objektive hermeneutik im infans-...

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Infans- Konzept der Frühpädagogik

Objektive HERMENEUTIK

in der Praxis

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Verstehen ist der zentrale Begriff der Hermeneutik -

Das Thema des Kindes zu finden bedeutet, es zu verstehen

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Definition “objektive Hermeneutik“

…. ist, „ die Kunst des Verstehens kultureller Ereignisse, seien dies nun Situationen, Texte,(…..) kindliche Redetexte, Sprechhandlungen oder schriftliche Äußerungen Jugendlicher, verbale Umgangsformen zwischen Lehrerinnen / Lehrern und Schülerinnen/ Schülern und schriftlich dokumentierten Kommunikations- und Interaktionsformen in bestimmten pädagogischen Berufsfeldern. ((Rittelmeyer, Parmentier 2007, S.1) inText infans Qualifizierungskurs 2012)

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Verortung in der Konzept- Logik

❖ Model Regelkreis

❖ Einfluss durch

❖ Außenwelt = Raumgestaltung

❖ Interaktion mit dem Kind = Ergebnis von Teamentwicklung durch Formulierung von Erziehungszielen + Beobachtung / fachliche Auswertung ermöglicht Beziehungsgestaltung

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Konzept- Logik RegelkreisLaewen /Andres

InteressenInteressen

Thema I

pädagogisches

Handeln der Erzieherin

Wahrnehmung der

Erzieherin

Wahrnehmung der

Erzieherin

Dokumentation

Interpretation

Beobachtung

„Versprachlichung“ der

Themen des Kindes/

Herausforderung zur

Fomulierung

Erweitertes „Inneres

Arbeitsmodell II“ über

„Sprache“ formuliert

Handlungen des Kindes

Wahrnehmung des Kindes

Interessen

Konstruktion eines „inneren Arbeits-

modells I“,dessen aktive Teile durch

Themen und Interessen gekennzeich-

net sind.

Seine Inhalte sind über szenische

Bildsequenzen formuliert.

Aussenwelt

Unterstützung der

Themen/Interessen des Kindes

Auswertung im

Team-Indenti-

fizierung von

Interessen und

Themen des

Kindes

ErziehungszieleVerknüpfung von Themen/Interessen

mit Erziehungszielen

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Die Prinzipien der objektiv-hermeneutischen Textinterpretation und Merksätze für die Praxis

❖ 1. Kontextfreiheit Der Kontext ist nicht der Text!

❖ 2. Wörtlichkeit Das reine Wort klärt auf!

❖ 3. Sequenzialität Textstelle isolieren!

❖ 4. Extensität Ganz genau mit Geduld!

❖ 5. Sparsamkeit Interpretiere was du überprüfen kannst!

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1. Kontextfreiheit

❖ Die Umstände einer Handlung werden später einbezogen. Zuerst folgt eine kontextfreie Interpretation der Textsequenz. Damit wird vermieden, das eine Kontextanalyse die Textanalyse dominiert.

❖ Der Kontext ist nicht der Text!

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2. Wörtlichkeit

❖ Den Text wortwörtlich zu nehmen, bedeutet ihn in seiner Wirklichkeit zu belassen. Dabei bleiben vorhandenen innertextliche Wiedersprüche vorhanden und die unterstellte Regelgeleitetheit sozialen Handelns, kann entdeckt werden.

❖ Das reine Wort klärt auf!

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3. Sequenzialität

❖ Bei dem in Sequenzen unterteilte Text, wird nicht einbezogen was in den folgenden Sequenzen enthalten ist. Es gilt als Regel, Kontextwissen und Wissen nicht bei einer Sequenzuanalyse heranzuziehen.

❖ Textstelle isolieren!

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4. Extensivität

❖ Die ausgewählten Textstellen werden detailliert und akribisch analysiert. Ihnen wird unterstellt, dass sich aus Ausschnitten sozialer Realität, etwas Allgemeines rekonstruieren lässt. Dabei geht Qualität vor Quantität. Die Suche nach Lesearten als wohlgeformte Geschichten, ist damit als die Kernaufgabe der gesamten Analyse zu verstehen.

❖ Ganz genau mit Geduld!

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5. Sparsamkeit

❖ Ziel ist es, textlich überprüfbare Lesarten einer Textstelle zu finden, die wohlgeformt und überprüfbar sind. Dabei ist Zurückhaltung gefordert, im heranziehen von, dem Text nicht gerecht werdender, Mutmaßungen.

❖ Interpretiere was du überprüfen kannst!

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In der Praxis….

…. werden Texte (in unserem Falle die narrativen Beobachtungen) und die in den Beobachtungen beschriebenen Situationen als Kulturerzeugnisse definiert und damit als interpretationsfähig erklärt.

Insbesondere die wörtliche Rede von Kindern kann somit zur “Identifizierung“ von Welterklärung (“Baustelle des Selbstkonzeptes“) eines Kindes herangezogen werden.

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“Wohlgeformte“ GeschichtenNach Wernet, (2009), werden Geschichten erzeugt in denen die wörtliche Rede eine sinnhafte Verwendung finden kann. Dazu eine Leitfrage:

Wie müsste der Kontext der Handlung/ der Sprachäußerung beziehungsweise die Situation beschaffen sein, damit die Handlung/ die Sprachäußerung auch unter Erwachsenen akzeptiert werden würde, ohne Befremden hervorzurufen? Laewen / Andres, 2011

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Zum Beispiel

In der vorliegenden Beobachtung sagt Lieselotte:

„ Ich bin die Wolfs- Mama und

du bist das Wolfs- Baby, ok?“

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Geschichten

1. Ein/e Lehrer/in erklärt vor der Klasse das Rollenverhalten von Raubtieren untereinander und bindet einen Schüler/in ein. „ Damit ihr den Abschnitt im Buch versteht, stellen wir die Szene einmal nach. Peter hilf mir dabei: „“ Ich bin die Wolfs- Mama und du bist das Wolfs- Baby, ok?““

2. Zwei Biologen stellen eine Szene nach, die Aufschluss über eine gefilmte Reaktion von Tieren bei Gefahr bringen soll. „ Diese Körperhaltung der Mutter steht eigentlich im Widerspruch zu dem was wir bisher beobachtet haben. Lass und das einmal nachstellen: „“ Ich bin die Wolfs- Mama und du bist das Wolfs- Baby, ok?““

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Thema des KindesDen hypothetischen Situationen ist gemeinsam, dass sie ein/e Versuchsanordnung / Naturphänomen als Ausgangspunkt haben. Es geht um das Verstehen des Verhaltens der Tiere. Dabei wird eine Zunahme von Wissen angestrebt.

Hypothese zum Thema des Kindes:

Lieselotte konstruiert Situationen, um daraus, quasi im Experiment, ihre Schlüsse zu ziehen.

Das unterstützt eine Hypothese nach der Reflexion einer anderen Beobachtung: Lieselotte braucht klare, versprachlichte Regeln und Konstanten, um Ordnung und Struktur + Sicherheit im Leben zu finden (zu haben) !

Als Interesse von Lieselotte, ist das sich hineinversetzen in verschiedene Rollen, beschrieben worden.

So gesehen betreibt Lieselotte einen Perspektivwechsel der Voraussetzung ist, um Phänomene zu erklären. MW 2017

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Quellenhttps://www.ph-freiburg.de/quasus/einstiegstexte/datenauswertung/objektive-hermeneutik.html (05.05.2017)

Arbeitspapier : Objektive Hermeneutik, Qualifizierung zur Infans- Pädagogin/ zum Infans- Pädagogen Aufbau II 22. - 24. März 2017, Andres/ Laewen

Andreas Wernet, Einführung in die Interpretationstechnik der objektiven Hermeneutik, Wiesbaden 2009,

Helmut Danner, Methoden geisteswissenschaftlicher Pädagogik, Einführung in Hermeneutik, Ernst Reinhardt Verlag, 2006

Beate Andres, Hans-Joachim Laewen, Das infans-Konzept der Frühpädagogik, Berlin 2011

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