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KavalloDas Schweizer Pferdemagazin I www.kavallo.chK
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Reiten mit Stil16 Seiten Mode pur – Die Trends für diesen Herbst/Winter
Nr. 10/2011 I 101. Jahrgang I CHF 10.–
EM Madrid Die grosse Aufholjagd der Schweizer Springreiter
Abenteuer SafariBotswanas wilde Tiere auf dem Pferderücken entdecken
EDITORIAL
Den Herbst stilvoll in Szene gesetzt
Kavallo 10/2011 3
enau einen Tag hatten wir Zeit, um das Shooting für das
Modespecial zur Herbst-/Wintermode ab Seite 34 durchzuführen. Ein Ver-schiebedatum gab es nicht. Es musste also alles klappen. Was zitterten wir, dass uns die Wettergötter auch wirklich wohlgesinnt sein würden ...Und sie waren es! Eine zauberhafte Herbststimmung begrüsste uns an diesem Morgen. Auch der Rest des Tages zeigte sich von der sonnigen Seite, die Bilder wurden wunder-bar. Doch das verdanken wir nicht nur diesem schönen Tag. Sondern auch dem grossartigen Einsatz aller
Corina HanyChefredaktorin
G Beteiligten. Felix Bühler stellte uns grosszügig die Kleider zur Verfügung. Auf Hofgut Albführen fanden wir nicht nur einen herrlichen Ort, sondern eine äusserst gastfreundliche Crew. Und Pferde, die modelten, als ob sie nie was anderes getan hätten. Vielen lieben Dank an alle, es war ein super Tag!
Herzlich, Ihre
Oben links: Die Fotografi n Katja Stuppia setzt alles ins richtige Bild. Neben ihr Manuela Gmür von Felix Bühler. Rechts: Rahel Felber schaut, dass die Frisur sitzt. Und Clea Zajc (unten) gibt dem Outfi t von Rahel das Finish.Fotos: Katja Stuppia, Kathrin Hefel
INHALT
Die grosse Sintflut in AvenchesEVENT Die Equus-Helveticus-Tage auf dem IENA-Gelän-de begannen sonnig. Doch dann kam der grosse Regen.
Keine Angst vor unbequemen VotenMENSCH & PFERD Mit ihrem Verein setzten sich drei junge Frauen lautstark für das Wohl der Pferde ein.
Wer will bei uns mitreiten?FOKUS Traditionsvereine finden kaum Nachwuchs. Innovative Konzepte sind gefragt. Die Berner machens vor.
Souveräne Aufholjagd an der EM in MadridSPORT Die Schweizer Springreiter sind schlecht gestartet. Der Sprung nach London gelang aber doch noch.
Vom Landturnier zum nationalen PlayerSPORT Was braucht es, damit ein Turnier gross wird? Die Veranstalter vom CSI Humlikon wissen es.
Eine Disziplin ringt um AnerkennungSPORT Ponyfahrer werden oft belächelt. Zu Unrecht, denn die Anforderungen an diesen Sport wachsen stetig.
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So kommt Ihr Pferd zu Ihnen
So stilvoll wird der Winter
London, wir kommen!
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INHALT
Editorial AufgaloppBücher/LeserbriefeLinksPferdemarktMarktanzeigenVorschau/Impressum
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5062666882
RedaktionTel. 055 450 50 60Fax 055 450 50 61redaktion@kavallo.ch
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AbonnementTel. 058 200 55 78Fax 058 200 55 79abo@kavallo.ch
KavalloDas Schweizer Pferdemagazin I www.kavallo.chK
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Reiten mit Stil16 Seiten Mode pur – Die Trends für diesen Herbst/Winter
Nr. 10/2011 I 101. Jahrgang I CHF 10.–
EM Madrid Die grosse Aufholjagd der Schweizer Springreiter
Abenteuer SafariBotswanas wilde Tiere auf dem Pferderücken entdecken
Neues aus der PferdeweltSTALLGEFLÜSTER Mehr Preisgeld in St. Moritz, Sieger und Verlierer im Sport und die Korrektur eines Fehlers.
Das grosse Modespecial auf 16 SeitenTITELGESCHICHTE Mit Farben und viel Eleganz bringt die Herbst-/Wintermode Stil in die Reitställe.
Die vielseitigen FreizeitreiterAUSBILDUNG Nur ein wenig ausreiten? Mitnichten. Freizeitreiter zeigen in 4 Disziplinen ihr Können.
Komm mal her zu mir!AUSBILDUNG Ihr Pferd spielt auf der Weide Katz und Maus mit Ihnen? Diese Übungen helfen garantiert!
Eintritte zu gewinnenAGENDA Kavallo verlost Tickets für die Olma in St. Gallen und für die Munich Indoors in München.
Afrika hoch zu Ross entdeckenFERNWEH Eine Safari in Botswana zu Pferd garantiert intensive Momente und wilde Tiere hautnah.
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DER DIREKTE DRAHT ZU
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Safari der besonderen Art in Botswana
Nachwuchs gesucht!
Eine Stimme für die Pferde
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Kavallo
TitelfotoKatja Stuppia fotografierte Annette Iten und Daria Zemp.
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AUFGALOPP
KinderträumeWie viele grosse Reitkarrieren begannen
auf einem solchen Holzpferdchen? Und wie viele Träume vom grossen Erfolg
blieben nur ein Traum? Wir wissen es nicht. Und träumen weiter.
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EVENT Equus Helveticus in Avenches, 15. bis 18. September 2011
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1 Land unterBegonnen hatte das Pferdefestival sonnig und gemütlich. Doch heftige Regenfälle machten den Reitern, Zuschauern und Organisatoren am Sonntag einen Strich durch die Rech-nung. So mussten einige Finaldurchgänge abgesagt werden. Zum Leidwesen der Veranstalter blieb der grosse Besucher-andrang dadurch aus. Die gute Stimmung unter den neu erkorenen Siegern konnte jedoch auch Petrus nicht trüben.
2 Fürstlicher SiegMit einer Note von 8,8 im Gesamteindruck holte sich Gilles Ngovan mit dem Hengst Fürstentraum (CH) den ersten Rang an der Schweizermeisterschaft der 4-jährigen Dressurpferde. Alle drei Grundgangarten überzeugten die Richter durch Schwung, Eleganz und Durchlässigkeit.
3 Vielseitige Freiberger Die stolzen und kräftigen Freiberger stellten auf dem IENA- Gelände ihr Können nicht nur bei den Holzrückwettbewer-ben unter Beweis. Diese Vierbeiner können nicht nur lange Holzstämme durch einen Parcours ziehen. Nein, auch in Spring- und Dressurprüfungen in Gymkhanawettbewerben und Fahrprüfungen zeigte sich die älteste Schweizer Pferde-rasse von ihrer besten Seite.
4 Wirbelnde Hufe Der Prix du Président vom Samstag gilt als das wichtigste Trabrennen des Jahres in der Schweiz. Gewonnen wurde das prestigeträchtige Rennen von Nimrod Boréalis mit Loïc Désiré Abrivard im Sulky. Die Schweizer Teilnehmer blieben ohne Chancen. Dies konnte die Wettfreudigkeit der zahlreichen Besucher am Samstag jedoch nicht trüben.
5 Packendes Duell Über dem Sprung des Zuchtverbandes der Schweizer Sport-pferde zum Sieg: In einem packenden Stechen und noch bei schönstem Sommerwetter konnte sich Céline Stauffer aus Bussy mit Smiley de Bussy (CH) bei den 5-jährigen Spring-pferden den Schweizermeistertitel erkämpfen.
Auf dem IENA-Gelände in Avenches wurden im Rahmen des Pferdefestivals Equus Helveticus die Schweizermeister bei den CH-Sportpferden gesucht. Doch nicht alle Sieger konnten auserkoren werden.
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Equus Helveticus in Avenches, 15. bis 18. September 2011 EVENTFo
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MENSCH & PFERD IG Pferdewohlergehen
«Manche Leute würden sich besser einen Töff kaufen»
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IG Pferdewohlergehen MENSCH & PFERD
s ist neun Uhr morgens und
die spätsommerliche Sonne
heizt den Sandplatz bereits
ordentlich auf. Wie schön wäre es da,
im Schatten die Morgenruhe zu ver-
längern. Denkt sich wahrscheinlich
auch Schimmelstute Cariño, die leicht
schläfrig neben ihrer Besitzerin Simo-
ne Steckholzer den Parcours absolviert:
mit gleichmässigem Tempo in einer
Schlangenlinie um mehrere Verkehrs-
kegel, weiter an Autoreifen vorbei
über mehrere Bodenstangen hin zu
einem Podest, auf das die Araberstute
routiniert und leichtfüssig aufsteigt.
Und dort seelenruhig stehen bleibt.
Auch dann noch, als Steckholzer ihr
eine raschelnde Plastikplane über den
Rücken legt und mehrere Hulahupp-
Reifen über ihren Kopf um den Hals
wirft.
Droht die Stute allzu energielos zu
werden, muntert ihre junge Besitze-
rin sie mit sanften, aber konsequen-
ten Anweisungen auf, doch bitte moti-
vierter mitzumachen. Und Cariño
folgt den Auforderungen. Weil sie Lust
dazu hat und nicht weil Ungemach
droht, wenn sie es nicht tut. «Genau so
soll es sein», meint Patricia Wegmann,
die das Geschehen vom Platzrand aus
zusammen mit Conny Vontobel beob-
achtet. Und genau so muss es auch
sein, denn Cariño ist sozusagen das
Aushängeschild und Maskottchen der
Interessengemeinschaft für das Wohl-
ergehen der Pferde. Gegründet im
Mai dieses Jahres von Simone, Patricia
und Conny.
Es gibt viel zu tunDie Ambitionen und Ziele der drei
Frauen aus dem Kanton Zürich sind
hoch: «Wir wollen ein Netzwerk aus
Pferdebesitzern, Pferdeliebhabern,
verschiedenen Ausbildnern, Thera-
peuten und Tierärzten aufbauen, das
sich über die ganze Schweiz und das
angrenzende Ausland erstreckt», er-
klärt die Präsidentin und Studentin
der Veterinärmedizin Conny Vonto-
bel. Ein Netzwerk, das so viele Men-
schen wie möglich mit dem nötigen
Wissen versorgt, damit sie pferdege-
recht handeln können.
So haben sich die drei denn auch
den Slogan «Wissen wirkt Wunder»
auf ihre Fahne geschrieben. «Wir be-
E
Engagiert, provokativ und mit Herzblut setzen sich drei junge Zürcherinnen für das Wohl der Pferde ein. Der Schlüssel dazu ist die Wissensvermittlung. Und so bieten sie erschwingliche Seminare an, in denen Selberdenken mehr als erwünscht ist.
Kavallo 10/2011 11
text Corina Hany fotos Katja Stuppia
Patricia Wegmann, Conny Vontobel und Simone Steckholzer
(v.l.) liegt nicht nur das Wohl von Stute Cariño am Herzen.
MENSCH & PFERD IG Pferdewohlergehen
ginnen dann einen unüberlegten Peit-
schenhieb auszuteilen, wenn wir
nicht mehr weiterwissen. Wenn wir
uns hilflos fragen, warum das Pferd
jetzt nicht das tut, was wir von ihm
wollen», sagt die Vizepräsidentin (und
ebenfalls angehende Tierärztin) Steck-
holzer. Sobald man aber wisse, wie ein
Pferd körperlich und vor allem auch
psychisch ticke, könne man ganz an-
ders, nämlich pferdegerecht mit sol-
chen Situationen umgehen, ergänzt
Patricia Wegmann.
Dies, so sind sich alle drei einig, ge-
schehe trotz vieler Fortschritte in der
Pferdeszene noch immer viel zu we-
nig. «Die Bilder, die ich immer wieder
auf Reitplätzen antreffe, sind oft
furchtbar. Da wird gezogen, gestossen
und mit Hilfszügeln das Pferd in die
gewünschte Position gezurrt», empört
sich Wegman. Was dies im Pferd drin
auslöse, so die ausgebildete Pferdever-
haltenstherapeutin, daran denke nie-
mand. Vielmehr werde die Schuld auf
den «Mistbock» abgeschoben, der ein-
fach nicht richtig funktioniere, er-
gänzt die 23-jährige Simone. Und
Wegmann (28) setzt nochmals an:
«Manchmal denke ich, die Leute wür-
den sich besser einen Töff kaufen.»
Eine harte LebensschuleAnzuecken und unbequem zu sein,
davor haben die drei Frauen definitiv
keine Angst. «Wir wollen die Men-
schen zum Denken, zum Diskutieren
anregen», sagt die Jüngste im Bunde,
die 20-jährige Conny. Kritisch sein,
sich selbst gegenüber und dem, was
man von Trainern und Fachleuten ge-
sagt bekomme. «Nur wer immer wie-
der hinterfragt, ob diese Herange-
hensweise auch wirklich für sich und
sein Pferd stimmt, kann angemessen
auf die individuellen Bedürfnisse sei-
nes Vierbeiners eingehen», betonen
alle drei energisch.
Einem Guru gedankenlos hinter-
herzulaufen, kommt nicht in Frage.
Denn einfach nur staunen und konsu-
mieren, das reicht nicht. «Ich muss
12 Kavallo 10/2011
Einen Match gefällig? Cariño «tschuttet» den Ball vor sich her.
Auch das Steigen gehört zum Repertoire
der beiden.
Seelenruhig nimmt Cariño die fliegenden Hula-Hoop-Reifen von Besitzerin Simone
Steckholzer entgegen.
«Wir werden dann grob, wenn wir nicht mehr weiterwissen.»Simone Steckholzer, Vizepräsidentin IG Pferdewohlergehen
Als Simone Araber Cariño kaufte, hatte die
Stute viel Schweres hinter sich. Heute
ist sie ein zufriedenes und motiviert
arbeitendes Pferd.
>>
IG Pferdewohlergehen MENSCH & PFERD
MENSCH & PFERD IG Pferdewohlergehen
14 Kavallo 10/2011
«Wir wollen die Menschen zum
Denken und Diskutieren anregen.»
Conny Vontobel, Präsidentin IG Pferdewohlergehen
Patricia Wegmann, Simone Steckholzer und Conny Vontobel (v.l.) setzen sich mit Leib und Seele für ihren Slogan ein.
IG Pferdewohlergehen MENSCH & PFERD
Kavallo 10/2011 15
verstehen, warum etwas funktioniert,
warum diese und jene Vorgehensweise
dem Wesen des Pferdes entspricht.
Denn nur so werde ich der Individuali-
tät des Pferdes gerecht. Und dazu muss
ich eigenständig denken», so Conny
Vontobel. Doch das, darin sind sich
alle drei einig (was überhaupt nicht
immer der Fall sei, wie sie lachend be-
tonen), sei zeitintensiv, anstrengend
und zeige immer wieder auf, wo die
eigenen Grenzen und Defizite liegen.
«Mit Pferden zu arbeiten, ist eine Le-
bensschule. Wer nicht bereit ist, durch
sie hindurchzugehen, lässt es besser
bleiben», sagt die äusserlich zart wir-
kende Präsidentin. In einem Ton, der
keine Widerrede duldet.
Der erste Coup gelingtUnd so vermittelt der Verein, der in-
zwischen 71 Mitglieder und 8 Partner-
mitglieder zählt, nicht nur Kontakte
zu den verschiedensten Experten, son-
dern lädt zu erschwinglichen Preisen
an die unterschiedlichsten Seminare
ein. Erschwinglich, weil Weiterbil-
dung nicht am knappen Budget schei-
tern soll. Was gerade bei jungen Rei-
tern, die der Verein besonders anspre-
chen will, schnell der Fall sein kann.
Den bisher grössten Coup ist den
drei Frauen mit dem Engagement des
Tierarztes Gerd Heuschmann gelun-
gen. So erschienen denn auch zahlrei-
che wissbegierige Rösseler kurz vor
den Sommerferien in Fehraltorf,
lauschten dem engagierten und pro-
vozierenden Rollkurgegner im Theo-
rieraum und schauten in der Reithalle
zu, wie der Deutsche mit Pferden und
Reitern arbeitet.
Neben der Theorie und dem passi-
ven Zuschauen soll die Praxisarbeit,
wo die Teilnehmer das Gelernte gleich
selbst ausprobieren können, künftig
durch Praxistage einen höheren Stel-
lenwert bekommen, erläutern die
Frauen ihre weiteren Pläne. Denn das
Wissen ist lediglich die Grundlage.
Erst das Anwenden und das Üben ma-
chen den (Pferde-)Meister.
Ob dieses Mal auch wieder ein Leckerli im Teppich steckt?
Es gehört zum Konzept, dass Simone Steckholzer nicht jedes Mal ein Guetzli hineinlegt.
Doch dieses Mal wartet eine fressbare Belohnung auf die Vollblutaraberstute.
FOKUS Vereinsleben
Traditionsvereine kämpfen um NachwuchsIm Militär hatten Pferde früher einen hohen Stellenwert. Heute sorgen Vereine dafür, dass die alte Reit- und Musiktradition nicht ausstirbt. Doch es fehlt an Nachwuchs. Ein Augenschein bei zwei Berner Truppen.
16 Kavallo 10/2011
text Sarah Forrer fotos Daniel Frischherz
Vom Aussterben bedroht: Immer weniger Junge finden Gefallen an militärischen Traditionen, wie sie bei den Dragonern 1779 gepflegt werden.
>>
Vereinsleben FOKUS
Der Marsch ertönt. Schon
schreitet der Trupp los, quer
über den Springplatz des Pferdesport-
zentrums NPZ in Bern. An der Spitze
der Fähnrich. Dahinter meist ältere
Herren in traditionellen Militäranzü-
gen. Die einen spielen Trompete, die
andern Horn. Auf einem Schimmel
sind zwei grosse Pauken angebracht.
Der Wallach zuckt nicht mit der Wim-
per, als sein Reiter mit dem Schläger
auf die tönernen Deckel schlägt. Die
Sonne steht hoch, es ist heiss. Dann
setzt die Musik aus. Aus dem hintern
Teil galoppieren rund 24 kostümierte
Reiter in Dreierformation heran und
stellen sich in einer Geraden auf. Ihre
Uniformen bestehen aus langen
schweren rot-gelben Mänteln und bei-
gen Hosen, Sporen an den Stiefeln
und (zum Teil) Perücken auf dem
Kopf. Der Schweiss rinnt ihnen über
die Stirn.
MännerfreundschaftenAn diesem Hitzetag im August fühlen
sich die Zuschauer 200 Jahre zurück-
versetzt. In Zeiten, als Ross und Reiter
noch in den Krieg zogen. Mann gegen
Mann. Schwert gegen Schwert. Es ist
das 20-jährige Jubiläum der Berner
Dragoner 1779. «Die Leitidee hinter
der Paradegruppe ist die Erhaltung
und Pflege der Kameradschaft, der Ka-
vallerietradition und die Liebe zu den
Pferden», erklärt der Quartiermeister
Franz Friolet. Sie sind die berittene Eh-
renformation des Staates Bern und
haben pro Jahr rund zehn gemeinsa-
me Auftritte.
Die meisten der 36 Aktivmitglieder
kennen sich noch aus ihrer Militärzeit
bei der Kavallerie. Alle sind aktive Rös-
seler und besitzen eigene Pferde. Eini-
ge haben sich beruflich den Pferden
verschrieben, anderen ist es ein ge-
liebtes Hobby. Alle drei Wochen tref-
fen sie sich zum Training im Berner
NPZ. «Auch wenn es für viele sehr zeit-
intensiv ist, unsere Trainings sind gut
frequentiert», sagt Friolet. Der Grund
liegt für ihn auf der Hand: «Wir sind
eine eingeschworene Gruppe», betont
er. Eine richtige Männerbande – die
meisten über 50 Jahre, eher Richtung
Pensionsalter. «Frauen sind zwar ger-
ne gesehen – bisher aber nur neben
dem Platz», sagt Friolet lachend.
Dies dürfte sich in Zukunft viel-
leicht ändern. Auch wenn die Aufnah-
me von Frauen heute kein Thema ist,
könnten personelle Engpässe doch
dazu führen. Denn der Verein hat ein
grosses Problem: Ähnlich wie die
Schweizer Bevölkerung herrscht bei
den Dragonern eine «Überalterung».
Zwar reitet ein Benjamin in der Grup-
pe mit. Max Scheidegger ist gerade
mal 17 Jahre alt. Er ist aber sozusagen
familiär hereingewachsen. Sein Gross-
vater ist Pierre-Eric Jaquerod, der Reit-
meister der Truppe. «Ich kam als Kind
schon immer zu den Trainings mit.
Für mich war klar, dass ich mal ein
Dragoner werde», sagt Max. Beim Jubi-
läum hatte er seinen ersten öffentli-
chen Auftritt. Und seine Augen strah-
len immer noch voller Stolz. «Für
mich sind die Dragoner eine Art Fami-
lie», betont er.
Militärischer TonEr ist einer der wenigen Jungen, die
Interesse an der alten Reittradition
zeigen. Friolet sieht dafür verschiede-
ne Gründe. Zum einen ist schon mal
die Zielgruppe klein: Junge Burschen
interessieren sich mehr für das runde
Leder als für Pferde. Und das Reitni-
veau der Dragoner verlangt einiges.
«Unsere Quadrillen haben es in sich.
Zudem finden die meisten Vorführun-
gen im Galopp statt. Da wird schon
mal ein Pferd heiss», sagt Friolet. Und
wenn sich junge Männer auf den Rü-
cken schwingen, haben sie meist an-
dere Ambitionen als Tradition. «Dann
wollen sie ihre Reitkünste an Turnie-
ren unter Beweis stellen.»
Dazu kommt der militärische Hin-
tergrund. Bei den Berner Dragonern
ist bis zum Stiefelspitz alles exakt ge-
regelt. Sogar die Sporengrösse ist vor-
gegeben. Um die Kostüme und Sättel
D
Kavallo 10/2011 17
Wer will in diese Uniform schlüpfen? Auch die Berner Bereitermusik sucht Nachwuchs.
FOKUS Vereinsleben
so nah wie möglich den Vorbildern
des letzten Jahrhunderts anzupassen,
leiden schon mal Pferd und Reiter.
Denn die Paradesättel sind hart und
unbequem. «Nach einer Aufführung
kann man am nächsten Tag fast nicht
mehr laufen», sagt Friolet lachend.
Und die weichen Pferdemäuler müs-
sen sich an die harten, ungebroche-
nen Stangentrensen erst gewöhnen.
Kombipaket Reiten und MusikIm Vergleich dazu herrschen bei der
Berner Bereitermusik geradezu locke-
re Regeln. Zwar sind die Kostüme
auch vorgegeben – bei grösster Hitze
wird der Kittel umgezogen –, doch bei
den Sätteln hat der Komfort gesiegt.
Vereinzelt sieht man auch weibliche
Gesichter unter den Mitgliedern. Der
Verein hat rund 50 Aktivmitglieder,
von denen 25 bei der berittenen For-
mation mitmachen. Die meisten kom-
men vom Musizieren und lernen das
Reiten erst von der Reitlehrerin des
Vereins.
Eigene Pferde besitzt niemand. Sie
können für ihre Trainings und Auf-
tritte die Pferde des Nationalen Pfer-
dezentrums ausleihen. Doch auch die
Berner Bereitermusik hat Nachwuchs-
probleme – und zwar an zwei Fronten.
«Wir brauchen nebst den Reitern auch
immer geeignete Pferde», sagt Marc
Reber, Präsident des Vereins.
Deswegen hat der 110-jährige Ver-
ein vor sechs Jahren die Strukturen
geändert. «Junge Leute fehlten fast
gänzlich bei uns», sagt Reber. Sie über-
legten, wie man an junge Musik- und
Pferdebegeisterte rankommt. Und
gründeten deswegen eine Musikschu-
le. Heute hat der Verein drei Standbei-
ne: eine berittene und eine konzertan-
te Formation plus die Musikschule.
Wer will, kann sich für wenig Geld auf
einem Blasinstrument ausbilden las-
sen und zusätzlich das Reiten bis zum
Brevetniveau erlernen.
Die spezielle Ausbildung zeigt ers-
te Früchte: In den letzten Jahren sind
sechs neue, junge Mitglieder dazuge-
Um dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken, dürfen
bei der Berner Bereitermusik auch Frauen mitmachen.
Zwei in einem: Jugendliche erhalten bei den Bernern Musik- und Reitunterricht.
18 Kavallo 10/2011
kommen. So auch der 14-jährige Juli-
an, der Jüngste der Gruppe. Das Reiten
hat er hat im Verein gelernt. Und es
macht ihm Spass. «Die Verbindung
zwischen Pferd und Musik fägt», sagt
der junge Mann lachend. Ähnlich se-
hen es die anderen Jungen im Verein.
Dass die Altersspanne von 14 bis 75
reicht, stört sie gar nicht. Im Gegen-
teil. «Die Stimmung bei uns ist sehr
gut. Wir lernen gegenseitig voneinan-
der», findet Julian.
Der erste Eindruck zähltBei den Vierbeinern dauert die Inte-
gration länger. Es ist nicht immer ein-
fach, geeignete Pferde für die Musik
zu finden. Diese müssen ihre Seelen-
ruhe bewahren, auch wenn der Reiter
ins Horn bläst oder auf die Trommel
schlägt.
Christine von Steiger, die Reitmeis-
terin des Vereins, weiss genau, worauf
sie schauen muss. «Es ist der erste Ein-
druck, der zählt», sagt sie. Neue Pferde
werden zuerst in die Halle geführt. Je-
mand spielt vom Boden aus ein Instru-
ment. «Wenn das Pferd schon dann
nervös wird und fast durchdreht, brin-
gen wir es wieder in den Stall. Dann
macht es keinen Sinn», betont von
Steiger. Andere sind neugierig, be-
schnuppern das Blech und bleiben ru-
hig. Das sind potenzielle Kandidaten.
«Diese müssen behutsam in die Grup-
pe integriert werden», sagt von Stei-
ger. Bis ein Pferd bereit für die ersten
Auftritte, gehe es einige Monate.
Im Moment verfügt die Bereiter-
musik über rund 30 Pferde. Diese neh-
men mit ihren Reitern an Festumzü-
gen, Galashows oder Gastauftritten
bei Reitvereinen teil. Dass daneben
auch Freundschaften entstehen, zeigt
das Beispiel des Präsidenten. Er ist seit
über 30 Jahren mit dabei und hat im
Verein seine heutige Frau kennenge-
lernt. Mittlerweile haben sie zwei Kin-
der, wbei die Tochter schon begeistert
reitet. Und wer weiss, vielleicht tritt
sie eines Tages in die Fussstapfen ihres
Vaters.
Nicht nur die Ausrüstung ist genau vorgeschrieben, auch jedes Manöver
hat seinen exakten Ablauf.
Militärischer Drill: Akkurates Aufstellen gehört zu den Grundformationen der Berner Dragoner 1779.
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SPORT EM Madrid
Der gute Teamgeist bringt die Schweizer nach London
n der Schlussrunde des EM-Einzel-
finals ereignete sich ein Springreit-
Erdbeben: Weil das Nervenkostüm des
Holländers Gerco Schröder nicht hielt,
kamen der Schwede Rolf-Göran Bengts-
son mit der 16-jährigen Stute Ninja zu
Gold, der Deutsche Carsten-Otto Nagel
mit Corradina wie vor zwei Jahren in
Windsor zu Silber und der Engländer
Nick Skelton mit Carlo zehn Jahre nach
seinem Genickbruch zu Bronze. Für
den bedauernswerten Schröder blieb
wegen des gefallenen Holzes am aller-
letzten Hindernis nur der vierte Platz.
In London liegt die Stange hochFür die Schweizer endete die EM nach
einer feinen Aufholjagd im ersten GP-
Kurs mit Platz 10 für Beat Mändli mit
Louis und Rang 16 für Pius Schwizer
mit Carlina. Mändli scheiterte im
zweiten Finalkurs am mittleren
Sprung der Dreierkombination, als
der temperamentvolle Oldenburger
Louis mit der Hufspitze leicht tou-
chierte. Schwizers Holsteiner Stute
Carlina verzeichnete nach einem im-
posanten und fehlerfreien ersten Um-
gang zwei Abwürfe.
Es ist erst das fünfte Mal seit 1975,
dass die Schweizer Springreiter keine
EM-Medaille gewonnen haben. Immer-
hin haben sie mit Rang 6 im Team-
Wettbewerb die Olympia-Qualifika-
tion für London geschafft und damit
ihr saisonales Primärziel erreicht. Sie
haben aber erfahren, dass Ruhm und
Edelmetall in London 2012 eine Stan-
ge höher liegen werden.
Die Qualität reicht noch nichtZum siebten Mal sicherte sich Deutsch-
land mit Carsten-Otto Nagel/Corradina,
Marco Kutscher/Cornet Obolensky,
Janne-Friederike Meyer/Lambrasco und
Ludger Beerbaum/Gotha Mannschafts-
gold vor Frankreich und Grossbritan-
nien. Das nach dem ersten Nationen-
preis-Umgang führende Holland fiel
noch auf den undankbaren vierten
Platz zurück, holte aber wie Schweden
und die Schweiz die letzten Olympia-
Tickets für die Europäer.
Nach dem Tiefpunkt im Vorjahr an
der WM in Lexington/Kentucky (13.)
und Umbesetzungen in der Equipe
und in der Entourage haben sich die
Schweizer in diesem Jahr unter der
neuen Leitung von Teamchef Urs Grü-
nig aufgefangen. Sie haben, eher uner-
wartet, den direkten Wiederaufstieg
von der Promotional League in die Top-
Liga realisiert, was für die erstarkte
Breite im Kader spricht. «Ich habe ins-
gesamt 20 Reiter berücksichtigt und
den Fächer geöffnet», sagte Grünig.
«Ich bin erleichtert und stolz, dass wir
in Madrid die Olympia-Qualifikation
geschafft haben. Dies gelang nur we-
gen des intakten Teamspirits und der
Erfahrung unserer Reiter. Wir konnten
mit dem Erwartungsdruck umgehen
I
Die Schweizer Springreiter starteten auf dem falschen Fuss ins Turnier an der EM in Madrid. Doch mit einer Aufholjagd sicherte sich die Mannschaft Rang 6 im Team-Wettbewerb und damit das Ticket für Olympia. Wer diese Reise allerdings antritt, ist noch völlig offen.
20 Kavallo 10/2011
text Peter Wyrsch foto Jacques Toffi
und steigerten uns sukzessive. Eine
EM-Medaille lag aber ausser Reichweite
und war kein Thema. Dazu fehlten uns
Glück und Qualität.»
Die Schweizer vermochten sich
nach dem total verpassten Jagdsprin-
gen und dem Versagen von Steve Guer-
dat als Startreiter stetig zu steigern.
Nach jeder Runde rangierten sie zwei
Plätze weiter vorne. Vom zehnten
Platz nach dem Zeitspringen rückten
sie im Nationenpreis über den achten
schliesslich auf den sechsten Rang vor
und vermochten den letzten freien
Olympiaplatz noch auf Kosten von Ir-
land zu ergattern. Die hinter den Me-
daillenrängen platzierten Holländer
(4.) und Schweden (5.) lagen ausser
Reichweite, die EM-Medaillengewin-
ner Deutschland, Frankreich und
Grossbritannien ohnehin. Die in Mad-
rid vor den Schweizern rangierten
Teams zählen im nächsten Jahr in Lon-
don zusammen mit den USA, Kanada
und den weiter erstarkten und kauf-
kräftigen Vertretern aus Saudi-Ara-
bien zu den Medaillenanwärtern. Die
Schweiz, in der in Madrid gezeigten
Verfassung, nicht.
Der Ärger mit der ZeitEher unerwartet war in Madrid Beat
Mändli die verlässlichste Kraft. Sein
zehnter Rang im EM-Einzelklasse-
ment ist Indiz hierfür. Drei der fünf
Umgänge beendete er fehlerlos. Den-
EM Madrid SPORT
Kavallo 10/2011 21
Beinahe hätten die Schweizer die Olympia- Qualifikation verstolpert (im Bild Clarissa Crotta mit
Westside). Am Ende reichte es aber doch noch.
>>
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Kavallo
EM Madrid SPORT
noch haderte er mit Blick auf die
Rangliste leicht: «Louis’ Leistung war
erstklassig. Ich habe noch Fehler ge-
macht. Wenn man so nahe an einer
Medaille ist, sticht es schon ein wenig.
Hätte ich den Wassergraben im ersten
Nationenpreis-Umgang besser ange-
ritten und keinen Zeitfehler gehabt,
wäre ich nun Zweiter.»
Wer fährt nach Olympia?Der Schaffhauser zeigte aber, dass er
ein Klassereiter ist, Verantwortung
übernimmt und Druck standhält. Und
dies mit dem temperamentvollen
Louis, der wohl ein gutes Pferd, aber
kein Weltklassepferd wie Pius Schwi-
zers Carlina ist. Der Weltranglisten-
Zehnte hat mit Platz 16 seine eigenen
Erwartungen nicht erfüllt. «Pius war
solide, aber nicht Spitze, wie wir ei-
gentlich erwartet hätten», beurteilte
Grünig. Carlina-Besitzer François Lei-
ser bemerkte, dass Pius mit Carlina
mehr erreichen müsste. Die totale
Harmonie und das gegenseitige Ver-
trauen zwischen den beiden Lebewe-
sen müssen noch verfeinert werden.
Steve Guerdat enttäuschte. Der Ju-
rassier ist wohl ein Klassereiter, steht
sich mit seinem übertriebenen Ehr-
geiz selbst im Wege. Und die Tage sei-
ner 14-jährigen Franzosen-Stute Jalis-
ca Solier sind gezählt. Wie sagte doch
Equipenchef Grünig: «Jalisca bestritt
in Madrid ihr letztes Championat.»
Die Tessinerin Clarissa Crotta war mit
Westside ein Ausfall. Sie zog, mit Aus-
nahme des zweiten Nationenpreis-
Umgangs, eine schlechte Woche ein.
«Um an die Spitze zu kommen, feh-
len uns Reiter und Pferde», fasste Grü-
nig zusammen. Diverse Paare werden
für Olympia gesichtet. Es muss sich
etwas bewegen.» Im Fokus stehen
nebst den EM-Reitern auch andere Na-
men wie Werner Muff mit Kiamon,
Janika Sprunger mit Uptown Boy oder
Paloubet d’Halong, Claudia Gisler mit
Touchable, Simone Wettstein mit
Cash and Go und Niklaus Schurten-
berger mit dem Cantus-Nachfolger Fif-
ty Fifty. Und wer weiss, vielleicht er-
wirbt ein Schweizer Besitzer für einen
Schweizer Reiter bis Ende Jahr ein
Olympia-taugliches Pferd.
Das Pech des Gerco SchröderGold lag für den kleinen Holländer
Gerco Schröder vor der finalen, zwei-
ten GP-Runde eigentlich schon bereit.
Der Sieger des Global Champions GP in
Rio (320 000 Euro Preisgeld) führte mit
seinem Holsteiner New Orleans die
Zwischenrangliste an, weil seine engs-
ten Medaillenrivalen am selben Oxer
im ersten Durchgang gescheitert wa-
ren. Einen Abwurf hätte sich der jüngs-
te der drei reitenden Schröder-Brüder
vor seinem Schlussritt und nach erneu-
ten Abwürfen von Nagel und Skelton
leisten können.
Doch da spielten Gercos Nerven
nicht mit. Zunächst setzte er eine Stan-
ge eines Oxers in den Sand und just am
letzten Sprung der EM, als Gold auf
dem Silbertablett bereitlag, patzte
New Orleans nochmals: Acht Punkte,
alles aus, nur Rang 4.
Es lachten andere, insbesondere
der 49-jährige Schwede Rolf-Göran
Bengtsson, der mit Ninja als Vierter
vor der Schlussrunde erneut fehlerlos
blieb und seine Konkurrenten damit
unter Druck setzte. Mit der 16-jähri-
gen Holländer Stute, die einst im Be-
sitz von Pius Schwizers Stallpartner
Armin Uebelhard in Oensingen war,
gewann der ruhige schwedische Stilist
vor vier Jahren in Hongkong hinter
Eric Lamaze (Ka) Olympia-Silber. Und
vor zehn Jahren hat der Stallpartner
des Dänen Bo Kristoffersen in Breiten-
burg im Norden Deutschlands mit
Pialotta EM-Bronze im Einzel und -Sil-
ber mit der schwedischen Equipe ge-
wonnen.
Gold für ältestes EM-Pferd«Ninja war das älteste EM-Pferd, aber
in der Form ihres Lebens. Ich bin ein
überglücklicher Mensch und danke
Pferdebesitzer Alfonso Romo, der mir
Ninja zur Verfügung stellt», sagte der
Europameister. Er setzt die sehr leicht
und sauber springende Stute sehr
sparsam ein und blieb auch cool, als
er sich am Freitag nach einem Missge-
schick im ersten Nationenpreis-Um-
gang ärgerte. «Mein Dank gilt auch
meinen Rivalen. Hätten sie nicht Ner-
ven gezeigt und Fehler begangen,
wäre ich nicht noch an die Spitze ge-
rutscht.»
SPORT CSI Humlikon
Ein Turnier ist erwachsen geworden
inter dem CSIO St. Gallen
und den Hallenturnieren in
Zürich, Basel und Genf hat
sich der CSI Humlikon etabliert und
den CSI Ascona punkto Attraktivität
und Anziehungskraft überflügelt. Dem
aktiven Springreiter, Trainer und Pfer-
dehändler Paul Freimüller ist es zu-
sammen mit Co-Präsident Fritz Pfänd-
ler und Vize-Präsident Gerold Mändli
gelungen, im 450-Seelen-Dorf im Be-
zirk Andelfingen ein sportlich hochste-
hendes Turnier zu veranstalten.
Vom Landconcours zum CSIDer CSI Humlikon ist langsam, aber
stetig gewachsen. Obwohl er mittler-
weile mit einer Gesamt-Preissumme
von nahezu einer Viertelmillion Fran-
ken zu den höchstdotierten Dreister-
ne-Turnieren Europas zählt, sind der
Charme und die gemütliche, familiä-
re Ambiance geblieben. «Sportlich
und organisatorisch ist das Turnier
Spitze. Nur die Zeltboxen sind etwas
weit weg», meint Beat Mändli. Und Pi-
us Schwizer ergänzt: «Freimüller und
Co. veranstalten wirklich ein tolles
Turnier. Dementsprechend ist auch
der internationale Zuspruch», was
auch Co-Präsident Fritz Pfändler be-
stätigt: «Die Startanfragen übertrafen
unsere Kapazität bei weitem. Die Reso-
nanz ist unser grösstes Kompliment.»
Der rutschfeste Sandboden, die Par-
cours von Rolf Lüdi, die Ausschreibun-
gen und das Einhalten des zeitlichen
Rahmens tragen dazu bei, dass die Ath-
leten gerne wiederkommen. Die Zu-
schauer hingegen ziehen die gediegene,
überschaubare Atmosphäre, die «Metz-
gete», die Riders- und CSI-Partys sowie
das CSI-Musikstadel mit Stars wie Andy
Borg, Sarah Jane, Florian und Seppli, Ni-
na Burri und Nik P («Ein Stern, der dei-
nen Namen trägt») an. 16 500 Zuschauer,
allein 4000 am GP-Sonntag, machten
Humlikon dieses Jahr bei herrlichem
Spätsommer-Wetter ihre Aufwartung.
Mut zum Risiko«Unser Drei-Säulen-Konzept mit Spitzen-
sport, Spitzenunterhaltung und Spitzen-
kulinarik hat sich bewährt», fasst Fritz
Pfändler zufrieden zusammen. «Wir ha-
ben vor 17 Jahren mit einem bescheide-
nen Hallenconcours begonnen und ent-
schlossen uns zur Jahrhundertwende,
Einst als kleines Hallenturnier gestartet, hat sich der Maurice Lacroix CSI in Humlikon im Zürcher Weinland zu einem grossen Dreisterne-Freiluftturnier entwickelt. Doch mit dem Wachstum ist jetzt Schluss. Warum, erklärt Co-Präsident Fritz Pfändler.
24 Kavallo 10/2011
text Peter Wyrsch fotos Valeria Streun
>>
Vor wenigen Jahren sah das Turniergelände noch
anders aus. Heute hält die Arena des CSI Humlikon mit den Grossen der Szene mit.
XXXX XXXX
Kavallo 10/2011 25
CSI Humlikon SPORT
SPORT CSI Humlikon
auf dem neuen grossen Sandplatz ein
Freiluftturnier zu veranstalten.» Nach
drei nationalen Concours und offizieller
Anerkennung als bestes nationales Tur-
nier wagten die Veranstalter mit Hilfe der
Uhrenmanufaktur Maurice Lacroix den
Sprung zum internationalen Event. Risi-
ko und Aufwand haben sich gelohnt, Der
Zuspruch ist gross und das Budget, das
sich zwischen 700 000 und 900 000 Fran-
ken bewegen dürfte, liegt im Rahmen.
Mammutprogramm in 7 TagenPfändler: «Vergrössern können und
werden wir wegen der beschränkten
Infrastruktur nicht. Es gilt, in den
nächsten Jahren den Status zu halten,
selbsttragend zu wirtschaften und zu
optimieren, wo es noch zu optimieren
gilt. Unser Bestreben ist es, den CSI
nachhaltig zu erhalten und weiter auf
zahlreiche Standbeine abzustützen.»
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Arthur Gustavo da Silva gewann mit der 16-jährigen Stute La Toya
den Grand Prix von Humlikon.
Das Turnier mit Titelsponsor Maurice
Lacroix hat sich seit dem ersten inter-
nationalen Auftritt 2005 stets weiter-
entwickelt und gesteigert. Der sport-
liche Anlass ist äusserst vielfältig und
vereinigte in diesem Jahr an sieben
Tagen rund 1500 Starts in 32 Springen
in diversen Kategorien. Das sportliche
Mammutprogramm mit Prüfungen
für Amateure, Senioren, regionale, na-
tionale und internationale Reiter
brachte manchen Höhepunkt. Der mit
einer Gesamtpreissumme von 241 000
Franken ausgeschriebene CSI, eines
der höchstdotierten Dreisterne-Turnie-
re Europas, gipfelte im Grossen Preis.
«Tuca» räumt gross abDer Maurice Lacroix Grand Prix, mit
einer Preissumme von 60 000 Fran-
ken dotiert, wurde zum fünften Mal
von einem einheimischen Reiter ge-
gen namhafte internationale Kon-
kurrenz gewonnen. Nach Urs Fäh
(2005), Markus Fuchs (2007), Céline
Stauffer (2008) und Steve Guerdat
(2010) trug sich der seit Mai 2010 für
die Schweiz reitende Brasilianer Ar-
thur Gustavo da Silva (32) in die Sie-
gerliste ein.
Mit der 16-jährigen, hektischen,
aber unglaublich kämpfenden Stute La
Toya von Besitzer Adolfo Juri unterbot
der nur 165 cm kleine «Tuca» als Letzt-
startender in der zweiten GP-Runde die
Zeit des Holländers Jan-Hendrik Schut-
tert mit Up to Date noch rund um eine
halbe Sekunde. Ein Sieggeld von 20 000
Franken belohnte den Angriffsritt des
im thurgauischen Mattwil lebenden
zweifachen Familienvaters, der seit
Markus Fuchs’ Rücktritt dessen Pferde
reitet und im Stall Ahorn in der Spis-
egg bei St. Gallen eingemietet ist.
Mit Einsatz zum Erfolg (v. l.): die OK-Präsidenten Fritz Pfändler und Paul Freimüller sowie OK-Vizepräsident Gerold Mändli.
CSI Humlikon SPORT
itte August wurden in Lau-
sanne die Schweizer Meis-
ter im Fahren erkoren. Dabei kämpften
auch die Ponyfahrer um Medaillen. Bei
den Zweispännern gewann Christof
König und bei den Einspännern Cedric
Scherrer. Beide Fahrer haben Hafl inger
im Gespann und betreiben den Pony-
fahrsport als Erwachsene. Das gilt
auch für die weiteren Medaillengewin-
ner. Im Gegensatz zum Reitsport gibt
es beim Fahren keine Altersbeschrän-
kung, sodass viele Fahrer ein Leben
lang mit Ponys starten. Seit 2003 gibt
es auch offi zielle FEI-Weltmeisterschaf-
ten der Pony-Gespannfahrer; sie fi nden
dieses Jahr im slowenischen Lipica
statt (siehe Box rechts). Bei jeder Aus-
tragung werden die Starterfelder etwas
grösser und die Spitze wird breiter, so-
dass auch bei den Ponys bis zum
Schluss mit voller Konzentration um
die Medaillen gekämpft werden muss.
In Lipica sind über 90 Fahrer aus 19
Nationen am Start. Im Gegensatz zu
den Pferden werden die Einzeltitel der
Ein-, Zwei- und Vierspänner innerhalb
desselben Turniers vergeben. Für die
Mannschaftswertung zählt von jeder
Gespannsart ein Resultat. Diese Formel
M
SPORT Ponyfahrer
28 Kavallo 10/2011
führt dazu, dass der Sport in den Teil-
nehmerländern in der ganzen Breite
gefördert wird.
Hohes Können ist gefragtLeider kann die Schweiz trotz gezielter
Nachwuchsförderung auch dieses Jahr
keinen Vierspänner entsenden und
wird darum keine Mannschaft stellen
können. Nichtsdestotrotz sind vier
Schweizer Gespanne am Start, die
durchaus internationales Potenzial ha-
ben. Das Team ist eine gute Mischung
aus Erfahrung und Jugend. Marjorie
Magnin und Doris Schmid bringen be-
Der Ponyfahrsport hat in der Schweiz eine kleine, aber solide Basis auf beachtenswertem Niveau. Im Gegensatz zum Reitsport ist das Fahren mit Ponys keineswegs nur Jugendlichen vorbehalten.text und fotos Claudia A. Meier
Von kleinen Athleten mit grossen Kämpferherzen
>>
Ponyfahrer SPORT
Kavallo 10/2011 29
ÜBERRASCHUNG IN LIPICA
Bei besten Bedingungen kämpften in Lipica vom 22. bis 25. September die Ein-, Zwei- und Vierspänner mit ihren Ponys um Medaillen. Bei den Einspännern ist das Podium eine Überraschung: Es gewinnt die Dänin Kristina Klindt vor Susanne Ankermark (SWE) und Suzy Stafford (USA). Die einzige Schweizerin, Doris Schmid, belegt den guten 7. Rang. Dieter Baackmann (GER) heisst der Sieger bei den Zweispännern. Bester Schweizer ist in dieser Kategorie Christof König auf Rang 11. Ein bekannter Name steht bei den Vierspännern zuoberst: Bram Chardon, der Sohn des erfolgreichen Vierspän-nerfahrers Ijsbrand, gewinnt Gold. In der Mannschaftswertung verteidigt Deutschland seinen Titel klar vor den Niederlanden und den USA.
An der Ponyfahr-WM 2011 in Lipica belegt
Doris Schmid als beste Schweizerin Rang 7.
reits einige WM-Erfahrung mit, und
auch der Youngster im Team, der
20-jährige Yannik Scherrer, absolviert
seine zweite Weltmeisterschaft. Zum
ersten Mal an einem internationalen
Titelkampf ist Christoph König. Diese
vier Fahrer haben sich an verschiede-
nen Selektionsturnieren für die Welt-
meisterschaften empfohlen. Das Ni-
veau im internationalen Ponysport ist
in den letzten Jahren stark gestiegen
und der Trainingsaufwand, um sich
international zu etablieren, ist genau
gleich hoch wie bei den Grosspferden.
Das hat auch das internationale Pony-
turnier im niederländischen Gieth-
men – mit über 80 Gespannen am Start
– gezeigt.
Spöttische KommentareAuf die Frage, warum sie mit Ponys fah-
ren, geben die Sportler keine einheit-
liche Antwort. So sehen Ponys für den
S-Fahrer Willi Schwarz handlicher aus,
sind es aber nicht. Auch wenn man im
Gegensatz zu Grosspferden auf Augen-
höhe ist, stellen sie genau gleich grosse
Ansprüche an das Können der Fahrer
wie Pferde. Schwarz fährt seit 2000
mit Hafl ingergespannen turniermäs-
sig und startet auch international. Er
ist unter anderem bei den Hafl ingern
geblieben, weil ihm Kollegen immer
wieder zu einem Wechsel geraten ha-
ben und bezweifelten, dass er mit den
Blondschöpfen Erfolg haben könnte. Er
wollte ihnen das Gegenteil beweisen
und hat es geschafft.
Der Fahrrichter und Parcoursbauer
Fredy Meyer wird von seinen Richterkol-
legen immer wieder etwas spöttisch ge-
fragt, wann er eigentlich im Sinn habe,
zu «richtigen Pferden zu wechseln». Das
zeigt, dass die Ponyfahrer immer noch
nicht überall ernst genommen werden,
was eben genau daher kommt, dass Po-
nys in der Schweiz als Einsteiger- oder
Kinderreittiere gelten. Meyer ist über-
zeugter Ponyfahrer, obwohl er sozusa-
gen «aus der Not» zum Ponyfahrsport
kam. Er hatte als ehemaliger Distanzrei-
ter zwei Vollblutaraber im Stall, die Po-
nymass aufwiesen.
Heute fährt er erfolgreich einspän-
nig mit selber ausgebildeten, hoch im
Blut stehenden Reitponys Turniere auf
höchstem Niveau. Gemäss Schweizer
Reglement ist es nicht gestattet, dass
Ponys und Grosspferde bei offiziellen
nationalen Prüfungen in der gleichen
Prüfung starten. Diese Trennung kam
seinerzeit auf Druck der Pferdefahrer
zustande, da die Ponygespanne in den
Hindernissen meist schneller waren
als die Pferde. Diese Trennung besteht
bis heute und wurde nur bei Mehr-
spänner-Haflingergespannen teilweise
etwas gelockert, da die Grösse in deren
Zuchtziel heute flexibler gehandhabt
wird. Diese Trennung hat sicher ihre
Berechtigung, aber ob es wirklich so
ist, dass Ponys gegenüber Grosspferden
nur Vorteile haben, ist eine andere Fra-
ge. Es hat sich gezeigt, dass die Ponys in
der Dressur oft einen schwereren
Stand haben. Es ist natürlich so, dass
bei Verstärkungen nicht derselbe
Schwung zu sehen ist, denn bei kürze-
ren Beinen oder einem kleineren Rah-
men ist nicht der gleiche Raumgriff
möglich wie bei einem grossen Warm-
blüter. Gerade bei kleinen Ponys ist die
Versammlung aufgrund des Gebäudes
der Tiere oft nicht einfach und ver-
langt vom Fahrer viel Erfahrung und
Können.
Die beliebtesten PonysDiese technische Trennung hat in der
Fahrsportszene bewirkt, dass die Pony-
fahrer einen in sich geschlossenen Teil
bilden. Von vielen Fahrern ist zu hö-
ren, dass ihnen der Zusammenhalt
und die Freundschaft untereinander
sehr wichtig sind. Dass das funktio-
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In der Schweiz sind Haflinger die Favoriten bei den Ponyfahrern (hier Schweizermeister
Christof König mit seinem Gespann).
niert, zeigte sich an der Schweizer
Meisterschaft in Lausanne, als das
Fahrzeug eines Teilnehmers ohne eige-
nes Verschulden in einen Unfall verwi-
ckelt und beträchtlich beschädigt wur-
de. Innert kurzer Zeit organisierten die
Fahrkollegen den Rücktransport seines
Ponys und des Materials.
In der Schweiz sind es zehn bis 15
Gespanne, die das Niveau erreicht ha-
ben, um sich für eine Schweizer Meis-
terschaft zu qualifizieren oder ein in-
ternationales Turnier zu bestreiten. So
waren 2010 im österreichischen Bre-
genz an einem international gut be-
setzten Turnier zwölf Schweizer Ge-
spanne am Start. Doris Schmid gewann
dabei die Prüfung der Einspänner, und
Christof König fuhr als Vierter bei den
Zweispännern knapp am Podest vorbei.
Hinter dieser Spitze bildete sich in
den letzen Jahren eine solide Basis auf
Brevet- und L-Niveau. Zu den Entde-
ckungen dieser Saison gehört sicher
Andrea Dietiker, die mit ihren zwei
Shettys nicht nur einmal ihren Kon-
kurrenten das Fürchten lehrte. Aller-
dings ist sie mit den kleinen Ponys
eher eine Ausnahme, denn die meisten
Starter setzten Ponys ein, die nahe am
Endmass sind, also gegen 148 Zentime-
ter ohne Eisen. Am häufigsten sieht
man in der Schweiz Haflinger. Auch
Reit- oder Welshponys finden sich oft
auf den Startlisten. Natürlich sind alle
Ponyrassen zugelassen, wenn sie die
reglementarischen Voraussetzung er-
füllen, sprich, je nach Disziplin, eine
gewisse Mindestgrösse aufweisen.
Die Erfahrung der letzten Jahre
zeigt, dass der Ponyfahrsport in der
Schweiz an Popularität gewinnt, wenn
es auch immer noch Kreise gibt, die
den Sport belächeln. Sicher sind Ponys
für den Einstieg in den Fahrsport ge-
eignet, aber die Entwicklung beweist,
dass das Ponyfahren eine ernst zu neh-
mende Disziplin ist, die Können, viel
Training und Ausdauer verlangt. Wie
bei den Grossen eben.
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Cedric Scherrer holt diesen August den Schweizer-Meister-Titel bei den Einspännern.
Dänemark und USA steigen ab
Die Schweizer Bilanz in Luhmühlen
Noch mehr Cash in St. Moritz
Beim letzten Nationenpreis der Super League in
Rotterdam machte die deutsche Mannschaft alles klar
und holte den Gesamtsieg.Kein Grund zur Freude hatten dafür die Dänen. Trotz aller
Anstrengungen (Bild: Tina Lund) stiegen die Skandinavier
nach nur einer Saison in der obersten Liga stiegen sie
wieder ab. Mit ihnen überraschenderweise auch die
Mannschaft der US-Amerikaner.
Der White Turf in St. Moritz wird noch lukrativer. Die Veranstalter haben das Preisgeld für die drei Rennsonntage im Februar 2012 abermals erhöht. Der 73. Gübelin-GP am 19. Februar lockt mit der Schweizer Rekordpreissumme von 131 131 Franken.Damit wurde das Preisgeld für den Höhepunkt der Pferderennen auf dem zugefrorenen See im Engadin um 10 010 Franken angehoben. 2008 war das höchstdotierte Pferderennen der Schweiz noch mit 111 111 Franken ausgeschrieben. Von 2009 bis 2011 wurden für den über 2000 m führenden Gübelin-GP jeweils 121 121 Franken ausbezahlt.
Das deutsche Team dominierte in Luhmühlen die Europameister-schaft im Vielseitigkeitsreiten klar. Die Schweizer belegten den neunten Rang. Im Einzelklassement platzierte sich der Schweizer-meister Sébastien Poirier mit Tarangon (Bild) auf Rang 42, direkt hinter Teamkollege Jacopo Buss. Doris Weidmann wurde 51.
STALLGEFLÜSTER
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32 Kavallo 10/2011
Lipizzaner im BildShoperöff nung
Die Künstlerin Eva Jaeckle beobachtete wochenlang die Lipizzaner der Spanischen Hofreitschule in Wien in ihrer vertrauten Umgebung und zeichnete über hundert Charakterstudien der Hengste, von denen sie zahlreiche auch in Öl ausgearbeitet hat. Diese Bilder sind nun im Schweizerischen Pferdemuseum La Sarraz im Kanton Waadt zu sehen. Die Ausstellung dauert noch bis zum 30. Oktober. www.muche.ch und www.eva-jaeckle.ch
Die Felix-Bühler-Filiale von Luzern ist umgezogen nach Kriens.
An der Nidfeldstrasse 12 feierten Kunden und Mitarbeiter die
Eröffnung am neuen Domizil. Der Laden ist mit 600 m2 viermal
grösser als jener in Luzern. Neu gibt es auch eine Abteilung für
Artikel rund ums Westernreiten.
STALLGEFLÜSTER
Kavallo 10/2011 33
KORRIGENDA
In der vergangenen Septem-ber-Ausgabe hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. In der Titelgeschichte «Die Schule des Vertrauens» über die Arbeit am Langen Zügel zeigten wir auf der Seite 53 Grundlagen zur korrekten Technik. Bild eins (hier rechts) hätte die korrekte Grundposi-tion der Hände zeigen sollen. Dabei ist uns leider das falsche Bild reingerutscht.
Das richtige Bild, welches die korrekte Handhaltung zeigt, ist das Foto links.Wir entschuldigen uns für diesen Fehler.
FalschRichtig
TITELGESCHICHTE Herbst-/Wintermode
Mit Stil in den Herbst hineinReitkleidung muss in erster Linie nur funktional sein? Wie langweilig. Die Lust an der Mode macht schliesslich nicht halt vor der Boxentür. Wir finden: Stil macht sich auch im Reitstall gut. Und so zeigen wir Reitmode, die uns in der kalten Jahreszeit nicht nur vor Wind, Regen und Kälte schützt, sondern uns mit Farbe, lässigen Details und Eleganz gut aussehen lässt. Stilvoll eben.
34 Kavallo 10/2011
Rahel (links) trägt: Pullover Nika Felix Bühler, CHF 79.–, Vollbesatzreithose Equilibre, CHF 159.–, Reitmantel Zermatt III Felix Bühler, CHF 159.–, Winterboots Grace Steeds, CHF 69.–, Schal Maria Icepeak,
CHF 32.–, Mütze Mona Icepeak, CHF 24.–. Evelyne trägt: Pullover Nika Felix Bühler, CHF 79.–, Karoreithose Equilibre, CHF 139.–, Reitmantel Zermatt III Felix Bühler, CHF 159.–, Winterboots Grace Steeds, CHF 69.–.
XXXX XXXX
36 Kavallo 10/2011
Kavallo 10/2011 37
Rahel (links) trägt: Fleece-Jacke Nanuk Steeds CHF 59.–, Steppweste Lena
Felix Bühler CHF 79.–, Karoreithose Equilibre CHF 139.–, Stallschuhe
Crossover Steeds CHF 35.–. Melania trägt: Fleece-
Jacke Nanuk Steeds CHF 59.–, Reitweste Naja
Felix Bühler CHF 79.–, Reithose Zohra easy ryder
by euro-star CHF 139.–, Winterboots Grace
Steeds CHF 69.–.
Herbst-/Wintermode TITELGESCHICHTE
Kavallo 10/2011 39
Annette (links) trägt: Turnier-Poloshirt Competition Felix Bühler CHF 65.–, Reitweste Lieke Felix Bühler CHF 69.–, Kniebesatzreithose Pearl Equilibre CHF 98.–, Lederreitstiefel Hampshire Petrie CHF 399.–, Dressurzylinder CHF 159.–. Daria trägt: Turnier-Poloshirt Kids Felix Bühler CHF 39.–, Turnierjacke Amber Steeds CHF 59.–,Turnierreithose Bianca Equilibre CHF 109.–, Dressurzylinder CHF 159.–.
Evelyne (oben und nebenan rechts) trägt: Pullover Elena Steeds CHF 59.–, Vollbesatzreithose Helena Felix Bühler CHF 179.–, Reitstiefel Rancher Steeds CHF 199.–, Karoschal Steeds CHF 16.–, Reithandschuhe Polo No. 1 Roeckel CHF 49.–. Annette trägt: Pullover Elena Steeds CHF 59.–, Jodhpurreithose Catherine Equilibre CHF 159.–, Stiefeletten Maddock Steeds CHF 139.–, Karoschal Steeds CHF 16.–.
TITELGESCHICHTE Herbst-/Wintermode
40 Kavallo 10/2011
Annette (ganz links) trägt: Sweatjacke Prado HV Polo CHF 89.–, Vollbesatzreithose Sosa HV Polo CHF 219.–, Stiefeletten
Maddock Steeds CHF 139.–, Chaps Fashion Steeds CHF 59.–, Halstuch (ursprünglich der Gürtel zur Reithose von HV Polo).
Melania (2. v. l.) trägt: Sweatjacke Prado HV Polo CHF 89.–, Hüftreithose Scarlett Felix Bühler CHF 179.–, Reitstiefel
Rancher Steeds CHF 199.–, Halstuch (ursprünglich der Gürtel zur Reithose von HV Polo). Evelyne (3. v. l.) trägt: Pullover Nika
Felix Bühler, CHF 79.–, Karoreithose Equilibre, CHF 139.–, Winterboots Grace Steeds, CHF 69.–. Rahel trägt: Pullover Nika Felix Bühler, CHF 79.–, Vollbesatzreithose Equilibre,
CHF 159.–, Winterboots Grace Steeds, CHF 69.–.
Herbst-/Wintermode TITELGESCHICHTE
Kavallo 10/2011 45
Annette (links und oben links) trägt: Reitjacke Padin HV Polo CHF 189.–, Reithose Zohra easy ryder by euro-star CHF 139.–, Lederreitstiefel Hampshire Petrie CHF 399.–, Schal Maria Icepeak CHF 32.–. Daria trägt: Pullover Cecil Felix Bühler CHF 39.50, Reitjacke Padin HV Polo CHF 189.–, Turnierreithose Bianca Equilibre CHF 109.–, Lederreitstiefel Glasgow Petrie CHF 429.–.
Melania (oben) trägt: Softshelljacke Chiara Campagnolo CHF 119.–. Pirols Nylonhalfter Dublin Luxury ist von Bucas CHF 35.–. Rechts (von oben): Annette trägt: Fleecejacke Nanuk Steeds CHF 59.–, Vollbesatzreithose Josephine Felix Bühler CHF 179.–, Kniestrümpfe Burlington CHF 19.–, Stallschuhe Crossover Steeds CHF 35.–. Melania trägt: Fleecejacke Nanuk Steeds CHF 59.–, Hüftreithose Scarlett Felix Bühler CHF 179.–, Kniestrümpfe Steeds CHF 8.90, Stallschuhe Crossover Steeds CHF 35.–. Rahel trägt: Fleecejacke Nanuk Steeds CHF 59.–, Karoreithose Equilibre CHF 139.–, Kniestrümpfe HV Polo CHF 13.–, Stallschuhe Crossover Steeds CHF 35.–. Evelyne trägt: Fleecejacke Nanuk Steeds CHF 59.–, Karoreithose Equilibre CHF 139.–, Kniestrümpfe HV Polo CHF 13.–, Stallschuhe Crossover Steeds CHF 35.–. Daria trägt: Fleece-Kinderreitjacke Anouk Steeds CHF 49.–, Kinderreithose Tencel Equilibre CHF 129.–, Kniestrümpfe HV Polo CHF 13.–, Stallschuhe Crossover Steeds CHF 35.–. Putz- und Deckentasschen Debby Showmaster CHF 59.–.
TITELGESCHICHTE Herbst-/Wintermode
46 Kavallo 10/2011
48 Kavallo 10/2011
Melania (l.) trägt: Sweatjacke Prado HV Polo CHF 89.–, Hüftreithose Scarlett Felix Bühler CHF 179.–, Reitstiefel Rancher Steeds CHF 199.–, Halstuch (ursprünglich der Gürtel zur Reithose von HV Polo). Daria (m.) trägt: Jacke Icestopper Leeto Icepeak CHF 159.–, Turnierreithose Bianca Equilibre CHF 109.–, Lederreitstiefel Glasgow Petrie CHF 429.–. Annette (r.) trägt:.Sweatjacke Prado HV Polo CHF 89.–, Vollbesatzreit- hose Sosa HV Polo CHF 219.–, Stiefeletten Maddock Steeds CHF 139.–, Chaps Fashion Steeds CHF 59.–, Halstuch (ursprünglich der Gürtel zur Reithose von HV Polo).
Fotos: Katja Stuppia I Produktion: Corina Hany, Clea Zajc, Kathrin Hefel I Haare & Make-up: Rahel Felber Styling: Manuela Gmür & Petra Zürcher (Felix Bühler) I Models: Melania Mangia, Rahel Felber, Annette Iten, Evelyne
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DR. BEAT WAMPFLER, NPZ BERNErfahrungen eines praktischen Pferdetierarztes:Tipps und Tricks zur Pferdegesundheit
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LESERBRIEFE
«Die Wahrheit über Ronaldo ist eine andere»Was ich in der August-Ausgabe im Artikel über Markus Graf
und Ronaldo las, schmerzte mich in der Seele. Die Wahrheit
über die Geschichte dieses Pferdes ist eine andere.
2004 habe ich Ronaldo von Hans Staub gekauft. Da der
Schimmel ein schwieriges Pferd war, habe ich ihn relativ
günstig erwerben können. Unter der Leitung von Staub bil-
dete ich Ronaldo bis zur Klasse M aus. Neben dem Training
gehörten auch viele Ausritte dazu. Probleme hatten wir
nicht. Als wir in Dielsdorf starteten, wurde auch Markus
Graf auf uns aufmerksam. 2006 hatte ich fi nanzielle Schwie-
rigkeiten und musste mein Pferd verkaufen. Ich fragte Mar-
kus Graf, ob er Interesse an Ronaldo habe, doch er lehnte ab.
Daraufhin stellte ich Ronaldo Jürg Lenherr vor, der ihn gut
fand. Als er in der Nähe von Ronaldo mit einem Zettel wedel-
te, erschrak der Schimmel (wie jedes andere Pferd wohl
auch). Von da an hiess es, er sei zu wild und somit schwer zu
verkaufen. In meiner Not verkaufte ich Ronaldo an Jürg
Lehnherr zu einem lächerlichen Preis von 25 000 Franken.
Danach musste ich erfahren, dass er doch in die Hände von
Markus Graf gekommen war. Es schmerzt zu lesen, dass an-
geblich niemand mit Ronaldo zurechtkam. Vielmehr müsste
man vielleicht einmal über die fragwürdigen Händel in der
Reiterszene berichten. Denn wenn man als Nobody ein Pferd
verkaufen will, ist die Gefahr, übers Ohr gehauen zu werden,
gross. Und jene, die das Geld nicht wirklich nötig haben, ver-
dienen sich eine goldene Nase. Ronaldo ist kein einfaches
Pferd. Aber es gab auch noch andere, die mit ihm kleinere
Erfolge feiern durften. Sarah Maeder-Schmidli, Bern
Dressur-SensationDer überraschende Schweizermeister Markus Graf privat
Stark gedachtMit Mentaltraining zum sportlichen Erfolg
Ärger mit der DatenbankWie der Bund verunsicherte Pferdebesitzer beruhigt
Dicke FreundeTipps für die stressfreie Herdenintegration
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AUSBILDUNG Bodenarbeit, Gymkhana und Co.
Freizeitreiten bedeutet gemäss Internet-Lexikon Wikipedia «das Reiten in der freien Natur, als Gegenpol zum Dressur- oder Springreiten». Das bedeutet aber mitnichten, dass alle Freizeitreiter mit ihrem vierbeinigen Partner nur am losen Zügel durch den Wald zockeln. Der ambitionierte Freizeitreiter kann sich mit Gleichgesinnten messen, ohne dass er dazu ein Pferd mit Talent zum Springen oder mit explosivem Gangwerk in seinem Stall stehen hat.
52 Kavallo 10/2011
text und fotos Karin Rohrer
Freizeitreiter Welt der Die vielseitige
>>
Bodenarbeit, Gymkhana und Co. AUSBILDUNG
Kavallo 10/2011 53
BODENARBEIT: Am langen Seil ans ZielEin aufmerksames Pferd, welches am
Boden auf die feinsten Hilfen reagiert
und seine Beine in den verschiedens-
ten Hindernissen fast zentimeterge-
nau steuern lässt, ist das Ziel vieler
Pferdebesitzer. Bodenarbeit ist quasi
die Basis aller Arbeiten mit dem Pferd
und sollte nicht belächelt werden mit
Sprüchen wie «das Pferd ist zum Rei-
ten da».
Pferde können mit Bodenarbeit op-
timal gymnastiziert werden und ler-
nen, ihre Beine – ja, den ganzen Kör-
per – koordiniert einzusetzen. Mit der
Bodenarbeitsprüfung (BAP) bietet der
Schweizerische Verband für Ponys
und Kleinpferde (SVPK) eine Startmög-
lichkeit für alle Rassen. In dieser ge-
führten Prüfung können Aufgaben
wie Seitwärtstreten, auf Distanz über
eine Plane führen, Vorhandwendung
oder Slalom vorkommen. Für die
sechs bis zehn Aufgaben werden No-
ten von 0 bis 10 gegeben und auch
Führtechnik, Gehorsam/Vertrauen
und Gesamteindruck werden bewer-
tet. Bei der Bewertung wird auf genü-
gend Distanz, korrekte Position und
klare Hilfengebung der Führperson
gegenüber dem Pony/Pferd sowie ein
vertrauensvolles Annehmen und ruhi-
ges, aber promptes Befolgen der Hil-
fen seitens des Tieres geachtet. Freige-
stellt wird dem Teilnehmer, ob er mit
Halfter und Führstrick/Führkette oder
mit Zaumzeug und Trense startet. Bei
der Führperson sind festes Schuh-
werk, lange Hosen und ein Oberteil
mit Ärmeln sowie das Tragen von
Handschuhen vorgeschrieben.
An einigen Westernturnieren wer-
den sogenannte In-Hand Trails ange-
boten, welche rasseoffen und altersun-
abhängig sind. Im Parcours stehen
sechs bis acht Hindernisse wie Schritt-
oder Trabstangen, Tor oder Brücke.
Auch kann das Transportieren,
Schleppen oder Ziehen von Gegen-
ständen verlangt werden oder eine
360°-Drehung in einem Stangenqua-
drat. Die Punktevergabe läuft auf ei-
ner Basis von 70, was eine durch-
schnittliche Leistung kennzeichnet.
Die Teilnehmer können Pluspunkte
ergattern, wenn ihre Pferde die Hin-
dernisse sauber überwinden und wil-
lig auf die Hilfen des Führers reagie-
ren. Strafpunkte handelt man sich
unter anderem ein, wenn das Pferd
Stangen oder Pylone berührt, eine fal-
sche Gangart zeigt oder die vorgesehe-
ne Begrenzung verlässt. Die Pferde
können mit einem Leder-, Nylon- oder
Knotenhalfter vorgestellt werden. Die
Führperson sollte Hemd oder Bluse,
Westernhut und Stiefel tragen.
GUT ZU WISSEN Für junge Ponys/Pferde, die noch nicht
geritten werden, ist die BAP ein guter Turniereinstieg. Aber auch ältere Tiere fi nden Abwechslung und Bestätigung
in dieser interessanten Prüfung. Reglemente zu Startberechtigung, Anzug und Ausrüstung sind beim
SVPK erhältlich. Informationen zum In-Hand Trail sind bei der Swiss Paint Horse Association (SPHA) erhältlich.
www.svpk.ch • www.spha.ch www.reitkalender.ch
Die Arbeit am Boden fördert den Gehorsam und das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd.
AUSBILDUNG Bodenarbeit, Gymkhana und Co.
54 Kavallo 10/2011
GYMKHANA: Geschicklichkeit von Pferd und ReiterDer aus dem Griechischen stammende
Begriff Gymkhana bedeutet «sportli-
cher Geschicklichkeitswettbewerb»,
weshalb solche Prüfungen auch als
Geschicklichkeitsreiten oder Reiter-
spiele ausgeschrieben werden. Der
Schweizerische Verband für Pferde-
sport (SVPS) beschreibt Gymkhana als
eine Einsteiger-Prüfung. So sammeln
viele Jugendliche hier ihre ersten Er-
fahrungen, um später in den Dressur-
oder Springsport zu wechseln. Es sind
aber auch versierte Reiter am Start, die
sich dieser Disziplin vollumfänglich
verschrieben haben und sich regelmäs-
sig auf den Turnierplätzen treffen.
Gymkhanas sind reitstilunabhän-
gig. Normalerweise wird ein Gymkha-
na in mehrere Kategorien aufgeteilt,
nämlich Pony oder Pferd, Jugendliche
oder Erwachsene sowie eine Führzü-
gelklasse für die jüngsten Starter. Ein
Parcours besteht aus einer Vielzahl von
Hindernissen, die reiterliche und ma-
nuelle Geschicklichkeitsaufgaben dar-
stellen und in der vorgeschriebenen
Reihenfolge bewältigt werden müssen.
Wird nach Wertung B gerichtet, wird
die Summe der erreichten Punkte ge-
zählt und bei Punktegleichheit wird
zudem die Reitzeit gewertet. In Wer-
tung A erhalten die Reiter Strafzu-
schläge in Sekunden, wenn sie ein Hin-
dernis nicht korrekt bewältigen. Somit
ergibt sich am Ende eine Totalzeit oh-
ne Hindernispunkte.
Beim Parcoursbau wird grosser
Wert auf Sicherheit gelegt, damit Ver-
letzungen von Pferd und Reiter mög-
lichst ausgeschlossen werden können.
Häufi g werden Aufgaben gestellt, bei
denen ein gymnastiziertes Pferd gefor-
dert ist, wie beim Stangen treten in ei-
nem Fächer. Bewährt hat sich der Flat-
tervorhang in vielen Varianten oder
das Überschreiten von Plastikplanen,
Teppichen oder Brücken aller Art. Der
Transport von Gegenständen wie einer
Fahne oder das Anziehen eines Regen-
mantels können ebenso gefordert sein
wie das Durchreiten eines Engnisses,
eines Wassergrabens oder eine enge
Wendung in einem Schlüsselloch aus
Stangen.
Die Parcoursbauer übertreffen sich
immer wieder mit neuen Ideen bei den
Hindernissen. Auch der Dekoration
wird viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Die reinen Glücksspiele von früher
sind glücklicherweise verschwunden
und haben kniffl igen Aufgaben Platz
gemacht, welche Pferd und Reiter for-
dern. Ein überlegtes Angehen der Hin-
dernisse, ein sinnvolles Einsetzen der
Gangarten und eine ruhige Hand füh-
ren zum Erfolg im Parcours.
GUT ZU WISSEN Selbstständiges Reiten in den drei
Grundgangarten ist Voraussetzung. Vor dem ersten Start an einem offi ziellen Gymkhana eines Verbandes wie ZKV
(Zentralschweizerischer Kavallerie- & Pferdesportverband), PNW (Pferde-sportverband Nordwest) oder OKV
(Verband Ostschweizerischer Kavalle-rie- und Reitvereine) ist das entspre-
chende Reglement zu beachten betreffend Brevetpfl icht, Ausrüstung etc. Auch der Schweizerische Freiber-
gerzuchtverband führt Gymkhanas speziell für Freiberger durch. Ausge-
schrieben werden Gymkhanas in den Verbandszeitschriften oder im Internet.
www.svps.ch • www.zkv.ch • www.okv.ch www.pnw.ch • www.svpk.ch
www.fm-ch.ch • www.reitkalender.ch
Eine ruhige Hand und gute Konzentration sind beim Gymkhana gefordert.
Bodenarbeit, Gymkhana und Co. AUSBILDUNG
Kavallo 10/2011 55
HORSEATHLON: In vier Disziplinen zum ErfolgIm Horseathlon können Pferd und Rei-
ter ihre Vielseitigkeit unter Beweis stel-
len, und zwar gleich in vier verschiede-
nen Teilprüfungen. Hier zählen Har-
monie und Vertrauen, eine feine
Hilfengebung und die Manier, in der
die Aufgaben angegangen und gelöst
werden. Jeder Reitstil ist willkommen
und alle Equiden dürfen an den Start.
Die Zusammenarbeit von Pferd und
Reiter soll gefördert werden und der
Spass an der ganzen Sache wird gross-
geschrieben. Dies ist auch die Zielset-
zung des Schweizer Freizeitreitverban-
des SFRV, welcher diese Pferdesportdis-
ziplin für Freizeitreiter entwickelt hat
und bei dem auch die Rechte am Horse-
athlon liegen.
In der Bodenarbeit führt der Teil-
nehmer seinen Vierbeiner durch einen
Parcours, bei dem das Überqueren ei-
ner Wippe oder das Seitwärtstreten vor
einer Stange genauso vorkommen
kann wie die Vorderbeine auf ein Po-
dest stellen, Vor- und Hinterhandwen-
dungen oder Rückwärtstreten. Bei der
Gelassenheitsprüfung gilt es, Aufga-
ben mit visuellem oder akustischem
Hintergrund zu absolvieren. So kann
verlangt werden, den Hals des Pferdes
einzusprühen, einen Regenschirm zu
öffnen oder einen Rappelsack zu trans-
portieren. In Trail/Dressur können
Rückwärtstreten oder das Durchreiten
eines Tors, aber auch Taktstangentra-
ben und Gangartenübergänge vorkom-
men. Bei mindestens zwei Dressurauf-
gaben werden Durchlässigkeit, Losge-
lassenheit, Takt und Haltung geprüft.
Wer mit seinem Pferd einen Parcours
fl üssig, mit Stil und Präzision sowie
kaum sichtbaren Hilfen bewältigt,
kann mehr Punkte erlangen.
Der Geländeritt wird aus Sicher-
heitsgründen immer zu zweit absol-
viert und «Single-Reiter» können sich
vor Ort mit einem Reitpartner zusam-
mentun, was manchmal gar zu neuen
Freundschaften führt. Unterwegs war-
ten Posten mit Fragen rund ums The-
ma Pferd und Reiter oder geländetypi-
sche Hindernisse wie ein Abrutsch
oder eine Bach-Durchquerung.
Jugendliche von 12 bis 17 Jahren
starten in der Kategorie A, wo sie an-
stelle des Geländerittes nur Fragen be-
antworten. Die Erwachsenen können
sich selber in eine Kategorie einteilen,
sei dies in die leichte (L) für Neulinge,
die mittelschwere (B) oder schwere (C)
Prüfung. Die Kategorie E ist die geführ-
te Prüfung, mit Geländemarsch, ohne
Trail. Auf mehreren Qualifi kationsplät-
zen können durchs ganze Jahr hin-
durch für die Schweizer Meisterschaft
Punkte gesammelt werden.
GUT ZU WISSEN Teilnahmeberechtigt sind alle ReiterInnen oder Führpersonen, die das nötige Wissen und Können haben, um einen Vielseitigkeitsparcours zu absolvieren. Nicht gerittene Pferde/Ponys können in der Kategorie E (nur geführt) angemeldet werden. Das Reglement ist erhältlich beim Schweizer Freizeitreiterverband.www.sfrv-asel.ch • www.horseathlon.ch
Springen, einmal anders: Reiterin und Pferd überwinden gleichberechtigt das Hindernis.
>>
AUSBILDUNG Bodenarbeit, Gymkhana und Co.
56 Kavallo 10/2011
PATROUILLENRITT: Abwechslung im GeländeEine Patrouille besteht aus zwei Reite-
rInnen, welche zusammen einen Ge-
länderitt auf einer ausgeschilderten
Strecke bewältigen. Unterwegs treffen
sie in unregelmässigen Abständen auf
total sechs bis acht Posten, wo eine Auf-
gabe (mit oder ohne Pferd) gelöst oder
Fragen, meist rund ums Pferd, beant-
wortet werden müssen.
An den Posten können Gymkhana-
ähnliche Hindernisse auftauchen wie
das Überqueren einer Blache, Brücke
oder Wippe. Oft ist auch Teamwork ge-
fragt, wenn die Reiter eine Aufgabe ge-
meinsam lösen müssen: beispielsweise
beim Transportieren von Gegenstän-
den oder dem Zuwerfen von Bällen
und das zeitgleiche Bewältigen eines
kleinen Parcours mitten im Wald. Der
Fantasie sind keine Grenzen gesetzt
und so können eine Vielzahl von kniff-
ligen und aussergewöhnlichen Hinder-
nissen auftauchen, auf welche sich
Pferd und Reiter rasch einstellen müs-
sen. Manche Veranstalter stellen ihren
Ritt unter ein spezielles Motto, dessen
Thema sich dann wie ein roter Faden
durch den ganzen Ritt zieht.
Manchmal werden auch Kenntnisse
in Allgemeinwissen, Natur oder Geo-
grafi e abgefragt. Oder es werden theo-
retische Fragen mit Geschicklichkeit
gepaart, wenn vielleicht von einem
Reiter auf einer Karte einige Kantone
erkannt werden sollen und der zweite
Reiter die Schilder mit den Kantonsna-
men über ein Cavaletto zu einer Wä-
scheleine transportieren und dort kor-
rekt aufhängen muss.
Zur Vermeidung längerer Staus an
den Posten werden die Postenspiele
meistens zeitlich begrenzt und die er-
reichten Punkte des Paares zusammen-
gezählt. Oft ist im Startgeld ein kleiner
Imbiss enthalten, welcher unterwegs
am Verpfl egungsposten angeboten
wird. Ein Patrouillenritt dauert je nach
Geländebeschaffenheit und Wahl der
Gangarten zwischen zwei und vier
Stunden, allerdings wird nicht auf Zeit
geritten. Sinn und Zweck sollen auch
das Erkunden fremder Gegenden und
das Geniessen der Landschaft und Na-
tur sein. Die Strecke ist mit Sägespä-
nen, Pfeilen oder Plastikbändern mar-
kiert – was Kartenlesen unnötig macht.
Selbstverständlich wird nur auf mar-
kierten Strecken geritten und das Tem-
po den Boden- und Witterungsverhält-
nissen angepasst.
Alle Teilnehmer starten in dersel-
ben Kategorie. Die Reitweise oder Pfer-
derasse spielt keine Rolle. Wichtig ist
hier vor allem das Teamwork zwischen
Pferd und Reiter, wobei eine solide Ver-
trauensbasis gefragt ist.
GUT ZU WISSEN Jedermann ist startberechtigt. Ein sicheres Reiten in allen Grundgangar-ten und Kenntnisse im Geländereiten sind Voraussetzung für einen stress-freien und genussreichen Patrouillen-ritt. Es besteht keine Brevetpfl icht und auch das Vorweisen eines Pferdepas-ses ist nicht nötig. Manche Veranstal-ter schreiben Helmpfl icht vor, Anzug und Ausrüstung des Pferdes sind jedoch nicht reglementiert. Patrouil-lenritte werden von den Verbänden wie auch von Reitvereinen und Ställen organisiert und ausgeschrieben.www.zkv.ch • www.okv.chwww.pnw.ch • www.reitkalender.ch
Teamwork und gute Nerven führen beim Patrouillenritt ans Ziel.
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Ein Pferd auf der Weide zu halftern kann schwieriger sein, als am Samstagvormittag in der Innenstadt einen Parkplatz zu bekommen. Häufi g genug gerät die Angelegenheit zum frustrierenden Katz-und-Maus-Spiel. Es sei denn, man bringt seinem Pferd bei, auf Kommando zu kommen.text und fotos Ilja van de Kasteele
58 Kavallo 10/2011
>>
ol mal schnell die Liese von
der Weide ist ein Satz, der
im Stall mittlerweile zum
Running Gag geworden ist und über
den jeder lachen kann», erzählt Karin
D. Es sei denn, er muss Liese tatsäch-
lich herunterholen. Dann ist Schluss
mit lustig. Denn Liese ist ein ausge-
buffter Profi, sie kennt jeden Trick,
mit dem sich der Weidegang verlän-
gern lässt. Da hilft auch Bestechung
mit Apfel oder Rüebli nicht.
Zwar eilt Liese dann mit grossen
Schritten Richtung Tor, schafft es aber
immer wieder, ihren Häschern zu ent-
kommen. Sei es, dass sie die Mahlzeit
ins Maul nimmt und augenblicklich
den Rückwärtsgang einlegt oder lieber
auf das Futter verzichtet, anstatt sich
dafür das Halfter anlegen zu lassen.
Kein Wunder, hat sie doch Gras genug
um sich herum, das satt macht.
Wie Liese verhalten sich viele Pfer-
de, sobald sie einen Menschen mit Half-
ter und Strick auf der Weide auftauchen
sehen. Wobei die Reaktionen unter-
schiedlich sind: Manche Pferde fliehen,
andere laufen nur ein paar Schritte weg,
lassen sich dann aber doch halftern,
wiederum andere zeigen ihre Abnei-
gung nur gelegentlich, bereiten sonst
aber kaum Probleme. Doch egal, wie
Pferde ihre Abneigung gegen das Half-
tern ausdrücken, ärgern möchten sie
damit niemanden. «Trotzdem verhalten
sie sich nicht grundlos so», erklärt Peter
Stuhlmann, Pferdetrainer aus Ruppich-
teroth bei Köln.
Eigenes Verhalten hinterfragen«Wenn ein Pferd sich nicht einfangen
lassen will, stimmt etwas nicht in der
Beziehung zwischen ihm und seinem
Menschen», sagt der 63-Jährige. Sprich:
Es hat keine angenehmen Vorstellun-
gen von dem, was sein Reiter oder Besit-
zer mit ihm anschliessend macht – sei
es am Boden oder im Sattel. Daher sollte
man erst einmal den gesamten Umgang
mit seinem Pferd überdenken. «Ein
Pferd, dem es Spass macht, geritten zu
werden, wird kaum weglaufen», betont
der erfahrene Trainer. Es gibt natürlich
alle möglichen Tricks, um ein Pferd ein-
zufangen, von der Leckerli-Methode bis
zum Wasserentzug. Eine dauerhafte Lö-
sung sind sie nicht. «Am besten fangen
wir am Boden ganz von vorne an – so als
wollten wir ein Jungpferd ausbilden»,
erläutert Stuhlmann seine Methode.
Der Vorteil: Man findet schnell heraus,
was dem Pferd so unangenehm ist.
«Wobei ich das Wort Bodenarbeit
nicht mag», fügt der Experte hinzu.
Für ihn sollte es eher ein entspanntes
Beziehungstraining sein. Ein Ziel da-
bei: «Das Pferd soll es als wesentlich
angenehmer empfinden, sich uns zu-
zuwenden, als vor uns wegzulaufen.
So können wir das Pferd konditionie-
ren, zu uns zu kommen, sobald es uns
wahrnimmt.»
Erste Schritte im Roundpen Vorausgesetzt natürlich, das Pferd be-
wegt sich gerne unter dem Sattel oder
neben uns am Boden und freut sich
quasi schon auf eine neue Herausforde-
rung durch seinen Menschen. Ganz
nach dem Motto: Endlich bist du da,
was machen wir heute? Begonnen wird
idealerweise im Roundpen. Zur Not
geht es auch auf einem kleinen Reit-
platz oder Longierviereck. Wobei der
Vorteil des Roundpens darin liegt, dass
sich das Pferd hier in einem gleichmäs-
sigeren Rhythmus bewegen kann. Als
Ausrüstung reicht ein langer Strick von
etwa sieben bis acht Metern oder besser
noch ein Lasso. So kann man immer ge-
H
Mit dem richtigen Beziehungstraining
kommt Ihr Pferd auf Kommando zu Ihnen.
Einfangen AUSBILDUNG
Kavallo 10/2011 59
«Ein Pferd, dem geritten werden Spass macht, läuft nicht weg.»Peter Stuhlmann, Pferdetrainer
nug Abstand halten und das Pferd den-
noch bewegen. Denn das Ziel ist ja, Kon-
trolle über die Bewegung des Pferdes zu
erlangen. «Wobei wir ein Pferd nie-
mals im Roundpen herumscheu-
chen», betont Stuhlmann. «Dadurch
lernt es nur, vor uns wegzulaufen,
und wird eher misstrauisch.»
Statt mit wilder Action fängt man
eher unspektakulär an. Beobachtet
man nämlich, wie Pferde in einer Her-
de agieren, fällt auf, dass das rang-
höchste Tier nicht dasjenige ist, das
am meisten kämpft. Im Gegenteil: Es
strahlt eine natürliche Souveränität
aus, vor der alle anderen schon von
weitem zurückweichen – ohne dass es
hektisch oder gar gewalt tätig werden
müsste. «Unser Pferd wird also umso
beeindruckter sein, je weniger wir tun
müssen, um seine Bewegung zu kon-
trollieren», erklärt Peter Stuhlmann.
Der erste Schritt dazu ist relativ ein-
fach: Man nimmt kurzerhand den
Platz ein, auf dem sich das Pferd gera-
de befindet. Dazu geht man, ohne es
anzusehen, in seine Richtung,
schnalzt oder macht Küsschen. Be-
wegt es sich jetzt schon weg, geht man
dorthin, wo es gestanden hat, bleibt
passiv und macht eine Minute erst
einmal gar nichts. Reagiert es nicht,
klopfen Sie mit der Hand, die den
Strick hält, gegen Ihr Bein. Anfangs
leicht, dann zunehmend stärker.
Sobald Ihr Pferd reagiert, nehmen
Sie den Druck weg und halten Sie den
Arm still. Reagiert es immer noch nicht,
werfen Sie ein Ende des Stricks bezie-
hungsweise des Lassos in Richtung der
Stelle, die Sie einnehmen möchten. In
welche Richtung sich das Pferd wegbe-
wegt, mit welcher Geschwindigkeit
oder Gangart, ist noch egal. Nach einer
Minute beanspruchen Sie wieder den
Platz, auf dem es gerade steht. «Bei der
Wer permanent Neues von seinem
Pferd verlangt, riskiert Frust und
Rückschritte.
60 Kavallo 10/2011
Die Stute folgt Peter Stuhlmann auf Schritt und Tritt.
>>
nen, überfordern und frustrieren Sie
es – und Sie werden Ihr Ziel nicht
schneller, sondern langsamer errei-
chen.
Sobald Sie die Richtung bestim-
men können, gehen Sie einen Schritt
weiter und verlangen Sie eine Erhö-
hung des Tempos, also z. B. von 15 auf
20 Stundenkilometer. Wobei die Gang-
art völlig egal ist. Gehen Sie auch hier
wieder in Stufen vor und schleudern
Sie den Strick nicht unerwartet in sei-
ne Richtung. Das Pferd muss immer
die Chance haben, schon auf leichte
Signale reagieren zu können. Nach
der Tempokontrolle beginnt der Rich-
tungswechsel. Hierbei kann das Pferd
auf zwei Arten wechseln: nach aussen,
also von Ihnen weg, oder nach innen,
zu Ihnen hin. Der Unterschied ist für
das Pferd gross: Bei der Aussenwen-
dung muss es auf der Hinterhand
stoppen und drehen. Bei der Wendung
nach innen kann es quasi in der Bewe-
gung bleiben. Letzteres ist also viel
angenehmer.
Deshalb fordern Sie zuerst eine
Aussenwendung aus dem Trab oder
Galopp. Im Schritt wäre der Effekt zu
klein, und Ihr Pferd bliebe unbeein-
druckt. Laufen Sie dazu in einer gera-
den Linie vor Ihr Pferd. Aber Achtung,
halten Sie mindestens vier Meter Ab-
stand, um nicht in Reichweite seiner
Hufe zu geraten. Als Verstärker haben
ganzen Übung ist es wichtig, immer
erst dann zum nächsten Schritt überzu-
gehen, wenn der vorherige tadellos
funktioniert.» Konkret: Man kann ge-
trost den Platz einnehmen, auf dem das
Pferd gerade steht.
Dann bestimmt man im nächsten
Schritt auch die Richtung, in die es
gehen soll. Möchte man zum Beispiel,
dass es nach links weggeht, besetzt
man mit seinem Blick den Raum
rechts vom Pferd. Macht es trotzdem
Anstalten, nach rechts wegzugehen,
wirft man den Strick dorthin, um ihm
klarzumachen, dass nur der linke Weg
offen ist. In diesem Stadium reicht es
bereits, wenn das Pferd ein paar
Schritte in die gewünschte Richtung
geht. Üben Sie wieder so lange, bis Sie
es zuverlässig in beide Richtungen
schicken können. Gelingt das, verlan-
gen Sie von ihm, dass es kontinuier-
lich in die von Ihnen vorgesehene
Richtung geht. Allerdings nicht län-
ger als eine Runde.
Pausen sind wichtigVergessen Sie nicht, nach jeder erfolg-
reichen Übung eine kurze Pause zu
machen. Menschen sind es gewohnt,
dass man von ihnen etwas Neues ver-
langt, sobald sie eine Aufgabe erfüllt
haben. Pferde jedoch nicht. Verlangen
Sie von Ihrem Pferd permanent etwas
Neues, ohne ihm eine Pause zu gön-
Einfangen AUSBILDUNG
Kavallo 10/2011 61
Fordern Sie das Pferd auf, Sie anzusehen.
«SIEH MICH AN»
Stellen Sie sich vor, Ihr Pferd stünde auf den Zifferblättern einer Uhr, der Kopf schaut auf zwölf Uhr. Gehen Sie jetzt auf 11 Uhr (1) und warten Sie, bis es Ihnen den Kopf zudreht. Loben Sie es dafür. Machen Sie das Gleiche auf zehn Uhr, neun Uhr usw. (2). Je mehr das Pferd seinen Hals abknicken muss, um Sie anzusehen, desto anstrengen-der wird es für das Tier. Irgendwann wird es leichter, wenn es sich mit der Vorhand zu Ihnen dreht. Loben Sie es ausführlich. Üben Sie keinen Druck aus, Geduld bringt den Erfolg.
Sobald das Pferd den Kopf dreht,
gehen Sie rückwärts.
Kavallo - Links
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www.parkway.chReitböden/Turnierböden
www.ssys.chFütterungssysteme für Pferde
Weideplätze
www.hengstweide.ch Auch Ferien- und Gnadenbrotpferde
Zuerst kontrolliert man das Tempo des Pferdes und danach seine Richtung.
Einfangen AUSBILDUNG
Kavallo 10/2011 63
Sie zur Not ja noch den Strick, den Sie
in den Raum vor Ihrem Pferd werfen
können.
Warten, bis das Pferd antwortet Wechselt es in Aussenwendung, treiben
Sie nicht weiter. Wechselt es dagegen
nach innen, treiben Sie es sofort in die
bisherige Richtung und lassen Sie es ei-
ne Runde laufen, bevor Sie noch einmal
fragen – so lange, bis es richtig auf Ihre
Frage antwortet. Im nächsten Schritt
bieten Sie ihm die Innenwendung an,
indem Sie rückwärtsgehen. Kommt es
Ihrer Aufforderung nach, fordern Sie er-
neut eine Innen- oder Aussenwendung.
Ganz wichtig: Treiben Sie nicht in die
neue Richtung, Ihr Pferd soll sich ledig-
lich nach aussen abwenden. Stellen Sie
sich auf seine Schulterhöhe und fordern
Sie es auf, den Kopf zu Ihnen zu drehen,
indem Sie zwei, drei Schritte rückwärts-
gehen. Sobald es wegschaut, fordern Sie
es wieder auf die gleiche Art auf, den
Kopf zu Ihnen zu wenden. Auf Dauer ist
dies für das Pferd anstrengend, sein Hals
ist dabei ja ständig gebogen. «In der Fol-
ge wird es sich mit der Vorhand zu Ih-
nen herumdrehen, weil das letztlich für
die Halsmuskulatur leichter ist», sagt
Peter Stuhlmann. Dadurch wird es das
Pferd für eine gute Idee halten, sich Ih-
nen zuzuwenden. Sobald die Übung im
Roundpen gut funktioniert, gehen Sie
auf einen kleinen Reitplatz, dann auf
einen grösseren und schliesslich auf die
Weide.
Genauso hat Karin es auch mit
Warmblutstute Liese gemacht: gedul-
dig geübt und die Anforderung immer
erst dann gesteigert, wenn die Sache
hundertprozentig funktionierte. Jetzt
drückt sich keiner mehr davor, Liese
von der Weide zu holen. Denn sobald
sie einen Menschen am Zaun erblickt,
kommt sie schon zum Tor gerannt.
Bei der Aussen wendung stoppt das Pferd auf der Hinterhand und dreht sich von Ihnen weg.
Grafi
k: An
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AGENDA
SPRINGEN
6.–9. Oktober Basel Schänzli BSR/N115, R120, R/N125, R130, R/N135
www.schaenzli-basel.ch
7. – 9. Oktober Wädenswil ZHB90, B95, R/N105, R/N115, R/N125, SP-internes Vereinsspringen
RV Wädenswil. www.kv-waedenswil.comwww.reitverein-uster.ch/dressurhp
8.–9. Oktober Appenzell AIB/R90, B/R95, R/N100, R/N105, R/N110, R/N115, OKV Jump Green,
Greenycup-Final. www.reitvereinappenzell.ch/
13. – 16. Oktober Chevenez JUCSI**
www.oeuvray-smits.ch
13.–16. Oktober Buchs ZHB75, B/R95, R/N105, R/N115, R/N125, R/N130, R/N135, 2er-Equipen
www.pferdesportstall-sigg.ch
19.–23. Oktober Sulgen TGB70, B75, B90, B95, R105, N105, R115, N115, R/N120, R/N125, R/N135,
N140. www.reitsportzentrumthurfeld.chIch bin Blindtext ind heisse fresse sie
28.–30. Oktober AarauB80, B85, R/N100, R/N105, R/N110, R/N120, Sen100/105/110
www.krva.ch
DRESSUR
8.–9. Oktober Uster ZHGA05/40, L11/40, L13/40, LK, interne Vereinsprüfung
www.reitverein-uster.ch/dressur.php
21.–23. Oktober Diepoldsau SGGA02/60, GA04/60, GA06/60, GA08/60, L14/60, L16/60
www.kvunterrheintal.ch
29.–30. Oktober Schönbühl BEGA03/40, GA05/40, GAK, L11/40, L13/40, L-Kür für Barockpferde,
Pas de deux, Quadrille. www.krv-muenchenbuchsee.chwww.benhur.ch
VIELSEITIGKEIT
15.–16. Oktober Weite Werdenberg SGB1, B1-Juniorencup, B2, OKV-Vereinsmeisterschaft
www.reitvereinwerdenberg.ch
20. – 23. Oktober Le Lion d’Angers (FRA)CCI*
www.mondialdulion.com/2011/accueil-fr.php
TERMINE IM OKTOBER
BAYERNS GRÖSSTES HALLENTURNIER
Faszination Pferd, 26. Okt. bis 1. Nov., Nürnberg (D)
Im Messezentrum kämpfen Sportler (Dressur,
Springen, Fahren) um Ruhm und Ehre. Als Showhöhepunkt
zeigt Lorenzo (Bild) am 28. und 29. Oktober seine
Freiheitsdressur. Mehr Infos: www.faszination-pferd.de
TAGE DER EUROPÄISCHEN GESTÜTSKULTURNationalgestüt, 12. bis 14. Oktober, Lipizza (Slowenien) Neben einem Symposium (13.10.) fi ndet am 14.10. eine Gestütsführung statt. Zudem gibt es eine Museums-besichtigung und eine Vorführung der klassischen Reitschule. Weitere Infos: www.europeanstatestuds.org
Foto
s: Ka
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64 Kavallo 10/2011
AGENDA
WO SPORTLER AUF PFERDFLÜSTERER TREFFEN1. Hets-Forum, 30. Oktober, Fehraltorf (ZH)Wie können Sport und Naturalhorsemanship voneinan-der profi tieren? Die Antwort geben Urs Heer, ehemaliger 4-Stern-Parelli-Instruktor, Tiziana Realini, Military-Reiterin, und Annina und Lea Rohner (Bild) in der Reithalle Barmatt. Mehr Infos: www.horsemanshipschule.ch
ALLES GEHT NACH ST. GALLEN
69. Olma, 13. bis 23. Oktober, St. Gallen
Kavallo verlost 5x2 Tageskarten für die grösste
Landwirtschaftsmesse der Schweiz. Schreiben Sie
an: Redaktion Kavallo, Hauptplatz 5, 8640 Rap-
perswil oder wettbewerb@kavallo.ch. Vermerk
Olma. Infos zur Messe: www.olma.ch
«GEMEINSAM BIS ANS ENDE DER WELT»
Apassionata, 12. und 13. November, Zürich
Mit ihrem neuen Programm verzaubert die Pferdeshow
Apassionata wieder Zuschauer in ganz Europa. Tickets
für die Vorstellungen im Zürcher Hallenstadion gibt es
unter www.apassionata.ch
3X2 TICKETS PLUS EINE FAMILIENKARTE ZU GEWINNEN!Munich Indoors, 4. bis 6. November, München (D) In den Münchner Olympiahallen wird der Sieger 2011 der DKB-Riders-
tour ermittelt (Bild: Denys Lynch (m.), Vorjahressieger, wird von Marcus
Ehning (l.) und Heiko Schmidt gefeiert). Kavallo verlost 3x2 Tickets für
Samstag und Sonntag und für Samstag auch noch eine Familienkarte
(2 Erwachsene mit bis zu vier Kindern unter 16 Jahren). Schreiben Sie an:
Kavallo, Hauptplatz 5, 8640 Rapperswil oder wettbewerb@kavallo.ch
Vermerk: München. Mehr Infos zum Turnier: www.munich-indoors.de
Kavallo 10/2011 65
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68 Kavallo 10/2011
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FERNWEH Botswana
Mit Herzklopfen Eine Safari an sich ist schon aufregend. Hoch zu Ross aber wird die Erkundung der fremden Natur noch intensiver. Kavallo-Redaktorin Laura Becker kam in Botswana nicht nur Giraffen und Leoparden ganz nah, sondern ging mit Camp-Elefant Henry so richtig auf Tuchfühlung.
72 Kavallo 10/2011
text Laura Becker
IndischerOzean
AtlantischerOzean
N
S
OW
BOTSWANA
AFRIKA
Gaborone
Molepolole
CentralKalahari
Game Reserve Tuli NatureReserve
OkawangoDelta
Two Mashatu Camp
KgalagadiTransfrontier
ParkLobatse
Ghanzi
Maun
Francistown
Bulawayo
Serowe
Palapye
BobonongB O T S W A N A
SIMBABWE
SÜDAFRIKA
0 100 km
Macatoo Camp
o o o o o o o o o ooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
ooooo
oo
ooooooooooooooooooooo o
o oo o
o oo o o
o o o o o o o o o
durch den Busch
Botswana FERNWEH
Kavallo 10/2011 73
Eine Herde Elefanten kreuzt den Weg der
Reiter in sicherem Abstand. Campleiter
Cor Carelsen hat das Gewehr immer
mit dabei. Gebraucht hat er es noch nie.
>>
FERNWEH Botswana
I
Auf Tuchfühlung mit Elenantilopen, die imposant gedrehte Hörner haben.
o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
mpis Herz trommelt gegen seine
Brust. Der zwölfjährige Wallach vi-
briert vor Anspannung. Ich sitze im
Sattel und spüre seine Panik. Er steckt
mich an, auch mein Puls schlägt se-
kündlich schneller. Doch Impi ist tap-
fer – ich auch. Er steht wie festgewach-
sen, die Ohren gespitzt. Die Nüstern
weit aufgebläht, saugt er den Geruch
der Herde auf, die an uns vorbeizieht:
Elefanten. Etwa 50 bis 60 Tiere. Sie
marschieren gemächlich in Reih und
Glied den Berg hinunter, die Kleinsten
beschützt in der Mitte. Ich bin sprach-
los, verdrücke eine Träne.
Impi ist weniger gerührt, obwohl er
Busch-Gene im Blut hat. Denn er ist ein
südafrikanisches Boerpferd, dessen Ge-
schichte verbunden ist mit der Besiede-
lung Südafrikas durch die Weissen, die
Buren. Im Burenkrieg 1899 mussten
die Pferde unter schwersten Bedingun-
gen im afrikanischen Busch überleben.
Impi sind seine Vorfahren allerdings
ziemlich egal. «Impi ist toll», hatte
Tourleiter Cor Carelsen geschwärmt,
als die anderen sechs Teilnehmer der
ersten Reitsafari und ich in das Two
Mashatu Camp im Osten Botswanas
einzogen. «Nur an die Elefanten konn-
ten wir ihn nie gewöhnen. Er kann sie
nicht ausstehen.» Verständlich bei den
Grössenverhältnissen. Rund fünf Ton-
nen bringen die Riesen auf die Waage,
drei Meter Körpergrösse plus Stosszäh-
ne. «Trotzdem hört man einen Elefan-
ten nicht, wenn er nicht will, dass man
ihn hört», erzählte Cor. Er sollte Recht
behalten …
Tür an Tür mit den LöwenWährend wir alle auf die Elefanten
starren, haben sich drei der Dickhäu-
ter von der Herde abgesondert. Sie
kommen direkt auf uns zu – lautlos.
Plötzlich bemerke ich sie im Augen-
winkel. Mein Herz trommelt so schnell
wie das von Impi. Cor sieht sie auch. Er
wendet sein Pferd blitzschnell schüt-
zend zwischen uns und die Elefanten
und lässt seine Lederpeitsche laut knal-
len. Sein Gewehr ist für den Notfall,
benutzt hat er es noch nie. «Pei-
tschenknallen reicht eigentlich im-
mer», sagt er. Einer der Elefanten wirft
seinen Rüssel nach oben. Das Trompe-
ten hallt in meinem Kopf nach. Die
drei wenden sich entrüstet ab – wir ha-
ben ihren Weg gekreuzt, nicht sie un-
seren. «So dicht kommen wir sonst
nicht an die Elefanten heran. Wir hal-
ten normalerweise genügend Abstand,
um sie nicht zu stören. Sie leben in ei-
nem geschlossenen Kreislauf, sie brau-
chen uns nicht, wir sind nur zu Be-
such», erklärt Cor.
Dem 37-Jährigen gehört das Two
Mashatu Camp, das im rund 30 000
Hektar grossen Mashatu-Wildreservat
liegt. Mashatus sind grosse, ausladen-
de Bäume, die in dieser Region Botswa-
nas häufi g vorkommen und für die
Einheimischen heilig sind. Gemein-
sam mit seiner Frau Louise (31) bietet
Cor die «Limpopo Valley Horse Safaris»
an, familiäre Atmosphäre inklusive.
Die Gruppe ist klein, besteht aus bis zu
sieben Reitern. Man lernt sich kennen,
besonders auf den langen Ausritten.
Auch das Pferd, das man die ganze Sa-
fari über reitet, wird einem vertraut.
Abenteuer verbindet.
Das Camp – vier mannshohe Zelte,
ein Frühstücks- und ein Dinnerbunga-
low sowie die Küche – wird jedes Jahr
für zehn Monate um zwei Mashatus
herum angesiedelt. Die Pferde sind
während der Safari nachts an Bäumen
angebunden, haben Wassereimer und
Heunetz. Vor den Wildtieren geschützt
>>
Botswana FERNWEH
Artgerechte Haltung auf Afrikanisch: Direkter Kontakt zu den Artgenossen, viel frische Luft, Ventilatoren halten die Fliegen fern.
Schlafen mit Rundumblick in den afrikanischen Busch.
Nachts kommen Affen und Springböcke zu Besuch.
Und Löwen.o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
sind sie durch einen transportablen
Stromzaun, und ein bewaffneter Ange-
stellter hält Nachtwache. Die Zelte ste-
hen auf einer Holzplattform. Strom
gibt es nicht, aber warmes Wasser.
Jeder Badbesuch wird begleitet von
ohrenbetäubendem Vogelgezwitscher,
Grillengezirpe und Stippvisiten von Af-
fen und Mangusten. «Lasst nichts vor
dem Zelt liegen. Die Hyänen und Affen
schnappen sich alles, was herumliegt»,
ermahnt uns Cor. «Und das Zelt muss
immer geschlossen sein. Das respektie-
ren die Löwen.» Löwen? Nur eine Zelt-
wand dazwischen? Schon wieder trom-
melt es in meiner Brust. Ein Strom-
zaun wäre mir wirklich lieber …
Cor und Louise stammen aus Süd-
afrika. Während er mit den Gästen auf
Safari geht, kümmert sie sich um die
zwei Söhne und die heimische Anlage
mit 35 Pferden, die rund zehn Kilome-
ter vom Camp entfernt ist. Louise hat
am Cadre Noir in Saumur (FR) gelernt.
Priorität hat, dass die Pferde neben
den Safaris weiter ausgebildet wer-
den. Deshalb absolvieren die Pferde
auch Dressur-, Spring- und Longen-
training. Es gibt einen Sandplatz mit
Spiegel und Sprüngen, einen Longier-
76 Kavallo 10/2011
o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
Die Safarigruppe begleitet eine Giraffenherde. Typisch für das Okavango-Delta: die Palmen.
Scharfer Beobachter: Die grüne Meerkatze hat die Reitertruppe genau im Blick
zirkel und eine Geländestrecke, alles
in der Savanne. In regelmässigen Ab-
ständen reist ein Trainer an, der die
Carelsens und ihre Angestellten un-
terrichtet. Die Pferde – südafrikani-
sche und deutsche Warmblüter, Boer-
pferde und Shire-Araber – sind in ei-
ner grossen Halle untergebracht, in
der einzelne Parzellen mit Rundholz
abgeteilt sind. Sie stehen auf Sand. An
der Decke surren grosse Ventilatoren,
um die Insekten fernzuhalten. Zusätz-
lich ist die Halle an den Seiten um-
spannt mit dichtmaschigen Insekten-
gittern.
Um das gesamte Areal verläuft ein
hoher geschlossener Zaun als Schutz
vor den Wildtieren. «Wir sind hier
ziemlich auf uns allein gestellt, das
nächste Dorf ist kilometerweit ent-
fernt», erzählt Stallmanagerin Saskia
von Sperber. Die 32-jährige Deutsche
lebt seit neun Jahren in Afrika. «Wenn
ein Pferd krank ist, weist uns der Tier-
arzt per Telefon an. Die Fahrt hierher
würde zu lange dauern. Notfallmedi-
kamente sind da und wir können auch
Spritzen intravenös geben. Und
schlussendlich können wir meistens
einfach nur hoffen, dass das Pferd
stark genug ist. Wenn aber klar ist,
dass es nicht überlebt, müssen wir es
erschiessen – und dann so tief vergra-
ben, dass die Löwen es nicht fi nden.
Die sollen erst gar nicht auf den Ge-
schmack kommen …» Pragmatisch und
überlebenswichtig.
Imposantes SternendachVom Two Mashatu Camp aus starten
wir jeden Tag fünf- bis siebenstündige
Ausritte und wir legen etwa 20 bis 30
Kilometer zurück. Wir reiten durch
karge, braune Savanne, über verbrann-
>>
Kavallo 10/2011 77
o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
Von Angesicht zu Angesicht: Camp-Elefant Henry und Fotograf Heiko Becker.
tes Gras. Vereinzelt wachsen Bäume
und stachelige Akazien-Büsche. Am
nächsten Tag wiederum galoppieren
wir auf grünen Ebenen, dichtbewach-
sen von Gras, Bäumen und Büschen,
oder passieren meterhohe, rotbraune
Felswände und Kakteen, während die
Pferde bei jedem Schritt Staub aufwir-
beln, weil es so sandig ist.
Impi marschiert tapfer voran. Die Be-
gegnung mit den Elefanten ist verdaut.
Allmählich auf Safari getrimmt, nehme
ich meine Umgebung aufmerksamer
wahr als sonst. Bewegt sich dort hinter
den Bäumen etwas? Mit zusammenge-
kniffenen Augen suche ich den fl irren-
den Horizont ab. Es ist schwül. Ich bin
dankbar für jeden Windhauch. Warzen-
schweine, Zebras, Kudus, Büffel, Giraf-
fen und grosse Herden von Impalas, ei-
ner Antilopen-Art, kreuzen unsere We-
ge. Über uns kreisen grosse Greifvögel.
Schon am zweiten Tag nach etwa
fünf Stunden im Sattel kann ich es
nicht mehr leugnen: Mein Gesäss
brennt und ein dumpfer Schmerz zieht
sich durch meine Knie in die Ober-
schenkel. Auch mein Magen meldet
sich lautstark. So viel Abenteuer, Adre-
nalin und stundenlanges Reiten for-
dern ihren Tribut. Zurück im Camp
wartet im liebevoll hergerichteten
Bungalow-Restaurant ein Festmahl auf
uns. In der Ferne trompetet ein Elefant.
Über uns: eine Million Sterne.
Schwimmunterricht mit PferdenFür die zweite Safari lasse ich Cor und
das Mashatu Camp hinter mir und fl ie-
ge in den Norden Botswanas. Radikaler
Szenenwechsel, trocken war gestern.
Es ist, als ob eine Sintfl ut über mich
hereinbricht. Wasser spritzt mir liter-
weise ins Gesicht. Binnen Sekunden
bin ich vollkommen durchnässt. Cae-
sar, ein 13-jähriger Vollblüter, galop-
piert unter mir wie in Zeitlupe, seine
Vorderbeine schaufeln sich regelrecht
durch das etwa ein Meter hohe Was-
ser. Riesige Palmen rauschen an mir
vorbei, während er sich durch eine der
vielen Seenplatten des berühmten
Okavango-Deltas kämpft. Das Delta ist
das grösste Binnendelta der Welt, in
dem 95 Prozent aller Wasserreserven
Botswanas liegen.
Ich bin durchnässt bis auf die Unter-
wäsche, auch an Caesar ist kein Haar
mehr trocken. Die Reithose klebt unan-
genehm an der Haut. Aber die Luft ist
warm, Kleidung und Pferd trocknen
schnell. Zunächst … Kaum sind meine
Stiefel wieder trocken, steuert Sekongo
Katsotso die nächste Wasserstrasse an.
Der 35-jährige Einheimische ist der
Tourleiter unserer fünfköpfi gen Safari-
78 Kavallo 10/2011
o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
oooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo
Steinbock-Besuch beim Essen: Im Macatoo
Camp leben Mensch und Tier dicht beisammen.
gruppe. Ich versuche, meine Knie so
weit nach oben zu ziehen, dass ich tro-
cken auf die andere Seite gelange. Ver-
gebens. Caesar sinkt immer tiefer und
meine Füsse tauchen samt Steigbügel
ins Wasser ein. Dann verschwinden
meine Knie, meine Oberschenkel und
die Sattelblätter. Das Wasser ist warm.
Caesar grunzt und ich spüre keine Be-
wegung mehr unter mir, als würde
mich jemand durch das Wasser schie-
ben, das mir mittlerweile bis zum Ho-
senbund reicht. Caesar schwimmt –
und ich mit ihm. Mein Adrenalinpegel
steigt. Am anderen Ufer marschieren
die Pferde weiter. Sie kennen das Proze-
dere, ich nicht. Meine Kleidung trieft.
In meinen Lederstiefeletten steht das
Wasser. Der Hersteller hat nicht gelo-
gen: Sie sind wasserfest. Jetzt verstehe
ich, weshalb die anderen Turnschuhe
tragen.
Auf einmal hebt Sekongo die Hand,
streckt Zeigefi nger und kleinen Finger
nach oben, Mittel- und Ringfi nger
presst er auf den Daumen – das Zei-
chen für Giraffe. Die ganze Gruppe ver-
stummt. Hinter der Baumkrone tau-
chen zwei Hörner und Ohren auf. Die
Giraffe greift sich mit ihrer grau-blau-
en Zunge ein paar Blätter, um sie ge-
nüsslich zu kauen. Ihr Schwanz pen-
delt ununterbrochen hin und her. «So
können sich Wildkatzen daran nicht
so leicht festkrallen, um nach oben zu
klettern und der Giraffe an die Gurgel
zu gehen», erklärt Sekongo leise. Die
Giraffe schreitet weiter. Manchmal wir-
ken die Bewegungen etwas staksig.
Trotzdem – ein elegantes Tier.
Sekongo will dichter heran und
schlängelt sich auf seinem Pferd ge-
konnt durch das Geäst, immer gegen
den Wind. So sind wir bald nur noch
rund zehn Meter entfernt. Aber dann
bemerkt uns die Giraffe und galoppiert
erschrocken davon. Wir ziehen weiter.
Als wir über eine hochgewachsene
Wiese an Bäumen und Palmen vorbei-
reiten, starrt unser Tourleiter konzent-
riert in das Gebüsch vor uns. Seine ge-
übten Augen scheinen etwas entdeckt
zu haben. Ich kann beim besten Willen
nichts erkennen. Er gibt uns ein Zei-
chen anzuhalten. Da, jetzt sehe ich das
Tier auch. Es springt leichtfüssig und
lautlos durch das kniehohe Gras: ein
Leopard, schwarz-gelb gemustert. Ihm
folgen zwei Jungen genauso fl ink.
Sekongo ist aufgeregt. Wildkatzen
sind auch für die Einheimischen und
erfahrenen Safarileiter ein Erlebnis,
denn sie sind sehr scheu und lassen
sich selten blicken. «Wir wissen, wo die
Reviere der Leoparden und Löwen sind.
Aber wenn wir auf den Pferden unter-
>>
Kavallo 10/2011 79
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Wasserschlacht zu Pferde: Im rasanten Galopp gehts durch
die vielen Seenplatten.
Zelten de luxe: In den grossen Betten kann man nachts
den wilden Tieren lauschen.
eine gute Basisausbildung, werden aber
im Camp nicht weitertrainiert. Einigen
merkt man den Safarialltag an, sie trot-
ten hinter ihrem Vordermann her und
reagieren kaum auf Reiterhilfen. Zwei
Ausritte, mit oder ohne Wasser, à zwei
bis fünf Stunden pro Tag sind möglich,
aber kein Muss.
Der Traum vom BaumhausIn den luxuriösen Zelten fi ndet man
grosse Betten, Regale und ein Bad mit
fl iessendem Wasser und elektrischem
Licht. Vor jedem Zelt ist eine kleine Ter-
rasse. Dort kann man von einem Liege-
stuhl aus direkt auf das Wasser schauen
und bekommt abends ein persönliches
Froschkonzert geboten. Zur Entspan-
nung, für Nichtreiter und den kleinen
Luxuskick gibt es eine Auswahl zwischen
Pool, Sonnenterrasse, Nachtwanderung,
Wildtierbeobachtung mit Motorboot
wegs sind, legen wir es nicht darauf an,
ihnen zu begegnen», erklärt Sekongo.
«Denn sollte es zu einer brenzligen Si-
tuation kommen, können wir nicht
weggaloppieren. Diese Jagd würden
wir verlieren.»
Anders als bei der ersten Safari sind
die Stallungen direkt an das Camp ange-
schlossen. Die 50 Mitarbeiter und 40
Pferde leben das ganze Jahr über dort.
Gäste reisen täglich an und ab. Es gibt
keine feste Gruppe und verschiedene
Tourleiter. Man reitet jeden Tag ein an-
deres Pferd. Die Araber, Trakehner, Han-
noveraner, Connemaras, Boerpferde,
namibischen Warmblüter und Norwe-
ger sind auf kleinen Sand-Paddocks in
einem grossen Stalltrakt untergebracht.
Weidegang steht täglich auf dem Plan.
Sättel und Trensen sind aus Kunststoff
und Nylon. Leder würde bei so viel Was-
ser schnell brechen. Die Pferde haben
FERNWEH Botswana
Im Baumhaus wartet ein liebevoll hergerichtetes Mittagessen.
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o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o o
Kindheitstraum Baumhaus – mit Blick auf eine Wasserstelle der Wildtiere.
Schwimmunterricht zu Pferde, das Wasser wird tiefer und tiefer, der Tourleiter achtet auf Krokodile und Schlangen.
oder Jeep und Angelausfl ügen. John So-
bey heisst der Mann, der sich immer wie-
der Neues für seine Gäste einfallen lässt.
Der 43-jährige Brite kam 1995 nach Afri-
ka, baute das Macatoo Camp im Nord-
westen des Okavango-Deltas und bietet
die «African Horseback Safaris» an. John
ist ein «Macher», hat «Hummeln im Hin-
tern». Abenteuer, Adrenalinkick und das
besondere Etwas sind sein ständiges Ziel.
Er weiss um die Einzigartigkeit des Del-
tas – und das versucht er immer wieder
neu zu präsentieren.
Die Hälfte des Jahres ist er auf der
ganzen Welt unterwegs, während sich
seine Mitarbeiter um das Camp küm-
mern. Er zählt die Vielseitigkeitsprofi s
Mark Todd, Lucinda Green und Pippa
Funnell zu seinem Bekanntenkreis. Ei-
ne seiner vielen Ideen hat er schon in
die Tat umgesetzt: ein überdimensio-
niertes Baumhaus – unser Ziel auf ei-
nem unserer Ausritte. Die Holzplatt-
form ist auf rund 15 Meter Höhe errich-
tet. Wer will, kann auf der Plattform
übernachten – unter dem Sternenhim-
mel Afrikas und unmittelbar an einer
beliebten Wasserstelle der Tiere.
Die Nähe zu den Wildtieren ist cha-
rakteristisch für das Macatoo Camp – Foto
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AB AUF SAFARI!
Die erste Safari – die Tuli Safari (Limpopo Valley Horse Safaris) – wird von Februar bis November durchge-führt. Für die fünf bis sieben Stunden dauernden Ausritte ist mehrjährige Reiterfahrung erforderlich. Die Reisen-den fliegen nach Johannesburg, von dort erfolgt ein Transfer zum Pontdrift-Border-Grenzposten. Ein Shuttleservice bringt die Touristen ins Two Mashatu Camp. Die Unterkunft besteht aus komfortablen Safari-Zelten. Das Camp ist auch für Nichtreiter attraktiv (Wanderungen, Wildbeobachtungen, Velofahren).Für den Aufenthalt im Okavango-Delta (African Horseback Safari) fliegen die Touristen nach Johannesburg, dann weiter nach Maun und von dort mit einem Charterflug ins Macatoo Camp. Die Safaris werden ganzjährig durch-geführt. Auch hier ist Reiterfahrung zwingend nötig, die Ritte dauern zwischen vier und sieben Stunden. Die Unterkunft besteht aus luxuriösen Zelten mit fliessendem Wasser.Mehr Informationen, Preise und Buchung unter:www.reiterreisen.com
nicht nur auf den Ausritten, bei denen
die Tourleiter versuchen, so dicht wie
möglich an die Tiere heranzukommen.
Bestes Beispiel: Henry, der Camp-Ele-
fant. Er ist zwar wild, kommt aber re-
gelmässig zu Besuch, um zu fressen
oder ein Bad vor unserem Zelt zu neh-
men. Als es laut im Geäst kracht, rufe
ich den Fotografen: «Schnell! Henry ist
wieder da.»
Wer stoppt Henry?Er spaziert durch das Camp, nimmt hie
und da einen Happen Zweige. Der Foto-
graf und ich schleichen hinterher. Se-
kongo folgt uns zur Sicherheit: «Wir
müssen ganz leise sein. Elefanten se-
hen nämlich nicht so gut, aber hören
dafür umso besser.» Also pirschen wir
auf Zehenspitzen von hinten an Henry
heran. Mein Herz trommelt bis zum
Hals, meine Hände sind feucht. Noch
nie in meinem Leben war ich so dicht
an einem Elefanten. Die lederne Haut
seines massigen Körpers ist durchzo-
gen von Striemen und Furchen. Die
Beine sind so breit, dass ich mich prob-
lemlos dahinter verstecken könnte. Un-
ter meinem Fuss knackt es, aus Unacht-
samkeit bin ich auf einen Ast getreten.
Ich halte die Luft an. Henry wendet
seinen Kopf – und sieht uns. Seine Oh-
ren klappen bedrohlich nach vorne. Er
wirft seinen Rüssel nach oben – und da
ist es wieder, dieses Trompeten, das
durch Mark und Bein geht. «OK, Leute»,
wispert Sekongo, «jetzt müsst ihr ren-
nen!» Sagt’s und macht auf dem Absatz
kehrt. «Schnell!!!» Ich nehme meine
Beine in die Hand und renne. Hinter
mir höre ich Henry stampfen und
trompeten. Da taucht das Speisezelt
vor mir auf. Blitzschnell springe ich
hinter die schützende Wand. Schweiss-
gebadet stehe ich da und warte. Mein
Herz hämmert, in meinem Kopf
rauscht das Blut. Vorsichtig luge ich
nach draussen – und kann es kaum
glauben: Obwohl Henry problemlos
das Zelt niederwalzen könnte, akzep-
tiert er unser Territorium und lässt von
uns ab.
Neben mir steht der Fotograf und
schnauft: «Wahnsinn! Ich stand fünf
Meter von dem Elefanten weg. Das
werden die Bilder des Jahrhun-
derts …!» Ich für meinen Teil bin ein-
fach nur froh, mit dem Leben davon-
gekommen zu sein. Dann doch lieber
wieder schwimmen.
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Kavallo 11/2011 erscheint am 3. November
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