sich die Nelson Mandela Bay Munici-pality (NMBM), kurz Metro, und die Regierung der Ostkap-Provinz durch ihre eigene Entwicklungsgesellschaft, die Eas-tern Cape Development Corporation (ECDC).

Dem Joint-Venture war die Win-win-Perspektive also von An-fang an aufgegeben: Alle sollten von dem Projekt profitieren – Volkswagen, die Gemeinde, die Menschen. Uitenhage, so die Vision, sollte mit Hilfe der UDDI zum dynamischen Automo-bil- und Hochtechnologiezentrum werden, das für Ausbildung und Arbeitsplätze sorgen würde. Phase 1 der Initiative wurde

im März 2002 ins Leben gerufen, mit einer Anfangsfinanzie-rung in Höhe von 500.000 Rand, die von den drei Partnern gemeinsam getragen wurde.

Allerdings geriet die UDDi alsbald in die Rolle eines rein ausfüh-renden Organs der Metropolbehörde NMBM. Mit dem Wechsel in der Geschäftsführung 2007 wurde deshalb ein neues System eingeführt. Oberstes Kriterium der Mittelvergabe ist seither die Wirtschaftlichkeit eines Vorhabens. Das heißt: Finanzielle Zu-wendungen werden erst bewilligt, wenn eine Machbarkeitsstu-die die Realisierbarkeit des Projekts bestätigt. Weitere Bedin-gung: Das Projekt muss als Unternehmen geführt werden.

Heute ist die UDDI als gemeinnütziges Unternehmen (Sektion 21) eingetragen, beschäftigt eine Vollzeit-Projektleiterin und ein kleines Team an Projektmanagern und unterhält ein Büro in Uitenhage. Die Führungsmannschaft besteht aus Vertre-

tern der lokalen Wirtschaft, der Metro-Stadtverwaltung, der ECDC und der Gewerkschaft NUMSA. Vieles ist in den letzten Jahren angestoßen worden, nicht alles hat sich als nachhaltig erwiesen. Die Liste der UDDI-Projekte (siehe S. 24) ist den-noch beeindruckend.

So hat eine Vielzahl an Menschen, die eigentlich keine Chan-ce hatten auf ein besseres Leben, Schwarze fast ausnahmslos und darunter vor allem Frauen, von dem PPP-Projekt pro-fitiert – die einen, indem sie eine Ausbildung erhalten oder einen Job gefunden haben, andere, indem sie sich an einer Kooperative beteiligt oder ein eigenes kleines Unternehmen gegründet haben.

Alles in allem dürften im Zuge von UDDI-Projekten wohl schon über 3.000 neue Arbeitsplätze im Großraum Uitenhage und Despatch geschaffen worden sein.

Die Tinarha Agrar- und Tourismuskooperative Die Tinarha Agrar- und Tourismuskooperative (TATI) entstand, als sich im Jahr 2005 eine größere Gruppe von Bewohnern der Ge-meinden Uitenhage und Despatch an die zuständige Kommune, die Nelson Mandela Bay Municipality (NMBM), wandten und um Hilfe baten. Sie hatten Pachtverträge für Ackerland erhalten, wa-ren auch willens, kraftvoll anzupacken - Geld für notwendige In-vestitionen jedoch war keines vorhanden. Die Förderung kam, nachdem ein von der Uitenhage Despatch Development Initiative (UDDI), der Development Bank of South Africa (DBSA) und der Eastern Cape Development Corporation (ECDC) veranlasster Businessplan einen Weg zur Profitabilität des Projekts aufgezeigt hatte. So wurde aus der TATI ein richtiges

Unternehmen, die Uitenhage Kwanobuhle Fund (UKF) Pty (Ltd), mit Vorstand und klaren Verantwortlichkeiten. Die 55 Mitarbeiter sind Vertragsangestellte der Gesellschaft und – neben dem Uitenhage Despatch Development Trust sowie einem technischen Partner – auch Anteilseigner. Die UDDI wiederum garantiert, dass die Gewinne aus der ur-sprünglichen Förderung weitergegeben werden an andere Mitglieder des Gemeinwesens – ein Schneeballeffekt für die Entwicklung der Region.Derzeit arbeiten 18 Vollzeitmitarbeiter und drei Manager - Betriebsleiter, Finanzchef und technischer Leiter - vor Ort. Auf den Feldern und in den Gewächshäusern werden über-dies jeweils um die 40 Teilzeitkräfte beschäftigt. Die zuletzt aufgebrachten Investitionsmittel – darunter drei Mio. Rand von VWSA - wurden für ein modernes Treibhaus mit Bewäs-serungssystem sowie für die Bewirtschaftung von 20 Hektar und die Erschließung weiterer 18 Hektar Boden für die landwirtschaft-

liche Nutzung eingesetzt. Mittel zum Bau eines Packhauses sollen alsbald selbst erwirtschaftet werden. 200 weitere Stellen sollen so entstehen – und der Sprung in den Export gelingen. „Der UKF ist eine funktionierende Public-Private-Partnership“, erklärt UDDI-Geschäftsführerin Nomkhita Mon, „dieses Projekt trägt sich selbst und lässt sich auch anderenorts nachahmen“.

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Wenn sie über ihren Job spricht, begin-nen Nomkhita Monas Augen zu glänzen. „Entwicklungsarbeit“ fordere „den ganzen Menschen“, verkündet sie, und dass man „mit Leib und Seele“ dabei sein und „die Sa-che mit Liebe und Überzeugung anpacken“

müsse. Der Ehrgeiz, die Lei-denschaft und die visionäre Kraft, die in der 43-Jährigen stecken, reichen gewiss für zwei bis drei Personen.

Seit gut zwei Jahren arbei-tet Nomkhita Mona für die UDDI und hat noch so viel vor. Vor allem wolle sie „noch eine ganze Reihe von Firmen gründen, da-bei meine Kreativität zum Einsatz bringen und, jetzt kommt das Allerwichtigste, Jobs schaffen“. Richtig „toll“ wäre es, schwärmt

sie weiter, „im Umweltbereich etwas Großes zu leisten, aber ich weiß auch“, ergänzt sie in einem Anfall realistischer Selbsteinschät-zung, „das schaffe ich nicht allein“. Als ob irgendein Einzelner imstande wäre, das zu schaffen, wofür die UDDI einmal gegründet worden ist.

Eben deshalb wünscht sich Nomkhita Mona nichts sehnlicher als die Überwindung der immer noch weit ver-breiteten Lethargie und Depression in der schwarzen Bevölkerungsmehrheit: „Die Menschen sollen sich nicht mehr als Opfer empfinden, mit Erwartungen und Anspruchs-denken, sondern auf ihre eigenen Fähigkei-ten setzen.“ Niemandem werde „irgendetwas geschuldet“. Ist sie nicht selbst ein gutes Bei-

spiel dafür, dass Aufstieg durch Bildung und Fleiß möglich ist?

Dem Bachelor-Abschluss in Psychologie und Soziologie der University of Port Elizabeth, der heutigen Nelson Mandela Metropolitan University, hat sie noch einen Abschluss in

Industrial Relations und einen Master in Labour Relations und Human Resources hinzugefügt. Ach ja, einen MBA der Rhodes University im nahen Grahamstown – den hat sie auch.

Eigentlich würde sie die akademische Kar-riere gern noch mit einem Doktorgrad

„Ich will das Denken der Menschen verändern“

Nomkhita Mona ist eine ehrgeizige und ideenreiche Frau, die längst „eine Superstelle mit Eckbüro und tollem Gehalt in Johannesburg“ haben könnte. Doch sie hat sich entschieden, lieber die Welt zu verbessern – als Geschäftsführerin der Uitenhage Despatch Development Initiative (UDDI).

„zu erleben wie sich die verhältnisse bessern zählt mehr als ein hohes gehalt“

UDDI-Geschäftsstelle in der Cannon Street 80, 6230 Uitenhage

UDDI-Geschäftsführerin Nomkhita Mona

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krönen. Dabei versichert sie eilig, dass sie das nicht etwa „ wegen der Buchstaben vor meinem Namen“ täte, son-dern „nur für mich“.

Auch beruflich ist es mit Nomkhita Mona stetig bergauf ge-gangen. Für die South African Breweries, die Commission for Conciliation, Mediation und Arbitration, das Eastern Cape Tourism Board und die Inkezo Land Company hat sie gearbeitet – bei den beiden letzten Organisationen schon im Rang eines CEO. Für einige Zeit war sie auch assoziier-te Unternehmensberaterin einer Gesellschaft mit Sitz in London. „Für mich wäre es ein Leichtes, eine Superstelle mit Eckbüro und tollem Gehalt in Johannesburg anzutre-ten“, sagt sie selbstbewusst.

Doch Nomkhita Mona hat sich nun einmal entschieden, in Uitenhage zu bleiben und hier in der Heimat für den Wandel zum Besseren zu arbeiten. Wenn sie sehe, „wie Menschen wieder in der Lage sind, sich ordentlich zu kleiden und zu ernähren und ihren Kindern Bildungschancen bieten kön-nen“, dann zähle das für sie „mehr als ein hohes Gehalt“.

Den Bildungseifer, was Wunder, hat sie auch auf die eige-nen Kinder übertragen – auf die beiden Töchter, 18 und 17, und den Sohn, 14. Die Älteste studiert an der University of Cape Town Geisteswissenschaften, die Jüngere besucht ein Internat in Durban, der Jüngste eines in Grahamstown. Ihr Ehemann Sipiwo Mona ist Arzt und arbeitet für eine NGO, die von der United States Agency for International Development (USAID) finanziert wird.

Volkswirtschaftliche- und infrastrukturelle Entwicklungsprojekte:

Nelson Mandela Bay Logistik Park Entwicklung Eisen-bahnhallen (Railway Shed Development Project - Uitenhage Science & Technology Centre and Commercial Development)

Entwicklung Unterer Güterbahnhof (Lower Yard Development) Flughafen-Entwicklung (Aerodrome Development)

Mittlere, kleine und kleinste Unternehmen, sektorspezifische Initiativen und Projekte zur Unternehmensentwicklung:

Forschungs-, Bürgerstolz- und Kulturprojekte sowie -veranstaltungen KPMG Uitenhage Despatch Socio-Economic Study - ‘Operation Bull Run’ UD Pride Campaign Tourismusstrategie für Uitenhage und Despatch Uitenhage/Enoch Sontonga Straßenfestival

The Langa Memorial and Veterans Heritage Project Uitenhage Despatch Ward Councillors Forum Uitenhage Despatch Ambassador Programme

Initiative zur Entwicklung der verarbeitenden Industrie Holzverarbeitung und Kunsthandwerk (Despatch Wood Manufacturing Cluster and Arts and Craft Centre) Inkubator für die Bereiche Automotive, leichtes verarbeitendes Gewerbe & Maschinenbau Inkubator für unterschiedliches verarbeitendes Gewerbe Inkubator für bekleidungs- und textilverarbeitendes Gewerbe Strategie zur Entwicklung des Tourismus und UD Events Calendar

Projekte zur Netzwerkbildung, Bewusstseins- & Verkaufsförderung mittlerer, kleiner und kleinster Unternehmen UD Venture – Micro Business Start-ups Uitenhage Despatch Business Forum

SMME Roundtable Networking Programme UDDI/SEDA Uitenhage Satellite Office Partnership (Small Enterprise Development Agency)

Entwicklung von Fähigkeiten sowie Stellenver-mittlung Regional Skills Pool Stellenvermittlung und Unterstützung

Initiativen zur Entwicklung des landwirt-schaftlichen Sektors Tinarha Initiative für die landwirtschaftliche Entwicklung (TATI Vermarktung) Baumschule Imithi Indigenous Gärtnereien/Gewächs-häuser Biomasseproduktion aus invasiven Pflanzen

Aufwertung von Gemeinden und Projekte zur Verschönerung – Spezialprojekte auf Ebene des Vorstandsvorsitzenden UDDI ‘Go Green & Clean’, Baumpflanzungen, Anpflanzungen, Wassermanage-ment & Verschönerungen Fremde Arten Räumungs- & Abfallbeseitigungs-/Reinigungsprojekt Recyclingprojekt

Freiwilligenprogramm und Nach-der-Schule-Projekt

Geschäftsbereiche Forschungs-, Bürgerstolz- & Kulturprojekte & -veranstaltungen Aufwertung von Gemeinden & Projekte zur Verschönerung - Spezialprojekte auf Ebene des Vorstandsvorsitzenden Entwicklung von Fähigkeiten und Stellenvermittlung Mittlere, kleine und kleinste Unternehmen, sektorspezifische Initiativen und Projekte zur Unternehmensentwicklung Aspekte des UDDI Science Centre Volkswirtschaftliche und infra-strukturelle Entwicklung

Die UDDI-Projekte im Überblick

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Beim Wettlauf um die besten Chancen für ein Leben in Wohlstand und Würde stehen die Frauen auf dem flachen Land in Südafrika auf den hintersten Startplätzen. Viele halten sich mit Näh- und Stickarbeiten über Wasser – über die reine Subsistenzwirtschaft hinaus gelangen nur ganz wenige. Und selbst jenen, die etwas verdient haben, fehlt am Ende die

Qualifikation, um ihr Ge-schäft weiterzuentwickeln.

Drei Nähstuben jedoch ge-lang es, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Sie schlossen sich im Jahr

2004 zur Greater Uitenhage Sewing Co-ope-rative (GUSCO) zusammen. Heute besteht die Kooperative aus 62 Frauen, die aus den Gemeinden Gerald Smith, Rosedale und Langa stammen.

Die drei Nähstuben waren in gewisser Weise prädestiniert für wirtschaftliches Wachs-

tum, hatten sie doch alle seit einigen Jahren einen Überschuss erwirtschaftet. Aufgefallen waren sie schon früher einmal - die Gerald-Smith-Gruppe hatte bereits vor zehn Jahren einmal eine Sachspende des Volkswagen Community Trust erhalten.

Für sich allein wäre jede Gruppe wohl auf ihr engeres Umfeld beschränkt geblieben. Als Kooperative aber stellten sie ein entwick-lungsfähigeres Geschäftsmodell dar und mussten nur noch herausfinden, wie sich neue Kunden würden gewinnen lassen. Um zu wachsen, bedurfte es vor allem eines Ge-schäftsplans, strategischer Beratung und ei-ner Basisfinanzierung.

Was hätte da näher gelegen, als UDDI als gleichsam staatlich akkredierte Unter-nehmensberatung ins Boot zu holen. Die UDDI ihrerseits erkannte die Chance, ihrer

Der Tag, an dem der Vertrag mit Woolworths geschlossen wurde

Drei Nähstuben aus der Region Uitenhage schlossen sich zu einer Genossenschaft zusammen – und bewiesen, dass es gelingen kann, die Spirale aus Armut und Unwissen-heit zu brechen. Im Land der billigen Plastiktüten wer-den nun Woche für Woche 7000 wieder verwendbare Ein-kaufsbeutel hergestellt.

Näherinnen der GUSCO-Kooperative bei der Arbeit. Jede Woche werden in der Manufaktur 7000 Einkaufsbeutel hergestellt.

Freude über ein prosperierendes Geschäft und einen sicheren Arbeitsplatz.

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Klientel und der ganzen Region ein Modell für nachhaltige Beschäftigung zu präsentieren.

Seit fünf Jahren wird die GUSCO nun von VWSA, UDDI und der staatlichen Ent-wicklungsagentur für Kleinunternehmen (SEDA) professionell begleitet – ein Pro-zess, der das Gesicht und die Organisation der Kooperative komplett verändert hat. Zu-

nächst war Hilfe bei der Eintragung ins Be-triebsregister vonnöten, dann galt es einen Business Plan zu erstellen.

Mit ihren Kontakten gelang es UDDI und SEDA der Kooperative neue Geschäftschancen zu-zuspielen – darunter auch die Beziehung zu Woolworths. Der Handelsriese schickte seine

Qualitätsinspektoren gleich mehrfach zu Auditierungen, um das GUSCO-Manage-ment daraufhin zu überprü-fen, ob die Zusammenarbeit wirklich zu 1-A-Qualität und optimalen Erträgen führen würde. Der Tag, an dem der Vertrag mit Woolworths ge-schlossen wurde, war ein Festtag der Kooperative.

GUSCO erhielt in diesen Jahren Anleitung in allen Belangen der Geschäftsführung – von der Produktionsplanung über die Finanzen und die Buchhaltung bis hin zum Marketing. Die wirksamste Starthilfe bestand freilich da-rin, dass GUSCO von VWSA mit der Lieferung von Arbeitskleidung beauftragt wurde. Au-ßerdem überließ das Unternehmen GUSCO auch gleich noch eine Betriebsstätte.

Die Ergebnisse des Business Mentorings sind überaus ermutigend. Denn mit Hilfe des Geschäftsplans gelang es, einen Kredit der Standard Bank über 500.000 Rand zu erhalten. Damit wurden 22 Nähmaschinen gekauft. Im Rahmen eines Liefervertrags mit Woolworths – des ersten überhaupt, den eine Ostkap-Firma abschließen konn-te – im Umfang von 1,1 Millionen Rand

(100.000 Euro) begann GUSCO sodann mit der Produktion von 270.000 Einkaufs-beuteln – Taschen, die jeder Südafrikaner wegen ihrer knallig-bunten Farbgebung kennt. Während der Umsatz um 200 Pro-zent wuchs, konnten vor allem 27 Jobs geschaffen werden. Außerdem sind die ständigen Mitarbeiterinnen von GUSCO zu-gleich Genossenschafter, also Eigentümer ihres Geschäfts.

So steht GUSCU heute beispielhaft für ein Partnerschafts-Modell, das offenbart, wie man in Armutsregionen für Beschäf-tigung und Qualifizierung sorgen kann. Obwohl das Anfangsinvestment hoch ge-wesen ist, war die Kooperative imstande, aus eigener Kraft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad einzuschwenken – eine ungemein wichtige Erfahrung für jede der beteiligten Frauen.

mit dem ersten kredit werden 22 nähmaschinen angeschafft

kredit der standard bank 500.000 rand (450.000 euro)

anschaffungen 22 nähmaschinen

umfang liefervertrag woolworths 1,9 mio rand (173.000 euro)

produktion einkaufbeutel 270.000 stück

umsatzwachstum 200 %

arbeitsplätze 32

GUSCO Schlüsseldaten

Knallig-buntes Sortiment jener Einkaufsbeutel, die den Genossenschafterinnen zum Durchbruch verholfen haben (l.).

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Nur mit einem Spitzenteam, das sich durch Kompetenz, Enga-gement und Fitness auszeichnet, kann ein Unternehmen im in-ternationalen Wettbewerb bestehen. Bei Volkswagen in Südaf-rika kommt der Entwicklung der Human Ressources nicht erst seit dem Ende der Apartheid herausragende Bedeutung zu.

„Die Menschen, die unsere Autos bauen, sind so wichtig wie die, die sie fahren“, sagt VWSA-Personalchef Percy Smith.

Die Personalpolitik des Unternehmens ist daher gekenn-zeichnet durch:

> massive Investitionen in Aus- und Fortbildung> eine vorbildliche Gesundheits- und Sozialfürsorge> Programme, die auf Chancengerechtigkeit und Anti-

Diskriminierung zielen> anständige Löhne und Gehälter sowie> selbstverständlich auch das Recht auf Mitbestimmung

sowie gewerkschaftliche Organisation.

Die Volkswagen Learning Academy, die Volkswagen Learning Academy, die Volkswagen Dealer Academy und die gezielte Förderung von Schulen und Universitäten – all dies belegt den hohen Stellenwert, den Bildung und Ausbildung bei VWSA seit langem haben. Allein in sein Graduiertenprogramm für Trainees hat das Unternehmen im Jahr 2008 sechs Mio. Rand (545.000 Euro) investiert. Das vorbildliche HIV/Aids-Arbeits-platzprogramm hat in aller Welt Beachtung gefunden und diverse Auszeichnungen erhalten.

Respekt und Chancengerechtigkeit, Ausbildung und Mit-bestimmung sind Voraussetzungen für ein selbstbestimm-tes Leben – gerade jener, die früher benachteiligt waren. „People Development“ ist die Maxime der Personalpolitik bei VWSA.

Volkswagen als fairer Arbeitgeber

Verantwortung für den Schutz von Umwelt und Natur

Als eines der ersten Unternehmen seiner Branche in Südafrika hat VWSA sein Um-weltmanagement vor zehn Jahren nach ISO 14001 zertifizieren lassen. Die Investition von 750 Mio. Rand (68 Mio. Euro) in eine neue

Lackiererei verdeutlicht, wie ernst VWSA seine Ver-antwortung für den Schutz von Umwelt und Klima nimmt. Die Emissionen wurden dadurch um 75 Pro-zent gesenkt. Auch der Energieverbrauch konnte nach der Einführung eines Sparprogramms gesenkt werden - um immerhin 10 Prozent. Unter dem Mot-to „Keep it clean and green“ werden auch die Mitar-beiter informiert und geschult. Die vor 15 Jahren ins Leben gerufenen „Audi Terra Nova Awards“ für die unbekannten Helden des Natur- und Artenschutzes gelten zudem als wichtigster Umweltpreis Südaf-rikas. Neben der renommierten Mantis Collection wirkt auch die nicht minder bedeutende Wilderness Foundation mit. Audi unterstützt den Umweltpreis mit 1,5 Mio. Rand (136.000 Euro) jährlich.

Managing Director David Powels als Pflanzer

Volkswagen-Mitarbeiter können sich über anständige Löhne und vielfältige Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten freuen.

Managing Director David Powels beglückwünscht einen Mitarbeiter zum Gewinn eines Autos.

Eins zu null für VolkswagEn38

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VWSA versteht sich überdies und vor allem als Schritt-macher des gesellschaftlichen Wandels im Geiste der Broad-Based Black Economic Empowerment (B-BBEE) und hat sich verpflichtet, die Quoten zu er-reichen, die die staatlichen B-BBEE Codes of Good Practise vorsehen.

Das Gros der mehr als 5000 Mitarbeiter, genau 82 Pro-zent, stellen die früher benachteiligten Gruppen (PDG = Previously Disadvanted People). Bei den Technikern und Meistern bilden die PDG mit einem Anteil von 95 Prozent die überwältigende Mehrheit, bei den Teamleitern und Managern kommen sie schon auf 54 Prozent und selbst bei den Top-Managern auf immerhin 15 Prozent. Von den sechs Leitungspositionen im Board of Directors, dem Vorstand, werden zwei von schwarzen Direktoren einge-nommen, eine davon eine Frau, Nonkqubela Maliza.

Dabei sollen die Anteile der Mitarbeiter mit schwarzer Hautfarbe und der Frauen gerade in den oberen Un-ternehmensetagen wachsen. Bei VWSA sind deshalb neben Trainings- und Schulungsangeboten auch per-sönliche Entwicklungspläne und verbindliche Zielver-einbarungen der einzelnen Fachbereiche Bestandteile

des Programms gerechter Beschäftigungschancen („Employment Equity“). Ein Employment Equity

Comitee stellt sicher, dass das Unternehmen im Ziel-korridor bleibt. Es setzt sich aus Vertretern des Manage-ments, der Gewerkschaften und der benachteiligten Gruppen zusammen.

All diese Programme und Angebote kommen den Mit-arbeitern ganz unmittelbar zugute und steigern ihre Motivation und Beschäftigungsfähigkeit. So haben viele junge Menschen bei Volkswagen oder auch anderswo einen guten Job gefunden.

Die Volkswagen Sozialcharta

Die „Erklärung zu den sozialen Rechten und den industriellen Be-ziehungen“ garantiert soziale Mindeststandards und individuelle Gleichbehandlung im ganzen Volkswagen Konzern. So garantiert das Unternehmen in seinen Werken unter anderem, die Bildung von Gewerkschaften zuzulassen, keine Kinder zu beschäftigen, Zwangs-arbeit abzulehnen, einen fairen Lohn zu zahlen sowie die nationalen Standards für Arbeits- und Gesundheitsschutz zu gewährleisten. Die Sozialcharta wurde im Jahr 2002 vom Welt-Konzernbetriebsrat und dem Konzernvorstand sowie dem Internationalen Metall-arbeiterverband unterzeichnet und anschließend in der gesamten Volkswagen-Welt publik gemacht – ein in der Autobranche bis dato beispielloses Projekt globaler Sozialverantwortung.

Die Charta der ArbeitsbeziehungenDie weltweit gültige „Charta der Arbeitsbeziehungen“, die Volks-wagen im Jahr 2009 als erstes Unternehmen überhaupt verab-schiedet hat, postuliert verbindliche Mindeststandards für die Beteiligung der Arbeitnehmer in den Betrieben. Das Recht auf Partizipation gilt danach nicht nur für die klassischen Bereiche Personal und Soziales, Arbeitsorganisation, Vergütungssysteme, Aus- und Weiterbildung, Arbeitssicherheit und Gesundheits-schutz, sondern auch im Controlling, bei Information und Kom-munikation sowie auf dem Feld der „Sozialen und Ökologischen Nachhaltigkeit“. Außerdem sollen neben Belegschaftsversamm-lungen einmal im Jahr sogenannte Standortsymposien statt-finden können, die Management und Arbeitnehmervertretern Gelegenheit geben, die Perspektiven des Standortes und seiner Beschäftigten zu erörtern.

von den sechs leitungspositionen werden zwei von schwarzen direktoren eingenommen, eine davon ein frau

Motorenmontage im Werk Uitenhage.

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Das Gesetz hieß Job Reservation Act. Ein verharmlosender Titel, hinter dem sich ein brutales Unterdrückungs-System verbarg – gerichtet gegen Beschäftigte mit schwarzer Hautfarbe. Die durften zum Beispiel nicht

als Facharbeiter eingestellt werden. Und es war auch verboten, sie zum Fach-arbeiter auszubilden.

Bis 1991 herrschte in Süd-afrika Apart-

heid – die politische, soziale, wirtschaftliche und räumliche Trennung der Rassen. Menschen ohne weiße Hautfarbe wurden unterdrückt, die Vorherrschaft einer Minderheit sollte so

gesichert werden. Erst 1993 erhielten alle Bür-ger die volle politische Gleichberechtigung.

Auch in den Unternehmen im Land war die Apartheid ständig präsent, nicht nur durch den Job Reservation Act. Doch Volkswagen hielt sich nicht daran: Im Jahr 1981 war VWSA das erste Unternehmen im Lande, das einen jungen schwarzen Facharbeiter offizi-ell einstellte und ausbildete. Hunderte von jungen Schwarzen erhielten eine Berufs-ausbildung nach deutschem Vorbild. Und

als das Regime fiel, waren die beiden ersten schwarzen Facharbeiter mit staatlichem

Abschlusszeugnis, ein Mechaniker und Werkzeugmacher, wiederum Volkswagen- Mitarbeiter.

Ohne Volkswagen of South Africa wären junge Schwarze im Jahr 1982 auch nicht am Port Elizabeth Technikum für die Inge-nieursausbildung zugelassen worden. Tat-sächlich musste das Unternehmen drohen, ein eigenes College zu gründen – erst da gab das Regime seinen Widerstand auf.

Auch die schwarzen Gewerkschaften waren schon zu Zeiten ihrer Illegalität von Volks-wagen als Verhandlungspartner akzeptiert worden. Shop Stewards (Betriebsräte) wur-den frühzeitig von der Arbeit freigestellt. Kern des Vertrages („Recognition Agree-

Partnerschaft statt Apartheid

Bis in den 90er Jahre hinein herrschte in Südafrika ein Re-gime der Rassendiskriminierung – auch in den Unterneh-men. Volkswagen hat trotzdem schon frühzeitig schwarze Gewerkschaften anerkannt und schwarze Arbeiter ausge-bildet. Heute unterstützt das Unternehmen die Regierung darin, die Folgen der Apartheid zu überwinden.

Der frühere Präsident Thabo Mbeki dicht umlagert bei einem Besuch im Volkswagenwerk

Auch in den Unternehmen war die Apartheid ständig präsent – Volkswagen allerdings hielt sich nicht immer an die vorgeschriebene Politik.

das unternehmen musste mit der grün-dung einer eigenen hochschule drohen

Eins zu null für VolkswagEn40

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ment“), den VWSA 1990 mit der Nationa-len Metallarbeitergewerkschaft NUMSA geschlossen hatte, waren detaillierte Stan-dards, die die Apartheidgesetze glatt unter-liefen. Vorbild war nicht nur die deutsche Sozialpartnerschaft, sondern auch das bei Volkswagen erprobte Modell einer vertrau-ensvollen Kooperation von Management und Betriebsräten.

Für die Gewerkschaften besonders wichtig: Volkswagen-Beschäftigte, die mit den Sicher-heits- und Notstandsgesetzen des Regimes in Konflikt geraten waren, wurden vom Unter-nehmen dennoch weiterbezahlt. Das Streik-recht wurde garantiert, Gleichbehandlung und Chancengerechtigkeit am Arbeitsplatz vereinbart – all das, wohlgemerkt, lange

bevor die Apartheidgesetze Anfang der 90er Jahre formell aufgehoben wurden.

Einer der Betriebsräte war John Gomomo, der sogar Präsident der ANC-nahen Gewerkschaftsbewe-gung COSATU werden konnte. Die Verbindungen zwischen den südafrika-nischen und den deutschen Arbeitnehmer-Vertretungen von Volkswagen waren eng. So sammelten die Betriebsräte in Deutschland regelmäßig Geld für die Kollegen am Kap.

Der 2008 verstorbene Gewerkschaftschef Gomomo wurde zudem auch deshalb re-gelmäßig nach Deutschland zu Gesprächen eingeladen, um ihn vor der Verfolgung durch das Apartheid-Regime zu schützen.

Seine Flüge wurden damals übrigens stets über London gebucht – wo sich die ANC-Zentrale befand.

Ein Akt des stillen Widerstands gegen die Aus-grenzung der schwarzen Bevölkerungsmehr-heit war auch die Gründung des Volkswagen Community Trust 1989. Die Stiftung sollte nicht nur ein Hebel sein für die Entwicklung der – überwiegend schwarzen – Standortge-meinden. Sie war in ihrer Binnenstruktur zugleich ein Modell demokratischer, anti-rassistischer Kooperation. Denn in ihren Entscheidungsgremien saßen von Anfang an neben Volkswagen-Mitarbeitern und -mana-

gern auch Repräsentanten der – illegalen – Gewerkschaftsbewegung.

Auch 15 Jahre nach der Wahl Nelson Man-delas zum Präsidenten besteht die größte He-rausforderung für Südafrika darin, die jahr-zehntelange Benachteiligung der Schwarzen vollends zu überwinden. Als wichtigster aus-ländischer Arbeitgeber in der Republik fühlt sich Volkswagen diesem Ziel besonders ver-pflichtet. Und unterstützt die demokratische Republik, indem gesellschaftlicher Wandel („Transformation“), gerechte Beschäfti-gungschancen („Employment equity“) und die wirtschaftliche Autonomie der Schwar-zen („Black Economic Empowerment“) im Einflussbereich des Unternehmens vorange-bracht werden.

Sitzung des Welt-Konzernbetriebsrats bei Volkswagen of South Africa

Großes Hallo in Uitenhage beim 90. Geburtstag des Freiheitshelden Nelson Mandela

der community trust war ein modell anti-rassistischer zusammenarbeit

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Als der erste Käfer vom Band lief irgendwann im letzten Jahrtausend, ist Phindile Makoki dabei gewesen. 43 Jahre später steht er im-mer noch bei Volkswagen in Lohn und Brot. Sein Kumpel Ben Dorfling ist drei Jahre spä-ter bei Volkswagen eingestiegen – gerade hat

er sein 40-jähriges Dienst-jubiläum hinter sich.

Beinahe ihr ganzes Leben haben Ben und Makoki, wie

ihn die Kollegen liebevoll nennen, im selben Unternehmen zugebracht – und allein drei-ßig Jahre lang haben sie am selben Modell gearbeitet, am Golf 1, dem Ur-Golf, der in Südafrika als „Citi Golf“ Kultstatus erlangt hat. Makoki ist CO2-Schweißer in der Vor-

montage im Karosseriebau gewesen, Ben hat Motoren geschraubt. Anders als Genera-tionen von Autos, die sie mitgefertigt haben, gehören Phindile Makoki und Ben Dorfling immer noch nicht zum alten Eisen.

Volkswagen war für Makoki erste Wahl. „Ich wusste doch“, sagt er spitzbübisch, „dass ich hier gutes Geld verdienen konnte”. Ben wäre eigentlich noch gern ein paar Jahre länger zur Schule gegangen. Doch die Dorf-lings waren arm: „Mit 16 musste ich die Schu-le verlassen, um die Familie zu unterstützen.“

Aber Ben ist keiner, der mit seinem Schicksal hadert. „Volkswagen“, sagt er, „hat mein Leben

verändert – vom ersten Arbeitstag an habe ich mich dem Unternehmen verpflichtet gefühlt.“ Volkswagen sei „immer gut zu mir” gewesen. Auch Makoki hat erfahren, dass sich VWSA um die eigenen Leute kümmert. „Die kommen

immer wieder auf neue Ideen und sorgen da-für, dass die Mitarbeiter mit dem Lernen nicht aufhören.“

Volkswagen prägt auch das Leben jenseits der Werkstore. Ben ist die letzten 30 Jahre einen Citi Golf gefahren und hatte eine besonders originelle Idee als Geburtstagsgeschenk für

„Ich werde hier arbeiten, bis sie mich nicht mehr reinlassen“

Zusammen haben sie über 80 Jahre Volkswagen auf dem Buckel - Phindile Makoki und Ben Dorfling. Das Unter-nehmen hat ihr Leben tief geprägt. Die beiden finden, dass es sich gelohnt hat.

Phindile Makoki (r.) und Ben Dorfling sind mit zusammen über 80 Arbeitsjahren bei Volkswagen

lebende Dinosaurier.

„es gibt keine duckmäuser mehr - wir sind alle gleich, alles ist gerechter“

Eins zu null für VolkswagEn44

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seine Tochter: einen Citi Golf, was sonst. Ma-koki hat selbst zwar keinen Führerschein, aber dafür seine Tochter, die – keine Frage - auch für Volkswagen arbeitet. So wird Makoki auch in Zukunft nichts entbehren müssen. „Wenn sie und ich dieselbe Schicht haben“, sagt er genie-ßerisch, „holt sie mich nach der Arbeit ab und wir drehen zusammen eine Runde.“

Wenn er ganz ehrlich ist, dann hat Mandoki in all den Jahrzehnten auch schon mal darüber nachgedacht, wie es wäre, anderswo zu arbei-ten. Aber dann waren da die Kollegen und die Vorgesetzten, vor allem der Manager Duane Baatjes. „Herr Baatjes war ein echter Freund“, sagt Mandoki, „er sagte mir, überlege dir das noch einmal und denke dabei auch an deine

Familie und deine Frau.“ Am nächsten Tag sei er dann wieder gekommen und hat ihm „ge-sagt, dass ich bleibe.“ Ben kann das gut verste-hen. Auch er schwört Stein auf Bein, dass ihm seine Vorarbeiter und Vorgesetzten „enorme Chancen eröffnet“ haben.

Viel hat sich geändert, seit die beiden die Werkshallen von VWSA zum ersten Mal betra-ten. Nicht nur die Fabrik hat ein neues Gesicht bekommen mit neuen Technologien, Anlagen und Gebäuden - auch die politische Landschaft in Südafrika ist komplett umgepflügt worden. Makoki gefällt es besser, so wie es heute ist. „In den Jahren der Apartheid war alles streng hie-rarchisch. Heute sind alle gleich, und alles ist gerechter“, findet er.

Auch Ben erinnert sich mit sehr ge-mischten Gefühlen an die „Unsicher-heit in der Zeit der politischen Unru-hen“. Mit dem Ende der Apartheid hätten „sich die Dinge verändert, alles wurde einfacher“. Über Gott und die Welt kann man mit Mandoki und Ben sprechen - nur über ihren Ruhestand nicht. „So viel Freizeit auf einmal, das wird bestimmt schwer für mich“, fürchtet Mandoki. Er sei doch „wirklich glücklich hier“. Ben stimmt dem hundertprozentig zu. Seine Strategie ist schon klar: „Ich werde hier arbeiten, bis sie mich nicht mehr rein-lassen.“

Golf-Montage in Uitenhage.

„Wenn sie und ich dieselbe Schicht haben, holt sie mich nach der

Arbeit ab und wir drehen zusammen eine Runde.“

Am Volkswagen-Standort lässt sich nicht nur gut arbeiten, sondern auch gut leben.

Phindile Makoki

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Die Entwicklung der Mitarbeiter-Kompetenzen ist ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. Zugleich ist eine gute Ausbil-dung wohl die wichtigste Basis für beruflichen Erfolg und ein erfülltes Leben. Wohl kein an-deres Unternehmen im Lande hat sich für die

Qualifikation seiner Beschäf-tigten so ins Zeug gelegt wie Volkswagen – und zwar nicht erst seit gestern.

So war es alles andere als ein Zufall, dass der erste

schwarze Facharbeiter, ein Kfz-Mechaniker, vor nahezu dreißig Jahren, 1981, eben bei Volkswagen ausgebildet worden ist. Dasselbe Unternehmen hat auch dafür gesorgt, dass Schwarze - seit 1982 am Port Elizabeth Tech-nikon - zum Studium zugelassen wurden.

Bis heute geht Volkswagen neue Wege der Qualifizierung und Kompetenzentwicklung. So ließ das Unternehmen im Jahr 2003 das erste Pilotprojekt zur dualen Berufsausbil-dung in der Fahrzeugelektronik anlaufen. VWSA war zudem der erste Automobilher-steller im Lande, bei dem Facharbeiter mit Mehrfachqualifikation ausgebildet und er-folgreich geprüft worden sind. Im Jahr 2007 konnten die ersten 47 Alleskönner ihre Prü-fung ablegen.

Als Teil eines weltweiten Verbundes hat VWSA überdies die Möglichkeit, seine Mitar-beiter im Ausland zu qualifizieren. Und nutzt sie auch. Es ist noch nicht lange her – da konnte eine Reihe von Facharbeitern bei VW do Brasil lernen, wie die neue Lackiererei in Südafrika funktioniert.

So wird das Unternehmen allein zwischen 2006 und 2010 insgesamt rund 400 Mio. Rand (36 Mio. Euro) für Weiterbildung und Qualifikationsförderung ausgeben – eine gewaltige Investition in die Beschäftigungs-fähigkeit, die nicht nur den eigenen Mitar-beitern, sondern auch Zehntausenden von Mitarbeitern des Händlernetzes und von Lieferanten sowie kommunaler Projekte und Einrichtungen zugute kommt.

Mit dem Start der Learning Academy hat sich Volkswagen als lernende Organisation gleich-sam vervollkommnet. Denn die Learning Academy schafft Raum für die besonderen Schulungs- und Entwicklungsbedarfe der verschiedenen Abteilungen und Beschäftig-tengruppen. Dabei gliedert sich die Akade-mie in fünf Unterakademien, jede mit einem

Simulationen und E-Learning-Module – Volkswagen als lernende Organisation

Lernen, lernen, lernen – das sind die drei wichtigsten Er-folgsfaktoren von Volkswagen in Südafrika. In die Schu-lung und Entwicklung seiner Mitarbeiter investiert das Unternehmen nicht nur viel Geld, sondern auch ein ho-hes Maß an konzeptioneller Kreativität. Die neueste Schu-lungsmethode nennt sich Volkswagen Learning Academy.

Das E-Learning ist ein spannender Weg zu lernen und erlaubt es den Mitarbeitern, ihr Lerntempo selbst zu bestimmen (l.).

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eigenen Schulungsteam. Sämtliche Lernin-halte sind auf das schlanke Produktionssys-tem des Konzerns zugeschnitten.

Vier Lernfelder hat die Academy eröff-net: Neben dem theoretischen Lernen im Schulungsraum und der praktischen Aus-bildung am Arbeitsplatz stehen den Ler-nenden auch standardisierte Arbeits-/ Band-Simulationen und innovative E-Lear-ning Module zur Verfügung.

Das E-Learning-Programm ist erst im Mai 2009 angelaufen. Doch schon in der ersten Praxisphase nahmen 75 Prozent der Mitar-beiter daran teil. Im Laufe der Zeit wird je-

der im Unternehmen Zugang erhalten – bis hin zum Werker, der am Band Fahrzeuge montiert. „E-Learning ist eine aufregende, neue Schulungsmethode, die es dem Mit-arbeiter ermöglicht, die eigene persönliche und berufliche Weiterentwicklung selbst zu gestalten“, ist die Projektleiterin, Liza Wil-mot, überzeugt.

Im Unterschied zu anderen Weiterbildungs-Initiativen erlaubt das E-Learning allen Teil-nehmern den Zugang zu ihrem persönlichen, arbeitsplatzspezifischen Lernpfad - und zwar von jedem Computer der Organisation aus. So kann der Mitarbeiter selbst entscheiden, wann und in welchem Tempo er lernen will. Lernen

und Arbeiten gehen flexibel ineinander über.Liza Wilmot ist überzeugt, dass VWSA das bes-te Learner-Managementsystem und die beste E-Learning-Plattform der Branche besitzt. „Weil wir alles neu entwickelt haben, konnten wir die meisten Wettbewerber und den Markt hinter uns lassen“, sagt sie.

Mehr als sechs Tage im Jahr investierte jeder Mitarbeiter im Durchschnitt schon vor der Einführung des leistungsbasierten Online-Tools in die persönliche Fort- und Weiterbil-dung. Das E-Learning-Programm – soviel ist gewiss - treibt die Lernquote bei Volkswagen in Südafrika weiter nach oben.

Fakten

1.600 Facharbeiter hat Volkswagen seit 1970 ausgebildet, 193 Mitarbeiter haben eine duale Berufsausbildung abgeschlos-sen. Außerdem wurden über 1.100 Auszu-bildende, Facharbeiter und Berufsanfän-ger aus anderen Unternehmen der Region geschult. Allein seit 2005 hat VWSA mehr als 130 Mio. Rand (11,8 Mio. Euro) in die Personalentwicklung investiert.

„Jeder Mitarbeiter hat jetzt die Möglichkeit zum fokussierten, zielgerichteten Lernen in

greifbarer Nähe, das gibt ihm einen Vorsprung in der persönlichen Entwicklung und

in der Karriere, bietet VWSA aber auch die notwendigen Technologien, Leistung und

Lernen auf nie gekannte Höhen zu treiben.“ Liza Wilmot, Projektleitung E-Learning VWSA

Die Beschäftigten investieren durchschnittlich sechs Tage im Jahr für ihre individuelle Fortbildung.

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Allein die Zahl ist eindrucksvoll: 1000 Mitarbeiter von Volkswagen of South Africa werden Monat für Monat in der Learning Academy aus- und weitergebildet, Bandarbeiter ebenso wie Manager. Das ist beinahe ein Fünftel der gesam-ten Belegschaft. Anders ausgedrückt: Jeder Mitarbeiter wird durchschnittlich zweimal im Jahr aus-, fort- oder weiterge-

bildet. Und doch ist das bei weitem nicht alles, was die Akademie leistet und was ihren Ruf begründet.

Denn nachdem die Education- and Training Division von Volkswagen

in Südafrika 20 Jahre lang nur die eigenen Leute für den Job fit gemacht hatte, öffnete es sich auch externen Kunden – und hat sich längst eine exzellente Reputation erarbeitet. Seine Unterrichtsmethoden und seine Lerninhalte gelten als das Nonplusultra – nicht nur am Eastern Cape, sondern in ganz Südafrika.

120 externe Unternehmen und Behörden sind inzwischen Kunden und schicken ihre Mitarbeiter gern nach Uitenha-ge. Sogar in Maputhu, der Hauptstadt von Mocambique, haben Akademie-Emissäre ihr Bildungswerk schon verrich-tet. So war es kein Zufall, dass das Arbeitsministerium in

Von der reinen Lehrwerkstatt zum renommierten Fortbildungsinstitut

Tausend Mitarbeiter besuchen jeden Monat die Volkswagen Learning Academy. Das frühere Education and Training In-stitut (ETI) ist längst ein Anbieter von Rang für die berufso-rientierte Aus- und Fortbildung geworden – mit Kunden in ganz Südafrika.

Eine Brücke zur Wissenschaft

Die Zusammenarbeit von Unternehmen und Hoch-schulen dient einer praxisorientierten Bildung und fördert den raschen Know-how-Transfer. Volkswagen unterhält enge Beziehungen zur Nelson Mandela Me-tropolitan Universität (NMMU) in Port Elizabeth. So hat VWSA nicht nur den Internationalen Lehrstuhl für Kraftfahrzeugtechnik geschaffen, der, vom ETI betreut, Studenten der Ingenieurwissenschaften Forschungs-möglichkeiten und Stipendien bietet. Das Unterneh-men sponsert auch die Lasergeräte des Instituts für moderne Fertigungstechnologie und technische For-schung („Institute for Advanced Manufacturing and Engineering Research“). Forscher haben so die Mög-lichkeit, den Einsatz von Lasertechnik im Fertigungs-prozess und an Werkstoffen zu untersuchen, und die Technische Fakultät der NMMU kann einen zusätzli-chen Ausbildungsweg anbieten. Eine weitere Initiative stellt das Orientierungsprogramm Sopam dar, das es Studenten erlaubt, sich mit Kraftfahrzeugtechnik und Fertigungskonzepten direkt am Arbeitsplatz vertraut zu machen und theoretisches Wissen auf seine Pra-xistauglichkeit hin überprüfen.

Die besten Teilnehmer des Graduierten-Programms übernimmt Volkswagen selbst.

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Johannesburg Volkswagen in den Kreis jener Unternehmen aufgenommen hat, die den Standard der Berufsausbildung in Südafrika definieren sollen.

Von Technik über Produktion und Monta-ge, Finanzen- und Datenverarbeitung, Per-sonal- und Management-Entwicklung bis hin zum Assessment Center: das Angebot der Learning Academy ist umfassend.

So können Jugendliche ein Berufsqualifi-zierungsprogramm durchlaufen oder am Computerkurs teilnehmen, Praktikanten können vier Monate lang bei VWSA Erfah-rungen in der industriellen Arbeitswelt zu sammeln, Hochschulabsolventen können sich für ein Graduate Trainee Programm

bewerben. Zwei Drittel der Plätze sind dabei für schwarze Absolventen reserviert. Die besten Teilnehmer des 18-monatigen In-tensiv-Programms übernimmt Volkswagen selbst.

Die Lern-Akademie arbeitet auch vernetzt mit regionalen Initiativen wie der UDDI, der Uitenhage Despatch Development Initiative. So übernimmt sie die Schulung und das Trai-ning für den „Regional Skills Pool“, eines der vielen UDDI-Projekte. Schulabgänger erhalten hier eine berufsorientierte Grund-ausbildung, teils in Mechanik, teils in Elek-trotechnik, teils auch in Gesellschaftslehre.

Zwischen 2006 und 2008 sind jährlich etwa 6,3 Millionen Rand (573.000 Euro) in die Ausbildung der 500 Teilnehmer investiert worden. Wer zu den Gewinnern des rasan-ten sozioökonomischen Wandels gehören

will, braucht unbedingt eine gute Ausbildung – hier lohnt sich jede In-vestition .

Die Academy betreut zudem den Internati-onalen Lehrstuhl für Kraftfahrzeugtechnik, den VWSA vor drei Jahren an der Nelson Mandela Metropolitan Universität (NMMU) in Port Elizabeth eingerichtet hat. Der Lehr-stuhl schließt eine Entwicklungspartner-schaft zwischen Volkswagen, NMMU und dem Deutschen Akademischen Austausch-dienst ein. Der Geldwert all dieser Bildungs-

leistungen ist beträchtlich. In das Trainee-Programm etwa investiert VWSA jährlich rund 5 Millionen Rand (455.000 Euro). Ein gefragtes Stipendiatenprogramm wur-de 2007 mit weiteren 1,5 Millionen Rand (136.000 Euro) unterstützt. Ein duales Lear-nership-Programm für arbeitslose Jugend-liche erhielt einen Zuschuss von weiteren 2,3 Millionen Rand (209.000 Euro).

So werden in einem einzigen Jahr schon mal rund 50.000 Schüler und Studenten, Tech-niker, Handwerker, Ingenieure und künfti-ge Führungskräfte in den verschiedensten Fachrichtungen aus-, weiter- und fortgebil-det – jede einzelne Maßnahme eine Inves-tition in die Zukunft des Landes und seiner Menschen.

leistungen für regional skills pool 6,3 mio rand (573.000 euro)

trainee-programm 5,0 mio rand (455.000 euro)

stipendiatenprogramm 1,5 mio rand (136.000 euro)

learnership-programm 2,3 mio rand (209.000 euro)

Ausbildungsförderung in Zahlen (pro Jahr)

wer zu den gewinnern gehören will, braucht eine gute ausbildung

Ausbildung von Berufsschullehrern an der „Mechatronikbox“ in Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen (r.)

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Tapfer krempelt sich David Powels das Hemd hoch. Volkswagen-Mitarbeiter, Angehörige, Freunde und Bekannte umringen den Vor-standschef und schauen neugierig zu. Die Krankenschwester neben ihm fackelt nicht lange – sie zückt die Spritze und piekst sie

dem Chef in den Unterarm: ein öffentlicher HIV-Test unter freiem Himmel im Volkswagen Werk Uiten-hage am letzten Welt-Aids-

Tag. „Wir müssen das Bewusstsein im Kampf gegen Aids auf allen Ebenen stärken“, ver-kündet der frisch Getestete unter dem Beifall der Beschäftigten. Wohl wahr. Denn Aids ist in Afrika die häufigste Todesursache. 850 Menschen sterben allein in Südafrika

täglich an der Immun-schwächekrankheit, 1500 stecken sich Tag für Tag an. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines

Aids-Kranken liegt bei 29 Jahren.

In der Ostkap-Provinz dürften zwischen 23 und 28 Prozent der Bevölkerung mit dem HI-Virus infiziert sein – Tendenz steigend. Zwar übernimmt das staatliche Gesundheitssystem inzwischen wenigstens die überlebenswich-tige Retrovirenbehandlung. Aber: Nur eine Minderheit der Erkrankten findet überhaupt den Weg in eine Klinik.

Dabei ist die Epidemie nicht nur eine huma-nitäre Katastrophe – verheerend sind auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen. Al-lein die Zahl der Aids-Waisen lag nach jüngs-ten Experten-Schätzung in Südafrika bei deutlich über 1 Million. Den Unternehmen

gehen zudem viele erfahrene Arbeitskräfte verloren, die Kosten für Ersatz-Ausbildung und Kranken versorgung sind hoch.

Seit 2001 engagiert sich Volkswagen im Kampf gegen die Seuche. Unterstützt von der NUMSA, der Nationalen Metallarbei-tergewerkschaft, legte das Unternehmen damals zusammen mit der Deutschen Ge-sellschaft für Technische Zusammen-arbeit (GTZ) zunächst ein Arbeits-platzprogramm auf. Die wichtigsten Ziele: die Erkrankten behandeln, weiteren Infektionen vorbeugen. Kostenlose Aids-Tests für alle Mit-arbeiter und ihre Partner sind Teil des Programms.

Lange Jahre hat Volkswagen auch die hohen Behandlungskosten für seine Beschäftigten und deren Angehörige übernommen. So sind für Information, Beratung, Medikation und

Unermüdlich im Kampf gegen Aids

850 Menschen sterben in Südafrika Tag für Tag an Aids – eine humanitäre, aber auch eine soziale und wirtschaftli-che Katastrophe. Volkswagen hat sich dem Kampf gegen die Seuche verschrieben – mit bemerkenswertem Erfolg.

Das Arbeitsplatzprogramm von Volkswagen bietet allen Mitarbeitern und ihren Familien unentgeltliche Aids-Tests.

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Behandlung inzwischen über 6 Millionen Rand (545.000 Euro) aufgebracht worden.

Dabei war aller Anfang schwer. Denn allzu lange war die Immunschwächkrankheit im Lande tabuisiert worden. So war es auch bei Volkswagen nicht ganz einfach, die Beschäftigten zur Teilnahme am „Voluntary Counselling and Testing Programme“ zu be-wegen. „So manchen Kollegen habe ich per-sönlich ins Medizinische Zentrum begleiten

müssen“, sagt Isgaad Sookelin, einer der Gesundheitsberater. Auch die an 42 Au-

tomaten überall im Werk unentgeltlich verteilten Kondome wurden zunächst kaum nachgefragt.

Das ist Vergangenheit. Allein im letzten Jahr ließen sich 87 Prozent der Beschäf-

tigten auf Aids testen. So gilt das Programm längst als Maßstab. Es ist von der Professio-nal Management Review Africa (Corporate

Care Award 2004) ebenso wie von der Global Business Coalition on HIV/AIDS (2005) aus-gezeichnet worden ist. Der Leiter des werks-eigenen Gesundheitszentrums und Spiritus Rector des Aids Care Programms Dr. Alex Govender wurde unlängst sogar in das Glo-bal Agenda Council des renommierten World Economic Forum berufen.

An der Statistik lässt sich der Erfolg präzise ablesen. Nur 43 Mitarbeiter galten danach im Zeitraum 2001 bis 2008 als „erkrankt“, weitere 16 als „arbeitsunfähig“, 68 waren „inzwischen ausgeschieden“. 200 HIV-posi-tiv getestete Mitarbeiter blieben dagegen bis dahin voll arbeitsfähig.

Gleichsam im Windschatten der Anti-Aids-Offensive konnte Volkswagen auch die Tuber-kulose zurückdrängen. 300.000 Menschen sterben in Südafrika Jahr für Jahr an dieser Krankheit – die Weltgesundheitsorganisati-

on führt das Land in ihrer Statistik an 7.Stel-le. Bei Volkswagen liegt die Heilungsrate mit 93 Prozent inzwischen weit über dem Lan-desdurchschnitt (56 Prozent). Und weit weni-ger Tuberkulose-Kranke als im Landesschnitt tragen zugleich den HI-Virus in sich.

Solche Zahlen sprechen für den ganzheitli-chen Ansatz der Gesundheitspolitik des Dok-tor Alex Govender. Gesundheitserziehung, Familienplanung, Sport und Bewegung spie-len eine große Rolle. Im Rahmen jährlicher Gesundheitschecks können die Mitarbeiter zudem nicht nur einen Aids-Test machen, sondern auch ihre Blutzucker- und Choles-terinwerte, den Blutdruck und ihren Body-Mass-Index überwachen lassen.

Seit einiger Zeit propagiert Volkswagen Aids Care auch bei Lieferanten. Über die zehn bisher in das Programm integrierten Firmen hinaus werden gerade 40 weitere Zulieferer

rekrutiert, deren erkrankte Mitarbeiter fünf Jahre lang eine Retrovirenbehandlung er-halten sollen. Die von Volkswagen mitgegrün-dete Nelson Mandela Bay Business Coalition Against HIV/Aids mobilisiert derweil die Un-terstützung auch anderer heimischer Unter-nehmen sowie der Industrie- und Handels-kammer für den gemeinsamen Kampf gegen die tödliche Viruserkrankung.

Um das Netzwerk aus Aufklärung und Hil-fe noch engmaschiger zu stricken, arbeitet VWSA auch mit lokalen Behörden und ande-ren Dienstleistern in der Region zusammen, sogar mit Schulen, an denen beispielsweise Brettspiele verteilt werden, die über Aids-risiken aufklären. Wenn es um die Versor-gung der Aidswaisen oder die Fortbildung von Ärzten geht, dann kümmert sich darum vorzugsweise der Volkswagen Community Trust, eine vom Unternehmen ins Leben ge-rufene gemeinnützige Stiftung.

Öffentlicher HIV-Test bei Managing Director David Powels (2.v.l.)

Scheckübergabe durch Volkswagen zugunsten einer Aids-Hilfsorganisation in der Nähe des Werks Uitenhage

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Dr. Govender, einmal ehrlich: Verzweifeln Sie bei all dem Elend im Lande nicht gelegentlich an Ihrem Beruf?Alex Govender: „Nein, gar nicht. Meine Arbeit be-reitet mir im Gegenteil sehr viel Freude. Wenn ich

ein Lächeln auf ein Gesicht zaubern konnte, dann war der Tag für mich ein Erfolg – das sind die Dinge, die mich antreiben.“

Woher nehmen Sie die Kraft?Alex Govender: „Ich hatte das

Glück, an der Universität viele der Vorkämpfer eines freien Südafrika zu treffen. Die Universität war damals das politische Diskussionszentrum des Landes. Die Begegnung mit den Idolen un-seres Kampfes haben mich zu der Entscheidung

„Wenn ich ein Lächeln auf ein Gesicht zaubern konnte, war mein Tag ein Erfolg“intErViEw mit dr. alEx goVEndEr, lEitEndEr wErksarzt bEi VolkswagEn of south afriCa

Dr. Alex Govender hat an der University of Natal Medizin studiert. Seit 2001 ist er Leiter des Gesundheitswesens bei VWSA. Für sein HIV/Aids-Arbeitsplatz-Programm bekam er 2005 einen internationalen Preis für Business Excellence. Außerdem wurde er ins Direktorium der South African Co-alition on HIV/Aids (SABCOHA) berufen.

Das Missionvale Care Centre

Das Missionvale Care Centre ist ein Zentrum für die medizinische und sozialfürsorgerische sowie pädago-gische Betreuung der Ärmsten der Armen mit besonderer Kompetenz in der Behandlung von HIV-Infektionen/Aids. Zum Zentrum gehören daher neben den klinischen Abteilungen auch Grundschule, Kinderhort, Werk-stätten, Nähstube, Gärtnerei, Klei-derstube und Essensausgabe sowie eine Mehrzweckhalle und eine Kirche. Zwölf hauptamtliche Pfleger/innen, alle in häuslicher Hospizpflege ge-schult, besuchen die Schwerkranken zu Hause, unterstützen und beraten sie und unterweisen Familienmitglie-der und Nachbarn in Pflege und Hygi-ene. Sie organisieren auch Transporte

ins Krankenhaus oder in ein Tageshos-piz. In den letzten sechs Jahren hat das Missionvale Care Centre finanzi-elle Mittel in Höhe von ca. 300.000 Rand (27.000 Euro) vom Volkswagen Community Trust erhalten. Pro Jahr profitieren über 124.000 Menschen von den Leistungen der Poliklinik. Ein von Volkswagen entsandtes Trust-Mitglied leistet auch einen persönli-chen Beitrag: Er ist Mitglied des Klinik-Gremiums in Missionvale.

weitere infos www.missionvale.co.za

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gebracht, meine Arbeit lebenslang in den Dienst des Gemeinwesens zu stellen.“

Was muss man tun, um in der Belegschaft als Mann des Vertrauens geschätzt zu werden.Alex Govender: „Ich komme aus einer länd-lichen Gegend mit Eltern, die relativ bil-dungsfern aufgewachsen sind. Zwei Dinge hat mir meine Mutter beigebracht: Egal wie wenig Du selbst besitzt, teile es immer mit denen, die noch schlechter dran sind, und begegne Deinem Nächsten stets mit Liebe.

Sie haben bei Volkswagen sehr erfolg-reich gearbeitet….Alex Govender: „…aber noch nicht alles

erreicht, was ich erreichen wollte, und bin deshalb auch nicht restlos zu-frieden. Ich würde gern noch größere Projekte anpacken - knappe finanziel-le Mittel und ein Mangel an Ärzten im Team lassen es bisher nicht zu.“

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten…Alex Govender: „…dann hätten wir einen psychologischen Dienst und auch ein Sportzentrum sowie einen Arbeitsbereich jenseits des Mon-tagebandes, an der Mitarbiter mit Verletzungen oder Behinderungen arbeiten und gleichzeitig an einem internen Rehaprogramm teilnehmen können.“

Die Global Business Coalition (GBC) on HIV / AIDS

Die Global Business Coalition on HIV/AIDS, Tubercu-losis and Malaria (GBC) ist die wichtigste Organisa-tion der Wirtschaft im Kampf gegen HIV/AIDS. Das rasch wachsende Netzwerk aus mittlerweile mehr als 200 internationalen Unternehmen widmet sich der Bekämpfung der AIDS-Pandemie mit Hilfe der besonderen Fähigkeiten und des Know-hows der Wirtschaft. Die Organisation mit Sitz in New York und Regionalbüros in Peking, Paris, Genf und Johan-nesburg arbeitet daran, die Kräfte internationaler Topunternehmen zu bündeln, um sie im Kampf gegen die Ausbreitung von HIV/AIDS einzusetzen – lokal, national und international. Die Volkswagen AG ist Mitglied der GBC, VWSA außerdem Mitglied der South African Business Coalition on HIV and Aids (Sabcoha) und hat als deren Sponsor einen VW Caddy Life zur Verfügung gestellt, der im Sinne der HIV- und Aids-Prävention in der Ostkap-Provinz im Einsatz ist. weitere infos www.gbcimpact.org

Dr. Govender (r.) und seine Mannschaft kümmern sich um die gesamte Volkswagen-Belegschaft, bis hin zu Managing Director Powels (l.).

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Jeder dritte Erwachsene im Eastern Cape, in der der Volkwagen Standort Uitenhage liegt, ist arbeitslos. Viele Menschen leben in Wellblech-hütten, ohne Strom, ohne fließend Wasser. Gute Schulen gibt es nur wenige. Die medizini-sche Versorgung ist dürftig, die Lebenserwar-tung mit 43 Jahren erschreckend niedrig.

Auch 15 Jahre nach dem Ende der Apartheid sind deren Folgen nicht über-wunden. Und es wird sicher noch lange dauern, bis der Wunsch Nelson Mandelas,

es möge “Arbeit, Brot, Wasser und Salz” so-wie “Gerechtigkeit für alle” geben, einmal Wirklichkeit geworden ist – so die berühmte Rede zur Amtseinführung 1994.

Volkswagen teilt die Vision des früheren Freiheitskämpfers und ersten schwarzen

Präsidenten. Im Wissen um den maßgebli-chen Beitrag der Mitarbeiter zum Erfolg des Unternehmens trachtet Volkswagen danach, deren Lebensumfeld und das ihrer Kinder dauerhaft zu verbessern. So entstand 1988 – noch während der Apartheid – der Volkswa-gen Community Trust (VWCT): eine Stiftung, die ausschließlich dem Gemeinwohl dient. Monatelange Verhandlungen, Studien und Gespräche mit einer Vielzahl an Organisati-onen, schwarzen Gemeinden und Gewerk-schaftsvertretern waren vorausgegangen.

Im Rückblick erst erschließt sich, welcher Pio-niergeist und welche Beharrlichkeit nötig wa-ren, um der Stiftung – gegen viele Widerstände – zum Leben zu verhelfen. Dass es gelang, lag vor allem daran, dass die Volkswagen-Mitarbeiter und das Unternehmen am sel-

ben Strang gezogen haben. Gib einem Mann einen Fisch, und er isst ihn. Aber bringst du ihm das Fischen bei, kann er für immer seine Familie ernähren. „Das Sprichwort ist natür-lich altbekannt“, sagt die Stiftungsvorsitzende Nonkqubela Maliza: „Aber genau das ist die Philosophie des Trusts: Gemeinsam mit den Kommunen befähigt er die Menschen hier,

eigeninitiativ und selbstverantwortlich die persönliche Zukunft in die Hand zu nehmen.“

20 Millionen Rand (1,8 Millionen Euro) hat VWSA dem Trust damals als zinsloses Darle-hen zur Verfügung gestellt. Auch die 7 Millio-nen Rand (636.000 Euro), die die Volkswagen-

„Lebe selbst die Veränderung, die du dir wünschst für die Welt“

Die Ostkap-Provinz ist das Armenhaus Südafrikas. Seit über 20 Jahren engagiert sich der Volkswagen Commu-nity Trust für Bildung und Beschäftigung, Gesundheit und Sport. Das Besondere an der Stiftung: Sie befähigt die Menschen zur Selbsthilfe.

Initiativen des Volkswagen Community Trusts in der Praxis: Beschäftigungsprojekt auf dem Lande (l.), Containerschule (M.).

Ein herzliches Willkommen für ausgebildete Frauen einer Jobinitiative in der Nähe von Uitenhage.

gegen die verbreitete mentalität des abwarten und teetrinken

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Mitarbeiter als Sparkapital aufbrachten, hat der Trust gut angelegt. Mit den jährlichen Zin-sen werden die Projekte finanziert.

Dabei arbeitet der Community Trust unab-hängig von Volkswagen. In seinem Vorstand entscheiden Vertreter der Belegschaft und des Managements, aber auch der Gewerkschaften und der Kommunen gemeinsam über die Ver-gabe der Mittel und die Förderungswürdigkeit jedes Projekts. Nach einfachen Kriterien: Nützt das Vorhaben der Gemeinschaft? Steigert es kurz- und langfristig den lokalen Wohlstand? Kann es sich in Zukunft selbst tragen?

Vor allem aber muss jedes Projekt die Gemein-schaft als Ganzes voranbringen, nicht nur einzelne Gruppen. Indem er den Gemeinsinn fördert, wirkt der Trust durchaus im Sinne

Mahatma Gandhis: „Lebe selbst die Verän-derung, die du dir wünschst für diese Welt.“ So ist es vor allem in den Townships immer wieder gelungen, die verbreitete „Wait-and-see“-Mentalität zu brechen. Bis heute konnte

der Trust mehr als 55 Millionen Rand in die soziale, die ökologische und die ökonomische Entwicklung der Region investieren – nicht nur in und um Port Elizabeth und Uitenhage, sondern auch in Roodekop, Katlehong und Alberton in der Provinz Gauteng und in vielen anderen Regionen.

Im Mittelpunkt aller VWCT-Aktivitäten stehen die Kernbereiche Gesundheitsschutz und

-vorsorge, Schule und Bildung, Jugendförde-rung durch Sport sowie Nachhaltigkeit. Der gemeinsame Leitgedanke aller Projekte ist: Hilfe zur Selbsthilfe.

Denn der Trust arbeitet nicht nur in der Gemeinde (Community), sondern vor allem mit der Gemeinschaft. So entstehen Part-nerschaften mit den unterschiedlichsten Stakeholdern, also etwa Behörden, Schulen, Kirchen und NGOs, aber auch mit vielen informellen Vereinen und Organisationen, seien sie noch so klein.

Ein Beispiel: Seit sechs Jahren unterhält der Trust ein Haus in einem SOS Kinderdorf, in dem viele Kinder zum ersten Mal in ihrem Le-ben so etwas wie Güte und gemeinschaftliche Zuwendung erfahren. Oder: Für zwölf Schul-

mädchen am Oosterland Youth Centre über-nimmt der Trust die Lebenshaltungskosten.

Allein in diesem Jahr wird der Volkswagen Community Trust über drei Millionen Rand (273.000 Euro) in die lokalen Gemeinden und Gemeinschaften stecken.

Nicht jedem Projekt war auf Anhieb durch-schlagender Erfolg beschieden – manchmal musste auch Lehrgeld gezahlt werden. Das ändert freilich nur wenig daran, dass der Trust über die Jahre zu einem sehr effekti-ven Programm zur Entwicklung des sozialen Umfelds und des gesellschaftlichen Zusam-menhalts in Südafrika herangereift ist.

V o l k s w a g e n

T R U S T

to help themselves

Helping others

INDEPENDENT COMMUNITIES TAKING CONTROL OF THEIR FUTURE

David Powels, Nonkqubela Maliza, Weza Moss und Bernd Osterloh (v.l.) bei der Feier zum 20. Geburtstag des Volkswagen Community Trusts.

hilfe zur selbsthilfe ist das leitmotiv aller stiftungs-projekte

weitere informationenwww.vwct.co.za

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Zwischen Armut und Krankheit, vor allem

Aids, besteht ein enger Zusammenhang. Im Kampf gegen die Immunschwäche ver-folgt der VWCT einen ganzheitlichen An-satz – er verbessert die Aufklärung, die Ge-

sundheitsfürsorge und das Risiko-Management. Und er vergisst auch jene nicht, die gar nicht bei Volkswa-gen beschäftigt sind. Darum unterstützt der Trust die Be-

treuung von Aids-Waisen, stellt Unterrichts-material für Grundschulen, finanziert die HIV/Aids-Aufklärung und treibt die Ausbil-dung von Hausärzten voran. Er übernimmt auch die Schulgebühren und Lehrbücher für elternlose Kinder – die damit oft zum ers-

ten Mal überhaupt die Chance bekommen, eine Schule von innen zu sehen. Außerdem unterstützt der VWCT ein Programm zur Tuberkulose-Diagnose und –Therapie, för-dert das New Life Pregnancy Crisis Centre und engagiert sich für die Verringerung von Teenager-Schwangerschaften in und um Ui-tenhage. Mehrere VWCT-Projekte konzen-trieren sich auf die ambulante Betreuung kranker Menschen und die Förderung der südafrikanischen Krebsgesellschaft CANSA.

Ein altes südafrikanisches Sprichwort sagt: Wer für

ein Jahr plant, säe Korn. Wer für ein Jahr-hundert plant, pflanze einen Baum. Wer für die Zukunft plant, bilde Kinder aus. Aller-dings: Jeder zehnte erwachsene Südafrika-

Corporate Social Investment – Hand-lungsfelder des VW Community Trust

Mehr als drei Millionen Rand (273.000 Euro) stellt VWSA dem Volkswagen Community Trust (VWCT) Jahr für Jahr zur Verfügung. Die Stiftung initiiert und managt damit Pro-jekte und Programme in den Bereichen Gesundheit, Schu-le und Bildung, Beschäftigung sowie Jugend und Sport.

Der Volkswagen Community Trust sorgt für Ernährung, Unterkunft und

Beschäftigung. (oben und rechts).

gesundheit bildung

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ner war nie in der Schule. Der erschütternde Bildungsnot-stand zeigt sich auch darin, dass es nicht einmal 20 Prozent der Kinder bis zum Matric, dem Abitur, schaffen und nur 9 Prozent an eine Universität oder ein College. Die Bildungs-förderung stellt deshalb zweifelsfrei den Tätigkeitsschwer-punkt des Volkswagen Community Trust dar. Bis Ende 2008 sind mehr als 11 Mio Rand (1 Mio. Euro) in Bildungs- und Qualifizierungsprogramme geflossen: in Vorschulinitiati-ven und Kurse, Stipendien und die Lehrerfortbildung. Mehr als 30 Prozent des VWCT-Budgets wird für die Bildung ver-wendet. Bibliotheken auf Rädern, Computer und IT-Kurse, Berufsberatung für ältere Schüler – alles Trust-Initiativen. Bemerkenswert auch: Wer ein Stipendium erhält ist ver-pflichtet, sich nach dem Examen in seiner Heimatgemeinde nützlich zu machen. Besondere Erfolge verzeichnete der Trust mit dem Edu-Peg Primary School Maths-Programme, einem umfassenden, interaktiven Lernprogramm, mit dem Grundschülern an einigen Schulen das Lesen, Schreiben

und Rechnen beigebracht wird. Und damit auch wirklich alle Kinder daran teilnehmen können, gibt es das Pro-gramm gleich in sechs Sprachen – in Englisch, Afrikaans, Xhosa, Zulu, Pedi und Sotho.

Wer Arbeit hat, kann Leistung zeigen, Selbstbewusstsein ent-

wickeln und in Würde leben. Priorität bei der Arbeitsbe-schaffung haben für den VWCT in erster Linie die früher be-sonders benachteiligten Bevölkerungsschichten, vor allem die Frauen. Der VWCT sucht neue und innovative Beschäf-tigungsmöglichkeiten, in Genossenschaften zur Ziegelfer-tigung oder in Nähereien. Eine Gärtnerei bietet Jugendli-chen neben kostengünstiger Verpflegung auch langfristigen Halt. Und obendrein ein Einkommen, denn das angebaute Gemüse ernährt nicht nur die Schüler der angeschlosse-nen Schulen, sondern wird – bei Überschuss – auch auf dem Markt verkauft. Im sozialpädagogischen Bereich und

durch den Bau von Vorschulen sind mehr als 200 Arbeits-plätze entstanden. Auch das Entwicklungsprogramm für die Kleinindustrie, das der Trust gemeinsam mit dem Uitenhage Self Employment Centre realisiert, richtet sich vor allem an Frauen, Jugendliche und Erwerbslose. Und die Projekte zei-gen Wirkung: Ehemals arbeits- und willenlose Menschen werden aktiv und erkämpfen sich Schritt für Schritt Selbst-achtung und Unabhängigkeit.

Der Sport ist ein wichtiger Baustein gesell-schaftlicher Integration. Vor allem Jugen-

dlichen bietet er eine Alternative zu anderen, weniger förderlichen Freizeitaktivitäten. Das VWCT-Angebot an (Mannschafts-)Sportarten gibt jungen Menschen Selbstver-trauen. Der VWCT setzt auch Trainingsplätze instand oder spendet für die Anschaffung von Sportgeräten. Neben dem Fußball (siehe dazu Seiten 80 ff) spielt das Feldhockey eine besondere Rolle, vor allem an den Grundschulen.

Vorschul-Inititativen öffnen den Weg in eine bessere Zukunft – auch für diese Kinder.

beschäftigung

sport

Lohn und Brot in einer Ziegelmanufaktur bedeuten Hoffnung auch für die nachwachsende Generation (oben und rechts).

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Er war dort zunächst in der Weiterbildung tätig und bald für die Umsetzung des Employment Equity Act verantwortlich, das den ehemals Benachteiligten faire Beschäftigungschancen einräumt. Das war, wie er rückblickend sagt, „ein äußerst heikles Thema“, bei dem er „ler-nen musste, mit den Ängsten der weißen und den Erwartungen der schwarzen Kollegen um-zugehen.“ Als Corporate and Government Af-

fairs Manager hat Weza Moss weit über die Werksgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt. In seinem Büro hängen Fo-tos, die ihn zusammen mit den Ex-Präsidenten Nelson

Mandela und Thabo Mbeki zeigen.

Sie sind gut vernetzt, Herr Moss.Weza Moss: „Wer Geschäfte machen will, braucht gute Kontakte zu allen Entscheidungs-trägern. Das ist wahr.“

Warum engagiert sich Volkswagen in seinem sozialen und lokalen Umfeld?

Weza Moss: „Volkswagen kann nur erfolgreich wirtschaftlich wachsen, wenn es in das Gemein-wesen investiert. Ein erfolgreiches Gemein-wesen trägt zum Unternehmenserfolg bei.“

Was sind die Beweggründe für Ihr persönli-ches Engagement?Weza Moss: „Ich bin Arbeiterkind, komme aus dem Township New Brighton und habe dort in einem Zwei-Zimmer-Haus gelebt. Ich habe das soziale Leid in unseren Gemeinwesen selbst erlebt. Ich weiß, was es heißt, nichts zu essen zu haben, überhaupt nichts zu haben. Ich war das erste von sechs Geschwistern, das einen Univer-sitätsabschluss geschafft hat.“

Sie arbeiten viel, sind ständig unterwegs: Was sagt Ihre Familie dazu?Weza Moss: „Meine Frau, die selbst der Ge-schäftswelt verbunden ist, hat viel Verständnis für mich. Die Wochenenden sind aber als Zeit für die Familie reserviert. Zu manchen Termi-nen nehme ich meine Frau auch mit. Mein Vater hat mir die beiden Dinge beigebracht, die im

Leben am wichtigsten sind: erstens, wenn es deinem Bruder an etwas fehlt, so teile mit ihm, was du hast, und zweitens, behandle deine Frau mit Respekt.“

In welcher Richtung sollte sich der Community Trust weiterentwickeln? Weza Moss: „Der Community Trust hat es nicht nur mit Brot-und-Butter-Themen zu tun. Seine Stärke besteht vielmehr darin, dass er unsere Gemeinden befähigt, sich nachhaltig zu entwi-ckeln. Der Trust sollte deshalb noch mehr in nachhaltige Entwicklungsprogramme inves-tieren, vor allem in das Group Corporate 2010 Legacy Programme im Zusammenhang mit der Fußball-Weltmeisterschaft.“

„Ich weiß, was es heißt, nichts zu essen zu haben, überhaupt nichts zu haben“intErViEw mit wEza moss, CorporatE and goVErnmEnt affairs managEr bEi Vwsa und zuglEiCh managEr dEs VolkswagEn Community trust

Weza Moss hat an der University of Fort Hare in Südafrika Sozialwissenschaften studiert. Danach arbeitete er bei di-versen Entwicklungsprogrammen, leitete die Zweigstelle der Bekleidungskette Truworth in Uitenhage und stieß 1997 zu Volkswagen.

Wenn Familien gestärkt werden, dann hilft das auch Volkswagen.

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A New Beginning Care Centre & Feeding SchemeACVVAll Star Tae Bo & Body Building ClubArgentina StarsAssociation for the Physically DisabledATKV MaranathaBloom Callies Soccer ClubBongolesizwe Old Age HomeBooysen Park Judo ClubBrandwag High School Bukeka’s Community Kids NaturingCANSA AssociationCaptain Crime StopCerebral Palsy AssociationChayil Women of ExcellenceCheshire Home Christelik-Maatskaplike RaadCity Express Football ClubCitylands Football ClubCommunity Chest Daniels P. P. SchoolDepartment of Sports, Arts & Culture Despatch High SchoolDespatch Primary SchoolDie Brandwag HoerskoolDouglas Mbopa Senior Secondary SchoolDrostdy Chess ClubDrostdy Workshop Dukathole Primary School E. P. Amateur Body Building AssociationEastcape Midlands College - Innovative YouthEastern Cape - Their FutureEastern Province Senior Amateur Golf AssociationEbenezer Sports DevelopmentEdu - PegEmfundweni Primary SchoolEmpilweni Community Clinic CommitteeEmpilweni HospitalEmpumalanga Public Primary SchoolEntokozweni Pre - SchoolEP Karate-do Goju KaiErica HouseEthiopian Episcopal ChurchFAMSAFundani Educare Centre Gadra Advice & Community WorkGirls and Boys TownGreater Uitenhage Sewing Co-operationGreenwood Primary SchoolHarvest Christian CentreHeaven for VictimsHelenvale Primary School

Henry Nginza Primary School Hoerskool DespatchHoly Cross Primary School Hombakazi Primary School Hope Brick Making Project Ikhwezi Lomso ProjectIkhwezi Players Inkolo Kantu Traditional OrganisationInstitute for the BlindIqonga Theatre Ithemba EliphilisayoJames Ntungwana Primary School Japan Shotokan Karate Association Johannesburg Child & Welfare Society John Walton Secondary School Junior Stars F.C.Kanga TrustKarate Association ShoukokaiKathorus Child & Family Organisation Katlehong Cricket ClubKhayamnandi Service CentreKhayamnandi Women In DevelopmentKhayelitsha III Youth Development ForumKimura Shukokai International Karate ClubKruisrivier PrimaryKwa-Nobuhle Library Youth ClubKwa-Nobuhle United Tae Bo Board Laerskool Frans ConradieLaerskool InnesLake Farm CentreLanga Computer Centre Langa Recreation CentreLife Line Limekhaya High School Lonwabo Special School Lorraine F.C.Loyeka Karate ClubLufuno Education for Life Lulutho Skills Transfer Luminaires Singing GroupLuthando Carwash and BakeryLuthando-Luvuyo Special School Mabandla Pre-SchoolMagqabi Public SchoolMasakhane Feeding Scheme Masikhonzane Pre-School Masilunge Community CrecheMasiphakame Midaka Food Gardening Project Masiphathisane Creche & Pre-SchoolMasuyama Karate & Tae-BoMelisizwe Farming Co - Operative Limited

Merryvale Special School Methodist Church of SAMickey Mouse CrecheMiracle Meals TrustMissionvale Care Centre Molly Blackburn Secondary School Molo SongololoMonde Stimulation CentreMotherwell SAPS Mr Raymond MhlabaMthonjeni Senior Primary SchoolMzam’omhle Special School Napwa Port ElizabethNasrUDDIn Islamic School National AIDS Week Business BannerthonNational First Aid DistributorsNazareth House Nazareth Youth ChoirNceduluntu Pre - SchoolNew City Stars F.C.New Jerusalem Children’s Home NMMU Maths & Science Nolundi Creche and Pre - School Nomzamo Savings ClubNonkqubela Pre-School Nonwaba CreationsNorthern Areas Soccer Board (PE)Northern Lights Special School Nosipho Primary School NU12 Motherwell Assembly of GodNyusa Boxing Promotion Old Age Nosikhumbuzo ClubOliver’s House Oosterland Youth CentreOpen Disclosure Operation HungerOrsmond SANTA TB Hospital Our Mother of Perpetual Help ParishPatensie Primary SchoolPathfinderPE ChildlinePentecostal Protestant ChurchPhakamile Combined Primary SchoolPhaphamani Rape Crisis Centre Phindibuye Primary SchoolPolo Cup Soccer TournamentPre-School Teachers’ Training ProgrammeQuadPara Association Quadriplegic Association East Cape RALI Rally To Read Rangers A.F.C

Reach for a Dream Reach for DiscoveryREADRealityReformed Apostolic ChurchReformed Church of Ibhayi Rest Haven Rhodes Dance Programme Riebeek CollegeRoodepoort Centre for the Aged Round Table LadiesRuth Dano Pre-School SA Congress for Early Childhood Development SA Hockey AssociationSANCA SAPS Port Elizabeth Area ChoirSeki Women’s FoundationSettlers Park Primary School SHARE Sheya Kulati Education & Development Trust Simayile Family Sinobuntu Pre-School Sinomonde Educare CentreSiyaphambili Pre-School Siyathemba Community Development CentreSiyaya Skills Institute Solomon Mahlangu High SchoolSOS Children’s Villages South African Golf Development Board Eastern Cape South African Indoor Cricket AssociationSouth African National ParksSouth African Police ServicesSt. Albans Recreational ClubSt. Anthony’s Education Centre St. Francis Hospice St. George’s BandSt. Stephen’s ChurchStephen Nkomo Primary School Stephen Tobias Leadership Development InitiativeStreet Kids Fundraising Campaign Street-Wise South Africa Strelitzia High SchoolSunrise Educare CentreSunshine Special SchoolTake a Girl Child To Work ProgrammeTATI Agricultural ProjectTears of JoyThanda Bantu Stores (Methodist Church)The Bethany House

The Full Gospel Church of GodThe Greater Uitenhage Sewing Co-opThe Grey Institute Development Trust The HavenThe Mkonto Music Association The Mother of HopeThe Oasis Feeding SchemeThe Walmer Gqebera Festival ForumThsepong Stimulation Centre Thubelisha Accelerating Housing DeliveryTjo - Vitjo Indoor Cricket ClubTLC Children’s Home Ubuntu Education FundUDDIUitenhage Black Aces Soccer Football ClubUitenhage Chamber of BusinessUitenhage Convent Primary School Uitenhage Football Association Uitenhage Helpmekaar Naald - Brei & Handwerk ProjektUitenhage High SchoolUitenhage Public LibraryUitenhage Rise & Shine Uitenhage Round Table 14Uitenhage SDASA Chapter Uitenhage Self Employment Centre Umjijo Dance ProgrammeUnion High SchoolUnited Cerebral Palsy Association of SAUPE Department of Maths & Science V.G.K. GelvandaleVoices of AfricaVW Klawerjas ClubWarriors FCWarriors Football ClubWestering Primary SchoolWinners In Education Women of Ward 44Womens NetworkXtreme Learning AcademyYokhuselo the HavenYouth Development CentreYouth In Prison Project Zamukukhanya Pre - SchoolZenzeleni Community Care Centre Zonkizizwe Games

20 Jahre Community Investment: Verzeichnis der Leistungsempfänger

Stand: Oktober 2009

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Für ihre Schüler würde Fizewe Sibeko bis ans Ende der Welt laufen. Als es um die Einrichtung einer Bü-cherei ging, da hat es die Direktorin der Melumzi High School in Kwanobuhle schon einmal getan. Fast jedenfalls. Erst musste sie die Bücher beim Educatio-nal Centre des Ostkaps in Bisho loseisen, dann muss-te sie ins Verkehrsministerium, um den Transport zu organisieren, dann ins Wirtschaftsministerium, um dafür zu sorgen, dass es auch noch Regale gab. Wo

ein Wille ist, ist auch ein Weg und sei er noch so lang. Das könnte das Lebensmotto von Fizewe Sibeko sein.

Fraglich ist allerdings, ob der Weg auch dann zu einem Ziel geführt hätte, wenn Fizewe Sibeko nur leidenschaft-liche Lehrerin und nicht auch Mitglied im Kuratorium des Volkswagen Community Trusts sowie politische Aktivistin in der Füh-rung der – mit dem African National Congress

(ANC) und dem Congress of South African Trade Unions (COSATU) verbündeten – Kommunistischen Partei der Ostkap-Provinz wäre. Gut verdrahtet ist sie also und pfiffig genug, ihre diversen Rollen sou-verän zu balancieren. Warum aber soll sie die guten Kontakte zur regionalen Politik und Wirtschaft nicht ins Spiel bringen, wenn es um das Menschenrecht auf Bildung geht!

Marathon über Bildungshürden

Die Schulleiterin Fizewe Sibeko ist überzeugt vom Wert guter Bildung und bereit, auch unkonventionelle Wege zu gehen, um ihren Zöglingen die Chance auf ein besseres Leben zu eröffnen.

Schule adoptiert – Bessere Chancen auch für Kinder aus Pretoria

Schulen und Bildung fördert Volkswagen nicht nur am Eastern Cape, sondern zunehmend auch in anderen Regionen des Landes – etwa als Partner des staatlichen „Dinaledi Adopt A School” Programms. Was soviel heißt wie: Stars adoptieren eine Schule. Solche Stars können auch Unternehmen sein – Unternehmen wie Volkswagen. Immerhin 1,2 Millionen Rand (109.000 Euro) kommen dabei allein der auf ma-thematisch-naturwissenschaftliche Fächer spezialisierten Bokgoni

Technical High School in Atteridgeville zu-gute, einem zu Apart-heids-Zeiten errichte-ten Township in der Nähe der Hauptstadt Pretoria.Vor allem Kinder aus sozial schwachen Fa-milien sollen an der Bokgoni Schule die Chance erhalten, mit

einer soliden Grundbildung in ein besseres Leben zu starten. Dafür wird die ganze Schulinfrastruktur auf- und ausgebaut. Von den sa-nitären Einrichtungen über die Bereitstellung von Laptops und Vi-deoprojektoren bis hin zur Neuausstattung ganzer Klassenräume: all das dient dazu, eine förderliche Lernatmosphäre zu schaffen. Kräftig investiert wird aber auch in die Ausbildung der Lehrkräfte und in die Ausstattung der Schüler mit Lernmaterial. Gerade erst erhielten alle Schüler einen Taschenrechner.

Mit 90%iger Wahrscheinlichkeit erreichen auch die Jüngsten an Direktorin Sibekos Schule einen erfolgreichen Abschluss.

Aus ehemals 650 Schülern der Melumzi High School sind mittlerweile über 1000 geworden.

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Leidenschaftliche Lehrerin ist Fizewe Sibeko seit 1983. Es folgte ein stetiger Aufstieg zur am-tierenden Fachleiterin, der stellvertretenden Direktorin und schließlich der Leiterin ihrer ei-genen Schule. 1993 gründete sie mit 16 Lehrern und 650 Lernenden die Melumzi High School.

Im Jahr darauf genehmigte die Regierung ihr ein nagelneues Haus als Schulgebäude.

Damit hätten sich andere am Ziel gewähnt. Nicht so Frau Sibeko. Die begann sofort das nähere Umfeld der Schule ins Visier zu neh-men. „Außer dem Gebäude war eigentlich gar nichts schön“, erinnert sie sich. So nahm ein „Gartenbauprojekt mit Gemüseanbau“ Ge-stalt an. Nicht minder stolz ist die nimmermü-

de Direktorin auf den Computerraum; einige Sponsoren hat sie dafür gewinnen können.

Ihre unkonventionellen Initiativen haben die Schule populär gemacht. Und zu einem An-sturm an Schülerinnen und Schülern geführt.

Die große Zahl der Interes-senten mache „es uns manch-mal schwer“, gibt Fizewe Si-beko zu. Schon heute haben

es die 25 Lehrer mit über tausend Schülern zu tun. Dennoch verlassen eindrucksvolle 90 Prozent der Zöglinge die Bildungsanstalt im ländlichen Raum mit Abschluss. Ziel ist - na-türlich - eine Erfolgsquote von 100 Prozent.

Jedes Kind seiner Begabung entsprechend zu fördern ist das pädagogische Credo der Fizewe Sibeko. Für die Begabteren orga-nisiert sie deshalb auch gleich noch Hoch-

schulstipendien. Auch wenn so ein Zuschuss manchmal nur die Kosten für Gebühren und Lehrmittel decke, „öffnet es doch Türen“, ist sie überzeugt. Ihr Bildungsoptimismus ist einfach unerschütterlich: „Was zählt sind Ehrlichkeit und Arbeitseifer, nur dann wird man ernten, was man gesät hat.“

Als Mitglied im Kuratorium des Communi-ty Trusts hat Frau Sibeko mit einer Vielzahl weiterer Projekte zu tun. An Vorschlägen für förderungswürdige Vorhaben herrscht dabei kein Mangel. Die Schwierigkeit liegt darin zu entscheiden, wer Förderung erhält und wer nicht. „Kriterium ist, ob das Projekt der Gemeinschaft nutzt und ob es realis-tisch ist“, versichert Fizewe Sibeko. Ohne Menschen wie sie wäre der Weg zu mehr Bil-dungsgerechtigkeit in Südafrika noch weit länger, als er ohnehin schon ist.

jedes kind seinen fähigkeiten entsprechend unterstützen – das ist frau sibekos credo

Schülerinnen und Schüler bekommen eine hervorragende Ausbildung, dank Flzewe Sibeko und dem Volkswagen Community Trust.

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Als die ARD-Sportschau, die wichtigste Sportsendung des deutschen Fernsehens, unlängst über den Stand der Vorbereitungen auf die Fußball-WM 2010 berichtete, war mi-nutenlang flotte Musik zu hören – „Ma Che-rie“ und „Doo Bee Doo“. Es waren zwei der

vielen Erfolgs-Hymnen der Band Freshlyground, die mittlerweile jedes Kind zwi-schen Kapstadt und Johan-nesburg mitsingen kann.

Freshlyground verbindet den Sound des süd-lichen Afrika mit Pop und Funk. Sie ist die bekannteste Musik-Combo der Kap-Repub-lik, wurde mehrfach ausgezeichnet und wird Südafrika während der Fußball-WM 2010 wohl als offizieller Botschafter repräsentie-

ren. Und der Clou: Volkswagen Südafrika sponsort die Band. Ein wichtiger Grund: Die Gruppe versuchte stets, einen Beitrag zur Aufhebung der ethnischen Schran-ken zu leisten. Denn auch Jahre nach Ende der Rassentrennung ist es unge-wöhnlich, wenn weiße und schwarze Musi-ker aus Südafrika, Moçambique und Sim-babwe zusammen auftreten - und dann auch noch Erfolg haben.

Weil Freshlyground für ein neues Südafrika steht, tritt die siebenköpfigen Combo, die nicht nur in Englisch, sondern auch in Xhosa singt, gern auch bei offiziellen Anlässen auf. So spiel-te Freshlyground bei den Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der ersten freien Wahlen in Süd-afrika vor dem früheren Präsident Thabo Mbe-

ki ebenso wie zur Eröffnung des Parlaments und zum 90. Geburtstag Nelson Mandelas.

Im Dezember 2008 trat Freshlyground sogar auf der Betriebsversammlung von VWSA in Uitenhage auf. Nach der Rede von VWSA-Chef David Powels rockte die Halle. Als Zo-lani Mahola, das rund 1,60 Meter große Kraftwerk der Band, loslegte, standen mehr als tausend Mitarbeiter auf, tanzten, sangen, klatschten – egal, ob weiß oder schwarz. Was für eine Betriebsversammlung!

Am nächsten Tag war die Band in den bet-telarmen Townships von Port Elizabeth un-

Doo Bee Doo in Halle X

Freshlyground ist eine der populärsten Bands Südafrikas. Hauptsponsor der Afro-Pop-Funk-Gruppe ist Volkswagen. Die Partner passen hervorragend zusammen – beide trommeln für das neue Südafrika ohne Rassenschranken und soziale Benachteiligung.

und plötzlich tanzten über tausend arbeiter, schwarze wie weisse

Zolani Mahola, die kleine, aber um so stimmgewaltigere Frontfrau von Freshlyground

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terwegs und besuchte eine von Volkswagen geförderte Behinderteneinrichtung. Be-sonderer Programm-Punkt: ein Besuch der Kama Primary School in New Brigthen, der früheren Grundschule von Zolani – ein tri-umphaler Empfang mit hunderten singenden und tanzenden Kindern.

„Wir lieben Volkswagen, es ist eine tolle Zu-sammenarbeit“, schwärmt die charisma-tische Sängerin, die in Port Elizabeth nahe Uitenhage geboren ist. Schon 2006 tourten die Musiker unter dem Volkswagen-Banner durch vier große Hallen in Johannesburg, Durban, Kapstadt und Port Elizabeth. Eine von Volkswagen gesponserte DVD, die gerade als beste Musik-DVD des Landes ausgezeich-net wurde, dokumentiert die Konzertreise.

Und Zolani Maholas markante Stimme hält al-les zusammen. Die beeindruckende Bühnen-präsenz der jungen Frau lässt den Funken der Begeisterung spontan überspringen. Auch Robbie Williams sah, wie seine Vor-Band in Pretoria, Durban und Kapstadt mühelos je-weils 50 000 Menschen in ihren Bann zog, bevor er selbst ans Mikro kam – für Freshly-ground war es der Durchbruch.

Zolani Mahola und Co. wollen die Menschen in ihrer Heimat ermutigen. Und sie enga-gieren sich für eine bessere Zukunft – auch dadurch, dass sie sich gemeinsam mit VWSA für die Desmond-Tutu-HIV-Stiftung stark machen. 2010 kommt die neue, vierte CD heraus – gerade richtig zur Fußball-Welt-meisterschaft.

Peter Cohen, Zolani Mahola und Kyle-Rose Smith von Freshlyground mal ganz nah dran an Volkswagen Südafrika

Wenn zwei Freunde einen gemeinsamen dritten Freund haben, dauert es meist nicht lange, bis aus dem verschworenen Duo ein Trio wird. Seit vielen Jahren en-gagiert sich die populäre Afro-Pop-Funk-Band Freshlyground für die Desmond Tutu HIV Stiftung - die Benefizkonzerte waren regelmäßig ein Bombenerfolg.

Auf der anderen Seite ist Freshlyground eben auch mit Volkswagen verbandelt. Da konnte es kaum ausblei-ben, dass der Autohersteller ebenfalls mit der Desmond Tutu HIV Stiftung in Kontakt kam. Über 150 Ärzte, Kran-kenschwestern, Forscher und Sozialarbeiter sind in Krankenhäusern und Kom-munen an der Erforschung, Behandlung und Prävention von Aids für die renommier-te Stiftung tätig.

So fand im Sommer 2008 ein großes Benefiz-Konzert der Desmond Tutu HIV Stiftung mit Freshlyground statt. Im Rah-men dieses Konzerts war ein Gala Dinner mit Erzbischof und Nobelpreisträger Des-mond Tutu zugunsten der Stiftung an-

beraumt worden, an dem 200 geladene Gäste teilnahmen. Aufgrund der großzü-gigen Unterstützung durch VWSA konn-ten die gesamten Einnahmen des Events unverkürzt der neu geschaffenen „Friends of the Foundation“ Kampagne zufließen.

Mit den Spendengeldern des Freshlyg-round-Volkswagen-Benefiz-Abends soll die Erweiterung eines Jugendzentrums in Masiphumelele, des Kethupila „Choose

Life“ Zentrums, vorangetrieben werden. Junge Menschen werden dort über die Gefahren des HI-Virus aufgeklärt und erhalten obendrein mannigfaltige Ange-bote für eine kreative Freizeitgestaltung sowie Bildung und Ausbildung.

Gemeinsam für die Desmond Tutu HIV Stiftung

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Umzi Wethu ist ein Xhosa-Wort und be-deutet “Heimstatt” oder “unser Zuhause”. Tatsächlich hat in aller Regel kein Zuhause, wer am Umzi Wethu Programm teilnehmen darf – Aids-Waisen nämlich und Heranwach-sende, die sich um ihre jüngeren Geschwis-ter gekümmert haben. Umzi Wethu bietet ihnen einen Ausweg aus dem Kreislauf der Armut und eine Zeitlang wirklich eine Hei-mat. Die Heranwachsenden, die von Sozi-alarbeitern oder NGOs ausgewählt werden,

erhalten als Tages- oder Internatsschüler eine zertifizierte Berufsaus-bildung mit Mentoren-Unterstützung. Nach

ein jäh riger Ausbildung wird ihnen eine Stelle angeboten, entweder als Wildhüter oder auch als Koch.

Umzi Wethu wird von der 1972 gegründeten Wilderness Foundation betrieben. Die re-nommierte Stiftung verknüpft ihr primäres Anliegen – den Naturschutz – auf intelligente Weise mit modernen sozialpädagogischen Konzepten und leistet auf diese Weise einen Beitrag zur gesellschaftlichen Integration

Umzi Wethu – eine Chance für die Chancenlosen

Die Akademie Umzi Wethu bietet Aids-Waisen die Aus-sicht auf ein Leben jenseits der Trostlosigkeit. Volkswa-gen unterstützt das von der Wilderness Foundation ent-wickelte Ausbildungs-Projekt.

Ihre Chancen fürs Leben haben sich wesentlich verbessert: Absolventen der Umzi Wethu Academy (l.), Übergabe eines Transporters als Geschenk an die Academy (r.).

besonders benachteiligter Gruppen. Schon über 100.000 Menschen, darunter auch füh-rende Köpfe aus Politik und Gesellschaft, haben an den Naturerlebnis-Programmen der Found-ation teilgenommen.

Die beiden in der Ostkap-Provinz gelegenen Umzi-Wethu-Pilotakademien – die eine in Port Elizabeth, die andere in Somerset East – haben nach Angaben des Direktors der Wilderness Foundation, Andrew Muir, bisher überaus er-folgreich gearbeitet: „Neunzig Prozent unserer Absolventen haben den Übergang ins Berufsle-ben bewältigt, einige sind schon zu Nachwuchs-managern befördert worden.“

Die Wilderness Foundation würde das Projekt deshalb gern in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen ausbauen und Umzi-Wethu-Akademien überall dort einrichten, wo Brenn-punkte von Ökotourismus und Armut dicht beieinander liegen. Volkswagen unterstützt die Wilderness Foundation seit langem. Schon die erste Akademie in Port Elizabeth hat das Unter-nehmen seinerzeit mit Möbeln und Einrich-tungsgegenständen ausgestattet. Ende 2008 hat Volkswagen Umzi Wethu dann zwei Fahrzeuge geschenkt – einen Citi Golf und einen Trans-porter. Der Citi Golf wird für das Fahrertraining eingesetzt – die Wildführer müssen nämlich alle ihren Führerschein machen –, während der Transporter als Shuttlefahrzeug dient und die Studenten zwischen Naturpark und Akademie hin und her bewegt. Einen Zuschuss für ihre Um-welterziehung hat Volkswagen der Wilderness Foundation ebenfalls zukommen lassen.

Die Audi Terra Nova Awards

Der Audi Terra Nova Award wird seit 1994 in Zusammen arbeit mit der Wilderness Foundation verlie-hen. Mit dem Preis ausgezeichnet wer-den die stillen Hel-

den, die sich oft gegen Widerstände für den Naturschutz engagieren. Öffentliche Aufmerk-samkeit zu schaffen und Unterstützung zu mo-bilisieren für den Schutz von Natur und Lebens-welt ist das Anliegen der Sponsoren, zu denen neben Audi und der Wilderness Foundation auch die mantis collection gehört, eine renom-mierte Gruppe von Hotels und Wildreservaten. Audi ist die die Sponsor-Partnerschaft jährlich 1,5 Millionen Rand (136.000 Euro) wert.

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Lerato „Lira“ Molapo ist die wohl beliebteste junge Sängerin Südafrikas. Sie verkörpert Emotionalität und Weiblichkeit und versteht es auf sehr eigentümliche Weise, das Publi-kum in ihren Bann zu ziehen. „Meine Musik soll aufbauen und stark machen“, wünscht sich die 29-Jährige, die am 14. März 1979 in Daveyton zur Welt kam – einem Township in der Provinz Gauteng. Nachdem sie einige

Wettbewerbe für junge Sänger und Songwriter gewonnen hat-te, startete Lira mit 16 Jahren eine Profi-Karriere mit Cover-Versionen, aber auch schon mit eigenen Songs.

Im Jahr 2000 wurde Lira von dem Musiker und Produzenten Arthur Mafokate entdeckt, der auch ihr Debutalbum „All My Love“ (2003) herausbrachte. Bald darauf tat sie sich mit dem Keyboarder Victor Mngomezulu, dem Bassisten Tshepo Sekele und dem Produzen-ten Robin Kohl zusammen und veröffentlich-te „Feel Good“, das bei dem Metro FM Awards

sogleich zum „Besten Jazz Album“ des Jahres 2007 gekürt wurde und die graziöse Sänge-rin weit über die Grenzen Südafrikas hinaus bekannt machte. In Italien war der Titelsong wochenlang im Radio zu hören. In ihrer Hei-mat war „Feel Good“ 2008 das am meisten gedownloadete Lied überhaupt.

Lira steht für einen eigenständigen Sound, in dem sich Elemente des Afro-Pops mit Rhythm’n Blues und Jazzigem mischen. Zur Freude ihrer Fans tritt Lira auf Jazz-Festivals auch regelmäßig live auf – und bietet dann formvollendeten Ohrenschmaus.

Ende 2008 erschien ihr drittes Album „Soul In Mind“. Es ist, so die Sängerin über sich selbst, „der Sound einer Frau, die ihre Rolle und ihre kreative Stimme gefunden hat“. Sie

sei sich treu geblieben, auch wenn die Musik nun „mehr zu Herzen“ gehe. Die Jury bei den diesjährigen South African Music Awards fand das offenbar auch – und sorgte für eine echte Sensation, indem sie Lira gleich vier-mal zur Siegerin kürte, darunter vor allem die Auszeichnungen für das „Beste Album“ und die „Beste Künstlerin“.

Audi ist stolz, die Afro-Pop-Queen seit 2008 unter Vertrag zu haben. Dabei schätzt das Unternehmen nicht nur ihre ruhige und fröh-liche Art, die die Zusammenarbeit zu einem „reinen Vergnügen“ mache, sondern auch „ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Professionalität“.

„Meine Musik soll stark machen“

Lerato Molapo alias „Lira“ ist die faszinierendste Sängerin Südafrikas. Bei den South African Music Awards 2009 räumte die 29-Jährige gleich vier erste Preise ab – kein Wunder, dass Audi dankbar ist, sie als Markenbotschafterin zu haben.

Afro-Pop-Queen und Audi-Markenbotschafterin Lira bietet formvollendeten Ohrenschmaus.

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Berühmt-berüchtigt wurde das schöne Robben Island mit seinen Antilopen und Springböcken als Gefangeneninsel für politische Häftlinge.

Zwölf Kilometer vor Kapstadt liegt malerisch in der Tafelbucht die Insel Robben Island. Der kalte Benguela-Strom aus dem Südatlantik hat

an der Steilküste eine bunte Kaltwasser-Flora entstehen lassen – Schnorchler gehen am nahen Smits Riff gern auf Entdeckungstour. Die 547 Hektar große Insel bietet Antilopen, Springböcken,

Seehunden und Pinguinen einen idealen Lebens raum, beherbergt zudem die größte Möwenkolonie der südlichen Hemisphäre.

Ihre eigentliche Berühmtheit verdankt Robben Island aber seinem Gefängnis und Nelson Mandela, der hier fast zwei Jahrzehn-te als Häftling in einer vier Quadratmeter großen Einzelzelle verbrachte.

Seit dem Erstarken der Anti-Apartheid- Bewegung galt Robben Island als berüch-tigste Haftanstalt für politische Gefangene. Bei harter Arbeit im Steinbruch waren sie oft unzureichend gekleidet und mussten auf Strohmatten auf dem kalten Steinfuß-boden schlafen. Erst 1971 nach Streiks und Protesten gelang es den Gefangenen, humanere Haftbedingungen durchzu-setzen. Sie durften nun sogar studieren.

Ehemalige Häftlinge und Wärter Tür an Tür

Robben Island ist die Insel, auf der Nelson Mandela 20 Jahre inhaftiert war. Dem Robben Island Museum stiftete Volkswagen of South Africa im Rahmen ihrer „People’s Partnership“ acht Volksbusse. So muss der absehbare Besucheransturm 2010 niemandem schlaflose Nächte bereiten. Auflösung nicht ausreichend!

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Fast zwei Jahrzehnte verbrachte Nelson Mandela in einer vier Quadratmeter kleinen Einzelzelle auf Robben Island.

2000 Besucher werden täglich mit Volkswagen Bussen zwischen der Pier und dem Robben Island Museum hin- und her gefahren.

Nelson Mandela, der ANC-Führer und spä-ter so bewunderte Friedens-Politiker, nutz-te seine Freizeit für die eigene Fortbildung und rief seine Mitgefangenen – darunter Walter Sisulu, Robert Sobukwe und Govan

Mbeki – dazu auf, es ihm gleich zu tun. Bald sprach die Öffentlichkeit respektvoll von der Mandela University. Den ersten Teil seiner Memoiren „Long Walk to Freedom“ (Der lange Weg zur Freiheit) schrieb Nelson Mandela noch auf Robben Island. Nach seiner Wahl zum Staatspräsidenten 1994

nahm er elf ehemalige Mithäftlinge in sei-ne Regierung auf.

Heute ist Robben Island – auf Africaans: Eiland – Nationale Gedenkstätte und Museum, seit

1999 zudem Weltkulturerbe der UNESCO. Mit rund 2000 Besuchern pro Tag zählt das Robben Island Museum längst zu den touris-tischen Hauptattraktionen des Landes. Wäh-rend der Fußball-Weltmeisterschaft wird der Besucherstrom indes nach aller Voraussicht auf ein Vielfaches anschwellen.

Da trifft es sich gut, dass das Museum einen Verbündeten gefunden hat, der den Trans-port der Besucher übernimmt – die Nutz-fahrzeugsparte von Volkswagen of South Africa. Acht sogenannte Volksbusse hat das

Unternehmen gestiftet, die den Shuttleser-vice zwischen der Anlegestelle und dem frü-heren Gefängnis übernehmen.

Vor elf Jahren, 1998, hatte Volkswagen dem Insel-Museum schon einmal einen Transporter als VIP-Shuttle gespendet.

Nun sei das Unternehmen „sehr stolz, die Partnerschaft fortzusetzen“, sagt Johan Cloete, der Generaldirektor von Volkswagen Commercial Vehicles.

Dreieinhalb Stunden benötigen die Tou-risten für den Besuch, einschließlich der jeweils halbstündigen Katamaranboot-Überfahrt, die am Nelson-Mandela-Gateway an der Waterfront von Kapstadt beginnt. Die Führer dieser Touren sind übrigens sowohl ehemalige politische Häftlinge wie auch ehemalige Wärter des gefürchteten Ge-fängnisses. Auch in dem Inseldorf leben Ex-Häftlinge und Ex-Wärter heute als Nachbarn friedlich Tür an Tür.

bei harter arbeit im steinbruch waren die politischen gefangenen oft unzureichend gekleidet und mussten auf strohmatten auf dem kalten steinfussboden schlafen

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Wandas Hose ist zerrissen, eine zweite hat er nicht. Sein Vater hat sich schon vor seiner Ge-burt aus dem Staub gemacht. Pride ist Waise und außerdem HIV-positiv. Tshepo schläft in einem windigen Holzverschlag, seit die ver-zweifelte Mutter im Feuer starb, das sie selbst gelegt hatte. - Das Elend der Kinder in den verarmten Townships ist unbeschreiblich.

Sie wachsen in einer Umge-bung auf, in der Gewalt, Armut, Krankheit und Arbeitslosigkeit die prägenden Erfahrungen sind. Viele Kinder werden von

ihren Eltern gezwungen, die Schule zu ver-lassen und sich eine Arbeit zu suchen. Ande-re jobben, um ihre kleineren Geschwister zu versorgen.

Jeder dritte Erwachsene ist HIV-positiv – ent-sprechend viele Kinder sind Aids-Waisen, die von der Hand in den Mund leben, hungern,

und oft nicht mal ein Wellblechdach über dem Kopf haben. Tagaus tagein tragen sie dieselben Lumpen. Spielzeug kennen sie nicht, Gewalt, gar Sklaverei um so besser. Zehntausende von Jungen und Mädchen gibt es de jure gar nicht – sie haben nicht mal eine Geburtsurkunde, sind völlig schutz- und rechtlos.

Die Behörden sind überfordert. Hilfsorganisa-tionen und Initiativen, die sich kümmern, gibt es zwar; allzu oft aber bleibt es beim guten Vor-satz, und Projekte scheitern schon nach kur-zer Zeit, mal an mangelndem Geld und mal an mangelnder Professionalität. Jedes geschei-terte Projekt aber lässt Kinder zurück, deren Weg wieder auf die Straße hinaus führt.

Um den Kreislauf aus Hoffnung und Verzweif-lung zu durchbrechen, hat die Volkswagen-

Die Helfer an einen Tisch bringen, statt bloß Geld zu verteilen

Das Elend der Kinder in den verarmten Townships ist groß – die Initiative „Eine Stunde für die Zukunft“ der internationalen Volkswagen-Belegschaft setzt auf Hilfe zur Selbsthilfe.

Keine Sozialhilfe ohne Geburtsurkunde

Viele Kinder in Südafrika besitzen gar nichts – nicht einmal eine Geburtsurkunde. An-spruch auf staatliche Unterstützung haben aber nur solche Kinder, die ein solches Do-kument vorweisen können. Der Volkswagen Community Trust und das Forum zur Ret-tung von Kindern sorgen deshalb erst ein-mal dafür, dass Geburten in Kwa-Nobuhle nachträglich registriert werden: Freiwillige Helfer verteilen Antragsformulare, damit die Behörden erst Urkunden und Ausweis-papiere ausgeben und dann die Beihilfe zahlen. Die Polizei hilft bei Bedarf mit eides-stattlichen Erklärungen.

Viele Menschen in den Townships leben in Wellblechhütten (oben), zu viele Kinder fristen ein Dasein, das von Armut, Krankheit und Perspektivlosigkeit geprägt ist (ganz rechts).

Rate der HIV-Erkrankungen in Afrika

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Belegschaft vor rund zehn Jahren ihr Projekt „Eine Stunde für die Zukunft“ („One Hour for the Future“) ins Leben gerufen, an dem sich auch die Mitarbeiter von VWSA beteiligen. Helfen will gelernt sein – Capacity Building war daher die Devise.

Statt das gesammelte Spenden-Geld bloß zu verteilen, machte sich Volkswagen Süd afrika daran, die wichtigen Akteure erst einmal an einen Tisch zu bringen. Sie sollten sich in ihrem Engagement gegenseitig unterstützen können. So entstand das Forum zur Rettung von Kindern („Save the Children Forum“), das sich rasch zur Plattform für rund 20 Nichtre-gierungsorganisationen (NGO) sowie der Kin-derschutzeinheit der Südafrikanischen Poli-zei (SAPS) und diverser lokaler Vertretungen südafrikanischer Ministerien entwickelte.

Vernetzung, Organisationsentwicklung, Befä-higung – das sind die strategischen Eckpunkte des Projekts „Stunde für die Zukunft“. Ein gutes Viertel der Einnahmen ist denn auch in die Schulung von Personal für die Kinderpfle-ge und -erziehung investiert worden. Das sind Fachkräfte, die die Gemeinden im Kampf gegen die Aids-Pandemie wirkungsvoll unterstützen können.

Die beiden wichtigsten Projekte der „Stunde für die Zukunft“-Kampagne fördern Qualifi-zierung und Beschäftigung. In Kwa-Nobuhle wurde 2006 zusammen mit Twilight Children’s Shelter, einer Initiative für ob-dachlose Kinder, ein Töpferei-Projekt ent-wickelt. Jugendliche werden in einer frisch renovierten Werkstatt darin ausgebildet, Hausrat wie Kaffeebecher, Teller, Aschenbe-

cher und Keramikfliesen herzustellen und selbst zu verkaufen.

Nun soll ein Business-Plan her, um den nach-haltigen Erfolg des Unternehmens zu gewähr-leisten. Das zweite Projekt, eine Bäckerei, wur-

de 2007 gemeinsam mit der methodistischen Kirche Edward Cook in New Brighton initiiert. Die Kirche unterhält dort ein Ernährungspro-gramm für Kinder. Seither bereichert Selbst-gebackenes den Speiseplan der Jungen und Mädchen – und Jobs schafft es obendrein. Hilfe zur Selbsthilfe – der Leitgedanke der För-derpolitik von Volkswagen und des Volkswagen Community Trusts.

Weil Ausbildung ohne schulische Vorbildung aussichtslos ist, hat das Save-the-Children-Fo-rum auch eine Kampagne initiiert, die darauf zielte, Straßenkinder freiwillig „zurück in die Schule“ zu bringen. Jedes Kind wurde persön-lich angesprochen und mit der Aussicht auf

eine Schuluniform und Bücherspenden zum neuerlichen Schulbe-such bekehrt. Eine Art

Fürsprache-Koalition hat die Volkswagen-Be-legschaft schließlich mit Organisationen gebil-det, die über das Problem des Kinderhandels aufklären und die Regierung zum Handeln zwingen wollen. All diese Initiativen sind getra-gen von der Überzeugung, dass – so das Motto des Solida ritäts-Projekts – „jedes Kind die Chan-ce haben soll, eine Kindheit zu erleben, die es wert es, sich dereinst an sie zu erinnern“.

0% – 2%

2% – 5%

5% – 10%

10% – 15%

15% – 30%

30% +

die kinder wurden mit dem angebot einer uniform und einer bücherspende zur rückkehr in die schule bekehrt

Rate der HIV-Erkrankungen in Afrika

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Neben dem „Drill Hall Museum“ in der un-gemütlichen Innenstadt von Johannesburg befindet sich ein zementierter Platz, der von einem kaputten Metallzaum gesäumt ist. Kinder und Jugendliche verschiedener Alter-stufen – einige in Schuluniform – kicken und werfen hier mit Bällen. Es ist noch nicht lange her - da gab es hier bloß unwirtliches Ödland. Das tobende Leben ist erst mit der Initiative

„A Chance to Play“ des Volks-wagen-Konzernbetriebsrats eingekehrt. Die Idee für das Projekt hatte viel mit der vor

der WM 2010 mächtig angeschwollenen Fuß-ball-Begeisterung im Lande zu tun.

„A Chance to Play“ will für die Jungen und Mädchen in den Armenvierteln Spiel- und Sportmöglichkeiten schaffen. Deshalb wer-den seit 2008 Sportplätze angelegt oder wie-der bespielbar gemacht, Geräte angeschafft oder repariert, Trainings organisiert,

Turniere veranstaltet. Die Initiative wirkt vor allem im Eastern Cape, im Umfeld des Volkswagenwerks, aber auch in den Provin-zen Gauteng, in der Johannesburg liegt, und Limpopo im Norden.

Von einer unbeschwerten Kindheit kön-nen die meisten Kids dort nur träumen. Armut und Arbeitslosigkeit, Krankheit und schlechte Bildungschancen prägen ihren Lebensalltag. Viele Kinder sind Aids-Waisen, Mädchen zudem oft Opfer sexueller Gewalt. „Die Kin-der kommen zu mir, um mir ihre Probleme zu erzählen“, sagt Elliot Hluthwa, der Sportkoordinator von „A Chance to Play“ in Johannesburg. Sonst würden sie sich nur „auf der Straße herumtreiben und auf die schiefe Bahn geraten“.

Seit mehr als zehn Jahren schon übt die Volkswagen-Belegschaft gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk terre des hommes Deutschland Solidarität mit Straßenkindern in Südafrika und anderswo („Eine Stunde für die Zukunft“). Viel, sehr viel Spenden-geld ist seither zusammengekommen. Das Programm „A Chance to Play“, das auch vom Vfl Wolfsburg unterstützt wird, gibt diesem Engagement neuen Drive.

Kommen die Kinder regelmäßig zum Sport, gelingt es oft auch, ihnen weitergehende Unterstützung anzubieten: kunsthandwerk-liche Kurse, die Vermittlung erster berufs-praktischer Fähigkeiten, Aufklärung über

„A Chance to Play“ – Sport und Spiel für lebenstüchtige Kinder

Die Fußball-WM soll auch den armen Kindern in Süd-afrika etwas bringen. Eine Initiative der Volkswagen-Be-legschaft setzt auf die erzieherische Wirkung des Sports.

mehr als 30.000 kids werden bis 2010 durch „a chance to play“ erreicht.

Der Fußball - oder Diski, wie man in den Townships sagt – ist immer die populärste Sportart im schwarzen Südafrika gewesen, vor allem bei Jüngeren.

Ellioth Hluthwa, Sportkoordinator, und ein Mädchenteam, das hier eine „Chance zu spielen“ hat

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„Und das ist unser Fußballplatz“, sagt Exen Maledimo. Der ausgestreckte Arm des jun-gen Mannes weist auf eine unebene Gras-fläche mit einem Satz wackliger Holzpfähle an den Seiten. „Die Mädchen spielen hier auch Korbball“, fügt Exen hinzu. Dummer-weise gebe es keine Netze. Da stellten sie sich „halt vor“, sie würfen „den Ball in den Korb“.

Der junge Mann aus einem Dorf in Südafri-kas nördlichster Provinz Limpopo ist „Sport- und Spielkoordinator“ der Initiative „A Chan-ce to Play“, die vom Volkswagen-Konzernbetriebsrat und dem Kinderhilfswerk terre des hommes getragen wird.

Exen Maledimo weiß, wie schwierig sein Job ist, doch zweifelt er keinen Moment an seinem Sinn: „Hunderte von Kindern kom-men Woche für Woche her, sie wüssten sonst kaum etwas mit ihrer Zeit anzufangen.“ Trotzdem ist aller Anfang schwer. Für Kinder aus entlegenen Dörfern gibt es nicht genug Transportmöglichkeiten, die Aus-rüstung an Spiel- und Sportgerät ist dürftig, nicht einmal Trink-wasser gibt es in Reichweite der Anlagen. „Wir haben nicht viel“, gibt Exen zu, „aber es ist besser als nichts.“ Doch ist die Ge-genwart auch noch so trüb – träumen ist nicht verboten. Exens Traum ist, dass hier im vermeintlichen Nirgendwo einmal ein

Park für Kinder entsteht, wo sie spielen und trainieren können und „einfach gut aufgehoben“ seien.

Vier solcher Parks möchte Woz’obona, die Partnerorganisation von „A Chance to Play“, in ihrem Einsatzgebiet in Limpopo schaf-fen; finanziell gesichert ist bislang einer, er soll als Modell und Überzeugungshilfe für staatliche Zuschüsse dienen. Exen Maledimo ist froh, Teil der Vision von „A Chance to Play“ zu sein, allen Kindern in Südafrika das Recht auf Spiel zu sichern. Ei-nige Jahre zuvor hatte er zeitweise sein Dorf verlassen müssen, um in einer der Minen um Johannesburg zu arbeiten. Heute ist der Vater eines Sohnes glücklich, seine Berufung gefunden zu ha-ben: „Ich liebe Kinder, ich liebe Sport, und ich glaube, ich habe ein Talent dafür, beides zu verbinden.“

Aids oder den angemessenen Umgang mit Konflik-ten. „Wir wollen die verborgenen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen fördern und sie stärken. Sie sollen erleben, dass sie etwas bewegen und errei-chen können, trotz der schwierigen Umstände“, sagt Programmkoordinatorin Claudia Berker. Empower-ment nennen Fachleute diesen Ansatz.

In Johannesburg bekommt Elliot inzwischen auch von einigen Lehrern Unterstützung. “Wenn meine Schüler von den Spielnachmittagen zurückkehren, sind sie wie ausgewechselt”, begründet es ein Grund-schulleiter, “sie nehmen mit neuer Energie am Un-terricht teil”. Notorische Schwänzer haben durch den Kontakt mit Lehrern und Gleichaltrigen sogar wieder den Weg in die Schule gefunden.

weitere informationenwww.a-chance-to-play.org

„Wir haben nicht viel, aber es ist besser als nichts“ExEn malEdimo ist sportkoordinator für „a ChanCE to play“ in limpopo

Straßenkinder sind die Nutznießer des Konzern-betriebsrats-Projekts „Eine Stunde für die Zukunft“.

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Im Jahr 1978 traf der Fußballer Lucky Stylianou eine Entscheidung fürs Leben. Er wechselte zu den Kaizer Chiefs, dem Kult-Team in Soweto, dem größten Township Südafrikas. So wurde Stylianou zum ersten Weißen im Verein. Manchmal war er der ein-zige Weiße im Stadion. Denn sein Arbeitplatz lag in einem Revier, das er offiziell gar nicht betreten durfte. Doch Lucky Stylinou machte

seinem Namen Ehre – er hatte Glück. Hin und wieder landete er zwar im Gefäng-nis, doch stets nur

für einige Stunden, höchstens einen Tag. „Anderen erging es schlimmer“, erinnert er sich. So konnte Lucky Stylianou acht Jahre lang für die Kaizer Chiefs Tore schießen – seine Prominenz war sein Schutzschild.

Das Regime der Apartheid trennte auch den Fußball nach Hautfarben. Wer gegen die un-menschlichen Regeln verstieß, dem droh-

ten schwere Strafen. Schwarze, Farbige und Asiaten mussten in Südafrika unter sich kicken, mit schlappen Bällen, auf staubigen Straßen – der südafrikanische Fußballver-band Fasa war ausschließlich für Weiße ge-gründet worden.

Im Jahr 1957 wollte das Land entweder eine rein schwarze oder rein weiße Auswahl zur Afrika-Meisterschaft schicken. Doch die anderen Nationen des Kontinents wehrten sich: Südafrika wurde disqualifiziert. Vier Jahre darauf, 1961, verbannte auch der Weltfußballverband Fifa den Kapstaat aus seinen Wettbewerben - der südafrikanische Fußball war von der Welt isoliert.

Immer weniger Weiße interessierten sich in der Folgezeit noch für Soccer; wenn überhaupt, verfolgten sie im Fernsehen die

englische Meisterschaft. Beliebter waren die Kolonialsportarten Rugby und Kricket. Talente wie der Torwart Gary Bailey wech-selten nach Europa. Ganz anders sah es in der schwarzen Bevölkerung aus. Gerade in den Armenvierteln wuchs die Begeisterung für den Fußball beständig.

Nach dem Ende der Apartheid erkannte die demokratische Regierung, dass der Fußball als ein mächtiger Hebel zur Integration der Gesellschaft eingesetzt werden konnte. So entwickelte sich die Nationalmannschaft „Bafana“ (Unsere Jungs) alsbald zum Schau-fenster der Regenbogennation. Der Gewinn der Afrika-Meisterschaft 1996 im eigenen Land – mit fünf weißen Spielern – markierte bereits den ersten vorläufigen Höhepunkt des nun rassenschrankenlosen Fußball fiebers im Lande. Die Weltmeisterschaft 2010 soll Südaf-

Die Zeiten, da Hautfarbe wichtiger war als Talent, sind lange vorbeiDas Regime der Apartheid trennte auch den Fußball nach Hautfar-ben. Inzwischen aber hat das Fußballfieber die ganze Nation erfasst. Volkswagen hilft mit, den Sport zum Vehikel sozialer Integration zu machen – als Fußball-Sponsor und sogar als Eigner eines Clubs.

Der berühmte Lucky Stylianou (l.) war 1978 der erste Weiße, der für die Kaizer Chiefs antrat.

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rika – ein Land, in dem offiziell nicht weniger als elf Sprachen gesprochen werden – beim Nation Building weiter voranbringen.

Auch Volkswagen trägt sein Teil zur Integ-ration der Fußballnation Südafrika bei. 5,5 Millionen Rand (500.000 Euro) investiert der VW Community Trust Jahr für Jahr in den Breitensport; das Gros der Mittel kommt der Soccer Development Initiative zugute, hinter der die Nelson Mandela Bay Municipality und eine Reihe weiterer regio-naler Sponsoren stehen.

Auch die 47 Clubs des lokalen Fußballver-bands Uitenhage FA, darunter fünf Frauen-vereine, profitieren vom Engagement der

Volkswagen-Stiftung. Bis heute hat der Trust dem Verband mit rund 4 Mio. Rand (360.000 Euro) unter die Arme gegriffen.

Um seinen Standort mit erstklassigem Fuß-ball aufzuwerten, un-

terstützt Volkswagen zudem den örtlichen Fußballverein Bay United, der bis in die erste Liga aufstieg, zuletzt aber wieder in der zweiten Spielklasse landete (siehe dazu Seite 84).

Außerdem ist VWSA Sponsor der Erstliga-Mannschaft Moroka Swallows (siehe dazu Seite 83), eines der ältesten und angese-hensten Fußballclubs im Lande. Zur Saison-vorbereitung 2007 durften die Swallows, auch liebevoll „Beautiful Birds“ genannt, nach Deutschland reisen - und trafen dort in

einem Freundschaftsspiel auf einen ande-ren Volkswagen-Verein, den VfL Wolfsburg. Im Gegenzug engagieren sich die Swallows in ihrer Heimat gern im Sinne des Gemein-wohls. So besuchen sie Schulen, um für den Fußball, nebenbei aber auch für die Aids-Vorsorge zu werben.

Ob in der regionalen Castle League oder über die Nachwuchsschmiede der Bay United Academy – Volkswagen fördert den Amateursport ebenso wie den Profifußball. Und ebnet damit zugleich einen Weg zu so-zialem Aufstieg. Für so manchen schwarzen Youngster sind so schon Träume wahr ge-worden.

Als das Jugendteam der Kaizer Chiefs im Juni ’09 in einem Testspiel gegen die brasi-lianische Nationalmannschaft antrat, die für

den Confederation Cup nach Südafrika ge-kommen war, da ist auch so ein Traum in Er-füllung gegangen. Im Orlando-Stadion fand das Spiel statt, mitten in Soweto, wo mehr als zwei Millionen Menschen leben, viele in Wellblechhütten und bitterarm. Und dann gegen Brasilien! Für die jungen Fußballer war es der Tag ihres Lebens.

Jugendkoordinator der Kaizer Chiefs ist übrigens derselbe Lucky Stylianou, der vor 31 Jahren als erster Weißer bei einem „schwarzen“ Verein angeheuert hatte. In seinem Team der unter 18-Jährigen gibt es derzeit allerdings keinen einzigen Weißen. „Bei uns sollen die Besten spielen“, sagt der 57-Jährige dazu nur. Und dass bei ihm nun einmal „die Leistung“ entscheide. Die Zeit, in der Hautfarbe wichtiger war als Talent, ist eben endgültig vorüber.

5,5 millionen rand investiert der volkswagen community trust jahr für jahr in den fussball

Das südafrikanische Nationalteam, Bafana Bafana, 2009 (o.) und 1996 als Afrika-Meister (r.)

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Tage gibt es, da geschehen Dinge, die gar wun-dersam sind. Der 23. Mai 2009 ist so ein Tag. Da werden – 8800 Kilometer voneinander ent-fernt, kaum eine halbe Stunde nacheinander – zwei Fußball-Trophäen erobert, die beide in der Volkswagen-Welt große Freude auslösen.

Im südostniedersächsischen Wolfsburg ge-winnt der VfL erstmals die deutsche Meis-terschaft, und in Johannesburg gewinnen die Moroko Swallows den prestigeträchtigen

Nedbank-Cup, vergleichbar dem deutschen DFB-Pokal. Beide Teams werden als

Hauptsponsor von Volkswagen unterstützt.

„Es ist phantastisch, dass Volkswagen auf zwei verschiedenen Kontinenten so große Erfolge im Fußball feiert“, freute sich denn auch Südafrikas VW-Vertriebs- und Marke-tingdirektor Mike Glendinning. Die Swal-lows kassierten zudem einen Scheck und vertreten Südafrika nun im „Afrikanischen Confederation Cup“, der kontinentalen Meisterschaft.

Seit 2005 sponsert Volkswagen Südafrika die Swallows (Schwalben) – ein Marke-tingcoup zunächst, inzwischen aber ein dauerhaftes Engagement für den belieb-testen Sport im Lande. Gerade erst wurde der Sponsorenvertrag bis 2011 verlängert – eine Investition in die Zukunft eines Ver-eins, der auf eine glorreiche Geschichte zu-rückblicken kann.

Die Moroka Swallows gehö-ren sicher zu den ältesten Soccer Clubs im Lande. Das Team wurde 1940 noch unter dem Namen Congregated Rovers in Johannesburg gegründet; 1947 taufte man sich um. Die erfolgreichste Zeit der Swallows waren die 1950er und ’60er Jahre. Höhepunkt der Vereinsgeschichte

war 1965 der Gewinn des südafrikani-schen Meistertitels. In der letzten Saison landeten die Swallows im soliden Mittelfeld der Premier Soccer League, der höchsten Spielklasse Südafrikas.

Zuletzt machte der Verein mit allerlei Neu-erungen auf sich aufmerksam. So gilt die

Internet-Homepage als überaus fortschritt-lich – keineswegs nur, aber doch auch weil VW-Modelle von dort aus direkt konfiguriert und gekauft werden können. Außerdem sind auf der Website nach jedem Spieltag Video-filme und Interviews zu sehen, produziert

Moroka Swallows fliegen hoch

Die Moroko Swallows sind einer der beliebtesten Fußball-clubs in Südafrika. Volkswagen ist ihr Hauptsponsor.

die swallows trainieren die kids aus den armenvierteln johannesburgs

Kein regionaler Fußballclub in der ersten Liga – das muss sich ändern: Im Jahr 2005 richtet Port Elizabeths Bürgermeister Nce-ba Faku einen denkwürdigen Appell an die Unternehmen vor Ort. Damit die WM-Spiele 2010 nicht in Fußball-Ödland ausgetragen werden müssen, sollen alle mithelfen, dass es bis dahin wenigstens ein Heimat-Verein in die Premier Soccer League (PSL) schafft. VWSA nimmt den Ball an und geht, wie es sich für das größte Unternehmen gehört,

sogleich auf Einkaufstour – nach einem ganzen Club.

Mit dem Erwerb von Bay United, einem First-Division-Verein, der in der Mvelaphan-da Golden League (2.Liga) spielt, wird Volks-wagen über Nacht zum Fußballunterneh-men. Phase eins des Business Plans sieht vor, dass der Club von KwaZulu Natal nach Nelson Mandela Bay umzieht. Die Mann-schaft, die sich ursprünglich Maritzburg

Ein Business Plan für Bay United

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von einem eigenen Kamerateam. In Zusammenarbeit mit der vom Konzern-betriebsrat initiierten Volkswagen-Belegschaftsaktion „A Chance to play“ geht das Team überdies in die Armenviertel Johannesburgs, trainiert dort Jungen und Mädchen im Fußball und informiert nebenbei über die Aids-Problematik.

Für Nicht-Südafrikaner noch ungewöhnlicher: Die Swallows haben in Koope-ration mit einer Versicherung als erster Club im Lande mit ihrer Mitglieds-karte eine Bestattungs-Versicherung eingeführt. Der Grund: Die Beerdigung von Angehörigen gehört für südafrikanische Großfamilien oft genug zu den teuersten Ereignissen im Leben.

Das Team aus Soweto ist auch in Deutschland nicht ganz unbekannt: Im Som-mer 2007 schlug es den VfL Wolfsburg mit 1:0 in einem Trainingsspiel in Celle. Auch im Trainingslager des VfL Wolfsburg, das im Januar 2010 in Port Elizabeth stattfand, waren die Moroka Swallows als hochkarätiger Sparrings-partner auserkoren. Wer auch immer bei solchen Begegnungen wen schlägt - Volkswagen steht als Sieger von vornherein fest.

United nannte, erhält ihren neuen Namen „Bay United“ – ein sichtbarer Hinweis auf ihre Heimatstadt.

Phase zwei lautet: Volkswagen Südafrika gründet ein Trainings- und Leistungszent-rum, die Bay-United-Akademie, deren Aufga-be es ist, junge Talente zu finden und zu för-dern. Am Ende von Phase zwo hat sich Bay United einen Namen gemacht und bietet Arbeitsplätze für 40 technische Mitarbeiter und Profi-Spieler. Ungefähr 150 Jugendliche beschäftigen sich ernsthaft mit Fußball.

Im Jahr 2008 beginnt Phase drei der Fußballförderung: VWSA verkauft das Franchise-Unternehmen Bay United an die Izingwe Capital, ein BEE-Partnerunternehmen. Das ist von Anfang an der Plan gewesen. Izingwe Capital ist eine Investmentgesellschaft, in Besitz und unter Leitung von Schwarzen, mit einem Mann - Sipho Pityana - an der Spitze, der auch Hauptanteilseigner eines lizenzierten Volkswagen-Vertragshändlers in East London ist. Der neue Eigentümer teilt die Philosophie von Volkswa-gen und tut alles für den weiteren Aufstieg des Clubs. VWSA seinerseits bleibt dem Verein als Sponsor erhalten und unterstützt weiterhin auch die U17- und U15-Teams. Volkswagen habe „für finanzielle Stabilität im Verein gesorgt“, versichert deshalb Lungsi Mooi, die Managerin von Bay United, „und gibt uns die Chance, uns ganz auf den Sport und den sport-lichen Aufstieg zu konzentrieren.” Swallows und Bay vereint

Swallows-Nachwuchs beim Dribbeln unter Trainer-Aufsicht.

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Der 11. Juni 2010 wird ein unvergesslicher Tag sein in Südafrika. Denn dann – genauer: um 16 Uhr Ortszeit – wird im Soccer-City-Stadion von Johannesburg, der größten Stadt der Republik, das Eröffnungsspiel der Fuß-

ball-Weltmeisterschaft ange-pfiffen – vor schätzungsweise 95.000 Zuschauern.

Wenn der WM-Tross eintrifft, wird Volkswagen schon seit beinahe sechs Jahrzehnten

im Lande sein. In dieser Zeit ist das Unterneh-men am Kap der Guten Hoffnung heimisch geworden und hat in die Zukunft Südafrikas und seiner Menschen kräftig investiert. Mit großem Aufwand war zuletzt die Polo-Fabrik

in Uitenhage modernisiert worden. Seit mehr als zwanzig Jahren engagiert sich VWSA aber auch in einer Vielzahl sozialer Projekte. „Wir müssen wegen der WM nichts aus dem Bo-den stampfen“, versichert Dr. Carsten Krebs, Volkswagen-Koordinator für die WM 2010. „Wir arbeiten seit Jahren für die und mit den Menschen in Südafrika, um ihr tägliches Le-ben zu verbessern. Wir sind und bleiben au-thentisch – das ist unsere Stärke.“

Gerade hat der Volkswagen Community Trust – ins Leben gerufen, um lokale Initiativen in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und

Landwirtschaft, Jugend- und Sportförderung rund um Port Elizabeth zu unterstützen – sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Während der Fußball-WM wird Volkswagen rund 100 Jour-nalisten aus aller Welt nach Port Elizabeth einladen, um ihnen die Chance zu geben, die erfolgreichen Sozialprojekte selbst in Augen-schein zu nehmen.

Einer der frühen Höhepunkte der WM-Akti-vitäten von Volkswagen fand schon im Januar statt, als der Deutsche Fußball-Meister VfL Wolfsburg in Port Elizabeth als überhaupt erstes deutsches Bundesliga-Team ein

Kurztrainingslager in der Kap-Republik ab-solvierte. Mit dabei: Elf Nationalspieler aus zehn Ländern, die ihre Nationen im Juni und

Mit dem Soccer Fun Bus und 24.000 Sportgeschenken über Land

Im Frühsommer 2010 blickt die Welt nach Südafrika. Die Regenbogen-Nation ist Gastgeber der ersten Fußball-Welt-meisterschaft auf afrikanischem Boden. Volkswagen Süd-afrika, seit 1951 im Land und Marktführer bei Pkw, will die Gelegenheit nutzen, um sein langjähriges Investment in das Land und seine Menschen bekannt zu machen.

Der neue Soccer Fun Bus: Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (Mitte) übergibt

symbolisch den Schlüssel.

2500 mitarbeiter durften sich über freikarten für das spiel gegen die moroka swallows freuen

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Fußballkinder, von Volkswagen gefördert, warten auf den Anpfiff.

Juli bei der Weltmeisterschaft vertreten. Weil Fußball in Südafrika Volkssport ist, stand auch ein Fußball-Training für Kinder im Township auf dem Besuchs-Programm des VfL Wolfs-burg. Rund 2500 Volkswagen-Mitarbeiter durften sich zudem über eine Freikarte für das Spiel gegen die traditionsreichen Mo-roka Swallows freuen – ein Dankeschön des Unternehmens an die Beschäftigten. Einen Stapel WM-Karten hat sich VWSA aber natür-lich auch schon gesichert. Die Idee: Wer sich im Unternehmen durch besonderen Fleiß, Ideenreichtum und Gesundheitsbewusstsein auszeichnet, wird im Sommer mit einem Ticket belohnt. Als Bonus.

Volkswagen nimmt die Weltmeisterschaft aber auch zum Anlass, bestehende Projekte

auszubauen, vor allem solche, die dem Leit-motiv „soziale Entwicklung durch Sport“ verpflichtet sind. So rollten, während die Na-tion im südafrikanischen Winter 2010 in den Stadien und Fanparks jubelte, drei „Soccer-Fun-Busse“ durch die Landgemeinden der armen Ostkap-Region. Mit an Bord waren mehrere tausend Fußbälle, Sporttaschen und Handtücher – alle für benachteiligte Kinder in Südafrika. Trainer fuhren auch mit und brachten fußballbegeisterten Youngsters an über 60 Schulen das Kicken bei.

Und das ist längst nicht alles. Rund 24.000 Sport-Utensilien werden bis zur Fuß-

ball-WM von meh-reren Volkswagen-Partnern – darunter

die Konzern-Belegschaftsaktion „A Chance to Play“ – an benachteiligte Kinder verschenkt. Exakt zweitausendundzehn Bälle sind für Volkswagen-Mitarbeiter und deren Familien bestimmt. Mit dem Sportpaket würden solche Abteilungen im Werk belohnt, in denen „die Mitarbeiter die wenigsten Krankheitsfehltage aufweisen“, sagt Personalchef Percy Smith. Weitere Sportutensilien werden in Schulen und an regionale Fußballvereine verteilt.

Schließlich versucht Volkswagen die Fußball-begeisterung der Südafrikaner auch für den Kampf gegen die Aids-Epidemie zu nutzen. „Sport dient uns als Vehikel, um Aufklärungs-

arbeit über den tödlichen HI-Virus und AIDS zu leisten“, sagt CSR-Manager Weza Moss. Mit dem Entwicklungshilfeministerium in Berlin und der GTZ Südafrika hat VWSA einen Ver-trag über eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) geschlossen. Die Zusammenarbeit soll die Entwicklung von Lebenskompetenzen und die Eindämmung der Immunschwächekrank-heit fördern. Die drei Fußballbusse, die auch im Rahmen dieses Projekts zum Einsatz kom-men sollen, werden Jugendliche in drei Kern-regionen ansteuern: in Uitenhage/ Despatch, Port Elizabeth und East London.

Und vor allem: Die Busse sollen auch dann noch rollen, wenn die Flutlichter im Soccer-City-Stadion und den anderen WM-Arenen längst erloschen sind.

2010 fussbälle für volkswagen-mitarbeiter und ihre familien

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Volkswagen of South Africa = größte Investition der deutschen Wirtschaft in Südafrika Volkswagen of South Africa = größter privater Investor und Arbeitgeber der Ostkap-Provinz

Anteil der Schwarzen/Frauen im Vorstand: 33%, in der Belegschaft: über 80% Zahl der Mitarbeiter incl. Händler und Zulieferer: 33.000 Ausgaben für die Schulung (incl.

Händler und Gesellschaften): ca. 67 Millionen Rand (6,1 Mio. Euro) Schulungsteilnehmer: 20.000 (incl. Händler und Gesellschaften) Beschäftigungsaufbau: über

1.500 Stellen im Unternehmen (seit 2004), 3000 durch die UDDI 100%-BEE-Händler: 10; weitere 76 von 136 erfüllen die BEE-Anforderungen (56 %) Zahl der Nutzfahrzeughändler,

die den BEE-Kriterien voll entsprechen: 13 (100%) Umsatz mit BEE-Lieferanten: 2 Milliarden Rand (182 Mio. Euro) Investitionen in das Werk: 1,3 Milliarden Rand (118 Mio.

Euro) Investitionen in die Entwicklung der Region: über 1,3 Milliarden Rand (109 Mio. Euro); davon 1,1 Mrd. Rand (100 Mio. Euro) für Löhne und Gehälter, 62 Mio. Rand (5,6 Mio. Euro)

für medizinische Unterstützung, 65 Mio. Rand (5,9 Mio. Euro) für Vorsorgeleistungen und 9 Mio. Rand (800.000 Euro) für Rentenzahlungen, 59 Mio. Rand (5,4 Mio. Euro) für Strom, Wasser und

Abfallentsorgung sowie 13 Mio. Rand (1,2 Mio. Euro) für Kommunalabgaben, Steuern und Lizenzgebühren VW-Auslastung Container-Hafen Port Elizabeth: 10 % ; Anteil am FBU-Umschlag:

97 % bei Export-, 52% bei Importgütern Ausgaben für Flüge ab Port Elizabeth: 12 Mio. Rand/1,1 Mio. Euro (Inland), 12,1 Mio. Rand/1,1 Mio. Euro (Ausland) Soziale

Investitionen 2009: rund 35 Mio. Rand (3,2 Mio. Euro), Schwerpunkte: Weiterbildung, Gesundheit, Wohltätigkeit, Sport- und Jugendförderung, wirtschaftliche Entwicklung und Umwelt

Arbeitsplatzprogramm HIV/Aids 2009: über 8 Mio. Rand (727.000 Euro) Fremdausbildung: über 1.100 Auszubildende, Facharbeiter und Berufsanfänger aus anderen

Unternehmen der Region Ausbildungsleistung insgesamt seit 1970: ca. 1.600 Facharbeiter, 193 mit dualer Berufsausbildung Ausgaben für Weiterbildung und

Qualifikationsförderung: 67 Mio Rand (6,1 Mio. Euro); 2006 bis 2010: ca. 400 Mio. Rand/36 Mio. Euro (incl. Mitarbeiter Händler) Investitionen in die Personalentwicklung seit 2005:

mehr als 130 Mio. Rand (11,8 Mio. Euro) Weiterbildungstage pro Jahr und Person seit 2007, durchschnittlich: mehr als sechs Learning-Academy-Schulungen im Monat: 1.000

Teilnehmer von VWSA Investitionen Fortbildung: ca. 900.000 Rand (82.000 Euro) Investitionen in 170 Vollzeit-Auszubildende: rund 5 Mio. Rand (455.000 Euro)

LA-Förderprogramm: 1,5 Mio. Rand (136.000 Euro) Duales Berufsausbildungsprogramm: 2,3 Mio. Rand (209.000 Euro)

Facts and Figures

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Facts and Figures

Bildungsausgaben VW Community Trust: rund 1,3 Mio. Rand (118.000 Euro) VW Community Trust Ausgaben für Stipendien in 20 Jahren: 15 Mio. Rand (1,4 Mio. Euro)

Zahl der vom Community Trust bedachten Leistungsempfänger in 20 Jahren: 261 Zahl der Stipendiaten in 5 Jahren: 500, die Hälfte junge schwarze Frauen Zahl der

Schulungen in der Händler-Akademie: 6.891 Teilnehmer Investitionen in die Händlerqualifizierung: ungefähr 27 Mio. Rand (2,5 Mio. Euro) Zahl der von VWSA unterstützten

Einrichtungen im Rahmen des nationalen „Early Childhood Development“-Programms: 20 Zahl der von VWSA gestifteten Fahrzeuge im Rahmen des nationalen „Early Childhood

Development“-Programms: 10 VW Community Trust Ausgaben für kommunale Hilfen in 20 Jahren: 55 Mio. Rand (5 Mio. Euro) Zahl der von VW-Fahrzeugen chauffierten Kinder

im Rahmen des „Early Childhood Development“-Programms: 26.000 Bisherige Investition in das nationale „Adopt a School“-Projekt: 1,3 Millionen Rand (118.000 Euro)

Gesamtzahl der zusammen mit „Food and Trees for Africa“ gepflanzten Bäume: 10.000 Zahl der lokalen Fußballvereine, die vom VW Community Trust profitieren: 47, darunter 5

Frauenvereine Spendenaufkommen des Belegschafts-Projekts „Eine Stunde für die Zukunft“ seit 2000: mehr als 110 Mio. Rand (10 Mio. Euro) Spendenaufkommen der VWSA-

Belegschaft beim Projekt „Eine Stunde für die Zukunft“ seit 2005: 400.000 Rand (36.000 Euro) Zahl der ausgestellten Personalausweise 2009: 4.400 Zahl der Kinder, die von

der Arbeit des „Save the children“-Forums profitieren konnten: ca. 5.000 Zahl der registrierten Kinder 2009: 16.000 Zahl der an Kinder ausgezahlten Beihilfen 2009: 9.500

Jährliche Fördermittel für das Töpferei- und das Bäckerei-Projekt: 150.000 Rand (14.000 Euro) Zahl der Kinder, die „zurück in die Schule“ gegangen sind: über 600

Unterstützung für den Kampf gegen die Kindersklaverei: 110.000 Rand (10.000 Euro) Spende an die Initiative „Business against Crime“ in der Ostkap-Provinz: 75.000 Rand (7.000

Euro) und zwei Fahrzeuge Förderung des Missionvale Care Centres über sechs Jahre: 300.000 Rand (27.000 Euro) Zahl der an Aids erkrankten Mitarbeiter zwischen 2001 und

2008 (bei 5000 Mitarbeitern insgesamt): 43 Heilungsrate bei Tuberkulose: 93% (Landesdurchschnitt: 56%) Summe der für Aids-Beratung und -Behandlung von Mitarbeitern und

Angehörigen aufgebrachten Mittel insgesamt: 6 Mio. Rand (545.000 Euro) Zahl der bei GUSCO geschaffenen Jobs: 30 Wochenproduktion an Einkaufsbeuteln bei GUSCO: 7.000

Zahl der Vertragsangestellten der Tinarha Agrar- und Tourismuskooperative: 69

Alle Angaben, sofern nicht explizit anders ausgewiesen, beziehen sich auf das Jahr 2008

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