hcp journal 01/2014

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journal ArbeIt | GeSuNdHeIt | SozIALeS | recHt hcp 5. Jahrgang Nr. 01-2014 ISSN 2190-0930 Heftpreis: 3 € www.hcp-journal.de Kooperationspartner © Gunnar Assmy - Fotolia.com Grußwort Bundesministerin Andrea Nahles Forschung Prof. Dr. Stephan Böhm Fortbildung Aktuelle Termine und Angebote Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz Integrationsamt

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Offizielles Organ der Arbeitsgemeinschaft der Schwerbehindertenvertretungen in der Hamburger Wirtschaft

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Page 1: HCP Journal 01/2014

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© Gunnar Assmy - Fotolia.com

GrußwortBundesministerinAndrea Nahles

ForschungProf. Dr. Stephan Böhm

FortbildungAktuelle Termineund Angebote

Freie und Hansestadt HamburgBehörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz

Integrationsamt

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Page 2: HCP Journal 01/2014

Berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderung

Stephan A. Böhm · Miriam K. Baumgärtner David J. G. DwertmannB

Best Practices aus dem ersten Arbeitsmarkt

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Page 3: HCP Journal 01/2014

www.hcp-journal.de 3

5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (inhalt)

4 12 15 18

[email protected]

[email protected]

Tel. (040) 36 15 75 - 55

[email protected] Adressänderungen

[email protected] Privat kostenfrei

[email protected]

(inhalt) themenübersicht ........................................................................................................................................ 3

(grußwort) bundesministerin Andrea Nahles ............................................................................................... 4

(impressum) HcP Journal ...................................................................................................................................... 4

(editorial) Volker ravenhorst ................................................................................................................................ 5

(intern) Ansprechpartner im Vorstand ............................................................................................................ 6

(redaktion) redaktionstermine 2014/2015 HcP Journal ................................................................... 6

(intern) Aktuelle Mitteilungen aus dem Vorstand ....................................................................................... 7

(arbeit) Mit maßgeschneiderter Förderung zum Job ............................................................................... 8

(arbeit) Große Auszeichnung für psygesa e.V. ................................................................................................... 9-10

(arbeit) bergedorfer Impuls: Arbeit, rehabilitation & beschäftigung seit 1993 ......................... 11

(arbeit) beM: So lässt sich eine gesetzliche Anforderung mit leben füllen .................................... 12-13

(arbeit) beratungsstelle handicap: 10 Jahre betriebliches eingliederungsmanagement ....... 14

(arbeit) rolle organisationaler Flexibilität für die Arbeitszufriedenheit .............................................. 15-16

(arbeit) Autismus: Klischee “rain Man” ............................................................................................................ 16-17

(fortbildung) Integrationsamt: Kompetenzen erwerben durch Fortbildung ................................... 18-19

(fortbildung) zAV: Fachtreffen für experten und Arbeitgeber .............................................................. 19

(gesundheit) Handelskammer Hamburg: Prävention zahlt sich aus ................................................. 20-22

(cartoon) Phil Hubbe: Alkoholkontrolle .............................................................................................................. 23

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4 www.hcp-journal.de

(grußwort) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

Sehr geehrte Vertrauenspersonen, sehr geehrte Leserinnen und Leser des HCP Journals,

die Kolleginnen und Kollegen in den Schwerbehindertenver-tretungen und ich haben ein gemeinsames Ziel: Inklusion. Fürdie selbstverständliche und selbstbestimmte Teilhabe am Lebenin der Gesellschaft und insbesondere am Arbeitsleben lohnt sichjede Anstrengung, jedes Engagement.

Mehr und gute Arbeit für Menschen mit Behinderungen gehörtdeshalb zu den wichtigen Vorhaben der neuen Bundesregierung,so haben wir in der Koalitionsvereinbarung festgehalten: „Wirwollen die Integration von Menschen mit Behinderungen in denallgemeinen Arbeitsmarkt begleiten und so die Beschäftigungs-situation nachhaltig verbessern. Dazu gehört auch die Aner-kennung und Stärkung des ehrenamtlichen Engagements derSchwerbehindertenvertretungen“.

Die Beschäftigung von Menschen mit schweren Behinderungengelingt nicht immer, überall und sofort. Mancher Arbeitsplatzmuss erst individuell barrierefrei eingerichtet und ausgestattetwerden. Wenn der Arbeitsplatz richtig ausgewählt und von dentechnischen Möglichkeiten Gebrauch gemacht wird, Arbeitsplatzund Arbeitsumfeld entsprechend auszustatten, bringt die Arbeitvon Menschen mit Behinderungen die gleichen Ergebnisse wiedie ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Viele Menschen mit Behinderungen – das lehrt die Praxis – sindbesonders motiviert. Sie stellen ihre Leistungsfähigkeit unter Be-weis und erfüllen hohe und höchste berufliche Anforderungen.Die Regelungen des Schwerbehindertenrechts unterstützen dies:durch Rechte und finanzielle Förderung, vor allem für technische

und personelle Hilfe am Arbeitsplatz. Deshalb ist es so wichtig,Vorurteile und Informationsdefizite, Vorbehalte und Missverständ-nisse zu beseitigen.

Diese Barrieren zu überwinden, zu helfen, dass Menschen mitBehinderungen auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können, ihnenChancen und Gelegenheit zu geben, ihre Fähigkeiten und Fertig-keiten unter Beweis zu stellen - dafür stehen Sie in besondererWeise als ihre Interessenvertreter.

Ich weiß, für die Schwerbehindertenvertretungen in den Betrie-ben ist das eine tägliche Aufgabe. Sie sind Kümmerer, Überzeu-ger, Interessenvertreter. Sie sind dauernd für andere da. Für die-ses Engagement möchte ich Ihnen sehr herzlich danken. Ichbitte Sie, lassen Sie nicht nach! Die Anliegen der Menschen mitBehinderungen sind anhaltenden und großen Einsatz wert.

Mich haben in den ersten Wochen meiner Amtszeit schon einigeReformvorschläge zur Arbeit der Schwerbehindertenvertretungenerreicht. Wir werden sie uns genau anschauen und prüfen undauch mit den Beteiligten diskutieren. Dabei hoffe ich auf Ihr Mit-tun und Ihre Unterstützung. Dann bin ich zuversichtlich, dass wirin dieser Legislaturperiode gemeinsam ein gutes Stück voran-kommen auf dem Weg mit dem festen Ziel einer inklusiven Ge-sellschaft.

Andrea NahlesMdB Bundesministerin für Arbeit und Soziales

„Anerkennung und Stärkung des ehrenamtlichen engagements der Schwerbehindertenvertretungen”

Impressum

Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der Schwerbehindertenvertretungen in der Hamburger Wirtschaft (ARGE SBV – Hamburger Wirtschaft). Schriftleitung(ehrenamtlich): Volker Ravenhorst, Vorsitzender des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft der Schwerbehindertenvertretungen in der Hamburger Wirtschaft,Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg, E-Mail: [email protected]. Manuskripte: Erbeten an die Schriftleitung. Rechte: Die veröffentlichten Beiträ-ge sind urheberrechtlich geschützt. Mit der Annahme des Manuskriptes gehen alle Verwertungsrechte für Zeitschriften, wie Nachdruck, auch von Abbildun-gen, Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, auf den Herausgeber über. Vortrag, Funk, Tonträger- und Fernsehsendungen sowie Speicherung in Daten-verarbeitungsanlagen, auch auszugsweise, behält sich der Urheber vor. Gestaltungs- und Produktionsrechte: © 2014 by Einhorn-Presse Verlag VerwaltungGmbH. Bezugsbedingungen: Der Bezug für Mitglieder der ARGE SBV – Hamburger Wirtschaft ist kostenfrei. Einzelheft: 3 Euro zzgl. Versand. Verlag/Anzeigen: Einhorn-Presse Verlag Verwaltung GmbH, Überseeallee 1, 20457 Hamburg, Tel. (040) 36 15 75 -0, Fax: -15, E-Mail: [email protected] gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 6 vom 02.01.2013. Druck auf chlorfrei gebleichtem und umweltfreundlichen Papier. Printed in Germany. ISSN 2190-0930

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www.hcp-journal.de 5

5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (editorial)

Liebe Vertrauenspersonen,sehr geehrte Leserinnen und Leser,

wir hoffen, dass Sie gut ins Neue Jahr gekommen sind undwünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Engagement, sich für dieInteressen von Menschen mit Behinderungen im Berufslebeneinzusetzen. Das ist eine große Herausforderung und Sie alletragen Ihren Anteil dazu bei, dass der Inklusionsgedanke auch imArbeitsleben immer mehr Fuß fasst.

Die Rahmenbedingungen sind vom Grundsatz her für die Unter-stützung von Menschen mit Behinderungen im Berufsleben, dieeine dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung haben odergar von einer Behinderung bedroht sind, vorhanden. Dennochsind, allen voran die politischen Akteure in Berlin und in denBundesländern/Städten, die Verantwortung für die Belange vonMenschen übernommen haben, aufgefordert, auch die noch be-stehenden Unzulänglichkeiten stärker zur Kenntnis zu nehmenund zu handeln.

Noch immer partizipieren zu wenige Menschen mit Behinderun-gen, die keinen Arbeitsplatz haben, vom wirtschaftlichen Auf-schwung der letzten Jahre. Die Arbeitslosenzahlen derjenigen,die einen Grad der Behinderung von oder über 50 haben, sindprozentual immer noch entschieden höher im Verhältnis zu densonstigen Arbeitssuchenden. Die Forderung nach Erhöhung derAusgleichsabgabe für Arbeitgeber, die die gesetzliche Vorgabezur Beschäftigung von ArbeitnehmerInnen mit Behinderungennicht erfüllen, ist jedoch aus meiner Sicht kein Aspekt, dem manallzu große Bedeutung beimessen sollte.

Wichtiger ist in diesem Zusammenhang die Konzentration aufeine stärkere Förderung der Bewusstseinsbildung aller gesell-schaftlichen Ebenen für die Belange und die Interessen der voneiner Behinderung betroffenen Menschen. Ferner präventiveMaßnahmen in den Betrieben und den Unternehmen, damit garnicht erst beruflich bedingte Gesundheitsschädigungen eintreten.

Sehr wichtig ist auch endlich die Abschaffung diskriminierenderBegrifflichkeiten, wie z.B. des Wortes „Schwerbehinderung“, daseinerseits nicht mehr zeitgemäß ist und andererseits darüber hin-

aus außerordentlich stigmatisierend ist und jahrhundertealte Kli-schees bedient.

Der Gesetzgeber macht es sich auch zu leicht, die Vertrauens-personen in den Betrieben mit zu wenig Kompetenzen und ein-deutigeren Gesetzgebungen auszustatten. Denn aus den bis-herigen Gesetzgebungen resultiert, dass eine vertrauensvolle Zu-sammenarbeit zwischen den zum Handeln aufgeforderten Be-teiligten, neben den Vertrauenspersonen die sonstigen betrieb-lichen Interessenvertretungen, die Arbeitgeber (Geschäfts-führung), die Personalabteilungen und Führungskräfte, meistensnur schwer umzusetzen ist. Das führt immer wieder zu Konflikt-situationen, die aus meiner Sicht vermeidbar sind. Es macht we-nig Sinn, diese gesetzlichen Unklarheiten erst rechtlich klären zulassen und unnötige Kosten zur verursachen. Eine gewünschtevertrauensvolle Zusammenarbeit bedarf einer anderen gesetz-lichen Grundlage.

Ausdrücklich möchte ich mich beim bisherigen Beauftragten derBundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinde-rungen, Herrn Hubert Hüppe, bedanken. Für seine Bereitschaftmit der ARGE SBV - Hamburger Wirtschaft in einen Dialog überdie vorgenannten Thematiken zu treten.

Seit Januar 2014 ist Frau Verena Bentele die neue Beauftragteder Bundesregierung für die Belange und Interessen von Men-schen mit Behinderungen. Wir gratulieren Frau Verena Bentelerecht herzlich zu dieser Berufung und wünschen Ihnen, FrauBentele, für Ihre neue Aufgabe alles Gute und viel Erfolg. Gernwürden wir den mit Herrn Hüppe begonnen Dialog mit Ihnenfortsetzen.

Herzliche Grüße

Volker RavenhorstVorsitzender des Vorstandesder ARGE SBV - Hamburger Wirtschaft

„Gemeinsam viel(e) erreichen“

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6 www.hcp-journal.de

(intern) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

Heft 02/2014 (Juni): 16.05.2014

Heft 03/2014 (Sept.): 15.08.2014

Heft 04/2014 (Dez.): 14.11.2014

Heft 01/2015 (März): 13.02.2014

Verlag: einhorn-Presse Verlag, Überseeallee 1, 20457 Hamburg

tel. (040) 36 15 75 -55, telefax (040) 36 15 75 -15

Versandservice: Postfach 1204, 21452 reinbek

E-Mail: [email protected]

HCP Journal – Redaktions- und Anzeigenschlusstermine 2014/2015

Ihre Ansprechpartner im Vorstand der ARGE SBV – Hamburger Wirtschaft

Jürgen Ehlers KLE Klinik Logistik Eppendorf GmbH Tel. (040) 74 10 - 5 46 89 [email protected]

Martina Bondzio Tchibo GmbH Tel. (040) 6 36 89 - 830 [email protected]

Herbert Fritsch Deutsche Angestellten-Akademie GmbH Tel. (040) 3 50 94 - 172 [email protected]

Jens Nübel Deutsche Telekom Accounting GmbHTel. (040) 30 600 - 41 90 [email protected]

Volker Ravenhorst Vertrauensperson bei derAon Holding Deutschland GmbH Tel. (0151) 19 45 62 39 [email protected]

Bernd Perthun Vattenfall Europe Nuclear Energy GmbHTel. (040) 27 18 71 15 [email protected]

Holger Tamke Hermes Logistik Gruppe Deutschland GmbH Tel. (040) 5 37 54 -502 [email protected]

Manuela Winkler OLYMPUS Europa Holding GmbH Tel. (040) 2 37 73 - 58 70 [email protected]

Heike Wolf Axel Springer AG Tel. (040) 3 47 - 2 19 83 [email protected]

Gabriele RohrAllianz Global Corporate & Specialty AG Tel. (040) 36 17 - 29 52 [email protected]

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Jahreshauptversammlung 2014Liebe Vertrauenspersonen, bitte notieren Sie sich bereitsheute diesen Termin:

Freitag, den 9. Mai 2014

Derzeit plant die ARGE SBV die diesjährige Jahreshauptver-sammlung der Vertrauenspersonen und deren 1. Stellver-treterInnen der Betriebe in der Hamburger-Wirtschaft. EineFach- und Informationsveranstaltung auf Einladung des Inte-grationsamtes in Kooperation mit der ARGE SBV - Hambur-ger Wirtschaft. Wir freuen uns auf Sie. Viele interessanteVorträge und Informationen erwarten Sie.

Ihre Themenvorschläge und Fragen nehmen wir gern auf.Senden Sie diese bitte an eine der folgenden Emailadressen:

[email protected] [email protected]

Die Einladung und die Anmeldevorlage erhalten Sie im April2014. Die Jahreshauptversammlung findet wieder im Berufs-bildungswerk in Farmsen statt. Die genauen Adressdaten er-halten Sie wie gewohnt mit der Einladung.

Neuer Name für die ARGE SBV - Hamburger WirtschaftWir unternehmen einen ersten Schritt zum Abbau von Vor-urteilen, Klischees und Stigmatisierung. Unsere derzeitige,aber sicherlich nicht mehr zukünftige Bezeichnung unsererArbeitsgemeinschaft, muss geändert werden. Auch wenn essicherlich Jahre dauern wird, bis die Begrifflichkeit „Schwer-behinderung“ aus dem Sprachgebrauch und den Gesetzes-texten verschwunden sein wird, so sollten insbesondere dieVertrauenspersonen konsequenter Weise den ersten Schrittgehen. Mein Vorschlag für eine neue Bezeichnung unsererARGE in der Hamburger Wirtschaft:

ARGE der Vertrauenspersonen – Hamburger Wirtschaft

(Arbeitsgemeinschaft der Vertrauenspersonen der betrieblichenInteressenvertretungen für die Belange von Menschen mit Be-hinderungen in den Betrieben der Hamburger Wirtschaft)

Der Vorstand der ARGE wird sich in seiner nächsten Sitzungmit der neuen Bezeichnung und der Änderung der Satzungder ARGE befassen.

Der nächste Schritt!Wie kann ein diskriminierender Begriff durch eine neue Be-grifflichkeit oder eine neue Definition ersetzt werden? DieGesetzgebung unterscheidet und definiert derzeit folgendeBegrifflichkeiten:

„Behinderung“„Schwerbehinderung“

„Schwerbehinderten gleichgestellt“

Ab einem Grad der Behinderung von 30 ist man „be-hindert“ und ab einem Grad der Behinderung von 50 istman „schwerbehindert“. Ab einem Grad von 30 bis zuunter 50 ist es möglich, dass „Behinderte“ sich „Schwer-behinderten“ gleichstellen lassen. Hierüber entscheidetdie Agentur für Arbeit auf Antrag. Wird dem Antrag statt-gegeben, greift der Nachteilsausgleich „Kündigungs-schutz“.

Die UN-Rechtskonvention über die Rechte von Menschenmit Behinderungen spricht von Menschen mit Behinderun-gen und nicht von „behinderten Menschen“. Das ist auchrichtig so. Und auf diese Feinheit sollte zukünftig geachtetwerden.

Im Wesentlichen geht es doch darum, die in der Gesetzge-bung (z.B. Sozialgesetzbuch Neuntes Buch - SGB IX) vor-gesehenen Nachteilsausgleiche und Rechte von Menschenmit Behinderungen ganz bestimmten Personengruppen zu-zuordnen. Das kann auch mit nicht stigmatisierenden Be-grifflichkeiten erfolgen. Zum Beispiel durch die Verwen-dung des Wortes: Stufe

• Stufe 1 oder A für Menschen mit Behinderungen mit ei-nem Grad von 30

• Stufe 2 oder B für Menschen mit Behinderungen mit ei-nem Grad von 50

• Stufe 3 oder C für eine Gleichstellung mit Stufe 2 fürMenschen mit Behinderungen mit einem Grad ab 30 undkleiner 50

Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, sich dieserThematik schnellstmöglich anzunehmen. Inklusion istnicht nur ein Gedanke, sondern eine Vorgabe zur Verän-derung bestehender Unzulänglichkeiten für die Men-schenrechte und Grundfreiheiten für alle Menschen mitBehinderungen.

Intern

Aktuelle Mitteilungen aus dem Vorstand

5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (intern)

www.hcp-journal.de 7

Page 8: HCP Journal 01/2014

8 www.hcp-journal.de

(arbeit) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

In sieben Bezirken sind sie unterwegs und für ganzHamburg zentral zuständig: der Arbeitgeber-Service imTeam Reha/SB bei der Agentur für Arbeit Hamburg unddas Team im zentralen Standort für schwerbehinderteMenschen von Jobcenter team.arbeit.hamburg.

Beide Teams beraten Arbeitgeber über die verschiedenen För-derungen und Modelle, die schwerbehinderten Menschen zu ei-nem Arbeitsplatz, einem Praktikum oder bei unter 25-Jährigenzu einem Ausbildungsplatz verhelfen können. Das sind:

• EingliederungszuschussWenn ein Arbeitgeber einen schwerbehinderten Arbeitnehmereinstellen möchte, kann er einen Lohnkostenzuschuss beantra-gen. Die Förderhöhe und -laufzeit werden individuell festgelegt.

• Arbeitsplatzausstattung/technische ArbeitshilfenDer Arbeitsplatz eines schwerbehinderten zukünftigen Mitar-beiters wird so umgerüstet oder ausgestattet, dass diese Per-son ihre Arbeitskraft ungehindert und voll einsetzen kann;zum Beispiel eine PC-Ausstattung für einen blinden Men-schen. Dies gilt sowohl für neu geschaffene Arbeitsplätze wieauch für bereits bestehende.

• Praktikum („Maßnahme beim Arbeitgeber“)Über ein Praktikum kann ein arbeitsloser Mensch mit Behin-derung erproben, ob er den Anforderungen einer bestimmtenTätigkeit gewachsen ist. Der Arbeitgeber wiederum lernt ei-nen potentiellen neuen Mitarbeiter kennen und hat die Chan-ce, sich von seiner Leistungsfähigkeit zu überzeugen. Maxi-mal vier Wochen darf das Training dauern. In dieser Zeit wirddas Arbeitslosengeld je nach Zuständigkeit von der Arbeits-agentur oder vom Jobcenter weiter gezahlt.

Angebot nur von der Agentur für Arbeit• Förderungen von betrieblichen Erstausbildungen: für die Dau-er der Ausbildung kann die Agentur für Arbeit einen Aus-bildungszuschuss für behinderte Menschen zahlen.

Angebote nur vom Jobcenter-Standort für schwerbehin-derte Menschen:• Hamburger Modell: Neue Richtlinie seit 3. Februar 2014: Bei sozialversicherungs-pflichtiger Einstellung eines arbeitslosen schwerbehindertenMenschen mit einem Bruttogehalt von 401 Euro bis 2.000Euro gibt es für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei einer Voll-zeittätigkeit einen Zuschuss von monatlich 365 Euro, den sich

beide je zur Hälfte teilen; bei Teilzeitbeschäftigung zwischen20 und unter 35 Stunden sind es zu teilende 232,50 Euro mo-natlich. Folgende Kriterien müssen zugrunde liegen:

- Der Arbeitsvertrag muss für mindestens ein Jahr geschlossenwerden;

- Die einzustellende Person muss langzeitarbeitslos sein oderdarf das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Zudemmuss die berufliche Eingliederung aufgrund von schwerwie-genden Vermittlungshemmnissen besonders erschwert seinund weder ein Schulabschluss noch eine abgeschlosseneBerufsausbildung vorhanden sein;

- Bei unter 25-Jährigen hat die Vermittlung in Ausbildung Vorrang;- Die neue Mitarbeiterin / der neue Mitarbeiter muss zusätzlicheingestellt werden, es darf deswegen nicht zu Entlassungenkommen und es dürfen keine weiteren Förderleistungen fürdie gleiche Person beantragt sein.

• Förderung von Arbeitsverhältnissen (FAV): Diese Leistunggibt es für Langzeitarbeitslose, deren Vermittlung in den all-gemeinen Arbeitsmarkt innerhalb der nächsten 24 Monatewahrscheinlich nicht erreicht wird. Die Förderhöhe von bis zu75 Prozent des Arbeitsentgeltes wird individuell festgelegt.

• Hamburger Programm zur Beschäftigungsförderung schwer-behinderter Jugendlicher und junger Erwachsener: DieDurchführung dieses Programms erfolgt in enger Zusammen-arbeit zwischen dem Integrationsamt der Behörde für Arbeit,Soziales, Familie und Integration und Jobcenter team.arbeit.hamburg für schwerbehinderte Menschen.

Über dieses Programm können Arbeitgeber Prämien von bis zu5.000 Euro vom Integrationsamt Hamburg erhalten, wenn sieschwerbehinderte Jugendliche oder junge Erwachsene bis zum25. Lebensjahr sozialversicherungspflichtig einstellen. Ziel ist,diese Personengruppe in unbefristete Arbeitsverhältnisse zubringen. Voraussetzung ist ein mindestens einjähriger Arbeits-vertrag mit einer Unterstützung des Jobcenters über das Ham-burger Modell zur Beschäftigungsförderung oder den Eingliede-rungszuschuss.

Im Frühjahr und Sommer beenden Auszubildende und Um-schüler ihre Ausbildung, als HauswirtschaftshelferInnen, Ver-käuferin oder Verkäufer, im Friseurhandwerk oder als Bürokauf-leute. Diese gut ausgebildeten und motivierten Fachkräfte kön-nen sofort auf freie Stellen vermittelt werden. Sie wollen ein-stellen? Dann rufen Sie uns gerne an (siehe Kontakte).

jobcenter.team.arbeit.hamburg und Agentur für Arbeit Hamburg

Mit maßgeschneiderter Förderung zum Job

Page 9: HCP Journal 01/2014

2013 startete das auf drei Jahre angelegte Bund-Länder-Programm „INITIATIVE INKLUSION“, über das 30 neue be-triebliche Ausbildungsplätze mit behinderten Menschen unter25 Jahre und 100 neue Arbeitsplätze für ältere Menschen mitBehinderung besetzt werden sollen - mit Zuschüssen für Ar-beitgeber von bis zu 10.000 Euro (siehe HCP Journal01/2013, Seite 11). Vielfach haben Arbeitgeber schon be-stätigt, dass sich der Leumund eines Betriebes erhöht, wennMenschen mit Behinderung in der Belegschaft vertreten sind.Und dem Betriebsklima tut es allemal gut.

In Hamburg wird die INITIATIVE INKLUSION in Kooperationmit der Agentur für Arbeit Hamburg und von Jobcenterteam.arbeit.hamburg umgesetzt. Anträge für Ausbildungsplätzekönnen bis zum 31.12.2015, Anträge für Arbeitsverhältnissebis zum 31.03. 2016 beim Arbeitgeber-Service gestellt wer-den. Infos unter: www.hamburg.de/behinderung

KontakteArbeitgeber-Service Hamburg/Arbeitgeber-Service im Standort für schwerbehinderte Menschen:Reha/SB: Herr VohrTel. (040) 24 85 - 31 [email protected]

Arbeitgeber-Service, Standort für schwerbehinderte Menschen von Jobcenter team.arbeit.hamburg Corinna LehmannAndreas Hauptfleisch Tel.: (040) 25 49 96 - 265 oder 266, [email protected]

Kostenfreier RatgeberDer kostenfreie Ratgeber für Arbeitgeber und Arbeitnehmer inHamburg (1. Auflage, Dezember 2012) “SchwerbehinderteMenschen im Betrieb – Leistungen und Hilfen zur Inklusion”wird zum Mai 2014 überarbeitet.

Fordern Sie den Ratgeber an:Agentur für Arbeit HamburgPressestelleTel. (040) 24 85 - 22 40 E-Mail: [email protected]

5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (arbeit)

www.hcp-journal.de 9

Der gemeinnützige Verein psygesa e.V. (Psychische Ge-sundheit am Arbeitsplatz) wurde mit dem Signal IdunaUmwelt- und Gesundheitspreis ausgezeichnet. DieHandwerkskammer Hamburg verleiht bundesweit die-sen Preis seit 1987 etwa alle zwei Jahre und würdigt da-mit besonders nachhaltige Konzepte oder Erfindungen.Psygesa wurde im Jahr 2013 mit dem ersten Platz aus-gezeichnet.

Psygesa hat sich zum Ziel gesetzt, die psychische Gesundheitvon Beschäftigten in Betrieben zu erhalten und zu stärken undernsthaften psychischen Erkrankungen vorzubeugen. GeradeBallungsräume, wie auch Hamburg, gelten in den Statistikender Krankenkassen als „Hochburgen“ von psychischen Er-krankungen bei Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen. Ver-schiedene Ursachen werden als verantwortlich diskutiert.Große Einigkeit besteht auf jeden Fall in der Einschätzung derhohen psycho-mentalen Beanspruchung aller Beschäftigten.

Egal auch, ob die psychischen Belastungen arbeitsbedingtsind oder im persönlichen Bereich ihren Ursprung haben: dieBeschäftigten sind bei zu hohen psychosozialen Belastungenin ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt.

Um hier den Betroffenen frühzeitige Hilfe anbieten zu können,bieten bereits viele Unternehmen ihren Beschäftigten dieMöglichkeit, innerbetriebliche Sozialberatung in Anspruch zunehmen oder sich an externe Institutionen zu wenden, die vonden Unternehmen bezahlt werden.

Gerade aber mittelständische oder kleinere Betriebe verfügenin der Regel über ein solches Angebot nicht. Dafür gibt esnun für interessierte Unternehmen, auch unabhängig von ihrerBetriebsgröße, die Möglichkeit dem Verein psygesa beizutre-ten: mit der Vereinsmitgliedschaft und dem Jahresbeitrag, dersich an der Anzahl der Beschäftigten orientiert, können diebetroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den Mit-

psygesa e.V.

Große Auszeichnung für

Page 10: HCP Journal 01/2014

gliedsbetrieben schnelle und vertrauliche psychosoziale Bera-tung in Anspruch nehmen. Erfahrene Berater und Beraterin-nen (vorwiegend Psychologen) stehen dafür in der psygesa-Beratungsstelle in der Hamburger Innenstadt zur Verfügung.Das genossenschaftliche Vereinskonzept ist einmalig für die-sen Bereich der psychosozialen Mitarbeiterberatung und si-chert die Unabhängigkeit der Beratungsleistung ohne kom-merzielle Interessen.

Inhaltlich orientiert sich das Beratungskonzept an der über25-jährigen Erfahrung des Hamburger Fachdienstes (ARINET/ IFD Hamburg) in der Unterstützung von Beschäftigten mitpsychischer Erkrankung und/oder Behinderung. Die hoheKompetenz der Berater und Beraterinnen an der Schnittstellezwischen Arbeitsleben und psychischer Beeinträchtigung ga-rantiert eine schnelle und fundierte Klärungshilfe sowie Hilfe-stellung für weitere Lösungsschritte. Weil ein bewährtes Be-ratungsangebot durch den o.g. Hamburger Fachdienst / IFDfür Beschäftigte mit Schwerbehinderung oder Gleichstellungexistiert, kann mit psygesa eine Lücke geschlossen werden,um alle Beschäftigten zu erreichen.

Letztlich wird mit einer solchen leicht zugänglichen Bera-tungsmöglichkeit der Erkenntnis Rechnung getragen, dass miteinem frühzeitigen Ansprechen von psychischen Problemen

die Chancen auf Vermeidung von ernsthaften psychischen Er-krankungen deutlich steigen. Für die Unternehmen bedeutetdies: Verringerung von psychisch bedingten Krankheitszeiten!

In der weiteren Planung von psygesa – neben der Ausweitungder Anzahl von Mitgliedsbetrieben – ist die Idee, den Betrie-ben auch eine Unterstützung in der Durchführung der Gefähr-dungsbeurteilung für psychische Belastungen anzubieten.

Weitere Informationen unter:

KontaktTel.: (040) 38 90 45 - 54E-Mail: [email protected] www.psygesa.de

10 www.hcp-journal.de

(arbeit) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

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Der Bergedorfer Impuls ist eine anerkannte Einrich-tung zur beruflichen Integration und ein Integrations-unternehmen, welches Menschen mit vorwiegendpsychischen, psychosomatischen oder neurologi-schen Erkrankung beschäftigt. Der Bergedorfer Im-puls bietet berufliche Rehabilitationsplätze in denBereichen Catering, Wäscherei, Büroservice undTischlerei an – hier werden die Teilnehmer auf denWiedereinstieg in das Arbeitsleben vorbereitet.

impuls ProvidaUnser Arbeitsprojekt Impuls Provida bietet Menschen mitpsychischer, geistiger oder körperlicher Beeinträchtigungeinen niedrigschwelligen Einstieg in Arbeit und Beschäfti-gung. Die Teilnehmer können entweder in unseren Ar-beitsprojekten in Bergedorf, der Minotauros Kompaniebzw. Kulinara, oder bei Provida direkt auf einem ausge-lagerten Arbeitsplatz in Betrieben auf dem allgemeinen Ar-beitsmarkt tätig werden.

impuls Primo In unserer beruflichen Vorbereitungsmaßnahme könnenpsychisch kranke Jungerwachsene erste berufliche Erfah-rungen sammeln und durch gezielte Unterstützung,Coachings und Trainings ihr Ziel, die Vermittlung in eineAusbildung, erreichen.

impuls in NetzwerkenDer Bergedorfer Impuls ist in verschiedenen Bezirken mitanderen Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation ver-netzt, um neue Angebote für Menschen mit einer psychi-schen Erkrankung zu entwickeln.

impuls Tischlerei (neu)Am 1. Februar 2014 hat der Bergedorfer Impuls dieTischlerei Jugendwerkstatt Rosenallee übernommen. DieTischlereiarbeit soll unsere Arbeitsangebote für alle Teil-nehmer sinnvoll ergänzen und abrunden und wir freuenuns sehr darüber, dass wir nun Menschen mit psychischenErkrankungen auch berufliche Rehabilitationsangebote imhandwerklichen Bereich anbieten können. Tischlereiauf-träge nehmen wir gern entgegen. Ihr Ansprechpartner istHerr Wolf, erreichbar unter Tel.: (040) 23 84 75 98.

InfoveranstaltungSie möchten sich über die Angebote vom Bergedorfer Im-puls informieren? Dann besuchen Sie uns! Infoveran-

staltungen des Bergedorfer Impuls finden jeden Mittwochum 14:00 Uhr im Nagelsweg 10 statt. Kommen Sie gernvorbei – eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.

KontaktBergedorfer ImpulsAntje NiebischNagelsweg 1020097 HamburgTel. (040) 8 07 91 96 - 78E-Mail: [email protected]

www.hcp-journal.de 11

5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (arbeit)

bergedorfer Impuls

Arbeit, Rehabilitation & Beschäftigung seit 1993

Gemeinsam machen wir es möglich ...

Wir, der Bergedorfer Impuls, bieten berufliche Rehabili-tation und Arbeit für Menschen mit psychischer Erkrankung oder körperlicher Beeinträchtigung in unseren Trainings- und Arbeitsbereichen wie:

Theaterkompanie Provida Kulinara Provida direkt

Eine Chance, Ihre Leistungsfähigkeit im eigenen Tempo zu erproben und zu steigern, bietet Impuls Provida mit:

Büroservice Catering

Media Wäscherei

Tischlerei

Bergedorfer Impuls GmbH

www.bergedorfer-impuls.de

Berufliches Training und Beschäftigung für Menschen mit psychischer Erkrankung

Impuls, Bergedorfer der irW

Rehabili-berufliche bieten

eichen wie:rainings- und ArbeitsberTBeeinträchtigung körperlicher oder Erkrankung

Menschen für Arbeit und tation Impuls, Bergedorfer der , irr, W

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(arbeit) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

Das Betriebliche Eingliederungsma-nagement (BEM) ist ein Verfahren,das systematisch Lösungen für eineWiedereingliederung ermittelt. Andiesem Prozess sind verschiedeneAkteure beteiligt, die wirksame Ein-gliederungsmaßnahmen erkennenund entwickeln.

Ziel ist der Erhalt bzw. die Wiederher-stellung der Beschäftigungsfähigkeitdes betroffenen Mitarbeiters. Voraus-setzung für ein erfolgreiches BEM istdie optimale Einbettung in die bereitsvorhandene Unternehmensstruktur. DasZusammenwirken aller an dem Prozessbeteiligten Akteure, wie der betriebli-chen Interessenvertretung, der Schwer-behindertenvertretung, dem Betriebs-arzt, der Fachkraft für Arbeitssicherheitetc. sollte in einem geregelten undorganisierten Verfahren erfolgen.

Aus einem erfolgreich umgesetztenBEM resultieren verschiedene Nutzen-aspekte für das Unternehmen, wie z.B.die Senkung von krankheitsbedingtenFehlzeiten, der gezielte Einsatz vonFördermitteln oder auch die Reduzie-rung von Kosten für die Neubesetzungvon Arbeitsplätzen. Zudem lässt sichdamit die Arbeitgeberattraktivität sowiedie Motivation der Beschäftigten stei-gern.

Doch in der Praxis zeigt sich, dass dasPotential eines BEMs in der Umsetzungnoch nicht ausreichend erkannt und ge-nutzt wird. Der Ablauf des BEM-Prozes-ses erfolgt häufig noch immer losgelöstvon bestehenden Strukturen und Pro-zessen des modernen Arbeits- und Ge-

sundheitsschutzes sowie der Gesund-heitsförderung. Die Folge: Der Prozesswird zu starr und formalistisch prakti-ziert, eine optimal koordinierte Zusam-menarbeit fehlt. Es entstehen Reibungs-verluste im Verfahren.

Prozessoptimierung durch Standards und IndividualitätFür ein wirksames Eingliederungsmana-gement sind daher innerhalb des Unter-nehmens Strukturen und Prozesse zuschaffen und diese eng mit der Perso-nal- und Organisationsentwicklung unddem Betrieblichen Gesundheitsmanage-ment zu verzahnen. Die Herausforde-rungen sind dabei vielfältig.

Ein von TÜV Rheinland entwickeltes In-strument unterstützt Unternehmen da-bei, die Effizienz eines BEM nachhaltigzu steigern. Das Instrument basiert aufden Ansätzen eines ganzheitlichen Pro-zessmanagements. Neben technisch-formalen Qualitätskriterien werden ins-besondere auch „weiche Faktoren“, wieWerte und Einstellungen der Führungs-kräfte, die Organisationskultur sowie dieKommunikation innerhalb des Unterneh-mens etc. in die Betrachtung mit einbe-zogen. Das Beratungskonzept erfolgt indrei Phasen:

Phase 1: Ist- Analyse und AuswertungDie Bestandsaufnahme erfolgt in Formvon Interviews und mit Hilfe eines stan-dardisierten Leitfadens sowie in engerAbstimmung mit den verschiedenen Ak-teuren. Befragt werden die am BEM-Prozess beteiligten Personen wie z.B.die Personalleitung, der Betriebsarzt,

die Fachkraft für Arbeitssicherheit, dieArbeitsnehmervertretungen und die Füh-rungskräfte. Die Auswahl der Interview-partner erfolgt in Abstimmung mit demjeweiligen Unternehmen. Die einzelnenGespräche dauern ca. 30 Minuten. Eswerden Fragen zu den Erfahrungen undErwartungen, zum Informationsfluss undzur internen Kommunikation, zum eige-nen Rollenverständnis als Prozessbetei-ligter sowie zum Stellenwert und zur Ak-zeptanz gestellt. Ideen zur Verbesserungwerden ebenfalls berücksichtigt. DieAuswertung erfolgt anonym. Die Ergeb-nisse bilden die Grundlage des sichanschließenden Workshops.

Phase 2: Workshop und Erstellung eines HandlungsplanDie Teilnehmer kommen mit verschiedenenErfahrungen, Erwartungen und Interes-senslagen in den Workshop. Für eine ziel-gerichtete Zusammenarbeit ist es wichtig,dass alle Beteiligten ein gemeinsames Ver-ständnis hinsichtlich der Ausgestaltung desBEM-Prozesses entwickeln. Der Fokusliegt dabei auf der Kooperation sowie inter-nen und externen Vernetzung. Im Einzel-nen gilt folgender Ablauf:

a) Ergebnisreflexion- Definition und Diskussion der Ergeb-nisse in Bezug auf vorhandene Pro-zess- und Funktionsebenen

b) Prozessaufnahme - Vertiefende Prozessaufnahme mit denProzessbeteiligten;

- Darstellung der Prozesslandschaft, derSchnittstellen und Ressourcen im Un-ternehmen;

tÜV rheinland

Herausforderung betriebliches eingliederungs-management (beM): So lässt sich eine gesetz-liche Anforderung mit Leben füllen

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c) Prozessanalyse- Identifikation prozessbezogenerProblemfelder;

- Konkretisierung von Verbesserungs-potenzialen;

d) Handlungsplan- Dokumentation des Optimierungs-potentials;

- Erstellung eines Handlungsplan;

Phase 3: Workshop zur WirksamkeitIm Optimalfall findet nach ca. 6 Mona-ten ein weiteres Treffen mit allen Teil-nehmern aus dem ersten Workshopstatt. Hierbei sollen die gesteckten Zieleund die Umsetzung vereinbarter Maß-nahmen kritisch überprüft und ggf. an-gepasst werden. Der von dem TÜVRheinland entwickelte BEM Prozesslässt sich, unter Berücksichtigung indivi-

dueller Erfordernisse, vorhandener Res-sourcen und kultureller Aspekte, optimalin bestehende Managementsysteme desUnternehmens einbinden und leistet so-mit einen nachhaltigen Beitrag zum Un-ternehmenserfolg.

Professionelle UnterstützungTÜV Rheinland - Ihre Nummer 1 fürSicherheit und Gesundheit am Arbeits-platz! Seit über 35 Jahren setzten sichdie Experten von TÜV Rheinlanddeutschlandweit an rund 60 Stand-orten für ein positives, produktivesLebens- und Arbeitsumfeld bei Unter-nehmen aller Branchen und Größenein. Unser umfassendes betrieblichesGesundheitsmanagement ermöglichtUnternehmen und deren Mitarbeiterein gefahrloses und gesundes Arbeitensowie die Verbesserung der Leistungs-fähigkeit.

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(arbeit) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

10 Jahre, in denen die Beratungendurch unser Team in Klein- und Mittel-betrieben unserer Stadt einiges in Be-wegung gesetzt haben.

Zahlreiche Integrationsvereinbarungenwurden installiert, Anregungen und Hilfe-stellungen zur Wahl einer SBV sowie Un-terstützung in vielen Fragen rund um dasThema schwerbehinderter Menschen imBetrieb, dies alles ist in den Betrieben aufsehr großes Interesse gestoßen. Und ein

weiteres, großes Thema unserer Beratun-gen ist das Betriebliche Eingliederungs-management. Die Beratungsstelle handi-cap unterstützt bei der Einführung undUmsetzung des BEM.

Der Gedanke der Fürsorge und des Küm-merns ist nicht neu. Schon vor Einführungdes Betrieblichen Eingliederungsmanage-ments haben sich verantwortungsvolle Be-triebsräte, Schwerbehindertenvertretungenund Arbeitgeber um erkrankte Mitarbeiter-

Innen gekümmert. Mit Verständnis, Kreati-vität und einer angemessenen Hilfestellunghat man versucht für die Betroffenen ge-eignete Maßnahmen zu finden. Diese wur-den in der Regel jedoch nur in die Wegegeleitet, wenn die Betroffenen selbst umHilfe und Unterstützung baten.

Mit der Novellierung und Einführung des §84.2 Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) im Mai2004 hat sich das freiwillige Engagementder Arbeitgeber und Interessenver-tretungen zu einer gesetzlich verankertenPflicht des Arbeitgebers verändert.

Ein Schritt in die richtige Richtung!Wir haben in all den Jahren die Entwick-lung des Betrieblichen Eingliederungsma-nagements beobachten und in den Betrie-ben die Umsetzung anregen, fördern undmitgestalten können. Mit dem betrieblichenEingliederungsmanagement hat der Ge-setzgeber den Unternehmen ein Instru-ment an die Hand gegeben, um wirt-schaftlich und gleichzeitig fürsorglich imInteresse der Beschäftigten zu handeln.

Gerade im Hinblick auf den demografi-schen Wandel wird es wichtig sein, erfah-rene Beschäftigte im Betrieb zu halten undihre betrieblichen Kompetenzen zu nutzen.Darüber hinaus wurden mit der Einführungdes BEM krankheitsbedingte Kündigungenerschwert. Bei einer gerichtlichen Ausein-andersetzung muss der Arbeitgeber dar-legen, welche Maßnahmen er ergriffen hat,um die Arbeitsunfähigkeit zu überwindenund den Arbeitsplatz zu erhalten.

Festzuhalten ist, dass in vielen Unterneh-men das BEM gut eingeführt ist, aberlängst nicht in allen. Dieses Instrumentwird bei Weitem nicht optimal eingesetzt.Auch nach 10 Jahren gibt es Betriebe, indenen das BEM unbekannt ist. Hier wer-den Krankenrückkehrgespräche geführtwie eh und je.

Dass muss sich ändern! Wir stehen zurUnterstützung bereit und freuen uns aufIhre Anfragen. Die Beratung ist kostenfreiund wird gefördert durch das Integrations-amt Hamburg.

Wir beraten betriebliche Interessenvertretungen in der Metropol-region Hamburg mit dem Fokus auf schwerbehinderte Beschäf-tigte zu den Themen:

Schwerbehindertenförderung und -politik in den BetriebenBeratung und Umsetzung: Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)Qualifizierungsberatung Demografischer Wandel

Unsere Beratungen sind für die betrieblichen Interessenvertretungen kostenfrei!

handicap wird gefördert durch das Integrationsamt der Freienund Hansestadt Hamburg.

Kontakt:Arbeit und Leben DGB/VHS e.V.Besenbinderhof 60, 20097 HamburgTel. 040/ 284016-50handicap@hamburg.arbeitundleben.dewww.handicap-hamburg.de

beratungsstelle handicap

10 Jahre betriebliches eingliederungsmanagement

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5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (arbeit)

Im Rahmen der Forschung zu Behin-derung am Arbeitsplatz ist eine zen-trale Frage, ob Menschen mit Behin-derung andere Erfahrungen am Ar-beitsplatz machen als Menschenohne Behinderung. In einer aktuellenStudie (Baumgärtner, Dwertmann,Böhm & Bruch, in press ) beschäfti-gen wir uns mit Arbeitszufrieden-heitsunterschieden zwischen Arbeit-nehmern mit und ohne Behinderung.

Eine hohe Arbeitszufriedenheit hat nichtnur positive Auswirkungen auf die indivi-duelle Person, sondern auch auf dieganze Organisation. Diese sind unter an-derem die Jobleistung (Judge, Thoresen,Bono & Patton, 2001; Riketta, 2008),ein geringer Absentismus (Harrison &Martocchio, 1998), ein hohes organisa-tionales Commitment (Tett & Meyer,1993) und eine geringe Kündigungs-tendenz durch den Arbeitnehmer(Shahnawaz & Jafri, 2009). Eine hoheArbeitszufriedenheit unter den Mitarbei-tern zu etablieren und aufrecht zu erhal-ten stellt somit ein erstrebenswertes Zielfür alle Unternehmen dar. In der aktuel-len Studie betrachten wir den Einflussdes Unternehmenskontexts in Bezug aufFlexibilität auf die Arbeitszufriedenheit vonMitarbeitern mit und ohne Behinderung.

Häufig haben Menschen mit Behinde-rung spezifische Bedürfnisse im Arbeits-kontext, zum Beispiel in Bezug auf Ar-beitszeiten oder Arbeitsplatzanpassungen(Böhm, Baumgärtner & Dwertmann,2013). Die Forschung hat gezeigt, dassdie Umsetzung individualisierter Arbeits-lösungen vom Ausmaß der Flexibilität derArbeit sowie Arbeitsumgebung abhängt(Gewurtz & Kirsh, 2009). Folglich kanndavon ausgegangen werden, dass Men-

schen mit Behinderung in einem Unter-nehmen, das als flexibel wahrgenommenwird und somit auf individuelle Bedürfnis-se eingehen kann, eine höhere Arbeits-zufriedenheit zeigen.

In unserer Studie, an der 4 141 Mitarbei-ter aus 110 kleinen und mittelständi-schen Unternehmen teilgenommen ha-ben, gehen wir dieser Annahme nachund untersuchen, welchen Einfluss diewahrgenommene organisationale Flexibi-lität auf die Arbeitszufriedenheit vonMenschen mit und ohne Behinderunghat. Hierbei betrachten wir zwei unter-schiedliche Facetten von Flexibilität. Dieerste ist eine geringe Formalisierung inUnternehmen. Formalisierung bezeichnetdas Ausmaß, zu dem Regeln, schriftlichbzw. über andere Medien festgehaltenwerden (Jansen, Van Den Bosch & Vol-berda, 2006; Pugh, Hickson, Hinings &Turner, 1968). Eine starke Formalisie-rung führt zu starren und bürokratischenAbläufen, was uns zu der Annahme führ-te, dass sie der Umsetzung individuellerLösungen eher hinderlich ist. Die zweite Facette organisationaler Flexi-bilität ist eine geringe Zentralisierung derOrganisation. Zentralisierung steht mitder Verteilung von Macht innerhalb einerOrganisation in Verbindung (Hage & Ai-ken, 1967). Bei stark zentralisierten Un-ternehmen sind Kontrolle und Entschei-

dungsbefugnis stark an die hierarchischePosition gebunden, was bedeutet, dassEntscheidungen über individualisierte ar-beitsbezogenen Lösungen tendenziellvon Personen getroffen werden, diehöher in der unternehmerischen Hierar-chie angesiedelt sind als die direktenVorgesetzten der entsprechenden Perso-nen mit Behinderung. Dies führt unsererArgumentation nach einerseits zu einerzeitlichen Verzögerung der Umsetzung ei-ner Arbeitsplatz-Maßnahme und anderer-seits tendenziell zu einer suboptimalenEntscheidung, da der Entscheidungs-träger die entsprechende Person bzw.Situation nicht genau kennt.

Die Resultate unserer Studie zeichnenfolgendes Bild: Zwischen Mitarbeitern mitund ohne Behinderung gibt es per sekeine Unterschiede in der Arbeitszufrie-denheit. Allerdings zeigen unsere Resul-tate, dass eine hohe Zentralisierung fürdie Arbeitszufriedenheit aller Mitarbeiternegativ ist, speziell jedoch für die mit Be-hinderung. Anders formuliert bedeutetdies, dass eine hohe organisationaleZentralisierung bzw. starre Hierarchie-strukturen zu allgemeiner Unzufriedenheitführen, diese für Mitarbeiter mit Behinde-rung aber noch stärker ausgeprägt ist.Für Formalisierung hat sich kein Effektgezeigt. Dies kann daran liegen, dasseine zu hohe Bürokratisierung zwar eher

universität St. Gallen

Rolle organisationaler Flexibilität für die Arbeits-zufriedenheit von Arbeitnehmern mit behinderung

Autoren Dr. David J.G. Dwertmann, Dr. Miriam Baumgärtner, Prof. Dr. Stephan A. Böhm

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ungünstig, ein gewisser Grad an Regelnaber notwendig ist, um den Mitarbeiternihre Rechte aufzuzeigen und diese umzu-setzen.

Für Manager und Organisationen zeigtunsere Studie (Baumgärtner et al., inpress ) also, dass sich die Schaffung ei-ner dezentralisierten Arbeitsumgebungpositiv auf die Arbeitszufriedenheit dergesamten Belegschaft, besonders je-doch auf die von Menschen mit Behinde-rung, auswirkt. Es ist somit wichtig, dasses HR-Praktiken und -Maßnahmen gibt,welche die Berücksichtigung individuellerBedürfnisse zulassen. Ein möglicher An-satzpunkt ist die Dezentralisierung unter-nehmerischer Strukturen. Entschei-dungsgewalt auf niedrigere Hierarchie-ebenen zu delegieren erlaubt schnellereEntscheidungen und einen größerenHandlungsspielraum, die tägliche Arbeitzu verrichten. Dies verbessert die Reak-tionsmöglichkeiten hinsichtlich der spezi-ellen Bedürfnisse aller Mitarbeiter undspeziell derer bestimmter Gruppen, wieältere Mitarbeiter, Mitarbeiter mit Kindernsowie Mitarbeiter mit Behinderung.

Autoren:Dr. Miriam K. Baumgärtner, Dr. David J. G.Dwertmann, Prof. Dr. Stephan A. Böhm

Literaturquellen:Baumgärtner, M. K., Dwertmann, D. J. G.,Böhm, S. A., & Bruch, H. in press Job sa-tisfaction of employees with disabilities -The role of perceived structural flexibility.Human Resource Management.

Böhm, S. A., Baumgärtner, M. K., & Dwert-mann, D. J. G. (Eds.). 2013. Berufliche In-klusion von Menschen mit Behinderung.Best Practices aus dem ersten Arbeits-markt. Heidelberg, Germany: Springer Ga-bler.

Gewurtz, R., & Kirsh, B. 2009. Disruption,disbelief and resistance: A meta-synthesisof disability in the workplace. Work: A Jour-nal of Prevention, Assessment and Rehabili-tation, 34(1): 33-44.

Hage, J., & Aiken, M. 1967. Relationshipof centralization to other structural pro-perties. Administrative Science Quarterly,12(1): 72-92.

Harrison, D. A., & Martocchio, J. J. 1998.Time for absenteeism: A 20-year review oforigins, offshoots, and outcomes. Journal ofManagement, 24(3): 305-350.

Jansen, J. J. P., Van Den Bosch, F. A. J., &Volberda, H. W. 2006. Exploratory innovati-

on, exploitative innovation, and performan-ce: Effects of organizational antecedentsand environmental moderators. Manage-ment Science, 52(11): 1661-1674.

Judge, T. A., Thoresen, C. J., Bono, J. E.,& Patton, G. K. 2001. The job satisfaction-job performance relationship: A qualitativeand quantitative review. Psychological Bulle-tin, 127(3): 376-407.

Pugh, D. S., Hickson, D. J., Hinings, C. R.,& Turner, C. 1968. Dimensions of organiza-tion structure. Administrative Science Quart-erly, 13(1): 65-105.

Riketta, M. 2008. The causal relation bet-ween job attitudes and performance: Ameta-analysis of panel studies. Journal ofApplied Psychology, 93(2): 472-481.

Shahnawaz, M. G., & Jafri, M. H. 2009.Job attitudes as predictor of employee tur-nover among stayers and leavers/hoppers.Journal of Management Research, 9(3):159-168.

Tett, R. P., & Meyer, J. P. 1993. Job satis-faction, organizational commitment, turnoverintention, and turnover: Path analyses ba-sed on meta-analytic findings. PersonnelPsychology, 46(2): 259-293.

Bereits 58-mal haben sich seit 2005 Hamburger Ar-beitgeber zum Runden Tisch der BeratungsinitiativeHamburg (BIHA) getroffen. Für den fachlichen und ju-ristischen Erfahrungsaustausch über Teilhabe undBeschäftigung schwerbehinderter Menschen ist erlängst eine Institution. In diesem Jahr stehen die The-men „Autismus“ und „Gesundheit und Pflege“ im Mit-telpunkt.

Viele Menschen bringen mit dem Begriff Autismus den Film„Rain Man“ aus dem Jahre 1988 in Verbindung. In der Tatstellt „Rain Man“ einen Autisten mit einem so genannten

Savant-Syndrom dar, einer überaus seltenen Inselbegabungund der Fähigkeit, erstaunliche Leistungen vollbringen zukönnen. Autismus ist jedoch mehr als das Savant-Syndrom.Viele Menschen mit dem sogenannten Asperger-Syndrom,einer weiteren Form des Autismus, sind arbeitslos oder er-fahren große Schwierigkeiten im Berufsleben. Fälschlicher-weise geht man davon aus, dass all diese Menschen scheuund schwierig sind und insbesondere in der sozialen Inter-aktion und der interpersonellen Kommunikation Problemehaben. Doch viele Autisten sind begabt, sind akribisch undkönnen sich lange Zeit auf eine Sache konzentrieren. Eini-ge Unternehmen setzen bereits auf ihre Talente. BIHA hat

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Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW)

Klischee „rain Man“

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deshalb am 24.03.2014 sowohl Experten als auch Unter-nehmen, die Menschen mit einer Autismus-Spektrums-Störung beschäftigen, zum Runden Tisch eingeladen, umRahmenbedingungen bei der Beschäftigung dieser Ziel-gruppe, Unterstützungsleistungen und Beispiele guter Pra-xis zu thematisieren.

Chancen für Gesundheits- und PflegeberufeDie vergangenen Runden Tische haben gezeigt, dass Mit-arbeiter in der Gesundheitsbranche mit einer Vielzahl vonBelastungsfaktoren konfrontiert sind. Pflege ist eineDienst-leistung mit Zukunft und ein Beruf mit hohen An-forderungen. In kaum einer anderen Branche liegen Chan-cen und Risiken so eng beieinander. Der Blick in die Stati-stiken zeigt: Pflegeberufe sind der Spitzenreiter bei Be-rufskrankheiten wie Hauterkrankungen, Lendenwirbelsäu-lenerkrankungen sowie vermehrt psychischen Erkrankun-gen.

Neue Wege sind zu beschreiten - Wie lässt sich die Arbeitsfähigkeit von Pflegekräften er-halten?

- Warum braucht Pflege ein Berufliches Eingliederungsma-nagement (BEM)?

- Wie lässt sich Gesundheitsförderung in Pflegeberufen ge-stalten?

- Wie lässt sich Pflegenachwuchs gewinnen, Fluktuationund Berufsausstieg vermeiden?

Diesen und weiteren Fragen wird der 61. Runde Tisch am12.05.2014 nachgehen. Darüber hinaus wird es um dieFrage gehen, welche Einsatzmöglichkeiten es für Men-schen aus der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM)in Krankenhäusern oder in der Pflege gibt und welche För-dermöglichkeiten dafür zur Verfügung (Stichwort „Hambur-ger Budget“) stehen.

Über den Runden Tisch von BIHADer Runde Tisch der Beratungsinitiative Hamburg bringtseit 2005 Akteure aus Unternehmen und Institutionen wiePersonalleiter, Betriebsleiter, Führungskräfte, Arbeit- undSozialmediziner, Disability Manager, Wissenschaftler, Fach-leute der Rehabilitationsträger und anderer Organisationen,die im Bereich Prävention und Teilhabe schwerbehinderterMenschen arbeiten, zusammen. So profitieren alle vomWissens- und Erfahrungsaustausch. Praxisnah, engagiertund mit dem Blick auf Lösung und konkrete Umsetzung. ZuBeginn diente die Veranstaltung primär dem Austausch zuFragen des Betrieblichen Eingliederungsmanagements.Drei Jahre später folgte ein zweiter Schwerpunkt, der sichdem demografischen Wandel in Betrieben widmete. Seit2011 rückt BIHA am Runden Tisch zunehmend die Fragenzur Ausbildung und Qualifizierung schwerbehinderter Men-schen in den Fokus.

Veranstaltungsort und AnmeldungDie Veranstaltungen sind kostenfrei und finden in der Zeitvon 08:45 bis 12:00 Uhr, in unseren Räumlichkeiten inHamburg (Spohrstraße 6, 4. Stock) statt. Unter [email protected] können Sie sich direkt bei uns anmelden.

Wieso sind diese Leistungen für Unternehmen ko-stenfrei? BIHA wird finanziert vom Integrationsamt Hamburg, Behör-de für Arbeit, Soziales, Familie und Integration.

Kontakt:Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbHBIHA - Beratungsinitiative HamburgSpohrstraße 6, 22083 HamburgMatthias Gillmann, Projektleitung BIHATel. (040) 63 64 62 -72E-Mail: [email protected]

5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (arbeit)

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FORTBILDUNGSAKADEMIE DER WIRTSCHAFT (FAW)Gemeinnützige Gesellschaft mbH

BIHA Beratungsinitiative Hamburg

unterstützt Arbeitgeber der Metropolregion Hamburg kostenlos bei der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen. BIHA arbeitet dabei eng mit UVNord – Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein e.V. zusammen. Das sind die Arbeitsschwerpunkte:

Unterstützung bei der Beschäftigung schwerbehinderter MenschenBetriebliches EingliederungsmanagementQualifizierung schwerbehinderter BeschäftigterDemographischer Wandel und die Auswirkungen für schwerbehinderte Beschäftigte

Kontakt:Spohrstraße 6, 22083 Hamburg, Telefon 040 636462-71Fax 040 636462-75, [email protected], www.faw-biha.de

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(fortbildung) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

Sie haben als Schwerbehinderten-vertretung in ihrem Betrieb eineverantwortungsvolle Aufgabe über-nommen, die ein besonderes Ein-fühlungsvermögen und eine hoherechtliche Kompetenz erfordert.

Lange sind die Zeiten vorbei, in deneneine Schwerbehindertenvertretunghauptsächlich beim Ausfüllen von An-trägen zur Erlangung einer Schwerbe-hinderteneigenschaft unterstützt hat.

Inklusion, Integration, aktuelle Recht-sprechung, Zusammenarbeit mitBehörden und Ämtern bestimmen heu-te das anspruchsvolle Ehrenamt derSchwerbehindertenvertretung. Bera-tung, Initiativ-, Mitwirkungs- und An-hörungsrechte z. B. bei Personalange-legenheiten im Betrieb sind heute IhrAlltag. Um diesen gesetzlichen Ver-pflichtungen nachzukommen, bietetIhnen das Integrationsamt Hamburgjährlich eine Vielzahl von Seminaren an,die Sie fit für die Praxis machen.

In den letzten Jahren hat das Integrations-amt für Schwerbehindertenvertretungen,Betriebs- und Personalräte sowie Beauf-tragte des Arbeitgebers jährlich bis zu 45Veranstaltungen angeboten, die bis zu rd.650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer be-suchten. Besonders nachgefragt sind nachwie vor die Themen: Aufgaben, Pflichtenund Rechte der Schwerbehindertenvertre-tung nach dem SGB IX, psychisch erkrank-te Menschen im Arbeitsleben, das Aner-kennungsverfahren nach dem Sozialgesetz-buch IX und alle damit im Zusammenhangstehenden Rechtsgebieten, also auch Indi-vidual-Arbeitsrecht und Betriebsverfas-sungsrecht.

Spezialseminare zum Betrieblichen Einglie-derungsmanagement, dem demografi-schen Wandel sowie auch zu unmittelbarwirkenden Bestimmungen der Behinder-tenrechtskonvention der Vereinten Natio-nen (BRK), die das Integrationsamt Ham-burg als erstes Bundesland in sein Pro-gramm aufgenommen hatte, haben sichmittlerweile auch bundesweit etabliert.

In den Seminaren des Integrationsamteswerden neben der notwendigen Fachkom-petenz Handlungskompetenzen für dieSchwerbehindertenvertretung vermittelt undmit praxisnahen Beispielen die Gelegenheitfür Übungen eingeräumt.

Eine positive Motivation und Einstellung, fürdie berechtigten Interessen schwerbehin-derter Menschen, die im Betrieb zu Wert-schätzung und einer allparteilichen Lösungführen soll, ist das Ziel einer jeden Fort-bildungsveranstaltung.

Auch mit den Arbeitgebern/Beauftragtendes Arbeitgebers eröffnete erstmals dasIntegrationsamt Hamburg die Möglichkeit,Inhouse-Seminare zu konzipieren, damitbetriebsspezifische Situationen rund um dieBeschäftigung schwerbehinderter Men-schen im betrieblichen Alltag präventiv undindividuell abgestimmt werden können.Hierbei wird das Integrationsamt auch vondem aus Ausgleichsabgabe finanziertenBeratungsprojekt der Fortbildungsakademieder Wirtschaft, BIHA, unterstützt. [email protected].

Besondere Themen erfordern auch be-sondere ReferentenHohe Fachkompetenz und persönlichesEngagement, das auch über die jeweiligenSeminare hinausgeht, zeichnet unsereReferenten aus. Alle bisherigen Seminar-teilnehmer berichten, dass sie bei im Be-trieb auftretenden Fragen problemlos Un-terstützung erhalten haben. Juristen, Psy-chologen, Kommunikationsträger, Pädago-gen und kompetente Mitarbeiterinnen undMitarbeiter von Behörden und Ämtern sindalso jederzeit für Sie Ansprechpartner undhelfen Ihnen bei Ihrer Problemlösung. Spe-ziell Betriebs- und Personalräte aus Klein-und Mittelbetrieben können sich auch andas Beratungsprojekt „handicap“ wenden,um dort z. B zu den Themen Demografi-

Integrationsamt Hamburg

Kompetenzen erwerben durch Fortbildungs-veranstaltungen des Integrationsamts

Fortbildung mit Atmosphäre im Elsa Brändström Haus

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5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (fortbildung)

scher Wandel, Betriebliches Eingliede-rungsmanagement und auch zur Initiierungvon Integrationsvereinbarungen Unterstüt-zung zu erhalten. [email protected]

Natürlich soll neben den ganzen „Kompe-tenzen“ auch nicht Ihr Wohlbefinden zu kurzkommen. Bei mehrtägigen Seminarenaußerhalb Hamburgs, haben wir für Sieschöne Hotels ausgewählt, die gut erreich-bar sind. Ein angenehmes Umfeld trägtebenfalls zum Gelingen des Seminars bei.

Aktueller HinweisDenken Sie bitte daran, dass turnusmäßigin diesem Jahr wieder die Wahl derSchwerbehindertenvertretung in der Zeitvom 1. Oktober bis zum 30. November2014 stattfindet. Zur Wahlvorbereitung undzu einzelnen rechtlichen Fragen bieten wirIhnen am 2., 30. Juni und 5. September2014 Tagesveranstaltungen mit derRechtsanwältin Larissa Wocken an.

Sie wissen ja, alle Kosten für die Teilnahmeder Schwerbehindertenvertretung und Ihresmit der höchsten Stimmenzahl gewähltenstellvertretenden Mitglieds an den Schu-lungsveranstaltungen des Integrationsam-tes, trägt der Arbeitgeber. Die Freistellungzur Teilnahme an unseren Veranstaltungen

ist gesetzlich ausdrücklich vorgesehen undhat keine Minderung des Arbeitsentgeltesoder der Dienstbezüge zur Folge.

Informationen:www.hamburg.de/integrationsamt

Einblick in die Veranstaltung des Integrationsamtes

Unter der Überschrift „ErfolgreicheInklusion“ führte die Zentrale Aus-lands- und Fachvermittlung (ZAV) am4. Dezember 2013 in Bonn ein Fach-treffen für Experten und Arbeitgeberdurch. Ziel der Veranstaltung war,Ideen zu entwickeln, um im ersten Ar-beitsmarkt noch mehr Beschäfti-gungsmöglichkeiten für schwerbehin-derte Menschen zu erschließen.

Vertreter von Integrationsämtern, von Ar-beitgebern und Selbsthilfeorganisationendiskutierten gemeinsam mit Vertretern desBehindertenbeauftragten der Bundesre-gierung und des Bundesministeriums fürArbeit und Soziales darüber, wie etwa Be-schäftigungsbeispiele aus dem öffentli-

chen Dienst als Vorbild für die Privatwirt-schaft dienen können.

„Während sich der Arbeitsmarkt insge-samt positiv entwickelt, stagniert die Zahlder arbeitslosen schwerbehinderten Men-schen. Die Zahl der arbeitslosen schwer-behinderten Akademiker hat in den ver-gangenen drei Jahren sogar erheblich zu-genommen,“ sagte Monika Varnhagen,Direktorin der ZAV. Dabei sei es für dieGesellschaft wichtig, auch die Kompeten-zen und Potenziale von Menschen mit Be-hinderung zu nutzen, so Varnhagen.

Wie eine Stärkung der beruflichen Inklusionbehinderter Menschen auf dem ersten Ar-beitsmarkt gelingen kann, zeigen Projekte

wie „PROMI – Promotion inklusive“. Hierstellen 15 Universitäten bis 2015 jährlich15 Stellen für schwerbehinderte Akademi-ker zur Verfügung. So können sie als wis-senschaftliche Mitarbeiter ein Forschungs-vorhaben für eine Promotion umsetzen underhalten spezifische Unterstützung dort, wosie sie aufgrund ihrer Behinderung bedür-fen. Am Ende der Veranstaltung „Erfolgrei-che Inklusion“ fasste Varnhagen zusam-men: „Es gibt positive Beispiele. Und den-noch müssen weitere Beschäftigungsmög-lichkeiten im ersten Arbeitsmarkt geschaf-fen werden, um die UN-Konvention überdie Rechte von Menschen mit Behinderun-gen mit Leben zu füllen.“

Kontakt: Zentrale Auslands- und FachvermittlungVillemombler Straße 7653123 Bonn Arbeitgeberservice SchwerbehinderteAkademiker/innen Tel. (0228) 713 - 13 75E-Mail: [email protected]

zentrale Auslands- und Fachvermittlung (zAV)

Fachtreffen für experten und Arbeitgeber

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(gesundheit) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

Im Schnitt wird jeder dritte Bundes-bürger einmal im Leben psychischkrank. Daher ergreifen immer mehrUnternehmen Maßnahmen, um psy-chische Belastungen am Arbeits-platz zu verringern und somit Er-krankungen vorzubeugen. Eine Um-frage der Handelskammer gibt Auf-schluss darüber, wie Hamburger Un-ternehmen mit dem Thema umge-hen.

Psychische Erkrankungen sind diezweithäufigste Ursache für Ausfälle imArbeitsleben. Ihr Anteil am Kranken-stand hat sich damit in den letzten 30Jahren verfünffacht. Fällt ein Mitarbeiteraus diesem Grund aus, muss der Arbeit-geber im Schnitt fast 40 Tage auf ihnverzichten. Zum Vergleich: Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen liegt die Aus-falldauer bei 22 Tagen. Psychische Er-

krankungen haben vielfältige biologischeoder soziale Ursachen, die Risikofakto-ren liegen meist im privaten Umfeld.Durch arbeitsbedingte Belastungen kön-nen gesundheitliche Beeinträchtigungenjedoch befördert werden. Steigende An-forderungen an Flexibilität, Produktivitätund Erreichbarkeit, höhere Komplexitätder Aufgaben sowie die gefühlte Abnah-me der Arbeitsplatzsicherheit setzen vie-le Beschäftigte unter Druck und könnensie auf Dauer krank machen. Nicht nurdie Lebensqualität wird dadurch einge-schränkt, sondern auch die Arbeit leidetdarunter, wenn etwas mit der Gesund-heit nicht stimmt, die Motivation nach-lässt oder das Wohlbefinden insgesamtschlecht ist.

Der Anstieg der Erkrankungen hat vieleUnternehmen in Deutschland sensibili-siert. „Wir beobachten seit einigen Jah-

ren eine höhere Nachfrage nach Bera-tung zum Thema ‚psychische Gesund-heit'“, sagt Joanna Bouchi-Häfner,Diplom-Psychologin und Geschäftsfüh-rerin von „TAEMTAB - Training AnalysenBeratung“. „Immer mehr Betriebe sinddaran interessiert, Belastungsfaktorenihrer Mitarbeiter zu erkennen und daranzu arbeiten.“ Das belegt auch das imHerbst 2013 von der HandelskammerHamburg veröffentlichte Ehrenamts-barometer „Psychische Belastungen amArbeitsplatz“, einer Umfrage unter denknapp 800 Unternehmen, die in denHandelskammer-Gremien ehrenamtlichtätig sind.

Nur drei Prozent der Umfrageteilnehmerhaben sich mit dem Thema psychischeBelastungen oder Erkrankungen bislangüberhaupt noch nicht befasst. Knapp 40Prozent der Umfrageteilnehmer gaben

Handelskammer Hamburg

umfrage: Prävention zahlt sich aus

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an, dass psychische Belastungen ihrerMitarbeiter spürbar zugenommen hätten.In jedem zehnten Unternehmen sindpsychische Erkrankungen bereits für ei-nen Großteil der Fehlzeiten der Mitarbei-ter verantwortlich. Demgegenüber beob-achtet rund die Hälfte der befragten Un-ternehmen keine Auffälligkeiten in Be-zug auf die psychische Gesundheit ihrerMitarbeiter (Vgl. Abb 1). Je größer dasUnternehmen, desto höher ist jedochauch die Wahrnehmung psychischer Be-lastungen.

Um psychische Belastungen oder Er-krankungen im Unternehmen zu er-fassen, nutzen die befragten Unter-nehmen vor allem Fehlzeitenanalysenund Mitarbeiterbefragungen. Jedersechste Betrieb hat einen Gesund-heitszirkel eingerichtet, in dem sichArbeitnehmer verschiedener Hierar-chieebenen, Betriebsrat und Perso-nalabteilung zu Gesundheitsthemenaustauschen. Insgesamt führen etwa55 Prozent der Unternehmen einesystematische Erfassung durch, auchhier sind größere Unternehmen aktiverals die kleineren (Vgl. Abb. 2).

Um psychische Belastungen der Mitar-beiter zu verringern und eine anhaltendeÜberbeanspruchung zu vermeiden, sindim Unternehmen zwei Ansatzpunktemöglich: Bei Maßnahmen auf betrieb-licher Ebene werden die Rahmenbedin-gungen für die Mitarbeiter durch denAbbau von Belastungsfaktoren am Ar-beitsplatz verbessert, um ein möglichstgesundes und gesundheitsförderlichesArbeitsumfeld zu schaffen (Verhältnis-prävention). Bei Maßnahmen auf Mitar-beiterebene geht es darum, das indivi-duelle Verhalten der Mitarbeiter beiStress und deren Bewältigungsstrate-gien positiv zu beeinflussen. Ziel ist es,Belastungen, sowohl aus dem privatenUmfeld als auch aus dem Arbeitsumfeld,abzubauen und Ressourcen zu stärken(Verhaltensprävention).

Bei den im Rahmen des Ehrenamtsbaro-meters befragten Unternehmen haben80 Prozent der Teilnehmer bereits Maß-nahmen umgesetzt, um psychische Be-lastungen zu reduzieren. Eine wesent-liche Rolle dabei spielen die Führungs-kräfte. Sie sind Vorbild für die Mitarbeiter,wenn es um ein gesundheitsbewusstes

Verhalten geht und prägen durchFührungsstil und Kommunikation die Ar-beitssituation. Laut Ehrenamtsbarometerist die Sensibilisierung der Führungskräf-te auch die am häufigsten ergriffeneMaßnahme, um psychische Belastungenbei den Mitarbeitern zu reduzieren: Mehrals 60 Prozent der Befragten sind in die-sem Bereich aktiv. Weitere beliebte Maß-nahmen sind die Optimierung der Ar-beitsstrukturen und der Arbeitsorganisati-on, also zum Beispiel durch flexible Ar-beitszeitmodelle, sowie Seminare undWorkshops zum Thema Stressmanage-ment oder Entspannung anzubieten unddamit ein gesundheitsbewusstes Verhaltender Mitarbeiter zu fördern (Vgl. Abb. 3).

Obwohl die Hamburger Unternehmendamit schon vielfach aktiv sind, um psy-chische Belastungen ihrer Mitarbeiter zureduzieren, gibt es nach wie vor einengroßen Bedarf an Informationen. UmUnternehmen bei dem Thema zu unter-stützen, hat die Handelskammer eineBroschüre mit Tipps veröffentlicht. DieBroschüre „Psychische Belastungen beider Arbeit - Informationen für Unterneh-men“ finden Sie unter www.hk24.de,

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(gesundheit) 5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014

Dokument-Nr. 108745. Das Ehren-amtsbarometer „Psychische Belastun-gen am Arbeitsplatz“ finden Sie unterwww.hk24.de, Dokument-Nr. 109265.

InformationenUnsere Handelskammer Hamburg istseit 1665 die Selbstverwaltung der ge-werblichen Hamburger Wirtschaft. Wirvertreten die Interessen von über170.000 Unternehmen gegenüber Po-litik und Verwaltung, sind kundenorien-tierter Dienstleister für unsere Mit-gliedsfirmen und unabhängiger Anwaltvon Markt, Wettbewerb und Fair Play.

Über 700 Unternehmerinnen und Un-ternehmer aus Industrie, Handel undDienstleistungen engagieren sich beiuns als gewählte Vertreter ihrer Bran-chen ehrenamtlich in über 30 Gremienund tragen entscheidend zur Mei-nungsbildung der Handelskammer bei.

Außerdem nehmen 4.000 ehrenamtli-che Unternehmensvertreter die Prü-fungen in der dualen Berufsausbildungab, die uns der Staat per Gesetz alshoheitliche Aufgabe übertragen hat.Unser Leitsatz heißt: "Wir handeln fürHamburg."

KontaktHandelskammer HamburgSimone RuschmannE-Mail: [email protected].: (040) 3 61 38 - 541www.hk24.de

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Die Cartoons im HCP Journal sind vonPhil Hubbe – Jahrgang 1966, nicht nurbehindert, sondern auch Magdeburger,Ehemann und Vater. Er zeichnet fürmehrere Tageszeitungen, Zeitschriftenund Anthologien. Nach Abitur, Grund-wehrdienst, abgebrochenem Mathema-tikstudium, Schichtarbeit im Keramik-werk und Ausbildung zum Wirtschafts-kaufmann hat er 1992 aus der Zeichne-

rei einen Beruf gemacht. 1985 erkrank-te er an Multipler Sklerose (MS). VonFreunden ermutigt, machte er schließlichauch seine Krankheit zum Thema derCartoons. „…Reaktionen auf die Bücherbeweisen, dass es vor allem Behinderteselbst sind, die sich daran ergötzen,dass sie statt Mitleid endlich einmalSpott ernten. Auch das scheint ein ver-misstes Stück Normalität zu sein.“

Die Resonanz auf die Cartoons ist großund gerade aus dem Kreis der Betroffe-nen sehr positiv, da frei von Betroffen-heitsgetue. Die Bilder sind in zahlreichenAusstellungen bundesweit zu sehen.Weitere Infos unter:

www.hubbe-cartoons.de

5. Jahrgang | Heft Nr. 1 | 2014 (cartoon)

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