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Neuerscheinung / Juni 2013: Audiobuch / Ernst Jünger / Mein Gegner ist die Sprache / Verteilt auf drei Audio-CDs finden sich hier zum ersten Mal nahezu die gesamten von Jünger noch existierenden Tonaufnahmen.

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ERNST JÜNGERMEIN GEGNER IST DIE SPRACHE

ORIGINALTONAUFNAHMEN 1954-1995

NEUERSCHEINUNG JUNI 2013

HÖRPROBEN: WWW.BRIGADECOMMERZ.COM/JUENGER

Verteilt auf drei Audio-CDs finden sich hier zum erstenMal nahezu die gesamten von Jünger noch existieren-den Tonaufnahmen. Die Herausgeber, Robert Eikmey erund Thomas Knoefel, haben eine Vielzahl von Tondo-kumenten gesichtet, die vielfach eigens für diese Pro-duktion restauriert und digitalisiert wurden. Nebenden Tonarchiven der Rundfunkanstalten waren die Ar-chivbestände des Deutschen Literaturarchivs in Mar-bach eine essenzielle Quelle. Die Palette reicht vonAma teuraufnahmen über Livemitschnitte bis hin zuauf wändigen Studioproduktionen. Chronologisch an-geordnet gewähren die Aufnahmen tiefe Einblicke inJüngers facettenreiches Leben und Werk. Immer wiederversetzt sich der Autor in wichtige Phasen seiner Bio-grafie und geht auf zentrale Bücher und Texte wie denArbeiter oder die Stahlgewitter ein.

»Ernst Jünger hat nicht aufgehört,die Welt in einem Geheimniszu-stand zu sehen.« Rüdiger Safranski

»Ohne Zweifel nehmen Ironie und Selbstironie im Laufdes Lebens zu. […] Zu nimmt aber auch die Neugier,die von Kind auf einer meiner stärksten Impulse gewe-sen ist«, bekennt Ernst Jünger (1895-1998) in diesenRückblicken auf ein Jahrhundertleben: »Die Neugierzunächst nach den Phänomenen, dann nach ihren inne-ren Zusammenhängen, endlich nach den zentralen Ur-sachen« lässt ihn zeitlebens in die Zukunft schauen.Mit dem Blick eines Magiers nimmt Jünger die Weltwahr und verwandelt, was er sieht, in ein Leuchtenund Staunen. Seine Stimme klingt wie das ferne Echovom Ergriffensein durch das Wunder der Schöpfung;die Sprache selbst wird zum magischen Schlüssel fürdie Erscheinungsformen und Mysterien des Lebens.Dabei haben ihm die »Stahlgewitter« des Ersten Welt-kriegs jede bürgerliche Romantik ausgetrieben. In denMaschinen- und Materialschlachten kündigt sich be-reits ein Gestaltwandel des Menschen an, wie ihn dieWucht und Beschleunigung der Technik fordert.»Durch Arbeit, nicht durch Kritik […] kann diese tita-nische Entwicklung unter Kontrolle gebracht werden«.Zum Gradmesser wird für Jünger das Gelingen des

Kunstwerks, mit dem er schließlich den Übergang vomHeroischen zum Humanen vollzieht.

Die Coverillustration stammt von Jonathan Meese, dergleich Ernst Jünger die Öffentlichkeit polarisiert und,dem späten Jünger nicht unähnlich, mit seinen Arbei-ten eigentlich nur der Kunst dienen möchte. Für Meeseist Jünger – in einer Reihe mit Richard Wagner, Fried-rich Nietzsche, Gabriele D’Annunzio oder Ezra Pound– ein Erzsoldat im Reich der Kunst, »gehorsam« alleinden Gesetzen der Kunst gegenüber (»Totalstgehorsamim Erzland der Kunst«). Meeses Zeich nung verwandeltden Schriftsteller in einen irisierenden Kristall, von demein zauberhaftes Leuchten ausgeht …

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Ernst JüngerMein Gegner ist die SpracheOriginaltonaufnahmen 1954-1995Herausgegeben von Robert Eikmeyer und ThomasKnoefel3 Audio CDs im Digifile: 195 Minuten€ 24,80ISBN: 978-3-9815838-0-9

Ernst Jünger wird 1895 in Heidelberg geboren. Nochals Gymnasiast flüchtet Jünger aus der Enge der bür-gerlichen Welt in die französische Fremdenlegion undmuss vom Vater zurückgeholt werden. In Stahlgewit-tern (1920), das »Tagebuch eines Stoßtruppführers«über die Gewalt und Ekstase im Krieg, wird sein erstergroßer literarischer Erfolg. Bücher wie Der Kampf alsinneres Erlebnis (1922) und Das abenteuerliche Herz(1929) reflektieren die Erfahrungen des Krieges. Mitseinem Essay Der Arbeiter (1932) beschreibt er pro-phetisch das Heraufkommen eines neuen TypusMensch, wie ihn das Maschinenzeitalter fordert. Trotzseiner national-revolutionären Positionen lehnt JüngerHitlers 1000jähriges Reich ab und findet sich in derFigur des »Anarchen« wieder. Als Visionär und Träu-mer aber kommt Jünger aus dem Staunen, den wunder-baren Geheimnissen der Welt nicht heraus. Grenzgänge(1966), Subtile Jagden (1967), Annäherungen. Drogenund Rausch (1970), Weiße Nächte (1997) und viele an-dere Texte erzählen von den Offenbarungen eines Mys-terienfreundes. 1998 stirbt Jünger im Alter von 102Jahren im oberschwäbischen Wilflingen.

Ernst Jünger mit einer Mantis phyllocrania (1977), Foto: François Lagarde

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ZUM INHALT

»Das Selbstverständliche ist meist das Letzte, was un-sere Gedanken aufscheucht. […] Dafür erstaunt esumso mehr.«

So beginnt die Lesung aus dem Sanduhrbuch von 1954(CD 1, Track 1). Jüngers staunender Blick zeigt ihmmanches Geheimnis, ohne es zu offenbaren. Noch imSchützengraben hat er Augen für das Leuchten derWelt und bleibt bei der Jagd auf die Coleoptera, dieKäfer, empfänglich für den Zauber der Evolution.

»Die früheste dieser Erinnerungen reicht bis in den Au-gust 1914 zurück. Damals erschien in den Schaufens-tern der Buchhandlungen eine Federzeichnung Kubinsmit dem Titel ›Der Krieg‹. […] Mir ging es damals wiewohl manchem anderen, der das Bild betrachtete: Esrief einen starken doch unbestimmten Eindruck in mirhervor.«

Im Vorfeld des Krieges entdeckt er die Arbeiten AlfredKubins und kauft sich in einer Feldbuchhandlung aufdem Weg in die Somme-Schlacht dessen phantasti-schen Roman »Die andere Seite«. Bis zum Tod Kubinswerden die beiden Freunde bleiben. Jüngers Vortragzur Eröffnung der Kubin-Ausstellung (CD 1, Track 2),bisher nur als Rarität auf einer Schellackplatte zuhören, setzt ein mit der Beschreibung der ahnungsvol-len, fast schon prophetischen Zeichnung »Der Krieg«von 1903.

»Ich hatte nicht beabsichtigt, eine Gebrauchsanwei-sung für das Jahr 1932 zu schreiben. Allerdings wäreman auch damals besser gefahren, wenn man sichdamit befasst hätte. […] Was vielen damals als Propa-gierung einer politischen Richtung erschien, erweistsich heute als Konsequenz eines neuen Weltalters.«

Eine weitere Kostbarkeit, bisher ebenfalls nur aufSchellackplatte zugänglich, ist das Interview zum 70.Geburtstag (CD 1, Track 3), das der Schriftsteller undLiteraturkritiker Curt Hohoff 1975 mit Ernst Jüngerführte. Die Ausgabe der Werke in 10 Bänden ist geradeabgeschlossen. Jünger kommt auf den Arbeiter, sein»vielfach missdeutetes Buch von der Weltentwicklung«zu sprechen. Für Jünger besitzt diese Schrift eine zen-trale Bedeutung innerhalb seines Werkes. Gleichzeitigempfindet er sie als ein Opfer des musischen Menschenan die Umstände der Zeit, ein Opfer, das Jünger wie-derholt zu bringen hatte.

»Wie aber unterscheiden sich nun Forscher und Lieb-haber? […] Beide sind vom gleichen Punkt ausgegan-gen, indem ein Objekt aufleuchtete, dem sie mit Nei-gung antworteten. Sie haben eine Offenbarung gehabt,eine Berufung gefühlt. Dem folgte jahre- und jahrzehn-telanger Dienst.«

Die Karriere des Forschers beginnt gleich der Entwick-lung des Liebhabers mit dem verblüfften Blick des Kin-des auf eine Erscheinung (CD 2, Track 1). Nur aus die-

ser fast schon mystischen Schau heraus lässt sich Jün-gers lebenslange Faszination für die Entomologie, dieKäferkunde, erklären. Im Zeitalter des Arbeiters ist dieErkenntnis, also Forschung, die Hauptstraße durchsLeben. Für den Liebhaber bleibt die Offenbarung,durch die die Welt als ein Spiel begriffen wird.

»Die Dinge sprechen mit ihrer namenlosen Kraft. Dasschenkt uns Freude, gibt uns eine Ahnung von derStunde, in der wir nicht nur die Namen, sondern auchdie Dinge zurücklassen.«

Am Ende des Lebens, das weiß niemand besser als derleidenschaftliche Sammler, wird alles zu »BuntemStaub« (CD 3, Track 2). Jahrzehntelang gehüteteSchätze aus »Subtilen Jagden« zerfallen achtlos nachdem Tod des Liebhabers; werden ein Opfer von Schim-mel und Milben. Kein Archiv ist vor diesem leisen Un-tergang gefeit.

»Jules Verne, der seinen Phileas Fogg die Reise um dieErde in 80 Tagen meistern ließ, würde erstaunt sein,wenn er vernähme, dass wir in London frühstücktenund in Stuttgart zu Mittag aßen. […] Uns selbst solltees erstaunen, wurden wir doch in einer Zeit geboren, inder Gelehrte nachwiesen, dass es dem Menschen wohlzu schweben möglich sei, nicht aber sich fliegend zu er-heben, wie es schon Leonardo versucht hatte.«

Der spätere Waldgänger Ernst Jünger ist ohne denWaldläufer aus Coopers Lederstrumpf, den er begeis-tert mit seinem Bruder Friedrich Georg las, nicht denk-bar. Die frühen Wunschbilder vom Trapper- oder See-fahrer-Dasein mögen später zum Beispiel in eineKarriere als Astronaut münden – der Kern des Begeh-rens aber ist der gleiche, weiß Jünger in seiner Anspra-che zum 70. Geburtstag des Bruders (CD 2, Track 3).Mit dem Bruder teilt er die Leidenschaft fürs Reisen.Ernst Jüngers Arbeiter und Friedrich Georg JüngersHauptwerk Die Perfektion der Technik sind wie diezwei Seiten einer Medaille.

»In einem langen, bewegten Dasein erlebt man alles –und auch das Gegenteil. Durfte ich doch zusammenmit meinem französischen, kriegsblinden KameradenAmblard in Verdun, der künftigen Hauptstadt des Frie-dens, 60 Jahre nach der großen Schlacht den Vorbei-marsch der Garnison abnehmen. 60 Jahre, das ist einlanger Marsch, der vom Krieg zum Frieden führt. Fastebenso lang ist der Weg vom Nationalrevolutionär biszur Paulskirche.«

Jüngers Beziehung zu Goethe ist seit früher Jugendstark. Die Mutter zitierte nahezu täglich ihren Lieb-lingsdichter und besuchte mit den Kindern regelmäßigWeimar. So hätte Jünger anlässlich der Verleihung desGoethepreises 1982 in der Frankfurter Paulskirche»gerne über sein persönliches Verhältnis zu Goethe undseinem Werk gesprochen«, aber angesichts der heftigenKontroversen, die die Verleihung begleiten, zieht Jün-

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ZUM INHALT

ger es vor, über die »Existenz des Autors« in seinerZeit zu sprechen (CD 3, Track 1).

»Ich kenne überhaupt wenig von der modernen Litera-tur – die deutsche eingeschlossen. Meine eigentlicheLektüre endet im Jahre 1888, das ist das Todesjahr vonNietzsche, und dann habe ich natürlich mit Solitäreneinige Ausnahmen gemacht.«

Einer dieser Solitäre kommt 1982 zu Besuch in die»Oberförsterei« nach Wilflingen: der argentinischeSchriftsteller Jorge Luis Borges, damals schon ein My-thos der phantastischen Literatur. Das Interview derDeutschen Welle von diesem Besuch ist eine Rarität(CD 3, Track 2). Jahrzehntelang ruhte das Tonband imNachlass von Ernst Jünger und kam eher durch Zufallwieder zum Vorschein. Ohne die sonst bei ihm übli-chen schriftlich ausgearbeiteten Antworten spricht Jün-ger über sein Verhältnis zur lateinamerikanischen Lite-ratur. In seinem Buch Eumeswil nennt er den Tyrannen»Il Condore«, was ihn zur Beschäftigung mit demDichter Pablo Neruda bewegte. »Dieser Kondor lebtvon den Überresten alter Reiche und bei Neruda undanderswo habe ich gehört, dass der Kondor sich vonden Kadavern großer Seeungeheuer [ernährt] […] undfür mich ist der moderne Staat der Leviathan, undwenn der abgewirtschaftet hat, dann kommen, sagenwir mal, sehr unangenehme politische Typen.«

Dies ist der Moment, an dem der musische Mensch,der Autor, seine exzeptionelle Position – »neben derGesellschaft« – kurzzeitig aufgibt und Stellung bezieht(CD 3, Track 4) aber

»soll der Autor zur Galionsfigur gemacht werden, soist es für ihn am besten, sich dem […] zu entziehen, be-sonders auf Schiffen mit leckem Kiel und Ratten unterDeck.«

»Der Anblick einer Blume. Das heißt: die Blume blicktuns an, und zwar mit einer Kraft, die sich auch auf denBlinden überträgt. Wir antworten, indem wir uns in sievertiefen: durch Anschauung.«

Die Bandbreite der Anschauung lässt sich durch denKonsum psychotroper Substanzen beachtlich erwei-tern. Schon in frühem Alter experimentiert Jünger mitallen nur beschaffbaren Drogen und wird nicht müdediese Erfahrungen fortzusetzen. Die letzte Tonaufnah -me von Jünger – ein Gespräch mit dem Erfinder desLSD, Albert Hofmann – endet mit einem schalkhaften,dionysischen Lachen. Beide sind sich einig: Das zu vorvon Jünger im Gegensatz zum (Tiger) Meskalin alsHauskätzchen belächelte LSD übertrifft dieses in höhe-rer Dosierung natürlich bei weitem (CD 3, Track 5).

Lebendig zu bleiben, heißt sich immer neu verzaubernzu lassen, immer neu zu erfinden. Das Wunder des Le-bens hört nie auf.

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MARTIN KIPPENBERGERI WAS BORN UNDERA WAND’RIN’ STARORIGINALTONAUFNAHMEN

OTTO DIX ICH FOLGE LIEBERMEINEM DÄMONORIGINALTONAUFNAHMEN

LIAM GILLICKAN IDEAJUST OUT OF REACHORIGINAL RECORDINGS

JAKE & DINOS CHAPMANFROM HELL TO HELLORIGINAL RECORDINGS

JONATHAN MEESELOLITA DE SADEORIGINALTONAUFNAHMEN

JOSEPH BEUYSDIE ZUKUNFTDES PLASTISCHENORIGINALTONAUFNAHMEN

JEREMY DELLERSOCIAL SURREALISMORIGINAL RECORDINGS

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DAVID BOWIE AND, DARE I SAY IT, GARY GLITTER”. GLAM ROCK AND T

4:090 1:420 7:070 1:170 6:580 4:160 0:330 5:360 3:141 6:081 0:571 4:191 1:47

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SARAH MORRISYOU CANNOTTRUST A SURFACEORIGINAL RECORDINGS

A MOMENT, AND THEN IT’S GONE…” THE FILMS DEVELOP IN THE OPEN SPACE OF THE P

3:150 3:120 ART AS PROPAGANDA 7:560 2:100 6:240 8:130 4:410 5:350 4:111 2:19

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DANIEL RICHTERDAS REICH DER FREIHEITIST DIE KUNSTORIGINALTONAUFNAHMEN

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PARANOIA 5:300 7:240 3:140 0:570 4:580 9:130 VERKOMMENE GESCHÖPFE IN UNIFORM 3:000 DAS FLEISCH IN ANFÜHRUNGSZEICHEN 2:000 2:251 HANNOVERSCHE FISTELSTIMME 1:311 DER PESTHAUCH DES ROMANTISCHEN 4:08

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Jede CD€ 19,80www.brigadecommerz.comoder als MP3-Download bei amazon.de

AUSGEWÄHLTE BACKLIST

Zuletzt erschienen:David LynchThe Marriage Of Picture And SoundAudio-CD: 45 Minuten€ 19,80

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»Neben Kippenberger gibt es beiBrigade Commerz so skurrile wie hörenswerte CDs von Liam Gillick, Jake & Dinos Chapman, Otto Dix und Jonathan Meese.« Die Zeit