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Lager + Umschlag Zollsoftware Fotolia/Kebox Es gibt rund 40 zertifizierte Anbieter von Zollsoftware Ohne SAP-Schnittstelle geht fast nichts I n den Werbevideos der Softwarefirmen sieht der Welthandel so spielerisch leicht aus. Da schießen Handelswege wie Sonnenstrahlen aus dem Boden, ani- mierte Männchen schieben Warenkörbe über den Atlantik, als wären es Jetons auf einem Roulettetisch. Wenn es doch nur so einfach wäre. Tatsächlich ist der globale Handel ein Ter- rain mit vielen Fallstricken. Es gibt Sank- tionslisten, Exportkontrollen, Handelsem- bargos und Präferenzabkommen. Fehler bei der Zollabwicklung können teure Kon- sequenzen haben, auch juristische. Eine ganze Reihe von Software-Unterneh- men haben deshalb technische Lösungen entwickelt, um den Außenhandel zu ver- einfachen. Das Problem: Es gibt so viele Anbieter, dass der Markt äußerst unüber- sichtlich ist. Auf der Suche nach der passenden Anwendung für die Zollabwicklung haben Spediteu- re die Qual der Wahl. Wichtig ist vor allem, dass sich die Lösung des Software-Anbieters prob- lemlos in die firmeneigene IT- Infrastruktur integrieren lässt. VR, 02.07.2014

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Page 1: Anbieter von Zollsoftware Ohne SAP-Schnittstelle geht fast ... · PDF filedavor das SAP GTS-Modul als On-Demand-Ser-vice verwendet, das heißt, wir haben für jeden Nutzungsvorgang

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Es gibt rund 40 zertifizierte Anbieter von Zollsoftware

Ohne SAP-Schnittstelle geht fast nichtsIn den Werbevideos der Softwarefirmen

sieht der Welthandel so spielerisch leicht aus. Da schießen Handelswege

wie Sonnenstrahlen aus dem Boden, ani-mierte Männchen schieben Warenkörbe über den Atlantik, als wären es Jetons auf einem Roulettetisch. Wenn es doch nur so einfach wäre.Tatsächlich ist der globale Handel ein Ter-rain mit vielen Fallstricken. Es gibt Sank-

tionslisten, Exportkontrollen, Handelsem-bargos und Präferenzabkommen. Fehler bei der Zollabwicklung können teure Kon-sequenzen haben, auch juristische. Eine ganze Reihe von Software-Unterneh-men haben deshalb technische Lösungen entwickelt, um den Außenhandel zu ver-einfachen. Das Problem: Es gibt so viele Anbieter, dass der Markt äußerst unüber-sichtlich ist.

Auf der Suche nach der passenden Anwendung für die

Zollabwicklung haben Spediteu-re die Qual der Wahl. Wichtig ist vor allem, dass sich die Lösung des Software-Anbieters prob-lemlos in die firmeneigene IT-

Infrastruktur integrieren lässt.

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Seitdem die Zollbehörden vor etwa sieben Jahren angefangen haben, auf das EDV-Verfahren Atlas (Automatisiertes Tarif- und Lokales Zollabwicklungssystem) um-zustellen, mit dem der grenzübergreifende Warenverkehr weitgehend automatisiert abgefertigt und überwacht wird, haben sich jede Menge Programmierer daran ge-macht, entsprechende Lösungen zu entwi-ckeln.

Software-Markt ist kleiner gewordenIn der Spitze hatten 63 IT-Spezialisten eine sogenannte Zollsoftware im Angebot. Die meisten Programme haben sich jedoch ausschließlich auf die Ausfuhr konzen-triert. Andere Zoll-Aspekte wie Compli-ance oder Exportkontrolle waren in vielen Software-Lösungen nicht integriert. Vor allem für größere Spediteure waren diese Anwendungen deshalb eigentlich unbrauchbar. Firmen, die sich einen sol-chen „Exoten“ angelacht hatten, haben diesen auch recht schnell wieder abgesto-ßen. Der Markt hat sich dadurch relativ zügig selbst bereinigt.Aber auch heute führt der deutsche Zoll immer noch über 40 Hersteller auf, die eine zertifizierte, also von der zuständigen Bundesfinanzdirektion Südost in Weiden auf ihre Tauglichkeit geprüfte Zollsoftware anbieten. Die Liste reicht von der irischen ABM Data Systems Ltd. bis zur ZWF Di-gitale Informations-Technologie GmbH mit Sitz in Saarbrücken. Experten zufolge spielen aber kaum mehr als zehn dieser Firmen (siehe Kasten Seite 42) auf dem Markt tatsächlich noch eine Rolle.Zu den wichtigsten Herstellern gehören AEB, DBH, Dakosy, Format, Kewill und Z-Net. Im erweiterten Kreis der Marktfüh-rer finden sich zudem die beiden in Ba-den-Württemberg ansässigen Firmen TIA Innovations und die BEO wieder.

Nord-Süd-Duell unter den HerstellernVor allem BEO hat sich einige Marktantei-le erobern können. Die Firma ist anfangs

als Billiganbieter angetreten und hat für eine Charge Zollanmeldungen etwa ein Drittel weniger als die üblichen 100 Euro an Nutzungsgebühr verlangt. Das hat BEO in der Spediteurs-Branche eine kleine Fan-gemeinde eingebracht. Die entscheidende Markt-Auseinander-setzung ist allerdings ein Nord-Süd-Duell zwischen der Stuttgarter AEB und den in den Hansestädten Hamburg und Bremen beheimateten Software-Schmieden Dako-sy und DBH.AEB, vor 34 Jahren als Ein-Mann-Unter-nehmen gegründet, beschäftigt mittler-weile 400 Mitarbeiter. Über das firmenei-gene Rechenzentrum in Stuttgart läuft etwa ein Drittel aller deutschen Exportan-meldungen – was nach einer recht stolzen Zahl klingt. Rein nach Atlas-Meldungen gerechnet kann man AEB auch tatsächlich als deutschen Marktführer bezeichnen. Das liegt vor allem daran, dass die AEB-Zollsoftware „Assist4“ bei der produzie-renden und verarbeitenden Industrie recht beliebt ist. Bei Logistikern und Spediteu-ren haben dagegen die Software-Lösungen der am Hamburger Freihafen recht aktiven IT-Unternehmen Dakosy und DBH die Nase ein bisschen vorn.Die anderen Anbieter können den Bran-chenführern in bestimmten Teilbereichen allerdings durchaus etwas entgegenhalten. Die Kewill-Leute aus Bad Homburg zum Beispiel sind auf Luftfracht spezialisiert, die Wiesbadener Z-Net-Group wurde von einem ehemaligen Zöllner gegründet, be-schäftigt immer noch viele Zöllner und kann für sich deshalb zu Recht besonderes Know-how in Sachen Außenwirtschaft reklamieren. Im Großen und Ganzen aber gilt: Ist die Entscheidung für einen Software-Partner erst einmal gefallen, müssen die Defizite der Programme oder die wirtschaftlichen Beweggründe (siehe Interview auf Seite 42) schon recht massiv sein, damit ein Un-ternehmen auf ein anderes System um-stellt. Ein Software-Wechsel ist in der

Regel nämlich mit einem erheblichen Auf-wand verbunden.

Schnittstelle zu ERP muss passenEntscheidend ist es, beim Wechsel eine funktionierende Schnittstelle zwischen der Zoll-Software und dem ERP-System (Enterprise-Resource-Planning), also dem firmeninternen System der Spedition, zu erstellen. Das funktioniert zumeist als Add-On über eine Textdatei oder einen Webservice. Als Standard-Schnittstellen-format hat sich dabei inzwischen XML

Ein Software-Wechsel ist in der Regel mit viel Aufwand verbunden

DIE RICHTIGE WAHL

Diese Leitfragen sollten Sie sich bei der Suche nach Zollsoftware stellen:

■ 1. Bietet der Hersteller Software-Module für alle Bedürfnisse der Speditionsbranche an? Tut er dies nicht, muss man womöglich auf Systeme ausweichen, die nicht so gut kompatibel sind.

■ 2. Wie gut ist der technische Support erreichbar? Bei einem 24-Stunden-Kundenservice bekommt man schnell Hilfe.

■ 3. Verfügt der Hersteller über ein eigenes Rechenzentrum? Teilt er sich eines mit einem anderen Unternehmen, werden die Server anfälli-ger für Datenklau.

■ 4. Ist die Software eine moderne Anwendung mit grafischer Bedienoberfläche? Grafische Elemente vereinfachen die Handhabung der Software erheblich und reduzieren die Fehlerquote.

■ 5. Bietet der Hersteller eine gute Lösung zum Verbinden von ERP- und Zollsoftware? Eine funktionierende Schnittstelle ist ent-scheidend für alle Arbeitsschritte. fz

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42 26/2014 VerkehrsRUNDSCHAU

etabliert. Die IT-Abteilung des jeweiligen Unternehmens bekommt von ihrem Software-Partner dafür jeweils den Quell-Code, um den Zugang program-mieren zu können. In komplizierteren Fällen entsenden die Softwarefirmen auch Fachleute, die dann vor Ort das ERP-Sys-tem mit der Zoll-Anwendung zusammen-führen.Da etwa 60 Prozent der deutschen Spedi-teure die ERP-Lösung des Softwareherstel-lers SAP nutzen, haben zumindest die größeren IT-Anbieter mittlerweile eine ins SAP-System vollintegrierte Zollsoftware im Portfolio. Das vermeidet das lästige Hin- und Herspringen zwischen ERP- und Zollsoftware. Auch optisch ist dann nicht mehr erkennbar, in welcher Software man sich gerade bewegt – beide Bestandteile sehen gleich aus.Um diese Integration bemühen sich gera-de die Hersteller von Zollsoftware. Zudem geht es in den großen IT-Häusern momen-tan darum, die Programme mit grafischen Elementen aufzuwerten. Das soll die Handhabung der jeweiligen Software er-leichtern und die Fehlerquote bei der An-wendung minimieren. Wo Eingabezeilen

nicht nur beschriftet, sondern optisch mit Icons gekennzeichnet sind, dort verrutscht man eben nicht so schnell in der Zeile.

Die Anwendungen können immer mehrUnd dann geht es natürlich noch darum, das Aufgabenspektrum der Zollsoftware-

Lösungen auszuweiten. Außenhandel be-deutet eben nicht nur Import und Export, es geht nicht nur um die einzelnen Zoll-verfahren, es geht zum Beispiel auch darum, Sanktionslisten abzugleichen, um nicht gegen etwaige Exportverbote zu ver-stoßen (Compliance), und um das Auf-spüren zolltariflich günstiger Vertriebswe-ge (Warenursprung). Manche Software-Firmen sind auch dabei, ein Warehouse-Management-System oder ein Versandsystem in ihre Zollsoftware einzubauen. Experten raten deshalb dazu, bei der Auswahl des IT-Partners darauf zu achten, dass dieser die gesamte logistische Aufgaben-Palette mit Software-Modulen abzudecken weiß. Sollte ein Hersteller beispielsweise nur Im-port und Export abdecken, muss ein Spedi-teur beim Aufrüsten seiner Software wo-möglich auf Programme anderer Hersteller ausweichen. Wer aber alle Lösungen aus einer Hand bezieht, kann sich sicher sein, dass die einzelnen Systeme miteinander kompatibel sind – oder weiß im Problem-fall, an wen er sich wenden kann. ❙❚■

Florian Zick, freier Journalist

Zollsoftware

ANBIETER-AUSWAHL

Das sind die zehn wichtigsten Anbieter von Anwendungen für den Außenhandel AEB GmbHTel: 0711 / 72 842 300 www.aeb.de

Amber RoadTel.: 089 / 2000 34 10 www.amberroad.de

Anton Software GmbHTel.: 0551 / 50 66 30 www.anton.biz

BEO GmbHTel.: 07642 / 90 030 www.beo-software.de

Dakosy Datenkommunikationssystem AGTel: 040 / 3700 30 www.dakosy.de

DBH Logistics IT AGTel.: 0421 / 30 902 700 www.dbh.de

Format Software Service GmbHTel.: 06103 / 93 090 www.formatsoftware.de

Kewill GmbHTel.: 06172 / 92 68 0 www.kewill.com

TIA Innovations GmbHTel.: 07173 / 912 50 www.tia.com

Z-Net Group GmbHTel.: 0611 / 44 85 760 www.znet-group.com

Eine Software, die sich lediglich für die Zollabwicklung eignet, ist

nicht mehr zeitgemäß

Vahl

e

Herr Scheel, Vahle hat Ende April seine Zollsoftware gewechselt. Warum?Daniel Scheel: Es gab zwei Gründe. Wir haben davor das SAP GTS-Modul als On-Demand-Ser-vice verwendet, das heißt, wir haben für jeden Nutzungsvorgang bezahlt (Pay-per-Use). Das war für uns relativ teuer. Zudem waren die Mög-lichkeiten, die Software anzupassen, gering.

Sie nutzen auch das ERP-System von SAP. Da sollte man doch meinen, dass die beiden Software-Lösungen gut zusammenpassen.In einer idealen Welt mit hundert Prozent per-fekten Stammdaten ist das vielleicht so, aber wir haben einen Artikelstand von über 100.000, da kann man nicht erwarten, dass die Material-stamm- und Verpackungsdaten immer bis ins kleinste Detail gepflegt sind. Deshalb musste im GTS-System viel manuell neu erfasst werden. Eine kundenindividuelle Anpassung der Stan-dard-Überleitungsschnittstelle wäre aufwendig und sehr kostspielig geworden.

Was war Ihnen denn bei der Auswahl des neuen Anbieters wichtig?Wir haben uns für AEB entschieden. Mit denen haben wir früher schon einmal zusammengear-

beitet und dabei deren fachliches Know-how kennen und schätzen gelernt. Auch spielen natürlich die Kosten und ein reibungsloses Handling im Ablauf eine entscheidende Rolle.

Und hat die ERP-Anbindung geklappt?Wir wussten, dass die Schnittstelle zwischen den beiden Systemen der Knackpunkt sein wird. Deshalb haben wir uns viel Mühe gegeben, die Schnittstelle so zu spezifizieren, dass mindes-tens 95 Prozent der Daten ohne manuelle Nach-arbeit in das Atlas-System übergeleitet werden können. Einfache Zollanmeldungen sind mit dem neuen System innerhalb weniger Minuten – inklusive Überlassung – bearbeitet. Des Weiteren wurde die Rückübertragung von Zolldaten in das ERP-System automatisiert. Es gab kleinere Probleme, aber die waren binnen zwei, drei Tagen behoben. fz

Welche Kriterien waren Ihnen wichtig?Der Stromschienenhersteller Vahle hat sein System gerade umge-stellt. Daniel Scheel, Prozessmanagement und SAP-Leiter, berichtet.

I N T E R V I E W

dem neuen System innerhalb weniger Minuten – inklusive Überlassung – bearbeitet. Des Weiteren wurde die Rückübertragung von Zolldaten in das ERP-System automatisiert. Es gab kleinere Probleme, aber die waren binnen zwei, drei Tagen behoben. fz

Daniel Scheel

Die Software-Anbieter setzen auf neue Module

AEB

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