Download - Kulturexpress 48 2014
Je Woche 10. Jahrgang ISSN 1862 - 1996
Kulturexpress unabhängiges Magazin
Ausgabe 48
23.– 29. November 2014
Zeitschrift für Kunst, Kultur, Philosophie, Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Kulturexpress verpflichtet sich unabhängig über wirtschaftliche, politische und kulturelle Ereignisse zu
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um eine aktive und aktuelle Berichterstattung, lehnt jedoch gleichzeitig jeden Anspruch auf Vollständigkeit ab.
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Kulturexpress in gedruckter Form
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ISSN 1862-1996
Finanzamt IV Frankfurt a/M
St-Nr.: 148404880
USt-idNr.: 54 036 108 722
E-Mail: [email protected]
Inhalt
Elektrischer Strom (2014) von Herbert Niederhausen
und Andreas Burkert aus dem Springer Vieweg Verlag
Neue Lernmethoden für Schüler zur Energieeffizienz von Gebäuden wird mit 187.000
Euro gefördert
Das Deutsche Romantik-Museum in Frankfurt nimmt Gestalt an
Mindestens Mindestlohn! Das Wirtschaftspolitische Forum fragt nach, was dran ist am Mindestlohn und der gesellschaftlichen Forderung nach gerechter Entlohnung
Die Verbreitung des europäischen Films in der Europäischen Union und auf dem Weltmarkt
Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 48 - 2014
Elektrischer Strom (2014) von Herbert Niederhausen undAndreas Burkert aus dem Springer Vieweg Verlag Buchumschlag: Springer Vieweg
Gestehung, Übertragung, Verteilung, Speicherung und
Nutzung elektrischer Energie im Kontext der
Energiewende
Auf dem Markt und im Springer Vieweg Verlag erscheinen zur
Zeit zahlreiche meist seitenstarke Publikationen, die sich mit der
Energiewende befassen. Hierbei bietet sich eine große
Angebotspalette, um das Thema sachgerecht auf dem neuesten
Stand der Entwicklung zu erkunden. Die Überschrift des
vorliegenden Bandes nennt sich schlicht und einfach:
Elektrischer Strom.
Der Band beginnt mit den Vorbetrachtungen. Den Autoren geht
es darum weitläufig auszuholen. Energie ist wertvoll, lautet einleitend die Betrachtung. Nur
physikalische Gesetze sind Grundlage, um bei der Gewinnung von Strom mitzuwirken. Ziel ist es,
sich gegen unkalkulierbare Katastrophen der Kernenergie zu stellen. Gefordert wird eine
fortwährende Beschäftigung mit dem Themenkreis Energie und Strom. Nur deshalb werden
Reglungen und Gesetzgebungen auf den Weg gebracht. Davon soll auch der aktuelle
Arbeitsmarkt profitieren. Nachholbedarf besteht, weil die gesamte Energiewende ein
Arbeitsmarktprojekt beinhaltet mit ungeahnten Dimensionen.
Gewidmet demjenigen, die mehr verstehen wollen wollen. Neue schaffen hießt Widerstand
leisten, lautet der Leitspruch zur Vorbetrachtung. Dieser Devise fühlt sich der Band verpflichtet,
wobei Widerstand einmal die sachliche Bezugsebene Stromwiderstand sein kann, aber auch der
menschliche Widerstand gegen ausufernde Betriebspraktiken gemeint sein kann. Im Fokus der
Betrachtung steht die Energiewende, so viel steht fest.
Diese ist wegweisend, sowohl gesellschaftlich als auch politisch gedacht. In der Bevölkerung
herrscht zum Teil große Unkenntnis darüber, wie diese Gesetze umgesetzt werden sollen und
welche Auswirkungen diese auf die Ökonomie haben. Im 783 Seiten umfassenden Band
"Elektrischer Strom" handelt es sich nicht nur um die Vermittlung von technologischem knowhow,
wie dies in rein wissenschaftlichen Publikationen der Fall ist, sondern um eine Kausalitätsstudie
zum Themenkreis energiegerechtes Denken. Damit verknüpft ist der Anspruch den Kenntnisstand
in der Allgemeinheit zu verbessern. Kapitel sind mit vielen Unterkaptiteln ausgestattet, die für sich
sprechen und alle Bereiche der Stromwirtschaft abdecken. Der Band folgt einem pädagogischen
Ansatz, indem sich die Frage aufwirft, wie das Gelesene allgemeingültig vermittelt werden kann.
Wie soll der Wissenstransfer vor sich gehen, der mit dem Themenkreis geboten wird?
Tabellarische Aufzählungen wecken den Eindruck der Vielfalt mit: Strom von der Sole, Strom von
der Halde, Strom von der Kante, Strom von der Wasserstraße, Strom aus dem pool, Strom vom
Poller, Strom vom Pressluftballon, Strom vom Dampfspeicher und mehr.
Elektrischer StromGestehung, Übertragung, Verteilung, Speicherung und Nutzung elektrischer Energie im Kontext der Energiewende
von Herbert Niederhausen und Andreas Burkert2014, XVIII, 783 S. 162 Abb. in FarbeISBN 978-3-8348-2493-6 Inhaltsverzeichnis
Frontmatter (Seite I-XVIII)
Teil I Vorbetrachungen (Seite 1-6)
Themen
Seite 3
Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 48 - 2014
Frontmatter (Seite 7-7)
Was ist Energie? (Seite 9-16)
Elektroenergie (Seite 17-116)
Stromeinspeisung (Seite 117-142)
Energiespeicherung (Seite 143-162)
Elektromobilität (Seite 163-173)
Szenarien und Prognosen für unsere Elektro-Energieversorgung (Seite 175-180)
Nachhaltigkeit der elektrischen Energieversorgung (Seite 181-190)
Daseinsvorsorge im Dilemma (Seite 191-197)
Die CO2- bzw. Klimaneutralität für die Atmosphäre (Seite 199-212)
Die Bürde der Kohle – oder … ? (Seite 213-218)
Die alten „Erneuerbaren“ (Seite 219-231)
Die neuen „Erneuerbaren“ (Seite 233-410)
Die Etablierten (Seite 411-428)
Auf Bewährung (Seite 429-436)
Nuklearkraftwerke (Seite 437-479)
Radioaktivität (Seite 481-496)
Entsorgungssicherheit – Lagerung von radioaktiven Produkten (Seite 497-514)
Erdbeben – eine Abschätzung der seismischen Energie (Seite 515-517)
Die „Energiewende“ – fünf Betrachtungen (Seite 519-537)
Nachhaltige Energiewirtschaft (Seite 539-544)
Energetische Autarkie (Seite 545-547)
Teil III Nachbetrachtung (Seite 549-552)
Backmatter (Seite 553-783)
Andere Publikationen aus dem gleichen Verlag, die gerade erst erst erschienen sind, wie von
Christian Aichele und Oliver D. Doleski befassen sich mit Märkten und fordern mehr Wagnis am
Markt, um die Energiewende zum Gelingen zu bringen. Die Trennung von Markt und Netz
entwickeln die beiden Herausgeber in ihrem bei Springer Vieweg erschienenen Fachbuch: "Smart
Market – Vom Smart Grid zum intelligenten Energiemarkt" weiter. In den einzelnen Beiträgen
beleuchten Autoren aus Wissenschaft und Praxis nicht nur Akteure und Produkte eines
zukünftigen, intelligenten Strommarkts, sondern stellen auch konkrete, innovative
Geschäftsmodelle vor.
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 27. November 2014
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Ausgabe 48 - 2014
Mit Unterstützung der DBU entwickelt die Hochschule
Aschaffenburg ein Lernkonzept für Schüler, das ihnen die
Grundlagen zur Energieeffizienz von Gebäuden näherbringt. Denn
während Maßnahmen wie der Energieausweis bei Erwachsenen
zunehmend bekannter werden, ist der Wissensbedarf bei
Jugendlichen als zukünftige Bauherren, Hauseigentümer oder
Mieter oft noch groß.
Neue Lernmethoden für Schüler zur Energieeffizienz vonGebäuden wird mit 187.000 Euro gefördertMeldung: DBU, Osnabrück,, den 25, 09. 2014
Umweltfreundlich soll es sein, das
Haus der Zukunft – doch wie
muss es beschaffen sein, um
möglichst wenig Energie zu
verbrauchen?
„Während politische Debatten über
energetisches Bauen und Maßnahmen
wie der Energieausweis bei
Erwachsenen zunehmend bekannter
werden, ist der Wissensbedarf bei
Jugendlichen als zukünftige
Bauherren, Hauseigentümer oder
Mieter oft noch groß“, sagt Dr.
Alexander Bittner von der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU). Um
Schülern der Klassen acht bis zwölf die
Grundlagen zur Energieeffizienz von Gebäuden zu vermitteln, entwickelt die Fakultät
Ingenieurwissenschaften der Hochschule Aschaffenburg ein Lernkonzept aus Online-Plattformen,
Experimenten und klassischen Unterrichtsformen. Das Projekt wird mit 14 Gymnasien und
Realschulen sowie einer Hauptschule aus Bayern, Hessen und Baden-Württemberg
durchgeführt. Die DBU fördert es mit 187.000 Euro und unterstützt mit ihrem Expertenwissen.
Grundlagen zur Energieeffizienz an und in Gebäuden
„Für das Gelingen der Energiewende ist es wichtig, junge Menschen mit dem notwendigen
Wissen über ökologisches Bauen und Wohnen auszustatten und ihr Bewusstsein für Umwelt und
Energieeffizienz zu fördern“, sagt Prof. Dr.-Ing. Ulrich Bochtler von der Hochschule
Aschaffenburg. Durch das Kombinieren verschiedener Lernelemente wie Online-Plattformen,
Videos, Wissensportale und klassischem Unterricht erlernten die Schüler die Grundlagen zur
Energieeffizienz an und in Gebäuden.
Praktische Versuche und Experimente im Hochschul-Labor
Zusätzlich sollten sie gemeinsam mit den Studenten den Energieverbrauch von Gebäuden,
darunter auch den ihrer eigenen Schulen, analysieren, so Bochtler. Dabei würden zum Beispiel
auch Gebäudehülle, Heizung, Beleuchtung und Wasserversorgung unter die Lupe genommen.
Anschließend würden die Daten in die Internet-Plattform eingepflegt und ausgewertet. Die
Studenten entwickelten für die Schüler bis zu zehn praktische Versuche und Experimente im
Labor der Hochschule, die die physikalischen Zusammenhänge der Energieeffizienz
veranschaulichen sollen. Die Versuche könnten je nach Standort der Schule sowohl im Labor der
Hochschule als auch im Physikraum der Schule durchgeführt werden.
Schüler, Studenten und Lehrer profitieren
„Von dem Austausch profitieren alle Beteiligten: Indem sich die Studenten mit den Fragen der
Schüler auseinandersetzen, erhalten sie selbst neues Wissen und können im Rahmen des
Projekts ihre Bachelor- oder Masterarbeiten schreiben“, erläutert Bochtler. Lehrer würden ihr
Wissen in Fortbildungen stärken und beim Aufbereiten der Themen, insbesondere für virtuelle
Kurse, von den Studenten unterstützt. Auch nach dem Projekt könnten die Schüler ihre
Experimente an der Hochschule fortsetzen und in Praktika oder im Unterricht in den Laboren der
Hochschule weiter experimentieren. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Studenten erhielten
die Schüler Einblicke in die Schwerpunkte ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge. DBU-
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 48 - 2014
Experte Bittner: „Vielleicht entscheidet sich ja der eine oder andere nach der Schule für ein
Studium der Erneuerbaren Energien und Energiemanagement.“
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 25. November 2014
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Ausgabe 48 - 2014
Das Projekt Deutsches Romantik-Museum in Frankfurt nimmtGestalt an Meldung: ABG Frankfurt Holding, den 25, 09. 2014
Städtebaulicher Entwurf des in Frankfurt ansässigen
Büros Landes+Partner in Abstimmung mit den Plänen
des Architekten Christoph Mäckler haben den
Wettbewerb in der zweiten Runde für sich
entschieden. Weil die Goethehöfe jetzt von zwei
Architekturbüros realisiert werden, muss der
Museumsentwurf noch einmal überarbeitet werden,
was derzeit geschieht.
Auf dem Gelände im Hinterhof um das neue Bebauungsareal
finden gerade verschiedene Vermessungsarbeiten statt, die
sicherlich mit der neuen Planung notwendig geworden sind in
Anbetracht der oftmals sehr kompakten Bauweise innerhalb
der Frankfurter City.
Der Wettbewerb für die Goethehöfe mit dem Deutschen Romantik-Museum in Frankfurt am Main
ist im September 2014 entschieden worden. Die Jury verständigte sich in der zweiten Runde der
Konkurrenz einstimmig auf den städtebaulichen Entwurf und Museum der in Frankfurt ansässigen
Büros.
Entwurfsplanung Bildergalerie
Für den Bau der Wohnungen und für die Integration des Cantate-Saals legte sich die Jury auf
Entwürfe aus dem Büro Landes+Partner fest. Die Juroren hatten drei Büros, darunter Landes
und Mäckler, nach der ersten Runde des Wettbewerbs aufgefordert, ihre Entwürfe für das
gesamte Ensemble Am Großen Hirschgraben zu überarbeiten. Drei Monate später fiel die
Entscheidung für die Bebauung des Areals in der Frankfurter Innenstadt, auf dem neben dem
Deutschen Romantik-Museum auch Wohnungen entstehen und der Cantate-Saal erhalten
bleiben soll. Die beiden Gewinner Büros setzten sich im Wettbewerb unter insgesamt fünfzehn
Beiträgen durch.
Mit dem Auszug des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ergab sich die Chance, das
Goethe-Haus und die Gemäldegalerie der Goethezeit um das „Deutsche Museum der Romantik“
zu ergänzen. Gleichzeitig sollte der Eingangsbereich zum Goethe-Haus und zum
Museumsneubau gestaltet werden. Auf ca. 3000 Quadratmetern will die ABG Frankfurt Holding
Wohnungen errichten.
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 48 - 2014
Ausgeschrieben hatte den Wettbewerb „Goethehöfe“ die ABG Frankfurt Holding in Abstimmung
mit Bund, Land, Stadt und Freiem Deutschen Hochstift. Zu dem Architekturwettbewerb
eingeladen waren insgesamt fünfzehn Büros. Die Pläne für ein Romantik-Museum in Frankfurt
werden von der Bundesregierung unterstützt. Das Projekt wird im Koalitionsvertrag ausdrücklich
erwähnt.
Der Jury gehörten neben anderen Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken, Direktorin des Freien
Deutschen Hochstifts/Frankfurter Goethe-Museum, auch Carl-L. von Boehm-Bezing,
Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Freien Deutschen Hochstifts, Bürgermeister Olaf
Cunitz, Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth und Frank Junker, der Vorsitzende der
Geschäftsführung der ABG Frankfurt Holding, auch der Architekt Ferdinand Heide sowie
Vertreter von Bund und Land an.
„Jetzt fängt für uns mit der Aussicht auf das Deutsche Romantik-Museum eine neue Zeit an“,
sagte Anne Bohnenkamp-Renken.
„Frankfurt nutzt mit dem Bau des Deutsche Romantik-Museums die historisch einmalige Chance,
in direkter Anbindung an das Goethe-Haus den einzigartigen Sammlungsbestand der deutschen
Romantik der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, einen würdigen Erinnerungsort für die
Schlüsselepoche der deutschen und europäischen Geistesgeschichte zu schaffen“, hob
Kulturdezernent Felix Semmelroth hervor.
„Die Goethehöfe werden ein außergewöhnlicher Ort in der City und ein steter Anlaufpunkt für die
Frankfurter sowie die Gäste in unserer Stadt sein“, betonte Planungsdezernent Olaf Cunitz.
„Nach dem Abschluss dieses Wettbewerbs wollen wir möglichst zügig die Goethehöfe
realisieren“, sagte ABG-Geschäftsführer Frank Junker nach der Bekanntgabe. Bis Ende 2017 soll
das Projekt realisiert sein. Nach dem Ende der aktuellen Spielzeit der Fliegenden Volksbühne
von Michael Quast sollen die Bauarbeiten beginnen.
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 24. November 2014
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Ausgabe 48 - 2014
Mindestens Mindestlohn! Das Wirtschaftspolitische Forum fragtnach, was dran ist am Mindestlohn und der gesellschaftlichenForderung nach gerechter EntlohnungVeranstaltung der Ev. Akademie Arnoldshain, am 12. 11. 2014
Ab 1. Januar 2015 soll der gesetzliche Mindestlohn zu
8,50 € eingeführt werden. Damit wird es in
Deutschland, wie inzwischen in den meisten EU-
Ländern, eine Lohnuntergrenze geben. Die
Mindestlohnkommission aus Vertreter/ innen der
Tarifpartner wird über die weitere Höhe und
Entwicklung des Mindestlohns in Zukunft entscheiden
Ausnahmen und Übergangsregelungen zeigen, dass
die Flexibilität dieses Instrumentariums einer der
Kritikpunkte ist. Dabei sind Löhne und Lohnfindung für
eine demokratische Gesellschaft, die sich als soziale
Marktwirtschaft versteht, von grundlegender wirtschaftlicher und politischer
Bedeutung. Arbeit so zu entlohnen, dass der Lebensunterhalt davon bestritten
werden kann, ist wichtig. Wird der Mindestlohn dieser Anforderung gerecht und
ermöglicht er tatsächlich auch gesellschaftliche Teilhabe? Gleichzeitig stellt sich die
ökonomische Frage, ob und wie sich der Mindestlohn gesamtwirtschaftlich auf die
Wettbewerbsfähigkeit auswirken wird. Was sind Effekte auf die Preise? Und kann die
Einhaltung des Mindestlohns effizient und sinnvoll kontrolliert werden? Das
Wirtschaftspolitische Forum greift die Diskussion um den Mindestlohn auf und fragt
nach den Möglichkeiten, Auswirkungen und Grenzen des Mindestlohns und der
gesellschaftlichen Herausforderung einer gerechten Entlohnung. Eine Veranstaltung
des Arbeitskreises Wirtschaft der Evangelischen Akademie Frankfurt.
Nach der Einführung von Gotlind Ulshöfer am Abend des 12. November in den Räumlichkeiten
der Evangelischen Stadtakademie auf dem Römerberg 9, sprach als erster Redner Prof. Otto E.
Kempen, Vorsitzender der AK Wirtschaft. Dieser hob in seiner Rede einige der zu erwartenden
Mindestlohneigenschaften in Deutschland hervor. Er nahm dies schließlich zum Anlass, um den
Mindestlohn zu hinterfragen und im Unterschied zu einem Mindestlohn in England zu betrachten.
Der Mindestlohn beträgt dort schon mal 8,65 Euro.
Foto: © Kulturexpress
Sind 8,50 Euro in Deutschland nicht jetzt schon zu wenig? Und
sollte der Mindestlohn nicht gleich auf 9,40 Euro gesetzt werden,
das wäre doch das mindeste was zu erwarten ist in der laufenden
Lohnkostendiskussion. Das ist nicht der einzige Unterschied, wie
Prof. Kempen in der Anfangsrede bemerkte. Was in England
funktionieren mag, ein Mindestlohn von 8,65 Euro, muss nicht
unbedingt in Deutschland die gleiche Bedeutung haben. Denn hier gibt es, im Gegensatz zu
England, eine Tarifautonomie, die bisher immer Grundlage für eine gerechte Lohnverteilung
gewesen ist, so Kempen weiter.
Eine Befürchtung besteht aber gerade darin, dass nach Einführung des Mindestlohn in
Deutschland diese durch jahrelange Erfahrungen gesammelte und schwer errungene
Tarifökonomie in Deutschland durch den Mindestlohn durchbrochen wird und sang-und-klanglos
in einem allgemeinen Lohndumping versinken wird. Grund ist, die Arbeitgeberseite wird bemüht
sein sämtliche Tarifverträge zu kündigen, um dann flächendeckend auf den gesetzlich
festgelegten Mindestlohn umzusteigen. Das bleibt in der Rechnung günstiger für die
Arbeitgeberseite.
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Kulturexpress ISSN 1862-1996 Ausgabe 48 - 2014
Weitere Teilnehmer der Gesprächsrunde waren von links nach rechts:
Claus Wisser, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender Wisag Facility
Service Holding, Christoff Jung, Bereichsleiter Personal und IT, Diakonie
Hessen, Gotlind Ulshöfer, Studien- und Gesprächsleiterin sowie Stefan
Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstands. Ein
geladener Gast der Mindestlohnkommission aus Großbritannien war der
Einladung nach Frankfurt leider nicht nachgekommen. Das hätte sicher
einiges an Gesprächsstoff und Aufklärung in die aktuelle Lohndebatte und
an den Abend mit Publikum gebracht.
Kempen nannte in seiner Rede die fünf Weisen und meinte damit den Sachverständigen-Rat, der
die gutachtliche Festlegung zur Bestimmung des Mindestlohns beschlossen hat.
Arbeitsgerichtliche Gesetze bedeuten dabei immer Angriff auf den Markt und auf die freie
Marktwirtschaft, deshalb werden derartige Regulierungen überhaupt erst auf den Weg gebracht.
Der Blick auf die Nachbarstaaten soll hierbei helfen, wobei die Konjunkturentwicklung in England
jener der Deutschen noch am ähnlichsten ist. In England wurde der Mindestlohn erst in den
1990er Jahren eingeführt. Die meisten anderen Nachbarstaaten hatten den Mindestlohn schon
weit vorher gehabt. Stefan Körzell ist zukünftig Mitglied der Mindestlohnkommission auf
Arbeitnehmerseite in Deutschland. Die Evaluation des Arbeitsmarktes ist ein permanenter
Vorgang, wie man sieht. 3,7 Mio. Arbeitnehmer sollen demnach vom Mindestlohn profitieren nach
jetziger Planung. Doch erst 2017 folgen die ersten Lohnanpassungen, wie Kempen einräumte.
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 23. November 2014
Seite 10
Ausgabe 48 - 2014
Die Verbreitung des europäischen Films in der EuropäischenUnion und auf dem WeltmarktMeldung: aries-images.de, Hamburg, den 23. 11. 2014
Studie von Josef Wutz mit einem Vorwort von Costa Gavras hier auf deutsch zum
Download verfügbar
Download Studie
Ziel dieses Berichts von Josef Wutz ist eine Bestandsaufnahme zur Verbreitung des
europäischen Films in Europa und in der Welt. Zu diesem Zweck werden vier Länder ?
Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien ? genauer betrachtet, wobei jeweils sämtlichen
Akteuren der Filmindustrie Rechnung getragen wird: Produzenten, Verleihern, Betreibern, aber
auch Videoprogrammanbietern und öffentlichen Filmförderinstitutionen. Zudem werden
Anregungen von Valentin Pérez formuliert, die einer stärkeren Präsenz des europäischen Kinos
beitragen sollen.
Vier wesentliche Entwicklungstendenzen, mit denen sich der europäische Film derzeit
konfrontiert sieht, können große Herausforderungen darstellen: Rekordniveau europäischer
Produktionen trotz unveränderter Marktanteile, Digitalisierung der Kinolandschaft, Erhalt von
künstlerischer Vielfalt und Qualität sowie Entstehung neuer Formen des Konsumseuropäischer
Filme.
Diese neuen Entwicklungstendenzen sind mit Kosten verbunden, die zum Teil von der staatlichen
Filmförderung getragen werden und alle Bereiche unterstützen: der Vertrieb, die Auswertung, der
Videosektor, die Promotion, neue Technologien, in erster Linie aber die Produktion. Eine größere
Verbreitung des europäischen Films in europäischen und außereuropäischen Ländern ist
möglich, wenn es gelingt, die Märkte und die staatlichen Förderungen adäquat an die neuen
Anforderungen anzupassen.
In diesem Bericht finden sich diesbezüglich vier Anregungen:
1. Herstellung eines größeren Gleichgewichts zwischen der Produktions- und der
Vertriebsförderung;
2. Unterstützung der Betreiber und im Gegenzug Regulierung der Programmgestaltung für eine
stärkere Präsenz des europäischen Films in Europa;
3. Stimulierung neuer Vertriebswege unter Berücksichtigung digitaler Technologien;
4. Berücksichtigung des kulturellen Beitrags des europäischen Films zum Image Europas.
Kultexpress ISSN 1862-1996 vom 23. November 2014
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Ausgabe 48 - 2014