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19. JUNI 2015 20.00 UHR KÖLNER PHILHARMONIE HERZ ÜBER BORD

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Page 1: HERZ 19. JUNI 2015 20.00 UHR KÖLNER PHILHARMONIE · PDF fileLibretto von Max Bertuch, Kurt Schwabach und Eduard von der Becke ... bare« und »Traumland« (beide UA 1941) erleben

19. JUNI 201520.00 UHRKÖLNER PHILHARMONIEHERZ

ÜBER BORD

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1. BILD: IN LILLIS WOHNUNGDie schöne Profischwimmerin Lilli Brand hat wieder einen Wettkampf gewonnen. In ihrer Wohnung warten bereits ein paar Verehrer, um auf den Sieg anzustoßen. Doch Lilli möchte sich lieber um ihre bevorstehende Hochzeit mit Al-bert – einem Anlageberater – kümmern. Wie im-mer bei Problemen, ruft sie ihren Jugendfreund Hans zu Hilfe, der im selben Haus wohnt. Hans erscheint und kümmert sich um das »Problem«. Zurück in Lillis Wohnung gibt er ihr einen Brief, der versehentlich in seinem Briefkasten lag. Die-ses Schreiben beschert Lilli eine Erbschaft von 50.000 Mark – allerdings nur, wenn sie Hans heiratet. Aber der ist mit der Schauspielerin Gwendolin verlobt. Was nun? Damit das Geld nicht verloren geht, beschließen die vier, dass Lilli und Hans zum Schein heiraten und sich nach einem Jahr wieder scheiden lassen, um dann die »richtigen« Partner zu ehelichen.

2. – 4. BILD: AUF DEM SCHIFFLilli und Hans verbringen, wie es die Testaments- Klausel des Onkels vorsieht, eine vierwöchige Hochzeitsreise auf einem Vergnügungsschiff. »Zur Kontrolle« sind Gwendolin und Albert mit-gekommen. Damit die Scheinehe nicht auffliegt, bemühen sich Lilli und Hans, ein perfektes Paar zu spielen und verlieben sich tatsächlich inein-ander. Hans plagt sein Gewissen und um Gwen-dolin und Albert nicht zu verletzen, verlässt er das Schiff. Ein kleines Beiboot bringt ihn ans Festland. Doch da hat er nicht mit Lilli gerech-net, die kühn ins Wasser springt und ihm folgt. Entschlossen, über ihre wahren Gefühle zu spre-chen, kommen Hans und Lilli wieder zurück auf das Schiff. Als sie auf Gwendolin und Albert tref-fen, stellen sie fest, dass die beiden sich eben-falls ineinander verliebt haben.

INHALT

SENDETERMINWDR 4 SA 11. JULI 2015, 20.05 UHR

FR 19 6 15

PROGRAMM

Eduard Künneke Herz über Bord op. 33 Operette in vier Bildern. Libretto von Max Bertuch, Kurt Schwabach und Eduard von der Becke

Konzertante Aufführung

Pause nach dem 2. Bild

Annika Boos Sopran (Lilli)Linda Hergarten Sopran (Gwendolin)Martin Koch Tenor (Hans)Julian Schulzki Bariton (Albert)Martin Krasnenko Sprecher (Kapitän)Mitglieder des WDR Rundfunkchors KölnPeter Dicke EinstudierungWDR Funkhausorchester KölnWayne Marshall LeitungSabine Müller RegieMichael Gerihsen Arrangement

20.00 UHRKÖLNER PHILHARMONIEHERZ

ÜBER BORD

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VIER HERZEN AUF KREUZ FAHRT»DIE BESTEN BÜCHER, DIE EIN KOMPONIST SCHREIBEN KANN, SIND SEINE MUSIKALISCHEN WERKE.« – EDUARD KÜNNEKE

Eduard Künneke, am 27. Januar 1885 in Emmerich am Niederrhein geboren, stu-diert nach dem Abitur 1903 zunächst Klavier, dann Komposition an der König-lich Akademischen Hochschule für Musik in Berlin. 1906 verlässt er die Hoch-schule und wird für ein Jahr in die Meisterklasse Max Bruchs aufgenommen. Zwischen 1907 und 1910 wirkt er – neben festen Anstellungen als Kapellmeister und Chordirektor an verschiedenen Berliner Theatern – außerdem als Dirigent und Liedbegleiter zahlreicher Schallplattenaufnahmen. Sein erstes größeres Bühnenwerk, die Oper »Robins Ende«, wird 1909 erfolgreich in Mannheim uraufgeführt. Doch schon bald verschwindet dieses Werk aus den Spielplänen und Künneke arbeitet wieder als Kapellmeister. Während seines Engagements am Deutschen Theater Berlin (1910 – 1913) schreibt er für Max Reinhardt Büh-nenmusiken. Bis 1919 präsentiert Künneke sich mit seinen Orchesterwerken (»Suite für großes Orchester«, »Flegeljahre«, »Jagdouvertüre«) und Liedkompo-sitionen (»Lieder des Pierrot«, »Selene an Endymion«, »Vier Lieder«) hauptsäch-lich als Komponist ernster Musik.

In Berlin wird er 1919 durch sein Singspiel »Das Dorf ohne Glocke« op. 10 bekannt. Mit diesem Werk, das er selbst als »Übergang in die reine Operette« sieht, wechselt Künneke bewusst in das Genre der leichten Muse. Als Nachfol-ger von Walter Kollo wird er von 1919 – 1922 Hauskomponist des Theaters am Nollendorfplatz. Hier bringt er zusammen mit Herman Haller und dem Dichter Rideamus fünf Operetten heraus, darunter der Welterfolg »Der Vetter aus Dingsda« (1921), mit dem Künneke bis heute nahezu ausschließlich identifiziert wird. Vom Erfolg getrieben, legt sich Künneke in den 1920er und 30er Jahren

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auf das Genre Operette fest und zeigt mit der Verschiedenartigkeit seiner zahlreichen Operetten eine enorme Anpassungsgabe an die Stilrichtungen der Unterhaltungsmusik der Zeit. Neben »Herz über Bord« (1935) bringt er mit »Die Ehe im Kreise« (1921), »Lady Hamilton« (1926), »Der Tenor der Herzogin« (1930), »Liselott« (1932), »Glückliche Reise« (1932) und »Die lockende Flamme« (1933) veritable Werke für das Unterhaltungstheater hervor. Auch der Tonfilm profitierte von dem überaus vielseitigen Komponisten.

Als die Nationalsozialisten 1934 beginnen, Operettenkomponisten und -kompo-nistinnen, Librettisten und Librettistinnen sowie Darsteller und Darstellerinnen jüdischer Abstammung von den deutschen Bühnen zu vertreiben, kommen Ver-unsicherung und Angst auf. Künnekes Frau, die Sängerin Katarina Garden, ist Halbjüdin. In den Jahren 1933 – 1935 wird Eduard Künneke boykottiert und seine Werke weniger aufgeführt. In dieser Zeit entsteht die Operette »Herz über Bord«, die zuerst am 30. März 1935 in Zürich (»Welturaufführung«) und danach am 6. April desselben Jahres in Düsseldorf (»Reichsuraufführung«) aufgeführt wird. Über die Vorstellung in Düsseldorf, die der Komponist selbst dirigiert, urteilte das »Rheinische Land«: »Was will man mehr? Eine Fülle flott, bunt und witzig aufgezogener und erfüll-ter Einzel- und Massenszenen, an denen das Tänzerische den gehörigen Anteil hat, und vor allem eine von dem Komponisten selbst vom Pult aus mit reizvolls-ter Beschwingtheit und Delikatesse dargebotene Partitur. Sie gehört zum Bes-ten, was der fruchtbare Maestro geschrieben hat. Voller bestrickender melodi-scher Einfälle sowohl im lyrisch Sentimentalen […], voll Schmiss und Grazie in kessen Tanzschlagern rhythmisch und farbig auf das unterhaltsamste differen-zierten und gesteigerten Wesens, erhebt sich diese Musik eines von der Oper herkommenden und immer noch heimlich ihr zugeneigten Tonsetzers über das Niveau der durchschnittlichen Operette.«

»Herz über Bord« erreicht eine gewisse Popularität und erscheint bis 1937 an Theatern in Dresden, Augsburg, Mannheim, Chemnitz, Dessau, Breslau, Stock-holm und Berlin. Über die am 3. Dezember 1935 im Berliner Theater am Nollen-dorfplatz mit Grete Weiser (Gwendolin) und Georg Thomalla (Albert) heraus-gebrachte Aufführung bemerkte die »Berliner Zeitung«: »Wir hören mal wieder Operettenmusik, die ein Könner, ein Mann von Geschmack schreibt. Jede Num-mer hat ihr eigenes Gesicht.«

Für Eduard Künneke beginnt nach 1935 der schwerste Teil seines Lebens. Er wird geduldet, nicht zuletzt weil er funktioniert. In einem offiziellen Schreiben vom Mai 1935 ordnet der Propagandaminister Joseph Goebbels dienstlich an: »Es wird hiermit angeordnet, alle in Frage kommenden Fachverbände zu informieren, dass dem Komponisten Eduard Künneke trotz seiner nichtarischen Ehefrau kei-nerlei Schwierigkeiten bereitet werden und er bei der Aufführung seiner Werke in Deutschland ungehindert seiner künstlerischen Betätigung nachgehen darf.«

Künnekes in dieser Zeit komponierten Operetten »Zauberin Lola« (UA 1937), »Hochzeit in Samarkand« und »Der große Name« (beide UA 1938), »Die Wunder-bare« und »Traumland« (beide UA 1941) erleben nur eine flüchtige Anerkennung. An die vorherigen Erfolge kann er nicht anknüpfen. Eduard Künneke stirbt am 27. Oktober 1953 in Berlin. Fast 30 Jahre lang ist Künneke im Vorstand der deut-schen Bühnenschriftsteller und Komponisten, gehört als Präsidialmitglied der Interessengemeinschaft Deutscher Komponisten e. V. an und setzt sich als Eh-renmitglied der GEMA für das Urheberrecht ein.

Sabine Müller

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ZWEI PAARE – VIER CHARAKTERE

Albert (Buffo)Der Buffo nimmt nichts ernst – außer der Liebe. Wenn der Tenor noch in den Feuern erster Liebe schmachtet, tanzt der Buffo bereits mit seiner Soubrette. Er nimmt das Leben leicht und kann sich über sich selbst lustig machen.

»Alle Männer machen PhrasenIch aber nieBringe nicht mein Blut zum RasenRien ne va plusBitte sage offen, darf ich wirklich hoffen?«

Gwendolin (Soubrette)Die Soubrette findet keine Zeit, die Dinge schwer zu nehmen. Man kann ihr auch nicht böse sein, wenn sie sich zu einem hysterischen Extempore hinreißen lässt. Ihre bezaubernde Art findet immer einen Weg zum Glück.

»Wenn ich von nichts mehr wissen will,mach ich die Augen zu,doch wenn ich richtig küssen will,wisst ihr, was ich dann tu?Dann lach ich, dann mach ich ein bisschen Tralala,denn dann ist die Stimmung gleich daund alles kommt von allein.«

Lilli (Sopran)Der Sopran wird von den Männern begehrt, hat aber sehr viel Herz und ist durch und durch tugendhaft. Ihr Glück findet sie überwiegend in der Ehe und meistens findet sich ein Tenor dafür.

»Einmal kommt eine Stunde in unserem Leben, da will man lieben, um geliebt zu werden.Einmal fühlt man im Herzen mit leisem Beben nur in der Liebe liegt das Glück auf Erden.Dann ist plötzlich alles so egal, man ist berauscht und ahnt der Liebe Lust und Qual.Jedoch nur einmal kommt diese Stunde,Denn wahre Liebe gibt es nur einmal.«

Hans (Tenor)Der Tenor kommt, singt und siegt. Am Tenor strahlt alles: die Stimme, das Auge und im Finale die Sopranistin in seinem Arm. Die Attribute sei-ner Männlichkeit machen ihn unwiderstehlich. Er liebt mit aller zur Verfügung stehenden glü-henden Leidenschaft die Sopranistin – nur in ganz wenigen Operetten begeht er den Fehltritt, sich zur Soubrette zu verirren.

»Hallo! Hat mich jemand gerufenJa, ich brauch keine Stufen, komm direkt übers DachHallo! Konvention überspring ichWenn man bös wird, dann sing ich, und der Stärkste wird schwach.«

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EINE SPANNENDE UND FILIGRANE ARBEIT SABINE MÜLLER IM GESPRÄCH MIT MICHAEL GERIHSEN

1. HERR GERIHSEN, SIE HABEN DIE PAR­TITUR ERGÄNZT, WIE SIND SIE DABEI VORGEGANGEN?Es gab zwei grundsätzliche Arbeitsphasen: Ab-schrift und Vervollständigung. Zur besseren Übersicht habe ich zuerst alle noch vorhandenen Stimmen in die neue Partitur übernommen. So hatte ich jeden Ton schon einmal »unter den Fingern«, konnte die Einzelstimmen im Zusam-menhang kennenlernen, ein erstes Mal Korrek-tur lesen und bekam schon einige Ideen für die spätere Vervollständigung. Am Ende stand dann eine Partiturskizze, die neben allen »technischen« Angaben (Tempi, Probenziffern etc.) Anmerkun-gen zu korrigierten Noten, Instrumentationsent-würfe usw. enthielt. Für die Vervollständigung habe ich ständig zwischen den Informationen aus dem Klavierauszug und der Skizze abgeglichen: wie sollte die Instrumentierung sein, was ist an Tönen schon vorhanden, was fehlt, welcher Ge-samtklang ist gewünscht, wo gibt es Farbwechsel, immer nach der Frage richtend, wie es hätte sein »können«.

2. WIE HABEN SIE SICH AN DEN ORIGI­NALKLANG HERANGEARBEITET?Ich habe mich vor allem nach Künneke-Partituren mit ähnlicher Entstehungszeit und vergleichbarer Besetzung gerichtet, möglichst viel zu hören und dabei die entsprechenden Noten zu lesen hilft sehr. Der regelmäßige Austausch mit Ihnen als ausgewiesener Künneke-Expertin, die mir einiges Notenmaterial aus ihrem privaten Archiv zur Verfügung stellte, war darüber hinaus ausge-sprochen hilfreich. Letztlich bleibt der »Original-klang« aber ein Idealbild, dem man sich nur zu einem gewissen Grad nähern kann. Die Entschei-dungen, die ich getroffen habe, waren primär mu-sikalisch-ästhetisch und weniger wissenschaftlich geprägt.

3. WAS IST DIE SPEZIFISCHE KLANG­WIRKUNG DIESES WERKES? WAS DIE TYPISCHEN MERKMALE, DIE ESSENZ?Da kann ich nur sehr subjektiv antworten: Die einzelnen Nummern von »Herz über Bord« sind für sich genommen recht unterschiedlich, neh-men in den Themen und Klangfarben aber stän-dig und stilübergreifend Bezug aufeinander. Künneke stellt nicht zuletzt mit Hilfe der ent-sprechend kontrastierenden Instrumentation ein Gleichgewicht zwischen Einprägsamkeit und Abwechslung her. Das ist vom Prinzip her zwar kein Alleinstellungsmerkmal, hier aber sehr besonders gelöst, wie ich finde.

»Jeder Operette habe ich den Stil gegeben, den der Raum und die Zeit forderte, in der sie spielt.« resümierte einst Eduard Künneke. Von seiner Operette »Herz über Bord« existierte bisher nur ein Klavierauszug mit eingetragenen Stimmen sowie unvollständiges Orchester-Material. Um diese Operette dennoch im Künneke-Stil aufführen zu können, rekonstruierte der Arrangeur und Komponist Michael Gerihsen das Klangbild für das WDR Funkhausorchester Köln.

Eduard Künneke dirigiert

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4. IN DIESER OPERETTE HATTE SICH DAS SAXOPHONTRIO IM ORCHESTER DURCHGESETZT. WAS IST FÜR SIE DAS BESONDERE DARAN?Saxophone sind vielseitige Instrumente, die unterschiedlichste Klangfarben mit großem Dynamikumfang und immenser Beweglichkeit hervorbringen können. Gleichzeitig behalten sie auch in einem voll besetzten Orchester immer ihren eigenständigen Charakter. Sie sind also ein ideales Solo-Instrument, können aber z. B. mehrfach besetzt, auch mit wunderbar warmen Klangflächen aufwarten. Diese Möglichkeiten nutzt Künneke ganz bewusst aus. Für mich war es daher wichtig, den Saxophonen in der ergänz-ten Instrumentation genügend Raum zu lassen.

5. WIE JAZZIG IST DIE OPERETTE WIRKLICH?Mit unseren heutigen Hörgewohnheiten lässt sich das wahrscheinlich auch nur schwer beant-worten; die Jazzmusik hat sich seit Mitte der 1930er Jahre stark in die Breite entwickelt, und der Begriff ist auch zu vielfältig, um da eine »graduelle« Einteilung vorzunehmen – zumal ich selbst keinen expliziten Jazz-Hintergrund habe. Für mich persönlich liegt aber ein besonderer Reiz von »Herz über Bord« im lebendigen Kon-trast zwischen Stücken mit und ohne deutlichem Jazz-Einschlag, die sich zu einem stimmigen Gesamtwerk ergänzen.

6. WELCHE FREIHEITEN HABEN SIE SICH GENOMMEN?Grundsätzlich habe ich versucht, so nahe wie möglich am Original zu bleiben, Änderungen an den Originalstimmen gab es (bis auf die Korrek-tur z. B. »offensichtlicher« Druckfehler) nicht. Trotzdem gab es ständig die Notwendigkeit, eigene Ideen einzubringen, z. B. um bestimmte Farben und Instrumente zu ergänzen, unwillkür-lich abbrechende Linien fortzuführen oder die Melodie- und Begleitstimmen abwechslungs-reich zu gestalten.

7. DAS AUFTRITTSLIED DES HANS UND DAS COUPLET DES ALBERT SIND NICHT VON KÜNNEKE KOMPONIERT, SONDERN VON FRANZ MARSZALEK. UNTERSCHEI­DEN SICH DIE NUMMERN STILISTISCH VON DEN ANDEREN MUSIKNUMMERN?Vor allem Alberts humorvoller Chanson fällt natürlich auf; beim ersten Hören vielleicht nicht unbedingt »stilistisch«, denn immerhin wird in der Operette insgesamt ein bunter Stilmix gebo-ten. Unterschiedliche »Personalstile« lassen sich in diesem Zusammenhang nur schwer ausma-chen. Der »Einschubcharakter« dieser beiden Nummern ist für mich eher strukturell bedingt: obwohl jeweils sehr charakteristisch, werden sie später nicht noch einmal aufgegriffen; sie blei-ben zwar im Ohr, stehen aber trotzdem isoliert.

ANNIKA BOOS \ 2007 – 2012 Gesangsstudium bei Klesie

Kelly-Moog an der Musikhochschule Köln \ 2012 Gesangsdiplom künstlerische Ausbil-

dung mit Auszeichnung \ 2006 – 2012 Meisterkurse bei Helen Donath,

Klesie Kelly-Moog, Michael Hampe, Chris-toph Eschenbach und Matthias Goerne und Noelle Turner (Musicalgesang)

\ Preise beim Liedwettbewerb der Musik-hochschule Köln, dem Bundeswettbewerb Gesang in Berlin, dem Robert-Schumann- Wettbewerb Zwickau, dem Barmenia Musik-wettbewerb Gesang plus X und dem Interna-tional Student LiedDuo Concours Enschede

\ Nominierung als beste Nachwuchssängerin in NRW von der Fachzeitschrift »Theater Pur« für »Der Drache vom Dönberg«

\ Stipendiatin der Richard Wagner Stiftung Wuppertal

\ 2012 – 2014 festes Ensemblemitglied der Wuppertaler Bühnen

\ Gastengagements u. a. am Konzerthaus Solingen, dem Teatro Nacional Rubén Dario, Managua (Nicaragua), dem Theater Aachen sowie der Kinderoper Köln

\ Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Ivor Bolton und Marcus Creed

LINDA HERGARTEN \ seit 2009 Gesangsstudium bei Michaela

Krämer an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf sowie privat bei Reinhard Becker in Leichlingen

\ Mitwirkung an zahlreichen Projekten der Opernschule, u. a. als Lauretta in Giacomo Puccinis »Gianni Schicchi«, als Adèle de Formoutiers in Gioachino Rossinis »Le Comte Ory« sowie als Rose in Kurt Weills »Street Scene«

\ 2010 Gründung des Chanson-Ensembles »Tonjuwelen«

\ 2010 Finalistin im Juniorwettbewerb des Bundeswettbewerb Gesang in Berlin

\ Preisträgerin der Kammeroper Schloss Rheinsberg

\ 2013 Debüt am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen

\ 2014 Gastengagement an der Deutschen Oper am Rhein als Papagena in der »Zauber-flöte für Kinder« nach Wolfgang Amadeus Mozart sowie als Taumännchen in »Hänsel und Gretel« von Engelbert Humperdinck

»Ihre Stimme meistert die unterschiedlichen Klang variationen von Schlager bis Arie mühe-los und mit federnder Leichtigkeit.«

Opernnetz

»Sie war der Höhepunkt im souveränen Solisten-quartett.«

RP Online

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MARTIN KOCH \ Gesangsstudium bei Josef Protschka und

Peter-Christoph Runge an der Musikhoch-schule Köln

\ 2006 – 2009 Ensemblemitglied der Deut-schen Oper am Rhein Düsseldorf, seit 2009 an der Kölner Oper, u. a. als Dancairo in » Carmen«, Goro in »Madama Butterfly«, Monostatos in »Die Zauberflöte«, Graf Boni in »Die Csárdásfürstin«, Andres in »Wozzeck«, Koch in »Krieg und Frieden«, Spoleta in »Tosca«, Tanzmeister in »Ariadne auf Naxos«, Basilio in »Le nozze di Figaro«, Ers-ter Gralsritter in »Parsifal«, Mime in »Das Rheingold« und Siegfried sowie als David in »Die Meistersinger von Nürnberg«

\ Gastengagements bei den Bregenzer Fest-spielen, an der Komischen Oper Berlin, der Oper Bonn, dem Nationaltheater Mannheim, dem Staatstheater Wiesbaden und an der Bayerischen Staatsoper München

\ breites Operettenrepertoire, Auftritte u. a. 2014 in den Neujahrskonzerten des Beet-hoven-Orchesters in der Bonner Beethoven-halle sowie 2015 im Neujahrskonzert der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/ Duisburg

\ internationale Konzerttätigkeit, vielfältige Aufnahmen mit einem Repertoire von Monteverdi bis Kagel

JULIAN SCHULZKI \ Gesangsstudium bei Klesie Kelly-Moog an

der Musikhochschule Köln \ Opernstudio der Mailänder Scala \ Gastengagements an der Jungen Kammer-

oper Köln in »Così fan tutte«, den Theatern Solingen und Remscheid in »Le nozze di Figa-ro«, am Theater Münster u. a. in »Rigoletto« und »Romeo et Juliette«, an der National-oper Amsterdam in der szenischen Welterst-aufführung der »Gurrelieder« und in »Lohen-grin« sowie an der Rutgers Opera, USA

\ seit 2004 regelmäßige Engagements an der Oper Köln, u. a. in »Lohengrin«, »Don Carlos«, »La Traviata«, »Rigoletto«, »Otello« und »Gianni Schicchi«

\ Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Klaus Maria Brandauer, Katharina Thalbach und Michael Hampe

\ breites Konzertfach-Repertoire vom Barock bis zur Moderne

\ Konzertreisen u. a. nach München, Rom, Prag und Salzburg

\ Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes Köln und Preisträger beim »Podium Junger Gesangssolisten«

»Martin Koch war in der Rolle des Snaut ein adäquater Partner mit schönem, lyrischen Tenor.«

Opernglas

»Es ist ja bewährte Me-thode, bei konzertanten Operetten die Dialoge anzupassen und auch diese Fledermaus (Regie: Sabine Müller) gewann dadurch Schwung, Witz und Tempo.«

Kölner Stadtanzeiger

»Julian Schulzki bestach mit Spielwitz und klang-voller Stimme.«

Kurier am Sonntag

MITGLIEDER DES WDR RUNDFUNKCHORES KÖLN

Benita Borbonus SopranNatascha Jung SopranMichaela Dobmeier AltUrsula Kunz AltBoris Pohlmann TenorGiovanni da Silva TenorArndt Schumacher BassMartin Krasnenko Bass

SABINE MÜLLER \ Ausbildung zur Atem-, Sprech- und Stimm-

lehrerin nach Schlaffhorst-Andersen \ Regieassistenzen an verschiedenen Theatern

(u. a. Staatsoper Hannover, Staatstheater am Gärtnerplatz München)

\ Zusammenarbeit u. a. mit Hellmuth Matiasek, Götz Friedrich, Hans Peter Lehmann, Kurt Schwertsik, Uwe Hoppe

\ Studium der Musikwissenschaft und Ge-sangsausbildung an der Musikhochschule Köln bei Prof. Mechthild Georg

\ Biografin und Nachlassverwalterin des Komponisten Eduard Künneke

\ seit 2003 freie Regisseurin und Autorin im WDR-Hörfunk

\ seit 2007 Zusammenarbeit (Regie/Dramatur-gie) mit dem WDR Funkhausorchester Köln und dem WDR Rundfunkchor Köln; zuletzt in Produktionen wie »Studentenprinz« (2012), »Zorina« (2013), »Die Bajadere« (2014), »Kelebek« (ARD Radiopreis 2014) und »Shakespeare a capella« (2015)

\ Zusammenarbeit mit Schauspielern wie Thomas Fritsch, Nicole Heesters und Christian Brückner

v. l. n. r.: M. Krasnenko, M. Dobmeier, G. da Silva, U. Kunz-Menke, A. Schumacher, N. Jung und B. Pohlmann

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PETER DICKE \ Studium in Schulmusik, Orgel und Klavier

in Köln \ bereits zu Studienzeiten Lehrauftrag für

Orgel und Orgelimprovisation an der Kölner Musikhochschule

\ bis 1998 Professur für Orgel \ als Gastdozent Meisterkurse an den russi-

schen Musikhochschulen in Kazan, Saratow und Astrakhan

\ Konzertreisen durch Russland, Frankreich, Japan, Spanien, Belgien und Deutschland

\ Recitals bei großen Festivals, darunter das Rheingau-Musikfest, das Flandern Festival, das Festival Madrid, die Musiktriennale Köln, das Euregio Musikfestival sowie das Musica nova Festival Helsinki

\ Herausgeber von Klavier- und Orgelmusik, u. a. Editionen von Max Reger, Joseph Rhein-berger, Pietro Pompeo Sales und Fanny Hen-sel und Autor einer Instrumentalschule für junge Orgelspieler im Verlag Schott, Mainz

\ seit 30 Jahren regelmäßige Produktionen für den WDR als Pianist, Cembalist und Organist

WAYNE MARSHALL \ geboren 1961 in Oldham (Großbritannien) \ Dirigent, Organist und Pianist \ Studium in London und Wien \ 2007 Ernennung zum Ersten Gastdirigenten

des Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi

\ Gastdirigate bei Orchestern wie dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem St. Louis Symphony Orchestra, den Wiener Sympho-nikern oder dem Orchestre de Paris

\ Orgelkonzerte unter anderem im Wiener Konzerthaus, in der Royal Albert Hall und in den Kathedralen von Florenz und Paris

\ Konzerte als Organist und Pianist mit Orchestern wie dem London Symphony Orchestra, dem Los Angeles Philharmonic Orchestra oder den Berliner Philharmonikern

\ zahlreiche CD-Aufnahmen, unter anderem ausgezeichnet mit dem ECHO für seine CD »A Gershwin Songbook«

\ Repertoireschwerpunkt: Musik von Gershwin, Bernstein und anderen amerikani-schen Komponistinnen und Komponisten des 20. Jahrhunderts

WDR FUNKHAUSORCHESTER KÖLN \ 1947 Gründung \ Repertoire: von Musical, Operette und Oper,

klassischer, zeitgenössischer und unterhal-tender Musik bis Jazz, Film- und Computer-spielemusik; auch neu entdeckte und rekons-truierte Musik wie z. B. Stummfilmmusiken oder unbekannte Operetten

\ Aufnahmen im Produktionsstudio für Fernseh- und Radiosendungen

\ regelmäßige Sendereihen vor allem bei WDR 4 \ Gastauftritte bei nationalen und internationa-

len Musikfestspielen, darunter das Beethoven Fest Bonn, das Rheingau Musik Festival, die Dresdner Musikfestspiele, die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, das Internatio-nale Musikfestival Heidelberger Frühling sowie die Niedersächsischen Musiktage

\ zahlreiche internationale Auszeichnungen für die umfangreiche Diskographie

\ neuartige Konzertformen für Kinder und Jugendliche

\ prominente GastdirigentInnen: Ari Rasi-lainen, Heinz Holliger, John Mauceri, Frank Strobel, Keith Lockhart und andere

\ Ehrendirigent: Helmuth Froschauer (von 1997 bis 2003 Chefdirigent)

\ Chefdirigent seit 2014/15: Wayne Marshall

»Marshall‘s conducting is irreproachable and he is a master of the score.«

Libération

»Nach einigen Impro-visationen als Zugabe zollte das Publikum dem renommierten Musiker stehend und ergriffen Applaus.«

Bonner Generalanzeiger

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IMPRESSUM

HerausgeberWestdeutscher Rundfunk KölnAnstalt des öffentlichen RechtsKommunikation, Forschung und Service / MarketingAppellhofplatz 150667 Köln

Redaktion Patricia JustMarkenführung Klangkörper

Redaktion und Produktion des KonzertsCorinna Rottschy

BILDNACHWEIS

Titel: »Eduard Künneke« © Detlef Overmann/picture-allianceSeite 2: »Wayne Marshall« © Detlev OvermannSeite 4: »Kollage« © Detlef Overmann/picture-allianceSeite 6/9: »Kollage« © Detlef Overmann/iStockPhoto Seite 10: »Eduard Künneke« © WDR/dpa/picture-allianceSeite 13: »Annika Boos« © Jessylee, »Linda Hergarten« © Sebastian DobeSeite 14: »Martin Koch« © Matthias Baus, »Julian Schulzki« © privatSeite 15: »Gesangssolisten WRC« © Michael Krügerke, »Sabine Müller« © WDR/Herby SachsSeite 16: »Peter Dicke« © WDR/ Alexandra Evang, »Wayne Marshall« © WDR/Thomas KostSeite 17: »Orchester« © Detlef OvermannSeite 19: »Musiker« © Detlef Overmann

Stand 6/2015Änderungen vorbehalten

FR 26 6 15

SO 28 6 15

FR / 20.00 UHRKÖLN, FUNKHAUS WALLRAFPLATZSO / 20.00 UHRDORTMUND, WESTFALENPARK, SEEBÜHNE

VIVA ITALIA!Musik von Giuseppe Verdi, Alfredo Catalani, Ernesto de Curtis und Giacomo PucciniMaria Agresta SopranGiorgio Berrugi TenorWDR Funkhausorchester Köln Alexander Joel Leitung

SA 27 6 15

14.00 UHRKÖLN, FUNKHAUS WALLRAFPLATZ

SHOPPING-KONZERTIL CONVEGNO – ZU ZWEIT GEHT ALLES BESSERIhre Einkaufspause im Funkhaus Wallrafplatz! Eintritt frei und erwünscht.Andy Miles KlarinetteDirk Schultheis Klarinette und BassetthornJamina Gerl Klavier

SA 4 7 15

19.30 UHRGEISENHEIM, SCHLOSS JOHANNISBURGRHEINGAU MUSIK FESTIVAL

I GOT RHYTHMGeorge GershwinSecond Rhapsody für Klavier und Orchester »I Got Rhythm Variations«Gershwin in Hollywood Ouvertüre »Strike up the band« Leonard Bernstein Ouvertüre und Suite zur Operette »Candide« George GershwinCuban Ouverture WDR Funkhausorchester Köln Wayne Marshall Leitung und Klavier

LUST AUF MEHR?

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WDR Funkhausorchester

Funkhaus Wallrafplatz

50667 Köln

wdr-funkhausorchester.de

Auch im Radio auf WDR 3 und WDR 4