die welt mit anderem herzen sehen - dso.de · • arbeitsblatt 3: transplantationsgesetz ......
TRANSCRIPT
Die Welt mit anderem Herzen sehen
U N T E R R I C H T S M A T E R I A L I E N
Organspende und Transplantation
Informationen zur Organspende
1
Organspende im UnterrichtWarum sind die Themen Organspende
und Transplantation wichtige Aspekte
für den Schulunterricht? Bereits mit 14
Jahren können Jugendliche sich eigenstän-
dig dagegen entscheiden, Organspender
zu sein. Mit 16 Jahren haben sie das Recht,
selbstständig eine Entscheidung pro Organ-
spende zu treffen. Gemäß der Novelle des
Transplantationsgesetzes im Jahr 2012
erhalten alle Bundesbürger ab 16 Jahren
regelmäßige Informationen ihrer Kranken-
versicherer zur Organspende.
Die Voraussetzung für eine eigene, selbst-
bestimmte Entscheidung zur Organspende
sind fundierte Informationen und auch die
Möglichkeit, sich über das Thema auszu-
tauschen. Daher sollte die Organspende im
Unterricht Platz erhalten.
Diese Unterrichtsmaterialien bieten einen
Überblick über die wichtigsten Regelun-
gen zur Organspende und Transplantation.
Betroffene werden mit ihren Geschichten
vorgestellt: Angehörige von Organspen-
dern, Patienten auf der Warteliste für eine
Transplantation, Menschen, die ein neues
Organ erhalten haben.
An mehreren Stellen gibt es Hinweise für
weitere eigenständige Recherchen, Ideen
für Gruppenarbeiten, Vorschläge, um den
Unterricht durch Vorträge von Betroffenen
zu ergänzen.
Die Unterrichtsmaterialien werden durch
Folien vervollständigt, die zur Präsentation
verwendet werden können, und Vorlagen
für Arbeitsblätter zu verschiedenen Aspek-
ten.
Anknüpfungspunkte zum Thema Organ-
spende bestehen in den Fächern Biologie
oder Religion/Ethik. Dabei können die gesell-
schaftlichen, ethisch-religiösen, medizini-
schen und juristischen Aspekte der Organ-
spende beleuchtet werden.
Deutsche Stiftung Organtransplantation
(DSO)
Informationen zur Organspende
2
Hinweise zur Verwendung der MaterialienIn dieser Broschüre gibt es an mehreren
Stellen Hinweise auf ergänzende Materi-
alien oder Aktionen:
• Einsatz von Folien
• Ansatzpunkte für eigenständige
Recherchen der Schüler
• Ideen für Gruppenarbeiten
• Vorschläge, um den Unterricht durch
Vorträge von Betroffenen zu ergänzen.
Dabei werden die folgenden Symbole ver-
wendet:
Symbol Folie 3Die Unterrichtsmaterialien werden durch
Folien ergänzt, die zur Präsentation ver-
wendet werden können. Sie können von
der Homepage der Deutschen Stiftung
Organtransplantation (DSO) unter dem
folgenden Link heruntergeladen werden:
http://www.dso.de/organspende-und-
transplantation/thema-organspende/ma-
terialien-fuer-den-unterricht.html
Symbol Maus 8Hier finden Sie Links zu weitergehenden
Recherchemöglichkeiten.
Symbol Hand IHier finden Sie Anregungen für Gruppen-
arbeiten oder Diskussionen in der Klasse.
Symbol Ausrufezeichen ?!
Hier finden Sie zusätzliche Informationen
oder Verweise innerhalb der Broschüre.
ArbeitsblätterZum Einsatz im Unterricht finden Sie Vor-
lagen für Arbeitsblätter mit Lösungen auf
der Homepage der Deutschen Stiftung Org-
antransplantation (DSO) unter dem folgen-
den Link: http://www.dso.de/organspende-
und-transplantation/thema-organspende/
materialien-fuer-den-unterricht.html
Es gibt Arbeitsblätter zu folgenden
Themenbereichen:
• Arbeitsblatt 1: Organspendeausweis
• Arbeitsblatt 2: Häufige Fragen
zur Organspende
• Arbeitsblatt 3: Transplantationsgesetz
• Arbeitsblatt 4: Aufgabenverteilung
• Arbeitsblatt 5: Ablauf einer Organspende
Informationen zur Organspende
3
TEXT
Informationen zur Organspende
4
Die Welt mit anderem Herzen sehen
Inhalt
Kapitel 1: Einführung – Organspende und Transplantation 5
Kapitel 2: Gewebespende 9
Kapitel 3: Rechtliche Grundlagen: Das Transplantationsgesetz 11
Kapitel 4: Der Hirntod 14
Kapitel 5: Ethische Grundlagen – Standpunkte der Weltreligionen 17
Kapitel 6: Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) 18
Kapitel 7: Ablauf einer Organspende 19
Kapitel 8: Angehörige von Organspendern 21
Kapitel 9: Zehn Fragen und zehn Antworten 23
Kapitel 10: Das Leben mit einem neuen Organ 26
Kapitel 11: Warten auf die Transplantation 27
Kapitel 12: Patientenverbände 29
Kapitel 13: Prominente für Organspende 30
Kapitel 14: Infos im Web 33
Impressum 35
Informationen zur Organspende
5
1 Informationen zur Organspende
5
In Deutschland warten rund 11.000 Menschen auf ein Spenderorgan,
auf eine Lunge, eine Niere, ein Herz, eine Leber, auf ein Pankreas
(Bauchspeicheldrüse) oder einen Dünndarm. Viele von ihnen hoffen
vergebens auf das lebensrettende Organ, nur für rund 4.000 Menschen,
also etwa für jeden Dritten, findet sich ein passendes Organ. Dann setzt
ein Wettlauf mit der Zeit ein. Nur das perfekt aufeinander abgestimmte
Zusammen spiel zwischen der fortgeschrittenen Transplantationsmedizin,
der i Stiftung Eurotransplant (Vermittlungsstelle zwischen Spender
und Empfänger) und der i Deutschen Stiftung Organtransplantation
DSO (Koordinierungsstelle für Organspende) rettet Leben.
Seit der ersten Nierenübertragung in
Deutschland durch 3Professor Wilhelm
Brosig 1963 im damaligen Berliner Klini-
kum Charlottenburg sind in Deutschland
über 116.000 Organe transplantiert worden.
Nierentransplantationen finden am häu-
figsten statt, gefolgt von Leber- und Herz-
verpflanzungen. Seltener, aber mit anstei-
gender Tendenz, sind Übertragungen der
Bauchspeicheldrüse und der Lunge. Welt-
weit wurden im Jahr 2011 über 76.000
Nieren, mehr als 23.000 Lebern und
über 5.000 Herzen verpflanzt (Newsletter
Transplant, Vol. 18, No. 1, 2013).
Viele Patienten warten vergebens
In Deutschland warten rund 11.000 Men-
schen auf ein Spenderorgan, auf eine
Lunge, eine Niere, ein Herz, eine Leber,
eine Bauchspeicheldrüse oder einen Dünn-
darm. Viele von ihnen hoffen vergebens.
Im Jahre 2013 gab es im bundesweiten
Durchschnitt gerade mal 11 Menschen
pro eine Million Einwohner, die nach ih-
rem Tod Organe gespendet haben. Und
das, obwohl sich Organspende nach dem
Tod auf eine sehr breite Zustimmung in
der Bevölkerung stützen kann. Ein großes
Missverhältnis zwischen Denken und Han-
deln.
i Nähere Informationen
zu Eurotransplant
und der DSO
auf den Seiten 18 und 20
Einführung – Organspende und Transplantation
ILehrer in Aktion:
Was fällt
euch zum Thema
Organspende ein?
Welche Organe können
gespendet und
transplantiert werden?
3 Siehe auch
Folien 1 und 2
1
Informationen zur Organspende 1
6
?! Siehe auch
„10 Fragen und 10 Antworten“
auf den Seiten 23 bis 25
ILehrer in Aktion:
Warum, glaubt ihr,
gibt es einen Mangel
an Organspenden?
Es gibt verschiedene Gründe für den
Mangel an Organspenden. Zum einen sind
viele Menschen nicht dazu bereit, sich mit
dem Thema auseinanderzusetzen. Weiter-
hin haben die bekannt gewordenen Mani-
pulationen bei der Organvergabe zu einem
Vertrauensverlust in der Bevölkerung und
bei den Mitarbeitern in den Krankenhäu-
sern geführt. Derzeit liegen auch keine
validen Daten dazu vor, wie viele mögliche
Qrganpender es gibt.
Es gibt jedoch einige Gründe, sich vorur-
teilsfrei über das Thema Organspende zu
informieren und eine eigene Entscheidung
dazu zu treffen:
• Organspende rettet Leben und ist ein Zei-
chen der Solidarität und Nächstenliebe.
Jeder Organspender kann nach seinem
Tod bis zu sieben schwerkranken Men-
schen die Chance auf ein neues Leben
schenken.
• Organspende geht jeden an: Jeder kann
durch eine Krankheit oder einen Unfall
plötzlich in die Situation geraten, auf ein
neues Organ angewiesen zu sein. Daher
ist es sinnvoll, dass sich jeder mit dem
Thema auseinandersetzt.
• Die Anzahl der Organspenden geht bun-
desweit zurück. Das eigentliche Problem
des Organmangels wird durch die zurück-
gehende Spendenbereitschaft noch wei-
ter verschärft.
• Wer in Deutschland ein Organ spendet,
hat die Sicherheit, dass dieses Organ ein
Patient bekommt, der es dringend benö-
tigt. Es wurden umfassende Maßnahmen
ergriffen: Die betreffenden Richtlinien
zur Transplantationsmedizin wurden
reformiert. Intensive Kontrollen sorgen
für Transparenz und sollen zukünftig
Manipulationen verhindern.
• Aus Fürsorge gegenüber den Angehöri-
gen. Im Falle eines Hirntods müssen diese
in einer schwierigen Situation nach
dem mutmaßlichen Willen des Verstor-
benen entscheiden. Deshalb ist es wich-
tig, die Familie über die eigene, selbst-
bestimmte Entscheidung zur Organ-
spende zu informieren.
• Die Transplantationsmedizin gehört
heute zum Standard der medizinischen
Versorgung und ist so erfolgreich, dass
die gespendeten Organe über Jahrzehnte
hinweg funktionsfähig bleiben und die
Empfänger ein fast normales Leben füh-
ren können.
Informationen zur Organspende
7
1i Nähere Informationen
zum Transplantationsgesetz
ab Seite 11
Organspendeausweis schon ab 16 Jahren
Aufklärung über Organspende und
-transplantation sollte schon bei Jugend-
lichen beginnen, denn bereits ab dem 14.
Lebensjahr kann man einer Organentnahme
widersprechen, ab dem 16. Lebensjahr kann
jeder für sich entscheiden, ob er nach dem
Tode Organe spenden möchte. Schüler soll-
ten über die Möglichkeiten der Organspen-
de und -transplantation informiert werden,
denn nur so können sie sich eine eigene
Meinung bilden und das Gehörte in den
Familien- und Freundeskreis tragen. Die
Behandlung des Themas im Unterricht kann
somit für die Organspende sensibilisieren
und eine Entscheidungsfindung fördern.
Das Transplantationsgesetz
Erschreckende Nachrichten über Organ-
handel und unerlaubte Entnahmen von
Organen in Ländern wie beispielsweise
Indien oder Brasilien verlangen nach einer
eindeutigen gesetzlichen Regelung. Das
am 1. Dezember 1997 in Kraft getretene
i Transplantationsgesetz (TPG) schließt
jeden Missbrauch aus und schafft Rechts-
sicherheit für Spender, Empfänger und alle
an der Organentnahme Beteiligten. Es sorgt
für Chancengleichheit unter allen Organ-
emp-fängern, da die Verteilung streng nach
bundesweit einheitlichen Richtlinien erfolgt.
Konsequenzen aus Manipulationsvorwürfen
Im Juli 2012 wurde öffentlich bekannt,
dass einzelne Ärzte am Transplantations-
zentrum in Göttingen Daten manipuliert
haben, um ihren Patienten schneller zu
einem Organ zu verhelfen. In der Folge
wurden auch an weiteren Kliniken Mani-
pulationen aufgedeckt.
In der Folge haben die Bundesärztekam-
mer, die Deutsche Krankenhausgesell-
schaft und der Gesetzgeber eine Reihe von
Maßnahmen umgesetzt, um die Trans-
parenz zu erhöhen und die Kontrolle zu
stärken.
Unter anderem werden nun alle Trans-
plantationszentren mindestens einmal in
drei Jahren unangekündigt vor Ort ge-
prüft. Auch die Richtlinien der Bundesärz-
tekammer zur Wartelistenführung wurden
geändert: Eine Transplantationskonferenz
entscheidet jetzt unter Gewährleistung
eines mindestens Sechs-Augen-Prinzips
über die Aufnahme von Patienten auf die
Warteliste.
ILehrer in Aktion:
Was meint ihr, wie stehen
die meisten Menschen
zur Organspende?
8 Die Ergebnisse von
Umfragen zur Organspende
finden Sie unter
www.dso.de/organspende-
und-transplantation/thema-
organspende/umfragen-zur-
organspende.html
Informationen zur Organspende 1
8
die erste Niere 1954 in Boston und die
erste Leber 1967 in Denver transplantiert.
1966 konnte die erste Bauchspeicheldrü-
se in Minneapolis übertragen werden.
Die erste Lunge wurde 1963 in Jackson,
Mississippi verpflanzt. Aber auch in den
letzten Jahren gab es durch die Weiterent-
wicklung in der Transplantationsmedizin
neue Erfolge. 1997 wurde in München
die erste erfolgreiche Herz-Lungen-Leber-
Transplantation durchgeführt und 1999
in Bad Oeynhausen zum ersten Mal ein
Kunstherz implantiert.
Auch heute reagiert der menschliche
Körper grundsätzlich mit Abstoßung auf
fremdes Gewebe. Dank Medikamenten zur
Verhinderung der Abstoßung beträgt die
Ein-Jahres-Transplantationsüberlebensrate
durchschnittlich 75 Prozent und nach fünf
Jahren über 60 Prozent. Das heißt, 75
bzw. 60 Prozent der verpflanzten Organe
funktionieren noch nach einem bzw. fünf
Jahren.
Meilensteine der Transplan- tationsmedizin – vom medizi- nischen Wunder zum etablierten Behandlungsverfahren.
Über halbes Jahrhundert ist es nun
her, seit weltweit die erste Niere erfolg-
reich transplantiert wurde. Das medizini-
sche Wunder von Boston, welches 1954
dem amerikanischen Chirurgen Joseph
E. Murray gelang, gehört heute weltweit
zum medizinischen Alltag. In Deutschland
werden derzeit in rund 50 Transplan-
tationszentren jedes Jahr bei tausenden
Patienten Organe transplantiert. Aber
nicht nur die Anzahl, sondern auch die
langfristige Erfolgsrate der Organver-
pflanzung ist gestiegen. Das war zu Be-
ginn der Transplantationsmedizin noch
ganz anders. Am 3. Dezember 1967 im
Groote-Schuur-Hospital in Kapstadt trans-
plantierte ein 30-köpfiges medizinisches
Team unter der Leitung des südafrikani-
schen Herzchirurgen Dr. Christiaan N.
Barnaard dem 55 Jahre alten Patienten
Louis Washkansky das Herz eines anderen
Menschen. 18 Tage nach der Organtrans-
plantation starb Louis Washkansky, sein
Körper stieß das fremde Herz ab.
Die Transplantationsmedizin entwickelt
sich ständig weiter, immer wieder kom-
men neue 3 Meilensteine in der Erfolgs-
geschichte der Transplantationsmedizin
hinzu. So wurde weltweit zum Beispiel
3 Ausführliche
Informationen zu den
„Meilensteinen der
Organtransplantation“
gibt es auf der Folie 3
& Abbildung:
„Illustrated History of Organ
Transplantation“, von R. Küss,
und P. Bourget, Sandoz, 1992.
Louis Washkansky überlebte seine Herzoperation gerade mal 18 Tage. Das war 1967. Heute funktioniert
ein Spenderorgan dank der standardisierten Operationstech-nik und der Entwicklung von Medikamenten, die eine Abstoßung besser unterdrücken, über viele Jahre hinweg.
Informationen zur Organspende
9
2
Die Hornhauttransplantation am Auge
ist die am häufigsten durchgeführte und
erfolgreichste Transplantation weltweit.
Ein Mensch, der durch eine Hornhaut-
trübung fast erblindet war, kann durch die-
sen Eingriff das Sehvermögen vollständig
wiedererlangen. Dr. Eduard Konrad Zirm
war 1905 der erste Arzt, der eine erfolg-
reiche Hornhauttransplantation vornahm.
Die Gewebe stammen von Mehrorgan-
spendern. Die Transplantate werden in
Krankenhäusern entnommen und in
Gewebebanken auf ihre Verwendbarkeit
geprüft, aufbereitet und bis zur Transplan-
tation aufbewahrt. So sind Herzklappen,
präpariert und auf 180° Celsius tiefgefro-
ren, bis zu fünf Jahre haltbar. Zwischen
Entnahme und Transplantation kann hier
also ein sehr langer Zeitraum liegen. Horn-
haut dagegen kann sogar noch 72 Stunden
nach dem Tod eines Spenders entnommen
werden. Sie muss allerdings, entsprechend
präpariert, schon innerhalb von zwei bis
drei Wochen transplantiert werden.
Da Gewebepräparate vor der Trans-
plantation zahlreiche Verarbeitungsschrit-
te durchlaufen, gelten für sie zusätzliche
und umfangreichere gesetzliche Bestim-
mungen als für die Organtransplantation.
Das Gewebegesetz regelt seit dem 1. Au-
gust 2007 den Umgang mit menschlichen
Geweben und Zellen. Das Gewebegesetz
findet seine Umsetzung im Arzneimittel-
und Transplantationsgesetz.
Im Transplantationsgesetz (TPG) wer-
den die Voraussetzungen zur Entnahme
von Organen und Gewebe geregelt. So
ist eine Entnahme ohne Zustimmung des
Spenders z. B. durch Organspendeausweis,
Patientenverfügung oder seiner nächsten
Angehörigen nicht zulässig.
Weiterhin werden Spenderkriterien festge-
legt und die Auflagen für Gewebeeinrich-
tungen geregelt. Auch das Handelsverbot,
die Dokumentations- und Meldepflicht, so-
wie das Gewebeeinrichtungsregister sind
hier festgeschrieben.
iDie am häufigsten
durchgeführten Gewe-
betransplantationen in
Deutschland pro Jahr:
5.000 – 6.000
Hornhauttransplantationen
700 – 800
Herzklappen- und Gefäß-
transplantationen
Neben Organspende ist Gewebespende ein weiterer wichtiger Bereich
der Transplantationsmedizin. Übertragbare Gewebe wie Hornhaut der
Augen, Teile der Haut, Herzklappen und Teile der Blutgefäße, des
Knochengewebes, des Knorpelgewebes und der Sehnen können
transplantiert werden.
Gewebespende
Dr. Eduard Konrad Zirm
Bild
: ww
w.d
rzirm
.org
Informationen zur Organspende
10
2Im Paragraph 9 Absatz 3 des TPG ist fest-
geschrieben, dass die Organentnahme Vor-
rang vor der Gewebespende hat. Die Orga-
nentnahme darf nicht durch die Gewebe-
entnahme beeinträchtigt werden.
Das Arzneimittelgesetz regelt die Erlaub-
nis der Gewinnung, der Be- und Verarbei-
tung menschlicher Gewebe sowie die dafür
geforderten Laboruntersuchungen. Auch
die Anforderungen an das zu entnehmen-
de Personal und die Räumlichkeiten sind
hier festgelegt.
Kommt ein verstorbener Mensch für eine
Gewebespende in Betracht, informieren die
behandelnden Ärzte die zuständige Gewe-
bebank. Dabei kann es sich um eine kran-
kenhauseigene Gewebebank, eine selbst-
ständige oder gemeinnützige Gewebebank
handeln, mit der das Krankenhaus zu-
sammenarbeitet. Die Entnahme kann im
OP, im Sektionssaal eines pathologischen
oder rechtsmedizinischen Instituts oder
sogar in einem Bestattungsinstitut vorge-
nommen werden. Gewebespenden werden
nicht sofort transplantiert, sondern zu-
nächst in speziellen Gewebebanken ge-
reinigt, aufgearbeitet und konserviert und
fallen so unter das Arzneimittelschutzge-
setz. Das dort gelagerte Gewebe wird auf
Krankheitserreger untersucht und nach
bestimmten Methoden gelagert, um Infek-
tionen beim Empfänger zu verhindern. Es
folgen serologische und mikrobiologische
Untersuchungen des Spendermaterials.
Die Gewebebanken sind jeweils auf ganz
bestimmte Transplantate ausgerichtet. Es
gibt zum Beispiel Knochen-, Augenhorn-
haut- (Cornea) und Herzklappenbanken.
Grundsätzlich ist die Gewebespende
bis ins hohe Alter möglich. Der älteste
Augenhornhautspender war 102 Jahre alt.
Es gibt verschiedene Ausschluss-
kriterien, wie zum Beispiel Hepatitis, HIV,
Creutzfeldt-Jacob und andere Erkrankun-
gen, die im Einzelfall geprüft werden müs-
sen. Eine Ausnahme: Die Augenhornhaut
kann auch bei einer akuten Krebserkran-
kung außer bei Blutkrebs und Gehirntu-
moren entnommen werden.
Wer Organe oder Gewebe erhalten hat
darf nicht Gewebe spenden. Durch die ein-
genommenen Immunsuppressiva werden
die Werte der serologischen Untersuchun-
gen verfälscht und Krankheiten können
dadurch nicht erkannt werden.
Informationen zur Organspende
11
3
I Lehrer in Aktion:
• Welche Bereiche regelt dieses Gesetz?
• Was sind die Voraussetzungen einer Organspende?
• Wer muss einer Organentnahme zustimmen?
•
8 Das TPG steht im Internet unter
www.dso.de
Kernpunkte des
Transplantationsgesetzes:
Organspende,
Organvermittlung und
Organtransplantation sind
getrennte Verantwortungs-
bereiche.
Organhandel
sowie der Versuch
werden in Deutschland
unter Strafe gestellt.
Voraussetzung
zur Organentnahme
Die Entscheidung des
Verstorbenen zu Lebzeiten
für oder gegen eine Organ-
spende ist maßgeblich.
Ist diese nicht im Organ-
spendeausweis dokumentiert
oder bekannt, entscheiden die
nächsten Angehörigen auf der
Grundlage des mutmaßlichen
Willens des Verstorbenen.
Organe dürfen erst entnommen
werden, wenn der Hirntod
zweifelsfrei festgestellt wurde.
Dies muss von zwei in dieser
Diagnostik erfahrenen Ärzten
festgestellt werden, die nicht
Mitglied des Organentnahme-
teams und nicht in die nach-
folgende Organübertragung
eingebunden sein dürfen.
Das Untersuchungsergebnis
ist in einem bundesweit
einheitlichen Protokoll
zu dokumentieren,
das von den Angehörigen
eingesehen werden kann.
Jeder Mensch sollte zu Lebzeiten eine Entscheidung zur Organspende
treffen, sie dokumentieren und im Familien– und Freundeskreis
besprechen. Dazu ist es wichtig, die wesentlichen Regelungen zur
Organspende, die im Transplantationsgesetz (TPG) festgelegt sind,
zu kennen.
Rechtliche Grundlagen: Das Transplantationsgesetz
Nach kontrovers geführten Diskussio-
nen mit Vertretern aus Medizin, Politik,
Ethik und Öffentlichkeit im Vorfeld der Ge-
setzgebung wurde das TPG im Juni 1997
fraktionsübergreifend mit großer Mehr-
heit durch den Bundestag verabschiedet.
Das Gesetz gilt für die Spende und die
Entnahme von menschlichen Organen oder
Geweben zum Zwecke der Übertragung
sowie für die Übertragung der Organe oder
der Gewebe einschließlich der Vorberei-
tung dieser Maßnahmen. Ziel des TPG ist
es, Unsicherheiten auszuräumen, Gleich-
behandlung zu gewährleisten und das
Vertrauen der Bevölkerung in die Organ-
spende zu stärken. 3
Im Jahr 2012 wurde die bisherige erweiterte
Zustimmungslösung durch die Entschei-
dungslösung ersetzt mit dem Ziel, die Bereit-
schaft zur Organspende zu steigern. Alle
Bundesbürger sollen ihre eigene Bereitschaft
zur Organ- und Gewebespende auf Grund-
lage fundierter Informationen prüfen und
schriftlich festhalten. Die Krankenkassen
stellen ihren Versicherten dazu alle zwei
Jahre einen Organspendeausweis und Infor-
mationsmaterial zur Verfügung. Niemand
wird jedoch zu einer Entscheidung gezwungen.
Der Wille des Verstorbenen zu Lebzeiten hat
Vorrang. Ist er nicht dokumentiert oder be-
kannt, entscheiden die nächsten Angehöri-
gen auf der Grundlage des mutmaßlichen
Willens des Verstorbenen.
Seit 2012 schreibt das Gesetz auch vor, dass
alle Krankenhäuser mit Intensivstation einen
Transplantationsbeauftragten bestellen müs-
sen. Der Transplantationsbeauftragte hat
dafür Sorge zu tragen, dass die Kranken-
häuser ihrer Pflicht zur Meldung möglicher
Organspender an die DSO nachkommen.
Er kümmert sich darum, dass es in seinem
Krankenhaus feste Handlungsabläufe für
den Fall einer Organspende gibt. Er infor-
miert das ärztliche und pflegerische Personal
im Krankenhaus regelmäßig über die Organ-
spende.
3 Hierzu gibt es
die Folien 4 und 5
Informationen zur Organspende
12
3
Vermittlung
und Transplantation
Für die Übertragung vermitt-
lungspflichtiger Organe führen
Transplantationszentren
Wartelisten. Die Organzutei-
lung erfolgt nach Regeln, die
dem Stand der Erkenntnisse
der
medizinischen Wissenschaft
entsprechen (in Deutschland
nach den Richtlinien der
Bundesäztekammer), insbeson-
dere aber nach den Kriterien
Erfolgsaussicht und Dringlich-
keit über eine zentrale Ver-
mittlungsstelle. Dies ist die
gemeinnützige Stiftung
Eurotransplant im niederländi-
schen Leiden.
Die Transplantation von
Organen wie Herz, Lunge,
Leber, Bauchspeicheldrüsen,
Dünndarm oder Niere darf nur
in von den Landesregierungen
dafür zugelassenen Kliniken,
den Transplantationszentren,
vorgenommen werden.
Andere Länder, andere Gesetze
IAndere Länder haben oft andere ge-
setzliche Regelungen. Deutsche Bundes-
bürger sollten auch die von der in Deutsch-
land geltenden Entscheidungslösung ab-
weichenden Regelungen kennen, da im
Todesfall im Ausland vom Grundsatz
her das entsprechende Ländergesetz
gültig ist. Ausnahme ist Belgien, dort
beschränkt sich das Gesetz ausdrück-
lich auf belgische Staatsangehörige. Im
europäischen Ausland werden jedoch im
Fall einer Organspende – unabhängig von
der gesetzlichen Regelung – immer auch
die Angehörigen befragt. Deshalb ist es
wichtig, seine Entscheidung zur Organ-
spende der Familie mitzuteilen. Für alle
Fälle kann ein Beiblatt zum Organspende-
ausweis in neun verschiedenen Sprachen
von der Internetseite der Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
heruntergeladen werden.
Entscheidungslösung:Jede Bürgerin und jeder Bürger soll die eigene Bereitschaft zur Organ- und Ge-webespende auf der Grundlage fundierter Informationen prüfen und schriftlich festhalten. In Deutschland stellen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen ihren Versicherten derzeit noch alle zwei Jahre einen Organspendeausweis zur Verfügung, verbunden mit der Aufforderung seine persönliche Entscheidung in diesem Dokument schriftlich festzuhalten. Dabei kann die Entscheidung sowohl für oder gegen eine Organ- und Gewebespende getroffen werden oder ganz auf eine Entscheidung verzichtet werden.
Widerspruchslösung: Die Organentnahme ist grundsätzlich zulässig, wenn der Spender zu Leb- zeiten nicht ausdrücklich mündlich oder schriftlich widersprochen hat.
Enge Zustimmungslösung: Organentnahme ist verboten, wenn der Spender nicht schriftlich oder mündlich zugestimmt hat. Eine fehlende Einwilligung kann später durch niemanden nachgereicht werden.
Erweiterte Zustimmungslösung: Liegt keine schriftliche Stellungnahme vor, kann die Einwilligung zur Organent-nahme auch nach dem Tod vom nächsten Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des möglichen Organspenders gegeben werden. Das heißt, die Entschei-dung wird in diesen Fällen im erweiterten Kreis (nächste Angehörige) getroffen.
I Lehrer in Aktion:
Wo war euer letzter Urlaub?
Auf welchen rechtlichen
Grundlagen basiert die Organ-
spende in diesem Land?
Was könnten die Vorteile,
was die Nachteile der unter-
schiedlichen Regelungen sein?
8 Die rechtlichen Rege-
lungen der Länder im Euro-
transplant-Bereich finden
sich im Internet unter
www.dso.de
Informationen zur Organspende
13
3 Ganz wichtig: Der Organspendeausweis
ist nur eine Möglichkeit, seinen Willen
schriftlich zu äußern. Jede andere schrift-
liche Erklärung ist auch gültig. Mit dem
Ausweis kann sich jeder zu Lebzeiten für
oder gegen Organspende entscheiden. Au-
ßerdem kann man im Ausweis festhalten,
!? welche Organe entnommen werden
dürfen bzw. welche nicht. Auch kann man
für den Fall seines Todes die Entscheidung
über eine Organspende auf eine andere
Person übertragen.
Der Organspendeausweis
Mit dem Transplantationsgesetz hat
der Gesetzgeber Rechtssicherheit und
i Transparenz in der Organspende ge-
schaffen; gleichzeitig wurde der Organ-
spendeausweis 3 eingeführt. Er kann
kostenlos bei der DSO (www.dso.de),
der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (www.bzga.de) oder beim
gebührenfreien Infotelefon Organspende
(0800-90 40 400) angefordert werden.
Wissenswertes zum Thema Organspendeausweis:Man sollte immer den Organspendeausweis oder eine andere
schriftliche Erklärung bei sich haben. Es gibt keine zentrale
Erfassung von Personen, die bereit sind, nach ihrem Tod
Organe zu spenden. Jede Entscheidung kann also jederzeit im
Organspendeausweis geändert werden.
Eine Zustimmung ist ab dem 16. Lebensjahr, eine Ablehnung
bereits ab dem 14. Lebensjahr möglich.
Grundsätzlich kann jeder seine Organe nach dem Tod spenden;
Ausnahmen sind akute Krebserkrankungen oder Infektionskrank-
heiten wie HIV. Endgültig kann erst im Todesfall entschieden
werden, ob eine Organspende tatsächlich möglich ist.
Organspende ist in Deutschland gesetzlich geregelt. Die Entscheidung jedes Einzelnen liegt im ganz persön-
lichen Ermessen. Deshalb: Darüber nachdenken, im Fami-lien- und Freundeskreis über Organspende sprechen, eine Entscheidung treffen und diese im Organspendeausweis dokumentieren!
i Einfluss darauf, wer nach
dem Tod die Organe
bekommt, hat man nicht.
Auch die Empfänger werden
nie erfahren, wer die Organe
gespendet hat. Grund:
Strikter Datenschutz und
Wahrung der Anonymität
des Spenders.
!? Siehe auch
„10 Fragen und 10 Antworten“
auf den Seiten 23 bis 25
3 Informationen zum
Organspendeausweis
auf Folie 6
ILehrer in Aktion: Was kann man im Organspendeausweis regeln?
Stell dir vor, jemand in deinem Verwandten- oder Bekanntenkreis
stirbt und könnte Organe spenden. Welche Probleme haben
die Hinterbliebenden bei der Entscheidungsfindung?
Informationen zur Organspende
14
4Bis vor rund fünfzig Jahren galt der Stillstand der Atmung sowie der
Herz-Kreislauf-Tätigkeit als eindeutiges Zeichen für den Tod eines
Menschen. Fortschritte in der intensivmedizinischen Behandlung
verlangten danach, diese bis dahin gültigen Todeskriterien zu über-
denken und zu ergänzen.
Der Hirntod
Mit der Einführung der modernen Inten-
sivmedizin war es möglich, Patienten über
einen längeren Zeitraum künstlich zu be-
atmen und in einigen Fällen mittels Herz-
druckmassage, Elektrostimulation und
Medikamenten den Herzstillstand zu über-
winden. Problematisch in dieser Situation
ist somit nicht die Wiederbelebung des
Herzens sondern die „Wiederbelebung“ des
Gehirns, das am empfindlichsten auf Sauer-
stoffmangel reagiert.
Das endgültige Erlöschen aller Hirnfunktionen gilt als sicheres Todeszeichen
In diesem Zusammenhang beobachten
Ärzte, dass die Gehirnfunktion zum Bei-
spiel durch einen schweren Autounfall,
einen Schlaganfall, einen Gehirntumor
oder länger dauernden Sauerstoffmangel
unwiederbringlich verloren gehen kann,
trotz künstlicher Beatmung und auf-
rechterhaltener Herz-Kreislauf-Tätigkeit.
Mit dem Hirnfunktionsverlust ist die zen-
trale Steuerung von Herz, Kreislauf und
Atmung nicht mehr möglich.
Jede bewusste Wahrnehmung, auch die
der Schmerzempfindung und des Den-
kens, ist für immer verloren. Eine Wieder-
erlangung des Bewusstseins und der zen-
tralen Steuerungsfähigkeit für alle Körper-
funktionen ist ausgeschlossen.
Der Grund: Das 3 Gehirn ist von der
Gesamtdurchblutung abgekoppelt. Selbst
wenn der übrige Körper noch durchblutet
wird, zerfallen die Gehirnzellen.
Diesen endgültigen, durch keine Thera-
pie behebbaren Ausfall der Gesamtfunk-
tion des Groß- und Kleinhirns sowie des
Hirnstamms bezeichnet man als Hirntod,
genauer als Gesamthirntod. Er ist nach
weltweit anerkanntem wissenschaftlich-
medizinischem Erkenntnisstand ein siche-
res Todeszeichen des Menschen.
3 Hierzu gibt es
die Folie 7 und 8
Informationen zur Organspende
15
4 Bedeutung des Hirntods
Die Bedeutung des 3Hirntods als
sicheres Todeszeichen liegt darin, dass mit
dem irreversiblen Ausfall der Gesamtfunk-
tion des Gehirns die leiblich-seelische, kör-
perlich-geistige Einheit unwiederbringlich
beendet ist.
Im Transplantationsgesetz (TPG) wurde
festgeschrieben, dass für die postmor-
tale Organspende eine Organentnahme
nur zulässig ist, wenn zuvor der Tod
des Organspenders durch speziell darin
erfahrene Ärzte zweifelsfrei festgestellt
wurde. Die Aufgabe dieser Ärzte ist es,
den eingetretenen Tod mit geeigneten Me-
thoden nachzuweisen, die dem Stand der
Erkenntnisse der medizinischen Wissen-
schaft entsprechen (in Deutschland nach
den Richtlinien der Bundesärztekammer).
Das Gesetz bestimmt zwar nicht, mit wel-
chen diagnostischen Mitteln der Hirntod
festzustellen ist, legt jedoch fest, dass er
die medizinische Voraussetzung für die
Organentnahme ist.
Die Feststellung des Hirntods ist nicht
nur die Voraussetzung für die Organent-
nahme, sondern auch für die Beendigung
einer erfolglos gewordenen Behandlung.
Feststellung des Hirntods
Der Hirntod lässt sich zweifelsfrei fest-
stellen. Die Hirntoddiagnostik verläuft in
Deutschland nach einheitlichen Kriterien:
Die Voraussetzungen und Vorgehensweise
werden in einem bundesweit einheitlichen
Protokoll dokumentiert und sind somit
jederzeit überprüfbar.
Unter intensivmedizinischen Bedingun-
gen, bei künstlicher Aufrechterhaltung von
Atmung und Kreislauf, ist es für die An-
gehörigen oft nur schwer nachvollziehbar,
dass die Gehirnfunktion unwiederbringlich
erloschen ist. Deshalb ist es wichtig, die
Schritte der Hirntoddiagnostik genau zu
erklären.
Nur wenige sterben am Hirntod
Spender können demnach nur hirntote
Patienten mit künstlich aufrechterhalte-
nem Herz-Kreislauf-System sein. Da aber
in den meisten Fällen zuerst der Herzstill-
stand eintritt, kommen nur wenige Verstor-
bene als Organspender infrage.
3 Hierzu siehe auch
Folie 7 und 8
Informationen zur Organspende
16
4Die Meinung der Kirchen zum Hirntod
Die beiden großen Kirchen haben sich
schon 1990 mit Organspende und -trans-
plantation und den theologischen und ethi-
schen Fragestellungen dazu beschäftigt. Organspende und -transplantation wird
von beiden Glaubensgemeinschaften als
Möglichkeit gewürdigt, über den Tod hin-
aus sein Leben in Liebe für den Nächsten
hinzugeben.
„Im Auferstehungskapitel, dem 15. Kapi-
tel des 1. Korintherbriefs, wird die Leiblich-
keit des Auferstandenen, also die Leiblich-
keit des Auferstehungskörpers, wesentlich
unterschieden von der vergänglichen, ver-
weslichen, sterblichen Leiblichkeit, in der
wir alle existieren. Wir alle wissen, dass
der Körper in dem wir leben nicht unbe-
einträchtigt und unbeschädigt auf die Auf-
erstehung wartet, sondern dass der Körper
nach dem Tod zerfällt. Die Auferstehungs-
hoffnung geht also über diese Sterblichkeit
und Verweslichkeit des menschlichen Kör-
pers hinaus. Krankheit soll nicht einfach
hingenommen werden, ohne alles Men-
schenmögliche zu tun. Jesus heilte Kranke
mit ihm zur Verfügung stehenden Mitteln.
Genauso ist es kein Zeichen des Unglau-
bens, wenn wir heute alle Möglichkeiten
und Fortschritte der Medizin in Anspruch
nehmen.“
& Bischof Wolfgang
Huber, Vorsitzender
des Rates der Evangeli-
schen Kirche in Deutsch-
land, 2004, Auszug aus
dem TV-Beitrag „Das
zweite Leben fünf Jahre
später“, 2004, rbb
& Abbildung:
„Illustrated History of
Organ Transplantation“,
von R. Küss und P.
Bourget, Sandoz, 1992
Die Schutzheiligen Cosmas und Damian. Nach einer Sage haben sie um 280 nach Christus
einem Kaufmann, dessen Bein durch einen Tumor zerstört war, das Bein eines verstorbenen
Mohren transplantiert.
Herz- und Atemstillstand können überwunden werden, der Verlust der Gehirnfunktionen dagegen nicht.
Der Hirntod gilt als sicheres Todeszeichen und ist Voraus- setzung für eine Organentnahme.
Informationen zur Organspende
17
5„Die Organspende ist eine besondere Form, die Nächstenliebe zu bezeu-
gen. (...) Tatsächlich gibt es eine Verantwortung der Liebe und Barmher-
zigkeit, die dazu verpflichtet, das eigene Leben zu einem Geschenk für
die anderen zu machen, wenn man sich wirklich selbst verwirklichen will.
Wie der Herr Jesus uns gelehrt hat, wird nur derjenige sein Leben retten
können, der bereit ist, es hinzugeben (...)“ Papst Benedikt XVI, 2008
Ethische Grundlagen
Hier sind sich die beiden großen deut-
schen Kirchen einig. Sie erklären, dass
Organspende nach dem Tod aus christli-
cher Sicht ein Zeichen der Nächstenliebe
und Solidarität ist. 1990 gaben sie dazu
eine gemeinsame Erklärung ab.
Standpunkte der WeltreligionenEs ist interessant zu vergleichen, wie
sich weltweit verschiedene 8 Religio-
nen zur Organspende äußern. Die meisten
großen Religionen unterstützen die Organ-
spende als einen Akt der Nächstenliebe
und Solidarität.
Die katholische und die evange-lische Kirche in DeutschlandDie Deutsche Bischofskonferenz unter
der Leitung des damaligen Bischofs Karl
Lehmann erarbeitete zusammen mit dem
Rat der Evangelischen Kirche 1990 eine
Aus christlicher Sicht ist die Bereitschaft zur Organspende nach dem Tod ein Zeichen der
Nächstenliebe und Solidarisierung mit Kranken und Behinderten
Aus der Gemeinsamen Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, 1990
I Hier ist ein fächer-
übergreifender Unterricht
möglich, z.B. in Biologie,
Ethik oder Kunst.
8 Informationen zur
Einstellung der Religionen
unter
www.organspende-info.de
& Herausgeber:
Sekretariat der Deutschen
Bischofskonferenz,
Kaiserstraße 161, 53113 Bonn
– und Kirchenamt der
Evangelischen Kirche in
Deutschland, Herrenhäuser
Straße 12, 30419 Hannover
3 Siehe auch
Folie 9
&gemeinsame Erklärung zur Organ-
spende. Diese Erklärung befürwortet beide
Formen der Organspende, sofern Organ-
handel ausgeschlossen, die Würde des hirn-
toten Spenders gewahrt und die Freiwillig-
keit der Lebendspende gegeben ist. Betont
wird, dass niemand „einen Anspruch auf
Körperteile eines lebenden oder toten
Mitmenschen“ hat.
Zur postmortalen Organspende besagt
die Erklärung: „Vom christlichen Verständ-
nis des Todes und vom Glauben an die
Auferstehung der Toten kann auch die
Organspende von Toten gewürdigt werden.
(...)“ Wer einer Organspende zustimmt,
handelt gemäß der gemeinsamen Erklä-
rung ethisch verantwortlich.
Informationen zur Organspende
18
6Die DSO fördert gemeinsam mit allen Partnern in Gesundheitswesen
und Politik das Engagement für die Gemeinschaftsaufgabe Organspende.
Dabei setzt sie auf eine aktive, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit
allen Krankenhäusern und stellt den Organspendeprozess durch um-
fassende Unterstützung des Krankenhauspersonals während der Organ-
spende sicher. Die Versorgung der Patientinnen und Patienten auf
der Warteliste mit dem lebensnotwendigen Organ ist das Ziel der DSO.
Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO)
1984 wurde die Deutsche Stiftung Organ-
transplantation gegründet. Sechzehn Jahre
später, im Juli 2000, erhielt die DSO von der
Bundesärztekammer, dem GKV-Spitzenver-
band und der Deutschen Krankenhausge-
sellschaft den im Transplantationsgesetz
festgelegten Auftrag als bundesweite Koor-
dinierungsstelle für Organspende. Seitdem
fungiert die DSO als Bindeglied zwischen
Organspende und Organtransplantation.
Denn Transplantationen sind nur möglich,
wenn Menschen bereit sind, nach dem Tod
zu spenden.
Organspende ist eine gemeinsame Aufgabe
Organspende ist der erste Schritt in einer
langen Behandlungskette. Hierfür will die
DSO das Bewusstsein vor allem in den
Krankenhäusern, aber auch in der Bevöl-
kerung schärfen. Nur wenn viele bereit
sind und mitmachen, kann mehr Menschen
geholfen werden. Die Aufgabe der DSO als
bundesweite Koordinierungsstelle ist es,
dem Willen des Verstorbenen zu folgen und
diesen umzusetzen.
Die DSO will in der Bevölkerung Vertrauen schaf-fen, das Engagement in den Krankenhäusern stär-
ken und eine stabile Entscheidung pro Organspende fördern. Nur wer umfassend informiert ist, kann sich eine Meinung zum Thema bilden.
8 Weitere Infor-
mationen im Internet
unter www.dso.de
Informationen zur Organspende
19
7Der Ablauf einer Organspende ist detailliert in Prozessschritten 3
festgelegt. Spezialisten arbeiten routiniert zusammen mit dem Ziel,
die gespendeten Organe mit einer guten Funktion zu übertragen.
Ablauf einer Organspende
Vom Spender zum Empfänger Kontaktaufnahme mit der DSO Die Intensivstation eines Krankenhauses meldet bei der DSO einen
möglichen Spender. Zwei Ärzte führen unabhängig voneinander die Hirntoddiagnostik nach den Richtlinien der Bundesärztekammer durch.
Frage nach der Einwilligung zur Organentnahme Wenn der Hirntod festgestellt wurde erfolgt das Gespräch mit den
Angehörigen, das in der Regel die behandelnden Ärzte führen. Für eine umfassende Information zur Organspende und -transplantation ist es sinn-voll, dass an diesen Gesprächen ein/e Koordinator/in der DSO teilnimmt.
Medizinische Untersuchungen des Verstorbenen Liegen alle Voraussetzungen für eine Organentnahme vor, wird der
Spender sorgfältig untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch geklärt, ob bei dem Verstorbenen Infektionen oder Tumorerkrankungen vorliegen, die den Empfänger gefährden könnten.
Übermittlung der Untersuchungsdaten an die Vermittlungsstelle Die gewonnenen medizinischen Daten werden an die internationale
Organvermittlungsstelle Eurotransplant in Leiden, Niederlande, weiter- geleitet, die so mit der Vermittlung der Spenderorgane beginnen kann.
Organentnahme und Versorgung des Leichnams Sobald der Vermittlungsentscheid vorliegt, organisiert die DSO in Absprache
mit dem Krankenhaus und den entsprechenden Transplantationszentren die Organentnahme und den Organtransport. Nach der Operation wird der Körper des Organspenders sorgfältig ver- schlossen. Er kann nun für eine Aufbahrung vorbereitet und anschließend bestattet werden.
Organtransport und Transplantation Die Organe werden sorgfältig konserviert und zu den entsprechenden
Transplantationszentren transportiert. Dort werden die Organe in Empfang genommen. Hier endet die Aufgabe der DSO. Die Organe werden dem Patienten übertragen.
3 Siehe auch
Folie 10
Informationen zur Organspende
20
7Aufgaben von Eurotransplant
Die 8 gemeinnützige Stiftung Euro-
transplant im niederländischen Leiden
vermittelt die gespendeten Organe. Seit
ihrer Gründung 1967 ist die Stiftung für
die Vermittlung von Spenderorganen ver-
antwortlich. Auf einer einheitlichen Warte-
liste führt Eurotransplant alle Warte-
listen aus Deutschland, Österreich, Belgien,
Luxemburg, den Niederlanden, Slowenien,
Kroatien und Ungarn zusammen. Durch
den Zusammenschluss dieser Länder soll
vor allem den hochdringlichen Patienten
schneller ein geeignetes Organ vermittelt
werden. In einer Computerdatenbank sind
die für die Vermittlung notwendigen Daten
von derzeit etwa 15.000 Wartelistenpati-
enten (Stand: 2014) des Eurotransplant-
verbundes gespeichert. Eurotransplant
regelt die Verteilung von Spenderorga-
nen und vermittelt und koordiniert auch
den internationalen Austausch. Die Vertei-
Verteilungskriterien
Organ Kriterien
Niere Blutgruppe, Gewebeeigenschaften, Dringlichkeit und Wartezeit
Pankreas Blutgruppe, Gewebeeigenschaften, Dringlichkeit und Wartezeit
Herz Blutgruppe, Größe und Gewicht des Spenders und Dringlichkeit
Lunge Blutgruppe, Größe des Spenders, Dringlichkeit und Erfolgsaussicht
Leber Blutgruppe, Gewicht des Spenders und Dringlichkeit
Die Organvermittlung erfolgt nicht nach Kran-kenversicherung, sozialem Status, Einkommen
oder Geschlecht, sondern rein nach medizinischen Kriterien. Ein Punktesystem garantiert nachprüfbare Gerechtigkeit bei der Organzuteilung.
8 Mehr Informationen
zur Stiftung Eurotransplant
finden Sie unter
www.eurotransplant.org
8 Mehr Informationen
zur Bundesärtzekammer
finden Sie unter
www.baek.de
lungsregeln für die Organe in Deutschland
werden von der 8 Bundesärztekammer
festgelegt.
Kriterien für die Organvermitt-lung
Wird von der DSO ein Spender gemel-
det, so ermittelt Eurotransplant computer-
gesteuert die passenden Empfänger. Als
Kriterien für die Organvermittlung wer-
den die medizinische Dringlichkeit sowie
die bisherige Wartezeit auf ein Spender-
organ berücksichtigt. Ferner gibt es noch
je nach Organ unterschiedliche Kriterien
wie Übereinstimmung der Blutgruppe
und Gewebemerkmale von Spender und
Empfänger, die bei der Entscheidung über
die Vergabe herangezogen werden. Sobald
der Empfänger computergesteuert ausge-
wählt wurde, wird das zuständige Trans-
plantationszentrum durch Eurotransplant
informiert.
Informationen zur Organspende
21
8Angehörige, die plötzlich Mutter, Vater, Kind oder einen anderen
geliebten Menschen verloren haben, beschreiben ihre Trauer als tiefes
Tal, aus dem sie glauben, nie mehr herauszukommen. In ihrem Trauer-
prozess können verschiedene, auch widersprüchliche Gefühle auftreten.
Angehörige von Organspendern
Angehörige, die einen vertrauten Men-
schen verloren haben, der seine Organe
gespendet hat, sind oftmals erleichtert
und fühlen sich in ihrer Trauer ein wenig
getröstet. Es hilft ihnen zu wissen, dass
dank der Spende ein anderer Mensch
weiterleben oder ein Leben in besserer
Qualität führen kann. Es gibt aber auch
Angehörige, die daran zweifeln, ob sie die
richtige Entscheidung getroffen haben,
weil sie sich von ihrer Umgebung un-
verstanden fühlen oder sogar Ablehnung
erfahren.
Bereits im Entscheidungsprozess zur
Organspende entstehen viele Fragen.
Ängste und Sorgen, aber auch Zweifel an
der endgültigen Todesdiagnose beschäf-
tigen die Angehörigen in einer Situation,
die sowieso schon als sehr belastend
erlebt wird. Der verstorbene Angehörige,
der weiter beatmet wird, um die Organ-
funktionen aufrechtzuhalten, sieht nicht
tot aus, sondern wirkt wie ein Schlafender
oder Bewusstloser warm und lebendig. In
dieser Situation fällt es schwer, den Hirn-
tod und damit den Tod des Menschen zu
begreifen und zu akzeptieren. Deshalb ist
es besonders wichtig, dass das Gespräch
mit den Angehörigen ohne Zeitdruck ge-
führt wird und dass die Frage nach der
Organspende so gestellt wird, dass sich
niemand überredet oder bedrängt fühlt.
Wenn Angehörige eine Entscheidung ge-
troffen haben, dann soll diese stabil sein.
Im Gegensatz zu anderen Ländern wie
den USA oder Spanien, in denen das The-
ma Organspende hohe gesellschaftliche Ak-
zeptanz genießt und Angehörige für ihre
Entscheidung zur Organspende öffentlich
geehrt werden, ist das Thema in Deutsch-
land lange Zeit tabuisiert worden.
Um dieses Tabu aufzubrechen und Organ-
spendern sowie Angehörigen eine ange-
messene Würdigung zuteil werden zu
lassen, werden in Zusammenarbeit der
DSO mit den Sozialministerien der Län-
der Organspender und Angehörige im
Rahmen von Veranstaltungen für ihre
Entscheidung öffentlich gewürdigt.
I Lehrer in Aktion:
Wer kennt Blutspender?
Wer kennt die Familie
eines Organspenders?
Wo liegen
die Unterschiede?
Informationen zur Organspende
22
8Viele Angehörige wünschen sich eine
weitere Betreuung nach der Organspende
und die Möglichkeit zum Austausch mit
anderen Betroffenen. Da die bestehenden
Patientenverbände für Transplantierte
oder Wartelistepatienten diese Lücke
nicht schließen können, bieten die Regio-
nen Nord, Mitte, Ost, Bayern und Baden-
Württemberg der DSO Angehörigentreffen,
teilweise auch mit der Ausrichtung auf
Eltern von kindlichen Organspendern an.
Das JA zum Geschenk des Lebens
Ihre letzten Worte zu ihrem Sohn waren: „Tschüss und einen schönen
Tag.“ – Worte, die Jan Breidenbach nie mehr vergisst. Wenige Stun-
den später wurde er als Rettungsassistent zu seiner eigenen Mutter
gerufen. Es war der 6. Mai 2004 um exakt 13.24 Uhr.
„Sie war doch erst 50 und kerngesund“, erklärt er mit stockender
Stimme. „Als ich eintraf, stürmten Kollegen auf mich zu und
fragten, ob ich wüsste, dass meine Mutter der Notfall sei.“ Jan Breidenbach war
geschockt, reagierte aber automatisch so professionell wie er es gelernt hatte.
Mit notärztlichen Sofort-Maßnahmen rettete er das Leben seiner Mutter.
Dann begleitete er seine Mutter ins nächste Krankenhaus. Dort stellte man eine
spezielle Form des Schlaganfalls fest und verlegte sie in ein Uniklinikum, wo Intensiv-
mediziner weiter um ihr Leben kämpften. Man sagte ihm sofort, dass es sehr schlecht
um seine Mutter stehe, aber alles Menschenmögliche getan werde, um ihr Leben
zu retten. Tagelang schwebte seine Mutter zwischen Leben und Tod.
„Am 9. Mai – dem Muttertag – rief mich um 23 Uhr der diensthabende Arzt an und
erklärte mir, dass der Kreislauf meiner Mama immer instabiler würde.“ Sofort machte
er sich auf den Weg ans Krankenbett. Dort angekommen, teilten ihm die Ärzte mit,
dass der Hirntod eingetreten sei. „Das war sehr schlimm für mich“, erinnert sich
Jan Breidenbach.
Im Gespräch mit dem Oberarzt sprach er selbst das Thema Organspende an. „Meine
Mutter hatte mir einmal einen ausgefüllten Organspendeausweis gezeigt und ich hatte
mich sehr negativ dazu geäußert.“ Er konnte den Ausweis nicht mehr finden und sollte
aber eine Entscheidung treffen. Die Worte seiner Tante halfen ihm dabei: „Selbst wenn
Deine Mutter den Ausweis Dir zuliebe vernichtet hat, ist ihre Einstellung zur Organ-
spende positiv gewesen.“
Dieser Satz gab den Ausschlag, einer Organspende doch noch zuzustimmen. Jetzt,
einige Jahre später, ist Jan Breidenbach überzeugt, dass man auf diesem Weg „sehr
kranken Menschen noch eine Chance geben kann, die es für den Spender leider nicht
mehr gibt.“ Und er ist froh über seine Entscheidung, die er letztendlich mit seiner
Mutter gemeinsam getroffen hat.
Informationen zur Organspende
23
9Organspende ist ein komplexes Thema, das jeden betrifft und viele
Fragen aufwirft. Hier gibt es Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Zehn Fragen und zehn Antworten
Ich bin 16 Jahre alt. Benötige ich die Zustimmung eines Erziehungsberechtigten zur Organspende?
Jugendliche können eine eigene Entschei-
dung zur Organspende treffen. Das Trans-
plantationsgesetz sieht vor, dass Jugend-
liche ihre Bereitschaft zur Organspende
ab dem vollendeten 16. Lebensjahr, ihre
Ablehnung ab dem vollendeten 14. Lebens-
jahr erklären können. Empfehlenswert ist
es, diese Entscheidung gegenüber den
Eltern zu kommunizieren.
Gibt es eine Altersgrenze für Organspende?
Eine feste Grenze gibt es hier nicht.
Früher einmal festgelegte Altersgrenzen
haben sich längst durch die medizinischen
Entwicklungen erübrigt. Entscheidend ist
das biologische, nicht das kalendarische
Alter – das heißt, der Funktionszustand
des Organs ist maßgebend.
Für bestimmte angeborene Krankheiten
ist schon im Babyalter eine Transplantation
die einzige Chance, das Leben eines Kindes
zu retten. Die Übertragung eines Herzens
von Erwachsenen auf ein Baby oder Klein-
kind ist nicht möglich. So wird auch im
Todesfall bei Kleinkindern die Bitte um
Zustimmung zur Organspende an die Eltern
gerichtet.
Muss man sich ärztlich untersuchen lassen, um Organspender zu werden? Schließen bestimmte Krankheiten eine Organspende aus?
I Gruppenarbeit:
In kleinen Gruppen werden
3 – 5 Fragen zur
Organspende notiert.
Eine jeweils andere
Gruppe recherchiert die
Antworten z.B. im Internet.
8 Weitere Informationen
finden Sie im Internet unter
www.dso.de
www.organspende-info.de
Eine ärztliche Untersuchung ist für die
eigene Entscheidung zur Organspende nicht
nötig. Bestimmte Krankheiten wie Infekti-
onskrankheiten oder Diabetes können die
Spendefähigkeit einschränken. Nur akute
Krebserkrankungen und bestimmte Infek-
tionen wie HIV schließen eine Organspende
aus. Eine abschließende Beurteilung der
Organe auf ihre Funktion erfolgt allerdings
erst nach Feststellung des Hirntodes und
Einwilligung zur Organentnahme.
Informationen zur Organspende
24
9
Was passiert bei der Abstoßung eines transplantierten Organs?
Das Abwehrsystem des Körpers sorgt
dafür, dass keine fremden Organismen
in den Körper gelangen. Dabei richtet es
sich vor allem gegen Viren, fremde Ei-
weiße oder Bakterien. Bei der Abstoßung
versucht das Immunsystem des Körpers,
den Eindringling, das heißt in diesem Fall
das neue, fremde Organ zu zerstören. Des-
halb müssen die Patienten lebenslang mit
Medikamenten behandelt werden, die die
Abwehrreaktion unterdrücken, damit das
Transplantat nicht abgestoßen wird. Diese
Therapie ist eine Gratwanderung zwischen
der Vermeidung einer Abstoßung und der
Verhinderung von Infektionen.
Erfährt der Empfänger, von wem das Transplantat stammt?
Der Name des Spenders wird dem Emp-
fänger gemäß dem Transplantationsgesetz
nicht mitgeteilt. Umgekehrt erfahren die
Angehörigen eines Spenders auch nicht
den Namen des Empfängers. Damit soll
ausgeschlossen werden, dass wechselseiti-
ge Abhängigkeiten durch eine Organspen-
de entstehen.
Ist eine Einschränkung der Organspende auf bestimmte Organe im Organspendeausweis möglich?
Ja, eine Einschränkung ist möglich. Hier-
für ist im Organspendeausweis eine Spalte
vorgesehen. Der Ausschluss bestimmter
Organe wird in jedem Fall respektiert.
Welche Zeitspanne darf maximal zwischen Organentnahme und -transplantation vergehen?
Für alle Organtransplantationen gilt:
die Aussicht auf Erfolg ist umso höher, je
kürzer die Zeit zwischen Organentnahme
und -verpflanzung ist. Dennoch können
Organe unter gewissen Bedingungen auch
noch Stunden nach der Entnahme über-
tragen werden. Am häufigsten werden
in Deutschland die Nieren transplantiert.
Wenn sie sofort nach der Entnahme mit
einer speziellen Nährstoff-Lösung kalt
durchgespült werden, kann man sie bis
etwa 24 Stunden später verpflanzen. An-
dere Organe lassen sich nicht so lange
konservieren und müssen daher innerhalb
weniger Stunden übertragen werden. So
darf ein Herz nicht länger als vier Stunden
außerhalb des Körpers sein. Nicht durch-
blutetes Gewebe (z. B. Hornhaut der Augen)
kann auch längere Zeit gekühlt in einer
Gewebebank aufbewahrt werden.
Informationen zur Organspende
25
9 Wo bekommt man einen Organspendeausweis?
Organspendeausweise können bei der
Bundeszentrale für gesundheitliche Auf-
klärung (BZgA) und bei der DSO angefor-
dert werden. Auch Krankenkassen und
private Krankenversicherungsunterneh-
men stellen Organspendeausweise zur Ver-
fügung. Bei Apotheken, Krankenhäusern,
Einwohnermeldeämtern und Arztpraxen
sind solche Ausweise in der Regel eben-
falls erhältlich. Der Organspendeausweis
ist kostenlos und niemals mit der Bitte
um eine finanzielle Spende verbunden.
Wie erfolgreich lassen sich Organe übertragen?
Dank vielfältiger medizinischer Fortschrit-
te sind die Erfolgsraten für alle transplantier-
baren Organe ständig gestiegen und liegen
heute sehr hoch. Beispielsweise sind bei
Nieren bis zu 80 Prozent der transplantier-
ten Organe nach einem Jahr noch funkti-
onstüchtig; nach fünf Jahren arbeiten noch
bis zu 70 Prozent der Spendernieren.
Bei Herz-, Leber-, Lungen- und Bauch-
speicheldrüsentransplantationen liegen
die Erfolgsraten nur geringfügig darun-
ter. Augenhornhäute weisen mit 95 Pro-
zent Funktionstüchtigkeit nach einem Jahr
beziehungsweise 80 Prozent nach fünf
Jahren noch höhere Erfolgsraten auf.
Sollte man den Ausweis ständig bei sich tragen?
Ja, es ist sinnvoll, ihn beim Führerschein
oder Personalausweis mit sich zu tragen.
Außerdem sollte man seine Entscheidung
zur Organspende den Angehörigen mit-
teilen und auf den vorliegenden Organ-
spendeausweis hinweisen. Selbstverständ-
lich kann man auch die Anschrift einer
Vertrauensperson auf dem Organspende-
ausweis vermerken, die dann die Entschei-
dung an die Ärzte weitergibt.
Es ist wichtig über das Thema Organspende nachzu-denken und zu diskutieren, zum Beispiel mit Freun-
den, Familienangehörigen oder mit dem Hausarzt. Darüber hinaus stehen Selbsthilfeverbände für Gespräche zur Verfügung. Außerdem kann man über das gebührenfreie Infotelefon Organspende 0800 – 90 40 400 der BZgA in Zusammenarbeit mit der DSO Antworten auf weitere Fragen bekommen.
8 Organspendeausweise
können im Internet
bestellt werden unter
www.dso.de
www.organspende-info.de
Informationen zur Organspende
26
10
„Es gibt keinen Grund, seine Organe mit ins Grab zu nehmen“
Im Dezember 2008 wurde Nicolai
Stockfisch drei Stunden lang operiert,
dann schlug ein neues, starkes Herz in sei-
ner Brust. „Als ich aufwachte, fühlte ich,
dass da Kraft dahinter ist“, erzählt Nicolai.
Nicolais Herz war von Geburt an schwach.
2005 bekam er dann einen Herzschritt-
macher. „Ich habe vieles machen können,
in der Schule, mit meinen Freunden, und
habe viel Sport getrieben.“ Doch plötzlich
veränderte sich alles. Nicolai fühlte sich
müde und schlapp, litt unter Atemnot.
Zu diesem Zeitpunkt leistete sein Herz
weniger als ein Drittel von dem eines
gesunden jungen Mannes. Viel zu wenig,
um weiter leben zu können. Seine einzige
Chance war ein neues Herz. Nicolai wurde
auf die Hochdringlichkeitsliste gesetzt und
zweieinhalb Wochen später wurde ein
Spenderherz gefunden.
Inzwischen steht Nicolai wieder
mitten im Leben. Er treibt Sport,
verbringt die Wochenenden mit
seinen Freunden. Er hat die
Schule abgeschlossen und stu-
diert. Er ist durch Deutschland
und Europa gereist und hat
ein halbes Jahr in Kanada ver-
bracht.
Nicolai wünscht allen anderen Warteli-
stenpatienten, dass sich mehr Menschen
mit dem Thema Organspende auseinander
setzen. „Es gibt keinen Grund, seine Organe
mit ins Grab zu nehmen, denn diese Orga-
ne retten Menschen und machen so viele
Menschen glücklich! Schenkt das größte
Geschenk, das man überhaupt machen
kann!“
„Ein neues Organ ist wie ein neues Leben, der Tag der Transplantation
wie ein zweiter Geburtstag“, das hört man oft von transplantierten
Menschen. Endlich hat das Warten ein Ende. Ein neues Leben kann
beginnen. Natürlich gibt es Risiken und Einschränkungen in diesem
neuen Leben. Eine Abstoßung des fremden Organs zum Beispiel ist
ein Risiko, das Leben mit Medikamenten kann als Ballast empfunden
werden. Aber all das ist nichts gegen das Geschenk des Lebens, die
neu gewonnene Freude am Leben nach der Transplantation!
Das Leben mit einem neuen Organ
i Über den Kontakt zu
Patientenverbänden können
Sie einen transplantierten
Patienten in den Unterricht
einladen
Links zu Patientenverbänden
finden Sie unter
www.dso.de
Informationen zur Organspende
27
11
Eine Plakatkampagne hat auf die Situa-
tion der Patienten auf der Warteliste auf-
merksam gemacht. Die Motive zeigen eine
beklemmenden Situation: Alle Wartenden
haben ihre Bahn oder das Flugzeug er-
reicht, nur die Patienten, die auf ein Spen-
derorgan angewiesen sind, bleiben allein
zurück. Sie warten immer noch – und im
schlimmsten Fall sogar vergeblich.
Mit den Plakatmotiven an Bahnhöfen so-
wie S- und U-Bahnstationen wurden Men-
schen in ihrer eigenen Wartesituation ge-
spiegelt.
Einer der vorgestellten Patienten ist Kevin
Kerrutt (22). Er wartet auf ein Herz. Dass
er lebt, verdankt er einem Herzunterstüt-
zungssystem.
Kevin berichtet: „Im Jahr 2009 habe ich
die Schule abgeschlossen. Ich habe dann
eine Ausbildung zum Sozialassistenten be-
gonnen, bis es mir gesundheitlich immer
schlechter ging.
Im August (2010) wollte ich meine erste
eigene Wohnung beziehen. Doch ich kam
kaum noch die Treppen in den 2. Stock
hoch, war schnell außer Atem und fühlte
mich sehr schlapp.
Mein Hausarzt hat im EKG gesehen, dass
etwas nicht stimmte. Er schickte mich
in die Klinik, wo die Ärzte feststellten,
dass mein Herz zweimal so groß war wie
normal.
Ab diesen Moment ging alles sehr schnell.
Ich wurde mit dem Hubschrauber nach
Berlin in die Charité geflogen, dort wurden
mir eine Menge Medikamente zur Stabili-
sierung verabreicht.
In Deutschland warten rund 11.000 Menschen auf eine lebensrettende
Transplantation, davon rund 8.000 auf eine Niere. Es warten etwa dreimal
so viele Menschen auf eine neue Niere, wie Transplantate vermittelt werden
können. Für Herz und Leber gilt: Einige Patienten müssen wegen schlechten
Allgemeinzustandes von der Warteliste genommen werden, andere sterben,
denen mit einer Transplantation hätte geholfen werden können
Warten auf die Transplantation
28
11Informationen zur Organspende
Warten auf die Transplantation
Mein Vater hat mich ständig in dieser
schweren Zeit begleitet und mich immer
wieder aufgebaut. Nach 14 Tagen bin ich
nach Leipzig ins Herzzentrum geflogen
worden, wo man uns erklärte, dass ich ein
Spenderherz benötigte.
Nun kam ich auf die Spenderliste, doch
ich habe es gesundheitlich leider nicht ge-
schafft, so lange zu warten. Zur Überbrük-
kung wurde mir ein Kunstherz eingesetzt.
Seitdem warte ich auf ein Spenderherz.“
Informationen zur Organspende
29
12
29
Patientenverbände im Gesundheitswesen leisten einen wichtigen
gesellschaftlichen Beitrag. Sie unterstützen Menschen bei der Bewälti-
gung zum Beispiel einer Erkrankung und tragen damit zur Verbesserung
der Lebensqualität bei. Auch für Patientinnen und Patienten auf der
Warteliste kann das Engagement in einer Selbsthilfegruppe eine
große Hilfe sein.
Patientenverbände
In diesen Zusammenschlüssen wird
Selbstinitiative und Selbstverantwortung
groß geschrieben. Selbsthilfegruppen sind
so individuell wie ihre Mitglieder und
deren aktuelle Lebenssituation selbst, bil-
den sich nach Bedürfnis, verändern sich,
bleiben bestehen oder lösen sich irgend-
wann wieder auf. Und das soll auch so
sein. Denn gerade diese Unabhängigkeit
und Vielfalt sowie der nicht-professionelle
Charakter zeichnen den Selbsthilfege-
danken aus. Selbsthilfeverbände fördern
neues Selbstvertrauen, bieten wertvollen
Erfahrungsaustausch und geben alltags-
taugliche Lebenshilfe. Sie entstehen oft-
mals dort, wo die professionelle Betreuung
endet, wo bestehende Institutionen nicht
zuständig sind oder wo Menschen ihre
gesundheitlichen und sozialen Probleme
selber in die Hand nehmen wollen.
Sie leisten auch entscheidende Arbeit,
wenn es darum geht, Menschen vor Ort
mit Informationen über die Organspende
zu versorgen, Fragen zu beantworten und
das Thema öffentlich zu diskutieren. Die-
ser persönliche Kontakt und das vertrau-
liche Gespräch sind gerade beim Thema
Organspende unverzichtbar. Auch können
Betroffene die Bedeutung von Organspende
und -transplantation für den Einzelnen
glaubwürdig vermitteln. Hier liegt eine
besondere Stärke der Selbsthilfegruppen:
Öffentlichkeitsarbeit für Organspende und
Organtransplantation.
8 Sammlung von
Links zu Selbsthilfegruppen
www.dso.de/servicecenter/
angehoerige-und-patienten/
links.html
Informationen zur Organspende
30
13
8 Sportler für Organspende
unter www.vso.de
Es gibt immer wieder bekannte Persönlichkeiten, die sich für das Thema
Organspende in der Öffentlichkeit stark machen. Viele prominente Mit-
glieder schließen sich in Vereinen wie „Sportler für Organspende e.V.“
oder „Junge Helden e.V.“ zusammen.
Prominente für Organspende
„Meine Aufgabe ist es, auf die Organspende aufmerksam zu machen und, wenn nötig, den Leuten weitere Informationen zukommen zu lassen, um die Entscheidung zu erleichtern.“
Matthias Steiner, Olympiasieger 2008 im Gewichtheben, Mitglied Sportler für Organspende
Bild: Sportler für Organspende
Gut für die Organspende, wenn Promi-
nente ihre Meinung zur Organspende klar
äußern. So sagt Tennisprofi Boris Becker:
„Ich möchte natürlich 100 Jahre alt wer-
den. Aber wenn ich gehen muss, will ich
an meinem Lebensende ein anderes Leben
retten“. Es braucht Eindeutigkeit, um solch
eine bewusste Entscheidung zum Thema
Organspende zu treffen.
Sportler für Organspende
Es gehört schon einiges dazu, mitten in
einem erfolgreichen, aktiven Leben inten-
siv über Krankheit und Tod nachzudenken.
Zahlreiche Leistungssportler machen es
vor. Als 8„Sportler für Organspende“
wollen sie am Ende ihres Lebens ande-
ren Menschen ein neues Leben schenken.
Der Zusammenschluss dieser bekannten
Sportler zeigt, dass Solidarität und Hilfs-
bereitschaft Charakteristika des Sports
sind. Vorbilder wie Timo Boll, Matthias
Steiner, Britta Heidemann, Henry Mas-
ke, Franzi van Almsick und viele andere
Sportgrößen sollen immer mehr Menschen
dazu bewegen, sich mit der Organspende
auseinander zu setzen und eine persön-
liche Entscheidung zu treffen. Franziska
van Almsick, Schwimm-Weltmeisterin,
sagt: „Ich war erst unsicher, dann habe
ich mich ausführlich informiert – und
jetzt mache ich mit: Je-
der Organspender ist ein
Lebensretter. Ich versu-
che, viele Freunde davon
zu überzeugen“
Informationen zur Organspende
31
13
Nach ihrer Transplantation beantwortete Claudia Kotter einige Fragen:
Wie denkst Du heute im Nachhinein über die Zeit zwischen Diagnose und Transplantation? Was war für Dich besonders schwierig? Es gab in der Zeit viele Höhen und Tiefen, aber am schwierigsten war für mich dieser
Moment, als ich aus meinem Leben gerissen wurde. Ich hatte ein sehr aktives, schnelles,
selbständiges – ja beinahe hektisches Leben. Von heute auf morgen gab es dann einen
totalen Stillstand – es gab keine Pläne mehr für mich, ich war abhängig von anderen, plötz-
lich bewegungslos – alles bewegte sich weiter, nur mein eigenes Leben stand still. Das war
damals eine sehr schlimme und tief greifende Erfahrung für mich.
Du warst lange hochdringlich gelistet, musstest in der Klinik leben. Wie hast Du diese sieben Monate im Krankenhaus empfunden und was hat Dir die Kraft gegeben, das alles durchzustehen?Ich stand seit 2003 auf der Warteliste für eine Lungentransplantation. Einen Teil der Zeit
war ich hochdringlich gelistet. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben sind in dieser
Zeit selbst mit mir gemeinsam an den Rand ihrer Belastbarkeit gegangen. Sie haben auf
ihre Art alles mit mir zusammen durchgestanden. Weil diese wundervollen Menschen
mir das Gefühl gaben, nie alleine zu sein, war diese extreme Zeit für mich erträglich.
Wir alle haben irgendwie gelernt, das Krankenhaus in unseren Alltag zu integrieren.
Auch ich selbst habe die Wartezeit nie als verlorene Zeit betrachtet, sondern immer als
So werden besonders junge Menschen, die
mit dem Thema Organspende zuvor kaum
Berührung hatten, auf das Thema auf-
merksam. Menschen, die die Welt seitdem
mit anderem Herzen sehen.
Unter dem Motto „Entscheidend ist die
Entscheidung“ wendet sich Junge Helden
an die Öffentlichkeit. „Helden gesucht“,
so lautet der Slogan. Jeder sollte seine
Entscheidung treffen und in einem Organ-
spendeausweis festhalten. Ein Ausweis
ist ein Zeichen dafür, dass sich Menschen
aktiv mit dem Thema auseinandersetzen,
anstatt die Entscheidung den Hinter-
bliebenen zu überlassen.
Junge Helden
Der Verein Junge Helden e.V. wurde
2003 von Claudia Kotter gegründet. Sie war
selbst schwer lungenkrank und wartete
vier Jahre auf eine Transplantation. Im
April 2007 erhielt sie ein neues Organ. Im
Juni 2011 verstarb Claudia für alle völlig
unerwartet.
Für die „Jungen Helden“ gewann Claudia die
Unterstützung vieler Prominenter. Mit da-
bei sind die Schauspieler Jürgen Vogel und
Benno Fürmann, die Moderatoren Joko und
Klaas sowie der Sänger Max Herre, die ihre
Bekanntheit gern in die Waagschale wer-
fen, um sich des Themas Organspende mit
vollem Herzen anzunehmen.
8 Sie finden weitere
Informationen auf der
Internetseite
www.junge-helden.org
Informationen zur Organspende
32
13
© Peter Bayer
Lebenszeit, in der es trotz allem die Möglichkeit gab, bestimmte Pläne und Vorstellungen
zu verwirklichen. Für mich war es wichtig, mir Anforderungen an den Tag zu stellen.
Ich habe versucht, einen festen Rhythmus einzuhalten und nicht nur dazusitzen und zu
warten. Im Nachhinein betrachtet hatte das Ganze oft eher den Charakter einer niemals
endenden Klassenfahrt, als den eines Krankenhausaufenthaltes.
Was empfindest Du jetzt nach Deiner Transplantation? Denkst Du manchmal an denjenigen Menschen, der Dir seine Lunge gespendet hat?Ja natürlich - und ich bin sehr dankbar dafür. Ich sehe die Lunge aber nicht als
mein Eigentum an, sie hat vorher einem anderen Menschen gehört. Die Lunge ge-
hört nicht mir, sie ist mein Freund. Ich denke immer daran, sie mit Achtung und
Vorsicht zu behandeln. Schon allein dem Spender und seiner Familie gegenüber
sehe ich das als meine Pflicht an. Das war ein sehr großes Geschenk, das mir
diese Menschen gemacht haben. Ich bin sicher, dass derjenige, dem das Organ
gehört hat, und ich, uns – sofern wir uns im Leben begegnet wären – sehr gut
verstanden hätten. Wir wären uns nahe gewesen, das spüre ich. Wie sonst könnte
diese Lunge so gut zu mir passen und so perfekt funktionieren – sie hält mich am
Leben, mit jedem Atemzug.
Dein Leben, auch die Arbeit mit den ‚Jungen Helden‘, kostet viel Kraft. Wo tankst Du auf?Das Leben ist für mich das Wundervollste und Spannendste, was es gibt. Ich kann
mich für fast alles begeistern und habe auch an fast allem großen Spass. Bei al-
lem, was mich Kraft kostet, tanke ich aber gleichzeitig auch wieder auf, weil ich
mich so sehr darüber freue, wieder etwas Neues erreicht zu haben.
Welches sind Momente, die für Dich das Leben lebenswert machen?Jeder Moment ist für mich lebenswert. Vor allem sind es aber die Momente, in denen ich
das Leben ganz intensiv fühlen kann. Wenn ich Menschen, die ich liebe, um mich oder in
meinen Gedanken habe. Aber es sind auch die Momente, in denen ich gestresst, gehetzt
durch Berlin laufe und dann auf einmal in all der Hektik spüre, dass die Sonne scheint,
ich etwas Schönes sehe, durchatmen kann und mich einfach nur darüber freue, am Leben
zu sein. Heute weiß ich die Dinge im Leben, die mir immer selbstverständlich erschienen,
mehr zu schätzen. Ich kann zum Beispiel mit Zeit besser umgehen, weiß jede freie Minute
zu genießen. Vor allem habe ich aber gelernt, das auszudrücken, was ich fühle und denke
– auch dafür bin ich heute dankbar.
„Für mich ist wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein und sich zu ent-
scheiden. Das gilt auch für das Thema Organspende.“
Informationen zur Organspende
33
14
8DSO
www.dso.de
Transplant Forum
www.transplant-forum.de
Eurotranspant
www.eurotransplant.org
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
www.bzga.de
www.organspende-info.de
Bundesärztekammer
www.baek.de
Deutsche Transplantations-Gesellschaft
www.d-t-g-online.de
i8 Kostenfreie
Informationen und
Material zum Thema
Organspende/-transplanta-
tion bekommt man beim
Infotelefon Organspende
0800-90 40 400
8Links im Web
Informationen zur Organspende
34
14
8! Alle auf dieser Seite aufge-
führten Links verweisen auf
externe Server; das heißt, alle
Inhalte, Texte und Grafiken
obliegen der ausschließlichen
Verantwortung des lokalen
Betreibers.
! Wir übernehmen keinerlei
Haftung oder Gewähr für
Inhalte, Texte und Grafiken
oder auf deren Wahrheits-
gehalt oder auch Richtigkeit
bezogene Daten und Links auf
diesen Servern.
Verein Sportler für
Organspende
www.vso.de
KiO (Kinderhilfe-Organtransplantation)
www.kinderhilfe-organtransplantation.de
Junge Helden
www.junge-helden.org
Forum Organspende und Transplantation
www.organspende-und-transplantation.de
Sebsthilfegruppen
www.lebertransplantation.de
www.bundesverband-niere.de
www.bdo-ev.de
www.stiftung-lebendspende.de
35
IMPRESSUM
Herausgeber:Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO)Deutschherrnufer 52, 60594 Frankfurt am MainTelefon: 069/677328-9401, Telefax: 069/677328-9409E-Mail: [email protected], Internet: www.dso.de
Redaktion:Birgit Blome Dr. Susanne Venhaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DSO
© DSO Deutsche Stiftung OrgantransplantationDas Werk einschließlich aller seiner Teile (Texte, Abbildungen, Fotos der Broschüre und der Folien) sind urheberrechtlich geschützt. Die Verwendung der Inhalte auch in Teilen für den gewerblichen Gebrauch ist ohne Zustimmung der DSO nicht gestattet. Inhalte des Werks dürfen nur für den Unterricht an Schulen sowie für Aufklärungsveranstaltungen zur Organspende und Transplantation vervielfältigt werden. Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutsche Stiftung Organtransplantation.
In den Texten dieser Publikation sind immer Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen, auch wenn aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur eine Form verwendet wird.
Frankfurt am Main | Oktober 2014
36
IMPRESSUM
Herausgeber:Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO)Deutschherrnufer 52, 60594 Frankfurt am MainTelefon: 069/677328-9401, Telefax: 069/677328-9409E-Mail: [email protected], Internet: www.dso.de
Redaktion:Birgit Blome Dr. Susanne Venhaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit DSO
© DSO Deutsche Stiftung OrgantransplantationDas Werk einschließlich aller seiner Teile (Texte, Abbildungen, Fotos der Broschüre und der Folien) sind urheberrechtlich geschützt. Die Verwendung der Inhalte auch in Teilen für den gewerblichen Gebrauch ist ohne Zustimmung der DSO nicht gestattet. Inhalte des Werks dürfen nur für den Unterricht an Schulen sowie für Aufklärungsveranstaltungen zur Organspende und Transplantation vervielfältigt werden. Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutsche Stiftung Organtransplantation.
In den Texten dieser Publikation sind immer Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen, auch wenn aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur eine Form verwendet wird.
Frankfurt am Main | Oktober 2014