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Von Martina nicklaus und Hans-Jürgen Walter

■■ Herr■Dr.■Petry,■Sie■stehen■an■der■Schwelle■zu■Ihrem■dritten■Lebensab-schnitt.■Wie■fühlen■Sie■sich■gesundheitlich?■

Petry: Seit der Operation vor drei Jahren bin ich in eng-maschiger medizinischer Kon-trolle im Krankenhaus Kehl. Bisher haben die Ärzte nichts gefunden und ich fühle mich gut.

■■ Was■sagt■Ihnen■die■Buchstabenkombination■C-G-d-a?■

Petry: Das sind die Namen der Töne der vier Saiten eines Cellos vom »Großen C« bis zum »kleinen a«.

■■ Wird■man■den■Pensio-när■Petry■öfters■als■Cellisten■Günther■Petry■erleben■dürfen?■

Petry: Das kommt drauf an, ob ich durch Üben, was ich vor habe, wieder so gut werde, dass es dem Publikum gefallen könnte.

■■ Sie■sind■leidenschaftli-cher■Fotograf.■Gibt■es■mal■einen■Kehler■Bildband■von■Günther■Petry■–■oder■was■nehmen■Sie■gerne■»vor■die■Linse«?■

Petry: Für einen Kehler Bildband habe ich keine kon-kreten Pläne. Ich arbeite ge-rade an der Vorbereitung ei-ner Fotoausstellung mit einem zweiten Fotografen, die von der Kehler Künstlerin Ilse Teipel-ke kuratiert wird – vielleicht Bilder von Wasser oder von Pflanzen. Was dann kommt, wird man sehen.

■■ In■der■Zeit,■bevor■Sie■Kehler■OB■geworden■sind,■haben■Sie■unter■anderem■auch■Hörspiele■geschrieben.■Packen■Sie■Ihren■Füllfeder-halter■jetzt■wieder■aus?■

Petry: Möglicherweise. Vielleicht wird es ja ein Kri-mi mit einem ermittelnden Ge-meinderats-Fraktionsvorsit-zenden…

■■ Eine■andere■Ihrer■Lei-denschaften■hat■zwei■Räder.■Werden■Sie■jetzt■wieder■ver-mehrt■auf■Ihrem■Motorrad■unterwegs■sein?■

Petry: Das Motorrad fris-tete in den letzten Jahren ein ziemlich einsames Dasein in der Scheune. Es könnte so sein, dass das so bleibt – immerhin werde ich dieses Jahr 65.

■■ Sie■haben■zum■Korker■Jubiläum■eine■grandiose■historische■Revue■über■den■Korker■Dekan■Gottlieb■Bernhard■Fecht■geschrieben,■haben■sich■als■Dirigent■be-wiesen■(Aufführung■Cäcili-enmesse■im■Herbst■1999)■und■Ihre■in■Kehl■gewonnenen■Freunde■als■Koch■überzeugt.■Dürfen■wir■uns■vielleicht■auf■ein■Kochbuch■von■Ihnen■freuen,■als■Titel■etwa■»Die■schnelle■Küche«■–■oder■gibt’s■eventuell■gar■ein■Musical■über■die■badisch-elsässische■Küche?■

Petry: Zwei nette Ideen, mit denen ich mich im Ruhestand

gerne beschäftigen werde.■■ Pensionären■wird■

nachgesagt,■sie■hätten■nie■Zeit.■Sie■wollen■ja■für■die■SPD■wieder■Kreistags-Mitglied■werden■und■Sie■sind■Landesvorsitzen-der■des■Paritätischen■Wohlfahrtsverbandes.■Sind■Sie■also■auch■

ein■»ausgebuchter«■Pensio-när?■

Petry: Ich denke nicht, dass ich »ausgebucht« bin, sondern dass ich mehr Zeit für die Din-ge habe, für die ich bisher zu wenig Zeit hatte.

■■ Wollen■Sie■Ihr■soziales■Engagement■jetzt■als■Ober-bürgermeister■a.D.■weiter■verstärken?■

Petry: Ja, zum Beispiel in der Bürgerstiftung Kehl, die mich zur Mitarbeit eingeladen hat.

■■ Wird■sich■der■Privat-mann■Günther■Petry■in■die■Kehler■Kommunalpolitik■einmischen?■

Petry: Bestimmt nicht in die städtische Tagespolitik.

■■ »In■seinem■Garten■am■Haus■in■Odelshofen■zieht■er■Rosen«■haben■wir■in■einem■Porträt■über■Sie■nachge-lesen.■Wird■der■Pensionär■Petry■zum■passionierten■Rosenzüchter?■

Petry: Nein, ich habe Rosen im Garten, schneide und pfle-ge sie, aber ich vermehre und züchte nicht. Das Anschauen der Blüten ist mir genug – Ro-sen gehören zu meinen Lieb-lingsbüten.

■■ Kommt■in■Ihrem■neuen■Lebensabschnitt■das■Koch-buch■der■Schwäbin■Frau■Kiehnle■wieder■mehr■zu■Ehren?■

Petry: Das »Große-Kiehn-le-Kochbuch« ist ein sehr gu-tes (Grund-)Kochbuch. Manch-mal schaue ich noch hinein, zum Beispiel bei Weihnachts-gebäck. Aber vieles kann ich mittlerweile auswendig ko-chen.

■■ Für■wen■würden■Sie■denn■gerne■kochen■–■und■was?■

Petry: Ich habe einmal den Gemeinderat und die Orts-vorsteher bekocht im Bürger-saal in Auenheim. Es war ein 7-Gang-Menü, an dem ich drei Tage lang gearbeitet habe. Es gab unter anderem ein Saf-ran-Fischsüppchen mit Sah-nehaube, selbstgemachte Le-berterrinne und Seeteufel auf Linsenpüree.

■■ Wir■wissen,■dass■der■Computer■kein■»unbekann-tes■Wesen«■für■Sie■ist.■Als■Oberbürgermeister■konnte■man■mit■Ihnen■sogar■chat-ten.■Wie■wichtig■ist■der■PC■für■Sie■im■Ruhestand?■

Petry: Der Computer ist wichtig für mich und ich nut-ze dieses Werkzeug viel: Zur Information, zum Lesen und Schreiben, zum Fotos bearbei-ten, als Musikanlage. Nur zum Spielen benutze ich es nicht – das tue ich lieber mit »echten« Menschen, zum Beispiel Skat.

■■ Wenn■Sie■bei■guter■Musik■entspannen■möchten,■welche■CD■legen■Sie■dann■auf?■

Petry: Zum Beispiel Charlie Haden & Pat Metheny: »Beyond the Missouri Sky« – oder: Paul Kuhn: »The L.A. Session« oder: Haydn-Streichquartette.

■■ Wen■werden■Sie■mehr■vermissen:■Ihre■Mitarbeiter■von■der■Stadt■oder■den■Gemeinderat?■

Petry: Den Kontakt mit an-genehmen Menschen – egal ob in Verwaltung oder Gemeinde-rat.

■■ Herr■Dr.■Petry,■welches■Gefühl■keimt■in■Ihnen,■wenn■Sie■an■den■morgigen■1.■Mai■2014■denken?■

Petry: Ich muss nichts mehr machen – ich kann etwas

machen. Das ist neu. Und: Auf-

bruch in ei-nen neuen Abschnitt meines Le-

bens.

Aufbruch in den neuen AbschnittOberbürgermeister Günther Petry über die neu gewonnene Zeit als Pensionär

Cello spielen, fotografie-ren, kochen, Motorrad fahren und gärtnern – für all das hat OB Günther Petry ab morgen mehr Zeit. Im zweiten, per-sönlicheren Teil des In-terviews mit der Kehler Zeitung spricht der schei-dende Oberbürgermeister über seine Hobbys, war-um er ein Kehler bleibt – und was er im Ruhestand vermissen wird. Und er verrät, bei welche Musik er entspannt.

Noch unterschreibt Günther Petry Gemeinderats-Drucksachen und Dokumente. Im Ruhestand möchte er sich dem Schreiben widmen – möglicherweise wird’s ein Krimi. Foto: Erwin Lang

◼ Auch wenn ich ihn nicht mit dem Fassanstich eröffne, ist der Kehler Messdi für mich… das Kehler Volksfest.

◼ Emil Erpel bekommt meine Entenkrawat-te… nicht, sondern das Kehler Stadtarchiv.

◼ Das Be-sondere an Kehl ist… dass es eine Kleinstadt ist mit allen Vorteilen, die von Großstädten umgeben ist (Straßburg, Karlsruhe, Freiburg).

◼ Ich wohne in Odelshofen, weil… Odels-hofen das schönste Dorf in Kehl ist…

◼ Ich bleibe in Kehl wohnen, weil… ich mich hier wohl fühle.

◼ Mein Lieblingsplatz in Kehl ist… die Plattform der Passerelle.

◼ Trotz aller Kritik ist der Kehler Markt-platz… schön groß!

◼ Was Kehl fehlt, ist… nur in einer größeren Stadt zu haben.

◼ Am OB sein wird mir am meisten fehlen… wie mich Angelika Hummel im OB-Sekretariat »verwaltet« hat.

◼ Am OB sein wird mir gar nicht fehlen… das hohe Maß an Außensteuerung.

◼ Mein schönstes Erlebnis als Kehler OB… kann ich nicht sagen – es gab viele schöne.

◼ Die größte Ent-täuschung in meiner Amtszeit… kann ich auch nicht sagen – es gab einige große.

◼ In der Rente habe ich endlich Zeit für… das, wofür ich bisher keine Zeit hatte.

◼ Meine Beziehung zu Roland Ries ist… freundschaftlich und vertrauensvoll.

◼ Wenn Fabienne Keller neue OB von Straßburg geworden wäre… hätte man sich in Kehl an eine neue Stadtregierung gewöhnen müssen.

◼ Kehl und Straßburg, das ist wie… klein und groß – und doch auf Augenhöhe.

◼ Dass die SPD nach fast 40 Jahren das Kehler Rathaus verloren hat, ist für mich… wieder ein Hinweis darauf, dass nichts ewig ist.

◼ Dass in der Kommunal-politik von der Idee bis zur Realisierung von Projekten so viel Zeit vergeht… ist der Preis für die kommunale Demokratie.

◼ Wer Harmonie will, muss in den Gesangverein. Wer Politik macht… kann in eine Partei eintreten.

◼ Unter der Tagespolitik leidet… schon mal die große Linie.

◼ Demokratie bedeutet für mich in der Kommunalpo-litik… einen Standpunkt zu haben und gleichzeitig andere verstehen zu können.

◼ Wenn ich am 30. April mein Büro abschließe, dann… gebe ich anschließend den Generalschlüssel bei Herrn Kloska im Rathaus ab, er verwaltet das Rathaus und damit auch die Schließanlage.

◼ Muße bedeutet für mich… etwas tun dürfen, was ich nicht muss.

◼ Spaß am Leben, das ist… sich in der Gegenwart versenken zu können.

◼ Kehler und Hanauer ha-be ich kennen gelernt als… liebenswerte Menschen, die manchmal den sprichwörtli-chen »Dickschäddel« henn.

◼ Als Schwabe im Hanau-erland fühle ich mich… zuhause.

Ergänzungen

Messdi-Fassanstich.

Enten- Krawatte.

Günther Petry mit Roland Ries.

Leidenschaft Motorrad…

…und Rosen im Garten. Archivfotos: Erwin Lang (4), Ulrich Marx

Günther Petry im Jahr 2010 am E-Cello in der Straßburger Choucrouterie bei »Donne ta langue au Blues – Sing wie dir de Blues gewachse esch«. Rechts beim Pfannkuchen backen auf dem Weih-nachtsmarkt. Archivfotos: Stadt Kehl, Oscar Sala La

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MITTELBADISCHE PRESSE www.bo.de Mittwoch, 30. April 2014

KEHL

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