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1
Der Faktor Arbeitszeit in der Gefährdungsbeurteilung
Friedhelm Nachreiner
Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung e.V. (GAWO)
undCarl von Ossietzky Universität Oldenburg
Institut für Psychologie, Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie
Warum Arbeitszeit ???
• Arbeit vollzieht sich immer in der Zeit
• Arbeitszeit als (2.) Grunddimension der Arbeitsgestaltung, neben der Schwere der Belastung
• B = f (I, T)
2
Arbeitszeiten in Deutschland
die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit vollzeitbeschäftigter
Arbeitnehmen beträgt
ca. 42 Stunden
Quelle: Bauer et al., Arbeitszeit 2003, Köln: ISO, 2004
Arbeitszeiten in DeutschlandTatsächliche Wochenarbeitszeit von Fernfahrern
(nach Haeck-Harms 2000)
0-19 20-39 40-59 60-79 80-120
Tatsächliche Wochenarbeitszeit [h]
0
10
20
30
40
50
[%]
3
Arbeitszeiten in Deutschlandoder: " 230 h / Monat sind bei uns normal "
(BR, ÖPNV-Betrieb)
das entspricht bei einer Arbeitszeit von ... Stunden/W ... Überstunden oder in %
35 72,5 4638,5 56,75 3340 50 2848 14 6,2560 - 40 - 15
bei ... Arbeitstagen einer täglichen Arbeitszeit von ... h20 11,5 25 9,227 8,5
&
&
&
&
&
&
&
&
&
&
Arbeitszeiten in Deutschland
offensichtlich sind die Arbeitszeiten bereits ziemlich lang
manche sind sogar gesetzeswidrig lang
der 8 - Stunden Tag ist für viele eine Fiktion
)
)
)
4
nach Costa et al., 2003
0102030405060708090
100U.K.
Sweden
Finland
Denmark
Germany
Austria
Greece
Italy
Spain
Portugal
France
Luxembourg
Belgium
Netherlands
TOTAL
<40 h/w
<40 h/w + <=10 h/d
<40 h/w + <=10 h/d + no night
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday + no shift
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday + no shift + no part -time
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday + no shift + no part -time + no Saturday
0102030405060708090
100U.K.
Sweden
Finland
Denmark
Germany
Austria
Greece
Italy
Spain
Portugal
France
0102030405060708090
100U.K.
Sweden
Finland
Denmark
Germany
Austria
Greece
Italy
Spain
Portugal
France
Luxembourg
Belgium
Netherlands
TOTAL
<40 h/w
<40 h/w + <=10 h/d
<40 h/w + <=10 h/d + no night
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday + no shift
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday + no shift + no part -time
<40 h/w + <=10 h/d + no night + no Sunday + no shift + no part -time + no Saturday
Arbeitszeiten in der EU
Arbeitszeiten in Deutschland
Standard-Arbeitszeiten sind offensichtlich nicht mehr der Standard
nur noch ca. 15 - 20% arbeiten in "Normalarbeitszeit"
arbeitet der Rest flexibel ?wenn ja, wie flexibel ?
)
)
)
)
5
FragestellungWelche Auswirkungen haben lange Arbeitzeiten ? Welche Auswirkungen haben flexible Arbeitszeiten ?Welche Auswirkungen haben von der Normalarbeitszeit abweichende Arbeitszeiten ?
AusführbarkeitErträglichkeit / Schädigungslosigkeit und Beeinträchtigungsfreiheit
PersönlichkeitsförderlichkeitProduktivität
)
)
)
)
)
verschiedene Indikatoren
Unfällegesundheitliche BeschwerdenAusfallzeiten
Produktivität
)
)
)
)
6
Warum Arbeitszeit ???
• Arbeit vollzieht sich immer in der Zeit
• Arbeitszeit als (2.) Grunddimension der Arbeitsgestaltung, neben der Schwere der Belastung
• B = f (I, T)
Arbeitsschutz durch Arbeitszeitschutzgesetze
7
Arbeitsschutz durch Arbeitszeitschutzgesetze
ArbSchG § 4Allgemeine Grundsätze
Der Arbeitgeber hat bei Maßnahmen des Arbeitsschutzes von folgenden allgemeinen Grundsätzen auszugehen:
1. Die Arbeit ist so zu gestalten, dass eine Gefährdung für Leben und Gesundheit möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird;
2. Gefahren sind an ihrer Quelle zu bekämpfen;
3. bei den Maßnahmen sind der Stand von Technik, Arbeitsmedizin und Hygiene sowie sonstige gesicherte arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse zu berücksichtigen;
8
ArbSchG § 5Beurteilung der Arbeitsbedingungen
(1) Der Arbeitgeber hat durch eine Beurteilungder für die Beschäftigten mit ihrer Arbeitverbundenen Gefährdung zu ermitteln, welche Maßnahmen des Arbeitsschutzeserforderlich sind.
ArbSchG § 5Beurteilung der Arbeitsbedingungen
(3) Eine Gefährdung kann sich insbesondere ergeben durch
• …
4. die Gestaltung von Arbeits- undFertigungsverfahren, Arbeitsabläufen undArbeitszeit und deren Zusammenwirken,
• …
9
Gruber / MierdelLeitfaden für die Gefährdungsbeurteilung
13.2 Arbeitszeit
• Wird die Regelarbeitszeit grundsätzlich eingehalten?• Bestehen durch Schicht-/Nachtarbeit zusätzliche
Belastungen für die Beschäftigten?• Werden Nachtschichtarbeitern arbeitsmedizinische
Untersuchungen angeboten?• Werden die gesetzlich festgelegten Ruhepausen
eingehalten?• Werden bei der Organisation und Gestaltung der
Pausen ergonomische Erkenntnisse berücksichtigt?
Was sollte aus arbeitswissenschaftlicher Sicht
beurteilt werden ?
Alle Merkmale des Arbeitszeitsystems, die zu einer Erhöhung des Risikos von– Fehlbeanspruchungen– Fehlbeanspruchungsfolgenführen
10
Was sind die Grundmerkmale ?Dauer der Arbeitszeit- z.B. täglich, wöchentlich, jährlich, etc.
Lage der Arbeitszeit- z.B. Schichtarbeit,
Verteilung der Arbeitszeit- z.B. Pausen, tägl. Ruhezeiten, Massierungen
Dynamik der Arbeits- und Ruhezeiten- z.B. als zeitliche Abfolge von Arbeits- und Ruhezeiten
Grundmerkmale von Arbeitszeitsystemen
Stabilität / Planbarkeit / Zuverlässigkeit / Verlässlichkeit von Arbeitszeitsystemen- z.B. zeitliche Vorhersehbarkeit, Verbindlichkeit von
Arbeitszeitfestlegungen
Dispositionsspielräume in der Festlegung der konkreten Arbeitszeiten- z.B. wer legt die konkreten Arbeitszeiten fest
11
Grundmerkmale von Arbeitszeitsystemen
Grundmerkmale eines Risikomodells ?
GefährdungsbeurteilungGrundlage für wirksame Arbeitsschutzmaßnahmen
1. Gefährdung erkennen2. Gefährdung bewerten3. Gefährdung beseitigen4. Wirkung kontrollieren
Quelle: BAuA
13
Unfallrisiko und DauerUnfall-Risiko in Abhängigkeit von der Arbeitsdauer
© Carl von Ossietzky Universität Oldenburg - AE Arbeits- und Organisationspsychologie
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 >12
Arbeitsdauer (Stunde nach Arbeitsaufnahme)
0
20
40
60
80
100
120Exponierte [%]
0
5
10
15
20
25
30Unfälle [%] / rel. Risiko [dimensionslos]
Unfälle Exponierte Relatives Unfallrisiko
Unfallrisiko als Funktion der Dauer der ArbeitszeitZusammenfassung verschiedener Studien
© Carl von Ossietzky Universität Oldenburg - AE Arbeits- und Organisationspsychologie
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16Arbeitsdauer [h]
0
1
2
3
4
-1
-2
[ z - Wert ]
0
1
2
3
4
-1
-2
Hänecke et al 1998Folkard 1996Åkerstedt 1995Nachreiner (Tödliche15h)
Unfallrisiko und Dauer
14
Unfallrisiko in Abhängigkeit von Arbeitsdauer und Arbeitsbeginn
© Carl von Ossietzky Universität Oldenburg - AE Arbeits- und Organisationspsychologie
5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 0 1 2 3 4 5 6 7 8
Tageszeit
1
10
100
1000
relatives Risiko [dimensionslos]
Beginn 06h Beginn 14h Beginn 22h
Arbeitszeit und Ausfalltage durch Unfälle
3. europ. Umfrage, abh. Besch.
<19 20-29 30-35 36-39 40-44 45-49 50-59 60+
Wochenarbeitszeit [ h ]
0
1
2
-1
-2
[ z -
Wer
te ]
Z-Unfall MAVG Z Unfall
15
Dauer und GesundheitHäufigkeit ausgewählter gesundheitlicher Beschwerden
in Abhängigkeit von der Arbeitsdauer
3. europäische Umfrage, 2000, alle Befragten
5 10 15 20 25 3 0 35 40 45 5 0 55 60 65 70 75 8 0 85 90
Arbeitszeit [ h / Woche ]
0
10
20
30
40
50[ % ]
BeschwerdenStressRückenErmüdungSchlafMagenHerz
Häufigkeit ausgewählter gesundheitlicher Beschwerden in Abhängigkeit von der Arbeitsdauer
z- standardisiert
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
Arbeitszeit [ h / Woche ]
0
1
2
3
-1
-2
-3
[ z - Werte ]
Schlaf ZErmüdung ZStress ZMagen Z
16
Mittlere Häufigkeit ausgewählter gesundheitlicher Beschwerden in Abhängigkeit von der Arbeitsdauer
z- standardisiert, moving average
0 20 40 60 80 100
Arbeitszeit [ h / Woche ]
0
0,5
1
1,5
2
-0,5
-1
-1,5
-2
Bee
inträ
chtig
u ng
[ z ]
MW Z skalMoving AVG
Dauer und GesundheitBeschwerdegruppen (Faktoren)
3. europäische Umfrage, 2000, abhängig Beschäftigte
<1920
-2930
-3536
-3940
-4445
-4950
-59 60+
Arbeitszeit [h/Woche]
0
0,1
0,2
0,3
-0,1
-0,2
-0,3
[ Faktorwert ]
Muskel/Skelettpsychovegetativeallgemeine Beschwerden
17
Dauer und GesundheitBeschwerden in Abhängigkeit von der Arbeitsdauer
- Bundesrepublik Deutschland -
<19
20-29
30-35
36-39
40-44
45-49
50-59 60
+
Wochenarbeitszeit [h]
0
0,05
0,1
0,15
-0,05
-0,1
-0,15
-0,2
[Faktorwerte]
MAVG D PsychMAVG D Muskulo
Dauer und Gesundheit
Nie 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1011
-1213
-1415
-1617
-1819
-20 >20
Häufigkeit von Tagen mit >10 h / Monat
0
0,1
0,2
0,3
0,4[ Faktorwerte ]
MAVG Muskel/SkelettMAVG Psychovegetative
Beschwerdenhäufigkeit und Häufigkeit langer Arbeitstage
18
Dauer, (Job-) Alter und Gesundheit
Psychovegetative Beschwerden, Arbeitsdauerund Alter
<19
20-29
30-35
36-39
40-44
45-59
50-59 60
+
Arbeitszeit [h/Woche]
0
0,1
0,2
0,3
-0,1
-0,2
-0,3
[ Faktorwert ]
MAVG 15 - 24 JahreMAVG 25 - 39 JahreMAVG 40 - 54 JahreMAVG >55 Jahre
Offene Fragen
• Jahresarbeitszeit ?– z.B. bei Lehrern zwischen <700 und >3000 h
• Lebensarbeitszeit ?
– erträglich = das gesamte Arbeitsleben ohneSchäden
Dauer, größere Zeiträume
20
Magenbeschwerden (EU-Befragung)
S+ V+ I+S+ V+ I-S+ V- I+S+ V- I-S- V+ I+S- V+ I-S- V- I+S- V- I-
S+..S-...V+..V-...I+..I-
0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1
< low high >
Gesundheitliche Beschwerden bei flexiblen Arbeitszeiten
Schichtarbeit
Variabilität
Einfluss
Lage und Gesundheit
Lage / Dynamik und GesundheitWahrgenommene gesundheitliche Beeinträchtigungen
KV LR LVSchichtsystem
0
0,2
0,4
-0,2
-0,4
[FS] p<.05
F1: Schlafprobleme
21
Wahrgenommene Beeinträchtigungen im Familienleben
KV LR LVSchichtsystem
0
0,1
0,2
0,3
0,4
-0,1
-0,2
-0,3
[FS]
Lage / Dynamik und Gesundheit
Lage / Verteilung und Risiko
nach Folkard & Lombardi, 2004
22
Relatives Risiko als Funktion der Zahl aufeinanderfolgender Schichten
0.90
1.00
1.10
1.20
1.30
1.40
1st 2nd 3rd 4th
Successive Shifts
Rel
ativ
e R
isk Days
Nights
nach Folkard & Lombardi, 2004
Offene Fragen
• Ultradiane Effekte• Wechselwirkungen Lage und Dauer
23
Verteilung der Arbeitszeit
Verteilung / Lage und Risiko
0,8
1
1,2
1,4
1,6
6 x 8h days 6 x 8h nights 4 x 12h days 4 x 12h nights
24
Verteilung, größere Zeiträume
• Jahresarbeitszeit ?• Lebensarbeitszeit ?
• Probleme: – größere Ausgleichzeiträume– stärkere Massierungen möglich– stärkere Dynamik
Offene Fragen
• Verteilung über längere Zeiträume• Verteilung über längere
Ausgleichszeiträume• Saisonale Schwankungen• Massierung über längere Zeiträume
25
Dynamik der Arbeitszeit
Dynamik
Wirkung unterschiedlicher Arbeits- und Pausenzeitenbei gleichem Arbeits/Pausenverhältnis
26
Dynamik und Risiko
0.8
1
1.2
1.4
1.6
1.8
2
2.2
0-30 31-60 61-90 91-120
Minutes since last Break
Rel
ativ
e R
isk
Verteilung / Dynamik
27
Verteilung / Dynamik
0,8
1
1,2
1,4
1,6
6 x 10h days 6 x 10h nights 5 x 12h days 5 x 12h nights
2-hourly
3-hourly
4-hourly
Relatives Risiko bei Arbeitszeitsystemen mit 60h / Woche
Dauer, Verteilung, Dynamik
28
Dynamik
0 12 24 36 48 60 72 84 96 108
120
132
144
156
168
180
192
Periode (Std.)
0
10
20
30
40
50S
pekt
r ale
Dic
h te
regelmäßigvariabel
Häufigkeit gesundheitlicher Beeinträchtigungen unter verschiedenen Formen
flexibler Arbeitszeiten
1 2 3 4
cluster 1cluster 2cluster 3cluster 4cluster 5
• Magenbeschwerden -
• Verdauungsprobleme -
• Übelkeit / Appetitlosigkeit -
• Häufiges Aufstoßen / Sodbrennen -
• Schlafstörungen -
• Schwindelgefühl -
• Innere Unruhe / Nervosität -
• Herzschmerzen -
• Mutlosigkeit / Traurigkeit / Bedrückung -
regelmäßig unregelmäßig
29
Strukturiertheit und Beschwerden
Magenbeschwerden
Verdauungsprobleme
Übelkeit / Appetitlosigkeit
Häufiges Aufstoßen / Sodbrennen
Schlafstörungen
Schwindelgefühl
Innere Unruhe / Nervosität
Atembeschwerden / Luftnot
Herzschmerzen
Pochen und Pulsieren in den Adern
Mutlosigkeit / Traurigkeit / Bedrückung
1 2 3 4
cluster 1 (regelmäßig)cluster 2cluster 3cluster 4 (unregelmäßig)
Offene Fragen
• Dynamik über längere Zeiträume• 12h vs 8h Schichten bei gleichen
Gesamtzeiten und unterschiedlicher Dynamik
• Auswirkungen hoher vs geringer Dynamik• Rhythmik, Signal vs Rauschen
• Wie kann man Dynamik erfassen, quantifizieren, bewerten
30
Variabilität der Arbeitszeit
Variabilität und Gesundheit
Schlafstörungen (EU-Befragung)
Costa, G. et al. , 2003, As time goes by. Stockholm: SALTSA
S+ V+ I+S+ V+ I-S+ V- I+S+ V- I-S- V+ I+S- V+ I-S- V- I+S- V- I-
S+..S-...V+..V-...I+..I-
0 0,05 0,1 0,15 0,2< low high >
Gesundheitliche Beschwerden bei flexiblen Arbeitszeiten
Schichtarbeit
Variabilität
Einfluss
31
MagenbeschwerdenS+ V+ I+S+ V+ I-S+ V- I+S+ V- I-S- V+ I+S- V+ I-S- V- I+S- V- I-
S+..S-...V+..V-...I+..I-
0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1
< low high >
Schichtarbeit
Variabilität
Einfluss
Variabilität und soziale BeeinträchtigungTeilnahme am gesellschaftlichen Leben nach Wunsch
S- V++ E+S- V++ E-S- V+ E+S- V+ E-S- V- E+S- V- E-
+-+++-+-
1 1,5 2 2,5 3 3,5
immer nie
Schichtarbeit
VariabilitätEinfluß
32
Passt zum privaten und sozialen Leben
S+ V+ I+S+ V+ I-S+ V- I+S+ V- I-S- V+ I+S- V+ I-S- V- I+S- V- I-
S+..S-...V+..V-...I+..I-
1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4
< fit don't fit >
Soziale Beschwerden bei flexiblen Arbeitszeiten
Offene Fragen
• Stabilität / Variabilität von Arbeitszeitsystemen– Was muss sein, wie viel geht
• Verbindungen zur Dynamik– Unterdrückung von regelmäßiger Oszillation
33
Verlässlichkeit von Arbeitszeiten
Schlafstörungen
nie sehr selten selten ab und zu oft sehr oft
Häufigkeit von "Notfällen"
0
20
40
60
80[%]
2
2,5
3
3,5
4MW
Schlafstörungen
immer / oftMittelwert
oft
sehr selten
Verlässlichkeit und Gesundheit
34
nie sehr selten selten ab und zu oft sehr oft
Häufigkeit von "Notfällen"
0
20
40
60
80
100[%]
2
2,5
3
3,5
4[ MW ]
weder nochnegativpositivMW
Verlässlichkeit und Gesundheit
Auswirkungen auf Privatleben
Verlässlichkeit und Gesundheit
nie sehr selten selten ab und zu oft sehr oft
Häufigkeit von "Notfällen"
0
0,2
0,4
0,6
0,8
-0,2
-0,4
-0,6
-0,8
Faktorwerte (gepolt)
psychovegetative Beschwerden gastrointestinale BeschwerdenFamilie Freizeit
Häufigkeit von Änderungen und Beeinträchtigungen
35
Offene Fragen
• Stabilität / Variabilität• Planungshorizonte• Planungssicherheit• Rauschen auf Oszillation
Dispositionsspielraum
36
Magenbeschwerden (EU-Befragung)
S+ V+ I+S+ V+ I-S+ V- I+S+ V- I-S- V+ I+S- V+ I-S- V- I+S- V- I-
S+..S-...V+..V-...I+..I-
0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1
< low high >
Gesundheitliche Beschwerden bei flexiblen Arbeitszeiten
Schichtarbeit
Variabilität
Einfluss
Autonomie und Gesundheit
Autonomie und soziale BeeinträchtigungPassung von Arbeitszeiten und sozialem Leben
S+ V+ I+S+ V+ I-S+ V- I+S+ V- I-S- V+ I+S- V+ I-S- V- I+S- V- I-
S+..S-...V+..V-...I+..I-
1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 2,2 2,4
< fit don't fit >
37
Muskel/Skelett-Beschwerden, Arbeitsdauerund Selbstbestimmung des Arbeitstempos
<19 20-29 30-35 36-39 40-44 45-49 50-59 60+
Arbeitszeit [h/Woche]
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
-0,1
[ Faktorwert ]
MAVG SelbstbestimmtMAVG völlig fremdbest.
Offene Fragen
• Erfassung von Handlungsspielräumen• Ausnutzung von Handlungsspielräumen• Modelle von Handlungsspielräumen
38
Kombinationswirkungen
– additiv –– interaktiv –
Psychovegetative Beschwerden in Abhängigkeit von der Arbeitsdauer und anderen Tätigkeitsmerkmalen
Schichtarbeit
<19
20-29
30-35
36-39
40-44
45-49
50-59 60
+
Arbeitszeit [h/Woche]
0
0,1
0,2
0,3
-0,1
-0,2
[ Faktorwert ]Schichtarbeiter MAVGNicht-Schichtarbeiter MAVG
39
Flexibilität und lange Wochenarbeitszeiten (EU-Befragung)- Psychovegetative Beschwerden -
<19 20-29 30-35 36-39 40-44 45-49 50-59 60+
[ Arbeitszeit h / Woche ]
0
0,1
0,2
0,3
0,4
-0,1
-0,2
-0,3
[ Faktorwerte ]
flexibelnicht flexibel
Kombinierte Wirkungen
Offene Fragen
• systematische Analysen von einfachen Kombinationswirkungen
• systematische Analysen mehrfaktoriellerKombinationswirkungen
• Systematische Analysen mehrfaktoriellerKombinationswirkungen im Längsschnitt
• Systematische Analysen mehrfaktoriellerKombinationswirkungen in Kombination mit der Intensität der Belastung
40
Risiko-Modelle ?
Methoden I
Dauer
Lage
Kriterien• Werktägliche Arbeitszeit• Wöchentliche Arbeitszeit• Anzahl kontinuierlicher
Arbeitstage
• Schicht- und Nachtarbeit• Störungen des
Nachtschlafs
• Ruhezeit zwischen Schichten
• Unvorteilhafte Schichtwechsel (N - M)
Abfolge von Arbeit und Erholung
Auswahl der Kriterien
41
Methoden I
Verstoß wenn Anzahl > 5 Tage
Spezifikation von Verstößen
Verstoß wenn < 11 Stunden
Kriterien• Werktägliche Arbeitszeit• Wöchentliche Arbeitszeit• Anzahl kontinuierlicher
Arbeitstage
• Schicht- und Nachtarbeit• Störungen des
Nachtschlafs
• Ruhezeit zwischen Schichten
• Unvorteilhafte Schichtwechsel (N - M)
Methoden I
Gewicht = 12.5
Gewichte basieren aufExperteneinschätzungen
Spezifikation der Kriteriengewichtungen
Gewicht = 10
Kriterien• Werktägliche Arbeitszeit• Wöchentliche Arbeitszeit• Anzahl kontinuierlicher
Arbeitstage
• Schicht- und Nachtarbeit• Störungen des
Nachtschlafs
• Ruhezeit zwischen Schichten
• Unvorteilhafte Schichtwechsel (N - M)
42
Überprüfung der Validität?
Arbeitszeitpläne
• Schlafprobleme
• Magenbeschwerden
• Nervosität / Unruhe
• u.a.
GesundheitlicheBeschwerden
AGI(objektive Mm)
r2
• Daten aus der Befragungsstudie “Gesundheitliche und psychosoziale Auswirkungen flexibler Arbeitszeiten” (Janßen & Nachreiner, 2004)
• n = 40, individuelle Arbeitszeitsysteme und Häufigkeiten unterschiedlicher gesundheitlicher Beschwerden
• Statistische Analysen: lineare Regression und one-way ANOVAs
Schlafprobleme
,
,
, , ,,
,
,,
,
,
, ,
,
, ,,
,
,,
,,
,,
, ,,
,
,
,,
,,
,,
,
, , ,,
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5
Arbeitszeit-Gefährdungs-Index
r2 = 0,409
immer
nie
oft
hin und wieder
seltenSchl
afpr
o ble
me
%
%
%
%
%
niese
lten
hin un
d wied
er oft
immer
Schlafprobleme
0
0,5
1
1,5
2
2,5
Arb
eits
zeit-
Gef
ährd
ungs
-Inde
x
43
Schlafprobleme
%
%
%
%
%
niese
lten
hin un
d wied
er oft
immer
Schlafprobleme
0
0,5
1
1,5
2
2,5
Arb
eits
zeit-
Gef
ährd
ungs
- Inde
x
,
,
, , ,,
,
,,
,
,
, ,
,
, ,,
,
,,
,,
,,
, ,,
,
,
,,
,,
,,
,
, , ,,
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5
Arbeitszeit-Gefährdungs-Index
r2 = 0,409
immer
nie
oft
hin und wieder
seltenSch
lafp
robl
eme
Magenbeschwerden
, ,
, ,
,
,, ,
,
,
,
, ,, ,
,
, ,,, ,
,
,
,
,
,
,
,,
,,
,
, ,
,
,,
,
,
,
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5
Arbeitszeit-Gefährdungs-Index
r2 = 0,204
Mag
e nbe
schw
erd e
n
immer
nie
oft
hin und wieder
selten
%
%
% %
niese
lten
hin un
d wied
er oft
immer
Magenbeschwerden
0
0,5
1
1,5
2
2,5
Arb
eits
zeit-
Gef
ährd
ungs
-Inde
x
44
Innere Unruhe / Nervosität
%
%
%
%%
niese
lten
hin un
d wied
er oft
immer
Innere Unruhe / Nervosität
0
0,5
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2. Bewerten
aber wie?
46
Arbeitszeitsysteme analysieren !
• nach gefährdungsrelevanten gesetzlichenVorgaben
• nach gefährdungsrelevanten tariflichenVorgaben
• nach gefährdungsrelevanten arbeitswissenschaftlichen Vorgaben
aber wie ?• Komplexes Regelwerk
– mehr als 25 § für die Gestaltung der Arbeitzeit– Ausnahmeregelungen, z.B. für den Bereich der
Gesundheits- und Wohlfahrtsdienste die Reduzierung der täglichen Ruhezeit bei Ausgleich
– Bereitschaftsdienste
• Komplexere Arbeitszeitsysteme• Variablere, flexiblere Arbeitszeitsysteme
Rechnergestützte Bewertungsinstrumente
47
RAS (Ximes)XIMES RAS.lnk
Arbeitszeiten Assistenzarzt Cardiochirurgie
SchichtlängenArbeitszeiten Assistenzarzt Cardiochirurgie
50
Ergonomische Bewertung:Kurz-vorwärts rotiertes System
Kostenbewertung:lang-rückwärts rotiertes System
52
Ergonomische Bewertung Pflegedienst (Plan mit Wunschdiensten)
EBA-Belastungsmodul:Beurteilung der körperlichen Belastung
53
EBA-Belastungsmodul:Beurteilung der mentalen Belastung
Belastungsbezogene Bewertung der Schichtlänge
54
Bewertung „flexibler Arbeitszeiten“
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Bewertung flexibler ArbeitszeitenBeispiel: LKW-Fahrer
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Fazit
• Die Beurteilung der Arbeitszeit im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ist gesetzlich vorgegeben
• Merkmale der Arbeitszeitgestaltung können Sicherheits- und Gesundheitsziele gefährden, und zwar bereits innerhalb der gesetzlichen Vorgaben
• Die Beurteilung der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben ist damit offensichtlich nicht ausreichend
Fazit 2
• Dauer, Lage, Verteilung und Dynamik der Arbeitszeit sind belastungsbezogen zu beurteilen
• Dauer, Lage, Verteilung und Dynamik der Arbeitszeit sind auch unter dem Aspekt der Sozialverträglichkeit zu beurteilen
61
Fazit 3
• Im Interesse der Vermeidung unnötiger Gefährdungen ist eine stärkere Berücksichtigung arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse dringend notwendig
• Dafür gibt es in letzter Zeit geeignete technische Hilfsmittel
Fazit 4
• Eine sachgerechte, angemessene Gefährdungsbeurteilung wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen, nachdem das BAG höchstrichterlich festgestellt hat, dass die Gefährdungsbeurteilung der Mitbestimmung unterliegt
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