Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen-
Initialsymptome, Diagnostik, Therapie
Daten des Sächsischen Registers für Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
Zusammenfassung
• Sächsisches Register für CED im Kindesalter erfasst Initialsymptome, diagnostische Maßnahmen und die initiale Therapie bei pädiatrischen Patienten mit CED
• Weitere Kriterien: Alter bei Diagnosestellung, Geschlecht, anthropometrische Daten der Patienten sowie Lokalisation der CED
• Auswertung der Daten von 144 sächsischen Kindern und Jugendlichen, die im Zeitraum zwischen Januar 2000 und März 2003 mit der Erstmanifestation einer CED erfasst wurden
• Alter bei Diagnosestellung unter 16 Jahren
Einleitung (1)
• Kennzeichen der CED (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Colitis indeterminata):
- Rezidivierende bzw. persistierende Entzündungsaktivität in unterschiedlichen Bereichen des GIT - verminderter oraler Nahrungsaufnahme
- Malabsorption - gesteigerter Nährstoffverlust bei erhöhtem Nährstoffbedarf
- Mangelerscheinungen- Wachstums- und Entwicklungsretardierung
- psychische Auffälligkeiten bedingt durch die chronische Erkrankung und deren Auswirkungen
Einleitung (2)
• Epidemiologische Studien aus Schweden, Dänemark, Schottland, Wales, Frankreich beschreiben eine Zunahme der Inzidenz und Prävalenz von CED im Kindes- und Jugendalter
• Probleme durch falsche Interpretation der einzelnen Symptome: - Lange Latenzzeiten bis zur Diagnosestellung- unzulängliche diagnostische und therapeutische Maßnahmen
Einleitung (3)
• Sächsisches Register für CED im Kindes- und Jugendalter:
- etabliert Januar 2000
- Beteiligung aller Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin des
Freistaates Sachsen
- ermöglicht Feststellung der tatsächlichen Inzidenz der CED in
Sachsen
- Aufstellung klinischer Befunde bei Diagnose und im Verlauf
- Erstellung von einheitlichen Diagnostik- und Therapieregimen
Qualitätsmanagement und - kontrolle
Methodik
• Ausfüllen eines standardisierten Bogens durch den betreuenden Arzt bei jeder Vorstellung eines Patîenten mit Verdacht auf oder bereits bestätigter CED
• Einsendung der Bögen an das Institut für Biometrie und Informatik in Dresden
• Vierteljährlich zusätzlich Bögen mit entsprechenden Nullmeldungen
• Halbjährliche Treffen der Teilnehmer Qualitätszirkel• Zur Erfassung der Vollständigkeit werden derzeit
unabhängige zweite Datenquellen erschlossen (capture- recapture)
Ergebnisse
• Sachsen: - Freistaat mit einer Fläche von 18407 km²
- 4,6 Mio Einwohner
- 4 urbane Zentren
• In 40 Monaten 144 Patienten bis zum vollendeten 15. LJ erfasst, bei denen die Diagnose einer CED gestellt wurde
• Keine Geschlechterbevorzugung mit je 50% Jungen und Mädchen
Diagnosenverteilung
• Morbus Crohn 64 (46,4)
• Colitis ulcerosa 46 (33,3)
• Colitis indeterminata 12 (8,7)
• V.a. Vorliegen einer CED 16 (11,6)
Altersverteilung
• Mittleres Alter 12,4 Jahre (Median 13,5)
• Jüngstes Kind 1,6 Jahre
Alter in Jahren
151413121110987654321
Anz
ahl d
er P
atie
nten
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Initialsymptome bei Diagnosestellung
Mb. Crohn (n=64)
Colitis ulcerosa (n=46)
Colitis indeterm. (n=12)
Bauchschmerzen 52 (81) 31 (67) 6 (50)
Leistungsknick 30 (47) 17 (37) 5 (42)
Dünne Stühle 16 (27) 20 (44) 6 (50)
Blut im Stuhl 19 (30) 25 (54) 5 (42)
Gewichtsverlust 37 (58) 19 (41) 5 (42)
Initialsymptome bei Diagnosestellung (2)
Mb. Crohn
(n=64)
Colitis ulcerosa
(n=46)
Colitis indeterm.
(n=12)
Anämie 25 (39) 13 (28) 3 (25)
Wachstums-retardierung
10 (16) 2 (4) 0
Arthralgien 8 (13) 3 (7) 0
Appetitlosigkeit 5 (8) 1 (2) 0
Körper-Masse-Indizes (BMI) und Gewichtsverlust
• BMI-SDS Mittelwert: -0,7
• Kein signifikanter Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Patienten bei
- SDS (m): -0,65
- SDS (w): -0,76
• Gewichtsverlust im Mittel 4,9 kg (max. 15 kg)
Laborbefunde bei Diagnosestellung
CRP in
mg/l
Hb in
mmol/l
Eisen in mmol/l
Alpha 1-Globulin in %
Albumin in g/l
BSR
1h / 2h
Mittel-wert
34 7,3 6,6 12,2 40,5 32/55
Median 21 7,2 4,0 12,3 38,9 25/53
Min. <5 4,3 0,4 0,1 13,7
Max. 166 10,0 36,7 20,7 46,0 95/120
Diagnostik
• 120 Patienten (89%) – diagnostische Endoskopie mit histologischer Beurteilung
• 37 Patienten (25,9%) – Röntgenkontrast-untersuchung
- 31 Patienten mit Mb. Crohn
- 2 Patienten mit Colitis ulcerosa
Hauptlokalisationen
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
Pat
ien
ten
in %
Morbus Crohn (n=64)
Colitis ulcerosa (n=46)
Colitis indeterm. (n=12)
Therapie nach DiagnosestellungMb. Crohn (n=64) Colitis ulcerosa (n=46)
5-ASA oral 53 (90) 37 (86)
Prednison oral 38 (64) 20 (47)
Budesonid oral 14 (24) 2 (5)
Azathioprin oral 13 (22) 5 (12)
5-ASA rectal 4 (7) 10 (29)
Prednison rectal 5 (9) 1 (3)
Budesonid rectal 0 1 (3)
Ernährungstherapie 18 (31) 11 (26)
Psychotherapie 8 (14) 6 (14)
Diskussion (1)
• Bei unseren Patienten wurde mit 46,4% Mb. Crohn am häufigsten diagnostiziert, gefolgt von der Colitis ulcerosa mit 33,3%.
Dieses Verhältnis stimmt mit dem anderer Patientenkollektive überein
(Behrens et al, Armitage et al, Spray et al)
Diskussion (2)
• Altersverteilung unserer Patienten ebenfalls in Übereinstimmung mit den Daten anderer Autoren
Diskussion (3)
• Als Hauptsymptome einer CED fanden wir:
- Bauchschmerzen
- Gewichtsverlust
- Blut und Schleim im Stuhl
- Dünne Stühle
- Anämie
Diskussion (4)
• Durchfälle traten nur bei 49 Patienten (34%), und damit vergleichsweise selten auf.
Diskussion (5)
• Nur bei 12 (8,3%) der Patienten fand sich eine Wachstumsstörung, signifikant häufiger bei MC als bei CU
• In der Literatur unterschiedliche Häufigkeitsangaben, jedoch jeweils über 20 %? Unterschiedliche Definition der Wachstumsstörung
Diskussion (6)
• Lokalisationen der CED in Konkordanz mit anderen Arbeitsgruppen
• MC am häufigsten im terminalen Ileum (74,4%)
- aber: in 15% Beteiligung des oberen GIT
Ösophagoduodenoskopie gehört zur vollständigen Diagnostik
Diskussion (7)
• 5-ASA: häufigstes verwendetes Medikament• Lokal applizierte Medikamente vergleichs-
weise sparsam eingesetzt • Ernährungstherapie bei 25,5% unserer
PatientenZahlreiche Studien berichten vom erfolgreichenEinsatz enteraler Ernährungsregime bei Patienten mit CED.
Resumé
Für CED im Kindesalter liegen in Deutschland
wenig systematisch erfasste klinische Daten vor. Sie
sind jedoch Grundlage für die Erstellung von
Therapierichtlinien, Krankheits- und Qualtitäts-
management. Ein bundesweites, flächendeckendes
Register für CED im Kindes- und Jugendalters ist
wünschenswert.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!!!