Download - FCG-Magazin Herbst 2011
„60 Jahre Fraktion christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter“ Lesen Sie ab Seite 3 mehr dazu...
Herbst 2011FCG-Magazin 3/2011, Zln; GZ02Z031582S; Erscheinungsort: Wien, Verlagspostamt 1080 Wien; Österreichische Post AG; Sponsoring Post; Einzelpreis: 1,-
Magazin der Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter im ÖGB
vorrangmensch
www.fcg.at FCG
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Österreich braucht uns. Jeden Tag.
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bundesfraktion
Die FCG feiert ihren 60. GeburtstagEine Zusammenstellung von Norbert Schnedl
Unmittelbar nach Kriegsende 1945
wurde der Österreichische Gewerkschaftsbund,
der ÖGB, zum Unterschied der Richtungsgewerk-
schaften, die vor dem Weltkrieg bestanden hat-
ten, überparteilich neu gegründet. Diese Über-
parteilichkeit wurde stark von den politischen
Parteien unterstützt, die sich für die Gründung
eines gemeinsamen Gewerkschaftsbundes stark
machten, weil alles dem Wiederaufbau Öster-
reichs untergeordnet werden sollte. So trafen
der ehemalige Freie Gewerkschafter Johann
Böhm und der Christliche Gewerkschafter Alois
Weinberger, die sich auch aus der Widerstands-
bewegung kannten, zusammen, um gemeinsam
mit Gottlieb Fiala von der KPÖ, den ÖGB neu
zu gründen. Die Gründung des ÖGB wurde in der schwierigen Situation extremer
Mangelwirtschaft professionell durchgezogen, und in den ersten Jahren stand die
Verbesserung der Ernährungssituation der Bevölkerung derart im Vordergrund der
Aktivitäten aller staatlichen Stellen und auch des ÖGB, dass alle weltanschaulichen
Unterschiede kaum eine Rolle spielten. Erst als Erwin Altenburger 1947 die Nachfol-
ge Weinbergers in ÖGB und ÖAAB antrat, wurden gewerkschaftspolitische Aspekte
im ÖGB entscheidend. Die SPÖ nahm immer mehr Einfluss auf den ÖGB, und die er-
starkte Wirtschaft stellte sich mehr als bisher gegen Forderungen der Arbeitnehmer.
Andererseits traten die Kommunisten immer öfter als die „wahren Arbeitnehmerver-
treter“ in die Öffentlichkeit und bestimmten auch die veröffentlichte ÖGB-Meinung.
In diesem Dilemma kämpften die „ÖVP-Gewerkschafter“ oft an drei bis vier Fronten.
In dieser Situation trat der Bundesvorstand des ÖAAB zusammen, um eine Analy-
se der Ist-Situation durchzuführen. In der erweiterten Bundesvorstandsklausur auf
Schloss Wartholz (1950), dem damaligen Schulungsheim der ÖVP, kam zum ersten
Mal die Idee der Gründung einer eigenen „Fraktion Christlicher Gewerkschafter“
zur Sprache. Damals wurde der Beschluss gefasst, diese Frage in einem Ausschuss zu
prüfen und das Ergebnis dem Bundesvorstand des ÖAAB vorzulegen. Zum gleichen
Zeitpunkt wurde in das Zentralorgan des ÖAAB, „Freiheit“, eine ständige Rubrik
„Der Christliche Gewerkschafter“ aufgenommen. Die Gründung der FCG zielte im
Grunde auf eine stärkere Betonung der Überparteilichkeit des ÖGB ab.
Liebe Leserin,lieber Leser!
Am 30. September 1951 wurde die Frak-
tion Christlicher Gewerkschafter/innen
im ÖGB gegründet. Also haben wir allen
Grund, diesen „runden Geburtstag“ der
FCG gebührend zu feiern.
Nach der gelungenen Festveranstaltung im
Mai 2011, wo rund 460 Teilnehmer/innen
im Parlament sehr eindrucksvolle Vorträge
zu unserem Wertefundament, der „Christli-
chen Soziallehre“ erlebten, haben wir auch
unser heuriges Oktoberfest als Geburts-
tagsfest gefeiert. Die Fotos belegen die
ausgezeichnete Stimmung, neben zahlrei-
chen Regierungsmitgliedern - u.a. beehrten
uns die Ministerinnen Johanna Mikl-Leitner,
Trixi Karl und Staatssekretär Sebastian Kurz
– kamen auch zahlreiche Gäste aus dem
ÖGB-Vorstand und konnten ÖGB-Präsiden-
ten Erich Foglar beim Singen zuhören!
Es gibt aber nicht nur „Geburtstagsständ-
chen“ sondern leider auch dunkle Gewitter-
wolken in Bezug auf die „Schuldenkrise“ und
den nächsten drohenden Einbruch der Kon-
junktur. Gerade in solchen Zeiten gilt es, nicht
„den Kopf zu verlieren“ – sondern neue,
kreative Wege aufzuzeigen. Als eine inhaltli-
che Frucht des Jubiläumsjahres wird gerade
ein Buch mit Prof. Zulehner ausgearbeitet.
So wollen wir mutig auf kommende Her-
ausforderungen zugehen und wünschen
eine spannende Lektüre!
Andreas Gjecaj und Luzia Janoch> Weiter auf der nächsten Seite...
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Weiters sollten Beschlüsse des ÖGB und
seiner Gremien vorher in den Fraktionen
beraten werden und damit ein Verein-
nahmen der Christlichen Gewerkschafter
erschwert werden. Durch die Gründung
der FCG sollten aber auch Möglichkeiten
entstehen, das Mitgliederpotenzial der
ehemaligen Christlichen Gewerkschaften
ausschöpfen zu können.
Erste Bundeskonferenz der Christlichen Gewerkschafter am 30. September 1951
Als bei der ersten Bundeskonferenz der
FCG deren Gründung diskutiert und so-
dann abgestimmt wurde, stand allen
Akteuren die Situation der „Zwischen-
kriegszeit“, der „Nachkriegszeit nach
dem Zweiten Weltkrieg“ und die aktuelle
Situation der österreichischen Gewerk-
schaftsbewegung deutlich vor Augen.
ÖGB-Vizepräsident Altenburger leitete ein
und schilderte die Situation der ÖAAB-
Fraktion im ÖGB. Er stellte klar, dass der
ÖGB kein marxistischer Gewerkschafts-
bund sein kann, sondern entweder ein
Gewerkschaftsbund aller Arbeiter, Ange-
stellten und Beamten zu sein oder keine
Zukunft hat. Er plädierte für neue Wege,
die die „Christen“ im ÖGB zu gehen hät-
ten und berichtete ausführlich von den
Überlegungen, die der ÖAAB-Bundes-
vorstand zur Gründung einer „Fraktion
Christlicher Gewerkschafter“ angestellt
hat. Er schloss dann sein Referat über die
kommenden Aufgaben des ÖGB. Nach
Diskussion wurde beschlossen, dass im
Präsidium und im Bundesvorstand des
ÖGB, sowie in den Gewerkschaften und
Landesexekutiven, wo ein derartiger Be-
schluss vorlag, in Zukunft die Bezeichnung
Fraktion Christlicher Gewerkschafter
offiziell zu verwenden ist. In jenen Ge-
werkschaften und Landesexekutiven, wo
ein derartiger Beschluss noch nicht vorlag,
sollte die Frage der Bezeichnung der Frak-
tion später beschlossen werden.
Weiterentwicklung der Christlichen Soziallehre
Im Bestreben, der Soziallehre der Kirche zu
folgen, tritt die FCG für die soziale Markt-
wirtschaft ein, wobei staatliches Eigentum
in gewissen Bereichen nicht generell ab-
gelehnt wird. Der Mensch muss stets Sub-
jekt bleiben und darf nicht zu einer Ware
(Objekt) degradiert werden. Ein besonderer
Akzent wird auf die Mitbestimmung der
Arbeitnehmer gelegt. Ihnen soll Hilfe zur
Selbsthilfe ermöglicht werden. Unter dem
Titel „Wir leben Werte“ hat die FCG im
Jahr 2009 ihr Grundsatzprogramm neu for-
muliert und einstimmig beschlossen. Im ers-
ten Teil findet sich eine kurze Analyse der
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Dann folgen wesentliche Merkmale der
„Christlichen Soziallehre“, die das „Wer-
tefundament“ für die FCG bilden. Daraus
leiten sich die „Bekenntnisse“ der FCG ab,
die zu jenen Leitsätzen führen, welche die
Mitgestaltung der Politik bestimmen. Den
abrundenden Abschluss des Grundsatzpro-
gramms bildet ein kurzer Blick in die Ge-
schichte der FCG.
Neu eingearbeitet in den Bauplan der
Christlichen Soziallehre sind, neben den
altbekannten Prinzipien Menschenwürde,
Solidarität, Subsidiarität und Gemeinwohl,
drei weitere Prinzipien: Das Prinzip der „all-
gemeinen Bestimmung der Güter“ stellt
uns angesichts der katastrophalen Lage in
den Entwicklungsländern vor ungeheu-
re Aufgaben; dass im Kompendium der
Soziallehre der Kirche „Beteiligung und
Demokratie“ als Prinzipien der Soziallehre
genannt werden, beweist die ständige Wei-
terentwicklung und das Prinzip der Nach-
haltigkeit gewinnt – angesichts der Um-
weltbelastung – ständig an Bedeutung. So
bilden die Prinzipien der „Christlichen Sozi-
allehre“ sieben gute Gründe für die FCG!
Mit dieser ständigen Weiterentwicklung der
Soziallehre ist die FCG an vorderster Front,
wenn es darum geht, die Soziallehre nicht
nur als Theorie zu verstehen, sondern in der
täglichen Praxis als Gewerkschafterin und
Gewerkschafter – auch im Gegensatz zu
anderen Ideologien – umzusetzen. Gerade
im Jubiläumsjahr 2011 – wo die erste So-
zialenzyklika „Rerum novarum“ ihren 120.
Geburtstag feiert – und die FCG 60 Jahre
alt wird – zeigt sich, dass eine werteorien-
tierte Gewerkschaftspolitik an Bedeutung
gewinnt und für die FCG auch in Zukunft
gelten wird:
„Der Mensch muss der Mittelpunkt unseres
Handelns sein!“
Wir leben Werte!
Gerade in Zeiten, in denen nicht alles glatt
läuft, nicht alles selbstverständlich ist, ge-
winnt werteorientierte Politik an Bedeu-
tung. Das Feiern des Jubiläums „120 Jah-
re Soziallehre – 60 Jahre FCG“ ist zugleich
eine Ermutigung, den eingeschlagenen
Weg fortzusetzen – und in der täglichen
Arbeit in den Betrieben und Dienststel-
len die Prinzipien der Soziallehre ein Stück
Wirklichkeit werden zu lassen. Als Christ-
gewerkschafter/innen haben wir uns die-
sem Ziel verschrieben – die Umsetzung der
Christlichen Soziallehre in die Praxis ist und
bleibt erste Aufgabe der FCG: Gestern –
Heute – Morgen!
> Fortsetzung von Seite 3
Erwin Altenburger beim 2. Bundes-kongress des ÖGB im Herbst 1951 plädiert für die Fraktion christlicher Gewerkschafter
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ende september fand im Vor-
feld des 1. Gewerkschaftstages der
GdG-KMSfB seit der Fusion der Fraktions-
tag statt.
Bundesvorsitzender der Fraktion christli-
cher Gewerkschafterinnen und Gewerk-
schafter in der GdG-KMSfB Franz Fischer
erhielt 100%ige Zustimmung in seiner
Funktion. Alle weiteren Stellvertreter wur-
den mit großer Mehrheit gewählt.
Gewerkschaftspolitisches aktuelles The-
ma war die aktuelle Beschlusslage, die
Gehälter der Gemeindebediensteten zu
kürzen und in einigen Bundesländern
niedriger als der Bundesbeschluss an-
zusetzen. Solidarisch zeigten sich die
Kolleginnen und die Kollegen der FCG
mit ihren Gewerkschaftsvertretern aus
Oberösterreich. Aufgrund der Sparmaß-
nahmen geraten die Kommunen immer
stärker unter Druck, wie der aktuelle
Beschluss aus Oberösterreich – die Ge-
haltsabschlüsse im heurigen Jahr um
1 % niedriger als auf Bundesebene zu
halten – deutlich zeigt. Der gesamte
Bundesfraktionstag hat mit Kolleginnen
und Kollegen diese Maßnahme defi-
nitiv abgelehnt und wird sich gemein-
sam mit der Gesamtgewerkschaft an
Protestaktionen gegen die niedrigere
Lohnerhöhung beteiligen. FCG-Vorsit-
zender der GdG-KMSfB Franz Fischer
hat in der allgemeinen Konferenz eben-
falls einen sehr hohen Wert, nämlich
99,40 % der Stimmen, erhalten.
Große Zustimmung für das Team der FCG in der GdG-KMSfB!
am 8. september lud die FCG Bundesfraktion zum mitt-
lerweile traditionellen Oktoberfest, das heuer zugleich die
60er Geburtstagsfeier unserer Fraktion war. Unter dem Motto
„60 Jahre Fraktion christlicher Gewerkschafterinnen und Ge-
werkschafter“ stand. Zahlreiche Gäste und Ehrengäste fanden
sich unter den FCG-Funktionärinnen und Funktionären und
Freunden unserer Fraktion.
FCG-GdG-KMSfB-Bundesvors. Franz Fischer (Mitte) und seine Stellvertreter/innen v.l.n.r. Monika Wittmann (KMSfB), Alfred Luger (OÖ), Verena Steinlechner-Graziadei (Tirol), Christine Schöngrundner (Stmk) und Kurt Obermülner (Wien)
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Oktoberfest„60 Jahre FCG“
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facharbeitermangel in Österreich
– der Aufschrei der Wirtschaft klang durch
alle Medien. Tatsache ist, dass immer weni-
ger junge Menschen als ausgebildete Fach-
arbeiter in den Arbeitsmarkt einsteigen.
Bedingt durch den unbegründet schlechten
Ruf der Lehrausbildung und dem sozialisti-
schen Mythos „jedes Arbeiterkind braucht
seine Matura“ entscheiden sich immer we-
niger Jugendliche für eine Lehre.
Um die Lehrausbildung für Jugendliche zu
attraktivieren, ist nicht nur ein Imagewan-
del dringend nötig. Es braucht handfeste
Verbesserungen in der Qualität der Ausbil-
dung und eine Vereinfachung der Weiter-
bildung nach abgeschlossener Lehre. Ein
wichtiger Schritt dazu ist die Vereinfachung
der Weiterbildung zum Meister. Während
Absolventen einer höheren Schule wei-
testgehend kostenlos und mit umfangrei-
chem Stipendiensystem im Rücken studie-
ren können, fallen bis zur Meisterprüfung
leicht € 7.000.- an Kosten an. Ein Betrag,
den sich die wenigsten Gesellen leisten
können. Es kann nicht sein, dass der Staat
in Sachen Bildung all jene vergisst, die sich
nicht für eine höhere Schule und Studium
entscheiden.
Diese Schieflage muss beseitigt werden:
durch geförderte Vorbereitungskurse zur
Meisterprüfung und die Einführung von
Studiengebühren!
Caroline Hungerländer
als Kleines danKeschÖn für die Unterstützung un-
term Jahr hat die FCG Jugend Funktionärinnen, Funktionä-
re, Helferinnen und Helfer am 5. August zum gemeinsamen
Feiern und Grillen eingeladen. Ein legendärer Abend für die
über 70 Gäste ist der Beweis dafür, dass wir nicht nur die
Interessensvertretung für junge Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer, sondern auch einer der besten Freundeskreise
Österreichs sind. Patrick Bauer
am samstag, dem 17. september
2011, veranstaltete die FCG-Jugend ein
Kleinfeldfußballturnier (mit je 5 Feld-
spielern und 1 Tormann) auf der Sportan-
lage der Gemeinde Hohenau/R. im Bezirk
Weiz. Acht Mannschaften, davon eine
von der Bundes FCG-Jugend aus Wien,
lieferten sich spannende Duelle. Sieger
des Turnieres wurde die Mannschaft des
FC SINEP aus Weiz.
Es herrschte perfektes Sonnenwetter
und außerdem sorgten die Christlichen
JugendgewerkschafterInnen der Be-
zirksgruppe Weiz durch eine perfekte
Gastronomie und mit DJ Alex für gute
Stimmung.
FCG-Landessekretär LAbg. Bernhard Ede-
rer bedankte sich in seinen Grußworten
bei Hauptorganisator Wolfgang Leitner,
der mit einem Sonderapplaus bedacht
wurde. Bernhard und Wolfgang haben
bereits organisatorische Ideen für nächs-
tes Jahr diskutiert!
Danke und Gratulation an alle Sieger,
Spielerinnen und Spieler!
Ausbildung zum Meister leistbar machen!
Beachparty
Kleinfeldfußballturnier der FCG-Jugend in Weiz
v. l. n. r.: FCG-Jugend Steiermark Landesvorsitzender Christian Schwarz, FCG-Jugend Bezirksvorsitzender Weiz und Organisator Wolfgang Leitner, FCG-Jugend Bundesvorsit-zende Caroline Hungerländer, FCG-Jugend Bundessekretär Patrick Bauer, Landessekre-tär LAbg. Bernhard Ederer und die Siegermannschaft FC SINEP.
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„schon wieder!“, denke ich, und pas-
siere mit meinem schwarzen Beetle einen
traurigen Smiley. Übergroß macht er rechts
von der Autobahn auf sich auf-
merksam. Er sagt, da sind noch
12 km mit enger Fahrbahn zu
rechnen. Und mein Voran-
kommen wird langsamer. Ich
weiß, dass er mich – je weiter
ich fahre – freundlicher anbli-
cken wird. Daher ärgere ich mich
nicht, sondern blicke konzentriert
auf die Straße und steuere dem be-
freienden Lächeln entgegen. Schlussendlich
zeigt sein immer breiter werdendes Lachen
an, dass ich am Ende der Baustelle ange-
kommen bin.
Bildung scheint mir eine ähnliche Baustel-
le. Der Gedanke „Schon wieder!“ steht oft
am Anfang, wenn die Diskussion um Bil-
dung beginnt. Und manchmal beschleicht
mich das Gefühl, dass da auch Baustellen-
Smileys vergeben werden. Am Beginn
steht: „Kein Interesse!“, „Die Begeiste-
rung für Weiterbildung ist bei uns enden
wollend.“, oder: „Also, Bildung bremst
uns bei unserer eigentlichen Ar-
beit und nimmt Zeit und Res-
sourcen in Anspruch, etwas,
das wir nicht haben.“
Aus Erfahrung weiß ich,
dass sich diese Einstellung
ändert, wenn sich jemand
in die „Baustelle Bildung“ hin-
eingewagt hat. Je intensiver sich
Menschen mit Bildung auseinan-
dersetzen, je aufgeschlossener sie gute
Weiterbildung konsumieren,
desto eher ist ein lächelnder
Smiley anzutreffen. „Wow,
das war super und hat mir
echt geholfen!“; „Vieles
von dem, was ich da gelernt
habe, kann ich in meiner Ar-
beit umsetzen.“, oder: „Es hat
einfach viel Spaß gemacht, mit an-
deren gemeinsam zu lernen.“
Für jemanden, der bzw. die – so wie ich
– in der Bildung arbeitet, heißt es, sich
nicht am Anfang der Baustelle abschre-
cken zu lassen. Vielmehr gilt es, die Kon-
zentration auf das Ziel zu richten, nämlich
Arbeitnehmer/innen-Vertreter/innen zu
unterstützen. Ein Ziel, das nur Schritt für
Schritt, Kilometer für Kilometer, erreicht
werden kann. Dieses Durchhalten kann
dazu führen, dass mehr und mehr lächeln-
de Smileys auf der FCG-Bildungsbaustelle
an zutreffen sind.
Als FCG-Bildungsreferentin im ÖGB bin
ich froh, dass im Herbst 2011 ein
FCG-Bildungsprogramm her-
auskommt, das die Bundes-
fraktion in Kooperation mit
den Gewerkschaften und
Ländern erarbeitet hat.
Kontakt: Dr.in Karin Petter, MSc
01-53444-39484
Baustelle „Bildung“
Unter dem titel „management-
strategien für gewerKschafter/
innen“ können Betriebsräte und Be-
triebsrätinnen sowie Personalvertreter und
Personalvertreterinnen durch die FCG ihre
soziale Kompetenz intensivieren und aus-
bauen: Ob es das überzeugende Reden
vor Kollegen und Kolleginnen ist, oder
ob es um die Lösung eines schwellenden
Konflikts geht; ob es das Erlernen einer
effizienten Arbeitsorganisation ist oder ob
es um hilfreiche Tipps zum Umgang mit
Veränderungen geht - das Ziel der FCG-
Bildung ist die Vermittlung von konkre-
tem Managementwerkzeug in folgenden
Seminaren:
» Konfliktmanagement
» Veränderungsmanagement
» Kommunikationsmanagement
» Wertemanagement
» Selbstmanagement
» Teammanagement
Die Ansprechpersonen in den Gewerk-schaften für diese Seminare sind:
GPA-djpMichael Schediwy-KlusekTel.: +43 (1) 050301-21273 [email protected]
GÖDHannes TaborskyTel.:+43 (0)1-53454-206 [email protected]
GdG-KMSfBHarald KnotzerTel.: +43 (0)1-31316-83683 [email protected]
GBHRichard DragositsTel.: +43 (0)1-53444-59491 [email protected]
vidaFriedrich PöltlTel.: +43 (0)[email protected]
GPFRaimund TaschnerTel.: +43 (0)-664-6241053 [email protected]
Die Ansprechpersonen in den Ländern sind die jeweiligen FCG-Landessekretäre:
FCG-OberösterreichMag. David Bergsmann, [email protected]
FCG-NiederösterreichMag. Martin Pohnitzer, [email protected]
FCG-WienFriedrich Pöltl, [email protected]
FCG-SalzburgPeter Ottmann, [email protected]
FCG-KärntenOskar Gattermann, [email protected]
FCG-BurgenlandIng. Georg Altenburger, [email protected]
FCG-VorarlbergMag.a Angelika Nocker, [email protected]
FCG-TirolWerner Salzburger, [email protected]
FCG-SteiermarkBernhard Ederer, [email protected]
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im rahmen eines – von der Europäischen
Union und dem Land Niederösterreich ge-
förderten – grenzüberschreitenden Projek-
tes werden Unternehmen und Betriebe, die
ökologische und soziale Kriterien bei der Her-
stellung von Produkten berücksichtigen, vor
den Vorhang gebeten. Das von den Christge-
werkschaftern initiierte Projekt „Ökosozialer
Marktplatz“ hat zum Ziel, jene Betriebe be-
kannter zu machen, die bei ihrer „nachhal-
tigen Art des Wirtschaftens“ neben ökologi-
schen auch soziale Kriterien berücksichtigen.
Das Prinzip der Nachhaltigkeit steht dabei im
Vordergrund. Der „Ökosoziale Marktplatz“
ist eine Homepage, die den Konsumentin-
nen und Konsumenten als Informationsplatt-
form dienen soll. Einerseits werden Betriebe,
die sich einer wissenschaftlich begleiteten
Bewertung unterziehen, ermutigt, diesen
zukunftsweisenden Weg fortzusetzen, an-
dererseits bietet die Veröffentlichung auf der
Homepage auch Kundinnen und Kunden die
Möglichkeit, anhand dieser Kriterien jene Be-
triebe in ihrer Region bevorzugt auszuwäh-
len, die sich zur ökosozialen Marktwirtschaft
bekennen.
In der Region Waldviertel, Weinviertel, Wie-
ner Umland Nord und Südmähren gibt es
bereits viele Betriebe, die nach ökosozialen
Kriterien wirtschaften. Diese Betriebe prä-
sentieren sich auf einer eigens konzipierten
Homepage (www.oekosozialer-marktplatz.
at) sowohl in deutscher als auch in tsche-
chischer Sprache (www.ekosocialni-trziste.
cz) und haben somit die Möglichkeit, sich
potenziellen Kunden grenzüberschreitend
vorzustellen.
„Das Projekt steht erst am Anfang. In den
nächsten Jahren wird versucht, damit in die
Breite zu gehen. Ökologische und soziale
Verantwortung ist nicht nur von den vielen
Unternehmen und bäuerlichen Betrieben
wahrzunehmen, sondern ist auch Sache
der Konsumentinnen und Konsumenten,
die durch ihr Einkaufsverhalten ihre eigene
Region stärken sowie ökologische und sozi-
ale Standards positiv beeinflussen können,“
zeigt sich Norbert Schnedl, Bundesvorsit-
zender der Christgewerkschafterinnen und
Christgewerkschafter, überzeugt von der
Nachhaltigkeit der Projektidee.
Unter den Unternehmen aus Niederöster-
reich finden sich unterschiedlichste Unter-
nehmensprofile. Angefangen von Klein- und
Kleinstunternehmen mit stark regionaler Ver-
marktungsstruktur und vorwiegend Mitarbei-
tern aus dem engsten Familienkreis bis hin zu
Großunternehmen.
Das Ökosoziale Forum hat als Projektpartner
die Idee der Ökosozialen Marktwirtschaft
eingebracht. Zielsetzung der Ökosozialen
Marktwirtschaft ist eine nachhaltige Gesell-
schaft, die in drei Dimensionen zukunftsfähig
agiert: ökologisch, sozial und ökonomisch
und zwar im kulturspezifischen Kontext. Das
Projekt „Ökosozialer Marktplatz“ basiert auf
diesen Grundsätzen und setzt diese in die
Praxis um, wodurch alle profitieren können,
seien es die Konsumenten, oder auch die Un-
ternehmen, NGOs und sonstige Betriebe, die
an dieser Informationsplattform teilnehmen.
Vor allem in einer globalisierten Welt, in der
die Finanzwirtschaft die gesamte Wirtschaft
aus dem Ruder gebracht hat und deren
Folgen bis dato in erster Linie die Arbeit-
nehmerinnen und Arbeitnehmer zu spüren
bekamen, erscheint eine christlich-soziale
Wirtschaftsausrichtung umso wichtiger. Wir
als FCG in Zusammenarbeit mit unseren
Projektpartnern möchten mit diesem Projekt
Vorreiter hin zu einer verbesserten Arbeits-
welt sein.
Über 50 Betriebe aus Österreich und
Tschechien finden Sie auf der Homepage:
www.oekosozialer-marktplatz.at sowohl
in deutscher als auch in tschechischer
Sprache (www.ekosocialni-trziste.cz)
Ökosozialer MarktplatzProjekt-Präsentation
Bundesvorsitzender Dr. Norbert Schnedl, Agrar-Landesrat Dr. Stephan Pernkopf, GF des Ökosozialen Forums Mag. Klemens Riegler-Picker bei der Projektpräsentation „Ökoso-zialer Marktplatz“
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Unsere allseits beKannte und oft-
mals gewürdigte Grete REHOR (Gew. der
Textilarbeiter) war seit der Gründung un-
serer Organisation „die politische Vor-
kämpferin“ für uns Frauen.
An ihrer Seite standen damals Kollegin
Lina PARLIS (Gew. der Post- und Fernmel-
debed.), Katharina NEUMAYER (Gew. d.
Hausgehilfinnen) und Louise GATTRIN-
GER. Grete Rehor und Louise Gattringer
waren Gründungsmitglieder der FCG
und seit 1951 - von Beginn an - im Bun-
desvorstand der FCG. Im Jahre 1955 kam
noch Kollegin Ernestine MEINHOLD in den
Bundesvorstand. Danach waren zusätzlich
noch nachfolgend genannte Frauen im
FCG-Bundesvorstand:
Grete PICHLER, Erna SCHEIDL, Erna HAUK,
Hedwig UNGER, Margarete GRÖ-
MANSPERG, Rosa ROLLER, Hedwig UN-
GER, Gertrude SEIDL, Gertraud WAWER-
SICH, Ingrid KOROSEC, Sonja KEIMEL,
Monika STROBL, Christine GUBITZER,
Christa ELLBOGEN, Irmtraut STIEGLECKER,
Maria NOVOSZEL, Anna SIVETZ, Hermine
HÖDL, Christa ELLBOGEN, Helga KERSCH-
BAUM, Ingrid SVATOS, Helga SCHRUMPF,
Mag. Eva SCHOLIK, Liselotte VINCOUREK,
Josefine WINKLER, Mag. Maria PREE, Mag.
Dagmar ARMITTER, Mag. Dr. Barbara
KOVSCA, Beate STEINER.
Seit dem Gründungsjahr 1951 hatten im-
mer Frauen in der FCG ein Mandat und
der Frauenanteil ist kontinuierlich ange-
stiegen. Dennoch dauerte es 16 Jahre bis
wir Frauen ein eigenes Referat erhielten
und somit die weibliche Sicht der Anliegen
im eigenen Gremium beraten und dann in
den Vorstand noch fundierter einbringen
konnten. Der derzeitige Frauenanteil in
der Bundes-FCG beträgt 30,5% - immer-
hin 1/3 Frauenanteil ist bereits erreicht.
Eine Frauenquote von 40% bis 50% wird
weiterhin angestrebt.
Besonders verdient um die Anliegen der
Frauen haben sich unsere unten genann-
ten Vors. und Vors.Stv. Frauen im Frauen-
referat seit dem Jahre 1967 bis 2009
gemacht:
1967 bis 1971
Gertrude KRAMMER, Elfriede NEUHOLD
1971 bis 1975
Erna HAUK; Erna SCHEIDL
1975 bis 1979
Gertrude KRAMMER, Elfriede NEUHOLD
1979 bis 1983
Ingrid KOROSEC, Maria KRONSTEINER
1983 bis 1985
Gertraud WAWERSICH, Ingrid KOROSEC
1985 bis 1987
Anna HAIDEN, Renate PAPSCH
1987 bis 1991
Anna HAIDEN, Renate PAPSCH
1991 bis 1995
Edith HALLER-SCHÖLL, Josefi-ne WINKLER
1995 bis 1999
Christine GUBITZER; Anna SIVETZ, Josefine WINKLER
2000 bis 2004
Christine GUBITZER; In-grid KREUZER, Margaretha SCHWINNER
2004 bis 2009
Christine GUBITZER, In-grid KREUZER Anna-Maria FELDBAUMER, Roswitha PRASJENKA
Die FCG-Frauen haben besondere Ver-
dienste für verbesserte Frauenrechte in
den letzten 60 Jahren erreicht, die da zB
wären:
» Gesetzliche Vertretung der eheli-
chen Kinder: früher nur Vater, heute
gemeinsam.
60 Jahre Frauen in der FCG ©
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Grete Rehor beim Gewerkschaftstag im Jahre 1968
Foto von Grete Pichler – einer der ers-ten Frauen im FCG-Bundesvorstand beim 2. Frauenkongress des ÖGB im Oktober 1955
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Foto von Hedwig UNGER, Bundesvorsit-zender – Stellvertreterin
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Foto von Gertraud WAWERSICHBundesvorsitzender – Stellvertreterin
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» Unterhaltsvorschussgesetz sowie Unter-
haltsverpflichtungen des Vaters (auch
gegenüber dem unehelichen Kind).
» Recht auf Abgeltung für Mitarbeit im
Betrieb des Mannes sowie das Recht
auf Aufteilung im Falle der Scheidung.
» Gemeinsame Haushaltsführung Pflicht
bei Erwerbstätigkeit beider Partner.
» Mutterschutzgesetz mit relativem und
absoluten Beschäftigungsverbot.
» Kinderbetreuungsgeld unabhängig von
Erwerbstätigkeit.
» Gleichbehandlungsgesetz
» Voraussetzung der Ehelosigkeit der
Frauen für Unterrichtstätigkeiten wurde
abgeschafft.
» Übernahme der Kosten für Mammo-
graphie, Krebsabstriche, etc. durch
Krankenkassen.
» Mutterschutzgesetz, Kinderbetreuungs-
geld und Elternteilzeit sowie Vereinbar-
keit von Beruf und Familie (Teilzeitmög-
lichkeiten während der Familienphase).
» Karenzurlaub
» Selbstbestimmung und
Eheschließungsfreiheit.
» Recht auf Bildung.
» Seit 1965 ist der Polizeidienst auch für
Frauen möglich.
» Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit.
Diese Aufzählung ist sicherlich nicht
vollständig, zeigt aber, was in den letzten
60 Jahren „bewegt“ wurde.
Vieles ist noch zu tun, damit wir die Part-
nerschaftlichkeit im Erwerbsleben besser,
familienfreundlicher und balanceorientier-
ter leben können. Es wird an uns selbst
liegen, weitere Verbesserungen für unsere
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu
fordern und voranzutreiben. Ein wesent-
liches Thema ist weiterhin, die Gleich-
behandlung mit noch mehr „Leben“ zu
füllen und das Schließen der Einkommens-
schere voranzutreiben, in dem man zB die
Kinderkarenzzeiten der erwerbstätigen
Frauen bei den Gehaltsvorrückungen und
im Pensionsrecht anrechnet.
Monika Gabriel
Frauenvorsitzende
der Bundes-FCG
> Fortsetzung von Seite 9
Bundesfrauen-Vorsitzende Christine GUBITZER am FCG-Bundes-Frauentag 2009
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GB-Bildarchiv
„Offene Grenzen für Arbeit-nehmer in Europa – wie schaffen wir durch be-rufliche Qualifikation und „GUTE ARBEIT“ eine bes-sere Integration?“
Mitte September fand in Salzburg die
23. Konferenz für gewerkschaftliche
Zusammenarbeit in Europa (KGZE) mit Teil-
nehmerinnen und Teilnehmer aus 14 Län-
dern statt.
Die 55 Konferenzteilnehmerinnen und
-teilnehmer haben sich bei dieser 3-tägi-
gen Konferenz konkret mit den Themen
„Gute Arbeit“ und wie dadurch eine bes-
sere Integration erfolgen kann, auseinan-
der gesetzt. Vor allem im Hinblick auf die
seit Mai des heurigen Jahres geltende Öff-
nung des Arbeitsmarktes in der EU.
ÖZA-Vorsitzender und Vizepräsident des
ÖGB Dr. Norbert Schnedl konnte zahlrei-
che kompetente Referenten begrüßen,
darunter Integrations-Staatssekretär Kurz,
dessen Thesen für Integration in einer
Podiumsdiskussion ausführlich diskutiert
wurden. Dr. Lidmila Nemcova aus Tsche-
chien gab einen historischen Rückblick
auf Integration, die es seit jeher gibt und
durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt
kontinuierlich fortgeschritten ist. Zum
Thema „Gute Arbeit“ referierte Maria Etl,
Generalsekretärin der KAB.
Wie auch die einzelnen Länderberichte vor
Augen geführt haben, gibt es selbst inner-
halb der EU im Bereich Integration durch
Arbeit noch vieles zu tun!
23. KGZEDie Teilnehmer/innen der 23. KGZE
2. NR-Präsident und ehem. FCG-Bun-desvorsitzender Fritz Neugebauer mit Gewerkschaftskolleginnen aus Polen und Luxemburg
FCG-Bundesvorsitzender und Inte-grations-Staatssekretär bei der Po-diumsdiskussion zu Integration und Arbeitsmarkt
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bundesfraktion
am 1. september wurde das EZA-Se-
minar von den Herren Soren Olesen (Vor-
sitzender KRIFA – Dänemark), Domenec
Sesmilo i Ruis (Vorstandsmitglied EZA –
Spanien), Jordi Oller Pinol (Geschäftsfüh-
render Sekretär FEC-Spanien) und Roel
Rotshuizen (Vorsitzender WOW Nieder-
lande) unter dem Themenschwerpunkt
„Jugendarbeitslosigkeit“ mit etlichen Re-
feraten von Vertretern unterschiedlicher
Länder eröffnet.
Die EU macht seit den 1950er Jahren Ju-
gendpolitik. Seither gibt es Maßnahmen
auf EU-Ebene zum Thema „jugendliche
Arbeitnehmer“. Das Hauptproblem ist,
dass mehr Personen in Pension gehen als
Jugendliche in den Arbeitsmarkt eintreten.
Die Jugendarbeitslosigkeit ist nicht nur
eine Krise der Wirtschaft, sondern auch
eine Krise des Modells (kulturelle Krise). In
Spanien liegt die Arbeitslosigkeit bei 20 %,
die Jugendarbeitslosigkeit sogar bei 40 %!
Es fehlt ganz klar die Verantwortung ge-
genüber den Jugendlichen! Zwar trifft die
spanische Regierung Maßnahmen gegen
die hohe Arbeitslosigkeit – manchmal mit
Zustimmung der Gewerkschaften, manch-
mal ohne - es fehlt ein nachhaltiger Dialog
zwischen Regierung und Gewerkschaften.
Die Gründe für Jugendarbeitslosigkeit sind
vielfältig: neben wirtschaftlichen Rahmen-
bedingungen sind dies vor allem Faktoren
wie unmotivierte Einstellung der Jugendli-
chen zum Thema „Arbeit“, fehlender Ehr-
geiz, mangelndes Selbstbewusstsein und
Selbstvertrauen, Bescheidenheit oder Un-
zufriedenheit des Einzelnen, oft auch eine
Orientierungslosigkeit und Wertelosigkeit.
Eine Vertreterin des litauischen Jugendrats
(eine Jugendorganisation) berichtete über
die Arbeitslosigkeit in ihrer Heimat. Fast
ein Drittel der litauischen Bevölkerung ist
zwischen 14 und 29 Jahren (2010). Die Ju-
gendarbeitslosigkeit liegt bei 7,8 %.
Neben einer hohen Abwanderung Ju-
gendlicher (2010 4 % der betroffenen
Altersgruppe), mangelt es bei 47 % der
arbeitslosen Jugendlichen an einer ent-
sprechenden Ausbildung.
Die Folgen der Jugendarbeitslosigkeit sind
wie in anderen Ländern die Abwanderung,
ein Geburtenrückgang, eine Verringerung
der Ausbildungsstandards, steigende Kri-
minalität, ein weiterer Rückgang der Mo-
tivation sowie eine Verschlechterung der
körperlichen und geistigen Gesundheit.
Die Vizevorsitzende des Europäischen
Wirtschaftsausschusses – EWSA aus Mal-
ta berichtete über die Situation auf Malta.
Neben IT, Pharmazie, Finanzen und On-
line-Wettunternehmen ist der Tourismus
die wichtigste Branche. Malta wurde von
der Krise verschont, allerdings liegt die Ju-
gendarbeitslosigkeit bei 20 %. Von vielen
Jugendlichen wird erwartet, dass sie sich
selbständig machen – ohne Arbeitsver-
hältnis! Malta hat die europäischen Gel-
der immer sehr gut eingesetzt, z.B. wird
der Lohn jugendlicher Arbeitnehmer ein
ganzes Jahr zur Gänze von der Regierung
bezahlt. Danach müssen die Unternehmen
begründen, wenn sie Jugendliche nicht
weiter beschäftigen.
Der Staat unternimmt Anstrengungen,
dass Ausbildung und Studium besser wer-
den durch Stipendien fürs Studieren! Bil-
dung ist ein Kernthema – auch auf Malta!
Die Abwanderung (nur 2 %) wird durch
Zuwanderung ausgeglichen. Interessant ist
auch, dass das Durchschnittsalter der Ge-
werkschaftsmitglieder auf Malta 32 Jahre
beträgt.
„Wir hatten noch nie so gut ausgebildete
Jugendliche – und noch nie haben wir sie
so enttäuscht“ – dieser Satz zog sich wie
ein Motto durch das EZA-Seminar in Barce-
lona. Die Krise hat die Jugendarbeitslosig-
keit nicht erschaffen, aber verschlimmert.
In Summe war es ein sehr interessantes,
wenn auch ernüchterndes Seminar, dessen
Kernpunkte als Empfehlungen für Politiker
und Sozialpartner zusammengefasst wur-
den. Man war sich einig: Ein Problem zu
erkennen ist der erste Schritt, es zu lösen!
Die Jugend ist nicht nur unsere Zukunft
sondern auch unsere Gegenwart.
Mag. Gertraud Wiesinger
„Sozialer Dialog und die Jugend: Eine Liebes- oder Hassbeziehung“WOW / EZA-Seminar – Barcelona 1. und 2. September 2011
© FCG/GPA-djp - Wiesinger
Die österreichische Delegation (Gerald Silbernagl-Mondi, Hans Jappel-Metro, Sibylla Wachsler-RLB Wien/NÖ, Josef Hager-DM Drogeriemarkt, Wolfgang Pischinger-Oberbank)
am 15. mai vor 120 Jahren wurde die
erste Sozialenzyklika „Rerum Novarum“
von Papst Leo XIII veröffentlicht. Als Weg-
weiser auf die Verhältnisse der industriellen
Revolution, der „neuen Dinge“, wurde eine
Antwort auf die soziale Frage der Arbeiter-
schaft der damaligen Zeit und den vorherr-
schenden Konflikt zwischen Arbeit und Ka-
pital vorgeschlagen.
Die Veröffentlichung der ersten Sozialen-
zyklika galt zugleich als Grundstein für die
Entstehung der Christlichen Soziallehre und
insbesondere für christliche Gewerkschaf-
ten weltweit. Die wesentlichen Inhalte, wie
das absolute Recht auf Privateigentum, die
gerechte Gestaltung der Lohnverhältnis-
se, angemessene Lohnzahlung und men-
schenwürdige Arbeitsbedingungen sind
im Grunde genommen Forderungen, die
selbst nach 120 Jahren mehr als aktuell
sind und auch das Wertefundament für uns
Christgewerkschafterinnen und Christge-
werkschafter bilden.
Vor 60 Jahren wurde die Fraktion Christ-
licher Gewerkschafterinnen und Gewerk-
schafter im ÖGB gegründet, die ein unver-
zichtbarer Bestandteil der Arbeitnehmer/
innenvertretung ist.
Seit sechs Jahrzehnten setzen wir uns für
menschenwürdige Arbeitsbedingungen
und das Miteinander von Arbeit und Ka-
pital im Wertschöpfungsprozess ein. Vor
allem übernehmen wir Verantwortung und
sehen soziale Gerechtigkeit als Dauerauf-
trag unserer werteorientierten Gewerk-
schaftspolitik. Die Prinzipien, nach welchen
wir im Gewerkschaftsalltag handeln, bau-
en im Sinne der Christlichen Soziallehre
auf individuelle, persönliche Entfaltung
wie auf das Streben nach Gemeinwohl
und Solidarität. Als Fraktion Christlicher
Gewerkschafterin-
nen und Gewerk-
schafter setzen
wir uns für eine
öko-soziale Markt-
wirtschaft ein, die
nachhaltig, Regio-
nen stärkend vor allem auf soziale Gerech-
tigkeit ausgerichtet ist.
Die kontinuierlichen Veränderungen der
Arbeitswelt führen uns tagtäglich vor Au-
gen, dass die Relevanz und Bedeutung der
Christlichen Soziallehre - damals wie heute
– enorme Aktualität aufweisen.
Die gesamte Festschrift mit Beiträgen von
Gewerkschafts- Kirchenvertretern und
Sozialpartnern können Sie im FCG-Refe-
rat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit
unter 01-534 44- 39 288 (Fr. Kastner) oder
unter [email protected] bestellen.
IMPRESSUMMedieninhaber: Zentralverband der christlichen Arbeitneh-merinnen und Arbeitnehmer Österreichs, Laudongasse 16, 1080 Wien | Herausgeber und Verleger: Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter im ÖGB | Chefredak-tion: Luzia Janoch | Beide: 1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1, Tel.: 01/53 4 44/39288, www.fcg.at | Hersteller und Adressen-verwaltung: FCG-Organisationsbüro, 1080 Wien, Laudongasse 16, Tel.: 01/401 43-300, E-Mail: [email protected]
120 Jahre Christliche Soziallehre
[Moser, Christian Sebastian/Plickert, Philip/Kinzel, Till/Freudenstein, Roland/Kasper, Christian: Konservative Korrekturen. Edition noir. , Wien 2011, ISBN: 978-3950249422, Preis: € 9,50]
die wirtschaftliche Und politische
Debatte wird derzeit von unterschiedli-
chen Zukunftsszenarien geprägt. Vom Zu-
sammenbruch der Eurozone, stagnieren-
dem Weltwirtschaftswachstum bis hin zu
Währungskriegen, dem Zusammenbruch
der Demokratie und dem Ruf nach einem
(über die Staatsgrenzen hinaus) führenden
Gremium reichen die derzeitigen Befürch-
tungen und Reaktionen der Öffentlichkeit.
Nicht nur Politik und Wirtschaft, die Men-
schen selbst sind zutiefst verunsichert,
jedes einzelne Individuum ringt um Ver-
trauen, da weder in die Sicherheit des
Sparbuchs auf der Bank, noch in die Lö-
sungskompetenz der Politik aufrichtig
vertraut werden kann. In dieser Situation
präsentieren Christian Sebastian Moser,
Philip Plickert, Till Kinzel, Roland Freu-
denstein und Christian Kasper unter dem
Titel „Konservative Korrekturen“ eine
spannende und
teils auch überra-
schende Analyse
konservativer Poli-
tik und möglicher
Zukunftsszenari-
en. Trotz aller ne-
gativen Prognosen
und mangelndem
Vertrauen in die Zukunft sowie in die Po-
litik zeigen die Autoren: Es gibt auch ein
„Morgen“ nach der aktuellen Krise, die
Politik ist nicht so machtlos, wie es derzeit
Buchtipp Konservative Korrekturen
vielen erscheint. Es werden Alternativen
zum politischen Einheitsdenken vorgestellt
und christdemokratische Positionen und
Grundüberzeugungen neu verortet.