deutschunterricht für blinde

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Iruna Vaverkov~ Deutschunterricht fur Blinde in der Vertreterversammlung des IDV im Juli 1977 wurde die Etablierung einer stindigen Arbeitsgruppe "Deutschunter- ricnt fur Blinde" beim Slowakischen Neuphilologenverband in Bratislava bekanntgegeben. Die Arbeitsgruppe setzte sich zum Ziel, a) im engen Kontakt mit erfahrenen P~dagogen in den Blindenbildungseinrichtungen der Tscnechoslowakei sowie mit Institutionen des Sonderschulwesens den Stand der Lehrmaterialien f~r den Deutschunterricht fur blinde schulpflichtige Jugendliche zu ermitteln, b) dieselben Lehr- materialien im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit und Effek- tivit~t zu NberprUfen, c) modernere, wirkungsvollere und effektivere Methoden zu entwickeln, d) sie bei der Umar- beitung der in der Tschechoslowakei allgemeingUltigen Lehr- bHcher mit besonderer Beachtung der beschr~nkten M6glich- keiten der Punktschrift in puncto Anschaulichkeit und ~ber- sichtlichkeit zu verwerten und e) zusitzliche Lehr- und Hilfsmittel fur Blindenschulen bereitzustellen. Besonderer Augenmerk wird vor allem auf die neuerblindeten Jugendlichen und Erwachsenen gerichtet, die vor einer neuen Berufswahl stehen. In dem Resozialisierungsprozess der sp~ter Erblindeten spielt n~mlich die Aneignung einer Fremdsprache eine bedeutende Rolle, weil die Kenntnis einer Fremdsprache bei bestimmten Berufsgruppen (Telefonisten, Masseuren, B~roangestellten) bessere Voraussetzungen fur ihre gesell- schaftliche Eingliederung schafft und weil dies als Moti- vierung zum Erreichen des Aspirationsniveaus der Behinderten beitr~gt. F~r diese Altersgruppen ist - wegen der breiten Streuung der Blinden Hber das Gebiet der Tschechoslowakei ein Lehr- und ~bungsbuch fur des Selbststudium vorgesehen. Das Lehrbuch, an dem bereits mehrere Jahre gearbeitet wird und dessen Teile im praktischen Unterricht bei Blinden auf ihre Brauchbarkeit hin UberprUft worden sind, wendet sich in seinem ersten Teil vor allem an diejenigen, die der Punkt- schrift noch nicht m~chtig sind und in die Soziet~t der Senenden noch keine Aufnahme gefunden haben. Das Lehrbuch ist zun~chst auf der auditiv-oraler Methode aufgebaut (es werden zun~chst nur zwei Fertigkeiten gef6rdert: das H6ren und das Sprechen) und hilft, das visuelle Handicap zu Hber- brUcken. Erst in den weiteren Phasen des Aneignungsprozesses treten das Tastgef~hl und die Schreibfertigkeit hinzu. Die Besch~ftigung mit einer Fremdsprache geh6rt bei den Neuer- blindeten zum bevorzugten Zeitvertreib, der bei der Wieder- gewinnung eines gesunden Selbstbewusstseins hilft, sodass das Studium der Fremdsprache nicht nur eine Erziehungsauf- gabe erfHllt, sondern auch zur Psychorehabilitation beitr~gt. Die Arbeitsgruppe wire an einem Erfahrungsaustausch interes- siert und fur Hinweise auf spezielle Fachliteratur dankbar.

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Iruna Vaverkov~

D e u t s c h u n t e r r i c h t fur Blinde

in der Vertreterversammlung des IDV im Juli 1977 wurde die Etablierung einer stindigen Arbeitsgruppe "Deutschunter- ricnt fur Blinde" beim Slowakischen Neuphilologenverband in Bratislava bekanntgegeben. Die Arbeitsgruppe setzte sich zum Ziel, a) im engen Kontakt mit erfahrenen P~dagogen in den Blindenbildungseinrichtungen der Tscnechoslowakei sowie mit Institutionen des Sonderschulwesens den Stand der Lehrmaterialien f~r den Deutschunterricht fur blinde schulpflichtige Jugendliche zu ermitteln, b) dieselben Lehr- materialien im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit und Effek- tivit~t zu NberprUfen, c) modernere, wirkungsvollere und effektivere Methoden zu entwickeln, d) sie bei der Umar- beitung der in der Tschechoslowakei allgemeingUltigen Lehr- bHcher mit besonderer Beachtung der beschr~nkten M6glich- keiten der Punktschrift in puncto Anschaulichkeit und ~ber- sichtlichkeit zu verwerten und e) zusitzliche Lehr- und Hilfsmittel fur Blindenschulen bereitzustellen.

Besonderer Augenmerk wird vor allem auf die neuerblindeten Jugendlichen und Erwachsenen gerichtet, die vor einer neuen Berufswahl stehen. In dem Resozialisierungsprozess der sp~ter Erblindeten spielt n~mlich die Aneignung einer Fremdsprache eine bedeutende Rolle, weil die Kenntnis einer Fremdsprache bei bestimmten Berufsgruppen (Telefonisten, Masseuren, B~roangestellten) bessere Voraussetzungen fur ihre gesell- schaftliche Eingliederung schafft und weil dies als Moti- vierung zum Erreichen des Aspirationsniveaus der Behinderten beitr~gt. F~r diese Altersgruppen ist - wegen der breiten Streuung der Blinden Hber das Gebiet der Tschechoslowakei

ein Lehr- und ~bungsbuch fur des Selbststudium vorgesehen. Das Lehrbuch, an dem bereits mehrere Jahre gearbeitet wird und dessen Teile im praktischen Unterricht bei Blinden auf ihre Brauchbarkeit hin UberprUft worden sind, wendet sich in seinem ersten Teil vor allem an diejenigen, die der Punkt- schrift noch nicht m~chtig sind und in die Soziet~t der Senenden noch keine Aufnahme gefunden haben. Das Lehrbuch ist zun~chst auf der auditiv-oraler Methode aufgebaut (es werden zun~chst nur zwei Fertigkeiten gef6rdert: das H6ren und das Sprechen) und hilft, das visuelle Handicap zu Hber- brUcken. Erst in den weiteren Phasen des Aneignungsprozesses treten das Tastgef~hl und die Schreibfertigkeit hinzu. Die Besch~ftigung mit einer Fremdsprache geh6rt bei den Neuer- blindeten zum bevorzugten Zeitvertreib, der bei der Wieder- gewinnung eines gesunden Selbstbewusstseins hilft, sodass das Studium der Fremdsprache nicht nur eine Erziehungsauf- gabe erfHllt, sondern auch zur Psychorehabilitation beitr~gt.

Die Arbeitsgruppe wire an einem Erfahrungsaustausch interes- siert und fur Hinweise auf spezielle Fachliteratur dankbar.

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Summary

The IDV working group "German for the Blind" of the Slovakian Modern Language Association in Bratislava (Czechoslovakia) outlines its programme to investigate didactic-methodological -psychological problems in FL teaching for the blind, to develop modern and effective methods and especially text- books and aids for blind schools and for adult self-instruc- tion. Information is given on the preliminary stage, which encompasses the evaluation of experiences of teaching German to the blind. The group seeks contact with colleagues in other countries working on similar problems, in order to discuss certain fundamentals and exchange experiences.