Inhalt | 3
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Einführung und Grundlagen (Kapitel 1–6)
1 Bauschäden und ihre Erforschung . 11
1/1 Bedeutung der Erforschung von Bau-schäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1/2 Schadensfall Bauwerksrisse . . . . . . . . . 12
2 Rechtliche Betrachtungen . . . . . . . . . 17
2/1 Mängel und Schäden. . . . . . . . . . . . . . . 17
2/2 Haftung und Gewährleistung. . . . . . . . 18
2/3 Verantwortlichkeiten. . . . . . . . . . . . . . . 18
2/4 Mängelansprüche nach BGB . . . . . . . . 19
3 Kenngrößen der Verformung . . . . . . 25
3/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
3/2 Verformung, lastabhängig. . . . . . . . . . . 27
3/3 Verformung, lastunabhängig . . . . . . . . 29
3/4 Verformung, plastisch . . . . . . . . . . . . . . 29
4 Rissklassifizierung . . . . . . . . . . . . . . . . 33
5 Rissbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
5/1 Allgemeine Erläuterungen . . . . . . . . . . 37
5/2 Bildung und Ausbreitung von Rissen . 38
5/3 Erscheinungsbilder von Rissen. . . . . . . 40
5/4 Auswirkungen von Rissen . . . . . . . . . . 43
6 Rissschäden – Ursachen und Bewertung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
6/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
6/2 Zusammenstellung möglicher Riss-ursachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
6/3 Rissbildung im Zusammen hang mit Spannungs änderungen . . . . . . . . . . . . . 50
6/4 Lastabhängige und lastunabhängige Rissschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
6/5 Rissschäden in Abhängigkeit vom Entstehungsort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Rissdiagnostik und Instandsetzung (Kapitel 7–13)
7 Rissdiagnostik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
7/1 Ziel und Ablauf der Rissdiagnostik . . . 63
7/2 Arbeitsphasen in Vorbereitung des Untersuchungsplans . . . . . . . . . . . . . . . 65
7/3 Untersuchungen am Bauwerk. . . . . . . . 68
7/4 Untersuchungen im Labor. . . . . . . . . . . 79
7/5 Risskennwerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
7/6 Auswertung der Unter-suchungsergebnisse. . . . . . . . . . . . . . . . 87
8 Anlegen von Datensammlungen . . . 91
8/1 Zweckmäßigkeit von Datensamm-lungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
8/2 Rissschadenskatalog . . . . . . . . . . . . . . . 91
4 | Inhalt
Mauerwerksrisse (Kapitel 14–17)
14 Vorbemerkungen und Regelwerke Mauerwerk/Mauerwerksrisse . . . . . 221
14/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
14/2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
15 Eigenschaften und Formänderungen von Mauerwerk . 225
15/1 Verformungsverhalten von Mauer-werk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
15/2 Rissformen in Mauerwerk. . . . . . . . . . . 226
15/3 Rissursachen bei Mauerwerk . . . . . . . . 227
16 Instandsetzung von Mauerwerksrissen . . . . . . . . . . . . . . . . 239
16/1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239
16/2 Druckinjektion und Tränkung . . . . . . . 239
16/3 Verdämmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
16/4 Vernadelung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243
16/5 Anwendung Spiralanker system . . . . . . 245
17 Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Mauerwerks-rissen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251
17/1 Zur Klassifizierung von Mauerwerk . . 251
17/2 Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung von Maurerarbeiten . . . 254
9 Schadensfälle aus der Praxis. . . . . . . 99
9/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
9/2 Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
9/3 Schadensfall 2 – Risse im Estrich gewerblich genutzter Räume . . . . . . . . 149
9/4 Schadensfall 3 – Risse im Innen- und Außenbereich einer Wohnanlage. . . . . 160
10 Entscheidungsfindung und Planung der Instandsetzung . . . . . . . 175
11 Instandsetzung von Rissschäden . . . 179
11/1 Technologien und Verfahren der Instandsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
11/2 Zusammenfassende Rat schläge zur Instandsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193
12 Strategien zur Minimierung von Rissschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
12/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199
12/2 Möglichkeiten in der Planungsphase . 200
12/3 Möglichkeiten in der Ausführungsphase. . . . . . . . . . . . . . . . . 201
13 Vergabe, Baubegleitung, Doku-mentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
13/1 Leistungsbeschreibung und Vergabe . 205
13/2 Baubegleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208
13/3 Abnahme der Bauleistung . . . . . . . . . . 209
13/4 Bauwerksbetreuung und Erfolgskontrolle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212
13/5 Dokumentation und Archivierung . . . . 213
13/6 Qualitätssicherung. . . . . . . . . . . . . . . . . 215
Inhalt | 5
Putzanschlüsse (Kapitel 22–23)
22 Hinweise zur Vermeidung und Re-duzierung von Rissen bei Putzan-schlüssen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 295
23 Putzanschlüsse an bestimmten Bauteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
23/1 Sichtbare Putzanschlüsse an Verble-chungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
23/2 Sichtbare Putzanschlüsse an Fenstern und Rollläden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299
23/3 Sichtbare Putzanschlüsse an Holzbau-teilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
Risse im Estrich (Kapitel 24–29)
24 Regelwerke Estrich/Estrichrisse . . . . 307
25 Klassifizierung von Estrichen . . . . . . 311
25/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
25/2 Einteilung nach Bindemitteln. . . . . . . . 313
25/3 Einteilung nach Einbauweise und Herstellungsart. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
26 Anforderungen an Estrich und Beanspruchungen . . . . . . . . . . . . . . . . 319
27 Schadensformen und Ursachen für Risse im Estrich. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
27/1 Schadensformen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 325
27/2 Ursachen für Rissbildungen . . . . . . . . . 326
Putzrisse (Kapitel 18–21)
18 Vorbemerkungen und Regelwerke Putz/Putzrisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
18/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
18/2 Regelwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261
19 Eigenschaften und Formänderungen von Putz . . . . . . . . 265
19/1 Rissursachen bei Putz . . . . . . . . . . . . . . 265
19/2 Konstruktionsbedingte sowie putz-grundbedingte Risse . . . . . . . . . . . . . . . 265
19/3 Putz-, ausführungs- und bau-stoffbedingte Risse. . . . . . . . . . . . . . . . . 267
19/4 Risse in Verbindung mit Putzbeweh-rungen, Putzträger und Putzprofilen . . 269
19/5 Bauwerksbedingte Risse . . . . . . . . . . . . 269
20 Instandsetzen von Putzrissen . . . . . . 273
20/1 Allgemeines . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
20/2 Ausführung bei einzelnen Rissen . . . . 274
20/3 Ausführung bei flächiger Instandsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276
21 Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen . . . . . . . 283
21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchfüh-rung bei Putz arbeiten . . . . . . . . . . . . . . 283
21/2 Nacharbeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291
6 | Inhalt
31/4 Formblatt B 3.5.3: Tagesprotokoll [60] . 360
31/5 Formblatt B 3.5.4: Riss- Protokoll [60] . . 361
31/6 Formblatt C 3.5.1 (Anlage zum Bau-werksbuch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 362
31/7 Protokoll zur Dokumentation der CM – Messung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
32 Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367
32/1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 367
32/2 Muster – Protokoll Entnahme Materialprobe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 368
32/3 Muster – Bauabnahme protokoll . . . . . . 369
32/4 Muster – Bautagebuch . . . . . . . . . . . . . . 370
33 Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 373
33/1 Literaturnachweise . . . . . . . . . . . . . . . . 373
33/2 Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . 377
33/3 Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 378
28 Instandsetzen von Estrichrissen. . . . 335
28/1 Grundlegendes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335
28/2 Tränkung und Injektion . . . . . . . . . . . . 336
29 Hinweise zur Vermeidung und Reduzierung von Estrichrissen . . . . . 343
Service und Verzeichnisse (Kapitel 30–33)
30 Erläuterungen/Definitionen von Fachbegriffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351
31 Vorlagen, Formblätter, Muster-briefe (auf CD-ROM) . . . . . . . . . . . . . . 357
31/1 Übersicht der Formblätter der ZTV-ING – Teil 3 Massivbau: Abschnitt 5 Füllen von Rissen und Hohlräumen in Betonbauteilen – Anhang B [60]. . . . . . 357
31/2 Formblatt B 3.5.1: Sammel blatt Ab-schlussbericht [60] . . . . . . . . . . . . . . . . . 358
31/3 Formblatt B 3.5.2: Allgemeine Anga-ben [60] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359
Rissklassifizierung | 33
Kapitel 4
Einteilung in Rissklassen
In Ermangelung einer eindeutigen Regelung zur Klassifizierung von Rissen kursieren in der Praxis die unterschiedlichsten Begriffe, Bezeichnungen und Beschreibungen für Risse. Diese orientieren sich u.a.
▶ am Bauteil (z.B. Deckenriss, Putzriss an der In-nenwand, Fußbodenriss),
▶ an der Ursache (z.B. putzgrundbedingter Riss), ▶ am Rissverhalten (z.B. zur Ruhe gekommener Riss, arbeitender Riss),
▶ am Erscheinungsbild (z.B. Netzriss, Kerbriss, Dia-gonalriss).
Weitere Beispiele sind Setzungsrisse, Haarrisse, Deckenschubrisse, Spannungsrisse.
Somit ergeben sich zwangsläufig Schwierigkeiten bei der Untersuchung, Bewertung, Ausschreibung, Instandsetzung und Kontrolle von Rissschäden für
4 Rissklassifizierung
Ein verbindliches Regelwerk oder eine Norm zur eindeutigen Definition von Rissen existiert derzeit nicht. Bekannt und verwendet werden allgemein:
▶ das WTA-Merkblatt 2-4 „Beurteilung und In-standsetzung gerissener Putze an Fassaden“
▶ das BFS-Merkblatt 19 „Risse in Außenputzen, Beschichtung und Armierung“
▶ das BFS-Merkblatt 19.1 „Risse in unverputztem und verputztem Mauerwerk, in Gipskartonplat-ten und ähnlichen Stoffen auf Unterkonstruktio-nen; Ursachen und Bearbeitungsmöglichkeiten“
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die im WTA-Merkblatt 2-4 [4] und im BFS-Merkblatt 19 [5] enthaltene Klassifizierung von Rissen.
Tab. 1: Einteilung von Rissklassen nach WTA-Merkblatt 2-4 und BFS-Merkblatt 19
Rissklassifizierung
Einteilung gemäß WTA-Merkblatt 2-41 Einteilung gemäß BFS-Merkblatt 192
Bezeichnung der Rissklasse
Zugeordnete Rissarten Bezeichnung der Rissklasse
Zugeordnete Rissarten
putz- und ausführungs-bedingte Risse
▶ Sackrisse ▶ Schwindrisse ▶ Schwindrisse mit Unter-
putz ▶ Schwindrisse in der ge-
samten Putzdicke ▶ Fettrisse
Rissklasse A:Risse, nicht vom Putzträger ausgehend
A 1 PutzoberflächenrisseA 2 durch Putzlagen gehende Risse
konstruktionsbedingte Risse,putzgrundbedingte Risse
▶ Einzelrisse mit geradlini-gem Verlauf
▶ Risse, die den Fugenver-lauf nachzeichnen
▶ Risse mit senkrechter oder waagerechter Ausrichtung
Rissklasse B:Risse, vom Putzträger aus-gehend
B 1 Risse an Stoß- und Lager-fugenB 2 Risse durch Formverän-derung unterschiedlicher Wandbildner
Risse mit sich überlagernden Ursachen
▶ Kerbrisse ▶ Fugenrisse
Rissklasse C:baudynamische Risse
C 1 bautechnische, konstrukti-onsabhängige RisseC 2 baugrundbedingte Risse
Risse in Verbindung mit Putzbewehrung, Putzträger und Putzprofilen
1 WTA: Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.2 BFS: Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz e.V.
34 | Rissklassifizierung
Kapitel 4
den Gutachter, den Planer, den Fachunternehmer, den Bauherrn bzw. die zuständigen Behörden.
Risse nach Schadensmechanismen gruppiert
Im WTA-Merkblatt 2-4 wird grundsätzlich unter-schieden zwischen Rissen, die primär im verputzten Bauteil entstehen und erst sekundär auf der Put-zoberfläche sichtbar werden – konstruktions- und putzgrundbedingte Risse –, und Rissen, die aus-schließlich im Putz auftreten – putzbedingte Ris-se. In manchen Fällen können beide Rissarten an einem Objekt angetroffen werden.
Unter Bezug auf die in diesem Merkblatt aufge-führte Unterteilung bieten sich folgende angepasste Gruppierungen an, die sich auf die bei Bauwerken vorkommenden Schadensmechanismen beziehen und sich so auch unter den Fachleuten mittlerweile herauskristallisiert haben:
▶ baugrundbedingte Risse ▶ konstruktionsbedingte Risse in Verbindung mit dem Putzuntergrund
▶ Konstruktion als Rissursache ▶ unmittelbarer Putzgrund als Rissursache
▶ putzgrundbedingte Risse
Nähere Erläuterungen folgen in den Kapiteln „Riss-beschreibung“ und „Rissschäden – Ursache und Bewertung“.
Rissbeschreibung | 41
Erscheinungsbilder von Rissen Kapitel 5/3
Horizontale Risse
Sie kommen meist in der Lagerfuge bedingt durch eine zu geringe Haftzugfestigkeit zwischen Mauer-stein und Mörtel vor. Partiell fehlender Mörtel in der Lagerfuge kann ebenso zu horizontalen Rissen füh-ren. Veränderungen der Form benachbarter Bautei-le wie durchgebogene Geschossdecken bewirken einen horizontalen Verlauf von Rissen.
Der Riss kann möglicherweise auch durch einen Mauerstein verlaufen wie im Fall von verbauten Steinen mit einer geringeren vertikalen Zugfestig-keit als der Haftzugfestigkeit in Verbindung mit einem Dünnbettmörtel.
Auch im Bereich von Deckenauflagen treten hori-zontale Risse auf.
Ihr Verlauf ist entweder verzahnt durch die Lager- und Stoßfuge oder gerade durch die Mauersteine und Stoßfugen. Verursacht werden diese Risse durch Abkühlen und/oder Schwinden der gemau-erten Wand in horizontaler Richtung. Hauptsächlich das Schwinden der Wandscheibe ist dafür verant-wortlich.
Es gibt aber auch noch andere Ursachen. Zum Beispiel können unterschiedlich gegründete Ge-bäudeteile einen Vertikalriss ergeben oder nicht übernommene Bewegungsfugen.
Bild 2: Reales Beispiel für einen vertikalen Riss
Bild 3: Schematische Darstellung Horizontalriss im Mauer-werk (in Anlehnung an [8])
Bild 4: Reales Beispiel für einen horizontalen Riss
42 | Rissbeschreibung
Kapitel 5/3 Erscheinungsbilder von Rissen
Auch Baugrundverformungen von kraftschlüssig verbundenen Nachbarbauteilen können Schrägris-se verursachen.
Netzförmige Risse
Das folgende schematische Bild zeigt ganz allge-mein die netzförmige Ausbildung von Rissen, die durch die Ausführung von Putzarbeiten und/oder durch den Putzmörtel bedingt sind.
Schräge (auch diagonale, abgestufte oder treppenförmige) Risse
Sie verlaufen normalerweise in Stufenform durch die Stoß- und Lagerfugen. Ist jedoch zwischen Mauerstein und Mörtel die Zugfestigkeit des Steins geringer als die Scherfestigkeit, ist auch ein Riss-verlauf entlang der Stoßfuge und durch den Mau-erstein zu erwarten.
Hauptsächlich sind Schubspannungen die Ursache für derartige Risse. Diese Schubspannungen sind z.B. auf die Änderung der horizontalen Form von Dachdecken oder das Durchbiegen von Geschoss-decken unterhalb der Mauerwerkswände zurück-zuführen.
Bild 5: Schematische Darstellung Schrägriss im Mauerwerk (in Anlehnung an [8])
Bild 6: Reales Beispiel für einen schrägen Riss
Bild 7: Schematische Darstellung netzförmiger Risse
Bild 8: Reales Beispiel für netzförmige Risse
120 | Schadensfälle aus der Praxis
Kapitel 9/2 Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses
Begutachtung der von Fa. Wilke injizierten Musterflächen
Die Fa. Handwerk hat im Bereich zweier Hohlstellen (jeweils linker und rechter Seitenflügel)
Bohrlöcher (Durchmesser 6 mm, Abstand ca. 10-12 cm) angebracht und mit Injektionsmörtel Fabr.
MMMMM Typ D1 hinterfüllt (Produktdatenblatt wird von Fa. Handwerk zur Verfügung gestellt;
dem Sachverständigen liegen nur technische Merkblätter MMMMM Typ TA/TB/TC vor).
Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)
Beim Abklopfen der beiden Musterflächen wurde unverändert ein Hohlliegen der betreffenden Putzbereiche festgestellt. Daraufhin wurde in Anwesenheit des Bauherrn Herrn H. die Putzflä-che des Musters begutachtet. Geöffnet wurde zunächst die mittlere Bohrlochreihe des Muster-feldes.
Der Injektionsmörtel ist zwar in die Bohrlöcher eingedrungen, aber in den Bereichen, in denen die Bohrlöcher direkt auf einer Lagerfuge des Mauerwerks hergestellt wurden (mittlere Bohr-lochreihe), ist lediglich die Fuge bzw. das Bohr-loch verfüllt. Der Hohlraum zwischen Putz und Mauerwerk, der an dieser Stelle ca. 2 mm breit ist, wurde vom Injektionsmörtel nicht verfüllt.
Anschließend wurde im Bereich der oberen Bohrlochreihe der Putz ebenfalls geöffnet. An diesen Stellen war deutlich zu erkennen, dass eine flächige Verteilung des Injektionsmörtels hinter dem Putz nicht erfolgt ist, sondern auch hier lediglich das Bohrloch geschlossen wurde. Laut Fa. Handwerk wurde das Material mit han-delsüblichen Tierarzt-Spritzen injiziert).
Gemeinsam mit Herrn W. und Herrn T. wurden die Probeflächen begutachtet. Es wurde festge-
stellt, dass eine Druckinjektion unbedingt erforderlich wäre, um die maximal 3 mm breiten Hohl-
räume zwischen Putz und Mauerwerk mit der Injektionsmasse ausreichend verfüllen zu können.
Bohrloch
Hohllagen
Schadensfälle aus der Praxis | 121
Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses Kapitel 9/2
Bohrlochabstand und -durchmesser entsprechen den Herstellerrichtlinien. Bei einer Druckinjekti-
on würde beim Einpressen des dünnflüssigen Injektionsmörtels die hohlliegende Putzschale
geringfügig durch den Einpressdruck erweitert, sodass die Verfüllmasse in den frei werdenden
Spalt besser eindringen kann.
Es wurde beschlossen, dass die Fa. Handwerk am Mittwoch, den XX.YY.2002 neue Musterflä-
chen herstellt, die dann am Freitag, den XX.YY.2002 vom Sachverständigen überprüft und abge-
nommen werden. Da der Injektionsmörtel lt. Auskunft von Herrn W. schnell abbindend und
erhärtend ist, müsste nach zwei Tagen bereits ausreichende Haftzugfestigkeit vorhanden sein.
Allerdings wurde eine Druckinjektion von der Fa. Handwerk nicht ausgeführt.
Überprüfung neuer und alter Risse im Fassadenbereich Hofseite
Risse, die bereits bei der Fotodokumentation des Bestandes festgestellt wurden, wurden exempla-
risch anhand der von Herrn T. übergebenen Bilddokumente geöffnet. Ebenso wurden neue Risse,
die erst nach der Instandsetzung aufgetreten sind, dokumentiert und exemplarisch überprüft. Der
Bauherr Herr H. wurde von Herrn T. auf die Herstellung dieser Probeöffnungen und die damit
verbundene Beschädigung der Fassadenbereiche hingewiesen und war mit dieser Vorgehens-
weise einverstanden.
Es sollte u.a. überprüft werden, ob die alten Risse saniert wurden, wenn ja mit welchem Nachbes-
serungsverfahren bzw. –material, in welcher Dicke der Putz in den betreffenden Zonen ausge-
führt wurde, ob (neue) Hohlstellen vorliegen und ob es sich um alte oder neue Risse handelt.
Hofseite Vorderhaus Traufgesims – alter Riss:
Es handelt sich dabei um einen Riss, der bei der Fotodokumentation des Bestandes im Bereich
großflächiger Putzablösungen bereits vorhanden war.
Der Riss in der Putzfassade setzt sich im Mauerwerk fort, z.B. in der oberen Ziegelreihe des Mau-
erwerks im Ziegel bzw. in der Stoßfuge. Die nächste Ziegelreihe (2. von oben) ist ohne Riss, d.h.
dort befindet sich der sichtbare Riss lediglich im Ober- und Unterputz. Die Gesamtputzdicke
beträgt 21 mm.
Rissbreiten (Putz): Bereich 2. Ziegelreihe von oben ca. 1,0 mm, Bereich Traufgesims maximal
2,2 mm. Daraus folgt, dass die Rissbreite in etwas mehr als einem Jahr um 0,4 mm zugenommen
hat (siehe 1. Gutachten: maximale Rissbreite 1,8 mm).
122 | Schadensfälle aus der Praxis
Kapitel 9/2 Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses
Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)
Bei weiterer Öffnung im Übergang Putz zu Traufgesims: Riss verläuft im Bereich einer 15 mm breiten, offenen Mörtelfuge der ersten Vormauerung (gleichartige Ziegel wie beim Mauerwerk wurden in zwei Reihen als Unterkon-struktion für das Gesims vorgemauert) und setzt sich im Ziegel fort.
Der Riss verläuft anschließend ca. 8 cm im Ge-sims entsprechend maximaler Gesimsbreite nach vorne. Bei Öffnung des Gesimses wurde wiederum ein Riss im Ziegel festgestellt. Bei weiterem Öffnen des Traufgesimses verlaufen die Risse auch durch die 2. vorgemauerte Zie-gelreihe. Der breite Risse verläuft vollständig durch Gesims und Vormauerung.
Auf das Gesims müssen demnach extreme große Kräfte einwirken, dass selbst die Zugfestigkeit
des festen Mauersteins überschritten wird.
Eine Nachbesserung dieses Risses im Sinne einer kraftschlüssigen Verfüllung sichtbarer Rissbe-
reiche im Mauerwerk wurde augenscheinlich nicht durchgeführt. Im (bei der Instandsetzung
aufgeb
Es handelt sich hierbei eindeutig um Risse, die durch Lageänderungen in der Konstruktion verur-
sacht werden (konstruktionsbedingte Risse nach WTA-Merkblatt 2-4-94). Der deutlich sichtbare
breite Riss im Traufgesims verzweigt sich in Form kurzer Risse mit geringen Rissbreiten nach
links und rechts.
Schadensfälle aus der Praxis | 123
Schadensfall 1 – Risse an der Fassade eines Wohnhauses Kapitel 9/2
Hofseite linker Seitenflügel, 4. OG, unterhalb Fenster rechts – alter Riss:
Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)
Ursprünglich diagonal verlaufender Riss von Mitte Unterkante (nachfolgend UK) Fenster- gesimsbank zum linken Ende der Gesimsüber-dachung des 3. Fensters. Momentan kein Putz-riss in diesem Bereich zu erkennen.
Hofseite linker Seitenflügel, 4. OG, unterhalb Fenster links – alter Riss:
Feststellungen Fotodokumentation (Auszug)
Bei exemplarischer Öffnung wurde festgestellt, dass der Riss im Anschlussbereich Neuputz/ Altputz verläuft. Die Oberputzdicke beträgt ca. 3-5 mm.
Ursprünglich nahezu senkrecht verlaufender Riss vom rechten Ende UK Fenstergesimsbank zum rechten Ende der Gesimsüberdachung des 3. Fensters, der sich erneut im Putz abzeichnet.
Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen | 283
Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten Kapitel 21/1
verwendet werden. Mit dem CE-Zeichen müssen auch die maßgebenden Eigenschaften des Putzmör-tels deklariert werden. Diese Eigenschaftskennwer-te beruhen im Allgemeinen auf den Ergebnissen der herstellereigenen Produktionskontrolle. Unter „deklarierter Wert“ galt bisher nach DIN EN 998-1 der „Wert, von dessen zuverlässiger Einhaltung der Hersteller unter Berücksichtigung der Prüfgenauig-keit und der im Rahmen des Herstellungsverfahrens liegenden Schwankungen ausgeht“. Ab 01.07.2013 ist die Bauproduktenverordnung gültig, und damit besteht für den Hersteller die Pflicht, für sein Pro-dukt eine Leistungserklärung zu erstellen und ein-zuhalten. Die Anbringung des CE-Zeichens erfolgt auf Grundlage dieser Leistungserklärung.
Für Putze, bei denen Gips das „aktive Grundbin-demittel“ ist, gilt die DIN EN 13279-1 „Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel – Teil 1: Begriffe und An-forderungen“, wobei es keine genaue Abgrenzung (z.B. nach Mengenanteilen) gibt.
Eigenschaften und Leistungsmerkmale pulver-
förmiger Produkte auf Gipsbinderbasis
In der DIN EN 13279-1 sind die Eigenschaften und Leistungsmerkmale pulverförmiger Produkte auf Gipsbinderbasis für Bauanwendungen festgelegt. Dies schließt werkgemischten Gipstrockenmörtel (Werktrockenmörtel) zum Verputz von Decken und Wänden innerhalb von Gebäuden ein, der eine fer-tige Oberfläche bildet, die weiterbehandelt werden kann. Die Norm umfasst Gips-Putztrockenmörtel und gipshaltige Putztrockenmörtel für die manuelle und mechanische Verarbeitung. Sie gilt auch für Gipsbinder sowohl zur Direktanwendung auf der Baustelle als auch zur Weiterverarbeitung wie zu Gips-Wandbauplatten, Gipsplatten, faserverstärk-ten Gipsplatten. Calciumsulfatbinder für Estriche werden in dieser Norm nicht erfasst.
Organisch gebundene Putze
Für organisch gebundene Putze (Kunstharzputze) existiert seit 2009 die DIN EN 15824 „Festlegun-gen für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln“. Diese Norm gilt für werkmäßig her-gestellte Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln, die als Außen- oder Innenbeschich-tung für Wände, Pfeiler, Trennwände und Decken verwendet werden. Gültig ist diese Norm auch für Außen- und Innenputze, die zusätzliche Bindemit-tel enthalten, wie z.B. Wasserglas, Silane, Siloxane und Silikone.
21 Maßnahmen zur Vermei-dung bzw. Minimierung von Putzrissen
21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz-arbeiten
Zur Klassifizierung von Putzen
Die richtige Auswahl des Putzsystems ist abhängig vom vorhandenen Putzgrund und von den Anfor-derungen an das System sowie den Umgebungs-bedingungen.
Putz ist ein an Wänden oder Decken ein- oder mehr-lagig aufgetragener Belag aus Putzmörtel, der seine endgültigen Eigenschaften erst durch Verfestigung am Baukörper erreicht.
Zur Normung
Für im Werk hergestellten Putzmörtel aus anor-ganischen Bindemitteln, die als Außenputz und als Innenputz für Wände, Decken, Pfeiler und Trennwände verwendet werden, gelten mit Aus-nahme der reinen Gipsputzmörtel die europäische Stoffnorm EN 998-1 „Festlegungen für Mörtel im Mauerwerksbau – Teil 1: Putzmörtel“ sowie die europäische Norm DIN EN 13914-1 für Außenputz und -2 für Innenputz. Ergänzende Festlegungen zur DIN 13914 enthält die DIN 18850, im Teil 1 für Au-ßenputze und im Teil 2 für Innenputze. Das bedeu-tet, dass die Norm DIN 18850 nur in Verbindung mit dem jeweils zutreffenden Teil 1 bzw. 2 der DIN EN 13914-1 gilt. Die hier genannten Normen beziehen sich auf die jeweils aktuell gültige Ausgabe.
Kennzeichnung der Baustoffe mit CE-Zeichen
Diese Baustoffe sind gemäß europäischer Norm mit dem CE-Zeichen zu versehen. Ohne das CE-Kenn-zeichen dürfen sie weder in Verkehr gebracht noch
284 | Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen
Kapitel 21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten
Außenputze üben als ein wichtiger Bestandteil der Außenwand maßgebliche Funktionen aus. Sie
▶ schützen die Außenwand vor Eindringen von Wasser,
▶ verbessern die Wärmedämmung, ▶ erhöhen die optische Wirkung der Fassade.
Die Putze sind jedoch auch Belastungen durch Nie-derschläge, Temperatur, mechanische Einwirkun-gen, Wasserdampfdiffusion, Eigenspannungen aus Schwinden sowie Einwirkungen aus Verformungen des Untergrunds ausgesetzt. Mit Spannungen aus aufgetragenen Beschichtungen ist ggf. zu rechnen.
Die Eigenschaften des fertigen Putzes sind nicht al-lein von dessen Zusammensetzung abhängig, son-dern auch vom Untergrund und von der Art und Weise der Verarbeitung und Nachbehandlung.
Innenputze dienen vorrangig der Herstellung ebe-ner und fluchtgerechter Flächen sowie der Bildung eines Speichers zur vorübergehenden Aufnahme von überhöhter Raumfeuchte. Diese Funktion kann allerdings nur bei Einhaltung der entsprechenden Schichtdicken realisiert werden. Darüber hinaus kann Innenputz den Schall- und Brandschutz von Bauteilen verbessern.
Mörtelgruppen nach DIN 18550-1 und
DIN 18850-2
Die Einteilung der Putzmörtel nach DIN EN 998-1 erfolgt entsprechend den „Leistungskriterien“ und lässt keinen Rückschluss auf die Zusammenset-zung oder das Bindemittel zu (siehe nachfolgen-de Darlegungen). Um den Fachhandwerkern und Planern dennoch Hinweise auf die Bindemittelart geben zu können, wurden in die DIN 18850-1 und die DIN 18850-2 wie bereits in der Vornorm DIN V 18550 entsprechende Putzmörtelgruppen aufge-nommen, die von den Herstellern angegeben wer-den (siehe Tabelle 1). Diese orientieren sich an den früheren Putzmörtelgruppen nach DIN 18550-1 und -2, Ausgabe 1985.
Ausführungsregeln
Die handwerklichen Ausführungsregeln für das Verputzen sind in der DIN 18850-1 für Außen-putz bzw. -2 für Innenputz enthalten. Die Anwen-dungsbereiche sind gleich denen der DIN 13914. Darüber hinaus wurden in der DIN 18550-1 und 18550-2 Spezifika für Anwendungen in Deutsch-land berücksichtigt. Diese Regeln der Technik gel-ten für die Verwendung von Putzen nach DIN EN 998-1 für Wände und Decken von Baukörpern, die den geltenden Normen entsprechen, und können sinngemäß auch auf ähnliche Putzgründe, z.B. bei Altbauten, angewendet werden. Die DIN 18850-1 hat zudem Gültigkeit für das Verputzen von Decken im Außenbereich.
Eigenschaften und Anwendung von Putz-mörtel
Mineralische Putzmörtel nach DIN EN 998-1 wer-den auf der Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt. Hauptbestandteile sind Gesteinskörnungen (Zu-schläge) und Füllstoffe aus Quarzsand und/oder Kalkstein, die in der DIN EN 13139 genormt sind.
Mineralische Putze sind lösemittelfrei und in der Regel überwiegend nichtbrennbar. Die Bindemittel-basis Kalk oder Kalk/Zement bewirkt ein feinpori-ges, diffusionsoffenes Gefüge. Das ermöglicht einen optimalen Feuchtigkeitshaushalt in der Außenfas-sade und im Innenbereich (Raumklima).
Im Außenbereich verringern die günstige Kapil-larstruktur, der optimale Wasserhaushalt und die natürliche Alkalität der mineralischen Bindemittel die Neigung zur Veralgung. Auch im Innenbereich kann das Risiko einer Schimmelpilzbildung mit al-kalischen Putzen reduziert werden.
Obgleich die Putze Wasser aufnehmen, trocknen sie aber schnell wieder ab, sodass keine Wassertropfen an der Oberfläche verbleiben. Somit kann im Nor-malfall auf den Einsatz von Algiziden und Fungi-ziden bei mineralischen Putzen verzichtet werden.
Mineralische Putzmörtel für außen sind unempfind-lich gegen Feuchtigkeit. Eine „Alterung“ infolge UV-Einstrahlung oder Feuchtigkeitseinwirkung, wie sie von Kunststoffen her bekannt ist, gibt es bei mineralischen Baustoffen nicht.
Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen | 285
Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten Kapitel 21/1
▶ Wasserdampfdurchlässigkeit ▶ Haftzugfestigkeit ▶ Wärmeleitfähigkeit
Für Putzmörtel sind in der DIN EN 998-1 Anforde-rungsklassen für die Druckfestigkeit, die kapillare Wasseraufnahme und die Wärmeleitfähigkeit fest-gelegt. Weitere wesentliche Eigenschaften sind die Haftzugfestigkeit und der Wasserdampfdiffusions-widerstand (μ-Wert).
Anforderungen an Putzmörtel nach
DIN EN 998-1
Die europäische Putzmörtelnorm EN 998-1 enthält
Anforderungskategorien für die Prismendruckfes-
tigkeit, die kapillare Wasseraufnahme und die Wär-
meleitfähigkeit von Putzmörtel. Für die weiteren
Putzeigenschaften nach DIN EN 998-1 gibt es in der
Norm weder Kategorien noch feste Anforderungen.
Diese werden von den Herstellern basierend auf
ihren Prüfergebnissen deklariert. Dies betrifft die
Eigenschaftskennwerte: ▶ Brandverhalten
Tab. 1: Putzmörtelgruppen nach den deutschen Ausführungsnormen DIN 18850-1 und -2 [82, 83], unterteilt in mineralische und organische Putzmörtel/Putzmörtelarten (Teil a bzw. b), im Vergleich zur DIN V 18550 [30]
Teil a: Mineralische Putzmörtel/Putzmörtelarten nach DIN 18850-1 und -2
Bezeichnung Anwendung(gemäß DIN 18850-1/-2)
Druckfestigkeitsklasse(Putznorm)
ehemalige Putzmörtelgruppe nach DIN V 18550
Mörtel mit Luftkalk (CL) Innenbereich(DIN 18850-2)
CS I (DIN EN 998-1)
P I
Mörtel mit hydraulischem Kalk (NHL, HL)
Außenbereich(DIN 18850-1)Innenbereich(DIN 18850-2)
CS I/CS II (DIN EN 998-1)
P I
Kalkzementmörtel Außenbereich(DIN 18850-1)Innenbereich(DIN 18850-2)
CS II/CS III (DIN EN 998-1)
P II
Zementmörtel Außenbereich(DIN 18850-1)Innenbereich(DIN 18850-2)
CS III/CS IV (DIN EN 998-1)
P III
Gips-/Gipskalkmörtel Innenbereich(DIN 18850-2)
B1–B7(DIN EN 13279-1)
P IV
Lehmmörtel Innenbereich(DIN 18850-2)
S I/S II (DIN 18947)
–
Teil b: Organische Putzmörtel/Putzmörtelarten nach DIN 18850-1 und -2
Bezeichnung Anwendung übliche Kategorie der Wasseraufnahme und der Wasserdampfdiffusions-stromdichte nach Pro-duktnorm DIN EN 15824
Ehemalige Putzmörtelgruppe nach DIN V 18550
Dispersionssilikatputz (Silikatputz)
Außenbereich Innenbereich
W3 und V1 keine
P Org 1 keine
Dispersionsputz (Kunstharz-putz)
Außenbereich Innenbereich
W3 und V1 bis V2 keine
P Org 1 P Org 2
Silikonharzputz AußenbereichInnenbereich
W3 und V1 keine
P Org 1 P Org 2
286 | Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Minimierung von Putzrissen
Kapitel 21/1 Allgemeine Hinweise zur Durchführung bei Putz arbeiten
Die Umwelteigenschaften von Werkmörteln wie
Putze sind u.a. seit 2007 in sog. Umweltprodukt-
deklarationen dokumentiert, die mit Einführung
der Bauproduktverordnung gemäß DIN EN 15804
erstellt werden müssen. Sie können auf der Inter-
netseite das Instituts Bauen und Umwelt (IBU) e.V.
kostenlos heruntergeladen werden.
Aufbau von Putzsystemen
Als Putzsystem werden die Lagen eines Putzes be-
zeichnet, die in ihrer Gesamtheit und in Wechsel-
wirkung mit dem Putzgrund die Anforderungen an
den Putz erfüllen.
Eine Putzlage wird in einem Arbeitsgang durch
eine oder mehrere Schichten des gleichen Mörtels
(sog. „Nass-in-nass“-Auftrag) hergestellt. Zu unter-
scheiden sind einlagige und mehrlagige Putze. Als
Unterputz werden die unteren Lagen, und als Ober-
putz wird die oberste Lage bezeichnet.
Die Eigenschaften der verschiedenen Putzlagen sol-
len so aufeinander abgestimmt sein, dass die in den
Berührungsflächen zwischen den einzelnen Putzla-
gen und zwischen Putz und Putzgrund auftretenden
Spannungen, die z.B. durch Temperaturdehnungen
oder Schwinden entstehen, aufgenommen werden
können.
In Deutschland werden zudem zusätzliche Forde-
rungen gestellt. So ist die kapillare Wasseraufnah-
me auf der Grundlage der Anforderungswerte nach
DIN 4108-3 an diese Eigenschaft zu ermitteln. Die-
se Eigenschaftswerte werden durch entsprechen-
de Eignungsprüfungen ermittelt und sind bei der
CE-Kennzeichnung anzugeben.
Die nachfolgenden Tabellen beinhalten Anforde-
rungswerte, die an Putzmörtel gestellt werden.
Tab. 2: Klassen für Putzmörteleigenschaften nach der DIN EN 998-1 [31]
Eigenschaft Klasse Anforderung
Putzmörteldruckfestig-keit (28 Tage)
CS ICS IICS IIICS IV
0,4–2,5 N/mm2
1,5–5,0 N/mm2
3,5–7,5 N/mm2
≥ 6 N/mm2
kapillare Wasserauf-nahme
W0W1W2
keine Anforderung≤ 0,4 kg/(m2min0,5)≤ 0,2 kg/(m2min0,5)
Wärmeleitfähigkeit T1T2
≤ 0,1 W/(mK)≤ 0,2 W/(mK)
Tab. 3: Anforderungen an den Schlagregenschutz von Außenputzen nach DIN 18550 [82]
Bezug zur DIN Beanspruchungsgruppe gemäß DIN 4108-3 Hinweise
Gruppe I geringe Schlagregen-beanspruchung
Gruppe II mittlere Schlagregen-beanspruchung
Gruppe III starke Schlagregenbe-anspruchung
Bezeichnung nach DIN 4108-3
Außenputz ohne be-sondere Anforderung
mindestens wasser-hemmender Außen-putz
mindestens wasserab-weisender Außenputz
W1, W2, W3 siehe Tab. 2
Putz nach DIN EN 998-1
W0, W1, W2 W1, W2 W2 Die Kriterien gelten dann als erfüllt, wenn mindestens eine Putz-lage des Außenputz-systems die Anforde-rungen für die Wasse-raufnahme erfüllt.
Putz nach DIN EN 15824
W1, W2, W3 W1, W2, W3 W2/W3
w Wasseraufnahmekoeffizient sd diffusionsäquivalente Luftschichtdicke
Instandsetzen von Estrichrissen | 335
Grundlegendes Kapitel 28/1
Substanzen und Nässe in und durch Bauteile (wie
Estrichplatten). ▶ das Abdichten
Dient der Beseitigung von Unebenheiten, die
durch den Riss entstanden sind. Dadurch werden
Folgeschäden durch den Eintritt von Wasser oder
Feuchtigkeit vermieden. ▶ das dehnfähige Verbinden
Dient der Herstellung einer dehnfähigen und
dabei kraftschlüssigen Verbindung bei dynami-
schen Rissen. ▶ das kraftschlüssige Verbinden
Dient dem Aufbau einer druck- und zugfesten
Verbindung zur Wiedererlangung der Tragfähig-
keit und Sicherung gerissener Bauteile. Je nach
Füllgut werden die Festigkeitseigenschaften
wiederhergestellt und Lockerungen im Gefüge
beseitigt.
Als Verfahren für die Rissinstandsetzung kommen
in Betracht: ▶ die Tränkung zur oberflächennahen Rissfüllung
ohne Druck ▶ die Injektion zur Rissfüllung unter Druck
Der Einsatz eines geeigneten Füllstoffs richtet sich
nach den anzuwendenden Verfahren.
Es gibt folgende geeignete Füllstoffe, die sich in
ihren Anwendungsgrenzen (materialspezifischen
Anwendungsbedingungen) unterscheiden.
Tab. 1: Einsetzbare Füllgüter für die Instandsetzung von Ris-sen im Estrich
Füllgut Verfah-ren
Anwendungsbereich (Prinzip)
Epoxidharz – EP
TränkungInjektion
Abdichten und kraftschlüs-siges Verbinden trockener Risse
Polyurethan-harz – PUR
Injektion Abdichten und dehnfähiges Verbinden trockener bis un-ter Druck wasserführender Risse
Zementleim – ZL Zementsuspen-sion – ZS
TränkungInjektion
Abdichten und begrenzt kraftschlüssiges Verbinden trockener bis drucklos was-serführender Risse
Acrylatgele oder Acrylat-harze
Abdichten trockener bis un-ter Druck wasserführender Risse
28 Instandsetzen von Estrichrissen
28/1 Grundlegendes
Unabdinglich ist es, vor einer Instandsetzung von
Rissen deren Ursachen zu ermitteln (Ausmaß, Um-
fang usw.) und zu beseitigen. Unterbleibt die Be-
hebung der Ursache, ist die Bildung neuer Risse
vorprogrammiert. Wenn z.B. die in einer Estrich-
platte vorhandenen Spannungen nicht abgebaut
werden, wirken die verbleibenden Spannungen
auch nach der Rissverklebung weiter rissfördernd.
Zu überprüfen ist außerdem, ob der Estrich seine
vorgegebene Festigkeit erreicht hat. Solange noch
Restfeuchte vorhanden ist, also die Estrichplatte
im Inneren noch austrocknet, können ablaufende
Schwindprozesse zur Bildung von Rissen führen.
Zu beachten ist im Weiteren, dass sich eine zu hohe
Restfeuchtigkeit negativ auf die Klebekraft des Har-
zes auswirkt, welches für die Rissinstandsetzung
eingesetzt wird.
Neben der Ursachenermittlung ist im Rahmen der
Schadensaufnahme und in Vorbereitung der In-
standsetzungsplanung eine fachkundige Bestands-
aufnahme zum Rissbild und zur Rissart sowie zur
Rissbeschaffenheit (trocken, feucht, verschmutzt
…) einzubeziehen. Ebenso ist die Beobachtung der
Rissbreitenänderung (Riss ruht – Riss bewegt sich)
wichtig. Erst wenn auch die Auswertung dieser
Untersuchungen vorliegt, können das Verfahren,
die Geräteausstattung und die Materialien für die
Instandsetzung ausgewählt werden. Die Auswahl
orientiert sich an der gestellten Zielsetzung und
Anforderung der Rissinstandsetzung.
Nach dem Prinzip zu unterscheiden sind zur Riss-
instandsetzung: ▶ das Schließen
Dient als Schutz oder zur Unterbindung vor Ein-
dringen bauschädlicher/korrosionsfördernder
336 | Instandsetzen von Estrichrissen
Kapitel 28/2 Tränkung und Injektion
Estrichflächen. Sie können damit von oben vergos-
sen werden.
Vor der Tränkung sind die Risse einschließlich der
Risszonen zu säubern. Dafür sind Industriestaub-
sauger oder ölfreie Druckluft verwendbar.
Das Verfüllen ist so lange vorzunehmen, bis kein
Füllgut mehr nachgesaugt wird. Der Rissbereich
wird danach mit Quarzmehl abgestreut.
Sind breitere Risse vorhanden, kann ein Nach-
schneiden des Rissverlaufs sinnvoll sein. Zum Auf-
nehmen und zur Bevorratung des Füllguts wird eine
Vorrichtung in behälterartiger Form aus Knetmasse
hergestellt.
In Bild 1 ist das Prinzip einer Risstränkung darge-
stellt.
Injektion
Im Rissbereich kommen Einfüllstutzen zum Einsatz.
Unterschieden werden Klebe- und Injektionspacker.
Klebepacker werden auf der Bauteiloberseite über
den Riss geklebt, wobei der Riss an der Bauteilober-
fläche zu verdämmen ist. Bohrpacker werden über
eingebrachte Bohrlöcher im Bauteilinneren in den
Riss verspreizt. Zur Sicherstellung einer vollkom-
menden Verfüllung des Risses werden die Einfüll-
stutzen je nach Rissart entsprechend angeordnet.
Die Arbeiten sind entsprechend den Vorgaben des
Füllgutherstellers durchzuführen.
Die Planung der Arbeiten hat so zu erfolgen, dass
diese unter günstigen Witterungsverhältnissen aus-
geführt werden können. Dabei sind vor allem die
Temperaturbegrenzungen für den Einsatz der Füll-
güter zu beachten (Bauteiltemperaturen).
Gesonderte Maßnahmen sind vorzunehmen, wenn
die witterungs- bzw. raumklimagegebenen Bedin-
gungen für die vorgesehene Maßnahme ungeeignet
sind. Diese sind mit dem Auftraggeber abzustim-
men.
Die Qualifikation des ausführenden Unternehmens
ist durch diesbezügliche Nachweise vor Auftrags-
erteilung vorzulegen.
Auch bei der Sanierung von Rissen in Estrichen
ist eine Erfolgskontrolle anzuraten. Hierzu können
Stellen geöffnet werden, um zu überprüfen, ob die
vorgenommene Risssanierung erfolgreich war oder
nicht. Die Wichtigkeit solcher Kontrollen erweist
sich immer wieder als notwendig, da nur eine fach-
gerechte Ausführung der Sanierung die Bildung
neuer Risse an derselben und/ oder anderen Stellen
im Estrich verhindern kann.
Im Folgenden wird allgemein die Ausführung der
Tränkung und Injektion erläutert, wobei auch die
im Kapitel 11/1 (Technologien und Verfahren der
Instandsetzung) zugrunde liegenden Angaben zum
Teil nochmals mit einfließen. Ergänzende bzw. aus-
führlichere Hinweise zu den Verfahren, Geräten
und Materialien enthält das Kapitel 16 (Instandset-
zen von Mauerwerksrissen).
28/2 Tränkung und Injektion
Tränkung bzw. Injektion erfolgen im Allgemeinen
nach folgenden Grundschemata.
Tränkung
Das Tränken mit einem geeigneten Harz eignet sich
für Risse in horizontalen bzw. nahezu horizontalen
Tränkung
nur teilweiser Verbund
Füllen von Rissen ohne Druck inoberflächennahen Bereichen
Füllgrad: 5 mm bzw. 15-fache Rissbreite
Entlüftung
Füllgrad
Bild 1: Prinzip einer Risstränkung [21]
Instandsetzen von Estrichrissen | 337
Tränkung und Injektion Kapitel 28/2
Beispiel
Kraftschlüssiges Verbinden einer ausgetrock-neten Estrichplatte
Als Beispiel einer Instandsetzung von Rissschäden
wird hier die Ausführung des kraftschlüssigen Ver-
bindens bei einer ausgetrockneten Estrichplatte be-
schrieben. ▶ Der Riss wird an der Oberfläche lediglich kra-
terförmig aufgekratzt. Die anfallenden Bruchstü-
cke werden abgesaugt. Mit der kraterförmigen
Ausbildung der Oberfläche wird das Weglaufen
des Harzes vom Riss verhindert, sodass es auf
dem Riss verbleibt. Das Harz kann dann nach
und nach in entsprechender Konzentration in den
Riss eindringen. ▶ Die Risse werden anschließend ausgesaugt. ▶ Lösungsmittelfreies, niedrigviskoses Klebe- oder
Injektionsharz wird eingefüllt. ▶ Bei schmalen Rissen (wie Haarrissen) kann das
Harz in das Porengefüge und bis in die untere
Rissschicht eindringen, wenn es niedrigviskos
eingestellt wird und es die Möglichkeit hat, über
einen längere Zeit in den Riss einzudringen. ▶ Bei breiteren Rissen das niedrigviskose Harz in
den Riss einfüllen, damit das Porengefüge der
Rissflanken gefüllt wird. Anschließend wird un-
ter Zugabe von Quarzsand oder Stellmittel das
Harz eingefüllt, um den Riss somit vollständig
zu verschließen. ▶ Falls das Klebeharz nachsackt, muss nochmals in
der oberen Ebene des Risses nachgefüllt (Nachin-
jizieren) werden. Das Nachsacken hängt vom
Füllgrad, von der Rissbreite und der Risstiefe ab. ▶ Danach wird das überschüssige Harz auf der
Estrichoberfläche mit einem Spachtel abgezogen
und die Oberfläche mit Quarzsand abgestreut. ▶ Mit diesem Verfahren kann bei einer fachgerech-
ten Ausführung eine dauerhaft kraftschlüssige
Verbindung gewährleistet werden.
Ergänzende Hinweise
Estrichverlegungsarbeiten sollten immer von ei-
ner Fachfirma ausgeführt werden. Dafür spricht
z.B. der Umstand, dass sich der Schaden bei einer
nicht fachgerechten Verlegung des Estrichs auf den
weiteren Fußbodenaufbau (wie Fußbodenfliesen)
auswirken kann.
Durchführung der Injektion
Nachdem die Lage der Einfüllstutzen festgelegt
wurde, wird wie folgt verfahren: ▶ Injektionskanäle für die Bohrpacker bohren oder
Klebepacker aufkleben (dann Risse verdämmen) ▶ Injektionskanäle mittels Druckluft oder Spüllan-
ze ausblasen bzw. ausspülen ▶ Injektionsgeräte auf Funktion kontrollieren ▶ Injektionsdruck abstimmen ▶ Injizieren an den untersten Packern beginnen
und nach oben fortführen ▶ Injizieren, bis Riss vollständig gefüllt ist (Kont-
rolle durch Austritt des injizierten Materials am
benachbarten Packer) ▶ Packer nach Beendigung der Arbeiten entfernen ▶ Das Verdämmen der Rissbereiche kann beim
Einsatz von Bohrpackern in den meisten Fällen
entfallen.
Bild 2 zeigt das Prinzip der Rissinjektion.
Nachinjizieren
Innerhalb einer materialseitig bedingten Zeit sind
die Risse nachzuinjizieren, sodass das Füllgut wäh-
rend der Injektion einerseits durch den anliegenden
Druck und anderseits auch durch kapillare Saug-
wirkung immer weiter in den Riss eindringt.
vollständiger Verbund
Injektion
Füllen von Rissen unter Druckin allen Ebenen
Bild 2: Prinzip der Rissinjektion [21]