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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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Page 1: Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen · *Lufthansa Technik AG Frankfurt am Main 4.000 Reparatur-, Herstellungs- und Entwicklungsbetrieb. Mit den sieben Geschäftsfeldern

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

Herausgeber:

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Kaiser-Friedrich-Ring 7565185 Wiesbaden

www.wirtschaft.hessen.de

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

Dr. Claus Bauer

Gergana Petkova

Report Nr. 960

Wiesbaden 2018

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IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65185 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 [email protected] VERFASSER Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND April 2018 BILDNACHWEIS Titelbild: 3dsculptor / Fotolia HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege-ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwah-len. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Partei-nahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genann-ten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druck-schrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Unterrich-tung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer / Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt Download www.hessen-agentur.de/mediathek

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

Inhalt Seite

Vorwort I 

Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen im Überblick 1 

Betriebe und Unternehmen sowie Produktpalette 2 

Internationales: Außenhandel und Eigentumsverhältnisse 9 

Forschung und Entwicklung 11 

Fachkräftenachwuchs 14 

Institutionen, Verbände und Clusternetzwerke 15 

Ausblick 18 

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

I

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Hessen ist wirtschaftlich nicht nur durch einen starken Dienstleis-

tungssektor geprägt, sondern unser Land ist auch ein bedeuten-

der und moderner Industriestandort.

Das vorliegende Branchenprofil zur „Luft- und Raumfahrtindustrie

in Hessen“, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses

erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Vielfalt und Leistungsfähigkeit

dieses Segments der hessischen Wirtschaft. Bekannte Großun-

ternehmen (z.B. Diehl Aerospace, Rolls-Royce), zahlreiche inno-

vative Mittelständler und nicht zuletzt wichtige Institutionen wie

das Satellitenkontrollzentrum ESOC, der Wettersatellitenbetreiber EUMETSAT und die

Deutsche Flugsicherung DFS stehen für die große Bedeutung Hessens als Standort der

Luft- und Raumfahrtindustrie.

Die Hessische Landesregierung ist bestrebt, die Rahmenbedingungen für die Industrie in

Hessen weiter zu verbessern und sie damit bei ihrer Zukunftssicherung zu unterstützen.

Ich bin davon überzeugt, dass ökologisches Denken sich auch ökonomisch auszahlt. Lei-

sere und sparsamere Triebwerke schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern senken

auch die Betriebskosten.

Weitere, ebenfalls in aktualisierter und überarbeiteter Auflage erschienene Branchenprofi-

le zu bedeutenden hessischen Industriezweigen stehen unter www.hessen-agentur.de

Service Mediathek zum Download zur Verfügung.

Eine anregende Lektüre wünscht Ihnen

Tarek Al-Wazir,

Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

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1

Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen im Überblick

Unternehmens-

landschaft

Eine Vielzahl hessischer Betriebe und Unternehmen ist schwer-

punktmäßig in der Luft- und Raumfahrtindustrie tätig, liefert der

Branche Produkte zu oder erbringt Dienstleistungen für sie.1

Bedeutende Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie in

Hessen sind z.B. Alexander Schleicher Segelflugzeugbau, Diehl

Aerospace, Harmonic Drive, Honeywell, Jeppesen, Nord-Micro,

Rolls-Royce Deutschland, Sell, Smiths Heimann, Telespazio

VEGA und ZF Luftfahrttechnik.

Angebotspalette Die Branche in Hessen weist eine außerordentlich breite Ange-

botspalette auf, die von der Entwicklung und Herstellung ver-

schiedener Industrieprodukte (Triebwerkskomponenten, Bord-

ausrüstung, Flugzeuginneneinrichtung, Messtechnik, Navigati-

onstechnik, Flughafenausrüstung etc.) über unternehmensbe-

zogene Dienstleistungen (z.B. Softwarelösungen und Ingenieur-

dienstleistungen) bis hin zu Wartung und Reparatur reicht.

Internationales Hessen exportierte im Jahr 2016 luftfahrttechnische Erzeugnis-

se im Wert von 410 Mio. Euro. Die Importe beliefen sich im

Gegenzug auf 1,5 Mrd. Euro.

Forschung und

Entwicklung

Nicht nur die Branche selbst, sondern auch die hessischen

Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind mit einem

breiten Spektrum an Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten

mit Bezug zur Luft- und Raumfahrt befasst. Besonders aktiv ist

die TU Darmstadt, aber auch andere Hochschulen sind in die-

sem Segment engagiert wie z.B. in Kassel und in Gießen.

Fokus Raumfahrt Internationale Institutionen wie das Satellitenkontrollzentrum

ESOC der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der

europäische Betreiber von Wettersatelliten EUMETSAT in

Darmstadt sind ein wichtiger Faktor, der Hessen zu einem be-

deutenden Raumfahrtstandort macht. Zahlreiche Unternehmen

haben sich in deren Umfeld angesiedelt, sodass in der Region

ein Kompetenzzentrum der Raumfahrtindustrie entstanden ist.

Aber nicht nur in Südhessen, sondern auch in anderen Regio-

nen finden sich herausragende Beispiele für die Raumfahrtin-

dustrie Hessens.

1 Sämtliche Informationen zu einzelnen Unternehmen bzw. Betrieben (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhält-

nisse) im vorliegenden Branchenprofil beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur.

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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Betriebe und Unternehmen sowie Produktpalette

Gemäß der eng gefassten Definition des Wirtschaftszweigs „Luft- und Raumfahrzeugbau“

in der amtlichen Statistik werden für das Jahr 20162 für Hessen sechs Betriebe ausgewie-

sen. Im vorliegenden Branchenprofil soll die Betrachtung jedoch deutlich weiter gefasst

werden, um ein Bild der Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen auf einer breiteren Basis

zeichnen zu können. So konnten die Recherchen der Hessen Agentur eine Vielzahl von

Unternehmen und Betrieben in Hessen identifizieren, die entweder ihren Schwerpunkt im

Luft- und Raumfahrzeugbau haben, die der Luft- und Raumfahrtindustrie Produkte zulie-

fern oder die Dienstleistungen für die Branche erbringen. Nicht berücksichtigt sind nach-

folgend Verkehrsdienstleister (z.B. Fluggesellschaften oder Flughäfen) sowie Unterneh-

men, die in Hessen ausschließlich mit einer Vertriebseinrichtung präsent sind.

Der Schwerpunkt der Branche in Hessen liegt eindeutig im Rhein-Main-Gebiet. Zweifels-

ohne stellt der Flughafen Frankfurt einen wichtigen Standortfaktor für die Branche dar. Die

Konzentration auf das Rhein-Main-Gebiet – die Unternehmen sind keineswegs nur in un-

mittelbarer Nähe des Flughafens ansässig, sondern im Raum Wiesbaden / Bad Hom-

burg / Hanau / Darmstadt verteilt – hat allerdings auch historische Wurzeln, denn hier wa-

ren die ersten deutschen Pioniere der Luftfahrt tätig.3 Einige Unternehmen der Branche

haben ihren Sitz allerdings auch in Mittelhessen (im und um den Lahn-Dill-Kreis) oder in

Nordhessen (im Raum Kassel).

Gesondert hervorzuheben ist die Region Darmstadt, denn mit bedeutenden Einrichtungen

wie dem Satellitenkontrollzentrum ESOC der Europäischen Weltraumorganisation ESA

sowie dem Wettersatellitenbetreiber EUMETSAT hat sich hier in den letzten 50 Jahren –

ESOC wurde 1967 eröffnet, EUMETSAT wurde 1986 gegründet – ein Kompetenzzentrum

der Raumfahrtindustrie entwickelt. ESOC bezieht nach eigenen Angaben zahlreiche

Entwicklungs- und Ingenieurleistungen aus der Region. Dementsprechend haben sich in

der Umgebung eine Reihe von Unternehmen angesiedelt, die für die Raumfahrt(-industrie)

tätig sind. Allein im ESOC selbst arbeiten neben den gut 250 ESA-Beschäftigten auch

rund 650 Mitarbeiter von Vertragsfirmen. Über 60 junge Unternehmen werden zudem

durch das Centrum für Satellitennavigation Hessen (cesah)4 in unmittelbarer Nähe zum

ESOC betreut.

2 Seit dem Berichtsjahr 2012 wurden keine Angaben zum Umsatz und zur Beschäftigung veröffentlicht. Die letzten verfügbaren

Informationen für das Jahr 2011 weisen vier Betriebe mit knapp 1.800 Beschäftigten bei einem Jahresumsatz von rund 290 Mio. Euro aus.

3 Der 3. Oktober 1785, an dem Jean-Pierre Blanchard mit dem Ballon von der Bornheimer Heide in Frankfurt am Main bis Weilburg an der Lahn flog, gilt als Beginn der Luftfahrt in Deutschland. 1908 gründete August Euler in Griesheim die erste deutsche Fabrik für Motorflugzeuge. Kurz darauf, Anfang 1909, wurde im Griesheimer Sand in der Gemarkung Darmstadt der erste Motorflugplatz in Deutschland errichtet. In Hessen wurden somit die ersten deutschen Motorflugzeuge erbaut und erprobt.

4 Vgl. hierzu das Kapitel Institutionen, Verbände und Clusternetzwerke.

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Die nachfolgende Aufstellung eröffnet einen Einblick sowohl in die Vielzahl als auch in die

Vielfalt der Unternehmen der hessischen Luft- und Raumfahrt(zuliefer)industrie. Aufgeführt

sind Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten in Hessen, wobei eine Auswahl ge-

troffen werden musste. Kriterien waren Unternehmensgröße, Marktstellung, Produktpalet-

te und ein möglichst enger Bezug zur Luft- und Raumfahrtindustrie. Der Schwerpunkt liegt

– der Ausrichtung des Branchenprofils entsprechend – auf Unternehmen des Verarbei-

tenden Gewerbes. Es wurden ergänzend auch einige große unternehmensbezogene

Dienstleister mit engem Bezug zur Branche (z.B. Ingenieurdienstleister und Wartungsun-

ternehmen) aufgenommen. Die angegebenen Mitarbeiterzahlen beziehen sich auf das

jeweilige Unternehmen bzw. die jeweilige Unternehmensgruppe insgesamt und nicht nur

auf das Segment Luft- und Raumfahrt. Fett hervorgehoben sind in der Tabelle die Unter-

nehmen, die speziell (auch) Produkte und Leistungen für die Raumfahrtindustrie anbieten.

Ausgewählte Unternehmen und Zulieferer der Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

Unternehmen Standorte in Hessen

Mitarbeiter in Hessen1

(D) = in Deutschland

Tätigkeitsspektrum im Bereich Luft- und Raumfahrtindustrie

*Evonik Industries AG Darmstadt, Hanau, Weiterstadt, Steinau, Bad König

5.900 Chemische Produkte und Kunststoffe u.a. für Luft- und Raumfahrt-industrie (z.B. Verbundwerkstoffe im Bereich Leichtbau)

*Lufthansa Technik AG Frankfurt am Main

4.000 Reparatur-, Herstellungs- und Entwicklungsbetrieb. Mit den sieben Geschäftsfeldern (Wartung, Überholung, Geräteversorgung, Triebwerke, Fahrwerke, VIP Services und Original Equipment Innovation) bietet das Unternehmen einen Komplett-Service an flugzeugtechnischen Dienstleistungen.

Heraeus Deutschland GmbH & Co. KG

Hanau, Wehrheim

3.400 Space-Katalysatoren zur Zersetzung des Raketentreibstoffs Hydrazin, Spezialglas und Speziallegierungen für verschiedene Anwendungen (z.B. für Steuerdüsen für Satelliten); Unternehmenszentrale in Hanau

Schunk Group Heuchelheim, Wettenberg, Reiskirchen

3.200 Werkstoffe und Komponenten für die Luft- und Raumfahrt (z.B. Gleit-lager und Dichtungsringe); Klimatechnik, Umweltsimulationstechnik (z.B. zur Prüfung von Bauteilen unter Weltraumbedingungen); Unter-nehmenszentrale in Heuchelheim

Altran Deutschland Frankfurt 3.000 (D)2 Technologie- und Innovationsberatung u.a. für die Luft- und Raumfahrt

Actemium Cegelec Gruppe Frankfurt 2.500 (D)2 Gas- und Flüssigkeitsnetzwerke, kryogene Netzwerke sowie elektro-technische Systeme von der Energieversorgung und -verteilung bis zur Kommunikations- und IT Infrastruktur, Mechanische und hydrauli-sche Systeme für die Luft- und Raumfahrt

CGI Deutschland Ltd. & Co. KG Darmstadt, Sulzbach (Taunus)

2.300 (D)2 Anbieter von softwarebasierten Raumfahrtsystemen und Bodenseg-menten für Satellitenkommunikationssysteme; Weltraumsicherheit und -anwendungen. Größter unabhängiger Lieferant von Sicherheitssys-temen für das europäische Satellitennavigationsprogramm Galileo.

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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Unternehmen Standorte in Hessen

Mitarbeiter in Hessen1

(D) = in Deutschland

Tätigkeitsspektrum im Bereich Luft- und Raumfahrtindustrie

*Sell GmbH / Zodiac Premium Galleys

Herborn, Homberg/Ohm

1.500 Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Flugzeugküchen (ein-schließlich Geräten und Zubehör) sowie von Innenausstattungs-elementen (z.B. Stauräume) u.a. für den Airbus A380 und Boeing

*TE Connectivity Germany GmbH Bensheim, Darmstadt, Rodgau, Rödermark

1.450 Intelligente Lösungen für Verbindungstechnologie und Sensorik u.a. für Luft- und Raumfahrt

Vacuumschmelze GmbH & Co.KG Hanau 1.450 Herstellung magnetischer Spezialwerkstoffe und von daraus veredel-ten Produkten, die auch in der Luftfahrtindustrie zum Einsatz kommen; Unternehmenszentrale

*FFT Produktionssysteme GmbH & Co. KG

Fulda, Mücke

1.130 Systemanbieter von automatisierten Produktionsanlagen und Systemlösungen u.a. für die Luftfahrt; Unternehmenszentrale in Fulda

Rolls-Royce Deutschland Ltd. & Co. KG

Oberursel 1.100 Fertigung von Triebwerkskomponenten, Montage von Hubschrauber-triebwerken, Instandhaltung und Wartung von Kleingasturbinen

*Hübner GmbH & Co. KG Kassel 900 Faltenvordächer für Fluggastbrücken; Unternehmenszentrale

AKG Gruppe Hofgeismar 850 Entwicklung und Produktion von Hochleistungswärmeaustauschern sowie kompletten Kühlmodulen und -systemen u.a. für die Luftfahrt

Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH

Darmstadt 750 Entwicklung und Produktion von Prüf-, Mess- und Wägetechnik (z.B. zur Bauteilprüfung in der Luft- und Raumfahrt); Unternehmenszentrale

Pfeiffer Vacuum GmbH Aßlar 750 Vakuumtechnologie (u.a. mit Einsatzgebieten Raumsimulationskam-mern u. astronomische Experimente); Weltraumtechnik u. -forschung mit Experimenten z.B. auf der Internationalen Raumstation (ISS); Unternehmenszentrale

Parker Hannifin Gruppe Bad Camberg, Mainz-Kastel, Mücke, Lampertheim, Heppenheim, Kelsterbach

600 Antriebs- und Steuerungstechnik für die Luft- und Raumfahrt z.B. hydromechanische und elektromechanische Komponente und Syste-me, Verbindungselemente für hydraulische und pneumatische An-wendungen

*Honeywell Gruppe Raunheim, (Maintal), Offenbach

550 Reparatur- und Überholungszentrum, Produktion von Hilfsgasturbinen und Bodenstartgeräten (Raunheim), Produkte und Systeme für zivile und militärische Anwendungen der Luft- und Raumfahrt und auch Reparaturen (Maintal); deutsche Zentrale von Honeywell in Offenbach

Smiths Heimann GmbH Wiesbaden 520 Röntgenprüfsysteme u.a. für Zoll und Flugsicherheit

SCHENCK RoTec GmbH Darmstadt 500 Auswucht- und Diagnosetechnik u.a. für die Luft- und Raumfahrtfahrt-industrie

*Nord-Micro GmbH & Co. OHG Frankfurt 480 Kabinendruckregel- und Belüftungssysteme; Flugsteuerungs- und Luftdatensysteme; Unternehmenszentrale

Jeppesen GmbH Neu-Isenburg 450 Navigatorische Informationen zur Flugvorbereitung und -durchführung: z.B. Navigationskarten, Datenbanken für Flugmanagementsysteme, Flugplanungssysteme, meteorologische Informationen, Trainingsmate-rial für Flugbetriebspersonal

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Unternehmen Standorte in Hessen

Mitarbeiter in Hessen1

(D) = in Deutschland

Tätigkeitsspektrum im Bereich Luft- und Raumfahrtindustrie

*Diehl Aerospace GmbH Frankfurt am Main

430 Avioniksysteme: z.B. Cockpit- und Displaysysteme, Türsteuerungs-systeme, Kabinenelektronik. In Frankfurt wurde u.a. das Türsystem für den Airbus A380 entwickelt und wird dort auch gefertigt.

*Dow Corning GmbH Wiesbaden 360 Silikonprodukte und Spezialschmierstoffe u.a. für Luft- und Raumfahrt- industrie; Unternehmenszentrale

ZF Luftfahrttechnik GmbH Calden 360 Hubschraubergetriebe, Rotorköpfe und Prüfstandtechnik; Wartung und Instandsetzung von Hubschraubergetrieben

Harmonic Drive AG Limburg 340 Hersteller u.a. von Präzisionsgetrieben für die Luft- und Raumfahrt (z.B. in Satelliten und Raumsonden); Unternehmenszentrale

*Chemetall GmbH Frankfurt am Main

300 Chemische Produkte u.a. für Luftfahrtindustrie (z.B. Dichtmassen, Reinigungsmittel, Korrosionsschutzmittel)

*Hexagon Metrology GmbH Wetzlar 300 Mess- und Fertigungstechnik sowie Dienstleistungen u.a. für die Luft- und Raumfahrt z.B. im Bereich der Flugzeugmontage, der Triebwerks-fertigung sowie der Weltraumforschung

*b+m surface systems GmbH Eiterfeld 290 Lackieranlagen und automatische Applikationssysteme (z.B. für die Lackierung der Landeklappen des A380); Unternehmenszentrale

Telespazio VEGA Deutschland GmbH

Darmstadt 280 Technologie-Lösungen, Beratung und Dienstleistungen im Bereich Satelliten-, Missions-, Bodenstations-, Kontrollzentrum- und Netz-werkbetrieb für Kunden wie ESA und EUMETSAT; Systems Enginee-ring-Lösungen und Beratung für Flugsicherungsorganisationen, Flug-häfen und Fluggesellschaften; Sicherheitssysteme für Detektion und Ortung von Kleindrohnen; Zentrale

SCISYS Deutschland GmbH Darmstadt 200 (D) Integrierte IKT-Lösungen im Bodensegment und für Onboard Systeme sowie Bereitstellung von Experten in den Bereichen Satellitensteue-rung, Missionsunterstützung und Datenauswertung für die Planung und den Langzeitbetrieb von Raumfahrtmissionen

*Röder Präzision GmbH Egelsbach, Frankfurt, Alsfeld

200 Instandsetzung nahezu aller Komponenten unterschiedlichster Flug-zeugtypen; Ersatzteilvertretung und Flugzeugverkauf

*Fairchild Fasteners Europe – Camloc GmbH

Kelkheim 200 Befestigungssysteme und Schnellverschlüsse für die Luftfahrtindustrie

Arnold AG Friedrichsdorf 180 Flughafenausstattung: Counter und Tresen, technische Überbauten für Counter, Beschilderungs-, Geländer-, Personenleitsysteme u.ä.; Unternehmenszentrale

Dr.-Ing Ulrich Esterer GmbH & Co. Fahrzeugaufbauten und Anlagen KG

Helsa 180 Fahrzeuge zur Flugfeldbetankung

Sensitec GmbH Lanau 160 (D) Magnetische Sensorlösungen u.a. für die Luft- und Raumfahrtindustrie; Unternehmenszentrale

*ASCO Deutschland GmbH Gedern 150 Fertigung von Integralfrästeilen aus Edelstahl, Titan und Aluminium bis hin zur Lieferung von kompletten Baugruppen für den Flugzeug-bau; Unternehmenszentrale

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Unternehmen Standorte in Hessen

Mitarbeiter in Hessen1

(D) = in Deutschland

Tätigkeitsspektrum im Bereich Luft- und Raumfahrtindustrie

Airbus Helicopters Deutschland GmbH

Calden / Kassel

120 Wartung, Instandsetzung, Nachrüstung von Helikoptern; Technischer Kundendienst; Luftfahrttechnische Schule

Alexander Schleicher GmbH & Co. Segelflugzeugbau

Poppen-hausen

120 Herstellung von Segelflugzeugen und Motorseglern; der älteste und einer der größten Betriebe für Segelflugzeugbau in Deutschland

Roth Composite Machinery GmbH Steffenberg 120 (D) Entwicklung und Herstellung von Komponenten, Maschinen und Anlagen zur Fertigung besonders stabiler Kunststoffprodukte für Leichtbauanwendungen im Filament Winding Verfahren u.a. für die Luft- und Raumfahrt

Lach Diamant Jakob Lach GmbH & Co. KG

Hanau 100 Hersteller von Diamant- und CBN-Werkzeugen und Sondermaschinen für Herstellung und Schärfen von Diamantwerkzeugen – eingesetzt u.a. in der Luftfahrt (z.B. Bearbeitung von Verbundwerkstoffen); Zentrale

*Technoform Kunststoffprofile GmbH Lohfelden 95 Entwicklung und Herstellung von Kunststoffprofilen u.a. für die Luft-fahrt z.B. im Bereich Kabinenausstattung oder Elektroinstallation

*Georg Martin GmbH Dietzenbach 90 Herstellung von metallischen Zwischenlagen sowie Stanz- und Tiefziehteilen u.a. für die Luft- und Raumfahrtindustrie

*Gurit (Kassel) GmbH Kassel 90 Verbundwerkstoffe (z.B. vorimprägnierte Materialien für Airbus)

Clößner GmbH – Maschinenbau und NC-Technik

Ehringshausen 85 Produktion und Montage von Einzelteilen, Komponenten und Baugruppen aus Metall u.a. für die Luftfahrtindustrie

Cobus Industries GmbH Wiesbaden 50 Flughafenbusse

* Bei den mit einem Stern versehenen Unternehmen handelt es sich um Unternehmen, die mit mindestens einem hessischen Standort in der Liste der „Airbus approved supplier“ aufgeführt werden (Stand: Dezember 2017). Dies wird als Qualitätssiegel angesehen, obwohl die Auf-nahme eines Unternehmens in diese Liste von Airbus nicht automatisch zu Geschäftsbeziehungen mit Airbus führt. Unternehmen, die speziell (auch) Produkte und Leistungen für die Raumfahrtindustrie anbieten, sind fett gedruckt.

1 Die Mitarbeiterzahl bezieht sich auf das jeweilige Unternehmen insgesamt und nicht etwa auf das Segment Luft- und Raumfahrtindustrie.

2 Die Angabe bezieht sich auf einen Unternehmensverbund in Deutschland und umfasst somit auch Schwester- und Tochterunternehmen mit anderen Standorten und Tätigkeitsschwerpunkten.

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Die obige Tabelle veranschaulicht das sehr breite Angebotsspektrum der Branche in Hes-

sen, das von der Entwicklung und Herstellung industrieller Produkte über die Erbringung

unternehmensbezogener Dienstleistungen bis hin zur Instandhaltung und Reparatur

reicht:

Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes umfasst die Produktpalette u.a. Triebwerks-

und Hubschrauberkomponenten; Mess-, Steuer-, Regeltechnik und Optik; Kommunikati-

ons- und Navigationstechnik; Bordausrüstung und Flugzeuginneneinrichtung; Kabinen-

druck-, Belüftungs- und Beleuchtungssysteme; Kabinensicherheitssysteme; Werkzeuge

und Werkzeugmaschinen; verschiedene Metall- und Kunststoffkomponenten; Technische

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Kleb- und Kunststoffe; Flughafenausrüstung (z.B. Flughafenbusse, Fahrzeuge zur Flug-

feldbetankung).

Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern handelt es sich vor allem um Techno-

logieberatung und Ingenieurdienstleistungen wie die Entwicklung von Bauteilen, Syste-

men oder Anlagen, Dienstleistungen im Bereich der Simulation und Diagnose, Informa-

tions- und Kommunikationstechnologie-Beratung und Softwarelösungen für die Luft- und

Raumfahrt. Die wenigsten dieser Dienstleister sind ausschließlich auf die Luft- und Raum-

fahrt spezialisiert, sondern haben darüber hinaus Kunden aus anderen Industriebranchen

wie etwa der Automobilindustrie oder dem Maschinenbau.

Darüber hinaus sind in Hessen Unternehmen tätig, deren Schwerpunkt in der Wartung,

Reparatur, Überholung sowie Nachrüstung – die so genannten MRO-Dienstleister –

von Luftfahrzeugen (einschl. Hubschrauber) oder bei der Wartung von Flughafentechnik

und -ausrüstung liegt.

Kompetenzbeispiele speziell aus der Raumfahrtindustrie

Die Raumfahrt stellt Extremanforderungen an Material und Technik – Anforderungen, die

nochmals über denen liegen, die Komponenten für die Luftfahrt erfüllen müssen. Dies ist

z.B. auf die wesentlich höheren Geschwindigkeiten zurückzuführen. Auch sind Mensch

und Material im Weltraum stärkeren Einflüssen (z.B. durch Strahlung) ausgesetzt als un-

ter dem Schutz der Erdatmosphäre. In Erweiterung der obigen Gesamtübersicht sind

nachfolgend einige Beispiele für die Kompetenzen von Unternehmen in Hessen speziell

im Segment der Raumfahrtindustrie angeführt, wobei zur Veranschaulichung nach Mög-

lichkeit auch zugehörige Raumfahrtmissionen genannt werden.

Beginnend mit der Apollo15-Mission sind zahlreiche Satelliten und Raumsonden wie auch

die Mars-Erkundungsfahrzeuge „Spirit“ und „Opportunity“ mit Getrieben von Harmonic

Drive aus Limburg ausgestattet. Costenoble aus Eschborn hat für die Apollo-Missionen

extrem temperatur- und druckstabile Schmierstoffe entwickelt, die noch heute in der

Raumfahrttechnik eingesetzt werden. Heraeus kann ebenfalls auf eine jahrzehntelange

Historie in Sachen Raumfahrt zurückblicken, denn in dem 1969 von Apollo 11 auf den

Mond gebrachten Laserreflektor ist Spezialglas des Technologiekonzerns aus Hanau ver-

baut. Das Unternehmen stellt zudem Spezialkatalysatoren her, die in Triebwerken für

Raumsonden und Satelliten zum Einsatz kommen. Eine Neuentwicklung von Heraeus

sind Steuerdüsen für Satelliten aus einer Speziallegierung, die in additiver Fertigung („3D-

Druck“) hergestellt werden.

Sensoren der Firma Sensitec in Lahnau kontrollieren die Bewegungen des Mars-Rovers

„Curiosity“, der bereits seit über fünf Jahren auf dem roten Planeten nach Spuren von

Leben sucht. Ebenfalls durch Technologien von Sensitec soll der Start der – sich zurzeit

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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in Entwicklung befindlichen – Trägerrakete Ariane 6 unterstützt werden: Durch eine Sen-

sorlösung wird dabei der Abgasstrahl der Raketentriebwerke gezielt so ausgerichtet, dass

die korrekte Flugbahn erreicht bzw. gehalten werden kann. Die Vakuumtechnik von Pfeif-

fer Vacuum in Aßlar findet u.a. Anwendung bei Raumsimulationskammern und bei Expe-

rimenten auf der Internationalen Raumstation (ISS). Auch das Weltraumteleskop der neu-

en CHEOPS Mission der ESA (geplanter Start Ende 2018) wird in einer speziell konzipier-

ten Vakuumkammer von Pfeiffer Vacuum getestet. Polymere von Celanese (Frankfurt)

werden u.a. in Komponenten verwendet, die extremen Temperaturen und Geschwindig-

keiten ausgesetzt sind, wie sie etwa bei Raumfahrtmissionen auftreten.

Zum Angebotsportfolio der Schunk Group in Heuchelheim zählen Vakuumkammern, mit

denen Bauteile für Satelliten unter den extremen Weltraumbedingungen geprüft werden

können, und High-Tech-Beschichtungen – z.B. für den Satellitenspiegel des Forschungs-

satelliten Gaia oder die Brennkammern der Trägerrakete Ariane 5. Die Roth Composite

Machinery aus Steffenberg stellt u.a. Filament-Winding-Anlagen zur Fertigung hochwerti-

ger Leichtbauteile her, die beim Bau von Trägerraketen zum Einsatz kommen (z.B. Ariane

5 und 6). Damit das Andocken des Weltraumfrachters ATV (Automated Transfer Vehicle)

an die Internationale Raumstation ISS reibungslos funktioniert, wurden Leica Laser Tra-

cker der heutigen Hexagon Metrology in Wetzlar eingesetzt.

Telespazio VEGA Deutschland betreut Satellitenmissionen verschiedener Art, zum Bei-

spiel für Navigation, Erdbeobachtung und für die Erforschung des Sonnensystems, und

berät Unternehmen und Organisationen bei einzelnen Missionen oder bei ganzen Pro-

grammen. So arbeiten die Telespazio VEGA-Experten an der Entwicklung eines Betriebs-

simulators für die ESA-Mission ExoMars 2020 und unterstützen EUMETSAT im Betrieb

und in der Datenverwertung als Teil des Europäischen Erdbeobachtungsprogramms „Co-

pernicus“. Zum Leistungsspektrum des IT-Spezialisten SCISYS in Darmstadt gehört die

Bereitstellung von Experten in den Bereichen Satellitensteuerung, Missionsunterstützung

und Datenauswertung sowohl für die Planung als auch für den Langzeitbetrieb von Raum-

fahrtmissionen. Das Unternehmen arbeitet eng mit ESOC zusammen. Dies gilt auch für

CGI in Darmstadt, Anbieter von softwarebasierten Raumfahrtsystemen und Bodenseg-

menten für Satellitenkommunikationssysteme; Weltraumsicherheit und -anwendungen.

Das Unternehmen hat die Kontrolleinrichtung für die Galileo-Satellitenkonstellation, die

alle 30 Galileo-Satelliten steuern wird, geliefert. Und schließlich ist der Standort Frankfurt

der Actemium Cegelec Gruppe zu nennen, der eine wichtige Rolle für die Steuerung der

Aktivitäten im europäischen Weltraumbahnhof Kourou (Französisch-Guayana) zukommt.

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Internationales: Außenhandel und Eigentumsverhältnisse

Die Exporte umfassten 2016 ein Volumen von lediglich 410 Millionen Euro. Hierbei ist zu

beachten, dass die hessischen Zulieferbetriebe größtenteils für Airbus oder für andere in

Deutschland tätige Hersteller der Branche arbeiten. Dies bedeutet jedoch keineswegs,

dass die Luft- und Raumfahrtunternehmen in Hessen weitgehend von der Auslandsnach-

frage unabhängig sind – der Anteil indirekter Exporte dürfte beträchtlich sein.

Hessischer Außenhandel1 mit Luftfahrzeugen und Luftfahrzeugteilen im Jahr 2016: Export- und Importvolumen2 sowie wichtigste Handelspartner

1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren hinaus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse, die erst verhältnismäßig gering bearbeitet sind, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist eine Zuordnung zu einem bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich.

2 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Hingegen importierte die hessische Wirtschaft 2016 luftfahrttechnische Produkte im Wert

von rund 1,5 Mrd. Euro. Traditionell konzentriert sich die Einfuhr in diesem Segment auf

wenige Staaten. Diese sind zudem direkt mit einzelnen Unternehmen in Verbindung zu

bringen, so für 2016 Boeing in den USA, Airbus in Frankreich und Embraer in Brasilien.

Die Höhe der Importe insgesamt wie auch deren Aufteilung nach Lieferländern variiert

allerdings von Jahr zu Jahr beträchtlich, was in der Abwicklung von Großaufträgen be-

gründet ist.

Einen Einblick in die Internationalität der Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen auf der

Ebene der Unternehmensverflechtungen geben die Eigentumsverhältnisse bedeutender

Unternehmen der Branche, wobei die zum Teil komplexen Unternehmensverflechtungen

bisweilen eine eindeutige Aussage erschweren. Die umseitige Tabelle zeigt ein ausge-

sprochen internationales Bild, bei dem unter den ausländischen Investoren die USA und

das Vereinigte Königreich am häufigsten genannt werden.

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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Zu der Betrachtungsweise des investiven Engagements in der Tabelle tritt sozusagen

noch die Gegenrichtung: Zahlreiche heimische Unternehmen der Luft- und Raumfahrtin-

dustrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstätten, Vertriebsnetze

oder Serviceeinrichtungen.

Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw.

Sitz Konzernmutter

Actemium Cegelec Gruppe VINCI S.A. Frankreich

Airbus Helicopters Deutschland GmbH Airbus Group SE Niederlande

AKG Gruppe Familienbesitz Deutschland

Alexander Schleicher GmbH & Co. Segelflugzeugbau

Familienbesitz Deutschland

Altran Deutschland Altran Technologies SA Frankreich

Arnold AG Familienbesitz Deutschland

ASCO Deutschland GmbH ASCO Industries nv / sa Belgien

b+m surface systems GmbH Familienbesitz Deutschland

CGI Deutschland Ltd. & Co. KG CGI Group Inc Kanada

Chemetall GmbH BASF SE (börsennotiert) Deutschland

Clößner GmbH – Maschinenbau und NC-Technik

Familienbesitz Deutschland

Cobus Industries GmbH Grupo Salvador Caetano S.G.P.S. SA (48 %), Daimler AG (börsennotiert) (41 %)

Portugal / Deutschland

Condor Technik GmbH Thomas Cook Group PLC Vereinigtes Königreich

Diehl Aerospace GmbH Gemeinschaftsunternehmen der Diehl Aerosystems (51 %, Familienbesitz) und der Thales Group (49 %)

Deutschland / Frankreich

Dr.-Ing Ulrich Esterer GmbH & Co. Fahr-zeugaufbauten und Anlagen KG

Familienbesitz Deutschland

Dow Corning GmbH Gemeinschaftsunternehmen von Corning Inc. (50 %) und Dow Chemical Company (50 %)

USA

Georg Martin GmbH Familienbesitz Deutschland

Evonik Industries AG börsennotiert, mehrheitlich RAG-Stiftung Deutschland

Fairchild Fasteners Europe – Camloc GmbH

Arconic Inc. USA

FFT Produktionssysteme GmbH & Co. KG ATON GmbH (Familienbesitz) Deutschland

Gurit (Kassel) GmbH Gurit Holding AG Schweiz

Harmonic Drive AG Harmonic Drive Systems Inc. Japan

Heraeus-Konzern Familienbesitz Deutschland

Hexagon Metrology GmbH Hexagon AB Schweden

H. Costenoble GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

Honeywell Gruppe Honeywell International Inc. USA

Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH Spectris plc Vereinigtes Königreich

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw.

Sitz Konzernmutter

Hübner GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

Jeppesen GmbH Boeing Corp. USA

Lach Diamant Jakob Lach GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland

Lufthansa Technik AG Deutsche Lufthansa AG (börsennotiert) Deutschland

Nord-Micro GmbH & Co. OHG United Technologies Corporation USA

Parker Hannifin Gruppe Parker Hannifin Corp. USA

Pfeiffer Vacuum GmbH Pfeiffer Vacuum Technology AG (börsennotiert) Deutschland

Röder Präzision GmbH Familienbesitz Deutschland

Rolls-Royce Deutschland Ltd. & Co. KG Rolls-Royce Group PLC Vereinigtes Königreich

Roth Composite Machinery GmbH Roth Industries GmbH & Co. KG (Familienbesitz)

Deutschland

SCHENCK RoTec GmbH Dürr AG (börsennotiert) Deutschland

Schunk Group Ludwig-Schunk-Stiftung e.V. Deutschland

SCISYS Deutschland GmbH SCISYS plc Vereinigtes Königreich

Sell GmbH Zodiac Aerospace S.A. Frankreich

Sensitec GmbH Körber AG (Familienbesitz) Deutschland

Smiths Heimann GmbH Smiths Group plc Vereinigtes Königreich

Technoform Kunststoffprofile GmbH Familienbesitz Deutschland

Telespazio VEGA Deutschland GmbH Leonardo S.p.A. Italien

TE Connectivity Germany GmbH TE Connectivity Ltd. Schweiz

Vacuumschmelze GmbH & Co. KG OM Group Inc. USA

ZF Luftfahrtechnik GmbH ZF Friedrichshafen AG (mehrheitlich Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen)

Deutschland

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Forschung und Entwicklung

Die Luft- und Raumfahrt gehört zweifellos zu den forschungs- und entwicklungsintensivs-

ten Anwendungen, die Luft- und Raumfahrtindustrie gilt als Innovationsmotor für die gan-

ze Wirtschaft. Entsprechend engagiert sind die in Hessen tätigen Großunternehmen der

Branche und ihre oftmals mittelständischen Zulieferer in Sachen Forschung und Entwick-

lung (FuE). Doch nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch an den Hochschulen und an-

deren Institutionen in Hessen ist die Luft- und Raumfahrt Forschungsgegenstand, wobei

die Arbeiten zum Teil in Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft durchgeführt wer-

den. Im Folgenden sind Beispiele für die FuE aufgeführt – zunächst aus dem Bereich

Luftfahrt sowie bereichsübergreifende Forschungsaktivitäten:

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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Das Institut für Flugsysteme und Regelungstechnik (Fachbereich Maschinenbau der

Technischen Universität Darmstadt) forscht in den Feldern Wartung (z.B. zustands-

basierte Instandhaltung), Zukunft der Luftfahrt-Cockpits (z.B. Mensch-Maschine-

Kollaboration), Unbemannte Flugsysteme sowie Flugverkehrsmanagement (u.a. neue

Konzepte zur effizienten Luftraumnutzung). Am Institut sind auch der Arbeitskreis

Luftverkehr – in dem interdisziplinäre Einrichtungen der Universität und Unternehmen

des Luftverkehrs engagiert sind – und das zugehörige Portal aviation@TUDarmstadt

angesiedelt.

Das Fachgebiet für Gasturbinen, Luft- und Raumfahrtantriebe (Fachbereich Maschi-

nenbau) der Technischen Universität Darmstadt ist auf die Weiterentwicklung und Er-

probung von Teilkomponenten der Turbomaschine spezialisiert. So werden z.B. inno-

vative Kühlkonzepte für die Kühlung von Turbinenschaufeln untersucht. Dort ist auch

das Rolls-Royce-University Technology Centre (UTC) Combustion and Turbine Aero-

thermal Interactions angesiedelt – ein gemeinsames Forschungszentrum mit Rolls-

Royce mit dem Ziel, den Brennstoffeinsatz und den Schadstoffausstoß bei Flug-

zeugtriebwerken zu verringern.

Das Institut für Mechatronische Systeme im Maschinenbau der Technischen Universi-

tät Darmstadt beschäftigt sich im Forschungsschwerpunkt Aktive Schwingungssys-

teme u.a. mit der Schwingungskontrolle und -minderung in Flugzeugtriebwerken.

Das Fachgebiet Strömungslehre und Aerodynamik des Fachbereichs Maschinenbau

der Technischen Universität Darmstadt forscht über die Vereisung von Tragflächen,

Triebwerken und Sensoren von Flugzeugen während des Steig- und Sinkflugs sowie

des Flugs auf Reiseflughöhe.

Das Institut für Thermische Energietechnik am Fachbereich Maschinenbau der Uni-

versität Kassel forscht u.a. über Turbomaschinen.

Das Institut für Atmosphäre und Umwelt des Fachbereichs Geowissenschaften / Geo-

graphie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main war umfassend in die Entwick-

lungsaktivitäten des Forschungsflugzeugs HALO (High Altitude Long Range Re-

search Aircraft) eingebunden. Die Goethe-Universität ist auch an den weiteren HALO-

Forschungsmissionen beteiligt.

Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darm-

stadt ist am Projekt Joint Technology Initiative Clean Sky beteiligt, das die Herstellung

von umweltfreundlichen Flugzeugen zum Ziel hat. In dessen Rahmen wird in Darm-

stadt an Systemen gearbeitet, die die Beanspruchung eines Bauteils messen und

dessen Integrität überwachen können. So wurde vom LBF z.B. ein Windkanalmodell

eines Flugzeugflügels vorgestellt, in den mehrere potenzielle Zukunftstechnologien

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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integriert wurden. Auch wurde ein Strukturüberwachungssystem für einen Flugzeug-

rumpf entwickelt.

Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt hat –

ebenfalls im Rahmen von Clean Sky – eine Software für Flugzeugdesigner entwickelt,

mit der es möglich ist, Auswirkungen von Designentscheidungen auf die Umwelt

schnell und einfach vorherzusagen sowie alternative Gestaltungen zu testen.

Oftmals sind Forschungsbereiche Luftfahrt und Raumfahrt nur schwer zu trennen – den-

noch verfolgen die Forschungsaktivitäten im Bereich Raumfahrt oft ganz spezielle Frage-

stellungen. Beispiele aus Hessen sind:

Das I. Physikalische Institut des Fachbereichs Physik der Justus-Liebig-Universität

Gießen forscht seit über 50 Jahren auf dem Gebiet elektrischer Raumfahrtantriebe.

Zur Forschung des Instituts mit den Arbeitsgruppen Plasma- und Raumfahrtphysik,

Ionenantriebe und Raumfahrzeuge zählen auch plasmaphysikalische Grundlagen.

Die Forschung findet in enger Kooperation mit Partnern aus Wirtschaft und Wissen-

schaft statt – so stärkt in den letzten Jahren u.a. die Arbeitsgruppe Raumfahrtelektro-

nik der Technischen Hochschule Mittelhessen den gemeinsamem Schwerpunkt

Raumfahrt der beiden Hochschulen.

Das Institut für Geodäsie (Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften der

Technischen Universität Darmstadt) forscht u.a. im Bereich Globale Navigations-

Satellitensysteme. Das Institut ist in Zusammenarbeit mit dem ESA Business Incuba-

tion Center, das von der cesah GmbH (vgl. das Kapitel Institutionen, Verbände und

Clusternetzwerke) geleitet wird, auch Teil der europäischen Initiative FabSpace 2.0,

mit der Geodaten-getriebene Informationen durch die Nutzung von Raumfahrtdaten

gefördert werden sollen.

Auf dem Gelände der GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung GmbH in

Darmstadt wird zurzeit das neue internationale Beschleunigerzentrum FAIR (Facility

for Antiproton and Ion Research) errichtet, um die Struktur von Materie und die Ent-

stehung des Universums noch besser erforschen zu können. Bereits heute arbeiten

rund 3.000 Wissenschaftler und Ingenieure der ganzen Welt im Rahmen mehrerer in-

ternationaler Forschungskollaborationen an FAIR mit. Von FAIR werden wichtige Im-

pulse für technische Neuentwicklungen und Anwendungen u.a. auch für die bemann-

te und unbemannte Raumfahrt erwartet. So ermöglicht FAIR neue Erkenntnisse im

GSI-Forschungsfeld der Biophysik – konkret der strahlenbiologischen Risikofolgen-

abschätzung für bemannte Raummissionen und der Auswirkungen kosmischer Strah-

lung nicht nur auf einzelne Komponenten, sondern auf ganze Systeme bis hin zu Sa-

telliten und Raumschiffkomponenten.

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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Fachkräftenachwuchs

Bei der Luft- und Raumfahrt(zuliefer)industrie handelt es sich um eine Querschnittsbran-

che mit ausgeprägter interdisziplinärer Verschränkung. Den Studiengang oder die duale

Ausbildung für die Branche gibt es nicht. Sicherlich hat ein beträchtlicher Teil der Beschäf-

tigten Abschlüsse in Studiengängen wie Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik, Phy-

sik, Mathematik oder verwandten ingenieur- und naturwissenschaftlichen Disziplinen vor-

zuweisen. Über die Möglichkeit, sich etwa im Rahmen eines Maschinenbaustudiums mit

Flugzeugtriebwerken zu beschäftigen, existieren jedoch in Hessen auch spezielle Studi-

engänge mit engem Bezug zur Luft- und Raumfahrt. Zum Wintersemester 2017/2018 neu

eingerichtet wurde der Bachelor-Studiengang Physik und Technologie für Raumfahrtan-

wendungen der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit der Technischen

Hochschule Mittelhessen, der ab dem Wintersemester 2020/2021 durch einen Master-

Studiengang ergänzt wird.

Studiengänge mit Schwerpunkt Luft- und Raumfahrt in Hessen

Hochschule Studiengang und Abschluss

Frankfurt University of Applied Sciences Luftverkehrsmanagement Bachelor of Arts

Aviation and Tourism Management Master of Business Administration

Hochschule RheinMain Elektro- und Luftfahrttechnik Bachelor of Engineering

Justus-Liebig-Universtität Gießen / Technische Hochschule Mittelhessen

Physik und Technologie für Raumfahrtanwendungen Bachelor of Science

Technische Universität Darmstadt Verkehrswesen (Traffic and Transport) mit Studienschwerpunkt Luftverkehr Master of Science

Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.

Neben den hessischen Hochschulen bildet auch die Branche selbst im Rahmen der dua-

len Berufsausbildung Fachkräfte aus – so etwa als Fluggerätemechaniker/in oder als

Elektroniker/in für luftfahrttechnische Systeme.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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Institutionen, Verbände und Clusternetzwerke

Hessen ist Standort zahlreicher nationaler wie internationaler Institutionen, Verbände und

Clusternetzwerke. Diese wirken sich positiv auf die heimische Industrie, industrienahe

Dienstleister sowie Forschungseinrichtungen aus und tragen auch zur Attraktivität des

Standortes für Neuansiedlungen wie für Start-ups bei – kurzum: Sie sind ein wichtiger

Faktor, der Hessen zu einem bedeutenden Luft- und Raumfahrtstandort macht.

Nachfolgend wird – in alphabetischer Reihenfolge – ein Überblick über Institutionen, Ver-

bände und Clusternetzwerke der Luft- und Raumfahrt in Hessen gegeben, wobei eine

strikte Trennung zwischen Luft- und Raumfahrt oftmals nicht sinnvoll ist, denn viele Fra-

gestellungen betreffen beide Bereiche. Die Organisationen, die speziell (auch) im Bereich

der Raumfahrt aktiv sind, sind fett hervorgehoben:

AOPA-Germany, Verband der Allgemeinen Luftfahrt e.V., Egelsbach

Der am Flugplatz Egelsbach ansässige Verband vertritt seit 1964 die Interessen von

inzwischen 18.000 Privat- und Berufspiloten, 67 Unternehmen, 76 Luftfahrtvereinen

und 92 Flugschulen in Deutschland. Alle nationalen AOPAs gehören dem Internatio-

nalen Dachverband IAOPA an, dem International Council of Aircraft Owner and Pilot

Associations. Weltweit unterstützen mehr als 400.000 Piloten die Arbeit der AOPA.

Sie ist damit die größte Pilotenvereinigung der Welt.

aopa.de

BARIG Board of Airline Representatives in Germany e.V., Frankfurt am Main

Das BARIG – gegründet 1951 – vertritt die Interessen der in Deutschland tätigen in-

wie ausländischen Fluggesellschaften. Zu den Mitgliedern von BARIG zählen rund

100 Fluggesellschaften aus Linienflug, Ferienflug und Luftfracht, womit der Verband

zu den weltweit größten nationalen Verbänden der kommerziellen Luftfahrt zählt.

www.barig.aero

Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF), Langen

Das im Jahr 2009 errichtete Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung mit Sitz in Langen

ist die nationale Aufsichtsbehörde für den Bereich der zivilen Flugsicherung. Ihre viel-

fältigen Aufgaben beinhalten z.B. die Zertifizierung von Flugsicherungsorganisationen

und die kontinuierliche Aufsicht über alle Organisationen, Systeme, Verfahren und

Personen, die für die Erbringung von Flugsicherungsdiensten eingesetzt werden. Das

BAF beschäftigt knapp 100 Mitarbeiter.

www.baf.bund.de

CCA – Competence Center Aerospace Kassel Calden, Kassel

Die im Jahr 2010 gegründete Plattform CCA richtet sich an Akteure aus den Berei-

chen Luftfahrttechnik / Engineering und Airporttechnik. Das Spektrum der bei der

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Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH angesiedelten Initiative umfasst die Ver-

netzung innerhalb und außerhalb der Region, die Vermarktung der technologischen

Kompetenzen und die Initiierung anwendungsorientierter Innovationsvorhaben. Das

nordhessische Netzwerk mit seinen rund 50 Mitgliedern arbeitet mit der gesamthessi-

schen Luftfahrtplattform Hessen Aviation zusammen.

www.cca-kassel.de

cesah – Centrum für Satellitennavigation Hessen, Darmstadt

Vor gut zehn Jahren gegründet ist cesah ein Kompetenz-, Informations- und Grün-

derzentrum für Satellitennavigation. Als Gründerzentrum unterstützt cesah die techni-

sche Entwicklung, Realisierung und Markteinführung neuer Produkte und Dienstleis-

tungen der Satellitennavigation. Als Kompetenz- und Informationszentrum ist es zent-

rale Wissensquelle zum Thema Satellitennavigation und deren Anwendungen. Im

Auftrag der ESA betreibt cesah das ESA Business Incubation Centre (BIC) Darmstadt

und ist damit direkter Ansprechpartner für innovative Gründungsideen im Bereich der

Satellitennavigation. Cesah wird vom Land Hessen, der Wissenschaftsstadt Darm-

stadt sowie namhaften Industrie- und Forschungseinrichtungen getragen.

www.cesah.com

DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (einschließlich der Tochter DFS Aviation Ser-

vices GmbH), Langen

Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist für die Flugsicherung in Deutschland zu-

ständig, wozu neben der Flugverkehrskontrolle z.B. auch der Betrieb von Funknavi-

gationsanlagen zählt. Etwa die Hälfte der rund 5.500 Beschäftigten der DFS in

Deutschland arbeitet am Hauptsitz in Langen. Die DFS ist nicht nur für die zivile Luft-

fahrt zuständig, sondern in Friedenszeiten auch für die Abwicklung des militärischen

Luftverkehrs (ohne Militärflughäfen). In Langen betreibt die DFS die größte Radarkon-

trollzentrale Europas. Darüber hinaus sammelt die DFS flugrelevante Daten, die eine

wichtige Basis für ihre Produkte und Dienstleistungen (z.B. Luftfahrtkarten, Flugbera-

tung, Entwicklung von Flugsicherungs-, Ortungs- und Navigationssystemen) darstel-

len. Langen ist seit dem Jahr 2002 nicht nur der Sitz der Unternehmenszentrale, son-

dern vor Ort befindet sich auch die Flugsicherungsakademie, in der Fluglotsenanwär-

ter ausgebildet werden.

www.dfs.de

Deutscher Wetterdienst (DWD), Offenbach

Der DWD, eine Bundesbehörde, dessen Zentrale mit rund 900 Mitarbeitern in Offen-

bach ansässig ist, ist für die Erfüllung der meteorologischen Erfordernisse aller Wirt-

schafts- und Gesellschaftsbereiche in Deutschland zuständig. Das Aufgabengebiet

des DWD basiert auf einem gesetzlichen Informations- und Forschungsauftrag, der

u.a. die Erbringung meteorologischer Dienstleistungen, die Vorhersage meteorologi-

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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scher Vorgänge und die meteorologische Sicherung der Luftfahrt umfasst. Hierzu un-

terhält der DWD u.a. eine Luftfahrtberatungszentrale am Frankfurter Flughafen. Die

Dienstleistungen des DWD für die Luftfahrt richten sich jedoch keineswegs nur an

Flughafenbetreiber, Fluggesellschaften und Luftfahrtbodendienste, sondern z.B. auch

an Segelflieger und Helikopter. Geforscht wird am DWD in Offenbach z.B. zur Zu-

sammensetzung der Atmosphäre, zu Klimaprojektionen und zu Wettersatelliten.

www.dwd.de

ESOC / ESA, Darmstadt

Das ESOC (European Space Operation Centre) ist das Satellitenkontrollzentrum der

europäischen Weltraumagentur ESA (European Space Agency). Es gehört zu den

weltweit modernsten und leistungsfähigsten Satellitenkontrollzentren. Hauptaufgaben

des ESOC sind die Planung der Satellitenmissionen, die Steuerung der Satelliten im

All und der notwendigen Einrichtungen am Boden sowie die Entwicklung der hierfür

notwendigen Technologien und Systeme. Das Zentrum hat bislang über 60 ESA-

Missionen erfolgreich gesteuert – wie z. B. den Kometenjäger Rosetta, die Erdbe-

obachtungssatelliten Envisat, CryoSat und die Sentinel-Serie, die Astronomiemissio-

nen XMM-Newton, Integral und Gaia sowie die Planetensonden Venus Express und

ExoMars. Aufgrund seiner hochentwickelten Technik und seiner Spezialisten-Teams

ist ESOC in der Lage, gleichzeitig 15 Satelliten in Routine und weitere Satelliten in

der kritischen Startphase zu kontrollieren sowie weltweit renommierte Rettungsaktio-

nen durchzuführen. Das ESOC ist zudem Expertisezentrum für den Bereich Flug-

dynamik und auch „Space Debris“. Das ESOC betreibt damit Forschung zu zuneh-

menden Gefahren und der langfristigen Entwicklung sowie der möglichen Reduzie-

rung von Weltraumschrott. Und das ESOC wächst – entsprechend der zunehmenden

Zahl an Satellitenstarts und -missionen. Bereits seit Jahren expandiert der Standort in

der Robert-Bosch-Straße in Darmstadt, was u.a. in neuen Gebäuden und Modernisie-

rungen sichtbar ist. Für 14 Mio. Euro stehen als nächstes Abriss und Neubau des

Kontroll- und Rechenzentrums an. In der mittelfristigen Planung ist auch der Bau ei-

nes Besucher- und Eventzentrums enthalten.

www.esa.de

EUMETSAT, Darmstadt

EUMETSAT (European Organisation for the Exploitation of Meteorological Satellites)

ist eine zwischenstaatliche Organisation, die meteorologische Satelliten entwickelt

und betreibt. Die Zentrale der Organisation befindet sich in Darmstadt. Mittlerweile

sind 30 Staaten (einschließlich Deutschland) Mitglied bei EUMETSAT, Serbien ist ein

so genannter Kooperationsstaat. In Betrieb befinden sich zurzeit die Wettersatelliten

Meteosat-8, 9 und 10, Metop-A und B, Jason 2 & 3 sowie Senitel 3A. Die von den

EUMETSAT gelieferten Satellitendaten bilden nicht nur die Grundlage für die Wetter-

vorhersage, sondern dienen u.a. auch der Beobachtung der Atmosphäre (z.B. im

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Hinblick auf Umweltverschmutzung).

www.eumetsat.int

Flughafenkoordination der Bundesrepublik Deutschland bzw. Airport Coordination

Germany (Fluko), Frankfurt am Main

Die Fluko ist eine dem Verkehrsministerium zugeordnete Bundesbehörde mit Sitz in

Frankfurt, die für die Koordinierung und verbindliche Slot-Zuteilung von Start- und

Landezeiten an zurzeit 16 deutschen Verkehrsflughäfen – von Berlin über Frankfurt

bis Saarbrücken – verantwortlich ist. Ziel ist es, die vorhandenen Kapazitäten optimal

zu nutzen. Neben Flügen des Linien- und Charterverkehrs umfasst die Verpflichtung

zur Koordinierung auch z.B. Geschäfts- und Privatflüge.

www.fhkd-speicher.org

Hessen Aviation, Frankfurt

Die im House of Logistics and Mobility (HOLM) in der Nähe des Frankfurter Flugha-

fens angesiedelte Initiative Hessen Aviation bündelt die hessischen Akteure und Akti-

vitäten in den Bereichen Luftfahrttechnik und Luftverkehrswirtschaft. Das Leistungs-

spektrum umfasst Expertenkreise und Fachveranstaltungen, Messeauftritte im In- und

Ausland sowie die Initiierung anwendungsorientierter Verbundprojekte. Ziel von Hes-

sen Aviation ist es, durch Förderung von Kooperationsprojekten, durch aktive Ver-

marktung der Stärken der Akteure und durch Unterstützung bei Innovationsaktivitäten

die Wettbewerbsfähigkeit und die Sichtbarkeit der hessischen Luftfahrtbranchen zu

stärken – sowohl national, als auch international. Die 2013 gegründete gesamthessi-

sche Luftfahrtplattform arbeitet mit dem regional etablierten Netzwerk CCA zusam-

men.

www.hessen-aviation.de

Ausblick

Gemessen etwa am Umsatz oder der Zahl der Beschäftigten ist die Luft- und Raumfahrt-

industrie eine eher kleine Branche. Dessen ungeachtet wird ihr eine hohe strategische

Bedeutung beigemessen, was sich u.a. in drei expliziten Strategien vonseiten der Bun-

desregierung (Militärische Luftfahrtstrategie, Luftfahrtstrategie und Raumfahrtstrategie)

äußert. Dies ist ganz wesentlich auf die Rolle der Luft- und Raumfahrtindustrie als High-

tech-Branche, als Innovationsmotor sowie auf die sicherheitspolitische Relevanz der Luft-

und Raumfahrt zurückzuführen. Mit dieser Einschätzung sind die Industrienationen aller-

dings nicht allein. Auch in den dynamisch wachsenden Regionen in Asien oder im Mittle-

ren Osten wird die Branche als strategisch bedeutsam sowie wachstumsstark einge-

schätzt und vom Staat unterstützt, um den technologischen Rückstand zu den etablierten

Luftfahrtnationen aufzuholen und eine eigene Luftfahrtindustrie auf- bzw. auszubauen. In

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der VR China z.B. ist der Bereich Luft- und Raumfahrt ein Schwerpunkt des

13. Fünfjahresplans von 2016-2020. Der Erstflug der Comac C919, des ersten vollständig

in China entwickelten zweistrahligen Passagierflugzeugs Mitte des Jahres 2017, veran-

schaulicht die Fortschritte. Dies verstärkt den Druck auf die etablierten Hersteller.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist das Joint-Venture von Airbus und Bombardier

(Kanada) im Bereich der Mittelstreckenjets zu sehen, auf das Boeing mit Verhandlungen

über eine Zusammenarbeit mit Embraer (Brasilien) reagiert hat. Die größten Flugzeugher-

steller der Welt könnten sich also in zwei Gruppen neu formieren – mit noch kaum vorher-

sehbaren Auswirkungen z.B. auf die räumliche Allokation der Produktionskapazitäten und

-stätten. Apropos Produktionsstätten: Airbus hat Anfang 2018 angekündigt, die bereits in

der VR China bestehende Montage des A320 auszuweiten. Dem Beispiel der Automobil-

industrie folgend könnte es zu einem weiteren Aufbau von Produktionskapazitäten euro-

päischer Hersteller und ihren Zulieferern vor Ort im Ausland führen, um näher am Ab-

satzmarkt zu produzieren.

Die Bedeutung der zivilen Luftfahrt – sowohl im Hinblick auf Passagiere als auch auf Car-

go – wird nicht zuletzt aufgrund der aufstrebenden Schwellenländer weiter wachsen. Mit

dem weltweit zunehmenden Mobilitätsbedarf nimmt auch die Nachfrage nach Flugzeugen,

Flugzeugzubehör und Flughafenausrüstung zu. Zudem besteht Ersatzbedarf, um ältere

Generationen durch neuere Flugzeuge ersetzen zu können („Flotten-Rollover“). Umfang-

reiche Flugzeugbestellungen bei den Herstellern stehen beispielhaft für diese Entwicklun-

gen. So teilte Airbus Ende 2017 mit, den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte

(über 400 Mittelstreckenflugzeuge) erhalten zu haben. Daran partizipieren direkt oder indi-

rekt auch die hessischen Zulieferer mit ihrem breiten Produktportfolio. Mit ansteigenden

Produktionszahlen im Flugzeugbau wächst auch der Bedarf an innovativer Ausrüstung,

wobei das Spektrum von Instrumenten zur Überwachung von Fluglage und Triebwerkszu-

stand über Navigations- und Sicherheitsausrüstung bis zur Innenausstattung reicht. Der

Anteil der Ausrüstung beträgt mindestens ein Drittel des Gesamtwerts eines zivilen Flug-

zeugs.

Neben neuen Absatzmärkten und neuen Wettbewerbern erfordern auch Entwicklungen

innerhalb der Wertschöpfungskette von den (Zuliefer-)Unternehmen Anpassungsbedarf.

So spart der Trend zur Auslagerung ganzer Subsysteme an die Zulieferer auch die Luft-

und Raumfahrtindustrie nicht aus: Große Hersteller benötigen immer stärker hoch qualifi-

zierte Zulieferer, die komplette Module oder Systeme liefern können. Dies schließt die

Entwicklung und auch deren Finanzierung (Risk-Sharing-Entwicklungspartnerschaften)

mit ein – und das bei den in der Luftfahrt langen Forschungs- und Entwicklungszyklen von

durchaus zehn Jahren und mehr. Besonders für kleinere Unternehmen – bei denen zu-

dem möglicherweise die Fertigung für die Luftfahrtindustrie nur eines von mehreren Ge-

schäftsfeldern ist – ist es deshalb schwierig, zum Systempartner eines großen Herstellers

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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zu werden. Die Übernahme größerer Entwicklungsumfänge und -risiken eröffnet aller-

dings auch die Chance auf eine höhere Rendite. Auch der Trend zum Global Sourcing,

d.h. der weltweiten Beschaffung von Komponenten, hat den Wettbewerb verschärft und

zu Konsolidierungen in der Branche geführt. Heimische Unternehmen können nicht mehr

von einer quasi automatischen Berücksichtigung in den Programmen der europäischen

Systemführer ausgehen. Dialog, Kooperationen, Zusammenarbeit und ggf. Zusammen-

schlüsse in Programmgesellschaften der verschiedenen Akteure werden deshalb noch

wichtiger werden. Für diese Zusammenarbeit steht z.B. die „Initiative Supply Chain

Excellence“, in der sich Länderinitiativen, Regionalverbände und Organisationen (aus

Hessen die Cluster CCA – Competence Center Aerospace Kassel Calden und Hessen

Aviation) zusammengefunden haben, um die Unternehmen der Luftfahrtzulieferindustrie

zu unterstützen.

Das voraussichtlich weiter zunehmende Luftverkehrsaufkommen macht es umso erforder-

licher, die Luftfahrt zugleich leistungsfähig wie umweltverträglich zu gestalten. Letzteres

gilt für den Klima-, Lärm und den Umweltschutz. Die ambitionierten Ziele der europäi-

schen Luftfahrtstrategie ACARE Flightpath 2050 in dieser Hinsicht – z.B. Senkung des

CO2-Austoßes um 75 % – sowie der Beschluss der ICAO (International Civil Aviation Or-

ganisation), die Luftverkehrswirtschaft künftig stärker am Klimaschutz zu beteiligen, bilden

hierfür wichtige Vorgaben.

Vor diesem Hintergrund kommt der Innovationsfähigkeit der heimischen Branche und da-

mit auch der Sicherung qualifizierten Nachwuchses eine Schlüsselrolle hinzu – die Anfor-

derungen an die Fachkräfte der Branche sind überdurchschnittlich hoch, die Tätigkeiten

meist stark spezialisiert. Die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist in

dieser Hightech-Branche seit jeher ein Muss und auch die Interdisziplinarität der For-

schung und Entwicklung ist essentiell. Idealerweise soll das Flugzeug von morgen um-

weltfreundlicher, leiser, wirtschaftlicher und darüber hinaus noch sicherer sein. Neuartige,

leichtere Werkstoffe (z.B. kohlefaserverstärkte Kunststoffe) gehören deshalb zu den wich-

tigen Themen in der Branche. Dies gilt ebenfalls für die Forschung und Entwicklung spar-

samerer und leiserer Triebwerke sowie alternativer Treibstoffe bzw. Antriebe (z.B. Bio-

kerosin aus Algen, Elektro- und Hybridantriebe). Neben derartigen technischen Innovatio-

nen spielen aber auch z.B. eine intelligente Verkehrsführung, effiziente Infrastrukturen

und Betriebsabläufe (z.B. im Cargosegment, um die Stand- und Umlaufzeiten zu reduzie-

ren und die Auslastung zu optimieren) eine Rolle – und dies nicht nur im Umweltinteresse,

sondern auch im Interesse der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Luftfahrtindustrie

bzw. der Luftverkehrsdienstleister. Alles in Allem bieten sich vielfältige Perspektiven und

Potenziale für die heimischen Unternehmen wie auch für die Forschungseinrichtungen,

mit innovativen Produkten zu reüssieren.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

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Mit dem unbemannten Fliegen bzw. den unbemannten Fluggeräten (unmanned aircraft

systems, kurz: UAS oder auch remotely piloted aircraft systems, kurz: RPAS) eröffnet sich

zudem ein weitgehend neues Geschäftsfeld und ein beträchtlicher Wachstumsmarkt für

die Luftfahrtindustrie. Um diese Fluggeräte in den Luftraum zu integrieren, bedarf es aller-

dings noch der Klärung zahlreicher, nicht zuletzt rechtlicher Fragestellungen.

Im Vergleich zur zivilen Luftfahrt ist das Segment der militärischen Luftfahrt erheblich klei-

ner. Die militärische Luftfahrt ist durch eine hohe Einflussnahme von politischen bzw. öf-

fentlichen Akteuren als Anteilseigner bzw. Kunde gekennzeichnet. Die Nachfrage wird

wesentlich durch die zur Verfügung stehenden Budgets der Öffentlichen Hand bestimmt.

Angesichts der vielerorts angespannten Haushaltslage und entsprechender Konsolidie-

rungsanstrengungen nicht nur in Deutschland sind Zuwachsraten wie im zivilen Luftver-

kehr illusorisch. Schwierigkeiten mit aktuellen Programmen wie dem Militärtransporter

A400M, dessen Auslieferungsplan um mehrere Jahre gestreckt wurde, kommen hinzu.

Die 2016 vorgestellte, erstmalig entwickelte Militärische Luftfahrtstrategie der Bundesre-

gierung propagiert denn auch eine stärkere Zusammenarbeit in Europa: Unter dem

Schlagwort des Lead-Nation-Prinzips sollen multinationale Kooperationen bei Entwicklung

und Bau von Luftfahrzeugen ausgebaut werden. Im Hinblick auf Schlüsselkompetenzen

im Bereich der militärischen Luftfahrt wird speziell aus deutscher Sicht die unbemannte

Luftfahrt genannt, womit auf einen sich abzeichnenden Paradigmenwechsel von bemann-

ten zu unbemannten fliegenden Systemen bei der militärischen Luftfahrt reagiert wird.

Inwieweit von den immer wiederkehrenden Diskussionen um die Mängel bei der Ausrüs-

tung der Bundeswehr, die auch Flugzeuge und Hubschrauber einschließt, neue Impulse

für die heimischen Unternehmen in diesem militärischen Segment der Luftfahrtindustrie

ausgehen, lässt sich nur schwer einschätzen. Die gelegentlich ins Spiel gebrachte Be-

schaffung von Ausrüstung im Ausland zeigt, dass dies durchaus nicht sein muss, sondern

Kompetenzträger im Ausland profitieren könnten.

Auch die Raumfahrtindustrie ist in erheblichem Maße staatlich geprägt, da Projekte in

der Regel von staatlichen Organisationen – in Deutschland das Deutsche Zentrum für

Luft- und Raumfahrt (DLR) – durchgeführt werden und ferner auch militärische Program-

me von Bedeutung sind. Mit ihrer Raumfahrtstrategie hat die Bundesregierung ein klares

Bekenntnis abgegeben, dass sie die Raumfahrt als zentralen Pfeiler ihrer Hochtechnolo-

giepolitik ansieht. Auch die Mitgliedsstaaten der Europäischen Raumfahrtorganisation

ESA sind sich einig, dass diese weiterhin eine wichtige Rolle für die Raumfahrt weltweit

haben soll. Der gemeinsame Bau der neuen Trägerrakete Ariane 6 – mit entsprechenden

Aufträgen für die Wirtschaft, die von Forschung und Entwicklung über die Herstellung bis

hin zum Bau der Startrampe reichen –, die im Jahr 2020 an den Start gehen soll, zeigt

dies.

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Branchenprofil Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen

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Zweifellos sind Missionen wie Rosetta mit der Landung eines Mini-Labors auf dem Kome-

ten Tschuri spektakulär und stehen nicht zuletzt für die Leistungsfähigkeit der Branche,

was sowohl die heimische Raumfahrtindustrie als auch die zahlreichen Dienstleister und

nicht zuletzt das ESOC in Darmstadt einschließt. Auch durch Experimente unter Welt-

raumbedingungen (z.B. im europäischen Forschungslabor Columbus auf der Internationa-

len Raumstation ISS) werden wertvolle Erkenntnisse z.B. in der Materialforschung, Robo-

tik, Sensorik, Biologie, Pharmazie und Medizin gewonnen, die wertvolles Know-how für

innovative Produkte und Dienstleistungen darstellen. In Zeiten der Digitalisierung dürften

jedoch die so genannten Anwendungsprogramme der Raumfahrt – und zwar Erdbeobach-

tung, Telekommunikation und Navigation – stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

rücken. Durch raumfahrtgestützte Erdbeobachtung kann ein aussagekräftiges Erd- und

Klimamonitoring erfolgen, das z.B. Daten für die Landwirtschaft, den Katastrophenschutz

und nicht zuletzt für die täglichen Wettervorhersagen liefert. Zuverlässige Kommunikati-

onsverbindungen in die entlegensten Orte und präzise Navigationshilfen zählen ebenso

zu den Aufgaben eines modernen Satellitensystems. Damit stellt die Raumfahrt sowohl

Daten als auch Infrastruktur für den Megatrend Digitalisierung bereit. Zahlreiche Unter-

nehmen, Institutionen (allen voran das ESOC) und Forschungseinrichtungen in Hessen

sind bereits seit langem Teil der Raumfahrt und Hessen verfügt über die besten Voraus-

setzungen, von diesen neuen Entwicklungen, die sich aus dem Zusammenspiel von

Raumfahrt und Digitalisierung ergeben, zu profitieren. Dabei gilt es die Potenziale der

Raumfahrt als „enabling technology“, als „Türöffner“, möglichst auszuschöpfen. Als ein

Beispiel seien auf der Satellitennavigation basierende Produkte und Dienstleistungen ge-

nannt, wofür das cesah Centrum für Satellitennavigation Hessen in Darmstadt exzellente

Bedingungen für junge Unternehmen und Neugründungen bietet.

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Branchenprofil Automobilindustrie in Hessen

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