deutsche bank die rolle des renminbi im … · nesischen außenhandel erstmals einen deutlichen...
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D as chinesische Jahr des Affen ist zu Ende
und es scheint, dass beim Handelsvolu-
men zwischen China und Deutschland
die leichte Schwäche aus 2015 wieder ausge-
glichen werden konnte. Nach Zahlen des Statis-
tischen Bundesamtes für den Zeitraum Januar
bis November 2016 haben die deutschen Ein-
fuhren aus China um mehr als 1 % zugelegt, bei
den Ausfuhren nach China ging es um über 5 %
nach oben.
Der wichtigste Treiber bei den Ausfuhren, mit
einem Anteil von ca. 25 %, bleibt die Automobil-In-
dustrie, die in diesem Jahr unter anderem von den
Initiativen des chinesischen Staates zur Förderung
des PKW-Absatzes profitiert hat 1 und im Durch-
schnitt um mehr als 11 % gewachsen ist. Der Ex-
port von IT-Produkten, elektrischer Ausrüstung
und Gummi- bzw. Kunststoffwaren konnte in 2016
nochmals zulegen und wuchs jeweils um 4 bis 5 %.
Das Wachstum bei den Metallerzeugnissen wurde
etwas gedämpft und liegt in 2016 bei knapp 4 %,
nach 6 % im Vorjahr. Diese Entwicklungen unter-
streichen das zunehmende Interesse Chinas an
der Hightechindustrie und Konsumgütern.
Da das gesamte Wachstum des Handelsvolumens
von Deutschland stagniert, zeigt diese Entwick-
lung einmal mehr die anhaltend hohe Relevanz von
China für deutsche Unternehmen. Auf Basis der
vorliegenden Zahlen wird China in 2016 wohl der
größte Handelspartner Deutschlands sein, knapp
vor Frankreich und hätte damit die Vereinigten
Staaten und die Niederlande überholt.
Dass die Importe aus China nur um 1 % zugelegt
haben, verwundert etwas, ist doch der Kurs des
chinesischen Renminbi auf Jahressicht gegenüber
dem Euro in 2016 um 3,6 % gefallen, in der Spitze
noch deutlicher um fast 7 %. Dies verbilligt Im-
porte in der Landeswährung aus China. Insbeson-
dere in der Zeit nach der Aufnahme des Renminbi
in die Sonderziehungsrechte des Internationalen
Währungsfonds kam es zumindest zeit-
IMPRESSUM: Herausgeber: Frankfurt Main Finance e.V., Walther-von-Cronberg-Platz 16, 60594 Frankfurt am Main, Telefon: +49 69 9441 80 31, Telefax: +49 69 9441 80 19, www.frankfurt-main-finance.com · Verant-wortlich: Dr. Ralf Witzler · Redaktion / Artdirektion: NewMark Finanzkommunikation GmbH, Frankfurt am Main · Bildnachweise: Seite 1Composing Header (©Petrus Bodenstaff/Fotolia/Bulle und Bär Börse Frankfurt-5; ©geargodz/Fotolia/Palace Forbidden city in Beijing, China; ©Markus Beck/Fotolia/Messeturm Frankfurt; ©Beboy/Fotolia/Shanghai skyline; ©IHK Frankfurt); © emodpk /Fotolia /HONK KONG Harbour with lion statue; Seite 3©ibrandify /Fotolia / Abstract waving China flag over world map. 3d illustration Seite 5© Christian Müller / Fotolia / chinesische Lampen in einem Laden in Chinatown, New York City · Frankfurt, Februar 2017
DIE ROLLE DES RENMINBI IM TRADITIONELLEN HANDELSGESCHÄFT
Deutsche Bank
▶
HOHE RELEVANZ FÜR DEUTSCHE UNTERNEHMEN – IN 2016 CHINA
GRÖSSTER HANDELSPARTNER
Deutschlands Exporte nach China nach Warengruppe gegenüber Vorjahr (6 Monats gleitender Durchschnitt)
40
30
20
10
0
– 10
– 20
–30
Gesamt
Gummi- und Kunststoffwaren
Metallerzeugnisse
Datenverarbeitungs-geräte, elektr. u. opt. Erzeugn.
Kraftwagen und Kraftwagenteile
Elektrische Ausrüstungen
in %
Stand: Januar 2017.
Daten bis einschließlich Oktober
2016 berücksichtigt.
Quelle: Statistisches Bundesamt,
Deutsche Bank Risk Research.2 0 1 2 2 0 1 3 2 0 1 4 2 0 1 5 2 0 1 6
RENMINBI NEWSLETTER 2017
AUSGABE 02
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weise zu einer deutlichen Abwertungsbewegung
der chinesischen Währung.
Die höhere Unsicherheit der Entwicklung des
Renminbi hinterlässt in 2016 auch deutliche Spu-
ren bei seiner internationalen Bedeutung als Han-
delswährung. Während 2015 noch knapp 30 %
des Chinesischen Außenhandels in Renminbi ab-
gewickelt wurden, waren es per November 2016
lediglich noch 22 %. Damit hat das seit 2009 stei-
gende Wachstum des Renminbi-Anteils am chi-
nesischen Außenhandel erstmals einen deutlichen
Dämpfer erhalten.
Im Dezember 2016 hatte der Renminbi laut
SWIFT-Statistik einen Anteil von knapp 1,7 % der
internationalen Zahlungen, das entspricht Platz 6
der globalen Währungen; ist aber das ähnliche
Level wie schon im Oktober 2014. Noch deut-
licher sind die Auswirkungen im traditionellen
Handelsgeschäft zu erkennen, also dem Ge-
schäft, welches über Akkreditiv oder Inkasso ab-
gewickelt wird. Hier hatte der Renminbi im Rah-
men seiner Internationalisierung bereits global die
Position 2 erreicht, mit einem Anteil von über 9%
(Januar 2015) hinter dem US-Dollar. Dieser An-
teil hat sich jedoch ohne merkliche Erholungsef-
fekte seither halbiert und liegt derzeit bei nur noch
4,61%, auf Position 3 hinter dem Euro 2.
Es gibt gute Gründe, die für den Einsatz des Ren-
minbi als Handelswährung zwischen China und
Deutschland sprechen. Durch die Umstellung der
Rechnungswährung auf Renminbi, gegebenenfalls
verbunden mit der Absicherung des Währungsrisi-
kos, können deutsche Unternehmen Vorteile erzie-
len. Konkret erhalten beispielsweise importierende
Unternehmen neue Möglichkeiten für die Preisge-
staltung im Einkauf bei chinesischen Lieferanten,
umgekehrt können Exporteure die Basis ihrer Ge-
schäftspartner verbreitern und erhalten einen grö-
ßeren Verhandlungsspielraum, vor allem, wenn der
Verkauf der Endprodukte auch in Renminbi er-
folgt. Dies trifft für Deutschland, dank der in China
nachgefragten Qualität „Made in Germany“, be-
sonders zu.
Jedoch werden im traditionellen Handelsge-
schäft die oft mittelfristigen Zahlungsziele für Fi-
nanzierungen der zugrundeliegenden Geschäfte
genutzt; beispielsweise durch den Verkauf einer
Forderung aus einem Export-Akkreditiv (Forfaitie-
rung). Auch wenn dies dank der Liberalisierungs-
fortschritte der chinesischen Währung schon seit
langem für Exporteure aus Deutschland möglich
ist, ist die Nachfrage nach solchen oder ähnlichen
Renminbi- Handelsfinanzierungen in Deutschland
bisher begrenzt.
Dies dürfte vor allem daran liegen, dass die Zins-
sätze für Renminbi im Offshore-Markt deutlich
über denen von Euro oder US-Dollar liegen und
gleichzeitig enorm volatil sind. So schwankte bei-
spielsweise der 3-monatige Offshore Referenzzins
„HIBOR CNH“ in 2016 zwischen 2,5 und 10,4%,
für kurzfristigere Laufzeiten waren die Schwan-
kungen sogar noch größer. Solch eine Volatilität
macht Verträge mit Finanzierungsbestandteil –
insbesondere wegen der teilweise langwierigen
Vertragsverhandlungen – für Unternehmen so gut
wie unkalkulierbar.
Ein Grund für die Volatilität liegt u.a. in der gerin-
gen Liquidität an den Offshore-Märkten, also Ren-
minbi, die außerhalb von Festland China bei Ban-
ken gehalten werden, allen voran in Hong Kong.
Seit 2014 ist diese Liquidität rückläufig und allein
in 2016 um über 12 % gefallen. Zum einen wurde
durch die Einführung zahlreicher Renminbi Hubs
die Offshore-Liquidität deutlich fragmentiert. Da-
rüber hinaus macht die anhaltende Abwertung des
Renminbi ein Halten der Währung unattraktiv.3 Ge-
rade in Zeiten von Unsicherheiten oder längeren
Feiertagsperioden, beispielsweise das chine-
sische Neujahrsfest, kann das mangelnde Ange-
bot leicht zu den oben beschriebenen Marktver-
werfungen führen.
Es wird sich also zunächst zeigen müssen, wie
China in einem Umfeld eines globalen politischen
und ökonomischen Wandels sowie dem gleich-
zeitigen Bestreben nach der Öffnung des eigenen
Marktes voranschreiten wird und wie insbeson-
dere der Offshore-Markt vor solch massiven Vo-
latilitäten geschützt wird. Erst dann kann der Ren-
minbi langfristig eine führende Rolle im traditionellen
Handelsgeschäft und eine Relevanz bei Handelsfi-
nanzierungen spielen. Ohne eine nachhaltige und
glaubhafte Öffnung des Renminbi-Marktes wird
die chinesische Währung bei den Handelsfinanzie-
rungen nicht über das bisherige Nischendasein in
Deutschland hinaus kommen. n
Sebastian Rohloff, Senior Expert China / Renminbi, Deutsche Bank AG
DEUTLICHER DÄMPFER FÜR DIE ROLLE DES RENMINBI IM
CHINESICHEN AUSSENHANDEL
1 Bloomberg, 8 September 2016; https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-09-08/china-auto-sales-rise-24-5-on-rush-to-beat-expiring-tax-cut
2 SWIFT, 23 November 2016; https://www.swift.com/news-events/press-releases/euro-surpasses-rmb-in-traditional-trade-finance
3 Larry Hu, 28 November 2016; https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-11-28/pboc-s-yi-says-china-s-reserves-are-very-adequate-yuan-stable
RMB-Nutzung bei Handel und Investitionen 2016 rückläufig
Investitionen in China
Investitionen im Ausland
Dienstleistungen
Waren
RMB- Abwicklung, Prozent-angabe des chinesischen Gesamtwarenhandels (rechts)
Stand: Januar 2017. Daten bis einschließlich November 2016 berücksichtigt.
Quelle: Peoples Bank of China, Deutsche Bank Risk Research.
Mrd. RMB in %
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
35
30
25
20
15
10
5
02011 2012 2013 2014 2015 2016
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DIE AUFNAHME DES RENMINBI IN DEN WÄHRUNGSKORB DES IWF – STATUS QUO DER INTERNATIONALISIERUNG DER CHINESISCHEN WÄHRUNG
Bank of China
1. Aufnahme des Renminbi in den
Währungskorb des IWF
E nde November 2015 entschied der Interna-
tionale Währungsfonds, den Renminbi mit Wir-
kung zum 1. Oktober 2016 in den Währungs-
korb der Sonderziehungsrechte aufzunehmen.
Christine Lagarde, geschäftsführende Direk-
torin des IWF, führte hierzu aus, dass die Einbe-
ziehung des Renminbi die Fortschritte bei der
Reform der Geld-, Devisen- und Finanzsysteme
Chinas widerspiegele und die Fortschritte bei der
Liberalisierung und Verbesserung der Infrastruktur
der Finanzmärkte Chinas anerkannt würden. Die
Fortsetzung und Vertiefung dieser Bemühungen
mit entsprechenden Schutzmaßnahmen werde zu
einem robusteren internationalen Währungs- und
Finanzsystem führen, das wiederum das Wachs-
tum und die Stabilität Chinas und der Weltwirt-
schaft unterstützen werde.
2. Überblick
Sonderziehungsrechte
Die Sonderziehungsrechte (SZR) sind ein interna-
tionales Reservemedium, welches vom IWF 1969
geschaffen wurde, um die offiziellen Reserven der
IWF-Mitglieder zu stärken. Der offi zielle ISO-Code
lautet XDR.
Der IWF teilt seinen Mitgliedern SZR entspre-
chend Ihrer IWF-Quoten zu. Hierdurch erhalten die
Mitglieder kostengünstige zusätzliche Reservemit-
tel. SZRs können gegen frei verwendbare Wäh-
rungen eingetauscht werden.1
SZR-Bestände zum 31.12.2016 (Quelle: IWF):
Gesamt: 204.157.943.411
China: 7.186.743.130
Deutschland: 11.719.274.786
Neben ihrer Funktion als ergänzende Reserve,
dienen die SZR als Recheneinheit des IWF so-
wie einiger anderer internationaler Organisationen
und kommen auch bei der Festsetzung von in-
ternationalen Haftungsansprüchen, im Weltpost-
vertrag oder bei der Berechnung von Gebühren
für die Suezkanal-Durchfahrt (Suez Canal Net
Tonnage SCNT) zur Anwendung.
Der Wert der SZR ergibt sich aus dem Korb be-
findlichen Währungen. Diese Weltwährungen
sind mit folgenden Anteilen enthalten (1. Okto-
ber 2016):
US Dollar 41,73 %
Euro 30,93 %
Renminbi 10,92 %
Japanischer Yen 8,33 %
Britisches Pfund 8,09 %
Der Kurs der SZR (XDR) ist auf der Internetseite
des IWFs einsehbar (z.B. 1 XDR = 1,352740 USD
am 12.01.2017)
3. Stationen der Internationalisierung des
Renminbi
Die erste Station der Internationalisierung bil-
dete die Einführung von RMB Retail Ban-
king Finanzdienstleistungen in Hong Kong im
Jahr 2004. Hierzu zählen unter anderem Ein-
lagen, Überweisungen, Geldwechsel und das
Bankkartengeschäft.
In der zweiten Phase wurde der RMB als Re-
finanzierungswährung etabliert und hierüber glei-
chermaßen Investoren die Möglichkeit gegeben,
in RMB denominierte Anleihen zu investieren.
Die erste Offshore RMB-Anleihe wurde 2007 von
der China Development Bank ausgegeben, was
den Beginn des Dim Sum-Anleihenmarktes in
Hong Kong einleitete.
Ein dritter und für die weitere Internationalisie-
rung sehr bedeutender Abschnitt war die Ausge-
staltung des Cross-Border RMB Settlement Sche-
mas, das seit Ende 2008 mehrere Pilot-Phasen
durchlaufen hat und seit 2012 die Nutzung des
RMB für grenzüberschreitende Zahlungen zur Ab-
wicklung von Warenhandelsgeschäften von und
nach Festland-China vollständig zulässt.
Des Weiteren ist die weltweite Einrichtung von
Offshore-Hubs für den RMB für dessen lokale In-
ternationalisierung auf den jeweiligen Märkten von
entscheidender Bedeutung. 2014 wurde Frankfurt
am Main erster Renminbi Hub außerhalb des Asia-
tisch-Pazifischen Raums und die Bank of China
Frankfurt durch die People‘s Bank of China zur
Clearing Bank ernannt.
Die an den jeweiligen Orten etablierten Clea-
ring-Banken verfügen über den notwendigen
Onshore-Liquiditätszugang und sind Teilnehmer
im nationalen Zahlungsverkehrssystem in China
(China National Advanced Payment System -
CNAPS). Die Einführung des internationalen Zah-
lungsverkehrssystems (China International Pay-
ment System – CIPS) im Oktober 2015 hat in der
Folge das Leistungsspektrum der Offshore-Hubs
ergänzt und erweitert, insbesondere mit Hinblick
auf die Cut-Off Zeiten der Clearing-Banken.
Die Aufnahme des Renminbi in den Währungs-
korb in 2016 bildete einen weiteren Meilenstein
auf dem Weg der Internationalisierung in zweier-
lei Hinsicht. Zum einem ist es die erste Aufnahme
einer neuen Währung seit dem Euro. Zum ande-
ren wird der Renminbi in den Status einer Welt-
währung erhoben.
China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft und
die größte Exportnation der Welt. Durch die Auf-
nahme des Renminbi wird Chinas bedeutende
Rolle im globalen Handel, seine Bedeutung für
die Weltwirtschaft reflektiert und nicht zuletzt der
Zunahme in der Nutzung des Renminbi im inter-
nationalen Handel Rechnung getragen. Betreffend
die Nutzung des Renminbi, stellt der IWF mit sei-
ner Entscheidung zudem heraus, dass der Ren-
minbi frei nutzbar ist. n
1 „The Renminbi’s inclusion reflects the progress made in reforming China’s monetary, foreign exchange, and financial systems, and acknowledges the advances made in liberalizing and improving the infrastructure of its financial markets. The continuation and deepen-ing of these efforts, with appropriate safeguards, will bring about a more robust international monetary and financial system, which in turn will support the growth and stability of China and the global economy.“
IMF Launches New SDR Basket Including Chinese Renminbi, De-termines New Currency Amounts; http://www.imf.org/en/News/Articles/2016/09/30/AM16-PR16440-IMF-Launches-New-SDR-Basket-Including-Chinese-Renminbi (zuletzt abge-rufen am 13.01.2017).
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CHINA INVESTIERT IN LANGFRISTIGE ZIELEHSBC Ltd.
C hina investiert in umfangreiche Infrastrukur-
projekte, die die Handelsverbindungen zwi-
schen Asien und Europa intensivieren wer-
den. Ein Paradebeispiel für dieses Vorhaben ist
die von China verfolgte Belt & Road Initiative (BRI).
Im Rahmen dieser Initiative plant China, in auslän-
dische Infrastrukturprojekte zu investieren und die
Verknüpfung mit den Ländern entlang der Han-
delsrouten zu vertiefen.
Der Fokus der BRI dabei liegt auf den Gebie-
ten zwischen Asien, Europa und Afrika und deren
interkontinentalen Verbindungen. China kann da-
bei auf Geschäfte im Wert von über 2,5 Billionen
US-Dollar innerhalb von zehn Jahren spekulieren.
Aufgrund ihrer lukrativen Lage und Wirt-
schaftskraft sind die Länder des ASEAN (u.a. Viet-
nam, Thailand, Philippinen, Singapur und Malay-
sia) von besonderer Bedeutung: Von 1991 bis 2015
vergrößerte sich die Handelssumme zwischen
China und den ASEAN-Staaten um das 60-fache
auf 472,16 Milliarden US-Dollar in 2015. Bis Ende
2020 soll sich diese Summe auf 1 Billion US-Dol-
lar verdoppeln.
Erste Erfolge lassen sich bereits verzeichnen:
Die Länder Malaysia, Thailand, Laos und Indone-
sien einigten sich auf Belt & Road-Geschäfte mit
China zum Ausbau des Schienenverkehrs. Von
Südchina über Laos bis zur industriegeprägten
Ostküste Thailands soll die neue Hochgeschwin-
digkeitsstrecke verlaufen. China unterstützt Laos
dabei mit einer Finanzierung von 6 Milliarden Dol-
lar, um bis 2020 die Hauptstadt Vientiane mit dem
Süden Chinas zu verbinden. Nach Fertigstellung
wird dieses Projekt die schnellste und längste
Bahnverbindung in ganz Laos.
Die 7.000 Kilometer lange Singapur-Kun-
ming-Strecke nimmt indes schon Gestalt an. Auch
in Indonesien sind Hochgeschwindigkeitsstrecken
geplant, die die Hauptstadt Jakarta mit Bandung,
der drittgrößten Stadt Indonesiens, verbinden sol-
len. Peking unterstützt den Bau mit einer Finanzie-
rung in Höhe von 5,1 Milliarden Dollar. Zur Finan-
zierung dieser Projekte gründete China drei neue
Finanzinstitute: die Asian Infrastructure Investment
Bank (AIIB), die New Development Bank und den
Silk Road Fund. Zusammen kommen diese Ban-
ken auf eine Kapitalsumme in Höhe von 240 Milli-
arden US-Dollar. Hinzu kommen etwa weitere 300
chinesische Unternehmen in acht ASEAN Län-
dern, die bis Oktober 2016 bereits 1,77 Milliarden
US-Dollar investierten.
Doch kann so allein der Finanzierungsbedarf
von Infrastrukturprojekten noch nicht gedeckt
werden. Einer Schätzung der Asian Development
Bank zufolge müssten bis 2020 jährlich 750 Mil-
liarden Dollar investiert werden, um Faktoren wie
z.b. die zunehmende Urbanisierung und die Erhö-
hung der wirtschaftlichen Produktivität angemes-
sen abzudecken.
Die vollständige Umsetzung der Initiative wird
daher ein hohes Maß an Zusammenarbeit, Ver-
ständnis und Vertrauen erfordern. Mit einer sorgfäl-
tigen Analyse und dem richtigen Maß an Regularien
unter Berücksichtigung politischer und finanzieller
Risiken, verspricht die Initiative für Südostasien
und China langfristiges und lukratives Wirtschafts-
wachstum, welches in Zeiten globaler Unsicherheit
besonders an Bedeutung gewinnt. n
Peter Wong,
Deputy Chairman & Chief Executive, HSBC Ltd.
Z USAMMENARBEIT, VERSTÄND-NIS UND VERTRAUEN SIND
ERFORDERLICH
China
Hongkong
Indischer Ozean
Europa
– Verbindet 60 Länder und Regionen der Erde – Erreicht 35 % des Welthandels – Entlang von 63 % der Weltbevölkerung
Mittelmeer
Süd-Asien
Zentral- und West-Asien
Südost-Asien
Erreichbarkeit
der Belt & Road Bevölkerung innerhalb
von 48 %
von 5 Stunden
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WIE REAGIERT DER RENMINBI AUF DIE HERAUSFORDERUNG DER AMERIKANISCHEN POLITIK?
Project-Syndicate, China Financial Information Network
A uf dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum
im schweizerischen Davos hat der chine-
sische Staatspräsident XI Jinping die Glo-
balisierung entschieden verteidigt und die chine-
sische "Öffnungspolitik" bekräftigt, verbunden
mit der Zusage, dass man keinen Handelskrieg
vom Zaun brechen werde und auch keinen Ge-
winn aus einer Währungsabwertung zu schlagen
beabsichtige.
Wenig später hat der US-Präsident Donald Trump
in seiner Amtseinführungsrede eine grundsätz-
lich gegensätzliche Zusage gemacht: Hierin hat
er siebenmal das Wort "Schutz" verwendet und
seine Vorstellung von "Amerika zuerst" in einem
protektionistischen Sinne bekräftigt.
Trump stellt die USA als im Verfall befindlich dar,
wobei ein wirtschaftlicher Wiederaufbau erfor-
derlich sei. Tatsächlich jedoch hat die amerika-
nische Wirtschaft in den vergangenen beiden
Jahren Enormes geleistet. Die Geschwindigkeit
der wirtschaftlichen Erholung war höher als in
anderen entwickelten Ländern und die Schaffung
von Beschäftigung war erstaunlich, wobei auch
der US-Dollar stark blieb.
In den vergangenen Monaten haben die Verspre-
chungen Trumps, Erhöhung der Staatsausgaben,
Senkung der Unternehmenssteuer sowie Verrin-
gerung von Auflagen, zur Lenkung internationa-
ler Investitionsströme in die USA auf der Suche
nach hochqualitativem Vermögen geführt, was ei-
nen heftigen Anstieg des US-Dollar bewirkt hat.
Dementgegen hat der Renminbi eine Abwertung
durchlebt – von 6,2 Yuan gegen 1 US-Dollar Ende
des Jahres 2014 auf 6,95 Yuan gegen 1 US-Dollar
Ende des vergangenen Jahres. Der Hauptgrund
hierfür liegt abgesehen von der Wertzunahme des
US-Dollar in der Abschwächung chinesischer In-
vestitionen und Exporte.
Trump scheint davon auszugehen, China nehme
zwecks Stärkung der Exportwettbewerbsfähig-
keit des Landes eine absichtliche Abwertung des
Renminbi vor. Tatsächlich ist genau das Gegenteil
der Fall: Unter einem enormen Renminbi-Abwer-
tungsdruck war China stets bemüht, den Wech-
selkurs Renminbi-US-Dollar relativ stabil zu halten
und hat hierfür über 1 Billion US-Dollar an offizi-
ellen Devisenreserven verbraucht.
Genau wie der amerikanische Präsident hat China
überhaupt kein Interesse an einer Abwertung des
Renminbi. Die Ursachen für Wechselkursände-
rungen sind jedoch mannigfaltig und komplex.
Kein Land ist in der Lage, den Wechselkurs voll-
ständig zu kontrollieren. Von den Auswirkungen
der technischen Entwicklungen über geopoli-
tische Konfrontationen bis hin zu nationalen ma-
kroökonomischen Kursänderungen der Handel-
spartnerländer, erreichen die Faktoren, die eine
Abwertung des Renminbi bewirken, sowie die
dadurch hervorgerufenen Änderungen in der
Wechselkurspolitik.
Ein Faktor mit Auswirkung auf den Wechselkurs
ist die rasche Veränderung der globalen Liefer-
ketten. Kontinuierliche Veränderung der Konsum-
verhältnisse, Regulierungen und die digitale Tech-
nologie haben mehr lokale Produktionsbasen
hervorgebracht. In den USA belebten Roboter
und 3D-Drucker lokale produzierende Gewerbe,
haben die wirtschaftliche Erholung beflügelt und
trugen keineswegs zu einer Zunahme der Importe
aus Asien bei.
URSACHEN FÜR ÄNDERUNGEN DES WECHSELKURSES SIND
MANNIGFALTIG UND KOMPLEX
VERSPRECHUNGEN TRUMPS HABEN ZU HEFTIGEM ANSTIEG
DES US-DOLLARS GEFÜHRT
▶
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Gleichzeitig hat China bereits eine Transformation
vom durch Handel angetriebenem Wachstum zu
einem stärkeren Rückhalt durch höheren inlän-
dischen Konsum erlebt. Somit kann ein starker
Renminbi positive Auswirkungen auf die chine-
sische Wirtschaft haben. Im Jahr 2016 ist die
Leistungsbilanz auf lediglich 2,1% des GDP zu-
rückgegangen. Laut Schätzungen des Internatio-
nalen Währungsfonds (IMF) wird die chinesische
Leistungsbilanz mit stetig abnehmenden Expor-
ten weiter sinken.
Allerdings ist die Leistungsbilanz nicht der einzige
Einflussfaktor auf den Wechselkurs. Unter Be-
rücksichtigung des enormen Einflusses von Ka-
pitalströmen auf den Wechselkurs ist der Ökonom
Claudio Borio von der Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich der Auffassung, dass auch die
Finanzkonten, auf denen das Auslandsvermögen
und die Auslandsverbindlichkeiten eines Staates
verbucht sind, zu berücksichtigen sind. Hier wirkt
sich eine Abwertung des Renminbi keineswegs
positiv auf die Gesundheit der chinesischen Fi-
nanzkonten aus, weil eine Abwertung nicht nur zu
Anpassungen auf diesen Konten führt, sondern
auch eine Kapitalflucht auslösen kann.
Gemäß Untersuchungen des IMF wird bis zum
Jahr 2021 möglicherweise eine weitere Ver-
schlechterung der amerikanischen Nettoinvesti-
tionen erfolgen. Der geschätzte Anteil der Net-
toverbindlichkeiten steigt von 41% auf 63% des
GDP. Der Überschuss der Nettoinvestitionen Chi-
nas bleibt hingegen unverändert. Dies bedeutet,
dass andere Länder mit Überschuss - wie bei-
spielsweise Deutschland oder Japan – möglicher-
weise mit ihrer Leistungsbilanz und Finanzkonten
eine Zunahme des Defizits der amerikanischen
Nettoinvestitionsposition finanzieren müssen (das
im Vergleich zu anderen entwickelten Ländern hö-
here Zinsniveau in den USA wird diesen erwar-
teten Prozess verschärfen).
Für China besteht die gegenwärtig größte He-
rausforderung in der gesunden Entwicklung der
eigenen Kapitalkonten. Seit der Schwächung des
Renminbi im Jahr 2015 stellen Abnahme der Aus-
landsverbindlichkeiten und Zunahme des Aus-
landsvermögens erkennbare Beweggründe dar.
Die chinesischen Auslandsverbindlichkeiten (ein-
schließlich öffentlicher und privater) sind ver-
glichen mit dem internationalen Standard au-
ßergewöhnlich niedrig. Ende 2014 bis Ende
2016 konnte ein weiterer Rückgang von 9,4%
des GDP (975,2 Milliarden US-Dollar) auf 6,4%
(701 Milliarde US-Dollar) verzeichnet werden.
Diese Tendenz hält möglicherweise an, weil die
chinesischen Bürger nach wie vor ihr Portfolio
diversifizieren, insbesondere auf eine Zunahme
ihres Auslandsvermögens achten, die im Ein-
klang mit ihrem zunehmend globalisierten Le-
bensstil steht. Die Abwertung des Renminbi wird
die Anpassungstendenz dieser Finanzkonten wei-
ter anregen.
Natürlich werden wiederholte Drohungen Trumps,
China Importzölle aufzuerlegen, Auswirkungen
auf die chinesische Wechselkurspolitik haben.
Wie also soll China reagieren? Ein flexibler Wech-
selkurs kann niemals in Frage kommen. Denn im
gegenwärtig vom US-Dollar abhängigen internati-
onalen Währungssystem kann eine derartige Poli-
tik nur zu zeitweiligen Schwankungen des Wech-
selkurses und Spekulationen führen.
Allerdings ist der gegenwärtige Mechanismus des
"kontrollierten Wechselkurses" immer schwie-
riger zu kontrollieren. Bezieht man den Preis, den
China in letzter Zeit zur Aufrechterhaltung eines
stabilen Wechselkurses zahlte, werden auch 3
Billionen US-Dollar an Devisenreserven dafür
nicht ausreichend sein.
Langfristig gesehen kann und muss China seine
international investierten Vermögen, Verbindlich-
keiten und Positionen erweitern und vertiefen, um
die langfristige Stabilität des Renminbi-Wechsel-
kurses und der grenzüberschreitenden Kapital-
ströme zu unterstützen. Allerdings war das chi-
nesische Gesamtauslandsvermögen Ende des
Jahres 2015 verglichen mit dem internationa-
len Standard zu niedrig und machte nur 57,2%
des GDP aus. In Japan und in den europäischen
Ländern sind es hingegen ungefähr 180% und
in den USA ungefähr 130%. Gleichzeitig beträgt
das chinesische Nettoauslandsvermögen ledig-
lich 14,7%, das Japans 67,5% und Deutschlands
48,3% (USA -41%) des GDP. Die Reformen der
chinesischen Realwirtschaft und ihrer Finanzin-
stitutionen können allmählich zu einer Zunahme
des chinesischen Auslandsvermögens, der Aus-
landsverbindlichkeiten und des Überschusses der
Auslandsvermögensposition führen.
Allerdings ist es für China gegenwärtig wahr-
scheinlich die beste Option, den Renminbi an den
US-Dollar zu koppeln und innerhalb einer Spanne
von 5% zu regulieren. Innerhalb dieser kann die
People’s Bank of China leichte Eingriffe vorneh-
men, damit die Märkte zu einer Parität zwischen
RMB und US-Dollar zurückkehren können. Denn
letztendlich interessieren sich Investoren haupt-
sächlich für den Wechselkurs RMB gegen den
US-Dollar.
Ganz gleich welcher Weg eingeschlagen wird,
im derzeitigen politischen Milieu wird China nicht
umhinkönnen, für das Vorantreiben der Globali-
sierung und das Streben nach Marktstabilität ei-
nen relativ hohen Preis zu zahlen. In einer Zeit, in
der es nur der Veröffentlichung einer neuen Po-
litik oder eines Tweets bedarf, die Märkte und
Preise zu beeinflussen, wird Politik alle rationale
wirtschaftliche Diskussionen erschweren. n
Mit freundlicher Unterstützung durch:
SHEN Liantao,
ehemaliger Vorsitzender der Wertpapieraufsichts-
behörde Hong Kongs (Hong Kong Securities and
Futures Commission)
XIAO Geng
Professor für Finanzen und Politik der Universität
Hong Kong, Leiter der Akademie für Internationale
Finanzen Hong Kong
CHINA KANN UND MUSS SEINE INTERNATIONAL INVESTIER-
TEN VERMÖGEN ERWEITERN UND VERTIEFEN
Autoren