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„Großes Welttheater“, das Dasein als Gesamtkunstwerk

„Leben als Spiel“ so bezeichnete der Dichter Calderon de la Barca das Lebensgefühl des Barock. „Vor Gottvater und seinem himm-lischen Hofstaat agieren die Menschen als Schauspieler; das Stück, das sie spielen ist ihr eigenes Leben, ihre Bühne ist die Welt.“ Die Metapher vom „Welttheater“ durchzieht das gesamte Barockzeitalter. Sie ist geprägt von krassen Widersprüchen, die sich vor und hinter

dem Vorhang auftun. Sein und Schein, Pomp und Askese, Macht und Ohnmacht sind die widersprüchlichen Konstanten der Zeit. Die Selbstinszenie-rung des barocken Herrschers, sei er Papst oder König, war politisches Programm. Das Zeremoniell, die Regieanweisung in diesem „Welttheater“, wurde zum Spiegel einer höheren, vermeintlichen gottgegebenen Ordnung.

unten: Kirchenschiff, Blick auf den Einganglinks: Wandgemälte

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Die Barockkirche St. Johann in Donaue-schingen gehört zu den wichtigsten Bau-denkmälern des süddeutschen Barock, wur-de jedoch im Vergleich zu anderen barocken Innenräumen recht sparsam ausgestattet. Die Kirche befand sich zum Zeitpunkt des Entwurfes in Restaurierung. Der Entwurf entsprach also der realistischen Suche nach einer Innenraumatmosphäre, die dem baro-cken Kirchenraum entspricht. Die eingesetz-ten Mittel sollten als Bedeutungsträger der medialen Botschaft der Kirche dienen.

Nach einer Exkursion nach Donaueschin-gen und intensiver Beschäftigung mit dem Barockzeitalter, entschieden meine Ent-wurfspartnerin und ich uns für das Thema „Großes Welttheater“, da dieses Motiv das gesamte Zeitalter durchzieht.Die in der Kirche vorhandenen, wertvollen 12 Apostelf iguren sollten in diesem Sinne eine neue Inscenierung erhalten. Rundum des Kirchenschiffes stehen fast surrealistische Podeste. Diese Podeste sollen sowohl der Inscenierung der Apostelf iguren dienen, als auch als „Bühne“ für Schauspiel an Feierta-

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gen. Interessant hierbei ist der Größenun-terschied der überdimensionalen Apostel-f iguren zu menschlicher Körpergröße. So werden einerseits die Apostel zum Leben erweckt, durch die veränderte Größe der Gestalten jedoch auch eine fragende, mysti-sche Atmosphäre geschaffen. Zu einigen Feiertagen haben wir verschie-dene Scenarien verfasst, beispielsweise ein Sprechtheater der zum Leben erweckten Apostel dessen Schatten so an die umliegen-den Wände geworfen wird, dass ihre Größe wieder denen der Apostel entspricht.

Über den Podesten befinden sich abstrahier-te Heiligenbilder. Die Abstraktion greift das Bild des Sein und Schein des Barockzeitalters auf.Der Windfang am Eingang der Kirche ist aus Glas und mutet einem erstarrten Stoff-vorhang an. So wird alte Materialität in die Moderne transformiert. Rechts und Links ne-ben dem Hochaltar tritt dieses Element noch einmal auf. Der Durchgang ist mit einem Stoffvorgang verschlossen.

unten: Kirchenschiff, Blick auf den Einganglinks: Wandgemälte, abstrahiertes Heiligenbild

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Die Kirchenbänke sind aus dunklem Holz. Die Schräge Rückenlehne dient dem Hinter-mann als Gebetsstütze. Das unten auskra-gende Element dem Knien. Der untere Teil der Bänke ist beleuchtet, was anmuten lässt sie würden schweben.

unten: Darstellung der Kirchenbänke im Innenrauml inks: Modell aus lackiertem Styrodur

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KIRCHE