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AGENTUR DER SELBSTVERWALTUNG CĒSIS
KULTUR- UND TOURISMUSZENTRUM DER STADT CĒSIS
DIE STADT CĒSIS
VON DEM 13. BIS ZUM 16. JAHRHUNDERT
Autor: Mg. hist., Prätendent des wissenschaftlichen Doktorgrades
Edgars Plētiens
2017
2
INHALT
ZUSAMMENFASSUNG 3
1. „DIE KLEINSTE BEFESTIGUNG IN LIVLAND“: BILDUNG DER ORTSCHAFT CĒSIS 6
2. HERAUSBILDUNG DER ORTSCHAFT CĒSIS 10
3. CHARAKTERISTIK DER STADT CĒSIS 18
3.1. VERWALTUNG 19
3.2. WIRTSCHAFT: HANDEL, HANDWERK, LANDWIRTSCHAFT 24
3.2.1. HANDEL 24
3.2.2. HANDWERK 30
3.2.3. LANDWIRTSCHAFT 32
3.3. EINWOHNER 34
3.4. BEBAUUNG UND PLANUNG 39
3.5. RELIGIÖSE UMWELT 47
4. BEDEUTUNG DER STADT CĒSIS IN LIVLAND UND IHRE BETEILIGUNG AN DER HANSE
55
4.1. WAS IST HANSE 55
4.2. KAUFLEUTE VON CĒSIS 57
4.3. DIE STADT CĒSIS: EIN TEIL DES HANSESYSTEMS 58
SCHLUSSFOLGERUNGEN 64
LISTE DER QUELLEN UND LITERATUR 67
1. QUELLEN 67
1.1. UNVERÖFFENTLICHT QUELLEN 67
1.2. VERÖFFENTLICHT QUELLEN 68
2. LITERATUR 71
2.1. MONOGRAPHIEN 71
2.2. GESCHICHTEN SCHREIBEN 72
2.3. ZEITSCHRIFTEN UND ARTIKEL 74
ANLAGEN 75
3
ZUSAMMENFASSUNG
Im 13. und 14. Jh. entstanden in Livland in der Nähe der befestigten Burgen mehrere, meist von
den Kaufleuten gebildete Ortschaften. Eine von denen war die Ortschaft Cēsis, die Wenden genannt
wurde. Sie bildete sich bei der Steinburg des Ordens von Cēsis heraus und bildete zusammen mit der
Burg einen einheitlichen Komplex. Die Ortschaft Cēsis wurde anfänglich sowohl von den Häusern-
Lagern der Kaufleute, als auch von den Dorfhäusern der Ortsbewohner gebildet. In der Nähe der
Ortschaft befanden sich Handelswege, welcher ein wesentlicher, für die Entwicklung maßgebender
Faktor war. In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. hatte die Ortschaft Cēsis sich zu einem Flecken
herausgebildet, wo aktiver Handel getrieben wurde. Die Qualität der Stadt wurde von der Ortschaft
am Ende des 13. Jhs. oder am Anfang des 14. Jhs. erreicht, weil 1314 sind in den schriftlichen
Geschichtsquellen zum ersten Mal die Bürger und der Vogt von Cēsis erwähnt worden, auf solche
Weise wurde das Dasein einer rechtlich begründeten Stadt indirekt bestätigt.
Die Unterbringung der Ortschaft Cēsis bei einer von den wesentlichsten Burgen im
Machtsystem des Deutschen Ordens bestimmte ihre Unterstellung in der ganzen Bestehenszeit von
Livland. Deshalb hatte die Stadt, obwohl es auch der Stadtrat bestand, vermutlich nie eine ausgeprägt
autonome Selbstverwaltungsstruktur herausgebildet. Die Stadt war in ihren Entscheidungen und ihrer
Handlung immer dem Orden unterstellt, und die Beziehungen beider Strukturen waren eng und streng
bestimmt.
Schon anfänglich wurde die Ortschaft Cēsis von den Kaufleuten deutscher Herkunft
ausgebildet, die sich hier niederließen. In der weiteren Entwicklung hatte Handel eine wesentliche
Rolle, da die Stadt gute Voraussetzungen dafür hatte. Erstens war an diesem Ort der den Kaufleuten
so wichtige Sicherheitsaspekt gesichert. Die Burgen, die lange Zeit die sichersten Orte in Livland
waren, hatten eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Besiedlung. In derselben Zeit bestimmte
die Struktur der Burg, dass sie keine Erzeugerin, sondern Verbraucherin sein wird. Das gab die
Möglichkeit für Handwerker und Kaufleute. Mit der Zeit hatte sich bei der Burg die Gemeinschaft
niederlassen, welche die Stadt Cēsis bildete. Zweitens führte der Handelsweg Riga-Dorpat durch die
Ortschaft, der verband nahe und ferne, kleine und große Ortschaften sowohl in Livland, als auch
außerhalb. Der Umlauf der Geldbeträge der Kaufleute von Cēsis sowohl in Lübeck, als auch in Riga
zeugt, dass die Kaufleute mit verhältnismäßig großen Summen handelten und bereit waren, wegen
ihres Gewerbes Risiko einzugehen. Die Wohlhabenheit der Stadt Cēsis war ein wesentlicher Aspekt,
damit sie im 14. Jh. zum Teil des Hansesystems würde. Der Wohlstand der Stadt Cēsis wurde auch
durch den Handel mit dem Osten, konkreter, Pleskau erhöht. Eine besondere Bedeutung im Handel
der Stadt Cēsis gewann dieser Handelspartner im 16. Jh., wenn Kaufleute russischer Herkunft öfter
in die Stadt einkehrten, welche wegen der bestehenden Rechtsvorschriften gezwungen waren, in der
Stadt zu handeln.
4
In der Stadt Cēsis und in direkter Nähe davon befanden sich im Mittelalter fünf Gotteshäuser.
In der Stadt bestand eine Hauptgemeindekirche, in der mehrere Vikarien ausgebildet waren. Die
Kirche wurde vermutlich schon am Ende des 13. Jhs., dabei auf den Grabstätten der Ortsbewohner
der Späteisenzeit ausgebildet. Das religiöse Leben war eng mit der Gesamtheit der Einwohner der
Stadt verbunden. Darüber haben sich nur unbedeutende Zeugnisse der schriftlichen und
gegenständlichen Quellen erhalten. Von diesen wissen wir über einzelne Kaufleute, Ratsherren,
Adligen, Handwerkern, Geistlichen der Stadt und livländischen Landmeistern. Aufgrund der
Analogien kann man aber behaupten, dass die Sozialstruktur der Stadtbewohner sowohl von den
Leuten der deutschen, als auch örtlichen Herkunft gebildet wurde. Dabei muss berücksichtigt werden,
dass in den Handelsprozessen auch Leute anderer Nationalitäten einbezogen waren.
Ebenso wie in anderen Städten gab es auch in Cēsis gemischte Bebauung. Anfänglich war am
Anfang des 13. Jhs. der Ortschaft Cēsis die Holzbebauung charakteristisch. Die Häuser-Lager der
Kaufleute deutscher Herkunft waren in der Fachwerktechnik gebaut. Zwischen ihnen gab es aus
Rundhölzer gebildete Gänge, die als bedingte Straßen dienten. Später wurden Häuser aus Stein
gebaut. Die Hauptgebäude in der Stadt waren die Hauptgemeindekirche und das Rathaus. Die Stadt
war mit einer Mauer umgeben und wurde kompositionell von drei Straßen gebildet.
Die Verwaltungs-, Handels-, religiöse und Baugrundsätze wurden in den livländischen Städten
von Westeuropa übernommen und transformiert. Die Ortschaft und die spätere Stadt Cēsis war das
Zentrum des Machtsystems des Ordens in Livland. Ebenso war sie eine wesentliche Kleinstadt und
bildete zusammen mit den anderen zentralen Ortschaften einen einheitlichen Wirtschaftsraum. Wenn
auch der Grund ihres Bestehens und ihrer Entwicklung Handel war, hatte sie einen konkreten, mit
dem Orden verbundenen politischen Status. Eigentlich wurde der Status der Ortschaft von zwei
gleichwertigen Einheiten - der Burg und der Stadt gebildet. Es ist möglich, dass, wenn die Stadt nicht
so sehr dem Orden unterstellt gewesen wäre, so wäre sie unabhängiger und hätte den Status anderer
Art und anderen Charakters erworben. Ebenso ist es möglich, dass die Stadt sich ohne der Obermacht
des Ordens nicht bis zu einem Status herausgebildet und entwickelt hätte, den sie im 16. Jh. erreichte.
Die Ortschaft Cēsis wurde sowohl von den dort ansässigen, als auch sich neu niedergelassenen
Leuten gebildet. Einige von denen trieben Fernhandel, und gerade sie bildeten einen Teil von dem
Hansesystem. Später, als die Strukturen der Ortschaft Cēsis sich herausgebildet hatten, vertraten diese
oder andere Kaufleute diese Stadt in einem für die ganze livländische Region gemeinsamen
Instrument - in den Stadtversammlungen. Die waren Kaufleute, welche im Falle der Kleinstadt Cēsis
ihre Entwicklung und Einbindung in verschiedene, für die ganze Hanse bedeutsame Ereignisse
gewährleisten konnten. Leider hatten die Kleinstädte aus finanziellen Erwägungen keine Möglichkeit,
sich in die internationale Versammlungen von Hanse einzuschalten, deshalb schalteten sie sich in die
Ereignisse der Hanse durch Teilnahme an den regionalen Stadtversammlungen in Livland ein. Die
Rolle der Kleinstädte war in diesen aber eher passiv. Kleinstädte stärkten indirekt die Bedeutung der
5
Standpunkte der großen Städte in den internationalen Versammlungen der Hanse, sowie leisteten
wirtschaftliche Unterstützung sowohl bei der Finanzierung der gemeinsamen Maßnahmen der Hanse,
als auch der Reisekosten der großen Städte. Mit der Zeit konnten aber die Kleinstädte nicht mehr
regelmäßige finanzielle Unterstützung für die Aktivitäten der großen Städte leisten, infolge dessen
wurden die Kleinstädte zu den Stadtversammlungen nicht mehr geladen. Die Rolle der Stadt Cēsis
und anderer Kleinstädte verringerte sich im Kontext von Hanse.
Insgesamt erlebte die Ortschaft Cēsis in der mittelalterlichen Periode rasches Wachstum. In der
Stadt verlief ein aktives gesellschaftliches und häufig auch politisches Leben. Cēsis wuchs und
entwickelte sich zu einer typischen livländischen Kleinstadt und war ein wesentliches Element der
wirtschaftlichen Struktur der Region.
6
EINLEITUNG
Es sind mehr als 800 Jahre seit der Herausbildung der Ortschaft Cēsis vergangen. Man kann
der im Jahre 1378 von dem Domkapitel des Bistums Kurland ausgedrückten Erkenntnis zustimmen,
dass vor langer Zeit abgelaufene Ereignisse aus dem Gedächtnis der Menschen verschwinden. Und
das passiert deshalb, weil das Gedächtnis der Menschen kurzzeitig und todgeweiht ist1. Um es zu
lösen, wurden die Ereignisse niedergeschrieben. Doch auch das schützte die Ereignisse nicht vor
Vergessenheit - die Brände der späteren Zeiten brachten viele Niederschrifte und Urkunden in Nichts.
Auf solche Weise erfahren wir von einem großen Teil der in Vergangenheit geschehenen Prozesse
dank der Arbeit der archäologischen Expeditionen.
Cēsis ist heutzutage immer noch eine verhältnismäßig kleine Stadt mit einem besonderen
historischen Charme. Heutzutage werden Städte ohne besondere Absicht nicht in große und kleine
Städte geteilt. Im Mittelalter bestand aber eine solche Teilung. Im Landtag des Jahres 1532, der von
dem 25. Februar bis zum 7. März in Valmiera stattfand, schrieb der Sekretär von Reval Marcus
Tierbach die darin getroffenen Entscheidungen nieder. Im Punkt 43 ist es erwähnt, dass „am 28.
Februar die beorderten Herren im Rathaus zusammenkamen und ihre Entscheidung wurde von
[solchen] kleinen Städten wie Pernau, Narva, Cēsis, Viljandi und Valmiera vorgelesen“2. Die
Nennung der hier erwähnten Städte als klein war keine freie Interpretation des Sekretärs, weil eine
ähnliche Teilung auch in anderen Urkunden besteht3, und das weist darauf hin, dass in Livland sich
eine Verteilung der Städte nicht nur in Handelsbezirke bzw. den sog. Dritteln (derdendele)4, sondern
auch in große und kleine Städte herausgebildet hatte. Und Cēsis, wie wir es sehen werden, gehörte
zur zweiten Städtegruppe. Um zu verstehen, warum es so war, ist es wesentlich, die Stadt näher zu
betrachten.
1. „DIE KLEINSTE BEFESTIGUNG IN LIVLAND“: BILDUNG DER
ORTSCHAFT CĒSIS
Im Mittelalter war die Entwicklung der Stadt direkt mit dem Bestehen der Burg verbunden. Im
Lettischen ist das Wort Stadt eine Art Konstruktion von dem Wort Burg, was kein Zufall ist. Sowohl
1 Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch nebst Regesten, Abt. 1, Bd. 3. Bunge, F. G. (Hg.) Reval:
In Commission bei Kluge und Ströhm, Nr. 1857. Nr. 1131. (nachstehend: LUB) 2 Akten und Rezesse der livländischen Ständetage, Bd. 3. Arbusow, L. (Hg.). Riga: J. Deubner, 1910.
Nr. 301. (nachstehend: AR)
AR, Bd. 1, Lief. 4. Nr. 362.
4 LUB, Abt. 1, Bd. 6. Nr. 2895.
7
auf dem Gebiet Lettlands, als auch anderswo in Europa bildeten sich die Ortschaften zusammen mit
der Burg oder kurz nach dem Bauen der Burg heraus.
In Livland verlief die Ausbildung der Städte parallel zur territorialen Unterstellung des Landes
und Entwicklung des Handelssystems. Zur Förderung der Unterstellung des Gebiets wurde von den
Kreuzfahrern als Langzeitstrategie die Bildung befestigter Burgen verwirklicht. Bauen einer solchen
Burg wurde Anfang des 13. Jhs. auch an dem Burgberg von Wenden5 (auch Riekstu kalns (Nussberg)
genannt) angefangen (Anlage Nr. 1). Somit wurde der Ort nach einer kurzen Zeit6 als Wenden
benannt, was in der Chronik von Nowgorod als Ortsname Кесь erwähnt ist. Der lettische Linguist J.
Endzelīns ist der Auffassung, dass das Wort Cēsis7 ein Wort baltischer Herkunft ist, das den ähnlichen
Worten der anderswo auf dem Gebiet Lettlands befindlichen Orte und Häuser entlehnt sein konnte.
Er ist der Meinung, dass in russischer Sprache der Buchstabe „c” durch „k” ersetzt wird, und auf
solche Weise das oben erwähnte, in der Chronik zu findende Ortsname entsteht8. Die Kontinuität und
Entwicklung der Ortschaft Cēsis war, ähnlich wie anderswo auf dem Gebiet Livlands, ohne Bestehen
der Burg nicht vorstellbar. Für Livland, somit auch für die Ortschaft Cēsis, war die Genese der
Bedeutsamkeit in der Linie - Burgberg, Burg und Stadt charakteristisch.
Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchung zeugen, dass der oben erwähnte Nussberg
schon im 11./12. Jh. bewohnt war9. Das bedeutet, dass im Jahre 1202, als auf dem Gebiet Lettlands
der Orden der Brüder der Ritterschaft Christi (fratres milicie Christi)10 herausgebildet wurde, der die
eigentliche Unterwerfung des Landes verwirklichte, dieser Ort schon bewohnt war. In der Zeit des
ersten Ordensmeisters, dessen Name Wenno (Winne, Meister von 1204-1209) war, wurden drei
5 In der Angelegenheit der Wenden gibt es immer noch keine Einstimmigkeit unter den Historikern,
im Kontext der vorliegenden Arbeit ist es aber nicht wichtig, die ethnischen Fragen zu erörtern. Insgesamt ist
mit Wenden die Gruppe der Ortsbewohner zu verstehen, deren Name in der vorliegenden Arbeit
entsprechend der in der Chronik Heinrichs erteilten Information benutzt wird. Mehr über Wenden und Cēsis:
Apals, J. Vendi un Cēsu Riekstu kalns (Wenden und Riekstu kalns (Nussberg) von Cēsis). Buch: Senā Rīga
(Das alte Riga): Pētījumi pilsētas arheoloģijā un vēsturē (Forschungen in der Archäologie und Geschichte
der Stadt), Teil 2. Riga, 1998, S. 125-143
6 Da dieser Ortsname in der Heinrichs Livländischen Chronik erwähnt wird, die etwa in den Jahren
1224-1227 verfasst wurde, so ist dieser Ortsname irgendwann zwischen dem Jahre 1206 und der Zeit des
Verfassens der Chronik gegeben worden.
7 Nachstehend wird dieses Toponym in der Arbeit sowohl bei der Bezeichnung der Burg, als auch des
Ortes gebraucht, wo sich später die Stadt Cēsis herausbildete.
8 Endzelīns, J. Par Cēsu un Cesvaines vārdu (Über den Namen von Cēsis und Cesvaine). Buch:
Filologu biedrības raksti (Schriften des Philologenverbandes), Band 11. Riga, 1931. S. 198, 200.
9 Apals, J. Vendi un Cēsu Riekstu kalns (Wenden und Riekstu kalns (Nussberg) von Cēsis). Buch:
Senā Rīga (Das alte Riga): Pētījumi pilsētas arheoloģijā un vēsturē (Forschungen in der Archäologie und
Geschichte der Stadt), 2. Riga, 1998, S. 136.
10 Atskaņu hronika (Reimchronik) / Übersetzung von V. Bisenieks aus dem Mitteloberdeutschen,
Vorwort von Ē. Mugurēvičs, Kommentare von Ē. Mugurēvičs, K. Kļaviņš, Riga, 1998. S. 53.
8
Befestigungen gebaut: die Burg von Sigulda (Sigewalde, Segewold), die Burg von Cēsis (Winden,
Wenden) und die Burg von Aizkraukle (Aschrâte, Aschraden)11. In Heinrichs Livländischer Chronik
(Heinrici Cronicon Lyvoniae)12 ist aber zu Wenden (wendi) erwähnt, dass um Ende des 1206 Jahres
bei Wenden sich ein Christenpriester niedergelassen hat13, der offensichtlich Daniel von Gotland
war14. Das bedeutet, dass der Bau einiger Befestigungen höchstwahrscheinlich etwas später - um
1207 oder 1208 angefangen wurde. Im Sommer oder Herbst 1210 erlebte die Burg von Cēsis eine
Belagerung, wo „die Esten (estones) drei Tage mit Bertold und seinen Brüdern und Wenden bei der
alten Burg15 kämpften, in der die Brüder damals noch mit Wenden zusammen lebten (fratres cum
Wendis).“16 Das bedeutet, dass in der Zeit des Meisters Wenno der Bau der Steinburg nicht
angefangen war, sondern die Holzburg der Wenden mit einer Ringmauer befestigt wurde, was sowohl
in der archäologischen Untersuchung des Jahres 198017, als auch in der des Jahres 200918 festgestellt
wurde. Für den Kontext ist es interessant auch eine Urkunde aus dem Jahre 1259 zu erwähnen, in der
der Rigaer Ratsherr Johannes von Meideborg (Iohannes de Meydeborch) sagt, dass er ein
Ordensbruder gewesen sei und fünf Jahre in der „Burg der Wenden“ (in costro Wenda) verbracht
habe, ehe der Grundstein der neuen Ordensburg gelegt wurde (fundamentum castri poneretur)19.
Wenn man annimmt, dass Johannes unter den Brüdern war, die um 1207 sich in der Burg der Wenden
11 Ebenda, S. 55.
12 In einzelnen Arbeiten wird dieses Werk als die Chronik von Indrikis genannt. In dieser Forschung
wird es als Heinrichs Chronik genannt.
13 Heinrici Chronicon. Indriķa hronika (Heinrichs Chronik). Übersetzt von Ā. Feldhūna. Kommentare
und Vorwort von Ē. Mugurēvičs. Riga, 1993, S. 93.
14 Ebenda, S. 90.
15 Die Aufmerksamkeit erregt der Ausdruck „die alte Burg“ (antiquum castrum). Ganz logisch wäre,
dass, wenn die alte Burg erwähnt wird, so sollte auch die neue Burg bestehen. Doch gibt es keine Verweise
auf eine andere Befestigung. Die Erklärung für diesen Ausdruck könnte so sein, dass, wenn die mögliche
Zeit des Verfassens der Heinrichs Chronik 1224-1227 ist, so nennt der Chronist diese Burg auf dem
Nussberg als die alte Burg nur deswegen, damit die Topographisten sie von der in dieser Zeit bestehenden
neuen Burg bzw. der Steinburg des Ordens von Cēsis unterscheiden würden.
16 Heinrici Chronicon. Indriķa hronika (Heinrichs Chronik). Übersetzt von Ā. Feldhūna. Kommentare
und Vorwort von Ē. Mugurēvičs. Riga, 1993, S. 141.
17 Apals, J. Vendi un Cēsu Riekstu kalns (Wenden und Riekstu kalns (Nussberg) von Cēsis). Buch:
Senā Rīga (Das alte Riga): Pētījumi pilsētas arheoloģijā un vēsturē (Forschungen in der Archäologie und
Geschichte der Stadt), 2. Riga, 1998, S. 136.
18 Apala, Z. Jaunākie arheoloģiskie pētījumi Cēsu Riekstu kalnā (Die neuesten archäologischen
Untersuchungen im Nussberg von Cēsis). Buch: Arheologu pētījumi Latvijā 2008-2009. gadā (Forschungen
der Archäologen in Lettland in 2008-2009). Riga, 2010, S. 35-40.
19 Perlbach, M. Urkunden des rigaschen Kapitel- Archives in der Fürstlich Czartoryskischen
Bibliothek zu Krakau. In: Mitteilung aus dem Gebiete der Geschichte Liv-, Est- und Kurlands, Bd. 13, Riga,
1881. S. 22.
9
niederließ, so kann man schlussfolgern, dass der Bau der Steinburg von Cēsis um 1212 oder 1213
begonnen wurde. Der deutsche Forscher F. Benninghoven drückt in seinen Forschungen eine ähnliche
Meinung aus20.
Ende des Jahres 1218 „belagerten die Russen (ruthenum) die Burg von Wenden (Wendorum
castrum). Von ihrer Burg stiegen auch die Schützen der Ordensbrüder (sagittarii fratrum milicie de
castro suo) ab, kamen zu Wenden, töteten mit ihren Armbrüsten (balistis) viele Russen [..]. Der
Rittermeister von Cēsis (Magister autem milicie de Wenden) hatte aber sich am Vortag mit seinen
Brüdern fortbegeben [..]. Danach belagerte das ganze russische Heer ihre Burg. Deshalb schlichen
die Ordensbrüder in der Nacht vorsichtig durch das feindliche Heer und kehrten in ihre Burg
zurück.“21 Also bestanden zu dieser Zeit am Ort von Cēsis schon zwei Befestigungen. Die Steinburg
von Cēsis liegt auch heute auf der Höhe des Fundaments höher als der Nussberg, somit entspricht
auch die in der Chronik erwähnte gegenseitige Anordnung der Orte (stiegen ab). Dieses Ereignis
erweist, dass der Bau der Steinburg von Cēsis im Zeitraum von 1212/1213 bis 1218 stattgefunden ist.
In diesem Bild vermerkt der Chronist, dass die Burg von Wenden „die kleinste Befestigung ist, die
es in Livland gibt“ (cum sit tamen minus castellum, quod habet Lyvonia). Unter Berücksichtigung
des oben Erwähnten über die Existenz der Steinbefestigung von dem Nussberg und dessen, dass die
Hügelfläche insgesamt etwa 1250 m2 beträgt, so irrt sich der Chronist mit seiner Bewertung nicht und
die Burg sei wirklich relativ klein gewesen.
Die Burg wurde an diesem Ort nicht zufällig gebaut. Die Steinburg des Ordens von Cēsis
befindet sich auf einem Hügel, der von zwei Niederungen eingeschlossen ist, die sich natürlich
herausgebildet haben. Das bedeutet, dass die Burg nur von zwei Seiten künstlich befestigt werden
sollte. Die Eigenartigkeit von diesem Hügel war und ist in dem, dass seine nördliche und westliche
Halde eine verhältnismäßig starke Wirkung von Adern hat22, was die Möglichkeit der Erdrutschen
vorsah. Die Erbauer der Burg wussten es vermutlich und lösten dieses Problem auf solche Weise,
dass die Halden mit Holzbefestigungen im Boden besonders befestigt wurden23. Der Ort der
Steinburg des Ordens war auch für Durchführung militärischer Operationen günstig, weil es sich
relativ unweit von den estnischen Ländern befand. Das zeigen die häufigen Feldzüge nach Ländern
20 Benninghoven, F. Der Orden der Schwertbrüder. Köln, 1965. S. 134.
21 Heinrici Chronicon. Indriķa hronika (Heinrichs Chronik). Übersetzt von Ā. Feldhūna. Kommentare
und Vorwort von Ē. Mugurēvičs. Riga, 1993. S. 233-235.
22 Apala, Z. Cēsu pils arheoloģiskās izpētes (1974.–2006.) rezultāti (Ergebnisse der archäologischen
Forschung der Burg von Cesis (1974-2006). Buch: Quo vadis, Cēsis? Cesis, 2007, S. 51.
23 Apala, Z., Ducmane, K. Cēsu pils dārgumi (Schätze der Burg von Cēsis). Cesis, 2007, S. 7.
10
auf dem Gebiet des heutigen Estlands24, insbesondere das Land Sakala, das in einer geraden Linie
von Ortschaft Cēsis nur 70 km entfernt war. In dieser Zeit war die Steinburg des Ordens die fernste
im Norden Livlands eingerichtete Befestigung. Was die Ortschaft Valmiera betrifft, so ist die Bauzeit
der Burg von Valmiera nicht bekannt und die gegenwärtigen Forschungen zeugen nur das, dass die
Ortschaft Valmiera schon im 13. Jh. bewohnt war, als eine bestimmtere Struktur bildete sie sich aber
in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. heraus25.
Die Burgen, die lange Zeit die sichersten Orte in Livland waren, hatten eine bedeutende Rolle
in der Entwicklung der Besiedlung. Ebenso wie die anderen war auch die Burg von Cēsis
Sicherheitsgarant für einen jeden Menschen, der sich zu diesem Ort begab. Das war der Ort, wo man
Zuflucht finden und nötigenfalls auch um Hilfe bitten konnte. In derselben Zeit bestimmte die
Struktur der Burg, dass sie keine Erzeugerin, sondern Verbraucherin sein wird. Unter
Berücksichtigung, dass die Ortschaft Cēsis sich in der Nähe der Wege Riga-Dorpat und Riga-Pleskau,
sowie in der Nähe anderer Wege befand, so war es der Umstand, der sowohl die Herausbildung der
Befestigung bedingte, als auch die Möglichkeit für diejenigen gab, die etwas produzierten, sowie für
diejenigen, die die produzierten Sachen von Ort zu Ort befördern konnten. Bzw. es erschienen die
Möglichkeiten für Handwerker und Kaufleute. Mit der Zeit hatte sich bei der Burg die Gemeinschaft
niederlassen, welche in gewisser Hinsicht die Stadt Cēsis bildete.
2. HERAUSBILDUNG DER ORTSCHAFT CĒSIS
Im Jahre 1314 sind in den bekannten schriftlichen Quellen zum ersten Mal „Ratsherren sowie
Bürger von Cēsis“ erwähnt (Consules ibidem civibus de Wenden)26, was bedeutet, dass die Ortschaft
Cēsis nach dem westeuropäischen Muster Stadtrechte erhalten hatte und für ihre alltägliche
Verwaltung die Institution des Rates sorgte. Das Stadtrecht regelte gewöhnlich den Verwaltungs- und
Gerichtsstand, die Handelsnormen und Rechte und Pflichten der Einwohner. Die Ortschaft Cēsis
bildete sich aber bei der Burg schon früher heraus, noch vor dem Jahr 1314.
In der Heinrichs Chronik werden über Bevölkerung der Ortschaft Cēsis außerhalb der Burg nur
lakonische Angaben im Zusammenhang mit dem Angriff der Pleskauer Russen im Jahre 1221
24 Indriķa hronika (Heinrichs Chronik) / Übersetzung von Ā. Feldhūns, Vorwort und Kommentare von
Ē. Mugurēvičs. Riga, 1993, S. 201.
25 Plētiens, E., 2016. Mazpilsētu nozīme Livonijā 13.- 16. gadsimtā (Bedeutung der Kleinstädte in
Livland im 13.-16. Jahrhundert): Valmieras pilsētas piemērs (Beispiel der Stadt Valmiera). Rokpelnis, A.
Jauno vēsturnieku zinātniskie lasījumi I (Wissenschaftliche Lesungen der jungen Historiker I). Valmiera:
Museum von Valmiera, S. 35-45.
26 LUB, Abt. 1, Bd. 2. Nr. 649.
11
erwähnt: „Die Ordensbrüder begaben sich mit ihren Wenden zum Tor ihnen entgegen, konnten jedoch
der großen Menge keinen Widerstand leisten, setzten Häuser und das Dorf (domos et villam) in Brand
und zogen sich in die eigene Burg zurück”27. Ebenso wird in der Ersten Novgoroder Chronik
(Новгородская первая летопись) im Jahre 1222 ein Angriff erwähnt: „Die Novgoroder zogen mit
Svjatoslav nach Kes (Кеси), und die Litauer kamen auch zu Hilfe; sie richteten viel Verwüstung an,
aber die Stadt (город) nahmen Sie nicht ein”28. Die Angaben beider Chroniken sind sehr ungefähr,
dabei undeutlich. In Heinrichs Chronik ist es nicht möglich zu bestimmen, wo die erwähnten Häuser
sich befanden, und wo das erwähnte Dorf sich befand, ebenso scheint es, dass es nie gelingen wird,
zu ermitteln, bei welchem Tor der Kampf hoffnungslos wurde. In Novgoroder Chronik ist dieses
Ereignis aber ein Jahr später datiert, dabei ist der Ort als Stadt bezeichnet.
Die Beschreibung der Heinrichs Chronik konnte deutlicher werden, wenn man das Verständnis
des Chronisten zu verstehen versuchen würde. Man kann annehmen, dass der Chronist entsprechend
dem westeuropäischen Verständnis schreibt und denkt. Somit ist es zu erwarten, dass er
entsprechende Terminologie zu gebrauchen hätte. Der Chronist gebrauchte die Wörter, die ihm am
passendsten schienen. In der Literatur wird öfters bemerkt, dass mit domos eine Vorburg, mit villam
aber - eine Händler- oder Handwerkerniederlassung oder eine Ortschaft der Lettgallen zu verstehen
ist29. Der Chronist gebraucht locus nicht, weil das Aussehen des Ortes nicht unbestimmbar ist, was
darauf zeugt, dass der Ort gewissermaßen strukturiert ist. Es wird auch keine Bezeichnung civita,
oppidum oder vicus gebraucht, weil der Ort offensichtlich keinen juristischen Aspekt hat. Also es
schien dem Chronisten, dass villa der diesen Ort am besten charakterisierende Begriff war. Mit
diesem lateinischen Wort wurde gewöhnlich ein Dorf oder eine Niederlassung bezeichnet, die
wirtschaftlich autark war, d.i. alles Notwendige für sich versorgen konnte, somit agrarisch war.
Händler- und Handwerkerniederlassungen konnten nicht so sein, die von den Einheimischen
bewohnten Dörfer aber wohl. Die Bezeichnung domos ist als Haus im direkten Sinne dieses Wortes
zu verstehen, weil parallel unterschiedliche Bautraditionen bestanden. Vermutlich wurden mit
Häusern die in der Bautradition der norddeutschen Kaufleute eingerichteten Häuser bezeichnet, die
in dieser Zeit freistehend sein konnten und somit eine einzelne Besiedlungszone neben dem Dorf
bildeten. Dabei wurde im westeuropäischen Verständnis mit einem Haus eine bestimmte
27 Heinrici Chronicon. Indriķa hronika (Heinrichs Chronik). Übersetzt von Ā. Feldhūna. Kommentare
und Vorwort von Ē. Mugurēvičs. Riga, 1993. S. 272-273.
28 Новгородская первая летопись Cтаршего и младшего изводов / Под редакцией и с
предисловием A. H. Насонова. Mосква, Ленинград, 1950. C. 60- 61.; The chronicle of Novgorod 1016-
1471. Translated by R. Michell and N. Forbes, introduction by C. R. Beazley. London, 1914. P. 63.
29 Z.B.: Strods, H. Cēsis attīstītā un vēlā feodālisma laikā (Cēsis in der Zeit des entwickelten und
Spätfeudalismus). Buch: Cēsis senāk un tagad (Cēsis früher und jetzt). Riga, 1960. S. 25.; Vasmanis, D.
Cēsu novada pagātnes ainas (Szenen aus der Vergangenheit des Bezirks Cēsis). Cesis, 1996, S. 35.
12
Bodeneinheit (ein Grundstück) bezeichnet, weil es in den Städten keine große Flächen gab, wo den
Bau zu entfalten. Grundsätzlich wurde mit einem Haus auch die Bodeneinheit unter dem Haus
verstanden und später, wenn es Platz gab, wurde sie mit zusätzlichen Wirtschaftsgebäuden bebaut.
Also ist es möglich, dass bei der Burg sich sowohl ein Dorf der Ortsbewohner, als auch Häuser der
deutschen Kaufleute befanden. Der Ausdruck domos et villam wird durch Konjunktion „und“ (et)
geteilt, und es scheint, dass auf solche Weise es auf zwei Bildungen, und nicht auf einen gemeinsamen
Raum hingewiesen wird, in dem es sowohl Häuser, als auch Dorf gab. Somit konnten die Orte
topographisch getrennt sein. Dabei kann man vermutlich die Häuser nicht mit Vorburg verbinden,
weil sonst beim Brennen der Häuser Gefährdung für die Burg entstehen würde. Insgesamt kann man
verstehen, dass bei der Burg in dieser Zeit sowohl Händlerhäuser, als auch ein Dorf der Ortsbewohner
bestanden haben. Ebenso ist es verständlich, dass in der Ortschaft eine Umzäunung mit Pforten (ad
portam) bestanden sei, die im Falle des Angriffs niedergebrannt werden konnte. Vermutlich war in
dieser Zeit um diesen Ort noch keine Mauer gebaut, somit muss man annehmen, dass der Ort von
einer Holzpalisadenbefestigung eingeschlossen war. Dieses Fragment der Chronik lässt nichts mehr
erfahren.
Ähnlich kann auch die Novgoroder Chronik analysiert werden. Der Unterschied des Jahres (in
Heinrichs Chronik: 1221; in Novgoroder Chronik: 1222) ist voraussichtlich mit dem Fehler des
Zeitrechnungssystems zu erklären. Dem Wort город hat sich die Bedeutung geändert. In der heutigen
russischen Sprache wird mit diesem Wort die Stadt bezeichnet, früher bezeichnete es aber eine
Ortschaft, die von einem Holzzaun abgegrenzt war. Ebenso konnte auch das Wort grad oder gorod’e
verwendet werden, das eigentlich Burgberg bedeutete. Ortschaften wurden in russischer Sprache auch
mit detinec, podol, pogost, posad, pretgorode u.a. bezeichnet.30 Es muss anerkannt werden, dass auch
diese Chronik keine nähere Erklärungen über die topographische Struktur der Ortschaft Cēsis gibt.
Häufig ist es in der Literatur31 vermerkt, dass in den Urkunden der Jahren 122632, 123033 und
123234, in denen Streite entschieden, Bestätigungen gegeben sind oder ein Verfahren festgesetzt ist,
30 Blomkvist, N. 2001. The concept of the town and the dawn of urban life east and west of the Baltic.
On the emergence of centres, turn-over places, towns and cities. In: Lubeck Style? Novgorod Style? Baltic
Rim Central Places as Arenas for Cultural Encounters and Urbanization 1100-1400–1400 AD. Riga, 2001.
P. 15
31 Polis, J. (Red.) Cēsu hronika (Chronik von Cēsis). Cesis, 2006, S. 20.
32 Senās Latvijas vēstures avoti (Geschichtsquellen des alten Lettlands), Heft 1. Buch: Die Quellen der
Geschichte Lettlands, 2. Riga, 1937, S. 115.
33 Ebenda. S. 141.
34 Ebenda. S. 153.
13
ein Theoderich von Wenden35 erwähnt ist, der als Ratsherr von Cēsis genannt sei. Aufgrund dessen
wird es angenommen, dass Cēsis um diese Zeit schon den Rat und somit auch Stadtrechte hatte. Bei
der Prüfung der Urkunden muss schlussfolgert werden, dass am Ende der Urkunden als Zeugen
Rigaer Bürger (cives) erwähnt sind, sowie in einer Urkunde diese als Ratsherren (de ratmannis)
genannt werden. Unter diesen ist auch dieser Theoderich von Wenden erwähnt. Es scheint, dass es
hier ein Beiname ist, der in diesem Fall auf den früheren Wohnort von Theoderich hinweist, der in
diesem Fall Cēsis ist. Um mehrere Theoderiche nicht zu verwechseln, konnte diesem der Beiname
gelassen sein, der seinen früheren Wohnort angibt. Dasselbe wird von dem lettischen Historiker
Indriķis Šterns anerkannt, er erwähnt, dass im Mittelalter Familiennamen ein seltenes, eine Person
charakterisierendes Kennzeichen war, ein jeder hatte aber einen Taufnamen. Um eine Person von
einer anderen mit gleichem Namen zu unterscheiden, wurde Beiname gebraucht, der sowohl das
äußere Aussehen, als auch Amt, Wohnort, den früheren Wohnort einer Person bezeichnen konnte36.
Somit gibt es keinen Grund, der Ortschaft Cēsis in dieser Zeit einen Ratsherren, einen Rat oder
Stadtrechte zuzuschreiben.
Ebenso wird in der Literatur37 aufgrund der im „Rigischen Schuldbuch“38 im Jahre 1295
vorhandenen Information über einen Kaufmann Jacob erwähnt, dass Ende des 13. Jhs. der Ortschaft
Cēsis sog. „Russische Pforte“ bestanden seien bzw. die Ortschaft Cēsis von einer Mauer umgeben
sei. Im oben erwähnten Buch der Handelsgeschäfte ist folgender Eintrag vorhanden: „Jacobus ante
portam Rutenorum in Wenda”, was bedeutet „Jacob vor der Russischen Pforte in Cēsis“. Wie
ersichtlich, ist der Person wieder eine Bezeichnung verliehen, um diese mit anderen Jacobs nicht zu
vertauschen. Hier ist es aber nicht erwähnt, dass diese Pforte der Ortschaft Cēsis gehören würde. Es
ist angegeben, dass die beteiligte Person Jacob vor irgendwo befindlicher Russischen Pforte ist. Also,
es ist Jacob erwähnt, der sich vor der Russischen Pforte aufhält oder wohnt, und er kommt aus der
Ortschaft Cēsis. Somit gibt es keinen Grund, diesen Eintrag im Schuldbuch als Grund für die
Behauptung zu erwähnen, dass in Cēsis schon Ende des 13. Jhs. eine Mauer bestanden sei, in der es
„Russische Pforte“ gegeben sei39. Dabei muss man im Gedächtnis behalten, dass im Mittelalter nicht
nur Städte Pforte hatten. Pforte bestanden für jedes geschlossene Gelände, und sie waren ein
35 In den Urkunden ist die Schreibweise des Personennamens unterschiedlich. In der Urkunde aus dem
Jahre 1226 ist Theodericus de Wentha erwähnt, in der Urkunde aus dem Jahre 1230 - Thidericus de Wenden,
in der Urkunde aus dem Jahre 1232 aber - Thiderico de Wenda
36 Šterns, I. Latvijas vēsture 1180-1290 (Geschichte Lettlands 1180-1290). Krustakari (Kreuzzüge).
Riga, 2002, S. 476.
37 Vasmanis, D. Cēsu novada pagātnes ainas (Szenen aus der Vergangenheit des Bezirks Cēsis).
Cesis, 1996, S. 36.
38 Das Rigische Schuldbuch (1286- 1352). Hildebrand, H. (Hg.). St. Petersburg, 1872. Nr. 766.
39 Polis, J. (Red.) Cēsu hronika (Chronik von Cēsis). Cesis, 2006, S. 24.
14
bedeutendes Element dieses Geländes. Vielleicht deshalb wird für Jacob als Unterscheidungszeichen
gerade Pforte, und nicht ein anderes Element erwähnt, das sich unweit oder an seinem Aufenthalts-
oder Wohnort befand. Somit kann die Pforte einem etwaigen „Russischen Hof“ zugeschrieben
werden, dessen Bestehen urkundlich nicht zu belegen ist, es ist jedoch das Bestehen der russischen
Kirche bekannt. Ebenso konnte es Pforte der Vorburg oder Burg sein. Es ist klar, dass es im Plan der
Stadt Cēsis von dem Ende des 17. Jhs.40 sichtbar ist, dass die Stadt 4 Pforte hatte, die wenigstens
schon im 16. Jh. bestanden. Russische Pforte ist in den Befestigungen der Stadt nicht erwähnt.
Über die Bebauung des 13. Jhs. in der Ortschaft Cēsis sind keine bekannte schriftliche Quellen
vorhanden. Die einzigen Angaben darüber geben die archäologischen Untersuchungen, die zeugen,
dass am Ort des ehemaligen Marktplatzes (derzeit Rožu laukums (Rosenplatz)) Bebauung bestanden
sei (Anlage Nr. 2). Die älteste Bebauung an diesem Ort ist eventuell seit den 1240er Jahren, weil die
dendrochronologische Analyse eines in den 1280er Jahren gebauten Gebäudes zeugt, dass die
gerissenen Wandbretter dieses Gebäudes von einem Gebäude genommen sind, das in diesen 1240er
Jahren gebaut war. In der Bebauung des 13. Jhs. sind die Schwellen aus Rundhölzern gebildet. Wände
sind mit gerissenen Brettern gefüllt. Im Gebäude habe es auch einen Keller gegeben, wovon die
Holzabstiegstreppe zeugt. In der Kulturschicht des Gebäudes ist eine große Menge von gebrannten
Körnern verschiedener Arten (Hafer, Gerste, Roggen) gefunden. Ebenso sind Fragmente von
gebranntem Geschirr und Keramik gefunden. Möglicherweise sei der Raum funktionell als Lager
gedient. Ein anderes Gebäude habe wiederum einen in Blockbautechnik gebauten Anbau gehabt. Es
ist interessant, dass noch einem anderen Gebäude die Wände unter Benutzung des Kalkmörtels aus
Steinen gebaut worden seien. Dieses Gebäude habe auch einen Keller gehabt, wo wegen der Intensität
der Feuchtigkeit zum Gehen Holzstege verwendet wurden41. Insgesamt wurden Fragmente von fünf
Gebäuden, sowie aus runden Hölzern gebildeter Straßenbelag aufgedeckt. Aufgrund der Ergebnisse
der archäologischen Untersuchungen kann man annehmen, dass die ursprüngliche Bebauung der
Ortschaft Cēsis sehr ähnlich der Bebauung des Anfangs des 13. Jhs. von Riga gewesen sei.
Interessante Informationen geben auch die archäologischen Ausgrabungen an der westlichen Seite
der Steinburg von Сēsis, wo außerhalb an der westlichen Wand der Burg Zeugnisse über das lokale
40 Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt).
Cesis, 2007, S. 156.
41 Apala, Z. Arheoloģiskie pētījumi Cēsu Rožu laukumā (Archäologische Untersuchungen auf dem
Rosenplatz in Cēsis). Buch: Arheologu pētījumi Latvijā (Forschungen der Archäologen in Lettland). 2008 -
2009. Riga, 2010, S. 68-71.
15
Handwerk, d.i. über Knochen- und Hornbearbeitung entdeckt wurden42. Das bedeutet, dass um die
Burg und die Stadt wahrscheinlich irgendwelche Handwerkswerkstatten bestanden.
Mit der Ortschaft Cēsis kann vielleicht das Vogtamt (im Lateinischen advocatus, uidice; im
Deutschen Vogt) verbunden werden, das 1255 erwähnt ist43. Das Beispiel Westeuropas zeugt, dass in
Ortschaften, die häufig zu Städten wurden, manchmal aber nicht, Vogtamt eine typische
Gerichtsinstanz war. Es entschied Streite, verurteilte Verbrecher, zog Gebühren ein und sicherte auf
Anforderung des Landesverwalters, auf dem Lande von welchem die Ortschaft oder die Stadt sich
befand, die militärische Einberufung. Wenn die Städte selbständigere Selbstverwaltungsrechte
erworben hatten, minderte oder transformierte sich die Rolle des Vogts. Anfänglich wurde der Vogt
von dem Seigneur der Stadt, später aber - von dem Rat ernannt44. Aufgrund der Analogie sollte auch
in der Ortschaft Cēsis, sowie in den umgebenden Gebieten ein Vogtamt bestehen. Dabei hielten sich
in der Steinburg von Cēsis von 1207 Komture auf, was darauf hinweist, dass das Vogtamt in solchem
Falle mehr mit der Ortschaft oder den umliegenden Ländern bzw. dem Bezirk verbunden sein könnte.
Das Vogtamt ist später in den Urkunden aus dem Jahre 1304 (Wend advocati) und aus dem Jahre
1312 (advocatus in Wenda) erwähnt45. Hier sollte man unbedingt im Gedächtnis behalten, dass der
Landesverwalter der Ortschaft Cēsis der livländische Zweig des Deutschen Ordens war und blieb. In
der Natur weist auf die Unterstellung der Ortschaft in großem Maße die unmittelbare Nähe der
Ortschaft an die Ordensburg und ihre Dominanz gegenüber der Ortschaft. Das hat verständlich auch
ganz einfache Erwägung - der Gemeinschaft der Ortschaft war es günstig, dass die Ortschaft sich im
Schutzgebiet der Burg befand.
Auf die Entwicklung der Ortschaft weist scheinbar der Bau des Gotteshauses hin. In der
livländischen Chronik Hermanns von Wartberge (Chronicon Livoniae) ist es erwähnt, dass „[..]er
[Bruder Willekin von Nindorf] zusammen mit dem Erzbischof von Riga Herrn Johann Kirchen im
Ordensteil - in Valmiera, Cēsis [in Wenden], in Burtnieki und Trikaten gründete und versorgte“46.
42 Apala, Z., Ducmane, K. Cēsu pils dārgumi (Schätze der Burg von Cēsis). Cesis, 2007, S. 14.
43 Fenske, L., Militzer, K. (Hrsg.) Ritterbrüder im livländischen Zweig des Deutschen Ordens: Quellen
und Studien zur baltischen Geschichte, Bd. 12. Köln, 1993. S. 781- 782; Arbusow, L. Die im Deutschen
Orden in Livland vertretenen Geschlechter. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik 1899.
Mitau, 1901. S. 128.
44 Isenmann, E. Die deutsche Stadt im Spätmittelalter. Stuttgart, 1988. S. 76- 95, 109- 115, 136- 148,
152- 160, 236- 239, 276; Lazdiņš, J., Blūzma, V., Osipova, S. Latvijas tiesību avoti (Rechtsquellen
Lettlands), Band 1: Seno paražu un Livonijas tiesību avoti 10. gs.- 16. gs (Quellen der alten Sitten und des
livländischen Rechts im 10. Jh.-16. Jh.). Riga, 1998, S. 170.
45 LUB, Abt. 1, Bd. 2, Nr. 608, 638. (XXIII 23)
46 „Item cum domino Joanne archiepiscopo Rigensi instituit et dotavit ecclesias in Wolmar, Wenden,
Burtnic et Tricaten in parte fratrum’. Vartberges Hermaņa Livonijas hronika (Livländischen Chronik
Hermanns von Wartberge). Übersetzung, Kommentare und Vorwort von Ē. Mugurēvičs. Riga, 2005. S. 53;
16
Also kann dieser Auszug darauf hinweisen, dass alle erwähnten Kirchen gegründet und versorgt
wurden, oder darauf, dass ein Teil von diesen Kirchen versorgt, ein anderer Teil aber gegründet
wurden. Es ist bekannt, dass der Meister Willekin von Nindorf (Willikinus de Endorpe, Wilhelm von
Nindorf, 1281- 1287) 1283 in Viljandi war, 1287 aber schon in Garoze-Schlacht fiel. In dieser Zeit
gab es zwei Erzbischöfe von Riga - Johannes I von Lune (1273- 1284) und Johannes II von Vechten
(1285- 1294). Wenn man annimmt, dass in dieser Zeit die Kirche in Cēsis gebaut wurde, so ist es
offensichtlich im Zeitraum von 1283 bis 1287 geschehen. Wenn man annimmt, dass die Kirche in
Cēsis versorgt wurde, so ist der Bau der Kirche vor dem erwähnten Zeitraum geschehen. Dabei ist es
nicht bekannt, von welcher Kirche die Rede ist, weil es z.B. 1688 in der Karte der Umgebung von
Cēsis vermerkt ist, dass es im Gebiet der Stadt „seit alten Zeiten“ sechs Kirchen gegeben hat: die St.
Johannis-, die St. Katharina-, die St. Georgs-, die St. Antoni-Kirche, die russische Kirche und die
Burg (vermutlich Kapelle der Ordensburg) (Anlage Nr. 3)47. Der größte Teil der Forscher nehmen
an, dass der Text der Chronik auf den Bau der St. Johannis-Kirche zu beziehen ist, obwohl es keine
dokumentarische Beweise dafür gibt. Einzig kann man annehmen, dass der Meister und der
Erzbischof gerade die St. Johannis-Kirche gegründet oder versorgt haben, weil es die einzige Kirche
ist, die später sich innerhalb der Stadtmauer befand und mit den Bürgern deutscher Herkunft
verbunden war. Hier muss noch eine Urkunde aus dem Jahre 1226 erwähnt werden, wo der Bischof
Wilhelm von Modena (Guillielmum Mutinensis episcopus, Wilhelm von Modena, 1184- 1251) Streite
zwischen dem Bischof von Riga und den Brüdern der Ritterschaft Christi über verschiedene
gegenseitige Streitigkeiten entscheidet und in der die von der Kirche bedachten Burgen in Sigulda un
Cēsis erwähnt sind48. Man kann nicht sicher behaupten, ob hier Kapellen der Burgen oder
irgendwelche andere Kirchen gedacht sind, doch unter Berücksichtigung dessen, dass Kirchen
erwähnt sind, die zu Burgen gehören, dann ist in Bezug auf diesen Fall vermutlich die Kapelle der
Steinburg von Cēsis erwähnt. Wenn man von dem Bau der St. Johannis-Kirche spricht, muss man
erwähnen, dass die Bauer es auf einem vorhandenen Gräberfeld gebaut haben. In 1937/38 fanden in
der Kirche umfangreiche Renovierungsarbeiten statt, während derer der Inspektor des
Denkmalvorstands P. Ārends archäologische Probegrabungen durchführte (Anlage Nr. 4). Während
derer stellte es sich heraus, dass es hinter dem Altar der Kirche (zwischen der Außenwand der Kirche
und dem Altar) 1,50 m tief Grabstätte gibt. Die Verstorbenen sind direkt auf der Grunderde gelegt.
Der größte Teil von denen reicht sich unter den Steinen des Fundaments der Kirche, was denken lässt,
Hirsch, Th., Töppen, M., Strehlke, E. (Hrsg.) Scriptores Rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der
Preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft, Bd. 2. Leipzig, 1863. S. 50.
47 Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte (Die Forschung des Vorprojektes
des historischen Zentrums der Stadt Cēsis), Teil 2, Band 2, Halbband 1. Riga, 1979.
48 „...episcopum pertinet in Wenda et Segevaldo [...] episcopus duabus ecclesiis magistri in praedictis
castri...”, LUB, Abt. 1, Bd. 1, Nr. 84.
17
dass die Grabstätte hier schon vor dem Bau der Kirche bestanden haben. Davon zeugen auch die sich
in den Grabstätten erhaltenen Zeugnisse - Teile von vermodertem Wollstoff, in dem kleine
Bronzedrähte eingeflechtet sind, sowie eine große Anzahl halbzerfallener Muscheln. Ebenso wurden
in der Kirche kleine Ausgrabungen an der anderen Seite des Altars und zum Teil im Mittelteil
durchgeführt. Es wurden mehrere Grabstätte gefunden, die nicht datiert werden konnten49. Der
allgemeine Charakter von dem Fundgut zeugt aber, dass die Grabstätte aus der jüngeren Eisenzeit,
also etwa von dem 9. Jh. bis Ende des 12. Jhs. sind. Insgesamt ist diese Situation nichts
Ungewöhnliches und wurde auch in anderen Orten praktiziert.
Ein wesentlicher Anstoß für die Entwicklung der Ortschaft Cēsis war die Versetzung des
Hauptaufenthaltsortes des Meisters des livländischen Zweiges des Deutschen Ordens Bruno (Bruno,
1296- 1298) zur Steinburg des Ordens von Cēsis. Die Präsenz des Landesverwalters förderte
bestimmt die Erkennung des Ortes, somit höchstwahrscheinlich auch die Handel- und
Handwerkentwicklung. Auch der Hauptaufenthaltsort der zwei nächsten Meister Gotfried von Rogge
(1298- 1307) und Gerhard von Jorke (1309- 1328)50 war die Steinburg des Ordens von Cēsis. Es ist
möglich, dass einer von diesen Meistern der Ortschaft Cēsis Stadtrecht verliehen hat, aufgrund
dessen, dass sie sich hier aufhielten und die Ortschaft den Status von einem anderen Niveau brauchte.
Insgesamt hatte sich Cēsis zum 1314 zu einer Ortschaft herausgebildet, für die eine
Selbstverwaltung erwähnt ist, auf solche Weise wird es auf Dasein einer Stadt hingewiesen (Consules
ibidem civibus de Wenden)51. In dieser Zeit bestand schon die St. Johannis-Kirche, was denken lässt,
dass ungefähre Schemen der Stadt mit diesem einigenden Stadtelement sich herausgebildet hatten.
Vermutlich war in dieser Zeit in der Stadt immer noch Holzbebauung charakteristisch. Wenn in dieser
Zeit in der Stadt Straßen bestanden, so hatten sie bestimmt Rundholzbelag. Doch Unbekanntes gibt
es viel mehr als Bekanntes. Die schriftlichen Quellen lassen nicht verstehen, wie groß der Bestand
der Selbstverwaltung der Stadt bzw. des Stadtrates gewesen ist. Zu dieser Zeit ist es nicht bekannt,
ob die Ortschaft eine Mauer oder Holzpalisade hatte. Ebenso ist fast nichts von der sozialen
Verteilung der Einwohner bekannt, mit Ausnahme dessen, dass es Koexistenz der Ortsbewohner und
der deutschen Kaufleute und Handwerker, sowie Nebenbestehen der russischen Kaufleute gab. Das
Stadtrecht bestimmte nicht, wie die Stadt aussehen muss. Die Hauptsache war Nachhaltigkeit und Ort
der Ortschaft. Der Ort musste erkennbar und angefordert sein. Die Ortschaft Cēsis musste nach den
49 Ārends, P. Ziņojums par pārbaudes izrakumiem Sv. Jāņa baznīcā Cēsīs (Bericht über
Prüfausgrabungen in der St. Johannis-Kirche in Cēsis). 15. August 1937. Urkundennr. CVVM 230516: 1,
AO 520: 1. (Aufbewahrt in LNVM)
50 Fenske, L., Militzer, K. (Hrsg.) Ritterbrüder im livländischen Zweig des Deutschen Ordens: Quellen
und Studien zur baltischen Geschichte, Bd. 12. Köln, 1993. S. 750; Bunge, G. F. (Hrsg.) Liv-, Est- und
Kurländisches Urkundenbuch, Bd. 1. Reval, 1855. S. 111.
51 LUB, Abt. 1, Bd. 2. Nr. 649.
18
erwähnten allgemeinen Stadtbildungsprinzipien nach der Analogie schon früher sowohl das Recht
auf Handel, als auch den Status und die Privilegien der Stadt erhalten haben. Dazu gibt es keine
bekannte schriftlichen Angaben. Bis Anfang des 14. Jhs. gibt es aber keinen Grund, von der Ortschaft
Cēsis als von einer Stadt zu sprechen, weil, als ersichtlich, sie das für die Qualität einer Stadt
entsprechende Kriterium nicht erreicht hatte. Derzeit kann man aufgrund der bekannten schriftlichen
Quellen behaupten, dass in Cēsis bis 1314 nur einen an der Ordensburg herausgebildeten Burgflecken
mit einer Marktstelle gab.
3. CHARAKTERISTIK DER STADT CĒSIS
Die mittelalterliche Stadt war eine komplexe Formation, die aus mehreren Elementen bestand.
Erstens muss beachtet werden, dass eine jede Stadt sich auf einem an eine Oberherrschaft (darunter
den Landesherren) - Kirche oder Staatsgewalt - gehörenden Grundstück befand. Die Stadt Cēsis
bildete sich auf dem Land des Ordens der Brüder der Ritterschaft Christi (sog. Schwertbrüderordens)
heraus, über das nach der Niederlage des Ordens in der Sonnenschlacht die Gutsherrschaft durch den
Livländischen Ordenszweig des Deutschen Ordens übernommen wurde. Das bedeutet, dass in der
Stadtverwaltung die höchste Gewalt diesem Seigneur oder einer diesen vertretenden Person (dem sog.
Stadtvogt) gehörte. Die Stadtgemeinde, die aus Händlern und Handwerkern bestand, benannte aber
ihren eigenen Selbstverwaltungskörper bzw. den Rat. Somit verwirklichten der Vogt und der Stadtrat
gemeinsam die Verwaltung in der Ortschaft. Zweitens wurde die Stadt von den Leuten gebildet,
welche Handel und Handwerk betrieben. Die Gesellschaft in der Stadt teilte sich aber noch in einzelne
Gemeinden: Zünfte, Gilden und verschiedene Bruderschaften. Unter Berücksichtigung, dass neben
der Stadt sich eine Burg befand, hielten sich in der Stadt auch zum Orden gehörende Personen auf.
Dabei war die soziale Struktur der Stadt nicht homogen - da hielten sich Leute unterschiedlicher
ethnischer Zugehörigkeit auf. Drittens war die mittelalterliche Gesellschaft eine christliche
Gesellschaft, somit gab es in der Stadt und in ihrer Nähe einen ausgeprägt religiösen Raum, der
formell aus Kirchen, Kapellen, Klöstern und Friedhöfen gebildet wurde, inhaltlich waren es aber
verschiedene religiöse Gründungen, Spenden und Handlungen der religiösen Bruderschaften.
Viertens war die Haupteinnahmequelle der Stadt immer der Handel, jedoch hatten auch Handwerk
und Landwirtschaft in der Wirtschaft der kleinen Städte eine ebenso wichtige Rolle. Und zuallerletzt
fünftens war die Stadt von den Landregionen durch eine strukturierte Bebauung und Planung zu
unterscheiden, die aus Reihenhäusern und Straßen, sowie Stadtbefestigungen gebildet wurde. Um die
Stadt besser zu verstehen, werden wir jede Position einzeln betrachten.
19
3.1. VERWALTUNG
Ein untrennbarer Bestandteil der Formierung der Stadt war ihre Einfügung ins Machtsystem
des konkreten Gebietes, das aus Burgen und Ortschaften unterschiedlicher Größe bestand. Alle
Ortschaften waren unter sich hauptsächlich durch Handelsnetze verbunden, obwohl neben diesen
auch Verzweigung der Informationsnetze unterschiedlicher Niveaus bestand.
Der rechtliche Status der Stadt wurde mit der Verleihung der Stadtrechte erworben, welche die
Gesamtheit der Freiheiten und Privilegien bildeten. Es ist bekannt, dass der Stadt Cēsis gleiche Rechte
wie den Städten Valmiera und Kuldīga verliehen waren52. Unter Berücksichtigung, dass der Stadt
Kuldīga im 13. oder 14. Jh. das Rigaer Recht verliehen war53, so wohnte man in Cēsis unter
Anwendung derselben Rechtsgesamtheit. Gleiche Rechte wurden neben den oben erwähnten auch
von den Städten Ventspils, Aizpute, Piltene, Limbaži, Koknese und Straupe angewendet54. Das
Stadtrecht von Cēsis hat sich nicht erhalten, deshalb ist uns derzeit nichts von den der Stadt
verliehenen Privilegien und sonstigen Freiheiten bekannt.
Die Stadt Cēsis wurde von dem Rat verwaltet55, dessen Bestehen schon seit Anfang des 14. Jhs.
bekannt ist56. Er bestand aus mehreren (zumindest zwei) Bürgermeistern57, sowie mehreren
(zumindest zwei) Ratsherren. In der Kanzlei des Rates von Cēsis gab es zumindest vier Sekretäre,
doch wurden derzeit unbekannte Funktionen in der Kanzlei noch von anderen Leuten ausgeübt58. Die
Bürgermeister des Stadtrates von Cēsis waren Mitglieder der Großen Gilde von Riga59, was bedeutet,
dass diese ziemlich wohlhabende Kaufleute waren.
Die mit der Verwaltung verbundenen Prozesse wurden oft in Urkunden dokumentiert, die
wurden ihrerseits von der Verwaltungsmacht mit einem Stempel bestätigt. Es sind drei Siegel der
52 Bunge, G., F., 1849. Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgeschichte und Geschichte
der Rechtsquellen. Reval: Verlag von F. J. Koppelson. S. 156.
53 LUB, Abt. 1, Bd. 3. Nr. 1131.
54 LUB, Abt. 1, Bd. 3. Nr. 1131; Napiersky, E., C. (Hrsg.), 1835. Index Corporis Historico-
Diplomatici Livoniae, Esthoniae, Curoniae oder: Kurzer Auszug aus derjenigen Urkunden- Sammlung, für
die Geschichte und das alte Staatsrecht Liv-, Ehst- und Kurlands, Th. 2. Riga und Dorpat: Eduard Frantzens
Buchhandlung. Nr. 3564.
55 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 188, 233, 235, 310, 342.
56 LUB, Abt. 1, Bd. 2, Nr. 649.
57 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 342.; LUB, Abt.1, Bd. 12, Nr. 850.
58 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 339.
59 LUB, Abt. 1, Bd. 12, Nr. 850.
20
Stadt Cēsis bekannt, deren Analyse mehrere wesentliche Erkenntnisse über die Stadt geben kann.
Etwas zum Aufbau des Siegels. Kompositionell hatte das Siegel eine Inschrift bzw. Legende, die
nach einem bestimmten Muster gebildet wurde60. Die war von dem anderen Bedeutungsteil bzw.
graphischen Teil des Siegels durch eine Linie abgetrennt. Diejenigen, die die Legende des Siegels
nicht verstehen konnten, verstanden den Siegel nach dem Bild, das wesentliche Information enthielte.
Deshalb wurde das Bild mit symbolischen Elementen oder einer leicht zu interpretierenden Szene
gebildet. Das war ein dem Mittelalter charakteristisches ikonographisches Kunstwerk, in das
komplizierte Informationen aufgenommen wurden. Das war ein deutlich ablesbares
Identifikationszeichen und das Recht nachweisendes Element61. Das Siegel, ohne Flagge und
Wappen, war eines der symbolischen Hoheitszeichen. In der Wahrnehmung war Siegel die
Realisierung des Selbstbildes, körperlich aber - die Willenserklärung des Schreibers62.
Ein Siegel der Stadt Cēsis hat sich aus dem Jahre 1365, ein anderes - aus 1383, das dritte aber
- aus dem Jahre 1504 erhalten (Anlage Nr. 5). Wie ersichtlich ist die Nutzungszeit der Siegel
unterschiedlich, somit sind im Aussehen der Siegel kleine stilistische Änderungen zu beobachten, die
sowohl auf die Erhaltungsgrade der Siegel, als auch den Unterschied in der Meisterausbildung
zurückzuführen sein könnten. Ebenso sollen die Möglichkeiten des Siegelgraveurs berücksichtigt
werden, so eine relativ kleine Fläche einzuarbeiten und zu bearbeiten. Die Legende des Siegels gab
den Lesekundigen einen deutlichen Hinweis auf die Zugehörigkeit des Siegels: „SIGILLUM :
CIVITATIS : DE : WENDA”63 und „SIGILLUM : CIVITATIS : DE : WENDEN”64. Die Legende
erläutert also, dass es das Siegel von Wenden bzw. der Stadt Cēsis ist. Dabei ist sie nach den
traditionellen Grundsätzen der Bildung der Siegellegenden erstellt. Diejenigen, die des Lesens nicht
kundig waren, sollten die Zugehörigkeit des Siegels durch das auf dem Siegel eingravierte Bild
verstehen. Einem Menschen von heute ist es schwer, die Bedeutung der im Mittelalter verwendeten
Symbole zu verstehen, weil die visuelle Vorstellung und Interpretation sich geändert haben.
60 Die „Formel“ der Erstellung der Siegellegende war: Das Wort „Siegel“ (sigillum) im Genitiv→
Amt/ Status→ Ort.
61 Stieldorf, A. Zur Funktion von Stadtbefestigung auf Siegeln und Münzen. In: Beihefte zur
Mediaevistik, Bd. 15: „vmbringt mit starcken turnen, murn”: Ortsbefestigungen im Mittelalter. Frankfurt am
Main, 2010. S. 76.
62 Mehr über Siegel und ihre Bedeutung im Mittelalter hier: Diener- Staeckling, A. Zwischen Stadt
und Rat. Das Siegel als Zeichen von städtischer Repräsentation seit dem 14. Jahrhundert. In: Die Bildlichkeit
Korporativer Siegel im Mittelalter. Kunstgeschichte und Geschichte im Geschpräch. Weimar, 2009.
63 Siegel aus dem Jahre 1383. Sachssendahl, J. (Hrsg.) Est- und Livländische Brieflade, Bd. 4: Siegel
und Münzen der weltlichen und geistlichen Gebietiger über Liv-, Est- und Curland bis zum Jahre 1561 nebst
Siegeln einheimischer Geschlechter. Reval, 1887. S. 94.
64 Siegel aus dem Jahre 1504. Ebenda.
21
In den Siegeln der Stadt Cēsis sind die Schemen der Befestigungen deutlich zu erkennen.
Befestigungen sind eine der verbreitetsten Siegelbildern im Mittelalter. Die waren auch die
einfachsten Repräsentationselemente der Städte, weil z.B. im 15. Jh. hatten sogar die kleinsten
westeuropäischen Städte Mauern, und es war „modern“, diese in den die Städte charakterisierenden
Bescheinigungen zu benutzen. Ein wesentlicher Aspekt war auch die Darstellung der Türme, was
unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung für das Verteidigungssystem und dessen, dass ihr Bau
besonders teuer war, von dem Wohlstandsniveau der Stadt zeugte65. In den Siegeln ist über der Mauer
ein Mann dargestellt, der scheinbar ein Schwert in rechter und einen Schild in linker Hand hält. Auf
dem Siegel ist weder der Stand, dem er angehört, noch sein Status ganz zu bestimmen. Indirekte
Zeugnisse gibt die stilisierte Kleidung, was denken lässt, dass der Dargestellte eventuell ein
Ordensbruder ist. Wenn der Siegelmeister und der Umzeichner des Siegels nicht einen Fehler
gemacht haben, so scheint es, dass der Mann in einen dem Mittelalter charakteristischen Oberrock
gekleidet ist, der von den Rittern über den Harnisch gezogen wurde66. Eine gute Einsicht gibt in dieser
Hinsicht die „Große Liederhandschrift“ oder „Manessische Handschrift“ (Codex Manesse)67, in der
Ritter verschiedener Status dargestellt sind. Dort ist auch eine dem Siegelbild ähnliche Szene zu
beobachten, wo ein Ritter im Oberrock sich auf der Befestigungsmauer befindet. Es muss bemerkt
werden, dass Oberrock nicht nur von Rittern getragen wurde, die Waffen deuten aber auf einen
Kämpfer - also einen Ritter hin. Gleichzeitig muss im Gedächtnis behalten werden, dass der Deutsche
Orden, im Gegensatz zur geistlichen Macht des Erzbischofs von Riga, die militärische Macht
Livlands war, die am besten mit Waffen zu assoziieren war. Der Aufenthalt des etwaigen
Ordensbruders über der Stadtmauer deutet scheinbar auf Oberherrschaft des Deutschen Ordens über
die Stadt hin. Ebenso wird dank dem Siegelbild in der Literatur öfters erwähnt, dass die Stadt im 14.
Jh. von Mauer umgeben war. Das hat sich jedoch in den bekannten schriftlichen Quellen nicht
bestätigt, und das Siegelbild bedeutet es unter Berücksichtigung der Genauigkeit des Schnitts bei
weitem nicht68. Nichts zeugt aber auch davon, dass die Stadt in dieser Zeit keine Mauer hatte. Von
dem Vorhandensein der Mauer zeugt Anfang des 15. Jhs. das von dem Reisenden Ghillebert de
65 Stieldorf, A. Zur Funktion von Stadtbefestigung auf Siegeln und Münzen. In: Beihefte zur
Mediaevistik, Bd. 15: „vmbringt mit starcken turnen, murn”: Ortsbefestigungen im Mittelalter. Frankfurt am
Main, 2010. S. 80.
66 Thiel, E. Geschichte des Kostüms. Berlin, 1963. S. 178.
67 Lielais Haidelbergas Dziesmu rokraksts (Maneses kodekss) (die Große Heidelberger
Liederhandschrift (Codex Manesse)), um 1304. Unter: http://diglit.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg848/0523
[angeschaut am 08.04.2011]
68 Stieldorf, A. Zur Funktion von Stadtbefestigung auf Siegeln und Münzen. In: Beihefte zur
Mediaevistik, Bd. 15: „vmbringt mit starcken turnen, murn”: Ortsbefestigungen im Mittelalter. Frankfurt am
Main, 2010. S. 81.
22
Lannoy69 in der Reisebeschreibung von 1413 Erwähnte, dass „[...] und von da zog ich [...] durch eine
große, ummauerte Stadt, genannt Wenden“70. Wenn man dem Übersetzer auf die deutsche Sprache
und dem vertraut, dass Ghillebert in seiner Beschreibung objektiv ist, kann man schlussfolgern, dass
die Stadt Cēsis Anfang des 15. Jhs. mit einer Mauer umgeben gewesen ist. Aufgrund dessen, dass der
Bau der Mauer ein langer und teurer Prozess ist, kann man annehmen, dass ihr Bau früher angefangen
ist, so wird das im Siegel enthaltene graphische Material mittelbar begründet.
Obwohl die tatsächliche Stadtverwaltung in den Händen des Rates war, hatte auch der Deutsche
Orden, wie vorher erwähnt, eine wesentliche Bedeutung als Oberherrschaft der Stadt. Dabei hielten
sich die livländischen Landmeister in einzelnen Zeiten in der Burg von Cēsis ziemlich oft auf, was
bedeutet, dass mit ihnen die Anzahl des in der Burg von Cēsis vorhandenen Bedienungspersonals und
vermutlich auch die Anzahl der Ritter zunahm. Und eine größere Menschenressource bedeutete für
die Stadt zusätzliche Einnahmen und die Wirtschaft der Stadt gewann damit nur. In derselben Zeit
lebte die Stadt zum Teil das Burgleben, weil die Ereignisse, die sich in der Burg abspielten, auch den
Alltag der Stadt beeinflussten. Ein interessantes Beispiel hat sich aus dem Jahre 1538 erhalten, als in
einen der Burgtürme der Blitz eingeschlagen hatte. Der Turm war in Brand geraten und, da dort
Schießpulver und mit der Artillerie verbundene Sachen aufbewahrt wurden, erfolgte in dem die
Explosion, wo die Verwüstungen, wie ein Bericht von dem 12. Mai 1538 zeugt, erheblich waren.
Nach diesen Verwüstungen bat der livländische Landmeister Hermann von Brüggenei dem Stadtrat
von Cēsis, Schießpulver für die Bedürfnisse der Burg zu verleihen, das er auch versprach, irgendwann
zurückzugeben. Am 30. Mai des schon erwähnten Jahres schickte der Diener des Landmeisters
Johann Nigehof eine Nachricht an den Landmeister, dass der Stadtrat von Сēsis für die Bedürfnisse
der Burg eine Last71 Schießpulver(!) gewährt hat72. Indirekte Informationen in Bezug auf diese oder
andere Ereignisse gibt der Bericht des Komturs der Steinburg von Cēsis des Ordens von 1546, in dem
sowohl die Situation in Bezug auf einen Teil der Konventgebäude, die vor einem Jahr eingestürzt
waren, als auch das, wie die Umbau- oder Bauarbeiten verlaufen, erklärt wurde. Dieser Bericht zeigt
69 Ghillebert de Lannoy (Gilbert de Lannoy oder auch Gilbert of Lannoy, 1386 - 1462) war ein
flämischer Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, der als Botschafter im Königreich England und
Frankreich, Großfürstentum Litauen, in den preußischen Ländern und im Russland gedient hat. Mehr:
Halecki, O. Gilbert de Lannoy and his “discovery” of East Central Europe. The Polish Review, 1944, Vol. 2,
Nr. 2, S. 315- 317.
70 „[...] Und von da zog ich [...] durch eine große ummauerte Stadt, genannt Wenden [...]”. Mehr:
Bunge, G. F. (Hrsg.) Archiv für die Geschichte Liv-, Esth- und Curlands, Bd. 5. Dorpat, 1846.
71 Last, mittelalterliche Maßeinheit für die Masse, die etwa 1900 kg entspricht. Mehr: Benninghoven,
F. Probleme der Zahl und Standortverteilung der livländischen Streitkräfte im ausgehenden Mittelalter.
Zeitschrift für Ostforschung, 1963, Bd. 12(4), S. 618.
72 Tallinn Linnaarhiiv (nachstehend TLA), f. 230 (Reval Linn Nõukogu), n. 1, s. BB 24 IV, fol. 44.-
45.
23
wahrscheinlich die laufenden Umbauten der Burg. Wie ersichtlich, war die Stadt Cēsis ein Ort, dem
der Orden nach den für sich notwendigen Sachen und Hilfe fragen konnte, dabei wurde es in einem
ziemlich befehlerischen Ton gemacht. Die Stadt war vermutlich daran interessiert, auf die Anfrage
der Burg zu helfen, da das Verteidigungssystem für die Burg und die Stadt gemeinsam war und im
Angriffsfall die Burg das wichtigste Element des Verteidigungssystems war. Ebenso ist dies der
Nachweis, dass die Burg noch vor der infolge des Angriffs von 1577 erfolgten Explosion schon im
Jahre 1538 bedeutende Verwüstungen erlebte.
Eine ungewöhnliche Situation im Sommer 1548 weist auf die Bedeutsamkeit des
Gesichtspunkts des livländischen Landmeisters in Bezug auf die Beschlüsse des Stadtrates von Cēsis
hin. Und zwar schrieb der Stadtrat von Cēsis dem Landmeister, damit dieser eine Strafgefangene, der
Herkunft nach nichtdeutsche Frau lässt, die Wasserprobe bzw. das sog. Hexenbad73 nach dem Muster
des Rigaer Verfahrens und aufgrund der Gewohnheiten und Rechte der Stadt auszuführen. Auf diese
Bitte antwortete der Landmeister, dass er das Rigaer Verfahren als zweifelhaft ansieht und diese Frau
nach dem allgemeinen geschriebenen Recht zu verurteilen ist74, dabei ist im Stadtrecht nichts über
eine solche Probe erwähnt75. Dieser Fall zeigt, dass in bedeutenden Sachen der Stadtrat keine
Beschlüsse ohne Wissen des Landmeisters fassen konnte.
Ebenso bat der livländische Landmeister etwas später, im Herbst 1548, den Komtur der Burg
von Cēsis, damit dieser dafür sorgt, dass der gewählte Herr Franz Luther zum Beisitzer des
Bürgermeisters bzw. Mitbürgermeister der Stadt Cēsis erwählt wird.76 Dabei erfolgte von dem
Landmeister die Bemerkung, dass diese Sache von dem Komtur selbst durch Auslegung „der
Gedanken und des Gefallens“ des Landmeisters erledigt werden kann. In der Urkunde wird es
mehrmals hervorgehoben, dass die Bürger und Einwohner der Stadt Cēsis dem livländischen
Landmeister unterstellt sind, zugleich ist es aber vermerkt, dass die Stadtgemeinschaft die ist, die
ihren Leiter bzw. Bürgermeister wählt. Insgesamt ist hier offensichtlicher Ausdruck der Macht des
Landmeisters als Seigneur in Bezug auf die Stadtverwaltung zu beobachten.
73 Die Frau, die als Hexe angesehen wurde, wurde sowohl mit Wasser, als auch mit Feuer geprüft. In
diesem Fall ist das erwähnte Hexenbad eine Wasserprobe, bei welcher die Frau mit gebundenen Händen und
Beinen oder in einem Sack gefesselt ins Wasser geworfen wurde. Wenn die Angeklagte keine Hexe war,
schwamm sie nicht auf, wenn sie eine Hexe war - schwamm sie auf. Schwamm sie auf, so wurde sie aus dem
Wasser gezogen und zur Verbrennung verurteilt. Grundsätzlich, wenn eine Frau als Hexe angeklagt war, war
der Tod unvermeidlich. Mehr: Behringer, W. Hexen und Hexenprozesse in Deutschland. München, 1993.
74 Hier ist die Gesetzsammlung Carolina gemeint, in der Verbrennung der Hexen (Prüfung mit Feuer),
nicht aber Ertränken (Prüfung mit Wasser) enthalten ist.
75 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 233, 235.
76 Ebenda, Nr. 238.
24
Es gab auch Fragen, in Lösung welcher sowohl Vertreter der Ordensmacht, als auch die Stadtrat von
Cēsis sich einschalteten. So z.B. schrieben 1502 der Komtur der Burg von Cēsis, der Bürgermeister
und der Rat an den Rat von Reval mit Bitte um Hilfe bei der Findung einer Person77.
3.2. WIRTSCHAFT: HANDEL, HANDWERK, LANDWIRTSCHAFT
Im Mittelalter war die Bildung und weitere Entwicklung der Stadt größtenteils von dem
etwaigen Wirtschaftsbereich abhängig. So war es auch in dem Fall der Stadt Cēsis. Die Stadt Cēsis
bildete sich an der Straßentrasse Riga-Dorpat heraus, somit hatte der Handel in der Wirtschaft der
Stadt eine sehr wesentliche Bedeutung. Für die Bedürfnisse der Burgbewohner und Einwohner der
Stadt arbeiteten auch Handwerker. Ebenso hatte in den Kleinstädten neben den oben erwähnten
Bereichen auch Landwirtschaft eine wesentliche Bedeutung, mit welcher die Einwohner durch
Bearbeitung der neben der Stadt befindlichen Gärten und Felder die für das Leben notwendigen
Ressourcen beschafften.
3.2.1. HANDEL
Über Handel im 13. Jh. gibt das Rigische Schuldbuch kurze Auskünfte. Das war ein von dem
Stadtrat von Riga zur Registrierung der Schulden der Kaufleute ausgebildetes Erfassungsbuch, und
der davon erhaltene Teil umfasst die Information über den Zeitraum von 1286 bis 135278. Im Buch
sind die Namen der Kaufleute in alphabetischer Reihenfolge angegeben, dabei sind meist nur die
Namen der Schuldner erwähnt, außerdem sind auch die Rückzahlungsbeträge und -fristen angegeben.
Von 1286 bis 1306 sind die Kaufleute von Cēsis (de Wenda) 36 Male erwähnt worden. Im Schuldbuch
fehlen von allen Monaten nur Einträge zu Februar, Juli und Oktober. Unter Berücksichtigung, dass
dem Buch mehrere Buchstaben (z.B. G, M, O u.a.) fehlen, so ist es möglich, dass früher auch diese
Monate erwähnt waren. Das bedeutet, dass die Aktivität der Kaufleute der Ortschaft Cēsis bei den in
Riga stattfindenden Verfahren ziemlich groß war und praktisch das ganze Jahr über zu beobachten
war. Im Januar hat es in den erwähnten Jahren ein Geschäft gegeben, im März - drei, im April - sechs,
im Mai - ein, im Juni - ein, im August - ein, im September - neun, im November - sieben und im
Dezember - sechs79. Wie ersichtlich, war die Aktivität nach den vorhandenen Angaben mehr im
Herbst zu beobachten. Doch bleibt immer noch die Frage ungeklärt - warum sind die Aktivitäten der
Kaufleute der Ortschaft Cēsis nur bis zum Jahre 1306 zu beobachten. Ebenso ist immer noch die
77 LUB, Abt. 2, Bd. 2, Nr. 630.
78 Šterns, I. Latvijas vēsture 1180-1290 (Geschichte Lettlands 1180-1290). Krustakari (Kreuzzüge).
Riga, 2002, S. 475.
79 Das Rigische Schuldbuch (1286- 1352). Hildebrand, H. (Hg.). St. Petersburg, 1872. S. 1- 119.
25
Frage darüber nicht zu beantworten, ob alle Personen wirklich Einwohner der Ortschaft Cēsis waren,
wenn die schon erwähnten Umstände über Beinamensgebung berücksichtigt werden.
Ähnliche Information kann dem Schuldbuch von Lübeck80 entnommen werden, in dem die
Schulden der Kaufleute von 1325 bis 1360 erfasst sind. Die Handelsgeschäfte der Einwohner der
Stadt Cēsis sind von 1325 bis 1363 40 Male erwähnt. Ebenso sind die Kaufleute, die in der Stadt
Cēsis wohnten und Bürgen an einem Geschäft waren, von 1325 bis 1360 52 Male erwähnt. Diese
sind verhältnismäßig hohe Kennzahlen, wenn man das berücksichtigt, dass die Stadt Riga 97 Male,
Dorpat - 95, Tallinn - 19, Valmiera (Wolmar) - drei, Pärnu (Pernau) - zwei, Straupe (Roop) - zwei
und Vijlandi (Fellin) - ein Mal erwähnt sind. Abweichend von dem Rigischen Schuldbuch fehlen im
Buch von Lübeck Einträge, die im Winter vorgenommen würden. Im erwähnten Zeitraum sind im
Mai fünf Einträge (die früheste Zeit ist der 6. Mai 1326), im Juni - 17, im Juli - 13, im August - 11,
im September - fünf und im November - ein (nur am 1. November 1333) Eintrag vorgenommen. Die
Saisonalität des Handels war offensichtlich mit der Notwendigkeit verbunden, meist auf dem Seeweg
und durch Buchten zu reise, die in Wintermonaten zufroren. Aus den Einträgen kann man
schlussfolgern, dass der Mai 1326 ein verhältnismäßig warmer Monat gewesen ist, der November
1333 aber so kalt gewesen ist, dass man in diesem Monat nicht mehr schiffen konnte. Möglich war
die Saisonalität ganz einfach mit der verhältnismäßig großen Entfernung verbunden. Gewöhnlich
sollten die Schulden zu Pfingsten81 oder Ostern82 des folgenden Jahres zurückgezahlt werden, und
ihre Summen wurden bis 1335 in Silbermarken83 angegeben, seit 1339 wurden sie regelmäßig in
Pfennige84 erwähnt. Die Kaufleute der Stadt Lübeck, die den Kaufleuten der Stadt Cēsis eine Zahlung
geschuldet haben, waren 43 Male erwähnt. Weiter gelangten mehrere Kaufleute wiederholt auf die
Schuldnerliste. Aus den Namen und Beinamen der Kaufleute kann man schlussfolgern, dass mehrere
von ihnen Nachkommen berühmter Personen, z.B. Söhne der Ratsherren, waren. Der Handel erfolgte
unter Nutzung verschiedener Geldsummen. Z.B. war die höchste Summe 600 Pfennige, die niedrigste
aber - 35 Pfennige. Damit die Kaufleute ihre Schulden tilgen konnten, gab es die Möglichkeit, nicht
nur selbst die geschuldete Summe zurückzuzahlen. Wenn dem Namen des Darlehensgebers „vel”
(oder, wie auch), und nicht „et” (und) zugeschrieben war, bedeutete es, dass der Kaufmann zur
Tilgung der Schuld eine Vollmacht zur Rückzahlung (Tilgung) der Schuld eines anderen Kaufmanns
80 Stadt auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands (im Land Schleswig-Holstein). Eine der größten
Städte des Hansesystems.
81 Tag des heiligen Johannes, 24.06.
82 Tag des heiligen Jakob, 24.04.
83 Mark argentum, in Urkunden kurz als „m.a.“ bezeichnet.
84 Mark denarius, in Urkunden kurz als „m.d.“ bezeichnet. Pfennig war die kleinste Einheit der Mark,
die im folgenden Verhältnis stand: 1 Mark - 16 Schilling - 192 Pfennige.
26
erhalten hatte. Z.B. wurden bis 1339 in solchem Zusammenhang 17 Male die Bürger der Stadt Cēsis
und sechs Male die Bürger der Stadt Lübeck erwähnt. Die Schuld des Kaufmanns konnte auch von
dem Rat der Stadt getilgt werden, in der der Kaufmann wohnte. Insgesamt waren vier Fälle registriert,
wenn den Kaufleuten die Schuld von dem Stadtrat von Cēsis (consulum Wenda) getilgt war. Von
1342 wurden 11 Male die Schulden den Kaufleuten getilgt, die in der Stadt Cēsis wohnten. Ein
solches Schuldentilgungssystem war notwendig, da nicht jedes Jahr eine und dieselben Fernkaufleute
nach Lübeck kamen85. Ebenso kann man von den im Schuldbuch vorgenommenen Einträgen
verstehen, dass die Kaufleute der Stadt Cēsis in Lübeck Verwandte hatten. Wahrscheinlich war dies
der Umstand, der die Beschäftigung dieser Kaufleute mit Fernhandel bestimmte und es unleugbar
auch förderte, weil eine Reihe mit Reisen verbundener Probleme dadurch gelöst wurden, z.B. die
Fragen über Unterkunft, sowie Lebensmittel und Sicherheit. Reisen war im Mittelalter ziemlich
gefährlich und kompliziert, weil ein Fernkaufmann sowohl für die Sicherheit der Waren, als auch für
seine eigene sorgen sollte, von der Möglichkeit zu übernachten und eine Mahlzeit einzunehmen ganz
zu schweigen. Diese Fragen waren einem jeden Kaufmann aktuell, weil die Fremden mit Vorsicht
angesehen wurden. Immer bestand die Möglichkeit eines Räuber- oder Piratenüberfalls86, deshalb
sollte der Kaufmann für die Sicherheit selber sorgen. Die Aktualität dieser Umstände zeigt die Bitte
des Vogts der Stadt Cēsis Albert von Brinken (im Amt 1371-1375) von 1374 an den Landmeister des
Livländischen Ordenszweiges des Deutschen Ordens über Gewährleistung der Reisesicherheit, damit
die Kaufleute von Handelsfreiheiten Gebrauch machen könnten87. Schwierigkeiten und vermutlich
Überraschungen bereiteten auch die einer jeden Jahreszeit charakteristischen Wetterverhältnisse.
Das, dass der Handel ein ziemlich wichtiger Bereich für das städtische Leben war, zeigen einige
Ereignisse. In der am 21. Februar 1464 in Valmiera (Wolmar) stattgefundenen Beratung wendete sich
die Gesamtheit der livländischen Städte, darunter Cēsis, gegen einen Vasallen des Erzbischofs von
Riga Silvester Stodewescher (im Amt 1448-1479) Hermen Blome von Smilten (Hermen Blome tor
Smylten), der mit seiner unlauteren Handelsgewohnheit dem Handel der Städte schadete. Im Protokoll
ist es angegeben, dass der Vasall entgegen den Freiheiten und alten Traditionen der Städte Gewichte
und Maße benutze88. Interessant ist auch die Beschwerde der Stadt Riga in der Versammlung der
85 Das Lübecker Niederstadtbuch 1363- 1399, Teil 1, 2 / Bearbeitet von Ulrich Simon. Böhlau, 2006;
Lenz, W. Beziehungen zwischen Lübeck und Wenden (Livland) im 14. Jahrhundert. Zeitschrift des Vereins
für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, 1971, Bd. 51. S. 81- 89.
86 Eihmane, E. Pirātisms Baltijas jūrā 14.-15. gs.- Rietumeiropas krīzes atbalsis? (Piraterie in der
Ostsee im 14.-15. Jh. - Echos der westeuropäischen Krise?) In: Vēsture: avoti un cilvēki. (Geschichte:
Quellen und Menschen.) Materialien der XVII internationalen wissenschaftlichen Lesungen der
Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Daugavpils. Daugavpils, 2009, S. 97-102.
87 AR, Bd. 1, Lief. 1. Nr. 100.
88 AR, Bd. 2, Lief. 1, Nr. 61.
27
Hansestädte von 1487 in Lübeck, die von dem 28. Mai bis zum 15. Juni stattfand. Dort bestätigte die
Stadt Riga, dass die Handlung der zur Hanse nicht gehörenden Kaufleute sich erweitert und diese
Gesellen mit Pferden, zu Fuß oder mit Booten nach den Erzeugnissen der Bauern - Korn, Honig,
Hopfen senden89 - sogar bis zu Valmiera (Wolmar) und Cēsis (Wenden)90. Aus diesen Fällen ist es
ersichtlich, dass die Städte über die Gefährdung des Binnenhandels91 und die Handelskonkurrenz
erregt waren. Und diese Fälle bestätigen nochmals die wesentliche und wichtige Rolle des Handels
in der Wirtschaft der Städte.
Im 16. Jh. änderte sich das Handelsumfeld und es wurde von mehreren Umständen beeinflusst.
Erstens wurde im Jahre 1494 der größte Handelspunkt im Osten des territorialen Raumes der Hanse
geschlossen. Das war das in Nowgorod befindliche Kontor der Hanse bzw. der sog. St. Peterhof.
Somit wurden, zweitens, aktivere Handelsgeschäfte in Livland von den Kaufleuten aus Pleskau
begonnen, der der größte Handelspunkt im Russland nach Nowgorod war. Schließung des St.
Peterhofes war Verlust für die ganze Hanse, außer den mittel- und nordlivländischen Städten. Unter
Berücksichtigung, dass vor der Schließung des Hansekontors das Hauptendziel im Russland
Nowgorod war, so wurden früher die Wege benutzt, die nach Nowgorod durch Dorpat, Reval und
Narva, nach Pleskau aber durch Dorpat führten. Da das Handelskontor von Nowgorod aufgelöst
wurde, so wurde immer öfter der Handelsweg Riga-Pleskau bzw. der sog. „Marienburger Weg“ oder
„Russenweg“ benutzt, der von Pleskau nach Riga durch Vastseliina (Neuhausen)92, Alūksne
(Marienburg), Gaujiena (Adsel), Smiltene, Trikāta und Cēsis (Wenden) führte93. Aus den oben
erwähnten Gründen wandten Dorpat, Narva und Reval Anfang des 16. Jhs. gegen Benutzung dieses
Weges ein, sie erzielten im Handel nicht mehr den früheren Gewinn. Es wurde angefordert, diesen
Weg zu schließen. Der livländische Landmeister Wolter von Plettenberg hörte diese Einwände nicht
an und schloss den Weg nicht94. Vermutlich hatte der Landmeister in dieser Frage seine persönlichen
Interessen, die mit der Stadt Cēsis verbunden waren. Da sein Hauptaufenthaltsort die Steinburg des
89 „[...] senden mit perden, boten unde tho vote, ock korn, honnich, hoppen, molt kopen unde verkopen
ock to Wolmeren, Wenden dat [..]”. Hanserecesse von 1477- 1530, Abt. 3, Bd. 2. Schäfer, D. (Hrsg.)
Leipzig, 1883. Nr. 164. (nachstehend: HR)
90 In die Hanse schalteten sich solche damals aktive Handelsländer als Königreich England und Herzogtum
Burgund nicht ein.
91 Mehr zum Binnenhandel: Niitenaa, V. Der Binnenhandel in der Politik der Livländischen Städte im
Mittelalter. Helsinki, 1952.
92 Neuhausen, Vastseliina, Ortschaft im Südosten des Gebiets des heutigen Estlands
93 Pāvulāns, V. Satiksmes ceļi Latvijā XIV- XVII gs. (Verkehrswege in Lettland im XIV-XVII Jh.) Riga,
1971. S. 76-78; Jenšs, J. Rīgas pilsētas tirdzniecība ar Pliskavu XVI un XVII g. simtenī. (Handel der Stadt
Riga mit Pleskau im XVI und XVII Jahrhundert.) Monatsheft des Bildungsministeriums, 1937, Nr. 1, S. 51.
94 Die einzige Ausnahme war das Jahr 1532, als der Weg von Februar bis Juni geschlossen wurde.
28
Ordens von Cēsis war, so war der Landmeister nicht daran interessiert, den Weg zu schließen und die
so wichtigen Einnahmen von der Stadt Cēsis abzulenken, was immer noch von dem Prinzip bestimmt
wurde, dass die Kaufleute Russlands nicht mit den Kaufleuten der norddeutschen Städte95 bzw. den
Fernkaufleuten handeln durften, die von verschiedenen Städten auf dem Gebiet des heutigen
Deutschlands nach Riga kamen. Somit war das System so aufgebaut, dass die Städter Livlands Waren
von den Kaufleuten von Russland aufkauften und diese für einen höheren Preis weiter den
Fernkaufleuten aus den Städten auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands verkauften. Es muss
bemerkt werden, dass dieses Prinzip natürlich auch verletzt wurde. Im Jahre 1498 schrieben die
Vertreter der Stadt Dorpat nach Riga und erwähnten dabei, dass Russen in den Gebieten von Cēsis
und Valmiera bei Kellern und Hütten mit Bauern handeln. Es wurde von Dorpat nur hinzugefügt,
dass es eine solche Handlung einstellen möchte96. Die Fragen des Binnenhandels, besonders über die
Nutzung der Wege, blieben auch im 16. Jh. aktuell97.
Das oben erwähnte Prinzip war für die Kaufleute der livländischen Städte sehr günstig. Somit
suchten die Städte verschiedene Wege, damit die Kaufleute gezwungen waren, in den Städten
anzuhalten. Im Hanseraum bestand die Gesamtheit der Rechte, die als Stapelrecht98 genannt wurde,
das Prinzip dieses Rechts sah vor, dass Fernkaufleute99 ihre Waren unbedingt zuerst den örtlichen
Kaufleuten anbieten sollten, und nur danach konnten diese weiterbefördert werden. Dieses Prinzip
schuf in der Stadt Cēsis die Notwendigkeit nach Orten für Unterkunft der Kaufleute Russlands und
Aufbewahrung der Waren. Von dem November 1590 haben sich die Angaben mehrerer Ratsherren
und Bürger der Stadt Cēsis darüber erhalten, dass in früheren Zeiten die russischen Kaufleute im
Handel den Weg Pleskau-Riga100 benutzt haben, der durch Adzele101 nach Cēsis geführt hat. Z.B. der
Ratsherr Georg Hemer bestätigte, dass 1535 in Cēsis russische Kaufleute gesehen sind, die sich nach
Pleskau begaben und die in Cēsis Hütten hatten. Er hat auch gehört, dass sie sich von Pleskau zuerst
95 Jenšs, J. Rīgas pilsētas tirdzniecība ar Pliskavu XVI un XVII g. simtenī. (Handel der Stadt Riga mit
Pleskau im XVI und XVII Jahrhundert.) Monatsheft des Bildungsministeriums, 1937, Nr. 1, S. 51.
96 LUB, Abt. 2, Bd. Nr. 742.
97 LUB, Abt. 2, Bd. 2., Nr. 436, 475.
98 Ius emporii (lateinisch), Stapelrecht (deutsch) - das war die Gesamtheit der Handelsrechte, die den
Städten als Einzelprivilegien gewährt wurden. Ebenso wurde es in Verträgen eingearbeitet, z.B. in den
Kopus-Vertrag im Jahre 1406. LUB, Bd. 6, Nr. 2967. 99 Die waren alle Kaufleute, die Transithandel trieben. Die Kaufleute konnten von dem Gebiet des
heutigen Deutschlands kommen, und ihr Wunsch war, sich weiter nach Russland zu begeben. Ebenso
konnten sie die Kaufleute Russlands sein, welche die Waren weiter den Fernkaufleuten z.B. aus Lübeck
verkaufen mochten.
100 „weg von Pskow nach Riga”
101 Zum Gebiet von Adzele gehörte Alūksne (Marienburg)
29
nach Adzele begeben. Das, dass die russischen Kaufleute sich aber nach Dorpat begeben würden102,
hatte er nicht gehört. Auch der Ratsherr David Schwab bestätigte, dass er von den Deutschen und den
Russen des Landes Moskau103 gehört habe, dass die russischen Kaufleute sich von Pleskau zuerst
nach Alūksne (Marienburg)104, danach nach Adzele, Cēsis und Riga begeben. Auch dieser Ratsherr
bestätigt nicht, dass die Kaufleute sich durch Dorpat begeben hätten. Der Bürger der Stadt Cēsis
Simon Matteus erwähnte, dass vor 70 Jahren er zum ersten Mal in der Stadt Cēsis gewesen sei105,
aufgewachsen sei er aber in Alūksne (Marienburg), wo er gesehen habe, dass im Winter und im
Sommer an seinem Vaterhaus vorbei russische Kaufleute fahren, die sich weiter an der Burg von
Alūksne vorbei nach Adzele, danach aber durch Cēsis nach Riga begaben. Auch er hatte nichts
darüber gehört, dass die Kaufleute sich durch Dorpat begeben hätten. Der Bürger von Cēsis Kersten
Zimmermann bestätigte seinerseits aber, dass er dann in der Stadt Cēsis angekommen sei, wenn der
Ordensmeister noch Galen106 gewesen sei. Ihm habe die Gattin erzählt, dass ihr Vater oft möchte,
damit es wie früher sei, wenn die russischen Kaufleute in der Stadt Cēsis unbedingt anhalten und
abladen sollten, und sie sich nicht weiter begeben durften und handeln sollten. Er habe gehört, dass
für die Nichteinhaltung dieser Bedingung sie an einem Baum erhängt werden konnten107. Der Bürger
Rudolph Schmit bestätigte, dass in der Zeit des Landmeisters Hasenkamp108 die russischen Kaufleute
sich von Alūksne (Marienburg) bis Adzele und weiter nach Cēsis begeben haben, von dort sei es
ihnen nicht erlaubt gewesen, sich weiter nach Riga zu begeben. Weiter haben die Kaufleute von Riga
ihnen andere Waren in die Stadt Cēsis geliefert und sie haben gehandelt. Von dem Weg von Dorpat
hatte er nichts gehört. Im Dezember desselben Jahres wurden noch einige Zeugnisse angehört. Ein
von diesen wurde von der livländischen Amtsperson109 Heinrich Wardow gegeben, der 55 Jahre alt
war110, er erwähnte, dass die russischen Kaufleute ihre Waren in Cēsis drei Tage anbieten sollten und
nur danach, wenn diese nicht verkauft waren, konnten sie sich nach Riga begeben111. Wie ersichtlich,
102 Dorbtt
103 Sie werden als „Muscowitern” bzw. in wörtlicher Übersetzung - Moskowiter genannt.
104 Hier wird der zweite Name von Alūksne (Marienburg) - Allisz erwähnt.
105 Also im Jahre 1520.
106 Heinrich von Galen (im Amt des Landmeisters von 1551 bis 1557)
107 „ahnn die beume hencken”
108 Hermann von Brüggenei, als Hasenkamp genannt, im Amt 1535-1549.
109 „livländischen Landsassen”
110 Also im Jahre 1535 geboren.
111 Schwartz, Ph. Wenden, ein Stapelplatz für den russischen Handel. In: Sitzungsberichte der
Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen Russlands aus dem Jahre 1896. Riga,
1897. S. 5-7.
30
fallen die Zeugnisse über die Zeit des Bestehens der russischen Warenlager im Großen und Ganzen
mit der Zeit zusammen, wenn der oben erwähnte Weg von Alūksne (Marienburg) aktiver benutzt
wurde.
3.2.2. HANDWERK
Zu Handwerk in den livländischen Kleinstädten, darunter in der Stadt Cēsis, gibt es nicht viel
Angaben. Möglicherweise ist es mit der Arbeitsspezifik der Handwerker zu erklären. Wenn die
Beschäftigung der Kaufleute so war, die in mehreren Urkunden in verschiedenen Städten eingetragen
wurde, so wurden die Erzeugnisse der Handwerker meist von der Gemeinschaft der konkreten
Kleinstadt oder ebenda befindlichen Burg benutzt. Somit wurde die Tätigkeit der Handwerker
höchstwahrscheinlich im Stadtarchiv dokumentiert. Leider hat das älteste Archiv der Stadt Cēsis sich
nicht erhalten.
Anfänglich, im 13.-15. Jh., reisten einige Handwerker von Stadt zu Stadt. Darauf weist eine
Bitte des Bürgers von Rostock Matthias David von 1464 an den Rat von Lübeck darüber hin, damit
es ihm und einem bei ihm im Dienst stehenden Menschen (Gesellen) erlaubt wird, sich nach
verschiedene livländische Städte - Reval, Pernau, Cēsis - für Glockengießen zu begeben112. Unter
Berücksichtigung der in Riga vorhandenen Handwerke ist es klar, dass schon am Anfang sich ein
ziemlich breiter Handwerksbereich herausbildete und die notwendigsten Branchen sich vor Ort in
Riga entwickelten. In Cēsis ist erst im 16. Jh. Vorhandensein einer Schmiedegemeinschaft
festzustellen, weil im Jahre 1550113 ein Bürger von Cēsis Rolof erwähnt ist, bei dem der Beiname
„Klennschmidt“ - also Kleinschmied114 war. Es gibt einen indirekten Hinweis auf Bestehen des
Glaser- und Plattenpanzerherstellerhandwerks, weil im Jahre 1546 irgendeiner Arnd erwähnt ist, der
den Beinamen „Glasemaker“ bzw. Glaser hat. Ebenda ist auch irgendeiner Herman erwähnt, der den
Beinamen „Platenschleger“ bzw. Hersteller der Metallplatten hat115.
Ebenso ist im Jahre 1546 an dem Tor von Katharina ein Gebäude erwähnt, das früher dem
lutherischen Prediger und Pastor Bernhard Brigemann gehört habe und als Gebäude der Kleinen Gilde
112 „[...] to Revel to der Parnouwe unde to Wenden alle in Lyflande beleghen dar ik klocken ghegoten
hebbe [...]”. LUB, Abt. 1, Bd. 12, Nr. 289.
113 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 333.
114 Schmied, der sich mit Schmieden kleiner Sachen, z.B. Messer beschäftigt.
115 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 188.
31
genannt wurde116. Dies ist ein wesentlicher Hinweis, da es bestätigt, dass in der Stadt Cēsis zumindest
Ende des 15. Jhs. und im 16. Jh. ebenso wie in den großen Städten Bruderschaft der
Handwerkerzünfte bzw. die Kleine Gilde bestand. Und das weist indirekt darauf hin, dass es in der
Stadt Cēsis mehrere Handwerkerzünfte geben sollte. Vermutlich waren die oben erwähnten
Glockengießer, Kanonengießer und Hersteller der Eisenplatten in der Schmiedezunft und der Glaser
in der Glaserzunft tätig. Im Text wird weiter ein in der St. Johanniskirche befindliches Fragment einer
Grabplatte erwähnt, auf der die Symbolik des Schneiders - Schere und Nadel - zu sehen ist. Es kann
angenommen werden, dass es auch eine Schneiderzunft gegeben ist.
Wesentliche Hinweise auf den Charakter des Handwerks geben die Ergebnisse der
archäologischen Ausgrabungen, z.B. im westlichen Teil der Stadt Cēsis, auf dem Gelände des
gegenwärtigen Livenplatzes. Im Laufe der Forschung wurde eine große Menge von Lederwaren
gefunden. Einen großen Teil von diesen bilden Schuhwerkfragmente, z.B. Sohlen und Oberleder, die
offensichtlich weggeworfen wurden, weil abgenutzt waren. Ebenso hat in der Umgegend des Platzes
vermutlich ein Lederverarbeitungsmeister gearbeitet. Davon zeugen die in einem ziemlich guten
Erhaltungszustand gefundenen Schuhteile, wie auch Lederreste und sogar unbeschädigte Schuhe.
Also man kann annehmen, dass auch eine Schuhmacherzunft tätig war. Ebenso haben in diesem Teil
auch Schmiede gearbeitet, worauf die große Menge von verschiedenen geschmiedeten Sachen
(Hufeisen, Nägel) hinweist. Und dieser Platz ist zugleich auch ein Handelsplatz gewesen, wovon die
verhältnismäßig umfangreiche Anzahl von gefundenen Warenplomben zeugt. Von dem Handwerk
oder dem einfachen Alltagsleben zeugt die große Menge von Keramikfunden (Töpfe, Schüssel, Teller
und Henkelkrüge), die größtenteils vor Ort hergestellt wurden. Die aus dem Ausland (Rheinland)
eingeführte damalige Keramik wurde in der Stadt, im Unterschied zur Steinburg des Ordens von
Cēsis, wenig gefunden und somit wenig gebraucht117.
Handwerk und Handel trieben auch die außerhalb der Stadt lebenden Leute. Nordwestlich von
der Stadt Cēsis, unweit von Gauja und der Fähre darüber (Anlage Nr. 6)118 Im 15. und 16. Jh. bestand
ein Hof, über dessen Aussehen die Ergebnisse der archäologischen Forschung Auskunft geben. Dort
116 Caune, M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā (Cēsis in der Zeit des Livländischen Ordens). Vēsturiskās
topogrāfijas problēmas (Probleme der historischen Topographie). Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 1994, Nr. 2. S. 114.
117 Apala, Z. Pārskats par 2002. gada arheoloģiskajiem izrakumiem Cēsīs, Līvu laukumā (Übersicht
über die archäologischen Ausgrabungen 2002 in Cēsis, auf dem Livenplatz), Band 1. Riga, 2003. S. 26-27.
(Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
118 Das zeigt gut die Gesamtsituation auf der Karte von Lindenhof (Liepas muiža), die um 1691
gezeichnet ist. Die Karte ist in: Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in
den 14. - 18. Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un
mūsdienu nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung
der Stadt). Cesis, 2007, S. 160.
32
habe sich ein Holzgebäude befunden, das sowohl aus Steinen, als auch aus Ziegeln in Kalkmörtel
gemauerte Öfen gehabt hat. Im Gebäude sind Scherben der Rheinischen Keramik, sowie
unbeschädigte, ganze Krüge (Anlage Nr. 7) gefunden, was davon zeugt, dass die Leute an diesem Ort
Handel getrieben haben, weil solche Keramikerzeugnisse in Livland aus dem Gebiet von Deutschland
eingeführt wurden. Solche Funde wie Mahlstein und von einem Schmied geschmiedete Eisennägel
zeugen aber, dass an dem Ort die Leute Handwerk und Ackerbau betrieben haben119.
Im 15. Jh. wohnten in Cēsis eine Reihe von Handwerkern, die in der Münzstätte beschäftigt
waren. Darüber, wo die Münzstätte sich befand, sprechen wir etwas später. Hier muss nur erwähnt
werden, dass das älteste in den archäologischen Ausgrabungen gefundene in Cēsis geprägte Geld der
in der Zeit des Landmeisters von Livland Bernd von der Borch120 geprägte Schilling ist121. Das deutet
darauf hin, dass die Münzstätte in der Stadt Cēsis in der Zeit des oben erwähnten Landmeisters
bestanden ist und dort Geld geprägt wurde. Ebenso ist in den archäologischen Ausgrabungen auch
das in der Zeit der Landmeister von Livland Johann Freitag von Loringhoven122 und Wolter von
Plettenberg123 in Cēsis geprägte Geld gefunden124. Alle Münzen haben die Aufschriften „MAGISTRI
LIVONIE” (Landmeister von Livland) und „MONETA WENDNS” (Münze von Cēsis). Im derzeit
gefundenen numismatischen Material gibt es keine Zeugnisse davon, dass das Geld in der Stadt Cēsis
nach dem Jahre 1500 geprägt würde, somit kann man aufgrund des derzeit bekannten Materials
denken, dass die Münzstätte in der Stadt Cēsis nur bis Ende des 15. Jhs. funktioniert hat.
3.2.3. LANDWIRTSCHAFT
Über diesen Bereich und die darin Eingeschalteten gibt es fast keine Angaben. Unter
Berücksichtigung des über die Bürger der anderen Kleinstädte Bekannten125, ist es klar, dass die
119 Apala, Z. Aizsardzības izrakumi Cēsīs, Dzirnavu ielā 33 (Schutzausgrabungen in Cēsis, Dzirnavu
Straße 33). Buch: Zinātniskās atskaites sesijas materiāli par arheologu un etnogrāfu 1988. un 1989. gada
pētījumu rezultātiem (Materialien der wissenschaftlichen Berichtssession über die Ergebnisse der
Forschungen der Archäologen und Ethnographen der Jahre 1988 und 1989). Riga, 1990, S. 17-20.
120 Bernhardus von der Borch, im Amt 1472-1483.
121 Apala, Z. Arheoloģiskie pētījumi Cēsu viduslaiku pils pagalmā un uzraudzība Jaunajā pilī (Die
archäologischen Forschungen im Hof der mittelalterlichen Burg von Cēsis und Aufsicht in der Neuen Burg).
Buch: Arheologu pētījumi Latvijā 2006.- 2007. gadā (Forschungen der Archäologen in Lettland in 2006-
2007). Riga, 2008, S. 100.
122 Johann Freitag von Loringhofe, im Amt von 1483-1494.
123 Wolter von Plettenberg, im Amt von 1494-1535.
124 Apala, Z., Ducmane, K. Cēsu pils dārgumi (Schätze der Burg von Cēsis). Cesis, 2007, S. 30-31.
125 Z.B. im Fall der Stadt Straupe. Mehr: Plētiens, E. Pils un pilsēta Livonijā 13.- 16. gadsimtā (Die
Burg und die Stadt in Livland im 13.-16. Jahrhundert): Straupes piemērs (Am Beispiel der Straupe). Buch:
Ose, I. (Verf.) Latvijas viduslaiku pilis (Mittelalterliche Burgen Lettlands), Teil 9. Riga, 2016, S. 192-193.
33
Landwirtschaft in der Wirtschaft der Bürger der Kleinstädte eine sehr wesentliche Bedeutung hatte.
In den Urkunden sind mehrmals Gärten erwähnt. Z.B. in der Urkunde von 1537 ist es vermerkt, dass
der Bürger von Korbach126 Hans Strack für 20 Rigaer Mark dem Wundarzt des Landmeisters von
Livland Sigmund Secklern seinen Garten in Cēsis, vor dem Tor von Katharina (garden tho Wenden
vor sanct Katharinen porten) verkauft hat, der sich zwischen dem Garten des Predigers Bernth
Brugeman und dem des Jochim Buchssenschutts befindet127. Dabei hat diesen Garten ihm früher der
Stadtrat von Cēsis anvertraut, und diese Behauptung bestätigte der Verkäufer mittels Stadtbuchs.
Ebenso ist es im Frühjahr 1546 in einer von dem Stadtrat von Cēsis ausgestellten Urkunde erwähnt,
dass einem Bürger zwei landwirtschaftliche Felder, sowie ein Garten gehören. Es ist auch erwähnt,
dass der verstorbene Bürgermeister von Cēsis Johann Frilinkhuisen Felder und Gärten besitzt hat128.
Auch im Jahre 1549 ist es vermerkt, dass vor der Stadt Cēsis sich einer Person gehörende Felder
befinden129. Vermutlich waren die Felder und Gärten an ein Besitz in der Stadt angebunden, wie es
im Fall der Kleinstadt Koknese (Kokenhusen) war130. Unweit von der Stadt, dem Weg, der nach Riga
führte, befand sich auch die Pferdeweide der Stadt131.
Im Jahre 1561, als der König des Staates Polen-Litauen die Oberherrschaft in Livland gewann,
bekam die Stadt Cēsis das Recht, zweimal in der Woche einen Wochenmarkt und einmal im Jahr -
einen Jahrmarkt zu veranstalten132. Vermutlich bestand ein solches Marktverteilungsschema auch in
der Stadt Cēsis der livländischen Zeit, weil die neue Herrschaft gewöhnlich die vorherigen Privilegien
mit kleinen Korrektionen einfach umbestätigte. Der allgemeine Charakter des Handels und
Handwerks wurde in der Stadt vermutlich durch den Livländischen Krieg (1558- 1583) geändert,
während dessen die Stadt zerstört wurde. Danach geriet die Stadt Cēsis in der ersten Hälfte des 17.
Jhs. in die Verwaltung des schwedischen Grafen Axel Oxenstierna, in Wirtschaftsbüchern seiner
126 Korbach - die Stadt im heutigen Deutschland, im Gebiet Hessen
127 Livländische Güterurkunden 1500-1545, Bd. 2. (1923). Bruiningk, H. (Hg.). Riga:
Kommissionsverlag von A. Gulbis, 1923. Nr. 703. (nachstehend: LG)
128 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 188.
129 Ebenda, Nr. 275.
130 LUB, Abt. 1, Bd. 1, Nr. 454.
131 LG, Bd. 2, Nr. 442.
132 Hier ist das sogenannte „Privileg von Sigismund“ gemeint, das der Stadt Cēsis von Sigismund II
August (Zygmunt II August, der König von 1548 bis 1572) verliehen wurde; Strods, H. Cēsis attīstītā un vēlā
feodālisma laikā (Cēsis in der Zeit des entwickelten und Spätfeudalismus). Buch: Cēsis senāk un tagad
(Cēsis früher und jetzt). Riga, 1960, S. 28.
34
Landgüter133 wurden schon mehr detaillierte Informationen sowohl über die soziale Struktur der
Bevölkerung, als auch ihre Beschäftigung aufgenommen. Die Urkunden des 17. Jhs. geben auch
Auskunft über Satzungen der Gilden und Zünfte134. Leider bezieht sich diese Information nicht auf
die Situation in der Stadt im 16. Jh.
3.3. EINWOHNER
In der Stadt hielten sich verschiedene soziale Gruppen auf. Vorher wurden Kaufleute und
Handwerker viel erwähnt, welche den größten Teil der Stadtbewohner bildeten, und gewöhnlich
bildeten die Bürger aus ihrer Mitte auch den Stadtrat. Aus den Analogien mit anderen Städten ist es
bekannt, dass in der Stadt sich auch die Vasallen des Stadtseigneurs aufhielten, der in diesem Fall der
Livländische Ordenszweig des Deutschen Ordens war. Ebenso waren auch die Ordensdiener bzw.
sog. Schwarzhäupter135 mit der Stadt verbunden. In der Stadt hielten sich auch Geistliche auf. Über
die Einwohnerzahl der Stadt und die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung kann nichts
gesagt werden. Man kann annehmen, dass in der Stadt sich auch die Ortsbewohner136, besonders ihre
Nachkommen, aufhielten, die an diesem Ort schon im 13. Jh. gewohnt hatten. In den Urkunden sind
auch sowohl Bürger, als auch Einwohner der Stadt erwähnt137. Offensichtlich besaßen die einen ein
Vermögen, während die anderen es pachteten. Wenn es auch nicht viel Information über die Städter
gibt, legt man die bekannten Informationen zusammen, gewinnt man eine ungefähre Vorstellung
darüber, wer in der Stadt wohnte.
133 Im Jahre 1627 geriet auch die Stadt Cēsis in die Verwaltung des Grafen Axel Oxenstierna (Graf
Axel Gustafsson Oxenstierna af Södermöre, 1583-1654). Seine Wirtschaftsbücher geben eine
verhältnismäßig detaillierte Übersicht über das Gesamtbild der Bevölkerung von Cēsis. Zum 1647 gab es in
der Stadt 2 Bürgermeister, 5 Ratsherren, 1 Sekretär, 1 Pastor, 1 Schulmeister, 1 Organist, 37 Kaufleute, die
zur Kaufmannsgilde gehören, und 38 Handwerker. Mehr: Dunsdorfs, E. (Verf.) Uksenšernas Vidzemes muižu
saimniecības grāmatas 1624.- 1654 (Die Wirtschaftsbücher der Güter Oxenstiernas in Vidzeme 1624-1654).
Riga, 1935. S. 154-157.
134 Zeida, A., Zeids, T. Amatniecības attīstība Cēsīs feodālisma laikmetā (Entwicklung von Handwerk
in Cēsis in der Epoche des Feudalismus). Buch: Vēstures problēmas (Probleme der Geschichte), Teil 4.
Riga, 1961. S. 86-92.
135 Hier ist nicht die Bruderschaft der Schwarzhäupter gemeint, die Hauptbeschäftigung derer Brüder
Fernhandel war. In diesem Kontext ist mit Schwarzhäuptern das Dienstpersonal einer Burg, also alle die
Menschen, die an ihrem inneren Leben beteiligt waren, gemeint.
136 Hier muss eine Episode aus der Heinrichs Chronik erwähnt werden, wo der Bischof von Modena bei
der Burg von Cēsis die Ortsbewohner - Wenden und Letten, sowie Einwohner der deutschen Herkunft
begegnet hat. Mehr: Heinrici Chronicon. Indriķa hronika (Heinrichs Chronik). Übersetzt von Ā. Feldhūna.
Kommentare und Vorwort von Ē. Mugurēvičs. Riga, 1993, S. 313.
137 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 238.
35
Sehr konkrete Informationen über einzelne Stadtbewohner haben sich in den Denkmälern der
Ikonografie und Bildhauerei - auf den Grabplatten erhalten. Insgesamt haben sie sich im Raum des
ehemaligen Livlands am meisten gerade in den großen Städten erhalten, doch ist die St.-Johannis-
Kirche in Cēsis eine Ausnahme. Die ist eine der seltenen Kirchen der Kleinstädte, wo diese Zeugnisse
sich in einer erheblichen Anzahl erhalten haben. Werden wir jede von diesen näher anschauen. Die
ältesten Grabplatten haben sich in der St.-Johannis-Kirche aus der zweiten Hälfte des 14. Jhs. - den
Jahren 1373 und 1387 erhalten. Wenn auf der ältesten Grabplatte nur die Jahreszahl zu sehen ist, so
ist die andere schon an eine bestimmte Person gebunden. Auf der Grabplatte aus dem Jahre 1387 ist
die Inschrift „anno. dni. m. ccc. l. xxx. viii. die. beati. georgii. obiit. dns. tide. rimann” sichtbar, die
zum Teil als „dies beatitas Georgi [...] Tideman Riman”138 zu erklären wäre. Tideman Riman ist als
Ratsherr der Stadt Cēsis und ihr Vertreter in den Städteversammlungen in mehreren Quellen
erwähnt139. Nach der Grabplatte ist es zu verstehen, dass der Ratsherr am Tag des heiligen Georgs
verstorben ist. Ebenso hat sich aus dem Jahre 1392 die Grabplatte von Albert Pauli mit einem
Hauszeichen und der Inschrift “anno domini mccc lxxxxii obiit [al]bertus pauli [..] requiescat un
pace amen”140 erhalten. Diese Grabplatte ist damit interessant, dass zur Abdeckung der Grabstätte
ein Altartisch bzw. Mensa verwendet ist. Dann zeugt die Inschrift “[m]cccciiii obiit frater franco
spe[..]”141 auf einer Grabplatte aus dem Jahre 1404, dass unter dieser Platte der Vogt der Burg von
Cēsis Frank Spede142 begraben war. Auf einer Grabplatte aus dem Jahre 1418 ist nur ein kleiner Teil
der Inschrift sichtbar “anno dni mccccxviii [..] [nativita] tis dni obiit w[..] in pace amen”143, was die
Namen der verstorbenen Personen nicht klären lässt. Einzig sind auf der Grabplatte zwei Personen -
ein Mann und eine Frau - sichtbar. Man kann nur annehmen, dass sie wohlhabende Bürger der Stadt
Cēsis gewesen sind. Noch eine sehr interessante Grabplatte ist mit 1441 zu datieren. Sie hat einem
Grab von zwei Menschen gehört. Ein von diesen sei ein Mann gewesen, der am 10. August 1441
verstorben ist, die andere war eine Frau, die am 29. Juni 1445 verstorben ist. Diese und noch weitere
Angaben sind von der folgenden Gravierung einer Grabplatte zu erhalten: „Int. iar. unses. her. simon.
schotdorp. rathman. darna. in. dem. xlv. iar. viii. dage. nasunte. peter. unde. pawel. do. stars. sine.
138 Am Tag des glückseligen Georgs Tideman Riman
139 Tideman Riman (Tydeman Ryman, auch Riman) ist im Jahre 1441 als Delegierter der
Städteversammlung in Valmiera von Cēsis erwähnt. LUB, Abt. 1, Bd. 9, Nr. 687.
140 Anno Domini 1392 verstarb Albert Pauli [...] ruhe in Gottes Ruhe
141 im Jahre 1404 verstarb der Bruder Frank Spe[..]
142 Frank hatte den Bruder Karl, der ein Benediktinermönch war und als Pastor in einer kleinen Kirche
2 Meilen von Bonn entfernt diente. Im Jahre 1418 wurde als ein der Kandidaten des Erzbischofs von Riga
betrachtet. Mehr: LUB, Abt. 1, Bd. 5, Nr. 2198; Arbusow, L. Die im Deutschen Orden in Livland vertretenen
Geschlechter. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik und Sphragistik 1899. Mitau, 1901. S. 94. 143 Anno Domini 1418 verstarb V[..] in Ruhe, amen
36
moder. gertrud. de. got. gnedich. sh. se. weren. de. ersten. stichtere. des. loveclanges”144. Unter dieser
Grabplatte seien der Ratsherr der Stadt Cēsis Symon Schotdorp145 und seine Mutter Gertrude
begraben, welche die ersten Herausbilder von „loveclange“ gewesen seien. Dieses Wort ist nicht
bekannt, es ist jedoch klar, dass es mit irgendwelchen Schallen verbunden ist. Wenn es auf der
Grabplatte besonders vermerkt wird, so kann man annehmen, dass die Schalle mit Kirche verbunden
sind, was seinerseits denken lässt, dass sie für die Musik gesorgt haben, die in Kirche klang. Im ersten
Augenblick konnte es scheinen, dass sie eine Orgel der Kirche geschenkt haben. Orgeln waren aber
in den Kirchen nicht verbreitet, deshalb hatten die beiden Personen vermutlich die Gesänge der
Kirche bezahlt. In diesem Zusammenhang schafft etwas mehr Klarheit ein im Jahre 1501 in Hapsal
ausgestelltes Testament, mit dem eine Witwe bestimmt, dass ihre Verwandten für die von ihr und
ihrem Mann gegründeten Gesängen (lavesangen146) und Vikarie sorgen müssen147. Unter
Berücksichtigung, dass im Testament mehrere Orte erwähnt sind - Riga, Hapsal und Limbaži, so ist
es schwer zu bestimmen, auf welche Ortschaft es sich bezieht. Das Wesentlichste ist aber das, dass
die Wörter ihrem Aufbau nach sehr ähnlich sind. Das ist eine indirekte Bestätigung dafür, dass die
erwähnten Personen im 15. Jh. Gesänge finanziert haben, welche ein Bestandteil der Gottesdienste
der Kirche waren. Dabei zeugt die Inschrift, dass diese Personen die ersten Patrone der Gesänge
waren, was deutet, dass im 15. Jh. die Gesänge immer noch von jemandem bezahlt wurden. Noch hat
sich eine Grabplatte einer Frau namens Margarete Segebadensch von dem 24. Juni 1441 erhalten.
Darauf ist es geschrieben: „Int. iar. unses. hern. m. cccc. unde. xli. des. dinestages. na. sunte.
iohannes. do. stars. mgharete. segebadensche. dat. er. got. gnadig. sh. amen.”. Auf einer Grabplatte
aus dem Jahre 1470 steht es aber “anno. dni. mcccclxx. obiit. dns. sim. [on] helewich. vicar temp.
eccle. cat. cui. ai. req. in. pace”148. Einen Teil des Texts kann man als „Simon Helewich vicar
Templum ecclesie Caterina”149 verstehen. Aus dem Jahre 1471 hat sich die Grabplatte des
144 Im Jahre 1441 unseres Herrn am Sonntag vor dem Tag des Heiligen Laurentius verstarb Herr Simon
Schotdorp, Ratsherr, dann im Jahre 1445 am 8. Tag nach dem Tag der Heiligen Peter und Paul verstarb seine
Mutter Gertrude
145 Simon Schotdorp (Symon Schotdorp, auch Schoddorp) ist im Jahre 1441 als Delegierter der
Städteversammlung in Valmiera von Cēsis erwähnt. LUB, Abt. 1, Bd. 9, Nr. 687.
146 Lavesangen - die versprochenen Gesänge. Die werden auch in der Münsterer Chronik als ein
Bestandteil der Prozession erwähnt.
147 LG, Bd. 1, Nr. 652.
148 Heine, W. Die ehemalige St. Katkarinenkirche zu Wenden. Rigasche Stadtblätter, 1893, Nr. 11.
(84) S. 84.
149 Vikar der Katharina-Kirche und des Heiligtums. Vikar war von einer geistlichen Amtsperson für
eine Zeit oder beständig ernannter Geistlicher. Z.B. waren die Vikare der Gemeinden die Gehilfen des
Hauptgeistlichen bzw. des Propstes der Gemeinde (Hilfspriester). Siehe: Trūps, H. Katoļu baznīcas vēsture
(Geschichte der katholischen Kirche). Riga, 1992, S. 338.
37
Landmarschalls des Livländischen Ordenszweiges des Deutschen Ordens Johann Spar von Herten150
erhalten, auf der es die Inschrift “int iar m cccc lxxi up lichtmisse[n] starf broder ioha[n] van
kreke[n]beke spor ge[..]” gibt . Eine unbekannte Person ist im Jahre 1481 begraben worden und auf
ihrer Grabplatte steht es “anno mcccc lxxxi des andere[n] sondages n asu[n]te iurg[ne] we den got
gnade”151. Im Jahre 1518 wurde in der Kirche ein Ritter Dirik Lode begraben, auf seiner Grabplatte
steht es “int iar mcccc und xviii vorblef selige dirik lode deme got mote gnedich sin siner seele ihs
maria joes”152. Möglicherweise ist es derselbe Ritter, der in einer Urkunde aus dem Jahre 1501 als
Diderich Loide (Dyderich Loyde)153 erwähnt ist. Und noch ist im Jahre 1549 ein Lodovik Gralov
verstorben, auf dessen Grabplatte es steht “int jaer mcccccxlix starf de h[er] lodowic gralow”154.
In der St.-Johannis-Kirche von Cēsis sind auch drei Landmeister von Livland begraben. Von
dem 26. Mai 1494 hat sich die Grabplatte des Landmeisters des Livländischen Ordenszweiges des
Deutschen Ordens Johann Freitag von Loringhoven155 erhalten, in die es eingemeißelt ist, dass der
Landmeister von Livland am Tag der heiligen Dreieinigkeit starb: „Int. iar. x(vii) des. ma-dages. na.
de. hillige. drevoldichkeit. do. stars. her. ioha. Fridach. va. lorinhoffe. meste. to. liflat. dusches. ordes.
de. got. gnade.”156. Ebenso wurde im Jahre 1535 in der Kirche auch Wolter von Plettenberg157
begraben. In seine Grabplatte ist es eingemeißelt: „int. iar. 1535. des. verden. sundages. in. der.
vasten. do. starf. de. hochlofflike. furst. her. wolter. von. plettenberch. d. o. meister. to. liffland.
regerte. 44. iar.”158. Später, im Jahre 1549 wurde der Landmeister von Livland Hermann von
Brüggenei159begraben, auf dessen Grabplatte Folgendes zu lesen ist: „Anno 1549. mandach. nach.
150 Johann Spar (auch Spore) von Herten, Krekenbeke genannt. Er wurde aus politischen Erwägungen
ins Gefängnis der Burg von Cēsis gesperrt, wo er am 2. Februar 1471 auch starb.
151 Am zweiten Sonntag nach dem Tag des heiligen Georgs des Jahres 1481 des Herrn starb [..] Gott sei
ihm gnädig
152 Im Jahre 1518 starb selig Dirik Lode. Möge Gott seiner Seele gnädig sein. Jesus, Maria, Josef.
153 LG, Bd. 2, Nr. 3.
154 Im Jahre 1549 starb der Herr Lodowic Gralow
155 Johann Freitag von Loringhof (im Amt des Landmeisters von 1483 bis 1494) 156 Im Jahre 1494 am Montag nach dem Tag der heiligen Dreieinigkeit starb der Herr Johann Freitag
von Loringhof, Landmeister des Deutschen Ordens in Livland, sei Gott gnädig
157 Wolter von Plettenberg (im Amt von 1494-1535)
158 Im Jahre 1535, am vierten Sonntag, in der Fastnacht starb der hochverehrte Fürst, Herr Wolter von
Plattenberg, Landmeister des Deutschen Ordens in Livland, regierte 44 Jahre
159 Hermann von Brüggenei, als Hasenkamp genannt, im Amt 1535-1549.
38
maria. lichtmessen. ist. her. herman. vo. bruggenei genand. hasenkampf. des. ritt. d. o. meister. zu.
lieflandt. in. got. seliglich. verstorben. hat. christlich und. vol. regirt. 14. iar.”160161.
Mehrere Grabplatten oder ihre Fragmente sind nicht zu datieren. Auf einer von diesen gibt es
ein Hauszeichen, das gewöhnlich das Identifikationssymbol des Stadtbürgers war. Auf einem
Fragment einer anderen Grabplatte ist ein Hauszeichen zu sehen, das in Schildform umfassen ist. Es
ist auch die Inschrift “[..] proconsul we[nd]”162 zu lesen, was bedeutet, dass darunter stellvertretender
Bürgermeister der Stadt Cēsis begraben war. Auf einem Fragment ist auch die Wappenform zu sehen,
auf der darinnen eine Schere geöffnet ist. Die wird senkrecht von einem länglichen Gegenstand
gequert, das sinngemäß eine Nadel sein könnte. Wenn so, dann ist unter dieser Grabplatte mal ein
Angehöriger der Schneiderzunft begraben gewesen. Ebenso ist für eine unbekannte Grabstätte wieder
ein Altartisch verwendet worden, auf dem im mittleren Teil ein Hauszeichen eingemeißelt ist.
Kurze Anmerkungen über die in der Stadt Wohnenden geben auch Urkunden. So z.B. in einer
Verkaufsurkunde aus dem Jahre 1537 sind sowohl der Pastor der Kirche von Cēsis Johann Schnelle,
als auch zwei Bürger von Cēsis erwähnt. Einer ist Bernd Brüggemann, der in der Stadt Cēsis die
Lehre Luthers predigte. Der andere war aber Jochim Buchssenschutt, dessen Beiname zeugt, dass er
sich mit der Herstellung der Schusswaffen beschäftigt hat. Die Erwähnung einzelner Personen lässt
denken, dass sie die Schwarzhäupter der Burg von Cēsis gewesen sind. Z.B. im Jahre 1551 ist der
Barbiermeister Peter163 erwähnt worden, oder auch im Jahre 1550 sind die Waffenmeister des
Landmeisters von Livland164 erwähnt, die möglicherweise irgendwelche Bindung mit den
Handwerkern in der Stadt gehabt haben, sowie ein Artilleriemeister Hanns von Homberch165, der sich
mit Kanonengießen beschäftigt hat166. Möglicherweise bestand Bruderschaft der Schwarzhäupter
schon im Jahre 1451, wenn bei der Visitation der Burg von Cēsis die Leute erwähnt sind, die bei der
160 Im Jahre 1549, am Montag nach Lichtmesse von Maria ist Herr Hermann von Brüggenei, genannt
Hasenkampf, Landmeister des ritterlichen Deutschen Ordens, gottselig verstorben. Hat christlich und gut 14
Jahre regiert.
161 Heine, W. Von Alterthümern und Monumenten, wie auch verschiedenen Inscriptionen der Dohm-
oder St. Johanniskirche in Wenden. Rigasche Stadtblätter, 1895, Nr. 43. (86) S. 344-346.
162 Prokonsul der Stadt Cēsis
163 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 341.
164 Ebenda, Nr. 333.
165 Hanns vonn Homberch. Möglicherweise kam er aus der Ortschaft Homberg (Hoimberch) im
westlichen Teil Deutschlands, die jetzt zum Gebiet Rheinland-Pfalz gehört.
166 Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die historischen Quellen der Rechte
von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 333.
39
Burg arbeiten sollten167. Mit dem Namen Bruderschaft der Schwarzhäupter (schwarten hoveden tho
Wenden) ist sie in den bekannten schriftlichen Geschichtsquellen nur im Jahre 1544 erwähnt168. In
den Urkunden ist im Jahre 1500 eine solche Gesamtheit der Leute wie „stalbrodern169 tho Wenden”170
erwähnt worden, welche in der Literatur häufig als dieselbe Bruderschaft der Schwarzhäupter
angesehen wird. Unter Berücksichtigung der Übersetzung und des in den Schragen171 der
Gemeinschaft der Schwarzhäupter der Burg von Kuldīga Erwähnten, waren diese “stalbroder”
Mitglieder einer Gemeinde (im Falle von Kuldīga - Mitglieder der Bruderschaft der Schwarzhäupter)
im weitesten Sinne, somit ist es keine einzelne Gemeinschaft und dieses Wort ist nur aus dem in der
Urkunde erwähnten Kontext zu verstehen. Nach der Unterstellung lag die Gemeinschaft der
Schwarzhäupter in der Verantwortung des Chefers172 der Burg von Cēsis
Insgesamt zeigen die Grabplatten uns, dass alle begrabenen Personen deutscher Herkunft sind
und dabei zu den wohlhabendsten oder sonst bedeutenden Leuten gehören. In der zentralen Kirche
der Stadt sind Ratsherren, Bürgermeister, Geistliche und Ritter begraben. Ebenso sind
möglicherweise ein der Handwerkerzunft Angehöriger und irgendwelche andere Bürger der Stadt
begraben, die zur Zeit nicht bekannt sind. Diese sind einige der wenigen Angaben, die zugänglich
sind, um den sozialen Status der Einwohner der Stadt Cēsis zu analysieren. Die ungefähre
Einwohnerzahl kann nicht bestimmt werden, da es keine Zeugnisse gibt, die auch nur ungefähre
Berechnungen machen ließen. Dasselbe gilt auch für die nationale Zusammensetzung. In Analogie
zu anderen Städten kann man behaupten, dass in den Städten sich auch die Ortsbewohner aufhielten
und Handwerk betrieben. Das, wie die zahlenmäßigen Verhältnisse dieser Einwohnergruppen waren,
kann man nicht sagen.
3.4. BEBAUUNG UND PLANUNG
Über die Bebauung des 13.-15. Jhs. in der Stadt Cēsis ist wenig bekannt. Vermutlich können
die archäologischen Forschungen in der Zukunft konkretere Auskunft erteilen. Ihrerseits die Planung
der Stadt Cēsis des 16. Jhs. ist nur von den schriftlichen Zeugnissen der späteren Zeiten zu begreifen.
167 „Summa alles getreydes, korn, gerste, hawer, 750 leste; dy helfte dynet is zcu dem slosse, dy ander
helfte den leuten, dy dem slosse reyten zcu noten”. Mehr: LUB, Abt. 1, Bd. 11. Nr. 160.
168 LG, Bd. 2, Nr. 1083; Siliņa, M. Melngalvju nams (Schwarzhäupterhaus). Riga, 2009. S. 7, 18;
Milicers, K. Vācu ordeņa vēsture (Geschichte des Deutschen Ordens). Riga, 2009, S. 166.
169 Stallbruder - Kamerad, Gefährte, Dienstgenosse
170 LG, Bd. 1, Nr. 694.
171 LUB, Abt. 1, Bd. 4, Nr. 1520.
172 Bruder des Livländischen Ordenszweiges des Deutschen Ordens, der für Handelsangelegenheiten
verantwortlich war. Erwähnt in LG, Bd. 2, Nr. 1081, 1082, 1083.
40
Somit muss man die Planung retrospektiv ansehen. Über die Probleme der Topographie der Stadt
Cēsis haben viel sowohl die Historikerin Māra Caune, als auch die Architektin Rita Zandberga
geschrieben. Es ist nicht notwendig, die Erkenntnisse der oben erwähnten Autorinnen über konkrete
Probleme der Topographie detailliert zu wiederholen, deshalb sehen wir die Planung der Stadt als
eine einheitliche Größe an.
Insgesamt waren in der für das Mittelalter in Westeuropa typischen Stadtplanung Elemente der
Bebauung und Planung unterschiedlicher Arten bemerkbar. In den Städten wechselte die radiale
bogenförmige Planung mit den für Griechen und Römern charakteristischen rechtwinkligen Formen.
Die äußeren Linien der Städte waren unterschiedlich - von viereckigen und rechtwinkligen Schemen,
bis zu vielkantigen, runden und ovalen Formen. Traditionell fanden im Zentrum einer
mittelalterlichen Stadt, wo es einen unbebauten Platz gab, die Hauptgemeindekirche und das Rathaus
Platz. Rathaus konnte sich auch in der Ecke des Platzes, an dem Haupteingang in den Platz befinden.
Der Platz oder die Plätze bildeten gewöhnlich einen Raum, der es deutlich als das die Straße
abschließende Element charakterisierte. Von dem Platz zweigten sich mehrere Straßen ab, die zu
Stadttoren oder Brücken führten. Noch ein signifikantes Element waren die senkrechten Schemen der
Stadtmauer und -türme. Die Gebäude wurden gewöhnlich eng nebeneinander gebaut, so dass die
Enden ihrer schmalsten Seiten (Giebel) zur Straßenseite gerichtet wären. Die Dächer der Gebäude
waren steil und die Fassaden - schmal. Insgesamt dominierten in der Bebauung enge Blickwinkel und
kleine Bebauungseinheiten (z.B. Häuser) wechselten mit den großen (z.B. Kirchen). Das schuf
einmalige kompositionelle Perspektiven, die nur der Planung einer mittelalterlichen Stadt
charakteristisch waren. Brandsicherheit war maßgebend bei der Einführung der Steinbebauung. Es
wurden Gebäude unterschiedlicher Größen gebaut, doch dominierte mehrstöckige Bebauung, was
großenteils sowohl von der in der Stadt herrschenden Enge, als auch der Beschäftigung der
Stadtbürger mit Handel bestimmt wurde173.
Auf dem Gebiet Livlands kann der Aufbau der Stadtplanungen bedingt in zwei Gruppen
eingeteilt werden. Die erste wurde von den Städten gebildet, die an den Strukturen der
mittelalterlichen Steinburg anlagen (z.B. Riga, Valmiera, Cēsis, Viljandi und der größte Teil anderer
livländischen Städte). Die andere Gruppe wurde ihrerseits von den Städten gebildet, die sich in
offenen Ortschaften, ganz unweit von den mittelalterlichen Steinburgen bildeten (z.B. Rakvere
(Wesenberg)). Die Städte beider Typen hatten sich gewöhnlich an bedeutenden Handelswegen oder
in strategisch bedeutenden Gebieten gebildet, z.B. in einer dicht bewohnten Region. Insgesamt sind
die Stadtplanungen nicht strikt abzugrenzen, weil sowohl ihre Planungselemente, als auch
Funktionalität in verschiedenen Varianten sich abwechselten und deckten.
173 Buka, O., Volrāts, U. Pilsētbūvniecība (Städtebau). Riga, 1987, S. 13-14.
41
Die ältesten bekannten kartographischen Materialien der Stadt Cēsis haben sich von der zweiten
Hälfte des 17. Jhs. erhalten und sind mit Vorsicht zu benutzen, da die Stadt sowohl während des
Livländischen Krieges, als auch des Polnisch-Schwedischen Krieges zerstört war. Im Plan der Stadt
Cēsis von dem Jahre 1693 waren 128 Landeinheiten eingezeichnet (Anlage Nr. 8). Das, ob es solche
Anzahl der Landeinheiten auch im 16. Jh. gegeben ist, ist nicht bekannt. Man kann nur annehmen,
dass infolge der häufigen Brände der Stadt die Landeinheiten nicht vereinigt oder verteilt waren.
Genauere Angaben könnten die archäologischen Forschungen geben. Wegen des
Informationsmangels ist es nicht möglich, die Größe der Baugelände der Stadt oder ihre Menge zu
analysieren. Man kann annehmen, dass in von Mauern umgebenen Städten die Umfänge der
Landeinheiten gewöhnlich selten geändert wurden und der Stadtstruktur zugrunde sich die
anfängliche Form erhielte. Die sind jedoch nur Annahmen.
Auch die soziale Topographie der Stadt ist kompliziert. In diesem Aspekt ist es mit Ausnahme
einiger Zehner Besitze nicht möglich, die Verteilung der Besitze unter den Stadtbürgern näher zu
bestimmen. Von den archäologischen Forschungen ist nur das bekannt, dass der westliche Teil der
Stadt in hohem Maße von den Ortsbewohnern bewohnt war174 und dort ist das wirtschaftlich
handwerkliche Leben der Stadt abgelaufen, wo Schuhmacher, Schmiede u.a. Handwerker gearbeitet
haben175. Unter Berücksichtigung der strukturellen Gestaltung der Stadt war die Bebauung des
östlichen Teils der Stadt möglicherweise an die Burg angebunden und diente als Wohnort für das
Personal der Burg176, den westlichen Teil bildete aber das im Jahre 1221 erwähnte177 Dorf der
Ortsbewohner.
Was ist über die Bebauungsstrukturen der Stadt bekannt? Es ist klar, dass den größten Teil der
Stadt die Wohnhäuser einnahmen178. Wie sie aussahen, kann man derzeit nicht sagen. In der Stadt
174 Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt).
Cesis, 2007, S. 157.
175 Apala, Z. Pārskats par 2002. gada arheoloģiskajiem izrakumiem Cēsīs, Līvu laukumā (Übersicht
über die archäologischen Ausgrabungen 2002 in Cēsis, auf dem Livenplatz), Band 1. Riga, 2003. S. 28.
(Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
176 Fjodorovs, D. Cēsu pils vēsturiskā izpēte (Historische Erforschung der Burg von Cēsis), Band 2:
Archivmaterialien. Riga, 1961, S. 35. Inv. Nr. 92018 III (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
177 Heinrici Chronicon. Indriķa hronika (Heinrichs Chronik). Übersetzt von Ā. Feldhūna. Kommentare
und Vorwort von Ē. Mugurēvičs. Riga, 1993. S. 272-273.
178 LG, Bd. 2, Nr. 707, 1087. Švābe, A. Vidzemes saimniecības vēstures avoti 1336- 1551 (Quellen zur
Wirtschaftsgeschichte Livlands 1336-1551), Nr. 142.
42
bestanden auch Tavernen, wo man Verpflegung, Unterkunft, Futter für das Pferd179 und Lager180
bekommen konnte. Betrachten wir einige Strukturen der Stadt einzeln.
Die Stadt Cēsis war im Mittelalter von einer Mauer umgeben. Unter Berücksichtigung des oben
Erwähnten ist die Mauer zumindest im 15. Jh. bestanden. Vielleicht ist sie im 14. Jh. gebaut, dazu
gibt es aber keine Angaben. Unter Berücksichtigung, dass der Bau der Mauer ein verhältnismäßig
langer und teurer Prozess war, wurde sie vermutlich allmählich gebaut. Darauf weist auch ein Zeugnis
aus dem 18. Jh. hin, in dem es erwähnt ist, dass die Häusler der Stadt Cēsis früher nicht in der Stadt,
sondern außerhalb gewohnt haben181. Es ist auch bekannt, dass im westlichen Teil der Stadt früher
ein Friedhof der Ortsbewohner bzw. Livenberg (Līvu kalns) bestanden ist. Und dieser Ort hat sich
außerhalb der Stadt befunden182. Also war im Mittelalter nicht das ganze im Plan des 17. Jhs. sichtbare
Territorium von der Mauer umgeben. Das bedeutet, dass ein Teil der Ortschaft von der Mauer
umgeben war, ein anderer Teil aber nicht. Und das bedeutet wiederum, dass es irgendwo in dieser
Mauer auch Tore gab. Auf die Entwicklung der Stadtmauer können möglicherweise die gebrochenen
Linien der im erwähnten Plan sichtbaren Stadtbefestigungen hinweisen. Wenn die Stadtmauer
(Anlage Nr. 9) allmählich gebaut wurde, so sei es unbedingt ein sehr teures Prozess gewesen, da das
Abtragen der alten Mauer und ihre Verlagerung weiter von dem ehemaligen Gebiet ein
zeitaufwändiger Prozess war, der große Finanzmittel forderte. Vermutlich war die Stadt aufgrund des
verhältnismäßig aktiven Handels wohlhabend und konnte es sich leisten. Solange keine umfassendere
archäologische Forschungen durchgeführt sind, bleibt dieser Mauerbildungsprozess insgesamt
unbekannt. Was die Befestigungen der Stadt betrifft, ist es auch nicht klar, wann die Stadttürme
gebaut sind. Der Bau von drei Türmen in Cēsis ist in der „Livländischen Chronik“183 erwähnt, es ist
aber nicht klar, ob die Türme für die Burg oder für die Stadt gebaut wurden. Der schon erwähnte Plan
von dem 17. Jh. zeugt, dass die Stadt zumindest im 16. Jh. sieben Türme gehabt hat. Einige von denen
179 LUB, Abt. 2, Bd. 1, Nr. 217, 476; LUB, Abt. 2, Bd. 2, Nr. 561.
180 Švābe, A. Vidzemes saimniecības vēstures avoti 1336- 1551 (Quellen zur Wirtschaftsgeschichte
Livlands 1336-1551), Nr. 142.
181 Caune, M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā (Cēsis in der Zeit des Livländischen Ordens). Vēsturiskās
topogrāfijas problēmas (Probleme der historischen Topographie). Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 1994, Nr. 2. S. 112.
182 Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt).
Cesis, 2007, S. 157-160. Ebenso: Historisches Staatsarchiv Lettlands (LVVA), 220.f., 1. Apr., S. 1, S. 105-
107.
183 Rusovs, B. Livonijas Kronika (Livländische Chronik). Übersetzt von Ed. Veispals. Riga, 1926, S.
45.
43
haben ihre Namen erhalten, z.B. Sardzes (Wachen-)184, Lējēju (Gießer-)185, Moku (Marter-)186 Turm.
Die Stadt hatte auch vier Tore - Rigaer, Raunaer Tor, Katharina Tor und Wassertor. Genauere
Angaben über das Aussehen der Tore geben die archäologischen Ausgrabungen am Ort des Raunaer
Tores. Die Ergebnisse der Forschung zeugen, dass der Turm und somit die Tore in solchen Umfängen
später als die Schutzmauer der Stadt ausgebildet wurden, in der Mauer waren früher vermutlich
weniger befestigte Tore ausgebaut. Der erforschte Turm und die Tore waren von Kalkstein gebaut,
der mit Kalkmörtel gebunden war. Durch den Turm führte in die Stadt und aus der Stadt die Rauna
Straße, die innerhalb der Stadt bei dem Turm die Breite von mehr als sechs Metern erreichte. Es
besteht die Möglichkeit, dass vor dem Turm sich noch ein Gebäude oder ein Graben befinden haben,
über den eine Brücke geführt hat187.
Wie es vorher erwähnt wurde, gab es in der Stadt Cēsis auch eine Münzstätte (monetaria). Nach
den Besitzverzeichnissen und Plänen des 17. Jhs. kann man feststellen, dass diese im westlichen Teil
der Stadt Cēsis ein ganzes Viertel eingenommen hat188. In der Stadt bestand auch eine Schule189, die
sich südöstlich von der Kirche befand, sowie gab es auch ein einzelnes Haus für die Kleine Gilde.
Dieses Gebäude befand sich nordwestlich von dem Marktplatz, in der Bebauung der linken Seite der
Katharina-Straße190. Von der Lage des Rathauses der Stadt zeugen ihrerseits die von dem
deutschbaltischen Heimatkundler Johann Christoph Brotze (1742-1823) hinterlassenen
Handschriften mit Zeichnungen und Rissen. In denen ist es vermerkt, dass im Jahre 1797 von dem
184 Caune M. Viduslaiku naudas kaltuve Cēsīs (Mittelalterliche Münzstätte in Cēsis). Druva, 9. Juli
1994; Caune, M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā (Cēsis in der Zeit des Livländischen Ordens). Vēsturiskās
topogrāfijas problēmas (Probleme der historischen Topographie). Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 1994, Nr. 2. S. 111.
185 Strods, H. Cēsis attīstītā un vēlā feodālisma laikā (Cēsis in der Zeit des entwickelten und
Spätfeudalismus). Buch: Cēsis senāk un tagad (Cēsis früher und jetzt). Riga, 1960, S. 28.
186 Švābe, A. Straumes un avoti (Ströme und Quellen), Teil 1. Nebraska, 1962. S. 384.
187 Treijs, N. Izrakumi Cēsīs un Dzērbenē (Ausgrabungen in Cesis und in Dzerbene). Buch: Zinātniskās
atskaites sesijas materiāli par arheologu un etnogrāfu 1988. - 1989. gada pētījumu rezultātiem (Materialien
der wissenschaftlichen Berichtssession über die Ergebnisse der Forschungen der Archäologen und
Ethnographen der Jahre 1988 - 1989). Riga, 1990, S. 150-151.
188 Caune M. Viduslaiku naudas kaltuve Cēsīs (Mittelalterliche Münzstätte in Cēsis). Druva, 9. Juli
1994; Caune, M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā (Cēsis in der Zeit des Livländischen Ordens). Vēsturiskās
topogrāfijas problēmas (Probleme der historischen Topographie). Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 1994, Nr. 2. S. 114-115.
189 Caune, M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā (Cēsis in der Zeit des Livländischen Ordens). Vēsturiskās
topogrāfijas problēmas (Probleme der historischen Topographie). Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 1994, Nr. 2. S. 115-116.
190 Ebenda.
44
ehemaligen Rathaus sich nur sein unbebauter Platz erhalten hat191. Es muss bemerkt werden, dass
unbeantwortet immer noch die Frage über die Topographie der erwähnten Warenhütten der
russischen Kaufleute bleibt. Es kann nur angenommen werden, dass diese in der Stadt Cēsis, ebenso
wie in der Stadt Riga, sich an der griechischen bzw. katholischen Ostkirche befunden haben.
Ein traditionelles Problem der Städte war wegen der dichten Planung und somit des
Platzmangels im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit Beerdigung der Gestorbenen. Diese Frage war
eng mit dem Glauben verbunden, da die Christen ihre Verstorbenen an einem besonderen,
abgesonderten, zusammenstehenden Ort mit dem Gedanken begruben, damit man diese nach dem
Tod einfacher pflegen könnte, damit wurden Seelenmessen gedacht. Dabei verlor der Mensch im
Mittelalter seinen Stand theoretisch auch nach dem Tod nicht. Die adligen Bürger der Stadt wurden
in der Kirche oder in ihrer Nähe, die einfachen aber - in den entferntesten Orten des Friedhofs
begraben. In der Stadt Cēsis gab es einen Friedhof, gleich hinter der Mauer aber noch zwei. Die
Ausmaße des ersten Friedhofs sind nicht ganz zu bestimmen. In der Revision des Jahres 1582 ist es
gesagt, dass „der Friedhof an der Kirche weiträumig ist“192, was nichts über seine konkrete Ausmaße
und Topographie in der Natur sagt. Wie es in den kleinen archäologischen Forschungsarbeiten geklärt
wurde, sei es bestimmt östlich und südöstlich von der Kirche bestanden. Derzeit zeugen die
Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen, dass in dem die Verstorbenen in der zweiten Hälfte
des 16. Jhs., im 17. und im 18. Jh. begraben wurden193. Im Friedhof sind die Verstorbenen in 2-3
Schichten begraben. Mit diesem Friedhof oder früheren Beerdigungstraditionen können
möglicherweise die Grabstätten verbunden werden, die Ende des 19. Jhs. beim Bauen eines Hauses
in der gegenwärtigen Rigaer Straße 16 gefunden wurden. Damals wurden bei den
Erdgrabungsarbeiten mehrere Grabstätte entdeckt, wo die Verstorbenen in aus einem Baum
geschnitzten Särgen begraben waren194. Unter Berücksichtigung des oben Erwähnten ist es schwer,
über die Größe des im Mittelalter bestehenden Friedhofes zu urteilen. Die außerhalb der Mauer
stehenden Friedhöfe sind scheinbar an den Gemeindekirchen bestanden. Die erste von denen habe
sich nordöstlich von der Stadtmauer befunden. Davon zeugen sowohl die im Jahre 1933 während der
191 (nach Broce, J. K. Zīmējumi un apraksti (Die Zeichnungen und Beschreibungen), Band 4: Latvijas
mazās pilsētas un lauki (Die Kleinstädte und Dörfer Lettlands). Riga, 2007, S. 31.
192 Fjodorovs, D. Cēsu pils vēsturiskā izpēte (Historische Erforschung der Burg von Cēsis), Band 2:
Archivmaterialien. Riga, 1961, S. 12. Inv. Nr. 92018 III (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
193 Apala, Z. Arheoloģiskās uzraudzības darbi Cēsu vecpilsētā (Arbeiten der archäologischen Aufsicht
in der Altstadt Cēsis). Buch: Arheologu pētījumi Latvijā 2002.- 2003. gadā (Forschungen der Archäologen
in Lettland in 2002-2003). Riga, 2004. S. 57-58; Zariņa, G. Latvijas iedzīvotāju paleodemogrāfija
(Paläodemographie der Einwohner Lettlands). 7. Jtd. v. Chr.-1800. Riga, 2009, S. 103-104.
194 Berkholce, E. Apcerējums par Cēsu būvniecības vēsturi (Abhandlung über die Geschichte des Baus
von Cēsis). Riga, 1952, 1953, S. 64. (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
45
Erdgrabungsarbeiten entdeckten Grabstätte195, über welche es jedoch keine nähere Angaben gibt, als
auch die in der Karte des Jahres 1683 eingezeichnete Kirche196. Das zweite sich hinter der Mauer
befindliche Friedhof hat sich westlich von der Stadtmauer befunden. Das zeigen, erstens, die im Jahre
1991 in den Bauarbeiten entdeckten Grabstätten. Insgesamt sind fünf Grabstätte aufgedeckt, die nur
mit dem 17. und 18. Jh. zu datieren sind.197 Von einem Friedhof zeugen hier auch die Protokolle der
Kirchenvisitationen, in denen es gesagt ist, dass „Letten an 3 Orten begraben werden: (1.) an der
Katharina-Kirche, (2.) in Liepa, (3.) auf dem Lenzenhof (Lenču muižā). Diese sind privilegierte
Kapellen“198. Drittens zeugt von einem Friedhof hier die Karte aus dem Jahre 1683, wo die hier
bestehende Katharina-Kirche eingezeichnet ist199. Wie ersichtlich, gibt es auch in diesem Falle keine
Angaben über das Ausmaß der Friedhöfe im Mittelalter, doch zeigt das vorher über die Kirchen in
der Stadt Cēsis und ihrer Umgebung Erwähnte, dass diese auch früher bestanden haben.
Eine gesonderte Frage gibt es über die Straßen der Stadt Cēsis200. Gewöhnlich hatten die
Straßennamen in den mittelalterlichen Städten rein praktische Bedeutung. Nämlich konnten die
Straßennamen von dem Endziel zeugen, in Richtung welchen die Straße führte. Ebenso konnte der
Straßenname auf die möglichen Beschäftigungsarten hinweisen, Werkstätte von welchen sich an der
Straße befanden. Möglich waren auch andere, praktische Hinweise. Den kleinen Straßen wurden in
den Städten gewöhnlich keine Namen gegeben201. Drei Straßen der Stadt Cēsis sind insgesamt in den
195 Die Sache des mittelalterlichen Friedhofes des Konvent-Platzes, Inv. Nr. 6708. (Wird bei VKPAI
PDCA aufbewahrt)
196 Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt).
Cesis, 2007, S. 161.
197 Vilka, A. Pārskats par arheoloģiskās uzraudzības darbiem Cēsīs Palasta ielas Nr. 22. nama
pagalmā (Übersicht über die Arbeiten der archäologischen Aufsicht in Cēsis, im Hof des Hauses Nr. 22 der
Palasta Straße). Cesis, 1992, S. 3-6. (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
198 „Die letten würden an 3 örten begraben (1.) bey der Catharinen kirche, (2.) zu Lindenhoff, (3.) zu
Lenzenhoff. Diese wären privilegirte capellen”. Mehr: Brežģis, K. Baznīcu vizitāciju protokoli (Protokolle
der Kirchenvisitationen). Izraksti par jautājumu: (Auszüge über die Frage:) Kristīgās ticības cīņa ar latvju
tautas reliģiju (Der Kampf des Christentums mit der Religion des lettischen Volkes). Riga, 1931, S. 105.
199 Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt).
Cesis, 2007, S. 161.
200 Mit der Geschichte der Straßen der Stadt Cēsis kann man sich ausführlicher vertraut machen in:
Caune, M. Cēsu senās ielas un to nosaukumi (Die alten Straßen von Cēsis und ihre Namen). Druva, 1994,
30. August
201 Caune M. Viduslaiku naudas kaltuve Cēsīs (Mittelalterliche Münzstätte in Cēsis). Druva, 9. Juli
1994; Caune, M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā (Cēsis in der Zeit des Livländischen Ordens). Vēsturiskās
46
schriftlichen Quellen des 15. und 16. Jhs. erwähnt. Rauna Straße war mittelbar im Jahre 1474
erwähnt, wenn in den Quellen der Ort der Verhandlungen zwischen dem Orden und dem Erzbischof
erwähnt ist202. Auf die Rigaer Straße ist es aber mittelbar im Jahre 1526 hingewiesen, wenn das Tor
erwähnt ist, das nach Riga führt (viam Rigensem)203, das Katharina-Tor, das auf die Existenz der
Straße hindeutet, ist seinerseits im Jahre 1537 erwähnt, wenn die schon erwähnten Fragen über Kauf
der Gärten davor bzw. außerhalb der Mauer an dem Tor der heiligen Katharina (vor sanct Katharinen
porten) erledigt wurden204. Die sind vermutlich die wichtigsten Straßen der Stadt Cēsis gewesen.
Davon zeugen die Namen. Die Rauna Straße führte durch das Rauna Tor zur etwa 20 km entfernten
Burg von Rauna, wo sich von Zeit zu Zeit der Erzbischof von Riga aufhielte, wie es in den
ausgestellten Urkunden ersichtlich ist205. Rigaer Straße führte ihrerseits durch das Rigaer Tor zur
etwa 80 km entfernten Stadt Riga, die, wie erwähnt, ein wichtiger Handelspartner war. Die Katharina-
Straße führte aber durch das Katharina-Tor zur unweit gelegenen St.-Katharina-Kirche. Die
ursprüngliche Topographie der Straßen ist nicht genau bekannt. Wenn man über die Rigaer Straße
und Rauna Straße annehmen kann, dass sie am Ort des längst bestehenden Handelsweges ausgebildet
sind, der von der Stadt mit der Mauer umgeben wurde, dann gibt es über die Katharina-Straße keine
eindeutige Antwort. Vielleicht war ihre anfängliche Lösung anders und die im Plan des Jahres 1693
eingezeichnete Konfiguration sie nur nach der Erweiterung der Mauer erlangt hat206.
Wenn man die Stadtplanung von Cēsis insgesamt ansieht, kann man die im Plan des Jahres
1693 sichtbaren Unterschiede des westlichen und östlichen Teils der Stadt nicht unbemerkt lassen.
Wenn im westlichen Teil schmale, kleine, etwas gewundene Straßen zu beobachten sind, was Teil
einer typischen mittelalterlichen Stadtplanung ist, so ist im östlichen Teil der Stadt nichts davon zu
sehen. Dort gibt es eine ziemlich unstrukturiert geordnete Bebauung mit dem zentralen Marktplatz
der Stadt, der Anfang des 16. Jhs. erwähnt ist207 und wo sich die Hauptgemeindekirche der Stadt
befindet. Möglicherweise kann diese verhältnismäßig abgesonderte Bebauung dadurch erklärt
topogrāfijas problēmas (Probleme der historischen Topographie). Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 1994, Nr. 2. S. 115-116.
202 LG, Bd. 1, Nr. 503.
203 LG, Bd. 2, Nr. 442.
204 Ebenda, Nr. 703.
205 Eine von solchen ist z.B. die Urkunde von dem Jahr 1381. Mehr: LUB, Abt. 1, Bd. 3. Nr. 1178.
206 Mehr zu den möglichen Rekonstruktionsversuchen: Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra
pirmsprojekta izpēte (Die Forschung des Vorprojektes des historischen Zentrums der Stadt Cēsis), Teil 2:
Cēsu arhitektoniski pilsētbūvnieciskās struktūras attīstības vēsture (Die Geschichte der Entwicklung der
architektonisch städtebaulichen Struktur von Cēsis), Band 1. Riga, 1979. S. 56. (Wird bei VKPAI PDCA
aufbewahrt)
207 LUB, Abt. 2, Bd. 2, Nr. 243.
47
werden, dass dieser Stadtteil der allgemeinen Rechtsprechung der Stadt nur Mitte des 17. Jhs.
unterworfen wurde208. Die Bebauung der Stadt Cēsis war verhältnismäßig kleinen Maßstabs209 und
mit geringer Anzahl der Geschosse210. Die Bauten waren sowohl von Holz, als auch von Stein
gebaut211. Im Vergleich zu den westeuropäischen mittelalterlichen Städten sind hier der Bebauung
kleine Bauausmaße charakteristisch. Insgesamt und in den Hauptlinien war die Stadt Cēsis doch eine
dem Mittelalter charakteristische Kleinstadt und hatte alle Charakteristiken einer typischen
mittelalterlichen Stadt: Mauer, Kirche, Rathaus und Marktplatz.
3.5. RELIGIÖSE UMWELT
Im Alltag der mittelalterlichen Leute hatte die christliche Religion eine wesentliche Rolle. Das
Christentum bestimmte sowohl den Alltagsverlauf, als auch die Feiertage. Ebenso wurden die im
Kirchenkalender erwähnten Heiligennamen als die Namen der Neugeborenen verwendet. Wie
erwähnt, in der Stadt Cēsis oder in ihrer direkten Nähe befanden sich sechs Kirchen. Obwohl keine
von diesen sich in ursprünglicher Art erhalten hat, bildeten sie anfänglich den sakralen Raum des
religiösen Lebens der Stadt und ihrer nächsten Umgebung.
Das Hauptgotteshaus der Stadt Cēsis war die St.-Johannis-Kirche (Anlage Nr. 10). Darüber ist
es schon im zweiten Abschnitt der Forschung gesprochen. Es muss bemerkt werden, dass die Kirche
mehrmals umgebaut worden ist, und auch in fast zehn Stadtbränden erlitten hat und vernichtet
gewesen ist212. So ist z.B. in der polnischen Revision der Burg von Cēsis von dem Jahre 1582 erwähnt,
dass „[...] die Kirche stark erlitten hat, insbesondere aber das Dach, der Turm und an einer Stelle
208 Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt).
Cesis, 2007, S. 158.
209 In Cēsis ist Anfang des 16. Jhs. ein Steinhaus an dem Stadtmarkt (orthus am Markte) erwähnt. LUB,
Abt. 2, Bd. 2, Nr. 243.
210 Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte (Die Forschung des
Vorprojektes des historischen Zentrums der Stadt Cēsis), Teil 2: Cēsu arhitektoniski pilsētbūvnieciskās
struktūras attīstības vēsture (Die Geschichte der Entwicklung der architektonisch städtebaulichen Struktur
von Cēsis), Band 1. Riga, 1979. S. 113. (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
211 Švābe, A. Vidzemes saimniecības vēstures avoti 1336- 1551 (Quellen zur Wirtschaftsgeschichte
Livlands 1336-1551), Nr. 142.
212 Die Kirche ist während des Livländischen Krieges, wie auch später 1640, 1665, 1667, 1671, 1676,
1677, 1686, 1694, 1742, 1746 und 1748 gebrannt. Ebenso haben die Kirche sowohl russische Kräfte, die
darin Pferde gehalten haben, als auch die polnischen Streitkräfte vernichtet. Mehr: Caune, M. Cēsu Sv. Jāņa
baznīcas vēsturiskās izpētes materiāli (Materialien der historischen Forschung der St.-Johannis-Kirche von
Cēsis), Band 1. Riga, 1987. S. 35-48. (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
48
Gewölbe [...]”213. Weiter ist im Jahre 1613 erwähnt, dass die Kirche im Zustand des Zusammenbruchs
ist, weil das Dach von allen Seiten offen ist, die Gewölbenstreben214 zum Teil eingestürzt sind und
der Turm abgebrannt ist. Im Jahre 1665 ist es gesagt, dass die Kirche ausgebrannt ist, im Jahre 1691
aber, dass sie wieder im Zustand des Zusammenbruchs ist. Im Jahre 1703 ist es geschrieben, dass der
Pfeiler215 eingestürzt ist, im Jahre 1724 aber, dass die Kirche einfach in einem schlechten Zustand
und nicht sicher ist. Nach dem großen Brand von 1748 ist die Kirche zerstört und unbrauchbar216.
Diese Nachrichten der späteren Zeiten charakterisieren das, weshalb es keinen Grund dazu gibt, von
der inneren Authentizität, genauen Bauformen und dem allgemeinen Aussehen der Kirche zu
sprechen. Am genauesten wäre es hier zu sagen, dass von dem Mittelalter sich nur die äußere Mauer
der Kirche, einige Details und die darin befindlichen Grabplatten erhalten haben. Frühere Angaben
über die Planung der Kirche gibt die schon erwähnte Revision des Jahres 1582, wo es erwähnt ist,
dass „[...] in der Stadt unweit von der Burg sich eine Steinkirche mit Gewölben befindet, in der es
zwei Säulenreihen gibt. Die Kirche ist vielleicht so groß oder kleiner als die St.-Jakobs-Kirche in
Riga [...] In dieser Kirche gibt es einen Altar. [...]”217. Das ist ausreichend, um zu schlussfolgern,
dass im Mittelalter die St.-Johannis-Kirche von Cēsis eine Dreischiffgebäude218 gewesen ist, die in
der Stadt Cēsis nordöstlich gelegen ist. Ebenso ist die Kirche anfänglich scheinbar im Romanik-Stil
gebaut und sie hat den der Romanik charakteristischen rechteckigen Turm gehabt. In der Kirche ist
ein Altar erwähnt, was bedeutet, dass sie im östlichen Teil die den Romanikkirchen charakteristische
halbrunde Apsis gehabt hat. Wie ersichtlich, ist die Kirche Ende des 16. Jhs. mit der St.-Jakob-Kirche
in Riga verglichen worden, welche die kleinste Kirche von Riga ist. Wenn man den Revisionsführern
und ihrem Augenmaß glauben kann, so muss man schlussfolgern, dass die St.-Johannis-Kirche Ende
des 16. Jhs. erheblich kleiner als jetzt gewesen sei. Insgesamt ist über die St.-Johannis-Kirche recht
wenig bekannt. Weder ihr Baujahr, noch Aussehen sind sicher bekannt. Ebenso sind in den Urkunden
mehrmals die Geistlichen einer Gemeindekirche in Cēsis erwähnt. Man muss annehmen, dass sie
gerade in der St.-Johannis-Kirche dienten, weil es das einzige katholische Gotteshaus auf dem Gebiet
213 Fjodorovs, D. Cēsu pils vēsturiskā izpēte (Historische Erforschung der Burg von Cēsis), Band 2:
Archivmaterialien. Riga, 1961, S. 12. Inv. Nr. 92018 III (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
214 Eine längliche Steinbildung, die für die Stütze der Gewölben gebraucht wurde
215 Massive Stütze eines überdeckenden Bauelements
216 Caune, M. Cēsu Sv. Jāņa baznīcas vēsturiskās izpētes materiāli (Materialien der historischen
Forschung der St.-Johannis-Kirche von Cēsis), Band 1. Riga, 1987. S. 35-47. (Wird bei VKPAI PDCA
aufbewahrt)
217 Fjodorovs, D. Cēsu pils vēsturiskā izpēte (Historische Erforschung der Burg von Cēsis), Band 2:
Archivmaterialien. Riga, 1961, S. 12. Inv. Nr. 92018 III (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
218 Mit dem Stützelement, z.B. einer Pfosten- oder Kolonnenreihe wurde ein Raumteil der Kirche
abgeteilt. Meist haben die Kirchen drei Schiffe und das mittlere von diesen ist breiter als die beiden äußeren.
49
der Stadt war. Im Jahre 1329 ist zum ersten Mal in den bekannten schriftlichen Quellen der Geistliche
der Kirche erwähnt, dessen Name Martin von Sindato219 war. Im Jahre 1364 ist der Geistliche
Friedrich Papendorp220 erwähnt. Im Jahre 1375 ist aber ein Sohn von Ulsen erwähnt, welcher der
Pfarrer der Gemeindekirche von Cēsis ist221. Etwas später, im Jahre 1369, ist auch der Pfarrer
Theoderich von Hamme222 erwähnt. Nicht volle dreißig Jahre später, im Jahre 1395, ist ein anderer
Geistlicher dieser Kirche erwähnt, dessen Name Nikolo Hanen223 war. Noch ein Pfarrer Johann
Schnelle224 ist im Jahre 1537 erwähnt. Später, in der Revision des Jahres 1601 ist es erwähnt, dass
der Pfarrer in beiden Sprachen predigt und der Rat ihm dafür zahlt225. Vermutlich wurde der Pfarrer
auch im Mittelalter von dem Stadtrat finanziert. Was aber die Sprache betrifft, so war in der
städtischen Umgebung Mittelniederdeutsch maßgebend, weil die Stadtbürger, wie erwähnt,
hauptsächlich deutscher Herkunft waren. Doch unter Berücksichtigung dessen, dass die Kaufleute
sich auch in den Binnenhandel einschalteten, so musste man primitiv die einheimische Sprache
kennen oder es wurden Übersetzer benutzt.
Die übrigen Mauern eines anderen Gotteshauses - der St.-Katharina-Kirche - sind bebaut,
indem die orthodoxe Kirche der Verklärung Christi226 ausgebildet ist (Anlage Nr. 11). Über die St.-
Katharina-Kirche ist wenig bekannt. Meist in Westeuropa wurde die heilige Katharina zur Patronin
219 “Martino de Sindato, rectori parochiali ecclesiae in Wenda, Rigensis diocesis”. Der Beiname
“Sindato” dieser Person ist nicht deutbar. Gewöhnlich bezeichneten die Beinamen in dieser Zeit den Ort. Es
gibt Ähnlichkeit mit dem lateinischen Wort “sindaco”, was den Bürgermeister der Stadt bezeichnet. In: LUB,
Abt. 1, Bd. 6, Nr. 867(e)
220 “[..] unsere sunderliken leven her Vrederike Papendorpe, ickswanne kerckheren to Wenden [..]”.
LUB, Abt. 1, Bd. 3. Nr. 1003(a)
221 “Idem dilecto filio Ulsen, rectori parrochialis ecclesiae in Wenden, Terbatensis diocesis”. In: LUB,
Abt. 1, Bd. 6, Nr. 1302(c)
222 „[...] Tarbatensis ecclesiarum canonicis, ac Thideriko de Hamme in Wenden [...]”. In: LUB, Abt. 1,
Bd. 2, Nr. 991-993; Es ist nicht sicher bekannt, doch möglich kommt dieser Geistlicher von der Stadt
Hamma auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands (im Bezirk von Westfalen).
223 „[...] presentibus discretis viris, dominis Nicolao Hanen, rectoris parochialis ecclesie in Wenden
[...]”. In: LG, Bd. 1, Nr. 129. Ebenso ist dieser Geistlicher im Jahre 1393 erwähnt: “Nicolao Hanen, plebano
in opido Wenden”. In: LUB, Abt. 1, Bd. 3, Nr. 1345. Derselbe Geistliche ist auch im Jahre 1423 erwähnt:
“praeterquam dominum Nicolaum Hanen, plebanum in Wenden”. In: LUB, Abt. 1, Bd. 5, Nr. 2705.
224 „[...] Johan Schnelle, kerckherrn tho Wenden [...]” Mehr: LG, Bd. 2, Nr. 703.
225 „[...] Der pastor predigett beyde sprachen worfur der rath ihme seine besoldung gibt [...]” Mehr:
Švābe, A. Die älteste schwedische Landrevision Livlands (1601). Buch: Latvijas Ūniversitātes raksti
(Schriften der Universität Lettlands). Tautsaimniecības un tiesību zinātņu fakultātes sērija (Serie der
Fakultät für Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften), Band 2. Riga, 1932/1933. S. 505.
226 Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte (Die Forschung des
Vorprojektes des historischen Zentrums der Stadt Cēsis), Teil 2: Cēsu arhitektoniski pilsētbūvnieciskās
struktūras attīstības vēsture (Die Geschichte der Entwicklung der architektonisch städtebaulichen Struktur
von Cēsis), Band 1. Riga, 1979. S. 87. (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
50
der Gemeindekirchen gewählt, die sich häufig an den Wegkreuzungen oder Marktplätzen
befanden227. Aufgrund der Analogie und ihrer Lage außerhalb der Stadtmauer kann man behaupten,
dass die St.-Katharina-Kirche an der Stadt Cēsis die Gemeindekirche gewesen ist. Ihr Aussehen ist
sehr schwer zu charakterisieren, wenn man weder ihre ursprüngliche Art und Form, noch die etwaigen
Umbauten weiß. Auch ihr Baujahr ist nicht bekannt, in der St.-Johannis-Kirche lagert aber, wie
erwähnt, die Grabplatte des Geistlichen dieser Kirche aus dem Jahre 1470. Das bedeutet, dass die
Kirche im 15. Jh. bestanden ist.
Der Teil der russisch-orthodoxen Kirche, der, wie die im 18. Jh. geschriebenen Zeugnisse
zeugen228, sich in der Kulturschicht der Stadt noch erhalten hatte, wurde ganz oder teilweise von den
unrechtmäßigen Bauarbeiten des Jahres 1994 zerstört229. Die einzigen Nachrichten darüber sind von
dem Stadtplan des Jahres 1693 (Anlage Nr. 12)230, wo sie als ein kleines rechteckig gebautes Gebäude
vermerkt ist, welches im Osten eine halbrunde Apsis hat231. Nach den schriftlichen Quellen kann man
aber urteilen, dass die Kirche in der zweiten Hälfte des 16. Jhs. nicht mehr gebraucht wurde, weil im
Jahre 1558 sich auf ihrem Gebiet ein Holzhaus befunden hat232.
Von der St.-Georgs-Kirche und der St.-Antonius-Kirche hat sich nichts mehr erhalten. Der
heilige Antonius von Padua ist im 13. Jh. ein Mönch des Franziskaner-Mönchsordens gewesen, somit
sei er der Heilige von diesem Orden gewesen. Somit ist diese Kirche möglicherweise von den Brüdern
des Franziskanerordens gebildet, die auch in Riga gearbeitet haben. Die Lage von dieser Kirche ist
auf einer Karte des Jahres 1688 gezeigt233 (Anlage Nr. 13). Die befand sich unweit von dem Raunaer
Tor. Derzeit befindet sich etwa an demselben Ort das Gebäude des Gerichtskreises Vidzeme.
Möglicherweise waren gerade im Friedhof dieser Kirche die menschlichen Überreste der Leute
227 Schmieder, F. Die mittelalterliche Stadt. Darmstadt, 2005. S. 46.
228 M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā (Cēsis in der Zeit des Livländischen Ordens). Vēsturiskās
topogrāfijas problēmas (Probleme der historischen Topographie). Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 1994, Nr. 2. S. 114.
229 Die Sache der Altstadt Cēsis, Inv. Nr. 46685- I (Wird bei VKPAI PDC aufbewahrt)
230 Der Plan ist eingesetzt in: Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji
(Cēsis in den 14. - 18. Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture
un mūsdienu nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die
Entwicklung der Stadt). Cesis, 2007, S. 157.
231 Der Abschluss des mittleren Schiffes der Kirche oder des Altars in Form eines Halbkreises oder
Vieleckes, der nach außen vorgeschoben ist.
232 Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai. (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt).
Cesis, 2007, S. 158.
233 Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte (Die Forschung des
Vorprojektes des historischen Zentrums der Stadt Cēsis), Teil 2, Band 2, Halbband 1. Riga, 1979.
51
begraben, die bei den Wasserleitungsbauarbeiten 1933 ausgegraben wurden234. Der Heilige Georg ist
wiederum ein der bekanntesten Heiligen in der mittelalterlichen Gesellschaft gewesen und hat als
Verteidiger sowohl für diejenige, die kämpfen, als auch für diejenige, die arbeiten, gedient. Er ist
auch einer von den Heiligen der Rigaer Schwarzhäupter gewesen, die möglicherweise die Bindung
dieser Kirche mit den Schwarzhäuptern der Burg von Cēsis angeben können, die, wie erwähnt, in der
Burg gedient haben. Über die St.-Georgs-Kirche gibt es von dem 14. Januar 1432 einen kleinen
Eintrag im Archiv von Vatikan. Dort ist es gesagt, dass die St.-Georgs-Kirche sich „außerhalb der
Mauer des Städtchens Cēsis“ befindet. Ebenda ist auch ihr Vikar Johann Somer erwähnt235. Diese
Kirche ist auf der schon erwähnten Karte unweit von der Stadt vermerkt. Sie hat sich an der rechten
Seite des Weges befunden, der zur Riga führte. Von der früheren Kapelle der Burg, die einer der
ältesten Teile der Steinburg von Cēsis ist, hat sich nur ein kleiner Teil erhalten.
Wie ersichtlich, gab es in der Stadt Cēsis zwei Kirchen, eine Kapelle in der Burg, in
unmittelbarer Nähe der Stadt aber noch drei Kirchen. Verhältnismäßig gab es in Tallinn sieben
Kirchen und zwei Klöster, in Riga - sechs Kirchen und drei Klöster, seinerseits in Dorpat - vier
Kirchen236. Ebenso gab es z.B. in Koknese (Kokenhusen) drei, in Limbaži (Lemsal) und in Salaspils
(Kirchholm) zwei Kirchen.
Ein untrennbarer Bestandteil des religiösen Lebens der Stadt war unzweifelhaft der heilige
Patron der Stadt, worüber in Bezug auf die Stadt Cēsis sich keine konkreten Angaben erhalten haben,
in der Literatur237 sind jedoch Behauptungen vorhanden, dass es die Heilige Katharina von
Alexandrien238 gewesen sein konnte, die in den Komtursiegeln der Steinburg des Ordens von Cēsis
234 Archäologisches Denkmal von örtlicher Bedeutung mittelalterlicher Friedhof des Konvent-Platzes
(Nr. 396) (Wird bei VKPAI PDC aufbewahrt)
235 „extra muros opidi Wenden”. Hildebrand, H. Livonica, vornämlich aus dem 13. Jahrhundert, im
Vatikanischen Archiv. Riga, 1887. S. 71.
236 Mehr über die Anzahl der Kirchen in jeder Stadt siehe: Pärn, A. Die Lage der Stadtarchäologie in
Estland: Der Stand der Forschungen und die bisherigen Ergebnisse. In: Lübecker Kolloquium zur
Stadtarchäologie im Hanseraum: Stand, Aufgaben und Perspektiven. Lübeck, 1997. S. 333; Caune, A., Ose,
I. Latvijas viduslaiku mūra baznīcas 12. gs. beigas- 16. gs. sākums (Die mittelalterlichen Mauerkirchen
Lettlands Ende des 12. Jhs. - Anfang des 16. Jhs.). Riga, 2010. S. 248-345; Wienberg, J. Churches and
Centrality: Basilicas and Hall-Churches in Medieval Scandinavia and Livonia. In: Lubeck Style? Novgorod
Style? Baltic Rim Central Places as Arenas for Cultural Encounters and Urbanization 1100-1400–1400 AD.
Riga, 2001. S. 291- 299; Mäesalu, A. Über den Stand der archäologischen Forschungsarbeit in Dorpat
(Tartu). In: Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum: Stand, Aufgaben und Perspektiven.
Lübeck, 1997. S. 344.
237 Caune, A., Ose, I. Latvijas viduslaiku mūra baznīcas 12. gs. beigas- 16. gs. sākums (Die
mittelalterlichen Mauerkirchen Lettlands Ende des 12. Jhs. - Anfang des 16. Jhs.). Riga, 2010. S. 126; Polis,
J. (Red.) Cēsu hronika (Chronik von Cēsis). Cesis, 2006, S. 23.
238 Die Heilige Katharina ist im Christentum eine von den 14 heiligen Nothelfern. Die älteste Legende
über sie hat sich aus dem 11. Jh. erhalten. Sie erzählt, dass Katharina in einer Aristokratenfamilie geboren
war. Sie sei schön und gebildet gewesen. Sie habe im Traum gesehen, dass sie zur Braut von Christus wird
52
dargestellt ist. Die haben sich aus den Jahren 1271, 1306 und 1349 erhalten (Anlage Nr. 14)239. Die
Behauptung stützt sich nicht auf die schriftlichen Geschichtsquellen, dabei zeigen sie, dass die Heilige
Katharina möglicherweise die Patronin der Steinburg von Cēsis und des Komturs gewesen ist. Dieser
Standpunkt wird auch dadurch begründet, dass das Siegel eine Art Inventar war, das an einen jeden
Vogt bei dem Amtsantritt gegeben wurde. Also waren das Siegel und somit der heilige Vormund
sowohl an den Ort, als auch an die auszuführende Pflichten gebunden. Wurde das Amt aus
irgendwelchen Umständen verlassen, so wurde das Siegel an den nächsten Amtsvollzieher
übergeben. So geschah es, bis das Siegel aus irgendwelchen Umständen (Verlust, Abnutzung)
gewechselt werden sollte. Nur Ende des 15. Jhs. erschien die Möglichkeit, parallel zum Amt auch ein
Privatsiegel zu nutzen240. Insgesamt bestehen doch mehrere Umstände, die bestimmen, dass die
Vormundin der Stadt Cēsis nicht die Heilige Katharina sein konnte. Erstens war der Patron der
Hauptgemeindekirche der Stadt Cēsis scheinbar der Heilige Johannes der Täufer. Wenn auch die
Heiligen der Stadt und die der Kirche unterschiedlich sein konnten, so war doch z.B. in Kuldīga
sowohl die Heilige Patronin der Stadt, als auch die der Kirche gerade die Heilige Katharina. Zweitens
war die ländliche Gemeindekirche von Cēsis der Heiligen Katharina gewidmet, was ungewöhnlich
wäre, wenn auch die Patronin der Stadt die Heilige Katharina gewesen wäre. Drittens, wenn die
Heilige Katharina die Patronin der Stadt Cēsis gewesen wäre, so sollte sie in solchem Falle im
Stadtsiegel oder in einem anderen die Stadt charakterisierenden Element enthalten sein. Aufgrund
dieser Umstände kann man sagen, dass wenn auch die Obermacht des Ordens der konkreten Ortschaft
der Stadt ihren eigenen Heiligen theoretisch geben konnte, ist es in diesem Falle jedoch nicht
geschehen. Man kann eher annehmen, dass der Heilige des Ordens für die ländliche Gemeindekirche
übernommen worden war. Insgesamt ist es wegen des Mangels an Quellen nicht möglich, die Fragen
über das Siegel und den Patron der Stadt Cēsis eindeutig zu beantworten.
und von einem Mann aus der Wüste getauft wird. Nach dem Traum habe sie versucht, auch den Herrscher
von ihrer Überzeugung zu überzeugen, deshalb habe sie sich in eine Diskussion mit mehreren Zehnern
Philosophen eingelassen, die nach der Diskussion zu entschiedenen Christen geworden sind. Für ihre
Überzeugung wurde sie zum Tode auf dem Rad verurteilt. Das Martyrium sei nicht gelungen, weil das Rad
gebrochen habe, deshalb sei sie enthauptet worden. Die ehemalige Patronin für den Herrscher des Imperiums
des Heiligen Roms Karl IV. Der Tag der Katharina ist im lateinischen Christentum der 25. November.
Attributik ihrer Darstellung - gebrochenes Rad, Schwert, Lamm und Kreuz. Die Anordnung der Attributen
ist nicht bestimmt.
239 Sachssendahl, J. (Hrsg.) Est- und Livländische Brieflade, Bd. 4: Siegel und Münzen der weltlichen
und geistlichen Gebietiger über Liv-, Est- und Curland bis zum Jahre 1561 nebst Siegeln einheimischer
Geschlechter. Reval, 1887. S. 75.
240 Ebenda. S. 48-51.
53
Ein untrennbarer Bestandteil des religiösen Raumes waren die in der Kirche eingerichteten
Gebetorte - Vikarien241. Die wurden gewöhnlich von dem Besteller eingerichtet und unterhalten, der
eine Gemeinschaft, Familie oder eine einzelne Person sein konnte. Das forderte Mittel, somit konnten
sich die Einrichtung einer Vikarie gewöhnlich nur größere Gemeinschaften, die reichsten Familien
oder wohlhabende Stadtbürger leisten. In der Kirche der Stadt Cēsis sind zwei Vikarien erwähnt. Die
im Jahre 1502 erwähnte Vikarie des Heiligen Thomas und ihr Vikar bzw. Hilfspriester Peter
Walraven242, im Jahre 1546 ist auch die Vikarie des Heiligen Nikolaus und ihr Errichter, der
Bürgermeister des Rates Johan Frilinckhuisen243 erwähnt. Im ersten Falle war der Errichter der
Vikarie der Bruder des Deutschen Ordens Johan Osse van Walhusen244. Das bedeutet, dass der
Heilige Thomas245 der Patron des Ordensbruders selbst gewesen ist oder der Ordensbruder diese
Vikarie im Interesse aller Ordensbrüder errichtet hat, die sich in der Steinburg von Cēsis aufhielten.
Zur Vikarie des Heiligen Nikolaus ist es aber gesagt, dass diese von dem oben erwähnten
Bürgermeister eingerichtet worden ist, der sie in die Obhut des Rates übergeben hat, was bedeutet,
dass sie von den dem Rat vorhandenen Mitteln versorgt wurde. Dabei waren in diesem Fall an die
Vikarie früher zwei Landeinheiten in der Stadt gebunden, die vermutlich für ihre Unterhaltung
verwendet wurden. Dabei bat der Rat von Cēsis den Landmeister von Livland, diese Besitze in
Verfügung ihrer Besitzer zu lassen. Vikarien bestanden in einer jeden Kirche, auch in der Kapelle der
Burg von Cēsis. Eine solche, die der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet war, ist Anfang des 16. Jhs.
241 Vikarie - eine Stiftung, die gewöhnlich zum Gedenken einer Person gemeint wurde. Vikarie war im
Mittelalter etwas Ähnliches dem heutigen Fonds. Gewöhnlich waren Vikarien irgendwelchem Heiligen der
Kirche gewidmet, deswegen haben sie eine bestimmtere Form erhalten, weil gewöhnlich ein Gründer diesem
Heiligen einen Altar in der Kirche gewidmet hatte. Die Tätigkeit der Vikarie war einfach. In den Interessen
einer bestimmten Person oder eines Gründers lag sein Gedenken, das im Mittelalter eine wesentliche
Bedeutung hatte. Deshalb plante eine Person, die die Vikarie gründete, für das eine bestimmte Summe, die
für die Löhnung des Vikars (Hilfspriester) sowie für die Anschaffung der notwendigen Sachen (zum
Beispiel, Kerzen) für die Vikarie benutzt war. Es bestand jedoch eine Möglichkeit, eine der Vikarie
vermachte Geldsumme teilweise in wirtschaftlichen Umlauf zu bringen, zum Beispiel, jemanden, basiert auf
den Verleihbedingungen, vorzustrecken. Dadurch vermehrte sich die Geldsumme und man konnte
Seelenmessen länger halten. Natürlich bestanden es in diesem Prozess auch die Risiken, zum Beispiel, das
Geld konnte rechtzeitig nicht zurückgegeben werden, was Probleme in der Unterhaltung dieser Gründung
bereitete.
242 „[...] der vicarie s. Thome bynnen Wenden in der perlekerke in der norderside belegen [...] Her Peter
Walraven, prester, viccarn [...]”. Mehr: LUB, Abt. 2, Bd. 2, Nr. 243.
243 „[...] vicarie, genomet Nicolai, vann etwan disser stadt burgermeister, zeligen herrn Johan
Frilinckhuisen gestifftet [...]”. Mehr: Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.-1551. gads. (Die
historischen Quellen der Rechte von Vidzeme 1336 - 1551). Riga, 1941. Nr. 188.
244 Johann Osse van Walhusen. Möglicherweise kam er aus der Ortschaft Walhausen im westlichen
Teil Deutschlands, die jetzt zum Gebiet Rheinland-Pfalz gehört.
245 Hier ist es nicht möglich zu bestimmen, welcher von den Heiligen Thomase hier gemeint ist. In der
katholischen Kirche gab es drei Heilige mit diesem Namen. Einer von denen war als der Heilige Thomas von
Aquin bekannt. Noch gab es den Heiligen Thomas von Canterbury, sowie den Apostel Heiligen Thomas.
54
erwähnt246. Dabei erhielt ein Priester, der dem Landmeister diente, Anfang des 16. Jhs. die Erlaubnis,
eine Vikarie zu gründen247. Unter Berücksichtigung, dass der Landmeister sich in dieser Zeit in Cēsis
aufhielte, vermutlich wurde die Vikarie auch in der Burg von Cēsis gegründet.
In der mittelalterlichen Kirche konnte es auch mehrere Bruderschaften religiösen Charakters
geben. Solche war z.B. in Cēsis die Kalandsbruderschaft248, deren Mitglied (calandeshern) der schon
erwähnte Vikar Peter Walraven war249. Offensichtlich erfüllte der Hilfspriester in der Kirche der
Kleinstadt mehrere Funktionen.
Es ist wesentlich, nochmals zu bemerken, dass in der St.-Johannis-Kirche im 15. und 16. Jh.
mehrere Landmeister des Livländischen Ordenszweiges des Deutschen Ordens begraben wurden,
was vermutlich auf einen hohen Status der Kirche und der Stadt hinweist.
In der Stadt Cēsis wurde Anfang des 16. Jhs. wie im ganzen Livland zur Reformationszeit. In
der „Livländischen Chronik“ ist es erwähnt, dass „im Jahre 1522 in den livländischen Städten das
Licht des Evangeliums zu scheinen begann [...]“250. Da Cēsis vermutlich keine Ausnahme unter den
anderen livländischen Städten war, so verbreitete sich auch hier der lutherische Glaube. Davon zeugt
auch die Tätigkeit des lutherischen Predigers und Pastors Bernhard Brügemann251, der in der
Münzstätte der Stadt Cēsis252, sowie in der Katharina-Kirche253 gepredigt hat. Von der Verbreitung
und Popularität der Reformationsideen auch in der Steinburg des Ordens von Cēsis zeugen die da
246 LUB, Abt. 2, Bd. 2, Nr. 244.
247 LG, Bd. 2, Nr. 253.
248 Die Bruderschaft von Kalanda (Fratres Calendarii) – eine Bruderschaft im Mittelalter, die sowohl
Priester als auch Laien verband. In der Bruderschaft gab es 6-12 Kleriker und noch Laien. Besonders
verbreitet in den zentralen und nördlichen Regionen der deutschen Länder. Die Bruderschaft betonte
besonders die Wohltätigkeit und Seelenmessen. Die Versammlungen der Bruderschaft fanden am ersten Tag
eines Monats statt, den man entsprechend der römischen Tradition als eine Kalanda hieß (kalandae). Deshalb
wurde auch die Bruderschaft so genannt. Die Bruderschaft war sowohl den Klerikern, als auch Laien, sowohl
den Männern, als auch den Frauen offen. Ebenso wie alle mittelalterliche Bruderschaften hatte auch die
Bruderschaft von Kalanda ihre Statuten, die die Tätigkeit der Gemeinde, die Prinzipien des
Zusammenkommens, die Verteilung der Mittel usw. regulierten. Als ihre Hauptaufgaben betrachtete die
Bruderschaft die Förderung des religiösen Lebens und der christlichen Disziplin. Die Bruderschaft hatte
einen einzelnen Altar in jener Kirche, in deren Gemeinde sie tätig war.
249 LUB, Abt. 2, Bd. 2, Nr. 243.
250 Rusovs, B. Livonijas Kronika (Livländische Chronik). Übersetzt von Ed. Veispals. Riga, 1926, S.
48.
251 Arbusow, L. Die Einführung der Reformation in Liv-, Est- und Kurland. Leipzig, Riga, 1919. S.
466.
252 Caune M. Viduslaiku naudas kaltuve Cēsīs (Mittelalterliche Münzstätte in Cēsis). Druva, 1994, 9.
Juli
253 Heine, W. Die ehemalige St. Katkarinenkirche zu Wenden. Rigasche Stadtblätter, 1893, Nr. 11.
(84) S. 85.
55
gefundenen Ofenkacheln mit dem Bild von Martin Luther (1483-1546)254. Das zeugt aber bestimmt
nicht, dass die Brüder des Livländischen Ordenszweiges des Deutschen Ordens die Lehre von Luther
angenommen hatten. Vermutlich weisen diese Ofenkacheln auf Sympathisieren dieser und das
stilistische Kennzeichen ihrer Zeit. Es muss bemerkt werden, dass W. von Plettenberg selbst nicht in
den lutherischen Glauben überging, ließ aber nur, diesen zu predigen. Deshalb kann man annehmen,
dass auch die übrigen Ordensbrüder wie der Landmeister von Livland handelten. Das, ob in Cēsis die
äußeren Erscheinungen der Reformation, z.B. Zerstörung der Kirchen, vorkamen, ist nicht bekannt,
doch vermutlich hat die Reformation hier ruhiger verlaufen, weil die Stadt Cēsis im Unterschied zur
Riga unter direkten Kontrolle des Ordens stand.
4. BEDEUTUNG DER STADT CĒSIS IN LIVLAND UND IHRE
BETEILIGUNG AN DER HANSE255
Kleinstädte waren im Mittelalter im Verhältnis zu Lande die Umgebung, wo das Leben anders
verlief. Dabei unterschied sich auch die Landschaft. Es wurde schon erwähnt, dass die Kleinstädte
nicht unabhängig waren. Ihr Leben wurde in hohem Maße von dem Seigneur der jeweiligen
Kleinstadt bestimmt, indem er sowohl Freiheiten und Privilegien der Stadt gab, als auch sich mittelbar
an ihrer Verwaltung beteiligte. Wirtschaft schien der einzige Aspekt zu sein, bei dem die Kleinstädte
in Person des Rates etwas unabhängiger sein konnten, weil die, im Unterschied zu den der Stadt
wichtigen Rechtsfragen, ein Bereich war, in dem die Bürger der Stadt ihre Stellung äußerten. Die
Stellung der Kleinstädte war aber nicht die Größe, mit der die großen Städte in den gemeinsamen
Städteversammlungen viel rechneten. Doch hielten auch in den Kleinstädten die Kaufleute oder ihre
Partner auf, die Fernhandel trieben. Und dieser Aspekt band die Kleinstadt an die Hanse an.
4.1. WAS IST HANSE
Um zu verstehen, was die Mitgliedschaft einer Stadt in der Hanse bestimmte, ist es wesentlich,
zu klären, was die Hanse ist. In der Literatur hat sich die Ansicht eingebürgert, dass Hanse ein Bund
254 Apala, Z. Arheoloģiskie izrakumi Cēsu viduslaiku pilī (Archäologische Ausgrabungen in der
mittelalterlichen Burg von Cēsis). Buch: Zinātniskās atskaites sesijas materiāli par arheologu 1992. un
1993. gada pētījumu rezultātiem (Materialien der wissenschaftlichen Berichtssession über die Ergebnisse
der Forschungen der Archäologen der Jahre 1992 und 1993). Riga, 1994, S. 8.
255 Dieser Abschnitt ist auf der Basis des im November 2016 in der wissenschaftlichen Konferenz von
Valmiera „Wissenschaftliche Lesungen der jungen Historiker“ vorgelesenen Referats „Eine von vielen: die
Kleinstadt Valmiera in der Hanse“ und des 2017 zu veröffentlichenden wissenschaftlichen Artikels
„Mitgliedschaft der Kleinstädte in der Hanse: das Beispiel von Valmiera“ gebildet. Die gegebenen
Erkenntnisse sind auf alle livländische Kleinstädte zu beziehen, die sich auf dem Gebiet der gegenwärtigen
Vidzeme befinden.
56
der Städte ist. Doch die Hanse so aufzufassen würde bedeuten, ungenau zu denken, weil die
Schlussfolgerungen der neuesten Forschungen überzeugend das Gegensätzliche zeigen. Hanse war
nicht ein Bund der Städte, wie es im größten Teil der Literatur zu lesen ist, sondern die Gesamtheit
der Kaufleute256, die durch die Sprache und den Rechten vereinigt wurden. Und diese Kaufleute
kamen von konkreten Städten, dabei bildeten oft die Selbstverwaltung dieser Städte, somit war es
auch die Gesamtheit der Städte. Diese Gesamtheit hatte keine solche typische
Organisationskennzeichen wie gemeinsame Verwaltung oder gemeinsame und bestimmte
Finanzressourcen. Daher weist die Bezeichnung “gemeinen Steden vnde gemeinen kopmann” bzw.
„gemeinsamen Städte und gemeinsamen Kaufleute“ auf eine frei bestehende Gesamtheit, und nicht
auf einen strukturierten Bund hin. Was die Hanse ist, erklären am besten die Zeitgenossen selbst. Und
zwar hatten im Sommer 1468 die Schiffe des Königreichs Dänemark die Schiffe des Königreichs
England angegriffen. Der König von England Eduard IV (1442- 1483) beschuldigte in diesem
Vorkommnis aus irgendwelchen unbekannten Gründen die Hanse, deshalb wurden in London die der
Hanse angehörenden Kaufleute festgenommen und ihre Waren wurden beschlagnahmt. Der König
begründete diese Handlung mit den im mittelalterlichen Recht vorhandenen Normen, die auf der
Basis des römischen Rechts geschaffen waren. Er schrieb an den Stadtrat von Lübeck mit der Bitte
um Erklärung, ob die deutsche Hanse (Hanza Theutonica) eine Gesellschaft (societas), Gemeinschaft
(collegium) oder Körperschaft (corpus, universitas) ist. Im Schreiben wurde es angegeben, dass die
Hanse offensichtlich von einem Städte- und Dörferbund gebildet wird, die gemeinsam handeln, und
somit eine jede Stadt ihre individuelle Verantwortung für gemeinsame Vergehen hat. Wie ersichtlich,
war dem König von England das Wesen der Hanse nicht verständlich, doch schon 1469 empfing er
das Antwortschreiben von dem Hauptsekretär bzw. Syndicus des Stadtrates von Lübeck, in dem das
Folgende erklärt war: Die Deutsche Hanse ist weder Gesellschaft, noch Gemeinschaft oder auch
Körperschaft. Die Hanse hat weder gemeinsame Einlagen, noch Rücklagen, weder irgendwelche
verantwortliche Personen, noch Verwaltung. Die Hanse ist freies gemeinsames Bestehen mehrerer
großer und kleiner Städte, im Rahmen welchen die Städte ihre persönlichen Handelsinteressen sicher
und günstig realisieren können257. Es ist ersichtlich, dass die Hanse keine ständige Struktur und
gemeinsame, einer Organisation charakteristische Werte hatte. Die Hanse wurde von den
gemeinsamen Interessen der im konkreten Raum bestehenden Städte gebildet, die durch Handelswege
realisiert wurden. Also wurde die Zugehörigkeit zu diesem Raum sowohl von den Aktivitäten der
Kaufleute der konkreten Stadt im Handel, als auch von der Beteiligung der Städte an Formulierung
256 256 Hamels-Kīzovs, R. Hanza. Riga: Der Fonds der Zeitschrift der Universität Lettlands „Latvijas
vēsture“ („Geschichte Lettlands“), 2003. S. 15, 29, 44.
257 Bracker, J.(Hg.) Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos, 4. Aufl. Lübeck: Verlag Schmidt-
Romhild, 2006. S. 15-20.
57
und Verteidigung konkreter Interessen bestimmt, was in den sog. Städtetagen erfolgten. Die waren
Versammlungen, die international meist in Lübeck verliefen. Doch hatten die Städte gewöhnlich auch
ihre regionale Versammlungen, die im Falle Livlands meist in Valmiera einberufen wurden. Prüfen
wir, was die Kleinstadt Cēsis an den Hanseraum anband und welche war die Bedeutung von Cēsis im
Handelssystem der Hanse.
4.2. KAUFLEUTE VON CĒSIS
Die Lage der Stadt Cēsis auf einer Strecke des Weges Riga-Dorpat (Anlage Nr. 15) war eine
günstige Voraussetzung für die Entwicklung der Ortschaft. Möglicherweise deswegen schalteten sich
in die am Ende des 13. Jhs. in der Stadt Riga registrierten Geschäften immer mehr Kaufleute von
Cēsis (de Wenda) ein. Insgesamt sind 36 solche Personen bekannt258. Sie liehen Geld und verliehen
es an andere Personen. Z.B. im Jahre 1286 verlieh ein Johannes von Zverin259 dem Helmik von Cēsis
9 Mark, die mit dem Geld von Hartvik an den Vogt und dem Haus desselben Helmik, sowie allem
darin Befindlichen, und dem beiderseitigen Versprechen von Hartvik und Johannes bei dem
Kupferschmied gesichert wurden260. Ebenso verlieh ein Aspelan im Jahre 1296 50 Mark an seinen
Handelspartner in Cēsis261. Dann verliehen im Jahre 1292 die Kaufleute Johann, Iwan und Peter 5
Mark einem Mitglied einer Personenvereinigung bzw. Gesamthandschaft (communi manu) Ludolf
von Cēsis262. Die Gesamthandschaftvereinigung war eine nach dem freien Verstand bestehende
Vereinigung, die im Mittelalter eine typische Handelsart war. In der schlossen sich mehrere Kaufleute
zusammen, weil sie dieselben Interessen hatten, diese Vereinigung hatte aber gewöhnlich weder
gemeinsame Vorschriften, noch Vertretung. Nämlich sind hier die schon erwähnten gemeinsamen
Kaufleute gedacht, die im Hanseraum tätig waren. Also war Ludolf einer der Kaufleute, die das
Hansesystem bildete, dabei ist er in den Handelsgeschäften 10 Male erwähnt.
Die Kontakte der Kaufleute von Cēsis zeigen, dass in Riga sich verschiedene Kaufleute
Livlands mit den Kaufleuten trafen, die Fernhandel in den deutschsprachigen Ländern trieben. In
einem Teil der Fälle wissen wir, dass unter den Kaufleuten verwandtschaftliche Bindungen
bestanden, was für den mittelalterlichen Handel nichts Ungewöhnliches war. Ebenso bestätigen die
258 Z.B.: Das Rigische Schuldbuch, Nr. 45, 255, 471, 699, 777, 894, 1069, 1173, 1200, 1499, 1562,
1866.
259 Zverin. Höchstwahrscheinlich bezieht sich der Ortsname auf die Stadt Schwerin auf dem Gebiet des
heutigen Deutschlands (im Land Mecklenburg-Vorpommern, etwa 70 km von Lübeck und 30 km von
Wismar entfernt). Es muss bemerkt werden, dass in Nowgorod das Zverin-Kloster besteht.
260 Das Rigische Schuldbuch, Nr. 471.
261 Ebenda, Nr. 64.
262 Ebenda, Nr. 699.
58
Finanzgeschäfte, dass der schon erwähnte Kaufmann von Cēsis Ludolf Kooperationspartner263 einer
größeren Familie der Fernkaufleute von Beveren264 war. Ebenso tätigten seine Handelsgeschäfte in
der Stadt Cēsis die Handelskompagnons der Familie der Fernkaufleute Zeimes (Seyme)265.
Konkrete Personen banden die Ortschaft Cēsis an das Handelssystem von Hansa an. Uns sind
ziemlich viele Namen der Kaufleute bekannt, was zeugt, dass am Ende des 13. Jhs. in Livland ein
aktives Handelsleben verlief, an dem Fernkaufleute, Kaufleute von den kleinen Städten und
Ortschaften ohne Stadtrechte, sowie Kaufleute von Russland handelten. Dies war aber eines der
Handelsnetze. Eine andere Kooperation bestand zwischen Gemeinschaften mit einem bestimmten
rechtlichen Status. Einfacher gesagt - zwischen den Städten.
4.3. DIE STADT CĒSIS: EIN TEIL DES HANSESYSTEMS
Obwohl die Hanse keine einer Organisation charakteristischen Kennzeichen hatte, doch
bestanden im Hanseraum zur Lösung gemeinsamer Fragen konkrete Instrumente, z.B. die schon
erwähnten Stadtversammlungen. Dieses Instrument ließ auch die Kleinstädte, sich auf der regionalen
Ebene einzuschalten, weil ihr Haushalt vermutlich zu klein war, um an den internationalen
Versammlungen teilzunehmen. Ferne Fahrten waren im Mittelalter ein teurer Prozess, und das
konnten sich die Personen oder Gemeinschaften leisten, die über ein erhebliches Kapital verfügten.
Erwähnen wir einige Beispiele. Die Reisen zu den internationalen Städtetagen in Lübeck266 waren
sehr teuer, so z.B. gab der Rigaer Gesandte im Jahre 1419 für die Reise nach Lübeck etwa 181 Mark
aus, im Jahre 1422 - etwa 192 Mark, im Jahre 1429 erreichte der Betrag aber 487 Mark267. Die Fahrten
auf dem livländischen Gebiet waren billiger, es war aber von der Anzahl der Gesandten abhängig.
Die Berechnung des Ratsherrn der Stadt Reval Hans Fiend des Jahres 1509 über die Reisekosten der
Gesandten Albert Vegesack und Hans Wien nach Cēsis zeigt, dass die Gesandten für die Reise 77
263 Das Rigische Schuldbuch, Nr. 649.
264 Beveren, die Stadt auf dem Gebiet des ehemaligen Ostflanderns, heutige Belgien
265 Benninghofens, F. Kāda Osnabrikas tāljūras tirgotāju dzimta 13. gs. (Eine Familie der
Fernkaufleute von Osnabrück im 13. Jh.) Livonijas tirdzniecībā (im Handel Livlands). Von: Caune, A.
(Red.) Senā Rīga (Das alte Riga), Teil 3. Riga: Verlag des Instituts der Geschichte Lettlands, 2001. S. 213-
235 (hier:. S. 216., 220).
266 Die Städteversammlungen in Lübeck unterschieden sich anscheinend nicht von den
Städteversammlungen in Livland. Die Städteversammlungen verliefen mehrere Tage. Von einer jeden
eingeladenen Stadt traf eine bestimmte Anzahl der Delegierten ein (von Kleinstädten gab es meist je einen
Delegierten). Sie machten Station in der Stadt. Jeden Tag gab es größere und kleinere Versammlungen, an
denen alle Städte sowohl gemeinsam, als auch einzeln in Gruppen (große und kleine Städte) trafen.
267 Bulmerincq, von A. (Hg.) Kämmerei-Register der Stadt Riga 1348-1361 und 1405-1474, Bd. 1.
Leipzig: Verlag von Duncker&Humblot, 1909. Nr. 126, 142, 174.
59
Mark ausgaben. Heutzutage beträgt die Entfernung zwischen diesen beiden Orten etwa 300 km. Von
dem erwähnten Betrag gaben die Gesandten etwa 20 Mark für die Verpflegung, etwa 12 Mark für
den Austausch von insgesamt 9 Pferde in einer Richtung (in beiden: etwa 26 Mark), 10 Mark für die
Taverne, etwa 8 Mark für den Koch und seine Gehilfen (für Stiefel und Arbeitslohn), etwa 5 Mark
für drei Pferdestall-Leute (für Arbeitslohn und Hosen) aus. 2 Mark bezahlten die Gesandten auch
dem Schreiber des Landmeisters, wie auch für sonstige kleine Ausgaben268. Die Summe der
Rechnung des Jahres 1497 für die Reise zweier Gesandten betrug einen größeren Betrag - 84 Mark269.
Die Reisekosten der zwei Rigaer Gesandten nach Cēsis im Jahre 1424 waren aber kleiner - etwa 14
Mark270. Es muss berücksichtigt werden, dass einen wesentlichen Teil der Kosten die Entfernung
bildete, die im Fall von Riga beinahe 90 km war. Im Jahre 1444 begaben sich aber zur
Städteversammlung in Valmiera (Wolmar) drei Gesandte, deren Gesamtkosten beinahe 40 Mark
betrugen271. Das bestätigt, dass den wesentlichsten Teil der Kosten die Reisekosten und entsprechend
der auf der Reise verbrachten Zeit - auch die Verpflegungskosten bildeten. Diese war vermutlich die
maßgebende Umstand dafür, welche Beziehungen sich unter den livländischen Städten
herausgebildet hatten. Valmiera (Wolmar) war eine der Kleinstädte, die in den Städteversammlungen
eine einheitliche Gesamtheit bildete, somit werden wir sie nicht aussondern, weil es nicht möglich
ist, wir werden aber dieses interessante Kooperationsmodell als ein einheitliches Ganzes betrachten.
Schon im Jahre 1352 ist es möglich, eine Nachricht von Dorpat an Reval festzustellen, in der
die Aufforderung des Ratsherrn von Visby Jordan Konig (Jordanum Koninc) an die livländischen
Städte enthalten war, gemeinsam für die Rechte des Kaufmannsverbandes (justicia communis
mercatoris) in Flandern einzutreten. Der Ratsherr hatte die Städte Riga, Cēsis, Valmiera und Straupe
persönlich bereist, um ein gemeinsames Treffen in Viljandi (Fellin) abzumachen. Das war ein
Treffen, dessen Einberufung, wie im Schreiben gesagt, „für alle günstig war“272. Diese Situation
spiegelt die Kooperationsgrundsätze der Hanse - das freie gemeinsame Dasein dieser Kaufleute für
gemeinsame Interessen - sehr gut wider.
Es ist jedoch klar, dass die nebeneinander bestehenden großen und kleinen Städte nicht gleiche
Bedeutung hatten, die sowohl von den politischen, als auch wirtschaftlichen Möglichkeiten bestimmt
wurde. Einzelne dem Hanseraum angehörige Städte, die als Seestädte (civitates maritimas) genannt
wurden, hatten sich zusammengeschlossen, um eine Militäraktion gegen das Königreich Dänemark
268 LUB, Abt. 2, Bd. 3, Nr. 561
269 LUB, Abt. 2, Bd. 1, Nr. 476
270 LUB, Abt. 1, Bd. 7, Nr. 132
271 LUB, Abt. 1, Bd. 9, Nr. 687
272 Die Rezesse und andere Akten der Hansetage von 1256- 1430, Abt. 1, Bd. 3. (1875), Leipzig:
Verlag von Duncker & Humblot, 1875. Nr. 10. (nachstehend: HR); AR, Bd. 1, Lief. 1, Nr. 61
60
und seinen König Waldemar IV (Valdemar Atterdag, 1320-1375, auf dem Thron 1340-1375)
umzusetzen. Den Krieg, der von 1361-1365 dauerte, verlor dieser Städteverband, und der Vertrag,
der von den beiden Kriegsparteien geschlossen wurde, wurde von jeder Stadt bestätigt bzw. ratifiziert.
Interessant, doch wurde der Vertrag anstatt der Städte Cēsis und Valmiera von der Stadt Riga
bestätigt273. Möglicherweise ist eine solche Handlung der Stadt Riga durch die bestehende
Raumverteilung in Handelseinflusszonen bzw. Dritteln (derdendele) der großen Städte zu erklären,
wo dem Rigaer Drittel die beiden vorher erwähnten Kleinstädte gehörten274. Es muss bemerkt werden,
dass es nichts Ungewöhnliches war, weil eine solche Verteilung auch in anderen Regionen des
Hanseraumes bestand275. Im Bestätigungsverfahren des erwähnten Vertrages gibt es noch ein
interessantes Detail. Wenn der Vertrag bestätigt war, schickte der Stadtrat von Cēsis dem Stadtrat
von Riga einen Schreiben, in dem es versprach, die Stadt Riga bei einem jeden Pfand zu unterstützen,
das von den schon erwähnten Seestädten zu geben beschlossen wird276. Die Kleinstädte nahmen also
dieses System an, weil offensichtlich so die bestehende Ordnung war, dabei könnte man sagen, dass
diese hierarchische277 oder in einem bestimmten System bestehende Beziehungen waren. Das
bedeutet, dass es eine eigenartige Partnerschaft bestand - die größte Stadt hatte gegenüber der
kleineren Stadt bestimmte, delegierte oder aus den ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen
folgende Vollmachten. Eine ähnliche Situation wiederholte sich im August 1365, wenn der Stadtrat
von Riga einen Schreiben dem Stadtrat von Lübeck schickte, indem dieser von den Vorschriften
benachrichtigt wurde, die in Bezug auf die Seeräuber erlassen wurden, sowie von der Besteuerung
eines Hafens schrieb. Am Ende des Schreibens wurde es hervorgehoben, dass auch die Bürger von
Cēsis und Valmiera mit dem im Schreiben Erwähnten einverstanden sind278. Es ist ersichtlich, dass
die kleinen Städte unterstützende und begleitende Funktionen hatten.
273 LUB, Abt. 1, Bd. 2, Nr. 1011
274 LUB, Abt. 1, Bd. 6, Nr. 2895
275 HR, Abt. 1, Bd. 1, Nr. 143
276 LUB, Abt. 1, Bd. 2, Nr. 1012
277 Zum Aspekt der Hierarchie unter den größten Städten Livlands sehen sie mehr hier: Misāns, I.
Hierarhijas aspekti Livonijas pilsētu attiecībās viduslaikos (Aspekte der Hierarchie in den Beziehungen der
livländischen Städte im Mittelalter). Misāns, I. (Ver.Red.) Latvijas vēstures institūta žurnāls (Zeitschrift des
Geschichtsinstituts Lettlands), 1. Riga: Verlag des Instituts der Geschichte Lettlands, 2014.
278 LUB, Abt. 1, Bd. 6, Nr. 3092 Im Zusammenhang mit diesen Zahlungen ist in der Literatur der
Standpunkt zu treffen, dass im Jahre 1367 die Stadt Cēsis der sog. Kölner Konföderation beitritt, die von den
zum Hansesystem gehörenden Städten gebildet wurde. Es muss bemerkt werden, dass die Kölner
Konföderation ein kurzzeitiger Verband war (als Bündnis bestand sie bis 1385) und mit dem Ziel ausgebildet
war, mit vereinten Kräften die Interessen der Hanse im Krieg gegen Dänemark zu verteidigen. Das, ob die
Vertreter der Stadt Cēsis irgendeine Einzelvereinbarung über Beteiligung an diesem Bündnis abgeschlossen
hatten, ist zur Zeit nicht bekannt. Es ist klar, dass die Stadt Cēsis mit ihrer Zahlung ihre Einbindung in dieses
61
Der Konflikt zwischen den beiden Parteien verschärfte sich wieder im Jahre 1368 und dauerte
bis 1370, als die Hansestadt die Oberhand gewann. Im Prozess von diesem Konflikt zeigte sich noch
ein Grundsatz des Hansesystems - bestimmte Zahlungen der Städte zum Erreichen eines
gemeinsamen Zieles. Nämlich wurde von dem Drittel einer jeden großen Stadt Livlands eine konkrete
Geldzahlung einkassiert. Die Zahlungen waren nur für ein Ziel gedacht - die gemeinsam
herausgebildete Flotte mit allem Notwendigen für den Krieg gegen das Königreich Dänemark zu
versorgen. Die Zahlungen wurden in der in Pernau stattfindenden Städteversammlung eingetragen,
und in dem gefassten Beschluss bzw. Rezess ist es erwähnt, dass die Zahlungen für Waffen, Panzer
und Schiffe gedacht sind. Der Umfang der Zahlungen war sehr unterschiedlich: Riga zahlte etwa 304
Mark, Limbaži - 8 Mark, Valmiera - 36 Mark, Cēsis - 72 Mark, Dorpat - 450 Mark, Pernau - 73 Mark,
Viljandi - 43 Mark und Reval - 265 Mark279. Uns sind keine ähnliche Zahlungen bekannt, deshalb ist
es nicht möglich, das Prinzip für die Bestimmung des Umfangs des Geldbetrages zu klären. Wenn
wir wissen, dass die Hanse sich auf das freie gemeinsame Bestehen der Städte stützte, so ist die
Möglichkeit zu erwägen, dass die Höhe der Zahlung auch nicht fest war und die Städte einen solchen
Betrag aus ihren Kassen zahlten, den sie sich in dem Augenblick oder überhaupt leisten konnten.
Vielleicht bestand ein bestimmter Algorithmus, der den oben erwähnten Geldbeträgen zugrunde lag.
So oder anders sind diese nur Spekulationen, und eine Antwort gibt es auf diese Frage nicht.
Zu dem schon erwähnten Rigaer Drittel gehörten nicht nur Valmiera und Cēsis, sondern auch
Koknese und Limbaži280. Wie es aus dem vorher Erwähnten ersichtlich ist, hatte die Stadt Riga mit
den zu seinem Drittel gehörenden Kleinstädten eigenartige Partnerbeziehungen. Vermutlich war es
so auch bei Dorpat, zum Drittel von dem Pernau und Viljandi gehörten. Seinerseits Reval bestand in
diesem System allein. Die zum Drittel gehörenden Städte lösten nicht nur wirtschaftliche Fragen
gemeinsam, sondern kamen auch wegen irgendwelcher anderer allen Städten gemeinsamen Anlässe
zusammen. So z.B. versammelten sich im Jahre 1425 in Riga die Städte Cēsis, Valmiera, Koknese
und Limbaži281. Möglicherweise war es eine Versammlung nach den Städtetagen in Pernau, wo eine
sehr wesentliche Frage berührt wurde, die sich direkt auf die Kleinstädte bezog. Und zwar beschwerte
sich die Stadt Reval, dass die Gesandten von Riga und Dorpat immer Unterstützung von den kleinen
Städten (cleynen steden) zur Deckung der Reisekosten bekommen, die Gesandten der Stadt Reval
Bündnis bestätigte. Möglicherweise erfolgte die Beteiligung der Kleinstädte durch Vertretung der großen
Städte.
279 HR, Abt. 1, Bd. 3, Nr. 29, 30
280 HR, Abt. 1, Bd. 3, Nr. 29
281 Bulmerincq, von A. (Hg.) Kämmerei-Register der Stadt Riga 1348-1361 und 1405-1474, Bd. 1.
Leipzig: Verlag von Duncker&Humblot, 1909. S. 154
62
eine solche Beihilfe aber nie bekommen282. Diese Klage ist verständlich, weil, wie erwähnt, die Stadt
Reval im Drittelsystem allein funktionierte. Das, warum ein solches System sich herausgebildet hatte,
ist die Frage, die gesondert untersucht werden sollte, doch wurde dieses Problem von Reval angehört.
Im Jahre 1427 wurde es in der Städteversammlung in Valmiera beschlossen, dass „die Städte Pernau,
Cēsis, Valmiera, Viljandi, Limbaži und andere diesen drei Städten wie Riga, Dorpat, Reval ihre
Vollmachten darin geben müssen, was sie machen, und diesen Städten Hilfe in Geld leisten müssen,
das sie im freiwilligen Willen für ihre Vollmachten verwenden werden. Das alles wird für die Kosten
verwendet, die die Gesandten [der Städte] von [dieser] Gemeinschaft der Städte, die in ihrem Willen
ihre Vollmachten erteilen werden, nach Lübeck haben werden“283. Also wurde neben der Verteilung
in Dritteln das Prinzip formuliert, das ein Modell der gemeinsamen Kooperation vorsah - die großen
Städte vertraten die kleinen Städte in den internationalen Hanseversammlungen, dafür bekamen sie
die Unterstützung der kleinen Städte für die Deckung der Kosten, die mit den Reisen zu den
internationalen Versammlungen außerhalb von Livland entstanden. Das Modell war aber, wie
ersichtlich, so, dass einen realen Nutzen von dem nur die großen Städte Livlands bekamen, weil der
Einfluss der Kleinstädte in den Städteversammlungen, obwohl sie dort einzelne Gesamtheit bildeten,
winzig war284. Es stimmt die Behauptung, dass die Rolle der Kleinstädte sich nicht in ihrer realen
Tätigkeit, sondern darin widerspiegelte, dass sie sich an der Lösung größerer oder kleinerer Fragen
beteiligten und einfach dabei waren, auf solche Weise wurde die Bedeutung des Standpunkts der
großen Städte in den internationalen Hanseversammlungen gestärkt. Eine solche Kooperation wurde
nochmals in der Städteversammlung des Jahres 1434 in der Ortschaft Valka erwähnt, an der sich die
Gesandten der Städte Riga, Dorpat, Reval, Pernau, Cēsis, Valmiera, Koknese und Limbaži
beteiligten. Im erlassenen Beschlussprotokoll ist es gesagt, dass die inländischen Städte, damit sind
die kleinen Städte gemeint, berechtigt sind, die Auszüge aus den Beschlussprotokollen der
internationalen Hanseversammlungen zu erhalten. Das bedeutete, dass die Kleinstädte, obwohl sie
nichts beeinflussen konnten, doch von dem Verlauf und Ausgang der besprochenen Fragen informiert
sein konnten. Ebenso beschwerten sich die Kleinstädte in dieser Versammlung, dass sie nicht
imstande sind, die entstandenen Kosten der großen Städte decken zu helfen und dass diese Bedingung
überprüft werden soll285. Es ist nicht bekannt, ob diese Frage gelöst wurde, doch war die im Jahre
1477 stattgefundene Städteversammlung in Valmiera die letzte, wenn die Vertreter der Stadt Cēsis
282 LUB, Abt. 1, Bd. 7, Nr. 300.
283 HR, Abt. 1, Bd. 8, Nr. 136.
284 Plētiens, E. 2015. Livonijas mazpilsētas: kas tās bija un kāda bija to ietekme? (Kleinstädte Livlands:
was waren die und welchen Einfluss sie hatten?) Lipša, I. (Ver.Red.) Latvijas vēstures institūta žurnāls
(Zeitschrift des Geschichtsinstituts Lettlands), 3. Riga: Verlag des Instituts der Geschichte Lettlands, 2005.
S. 25, 35; AuR, Bd. 3, Nr. 301
285 LUB, Abt. 1, Bd. 8, Nr. 956
63
dazu eingeladen wurden286. Uns sind auch keine Namen der Kaufleute mehr bekannt, die sich in die
Handelsverfahren Livlands aktiv eingeschaltet hätten. Es ist nur bekannt, dass noch im Jahre 1503
die Kaufleute wie früher ihre sicheren Wege nach Reval und Dorpat durch Cēsis und Valmiera
benutzten287. Die Behauptung, dass die Stadt Cēsis in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. und im 16. Jh.
nicht mehr zur Hanse gehört hätte, wäre übertrieben, da sie sich doch im Hanseraum befand. In
derselben Zeit hatte sich die regionale Bedeutung der Stadt und die Einbindung in das Hansesystem
bestimmt verringert.
In der Stadt Valmiera fanden die Städteversammlungen auch weiter regelmäßig statt, an diesen
nahmen jedoch weder Cēsis, noch andere Kleinstädte Livlands mehr teil. Es sieht aus, dass in der
zweiten Hälfte des 15. Jhs. die großen Städte aus irgendwelchen Gründen die Anwesenheit der
kleinen Städte nicht mehr brauchten. Also sahen die großen Städte nicht mehr die Bedeutung darin,
dass die Kleinstädte sich in die Städteversammlungen einschalten. Vielleicht ist es mit den
finanziellen Möglichkeiten der Kleinstädte zu erklären, welche den Bedürfnisse der großen Städte
nicht mehr entsprachen. Es ist wichtig, im Gedächtnis zu behalten, dass die Kleinstädte vorher
Einwände gegen Deckung der Reisekosten gehabt hatten, indem sie ihre finanzielle Unfähigkeit
erwähnt hatten. Jedenfalls wurden die Kleinstädte aus der Beteiligung an einem wesentlichen
Instrument der Hanse - den Städteversammlungen - ausgeschlossen. Das blieb aber nicht ohne Folgen.
Und zwar, die Kleinstädte waren die Gemeinschaften, die gewissermaßen das Funktionieren des
inländischen Handelssystems sicherten, im Bestehen von welchem eine große Bedeutung auch die
Wege hatten. In den Kleinstädten handelten sowohl die Personen, die von Russland nach Livland
kamen, als auch die Kaufleute, die mit den Ortsbewohnern zusammenarbeiteten. Im Jahre 1487
beschwerte sich die Stadt Riga, dass sich die Tätigkeit der an die Hanse nicht gehörenden Kaufleute
erweitert. Diese Leute begeben sich von den Häfen mit Pferden, sowie Booten und zu Fuß nach
Valmiera und Cēsis, wo sie solche Erzeugnisse der Bauern wie Korn, Honig und Hopfen aufkaufen288.
Auch im Jahre 1498 schrieb die Stadt Dorpat an die Stadt Riga, dass sie das einstellen möchte, dass
Russen in den Gebieten von Cēsis und Valmiera bei Kellern und Hütten mit Bauern handeln289.
Vielleicht hätten solche Probleme auch dann entstanden, wenn die Kleinstädte immer noch in das
Verfahren der Städteversammlungen eingeschaltet sein würden, jedoch ist das Zusammenfallen
zwischen den beiden Verfahren nicht unberücksichtigt zu lassen. Wie vorher erwähnt, bestand die
Stadt Cēsis auch im 16. Jh. weiter als ein Ort, der von den Kaufleuten auf dem Weg nach weiteren
286 HR, Abt. 3, Bd. 1, Nr. 2.
287 LUB, Abt. 2, Bd. 2, Nr. 436
288 HR, Abt. 3, Bd. 2, Nr. 164.
289 LUB, Abt. 2, Bd. 1, Nr. 742
64
Städten Livlands benutzt wurde. Ebenso kann man nicht leugnen, dass der Innenhandel der konkreten
Umgegend sich immer noch in der Stadt konzentrierte.
SCHLUSSFOLGERUNGEN
In Livland verlief die Ausbildung der Städte parallel zur territorialen Unterstellung des Landes
und Entwicklung des Handelssystems. Zur Förderung der Unterstellung des Gebiets wurde von den
Kreuzfahrern als Langzeitstrategie die Bildung befestigter Burgen verwirklicht. Im 13. und 14. Jh.
entstanden in der Nähe der befestigten Burgen mehrere, meist von den Kaufleuten gebildete zentrale
Ortschaften. Eine von solchen war die Ortschaft Cēsis, die sich bei der Steinburg des Ordens von
Cēsis herausbildete und zusammen mit der Burg einen einheitlichen Komplex bildete. Die Ortschaft
Cēsis wurde anfänglich sowohl von den Häusern-Lagern der Kaufleute, als auch von den Dorfhäusern
der Ortsbewohner gebildet. In der Nähe der Ortschaft befanden sich Handelswege, welcher ein
wesentlicher, für die Entwicklung maßgebender Faktor war. In der zweiten Hälfte des 13. Jhs. hatte
die Ortschaft Cēsis sich zu einem Flecken herausgebildet, wo aktiver Handel getrieben wurde. Die
Qualität der Stadt wurde von der Ortschaft am Ende des 13. Jhs. oder am Anfang des 14. Jhs. erreicht,
weil 1314 sind in den schriftlichen Geschichtsquellen zum ersten Mal die Bürger und der Vogt von
Cēsis erwähnt worden, auf solche Weise wurde das Dasein einer rechtlich begründeten Stadt indirekt
bestätigt.
Die Unterbringung der Ortschaft Cēsis bei einer von den wesentlichsten Burgen im
Machtsystem des Deutschen Ordens bestimmte ihre Unterstellung in der ganzen Bestehenszeit von
Livland. Deshalb hatte die Stadt, obwohl es auch der Stadtrat bestand, vermutlich nie eine ausgeprägt
autonome Selbstverwaltungsstruktur herausgebildet. Mehrere Hinweise zeugen davon, dass die Stadt
in ihren Beschlüssen und in ihrer Handlung immer dem Orden unterstellt war. Einerseits förderte es
Nichtbildung einer autonomen Organisation, andererseits sicherte es immer die Unterstützung und
Sicherheit für die Stadt und bestimmte, dass die Stadt seit ihrer Ausbildung bis zur zweiten Hälfte
des 16. Jhs. kein einziges Mal infolge der militärischen Konflikte zerstört wurde. Ebenso zeugen
verschiedene Umstände davon, dass die Beziehungen des Ordens und der Stadt eng und streng
vorgeschrieben waren, was den Status der Stadt im Machtsystem des Ordens charakterisierte. Ebenso
gewann die Stadt bestimmt durch die Versetzung des Hauptwohnorts der livländischen Landmeister
zur Steinburg des Ordens von Cēsis.
Schon anfänglich wurde die Ortschaft Cēsis von den Kaufleuten deutscher Herkunft
ausgebildet, die sich hier niederließen. In der weiteren Entwicklung hatte Handel eine wesentliche
Rolle, da die Stadt gute Voraussetzungen dafür hatte. Erstens war an diesem Ort der den Kaufleuten
so wichtige Sicherheitsaspekt gesichert. Die Burgen, die lange Zeit die sichersten Orte in Livland
waren, hatten eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der Besiedlung. Ebenso wie die anderen war
auch die Burg von Cēsis Sicherheitsgarant für einen jeden Menschen, der sich zu diesem Ort begab.
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Das war der Ort, wo man Zuflucht finden und nötigenfalls auch um Hilfe bitten konnte. In derselben
Zeit bestimmte die Struktur der Burg, dass sie keine Erzeugerin, sondern nur Verbraucherin sein wird.
Das gab die Möglichkeit denjenigen, die erzeugen konnten, sowie denjenigen, welche die erzeugten
Sachen von Ort zu Ort befördern konnten. Bzw. es erschienen die Möglichkeiten für Handwerker und
Kaufleute. Mit der Zeit hatte sich bei der Burg die Gemeinschaft niederlassen, welche die Stadt Cēsis
bildete. Zweitens führte der Handelsweg Riga-Dorpat durch die Ortschaft, der verband nahe und
ferne, kleine und große Ortschaften sowohl in Livland, als auch außerhalb. Der Umlauf der
Geldbeträge der Kaufleute von Cēsis sowohl in Lübeck, als auch in Riga zeugt, dass die Kaufleute
mit verhältnismäßig großen Summen handelten und bereit waren, wegen ihres Gewerbes Risiko
einzugehen. Die Wohlhabenheit der Stadt Cēsis war ein wesentlicher Aspekt, damit sie im 14. Jh.
zum Teil des Hansesystems würde. Der Wohlstand der Stadt Cēsis wurde auch durch den Handel mit
dem Osten, konkreter, Pleskau erhöht. Eine besondere Bedeutung im Handel der Stadt Cēsis gewann
dieser Handelspartner im 16. Jh., wenn Kaufleute russischer Herkunft öfter in die Stadt einkehrten,
welche wegen der bestehenden Rechtsvorschriften gezwungen waren, in der Stadt zu handeln. Die
Stadt Cēsis war von den Kaufleuten gebildet und war eines der Elemente des wirtschaftlichen
Raumes.
In der Stadt Cēsis war wie in den anderen dicht bewohnten Ortschaften ein christlich-religiöses
Leben ausgeprägt. In der Stadt und in direkter Nähe davon befanden sich fünf Gotteshäuser. In der
Stadt bestand eine Hauptgemeindekirche, in der mehrere Vikarien ausgebildet waren. Die Kirche
wurde vermutlich schon am Ende des 13. Jhs., dabei auf den Grabstätten der Ortsbewohner der
Späteisenzeit ausgebildet. Das religiöse Leben war eng mit der Gesamtheit der Einwohner der Stadt
verbunden. Darüber haben sich nur unbedeutende Zeugnisse der schriftlichen Quellen erhalten. In
einigen schriftlichen Quellen ist ein Handwerker oder Kaufmann erwähnt, was keine Möglichkeit
gibt, über die gesamte Einwohnerstruktur zu urteilen. Gleiche Angaben werden von den
gegenständlichen Quellen der Bildhauerei - den Grabplatten gegeben. Die darin zu findende
Information gibt Auskunft über Ratsherren, Adligen, Handwerkern, Geistlichen der Stadt und
livländischen Landmeistern. Aufgrund der Analogien kann man aber behaupten, dass die
Sozialstruktur der Stadtbewohner sowohl von den Leuten der deutschen, als auch örtlichen Herkunft
gebildet wurde. Dabei muss berücksichtigt werden, dass in den Handelsprozessen auch Leute anderer
Nationalitäten einbezogen waren.
Ebenso wie in anderen Städten gab es auch in Cēsis gemischte Bebauung. Anfänglich war am
Anfang des 13. Jhs. der Ortschaft Cēsis die Holzbebauung charakteristisch. Die Häuser-Lager der
Kaufleute deutscher Herkunft waren in der Fachwerktechnik gebaut. Zwischen ihnen gab es aus
Rundhölzer gebildete Gänge, die als bedingte Straßen dienten. Die Bebauung war vermutlich
unregelmäßig. Der weitere Bildungsprozess der Bebauung ist wegen des Fehlens der Quellen nicht
zu charakterisieren, und es ist nur sein Endergebnis am Ende des 17. Jhs. mit 128 Landeinheiten
66
bekannt. Es besteht die Möglichkeit, dass infolge der häufigen Stadtbrände die Landeinheiten nicht
verbunden oder verteilt waren, somit gibt es die Möglichkeit, wenigstens die Planung der Stadt des
16. Jhs. zu begreifen. In der bestand die Hauptgemeindekirche, die früher gebaut war. Ebenso sei das
Rathaus bestanden, über Ausbildung welches es keine Angaben gibt. Die Stadt war mit einer Mauer
umgeben, die schon am Ende des 14. Jhs. bestand. Die Stadt hatte zum 16. Jh. sieben Türme und vier
Tore. Es bestand auch die Schule und das Gebäude der Kleinen Gilde. Kompositionell wurde die
Stadt von drei Straßen gebildet, die entsprechend in den schriftlichen Quellen des 15. und 16. Jhs.
erwähnt sind. Die Bauten in der Stadt waren sowohl von Holz, als auch Stein gebaut, was vermutlich
auf die soziale Stratifikation der Stadtbewohner hinwies. Z.B. ist im Grunde genommen von den
archäologischen Forschungen nur das bekannt, dass der westliche Teil der Stadt, in dem die
Konzentration der Holzbebauung zu beobachten ist, in hohem Maße von den Ortsbewohnern bewohnt
gewesen sei.
Die Verwaltungs-, Handels-, religiöse und Baugrundsätze wurden in den livländischen Städten
von Westeuropa übernommen und transformiert. Die Ortschaft und die spätere Stadt Cēsis war das
Zentrum des Machtsystems des Ordens in Livland. Ebenso war sie eine wesentliche Kleinstadt und
bildete zusammen mit den anderen zentralen Ortschaften einen einheitlichen Wirtschaftsraum. Wenn
auch der Grund ihres Bestehens und ihrer Entwicklung Handel war, hatte sie einen konkreten, mit
dem Orden verbundenen politischen Status. Eigentlich wurde der Status der Ortschaft von zwei
gleichwertigen Einheiten - der Burg und der Stadt gebildet. Es ist möglich, dass, wenn die Stadt nicht
so sehr dem Orden unterstellt gewesen wäre, so wäre sie unabhängiger und hätte den Status anderer
Art und anderen Charakters erworben. Ebenso ist es möglich, dass die Stadt sich ohne der Obermacht
des Ordens nicht bis zu einem Status herausbilden und entwickeln hätte, den sie im 16. Jh. erreichte.
Man kann nicht vergessen, dass die Ortschaft Cēsis von den dort lebenden Menschen
gebildet wurde, als auch das, dass die Menschen in allen Zeiten die Möglichkeiten gesucht haben, um
ihr Leben besser zu machen. Das Verständnis für die Hanse behauptet, dass die Hanse gerade von
solchen Menschen gebildet wurde. Die waren Personen, die wir als Kaufleute kennen, die das Risiko
übernahmen, um etwas von einem Ort zu einem anderen Ort zu bringen und dadurch Profit zu
machen. Später, als die Strukturen der Ortschaft Cēsis sich herausgebildet hatten, vertraten diese oder
andere Kaufleute diese Stadt in einem für die ganze livländische Region gemeinsamen Instrument -
in den Stadtversammlungen. Die waren Kaufleute, welche im Falle der Kleinstadt Cēsis ihre
Entwicklung durch Einbindung in die Ereignisse größeren Maßstabs, in diesem Fall die der Hanse,
gewährleisten konnten.
Wenn die großen Städte sich aktiv an den von der Hanse veranstalteten Versammlungen
teilnahmen und in der Entscheidung der Fragen direkt eingeschaltet waren, so hatten die Kleinstädte
aus finanziellen Gründen keine Möglichkeit, sich in die internationalen Versammlungen der Hanse
einzuschalten. Deshalb schalteten sie sich in die Ereignisse der Hanse durch Teilnahme an den
67
regionalen Stadtversammlungen in Livland ein. Die Rolle der Kleinstädte war aber dabei eher passiv,
wenn auch diese zusammen eine einzelne Gemeinde bildeten. Es scheint, dass es den großen Städten
im 14. und 15. Jh. wichtig war, die Kleinstädte anzubinden, damit diese die Bedeutung der
Standpunkte der großen Städte in den internationalen Versammlungen der Hanse indirekt stärken
würden, sowie wirtschaftliche Unterstützung sowohl bei der Finanzierung der gemeinsamen
Maßnahmen der Hanse, als auch der Reisekosten der großen Städte leisten würden. Die Situation
änderte sich in der zweiten Hälfte des 15. Jhs., wenn Cēsis, sowie die anderen Kleinstädte,
gewissermaßen von den Stadtversammlungen verdrängt wurden. Und zwar luden die großen Städte
zu diesen die Kleinstädte nicht mehr ein. Die Gründe für eine solche Handlungsweise konnten
verschieden sein. Möglicherweise konnten die Kleinstädte einfach keine regelmäßige finanzielle
Unterstützung für die Aktivitäten der großen Städte leisten. Somit, obwohl die Anwesenheit der
Fernkaufleute in Cēsis auch Anfang des 16. Jhs. festzustellen ist, nahm die Bedeutung der Stadt im
Kontext der Hanse in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. und im 16. Jh. gewiss ab.
LISTE DER QUELLEN UND LITERATUR
1. QUELLEN
1.1. UNVERÖFFENTLICHT QUELLEN
1. Apala, Z. Pārskats par 2002. gada arheoloģiskajiem izrakumiem Cēsīs, Līvu laukumā, 1. sēj.
Rīga, 2003. (Glabājas VKPAI PDCA)
2. Ārends, P. Ziņojums par pārbaudes izrakumiem Sv. Jāņa baznīcā Cēsīs. 1937. gada 15.
augusts. Dok. nr. CVVM 230516: 1, AO 520: 1 (Glabājas LNVM)
3. Berkholce, E. Apcerējums par Cēsu būvniecības vēsturi. Rīga, 1952., 1953. (Glabājas VKPAI
PDCA)
4. Cēsu senpilsētas lieta, Inv. Nr. 46685- I (Glabājas VKPAI PDC)
5. Fjodorovs, D. Cēsu pils vēsturiskā izpēte, 2. sēj.: Arhīva materiāli. Rīga, 1961. Inv. Nr. 92018
III (Glabājas VKPAI PDCA)
6. Jāņa baznīcas viduslaiku kapsētas lieta, Inv. Nr. 6704- 4 I (Glabājas VKPAI PDC)
7. Konventa laukuma viduslaiku kapsētas lieta, Inv. Nr. 6708 I (Glabājas VKPAI PDC)
8. Latvijas Nacionālā vēstures muzeja (turpmāk LNVM) Vēstures departamenta Fotonegatīvu
kolekcija (turpmāk Neg. nr.) 43596- 43601
9. Latvijas Valsts Vēstures arhīvs (LVVA), 220.f., 1. apr., 1.l., 105.-107.l.
10. Riksarkivet Stockholm (turpmāk SRA), Livonica I: 13
11. Siļķu viduslaiku apmetnes lieta, Inv. Nr. 31.708/ 8288-7 I (Glabājas VKPAI PDC)
68
12. Sv. Katrīnas baznīcas lieta, Inv. Nr. 6729 I (Glabājas VKPAI PDC)
13. Vilka, A. Pārskats par arheoloģiskās uzraudzības darbiem Cēsīs Palasta ielas Nr. 22. nama
pagalmā. Cēsis, 1992. (Glabājas VKPAI PDCA)
14. Tallinn Linnaarhiiv, f. 230 (Reval Linn Nõukogu), n. 1, s. BB 24 IV
15. Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte, 2. d., 2. sēj., 1. pussēj.
Rīga, 1979. (Glabājas VKPAI PDCA)
16. Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte, 2. d.: Cēsu arhitektoniski
pilsētbūvnieciskās struktūras attīstības vēsture, 1. sēj. Rīga, 1979. (Glabājas VKPAI PDCA)
1.2. VERÖFFENTLICHT QUELLEN
17. Älteste Livländische Reimchronik. Atskaņu hronika. Atdzejojis no vidusaugšvācu valodas V.
Bisenieks. Priekšvārdu sarakstījis Ē. Mugurēvičs. Komentējis Ē. Mugurēvičs un K. Kļaviņš.
Rīga, 1998.
18. Apala, Z. Aizsardzības izrakumi Cēsīs, Dzirnavu ielā 33. Grām.: Zinātniskās atskaites sesijas
materiāli par arheologu un etnogrāfu 1988.- 1989. gada pētījumu rezultātiem. Rīga, 1990.
19. Apala, Z. Arheoloģiskās izpētes darbi Cēsīs, Līvu laukumā. Grām.: Arheologu pētījumi 2002.
un 2003. gadā. Rīga, 2004.
20. Apala, Z. Arheoloģiskās uzraudzības darbi Cēsu vecpilsētā. Grām.: Arheologu pētījumi Latvijā
1998. un 1999. gadā. Rīga, 2000.
21. Apala, Z. Arheoloģiskie izrakumi Cēsu viduslaiku pilī. Grām.: Zinātniskās atskaites sesijas
materiāli par arheologu 1992. un 1993. gada pētījumu rezultātiem. Rīga, 1994.
22. Apala, Z. Arheoloģiskie izrakumi Cēsu viduslaiku pilī. Grām.: Zinātniskās atskaites sesijas
materiāli par arheologu 1996.- 1997. gada pētījumu rezultātiem. Rīga, 1998.
23. Apala, Z. Arheoloģiskie pētījumi Cēsu Rožu laukumā. Grām.: Arheologu pētījumi Latvijā.
2008.- 2009. Rīga, 2010.
24. Apala, Z. Arheoloģiskie pētījumi Cēsu viduslaiku pils pagalmā un uzraudzība Jaunajā pilī.
Grām.: Arheologu pētījumi Latvijā 2006.- 2007. gadā. Rīga, 2008.
25. Apala, Z. Cēsu arheoloģiskās ekspedīcijas darbs 1979. gadā. Grām.: Zinātniskās atskaites
sesijas materiāli par arheologu un etnogrāfu 1979. gada pētījumu rezultātiem. Rīga, 1980.
26. Apala, Z., Treijs, N. Izrakumi Cēsīs, Pionieru ielā 12. Grām.: Zinātniskās atskaites sesijas
materiāli par arheologu un etnogrāfu 1984.- 1985. gada pētījumu rezultātiem. Rīga, 1986.
27. Bregžis, K. Baznīcu vizitāciju protokoli. Izraksti par jautājumu: Kristīgās ticības cīņa ar latvju
tautas reliģiju. Rīga, 1931.
28. Broce, J. K. Zīmējumi un apraksti, 4. sēj.: Latvijas mazās pilsētas un lauki. Rīga, 2007.
69
29. Das Lübecker Niederstadtbuch 1363- 1399, Teil 1.,2. Bearbeitet von Ulrich Simon. Böhlau,
2006.
30. Uksenšernas Vidzemes muižu saimniecības grāmatas 1624.- 1654. Dunsdorfs, E. (Sast.) Rīga,
1935.
31. Fenske, L., Militzer, K. (Hrsg.) Ritterbrüder im livländischen Zweig des Deutschen Ordens:
Quellen und Studien zur baltischen Geschichte, Bd. 12. Köln, 1993.
32. Hercog Albrecht von Preussen und Livland (1551.- 1557.) Hartmann, S. (Hrsg.) Köln, 2005.
33. Heinrici Chronicon Livoniae. Recognoverunt L. Arbusow et A. Bauer. Hannoverae, 1955.
34. Heinrici Chronicon. Indriķa hronika. Tulkojis Ā. Feldhūna. Komentējis un priekšvārdu
sarakstījis Ē. Mugurēvičs. Rīga, 1993.
35. Hildebrand, H. Livonica, vornämlich aus dem 13. Jahrhundert, im Vatikanischen Archiv. Riga,
1887.
36. Hirsch, Th., Töppen, M., Strehlke, E. (Hrsg.) Scriptores Rerum Prussicarum. Die
Geschichtsquellen der Preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft, Bd. 2.
Leipzig, 1863.
37. Index corporis historico- diplomatici Livoniae, Esthoniae, Curoniae oder Kurzer Auszug aus
derjenigen Urkunden- Sammlung, fūr die Geschichte und das alte Staatsrecht Liv-, Ehst- und
Kurlands, Bd. 2. Herausgegeben von Ritterschaften Liv-, Ehst- und Kurlands. Riga, Dorpat,
1835.
38. Lazdiņš, J., Blūzma, V., Osipova, S. Latvijas tiesību avoti, 1. sēj.: Seno paražu un Livonijas
tiesību avoti 10. gs.- 16. gs. Rīga, 1998.
39. Rusovs, B. Livonijas Kronika. Tulk. Ed. Veispala. Rīga, 1926.
40. Sachssendahl, J. (Hrsg.) Est- und Livändische Brieflade, Bd. 4.: Siegel und Münzen der
weltlichen und geistlichen Gebietiger über Liv-, Est- und Curland bis zum Jahre 1561 nebst
Siegeln einheimischer Geschlechter. Reval, 1887.
41. Švābe, A. Die älteste schwedische Landrevision Livlands (1601). Grām.: Latvijas Ūniversitātes
raksti. Tautsaimniecības un tiesību zinātņu fakultātes sērija, 2. sēj. Rīga, 1932./ 1933.
42. Švābe, A. Latvijas vēstures avotu chrestomatija (1300.- 1500. g.). Rīga, 1939.
43. Švābe, A. Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336.- 1551. gads. Rīga, 1941.
44. The chronicle of Novgorod 1016- 1471. Translated by R. Michell and N. Forbes, introduction
by C. R. Beazley. London, 1914.
45. Treijs, N. Izrakumi Cēsīs un Dzērbenē. Grām.: Zinātniskās atskaites sesijas materiāli par
arheologu un etnogrāfu 1988.- 1989. gada pētījumu rezultātiem. Rīga, 1990.
46. Treijs, N. Izrakumi Cēsīs, Rīgas ielā 2 un Siguldas pilsdrupās. Grām.: Zinātniskās atskaites
sesijas materiāli par arheologu un etnogrāfu 1986.- 1987. gada pētījumu rezultātiem. Rīga,
1988.
70
47. Vartberges Hermaņa Livonijas hronika. Tulkojis, komentējis un priekšvārdu sarakstījis Ē.
Mugurēvičs. Rīga, 2005.
48. Новгородская первая летопись Cтаршего и младшего изводов / Под редакцией и с
предисловием A. H. Насонова. Mосква, Ленинград, 1950.
49. Akten und Rezesse der livländischen Ständetage, Bd. 1., Lief. 1. Stavenhagen, O. (Hg.). Riga:
Verlag von J. Deubner, 1907.
50. Bulmerincq, von A. (Hg.) Kämmerei-Register der Stadt Riga 1348-1361 und 1405-1474, Bd. 1.
Leipzig: Verlag von Duncker&Humblot, 1909.
51. Die Rezesse und andere Akten der Hansetage von 1256- 1430, Abt. 1., Bd. 3., Leipzig: Verlag
von Duncker & Humblot, 1875.
52. Die Rezesse und andere Akten der Hansetage von 1256- 1430, Abt. 1., Bd. 1., Leipzig: Verlag
von Duncker & Humblot, 1870.
53. Die Rezesse und andere Akten der Hansetage von 1256- 1430, Abt. 1., Bd. 8., Leipzig: Verlag
von Duncker & Humblot, 1897.
54. Hanserecesse von 1477- 1530, Abt. 3., Bd. 1. Schäfer, D. (Hg.). Leipzig: Verlag von Duncker &
Humblot, 1881.
55. Hanserecesse von 1477- 1530, Abt. 3., Bd. 2. Schäfer, D. (Hg.). Leipzig: Verlag von Duncker &
Humblot, 1883.
56. Akten und Rezesse der livländischen Ständetage, Bd. 1., Lief. 4. Arbusow, L. (Hg.). Riga: Verlag
von Jonck&Policwcky, 1928.
57. Akten und Rezesse der livländischen Ständetage, Bd. 1., Lief. 5. Arbusow, L. (Hg.). Riga: Verlag
von Jonck&Policwcky, 1929.
58. Akten und Rezesse der livländischen Ständetage, Bd. 2., Lief. 1. Bauer, A. (Hg.). Riga: Verlag
E.Bruhns, 1934.
59. Akten und Rezesse der livländischen Ständetage, Bd. 2., Lief. 2. Bauer, A. (Hg.). Riga: Verlag
E.Bruhns, 1938.
60. Akten und Rezesse der livländischen Ständetage, Bd. 3. Arbusow, L. (Hg.). Riga: J. Deubner,
1910.
61. Das Rigische Schuldbuch (1286- 1352). Hildebrand, H. (Hg.) St. Petersburg: Commissionäre der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 1872.
62. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch nebst Regesten, Abt. 1., Bd. 3. Bunge, F., G. (Hg.).
Reval:In Commission bei Kluge und Ströhm, 1857.
63. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch nebst Regesten, Abt. 1., Bd. 6. Bunge, F., G. (Hg.).
Riga: Im Verlage von Nikolai Kymmel, 1873.
64. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch nebst Regesten, Abt. 1., Bd. 1. Bunge, F., G. (Hg.).
Reval:In Commission bei Kluge und Ströhm, 1853.
71
65. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch nebst Regesten, Abt. 1., Bd. 2. Bunge, F., G. (Hg.).
Reval:In Commission bei Kluge und Ströhm, 1855.
66. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Abt. 1., Bd. 7. Hildebrand, H. (Hg.). Riga,
Moskau:Verlag von J. Deubner, 1881.
67. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Abt. 1., Bd. 8. Hildebrand, H. (Hg.). Riga,
Moskau:Verlag von J. Deubner, 1884.
68. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Abt. 1., Bd. 9. Hildebrand, H. (Hg.). Riga,
Moskau:Verlag von J. Deubner, 1889.
69. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Abt. 2., Bd. 2. Arbusow, L. (Hg.). Riga,
Moskau:Kommissions Verlag von J. Deubner, 1905.
70. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Abt.2., Bd. 3. Arbusow, L. (Hg.). Riga, Moskau:
Kommissions Verlag von J.Deubner, 1914.
71. Liv-, Est- und Kurländisches Urkundenbuch, Abt. 2., Bd. 1. Arbusow, L. (Hg.). Riga, Moskau:
Kommissions Verlag von J.Deubner, 1900.
72. Livländische Güterurkunden 1207- 1500, Bd. 1. Bruiningk, H.& Busch, N. (Hg.). Riga:
Kommissions Verlag von Jonck&Policwcky, 1908.
73. Livländische Güterurkunden 1500- 1545, Bd. 2. Bruiningk, H. (Hg.). Riga: Kommissionsverlag
von A. Gulbis, 1923.
74. Napiersky, E., C. (Hrsg.) Index Corporis Historico- Diplomatici Livoniae, Esthoniae, Curoniae
oder: Kurzer Auszug aus derjenigen Urkunden- Sammlung, für die Geschichte und das alte
Staatsrecht Liv-, Ehst- und Kurlands, Th. 2. Riga und Dorpat: Eduard Frantzens Buchhandlung,
1835.
75. Švābe, A. (sast.) Latvijas vēstures avoti, 7. sējums: Vidzemes tiesību vēstures avoti 1336- 1551.
Rīga: Latvijas Vēstures Institūta apgādiens, 1941.
2. LITERATUR
2.1. MONOGRAPHIEN
76. Bracker, J.(Hg.) Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos, 4. Aufl. Lübeck: Verlag Schmidt-
Römhild, 2006.
77. Hamels- Kīzovs, R. Hanza. Rīga: LU žurnāla “Latvijas vēsture” fonds, 2003.
78. Bruns, F.& Weczerka, H. Hansische Handelsstraßen. Atlas. Köln: Böhlau Verlag Köln Graz,
1962.
79. Bunge, G., F. (Hrsg.) Archiv für die Geschichte Liv-, Esth- und Curlands, Bd. 5., Heft. 2. Reval:
Verlag von Franz Kluge, 1846.
80. Bunge, G., F. Einleitung in die liv-, esth- und curländische Rechtsgeschichte und Geschichte der
Rechtsquellen. Reval: Verlag von F. J. Koppelson, 1849.
72
81. Hirsch, TH.& Töppen, M.& Strehlke, E. (Hrsg.) Scriptores Rerum Prussicarum. Die
Geschichtsquellen der Preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft, Bd. 2.
Leipzig: Verlag von S.Hirzel, 1863.
82. Sachssendahl, J. (Hrsg.) Est- und Livändische Brieflade, Bd. 4.: Siegel und Münzen der
weltlichen und geistlichen Gebietiger über Liv-, Est- und Curland bis zum Jahre 1561 nebst
Siegeln einheimischer Geschlechter. Reval: In Commission bei Kluge und Ströhm, 1887.
83. Apala, Z., Ducmane, K. Cēsu pils dārgumi. Cēsis, 2007.
84. Apals, J. Āraišu arheoloģiskais muzejparks. Rīga, 2008.
85. Behringer, W. Hexen und Hexenprozesse. München, 1993.
86. Benninghoven, F. Der Orden der Schwertbrüder. Köln, 1965.
87. Buka, O., Volrāts, U. Pilsētbūvniecība. Rīga, 1987.
88. Caune, A., Ose, I. Latvijas viduslaiku mūra baznīcas 12. gs. beigas- 16. gs. sākums. Rīga, 2010.
89. Murray, V. A. (Ed.) The Clash of Cultures on the Medieval Baltic Frontier. Farnham, 2009.
90. Niitenaa, V. Der Binnenhandel in der Politik der Livländischen Städte im Mittelalter. Helsinki,
1952.
91. Osipova, S. Lībekas pilsētas tiesības un to izplatība Austrumeiropā. Rīga, 1997.
92. Osipova, S. Lībekas tiesību izplatība Hanzas savienības pilsētās. Latvijas vēsture, 1997, Nr. 4.
93. Pāvulāns, V. Satiksmes ceļi Latvijā XIV- XVII gs. Rīga, 1971.
94. Polis, J. (red.) Cēsu hronika. Cēsis, 2006.
95. Siliņa, M. Melngalvju nams. Rīga, 2009.
96. Voragine de, J. The Golden Legend. Readings on the Saints, Vol. 2. New Jersey: Princeton
University Press, 1995.
2.2. GESCHICHTEN SCHREIBEN
97. Apals, J. Cēsis un vendi. Grām.: Quo vadis, Cēsis? Cēsis, 2007.
98. Misāns, I. Hierarhijas aspekti Livonijas pilsētu attiecībās viduslaikos. Misāns, I. (Atb.red.)
Latvijas vēstures institūta žurnāls, 1. Rīga: Latvijas vēstures institūta apgāds, 2014.
99. Benninghofens, F. Kāda Osnabrikas tāljūras tirgotāju dzimta 13. gs. Livonijas tirdzniecībā. No:
Caune, A. (Red.) Senā Rīga, 3. d. Rīga: Latvijas vēstures institūta apgāds, 2001. 213.- 235. lpp.
100. Plētiens, E., 2016. Mazpilsētu nozīme Livonijā 13.- 16. gadsimtā: Valmieras pilsētas piemērs.
Rokpelnis, A. Jauno vēsturnieku zinātniskie lasījumi I. Valmiera: Valmieras muzejs
101. Plētiens, E. Pils un pilsēta Livonijā 13.- 16. gadsimtā: Straupes piemērs. Grām.: Ose, I. (Sast.)
Latvijas viduslaiku pilis, 9. d. Rīga, 2016. 192.-193. lpp.
102. Apals, J. Vendi un Cēsu Riekstu kalns. Grām.: Senā Rīga: Pētījumi pilsētas arheoloģijā un
vēsturē, 2. Rīga, 1998.
73
103. Benninghoven, F. Probleme der Zahl und Standortverteilung der livländischen Streitkräfte im
ausgehenden Mittelalter. Zeitschrift für Ostforschung, 1963, Bd. 12(4)
104. Blomkvist, N. 2001. The concept of the town and the dawn of urban life east and west of the
Baltic. On the emergence of centres, turn-over places, towns and cities. In: Lubeck Style?
Novgorod Style? Baltic Rim Central Places as Arenas for Cultural Encounters and
Urbanization 1100-1400 AD. Riga, 2001.
105. Caune, M. Cēsis 14.- 18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji. Grām.: Quo vadis, Cēsis?
Vēsture un mūsdienu nosacījumi pilsētas attīstībai. Cēsis, 2007.
106. Halecki, O. Gilbert de Lannoy and his “discovery” of East Central Europe. The Polish Review,
1944, Vol. 2, no. 2
107. Mäesalu, A. Über den Stand der archäologischen Forschungsarbeit in Dorpat (Tartu). In:
Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum: Stand, Aufgaben und Perspektiven.
Lübeck, 1997.
108. Mänd, A. Saints’ Cults in Medieval Livonia. In: The Clash of Cultures on the Medieval Baltic
Frontier. Farnham, 2009.
109. Misāns, I. Cēsis Vācu ordeņa un Hanzas vēsturē. Grām.: Quo vadis, Cēsis? Cēsis, 2007.
110. Pärn, A. Die Lage der Stadtarchäologie in Estland: Der Stand der Forschungen und die
bisherigen Ergebnisse. In: Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum: Stand,
Aufgaben und Perspektiven. Lübeck, 1997.
111. Radiņš, A. Pirmo pilsētu veidošanās problēma Latvijā. Grām.: Latvijas arheoloģija. Pētījumi
un problēmas. Rīga, 2002.
112. Samsonowicz, H. Kleinstädte im Deutschordenstaat Preußen. In: Quellen und Studien zur
Geschichte des Deutschen Ordens, Bd. 44.: Stadt und Orden. Das Verhältnis des Deutschen
Ordens zu den Städten in Livland, Preußen und im Deutschen Reich. Marburg, 1993.
113. Schwartz, Ph. Wenden, ein Stapelplatz für den russischen Handel. In: Sitzungsberichte der
Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen Russlands aus dem
Jahre 1896. Riga, 1897.
114. Stieldorf, A. Zur Funktion von Stadtbefestigung auf Siegeln un Münzen. In: Beihefte zur
Mediaevistik, Bd. 15.: „vmbringt mit starcken turnen, murn”: Ortsbefestigungen im Mittelalter.
Frankfurt am Main, 2010.
115. Strods, H. Cēsis attīstītā un vēlā feodālisma laikā. Grām.: Cēsis senāk un tagad. Rīga, 1960.
116. Tarvel, E. Genesis of the Livonian Town in the 13th century. In: Prusy - Polska - Europa:
Studia z dziejow sredniowiecza i czasow wczesnonowozytnych. Torun, 1999.
117. Wenskus, R. Das Ordensland Preußen als Territorialstaat des 14. Jahrhunderts. In: Patze, H.
(Hrsg.) Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhunder, Bd. 1. Sigmaringen, 1970.
74
118. Zeida, A., Zeids, T. Amatniecības attīstība Cēsīs feodālisma laikmetā. Grām.: Vēstures
problēmas, 4. Rīga, 1961.
2.3. ZEITSCHRIFTEN UND ARTIKEL
119. Caune M. Viduslaiku naudas kaltuve Cēsīs. Druva, 1994, 9. jūlijs
120. Caune, M. Cēsis Livonijas ordeņa laikā. Vēsturiskās topogrāfijas problēmas. Latvijas Vēstures
institūta žurnāls, 1994, Nr. 2.
121. Caune, M. Cēsu senās ielas un to nosaukumi. Druva, 1994, 30. augusts
122. Endzelīns, J. Par Cēsu un Cesvaines vārdu. Grām.: Filologu biedrības raksti, 11. sēj. Rīga,
1931.
123. Heine, W. Die ehemalige St. Katkarinenkirche zu Wenden. Rigasche Stadtblätter, 1893, Nr.
11. (84.)
124. Heine, W. Von Alterthümern und Monumenten, wie auch verschiedenen Inscriptionen der
Dohm- oder St. Johanniskirche in Wenden. Rigasche Stadtblätter, 1895, Nr. 43. (86.)
125. Jenšs, J. Rīgas pilsētas tirdzniecība ar Pliskavu XVI un XVII g. simtenī. Izglītības Ministrijas
Mēnešraksts, 1937, Nr. 1.
126. Plāķis, J. Pilsāts- pilsēta. Izglītības Ministrijas Mēnešraksts, 1926, Nr. 4.
127. Lenz, W. Beziehungen zwischen Lübeck und Wenden (Livland) im 14. Jahrhunder. Zeitschrift
des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde, 1971, Bd. 51.
128. Švābe, A. Karolinas recepcija Latvijā un Igaunijā. Tieslietu Ministrijas Vēstnesis, 1936, 4.
burtn., 1936.
75
ANLAGEN Anlage 1
Der Burgberg der Wenden (Nussberg/Riekstu kalns) in Cēsis von Nordwesten. Vor der
Rekonstruktion
(2008. Foto des Autors)
Der Burgberg der Wenden (Nussberg/Riekstu kalns) in Cēsis von Norden. Nach der
Rekonstruktion
(2010. Foto des Autors).
76
Anlage 2
Die älteste Bebauung der Ortschaft Cēsis im 13. Jh.
(nach Apala, Z. Arheoloģiskie pētījumi Cēsu viduslaiku pils pagalmā un uzraudzība Jaunajā pilī
(Die archäologischen Forschungen im Hof der mittelalterlichen Burg von Cēsis und Aufsicht in der
Neuen Burg). Buch: Arheologu pētījumi Latvijā 2006.- 2007. gadā (Forschungen der Archäologen
in Lettland in 2006-2007). Riga, 2008, S. 103)
77
Anlage 3
Die Karte der Länder der Bürger der Stadt Cēsis des Jahres 1688
(nach Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte (Die Forschung des
Vorprojektes des historischen Zentrums der Stadt Cēsis), Teil 2, Band 2, Halbband 1. Riga, 1979.
(Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
78
Anlage 4
Ausgrabungen in der St.-Johannis-Kirche im Jahre 1937/38
(nach LNVM, Neg. Nr. 43596)
Ausgrabungen in der St.-Johannis-Kirche im Jahre 1937/38
(nach LNVM, Neg. Nr. 43596)
79
Anlage 5
Siegel der Stadt Cēsis von dem Jahr 1383
Siegel der Stadt Cēsis von dem Jahr 1504
(nach Sachssendahl, J. (Hrsg.) Est- und Livländische Brieflade, Bd. 4: Siegel und Münzen der
weltlichen und geistlichen Gebietiger über Liv-, Est- und Curland bis zum Jahre 1561 nebst Siegeln
einheimischer Geschlechter. Reval, 1887. S. 94)
80
Anlage 6
Die Stadt Cēsis und ihre Umgebung auf der Karte von Lindenhof (Liepas muiža). Die Zeichnung von E. Tolks im Jahre 1691
(nach Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18. Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu nosacījumi pilsētas
attīstībai (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt). Cesis, 2007, S. 160)
81
Anlage 7
Auf einem Hof in der Nähe der Stadt Cēsis gefundener Tonkrug des 16. Jhs. von Rheinland
(nach Apala, Z. Aizsardzības izrakumi Cēsīs, Dzirnavu ielā 33 (Schutzausgrabungen in Cēsis, Dzirnavu Straße 33). Buch: Zinātniskās atskaites sesijas materiāli par arheologu un etnogrāfu 1988. un 1989. gada pētījumu
rezultātiem (Materialien der wissenschaftlichen Berichtssession über die Ergebnisse der Forschungen der Archäologen und Ethnographen der Jahre 1988 und 1989). Riga, 1990, S. 19)
82
Anlage 8
Der Plan der Burg und der Stadt Cēsis. Die Zeichnung von J. A. Ulrich im Jahre 1693.
(nach Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18. Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu nosacījumi pilsētas
attīstībai (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der Stadt). Cesis, 2007, S. 156)
83
Anlage 9
Die Stadtmauer von Cēsis in der jetzigen Valnu Straße
(2008. Foto des Autors.)
Die Stadtmauer von Cēsis in der jetzigen Palasta Straße
(2008. Foto des Autors.)
84
Anlage 10
St.-Johannis-Kirche von Cēsis. 1793. Die Zeichnung von J.K. Broce.
(nach Broce, J. K. Zīmējumi un apraksti (Die Zeichnungen und Beschreibungen), Band 4: Latvijas
mazās pilsētas un lauki (Die Kleinstädte und Dörfer Lettlands). Riga, 2007, S. 17)
85
Anlage 11
St.-Katharina-Kirche von Cēsis. 1793. Die Zeichnung von J.K. Broce.
(nach Broce, J. K. Zīmējumi un apraksti (Die Zeichnungen und Beschreibungen), Band 4: Latvijas
mazās pilsētas un lauki (Die Kleinstädte und Dörfer Lettlands). Riga, 2007, S. 17)
86
Anlage 12
Fragment von dem Plan der Burg und der Stadt Cēsis. Aufschrift “Russischen Kirchen
Grund”. Die Zeichnung von J. A. Ulrich im Jahre 1693.
(nach Caune, M. Cēsis 14.-18. gadsimtā: plānojums, apbūve un iedzīvotāji (Cēsis in den 14. - 18.
Jahrhunderten: Planung, Bebauen und Einwohner). Buch: Quo vadis, Cēsis? Vēsture un mūsdienu
nosacījumi pilsētas attīstībai (Die Geschichte und heutige Voraussetzungen für die Entwicklung der
Stadt). Cesis, 2007, S. 156)
87
Anlage 13
Fragment der Karte der Länder der Bürger von Cēsis. Auf der ist im linken unteren Teil die St.-Georgs-Kirche zu sehen, unweit von dem Rauna-Tor ist die St.-Antonius-Kirche zu sehen. Die Zeichnung von E.Kelčs
im Jahre 1688.
(nach Zandberga, R. Cēsu pilsētas vēsturiskā centra pirmsprojekta izpēte (Die Forschung des Vorprojektes des historischen Zentrums der Stadt Cēsis), Teil 2, Band 2, Halbband 1. Riga, 1979. (Wird bei VKPAI PDCA aufbewahrt)
88
Anlage 14
Komtursiegel der Steinburg des Ordens von Cēsis im Jahre 1271
Komtursiegel der Steinburg des Ordens von Cēsis im Jahre 1306 und 1349
(nach Sachssendahl, J. (Hrsg.) Est- und Livländische Brieflade, Bd. 4: Siegel und Münzen der
weltlichen und geistlichen Gebietiger über Liv-, Est- und Curland bis zum Jahre 1561 nebst
Siegeln einheimischer Geschlechter. Reval, 1887. S. 75.)
89
Anlage 15
Handelswege in der Ostseeregion im Mittelalter.
(nach Bruns, F.& Weczerka, H. Hansische Handelsstraßen. Atlas. Köln, 1962. Karte VIII)
Die Forschung wurde im Rahmen des Projekts „Werte der Hanse für eine dauerhafte
Zusammenarbeit (HANSA)“ erarbeitet, das von Oktober 2015 bis Dezember 2018 verläuft. Das
Projekt wird mit der Unterstützung des Programms für die Zentrale Ostsee-Region 2014-2020
des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung umgesetzt, und sein Ziel ist, das Erbe des
historischen Hansebundes ins Heute zu übertragen.
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