besondere betriebliche lernaufgabe - hamburg

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Besondere betriebliche Lernaufgabe Ein Instrument zur Förderung selbstgesteuerten Lernens in Schule und Betrieb BEITRAGE Behörde für Bildung und Sport Schulversuch Arbeiten und Lernen in Schule und Betrieb Europäischer Sozialfonds

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Page 1: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Besondere betrieblicheLernaufgabe

Ein Instrument zur Förderungselbstgesteuerten Lernens in Schule und Betrieb

BE

ITR

AG

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Behörde für Bildung und Sport

Schulversuch Arbeiten und Lernen in Schule und Betrieb

Europäischer Sozialfonds

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Besondere betriebliche Lernaufgabe

Ein Instrument zur Förderungselbstgesteuerten Lernens in Schule und Betrieb –

entwickelt und erprobt im Rahmen des Schulversuchs„Arbeiten und Lernen in Schule und Betrieb“

Page 3: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Herausgeber:

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Bildung und SportAmt für Bildung Dr. A. Lumpe Hamburger Straße 3122083 Hamburg

Redaktion:

Peter Herrmann,Berend Loges in Zusammenarbeit mit den Schulen im Schulversuch,Kontakt: Dr. A. Lumpe (Projektleitung) Hamburger Straße 3122083 HamburgTelefon: 040/4 28 63-21 21Telefax: 040/4 28 63-35 09

Entwurf und Herstellung:

Lange&Partner electronic publishingDruck: Schüthe Druck

Auflage: 1.000Hamburg, August 2005

Diese Broschüre wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF)gefördert.

IMPRESSUM

Page 4: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe ist eine eigenständigeSchüler(innen)aufgabe, die die Lernenden aus ihrer Tätigkeit ambetrieblichen Lernort eigenverantwortlich entwickeln. In mindes-tens zehn Seiten berichten und reflektieren sie über ihre betriebli-chen Erfahrungen und präsentieren ihre Lernaufgabe vor Publi-kum.

Für die Schülerinnen und Schüler stellen sich diese Anforderun-gen zunächst als kaum zu bewältigende Herausforderung dar.Allein die Vorstellung, 10 Seiten Text zu ihrer betrieblichen Arbeitzu verfassen, ist sowohl vom Umfang als auch vom Inhalt ohne Er-fahrungshintergrund. Aber gerade die – schon im Namen der Auf-gabe erkennbare – Besonderheit ist es, was eine besondere Motiva-tion und Leistungsfähigkeit freisetzt.

Was anfangs fast unmöglich erschien, wird nach vier Durchgän-gen von allen Schülerinnen und Schülern erfolgreich bewältigt. Mitder Arbeit an der besonderen Lernaufgabe identifizieren die Schü-lerinnen und Schüler nicht nur ihre eigenen Interessen und Fähig-keiten und setzen sie in Beziehung zu den betrieblichen Anforde-rungen. Sie erproben ihre Stärken. Die Arbeit an den BesonderenLernaufgaben zeigt Entwicklungsprozesse in den zentralen Dimen-sionen des Schulversuchs: der Selbstorganisation des Lernens, derberuflichen Orientierungsfähigkeit sowie der veränderten Sicht aufschulische Aufgaben.

Die Schülerinnen und Schüler berichten von der Entwicklung derSelbstbeobachtung und Selbsteinschätzung, der Eigenverantwor-tung und Selbststeuerung. Sie sind am Ende stolz auf ihre Leistung,die sie sich am Anfang selbst nicht zugetraut haben.

Dies alles wird möglich, weil die Lehrerinnen und Lehrer ihreneue Aufgabe aufgenommen haben und vom Wissensvermittlerzum Lernbegleiter wurden. Für die vielen Stunden, die bei der Ent-wicklung dieses Aufgabenformates erforderlich waren, danke ichden Kolleginnen und Kollegen ganz besonders. Die Besonderebetriebliche Lernaufgabe ist ein sehr erfolgreiches Instrument zurOrganisation des Lernens und ich wünsche mir, dass die vorliegen-de Broschüre deren Verbreitung kräftig unterstützt.

Dr. Alfred Lumpe

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VORWORT

Page 5: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Einleitung 5

1. Die Besondere betriebliche Lernaufgabe –

Gelingensbedingungen in Schule und Betrieb 6

1.1. Neues Aufgabenformat 7

1.2. Themenauswahl und Lernvereinbarung 9

1.3. Gelingensbedingungen im Betrieb 10

1.4. Gelingensbedingungen in der Schule –Gestaltung der Zusammenarbeit mit den Betriebenund Organisation des Lernens in der Schule 11

2. Erfahrungen und Ergebnisse aus der Praxis 16

2.1. Erstellung der schriftliche Dokumentation undBewertung der erbrachten Leistung 162.1.1. Erstellung der schriftlichen Dokumentation 162.1.2. Bewertung der erbrachten Leistungen 20

2.2. Erstellung der Präsentation und Bewertung dererbrachten Leistung 252.2.1. Erstellung der Präsentation 252.2.2. Bewertung der erbrachten Leistungen 26

3. Beispiele aus der Praxis 30

4. Fazit 38

Anhang

Informationsschreiben für Eltern 42Elternvertrag 43Anlage zur Praktikumsvereinbarungals Information für Betriebe 44Praxisplatzbestätigung 45Lernvereinbarung 46Vereinbarung über die Besondere Lernaufgabe 47Praktikumsbeurteilung durch den Betrieb 48 Inhalte und Anforderungen an dieerste Besondere betriebliche Lernaufgabe 49Bewertungsschema 50Muster Zeugnisformular 51

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GLIEDERUNG

Page 6: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Mit dem Schulversuch „Arbeiten und Lernen in Schule und Be-trieb“ wurde an vier Hamburger Schulen das Konzept Lernen inder Praxis mit der Besonderen betrieblichen Lernaufgabe ent-wickelt und erprobt.

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe ist im Rahmen desSchulversuchs wesentlicher Teil des Curriculums. Sie wurde inAnlehnung an die Besondere Lernleistung der gymnasialen Ober-stufe entwickelt: Sie verbindet das Lernen und Arbeiten in derSchule mit dem Lernen und Arbeiten im Betrieb und fördert daseigenverantwortliche und selbstgesteuerte Lernen der Schülerin-nen und Schüler. Eine Besondere betriebliche Lernaufgabe wirdin jedem Praktikum angefertigt. Die Schülerinnen und Schülerbearbeiten damit vier Themen, zu denen sie jeweils praktische Er-fahrungen verarbeiten, reflektieren, dokumentieren und präsentie-ren.

Im vorliegenden Heft werden Voraussetzungen und Bedingun-gen der Besonderen betrieblichen Lernaufgabe beschrieben, die inder Schule und im Betrieb zum Gelingen der besonderen Lern-aufgabe beitragen. (Kapitel 1)

In Kapitel 2 werden Ergebnisse und Erfahrungen aus der Praxiszusammengetragen und dargestellt, welche Fragen und Aspektebei der Begleitung der Arbeit an der Besonderen betrieblichenLernaufgabe berücksichtigt und welche Fragen bei der Bewertungder Leistung beantwortet werden müssen.

Eine Besondere betriebliche Lernaufgabe kann zu sehr ver-schiedenen Themen und auf unterschiedlichem Lernniveau for-muliert werden. Die Themenvielfalt und praktische Umsetzungs-beispiele werden in Kapitel 3 dargestellt.

In Kapitel 4 wird ein Fazit gezogen und von den Vorteilen derArbeit mit der besonderen betrieblichen Lernarbeit für die Ler-nenden, die Schule und die Betriebe berichtet.

Im Anhang werden Formulare, Beispiele für besondere betrieb-liche Lernaufgaben und Muster für Bescheinigungen, Zeugnisseund Berichte vorgestellt.

Im diesem Heft werden die Begriffe Besondere betrieblicheLernaufgabe und betriebliche Lernaufgabe synonym verwandt.

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EINLEITUNG

Page 7: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe ist im Rahmen des Schul-versuchs „Arbeiten und Lernen in Schule und Betrieb“ wesent-licher Teil des Curriculums „Lernen in der Praxis“. Die Schülerin-nen und Schüler lernen und Arbeiten jeweils für ein Schulhalbjahran zwei Tagen in der Woche an einem Praxislernort, d.h. in einemBetrieb, einer sozialen Einrichtung oder einer Organisation. Diebeiden Tage am Praxislernort sind zwei volle aufeinander folgendeArbeitstage. Die Schülerinnen und Schüler erleben in jeder Wocheeinen wesentlichen Ausschnitt der Arbeitswelt im Betrieb mit undmüssen ihre Erfahrungen an zwei betrieblichen Tagen mit denErfahrungen in den drei Schultagen verbinden und in Beziehungzueinander setzen.

Mit der Einführung der Besonderen betrieblichen Lernaufgabewir die Lern- und Arbeitszeit nicht erhöht, jedoch die Lernzeit zwi-schen Schule und außerschulischem Lernort neu aufgeteilt.Schwerpunkte des Lernens werden neu bestimmt und veränderteUnterstützungsleistungen erforderlich. Die Lernerfahrungen derSchülerinnen und Schüler am Praxislernort werden für die Weiter-entwicklung des Lernens in der Schule genutzt. Im Stundenplansind Lernzeiten für die Verbindung des schulischen und außerschu-lischen Lernens eingeplant. Mit den Schülerinnen und Schülernwerden individuelle Lernvereinbarungen geschlossen, in denen diegegenseitigen Verpflichtungen geregelt sind. Lernen und Arbeitenan beiden Lernorten, in der Schule und im Betrieb wird verändert.

Am Praxislernort übernehmen die Schülerinnen und SchülerAufgaben, wie sie auch im Rahmen des Betriebspraktikums üblichsind: Sie arbeiten im Betreib mit, lernen betriebliche Wirklichkeitund einen Ausschnitt des Berufslebens kennen. In dieser Zeit bear-beiten sie die besondere betriebliche Lernaufgaben. Eine derarti-ge Lernaufgabe wird in jedem Praktikum angefertigt. Während derbeiden letzten Schuljahre erstellen die Schülerinnen und Schülerdemnach vier Lernaufgaben.

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe wurde in Anlehnungan die „Besondere Lernleistung“ der gymnasialen Oberstufe ent-wickelt. Die für die Erprobung vorgegebenen Rahmenbedingun-gen gewährleisten die Qualität des Lernens. Mit den Rahmenbe-

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1.Die Besondere betriebliche Lernaufgabe –

Gelingensbedingungen in Schule und Betrieb

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dingungen für die Besondere betriebliche Lernaufgabe wird einGestaltungsraum definiert, der dazu beitragen kann, die Entwick-lung des eigenverantwortlichen und selbstgesteuerten Lernens zufördern und die Bereitschaft und Fähigkeit zum lebenslangenLernen zu stärken.

1.1. Besondere betriebliche Lernaufgabe –ein neues Aufgabenformat

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe ist eine komplexe Aufga-benstellung mit Bezug zur praktischen Tätigkeit im Betrieb und ei-ne Aufgabenstellung, die die Schülerin oder der Schüler selbststän-dig konzipiert, bearbeitet, reflektiert und dokumentiert. Die Schü-lerinnen und Schüler stimmen das Thema oder den Gegenstand derLernaufgabe mit der Lehrkraft und der bzw. dem Verantwortlichenam Praxislernort ab. Die betriebliche Lernaufgabe erfordert die Zu-stimmung beider. Die Schülerinnen und Schüler erstellen die Be-sondere betriebliche Lernaufgabe eigenverantwortlich und selbst-organisiert. Sie präsentieren die Ergebnisse ihrer Arbeit in der Schu-le und ggf. auch an anderen Orten. Die mit der Erstellung der beson-deren Lernaufgabe erbrachte Leistung besteht in der Regel aus ei-ner schriftlichen Dokumentation, die einen Bericht über den Lern-prozess enthält und der Präsentation der Ergebnisse. Die betrieb-liche Lernaufgabe basiert auf einer Tätigkeit in der Praxis und stelltdiese schriftlich dar. Darüber hinaus kann die Lernaufgabe aucheinen praktischen Teil, ein Werkstück oder ein Produkt umfassen,das die Schülerinnen und Schüler in der Praxis angefertigt haben.

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe besteht aus– einem praktischen Teil, – einer schriftlichen Dokumentation und – einer Präsentation der Ergebnisse.

Der praktische Teil umfasst eigenständig geplante und selbststän-dig durchgeführte Handlungen am betrieblichen Arbeitsplatz.

Im handwerklichen Bereich kann der praktische Teil z.B. die ein-wandfreie Erstellung eines Werkstücks, die Durchführung einerFehlerdiagnose oder die Bearbeitung eines Kundenauftrages sein.

Es ist aber auch die intensive, fachkundige Betreuung einzelneroder mehrer Personen bei konkreten Vorhaben denkbar, z.B. imKindergarten, in der Altenpflege, im Krankenhaus oder anderensozialen Einrichtungen.

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Geeignete Aufgaben finden sich erfahrungsgemäß in fast allenArbeitsbereichen, im Büro, im Hotel- oder Gaststättenbereich, imEinzelhandel und im Dienstleistungssektor.

Die schriftliche Dokumentation besteht aus der Dokumentationund Reflexion einer im Betrieb durchgeführten Tätigkeiten. DieDokumentation kann auch auf das im praktischen Teil angefertig-te Werkstück oder die durchgeführte Dienstleistung bezogen sein.Die Schülerinnen und Schüler erstellen die schriftliche Dokumen-tation in der Regel am Computer, layouten den Text und unterstüt-zen bzw. ergänzen den Inhalt durch Visualisierung (Fotos, Zeich-nungen) und Anhänge (Arbeitsanweisungen, Unternehmensun-terlagen).

Die Präsentation besteht aus der Vorbereitung der Präsentationund der eigentlichen Präsentation. Sie beinhaltet das Erstellen bzw.Auswählen von Anschauungsmaterial zu den betrieblichen Tätig-keiten und zur schriftlichen Dokumentation, das Vorstellen der Ar-beit und ggf. der Werkstücke, das Referieren zentraler Aspekteund das Diskutieren der Gesamtdarstellung sowie fachbezogenerFragestellungen. Die Präsentation erfolgt in der Regel (Schul-)öffentlich.

Die schriftliche Dokumentation gilt alsHalbjahresarbeit. Sie wird auch den Be-trieben zur Verfügung gestellt. Die Notefür die Besondere betriebliche Lernaufga-be, die sich aus der Note aus der schriftli-chen Dokumentation und der Präsentationzusammensetzt, geht als eigenständigeNote in das Halbjahreszeugnis ein. ImZeugnis wird darüber hinaus das Themader Arbeit explizit benannt. Die Note fürdie Besondere betriebliche Lernaufgabeist versetzungsrelevant und entspricht inihrer Wertigkeit den Fächern Deutsch

oder Mathematik. Diese Gewichtung der betrieblichen Lernaufga-be entspricht der besonderen Bedeutung dieses curricularen Ele-ments und die Schülerinnen und Schüler messen auch deshalb die-sem Aufgabenformat eine besondere Stellung bei. Aufgaben-stellung, Organisation der Lernaufgabe und die Bewertung derErgebnisse sind aufeinander abgestimmt und unterstützen dieSchülerinnen und Schüler bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten,das eigene Lernen selbst erfolgreich steuern zu können.

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1.2. Themenauswahl und Lernvereinbarung

Die Festlegung des Themas der Besondere betriebliche Lernaufga-be folgt, wie die Wahl des Praxislernortes, den Grundsätzen deseigenverantwortlichen Lernens. Jede Schülerin und jeder Schülersuchen sich am Praxislernort eine für sie passende und von ihnenbewältigbare Lernaufgabe. In Abstimmung mit der beteiligtenLehrkraft und den betrieblichen Anleitern wird das Thema nachvier Wochen festgelegt. Die Lehrkräfte wirken nur im Ausnahme-fall bei der Findung des Themas mit, wenn die Schülerinnen undSchüler keine geeignete Lernaufgabe formulieren können.

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe soll sich direkt aus derbetrieblichen Arbeit d.h. aus alltäglichen Anforderungen undAbläufen ergeben. Die Schülerinnen und Schüler dokumentierenund reflektieren ausgewählte Aspekte der Tätigkeit. Für dieBesondere betriebliche Lernaufgabe werden keine künstlichenLernsituationen oder Lernräume geschaffen.

Vor der Festlegung des Themas haben die Schülerinnen und Schü-ler ca. 4 Wochen Zeit, sich im von ihnen gewählten Betrieb einzu-leben, Betriebsabläufe kennen zu lernen und Arbeitserfahrungenzu sammeln. Sie haben die Möglichkeit ihre Anleiterinnen bzw.Anleiter oder auch die Lehrerinnen oder Lehrer zu konsultierenund sich Beratung zu holen. Nach etwa 10 Praxistagen erfolgt dieFestlegung der Besonderen betrieblichen Lernaufgabe. Danachhaben die Schülerinnen und Schüler ausreichend Zeit, ihre Lern-aufgabe neben der regulären Arbeit im Betrieb zu bearbeiten.

Es wird eine Vereinbarung zur Besonderen betriebliche Lernauf-gabe erstellt und unterzeichnet, die neben dem Thema auch eineZeitplanung enthält. Unterzeichnet wird diese Vereinbarung vonden daran Beteiligten: den Schülerinnen und Schülern, der Lehre-rin oder dem Lehrer und der betrieblichen Anleiterin oder demAnleiter (Vorlage für die Lernvereinbarung vgl. Anhang).

In der Lernvereinbarung sind das Thema und Aufgaben undPflichten verbindlich festgelegt. Der Abgabetag der Besonderenbetrieblichen Lernaufgabe wird hierin ebenso festgelegt, wie derTermin einer zwischenzeitlichen Besprechung der vorliegendenArbeitsergebnisse. Dies ermöglicht es den Schülerinnen und Schü-lern, ihre Lernarbeit zu strukturieren und zwingt sie, rechtzeitigTeilergebnisse vorzulegen. Zugleich ist die Lernvereinbarung einInstrument für die Lehrkräfte, mit dem sie ihre Beratungsleistun-gen zeitlich abstimmen und einen Zeitplan für die Präsentationenaufstellen können. Die Lernvereinbarung erlaubt es den Schüle-rinnen und Schülern, ihre Lernprozesse individuell zu planen. Sieist auch ein Mittel, mit dem die Übernahme der Eigenverantwor-

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tung für die Organisation des Lernens und die Lernergebnisse ein-geübt und trainiert werden kann.

1.3. Gelingensbedingungen im Betrieb

An einen Praxislernort müssen einerseits Anforderungen gestelltwerden, damit die Schülerinnen und Schüler die Zeit am Praxis-lernort erfolgreich nutzen können. Die Anforderungen dürfenjedoch andererseits nicht dazu führen, dass damit „Praxis“ verlorengeht. Anforderungen an einen Praxislernort sind nicht didaktischenKriterien verpflichtet. Die Anforderungen an einen Praxislernortsind sehr knapp und umfassen die folgenden drei Bereiche: dieBenennung einer Betreuungsperson, die Verpflichtung zurBeratung der Schülerinnen und Schüler am Praxislernort und dieBereitschaft zur Kooperation mit der Schule und zur Mitwirkungbei der Leistungsbewertung. Im übrigen gelten die Bestimmungenfür das Betriebspraktikum.

Die Besondere betriebliche Lernaufgabe entwickeln die Lernen-den aus ihrer Arbeit im Betrieb. Im Rahmen der verbindlichen Ver-einbarung bearbeiten die Schülerinnen und Schüler das von ihnengewählte Thema im Betrieb und in der Schule eigenverantwortlich.

Bei dieser Arbeit werden sie im Betrieb von der Betreuungs-person und in der Schule von den Lehrkräften unterstützt. DerBetrieb stellt die für die Erstellung der Lernaufgabe notwendigenzeitlichen und materiellen Ressourcen zur Verfügung.

Im Betrieb sollten folgende Bedingungen gegeben sein:• Es gibt genügend Anlässe und Anreize für eine sinnvolle und in-

teressante Arbeit.• Betriebliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen als Berate-

rinnen und Berater sowie als Begleiterinnen bzw. Begleiter zurVerfügung.

• Es besteht die Möglichkeit, die Lernenden in verschiedenen Auf-gabenbereichen einzusetzen und sie mit der Übernahme vonbedeutsamen Teilaufgaben zu beauftragen.

• Die Jugendlichen werden in Arbeitsabläufe einbezogen. Sie füh-ren konkrete Tätigkeiten aus.

• Der Betrieb ermöglicht die Bearbeitung der schriftlichen Doku-mentation während der Praktikumszeit (Zeitressourcen, Arbeits-platzgestaltung).

Unter diesen Voraussetzungen kann selbst im Zeitungskiosk amBahnhof eine angemessene betriebliche Lernaufgabe erstellt wer-

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den. In einem konkreten Beispiel wurde die Euroumstellung unddie damit verbundenen Probleme eines Bahnhofskiosk zum Themaeiner Lernaufgabe gemacht.

Sind die genannten Bedingungen nicht gegeben, kann es selbst ineinem anerkannten Ausbildungsbetrieb schwierig werden, eine be-triebliche Lernaufgabe zu bearbeiten. Dieses kann z. B. der Fallsein, wenn die Tätigkeit einer großen Autowerkstatt überwiegendim Austauschen hochsensibeler Aggregate besteht und ausschließ-lich durch Fachleute erfolgt und die Schülerinnen und Schüler nichtangemessen beteiligt werden (können).

Dort wo die Angebote an konkreter eigenverantwortlicher Tätig-keit am größten sind, entstehen die qualitativ besseren Lernaufga-ben.

1.4. Gelingensbedingungen in der Schule –Gestaltung der Zusammenarbeit mit denBetrieben und Organisation des Lernensin der Schule

Die Verantwortung für die Auswahl, die Begleitung und die Be-wertung der „besonderen betrieblichen Lernaufgabe“ obliegt derSchule. Sie legt fest, was die Schülerinnen und Schüler lernen sol-len und wie sie dabei unterstützt werden sollen, sich Wissen anzu-eignen und ihr Lernen zu organisieren, wie die Schule dazu beiträgt,dass sie ihre Fähigkeiten zum lebenslangen Lernen auszubildenkönnen.

In der Schule werden die Voraussetzungen dafür getroffen, dassdie Schülerinnen und Schüler die betriebliche Lernaufgabe entspre-chend den Anforderungen und in größtmöglicher Eigenverantwor-tung und Selbständigkeit bewältigen können.

Transparenz und Klarheit der Ziele und Erwartungen sind dabeiebenso unerlässlich wie die frühzeitige Vorbereitung im Unterricht.Schon lange vor Beginn der ersten Praktikumsphase planen dieLehrkräfte im Unterricht Aufgabenstellungen ein, die zur Stärkungder Kompetenzen beitragen, die für eine erfolgreiche Bearbeitungder Lernaufgabe notwendig sind.

Fester Bestandteil des Konzeptes Praxislerntage sind die „Ler-nen-in-der-Praxis-Stunden“ (LIP-Stunden) in der Schule. DieseStunden, die kein Unterricht im herkömmlichen Sinne sind, solltenam (Schul-)tag nach dem Lernen im Betrieb stattfinden und min-destens 2-stündig sein. Wenn die Schule es ermöglichen kann, denLerntag in der Praxis durch einen Lerntag in der Schule (Lernzeit

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für individuelles und selbstgesteuertes Lernen in der Schule) zuergänzen, dann wären die LIP-Stunden Teil dieses Lerntags in derSchule.

Die LIP-Stunden werden u.a. genutzt, um die Schülerinnen undSchüler bei der Bearbeitung der Besonderen betrieblichen Lern-aufgabe zu beraten und zu unterstützen. Die Schülerinnen undSchüler benennen und diskutieren Frage- und Problemstellungenund berichten von ihren Praxiserfahrung und vom Stand der Bear-beitung der betrieblichen Lernaufgabe. Die Lehrerinnen und Leh-rer moderieren den Erfahrungsaustausch, bereiten darauf bezogenLernsituationen vor und stellen erforderliche Informationen zu-sammen. Sie vermitteln Strategiewissen zur Bewältigung von mög-lichen Konfliktsituationen und trainieren erforderliche Verhaltens-weisen ein, beraten einzelne Schülerinnen und Schüler und stellenergänzendes Lernmaterial zur Verfügung.

An den Praxistagen besuchen die Lehrerinnen und Lehrer ihreSchülerinnen und Schüler im Betrieb und beobachten sie bei derArbeit, lassen sich von ihnen Abläufe erklären und tauschen sich

mit den Vertretern im Betrieb überdas Arbeitsverhalten und Lernfort-schritte aus. Den Kontakt zu den Be-trieben und den betrieblichen Anlei-terinnen bzw. Anleitern zu organisie-ren und zu pflegen ist wie in jedem Be-triebspraktikum auch im Rahmen desPraxislernens Bestandteil der Aufga-ben der Lehrkräfte. Die Qualität derZusammenarbeit mit dem Betrieb istGrundlage der Verzahnung von Schu-le und Betrieb. Die Wahrnehmung derSchülerinnen und Schüler im Betriebdurch die Lehrkräfte und die Rück-meldungen der Lehrkräfte an die

Schülerinnen und Schüler wie auch an die Betriebe sind Anerken-nung der Leistungen der Lernenden und des Betriebes und stärkendas Selbstbewusstsein der Lernenden.

Eine besondere Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ergibt sichin Konfliktfällen und Krisen. Derartiges Eingreifen wird erforder-lich z. B.• beim Schwänzen am Arbeitsplatz, • beim Erkennen von gravierenden Fehleinschätzungen bei der

Praxisplatzwahl, • beim Wechsel von Praxisplätzen (in den ersten 4 Wochen von

beiden Seiten möglich),

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• bei offensichtlichem Missbrauch am Arbeitsplatz, • bei krankheitsbedingtem Ausfall (Allergien, Unfall u.ä.), • bei häuslichen Problemen (Trennung der Eltern, Wohnort-

wechsel, Todesfälle).

Lernen in der Schule mit Bezug auf diePraxiserfahrungen

Die Lehrerinnen und Lehrer schaffen die inhaltlichen Voraus-setzungen und gestalten die Rahmenbedingungen für das Arbeitenund Lernen der Schülerinnen und Schüler im Betrieb. Sie unter-stützen und beraten sie bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten, ihrLernen im Betrieb eigenverantwortlich zu organisieren und dabeiErfolge zu erreichen. Neben der stundenplangemäßen Unterrichts-zeit bieten sie ggf. weitere Lernzeiten am Nachmittag oder aucham Abend an. Besonders in der letzten Phase der Fertigstellungder Besonderen betrieblichen Lernaufgabe sind die Lehrerinnenund Lehrer zusätzlich gefordert und nicht selten sind dann einigeSchülerinnen und Schüler bis spät abends in der Schule.

Die Schülerinnen und Schüler brauchen Hilfe, Zuwendung, Moti-vation, Beratung und Unterstützung. Fehlendes Material mussnoch beschafft werden, mangelnde Kenntnisse und Fähigkeiten,z. B. in der Rechtschreibung oder der Handhabung des Computersmüssen ausgeglichen und Lösungen gefunden werden. Manchmalmuss auch zur Weiterarbeit ermutigt und motiviert werden.

Besonders in diesen Schlussphasen zeigt sich die veränderteLehrerrolle. Lehrerinnen und Lehrer sind neben ihrer Aufgabe alsWissensvermittler insbesondere als Lernbegleiter und Lernberatergefordert.

Damit die Schülerinnen und Schüler die große Bandbreite be-trieblicher Themen in ihren betrieblichen Lernaufgaben berück-sichtigen können, benötigen sie Fähigkeiten und überfachlicheKompetenzen, die sowohl für die Formulierung von Fragestellun-gen als auch für die Arbeit an der Lernaufgabe erforderlich sind.Die folgenden Beispiele benennen einige dieser Fähigkeiten. Siesind Lernziele, die mit dem vorbereitenden Unterricht und mit derBegleitung bei der Arbeit an den Lernaufgaben angestrebt wer-den:

Die Schülerinnen und Schüler können • eine Fragestellung oder Aufgabe im Zusammenhang der Tätig-

keiten im Betrieb formulieren• ein Thema für die Besondere betriebliche Lernaufgabe formu-

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lieren und mit den betrieblichen Begleitern und der Lehrkraft inder Schule abstimmen

• Arbeitsabläufe differenziert beobachten, reflektieren und doku-mentieren

• fachliche Zusammenhänge und Abhängigkeiten erkennen undmit unterschiedlichen Methoden darstellen ( z.B. Mindmap)

• Tätigkeitsberichte verfassen und Gegenstandsbeschreibungenanfertigen

• Fachsprache sinngemäß einsetzen• in Gesprächen über die Arbeitssituation im Betrieb argumentie-

ren und Sachverhalte erörtern • ihr sprachliches Ausdrucksvermögen verbessern• ihre in der Praxis gewonnenen Erfahrungen zusammenfassen und

vor unterschiedlichen Gruppen präsentieren.

Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten sind darüber hinaus fürdie Bearbeitung der Lernaufgabe am PC erforderlich:

Die Schülerinnen und Schüler können• Texte am Computer bearbeiten • Tabellen anlegen • Bilder bearbeiten und in den Text einpassen • die schriftliche Dokumentation der Besonderen betrieblichen

Lernaufgabe und die Präsentation mit entsprechenden Program-men gestalten und layouten

• das Internet zur Informationsbeschaffung nutzen.

Betriebliche Erfahrungen und Lernen imFachunterricht Die Lehrkräfte aller Fächer können Beiträge dazu leisten, dass dieSchülerinnen und Schüler auf die besonderen Anforderungen beider Bearbeitung der betrieblichen Lernaufgabe vorbereitet sind.Alle Lehrkräfte können dazu beitragen, Praxiserfahrungen derSchülerinnen und Schüler im Unterricht der Fächer aufzunehmen,zu reflektieren und in vorhandenes (Fach)Wissen zu integrieren.Das erfolgreiche Zusammenspiel der beiden Lernorte kann nur ge-lingen, wenn die Fachlehrerinnen und Fachlehrer diese neue Auf-gabe bei der Vorbereitung auf den Unterricht und der Gestaltungentsprechender Lernsituationen aktiv aufnehmen und damit diePraxiserfahrungen der Schülerinnen und Schüler als einen wichti-gen und bedeutsamen Beitrag zu deren Lernbiographie ernst neh-men.

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Page 16: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Die Lehrkräfte können z.B. praxisorientierte Projekte anbieten,in denen sich die Schülerinnen und Schüler durch die Bearbeitungweniger umfangreicher Fragestellungen auf die Anforderungen inder Praxis vorbereiten. Insbesondere im Rahmen der FächerDeutsch, Arbeitslehre und Informationstechnische Bildung solltendie Lehrerinnen und Lehrer auf die Arbeit mit Lernaufgaben vor-bereiten. Hier werden die Grundlagen für die schriftliche Darstel-lung und die Präsentation gelegt.

Im Rahmen der Fächer Mathematik, Physik, Technik, Chemieund Biologie z. B. können nicht nur fachliche Beiträge zu denThemen der betrieblichen Lernaufgabe eingebracht werden. Durchgeeignete Lernanlässeund äußere und innereUnterrichtsgestaltungkönnen die Lehrkräftedie Schülerinnen undSchüler darin unterstüt-zen, ihre Fähigkeitenzum eigenverantwortli-chen und selbstgesteu-erten Lernen zu entwi-ckeln. In gemeinsamenPlanungen müssen dieinhaltlichen und metho-dischen Beiträge derFächer abgestimmt undvereinbart werden. Da-bei sind u. a. die folgen-den Fragestellungen zuberücksichtigen:• Welche unterrichtsgestaltenden Prinzipien werden als Basis für

das gemeinsame Vorgehen vereinbart und verbindlich festgelegt?• Welche Inhalte werden in welchem Fachunterricht bearbeitet?• Welche Methoden werden verbindlich eingesetzt, vermittelt, erar-

beitet und eingeübt?• Wie soll die Lernplangestaltung der Schule abgestimmt werden

und welche Grundsätze werden für die Stundenplangestaltungfestgelegt?

• Welche weiteren pädagogischen Grundsätze werden von denjeweiligen Klassenteams gefordert oder erwünscht?

• Welche Schwerpunkte sind im Schulprofil, im Schulprogrammfestgelegt und mit welchen Schwerpunkten sollte es weiter ent-wickelt werden?

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Page 17: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

2.1. Bearbeitung der schriftlichenDokumentation und Bewertung dererbrachten Leistungen

2.1.1 Erstellung der schriftlichen Dokumentation

Die schriftliche Dokumentation besteht aus einem Text von in derRegel etwa 10 Seiten, der möglichst computergestützt erstellt undggf. durch Bilder und Anlagen ergänzt ist. Möglich ist auch, dieVorgabe der Seitenzahl durch andere geeignete Vorgaben, z. B.eine festgelegte Zahl von Zeichen zu ersetzen, da die Schülerinnenund Schüler inzwischen häufig die Dokumentation mit verschiede-nen Programmen computergestützt erstellen. Darüber hinaus sindweitere Formen der Darstellung möglich z. B. Posterpräsentatio-nen, Kurzfilme, aufgezeichnete Interviews, Hörspiele und ähnli-ches.

In individueller Absprache ist es möglich, von der Regel abzu-weichen und einen kürzeren Textumfang zu vereinbaren. Es mussdabei jedoch begründet und nachvollziehbar sein, mit welcheranderen gleichwertigen Teilleistung die erforderliche schriftlicheDokumentation ersetzt wird.

Im Unterricht werden die Anforderungen an Inhalt und Aufbauder schriftlichen Dokumentation besprochen. Diese variieren, jenachdem ob die erste, zweite, dritte oder vierte Lernaufgabe bear-beitet wird. Grundsätzlich gelten für spätere Lernaufgaben höhereLeistungsanforderungen. Ein Lernfortschritt bei der Gestaltungder schriftlichen Dokumentation wie auch der Präsentation musssichtbar werden.

Die schriftliche Dokumentation kann u.a. folgende Aspekte bein-halten:• Motive für die Wahl des Praktikumsplatz• Beschreibung des Betriebes• Darstellung ausgewählter Tätigkeiten und Arbeitsabläufe• Bearbeitung der besonderen Lernaufgabe• Reflexion der Erfahrungen und des Lernprozesses• Abschlussbewertung

Die schriftliche Dokumentation muss in einer ansprechendenForm vorgelegt werden, z. B. als geheftete Mappe, als Ordner oderin anderer Form. Sie ist dem Thema entsprechend zu gestalten,

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2. Erfahrungen und Ergebnisse aus der Praxis

Page 18: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Deckblatt und Gesamtlayout sollen das Besondere der Arbeit her-vorheben. Neben den inhaltlichen Aussagen kommt der Aus-drucksfähigkeit, der Sprache undder Rechtschreibung eine beson-dere Bedeutung zu. Form, Inhaltund sprachliche Leistung sindMerkmale der Qualität der Lern-aufgabe und schlagen sich bei derBewertung der Leistung nieder.Qualitätsbereiche und Bewer-tungskriterien werden den Schü-lerinnen und Schülern jeweils zuBeginn der Arbeit an der beson-deren Lernaufgabe mitgeteilt.

Die Schülerinnen und Schülerwerden bei ihrer Arbeit an derschriftlichen Dokumentation undan der Vorbereitung der Präsen-tationsmaterialien in den LIP-Stunden unterstützt. FolgendeVerfahren haben sich dabei in den Versuchsschulen als erfolgreicherwiesen:• Die Schülerinnen und Schüler halten im Laufe des Halbjahres

Informationen und Erfahrungen aus ihrem Betrieb und aus dengemeinsamen Reflexionsstunden schriftlich fest. Die Aufzeich-nungen stellen sie entweder auf einer Metaplantafel dar oder siehalten sie als Stichwortsammlung fest. Beides gilt als Grundlagefür die Eingabe der Daten in eine elektronische Datei, die späterals Grundlage für die schriftliche Bearbeitung der Lernaufgabeverwendet wird.

• Die Schülerinnen und Schüler berichten sich gegenseitig über diePraxisarbeit und der Stand der Arbeit an der Besonderen betrieb-lichen Lernaufgabe. Dabei sollen Tipps von Mitschülern explizitbewertet und ggf. aufgenommen und umgesetzt werden.

• Arbeitsabläufe werden mit Hilfe von Fotos oder Videos beschrie-ben und den Mitschülerinnen und Mitschülern erklärt.

• Die Schülerinnen und Schüler sammeln und notieren Informa-tionen über Werkzeuge und Werkstoffe (Kartei). BesondereWerkzeuge werden von der Schülerin bzw. dem Schüler exakt undallgemein verständlich beschrieben und ggf. einer anderen Klassevorgestellt. Diese muss beurteilen, ob der Bericht verständlich ist.

• Die schriftliche Dokumentation sollte – wenn möglich – gleicham PC erstellt werden. Wenn dies nicht möglich ist, sollte derText vorgeschrieben und nachträglich übertragen werden.

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• Immer wieder sollten Übungsphasen für das Schreiben, Korri-gieren und Überarbeiten der Texte in den Unterricht eingefügtwerden.

• Filme und Bildfolgen aus der Praxis sollten im Unterricht einge-setzt und anhand von Teilaufträgen in den Fachunterricht einge-bunden und bearbeitet werden.

• Ehemalige Praktikanten sollten nachfolgenden Klassen zurVerfügung stehen und zu ihren Praxiserfahrungen befragt wer-den können. Diese Befragungen sollten wenn möglich in denFachunterricht einbezogen werden.

• Die Schülerinnen und Schüler sollten in Gruppen- und Partner-arbeit Arbeitsvorgänge gemeinsam bearbeiten. Sie sollten Ergeb-nisse des gemeinschaftlichen Erfahrungsaustausches stichwortar-tig auf Metaplantafeln oder in elektronische Dateien gemeinsamübertragen (Übertragung der Ergebnisse in jeweils eingerichteteSchülerordner in der Computerwerkstatt).

• Beispielhaft sollten Entwürfe zur Gestaltung eines Deckblattesangefertigt werden.

• Es sollten auf den einzelnen Schüler abgestimmt Zeitvorgabenfür Bearbeitung der betrieblichen Lernaufgabe mit Schülerinnenund Schülern vereinbart und darauf geachtet werden, dass erfor-derliche Restarbeiten als Hausaufgabe durchgeführt werden.

Überlegungen zur medialen Aufbereitung derschriftlichen Dokumentation

Seit Beginn des Schulversuchshat es Bemühungen um eine vonder Schriftsprache unabhängigeDarstellung der Lernaufgabe ge-geben. Zunächst wurden Bild-und Produktpräsentationen ein-bezogen. Schülerinnen und Schü-ler, die gerade im Hauptschulbe-reich häufig gravierende kogniti-ve Schwächen aufweisen, konn-ten auf diese Weise durch die Ge-staltung von Schautafeln und dasPräsentieren und Erläutern ihrerArbeit Selbstwertgefühl entwi-ckeln und Anerkennung erlan-gen, die sie mit ihren Leistungenin den Schulfächern nicht errei-

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Page 20: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

chen können. Gerade für diese Schülerinnen und Schüler ist dieMöglichkeit der medialen Aufbereitung der ersten betrieblichenLernaufgaben besonders erfolgversprechend.

Inzwischen werden von den Schülerinnen und Schülern an denvier Versuchsschulen verstärkt andere Medien einbezogen. Power-Point-Präsentationen mit viel Bildmaterial und kurzen erklären-den Texten, Tonbildschauen, bei denen die Bildabfolgen erklärtwerden oder auch selbst erstellte Kurzfilme über die geleistete Ar-beit sind als Dokumentation und Reflexion der Praxis entstanden.

Grundsätzlich sind derartige Lernaufgaben eine Bereicherung inder Darstellungsvielfalt. Es muss jedoch gewährleistet sein, dass dieSchülerinnen und Schüler sie selbst erstellen und einen angemes-senen erklärenden Anteil in Wort und Schrift leisten. In der schrift-lichen Dokumentation muss eine Lernleistung in schriftlicher Formnachgewiesen werden. Nicht nur im Hinblick auf den Übergang ineine Berufsausbildung wäre es unverantwortlich, auf die Entwick-lung der schriftlichen Ausdrucksfähigkeit zu verzichten.

Wenn im Rahmen der besonderen Lernaufgabe auch ein Werk-stück erstellt wird, werden die betrieblichen Anleiterinnen bzw.Anleiter über Inhalt und Fortschritt der schriftlichen Dokumenta-tion und die Erstellung des Werkstücks informiert. Sie ergänzenihrerseits fachspezifische Daten und unterstützen die Schülerinnenund Schüler bei ihren Arbeiten. Bei der Erstellung eines Werkstückoder eines anderen Produkts – Zeichnungen, Pläne, Kinderbücher,Fotoreihen o.ä. – und insbesondere bei der Bewertung des Werk-stückes wird die besondere Unterstützung und Beratung durch diebetrieblichen Anleiterinnen bzw. Anleiter erforderlich. Das Pro-dukt soll fachlichen Kriterien entsprechen und in der Bewertungentsprechend berücksichtigt werden.

In einer betrieblichen Lernaufgabe werden Folien einer Power-Point-Präsentation als Teil der Lernaufgabe vorgestellt. Die Schü-lerin hat für ihre Arbeit 33 Standfotos aus dem vorhandenen Video-material ausgesucht. Dabei hat sie besonderen Wert gelegt auf aus-sagekräftiges und gestochen scharfes Bildmaterial. In einer Abfolgevon 8 Folien hat sie am PC eine Reihenfolge erstellt, die demtatsächlichen Arbeitsablauf „Backen einer türkischen Pizza“ ent-spricht. In kurzen Kommentaren beschreibt sie ihre Arbeit anHand der Bilder. Die Schülerin steuert den Präsentationsablaufmanuell, so dass sie zwischendurch auf Fragen antworten und wei-tere Erklärungen einbringen kann.

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Page 21: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

2.1.2. Bewertung der schriftlichen Dokumentation und ggf.

des Produkts

Im Rahmen des Schulversuchs erprobten die vier beteiligten Schu-len verschiedene Bewertungsschemata. Sie orientierten sich zu-nächst an den unterschiedlichen Arbeitsplätzen, an den Möglich-keiten der Schulen, die „Bearbeitung“ der betrieblichen Lernauf-gabe zu unterstützen und letztlich auch an den Fähigkeiten derSchülerinnen und Schüler, ihre Praxiserfahrung darzustellen. Sehrschnell stellten die Schulen fest, dass sowohl schulintern einheitli-che Bewertungskriterien gelten müssen und darüber hinaus auchdie beteiligten Versuchsschulen ihre Maßstäbe vereinheitlichenmüssen. In gemeinsamen Fortbildungsveranstaltungen wurden zufolgenden Qualitätsbereichen Bewertungskriterien entwickelt undverabredet:

Qualitätsbereich: Gestaltung der schriftlichen

Dokumentation

Bewertungskriterien:Sind die verbindlich vorgegebenen Anforderungen (Deck-blattgestaltung, Gliederung, inhaltliche Strukturierung, Text-Bildrelation, einheitliche Schrifttypengröße, Mindestseiten-zahl, einheitliches äußeres Erscheinungsbild) erfüllt?Darüber hinaus kann die Lernaufgabe insbesondere folgendeElemente enthalten und in die Bewertung aufgenommen wer-den: eigene Zeichnungen, Grundrisse, Interviews, Firmenpro-spekte.

Qualitätsbereich: Inhalt der schriftlichen Dokumentation

Bewertungskriterien:Wird zu den verbindlich vereinbarten inhaltlichen Bereichenberichtet?Wird zu den vereinbarten Fragen Stellung genommen?(Beispiele für vereinbarte Bereiche bzw. Fragestellungen: Wiehabe ich den Praxisplatz gefunden? Beschreibung des Betrie-bes, Darstellung des Berufsbildes, Beschreibung einer typi-schen Tätigkeit eins Arbeitsablaufes, Beschreibung eines typi-schen Arbeitstages, Produktbeschreibung, Beschreibung vonWerkzeug oder Material, Begründung der Auswahl dieserLernaufgabe, Analyse des eigenen Praktikumerfolgs: Was ha-be ich für mich gelernt? Bewertung des Praktikumbetriebes)

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Qualitätsbereich: Präsentation der Lernaufgabe

Bewertungskriterien:Welcher Präsentationsort (Klassenraum, Pausenhalle, Aulaoder Forum, Betrieb) wird gewählt und ist die Präsentationangemessen?Welche besonderen Anforderungen werden aufgrund des Prä-sentationsanlasses (Elternabend, Präsentation vor einer ande-ren Klasse, öffentliche Präsentationsveranstaltung) berück-sichtigt? Welche Präsentationsmethoden (Wandzeitung, Poster, Mappeerstellen, freier Vortrag, Werkstück präsentieren, Visualisie-rung durch Medien, als „Experte“ Rede und Antwort stehen)werden gewählt?

Qualitätsbereich: Eigenverantwortung und

selbstgesteuertes Lernen

Bewertungskriterien:Wird von Halbjahr zu Halbjahr eine Leistungssteigerung beider Erstellung der Besonderen betrieblichen Lernaufgabeerkennbar?Wird die Steuerung der eigenen Lernprozesse durch die Schü-lerin bzw. den Schüler erkennbar?Ist Engagement für das eigene Lernen beobachtbar und über-nimmt die Schülerin bzw. der Schüler Verantwortung für dieeigene Lernentwicklung und die Lernergebnisse?

Auf der Basis der Qualitätsbe-reiche entwickelten die Projekt-schulen Bewertungsschemata fürdie Bewertung der betrieblichenLernaufgaben. Als Beispiel wirdhier ein von der Schule Richard-Linde-Weg entwickeltes Bewer-tungsschema vorgestellt. Die Be-wertungstabelle soll einer ein-heitlichen und differenziertenBewertung der betrieblichenLernaufgabe an der Schule die-nen. Die Tabelle ist das Ergebnismehrjähriger Erfahrungen undLeitlinie für die Leistungsbewer-tung und Festsetzung der Note.

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Besondere betriebliche Lernaufgabe:

Qualitätsmerkmale und Bewertungskriterien.Folgende Lernaspekte werden berücksichtigt:

1. Vorbereitende Tätigkeiten

Eigenständige Praxisplatzsuche 4Rechtzeitiges Einholen derPraxisplatzbestätigung 2Voraberkundung möglicher Tätigkeitenim Praktikum 4

Summe 10

2. Einhalten von Regelnim Praktikum

Umgehende Meldung beim Ausfallim Praktikum im Betrieb 3in der Schule 3Führung des Berichtsheftes 2Führung des Anwesenheitsnachweises 2

Summe 10

3. Betriebliche Arbeiten währenddes Praktikums

Eigenständiges Arbeiten im Betrieb 3Erlangen von Lernzuwächsendurch neue Kenntnisse und Fähigkeiten 4Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Interesse 3

Summe 10

4. Verbindliche Arbeitenin der Schule

Eigenständiges Arbeiten an derLernaufgabe, Computer 2Einhalten von Vereinbarungen 5Regelmäßiges Vortragen der Praxis-erlebnisse in den LIP-Stunden 3Lernfortschritte in den Computereingeben, termingerechte Vorlageder Fortschritte der betrieblichenLernaufgabe 5

Summe 15

5. Konkrete schriftliche Arbeitan der betrieblichen Lernaufgabein der Schule

Vier Wochen vor Abgabe verbindlicheThemenfestlegung gemäß der ausgeübtenTätigkeiten im Praktikum 5

Summe 5

6. Formale Arbeitsschritte

Inhaltsverzeichnis 2Gestaltung des Deckblattes 2Umfang und Layout der Arbeit 3Vorgegebene Seitenzahl erreicht 1Seiten nummeriert 1Einfügen aussagefähiger Bilder 3Korrektes Deutsch in Rechtschreibung,Ausdruck, Stil 3

Summe 15

Maximalmögliche

Punkte

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7. Inhaltliche Arbeit an der betriebli-chen Lernaufgabe gemäßGliederung/Inhaltsangabe

Suchen und finden des Praxisplatzes 2Anfängliche Erwartungen undVorstellungen 3Kurze Beschreibung des Betriebes.Lage, Größe, Fertigung, Mitarbeiter 2Ein Tages- oder Wochenablaufdarstellen 2Beschreiben allgemeiner, ständig wieder-kehrender betrieblicher Abläufe 3Suchen und finden der eigenständigdurchgeführten Tätigkeiten 3Genaue Darstellung einzelnerArbeitsschritte 5Verlauf der Tätigkeit 2Fertigstellung eines Produktes,eines Werkstücks 3

Summe 25

8. Bewertung und Beurteilung

der eigenen Arbeit 3gegebenenfalls Auftreten derSchwierigkeiten und Probleme 2Reflektion des Praktikums:Was habe ich gelernt? 3Was will ich weiterhin lernen? 2Wie weit hat mich diesesPraktikum vorangebracht? 2Zielperspektiven die mir diesesPraktikum aufgezeigt hat 3Mein wichtigstes Lernziel zur Zeit ist 3Auswirkungen des Praktikums aufmeine Berufswahlentscheidung 2

Summe 20

9. Ergänzende Anforderungen

Beifügen von Informationsmaterial zurAnschauung und Ergänzung 1Beifügen von Bewerbungsunterlagenund Lebenslauf 1Qualitätseinschätzung der LAdurch Lehrervom Schüler selbst gefertigt 5mit Fremdhilfe erstellt 2Hilfen und Nachschlagewerkeausgewiesen 2Vorlage des Betriebszeugnisses 1

Summe 12

10.Präsentation der betrieblichenLernaufgabe *

vor der Klasse 3im Betrieb 5vor Öffentlichkeit 10

Summe 18

Gesamtsumme aller Punkte 140

*Es wird bei entsprechenden Präsenta-tionen die jeweils höhere Kategoriebewertet.

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Nach der Bewertungstabelle sind max. 140 Punkte zu erreichen.Die Lehrerinnen und Lehrer am Richard-Linde-Weg gehen davonaus, dass diese Punktzahl allenfalls im letzten Praktikum erreichbarist. Sie haben sich darauf geeinigt, diese Bewertungsskala alsOrientierung für die Bewertung für die Benotung anzusehen. Ausder erreichten Punktzahl wird eine Note ermittelt, die dann in derZeugniskonferenz individuell betrachtet, erklärt, besprochen undfestgelegt wird.

Das Raster ist ein Beispiel für eine kriterienorientierteBewertung. Das Beispiel ist ein Zwischenergebnis. Weiterhin be-steht Diskussionsbedarf. So ist z. B. zu fragen, ob die Vielzahl derBewertungskriterien erforderlich ist und ob sie bei der Bewertungauch wirklich durchhaltbar sind? In wie weit sollen Probleme, diewährend des Praktikums entstehen können – selbst verschuldetoder unverschuldet – in der Bewertung berücksichtigt werden? Inwie weit soll die Unterschiedlichkeit der Praxisplätze bei der Be-wertung berücksichtigt werden? In wie weit müssen unvorherseh-bare und nicht beeinflussbare sehr unterschiedliche Bedingungenim Bereich der öffentlichen Präsentation der Lernaufgabe berück-sichtigt werden?

Die Bewertung der in Schule und Betrieb erbrachten Lernleistun-gen erfordert einen Gestaltungsraum. Ein Bewertungskonzept istOrientierung, die Entscheidung muss letztendlich in der Verant-wortung der Klassenkonferenz liegen.

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Zeugnisnote 1 2 3 4 5 6

1. Praktikum 50% derzu erreichenden Punktzahl 70 67 60 49 35 18 17

2. Praktikum 70% derzu erreichenden Punktzahl 105 100 89 69 53 27 26

3. Praktikum 88% derzu erreichenden Punktzahl 123 117 105 86 62 32 31

4. Praktikum 100% derzu erreichenden Punktzahl 140 134 119 98 70 36 35

Page 26: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

2.2. Präsentation der Besonderenbetrieblichen Lernaufgabe

2.2.1. Erstellung der Präsentationsunterlagen

Die Präsentationen dienen nicht nur der Vorstellung der geleistetenArbeit sondern sie sind auch eine Möglichkeit der Schülerinnenund Schüler, sich selbst, ihr Können, ihre Persönlichkeit darzustel-len. Sie präsentieren sich über ihre Arbeit.

Schülerinnen und Schüler stellen ihre Arbeit und – so vorhanden– auch ihre Werkstücke vor. Sie erklären und erläutern Arbeits-abläufe, Materialien und benötigteGeräte, sie beantworten Fragen zuSachverhalten. Zu diesem Zweck er-stellen sie entsprechende Präsenta-tionsunterlagen. Von Lernaufgabe zuLernaufgabe steigen die Anforderun-gen an die Präsentation. Überwiegenbei den ersten Lernaufgaben noch be-bilderte Stellwände sind bei fortge-schrittenen Lernaufgaben Vorführun-gen, Powerpoint-Präsentationen oderKurzvideos denkbar und möglich.

Die Präsentation beinhaltet das Er-stellen bzw. Auswählen von Anschau-ungsmaterial, das Referieren zentraler Aspekte und das Diskutie-ren der Gesamtdarstellung sowie fachbezogener Fragestellungen.

Es sind unterschiedliche Formen der Präsentation möglich:• Präsentationen im Schulalltag können in der eigenen Klasse erfol-

gen. Schülerinnen und Schüler präsentieren ihren Mitschü-lerinnen und Mitschülern ihre Aufgaben und Produkte.

• Gruppen von Schülerinnen und Schülern gleicher Arbeitsberei-che präsentieren gemeinsam ihr Berufsfeld im Rahmen ver-schiedener Anlässe.

• Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Arbeit im Unterrichtjüngerer Schülerinnen und Schüler und stehen ihnen für Fragenzur Verfügung.Hierbei wird besonders das Prinzip „Schüler lernen von Schü-

lern“ umgesetzt. Es hat sich gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler,die sich auf die Praxis vorbereiten, von den Ergebnissen und Erfah-rungen älterer Schülerinnen und Schüler profitieren. Wer bereitsPraxiserfahrung hat kann anderen beratend zur Seite stehen. Dabeilernen die Vortragenden, sicher aufzutreten, laut und klar zu spre-chen, ihre Zuhörer anzuschauen, ruhig zu stehen oder zu sitzen undsich ein Vortragskonzept zu erarbeiten und umzusetzen.

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• Elternabende, Informationsveranstaltungen und Tage der offe-nen Tür bieten einen angemessenen Rahmen für Präsentationen.

• Schüler präsentieren ihre Arbeit auf Messen, bei Vorträgen undsonstigen außerschulischen öffentlichen Veranstaltungen, steheninteressierten Teilnehmern Rede und Antwort.Präsentationen machen die Schülerinnen und Schüler zu Exper-

ten. Der, der etwas weiß, vermittelt sein Wissen Anderen. Besonders bewährt haben sich diese Expertenpräsentationen bei

öffentlichen Veranstaltungen mit Erwachsenen. Die Schülerinnenund Schüler sind in der Lage, sich ihrer besonderen Aufgabe undihrer Bedeutung klar zu werden. Offen und vorbehaltlos reden sie

mit fremden Erwachsenen. Dabeigewinnen sie Redegewandtheit,Selbstvertrauen und Selbstsicher-heit. Sie legen Hemmungen abund werden „erwachsen“. DieseForm der Präsentation stärkt siefür spätere Vorstellungsgesprä-che. Je mehr Möglichkeiten siedazu haben, um so sicherer wer-den sie, um so verständiger wirdihr Umgang mit Anderen. Sie er-kennen, dass ihr Gegenüber et-was von ihnen wissen will unddass sie es vermitteln können.

2.2.2 Bewertung der Präsentationen

Die Bewertung der Präsentation erfolgt nach inhaltlichen und for-malen Kriterien, die nachvollziehbar und transparent sind und be-reits vor der Arbeit an der Präsentation den Schülerinnen undSchülern bekannt sind. Bei der Bewertung der erbrachten Leistungwird auch die Art der Veranstaltung, in deren Rahmen die Präsen-tation durchgeführt wird, berücksichtigt. Die Bewertung derPräsentation und die Bewertung der schriftlichen Dokumentationbilden zusammen die Note für die Besondere betriebliche Lern-aufgabe, die im Zeugnis als eigenständige Note unter Nennung desThemas der Lernaufgabe ausgewiesen wird.

Zur Einschätzung und Bewertung der fachlichen Richtigkeit derpräsentierten Ergebnisse und Bewertungen ist es sinnvoll und not-wendig, die betriebliche Anleiterin oder den betrieblichen Anleitereinzubeziehen. Die Bewertung der betrieblichen Anleiterinnen undAnleiter wird dabei von den Lehrkräften berücksichtigt. Sie alleinsind für die Festsetzung der Note verantwortlich.

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Page 28: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

In der Präsentation können u.a. folgende Aspekte beobachtet,erfasst und in die Bewertung einbezogen werden:• Art und Umfang der Präsentation (z. B. Plakatwand, Vortrag,

Videoclip, Computerdemonstration, Vorführung/Vorstellungeines Produkts/einer Arbeitsaufgabe),

• Fortschritte in der Verwendung der Präsentationsmittel,• Selbstständigkeit in Planung, Ausarbeitung und Durchführung, • Originalität der Gestaltung, • Aufbau und Gliederung, fachliche Richtigkeit,• Ausdrucksfähigkeit und Sprache im Vortrag,• Auftreten beim Vortrag bzw. bei der Präsentation,• Umgang mit Medientechnik und Visualisierung,• Argumentations- und Ausdrucksfähigkeit bei Nachfragen.

Zusätzliche Bewertung durch die betrieblichen Begleiterin-

nen und Begleiter

Am Ende des Praxis-Halbjahres erhalten die Schülerinnen undSchüler von ihrem Betrieb eine Beurteilung ihrer Leistungen. DieseRückmeldungen durch die Betriebe sind unterschiedlich umfas-send. Oft werden darin qualifizierte Aussagen über Stärken undSchwächen, über die erworbenen Kompetenzen, über das Verhal-ten am Arbeitsplatz, den Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitar-beitern sowie über Verantwortungsbewusstsein, Ehrlichkeit, Pünkt-lichkeit und Ausdauer gegeben. Darüber hinaus werden Fehltageim Betrieb ausgewiesen. Ein Beispiel für ein betriebliche Leistungs-rückmeldung ist der in der folgenden Abbildung dargestellte Be-wertungsbogen. Weitere Beispiele für betriebliche Leistungsrück-meldungen befinden sich in der Anlage.

Abbildung Betriebszeugnis siehe nächste Seite

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Betriebe sollten ermuntert und aufgefordert werden, umfassendeRückmeldungen über das Arbeits- und Lernverhalten der Schüle-rinnen und Schüler am Praxislernort zu erstellen. Derartig umfang-reiche Bewertungen stellen nicht nur zusätzliche Informationen fürAusbildungsbetriebe im Bewerbungsverfahren dar. Sie unterstüt-zen die Schülerinnen und Schüler auch darin, selbstbewusst ihreInteressen und Fähigkeiten zu klären und weiter zu entwickeln.Um den Betrieben die Rückmeldung zu erleichtern, kann ein stan-dardisiertes Rückmeldeverfahren entwickelt und dem Betreibangeboten werden. Dies hätte den weiteren Vorteil, dass Aussagenzu bestimmten Kompetenzbereichen, die die Schule für wichtighält, in dem Rückmeldebogen berücksichtigt werden können.

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Die hier vorgestellte Lernaufgabe ist die dritte schriftliche Doku-mentation, die die Schülerin vorgelegt hat. Sie hat somit bereits Er-fahrungen im Schreiben und Gestalten ihres Textes. Der Qualitäts-anspruch an diese dritte Lernaufgabe ist sowohl bei der Schülerin alsauch beim Lehrer und dem betrieblichen Anleiter entsprechend hö-her als bei der ersten Lernaufgabe. Der vorliegende Text der Lern-aufgabe ist nicht aufbereitet. Er ist so übernommen worden, wie dieSchülerin ihn abgegeben hat.

Anmerkung zu dieser Lernaufgabe

Die Schülerin hat sich einen Praktikumsplatz gewählt, bei dem zu-nächst Büroarbeit vorgesehen war. Durch Erfahrungen mit dieser Tä-tigkeit und gleichzeitigem Einblick in verschiedene handwerklicheArbeitsbereiche veränderte sich ihre Einstellung. Sie wechselte inner-halb der gleichen Firma ihren Arbeitsplatz und erlebte, dass sie ander handwerklichen Arbeit mehr Freude und Befriedigung empfand.

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3.Beispiele zur Besonderen betrieblichen

Lernaufgabe aus der Praxis

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Kurzdarstellung weiterer besondererbetrieblicher Lernaufgaben

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass beim Erstellen der Be-sonderen betrieblichen Lernaufgabe mit Fortschritt der Praxiser-fahrungen auch Leistungsverbesserungen einhergehen. Dies wirdan folgenden Beispielen sichtbar.

Die erste Lernaufgabe aus dem ersten Praktikum in einem Blu-menladen beschränkt sich im Wesentlichen auf die Darstellung ver-schiedener Sträuße, die von der Schülerin selbst gefertigt werden.Weitere eigene Aktivitäten werden nicht beschrieben. Zumeist be-obachtet die Schülerin die Arbeiten ihrer Anleiterin. Das sindAnfertigungen von Grabschmuck, Kranzbindearbeiten und dieAnfertigung besonderer Blumenarrangements. Ergänzt wird dieserTeil durch Beschreibungen von Topfblumen. Hierbei hat dieSchülerin Informationen ihrer Anleiterin übernommen. Es werdennoch Reinigungs- und Aufräumarbeiten dargestellt. Den Schlussstellt eine Bewertung dar, die sich auf wenige, persönlich erfahre-ne Dinge beschränkt. Dies ist eine typische erste Lernaufgabe. DenPraktikanten, die noch sehr jung sind (8. Klasse bzw. 14 Jahre), wird

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von den Betrieben wenig zugetraut. Die Begleitung in der Schulesteht am Anfang, die Fähigkeit, das eigene Lernen am Praxislernortzu strukturieren ist noch wenig entwickelt. Die Praktikanten selbsthaben noch wenig Erfahrungen mit dem Praxislernen und wenigSelbstvertrauen, um angemessene Aufgaben einzufordern. DieLernaufgabe wird auf die Darstellung der ersten Erfahrungen be-schränkt.

Eine Lernaufgabe ausdem zweiten Praktikum:Der Praxislernort ist eineGlaserei. Neben der Dar-stellung des Betriebes, derZusammenarbeit mit denMitarbeitern und einzelnenbesonders herausgehobe-nen Maschinen, ist die ge-samte Arbeit ausgerichtetauf die eigenständige An-fertigung von Bilderrah-men. Hierbei werden dieArbeitsschritte genau undin fachlich richtiger Abfolgeerläutert und am Schlussdas fertige Produkt als Er-

gebnis eigenständiger Arbeit präsentiert. Die Freude über den eige-nen Erfolg einerseits und den als Geschenk überlassenen Bilder-rahmen andererseits kommen deutlich zum Ausdruck. Der ab-schließende Bewertungskommentar weist diese positive Erfahrungebenso aus, wie die noch vorhandene Schwierigkeit, schwereLasten zu tragen. (Ein Hinweis darauf, dass einige Schülerinnenund Schüler am Anfang ihrer Arbeit am Praxislernort Problememit ihrer körperlichen Belastbarkeit haben können, ist oft erforder-lich. Bei der Praxisplatzwahl muss auf die körperliche Belastbarkeitgeachtet werden.)

Deutlich unterscheidet sich die Lernaufgabe aus dem drittenPraktikum von den beiden vorangegangenen Arbeiten. Ein Schülerzu Beginn der 9. Klasse (Abschlussklasse) macht sein Praktikum alsRettungssanitäter. Seine Motivation ist groß, zumal er in seinerFreizeit beim ASB im Sanitätsdienst mitarbeitet. Seine Arbeit istangemessen gegliedert und optisch gut gestaltet. Inhaltlich wirdzunächst der Arbeitsplatz beschrieben und die Motivation und dasBemühen, diesen Praxislernort zu bekommen. Zusätzlich werden

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Informationen über Arbeitszeiten, erste Erfahrungen und Ein-drücke von Patienten im einleitenden Teil gegeben. Zentrales The-ma der Lernaufgabe ist ein Einsatz und die fachliche Darstellungder bei Einsätzen benötigten Geräte. Dieser Teil zeichnet sichdurch die hohe fachliche Kompetenz des Schülers aus. Sehr genaukann er den Gebrauch von Notfallgeräten erklären. In seiner Pra-xiseinschätzung verdeutlicht er dann die persönlichen Gründe sei-ner Motivation und seiner engagierten Mitarbeit. An einem sol-chen Praxisplatz kann die Zusammenarbeit zwischen Praktikantund betrieblichem Anleiter nur gelin gen, wenn absolutes Vertrau-en in die Zuverlässigkeit des Praktikanten besteht. Das war hierder Fall. Der Schüler wusste das, er war bereit, die von ihm erwarte-ten Aufgaben zu erfüllen. Für ihn war dieses Praktikum eine wei-terer entscheidender Schritt bei seiner Lebensplanung: er ist enga-gierter Sanitäter beim ASB und will in diesem Bereich weiterar-beiten – unabhängig von einer konkreten beruflichen Perspektive.

Die Beispiele verdeutlichen die Erfahrungen aus dem Schulver-such: Wenn Lehrerinnen und Lehrer und betriebliche Anleiterin-nen und Anleiter zusammenarbeiten und jede Stelle ihre Aufgabewahrnimmt und den einzelnen Schüler bzw. die einzelne Schülerinsieht und entsprechend seinen bzw. ihren individuellen Möglich-keiten im Praktikum und in der Schule unterstützt, fördert undbetreut, dann tragen die vier aufeinander folgenden Praktika zuenormen Persönlichkeitsentwicklungen bei. Betriebliche Anleite-rinnen und Anleiter, die ihre Aufgabe bei der Betreuung von Schü-lerinnen und Schülern im Praktikum ernst nehmen, die die Jungenund Mädchen durch ernsthafte Arbeitsaufträge motivieren und diemit Zuwendung und Lobebenso wie mit Kritik dieEntwicklung der jungen Men-schen fördern, bieten Gewährdafür, dass die Schülerinnenund Schüler im Praktikumerfolgreich sind. Solche Be-triebe ermöglichen in derRegel betriebliche Lernauf-gaben, die die Schülerinnenund Schüler dann – wenn siedurch die Schule und ihrerLehrerinnen und Lehrer en-gagiert begleitet werden –auch mit hoher Qualität er-stellen.

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Die folgende Zusammenstellung zeigt eine Auswahl von The-men, die mit der Besonderen betrieblichen Lernaufgabe in ver-schiedenen beruflichen Bereichen bearbeitet wurden. Die Über-sicht bestätigt die Annahme, dass Lernaufgaben „im Prinzip“ übe-rall zu finden sind.

Beispiele für Besondere betriebliche Lernaufgaben

Berufliche Bereiche Thema

Bäckerei Weihnachtsbäckerei

Hauswart bei der Kirche Aufgaben im Gemeindebüround Gottesdienst

Elektrofirma Bau von Schaltanlagen

Zahnarztpraxis Laborarbeiten

Hotel- und Service, Büffet und KücheGaststättengewerbe

Friseur Foliensträhnen

Kfz-Werkstatt Reparatur einer Bremse

Strom- und Hafenbau Aufgaben eines Hafenschiffers

Gartenbau Der Aufbau eines Beetes

Tischlerei Bau eines Tisches

Kaufhaus Von der Anlieferung bis zumVerkauf

Lager Zusammenstellen von Waren

Kindergarten Ausflüge organisieren

Großküche Beispiele der Küchenarbeit

Buchbinderei Arbeitsgänge beim Herstelleneiner Zeitschrift

Rechtsanwaltsbüro Anlagen einer Handakte

Kfz-Bereich Reparatur einer Kupplung

Textil-Einzelhandel Die Geschichte der Levis-Jeans

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Bücherei Registratur: SchwerpunktAusleihe

Reisebüro Planung einer Reise durchPolen

Post Der Weg eines Briefes

Elektroinstallateur Altbausanierung

Tischlerei Darstellung einer Verzapfung

Friseur Färben, Tönen und Föhntechniken

Blumengeschäft Binden von Sträußen, Gesteckefür die Weihnachtszeit

Lebensmitteleinzelhandel Nachfüllen und Plazieren derWaren

Zoofachgeschäft Schwerpunkt Aquaristik

Tierfutterfachgeschäft Allgemeine Warenkunde

Spedition Erstellen einer Datenbank

Rettungsdienst Arbeiten auf dem RTW

Behindertenwerkstatt Betreuung und Mithilfe beimSchwimmen und Bewegungstherapie

Page 39: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

Die Themen für die Besondere betriebliche Lernaufgabe werden injedem Praxishalbjahr von den Schülerinnen und Schülern entspre-chend ihres Arbeitsplatzes neu gesucht, formuliert und bearbeitet.Die jeweils eigene Aufgabenstellung wird im folgenden Halbjahrselbstständig und eigenverantwortlich bearbeitet.

In jedem Halbjahr wird eine umfangreiche Arbeit erstellt, dieweit über den Rahmen einer üblichen Klassenarbeit hinausgeht.Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden öffentlich präsentiert,Schülerinnen und Schüler stehen Rede und Antwort, stellen sichund ihre Arbeit dar. Am Ende eines jeden Schulhalbjahres erhal-ten sie für diesen Leistungsnachweis in ihrem Schulzeugnis eineeigenständige Note, gleichwertig den Noten der Hauptfächer. ImZeugnis wird neben der Note auch das Thema der Lernaufgabefestgehalten. Darüber hinaus erhalten die Schülerinnen undSchüler neben dem Schulzeugnis einen Bewertungsbogen desBetriebes. Die Betriebe bescheinigen die Bewährung im Prakti-kum. Neben den Fehlzeiten am Arbeitsplatz werden die ausge-führten Tätigkeiten, die damit verbundene Handhabung von Ma-terialien und Arbeitsgerät benannt und Rückmeldungen zu den imBetrieb erworbenen Kompetenzen gegeben. Diese Rückmeldun-gen sind für weitere Praxisplatzbewerbungen ebenso wichtig, wiefür die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz. Aus den betriebli-chen Beurteilungen kann ein Ausbildungsbetrieb wichtige Infor-mationen über die Arbeitshaltung und mögliche Qualifikation desBewerbers erhalten.

Welchen Gewinn ziehen Schülerinnen und Schüler ausder Bearbeitung der besonderen Lernaufgabe?

Schülerinnen und Schüler wollen ernsthafte Arbeit leisten. Dazubieten die Praktika umfassend Gelegenheit. Schülerinnen undSchüler wollen Anerkennung erfahren. Dazu bieten die Präsenta-tionen hervorragende Foren. Schülerinnen und Schüler wollen ihrSelbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein steigern. Die Aner-kennung ihrer Arbeit im Betrieb fördert dieses Bestreben. DieRückmeldung durch den Betrieb ist eine andere, eine besondereLeistungsauszeichnung. Schülerinnen und Schüler wollen ihrenLern- und Lebensweg selbst strukturieren und steuern. Die Praxis-

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4. Fazit

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erfahrungen und die Aus-einandersetzung mit denPraxiserfahrungen durchdie Besondere betrieblicheLernaufgabe sind ein ge-eignetes Instrumentarium,diese Steuerung in die ei-genen Hände zu nehmen.Die Steuerung des eigenenLernens zu erproben, beiBedarf zu verändern undzielgerichtet und konse-quent (bei viermaligemDurchlauf) weiter zu ver-folgen ist ein außerordent-lich erfolgreiches Verfah-ren auf dem Weg der Ent-wicklung der Lernfähigkeit, der Persönlichkeitsentwicklung undzur Förderung selbstgesteuerten Lernens.

Wer über Jahre hinweg diesen Weg gegangen ist, der verlässt dieSchule um ein vielfaches reifer als andere Schulabgänger. Die amSchulversuch beteiligten Schülerinnen und Schüler haben gezeigt,dass sie in der Lage sind Lernerfahrungen eigenverantwortlich zugestalten.

Die Schülerinnen und Schüler können• ihre Kompetenzen und Fähigkeiten wahrnehmen und benennen,• ihre individuellen Lernziele formulieren und Lernschritte planen,• Arbeitssituationen dokumentieren und darstellen,• Arbeitserfahrungen reflektieren und Stellung beziehen.

Sie sind in der Lage, eine Zukunftsperspektive zu entwickeln undihren weiteren Bildungsweg zu planen. Die Wahl eines Ausbil-dungsberufes oder der Besuch weiterbildender Schulen fällt auf-grund eigener, reflektierter und begründeter Entscheidungen.

Welchen Gewinn haben Betriebe von dieser Arbeit?

Die Betriebe beteiligen sich u.a. aus guter Tradition, regionalerBindung, gesellschaftlicher Verantwortung oder aus wirtschaftli-chem Kalkül am Lernen in der Praxis. Für Ausbildungsbetriebekann es bedeutsam sein zu wissen, dass ein potenzieller Auszubil-dender bereits bestimmte Vorkenntnisse und betriebliche Erfah-

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Page 41: Besondere betriebliche Lernaufgabe - Hamburg

rungen mitbringt. Lernaufgaben gebenAuskunft über Arbeitserfahrungen,die betrieblichen Beurteilungen sindeine kompetente Ergänzung zumZeugnis. Immer mehr Betriebe legenWert auf qualifizierte Praxiserfahrungund Arbeitstugenden und greifen aufBewerber zurück, die diese Qualitätenvorweisen können. Darüber hinauskönnen die Betriebe – indirekt oderdirekt – Inhalte und Methoden schuli-schen Lernens verantwortungsbewus-st beeinflussen. Austausch und Koope-ration können dazu beitragen, dass dieAnforderungen des „abnehmendenSystems“ wahrgenommen, in der Schu-le diskutiert und als Bildungsauftragverstanden und umgesetzt werden.

Welchen Gewinn hat die Schule und welchen Gewinnhaben die Lehrerinnen und Lehrer von dieser Arbeit?

Lernen in der traditionellen Schule erfolgt überwiegend in fach-gebundenen Strukturen, die sich in vielen Jahren mehr oder weni-ger bewährt haben. Die Verzahnung von Schule und Betrieb imRahmen dieses Schulversuchs bedeutet, dass der Lernort Betriebauch zum Gegenstand des Lernens am Lernort Schule wird. DieVielzahl der Besonderen betrieblichen Lernaufgaben sind imFachunterricht präsent und beeinflussen Unterrichtsorganisationund Lernverhalten ebenso wie die „Lernen-in-der-Praxis-Stunden“,in denen die Praxiserfahrungen ausgetauscht und reflektiert wer-den.

Das Konzept Besondere betriebliche Lernaufgabe sichert dieQualität der individuellen Lernarbeit der Schülerinnen und Schülerim Betrieb. Mit den festgelegten Rahmenbedingungen ist denSchülerinnen und Schülern klar vorgegeben, welche Aufgaben sielösen und welche Leistungen sie bringen müssen. Die festgelegtenRegeln zur Bewertung und der Ausweis als eigenständige Note imZeugnis zeigen allen Beteiligten, dass diese Lernleistung gleich-wertig zum Lernen in jedem anderen Hauptfach gesehen wird. DieErstellung der Lernaufgabe wird durch die Lehrkräfte in der Schulebegleitet. Damit wird die Qualität der Arbeit an der Lernaufgabein der Schule gesichert und zugleich werden damit die Fachlehre-

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rinnen und Fachlehrer konkret aufgefordert, ihren Unterricht fürdie Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler zu öffnen. Im Fach-unterricht werden die Fragen der Schülerinnen und Schüler bear-beitet und Antworten auf dem Hintergrund des jeweiligen Fachesentwickelt. Auf dieser Grundlage ist der Fachunterricht an dieLebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler gebunden undleistet einen Beitrag zur Vermittlung von Fachwissen und zurEntwicklung der individuellen Perspektiven.

Die Arbeit mit der Besonderen betrieblichen Lernaufgabe verän-dert den Unterricht in der Schule, das Lernverhalten der Schülerin-nen und Schüler und die Verteilung der Aufgaben und der Verant-wortung zwischen den Lernenden und den Lehrenden:• Schülerinnen und Schüler bringen als „Experten“ neue Lernin-

halte in den Unterricht ein.• Sie gestalten mit ihrem Wissen und ihren Fragen den Unterricht

mit und bestimmen darüber Inhalte und Ziele des Lernens.• Lehrerinnen und Lehrer öffnen ihren Unterricht nach außen, sie

nehmen neue Erkenntnisse aus den Betrieben auf.• Lehrerinnen und Lehrer werden gemeinsam mit den Schüle-

rinnen und Schülern zu Lernende im Prozess der Zusammenar-beit und bei der Gestaltung und Begleitung verschiedener Lern-situationen.

• Dabei wandelt sich ihre Rolle. Im Betrieb sind sie bezogen aufinhaltliche Fragen zeitweilig „auf gleicher Augenhöhe“ mit ihrenSchülerinnen und Schülern. Diese Erfahrung verändert geradeim Hauptschulbereich die Zusammenarbeit von Lehrerinnen undLehrern und Schülerinnen und Schülern und hilft bei der Klärungder jeweiligen Rolle: Lehrerinnen und Lehrer setzen klare undeindeutige Rahmenbedingungen und legen damit den Gestal-tungsraum für die Schülerinnen und Schüler fest; Schülerinnenund Schüler wissen, welche Anforderungen an sie gestellt sindund planen und gestalten ihre Lernarbeit im vorgegebenen Rah-men und nutzen die zur Verfügung stehenden Unterstützungen inSchule und Betrieb. Dieser Wandel durchzieht ganze Kollegienund Schulen und bindet Betriebe und Elternhaus in neuer Weiseein. Schulen, die um die Bedeutung der außerschulischen Lern-orte wissen und den eigenen Lernort, die Schule und die Lernfor-men in der Schule weiter entwickeln, sind offen für innovativeEinflüsse.

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ANHANG Informationsschreiben für Eltern

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Elternvertrag

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Anlage zur Praktikumsvereinbarung als Information für Betriebe

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Praxisplatzbestätigung

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Lernvereinbarung

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Vereinbarung über die Besondere Lernaufgabe

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Praktikumsbeurteilung durch den Betrieb

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Inhalte und Anforderungen an die erste Besondere betriebliche Lernaufgabe

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Bewertungsschema

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Muster Zeugnisformular

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