der offizier (juni 2015)

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Offizier DER Ausgabe 2/2015 Zeitschrift der Österreichischen Offiziersgesellschaft P.B.B. ABS. ÖSTERREICHISCHE OFFIZIERSGESELLSCHAFT, SCHWARZENBERGPLATZ 1, 1010 WIEN 14Z040084 M Neuer Milizbeauftragter Erwin Hameseder Die Welt rüstet auf Der Unfug mit den Militärmusiken Schutz kritischer Infrastruktur

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Magazin der österreichischen Offiziersgesellschaft

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Page 1: Der Offizier (Juni 2015)

OffizierDER

Ausgabe 2/2015 Zeitschrift der Österreichischen Offiziersgesellschaft

P.B.B.ABS. ÖSTERREICHISCHE OFFIZIERSGESELLSCHAFT, SCHWARZENBERGPLATZ 1, 1010 WIEN14Z040084 M

Neuer MilizbeauftragterErwin Hameseder

Die Welt rüstet auf

Der Unfug mit den Militärmusiken

Schutz kritischer Infrastruktur

Page 2: Der Offizier (Juni 2015)

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Ausgabe 2/2015

A m 20. April veröffentlichte die Zeitung Die Presse ei-nen Bericht mit dem Titel

„Zensur im Verteidigungsministerium“. Und der Untertitel erklärte: „Ein Artikel der Zeitschrift der Offiziersgesellschaft durfte nicht erscheinen. Der Text hatte sich kritisch mit dem Zustand des Hee-res auseinandergesetzt.“ Im Bericht stand zu lesen, dass die Heeresdrucke-rei mitgeteilt habe, dass sie das Mittei-lungsblatt der OGNÖ wegen eines Ar-tikels des Brigadiers Dr. Werner Bittner (Milizoffizier a. D.) nicht wie vereinbart drucken könne. / Zur Erklärung sei angemerkt, dass die OGNÖ für den Druck des Blattes bezahlt und nicht, wie fälschlich berich-tet wurde, eine Sachleistung des Bun-desheeres bezieht. Der Verantwortliche für den Inhalt des Blattes ist der Präsi-dent der OGNÖ, wie im Impressum zu lesen ist. Es waren keine medienrechtli-chen Gründe vorhanden, die den Druck verhindert hätten, nein, der Inhalt pass-te anscheinend einigen Beamten des Ministeriums nicht in den Kram. / Das Mitteilungsblatt, wie schon der Name sagt, richtet sich an die geschlos-sene Personengruppe der Mitglieder und nicht etwa wie eine Zeitung an die breite Öffentlichkeit. Was die Mitglieder der OGNÖ lesen dürfen oder nicht be-stimmt also demnach ein Ministerium? In welchem Jahrhundert leben diese Herrschaften im BMLVS eigentlich? / Es musste also der unwillkomme-ne Artikel entfernt werden, um den Druck zu ermöglichen. Man hätte ihn

auch schwärzen können, wie es bei manchen Akten für den laufenden Un-tersuchungsausschuss im Parlament geschieht. Zensurbehörden? Der Effekt wäre der gleiche gewesen: Den Inhalt sollte niemand lesen können. / Nun, über den Inhalt des Artikels kann man geteilter Meinung sein, man kann ihm zustimmen oder ihn ablehnen, aber ihn deswegen der Zensur unterwer-fen? Wie zu Metternichs Zeiten? Oder in Diktaturen? Gibt es da nicht etwas wie das verfassungsmäßig geschützte Recht der Pressefreiheit? Eine Institution wie das Bundesheer, in dessen Aufgaben ge-mäß der Bundesverfassung der „Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen“ steht, negiert das Verfassungsrecht? Wie glaubhaft ist diese Staatseinrichtung bzw. sind deren Organe? / „Die Meinungsfreiheit, genauer Meinungsäußerungsfreiheit, ist das gewährleistete subjektive Recht auf freie Äußerung und öffentliche Ver-breitung einer Meinung in Wort, Schrift und Bild.“ Die Meinungsfreiheit wurde bereits 1789 in Art. 11 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frank-reich als „eines der kostbarsten Rechte des Menschen“ bezeichnet. Heute gilt sie als einer der wichtigsten Maßstäbe für den Zustand eines demokratischen Rechtsstaates. Erinnern wir uns an die Biografie von Evelyn Beatrice Hall über Voltaire, in der sie den großen Franzo-sen mit der Aussage zitiert: „Ich lehne ab, was Sie sagen, aber ich werde bis auf den Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“ Dieses Recht, seine Meinung

darstellen zu dürfen, gilt also für das BMLVS heute nicht, oder? / Sind sich die Damen und Herren nicht bewusst, dass die Pressefreiheit, die die Freiheit der Meinungsäuße-rung garantiert, ein unverzichtbarer Bestandteil der Demokratie ist? „Ver-antwortungsvoller Journalismus trägt auch dann zur Stärkung der Demo-kratie bei, wenn er seine Kritik gegen eben diese Demokratie richtet (...) Wer dieses Korrektiv zum Verstummen bringen will, hat den ersten Schritt zur Abschaffung der Demokratie getan.“ (Andreas Koller, SN, 4. 5. 2015) / Und wie reagierte das Ministeri-um nach dem Artikel in der Presse? Es herrschte tiefes Schweigen, kein Bedauern oder eine Entschuldigung war zu vernehmen. Ist es somit richtig, dass manche Dienststellen oder deren Leiter in der Zentralstelle des Bundes-heeres von dem Recht der Meinungs-äußerungsfreiheit wenig halten dürf-ten? Mit dümmlichen Aussprüchen wie “man kann doch das eigene Nest nicht beschmutzen lassen“ möchten sie gerne jede Kritik abwürgen. Doch dass sie mit ihrer Vorgangsweise ihrer Einrichtung viel mehr schaden, zeigt das Beispiel in der Presse. Der Makel der „Zensur“ klebt am Verteidigungs-ministerium nun ganz öffentlich.

Observer

Anmerkung der Redaktion: Den gegenständlichen Artikel finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 25.

BSERVERDer Makel der Zensur

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Ausgabe 2/2015

VorwortLiebe Leserin, lieber Leser!

Die UN-Generalversammlung vom 10. Dezember 1948 hat im Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Men-schenrechte ganz klar festgestellt: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen un-gehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu ver-breiten.“ So ist es verständlich, dass der „Observer“, aus gegebenem Anlass, dieses Thema aufgreift und „Der Offizier“ auch eine kritische Stimme abdruckt. Auch wenn die im Artikel – „Der fahrlässig herbeige-führte Konkurs der Firma Bundesheer“ – geäußerten Meinungen nicht mit der offiziellen Linie der ÖOG übereinstimmen müssen, erscheint es uns aus Grün-den der Meinungsfreiheit wichtig, sie zu bringen.

Die Mittelmeerproblematik wird angesprochen und dem neu bestellten Milizbeauftragten des Österreichi-schen Bundesheers wird entsprechend Raum gegeben, um in einem Interview seine Ansichten zum Thema „Miliz“ darzulegen, und der Artikel „Die Welt rüstet auf“ zeigt sehr deutlich, dass andere Regierungen ganz of-fensichtlich einen höheren Bedarf an der Ausrüstung ih-rer Streitkräfte erkennen, als es in Österreich der Fall ist.

Die Streitkräfte sind nicht die Verursacher der Finanz-krise, aber immer noch die ultima ratio, wenn es um Si-cherung von Stabilität und Wohlstand geht, weswegen sie auch so auszurüsten sind, dass sie die durch Politik und Bevölkerung erwarteten Aufgaben erfüllen können. Über den Grad der Erfüllung des geforderten Leis-tungsspektrums gibt es meist unterschiedliche An-sichten, die natürlich vom angenommenen Szenario abhängen. Nimmt man einen längeren, komplexen und großräumigen Einsatz – z. B. beim Schutz kri-tischer Infrastruktur – an, muss man kein Prophet sein, um zu wissen, dass das Hemd sehr kurz werden wird. Nur darauf zu bauen, dass „eh nix passieren wird“, ist nur bedingt mit verantwortungsbewusstem Verhalten zu qualifizieren. Ob die geplanten Inves-titionen am Ende des Tags gereicht haben werden, wird zum gegebenen Zeitpunkt zu beurteilen sein.

Ihr ChefredakteurHerbert Bauer

DER OFFIZIERMedieninhaber und Herausgeber: Österreichische Offiziersgesellschaft, Schwarzenbergplatz 1, A-1010 Wien ZVR-Zahl: 795014511 Ι Chefredakteur:

GenMjr Mag. Herbert Bauer Ι Erscheinungsort: Wien Ι MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Bgdr i. R. A. Eigentler, MSD; Obst i. R. O. Heel (Tirolbeilage); Oberst G. Pfeifer; G. Haffer-Hochrainer; M. Musner; M. Sala Ι Marketing: Dr. Franz Palla ([email protected]) Ι

Hersteller: TARGET GROUP Publishing GmbH, Brunecker Straße 3, 6020 Innsbruck Ι Druck: Ing. F. Feilhauer A-2620 Neunkirchen, Seebensteiner Straße 1 Ι Fotos: Titelbild/Foto:

Bundesheer/Gunter Pusch; andere gem. Einzelnachweis

Namentlich gezeichnete Beiträge müssen sich nicht mit der Meinung des Herausgebers decken. Unaufgefordert eingesandte Beiträge

bedeuten keine automatische Veröffentlichung.

Internet: www.oeog.at, [email protected]

Offenlegung gemäß § 24 und § 25 Mediengesetz:Die Zeitschrift „Der Offizier“ befindet sich zu 100 % im Eigentum der

Österreichischen Offiziersgesellschaft, A-1010 Wien, Schwarzenbergplatz 1. Die Richtung der überparteilichen Zeitschrift ist durch die Statuten der ÖOG bestimmt und bezweckt Information in Wort und Bild zu Themen

der österreichischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Inhalt

29 Modernisierung des Pandur

30 Brigadier Nagl – 100. Geburtstag

31 Der Oberbefehlshaber

Brief des Präsidenten4

Die Welt rüstet auf6Was tun mit der EU-Außengrenze9

EU-Marineoperation11

Kritische Infrastruktur13

Milizkonzept16

Klug bestellt Hameseder17

Interview Hameseder18

Militärmusik23Bittner: Fahrlässig herbeigeführter Konkurs24

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Ausgabe 2/2015

Brief des PräsidentenMangelwirtschaft führt zu militärisch unsinnigen Entscheidungen

Gedanken zur MilizDavid Alaba ist ein Weltklasse-Fußballer. Trotzdem wurde er nach einer Verlet-zung nicht in den Team-Kader für das wichtige EM-Qualifikationsmatch gegen Russland einberufen. Trainingsrückstand, mangelnde Spielpraxis und die Verant-wortung für die Gesundheit des Spielers bewogen den Teamchef zu dieser Ent-scheidung. Acht Millionen Teamchefs wissen, dass regelmäßiges Training für einen Sportler unerlässlich ist. Und dass für einen Teamsport das Spielverständ-nis, das blinde Verstehen und das Ein-gespieltsein wichtig sind. Beim Fußball – der wichtigsten Nebensache der Welt – ist das Allgemeinwissen. / Ganz anders ist die Situation beim Bundesheer: da spielt regelmäßiges Training und Praxis offensichtlich keine Rolle. Wer trägt hier die Verantwortung für die Gesundheit? Ist Soldat zu sein wirklich viel einfacher als Fußball spie-len? Aus eigener Erfahrung als Grp- und ZgKdt weiß ich, wie wichtig es ist, mit der Mannschaft zu „trainieren“ und die Ei-genarten und individuellen Stärken und Schwächen der Soldaten zu kennen. Nur so entsteht ein Gefüge, das im gegensei-tigen Vertrauen auch Kampfwert erzielt.

Ende der Truppenübungen – Ende der Miliz?2006 wurde unter Minister Platter der

Wehrdienst auf sechs Monate verkürzt. Damit fielen die verpflichtenden Trup-penübungen – also das Training – im Gesamtausmaß von zwei Monaten für tausende Soldaten weg. Stattdessen wurde im § 21 des Wehrgesetzes die freiwillige Meldung zu Milizübungen verankert, um den Nachwuchs zur Mi-liz zu sichern. Dieses Milizsystem ist zwar in der Verfassung verankert und zugleich unerlässlich, um eine Soll-Stärke von 55.000 Soldaten gemäß Sicherheitsstrategie zu erreichen, aber es wurde weitgehend der Freiwilligkeit überlassen. Nachdem aber auch andere Verfassungspflichten und -rechte nicht ausschließlich der freiwilligen Selbst-kontrolle der Regierung und der Bürger unterliegen, wurde auch normiert, dass, sollten sich nicht ausreichend Freiwilli-ge melden, bis zu zwölf Prozent Grund-wehrdiener jedes Jahrganges zu diesen Milizübungen verpflichtet werden kön-nen. Listigerweise ist diese Verpflich-tung aber an die positive Absolvierung einer „vorbereitenden Milizausbildung“ während des Grundwehrdienstes ge-bunden. Das heißt, wer nicht zu Miliz-übungen verpflichtet werden will, muss einfach die Ausbildung nicht bestehen. Damit hat auch jeder Minister seit Plat-ter das Feigenblatt bekommen, warum die Zwölf-Prozent-Klausel einfach nicht angewendet wird.

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Die Freiwilligen-Miliz ist bisher kein ErfolgsmodellEs stellt sich daher die Frage, ob diese auf Freiwilligkeit aufgebaute Miliz die erforderliche Nährrate hat, um die vor-gesehenen Miliz-OrgPläne zu befüllen und die laufenden Abgänge jener zu ersetzen, die „ausgedient“ haben. Die Antwort lautet einfach: Nein!• Von fast 130.000 Grundwehrdienern

der Jahre 2008 bis 2013 wurden an-geblich nur ca. vier Prozent in der Mi-liz beordert. Fast zwei Drittel dieser Beorderten entfallen auf die selbst-ständig strukturierte Miliz (Landes-Baone und Pi-Kpn), der Rest auf die Milizanteile der präsenten Verbände.

• Bis 2014 konnte bei der strukturierten Miliz keine volle Übungsfähigkeit er-reicht werden und gab es einen Fehlbe-stand von einigen tausend Beorderten.

• Mehr als ein Drittel der Angehörigen der strukturierten Miliz sind sog. „be-fristet Beorderte“. Das sind Personen, die den Grundwehrdienst geleistet haben und für die Dauer einiger Jahre auf Miliz-Arbeitsplätze beordert wer-den. Sie sind jedoch nicht übungs-pflichtig und würden daher nur im Einsatzfall einberufen werden.

• Es besteht ein eklatanter Mangel an Mi-liz-UO, der auch durch die Verwendung der EF-Wm auf den UO-Arbeitsplätzen nicht kompensiert werden kann.

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Ausgabe 2/2015

• Die Nährrate an Miliz-Offizieren wird durch die Kontingentierung und Ab-senkung von Kursplätzen (EF-Kurs 2) laufend gesenkt.

Neuausrichtung der Miliz – ein Neubeginn?Am 9. April 2014 hat Bundesminister Klug ein neues Miliz-Konzept und mit Bgdr Erwin Hameseder auch einen neuen Miliz-Beauftragten vorgestellt. Die Grundidee geht zweifellos in die richtige Richtung! Die Miliz soll als Grundauftrag den Schutz kritischer Infrastruktur erhalten und damit wie-der stärker regional verankert werden. Damit wird auch die Brückenfunktion der Miliz zwischen Militär und ziviler Gesellschaft unterstützt. / Aber: Die Ankündigung der Aufstel-lung von weiteren zwölf Miliz-Kompa-nien und Sonderinvestitionen in Höhe von 29 Millionen Euro dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass damit die oben erwähnten strukturellen Pro-bleme noch nicht gelöst sind. Wie soll denn plötzlich die personelle und ma-terielle Aufstellung erfolgen, wenn es schon bisher nicht gelungen ist? / Ich habe daher in einer Presseaus-sendung den aktuellen Zustand der Miliz als „desolat“ und die Ansätze des neuen Miliz-Konzeptes als „unzurei-chend“ bezeichnet, da es keine ausrei-chenden Antworten auf die bekannten Problemfelder gibt.

Forderungen der ÖOGDie Österreichische Offiziersgesell-schaft bekennt sich zu einem Misch-system aus Berufs-, Zeit- und Milizsol-daten. Um den Verfassungsauftrag – „das Bundesheer ist nach den Grund-sätzen eines Miliz-Systems einzurich-ten“ – mit Leben zu erfüllen, sind fol-gende Voraussetzungen zu schaffen:• Festlegung eines operativen Einsatz-

konzeptes mit einer nachvollziehba-ren Truppen-Gliederung von 55.000 Soldaten gem. ÖSS

• Nachweis, dass der überwiegende Teil dieser Truppengliederung aus Miliz-Soldaten besteht

• Wiederherstellung der vollen personel-len und materiellen Übungs- und Ein-satzfähigkeit der (strukturierten) Miliz

• Abkehr vom System der „befristet Beorderten“

• Forcierung des Kader-Nachwuchses (MUO und MO)

• Evaluierung der „Anwerbe-Prämien“ spätestens Ende 2016 und Ableitung von Maßnahmen

• Konsequente Anwendung der §§ 21 und 61 Wehrgesetz

• Evaluierung der Verkürzung des Grundwehrdienstes auf sechs Monate

Nachdem zahlreiche Politiker eine Wiedereinführung von 6+2 Monaten für den Grundwehrdienst als absolu-te Unmöglichkeit bezeichnet haben, gibt es auch Vereinigungen und Ein-zelpersonen, die sich für ein 5+1 oder 4+2-Modell ausgesprochen haben. Die ÖOG als sicherheitspolitisches Gewis-sen schielt nicht auf Wählerstimmen,

sondern sagt, was Sache ist: Wir ste-hen zur Forderung nach 6+2! Das Mini-mum ist aber das gesetzlich verankerte 6+30-Tage-Modell – und zumindest dieses ist umzusetzen! / Ich habe überhaupt kein Verständ-nis dafür, wenn ausschließlich der neun-monatige Zivildienst als wichti-ger gesellschaftlicher Mehrwert dar-gestellt wird. Und gleichzeitig werden acht Monate Grundwehrdienst als Zeitverschwendung und unzumutbar für den jungen Menschen und die Wirtschaft beschrieben. Diese Diskri-minierung von Wehrwille und Wehrfä-higkeit muss ein Ende haben, meint Ihr

Mag. Erich Cibulka, ObstdhmfD

Präsident der Österreichischen

Offiziersgesellschaft

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06 Ausgabe 2/2015OffizierDER

Die Welt rüstet auf!

G eschichtlich gesehen hat die Mensch-heit mehrmalig seit ihrem Bestehen ihre Fehler wiederholt. Es gab auch

immer wieder dieselben oder ähnliche Auslö-ser, die zu einem Krieg geführt haben. Es gilt die alte Weisheit von Bertolt Brecht: „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin – dann kommt der Krieg zu Euch!“ Gerade jetzt sind zwei Kriege sehr nahe gekommen, einerseits die Auseinandersetzung in der Ostukraine und andererseits brennt beinahe der ganze Nahe Osten. Es kann doch wohl niemand behaupten, dass wir in Europa wirklich völlig sicher davor sind, dass sich diese Konflikte ausbreiten. Vie-le europäische Staaten haben bereits reagiert und erhöhen ihre Militärbudgets, einschließ-lich der neutralen Schweiz. Österreich ignoriert alle Warnungen und fährt das Miniwehrbudget noch weiter herunter.

/ Betrachtet man die letzte Statistik des Stock-holmer Friedensinstituts SIPRI (Yearbook 2014 –http://www.sipri.org/yearbook/2014) so erkennt man, dass die Militärausgaben nach bisherigem Abwärtstrend jetzt auch in Europa wieder steigen. / Weltweit haben die Militärausgaben im letzten Jahr 1,7 Billionen Euro betragen. Dabei blieben die großen Drei weiterhin unverändert an der Spitze. Platz eins die USA mit 34 Prozent, gefolgt von Chi-na mit zwölf Prozent und an dritter Stelle Russland mit 4,8 Prozent. Die europäischen Staaten unter den Top Ten sind Frankreich (5), Großbritannien (6) und Deutschland auf Platz acht. (siehe Grafik) / In Österreich interessiert man sich kaum für diese Statistik. Durchforscht man das Internet, so findet sich nur ein Artikel im Kurier vom 13. April 2015. Interessant ist, dass der Kurier SIPRI zitiert und gerade die Situation in Osteuropa genauer beleuchtet und berichtet: „Die Ukraine-

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Quelle: SIPRI, Zahlen gerundet

Page 7: Der Offizier (Juni 2015)

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Krise lässt die Militärausgaben in Osteuropa laut einer neuen Studie in die Höhe schnellen. Wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI am Montag mitteilte, steigen die Aufwendungen vor allem in den Konfliktstaaten Ukraine und Russ-land sowie den drei baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen deutlich an. Auch in Polen ist demnach ein starker Zuwachs zu beobachten, der teils aber auf langfristige Pläne zur Moder-nisierung der Streitkräfte zurückzuführen sei. Für die westlichen NATO-Staaten meldete SIPRI (Stockholm International Peace Research Institu-te) überwiegend Rückgänge oder Stagnation bei den Militärausgaben.“ / Betrachtet man die letzten Konflikte, in de-nen die russischen Streitkräfte als Akteure auf-traten (von Georgien bis Ukraine), so erkennt man einen Umbau und eine Modifizierung der gesamten Streitkräfte. Mit der aktiven Rolle des russischen Militärs stiegen daher auch die Mi-litärausgaben in den letzten Jahren ständig an. Für 2015 wird von SIPRI eine Steigerung der Ver-teidigungsausgaben Russlands um rund 15 Pro-zent prognostiziert. / Die NATO-Staaten im Osten haben auch be-reits auf die mögliche Bedrohung aus dem Osten reagiert. Die baltischen Staaten erhöhen ihre Bud-gets beträchtlich und werden dabei von den USA unterstützt. Bei Litauen spricht SIPRI sogar von einem Zuwachs von bis zu 50 Prozent im Jahr 2015. / Polen wird laut Prognosen (SIPRI) im Jahr 2015 bereits das NATO Ziel von zwei Prozent des BIP für sein Verteidigungsbudget erreichen. Die FAZ vom 23. April 2015 schreibt, dass Polen,

unter dem Eindruck der russischen Intervention in der Ukraine, die größten militärischen Be-schaffungsvorhaben seit dem Ende des Kommu-nismus vor 25 Jahren angekündigt hat. Präsident Bronislaw Komorowski gab bekannt, das Land stehe kurz vor dem Abschluss von Lieferverträ-gen für 50 Mehrzweckhubschrauber des Typs Eurocopter EC 725 Caracal des deutsch-franzö-sischen Anbieters Airbus Helicopters sowie acht Batterien zu je sechs Abschussrampen ameri-kanischer Abwehrraketen des Typs Patriot. Der Wert des Vertrags soll nach Agenturberichten 4,7 Milliarden Euro betragen. / Auch unser Nachbar Deutschland wird seine Verteidigungsausgaben erhöhen. Die Zeitschrift Der Spiegel schreibt am 11. April 2015 unter dem Titel „Noch mehr Kampfpanzer“, dass Deutsch-land in den kommenden Jahren mehr Kampf-panzer des Typs Leopard 2 einsatzbereit halten wird. Es ist geplant, die sechs deutschen Panzer-bataillone voll auszustatten und zu 100 Prozent auszurüsten. Dies bedeutet eine Aufstockung von 225 auf 328 Kampfpanzer. Diese geplante Aufstockung ist eine Folge der erhöhten Alarm-bereitschaft, die durch die Krise zwischen Russ-land und der NATO entstanden ist. Neben den Kampfpanzern werden jede Menge Rüstungs-güter neu beschafft, dazu zählt auch die Neu-austattung der Panzergrenadiere mit dem neu-en Schützenpanzer Puma. / Weiters interessant ist die aktuelle Statistik von SIPRI über den weltweiten Waffenhandel, in dem die Deutschen als Waffenexporteur nun auch eine Führungsrolle übernommen haben. ›

DIE GRÖSSTEN EXPORTEURE UND IMPORTEURE VON WAFFEN VON 2009 BIS 2013

Waffenexport in % Waffenimport in %

USA 29 Indien 14

RUSSLAND 27 China 5

BRD 7 Pakistan 5

CHINA 6 UAE 4

FRANKREICH 5 Saudi-Arabien 4

UK 4 USA 4

SPANIEN 3 Australien 4

UKRAINE 3 Südkorea 4

ITALIEN 3 Singapur 3

ISRAEL 2 Algerien 3

Quelle: www.sipri.org

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08 Ausgabe 2/2015OffizierDER

Anders als in Nordamerika und Westeuropa steigen in den meisten anderen Erdteilen die Verteidigungsausgaben deutlich an. Das leich-te Minus bei den US-Streitkräften lässt sich mit dem Abzug der Masse der Streitkräfte aus Afghanistan und dem Irak leicht erklären. Die US-Streitkräfte werden weiterhin laufend ver-bessert und modernisiert. Ältere Ausrüstung

WORLD MILITARY SPENDING 2013

Region Spending ($ b.) Change (%)

AFRICA 44,9 8,3

NORTH AFRICA 18,7 9.6

SUB-SAHARAN AFRICA 26,2 7,3

AMERICAS 736 - 6,8

CENTRAL AMERICA AND THE CARIBBEAN

9,6 6,0

NORTH AMERICA 659 -7,8

SOUTH AMERICA 67,4 1,6

ASIA AND OCEANIA 407 3,6

CENTRAL AND SOUTH ASIA 63,7 1,2

EAST ASIA 282 4,7

OCEANIA 25,9 - 3,2

SOUTH-EAST ASIA 35,9 5,0

EUROPE 410 - 0,7

EASTERN EUROPE 98,5 5,3

WESTERN AND CENTRAL EUROPE 312 - 2,4

MIDDLE EAST 150 4,0

WORLD TOTAL 1747 - 1,9

Quelle: www.sipri.org – Spending figures are in current (2013) US dollars. All changes are in real terms.

und Bewaffnung bleiben im US-Bestand und werden an die Nationalgarde oder neuerdings auch an die Polizeikräfte übergeben. Mit dem Abzug aus dem Irak und Afghanistan sollte überschüssiges Material an Strafverfolger in Gemeinden und Bundesstaaten abgegeben werden. Darunter sind Zelte, Generatoren und Geländewagen, aber auch Flugzeuge und Hubschrauber, Granatwerfer und Panzerwa-gen. 432 MRAPs und knapp 94.000 Maschi-nengewehre landeten laut einer Zählung der New York Times bereits bei örtlichen Polizei-

Obwohl gem. SIPRI die Militärausgaben der USA um 6,5 Prozent sanken geben sie mit 610 Milliar-den Dollar mehr für ihr Militär aus als die rest-lichen Top Ten zusammen. Diversen Angaben zufolge beinhalten die Militärausgaben alle Aus-gaben für die Streitkräfte (inklusive von Kontin-genten zur Friedenssicherung im Ausland), für das Verteidigungsministerium, für paramilitäri-sche Verbände und für Rüstungsprojekte. Sehr deutlich zeigt die folgende Tabelle aus dem Jahr 2013 die Steigerung der Rüstungsanstrengungen weltweit:

behörden. (Salzburger Nachrichten, Dienstag, den 19. August 2014) / Nicht immer zählen die nackten Zahlen, ein Blick ins Detail ist oft unerlässlich und lasst die oben angeführten Zahlen in einem anderen Licht erscheinen. / Es bleibt das Resümee: Die Welt rüstet weiter auf. (Red./gp)

Page 9: Der Offizier (Juni 2015)

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Ausgabe 2/2015

L andesgrenzen und Zuwan-derung sind per se nichts Schlechtes, aber sie müssen in

einem Gesamtkontext gesehen wer-den. Geschützte Grenzen zum Schutz von Eigentum sind bedeutend für die Entwicklung von Wohlstand in einem Land und in einer Staatengemein-schaft. Ebenso kann eine gesteuerte Zuwanderung für die Prosperität eines

Landes und einer Staatengemeinschaft von großem Vorteil sein, jedoch kann sich eine Zuwanderung von Menschen, welche im Gastland keinen produkti-ven Nutzen stiften, gravierend negativ auf das soziale Gefüge und den Wohl-stand des Landes auswirken.

Ist die Außengrenze der Eu-ropäischen Union geschützt? Mit dem Zerfall des Warschauer Paktes gegen Ende der 1980er Jahre änderte sich die politische Landkarte Europas beträchtlich. War vorher die Grenze zwischen Ost und West undurchlässig und kaum überwindbar, so wurde diese Grenze in die EU aufgesogen, sodass dieser ehemalige Eiserne Vorhang heu-te durchgehend ohne große Formali-täten passierbar ist. Abgelöst wurde diese ehemalige Grenze zwischen den Machtblöcken Ost und West durch eine neue Trennlinie, welche die ärme-ren Staaten in Europa und außerhalb

Europas von den reichen Staaten Euro-pas trennt. / Diese spürbaren Gegensätze in der Wirtschaftsentwicklung zwischen der EU und ärmeren Staaten außerhalb der EU führten dazu, dass einzelne Bürger dieser Staaten in der EU ein Paradies sehen, welches sie mit allen Mittel erreichen wollen, um dort Arbeit und Wohlstand zu finden.

/ Betrachtet man heute die Bilder in den Medien, so wird fast täglich davon berichtet, dass Flüchtlingsströme – durch kriminelle Schlepperorganisatio-nen geführt – ihr Glück über das Mit-telmeer oder über die Landwege versu-chen, um in der EU Aufnahme zu finden. Man spürt bei diesen Medienberichten förmlich die Ohnmacht der offiziellen Stellen, zielgerichtet eine Abhaltewir-kung erzielen zu können. Seit Oktober 2013 patrouilliert die italienische Mari-ne im Mittelmeer, wobei fast 140.000 Menschen aus dem Wasser gezogen wurden. Pro Monat kostet der Einsatz der Marine rund neun Millionen Euro.

Abweisung an der EU-Außengrenze offensichtlich nicht erwünschtDie EU misst der lückenlosen Sicherung der Außengrenze mit militärischen Mit-teln an Land und auf See offensichtlich keine große Bedeutung bei, da lücken-

lose Grenzsicherung trotz vieler techni-scher Hilfsmittel nur mit einem hohen Personalaufwand effektiv und effizient durchführbar ist. Die Mitgliedstaaten der EU wären aufgrund des personellen und materiellen Abbaus der Streitkräf-te, bedingt durch den Übergang von Wehrpflichtstreitkräften hin zu reinen Freiwilligenstreitkräften, dazu auch gar nicht mehr in der Lage. Man muss sich daher die Frage stellen: „Wer verteidigt die EU und seine Mitgliedsstaaten und wer sichert die EU-Außengrenzen?“ / Klammern wir die Frage der Ver-teidigung der EU und seiner Mitglieds-staaten bewusst aus und konzentrieren uns auf die Beantwortung der Frage: „Wer sichert die Grenzen der EU?“, so-dass diese undurchlässig für Personen wird, welche illegal in die EU einreisen wollen. Die Länge der Außengrenzen ›

Was tun mit der EU-Außengrenze?

BRIGADIER DR. HABIL. HARALD PÖCHER

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„Man spürt die Ohnmacht der offiziellen Stellen,

zielgerichtet eine Abhalte-wirkung zu erzielen.“

Italienische Soldaten überwachen eine Gruppe von 545 Migranten beim Verlassen der italienischen Korvette „Chimera“ im Hafen von Salerno am 22. April 2015

Page 10: Der Offizier (Juni 2015)

10 OffizierDER

Ausgabe 2/2015

der EU auf dem Land beträgt rund 14.000 Kilometer, auf hoher See ist diese Grenze ein Vielfaches mehr, wenn man die Grenzen der Hoheitsgewässer der einzelnen Mitgliedstaaten heranzieht. / Zur Grenzsicherung wurde in der EU die Agentur „Frontex“ gegründet, welche für die operative Zusammen-arbeit an den Außengrenzen der Mit-gliedsstaaten der EU (französisch: Agence européenne pour la gestion de la coopération aux frontières exté-rieures) zuständig ist und ihren Sitz in Warschau hat. Frontex koordiniert die operativen Aktivitäten der Mitglieds-staaten beim Schutz der Außengren-zen. Aufgrund der geringen finanziel-len und materiellen Ausstattung sind den Operationen von Frontex aller-dings enge Grenzen gesetzt.

Best Pratice“ beim Schutz der Außengrenze – ein Blick auf andere KontinenteIm Zusammenhang mit der Behand-lung des Problems Zuwanderung lohnt sich ein Blick auf andere Kontinente. Von Zeit zu Zeit gibt es hierzulande Medienberichte über den Umgang der USA mit der Zuwanderung aus Mexiko. Die sonst sehr liberalen USA kennen bei der Zuwanderung, insbesondere bei der illegalen Zuwanderung, kein Pardon und bauten zur Abhaltung von zügello-ser Zuwanderung aus Mexiko entlang der 3.144 Kilometer langen Grenze zu Mexiko an besonders gefährdeten Stel-len einen 1.123 Kilometer langen Zaun, der von mexikanischen Stellen als eine Art „Berliner Mauer“ betrachtet wird.

Des Weiteren sind an der Grenze Einhei-ten der US Border Patrol beziehungswei-se auch der Nationalgarde stationiert.

Auf einem anderen Kontinent nimmt man die Zunahme von illegaler Zuwan-derung sehr ernst. In Australien setzt die Regierung auf verstärkte Seeüber-wachung und gezieltes Abschieben von aufgegriffenen Flüchtlingsschiffen.

Bei schrankenloser Zuwanderung verlieren alleDie Menschen in den Mitgliedsstaaten der EU werden immer älter und teurer für die einzelnen Staaten. Den ein-zelnen Mitgliedsstaaten fehlen Fach-kräfte und eine wieder ansteigende Geburtenrate in den bestentwickelten Staaten der EU. Die demografischen Voraussetzungen verheißen der EU daher für die nächsten Dekaden nichts Gutes. Es besteht die Gefahr, dass die Jugend von heute nicht mehr das Wohlfahrtsparadies EU genießen wird können, wie es die Generation der heu-te 40- bis 60-Jährigen noch genießen kann. Es muss daher für die Generati-on, welche die Verantwortung für die weitere Entwicklung Europas trägt, Auftrag sein, Grundlagen zu schaffen, damit der Kontinent Europa weiter-hin lebenswert für die „Ureinwohner“ bleibt. Hierzu könnte ein Grenzschutz „Made by EU“ durchaus auch seinen Beitrag leisten. Wie man Zuwanderung neu gestalten könnte, empfiehlt z. B. Paul Collier in seinem neuen Buch „Ex-odus“. Paul Collier lebt in England, lehrt als Universitätsprofessor in Oxford und ist Urenkel eines Zuwanderers aus

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ZUR PERSON

Brigadier Dr. habil. Harald Pöcher ist

Mitglied der OGB und Leiter der Revisions-

abteilung B im BMLVS

Deutschland. Er meint in seinem Buch, dass es ein Gebot der Stunde sein muss, die Zuwanderer im Mittelmeer nicht in die Europäische Union aufzu-nehmen, sondern wieder in ihre Hei-mat zurückzuschicken. Er begründet dies damit, dass normalerweise nur die wohlhabenderen Schichten das Geld haben, um sich ihre Flucht aus der Hei-mat finanzieren zu können, womit also eher wohlhabende Menschen ihre Hei-mat verlassen. Als gelerntem Ökonom ist ihm dabei klar, dass aber gerade die-se Menschen in ihrer Heimat dringend gebraucht werden, weil sie mit ihrer Arbeitsleistung, aber auch ihrem Geld eher das eigene System tragen sollten, als skrupellosen Schleppern ihre ge-samten Ersparnisse anzuvertrauen, um das Land verlassen zu können. Verlierer sind bei einer Aufnahme aller Flüchtlin-ge nicht nur die vermögenden Europä-er, denn sie müssen für die humanitäre Betreuung der Flüchtlinge bezahlen und auch für die Entwicklungshilfe in den ehemaligen Heimatländern der Asylsuchenden aufkommen, sondern es sind auch die Heimatländer der Flüchtlinge, die einen Abfluss an Kauf-kraft erleben, den sie zur Sicherung des Wirtschaftswachstums dringend selbst benötigen würden. Explizite Kriegs-flüchtlinge oder Verfolgte sind dabei allerdings nicht berücksichtigt.

Grenzschutz „Made by EU“ – ein Gebot der StundeEin wirkungsvoller Grenzschutz der Außengrenzen der EU wird ohne die Manpower der Streitkräfte nicht funk-tionieren. Es wäre daher ein Gebot der Stunde, eine einsatzbereite „EU-Armee“ für den Grenzschutz aufzubieten. Die Mitgliedstaaten der EU, egal ob neut-ral oder Mitglied der NATO, wären sehr wohl in der Lage, mehr als 100.000 Sol-datinnen und Soldaten aller Teilstreit-kräfte dafür aufbieten zu können. / Ein wirkungsvoller Schutz der Au-ßengrenzen der EU sollte auch immer den Generationenauftrag berücksich-tigen, nämlich: „Schützen wir unser Europa vor allen unerwünschten Ein-flüssen von außen – unseren Kindern zuliebe.“

„Ein wirkungs-voller Schutz der EU-Außengrenze

sollte auch im-mer den Gene-

rationenauftrag berücksichtigen.“

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Ausgabe 2/2015

D er Rat hat sich heute (18. Mai 2015) darauf geeinigt, eine EU-Militäroperation (EUNAVFOR

MED) einzurichten, um das Geschäfts-modell der Menschenschmuggel- und Menschenhandelsnetze im Mittelmeer zu zerschlagen. Dieser Beschluss, der eine Komponente der umfassenden Re-aktion der EU auf die Herausforderung durch die Migration ist, wird es ermögli-chen, die operative Planung der Marine-operation offiziell aufzunehmen. / Die EUNAVFOR MED wird in meh-reren aufeinanderfolgenden Phasen und im Einklang mit den Anforderun-gen des Völkerrechts durchgeführt. Die Planung der Operation und die ers-te Phase der Beobachtung und Prüfung von Menschenschmuggel- und Men-schenhandelsnetzen im südlichen zen-tralen Mittelmeer werden schnellst-möglich durchgeführt. In der zweiten und dritten Phase der Operation wür-den die an Bord befindlichen Gegen-stände der Schleuser in Einklang mit dem Völkerrecht und in Partnerschaft mit den libyschen Behörden durch-sucht, beschlagnahmt und zerstört.

/ Das operative Hauptquartier der EUNAVFOR MED wird in Rom einge-richtet; zum Befehlshaber der Ope-ration wurde Konteradmiral Enrico Credendino aus Italien ernannt. Die ge-meinsamen Kosten der Operation be-laufen sich auf schätzungsweise 11,82 Millionen Euro für eine Anlaufphase von zwei Monaten und ein anfängli-ches Mandat von zwölf Monaten. / Die GSVP-Operation der EU ist Teil einer Reihe umfassender Maßnahmen, mit denen darauf reagiert werden soll, dass es unmittelbar erforderlich ist, Menschenleben zu retten, Krisensitua-tionen zu bewältigen und die eigentli-chen Ursachen der illegalen Migration zu bekämpfen, wie der Europäische Rat am 23. April 2015 gefordert hat. / Die Einleitung der EU-Marineope-ration wird auf der Tagesordnung für die Tagung des Rates (Auswärtige An-gelegenheiten) im Juni stehen. 01

Frontex verstärkt die Operation Triton „Triton“ ist eine Mission der europä-ischen Agentur „Frontex“, die im Auf-

trag der EU die Sicherung der europäi-schen Grenzen in Italien gewährleisten soll. Sie begann am 1. November 2014 und folgt der italienischen Mission „Mare Nostrum“, die am 31. Oktober 2014 endete. Frontex erweitert den Einsatzraum der Operation Triton und verstärkt den Einsatz durch zusätzli-che Experten, Schiffe und Flugzeuge. Während der Sommermonate sollen drei Flugzeuge, sechs Schiffe, zwölf Pa-trouillenboote und zwei Hubschrauber eingesetzt werden. Die EU plant eine zusätzliche Finanzierung von über 26 Millionen Euro. Weiters wird eine Re-gionalbasis auf Sizilien eingerichtet, von der aus die Operation koordiniert und Verbindung zu diversen Organisa-tionen, wie z. B. Europol, aber auch zu den italienischen Behörden gehalten wird. 26 europäische Länder, darunter Österreich, beteiligen sich an Triton, durch Entsendung von Experten und Ausrüstung.02

Rat richtet EU-Marineoperation zur Zerschlagung der Schleuser-

netze im Mittelmeer ein

01) http://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2015/05/18-council-establishes-naval-opera-tions-disrupt-human-smugglers-mediterranean/

02) frontex.europa.eu

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Rat für auswärtige Angelegenheiten/Verteidigung in Brüssel am 18. Mai 2015

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Unser Energieschatz!TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG

Service-Hotline: 0800 818 819 . www.tiroler-wasserkraft.at

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Ausgabe 2/2015

D ie österreichische Bundesver-fassung regelt die Zuständig-keiten für die Aufrechterhal-

tung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit einschließlich der ersten allgemeinen Hilfeleistung im Bundes-gebiet. Diese Aufgaben sind grundsätz-lich den Sicherheitsbehörden mit dem Bundesministerium für Inneres an der Spitze zugeordnet. Dem Gesetzgeber war aber klar, dass Situationen eintre-ten können, wo die auf einen allgemei-nen Tagesbetrieb ausgerichteten und dimensionierten Polizeikräfte nicht mehr ausreichen können. Aus diesem Grund wurde in der Bundesverfassung weiters festgeschrieben, dass das Bun-desheer, soweit die gesetzmäßige zivile Gewalt seine Mitwirkung in Anspruch nimmt, ferner bestimmt ist, auch über den Bereich der militärischen Landes-verteidigung hinaus den Schutz der ver-fassungsmäßigen Einrichtungen und ihrer Handlungsfähigkeit sowie der de-

mokratischen Freiheiten der Einwohner sowie die Aufrechterhaltung der Ord-nung und Sicherheit im Inneren über-haupt wahrzunehmen. Weiters ist das Bundesheer auch zur Hilfeleistung bei Elementarereignissen und Unglücks-fällen außergewöhnlichen Umfanges vorgesehen. / Da der Gesetzgeber nicht aus-schließen konnte, dass die zuständigen Behörden durch höhere Gewalt außer-stande gesetzt sind, das militärische Einschreiten herbeizuführen oder bei weiterem Zuwarten ein nicht wieder gutzumachender Schaden für die All-gemeinheit eintreten würde, wurde für diese Fälle ein selbstständiges militäri-sches Einschreiten für zulässig erklärt. Damit kommt dem Bundesheer – quasi als ultima ratio – auch ein selbstständi-ges Denken und Planen zu, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. / Da moderne Gesellschaften zu-nehmend von funktionierenden Inf-

rastrukturen abhängig sind und diese auch grenzüberschreitend funktionie-ren müssen, hat die Europäische Uni-on schon bald nach den Anschlägen vom 11. September die Grundlagen für eine umfassende Strategie zum Schutz kritischer Infrastrukturen ge-schaffen. 2004 nahm die Kommis-sion eine Mitteilung mit dem Titel „Schutz kritischer Infrastrukturen im Rahmen der Terrorismusbekämpfung“ an, in der konkrete Vorschläge zur Stärkung der Prävention, Abwehrbe-reitschaft und Reaktionsfähigkeit in Europa bei terroristischen Anschlä-gen gegen wichtige Infrastrukturen formuliert wurden. In seinen Schluss-folgerungen vom Dezember 2004 zu „Prävention, Abwehrbereitschaft und Reaktionsfähigkeit bei terroristischen Anschlägen“ sowie zu dem „EU-So-lidaritätsprogramm zu den Folgen terroristischer Bedrohungen und An-schläge“ billigte der Rat die ›

Schutz kritischer InfrastrukturStrategische Handlungsreserve

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Absicht der Kommission, ein europä-isches Programm für den Schutz kriti-scher Infrastrukturen vorzuschlagen, und stimmte der von der Kommission geplanten Einrichtung eines Warn- und Informationsnetzes für kritische Infra-strukturen (CIWIN – Critical Infrastruc-ture Warning Information Network) zu. 2006 nahm die Kommission die Mittei-lung über ein Europäisches Programm für den Schutz kritischer Infrastruk-turen (EPSKI) an und 2008 erging die Richtlinie 2008/114/EG des Rates über die Ermittlung und Ausweisung euro-päischer kritischer Infrastrukturen und die Bewertung der Notwendigkeit, ih-ren Schutz zu verbessern. / Gemäß der im Parlament be-schlossenen „Österreichischen Sicher-heitsstrategie“ (Bundeskanzleramt Österreich, Sektion IV – Koordinati-on, Abteilung IV/6 – Sicherheitspoli-tische Angelegenheiten, Wien, 2013) verfolgt Österreich folgende Interes-sen und politisch-strategische Ziele: Aufrechterhaltung einer leistungsfä-higen Volkswirtschaft und Vorsorge

gegen krisenbedingte Störungen der Wirtschaft; Sicherstellung der Versor-gung der Bevölkerung mit lebensnot-wendigen Gütern sowie Schutz kriti-scher Infrastruktur. / Unter „Verteidigungspolitik“ führt die Sicherheitsstrategie u. a. aus, dass Österreichs Verteidigungspolitik ein in-tegrales Element der nationalen Umfas-senden Sicherheitsvorsorge (USV) ist. „Sie wirkt mit der Außenpolitik und der Politik der inneren Sicherheit zusam-men (1) zur Gewährleistung der vollen staatlichen Souveränität und Integrität, (2) zum Schutz der verfassungsmäßigen Einrichtungen und der kritischen Infra-struktur, (3) zum Schutz der Bevölkerung, auch im Bereich der Katastrophenhilfe, (4) zur Unterstützung der staatlichen Handlungsfähigkeit in Krisensituationen strategischen Ausmaßes, (5) zur solidari-schen Leistung von Krisenmanagement-beiträgen und (6) zu einem militärischen Solidarbeitrag zum sicherheitspoliti-schen Handeln der EU.“ / Für die wichtige Rolle des Bundes-heers bei der Aufrechterhaltung der

inneren Sicherheit wird im genannten Papier darüber hinaus festgelegt, dass alle Aufgaben bewältigbar sein müs-sen, die sich aufgrund von Assistenzan-forderungen ziviler Behörden ergeben. Dazu zählen etwa Assistenzleistungen

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zur Unterstützung sicherheitspolizeili-cher Aufgaben, Hilfeleistungen bei Ka-tastrophen oder Beiträge zum Schutz kritischer Infrastrukturen. / Die Beitragsleistungen des ÖBH zum Objektschutz, zum Schutz kri-tischer Infrastrukturen, im Bereich Cyber-Sicherheit, für mögliche Heraus-forderungen im Bereich Grenzüber-wachung sowie zur Unterstützung bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit im Inneren im Sinne des Art. 79 B-VG sind un-ter Berücksichtigung des möglichen Gleichzeitigkeitsbedarfs zu verbessern. Die für solche Einsätze notwendigen Fähigkeiten und Mannstärken sind in einem gesamtstaatlichen Planungspro-zess mit den assistenzanfordernden Behörden festzulegen und regelmäßig fortzuschreiben. Gemeinsame Übun-gen sind vorzusehen. / Im „Österreichischen Programm zum Schutz kritischer Infrastrukturen (APCIP – Austrian Program for Criti-cal Infrastructure Protection); (Bun-deskanzleramt Österreich Sektion IV – Koordination Abteilung IV/6 – Si-cherheitspolitische Angelegenheiten); Wien, 2015; finden wir, dass der Schutz kritischer Infrastrukturen eine gesamt-staatliche Aufgabe von Bund, Ländern und der strategischen Unternehmen sein soll. Die beteiligten Ressorts sol-len im Rahmen ihrer Zuständigkeiten zur Umsetzung von APCIP beitragen. Die operative Umsetzung des APCIP in

Bezug auf die sicherheitspolizeilichen Bedrohungen erfolgt durch die Sicher-heitsbehörden auf der Grundlage ihrer sicherheitspolizeilichen Aufgaben und Befugnisse. Bei einem längerdauern-den flächenmäßig großen Ereignis wer-den die polizeilichen Kräfte allerdings schnell erschöpft sein, weswegen fest-gelegt wurde, dass bei Bedarf das Öster-reichische Bundesheer – wie ohnehin in der Verfassung geregelt – im Rahmen von Assistenzeinsätzen die Sicherheits-behörden zu unterstützen hat. / Die Teilstrategie Verteidigungspolitik spricht daher auch folgerichtig vom Bun-desheer als strategischer Handlungsreser-

ve, welche die Fähigkeit zur Gewährleis-tung von Schutz und Hilfe umfasst, wenn alle anderen Institutionen, wie Exekutive und Hilfskräfte, diese aufgrund von Art oder Umfang nicht mehr leisten können. Neben der Unterstützung mit Personal und Material trägt das ÖBH insbesondere zur Sicherstellung der gesamtstaatlichen Führungsfähigkeit in Krisen bei. / Die dazu erforderlichen Kräfte sind einerseits die präsenten Truppen und Einrichtungen, aber auch die Miliz, die in einem Stufenplan bis 2026 ausgebaut werden soll, wobei bis 2018 die Neuauf-stellung von zwölf zusätzlichen Miliz-kompanien geplant ist. (Red./hb)

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Milizsoldaten treten im Rahmen einer Übung ihren Dienst am Gelände der Siemens AG an.

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BESTEHENDE MILIZ-JÄGERBATAILLONE UND 12 NEUE MILIZKOMPANIEN BIS 2018

M it den Worten „Zusätzliche Milizkompanien, moderne Ausrüstung, ein zeitge-

mäßer Auftrag und ein neues Prämi-ensystem sind die Eckpunkte unserer Reform“ stellte Verteidigungsminister Mag. Gerald Klug am 9. April 2015 das Ergebnis der Überlegungen des Gene-ralstabs und die Vereinbarungen aus den koalitionären Regierungsverhand-lungen vor. / Mit dem Schutz kritischer Infra-struktur bekommt die Miliz einen re-alitätsnahen Grundauftrag. Künftig hat jede Milizkompanie zumindest ein zugeteiltes Schutzobjekt. Darunter fal-len etwa die Raffinerie in Schwechat, die Flughäfen in Wien, Graz und Salz-burg oder Krankenhäuser im gesamten Bundesgebiet. In Zukunft soll direkt am jeweiligen Objekt geübt werden, um bestmöglich für den Ernstfall vorberei-tet zu sein. / Zur Aufstockung und Stärkung der Miliz sollen in einer ersten Phase (bis 2018) etwa 5.000 Soldaten beordert werden. Zwölf zusätzliche Jägerkom-

Miliz wird gestärkt

panien mit je 150 Soldaten werden auf-gestellt (siehe Grafik). In einer zweiten und dritten Phase kommen nochmal insgesamt 28 Kompanien – also etwa 4.000 Mann – dazu. / In der ersten Phase (bis ins Jahr 2019) werden gemäß Vereinbarung mit dem Koalitionspartner zusätzlich 29 Millionen Euro in neue Ausrüstung fließen. Jeder Milizsoldat wird dann mit einem neuen Kampfanzug und einem modernen Kampfhelm ausgestattet sein und jede Jägerkompanie wird ein Wärmebild- und jede Jägergruppe ein Nachtsichtgerät zur Verfügung haben. In einem zweiten Schritt werden ab 2020 weitere 48 Millionen Euro inves-tiert, um weitere Verbesserungen bei der Ausrüstung vorzunehmen. / Auch ein neues Anreiz- und Prämi-ensystem wird eingeführt. Künftig wird jeder, der sich zur Miliz meldet, eine Anerkennungsprämie von rund 600 Euro bekommen. Auch werden beson-ders rasche Abschlüsse bei Ausbildun-gen künftig höher belohnt und es wird Prämien für zusätzliche Verpflichtun- 01) Quelle: BMLVS

gen, also weitere Übungstage, geben. Das Gesamtvolumen der Prämien wird somit auf 1,5 Millionen Euro verdrei-facht. / Milizoffiziere erhielten bisher we-der eine Prämie bei der freiwilligen Meldung für Milizübungen noch für den Abschluss der Grundausbildung. Ab 2016 erhalten sie bei erfolgreicher Beendigung der Grundausbildung in-nerhalb von 4,5 Jahren 666 Euro. Bei Abschluss innerhalb von 3,5 Jahren wird der Betrag auf 1.333 Euro verdop-pelt. Zusätzlich wurde die Prämie für die Verlängerung der Übungstage nach dem Verpflichtungszeitraum ebenfalls verdoppelt. Zukünftig erhalten Miliz-soldaten für eine weitere Milizübungs-verpflichtung von mindestens fünfzehn Übungstagen 412 (Unteroffiziere) bzw. 512 Euro. / In den Jahren 2015 und 2016 wird es eine Übergangsvariante geben, ab 2017 wird das neue Prämiensystem voll umgesetzt sein.01

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Klug bestellt Hameseder zum Milizbeauftragten

A m 9. April 2015 hat Verteidi-gungsminister Mag. Gerald Klug bekanntgegeben, dass

Brigadier Mag. Erwin Hameseder neuer Milizbeauftragter im Österreichischen Bundesheer ist. „Mit Erwin Hameseder hat die Miliz im Österreichischen Bun-desheer eine starke Stimme. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und hei-ße ihn herzlich im Team willkommen“, sagte Klug. / „Ich verstehe mich als Ombuds-mann für die Miliz, freue mich auf die verantwortungsvolle Aufgabe und dan-ke Bundesminister Klug für sein Ver-trauen in meine Person“, so Brigadier Hameseder. / Mag. Erwin Hameseder wurde am 1956 in Mühldorf geboren, ist verhei-ratet und hat zwei Söhne. 1975 einge-rückt, absolvierte er die Einjährigfrei-willigen-Ausbildung und war von 1976 bis 1986 Offizier auf Zeit im Österrei-chischen Bundesheer. 2002 wurde er zum Oberst des Intendanzdienstes er-nannt und seit 2006 ist er Brigadier. / Seine Milizerfahrung baut unter anderem auf folgende Funktionen auf: Kommandant der schweren Kompanie des Jägerbataillons 11, stellvertretender

DER MILIZBEAUFTRAGTE

Der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport bestellt den Milizbeauf-tragten für die Dauer von fünf Jahren. Er wirkt an Planungsvorgaben betreffend Angelegenheiten des Milizsystems mit und berät den Verteidigungsminister in diesen Fragen.

WEITERS KANN ER SICH BEI DER• Fähigkeitsentwicklung der Milizanteile in der Präsenzstruktur

des Bundesheeres und der Expertenstäbe• Behandlung juristischer Fragen im Zusammenhang mit dem Milizsystem• Gestaltung der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Frauen, die den

Ausbildungsdienst geleistet haben• Aufbringung von Milizkräften für die Auslandseinsätze des Bundesheeres• Durchführung interner und externer Öffentlichkeitsarbeit im

Zusammenhang mit dem Milizsystem• Unterstützung und Förderung der Rolle der strukturierten Miliz als Partner-

und Patenverbände für Aufgaben im Rahmen von Auslandseinsätzen• Schaffung aller Maßnahmen zur Freiwilligkeit einschließlich Einbindung

des zivilen Arbeitsmarktes• Förderung der Partnerschaftsbelange im Rahmen der strukturierten

Milizkräfte und bei der zielorientierten Nutzung der Potenziale in den Expertenstäben einbringen.

Bataillonskommandant des Jägerba-taillons 11 und S3/3. Jägerbrigade. / Hameseder studierte Rechtswis-senschaften an der Universität Wien. Nach verschiedenen Funktionen in der Raiffeisenlandesbank Niederöster-reich-Wien war er von 2007 bis 2012 Vorstandsvorsitzender und Gene-

raldirektor der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG, ist seit 2012 Obmann der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien reg.Gen.m.b.H. und Aufsichtsratsvorsitzen-der der Raiffeisen Zentralbank Öster-reich AG und seit 2014 Aufsichtsrats-vorsitzender der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG.

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Brigadier Hameseder mit dem Militärkommandanten von Niederösterreich bei einer Truppenübung des Jägerbataillons Niederösterreich

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Ausgabe 2/2015

„Ich sehe mich als Ombudsmann für die Österreichische Miliz“

Milizbeauftragter Brigadier Mag. Erwin Hameseder im Interview mit dem Chefredakteur von „Der Offizier“

WEHRGESETZ § 32a – MILIZBEAUFTRAGTER

1. Zur Wahrung und Förderung der Interessen der mit einer Funktion in der Ein-satzorganisation des Bundesheeres betrauten Wehrpflichtigen des Milizstan-des und Frauen, die Wehrdienst geleistet haben, hat der Bundesminister für Landesverteidigung und Sport einen Milizbeauftragten für die Dauer von fünf Jahren zu bestellen. Wiederbestellungen sind zulässig. Der Milizbeauftragte soll besondere Kenntnisse und Erfahrungen über die Einsatzorganisation des Bundesheeres aufweisen oder über sonstige ausreichende einschlägige Berufs-erfahrung im Bereich der öffentlichen Verwaltung verfügen.

2. Dem Milizbeauftragten sind die notwendigen Aufwendungen, die ihm aus sei-ner Tätigkeit nachweislich erwachsen, einschließlich der notwendigen Fahrtkos-ten, zu ersetzen und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen.

3. Der Milizbeauftragte hat insbesondere das Recht, an Planungsvorhaben betreffend die Angelegenheiten des Milizsystems mitzuwirken und den Bun-desminister für Landesverteidigung und Sport in diesen Fragen zu beraten.

Bauer: Sehr geehrter Herr Brigadier, Gratulation zur Bestellung zum Milizbeauf-

tragten. Sie sind der Dritte seit Schaffung dieser Funktion und folgen dem damaligen General-leutnant Edmund Entacher und Brigadier Heinz Hufler nach. Die grundsätzlichen Aufgaben des Mi-lizbeauftragten sind im Wehrgesetz geregelt (siehe Infokasten mit der Textierung des §32a WG). Wie wol-len Sie diese erfüllen?Hameseder: Vielen Dank für die Gratu-lation. Für mich ist die Bestellung zum Milizbeauftragen des Österreichischen Bundesheeres – gerade in Nachfolge

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wichtigen Weichenstellungen für das jetzige System in einer Zeit er-folgten, in der die Funktion des Mi-lizbeauftragten nicht besetzt war?Wünschenswert wäre es sicher gewe-sen, dass es auch schon in der Phase der Weichenstellungen einen Miliz-beauftragten gegeben hätte. Realität ist, dass es anders gelaufen ist. Aber meines Wissens wurden insbeson-

dere die Bataillonskommandanten der Milizbataillone bei den wesentli-chen Weichenstellungen eingebun-den. Zur Klarstellung: Für Fragen zum Bestellungszeitpunkt und zum Be-stellungsprozess bin ich der falsche

Ansprechpartner. Diese wären zu-ständigkeitshalber dem Herrn Bun-desminister zu stellen. Es ist für mich allerdings sehr interessant, dass es Menschen gibt, die sich darum sorgen, wo und wie ich meine Zeit einsetze. Aber natürlich ist die Frage legitim, ob ich mir genug Zeit nehmen kann, um diese Funktion, so wie vom Gesetzge-ber vorgesehen, erfüllen zu können. Diese Frage beantworte ich mit einem klaren „Ja“. Ich habe mir die Entschei-dung nicht leicht gemacht. Bevor ich Herrn Bundesminister Klug meine Zu-sage gegeben habe, habe ich mich in-tensiv mit Offizierskameraden beraten. Ich fühle mich sehr gut gewappnet, was die organisatorischen und fachli-chen Voraussetzungen insgesamt für diese Funktion betrifft.

Das heißt, Sie werden genügend Zeit für Ihre Aufgaben haben?Selbstverständlich, sonst hätte ich diese sehr wichtige Funktion für das Österreichische Bundesheer nicht an-genommen. Die Resultate werden im Nachhinein zeigen, ob das auch von Dritten so beurteilt wird.

Sie waren ja auch schon prominentes Mitglied der Bundesheerreformkom-mission 2003/2004 unter Vorsitz des schon verstorbenen Altbürger-meisters von Wien, Dr. Helmut Zilk, mit dem konzeptiven Ergebnis „ÖBH 2010“. Im Jahre 2004 lesen wir im Endbericht der Bundesheerreform-kommission: „Die Miliz wird auch in Zukunft für das Bundesheer im Hin-blick auf die Wahrnehmung seiner Aufgaben, aber auch bezüglich der gesellschaftspolitischen Unterstüt-zung und dank Ihrer Erfahrungen im zivilen Bereich von großer Be-deutung sein.“ Mehr als zehn Jahre später, auf der Pressekonferenz an-lässlich Ihrer Ernennung, hören wir, dass „die Miliz in den kommenden Jahren deutlich aufgewertet wird“. Lässt das den Schluss zu, dass es bis-her nicht so war? Das heißt es mit Sicherheit nicht. Das ÖBH und damit auch die Miliz haben im Laufe der Zeit gut gelernt, mit den immer enger werdenden Budgetmitteln ›

„Es muss klar sein, dass ohne ausreichende

Budgetmittel die notwendige

Ausrüstung der Soldaten nicht sichergestellt

werden kann.“

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von Generalleutnant Entacher und Bri-gadier Hufler – eine besondere Ehre. Die Entscheidung, einen Milizoffizier mit dieser Funktion zu betrauen, ist ein wichtiges Signal und ein Zeichen der Wertschätzung für die Miliz. Ich hatte vor der Bestellung einige Male Gele-genheit, mit Herrn Bundesminister Gerald Klug intensiv über die Rahmen-bedingungen zu sprechen. Ein Sprung ins kalte Wasser wäre hier wohl nicht zu verantworten gewesen. Das Was-ser musste erst ein wenig aufgewärmt werden. Aus den Gesprächen wurde für mich glaubhaft nachvollziehbar, dass Bundesminister Klug die Miliz als unverzichtbaren Bestandteil des Ös-terreichischen Bundesheeres sieht und er eine neue Phase der Weiterentwick-lung beauftragt hat. Meine Aufgabe ist es nun, so wie im §32a WG 2001 vor-gesehen, in engster Abstimmung mit den Kommandanten und engagierten Vertretern der Miliz die Weiterentwick-lung zu begleiten und mich entspre-chend einzubringen.

Welche Schwerpunkte wollen Sie darüber hinaus setzen?Ich sehe mich als Ombudsmann für die Österreichische Miliz. Als solcher fühle ich mich für alle Agenden verant-wortlich, die sich aus dieser Funktion ergeben, und dafür, den Herrn Bun-desminister entsprechend zu beraten. Ein Schwerpunkt wird darin liegen, zu verdeutlichen, dass Milizsoldaten für das Österreichische Bundesheer unver-zichtbare Wissens- und Kompetenzträ-ger aus der Wirtschaft sind und umge-kehrt. Mit einer breiteren Akzeptanz der Miliz in der Bevölkerung und damit auch in der Wirtschaft sollte es sukzessive ge-lingen, die Nährrate für die Miliz, aber auch den Aufwuchs – zwölf neu aufzu-stellende Kompanien bis 2018 – der von Herrn Bundesminister Klug vorgegeben wurde, sicherzustellen.

Im Zuge ihrer Bestellung zum Mi-lizbeauftragten gab es von einigen Seiten Kritik am späten Zeitpunkt und darüber, dass Sie neben Ihrem Beruf unter Umständen zu wenig Zeit für diese Tätigkeit hätten. Wie sehen Sie das Faktum, dass alle

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Fairerweise muss gesagt werden, dass der vorhin genannte Sonderinvest, der von der Bundesregierung beschlossen wurde, ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. Es ist unabdingbar, dass die Soldaten mit dem Kampfanzug-

Grundmodul ausgestattet werden und die Nachtsichtfähigkeit sowie Kommu-nikationsfähigkeit rasch den präsenten Kräften angepasst wird. Weiters sollen für 20 Jägerzüge Ausrüstungssätze „Soldat 2018“ beschafft werden. Das definierte Sonderbudget ist eine ers-te tragfähige Basis, auf der nachvoll-ziehbar aufgebaut werden kann. Jetzt geht es darum, diese Mittel – auch den Sonderinvest ab 2019 von 48 Millionen Euro rechtzeitig in die Beschaffung ein-fließen zu lassen – zweckgebunden und kontrollierbar einzusetzen. Darauf wer-

umzugehen. Dennoch ist irgendwann einmal der Bogen überspannt. Das Bundesheer ist vor allem unter der Mi-nisterschaft von Mag. Norbert Darabos budgetär ausgeronnen. In der Kom-mission ÖBH 2010 wurde ein Vertei-digungsbudget in der Höhe von einem Prozent des BIP als Ziel definiert. Heu-te sind wir sehr weit davon entfernt, wir liegen deutlich unter 0,6 Prozent. Diese Entwicklung hat natürlich auch sehr negative Folgen für die Miliz. Es muss klar sein, dass ohne ausreichende Budgetmittel die notwendige Ausrüs-tung der Soldaten nicht sichergestellt werden kann. Und es muss ebenso klar sein, dass Soldaten ohne entsprechen-de Ausrüstung nicht in den Einsatz geschickt werden dürfen. Das wäre verantwortungslos. Die vorgesehenen Investitionen für die Miliz, auch durch die bereitgestellten außerordentlichen Investitionsmittel, zeigen aus meiner Sicht, dass es der gesamten Bundesre-gierung doch ein Anliegen ist, der Miliz wieder mehr Bedeutung zukommen zu lassen – auch in budgetärer Hinsicht.

Die Offiziersgesellschaft sieht im-mer wieder im sich ständig verklei-nernden Wehrbudget eine Ursache für viele Probleme bei der Ausstat-tung der Miliz. Wie sehen Sie das?Das ist richtig, wobei das absolut unbe-friedigende Wehrbudget mit ca. 0,55 Pro-zent des BIP nicht nur für die Ausstattung der Miliz ein Problem darstellt, sondern diese ist überhaupt das Grundsatzprob-lem für das Österreichische Bundesheer. Positiv ist aber hervorzuheben, dass es dem Herrn Bundesminister in lang-wierigen Verhandlungen gelungen ist, erstmalig einen zweckgebundenen Son-derinvest – ergänzend zum Normalbud-getrahmen – in Höhe von insgesamt 80 Millionen Euro für die Miliz zu erreichen, wovon 29 Millionen Euro bereits im Zeit-raum bis 2019 voll wirksam werden.

Glauben Sie, dass die vorhandene Miliz sowie die Aufstellung von 12 zusätzlichen Kompanien bis 2018 mit der in einer ersten Phase beab-sichtigten Investition von 29 Millio-nen Euro bis 2019 ausreichend aus-gerüstet werden kann?

de ich besonders achten. Gleichzeitig werde ich bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit um zusätzliche Budgetmit-tel für das ÖBH kämpfen. Nur so kann der verfassungsmäßige Auftrag durch das ÖBH glaubhaft erfüllt werden.

Wir hören, dass die Miliz einen reali-tätsnahen Grundauftrag bekommt: Schutz kritischer Infrastruktur. Als Beispiele werden die Raffinerie in Schwechat, Flughäfen oder Kran-kenhäuser genannt. Halten Sie das für einen zeitgemäßen Auftrag für die Miliz?Selbstverständlich. Gerade die Miliz eig-net sich besonders für diese Aufgaben. Hinzu kommt, dass sich Milizeinheiten damit auf wahrscheinliche Aufgaben besonders gut vorbereiten können und damit dafür eine realistische Einsatz-bereitschaft erreichen, wie das zur Zeit der Raumverteidigung der Fall war. Ich erinnere mich noch gut an die 80er und 90er Jahre, als es noch die Um-fassende Landesverteidigung gab. Die damaligen Landwehrstammregimenter hatten ebenfalls klare Grundaufträge – damals naturgemäß Verteidigungs-aufträge – für besonders schutzwürdige Objekte, wie etwa die Donaukraftwerke und Raumsicherungszonen. Aus meiner Sicht ist es aber zukünftig auch wichtig, bei der Ausbildung unserer Milizsolda-ten vermehrt darauf Bezug zu nehmen und eine Spezialisierung in diese Rich-tung vorzunehmen.

Wie sehen Sie das Streichen der schweren Waffen (PAL, GrW) in den Milizbataillonen?Als Verantwortungsträger in der Miliz sehe ich das natürlich sehr kritisch, da einerseits damit der Verlust des Alleinstellungsmerkmal des ÖBH im Vergleich zur Exekutive unwiderruflich verlorengehen kann; mir ist bis dato kein militärischer Grund bekannt, der eine derartig weitreichende Maßnah-me stichhaltig begründet. Anderer-seits geht damit leider auch ein Teil der Autonomie der kleinen Verbände verloren. Meines Wissens ist diese Entscheidung ebenfalls ein Ausfluss der bereits angesprochenen nachhal-tigen Budgetreduzierungen. Dies geht

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„Ein Budgetan-satz von 0,55 % des BIP für das Verteidigungs-budget ist ein

unerträglicher Zustand!“

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voll inhaltlich. Milizkräfte, die nicht voll (Kader- und Mannschaftsebene) beübt werden, sind aus meiner Sicht nicht einsatzbereit. Die befristete Be-orderung kann nur ausnahmsweise zur Befüllung einzelner Fehlstellen heran-gezogen werden. Daher: Wir brauchen diesbezüglich Klarheit, die aus meiner Sicht rasch hergestellt werden kann. „Karteileichen“ müssen identifiziert und entsprechende Rückschlüsse gezogen werden. Die Wahrheit ist allen zumut-bar. Was nützen uns gut ausgefüllte Listen, wenn diese Menschen für einen Einsatz nicht vorbereitet sind, weil sie kaum geübt haben und auch nicht mit der entsprechenden Ausrüstung ausge-stattet werden können? Und genau hier sehe ich für mich die Aufgabe, mit der obersten militärischen Führung in einen Diskussionsprozess einzutreten und dem Herrn Bundesminister meine Sicht der Dinge klar auf den Tisch zu legen.

Die Miliz hat seit der Verkürzung des Grundwehrdienstes auf sechs Monate ein Nachwuchsproblem und der § 21(3) WG (Verpflichtung mit Auswahlbescheid) wird nicht angewendet. Sehen Sie mit dem be-absichtigten Prämiensystem eine Chance zur Verbesserung der Frei-willigkeit, sich zur Milz zu melden? Grundsätzlich ja. Allerdings beginnt das Problem schon vor dem Einrücken. Fak-tum ist, dass sich heute immer weniger Wehrpflichtige für das ÖBH entschei-den und lieber den Zivildienst ableisten. Das heißt, es muss frühzeitig begonnen werden, junge Menschen für den Wehr-dienst zu begeistern. Dort setzt auch die Reform des Grundwehrdienstes an. Je besser der Grundwehrdienst ge-macht wird, umso leichter wird es sein, Grundwehrdiener für eine freiwillige Verpflichtung in der Miliz zu gewinnen. Dazu gehören natürlich auch finanzielle Anreize. Ob die gesetzten Maßnahmen ausreichend sind, wird sich zeigen. / Im Herbst 2015 werden die neuen Anreizsysteme eingeführt, erste Resul-tate wird es bereits im kommenden Jahr geben. Danach wird man – davon bin ich heute schon überzeugt – die Maß-nahmen nachschärfen müssen. Es gibt unterschiedliche Methoden, die Frei-

auch nicht spurlos an den präsenten Verbänden vorüber. Hier ist ein akkor-diertes gemeinsames Vorgehen aller Kommandanten des Österreichischen Bundesheeres gefragt.

Alle Armeen in Europa reagieren auf den Ukrainekonflikt mit einem Stopp des Kräfteabbaus und inves-tieren in Ausrüstungsersatz und schwere Waffensysteme. In Öster-reich geht man noch den umgekehr-ten Weg. Erwarten sie eine Umkehr des Denkens auch in Österreich?Das würde ich mir natürlich wünschen. Ich gehe davon aus, dass von den rele-vanten Stellen der Republik Österreich diese Entwicklungen genau beobachtet werden und falls es zwingend notwen-dig erscheint, dann auch entsprechend rasch notwendige Entscheidungen her-beigeführt werden. Ich betone noch einmal: Ein Budgetansatz von 0,55 Prozent des BIP für das Verteidigungs-budget ist ein unerträglicher Zustand! Wir lesen fast täglich, dass die meisten Staaten in der Europäischen Gemein-schaft auf die sich verschlechternden sicherheitspolitischen Rahmenbe-dingungen reagieren, indem sie ihre Verteidigungsausgaben entsprechend erhöhen. Dies ist auch wirtschaftlich argumentierbar, denn Sicherheit ist ein unverzichtbarer Faktor für wirtschaftli-che Prosperität und das Wohlergehen der Bevölkerung. Das Verteidigungs-budget sollte wie eine Prämie einer Versicherungspolizze gesehen wer-den. Geld muss präventiv investiert werden, damit für die Bevölkerung die höchstmögliche Sicherheit garantiert werden kann. Dieses vorausschauende und verantwortungsbewusste Denken vermisse ich oftmals auf politischer Ebene, denn ohne innere und äußere Sicherheit gibt es auch keine soziale und wirtschaftliche Sicherheit!

Die ÖOG erhebt immer wieder die Forderung nach einer Übungsfähig-keit mit Volltruppe. Was sagen Sie zum Konzept der „befristet Beor-derten“, die ohne Übungspflicht zur Miliz gezählt werden, aber eigent-lich nur auf dem Papier bestehen?Hier teile ich die Forderung der ÖOG

„Je besser der Grundwehr-

dienst gemacht wird, umso leich-ter wird es sein, Grundwehrdie-

ner für eine frei-willige Verpflich-tung in der Miliz

zu gewinnen.“

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willigkeit zur Meldung zu Milizübungen auch motivatorisch zu unterstützen. Das erhöhte Prämiensystem wird sich

erst bewähren müssen. Hier erwarte ich auch eine gewisse Flexibilität. / Klar ist für mich auch, dass der §21(3) WG politisch tot ist. Er wird aus heutiger Sicht und Praxis aus politischen Grün-den nicht mehr zur Anwendung gelan-gen – außer bei einer nachhaltigen Än-derung des Bedrohungsszenarios, das eine Zwangsverpflichtung von Teilen der Grundwehrdiener plausibel macht. Um in der Freiwilligkeit einen Turbo ›

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und die Kommandanten aus der Miliz müssen gemeinsam an einem Strang ziehen und rasch mit der Umsetzungs-arbeit, die ich sehr gerne intensiv be-gleiten werde, beginnen.

Eine Frage noch zum Abschluss: Sie sind ja auch Präsident des „Kurato-rium Sicheres Österreich“, dessen Postadresse das Innenministerium ist. Wie stehen sie zur Frage eines Si-cherheitsministeriums, dem Bundes-heer und Polizei nachgeordnet sind?Es ist richtig, dass die Postadresse der-zeit noch jene des Innenministeriums ist. Wir werden allerdings in naher Zu-kunft unsere Adresse wechseln. Das KSÖ ist ein unabhängiger Verein, des-sen Mitglieder aus allen Bereichen der Wirtschaft und der Gesellschaft kom-men. Darauf lege ich besonderen Wert. Das KSÖ nimmt eine Brückenfunkti-on zwischen dem BMI, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft ein. Eine enge Anknüpfung zum Innenministerium ist daher natürlich gegeben. Eines der wichtigsten gemeinsamen Themen ist – neben dem Schutz des Eigentums oder der körperlichen Unversehrtheit – vor allem der Themenkomplex „Cybersi-cherheit“. Hier sind wir auf einem Weg, der international herzeigbar ist. / Zurück zu Ihrer Frage betreffend das immer wieder auftauchende Thema Si-cherheitsministerium: Ich lehne die Zu-sammenfassung von Exekutive und Mi-litär in einem Ministerium vehement ab. Ich kenne auch niemanden, der ein sol-ches Ministerium politisch forcieren wür-de. Unsere Verfassung regelt sehr klar die Aufgabengebiete für das Österreichische Bundesheer, aber auch für das Innenmi-nisterium. Wir sind alle gut beraten, an diesen zwei Sicherheitsdienstleistern, die die Republik Österreich hat, festzu-halten. Allerdings wäre eine intensivere Zusammenarbeit wünschenswert und weiter zu verstärken, da daraus wertvolle sinnvolle Synergien geschöpft und Steu-ergelder eingespart werden könnten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview wurde geführt

durch Chefredakteur Generalmajor

Mag. Herbert Bauer

die Miliz und sie stellt eindeutig die Masse der gemäß Sicherheitsstrategie vorgegebenen 55.000 Soldaten. Die Rahmenbedingungen sind allerdings sehr verbesserungswürdig. Das be-ginnt bei der budgetären Ausstattung des Österreichischen Bundesheeres insgesamt und reicht bis hin zur Or-ganisationsstruktur durch den klaren Auftrag des Herrn Bundesministers bei der Umsetzung der Reform, nicht nur Nährraten sicherzustellen, sondern da-rüber hinaus auch neue Einheiten für die strukturierte Miliz aufzustellen. Die Kommandanten der präsenten Kräfte

„Ich lehne die Zusammenfassung von Exekutive und Militär in einem

Ministerium vehement ab.“

einzuschalten, wird es eine Vielzahl an Maßnahmen brauchen. Entscheidend sind die „gesamtheitlichen Rahmenbe-dingungen für die Miliz“, die sich nicht vorwiegend auf das „Geld“ abstützen.

Alles nochmals zusammengefasst: Haben Sie den Eindruck, dass der-zeit die Vorgabe der Verfassung, „das Bundesheer nach den Grund-sätzen eines Milizsystems einzu-richten“, erfüllt ist?Ich bin kein Verfassungsjurist und wer-de mich daher juristisch dazu nicht äußern. Fakt ist: Es gibt in Österreich

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N atürlich gibt es in der Republik wichtigere Dinge als die Militärmu-sik, natürlich muss sich das Bun-

desheer bei finanziellen Reduktionen auf die Kernaufgaben konzentrieren, natürlich war im Vergleich zur Jetzigen eine bessere Lösung geplant, natürlich wurde die jetzige Lösung für eine Militärmusik mit Außenstellen als po-litischer Kompromiss verhandelt und ist jetzt beschlossen und natürlich sind die mittelfris-tig eingesparten Finanzmittel „kein Klacks“, aber deswegen wird blanker Unfug nicht zur Glanzidee. / Gab es bis dato entsprechend der Anzahl der Bundesländer neun Militärmusiken mit je 47 Soldaten (einen Kapellmeister, 16 Unteroffi-ziere und 30 Grundwehrdiener, die sich auf 14 Monate Dienst verpflichteten), wird es in Zu-kunft eine Österreichische Militärmusik geben, natürlich mit einer vollen Gardemusik, aber nur mehr acht Ensembles, die dann nur mehr aus 20 Soldaten bestehen (ein Kapellmeister, sechs Unteroffiziere, 13 Grundwehrdiener, die auch nur mehr ihre sechs Monate Grundwehr-dienstzeit absolvieren). / Dass man für eine funktionierende Militär-musik zumindest eine Spielstärke im Ausmaß der bisherigen 47 Musikern und Musikerinnen braucht, wird durch das Erhalten der Spielstär-

ke, ja sogar das dortige Aufstocken der Garde-musik wohl eindrucksvoll bewiesen. / In Zeiten der Zentralisierung, bei gleichzeiti-ger Marginalisierung der Peripherie, überrascht es nicht wirklich, dass sich Verluste in den Bundeslän-dern, zumindest in Teilen, in Wien wiederfinden. / Alle Beteuerungen, sei es von Nichtmusi-kern oder sogar von zukünftig Verantwortlichen, dass das System funktionieren wird, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Maßnahme einen Kulturverlust im Bundesheer bedeutet. / Die Militärmusiken waren auch Vorbild für die meisten Blasmusiken in den Bundesländern und werden nun selbst zu einem Klangkörper geringen Volumens degradiert. Das Argument, dass viele Spielaufträge ja ohnehin im kleinen Format erfüllt wurden, übersieht das Faktum des Einsatzes bei militärischen Veranstaltun-gen im Freien und den Bedarf an Klangvolu-men für Marsch oder militärisches Zeremoniell. Eine Angelobung von 400 Soldaten mit einem 20-Mann-Orchester birgt den Keim der Lächer-lichkeit und wird auf wenig Verständnis stoßen, wo doch jede Dorfmusik in Anlehnung an ein übliches Format doppelt so stark ist. Als bedau-erlich erscheint auch, dass Ideen einer Verstär-kung durch Miliz oder eines Beibehaltens der Spielstärke, zumindest mit Rekruten, offensicht-lich keinen Gedanken wert waren. (Red./hb)

Der Unfug mit den Militärmusiken

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D ie grundsätzliche, allgemein gül-tige Basis eines erfolgreichen Un-ternehmens steht auf folgenden

Grundpfeilern: 1. Es stellt ein Produkt her, das preislich und

gemäß Qualität konkurrenzfähig am Markt ankommt, einen echten Bedarf erfüllt, daher gekauft/„abgekauft“ wird.

2. Es hat eine bewährte, erfahrene nur nach Fähigkeit ausgesuchte Führung, die verant-wortungsvoll nach den Grundsätzen eines ordentlichen Kaufmannes vorgeht und einem langfristigen Konzept plus anerkannten, ge-setzeskonformen Leitbild folgt.

3. Es hat eine motivierte Belegschaft, die sich des Konkurrenzdruckes bewusst ist und da-her flexibel und leistungsbewusst mit einer hohen Corporate Identity zur Firma steht. Die Mitarbeiter bilden trotz unterschiedli-cher Aufgaben, Arbeitsbereiche sowie Aus-bildung das unerlässliche und von der Mo-tivation her homogene menschliche Kapital der Firma. Es gibt keine „Firma in der Firma“, die sich abgehoben gibt und/oder über unzu-lässige Privilegien verfügt.

4. Der Eigentümer oder ein sorgsam ausge-suchter hochkarätiger Aufsichtsrat widmet sich dem Unternehmen kontrollierend, bera-tend und fördernd. Er sorgt sich um die finan-zielle Ausstattung, die die Firma braucht, um ihr Unternehmensziel mit dem notwendigen Image zu erreichen.

Schon bei flüchtiger Betrachtung ist evi-dent, dass für die „Firma Bundesheer“ kei-

Der fahrlässig herbei-geführte Konkurs der „Firma Bundesheer“

Wie staatliche Institutionen, staatstragende Instrumente, Staatsfirmen und staatsnahe Firmen von der Politik „geführt“ und behandelt werden –

ein grauenvolles BeispielHON.- PROF. DI DR. WERNER BITTNER, BRIGADIER A. D.

ner der angeführten Punkte (ausreichend) zutreffend ist. Im Detail:

ad 1) PRODUKT: Für ein Heer im „Stand-by-Modus“ in Zeiten ei-ner nicht offensichtlichen Bedrohung ist dieser Punkt an sich kaum zu erfüllen! Das Produkt Sicherheit, Schutz und Hilfe inklusive der zen-tralen Aufgabe, militärische Stärke zur Landes-verteidigung entsprechend der Notwendigkei-ten bei Bedarf aufzubauen, wird in unserem Land immer sehr nebulos gesehen. Tageweise Ausnahmen nur bei grenznahen militärischen Konflikten und bei Wassereinbruch durch Fenster. Die angeblich vollkaskoversicherten Staatskinder und vor allem die notorischen Trittbrettfahrergenerationen sehen das Heer maximal als nützliche, billige Alibikonstrukti-on und goutieren vor allem das Nebenprodukt Zivildienst. Schutz vor allem Ungemach bietet ja schon die staatliche Hängematte, die zwar ursprünglich für Kranke, unverschuldet Arme usw. gebaut wurde, aber seit Jahrzehnten bes-tens eingeschult, breitflächigst und kuschelig weitgehende Verwendung findet. Einer der wesentlichen Beiträge zur Extremverschuldung unseres Landes. / Sicherheit und Schutz wird, mit Panzern sowie bewaffneten Hubschraubern oder ohne, völlig von der Polizei abgedeckt. Hilfe kommt von den idealistischen Mitarbeitern der Ret-tung und den Freiwilligen Feuerwehren. Ext-reme Witterungskatastrophen sind ja Gott sei Dank selten und dafür braucht man das Heer kaum mehr bzw. nur in geringem Ausmaß (mehr geht ja nicht mehr!). / Riesenkatastrophen mit regionaler Streu-ung kennt man nur aus andern Ländern über

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das Fernsehen. „PR-Spezialisten“ des Heeres und die „großen Krieger“ sehen Katastro-phenhilfe auch nicht als Aufgabe des Heeres! Blackout ist nur blöde Panikmache und die maximal wenigen Stunden sitzt man eben aus. Sehr ärgerlich nur in der TV-Primetime oder bei Fußballübertragungen, da wird man auch bei nur minutenlangen Störungen recht schnell böse! / „Landesverteidigung ist überhaupt Blöd-sinn“, denn durch unsere Neutralität (real mit der Wirkung einer einseitigen Unsichtbarkeits-erklärung!) sind wir ja ausreichend abgesichert. Wenn einmal jemand wirklich ungut wird, so haben wir ja unsere Experten, die schon sehr bewährt anrainende Bürgerkriege, russische Militärübungen außerhalb Russlands, den Mauerfall usw. jahrelang vorausgesehen ha-ben. Oder? Jedenfalls haben wir dank deren professioneller Voraussagen im Notfall zumin-dest zehn Jahre Vorlaufzeit, um eine richtige Armee aufzubauen. Außerdem machen wir ja bei der NATO-PfP, der „Partnership for Peace“ mit und haben eine gemeinsame und intensiv gelebte europäische Sicherheits– und Verteidi-gungsgemeinschaft. / Besonders auch unsere Teilnahme an „Batt-le Groups“, die Gott sei Dank ohnedies nie in Aktion treten und UN-Mandat haben müssen! Aktivierung: Herr Putin ... Bitte warten! … Bit-te warten, wenn eine Leitung frei wird ...! Und dazu in einigen Jahrzehnten eventuell schon eine Europäische Armee, getragen von der ge-einten EU! Das ist zwar nicht neutralitätskon-form, klingt aber gut. Im Klartext: Die „Firma Bundesheer“ ist an sich unnötig! / Das politische Todesurteil für die Firma Bundesheer und die „Beihilfe“ zur Zerstörung des psychologisch so wichtigen Selbstwertge-fühles der Mitarbeiter. Wer will dann noch zu dieser „Firma“? Sogar der Zugang zu Spitzen-bereichen, wie den Piloten, fehlt! Was Wunder, dass bald 50 Prozent der Wehrpflichtigen zum Zivildienst gehen oder sich drücken wollen, so wie die Masse der Jungpolitiker das taten. Wo bleibt die dringend notwendige moralische Aufrüstung durch die Politik?

ad 2) FÜHRUNG: Wer gerade dran ist, Minister zu werden, und noch nicht schon Landeshauptmann ist, kommt zu diesen Ehren. Auswahlkriterien sind offensichtlich: Keine Ahnung vom Heer bis Uniformallergie, möglichst kein Präsenzdienst (Wehpflichtverweigerung), absolvierte Och-

sentour in einer Partei, die den Kandidaten „geschmeidig und situationselastisch“ gemacht hat. Ohne Erwerb von Führungserfahrung mit Politgleiswärter als Trainer … / Dass das Verteidigungsministerium nur als Restministerium beim koalitionären Posten-schacher gesehen wird, ist Stil. Meist gilt die Unfähigkeitsvermutung schon vor Amtsantritt. Manche fallen dann später dem Zauber der Montur anheim und können vor lauter herum-stehenden Salutierern und Veranstaltungen nicht genug bekommen. Angenehm ist, dass es in diesem Ministerium offensichtlich um nichts geht, es auch keine nur theoretische Verant-wortung gibt. / Dem inoffiziellen Leitbild ist leicht zu fol-gen, denn es lautet: Billig muss es sein und eben situationselastisch – geht etwas dane-ben ist jemand anderer schuld oder sicher der Geldmangel. Oder die Improvisationswelt-meister bei der Truppe wachsen wieder einmal über sich hinaus, liefern eine kurze, aber tolle Leistung unter Zusammenkratzen aller Res-sourcen. Dann sehen wir kurz ein Heer, das es aber real nicht gibt.

ad 3) BELEGSCHAFT/PERSONAL: Das ÖBH ist die einzige Firma, die jedem Ma-turanten die Ausbildung bezahlt und garan-tiert, dass jeder zumindest Prokurist (Oberst) wird. Das elitenfördernde Beamtendienstrecht garantiert die Dienstgradinflation und „Chan-cengleichheit“. Egal ob man mehr, viel, wenig oder kaum etwas tut, es haben alle die gleichen Chancen. Auch Entwöhnungskuren behindern die Vergabe von Sternen bis zu roten Streifen nicht. Besonders ein „truppendienstunerfah-rener Schreibtischinhaber mit Gesinnung“ (am besten mit variabler) hat beste Chancen, zumindest in die Pension hinein „bestreift“ zu werden. Wer jahrzehntelang im harten und ri-sikoreichen Dienst bei der Truppe diente, wird nur systemkonform „bestraft“. (Klingt nur im Dialekt ähnlich: „g’straft“) / Dass das Heer ein Instrument der Poli-tik sein soll (muss), ist klar. Das ÖBH wurde jedoch zum verpolitisierten Instrument der Parteipolitik gemacht. Bis auf die wesensfes-ten Rottweiler (auch diese werden allerdings zunehmend durch wendigere Schäfer ersetzt) bei den Munitionslagern ist jeder Heeresan-gehörige plus Dienstposten politisch kata-logisiert. Kein Parteibuch bedeutet eine gel-be Karte, denn diese Farbe gibt es politisch NOCH nicht! ›

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/ Hervorragende Fähigkeiten werden al-lerdings toleriert und fallweise auch genutzt. Diese sind jedoch laut Orgplan ohnedies überwiegend einer speziellen Kaste (des Ge-neralstabsdienstes) und nicht dem simplen Truppenoffizier vorbehalten. Dieser teilweise bemerkenswert abgehobene Club weiß näm-lich immer, was richtig ist, d. h. politisch er-wartet wird. Möglichst in Form des berühmten

vorauseilenden Gehorsams. Wer nach höheren Ausbildungen keine Eins in Systemelastizität hat, wird trotzdem nichts oder auf einen AR-BEITSplatz verbannt und eingebremst. Keine Beförderung geht Gott sei Dank nicht. Dank dem Beamtendienstrecht. / Die kürzeste resignative (auch oft zwischen den Zähnen hervorgequetschte) Lagebeurtei-lung ist beim Militär „ISSO“ (Abkürzung für „das ist eben so“). Sie wird oft als Loyalitätser-klärung verstanden, politisch missbraucht und ist eine anerzogene Soldatentugend. Wohl die Ursache, wieso es in diesem Heer immer noch hart arbeitende Idealisten gibt und Leistungen erbracht werden, die es eigentlich systemkon-form nicht mehr geben dürfte. Im Auslandsein-satz (es gibt ja auch sinnvolle Einsätze) sind wir vorbildlich gesehen, im Inland fällt das der Be-völkerung nur auf, wenn das Wasser oder ähn-liche Flüssigkeiten bis zur Unterlippe reichen. In solchen Zeiten ziehen ja auch Politiker Gum-mistiefel und paramilitärische Kleidung an, fol-gen den TV-Scheinwerfern wie die Motten dem Licht und sprechen dem Heer Lob aus. Der Rest ist Alzheimer! So wie bei den diversen Sicher-heitskrisen in Tschechien, Jugoslawien usw., die nur genutzt wurden, unser verfassungsmäßiges Wehrsystem ad absurdum zu führen, um das verbeamtete System zu schützen, zu erhalten. Koste es, was es wolle!

ad 4) DER EIGENTÜMER, AUFSICHTRAT der Firma Bundesheer, d. h. in diesem Fall die Politik, versagt seit 1955 durchgehend! Was nicht mehr „verschiffenswert“ gesehen wurde, haben einst die USA, natürlich mit systemkon-

formen Hintergedanken, als Ausrüstungsbasis der B-Gendarmerie und dem jungen Heer zu-rückgelassen. Das hat die Politiker (Österreich war damals ja wirklich arm, heute sind wir zwar pleite, aber reich an vergessenswerten Struktu-ren), die ja mit Masse nie in einem Bereich der Wertschöpfung tätig waren, zu einer fatalen Einstellung gebracht: Das Heer braucht ja ei-gentlich nichts, außer Geld für die Beamtenge-

hälter. Investitionen womit? Wozu? Sogar „Sus-taining Investments“ fehlen seit Jahrzehnten. Siehe Kasernenzustände. / Unternehmensziel? Konzepte? Viele soge-nannte Reformen, an sich gescheite Papiere wie damals der Landesverteidigungsplan, wur-den nie umgesetzt. Der Super-Gau der Bun-desheerreform 2010, die glänzend inszenierte Staatsoperette wird noch heute als gesamt-nationaler Konsens schöngeredet. Einen, den es aber nie gab. Gegen alle Grundsätze der Verfassung wurde versucht, hintenherum die Vorbereitungen für ein NATO-kompatibles Be-rufsheer zu betreiben. Natürlich mit Abschaf-fung der Miliz, der identifikationsfördernden föderalen Strukturen. / Die zwar zu reformierenden Militärkom-manden, aber für Katastrophen aller Art mit unerlässlichem, dezentralisiertem, exklusivem eben regionalem Know-how und Know-who versehen, sollten entfallen und die Zentralstel-len noch weiter aufgebläht werden. Grenzde-bile Slogans wurden verbreitet, wie z. B. „die Armee mit einer Geschwindigkeit“. Weil es das – ja völlig zurecht – in keiner Armee gibt, niemals leistbar ist. Ist jeder Polizist ein COB-RA-/WEGA-Mann? Wäre teuer und idiotisch! Nur mehr Berufsfeuerwehren mit „gleicher Ge-schwindigkeit“? / Die Begleitträume: Budgeterhöhung auf ein Prozent (in NATO zwei Prozent und mehr verlangt!), eine Anschubfinanzierung von ei-ner Milliarde aus Verkäufen von Kasernen? Da werkten politgesteuerte Traumdeuter, die nicht einmal die Grundrechnungsarten be-herrschten, unter Missbrauch eines populären, ungewöhnlichen Moderators, der aber von der

„Nur mit dem verfassungskonformen Milizsystem wären notwendige Mannstärke

und Nachhaltigkeit denkbar“

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Materie kaum Ahnung hatte. Da das Ziel der völligen Abschaffung (nicht der notwendigen Reduktion) der verfassungsgemäßen Miliz-struktur nicht gleich gelang, musste subtil „nachjustiert“ werden. 6+0 Monate Wehrdienst (in dieser Art und zu dem Zeitpunkt auch von der BHRK NICHT vorgesehen) zerstörte die oh-nedies nicht ausreichende Ausbildung, die Aus-setzung der Truppenübungen und damit nun endgültig gründlich die Miliz. Die plakatierten 55.000 „Mann“ Mobilisierungsstärke wird im-mer noch genannt, obwohl sie nicht einmal mehr durch Karteileichenorgien darstellbar ist. Und außerdem ohnedies im Ernstfall nicht aus-reichend wäre. / Dass die finanzielle Situation Österreichs, bedingt durch den Pfründestaat, kriminelle Aktionen und dramatisches Missmanagement konkursnahe ist, gilt nun als Generalausrede. Überleben müssen ja nur die angeblich staats-tragenden Parteien und vor allem die Partei-Politik. / Wer die Wahrheit sagt, wird nicht mehr gewählt, ist eine politische „Weisheit“. Wahl-zeiten sind eruptive Höhepunkte! Dem Voll-kaskobürger zu sagen, dass Schulden machen nicht mehr geht, ist daher gefährlich. Reform-liste des Rechnungshofes? Das dazu erzogene, unmündige „Wählerpotenzial“ bestraft sogar 100 Prozent transparente und blutnotwen-dige Reformen, die von einem Promille der Politiker angegangen werden. Man sieht, was jahrzehntelange „Verziehung“ ausmacht! Die

Saat ist eben aufgegangen, wenn man schon vor vielen Jahren in Postwurfsendungen Pen-sionen garantierte ... Hat man daraus gelernt? Kommt wieder etwas Geschichtsträchtiges in den Briefkasten? / Nein, denn nach der für die Initiatoren „voll in die Hose“ gegangenen Volksbefragung über die Wehrpflicht hat man als logische Konse-quenz die radikalsten, „militantesten“ situati-onselastischsten Befürworter eines Berufshee-res mit der Umsetzung der Zusagen beauftragt und „besternt“. Attraktivierung des Wehrdiens-tes? Stärkung des Milizsystems? Wo? Wie?

„Die kürzeste Lage-beurteilung beim

Militär: ISSO.“

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ZUR PERSON

Brigadier a. D. Hon-Prof. DI. Dr. mont. Werner Bittner, Honorarprofessor der Montan-Universität in Leoben, CEO Lafarge, Vorsitzender der ARGE Miliz (parallel zur BHRK 2010) sowie Ehrenmitglied des Vorstands der Österreichischen Offiziersgesellschaft

Zwar sollten schon die Dümmsten kapiert ha-ben: Ein bedarfsdeckendes (nicht nur Palastwa-che) Berufsheer ist (auch in Österreich) nicht möglich. Nur mit dem verfassungskonformen Milizsystem wären notwendige Mannstärke und Nachhaltigkeit denkbar. Einige „Umstiegs-länder“ zum ‚Berufsheer‘ der letzten Jahre lei-den, verzweifeln, behirnen und kehren um!

Zurück zum derzeitigen Zustand des Heeres: Unterfinanziert, überaltert, das Budget prak-tisch nur mehr dem explodierten Personal gewidmet. Die Masse der Mitarbeiter (nicht sträflich mit geschwärztem Gesicht einge-sickert, sondern einmal konzeptlos bzw. po-litisch motiviert eingestellt und teilweise verwöhnt) im Pensionsfieber, demotiviert, teilweise im internationalen Vergleich hoch qualifiziert, ohne Aufgabe, zutiefst frust-riert. Ein geringer Teil kämpft noch nach dem „ISSO-Prinzip“. / Das Heer kann die ihm aufgebürdeten, jüngst wieder bestätigten Aufgaben („Sicher-heitstrategie“ ) wenn überhaupt nur teilweise oder nicht mehr – schon gar nicht nachhaltig – erfüllen. / Das „Tüpfchen“ auf dem I: Das Sicherheits-instrument Bundesheer sollte/muss, wenn es seiner Funktion nachkommen soll, in Kri-sen fahren, helfen und schützen (geschweige denn schießen) können, wenn niemand das mehr organisiert machen kann. Ohne (gelän-degängige) Fahrzeuge, Notstromaggregate, Verbindungselemente usw. ist es gelähmt. So-gar die Notkerzen und Zündhölzer der 60er Jahre sind aus Quartieren und Diensträumen verschwunden. Strom rinnt ja ewig aus der Steckdose! Diese moderne Armee tankt bei zi-vilen Tankstellen, Wartung wird zentralisiert, es wird mit „Cook and Chill“ versorgt. Die neu-en modernen Kasernen sind genau so anfällig wie schlecht vorbereitete Zivilwohnungen. Ohne Notabsicherung in den genannten Be-reichen. Die Beschaffung/der Ersatz eines rin-nenden Wasserhahnes geht über x Instanzen. Das heißt auch bei einem Blackout, bei dem es nur die Frage ist, wann er kommt und nicht ob, ist das ÖBH fahrlässig ins Out gebracht. Das Heer hat nicht fünf Minuten vor zwölf, es ist praktisch ruiniert und hat kaum noch die Aufwuchsfähigkeit für zivile oder gar militäri-sche Krisen. / Absicht? Es sieht so aus! Nach diesem Tat-bestand kann es kaum anders sein!

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MÜNZE „BUNDESHEER – SCHUTZ UND HILFE“

IN ROT-WEISS-ROTER MISSION

Der Black-Hawk-Hubschrauber ziert unsere 5-Euro-Münze, und das Bundesheer schützt mit seiner Hilfe Österreich. Vor 60 Jahren, im Mai 1955, wurde es infolge der Unterzeichnung des Staatsvertrags neugegründet. „Österreich ist frei!“, das bedeutete gleichzeitig: Österreich ist wieder wehrhaft. Das Österreichische Bundesheer: eine Institution im Dienste der Menschen innerhalb und außerhalb unseres Landes. Schutz zu bieten und Hilfe zu leisten, dazu sind die österreichischen Soldatinnen und Soldaten stets bereit!

Erhältlich aus Silber edel verpackt oder aus Kupfer zum Nennwert in den Geldinstituten, im Sammelservice der Österreichi-schen Post AG, in den Filialen des Dorotheums, im Münzhandel, in den Münze Österreich-Shops Wien und Innsbruck sowie unter www.muenzeoesterreich.at.

MÜNZE ÖSTERREICH. WERTE, DIE DAS LEBEN PRÄGT.

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MÜNZE „BUNDESHEER – SCHUTZ UND HILFE“

IN ROT-WEISS-ROTER MISSION

Der Black-Hawk-Hubschrauber ziert unsere 5-Euro-Münze, und das Bundesheer schützt mit seiner Hilfe Österreich. Vor 60 Jahren, im Mai 1955, wurde es infolge der Unterzeichnung des Staatsvertrags neugegründet. „Österreich ist frei!“, das bedeutete gleichzeitig: Österreich ist wieder wehrhaft. Das Österreichische Bundesheer: eine Institution im Dienste der Menschen innerhalb und außerhalb unseres Landes. Schutz zu bieten und Hilfe zu leisten, dazu sind die österreichischen Soldatinnen und Soldaten stets bereit!

Erhältlich aus Silber edel verpackt oder aus Kupfer zum Nennwert in den Geldinstituten, im Sammelservice der Österreichi-schen Post AG, in den Filialen des Dorotheums, im Münzhandel, in den Münze Österreich-Shops Wien und Innsbruck sowie unter www.muenzeoesterreich.at.

MÜNZE ÖSTERREICH. WERTE, DIE DAS LEBEN PRÄGT.

D as Bundesheer erneuert die Mannschaftstransportpan-zer Pandur mit einer neuen

Waffenstation. Die Modernisierung erhöht den Schutz der Besatzungen im Auslandseinsatz, vor allem bei der Be-obachtung in Krisensituationen. In der neuen Ausführung bedienen die Sol-daten die Bordwaffe aus dem sicheren Inneren, dadurch sind sie vor Splittern oder Sprengfallen geschützt.

Mehr Schutz für SoldatenDiese Investition zeigt, dass Schritt für Schritt in den Schutz und die Aus-rüstung unserer Soldaten investiert wird, sagt Verteidigungsminister Ge-rald Klug. Die moderne Ausrüstung ist Grundvoraussetzung, damit unsere Soldaten ihren Auftrag bestmöglich und vor allem sicher erfüllen können.

Fernbedienbare WaffenstationDer Vorteil des neuen Geräts: Der Bord-schütze muss das Fahrzeuginnere nicht mehr durch seine Luke verlassen, um das überschwere Maschinengewehr zu bedienen. Der Grund dafür ist die neue, elektrisch fernbedienbare Waffenstati-on. Sie ist 360 Grad schwenkbar. / Für eine bessere Beobachtung des Gefechtsfeldes bei Tag und Nacht

sind eine Tageslichtkamera, ein Laser-Entfernungsmesser, eine Wärmebild-kamera und ein Suchscheinwerfer ein-gebaut. Eine Nebelmittelwurfanlage sorgt für zusätzliche Sicherheit beim Verlassen von Gefahrenzonen.

Stationiert in der SüdsteiermarkDas Bundesheer hat bereits fünf Pan-zer mit der verbesserten Waffenstation ausgerüstet. Vergangene Woche wur-den die ersten drei kampfwertgestei-gerten Radpanzer an das Jägerbataillon 17 in Straß übergeben. Das südsteiri-

sche Bataillon ist als einziger Verband mit diesen Fahrzeugen ausgestattet. In den vergangenen Jahren waren Straßer Soldaten im Tschad, in Afghanistan, in Syrien, im Libanon, in Bosnien-Herze-gowina und im Kosovo im Einsatz.

Einsatz im KosovoPro Monat sollen zwei Panzer umge-baut werden. Damit können zwölf mo-dernisierte Fahrzeuge ab August 2015 im Kosovo eingesetzt werden. Die In-vestitionshöhe zum Schutz der Solda-ten beträgt etwa 23 Millionen Euro.01

Modernisierung des Pandur

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Die neue Waffenstation verfügt neben dem über-schweren Maschinengewehr über eine Tageslicht-kamera, einen Laser-Entfernungsmesser, eine Wärmebildkamera und einen Suchscheinwerfer.

Der Bordschütze kann die Waffe aus dem Inneren des Fahrzeugs bedienen.

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Ausgabe 2/2015

B rigadier i. R. Alfred Nagl erzählt in seinen spannenden Berich-ten, was er in den hundert

Jahren seines randvoll erfüllten Daseins erlebt hat. Von besonderer militärhisto-rischer Bedeutung ist sein Beitrag über seine Tätigkeit als Adjutant der Präsidi-alabteilung in der Staatskanzlei Heeres-amt, die er kurz nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im Sommer 1945 auf-nahm. Nach der erzwungenen Auflö-sung der Staatskanzlei Heeresamt durch den Alliierten Rat hatte der damalige Oberleutnant Nagl mehrfach Gelegen-heit, die geheime Planung und Vorberei-tung eines Bundesheeres der Zweiten Republik durch Hofrat Dr. Emil Liebitzky zu unterstützen. Wichtige Zeitzeugen sind auch die Offiziere, die in dieser Festschrift über diese militärhistorisch bedeutungsvolle Epoche berichten. Die Texte von General i. R. Karl Majcen und General i. R. Siegbert Kreuter ergänzen die Erzählungen von Brigadier Nagl über den schwierigen Neubeginn des Bun-desheeres während der Besatzungszeit von 1945 bis 1955, an dessen Aufbau Alf-red Nagl – gewissermaßen als Mann der ersten Stunde – mitgewirkt hat. / Während der Demonstrationen im September 1950 stand Nagl im Dienst des Bundeskanzlers Figl. Er war als Si-cherheitsbeauftragter engagiert wor-den, um zu verhindern, dass ein zweiter „Dollfuß-Mord“ passiert. Figl entließ ihn nur ungern aus seinem Dienst, konnte aber verstehen, dass Alfred Nagl wieder seine Offizierslaufbahn aufnehmen wollte. Der nächste Aufruf führte ihn in den Dienst der B-Gendar-merie in Linz-Ebelsberg, wo der damali-ge Oberleutnant Nagl im Hintergrund, um nicht zu sagen im Untergrund, aus bescheidensten Anfängen eine Militär-musikkapelle gründete, aus der sich die heutige Gardemusik entwickelte. / Als ein Zeremonienmeister für die IX. Olympischen Winterspiele Innsbruck 1964 gesucht wurde, sprang Nagl bei-

Der Olympia-Nagl Festschrift zum 100. Geburtstag von Brigadier i. R. Alfred Nagl

HERAUSGEGEBEN VON DR. INGRID NAGL-SCHRAMM

nahe in letzter Minute ein. Den Namen „Olympia-Nagl“ erwarb er sich, als er zahlreiche Schwierigkeiten bei den XII. Olympischen Winterspielen Innsbruck 1976 meisterte. So konnte er etwa die Zeremonie der Entzündung des Olym-pischen Feuers in Olympia retten, in-dem er die bei der Feier erloschene Fackel gegen eine Bundesheerfackel austauschte. Bei diesen Spielen lernte er Silvia Sommerlath, die als Chefhos-tess für das Internationale Olympische Komitee war, kennen. Sie wurde ihm für die Eröffnungs- und Schlussfeier und diverse offizielle Anlässe zugeteilt. We-nige Monate später sollte sie den König von Schweden heiraten. Als sie einmal von einer Pressemeute belagert wurde, war ihr Oberst Nagl dabei behilflich, den Paparazzi zu entkommen. / Weit über seine aktive Dienstzeit hi-naus war Alfred Nagl auch als militärhis-torischer Berater an der Wiener Staats-oper für die Zeffirelli-Inszenierung der „Carmen“ und an der Volksoper für die Operette „Frühjahrsparade“ tätig. Er ist Mitglied der Offiziersgesellschaft Wien

und lebt heute in seinem Haus in Wei-den am See, in dem er ein kleines Mu-seum eingerichtet hat, umgeben von vielen Orden und Auszeichnungen, Erinnerungsplaketten, Ehrenurkunden und Fotos eines erfüllten Lebensjahr-hunderts. Alfred Nagl wurde vielfach geehrt. Für seinen Einsatz für die Olym-pischen Spiele hat er die Olympiame-daillen 1964 und 1976 erhalten. Eine hohe Auszeichnung wurde ihm auch im Ausland zuteil. 1979 hat er das Kom-mandeurkreuz des Schwedischen Nord-sternordens erhalten. / Brigadier i. R. Alfred Nagl wird im-mer wieder als Zeitzeuge von Fernse-hen und Radiosendern interviewt, wie zum Beispiel von Hugo Portisch für seine Sendung „Österreich II“, oder er stellt seine Fotoalben zur Verfügung. Er wurde mehrfach aufgefordert, sei-ne Erinnerungen aufzuschreiben. Vor ein paar Jahren wollte ein Verleger ein Buch über ihn veröffentlichen. Dieser Aufforderung ist er nun nachgekom-men, indem er mit 99 Jahren ein so wichtiges Zeitzeugnis verfasst hat.

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Bundespräsident Dr. Heinz Fischer bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Gründung der II. Republik am 27. April 2015

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„Ich glaube, dass das Heeresbudget ein Beispiel dafür ist, dass Sparen nicht unbegrenzt fortgesetzt werden kann. Irgendwann kommt

der Punkt, wo der Begriff des Sparens nicht mehr angewendet werden kann, sondern der Begriff

des ‚Gefährdens‘. Ich stimme mit dem Verteidigungs-minister und vor allem auch mit den wichtigsten Offizieren im Bundesheer überein, dass weiteres

Sparen in diesem Bereich bedeuten würde, dass man in der Gesamtheit des Verteidigungs-

konzeptes wirklich Lücken aufmacht.“ DR. HEINZ FISCHER, BUNDESPRÄSIDENT DER REPUBLIK ÖSTERREICH UND OBERBEFEHLSHABER

DES ÖSTERREICHISCHEN BUNDESHEERS (ZITIERT NACH DEM Ö1 MITTAGSJOURNAL VOM 25. 4. 2015)

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