abendprogramm 7. kammerkonzert

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MO 11. APR 2016 MEISTER & KAMMERKONZERTE 7. KAMMERKONZERT / BEGINN: 20.00 UHR TIROLER LANDESKONSERVATORIUM DOVER QUARTET

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Dover Quartet. 11. April 2016

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Mo 11. apr 2016MEISTEr & KaMMErKoNZErTE

7. K ammerKonzert / Beginn: 20.00 Uhrtiroler l andesKonservatoriUm

DovErQuarTET

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WoLFGaNG aMaDEuS MoZarT (1756 –1791)Streichquartett B-Dur Kv 458 „Jagd-Quartett“ (1784)

allegro vivace assaimenuetto. moderato – trioadagioallegro assai

HENrI DuTILLEuX (1916 –2013)„ainsi la Nuit“ für Streichquartett (1974/76)

(introduction.) nocturne(Parenthèse 1.) miroir d’espace(Parenthèse 2.) litanies(Parenthèse 3.) litanies 2(Parenthèse 4.) Constellationsnocturne 2temps suspendu

– PaUse –

aNToNÍN DvorÁK (1841–1904)Streichquartett Nr. 12 F-Dur op. 96„amerikanisches Quartett“ (1893)

allegro ma non troppolentomolto vivacevivace ma non troppo

Pro gr a mm

m e i s t e r & k a m m e r ko n z e r t e

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Unser Pa r t ner B eim t hem a h ö ren

einführungsgespräch19.00 Uhr, oberes Pausenfoyermoderation: rainer lepuschitz

DovEr QuarTET:

JoEL LINKvioline

BryaN LEEvioline

MILENa paJaro-vaN DE STaDTviola

caMDEN SHaWviolonCello

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GEScHMacKvoLL

Wolfgang amadeus Mozart studierte in Wien die Quartett-schöpfungen seines älteren Kollegen Joseph haydn und ließ sich davon auch zu eigenen Quartettkompositionen inspirie-ren. am 15. Jänner 1785 trafen mozart und haydn in Wien zu-sammen: der jüngere Komponist präsentierte dem älteren die ergebnisse seiner dreijährigen Beschäftigung mit der gattung des streichquartetts.

nur wenige Wochen nach diesem ersten treffen kamen die beiden Komponisten in derselben angelegenheit neuer-lich zusammen. am 12. Februar fand in mozarts Wohnung in der Wiener innenstadt ein Quartettabend in einer hochran-gigen Besetzung statt, die zumindest drei der sechs neuen streichquartette mozarts aufführte. mozarts vater leopold, ein herausragender geiger und damals auf Wien-Besuch, musizierte gemeinsam mit seinem sohn und den Freiherrn anton und Bartholomäus tinti, zwei logenbrüdern haydns, für denselben.

haydns begeisterte reaktion auf mozarts Quartettkompo-sitionen ist in einem Brief leopold mozarts an seine tochter nannerl überliefert, in dem er die Worte haydns zu ihm zitier-te: „ich sage ihnen vor gott, als ein ehrlicher mann, ihr sohn ist der größte Komponist, den ich von Person und dem na-men nach kenne; er hat geschmack, und überdies die größte Kompositionswissenschaft.“

mozarts sechs streichquartette „opus X“ (Kv 387, 421, 428, 458, 464, 465) erschienen im verlag artaria. der „ge-schmackvolle Kompositionswissenschaftler“ widmete die Quartette haydn, an den er folgende zeilen richtete: „Berühm-ter mann und mein teuerster Freund, nimm hier meine Kinder! sie sind wahrhaftig die Frucht einer langen, mühevollen arbeit ... so lege ich dir denn meine Kinder ans herz in der hoffnung, sie werden deiner liebe nicht ganz unwürdig sein. nimm sie also auf und sei ihnen vater, Beschützer und Freund ...“

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das Streichquartett B-Dur Kv 458 aus dieser serie be-kam wegen seines eröffnenden dreiklangthemas, das ent-fernt an die damals modische „Chasse“-musik erinnert, den namen „Jagd-Quartett“ verpasst. allerdings spielt diese stim-mung in dem Werk ansonsten keine dominierende rolle. mo-zart löst sogar das „Jagdthema“ später im ersten Satz mit einer metamorphose in eine lyrische und weich gebundene episode auf.

auffällig am Kopfsatz ist das metrum des 6/8-taktes, der einen großen Bewegungsspielraum zulässt. damit folgt mo-zart ganz offensichtlich haydn, in dessen streichquartett d-dur op. 33/6 der eröff-nungssatz auch im 6/8-takt angelegt ist. in bestimmten Passagen des satzes kompo-niert mozart aber mit Figura-tionen über die Bewegung des me trums hinweg. es ging ihm offenbar nicht allein um die herausstreichung der Charak-teristik dieser taktart, sondern auch darum, sie zu überwin-den – oder ihr auch hindernis-se in den Weg zu stellen. Un-ter diesem aspekt könnte man die synkopischen einwürfe der violinen in der Überleitung deuten. im mittelteil des satzes baut mozart eine drehende Fi-gur aus dem seitenthema zu einer marschartigen episode aus, in der entfernt das Finale der berühmten „alla turca“-Klavier-sonate a-dur Kv 331 aufblitzt. dies ist gleichzeitig eine kurze einstimmung auf eine „osmanische“ Passage im Quartettfina-le, von der noch zu reden sein wird. in der Koda des Kopfsatzes brechen mit der kanonischen themenverarbeitung „barocke“ erfahrungen mozarts durch, die er in Wien durch das studium von Partituren Johann sebastian Bachs sammelte.

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mit dem moderaten thema des an zweiter stelle stehen-den Menuetts scheint mozart darauf hinweisen zu wollen, dass dieser tanz keineswegs zu schnell geraten darf, um ihn tänzerisch zufrieden stellend umsetzen zu können. im drit-ten satz, einem adagio, formt mozart aus mehreren kleinen motiven von vorhalten, dreiklangzerlegungen, trillern und chromatischen tonfolgen ein expressives thema. im seiten-gedanken tragen violine und dann violoncello über einer sehr bewegten Begleitung eine sehnsuchtsvolle melodie vor – in ihr ist die traurigkeit eine schwester der schönheit.

dem munteren hauptthema des Finales verleibte mo-zart eine achtel-Figur aus dem Kopfsatz von haydns streich-quartett op. 33/4 ein – wohl eine geste gegenüber dem Wid-mungsträger. den traditionellen themendualismus erweitert mozart in diesem ereignisreichen „schluss-akt“ des Quar-tetts noch um ein zweites seitenthema, aus dem man auch heraushören kann, dass seine instrumentalmusik mitunter zum schauplatz von musiktheater ohne Worte wird. denn die vier streicher spielen in gesanglicher einmütigkeit den refrain aus dem Final-vaudeville der oper „die entführung aus dem serail“, womit der „osmanische“ anklang im Kopfsatz eine Be-stätigung erfährt.

mozart verleiht dem Finale ein gleichrangiges gewicht wie dem Kopfsatz. spätestens, wenn im zentrum des satzes gleich zwei Fugati für anspruchsvolle Kontrapunktik sorgen, spürt man, dass man es nicht mit einem bloßen Kehraus zu tun hat.

„Ich sage Ihnen vor Gott, Ihr Sohn ist der größte Komponist ...“

haydn an mozarts vater

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TrauMHaFT

Henri Dutilleux hatte ein besonderes Faible für die nacht und den traum. „dank der absichtlichen symmetrie taucht die musik in den ersten takten aus der Finsternis auf, um mit den letzten takten wieder hineinzutauchen. dies bildet einen Übergang zwischen der realen und der traumwelt. das ist wie die erscheinung und die entwicklung eines traums.“ in die-ser Beschreibung vom Finalsatz seiner 1951 veröffentlichten 1. symphonie formulierte dutilleux wesentliche merkma-le, die für sein Komponieren überhaupt gelten. da ist auch der hinweis auf die symme-trie enthalten, also auf eine abstrakte Konstruktion der musik. Jedes seiner Werke ist ein abgezirkeltes, bautechni-sches gebilde.

dieses nackte gerüst allein kann aber nicht zum Klingen kommen. erst die metaphy-sik löst die musik aus. „in mir hat sich durch eine art os-mose ein langsamer und ge-heimnisvoller arbeitsprozess vollzogen, der sich – kaum bewusst von mir wahrgenommen – um jene innere Welt gebildet hat, in der geheimnis und lei-denschaft nebeneinander wohnen, und in der auch das spiri-tuelle element nicht fehlt.“ damit gab dutilleux sein vertrau-en auf die unerklärlichen vorgänge des schöpferischen preis. er taucht in seinen Werken oft in die Welt der träume und in die dunkelheit ein. nicht, um traumdeutung zu betreiben oder die Finsternis ergründen zu wollen, vielmehr um sich mit dem Ungewissen und dem traumhaften einzulassen und da-raus den kompositorischen Prozess in Bewegung zu bringen.

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viele seiner Werke sind fortwährende metamorphosen des thematischen materials, das dadurch nie fassbar wird, sondern im moment der Konkretisierung schon wieder eine andere gestalt annimmt, in eine andere dynamik und rhyth-mik übergeht oder in ein neues harmonisches Feld eindringt. dennoch schwingt immer auch die erinnerung an das vor-angegangene mit, keine Phrase verändert sich so stark, dass sie vollkommen den Kontakt zum kompositorischen grund verliert.

im Streichquartett „ainsi la nuit“ entsteht ein fas-zinierendes geflecht aus erinnerungen, traumbildern und vorahnungen. gespannte erwartung liegt über den tremolo-passagen, glissandi führen in entlegene gedanken- und ge-fühlsregionen, accelerandi lösen starke Bewegtheit aus, Pizzi-cati lösen eruptionen aus. das siebenteilige, ununterbrochen fortlaufende Werk mit einem eng geführten, spannungsrei-chen grundmotiv enthält zwei nocturnes, die eine flackern-de stimmung verbreiten, aus der die erkundung des raums einschließlich seiner spiegelverkehrten Wahrnehmung (in der musikalischen Form des Kanons) hervorgeht und in der dann rituelle handlungen (litaneien) gesetzt werden. „ainsi la nuit“ ist ein zum teil heftiges nachtstück, das erst mit dem letzten akkord im schlussabschnitt von der „schwebenden zeit“ in eine ruhigere sphäre hinübergetragen wird.

in diesem Werk dutilleux’ wird die verbindung von mate-rialbezogenem und spirituellem Kompositionsvorgang durch so genannte Parenthesen unterstrichen, die zwischen die einzelnen teile geschoben sind. sie formen das thematische gebilde vor oder reflektieren das musikalische geschehen und bilden weitere Bindeglieder in der Kette der ahnungen und erinnerungen. das erinnern an das in verschiedenen, oft nur schemenhaften gestalten auftauchende grundmotiv des Werkes geht am ende in einen langsamen zersetzungsprozess über.

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NaTurvErBuNDEN

antonín Dvorák traf 1892 in new York ein. der tschechische Komponist war dem ruf gefolgt, als direktor des nationalen musikkonservatoriums zu wirken, an dem er entscheidende impulse für die amerikanische musikerausbildung setzte. er reformierte den zuvor eher unkontrollierten Betrieb des Kon-servatoriums durch disziplinierte ausbildungsmethoden und sorgte für eine deutliche anhebung des instrumentalen und musikalischen niveaus. eine Be-sonderheit bildete die zulassung von studenten schwarzer haut-farbe. die schwarzen waren zu der zeit im norden der Usa noch in einer minderheitenrolle, sie stellten nur etwa zehn Prozent der gesamtbevölkerung. der aus einfachen ländlichen verhältnis-sen stammende dvorák nahm aus sympathie für die Unter-drückten selber mehrere schwar-ze als schüler auf.

im Frühjahr 1893 komponier-te dvorák in new York die sym-phonie e-moll, mit der er die er-wartungen der amerikaner an ihn über alle maßen zufrieden stellen konnte. mit Pentatonik, synkopen und dem verstärk-ten einsatz der verminderten siebten stufe der molltonleiter ließ er elemente in das Werk einfließen, die in der musik der amerikanischen Farbigen und der indianer vorkamen und die der europäer in den Kompositionsversuchen seiner schüler kennen lernte. tatsächlich eroberte dvorák damit eine „neue Welt“ der musik. allerdings hat er keine amerikanischen origi-nalmelodien zitiert, sondern selber themen erfunden, die den neuen musikalischen erfahrungen entsprachen. zudem über-

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schneiden sich bestimmte „amerikanische“ eigenheiten mit der böhmischen Folklore, von der dvorák naturgemäß inspi-riert war. so lassen sich etwa die synkopen von tschechischer volksmusik wie von negro- spirituals ableiten.

im sommer 1893 entfloh der landmensch dvorák dem großstädtischen new Yorker treiben in die Farmer-ortschaft spilville in iowa, wo eine Kolonie tschechischer einwanderer lebte. die „heimische“ Umgebung inspirierte dvorák. drei tage nach der ankunft begann er ein Streichquartett in F-Dur zu notieren, das er schon weitere drei tage später voll-endete.

den heiteren Charakter der ecksätze könnte man als Folge des Wechsels von der urbanen hektik in die ländliche Beschaulichkeit deuten. der Klangfarbenreichtum und die phantasievollen harmonischen rückungen ergeben ein bunt schillerndes musikalisches szenario. eine schlichte f-moll-Weise und eine berührende Kantilene des violoncellos im ersten Satz und ein choralartiger abschnitt im Finale bil-den ruhevolle intermezzi in dem vollstimmigen treiben, das dynamisch zwischendurch schon an orchestrale stärke her-anreicht. der Choral gibt offenbar die stimmung wieder, die dvorák in der Kirche von spilville in den messen seiner lands-leute erlebte.

die Wehmut, die von der Kantilene der 1. violine und des violoncellos im langsamen zweiten Satz verströmt wird, ist zweifellos heim-Weh. das „amerikanisch“ benannte streich-quartett ist auch eine „Pastorale“ und ein „heimatlied“. im dritten Satz formte dvorák aus natur- und Folkloreanklän-gen eine mitreißende scherzo-rhapsodie. zum hauptmotiv wurde er auf einem spaziergang durch das zwitschern eines „roten vogels mit schwarzen Flügeln“ inspiriert. schon aus dem hauptthema des ersten satzes kann man aber vogel-stimmen heraushören.

rainer lepuschitz

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das Dover Quartet besteht aus ehemaligen studierenden des Curtis institute of music in Philadelphia, wo sie mit ihrer leidenschaft für das streichquartettspiel zueinanderfanden. die musiker gewannen die streichquartettwettbewerbe der Wigmore hall london und im kanadischen Banff. der Preis von Banff enthielt eine Konzerttournee, auf der das dover Quartet von Berlin und hamburg bis meran Begeisterung bei Publikum und Presse auslöste. die musikalischen Wurzeln des Quartetts sind in der tradition des vermeer Quartet und des guarneri Quartet zu finden, mittlerweile hebt sich das ensemble laut dem Fachmagazin „the strad“ „längst durch seine außergewöhnliche interpretatorische reife, seine klangliche vollkommenheit und sein spannendes zusam-menspiel innerhalb der jungen Quartettszene hervor“. Für die zeitschrift „new Yorker“ ist es überhaupt das „im moment beste junge streichquartett amerikas“. Benannt hat sich das Quartett nach dem Werk „dover Beach“ des Us-Komponisten samuel Barber. er studierte einst auch am Curtis institute, wo das dover Quartet mit renommierten Kammermusikern wie shmuel ashkenasi, arnold steinhardt, Joseph silverstein und Peter Wiley zusammenarbeitete und mittlerweile zum „string Quartet in residence“ ernannt wurde. auf internationalen Konzerttourneen gastierte das Quartett unter anderem im Kennedy Center Washington, beim streichquartett-Festival auf schloss esterháza, in der Wigmore hall london, bei den schwetzinger Festspielen, in leipzig, Prag, beim lucerne Fes-tival und bei der Biennale Paris. die ersten Cd-einspielungen des Quartetts gelten den „Preußischen Quartetten“ mozarts sowie Kompositionen von Ullmann, schostakowitsch und Weinberg.

Impressum: meister&Kammerkonzerte, innsbrucker Festwochen der alten musik gmbh, herzog-Fried-rich-straße 21/1, 6020 innsbruck; e-mail: [email protected]; tel.: +43 512 571032; Für den inhalt verantwortlich: markus Korselt; redaktion: rainer lepuschitz; © Fotos: lisa-marie mazzucco (s. 1); Konzeption & design: CitYgraFiC.at, innsbruck; druck: alpina, innsbruck; druck- und satzfehler sowie Besetzungs- und Programmänderungen vorbehalten.

Ihr Spezialist auf dem Gebiet der Hörakustik.

Mag. Oliver Lux Geschäftsführer Hansaton

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Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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vorScHau

6. meisterkonzert | Fr 29. april 2016, 20.00 UhrBruSSELS pHILHarMoNIc · MuHaI TaNG dirigentDaNIEL MÜLLEr-ScHoTT violonCelloF. Mendelssohn, É. Lalo, J. BrahmsCongress, saal tirol | einführungsgespräch 19.00 Uhr

8. Kammerkonzert | Fr 6. mai 2016, 20.00 UhrHarrIET KrIJGH violonCelloMaGDa aMara KlavierF. Mendelssohn, o. Messiaen, J. Doderer, c. Francklandeskonservatorium | einführungsgespräch 19.00 Uhr

Tickets: innsbruck information t +43 512 5356 . [email protected]

Infos und Download abendprogrammhefte: www.meisterkammerkonzerte.at

Neu: www.facebook.com/meisterkammerkonzerte

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