empirische forschungsmethoden in pädagogik und psychologie

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  • Die Wissenschaft Pdagogik

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Empirische Forschungsmethodenin Pdagogik und Psychologie

    l Grundbegriffe des Empirismusl Grundlagen empirischer Sozialforschungl Messung als Modellbildungl Forschungsplanungl Detailschema fr die Projektierung einer empirische

    Untersuchung

    l Die Beobachtungl Das Experimentl Der psychologische Testl Soziometriel Inhaltsanalysel Das Interviewl Der Fragebogen

    m Die Formulierung von Fragen fr Fragebgenl Narratives Interview

    m Beispiel fr einen Fragenkatalogm Das problemzentrierte Interview

    l Stichprobenl Einzelfallforschungl Handlungsforschung

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  • Die Wissenschaft Pdagogik

    Empfehlenswerte ergnzende Texte:

    Franois Hpflinger: Forschungsmethoden und Umfragemethodik. Studienunterlagen zu methodischen Fragen sozialwissenschaftlicher Forschung.WWW: http://www.mypage.bluewin.ch/hoepf/fhtop/fhmethod1.html (01-09-30)

    l Stichworte zu Forschungsplan und Forschungsdesign (01-09-30)l Stichprobenauswahl und Samplingverfahren (01-09-30)l Alter, Kohorte und Periode - Grundstze und Problematik einer

    Kohortenanalyse (01-09-30)l Befragung: Wichtige Regeln der Fragenbogen-Konstruktion (01-

    09-30)l Retrospektive Fragen - Probleme und mgliche Strategien (01-

    09-30)l Ausflle und Verweigerungen bei Befragungen (01-09-30)

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  • Werner Stangls Arbeitsbltter

    [werner stangl]s arbeitsbltter

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    Es kennen Walter H. Ehrenstein (Institut fr Arbeitsphysiologie Dortmund), Susanne Schumacher (Uni Koblenz-Landau)

    zum geleit "giving science away"

    NEU: der blog

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    das gedchtnis

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  • Werner Stangls Arbeitsbltter

    methoden - hermeneutik - phnomenologie - dialektik

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    beobachtung - experiment - fragebogen - interview - test - soziometrie - inhaltsanalyse

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Grundbegriffe des Empirismus

    Dem Wissenschaftler geht es darum, Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung aufzudecken, die zum Verstndnis der von ihm beobachteten Phnomene beitragen. Wissenschaft ist jede intersubjektiv berprfbare Untersuchung von Tatbestnden und die auf ihr beruhende, systematische Beschreibung und Erklrung der untersuchten Tatbestnde. Eine Wissenschaft besteht demnach aus

    l Theorie: Beschreibungen, Modelle, Erklrungen,l Empirie: Tatsachen, Beobachtungen undl Kommunikation: intersubjektive berprfung

    Dabei lassen sich zwei "Typen" von Wissenschaftlern bzw. zwei Vorgangsweisen unterscheiden:

    Der Empiriker argumentiert, da man nur gengend Einzelbeobachtungen zusammentragen mu, um das komplexe Beziehungsgefge zwischen diesen isolierten Informationen erkennen zu knnen. Der Empiriker lehnt die Vorwegnahme dieser Beziehungen ab und steht so im Gegensatz zum

    Theoretiker, der von einem Bezugssystem ausgeht und sich in seinen Forschungen von den daraus abgeleiteten Implikationen fhren lt (Argument der konomie!)

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    In der Diskrepanz zwischen beiden Einstellungen drckt sich nicht blo eine unterschiedliche Bewertung der Theorie aus, sondern eine grundstzliche Differenz in der Frage der methodischen Behandlung von Beobachtungsdaten:

    Der Empiriker verfhrt induktiv, d.h., er bewegt sich von den Fakten zur Formulierung von Gesetztesaussagen, die die Fakten beschreiben.

    Der Theoretiker verfhrt deduktiv, d.h., er geht von einem allgemeinen Grundsatz oder einer "dumpfen Ahnung" aus und sucht nach Evidenz, die den Grundsatz bekrftigen soll.

    In der wissenschaftlichen Praxis, also in den meisten Fllen sind Theorien aber das Ergebnis des Zusammenwirkens beider Methoden. Wissenschaftliche Theorien legen den Rahmen fest, in dem dann empirische Untersuchungen mglich sind. Ohne empirische berprfung bleibt der theoretische Rahmen ohne Inhalt, aber eine Untersuchung ohne Rahmen bleibt ebenso unverstndlich. Popper (1979) unterscheidet zwei Formen, empirische Forschung durchzufhren: mittels der Kbel- bzw. der Scheinwerfertheorie. Auf welche Art Wissenschaftler Daten erheben, ob mit Beobachtung, Experiment oder Befragung, in einem treffen sie auf Probleme allgemeiner Art, die instrumentunabhngig ist. Nach der Scheinwerfertheorie werden anfangs die informationshaltigen Hypothsen gebildet und erst nachher versucht, diese durch empirische Forschung bzw. Experimente auf ihren Wahrheitsgehalt zu prfen, d.h., die Realitt wird scheinwerferartig untersucht. Popper richtet seine Kritik hauptschlich gegen die Kbeltheorie, in der empirischen Beobachtungen quasi wie in einem Kbel gesammelt werden, es also blo um eine Anhufung und Sammlung von Fakten geht, in der die Hypothesenbildung erst nach der Beobachtung erfolgt und von den Beobachtungsergebnissen abhngt. Karl Popper hat mit seiner Scheinwerfertheorie der Wissenschaft auf die Tatsache hingewiesen, da nicht nur Laien fr

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    Vorurteile anfllig sind, sondern auch jede wissenschaftliche Beschreibung von Tatsachen selektiv ist: Was der Scheinwerfer sichtbar macht, das hngt von seiner Lage ab, von der Art und Weise, wie wir ihn einstellen, von seiner Intensitt, Farbe und natrlich auch von der Entscheidung, was von ihm beleuchtet werden soll.

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    Die Funktion der Theorie ist es, die verfgbaren Tatsachenbefunde zu einem irgendwie strukturierten Ganzen zu verknpfen. Dazu braucht sie (hypothetische) Konstrukte, (explikative und deskriptive) Hypothesen, (unabhngige, abhngige und intervenierende) Variablen und Gesetze.

    Hypothetische Konstrukte: Prozesse, wie sie im Organismus, im Atom oder in der Galaxie stattfinden, sind der direkten Beobachtung nicht zugnglich. Was wir beobachten knnen, sind die Wirkungen dieser Prozesse. Die Kenntnis der Wirkungen als auch der Anste, durch welche sie ausgelst werden, sowie das Bezugssystem einschlgiger Gesetze und Erkenntnisse ermglichen Rckschlsse auf das, was nicht sichtbar ist. Diese Konstrukte sind mit den brigen Teilen der Theorie durch Hypothesen verbunden. Eine Hypothese ist ein - entweder aus theoretischen oder aus Faktenaussagen abgeleiteter - Schlu, der die Beziehungen zwischen beobachtbaren oder nicht beobachtbaren Gren, Prozessen oder Interaktionen betrifft. Eine Hypothese ist entweder

    explikativ (erklrend), d.h., sie trifft Voraussagen der Art, da ein spezifisches Phnomen zusammen mit anderen Phnomenen als Begleiterscheinung auftreten wird, da ein Kausalzusammenhang zwischen ihnen besteht, oder sie ist

    deskriptiv (beschreibend), d.h., sie sagt etwas ber Phnomene aus, die sich mit einem spezifischen Phnomen auf gleichem Abstraktionsniveau befinden.

    Hypothetische Konstrukte haben einen eingeengteren Geltungsbereich als Hypothesen. Ihre Verwendung in Theorie und Forschung verhilft dem Konstrukt nach und nach zu einer genaueren Definition, seine Konnotationen und seine Abhngigkeit von anderen Faktoren treten deutlicher hervor. Diese Faktoren bezeichnet man auch als

    Popper (1979):"Observations are secondary to

    hypotheses".

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    Variablen. Variablen sind vernderliche Gren, die zur Beschreibung oder Erklrung von Phnomenen herangezogen werden knnen. Man unterscheidet weiter:

    unabhngige Variablen: kausative Faktoren, die in einem Experiment manipuliert werden, um ihre Auswirkung auf

    abhngige Variablen zu beobachten, d.h., der Forscher stellt die Vernderungen in der Wirkung fest, um zu Schlssen ber den von ihm postulierten Proze zu gelangen. Sind die Elemente der Beziehung mit hinreichender Genauigkeit bestimmt, so kann er spezifische, exakte Voraussagen ber Ereignisse und Verhaltensweisen machen. Er arbeitet jetzt mit

    intervenierenden Variablen: dabei handelt es sich um Prozesse, die sich relativ genau bestimmen lassen, obwohl sie selbst nicht beobachtet werden knnen. Es sind dies diejenigen Vorgnge, die man zur Erklrung eines Zusammenhanges zwischen den Vernderungen der beobachteten abhngigen Variablen und den Vernderungen der relevanten beobachtbaren unabhngigen Variablen annehmen mu.

    Diese intervenierenden Variablen sind eine Form von

    wissenschaftlichen Gesetzen: Gesetze sind Ausdrcke fr invariante Beziehungen jeglicher Art. Sie knnen sich auf den Zusammenhang zwischen zwei Ereignisse beziehen, oder aber sie sind so allgemein, da sie sich auf Gruppen oder Klassen von Ereignissen erstrecken. (Sie haben einen engen oder weiten Geltungsbereich). Gesetze sind weiter gespannt als Konstrukte oder intervenierende Variablen, denn diese beschrnken sich jeweils auf Vorgnge einer bestimmten Kategorie. Die Brauchbarkeit wissenschaftlicher Theorien hngt von der Klarheit und Exaktheit ihrer Sprache ab.

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  • Grundbegriffe des Empirismus

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    Die Sprache spielt eine wichtige Rolle, sobald sich eine Theorie anschickt, einen Begriff zu umreien oder zu definieren. Alle Definitionen gehen von Elementarbegriffen aus, die keiner Definition bedrfen. Diese knnen wiederum abstrakt oder konkret sein. Der Empiriker definiert abstrakte Begriffe mittels konkreter Begriffe. Der Theoretiker macht die abstrakten zu seinen Elemantarbegriffen und definiert die konkreten Begriffe mittels der abstrakten Klassen, deren Elemente sie sind.

    Die Praxis, abstrakte Begriffe durch Rckgriff auf konkretere Vorgnge zu definieren, hat vieles mit dem Verfahren der operationalen Definition gemeinsam. Der Operationalismus ist ein Hilfsmittel zur Definition und Eingrenzung der wissenschaftlich zulssigen Begriffe und Problemstellungen. Er garantiert dem Wissenschaftler nicht, da seine Ergebnisse fehlerfrei oder da seine Theorie valide sein werden. Ihre Bedeutung erhlt die Operationalisierung aber in der Formulierung von Begriffen und die Ermglichung von Kommunikation und Vergleichbarkeit zwischen wissenschaftlichen Systemen. Problematisch ist sie vor allem aber dann, wenn es zu einer Schwemme von solchen Definitionen fr einen einzigen Terminus kommt, was in der Psychologie, der Erziehungswissenschaft und anderen Sozial- und/oder Humanwissenschaften nichts Seltenes ist.

    Whrend die bisher besprochene deskriptive Funktion der Theorie definitorische und Sprachprobleme aufwirft, fhrt ihre explikative Funktion zu Problemen logischer Natur. Die erste Schwierigkeit liegt in der Versuchung zum teleologischen Denken: grob gesprochen versteht man darunter, da man einem zuknftigen Ereignis die Rolle der Ursache fr irgendein aktuelles Verhalten zuschreibt, also die Ursache der Wirkung nachfolgen lt . Wahrend diese logische "Fuangel" in den meisten Fllen leicht durchschaubar ist, sind anthropomorphe oder animistische Interpretationen weit verbreitet. Hier werden Analogien dazu mibraucht, Zusammenhnge darzustellen, als ob sie sich tatschlich so darstellen bzw. umschreiben lassen. Daher mu eine Analogie als solche immer kenntlich gemacht werden, denn ohne sie ist die Konstruktion einer Theorie natrlich unmglich, die Erstellung eines Modells der Wirklichkeit gar nicht durchzufhren.

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    Unter einem Modell versteht man ein sorgsam konstruiertes System von Vorschlgen, Konstrukten, Analogien, Hyothesen, die gleichzeitig ein Ordnungsschema fr diese anbieten. Modelle tragen ebenso wie Konstrukte den Charakter des Vorschlags und der Vermutung. Der Schpfer eines Modells benutzt es bei seiner gesamten Forschung und modifiziert es solange, bis aus der ursprnglichen Metapher ein System von Gesetzesaussagen geworden ist. Der Nutzen solcher Modelle liegt darin, da wir menschliches Verhalten so erklren knnen, als ob mechanische Prinzipien dabei mitspielten. Wesentlich bleibt aber, da es sich eben nur um ein "als ob" handelt und nicht um die Realitt selber.

    Die Konventionen der Theoriekonstruktion sollen dem Wissenschaftler zu einem Bezugssystem von Gesetzen verhelfen, dessen er sich zur Entdeckung und Formulierung seiner Informationen bedienen kann. Wir unterscheiden Fundamentalgesetze, die Wahrheiten in invarianter und universaler Form aussagen. Sie gelten fr alle Dinge innerhalb einer bestimmten Kategorie, sie sind in diesem Sinne unspezifisch. In den Sozial- und/oder Humanwissenschaften finden wir solche nicht, vielmehr sind die Aussagen statistische Gesetze, die aussagen, was unter welchen Umstnden wahrscheinlich ist, was aber nicht unbedingt sein mu. Ihr Gegenstand ist eine Sache der mathematischen Wahrscheinlichkeit, nicht aber der absoluten Gewiheit. Alle Gesetze mssen Wahrheiten aussagen, gleichgltig, ob sie durch Beobachtung oder durch Schlufolgerung gefunden wurden.

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    Ein letzter aber wesentlicher Punkt sind die praktischen Erfordernisse, die eine Theorie erfllen mu:

    Umfang der Theorie: eine Theorie mu ein weites Erscheinungsfeld umfassen und die einschlgigen (vorliegenden und zuknftigen) Daten ohne inneren Widerspruch verarbeiten knnen.

    konomie der Theorie: diejenige Aussage ist die zweckmigste, die der wenigsten angenommenen Voraussetzungen bedarf, um sich in exakte Voraussagen transformieren zu lassen. Sie darf nicht umfangreicher sein als die Phnomene, die sie zu erklren versucht.

    berprfbarkeit der Theorie: sie mu anderen Wissenschaftlern die Mglichkeit geben, ihre Erkenntnisse nachzuvollziehen bzw. berprfen zu knnen.

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    Voraussagefahigkeit der Theorie: sie mu originell sein, also mu sie uns etwas sagen knnen, was wir ohne sie nicht ohnehin schon wissen; sie darf nicht bei einer Beschreibung stehen bleiben.

    Flexibilitt der Theorie: sie kommt niemals zum Abschlu und mu neue Evidenzen verarbeiten knnen. Sie mu neue Informationen aufnehmen knnen, darf aber nicht gleichzeitig Verwendung fr alle mglichen und unmglichen Daten haben.

    Die intersubjektive berprfbarkeit (Kommunikation) bedeutet, da sowohl die empirischen Fakten einer intersubjektiven berprfung standhalten mssen als auch die Schlufolgerungen im Rahmen einer Theorie. "Intersubjektiv" hat damit eine mehrfache Bedeutung:

    l fr prinzipiell alle Menschen beobachtbar,l prinzipiell wiederholbar und allel Schlufolgerungen mssen fr andere nachvollziehbar sein, also gewissen logischen

    Regeln des Argumentierens gehorchen.

    Beispiel: Es gibt zahlreiche Berichte ber Ufos. Es handelt sich, wenn wir die Zeugen als glaubwrdig einstufen, um Beobachtungen, insofern auch um Tatsachen. Es gibt auch eine Theorie: Ufos seien, so lautet diese Theorie, extraterrestrische Maschinen zum intergalaktischen Verkehr. Fr viele Ufo-Anhnger wird diese Theorie durch ihre individuelle Beobachtung besttigt. Es ist aber bislang nicht gelungen, die Beobachtungen intersubjektiv zu besttigen; die Beobachtungen sind einseitig (nur sichtbare Phnomene, es fehlen berprfbare Wirkungen: auerirdische Gegenstnde usw.). Auch ist die zugehrige Theorie keineswegs die einzig mgliche. Es gibt auch psychologische Theorien ber Ufos (Wahrnehmungsstrungen, Halluzinationen, Projektionen des kollektiven Unbewuten usw.). hnliches gilt fr viele Phnomene der Psi-Forschung.

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    Kleiner Exkurs

    Der logische Empirismus - am Beginn des des 20. Jahrhunderts vom "Wiener Kreis" und der Berliner "Gesellschaft fr empirische Psychologie" begrndet, versuchte eine radikale Erneuerungs- und Modernisierungsbewegung der gesamten Philosophie und Gesellschaft in die Wege zu leiten. Er behauptet, da alle wissenschaftliche Erkenntnis entweder

    l formalwissenschaftlicher Erkenntnis (Mathematik und Logik, "analytische Stze") oderl auf Erfahrung beruhende Tatsachenerkenntnis (empirische Wissenschaften, "synthetische Stze") sei.

    Fr logische Empiristen steht fest, da Erkenntnis nur durch Erfahrung gewonnen werden kann (Basistheorem des logischen Empirismus). Stzen, die weder analytisch, noch empirisch sind, also Stze, denen man nicht einmal im Prinzip einen Wahrheitswert zuordnen kann, sind sinnlose sprachliche Gebilde. Sie definieren die Rolle der Philosophie im logischen Empirismus, da soe keine sachhaltigen Aussagen liefern drfe und fr die traditionelle philosophische Rede ber sehr allgemeine Gegenstandsbereiche (z.B. "Metaphysik") sei in einer wissenschaftlichen Philosophie kein Raum mehr. Philosophie ist reine Metadisziplin und Aufgabe ist, die wissenschaftliche Rede ber das Tatschliche zu analysieren und nach ihren Sinn- und Geltungsbedingungen zu hinterfragen. Das heit verkrzt: Philosophie ist im Kern Logik und Wissenschaftstheorie und sonst nichts.

    Philosophie hat bei der Aufgabe der Klrung ("Explikation", "rationale Nachkonstruktion") der methodologischen Grundbegriffe der Wissenschaftssprache wie "Erklrung", "Gesetz", "Besttigung", "Experiment" etc. mit ausschliesslich logische, syntaktische und/oder semantische) Methoden verwenden. Daraus ergeben sich fr die meisten logischen Empiristen zwei wichtige Konsequenzen: der aufklrerische Kampf gegen jede Form von Metaphysik und das Projekt der Einheitswissenschaft.

    Als Einheitswissenschaft wird dabei das Insgesamt derjenigen Stze verstanden, die nach dem Basis- und dem Sinntheorem legitim sind, also die analytischen und die synthetischen Stze. Damit wenden sich die logischen Empiristen unter anderem gegen die bliche strikte Trennung von Geistes- und Naturwissenschaften. Sie betonen demgegenber, da wegen des Basis- und des Sinntheorems alle synthetischen Wissenschaften in einer einzigen Sprache zu formulieren sind. Diese ist dadurch ausgezeichnet, da ihre deskriptiven Sprachteile sich auf unmittelbar Erfahrbares beziehen oder ber explizite Definitionen damit verbunden werden knnen. Hufig wird das einheitswissenschaftliche Programm auch als Physikalismus bezeichnet. Hier mu man aufpassen: Einheitswissenschaft und Physikalismus bedeutet nicht, da alle Wissenschaften auf die Physik reduziert werden sollten, sondern lediglich, da die Aussagen aller Wissenschaften in einer einzigen Sprache ausgedrckt werden mssten. Grundstzlich sind im logischen Empirismus zwei verschiedene solche Sprachen vorgeschlagen worden:

    l eine "phnomenalistische" Sprache und l eine "Dingsprache".

    Der phnomenalistische Ansatz geht davon aus, da wir von der Welt nur in Form von Sinneseindrcken Kenntnis haben. Wenn ich sage: die Sonne scheint, dann ist dies nur ein verkrzter Ausdruck, mit dem ich ein ganzes Bndel von Sinneseindrcken beschreibe, z.B. den visuellen Eindruck einer grossen gleichmssig verteilten Helligkeit, die von einer usseren Lichtquelle herzurhren scheint, ferner Wrmeempfindungen usw. Die Dingsprache dagegen spricht in direkter und naiver Weise von Gegenstnden und ihren Eigenschaften, statt von Bndeln von Sinneseindrcken.

    Die logischen Empiristen kommen auch fast alle in der Annahme berein, da es keine objektive Rechtfertigung von Wertannahmen gibt. Einen solchen Standpunkt nennt man heute non-kognitivistisch. Die meisten vertreten im brigen die so genannte emotivistische Variante des Non-Kognitivismus: moralische Urteile drcken nichts anderes als die emotionale Billigung oder Mibilligung dessen aus, der sie uert. Freilich bedeutet Non-Kognitivismus nicht Gleichgltigkeit.

    Carnap drckte seine Konzeption der Modernisierung und Rationalisierung auch des persnlichen Bereichs in

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  • Grundbegriffe des Empirismus

    einem seiner Vortrge ("Wissenschaft und Leben") am 15. 10. 1929 am Bauhaus so aus: "das rationale Denken nicht Fhrer im Leben, wohl aber Wegweiser. Es bestimmt nicht die Richtung des Handelns (das geschieht durch irrationale Triebe), sondern macht nur Angaben ber die zu erwartenden Folgen, belehrt also ber die Mittel zu einem gewollten Zweck. Verkehrt ist es, 1) dem Denken eine weitere Funktion einzurumen ("die Wissenschaft mu die Fhrerein im Leben sein" [die praktische Gefahr hierfr ist klein] 2) dem Irrationalen einen Einflu zu geben jenseits seines Gebiets, nmlich im Rationalen. Wenn wir nicht Selbstbetrug ben wollen, mssen wir in unserem Verhalten doppelt vorsichtig sein, wo Gefhl und Wille uns verleiten wollen. [...] 3) Die Bedeutung der w zu unterschtzen. Musik und Erotik knnte entbehrt werden, aber kein Mensch kann die berlegung entbehren, wenn er berhaupt leben will. Wissenschaft ist nichts anderes als grndlich und methodisch vorgenommene berlegung [...] Jeder braucht Einblick in die Tatsachen und Zusammenhnge der Welt, in der er lebt."

    Die meisten logischen Empiristen vertreten eine strenge Trennung von Beobachtung und Theorie. Beobachtungen und die darber formulierten Aussagen sind das Unproblematische, Gewisse. Hier haben wir sozusagen die Hand am Puls der Erfahrung. Theoretische Aussagen aber, d.h. Aussagen ber Gegenstandsbereiche indefiniter Ausdehnung und hufig ber nicht Beobachtbares (wie Elektronen oder Intelligenz) sind dasjenige, das des Beweises, der Sttzung oder Besttigung bedarf. Diese strenge Trennung von Theorie und Beobachtung fhrte die logischen Empiristen zum Verifikationismus, d.h. der Auffassung, da die Wahrheit theoretischer Aussagen durch Bezug auf Beobachtungen zu beweisen sei. Theoretische Aussagen, die man auch "Hypothesen" nennt, seien zu verifizieren. Diese, von den logischen Empiristen dann auch sofort aufgegebene Konzeption, wurde insbesondere von Karl Popper kritisiert. Popper machte klar, da noch so viele eine Hypothese besttigende Beobachtungen diese Hypothese nicht beweisen oder verifizieren knnen. Hypothesen und Theorien lassen sich prinzipiell nicht beweisen oder verifizieren, sondern lediglich falsifizieren. Man kann m.a.W, nach Popper zeigen, da sie falsch sind. Allerdings ist auch die Falsifizierbarkeit kein Kriterium, mit dem sich wissenschaftliche Aussagen auszeichnen lassen.

    Anmerkung: Diese kurze Darstellung entspricht einem auch heute noch dominierenden empiristisch-nomologisch-naturwissenschaftlichen Wissenschaftsverstndnis, das aber in den letzten Jahren von einigen Wissenschaftlern (insbesondere Wissenchaftstheoretikern) aus verschiedenen Grnden in Frage gestellt wird. Insbesondere das Problem der Wahrheit, der Induktion und Deduktion, der Kausalitt, der wissenschaftlichen Sprache und Gesetze wurden kritisch durchleuchtet.

    Quellen: Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsbltter". WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html

    Popper, Karl R. (1979). The Bucket and the Searchlight: Two Theories of Knowledge. In Objective Knowledge: An Evolutionary Approach (rev. ed.). Oxford: Clarendon Press.

    http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/Philosophie/Mitarbeiter/Wolters_files/Folie_Vorlesung3.rtf (02-08-03)

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  • Grundlagen empirischer Sozialforschung

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Grundlagen empirischer Sozialforschung

    Drei Problembereiche bilden als Reflexionsebenen wissenschaftstheoretischer berlegungen die Grundlage empirischen Sozialforschung: Entstehungs-, Begrndungs- und Verwertungszusammenhang. Sie stellen jedoch auch ein strukturierendes Element in bezug auf eine konkrete empirische Untersuchung dar, wobei die 3 Reflexionsebenen einerseits zeitlich den Ablauf eines Forschungsprojektes markieren, andererseits Probleme der einzelnen Ebenen ineinander verwoben erscheinen.

    Entstehungszusammenhang Unter dem Entstehungszusammenhang ist der Anla zu verstehen, der zu einem Forschungsprojekt gefhrt hat. In diesen Bereich gehren Ideen, Gesprche, Explorationen. Sie sollen helfen ein Problem zu strukturieren. FRIEDRICHS unterscheidet grundstzlich 3 Arten von Anlssen, die zu einem Projekt fhren knnen:

    l Ein soziales Problem soll untersucht werden, um durch seine Analyse soziale Vernderungen zu ermglichen,

    l Probleme der Theoriebildung: Zu einem sozialen Problem liegen Untersuchungen vor, doch lassen die vorhandenen Theorien unterschiedliche Erklrungen zu, oder die Studien kommen zu unterschiedlichen Resultaten.

    l Anla der Forschung ist ein Auftrag.

    Begrndungszusammenhang Unter dem Begrndungszusammenhang sind jene Schritte zu verstehen, mit deren Hilfe das Problem untersucht werden soll. Man wird zuerst prfen, ob und welche Untersuchungen zu einem bestimmten Problem vorliegen, ob es bereits Theorien und Hypothesen gibt, die herangezogen werden knnen. Im Anschlu daran sollte entschieden werden, welche Teile eines Problems untersucht werden sollen etc. Aus den vorliegenden Theorien sollten Hypothesen formuliert werden. Das erfordert ehe Definition der in der Theorie formulierten und fr sie relevanten Begriffe. Nachdem eine geeignete Methode (oder Methoden) zur Datenerhebung, und das dem Problem adquate Forschungsdesign bestimmt worden sind, erfolgt die Operationalisierung der Variablen. Die Entscheidung ber Probleme, Methoden und Forschungsdesign lt dann eine Entscheidung ber die Stichprobe und ber die verwendeten statistischen Modelle und Prfverfahren zu. Es folgt die Phase der Datenerhebung und Datenanalyse auf geeigneten Rechenanlagen bzw. die Interpretation der Ergebnisse.

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  • Grundlagen empirischer Sozialforschung

    Verwertungszusammenhang Unter dem Verwertungszusammenhang sollen Effekte einer Untersuchung auf soziale Strukturen (Gruppen, Gesellschaften etc.) verstanden werden. In den Verwertungszusammenhang gehren u.a. auch berlegungen ber die Form der Darstellung der Ergebnisse, da sie u.U. ber die Zugnglichkeit der Studie auch fr Laien entscheidet.

    Der forschungslogische Ablauf einer empirischen Untersuchung bildet eine Einheit der 3 oben genannten Zusammenhnge. Wo der theoretische Teil der Studie nicht klar formuliert ist, ist auch kein kontrollierbares Konzept der Studie zu erwarten. Die Konzeptualisierung einer Untersuchung steuert alle weiteren Entscheidungen ber Methode, Stichprobe bis hin zur Auswertung und bedingt auch seine Verwertung.

    Zur Genese von Forschungsfragen

    Nach Auffassung der analytischen Wissenschaftstheorie ist die Fragestellung prinzipiell beliebig, d.h. sie wird dem Forscher nicht von seinem Gegenstand gleichsam vorgeschrieben, sondern wird von ihm frei gewhlt und von auen an den Gegenstand gleichsam herangebracht. Bei einer solchen Beliebigkeit der Fragestellung wird sie dann praktisch durch das Interesse des Forschers bzw. seines Auftraggebers bestimmt. Diese Interesse kann durch Lcken oder Fragwrdigkeiten bestehender Theorien oder durch wahrgenommene soziale Probleme geweckt werden.

    Beispiele fr Forschungsthemen, die durch Wahrnehmung sozialer Probleme bestimmt werden, sind beraus zahlreich: die Ungleichheit der Bildungschancen, rassische Diskriminierung, Rollenkonflikte von SozialarbeiterInnen, Rechtsradikalismus usw.

    Quellen: Stigler, Hubert (1996). Methodologie. Vorlesungskriptum. Universitt Graz.WWW: http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/edu/studium/materialien/meth.doc (98-01-03)Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsbltter".WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html

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  • Messung als Modellbildung

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Messung als Modellbildung

    Die wissenschaftliche wie die alltgliche Orientierung in der Umwelt geschieht nicht durch bloe Abbildung von Realitt sondern als interaktive Gestaltung derselben mithilfe von Modellen. In der Regel begngt sich die Wissenschaft allerdings nicht allein mit der Abbildung der Realitt, vielmehr versucht sie, Eigenschaften von Objekten, Beziehungen zwischen Objekten in irgendeiner Weise quantitativ zu erfassen.

    Sowohl historisch als auch methodisch gesehen, kann Messung als eine der Grundlagen von Wissenschaft angesehen werden.

    Auch die Psychologie hat schon in den Anfngen - wie andere Human- und Sozialwissenschaften auch - versucht, psychische Merkmale einer Quantifizierung zuzufhren. Erst relativ spt jedoch - etwa seit den fnfziger Jahren - wurden auch Anstrengungen unternommen, eine Theorie des Messens zu entwickeln. Schon bald zeigte sich, da Messung einen wesentlich komplexeren Sachverhalt darstellt, als bis dahin angenommen worden war. Denn eine Realitt an sich mag existieren oder nicht, unsere mglichen Wahrnehmungen, Beobachtungen und Messungen betreffen immer Merkmale der Interaktion eines wahrnehmenden, beobachtenden oder messenden Subjektes mit der Realitt. Daraus ergibt sich, da Messungen in einem psychologischen Bereich immer einen Eingriff in diesen Bereich darstellen.Bei der Konstruktion von psychologischen Modellen kann man sich verschiedener Medien bedienen. Memodelle in der Psychologie verwenden im allgemeinen mathematische oder numerische Systeme. Diese Systeme sind allerdings nicht von vornherein gegenstandsbezogen, sondern sie werden erst durch das forschende Subjekt zu einem System fr einen bestimmten Bereich gemacht. Im Gegensatz zur traditionellen Auffassung - Messung sei einfach die Abbildung von empirischen Objekten auf Zahlen gem einer Vorschrift - vertritt GIGERENZER (1977, 1981) in seiner Implikationsthese den Standpunkt, da die Anwendung eines numerischen Systems auf einen psychologischen Gegenstandsbereich eine psychologische Theorie ber diesen Gegenstandsbereich bereits voraussetzt.Damit wird die Trennung von Me- und Skalierungsmodellen einerseits und psychologischer Theorienbildung andererseits aufgegeben. Das Modell von GIGERENZER (1981, S. 31) enthlt fnf Komponenten:

    l das Subjekt,l die Zielsetzung,l einen Gegenstandsbereich,l ein numerisches System,l ein empirisches System.

    Ein Modell psychologischer Messung mu diese fnf Komponenten enthalten, jedoch ergeben sich zustzlich noch die Relationen zwischen

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  • Messung als Modellbildung

    diesen Komponenten, die ebenfalls definiert werden mssen, denn strenggenommen kann man nur dann von einem Modell sprechen, wenn sowohl die Komponenten als auch die zwischen diesen bestehenden Beziehungen bercksichtigt werden.

    So stehen Gegenstandsbereich, numerisches System und empirisches System in einem interaktiven Zusammenhang, soda Messung, d. h. Modellbildung mit numerischen Systemen, nur dann mglich ist, wenn die spezifischen Strukturen dieser drei Systeme bereinstimmen.

    Der Gegenstand der Metheorie sind die Gesetzmigkeiten, welche notwendig und hinreichend fr eine homomorphe Abbildung eines empirischen Systems auf ein bestimmtes numerisches System sind. Die Annahme einer homomorphen Abbildung stellt schon eine Abschwchung dar, denn die prinzipiell notwendige Isomorphie stellt fr psychologische Messungen eine weitgehend irreale Forderung dar.In der Praxis begngt man sich damit, einer bestimmten Ausprgung eines Merkmals mehrere Personen zuzuordnen, ohne diese noch weiter hinsichtlich dieses Merkmals zu differenzieren. Im Alltag begngen sich Menschen meist mit viel grberen "Skalierungsverfahren", und es stellt sich schon hier die Frage, ob die mit manchen Meverfahren gewonnenen exakteren Ergebnisse nicht blo eine Scheingenauigkeit widerspiegeln, die mglicherweise sogar die "Realitt" bertrifft. Es besteht in vielen Fllen die Vermutung, da die psychologische Realitt und ihre Systeme weniger differenziert strukturiert sind, als mancher

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  • Messung als Modellbildung

    Wissenschaftler anzunehmen bereit ist. Da das in dieser Arbeit zu entwickelnde Modell in gleicher Weise fr wissenschaftliches als auch alltgliches Handeln gelten soll, wird sich auch aufgrund der pragmatisch-phnomenologischen Orientierung eine Anlehnung an die Megenauigkeit der Realitt als notwendig erweisen.Meines Erachtens kommen vor allem kognitivistisch orientierte Modelle menschlichen Verhaltens, die sich naturgem in sprachlichen Mustern bzw. sprachlich formulierten Denkmustern "abbilden", in die Gefahr, die apriorisch eingebrachte Struktur als Beweis fr eine wie auch immer geartete Realitt empirisch nachzuweisen, die letztendlich doch nur sprachlicher Natur ist.

    l Das Reprsentationsproblem betrifft die Frage nach den notwendigen und hinreichenden Gesetzmigkeiten fr eine bestimmte Reprsentation. Eine oder mehrere relationale Strukturen des Gegenstandsbereiches mssen sich durch Zahlen abbilden lassen. Es betrifft kurz gesagt die Frage, ob Messung berhaupt mglich ist.

    l Das Eindeutigkeitsproblem betrifft die Frage, welche Transformationen im numerischen System mglich sind, ohne die homomorphe Abbildung zu verletzen. Nur bei Beachtung des Eindeutigkeitstheorems ist gewhrleistet, da die Relationen der empirischen Struktur im numerischen Bereich erhalten bleiben.

    l Das Bedeutsamkeitsproblem betrifft schlielich die Frage, welche Operationen (z. B. Statistiken) auf einer gegebenen numerischen Zuordnung zulssig und welche daraus abgeleiteten empirischen Aussagen bedeutsam sind.

    Die Lsung des Bedeutsamkeitsproblems setzt die Beantwortung des Eindeutigkeitsproblems voraus, und diese wiederum die Beantwortung des Reprsentationsproblems. Weiters ist die Bedeutsamkeit einer empirischen Aussage zu trennen von der inhaltlichen Bedeutsamkeit, die man ihr zumit. Beide Bedeutungen knnen divergieren.Darberhinaus stellen sich noch praktische Probleme wie z. B. das konomieproblem und das Problem der Handhabbarkeit. Diese Fragen stehen aber nur in einem mittelbaren Zusammenhang mit der Lsung der drei genannten Probleme.

    Die triadische Grundeinheit

    psychologischer Messung

    Die triadische Grundeinheit Individuum-Objekt-Merkmal ist konstitutiv fr den Gegenstand der empirischen Psychologie.

    Dieses empirische System entsteht dadurch, da das forschende Subjekt das untersuchte Individuum mit bestimmten Bedeutungstrgern und Bedeutungskomponenten konfrontiert und das Individuum auf diese reagiert. Die Trennung in forschendes Subjekt und untersuchtes Individuum ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil beide Modellbildung betreiben, allerdings verwendet in der Regel nur das forschende Subjekt numerische Systeme.So nehmen fast alle klassischen Verfahren zur Einstellungsmessung an, da die Orientierung der Versuchspersonen nur auf einer Pro- und Kontra-Dimension stattfindet. Man hat sich daran gewhnt, da den Versuchspersonen vom Skalenkonstrukteur Art und Anzahl der Einstellungsdimensionen gewissermaen aufgezwungen werden (vgl. FEGER 1974, S. 243). Eine Ausschaltung dieser Fehlerquelle erfordert allerdings in der Regel aufwendigere Me- und Skalierungsverfahren als sie bisher blich sind. Vgl. hier vor allem die Modelle der nicht-

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  • Messung als Modellbildung

    metrischen mehrdimensionalen Skalierung.

    Nach Ansicht neopositivistischer Wissenschaftstheoretiker ist aber gerade die Trennung zwischen dem Wissenschaftler als Subjekt und der Versuchsperson als Erkenntnisobjekt ("Subjekt-Objekt-Trennung") auf einer forschungspragmatischen und erkenntnistheoretischen Ebene konstitutives Merkmal von Wissenschaftlichkeit (vgl. MERTENS & FUCHS 1978, S. 33f). Allerdings wird in diesem Zusammenhang weitgehend bersehen, da diese Trennung (im Sinne von Kontrolle der experimentellen Bedingungen durch den Experimentator) zu einer uerst einseitigen Sichtweise fhren mu: ein wesentlicher Teil der Systemrelationen wird aus den Betrachtungen ausgeklammert. Dieser Ansatz bersieht, da sich die Zielgerichtetheit, die hierarchische Organisation und Regulation menschlichen Handelns nicht einfach "abstellen" lt, zumindest nicht in einseitiger Weise beim Erkenntnisobjekt.

    In letzter Konsequenz mu das zu einer neuen Strategie fhren, die davon ausgeht, da prinzipiell kein Unterschied zwischen der Strategie einer Versuchsperson bei der Bewltigung der experimentellen Problemsituation und der Strategie des Wissenschaftlers besteht. Man mu den Versuchspersonen genau wie dem Experimentator grundstzlich die gleichen Fhigkeiten zur Erklrung und Beherrschung der Versuchssituation zubilligen (vgl. PASK 1962, S. 185, SEEGER 1977, S. 48).

    Dieser Qualittssprung in der Betrachtungsweise fhrt zu der wichtigen Feststellung, da die "gewhnliche", alltgliche Erkenntnisttigkeit zum Modell wird, an dem die wissenschaftlich-psychologische Erkenntnisttigkeit sich orientiert (vgl. SEEGER 1977, S. 48). Der Zugang zu dieser alltglichen Erkenntnisttigkeit ist meines Erachtens phnomenologisch zu finden.Die Verwendung eines bestimmten numerischen Systems als semantisches Modell impliziert entsprechende empirische Relationen mit entsprechenden Gesetzmigkeiten im empirischen System. Diese sind als Axiome in einem Memodell formuliert. Diese Axiome sind zunchst nicht-empirische Aussagen. Sobald das numerische System als semantisches Modell fr ein empirisches Modell verwendet wird, erhalten Axiome die Funktion empirischer Aussagen ber das empirische System (vgl. GIGERENZER 1981, S. 82). Axiome werden daher zu empirisch prfbaren Gesetzmigkeiten.Erst nach der Prfung dieser Primrhypothesen (Modellprfung,) folgt die sekundre Zielsetzung, die Prfung von Hypothesen ber psychologische Gesetzmigkeiten.

    Quelle: Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsbltter".WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html

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  • Messung als Modellbildung

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  • Die Phasen eines Forschungsprojektes

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    Forschungsplanung

    Die Phasen eines Forschungsprojektes

    1. Theoretische Vorbereitung: begriffliche Vorstrukturierung des Gegenstandsbereiches und Formulierung der Forschungsfragen

    2. Entwurf des Forschungsplanes und der Instrumente: Wahl der Untersuchungsanordnung, der Instrumente und Auswertungstechniken, einschlielich Operationalisierung zentraler Begriffe, Bestimmung der Stichprobe, Konstruktion von Instrumenten

    3. Durchfhrung: Sammlung des Datenmaterials4. Auswertung: Aufbereitung und Analyse der Daten, Versuch des Beantwortens der

    Forschungsfragen5. Theoretische Schlufolgerung: Abstecken des Geltungsbereiches der gewonnen Aussagen,

    gegenfalls Verallgemeinerung, Herstellung des Zusammenhanges mit bestehenden Theorien

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  • Die Phasen eines Forschungsprojektes

    Grobschema des Erkenntnisprozesses

    in der empirischen Forschung

    Untersuchungen beginnen meist aufgrund einer erlebten Not, eines Wunsches, eines besonderen Erfolges oder Mierfolges. All diese Umstnde werfen Fragen auf, denen man dann in einer empirischen Untersuchung nachgeht.

    Das Problem wird genauer formuliert, die Aufgabe wird klar ins Auge gefat. Die aufgetauchten Fragen werden in eine Ordnung nach dem Grad ihrer Wichtigkeit gebracht. Das Ziel der Untersuchung wird przisiert.

    Sammlung von Beobachtungen, die zur Lsung beitragen knnen. Literatur wird eingesehen, Experten werden befragt, Quellen erkundet, Notizen und Aufzeichnungen angelegt.

    Vermutungen tauchen auf: Hypothesen, Schtzungen, Erklrungsversuche. Erste Arbeitshypothesen werden aufgestellt, die mglichen Ergebnisse werden berschlagen.

    Strenge berprfung der Hypothesen und Planung des Experiments. Vorversuch an einer kleinen Stichprobe. Versuch an einer reprsentativen Stichprobe. Nach der berprfung der Hypothese in einem Vorversuch wird es hufig vorkommen, wieder zu den ersten Stufen des Schemas zurckkehren zu mssen und die Untersuchungsmethode zu modifizieren.)

    Logische und statistische Verarbeitung der Ergebnisse. Sichtbarmachen des ganzen Bezugsfeldes und Verfolgen der Konsequenzen.

    Versuch, das Ergebnis in einem allgemeinen Prinzip zu formulieren (Gesetze).

    Einreihung der Ergebnisse in das geordnete Ganze unseres Wissens, Festlegung des Grades der Allgemeingltigkeit.

    Verfgbarmachen fr die Praxis, Verffentlichung der Ergebnisse.

    Dieses Schema zeigt, da im Forschungsproze Theorie und Empirie einander abwechseln, da beide zusammen die Grundelemente der empirischen Forschung sind. Empirische Forschung ist stets theoretisch-empirische Forschung. Niemals setzt sich die Wissenschaft das Phantom zum Ziel, endgltige Antworten zu geben oder auch nur wahrscheinlich zu machen; sondern ihr Weg wird bestimmt durch ihre unendliche, aber keineswegs unlsbare Aufgabe, immer wieder neue, vertiefte und verallgemeinerte Fragen aufzufinden und die immer nur vorlufigen Antworten immer von neuem und immer strenger zu prfen.

    Logische Schritte des

    Prfverfahrens in den empirischen Wissenschaften

    1. Beobachtung und Reflexion

    2a. Abduktion oder2b. Induktion zum Zweck der

    3. Hypothesenbildung

    4a. Deduktion von prfbaren Folgen (Prognosen) aus der abduktiv gewonnenen Hypothese und anschlieender Hypothesentest durch Prfung dieser Prognosen im Experiment oder in einer empirischen Studie

    oder

    4b. Prfung der induktiv gewonnenen Hypothese durch Herstellung ihrer (positiven) Einzelflle nach dem Bootstrap-Modell

    5a. Besttigung der Hypothese5b. Bei Nichtbewhrung der Hypothese Neubeginn des Verfahrens

    6. Vorlufige Akzeptanz der Hypothese fr die Stichprobe

    7. Generalisierung der Hypothese durch Induktion auf die Grundgesamtheit

    8. Vorlufige Formulierung der Hypothese als "Naturgesetz"

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  • Die Phasen eines Forschungsprojektes

    Detailschema fr die Projektierung einer empirische Untersuchung

    Franois Hpflinger: Stichworte zu Forschungsplan und ForschungsdesignWWW: http://www.mypage.bluewin.ch/hoepf/fhtop/fhmethod1A.html (01-09-30)

    Quellen: Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsbltter".WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html

    Krems, Josef (o.J.). Schlieen von Folgen auf Ursachen: Induktiv, deduktiv oder abduktiv?WWW: http://private.addcom.de/eFelix/Politik/induktiv_deduktiv.htm (00-03-26)

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  • Detailschema fr die Projektierung einer empirische Untersuchung

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Detailschema fr die Projektierung einer empirische Untersuchung

    Vorentscheidungen 1. Alltagserfahrung und erste Problematisierung2. Entwicklung einer vorlufigen Fragestellung3. Vorentscheidung ber Inangriffnahme, Planung und

    Durchfhrung einer empirischen Untersuchung4. Arbeitseinteilung, Finanzierung, Zeitplan

    Projektierung 1. Klrung wissenschaftlicher Vorerfahrungen2. Problematisierung und Problemanordnung3. Literatursichtung4. Begriffsklrungen, Definitionen, Sprachregelung5. Przisierung und Verwissenschaftlichung der grundlegenden

    Fragestellung6. Vermutung ber die Bedeutsamkeit der erzielbaren

    Ergebnisse und neuerliche Entscheidung zur Durchfhrung der Untersuchung

    Hypothetisierung 1. Entwicklung von Hypothesen aus den Problematisierungen der Fragestellung

    2. Operationale Reformulierung der problembezogenen Hypothesen

    3. Konstruktion der Alternativhypothesen4. Aufstellung eines Katalogs von auf diese Hypothesen

    bezogenen Einzelfragen5. Festlegung, bei welchen Ergebnisssen der Datenerhebung

    bzw. Datenverarbeitung jede einzelne Hypothese als besttigt oder als zu verwerfen angesehen werden soll

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  • Detailschema fr die Projektierung einer empirische Untersuchung

    Operationalisierung 1. Indikatoren und Methoden2. Verfahren und Instrumente3. Untersuchungspopulation bzw. Sticbprobe bzw.

    Versuchspersonengruppe4. berprfung derEntscheidung ber Methoden und

    Instrumente im Hinblick auf die Untersuchungspopulation5. berprfung finanzieller, personeller und termintechnischer

    Mglichkeiten6. Endgltige Entscheidung ber Durchfhrung der

    Untersuchung

    Organisation der Datenerhebung

    1. Auswahl der Erhebungsinstrumente2. Entwicklung von Instrumenten, soweit sie nicht vorhanden

    sind3. Erprobung der ausgewhlten bzw. berprfung der

    entwickelten Instrumente4. Verbesserung bzw. Revision der Instrumente in bezug auf

    methodische Prinzipien5. berprfung und evtl. Revision der Instrumente in bezug

    auf den Zweck der Untersuchung (Krzung!)6. Herstellung des Untersuchungsmaterials7. Mitarbeiter-Einweisung, Anweisung zur Registrierung der

    Daten und zur Protokollierung des Untersuchungsablaufs8. Entscheidung ber Zeit und Ort der Feldarbeit

    Datenerhebung 1. Durchfhrung der Befragung2. Kontrolle des Dateneinlaufs3. Kontrolle der Planerfllung hinsichtlich der

    Untersuchungspopulation4. Durchsicht der Protokolle5. Entscheidung ber plangerechte Erfllung der

    Datenerhebung und Abschlu

    Datenverarbeltung 1. Aufbereitung des Materials ( Kodlfizierung offener Fragen; Vorsortierung der Erhebungsbgen; Prfung der Vollstndindikeit usw. )

    2. Grundauszhlung, Prozentuierung, Gesamtberblick3. Berechnung problemwichtiger Zusammenfassungswerte

    (Mittelwerte; Verteilungen; Streuungsmae usw. )4. Verrechnung der Daten in bezug auf die Hypotheaen,

    Hypothesenprfung, Einsatz der statistischen Analyseverfahren gem Vorentscheidung

    5. Zuordnung derErgebnisse statistischerBerechnungen zu den Hypothesen

    6. Signifikanzprfungen

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  • Detailschema fr die Projektierung einer empirische Untersuchung

    Auswertung 1. Ergebniszusammenstellung aus der Hypothesenprfung2. Bewertung der Ergebnisse in bezug auf den Problemkatalog3. Interpretation der Ergebnisse in bezug auf die

    Ausgangsfragestellung4. Vergleich der gewonnenen Ergebnisse mit in der Literatur

    vorliegenden Befunden5. Feststellung von bereinstimmungen und Widersprchen zu

    bisherigen Erkenntnissen6. Feststellung unbeantwortet gebliebener Fragen und

    Probleme sowie neuaufgetaucher Fragen und Probleme und Vorformulierung daraus zu entwickelnder weiterfhrender Nachuntersuchungen

    Darstellung 1. Problemstellung und Hypothesenplan2. Erkenntnisstand gem vorliegender Literatur bei

    Untersuchungsbeginn3. Bericht ber Projektierung und Durchfhrung der

    Untersuchung sowie ber die Art und die Verarbeitung der gewonnenen Daten

    4. bersicht ber das Datenmaterial und die Datenverarbeitung in bezug auf den Hypothesenplan

    5. Tabellen und graphische Darstellungen6. Ausformulierung der Untersuchungsbefunde; Interpretation;

    Literaturvergleich7. Ergebniszusammenfassung: Beantwortung der

    Fragestellung; inhaltliche Erfahrungen; methodische Erfahrungen; Hinweise auf mgliche Nachfolgeuntersuchungen

    8. Anhang: Materialsammlung; Literaturangaben; Register

    Siehe dazu auch:

    Franois Hpflinger: Stichworte zu Forschungsplan und ForschungsdesignWWW: http://www.mypage.bluewin.ch/hoepf/fhtop/fhmethod1A.html (01-09-30)

    Quellen: Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsbltter".WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html

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  • Detailschema fr die Projektierung einer empirische Untersuchung

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  • Die Beobachtung

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Die Beobachtung

    Die Beobachtung ist neben derBefragung, dem Experiment und der Inhaltsanalyse eine der vier wesentlichen empirischen Forschungsmethoden.

    Beobachtungen sind ein wesentlicher Teil des tglichen Lebens. Im Gegensatz zu den alltglichen sind wissenschaftliche Beobachtungen systematisch und objektiv. Sie sind ein spezifischer Zugang zu sozialen Phnomenen, bei dem Daten ber die Untersuchungsobjekte nicht auf deren direkter Auskunft beruhen (Befragung, narratives Interview), sondern indirekt durch den Forscher oder durch von ihm instruierte Personen erhoben werden.

    Die Beobachtung bezieht sich dabei im allgemeinen auf Verhaltens-, Handlungs- und Interaktionsformen, also auf overte, manifeste Phnomene. Gleichwohl spielt die Wahrnehmungs- und Aufnahmekapazitt der ForscherInnen bzw. der eingeetzten BeobachterInnen eine wichtige Rolle.

    Wissenschaftliche Beobachtung ist also ganz allgemein das aufmerksame, planmige und zielgerechte Wahrnehmen von Vorgngen, Ereignissen, Verhaltensweisen von Lebewesen (Menschen und Tieren) in Abhngigkeit von bestimmten Situationen. Ziel der Beobachtung ist es, den Gegenstand des jeweiligen Interesses mglichst genau zu erfassen. Sie ist eine grundlegende Methode der Datengewinnung und Faktensammlung. zum Zeitpunkt des Geschehens. Eine solche Beobachtung beschreibt bzw. rekonstruiert soziale Wirklichkeit einer Forschungsfrage anhand einer eindeutig beschreibbaren Methode.

    Klassifikation von Formen der

    Beobachtung

    Zu unterscheiden ist zunchst zwischen der Beobachtung

    l knstlich hergestellter Situationen (sozialpsychologische Experimente, etwa arrangierte Gruppendiskussionen, deren Verlauf analysiert wird) und derjenigen

    l natrlicher Situationen (Analyse von Gruppenstrukturen bei Jugendgangs), die nicht spezifisch auf den Forschungszweck hin arrangiert worden sind.

    Beobachtungsverfahren lassen sich weiter unterscheiden nach dem Grad der Standardisierung, dem die Protokollierung der Beobachtungen unterworfen ist.

    In den oben erwhnten experimentellen Settings, aber

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  • Die Beobachtung

    durchaus auch in natrlichen Situationen wie etwa Klassenzimmern, Gerichtsslen usw. kommen hufig standardisierte, detaillierte und spezialisierte Codierschemata zum Einsatz, in die die beobachtende Person Eintrge macht (Art, Hufigkeit und Lnge der Beteiligung einzelner Personen am Gruppengeschehen). Es mu also vor der Untersuchung festgelegt werden, was beobachtet werden soll, d.h. was im Hinblick auf die Forschungsfragestellung wichtig erscheint (Kategorisierung).

    In diesem Kontext der standardisierten Beobachtung ist dann nher ist zu unterscheiden zwischen Erhebungsverfahren, bei denen die einzelnen Handlungszge der Akteure erhoben werden, und solchen, bei denen summarische Beurteilungen ihres Handelns/Verhaltens mittels Rating-Verfahren vorgenommen werden.

    Weiterhin wird unterschieden, ob von vornherein nur bestimmte Phnomene (Verhaltensweisen, Eigenschaften etc.) erhoben werden sollen, oder ob der Anspruch besteht, alle Verhaltensweisen nach einen bestimmten Schema zu klassifizieren. Das wohl bekannteste und auch heute noch gelegentlich gebrauchte Kategoriensystem wurde von Bales (1951) unter dem Namen "Interaction Proce Analysis" verffentlicht.

    Der Grad der Vorstrukturierung der Beobachtung kann jedoch soweit abnehmen, da zunchst gleichsam der Anspruch erhoben wird, alles zu beobachten bzw. - weil dieser Anspruch selbstverstndlich nicht einlsbar ist - aus dem untersuchten Phnomen heraus die wichtigen und festzuhaltenden Dimensionen der Beobachtung zu entwickeln. Dazu werden zunchst ausfhrliche schriftliche oder mndliche Protokolle der Beobachtungen angefertigt, die erst im Laufe der Untersuchung auf spezifische Dimensionen hin strukturiert werden.

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  • Die Beobachtung

    Siehe auchBeispiel fr eine

    systematische nicht teilnehmende Beobachtung

    Eine weitere Unterscheidung betrifft den Grad der Einbindung des Forschers oder der Forscherin in das Untersuchungsfeld. Man spricht von nicht-teilnehmender Beobachtung, wenn die ForscherInnen selbst nicht aktiver Bestandteil des Beobachtungsfeldes sind. Oft - gerade im Bereich der offenen Beobachtung in natrlichen Settings - ist B. aber nur durch eine mehr oder weniger aktive Teilnahme im Untersuchungsfeld mglich (teilnehmende Beobachtung). Ein besonderes moralisch-ethisches (aber auch methodisches) Problem ergibt sich ferner dadurch, da entschieden und verantwortet werden muss, ob eine Beobachtung offen, d.h. mit Wissen und Zustimmung der Beobachteten, oder aber verdeckt, d.h. ohne deren Wissen erfolgt. Haupteinsatzfeld der teilnehmenden Beobachtung sind ethnologische oder ethnographische Analysen besonderer sozialer Gruppen oder Situationen.

    Fehlerquellen Sie knnen entweder beim Beobachter, beim Instrument oder bei der Situation liegen. Ein groes Problem ist die Tatsache, da soziales Verhalten abstrakt ist, Beobachtetes mu nicht mit der "Realitt" bereinstimmen.

    Als wichtige Probleme gelten die methodische Kontrolle der Beobachtungsleistung (sehen die ForscherInnen nur, was sie sehen wollen?) und - bei der teilnehmenden Beobachtung - das sogenannte going native, d.h. eine beridentifikation mit dem Untersuchungsfeld, die letztlich zum Verzicht auf wissenschaftiche Analyse fhren kann.

    Das Kontrollproblem kann u.U. durch eine Ergnzung der Beobachtung durch andere Methoden der Datenerhebung reduziert werden. Vor allem empfiehlt sich nicht nur eine intensive (Selbst)Schulung der BeobachterInnen, sondern eine berprfung von Inter- und Intra-Rater-Reliabilitt.

    Weiters gibt es die sogenannten systematischen Fehler, die schon in der Vorbereitungsphase der Beobachtung auftreten. (z.B. ungeschickte Auswahl der Beobachtungsform). Um solche Fehler zu vermeiden, sollte nach der theoretisch geplanten Beobachtung ein Pre-Test vorgenommen werden. Er stellt eine Stichprobe dar, die oft zur Revision des Schemas und zur weiteren Schulung des Beobachters fhrt.

    Fehler durch den Beobachter entstehen durch mangelnde Schulung, mangelnde Objektivitt und durch zu hohe

    http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/FORSCHUNGSMETHODEN/Beobachtung.shtml (3 of 5) [31.07.2003 20:55:41]

  • Die Beobachtung

    Anforderungen an den Beobachter.

    Schritte der systematischen

    Beobachtung

    Operationale Definition der Beobachtungskategorie

    Will man zum Beispiel aggressives Verhalten beobachten, so mu man zuerst festlegen, was man genau unter "aggressiv" versteht. Man kann die beobachtbaren Verhaltensweisen beispielsweise auch mit "einen anderen treten", "jemanden an den Haaren ziehen" oder "mit jemanden laut schreien" bezeichnen. Die Operationalisierung dient dazu, da jede andere Person zu dem selben Beobachtungsergebnis kommt.

    Durchfhrung einer Beobachtung

    Wenn man genau wissen will, wie oft jemand aggressiv ist, mte man ihn stndig beobachten. Das ist natrlich in der Praxis nicht mglich. Man legt daher einen Zeitraum fest, in dem das Verhalten der bestimmten Person beobachtet wird. Es ist aber sehr wichtig, da die Beobachtung immer unter den gleichen Bedingungen stattfindet. Nachdem genau festgelegt wurde in welchem Zeitraum und in welcher Situation man beobachtet, wird ein Beobachtungsbogen erstellt, auf dem die beobachtbaren Verhaltensweisen in ihrer Hufigkeit eingetragen werden. Durch den Beobachtungsbogen ist es sehr leicht mglich das Verhalten zu analysieren.

    Literatur Bales, R. F. (1951). Interaction Process Analysis. Chicago: Chicago University Press.

    Friedrichs, J. (1985). Methoden der empirischen Sozialforschung. Opladen.

    Grmer, K. (1974). Beobachtung. Stuttgart: Teubner.

    Knig, R. (1972). Beobachtung und Experiment in der Sozialforschung. Kln.

    Mees, U. & Selg, H. (Hrsg.) (1977). Verhaltensbeobachtung und Verhaltensmodifikation. Stuttgart: Klett.

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  • Die Beobachtung

    Verwendete Quellen: Stigler, Hubert (1996). Methodologie. Vorlesungskriptum. Universitt Graz.WWW: http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/edu/studium/materialien/meth.doc (98-01-03)Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsbltter".WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.htmlILMES - Internet-Lexikon der Methoden der empirischen Sozialforschung.WWW: http://www.lrz-muenchen.de/~wlm/ilm_b3.htm (01-11-12)

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  • Experiment in der Psychologie

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Das ExperimentAuch wenn bei der Definition des Experimentes bisweilen unterschiedliche Akzente gesetzt werden, so besteht doch allgemein Einigkeit darin, da die aktive Manipulation der Versuchsbedingungen (=Treatmentbedingungen) durch den Experimentator und damit die Mglichkeit Ursache und Wirkung zu unterscheiden, das Wesentliche am Experiment ausmacht.

    Das Experiment stellt die einzige Forschungsform dar, die es erlaubt Kausalbeziehungen zwischen Variablen zu berprfen: Zwei oder mehr Variablen sind kausal verbunden, wenn sie in einem empirisch nicht umkehrbaren, asymetrischen Zusammenhang stehen. X erzeugt Y, aber nicht umgekehrt. X ist dabei die unabhngige und Y die abhngige Variable.

    Bezugnehmend auf ein einfaches Beispiel sollen im folgenden diese Zusammenhnge: Um in einem Experiment die Wirkung von Koffeingenu auf die Konzentrationsleistung zu untersuchen, werden die Versuchspersonen auf zwei Gruppen aufgeteilt und den Personen der einen Gruppe Koffein verabreicht und den anderen nicht.

    l Unabhngige Variable: Ihr Einflu soll untersucht werden. Dazu wird sie im Experiment plamig variiert. Im gegenstndlichen Beispiel ist Koffeingenu die unabhngige Variable

    l Abhngige Variable: Die Variable, deren Abhngigkeit von der unabhngigen Variablen Gegenstand der Untersuchung ist. Im vorliegenden Beispiel die Konzentrationsleistung.

    l Strvariable: Alle Variablen die sonst noch (d.h. auer der planmig variierten unabhngigen Variablen) einen Einflu auf die abhngige Variable haben. Hier etwa das Alter der Versuchspersonen, Tageszeit bei der Durchfhrung des Experimentes u..

    Versuchsplanung Bei der Planung von Experimenten verfolgt der Experimentator eine Strategie, die als MAX-KON-MIN-Regel charakterisiert werden kann:

    l Die Wirkung der unabhngigen Variablen auf die abhngige Variable zu maximieren,

    l die Einflsse von unverwnschten systematischen (Str-) Variablen auf die abhngige Variable zu kontrollieren und

    l die Effekte von unsystematischen (Zufalls-) Variablen zu minimieren.

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  • Experiment in der Psychologie

    Bei der experimentelle Forschung ist die Planungsphase die eigentlich entscheidende Phase. Durchfhrung und Auswertung sind dann weitgehend festgelegt. Die Planung des Experimentes erfordert, da der Experimentator zunchst eine Versuchssituation findet, in der die unabhngige Variable manipulierbar ist, und fr die abhngige Variable ein geeignetes Meinstrument gefunden werden kann. Wenn eine geeignete Versuchsanordung gefunden ist, mu als nchstes der Versuchsplan im engeren Sinn (Versuchsgruppen-Plan) festgelegt werden: Dabei wird entschieden, welche experimentellen Bedingungen einbezogen werden (d.h.: welche unabhngigen Variablen in wieviel Stufen variiert werden, und wie die Versuchspersonen den experimentellen Bedingungen zugeordnet werden. Die folgenden Beschreibung der Formen fr Experimente mit einer unabhngigen Variablen soll grundstzliche Aspekte der Versuchsplanung verdeutlichen. Auf die Behandlung von Versuchsplnen mit mehreren unabhngigen Variablen sei auf die weiterfhrende Literatur z.B. ROTH (1984) verwiesen.

    Unabhngige Gruppen Die einfachsten Versuchsplne enthalten nur eine unabhngige Variable. Zwei oder mehr Bedingungen, z.B. zwei Therapievarianten und eine unbehandelte Kontrollgruppe sollen in ihren Mittelwerten, z.B. hinsichtlich der vegetativen Labilitt am Ende einer Behandlungsperiode, verglichen werden. Die Hauptvorteile eines solchen Designs mit nur einer unabhngigen Variablen sind:

    l Der Versuchsplan ist einfach und robustl Die Zahl der Versuchspersonen in den einzelnen

    Versuchsgruppen (= Personengruppen, die unterschiedlichen Therapievarianten behandelt wurden) mu nicht gleich gro sein.

    l Gehen zufllig Mewerte verloren, so knnen die brigen ohne Schaden verwertet werden.

    Der Nachteil eines Versuchsplanes mit unabhngigen Gruppen, besteht darin, da der erforderliche Stichprobenumfang recht gro werden kann. Das gilt besonders dann, wenn keine gerichteten Hypothesen bestehen, die Varianz innerhalb der Gruppen gro und die Effektstrke mittel oder klein ist.

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  • Experiment in der Psychologie

    Mehrere parallelisierte Gruppen

    Durch Parallelisierung der Versuchsgruppen soll erreicht werden, da die Versuchsgruppen sich in einem oder in mehreren relevanten Merkmalen genau entsprechen. In dem oben genannten Beispiel des Vergleiches von Therapiebedingungen (zwei Therapiearten, eine Kontrollgruppe) wre es. z.B. sinnvoll, die Gruppen nach der Ausgangslage (z.B. gemessen mit verschiedenen Fragebgen) zu parallelisieren. Bei einem Lernexperiment zum Vergleich von Unterrichtsmethoden knnte man Vorkenntnisse, Schulleistungen in bestimmten Fchern, aber auch Motivationsvariablen zur Parallelisierung heranziehen. Kurz: Alles, was mit der abhngigen Variablen (Therapieerfolg, Lernerfolg) korreliert, kann eine sinnvolle Parallelisierungsvariable sein.

    Die Parallelisierung wird durchgefhrt, indem man zunchst von allen Versuchspersonen die Variable erhebt, nach der parallelisiert werden soll. Das erfordert in der Regel eine eigene Vortest-Sitzung. Fr k (=Anzahl) experimentelle Bedingungen bentigt man k parallelisierte Gruppen. Man sucht aus dem Datenmaterial jeweils k Versuchspersonen mit gleichen Vortestwerten heraus. Diese k Versuchspersonen werden dann nach dem Zufall auf die k experimentellen Bedingungen verteilt. Danach wird der eigentliche Versuch durchgefhrt.

    Der Hauptvorteil von parallelisierten Gruppen besteht in der bentigten kleineren Stichprobengre gegenber einem Versuchsplan mit unabhngigen Gruppen. Dem stehen folgende Nachteile gegenber: Vor dem Beginn des eigentlichen Versuchs mssen von allen Versuchspersonen Werte fr die Parallelisierungsvariablen erhoben und ausgewertet werden. Das erfordert in der Regel nicht nur eine eigene Vortest-Sitzung, sondern fhrt bei zeitlich lang erstreckter Versuchspersonen-Anwerbung leicht zu organisatorischen Problemen.

    Mewiederholung der derselben

    Versuchspersonengruppe

    Versuchspersonen zu beschaffen ist meist schwierig. Daher liegt es nahe, eine Versuchsperson fr mehr als eine experimentelle Bedingung heranzuziehen. Wird z.B. der Einflu der Rckmeldungsart (richtig,falsch und keine Rckmeldung) auf das Erlernen von Listen von Wortpaaren untersucht, so knnte man daran denken, jede Versuchsperson drei Listen, je eine unter einer der drei Rckmeldungsarten lernen zu lassen.

    Die Vorteile liegen auf der Hand: Es werden wesentlich weniger Versuchspersonen bentigt als bei den beiden vorangegangenen Formen der Versuchsplanung. Es wird keine zustzliche Sitzung bentigt (wie bei parallelisierten Gruppen).

    Der Mewiederholung an derselben Versuchspersonengruppe stehen jedoch oft inhaltliche Grnde entgegen. Im Laufe lnger dauernder Versuchssitzungen verndert sich die Versuchsperson: Sie gewhnen sich an die Situation, an die Aufgabe, zeigen bungsfortschritte, Ermdungserscheinungen.

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  • Experiment in der Psychologie

    Im Versuchsplan ist dafr zu sorgen, da diese Effekte nicht mit den experimentellen Bedingungen kollidieren.

    Strategien zur Kontrolle von Strvariablen

    Ziel jeglicher Versuchsplanung ist die Eliminierung oder die Kontrolle des Effektes von Strvariablen. Diese knnen vom Experimentator jedoch nur dann kontrolliert werden, wenn er sie als solche identifiziert hat. Zur Kontrolle des Effektes von Strvariablen gibt es eine Reihe von experimentellen Techniken wie Elimination, Konstanthalten, Parallelisieren, Randomisieren u.a., die zu Standard der experimentellen Versuchsplanung gehren:

    l Elimination:Falls eine bestimmte Variable in einem Experiment als Strvariable auftritt, ist es naheliegend, da man versucht, sie einfach auszuschalten.

    l Konstanthalten: Gelingt es nicht, eine Strvariable zu eliminieren (z.B. die unterschiedliche Art der Schulbildung von Versuchspersonen), oder tritt eine Strvariable versuchsbedingt auf (Hawthorne-Studie), so mu man bestrebt sein, diese Einflugre konstant zu halten: Nach einer vorexperimentellen Befragung werden nur Versuchspersonen mit gleicher Schulbildung zum Versuch zugelassen u.. Dadurch, da man die Strvariablen zwar nicht eliminiert, aber doch konstant gehalten hat, wird angenommen, da sie in allen Versuchsgruppen, die Mewerte nur um denselben (konstanten) Betrag verndert und folglich die Vergleichbarkeit der Gruppen gewhrleistet ist.

    l Parallelisierung: Wenn beispielsweise Versuchspersonen mit sehr unterschiedlicher Schulbildung an einem Problemlsungsexperiment teilnehmen und es sich als unkonomisch erweist, alle Volksschler aus dem Experiment auszuschlieen, so behilft man sich, indem man in allen Versuchsgruppen dieselbe Verteilung der Versuchspersonen nach den vorexperimentell erhobenen Schulabschlssen sicherstellt.

    l Randomisierung: Die auch als Zufallszuweisung bezeichnete Technik gilt als das wirksamste methodische Hilfsmittel zur Kontrolle strender Bedingungen. Hierbei werden die Versuchspersonen nach einem Zufallsprinzip den verschiedenen Versuchsgruppen bzw. -bedingungen zugeordnet und man unterstellt dabei, da sich die verschiedenen vorexperimentellen Strvariablen ebenfalls zufllig hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Versuchsbedingungen verteilen und folglich keine systematischen Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen bestehen. Da die Strvariablen nicht eliminiert werden knnen, ist man zumindest bestrebt, die durch sie verursachten systematischen Fehler in unsystematische Fehler zu verwandeln.

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  • Experiment in der Psychologie

    Ex post facto-Forschung

    J. Dollard

    Um das ex post facto-Design zu charakterisieren, werden zunchst noch einmal die wichtigsten Merkmale des experimentellen Vorgehens dargestellt. Die Grundstruktur des experimentellen Ansatzes basiert auf dem Modell: wenn X, dann Y; wenn Frustration auftritt, dann folgt Aggression (J. Dollard). Der Forscher legt ein der Problemstellung angemessenes, praktisch realisierbares Design fest, das eine Methode zur systematischen Vernderung von X beinhaltet. Dann beobachtet er Y um festzustellen, ob die Variation auftritt, die er aufgrund der Vernderung von X erwartet. Wenn das der Fall ist, ist das ein Hinweis fr die Gltigkeit der Behauptung: Wenn X dann Y. Beim experimentellen Ansatz macht man von einem kontrollierten X eine Vorhersage auf Y.

    Bei der ex post facto-Forschung wird dagegen nur Y systematisch beobachtet. Dann folgt rckblickend eine Suche nach X. Der wichtigste Unterschied zwischen experimenteller und ex post facto-Forschung liegt also in der Mglichkeit der Kontrolle. Bei einem Experiment verfgt man ber die Mglichkeit der gezielten Variation der Versuchsbedingungen. Bei einem ex post facto-Design mu man die Dinge so hinnehmen, wie sie vorliegen. Ex post facto-Forschung hat also aus der Sicht der experimentellen Vorgehensweise eine prinzipielle Schwche: mangelhafte Kontrolle der unabhngigen Variablen.

    Ein groer Teil vor allem erziehungswissenschaftlicher aber auch soziologischer Studien sind ex post facto-Untersuchungen.

    Zum Experiment in der Psychologie siehe den

    Hypertext:

    Werner Stangl (2000). Test und Experiment.WWW: http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/ (01-04-08)

    Quellen: Stigler, Hubert (1996). Methodologie. Vorlesungskriptum. Universitt Graz.WWW: http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/edu/studium/materialien/meth.doc (98-01-03)Stangl, Werner (1997). Zur Wissenschaftsmethodik in der Erziehungswissenschaft. "Werner Stangls Arbeitsbltter".WWW: http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/Arbeitsblaetter.html

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    [http://www.stangl- taller.at/ARBEITSBLAETTER/] [info@ stangl-taller.at] [opyright.werner.stangl.linz.2002]

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  • Experiment in der Psychologie

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  • Psychologischer Test

    [werner.stangl]s arbeitsbltter

    Der psychologische Test

    Stellung des Tests innerhalb der

    Psychologie

    Im Detail siehe dazu

    Derpsychologische

    Test

    Tests sind innerhalb der Psychologie dem Zweig der Differentiellen Psychologie zuzuordnen, jenem Teilgebiet, das von dem deutschen Psychologen und Philosophen William Stern (1871-1938) eingefhrt wurde. Sie beschftigt sich mit den Unterschieden im Erleben und Verhalten zwischen einzelnen Menschen bzw. zwischen Gruppen von Menschen, versucht diese zu beschreiben und auf ihre Bedingungen zurckzufhren. Die Differentielle Psychologie wurde in ihrer Bedeutung umso grer, je mehr Psychologie im Alltag angewendet wurde (z.B. in Schulen, in Kliniken, bei Gerichten usw.).

    Menschen verhalten sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausprgung von Fhigkeiten, Bedrfnissen und Emotionen in gleichen Situationen oft recht unterschiedlich. Um ein Verhalten vorhersagen zu knnen, mssen daher allgemeine Gesetzmigkeiten und individuelle Persnlichkeitsstrukturen bercksichtigt werden. Die Differentielle Psychologie versucht daher, die typische Ausprgung und Wechselwirkung zwischen mehreren psychischen Merkmalen (z.B. Intelligenz, Gefhle, Bedrfnisse usw.) fr bestimmte Altersstufen, Geschlechter, Berufe usw. festzustellen.

    PsychologInnen in Wissenschaft wie Praxis haben es daher bei ihrer Ttigkeit oft mit differentiellen Fragestellungen zu tun, wobei diese Ttigkeit unter dem Oberbegriff der Psychodiagnostik subsumiert werden kann. Unter Psychodiagnostik versteht man dabei die Gesamtheit jener psychologischen Verfahren, mit deren Hilfe die Persnlichkeit eines Menschen erfat werden kann. Auer den verschiedenen Testverfahren gehren zum methodischen Inventar die Anamnese, die Exploration, die Verhaltensbeobachtung und die Verhaltensanalyse. Diese Methoden werden eingesetzt bei psychiatrischen und somatisch-psychosomatisch erkrankten Personen, in der Erziehungs- und Eheberatung, in schulpsychologischen Diensten, bei forensischen Angelegenheiten, in der Berufsberatung oder bei Eignungsuntersuchungen. Dabei erfolgt die Untersuchung jeweils mit standardisiertem Material, in den meisten Fllen mit psychologischen Testverfahren.

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  • Psychologischer Test

    Was ist ein Test? Ein psychodiagnostischer Test ist vereinfacht gesprochen ein standardisiertes wissenschaftliches Routineverfahren zur Messung von psychologisch wichtigen, abgrenzbaren Merkmalen einer Person. Sie dienen vornehmlich zur quantitativen Bestimmung des relativen Grades von individuellen Merkmalsausprgungen, knnen aber auch qualitative Aussagen ber individuelle Ausprgungen von Merkmalen ermglichen. Psychodiagnostische Tests knnen als Mittel zur Querschnittsdiagnose, zur Lngsschnittdiagnose und als Forschungsverfahren eingesetzt werden

    Brauchbare Testverfahren mssen bestimmte Anforderungen erfllen, die blicherweise als Testgtekriterien bezeichnet werden:

    l Objektivittl Reliabilitt (Zuverlssigkeit) undl Validitt (Gltigkeit).

    Psychologische Tests mssen standardisiert sein, d.h. sie enthalten eine Testanweisung, die vorschreibt, wie der Test vorgenommen und durchgefhrt werden mu. Das gleiche gilt fr die Auswertung eines Tests, denn auch diese mu feste Regeln enthalten, so da verschiedene Auswerter zum gleichen Ergebnis kommen (Objektivitt).

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    Welche Tests gibt es?

    Es gibt verschiedene Ordnungsgesichtspunkte fr Tests, die sich sowohl an inhaltlichen (z.B. Fragestellung, etwa Entwicklung, Leistung) als auch formalen Kriterien (z.B. Einsatzbereich, etwa klinische, schul- oder berufspsychologische Verfahren) orientieren knnen. Eine klassische Gruppierung ist jene hier gewhlte in

    l Intelligenztests: Messen die allgemeine Intelligenz bzw. eine spezielle Begabung im Bereich der Intelligenz. Intelligenztests sind ungeachtet ihrer memethodischen Problematik ein wichtiges Hilfsmittel der Forschung und der psychologischen Beratung. Sie werden in fast allen Bereichen des ffentlichen Lebens eingesetzt (Schulberatung, Berufsberatung usw.). Ihr Nachteil besteht darin, da sie kein richtiges Bild der gesamten Begabungen des Menschen vermitteln knnen, sondern immer nur einen Ausschnitt. Kreativitt, schpferisches Erfinden, soziale Fertigkeiten und knstlerische

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  • Psychologischer Test

    Fhigkeiten werden hufig nicht mit einbezogen, obwohl sie fr den Lebens- oder Berufserfolg von grter Bedeutung sind. Zwar wurden auch Tests fr diese Bereiche entwickelt, allerdings sind diese in vielen Fllen in ihrer Interpretation genauso schwierig wie die Definition der damit gemessenen Merkmale. Die meisten Intelligenztests sind so angelegt, da einzelne Intelligenzfaktoren durch eine Reihe von Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrade gemessen werden. Intelligenzfaktoren sind z.B. Sprachverstndnis, logisches Denken, Raumvorstellung, Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Rechenfhigkeit und Gedchtnisleistungen. Je mehr Aufgaben innerhalb einer festgelegten Zeit gelst werden, desto hher ist die Ausprgung des betreffenden Intelligenzfaktors. Auf diese Art lassen sich zwei Dinge erkennen:

    m der Gesamtintelligenzquotient (IQ), der angibt, welchen Rangplatz die Person innerhalb der Vergleichsgruppe einnimmt

    m das Intelligenzprofil, das einzelne Strken und Schwchen der Intelligenz einer Person erkennen lt.

    l Leistungstests: Gemessen werden motorische, sensorische oder intellektuelle Leistungen. Leistungstests erfassen die Leistungsfhigkeit einer Person. Allgemeine Leistungstests erfassen Funktionsbereiche wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Willensanspannung, spezielle Leistungstests prfen Funktionen und Fhigkeiten im motorischen und/oder sensorischen Bereich, erfassen rumliches Vorstellungsvermgen, Gedchtnisleistungen usw. Die meisten dieser Tests sind daraufhin konstruiert, den reaktiven Grad der Gte einer Fertigkeit zu bestimmen, die durch Lernen oder ben erworben wurde. Die Testwerte (Ergebnisse) ergeben sich aus der Zahl der richtigen Lsungen (oder Fehler), durch die Lsungszeit oder durch die Qualitt der Arbeit. Bei diesen Tests soll die Konzentrationsfhigkeit und in der Regel eine spezielle Eignung fr eine bestimmte Aufgabe gemessen werden. Erreicht wird dies durch die Stellung von Routineaufgaben, die dann so schnell wie mglich gelst werden mssen (Speed-Faktor).

    l Persnlichkeitstests: Diese Testverfahren sollen jene Merkmale einer Person erfassen, die nicht Intelligenz und Leistungsvermgen des Menschen zugeordnet werden knnen, sondern bestimmten Eigenschaften, Einstellungen, Neigungen, Interessen usw. Die ersten wissenschaftlichen Persnlichkeitstests wurden 1919 von R.S. Woodworth und Mitarbeitern entwickelt, die anhand eines Fragebogens US-Soldaten im ersten Weltkrieg untersuchten. Zu den klassischen Persnlichkeitstests

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  • Psychologischer Test

    gehren die Persnlichkeitsfragebgen, die vor allem in der Forschung am hufigsten eingesetzt werden. Neben den mit Fragen und Statements arbeitenden Testverfahren gibt es unter den Persnlichkeitstests die verbalen Ergnzungsverfahren, die thematischen Apperzeptionsverfahren (z.B. Thematic Apperception Test - TAT), die Formdeutetests (z.B. Rorschach-Test), die spielerischen und zeichnerischen Gestaltungstests usw. Der wohl bekannteste ist der von dem schweizerischen Psychiater Hermann Rorschach entwickelt wurde.

    Wozu werden Tests verwendet?

    Psychologische Diagnostik findet ihre Umsetzung in verschiedenen Zusammenhngen und damit auch mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Die wichtigsten Anwendungsbereiche sind

    l Persnlichkeitsdiagnostik (z.B. im Zusammenhang mit therapeutischen Fragestellungen)

    l differentielle Fragestellungen (z.B. bei der Personalauswahl)

    l Diagnose von Folgen von Hirnschdigungen (z.B. in der klinischen Praxis)

    l Leistungs- und Eignungsabklrungen (z.B. in der schulischen oder beruflichen Einstufung)

    l Forschung (z.B. als Erklrungsvariable fr Forschungsergebnisse)

    Wer Psychodiagnostik betreibt, braucht Grundkenntnisse zu Testtheorie, Anamneseerhebung, Gesprchsfhrung und zu Regeln der Beobachtung. Testverfahren mssen daher inhaltlich und in der Durchfhrung beherrscht werden. Hierzu gehrt auch eine kritische Bewertung der Verfahren und eine sichere Interpretation der Resultate. Wer Psychodiagnostik macht, mu alle Informationen, die sich im Verlauf eines Diagnoseprozesses ansammeln, zu einer Synthese integrieren knnen. Ein Teil davon lt sich whrend einer einschlgigen (meist universitren) Ausbildung theoretisch erlernen, entscheidend ist aber die praktische Erfahrung. Der Erwerb und die Verwendung psychologischer Verfahren ist in der Regel an eine entsprechende Ausbildung bzw. zertifizierte Qualifikation gebunden.

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  • Psychologischer Test

    Quelle: Werner Stangl (2000). Test und Experiment.WWW: http://www.stangl-taller.at/TESTEXPERIMENT/ (01-04-08)

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  • Was ist Soziometrie?

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    Soziometrie

    Was ist Soziometrie?

    Die Soziometrie bzw. der soziometrische Test wurden von Jakob L. Moreno (1889-1974) entwickelt, der mit dieser Befragungsart die Struktur einer Gruppe - ihr "emotionales Beziehungsgeflecht" - analysieren wollte. Moreno stellte die Methode in seinem 1934 publizierten Buch "Who shall survive?" dar. Der Titel deutet bereits an, da Moreno in der Methode mehr als nur ein Mittel sah, Gruppen exakt zu analysieren (s.u.), vielmehr wollte er auf Grund der Ergebnisse und ihrer Weitergabe an die Gruppe zu deren Selbsterkenntnis beitragen, um so wiederum Prozesse der Integration und Therapie zu ermglichen.

    Wann ist eine soziometrische Untersuchung einer Gruppe sinnvoll?

    1. Soziometrische Verfahren setzen eine nicht zu groe Gruppe voraus.2. Diese mu durch einige Interaktion miteinander bekannt sein. Nur dann lassen sich

    Zuwendung und Ablehnung (Telestruktur) ermitteln.3. Die Mehrdimensionalitt der Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern

    erfordert eine genaue Ableitung des einen oder mehreren Kriterien, unter denen die Gruppe untersucht werden soll. Die geuerte zu- oder Abneigung bezieht sich jeweils nur auf die gestellte Frage, das Kriterium nicht auf andere Dimensionen der Beziehung. Das gleiche gilt fr die Struktur der Gruppe.

    4. Die von Moreno geforderte Spontaneitt der Wahlen macht die Ergebnisse anfllig gegenber den jeweils gewhlten Fragen, wie der Vernderung der Angaben in der Zeit auf Grund gruppendynamischer Prozesse.

    Moreno wandte den Begriff "soziometrischer Test" nur dann an, wenn der Test versucht, die Gefhle zwischen den Gruppenmitgliedern zu bestimmen und dabei auf ein bestimmtes Kriterium Bezug nimmt.

    Der soziometrische Test stellt auch eine interessante sozialpsychologische Untersuchungsmethode dar, da man damit sehr gut den Zustand und die Vernderungen in der Struktur berschaubarer Gruppen beschreiben kann. Hufig wird das Verfahren auch in therapeutischer Absicht benutzt, um durch die Ergebnisse den Gruppenmitgliedern Aufschlu ber sich selbst und die Gruppe zu geben, und so zu einer besseren Zusammenarbeit zu gelangen. Wesentlich ist dabei der vorwiegend deskriptive und weniger der explikative Charakter der Ergebnisse - kurz: ein Soziogramm erklrt nichts.

    Siehe dazu im DetailPsychodrama,

    Soziometrie und Gruppenpsychotherapie

    Das Psychodrama sollte nicht isoliert betrachtet werden, da es zusammen mit Psychodrama und Gruppenpsychotherapie die triadische Aktionsmethode bildet. Diese sozial- und tiefenpsychologisch fundierte Methode wird weltweit in Psychotherapie, Sozialpdagogik und Organisationsentwicklung eingesetzt. Der triadischen Aktionsmethode liegt ein im weitesten Sinne spirituelles Menschenbild einerseits, ein interaktionistisches andererseits zugrunde: Der Mensch ist erfllt von einem "Willen zum hchsten Wert" und zu einem Prinzip des "Alles Einschlieens" (Moreno 1959), und entwickelt sich im Beziehungsnetz zu anderen Menschen und durch Interaktionen mit der sozialen und der natrlichen Umwelt. Er/sie lebt durch seine/ihre Beziehungen und Interaktionen und kann diese kreativ und spontan gestalten. Im Blickpunkt steht also nicht das isolierte Individuum, sondern das Individuum zusammen mit seinem sozialen Netzwerk und die letztlich auch spirituelle Verantwortung, mit der das Individuum in diesem Netzwerk steht.

    Im Zentrum der Methode stehen die eng miteinander verbundenen Begriffe Spontaneitt und Kreativitt. Spontaneitt ist laut Moreno die "angemessene Antwort auf eine neue Situation oder die neue Antwort auf eine alte Situation". Er betrachtet dabei Spontaneitt als die wahrscheinlich lteste, universell vorhandene, jedoch am schwchsten entwickelte Kraft eines Menschen. Oft ist sie durch Sozialisations- und Entkulturationsprozesse gehemmt und entmutigt. Ein grosser Teil der menschlichen Psycho- und Soziopathologie kann nach Moreno einer ungengenden Entwicklung bzw. einer Hemmung der Spontaneitt zugeschrieben werden. Eng verbunden mit der Spontaneitt ist die Kreativitt. Beide machen aktives und schpferisches Handeln mglich.

    In der triadischen Aktionsmethode geht es letztlich immer darum, blockierte Krfte zu befreien und Menschen bei ihrem schpferischen Tun zu untersttzen. Damit wird der Mensch zum verantwortlichen Handeln fr sich selbst, die menschliche Gemeinschaft und die Umwelt hingefhrt. Die Befreiung der Spontaneitt und Kreativitt geht mit einer integrierenden Katharsis einher, die Moreno wie folgt konzipiert: "Mentale Katharsis wird hier als ein Proze definiert, der jede Art des Lernens begleitet, nicht nur Konfliktlsung, sondern auch Selbstverwirklichung, nicht nur Spannungsabfuhr und Entlastung, sondern auch Gleichgewicht und Frieden. Sie ist keine Katharsis des Abreagierens, sondern eine Katharsis der Integration".

    http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/FORSCHUNGSMETHODEN/Soziometrie.shtml (1 of 6) [31.07.2003 20:55:44]

  • Was ist Soziometrie?

    Verfahren Voraussetzun