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lungenfunktionswerte +++ Thoraxmobilität +++ Akzeptanz +++ Partizipation +++ lebensqualität Didgeridoo bei zystischer Fibrose Motivierender Einsatz des Blasinstruments bei Kindern Inken Kaak AUF EINEN BLICK Die vierwöchige Pilotstudie zum Didgeridooeinsatz bei Kindern und Jugendlichen mit zystischer Fibrose (CF) (ab Seite 6) zeigt, dass Didqeridoospielen ergänzend zur Physiotherapie im Rahmen eines Rehabilitationsaufenthalts die Lungenfunktion verbessern kann. Lesen Sie über die Schluss- folgerungen für die Praxis. Ergänzung zum Standard Die Ergebnisse der Studie geben Hin- weise auf den hohen Motivationscharak- ter des Didgeridoospielens und zeigen bei einigen Kindern signifikante Verbes- serungen einzelner Lungenfunktions- werte gegenüber: einer Kontrollgruppe von Kindern mit CF, die nicht Didgeri- doo spielten. Das Instrument ist jedoch kein Ersatz für die standardisierte CF-Physiotherapie, da diese neben der Verbesserung der Lun- genfunktion, der Erhaltung der Thorax- mobilität, der Kräftigung der Atemmus- kelpumpe auch die Sekretmobilisation zum Ziel hat. Ob das Didgeridoospielen auch Effekte auf die Sekretmobilisation ausübt, wurde bisher nicht untersucht. Akzeptanz Aufgrund der nachgewiesenen hohen Akzeptanz und der damit verbundenen positiven AUSWirkungenauf die psycho- soziale Ebene bietet das Didgeridoo 42 einen sinnvollen Ansatz in der Therapie chronisch kranker Patienten mit zysti- scher Fibrose. Die Tatsache, dass die Kin- der generell durch das Didgeridoospie- len in einer Gruppe integriert werden und im Zuge dessen eine Partizipation am »normalen« sozialen Leben stattfin- det, ist besonders wichtig zur Steigerung der verminderten Lebensqualität dieser Patienten. Abb. 1_Das Didgeridoospielen ist in der Praxis durch die kostengünstige Anschaffung des Instruments, den geringen Aufwand beim Spielen und Musizieren und aufgrund der einfa- chen Desinfektion problemlos durchführbar pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_63 [2011] 2

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lungenfunktionswerte +++ Thoraxmobilität +++ Akzeptanz +++ Partizipation +++ lebensqualität

Didgeridoo bei zystischer FibroseMotivierender Einsatz des Blasinstruments bei Kindern Inken Kaak

AUF EINEN BLICKDie vierwöchige Pilotstudie zum Didgeridooeinsatz bei Kindern und Jugendlichen mit zystischerFibrose (CF) (ab Seite 6) zeigt, dass Didqeridoospielen ergänzend zur Physiotherapie im Rahmeneines Rehabilitationsaufenthalts die Lungenfunktion verbessern kann. Lesen Sie über die Schluss-folgerungen für die Praxis.

Ergänzung zum Standard

Die Ergebnisse der Studie geben Hin-weise auf den hohen Motivationscharak-ter des Didgeridoospielens und zeigenbei einigen Kindern signifikante Verbes-serungen einzelner Lungenfunktions-werte gegenüber: einer Kontrollgruppevon Kindern mit CF, die nicht Didgeri-doo spielten.Das Instrument ist jedoch kein Ersatz

für die standardisierte CF-Physiotherapie,da diese neben der Verbesserung der Lun-genfunktion, der Erhaltung der Thorax-mobilität, der Kräftigung der Atemmus-kelpumpe auch die Sekretmobilisationzum Ziel hat. Ob das Didgeridoospielenauch Effekte auf die Sekretmobilisationausübt, wurde bisher nicht untersucht.

Akzeptanz

Aufgrund der nachgewiesenen hohenAkzeptanz und der damit verbundenenpositiven AUSWirkungenauf die psycho-soziale Ebene bietet das Didgeridoo

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einen sinnvollen Ansatz in der Therapiechronisch kranker Patienten mit zysti-scher Fibrose. Die Tatsache, dass die Kin-der generell durch das Didgeridoospie-len in einer Gruppe integriert werden

und im Zuge dessen eine Partizipationam »normalen« sozialen Leben stattfin-det, ist besonders wichtig zur Steigerungder verminderten Lebensqualität dieserPatienten.

Abb. 1_Das Didgeridoospielen ist in der Praxis durch die kostengünstige Anschaffung desInstruments, den geringen Aufwand beim Spielen und Musizieren und aufgrund der einfa-chen Desinfektion problemlos durchführbar

pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_63 [2011] 2

Der alltägliche Gebrauch des Didgeri-doos ist im häuslichen Rahmen durch-aus vorstellbar und einfach in derLmsetzung. Erfahrungen aus vorange-~genen Einzelbeobachtungen, die imRahmen einer Bachelorarbeit zu dem-selben Thema gemacht wurden (sieheHinweis), zeigen, dass eine geringefinanzielle Unterstützung und die Moti-vation der Kinder ausreichen, um eineWeiterführung des Didgeridoounter-richts im häuslichen Rahmen zu ermög-lichen.In den Einzelbeobachtungen entwi-

ckelten sich aus anfänglichen zu Stu-dienzwecken durchgeführten Didgeri-doositzungen mit zwei Probanden regel-mäßige Unterrichts einheiten, die mitt-lerweile seit mehr als fünf Jahren weiterbestehen. Die Finanzierung des Unter-richts erfolgt in diesem Fall unter ande-rem durch Spenden einer Kieler Apothe-ke und der Eltern.

Voges I, Höppner H. 2008. Didgeridoo-spielen als Ergänzung von Physiothera-pie für Menschen mit Mukoviszidose.Hintergrund und Pretest für eine quasi-experimentelle Studie. Z. f. Physiothera-peuten 60, 1: 30-9

www.physiotherapeuten.deWebeode: 97

Aschoff F.2008. Good Vibrations! ImGespräch: Inken Voges. Z. f. Physiothe-rapeuten 60, 1: 29

www.physiotherapeuten.deWebeode: 98

Höppner H. 2008. Mehr als nur Musik-eine reha biIitationswissenschaftl icheBegründung des Didgeridooeinsatzesfür CF-Patienten. Z. f. Physiotherapeu-ten 60, 1: 78-82

www.physiotherapeuten.deWebeode: 99

pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_63 [2011] 2

Umsetzung in der Praxis

Da Hauptziele der Physiotherapie beiKindern mit CF die Verbesserung derLungenfunktion, der Thoraxmobilitätund das Training der Atemmuskelpum-pe sind, könnte das Erlernen des Didge-ridoospielens auch für Physiotherapeu-ten angeboten werden (Abb. 1).Die Umsetzung in den physiothera-

peutischen Praxisalltag ist durch diekostengünstige Anschaffung des Instru-ments, den geringen Aufwand beimSpielen und Musizieren und aufgrundder einfachen Desinfektion problemlosdurchführbar.

Weiterer Forschungsbedarf

Ein weiterer denkbarer Nutzen diesesMusikinstruments ist die Sekretmobilisa-tion aufgrund der entstehenden Oszilla-tionen während des Didgeridoospielens,die jedoch mit der vorliegenden Studienicht weiterführend untersucht wurde.Studien zu den exakten Oszillations-

frequenzen, die notwendig sind, um eineSekretmobilisation zu bewirken, sind inden einschlägigen Datenbanken nicht zufinden. Diese sind jedoch von großerRelevanz, da das zur Physiotherapie eta-blierte Gerät wie der »Flutter- (VRP-1)(siehe Glossar) Frequenzen von 2 bis 32Hz hervorruft und die Grundtonfre-quenz eines 1,2 m langen Didgeri-doos, mit einem Durchmesser von53 mm, bei ca. 70 Hz liegt. Es bestehendemnach große Unterschiede zwischenden Oszillationsfrequenzen des VRP-1und dem Didgeridoo.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass zwarnoch ein großer Bedarf an nachfolgen-

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den Studien besteht, um die Effektivitätdes Didgeridoos voll umfänglich beurtei-len zu können, aber es zeichnen sichrichtungsweisende Tendenzen ab, mitdenen unter Berücksichtigung der hygie-nischen Richtlinien im physiotherapeuti-sehen Praxisalltag gearbeitet werdenkann.-

[email protected]

•Über Kritik und Anregungen würdenwir uns sehr freuen:

[email protected]

WISSENSCHAFT_KLINISCHE STUDIE

Didgeridoospielen als Ergänzung zurkonventionellen Physiotherapie bei zys-tischer FibroseInken Kaak, Ingo Helbig,_Tobias Ankermann, Seite 6

LEHRE_WISSENSCHAFT VERSTEHEN

Lungenfunktionsdiagnostik bei Vor-schulkindern_Tanja Bossmann, Seite 20

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