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Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Univerität Duisburg-Essen, Campus Essen): Stil 1
Ausdruck und Stil: Wortschatz
Themen heute
• Abschluss Laute: Refrainvariation
Themen des dritten Blockes: Ausdruck und Stil: der Wortschatzund seine Funktionen und Leistungen zur Stilbildung
• Sprachbedeutung: Referenz, Bedeutung, Metapher
• Der Wortschatz des Deutschen und Änderungen im Wortschatz
Übernahme aus anderen Sprachen(Fremdwörter und Internationalismen)Wortbildung: Komposita, Ableitungen, KurzwörterUmdeutung: lexikalisierte Metaphern
• Ordnungsmuster des WortschatzesDenotation (Grundbedeutung) und Konnotation (Nebenbedeutung)Extension (allgemeine B.) und Intension (spezielle, präzise B.)Wortfeld und Sachfeld (Genauigkeit und Variation) Polyseme (mehrdeutige Wörter) und Homonyme (gleichlautende Wörter)Synonyme (sinnverwandte Wörter) und Antonyme (Gegenwörter)
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Wörter und ihre Bedeutung
Referenzsemantik:von der Sache gesteuert
“Meaning”-Semantik:Sicht der Sprachgemeinschaft
Grundbedeutungsachliche Denotation
Hund
Fußball
Mit-/Nebenbedeutung(en)wertende Konnotation(en)
Köter, Töle, SchoßhundFreund des Menschen
Pille, ?
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Referenz: OnomasiologieDie Umwelt bekommt Namen,die Welt wird sprachlich erfasst, so wie man sie in der Auseinandersetzung mit ihr wahrnimmt.
Bedeutung (Semasiologie)Die Welt und die Geschehnisse werden durch Sprache gegliedert; die sprachliche Durchgliederung der Welt und der Geschehnisse in ihr durch eine Sprachgemeinschaft steuert die Wahrnehmung des einzelnen.
Metaphorische /metonymische Prozesseals Ausdruck analogen Wahrnehmens und Denkens
Bedeutungsübertragung als Metonymie:Ähnlichkeiten in der Sache führen zu Benennungen durch das gleiche Wort.
Bedeutungsübertragung als Metaphorik:Analogieschlüsse des Denkens, Ähnlichkeitsurteile führen zu Benennungen durch das gleiche Wort.
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Wörter und ihre Bedeutung
Referenz und Bedeutung in verschiedenen Sprachen
[ 9 Strophen nur gelesen von Lutz Görner ]
Heinrich Heine1797-1856
Deutschland – ein Wintermärchen
Es wächst hinieden Brot genugFür alle Menschenkinder,Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,Sobald die Schoten platzen!Den Himmel überlassen wirDen Engeln und den Spatzen.
[ 7 weitere Strophen nur gelesen von Lutz Görner ]
9. Versuchen Sie, die letzen beiden Zeilen der 2. Strophe ins Englische zu übersetzen.
Fleisch: flesh, meat; Ochse: oxen, beef; Schaf: sheep, mutton; Schwein: swine, pork
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Wortbildung (führt zu Wortfamilien):fahren – abfahren, anfahren, ausfahren, verfahren, zurückfahren,Fahrer, Fahrt, Fahrtrichtungsanzeiger, fahrig, Fuhre, Fuhrmann, Furt,Frankfurt, fertig, führen, Führer, verführen, Verführer, Verführter, ...
Aufnahmevon Fremdwörternund Lehnwörtern:Fenster (fenestra), Ziegel (tegula), Mauer (murus),Abenteuer (aventuire), Baby,Renaissance, Droge, Jetlag,Oper, Canasta, beige, Gong,Computer, Internet, surfen, ...
Umdeutung im metaphorischen Prozess,führt zu mehrdeutigen Wörtern (Polysemen):Bein = Knochen: Jochbein, Nasenbein,
Brustbein, Schienbein, WadenbeinGehgliedmaße und dazuTisch-, Stuhl-, Stativbein
Haube = Kopfbedeckung, AutohaubeMaus = Tier, Gerät beim Computersurfen = auf dem Wasser, im Internet
Ausbau des Wortschatzes
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Setzen, Stellen, Legen u. a.
Was hast du denn da angestelltmit dem, was ich da aufgestellt?Du hast dich nicht nur drangestelltdu hast dich auch noch draufgestellt.
Der Deckel war schon draufgemachtich dachte, nun sei's eingemachtdu hast es wieder aufgemachtdich draufgestellt und reingemacht.
Ich hatte alles drangesetztich hatte mich so eingesetztdoch kaum war alles angesetztda hast du dich schon reingesetzt.
Was heißt das, ich sei aufgebracht?Wer hat das Zeug denn reingebracht?Ich selber hab es raufgebrachtund was hat mir das eingebracht?
Wie schön war alles eingelegt!Wie hatte ich mich krummgelegt!Einmal hast du mich reingelegt.Nochmal – und du wirst umgelegt!
Robert Gernhardt
Wörtersee, 2001, 1. Aufl. 1981, S. 287; Bildquelle: Titelseite „Gedichte 1954-1997“, 2001 o.J, dort Text S. 172
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Labe dich! – Mir auch, Mädchen,Diesen schäumenden Trank,Diesen frischen Gesundheitsblick!Ab denn, rascher hinab!Sieh, die Sonne sinkt.Eh’ sie sinkt, eh’ mich Greisenergreift im Moore NebelduftEntzahnte Kiefer schnatternUnd das schlotternde Gebein,Trunknen vom letzten StrahlReiß mich, ein FeuermeerMir im schäumenden Aug’,Mich geblendeten TaumelndenIn der Hölle nächtliches Tor!Töne, Schwager, dein Horn,Rassle den schallenden Trab,Daß der Orkus vernehme: wir kommen.Daß gleich in der TürMan uns freundlich empfange.**
Buchfassung Conrady (Hrsg.): * Haudern. ** ein Fürst kommt,| Drunten von ihren Sitzen | Sich die Gewaltigen lüften.Franz SchubertFischer-Dieskau, Moore
Schwager KronosIn der Postchaise den 10. Oktober 1774Spude dich, Kronos!Fort den rasselnden Trott!Bergab gleitet der Weg;Ekles Schwindeln zögertMir vor die Stirne dein Zaudern.Frisch holpert es gleich,Über Stock und Steine den TrottRasch ins Leben hinein!Nun schon wiederDen eratmenden SchrittMühsam Berg hinauf!Auf denn, nicht träge denn!Strebend und hoffend hinan!Weit hoch herrlich der BlickRings ins Leben hineinVom Gebirg zum Gebirg,Schwebet der ewige Geist,Ewigen Lebens ahndevoll.Seitwärts des Überdachs SchattenZiehe dich anUnd ein Frischung verheißender BlickAuf der Schwelle des Mädchens da.
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Übernahme von Wörtern aus anderen Sprachen: ein ständiger ProzessBeispiele:( Word-Datei Fremdwörter_Stil)
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
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Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern;Nun, so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht.
Johann Wolfgang Goethe und Friedrich Schiller, Xenien
Ausdruck und Stil: Wortschatz
Bilder: Goethe und seine Zeit. Eine biographisch-synoptische Darstellung mit 300 Farbbildern.Copyright: Andreas&Andreas Salzburg.1982, Sonderausgabe Ges. f. Lit und Bildg. mbH KölnBuchumschlag und S. 183
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Fremdwörter, Wortbildung und Metaphorik
Aus: Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull Thomas Mann
An dem Tischchen saß bereits, mit dem Hors-d’œvre beschäftigt, ein älterer Herr, zierlich von Figur, etwas altmodisch gekleidet(mir schwebt ein etwas vatermörderähnlicher Kragen vor, den er trug)und mit grauem Bärtchen, der, als ich ihm artig den Abendgruß bot,mit Sternenaugen zu mir aufblickte. Ich bin außerstande, zu sagen, worauf eigentlich das Sternenartige seines Blickes beruhte.Waren seine Augensterne besonders hell, milde, strahlend? Gewiss, das waren sie wohl, – aber waren es darum schon Sternenaugen?»Augenstern« ist ja ein geläufiges Wort, aber da es nur etwas Physischessachlich bei Namen nennt, deckt es sich keineswegs mit der Bezeichnung,die sich mir aufdrängte, da doch etwas eigentlich Moralischesim Spiele sein muss, wenn aus Augensternen, die jeder hat,Sternenaugen werden sollen.
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Denotation (Grundbedeutung) Konnotation (Mit- / Nebenbedeutung) Präziser Ausdruck, sachlich z.B.Eigennamen
Emotionale, wertende Seme, z. B.Kosenamen, SchimpfwörterKünstlernamen FachausdrückeÜbertreibende, untertreibende, verhüllend Wörter
InformationsspracheDarstellungsfunktion (Bühler)
Aufmerksamkeit weckend, unterhaltendAusdrucksfunktion und Appellfunktion
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Denotation (Grundbedeutung) und Konnotation (Nebenbedeutung)
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Bedeutungsextensionallgemeine Bedeutung
Bedeutungsintension:spezielle Bedeutung
Oberbegriffe, Wort kann für vieles verwendet werden, weil ungenau im Detail
Unterbegriffe, Wort wird seltener verwendet, weil nur richtig im Detail
Spiel
Handball, Fußball, Basketball, Tennis, …Ballspiel
Brettspiel
Kartenspiel
Dame, Mühle, Schach, Monopoly, …
Quartett, Skat, 17 und 4, Bridge, Canasta, …
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Semantische Relationen: Bedeutungsbeziehungen zwischen Wörtern
Homonyme (gleichlautende Wörter)• als Homographen + Homophone: das Tor – der Tor, das Band - der Band• als Homographen mit verschiedener Aussprache: Paris – Paris
übersetzen (über den Fluss) – übersetzen (einen Texte) • als Homophone mit verschiedener Schreibung: Graf – Graph,
Seite – Saite, Moor – Mohr, …
Polyseme (mehrdeutige Wörter)• Fuchs: Reinicke Rotfuchs, Pferd, Schmetterling, rothaariger Mensch,
listiger Mensch, Geldstück • ausziehen: Kleidung, aus der Wohnung, einen Tisch ausziehen
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Wenn wir das Schild nicht umfahren,werden wir es umfahren!Laut lesen!
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Semantische Relationen: Homonyme und Polysemie
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Semantische Relationen
Synonyme (sinnverwandte Wörter):Abfall, Müll, Kehricht, Unrat,Schutt, Schrott, Ausschuss,Überbleibsel, Rest;Abwendung, Abkehr, Loslösung, Lossagung
Antonyme (Gegenwörter):lieben / Liebe – hassen / hassoben – untenvorn – hintengroß - kleindick - dünn
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Ausdruck und Stil: Wortschatz
Semantische Relationen: Synonyme