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J ERUSALEM DAS HEILIGE LAND LIEBEN UND DIESE LIEBE WEITERGEBEN Lateinisches Patriarchat von Jerusalem www.de.lpj.org P.O.B. 14152 Jerusalem 91141 Tel : +972 2 628 23 23 Fax : +972 2 627 16 52 Medienbüro: [email protected] DRUCKEREI DES LATEINISCHEN PATRIARCHATS BEIT JALA – 2012 Leitartikel NUMMER 17 NOVEMBER 2012 NEWSLETTER Warten auf die Einheit Nein, es ist kein Zufall, dass der Mond in diesem Jahr Ostern für die Katholiken und die Orthodoxen zusammenlegen wird, sondern viel- mehr die Entscheidung der Versammlung der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes, im Vorgriff auf ein Dekret, das der Heilige Stuhl noch genehmigen muss. Und in der Tat sollten die orientalischen Katholiken und die Lateiner des Bistums im Heiligen Land innerhalb der nächsten zwei Jahre den Julianischen Kalender (den der Orthodoxen) annehmen. In der Zwischenzeit können die Bischöfe diese Möglichkeit im Jahr 2013 schon einmal ausprobieren. Für das Lateinische Patriarchat war dies bereits der Fall: In seiner Diözese hatte Jordanien, Zypern und der überwiegende Teil Palästinas schon die Erfahrung gemacht, die Feste nach dem Julianischen Kalender zu ver- einheitlichen. Und dies mit Erfolg. Eine Neuheit ist dies somit vor allem für die Pfarreien des Pat- riarchats, die sich in Israel befinden (mit wenigen Ausnahmen, wie die Maroniten, und auch Jeru- salem und Bethlehem wegen des Status Quo, der die Nutzung der Heiligen Stätten unter den verschiedenen christlichen Gemeinschaften re- gelt). Diese Initiative, die so positiv erscheint, bleibt allerdings nicht ohne Folgen. Das Datum des Osterfestes zu verschieben, bedeutet auch den Anfang der Fastenzeit zu verschieben, das gleiche gilt für das Himmelfahrts- und Pfingstfest und jeden Sonntag dieser liturgischen Zeit. Für die pastorale und praktische Organisation der Diözese und den Empfang von Pilgergruppen wird dies kein geringer Aufwand sein... Bedeutet dies das Ende des „Kalender- Kampfes“ im Heiligen Land? Dies ist nicht si- cher. Aber fürs erste freuen wir uns auf die Umsetzung dieser Entscheidung und sind ge- spannt auf eine allmähliche Einheit. So wie es ein afrikanisches Sprichwort sagt: “Nach der Geduld kommt das Paradies”. Also freuen wir uns auf ein erstes konkretes Zeichen der Öku- mene. Es biete den Christen, vor allem hier in diesem Land, wo sich die Erlösung erfüllt hat, die Gelegenheit den gemeinsamen Glauben zu zeigen. Den gemischten Familien (katholische, protestantische und orthodoxe) und vor allem deren Kindern ermöglicht dies, Ostern mit bei- den Elternteilen feiern zu können. „Kleine Herde“ Schon zu lange haben sich die Christen in diesen Situationen der Trennung unwohl gefühlt und viele von ihnen haben sich vor Christus für diese Spaltung schuldig gefühlt. Schon vor drei- zehn Jahren hatten die katholischen Patriarchen des Ostens in ihrem fünften Hirtenbrief bemerkt: „Im Orient müssen wir Christen zusammengehö- ren oder wir sind keinen Christen.“ Mit anderen Worten: Die Ökumene muss der christlichen Präsenz im Nahen Osten dienen. Im Rahmen der Instabilität, die im Nahen Osten herrscht, und die Nähe zu dem benachbarten Syrien las- sen ihre Last spüren. Die Einheit ist daher drin- gend nötig für Christen dieser Region, die ge- meinsam eine „kleine Herde“ bilden (Lk 12.32). Denn die Herausforderung besteht dar- in, ein glaubwürdiges Zeugnis vor den Augen unserer Brüder und Schwestern, die an Gott glauben, den Muslimen und den Juden, zu ge- ben. Im September hat der Papst im Libanon die langjährige Sorge des Vatikans bezüglich des „tödlichen Exodus“ der Christen aus einer Region, die die Geburt des Christentums ge- sehen hat, erneut bestätigt. Die Übergabe des Apostolischen Schreibens „Ecclesia in Medio Oriente“ fördert und ermutigt unter anderem die Zusammenarbeit der verschiedenen Kirchen in der arabischen Welt. Und in diesem Geiste Christi schreibt der Papst:“Jesus vereint, die an ihn glauben und jene, die den Geist seines Vaters, nach dem Vorbild Marias, seiner Mutter, suchen.“ Christophe Lafontaine Das Lateinische Patriarchat wird das Osterfest 2013 mit den Orthodoxen feiern

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Die 17. Ausgabe des Newsletter ” JERUSALEM ” (November 2012) ist erschienen. Er steht allen, die das Heilige Land lieben und denjenigen, die es beim Lesen lieben werden, zur Verfügung. Wenn Sie den Newsletter abbestellen möchten, klicken Sie hier.

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JERUSALEMDas Heilige lanD lieben unD Diese liebe weitergeben

Lateinisches Patriarchat

von Jerusalem

www.de.lpj.org

P.O.B. 14152

Jerusalem 91141

Tel : +972 2 628 23 23

Fax : +972 2 627 16 52

Medienbüro:

[email protected]

DRUCKEREI DESLATEINISCHEN PATRIARCHATS

BEIT JALA – 2012

Leitartikelnummer 17

november 2012

n e w s l e t t e r

Warten auf die EinheitNein, es ist kein Zufall, dass der Mond in

diesem Jahr Ostern für die Katholiken und die Orthodoxen zusammenlegen wird, sondern viel-mehr die Entscheidung der Versammlung der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes, im Vorgriff auf ein Dekret, das der Heilige Stuhl noch genehmigen muss. Und in der Tat sollten die orientalischen Katholiken und die Lateiner des Bistums im Heiligen Land innerhalb der nächsten zwei Jahre den Julianischen Kalender (den der Orthodoxen) annehmen.

In der Zwischenzeit können die Bischöfe diese Möglichkeit im Jahr 2013 schon einmal ausprobieren. Für das Lateinische Patriarchat war dies bereits der Fall: In seiner Diözese hatte Jordanien, Zypern und der überwiegende Teil Palästinas schon die Erfahrung gemacht, die Feste nach dem Julianischen Kalender zu ver-einheitlichen. Und dies mit Erfolg. Eine Neuheit ist dies somit vor allem für die Pfarreien des Pat-riarchats, die sich in Israel befinden (mit wenigen Ausnahmen, wie die Maroniten, und auch Jeru-salem und Bethlehem wegen des Status Quo, der die Nutzung der Heiligen Stätten unter den verschiedenen christlichen Gemeinschaften re-gelt). Diese Initiative, die so positiv erscheint, bleibt allerdings nicht ohne Folgen. Das Datum des Osterfestes zu verschieben, bedeutet auch den Anfang der Fastenzeit zu verschieben, das gleiche gilt für das Himmelfahrts- und Pfingstfest und jeden Sonntag dieser liturgischen Zeit. Für die pastorale und praktische Organisation der Diözese und den Empfang von Pilgergruppen wird dies kein geringer Aufwand sein...

Bedeutet dies das Ende des „Kalender-Kampfes“ im Heiligen Land? Dies ist nicht si-cher. Aber fürs erste freuen wir uns auf die Umsetzung dieser Entscheidung und sind ge-spannt auf eine allmähliche Einheit. So wie es ein afrikanisches Sprichwort sagt: “Nach der Geduld kommt das Paradies”. Also freuen wir uns auf ein erstes konkretes Zeichen der Öku-mene. Es biete den Christen, vor allem hier in diesem Land, wo sich die Erlösung erfüllt hat, die Gelegenheit den gemeinsamen Glauben zu zeigen. Den gemischten Familien (katholische, protestantische und orthodoxe) und vor allem deren Kindern ermöglicht dies, Ostern mit bei-den Elternteilen feiern zu können.

„Kleine Herde“Schon zu lange haben sich die Christen in

diesen Situationen der Trennung unwohl gefühlt und viele von ihnen haben sich vor Christus für diese Spaltung schuldig gefühlt. Schon vor drei-zehn Jahren hatten die katholischen Patriarchen des Ostens in ihrem fünften Hirtenbrief bemerkt: „Im Orient müssen wir Christen zusammengehö-ren oder wir sind keinen Christen.“ Mit anderen Worten: Die Ökumene muss der christlichen Präsenz im Nahen Osten dienen. Im Rahmen der Instabilität, die im Nahen Osten herrscht, und die Nähe zu dem benachbarten Syrien las-sen ihre Last spüren. Die Einheit ist daher drin-gend nötig für Christen dieser Region, die ge-meinsam eine „kleine Herde“ bilden (Lk 12.32).

Denn die Herausforderung besteht dar-in, ein glaubwürdiges Zeugnis vor den Augen unserer Brüder und Schwestern, die an Gott glauben, den Muslimen und den Juden, zu ge-ben. Im September hat der Papst im Libanon die langjährige Sorge des Vatikans bezüglich des „tödlichen Exodus“ der Christen aus einer Region, die die Geburt des Christentums ge-sehen hat, erneut bestätigt. Die Übergabe des Apostolischen Schreibens „Ecclesia in Medio Oriente“ fördert und ermutigt unter anderem die Zusammenarbeit der verschiedenen Kirchen in der arabischen Welt.

Und in diesem Geiste Christi schreibt der Papst:“Jesus vereint, die an ihn glauben und jene, die den Geist seines Vaters, nach dem Vorbild Marias, seiner Mutter, suchen.“

Christophe Lafontaine

Das Lateinische Patriarchatwird das Osterfest 2013 mit den Orthodoxen feiern

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Diözese: Aktuelles aus dem H.L.Patriarch Twal: Eine Pilgereise ins Hl. Land,um „unseren Glauben wieder zu beleben…“

„Eine Pilgerreise zu den Hl. Stätten und zu den „lebendigen Steinen“ ist ein exzellenter Weg, seinen Glauben zu beleben“, erklärte Seine Seligkeit, Patriarch Fouad Twal, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, am 13. Oktober, in einem offiziellen Statement während der laufenden Synode: Die Neuevangelisierung zur Verbreitung des christlichen Glaubens. Diese Vorschläge wurden vor Papst Benedikt XVI und 241 Kardinälen und Bischöfen gemacht, die sich zum neunten Generalkongress der Bischofssynode versammelt hatten und die bis zum 28. Oktober im Vatikan stattfand.

Der Patriarch, der auch der Präsident der arabischen Bischofskonferenz ist, nutzte die Gelegenheit zu erklären, dass eine Pilgerreise es dem Gläubigen ermöglicht, „die kulturellen, historischen und geographischen Umfelder, in denen die Mysterien unseres Glaubens geboren wurden, besser zu verstehen“.

Das heißt, dass Pilgerreisen im Jahr des Glaubens (beginnend mit dem 11. Oktober 2012 bis November 2013) als Teil der „Neuevangelisierung“ unterstützt werden.

Patriarch Twal ist überzeugt, dass eine effektive Glaubensreise in Jerusalem beginnen muss, „bei der ersten christlichen Gemeinde, die in der Person Christi verankert war.“ Sind nicht die Christen des Hl. Landes direkte Nachfahren der frühesten christlichen Gemeinde und unserer Glaubensväter?“

Bei anderer Gelegenheit betonte Patriarch Twal, dass die Gläubigen des Hl. Landes die Besuche anderer Christen sowohl in materieller als auch spiritueller Hinsicht bräuchten.

Tatsächlich sind Pilgerreisen auf den Spuren Christi immer eine Bestärkung für die örtlichen Gemeinden gewesen –„ eine Minderheit innerhalb der Verschiedenheit der Gläubigen“, die oft „introvertiert und ängstlich“ sind. … Vor allem nach den jüngsten Aggressionen gegen sie. Laurent Charnin

Der Patriarch wird in den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden berufenAm 29.September, berief der Hl. Vater Mitglie-der und Berater in den Päpstlichen Rat für Ge-rechtigkeit und Frieden. Seine Seligkeit, Fouad Twal, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, wurde als einer der neuen Mitglieder des Rates ernannt. Der Päpstliche Rat für Gerechtigkeit und Frieden ist eine Abteilung der römischen Kurie. „Der Päpstliche Rat will Gerechtigkeit und Frieden in der Welt fördern, im Lichte des Evangeliums und der Soziallehre der Kirche“.

Entweihung des Franziskanerklosters auf dem Berg Zion:Die AOCTS ist bestürztDie Versammlung der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes drückt ihre tiefe Betrof-fenheit aus, nachdem am 2. Oktober morgens an der Eingangstür des Franziskanerklosters am Berg Zion in Jerusalem hebräische Graffiti entdeckt wurden. Das Kloster befindet sich in der Nähe des Abendmahlsaals.

Christen erneut Zielscheibe religiöser IntoleranzErneut wurde eine christliche Kirche in Jerusa-lem Opfer religiösen Vandalismus. Am 9. Ok-tober traf es die rumänisch-orthodoxe Kirche St. Georg am Rande des jüdisch-orthodoxen Viertels Mea-Shearim. Unbekannte warfen Steine, Flaschen und Abfälle auf die Kirche, so die Meldung der israelischen Polizei.

Kondolenz andas Armenisch-Orthodoxe PatriarchatDas Lateinische Patriarchat von Jerusalem und die Ordinarien des Heiligen Landes drücken den orthodoxen Armeniern im Heiligen Land ihre aufrichtige Anteilnahme zum Tod Seiner Seligkeit Patriarch Torkom II. Manoogian aus, der dem Armenischen Patriarchat von Jerusa-lem seit 1990 vorstand. “Wir alle werden ihm als überaus weisen und mit der katholischen Kirche im Heiligen Land eng verbundenen Freund, ein ehrendes Andenken bewahren”.

200.000 Euro aus Frankreichfür die GeburtskircheDer französische Generalkonsul Frédéric De-sagneaux und der Berater des Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde für christliche Angelegenheiten, Ziyad Al Band-ak, unterzeichneten am 17. Oktober, in der Muqatah in Ramallah ein Finanzierungsab-kommen in Höhe von 200.000 Euro zwischen Frankreich und der Palästinensischen Autono-miebehörde. Die Summe dient der Restaurie-rung eines Teils der Geburtskirche (vor allem des Daches), die als eine der ältesten Kirchen der Welt seit 2008 auf der Liste der einhun-dert meist gefährdeten Kulturdenkmäler und seit dem 29. Juni 2012 auf der Liste des Welt-kulturerbes der UNESCO steht.

Solidaritätsbekundung für den Respekt der Heiligen Stätten: Weihbischof William Shomali zu Besuch in der Al Aksa Moschee

Am 4. Oktober besuchte William Shomali, Weihbischof von Jerusalem, die Al Aksa Moschee, um dem Großmufti Mohammad Hussein und dem Großmagistraten Abdel Adhim Salhab seine Dankbarkeit für die vielen freundschaftlichen Gesten der Solidarität seitens der muslimischen Gemeinde, infolge der jüngsten Profanierungen christlicher heiliger Stätten, zum Ausdruck zu bringen.

Dieses Treffen von sehr hohem symbolischen Charakter fand auf der Esplanade der Moscheen, dem drittheiligsten Ort für Muslime, statt. Weihbischof William Shomali dankte dem Großmufti Mohammad Hussein und dem Großmagistraten Abdel Adhim Salhab für die zahlreichen Zeichen der Unterstützung und Solidarität angesichts der Schändungen christlicher heiliger Stätten der letzten Wochen, wie die des Trappistenklosters von Latrun vom 4. September und des franziskanischen Konvents auf dem Zionsberg vom 2. Oktober.

Der Weihbischof versicherte den Muslimen ebenfalls seine volle Unterstützung für den Respekt ihrer heiligen Stätten, und spielte damit auf die täglichen Attacken von Siedlern an, die mit Gewalt in das Innere der Moschee einzudringen versuchen. Schließlich drückte Weihbischof Shomali im Namen der christlichen Gemeinde seine Solidarität aus und verurteilte alle blasphemischen Taten, die die religiösen Gefühle der Muslime verletzten, wie der ungeheuerliche Film „Die Unschuld der Muslime“.

Ebenfalls an diesem Besuch beteiligt waren der orthodoxe Erzbi-schof Atallah Hanna und zwei Pries-ter des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem: Pfarrer George Ayub und Pfarrer Issa Hijazine.

Amélie de la Hougue

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Das Heilige lanD lieben unD Diese liebe weitergeben s e i t e 3

Diözese: Nachrichten aus dem H.L.

Buchpräsentation von Pater Rafiq Khoury in Galiläa

Am8.Oktober wurde in Amman / Jordanien ein Symposion abgehalten, zu dem sich eine große Zahl von Bischöfen als Repräsentanten der verschiedenen Kirchen, Priester, Mönche, Nonnen, Ordensangehörige und weltliche Mos-lems aus dem gesamten Königreich zu einer Konferenz über das Apostolische Schreiben „Ecclesia in Medio Oriente“ versammelte.

Pfarrer Rifa’at Bader, Direktor des Katholischen Medienzentrums, wies darauf hin, dass das Symposium das Ziel verfolge, über dieses wichtigste von der Kirche und dem Vatikan herausgegebene Dokument über die Christen des Nahen Ostens zu diskutieren. Dieses Dokument wird als Botschaft an alle Einwohner der Region gesehen, damit sie im interreligiösen Dialog Fortschritte erzielen können. Pfarrer Bader verurteilte alle anti religiösen Aktionen in Jerusalem.

Dr. Kamel Abu Jaber, Direktor des „Royal Institute“, betonte, wie das Christentum den Islam angenommen und verteidigt habe; der Islam habe die arabischen Christen als eines der wichtigsten Elemente seiner Kultur angenommen.

Erzbischof Giorgio Lingua, Apostolischer Nuntius in Jordanien, betonte, dass der interreligiöse Dialog, wie er von Papst Benedikt XVI beschrieben wird, nicht von pragmatischen politischen oder sozialen Überlegungen diktiert wurde, sondern dass er einer theologischen Basis in Übereinstimmung mit unserem Glauben entstammt.

Bischof Maroun Lahham, Patriarchalvikar für Jordanien, erläuterte die grundlegenden Prinzipien in diesem Päpstli-chen Dokument, die von besonderem Interesse für den Nahen Osten sind.

Laurent Charnin(mit abouna.org)

Pfarrer Rafiq Khoury vom Lateinischen Patriarchat veröffentlichte vor kurzem sein 15. Buch mit dem Titel „Auf dem Weg zu einer tief verwurzelten Theologie in der Erde unseres Landes“, das er am 28. September in Nazareth und am 29. September in Shefaamer vorstellte. Es ist der erste von vier Bänden einer neuen vierteiligen Reihe, die den gemeinsamen Titel tragen: „Für offene Grenzen zwischen Zeit und Ewigkeit“, 551 Seiten, veröffentlicht vom Kulturzentrum Al-Liqà in Betlehem.

Das neue Buch ist eine Sammlung von 21 Vorträgen, Artikeln, Predigten, Interventionen und Dokumenten, die Pater Rafiq in den vergangenen 30 Jahren in verschiedenen Ländern (im Heiligen Land, Libanon, in Frankreich, Italien, Deutschland) verfasst und in zahlreichen Sprachen vorgetragen hat. Alle haben ein zentrales Thema: die Notwendigkeit, unseren Glauben fest in unserer Zeit und unserem Lebensraum, in unserer Geschichte und unserer Kultur, im Leben und im Kontext eines jeden Gläubigen und einer jeden Gemeinde zu verwurzeln, damit er wahrhaftig und fruchtbar werde.

In Nazareth wurde das Buch von Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo vorgestellt, der auf einige bedeutende Kapitel dieses neuen Volumens aufmerksam machte, und dann vor allem die Grundideen des Denkens und der kulturellen und pastoralen Aktivitäten von Pfarrer Rafiq hervorhob: „Eine große Liebe zur Ortskirche, eine große Leidenschaft für die Kultur des Landes,

eine unerschütterliche Aufrichtigkeit und unbeirrbare Glaubwürdigkeit in seinem Denken, seinem Ausdruck und seinem Schreiben. Jede Auffassung und jedes Wort von Pfarrer Rafiq“, so der Bischof weiter, „wurde von ihm selbst tief in seinem Herzen durchlitten und in seiner Erfahrung durchlebt, bevor es niedergeschrieben wird. Daher strahlen die Bücher dieses Denkers und Schriftstellers eine Kraft und Glaubwürdigkeit aus, die den Leser faszinieren.“

In Shefaamer war es der Journalist Professor Ziad Shlewet, der das neue Buch vorstellte. Er kennt Pfarrer Rafiq und seine Publikationen aus der Zeit ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit in der lokalen pastoralen Synode. Professor Shlewet erläuterte den außerordentlichen Wert des neuen Buches, indem er von den Lebensetappen des Autors selbst ausging, der in den verschiedenen Phasen seiner Aufgabe als Priester, Denker und Lehrer einmalige Erfahrungen gesammelt hatte, die man, um der Kirche und der Gesellschaft willen, bewahren muss und die nicht verloren gehen dürfen. Er warf auch ein ganz besonderes Licht auf die Kapitel im Buch, die von dem Auftrag handeln, eine christliche Deutung der Ereignisse in unserem Land und der Rolle der Christen im öffentlichen Leben anzuregen.

Text von Z.S.

Apostolisches Schreiben in Jordanien präsentiert

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Diözese: Pastorale Aktivitäten und Liturgisches Leben

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Syrien zu erwähnen. „Sie leiden unter Hunger, Wassermangel, Hitze, schlechten Lebensbedingungen, Verzicht, Langeweile, Verzweiflung, Wüstensand und bald werden sie auch unter der Kälte leiden.“ Am 27. September war in der Kapelle des Französischen Hospitals in Nazareth eine feierliche Messe abgehalten worden. Bischof Giacinto Boulos Marcuzzo, Patriarchalvikar von Nazareth, war der Zelebrant gemeinsam mit einer Gruppe von Priestern verschiedener Riten. Fast 150 Menschen kamen, unter ihnen die Schwestern der Nächstenliebe aus Nazareth und Haifa, Krankenhausdirektoren, Ärzte, Schwestern, die Belegschaft und viele Freunde aus Nazareth und der Umgebung. In seiner Predigt konzentrierte sich Bischof Marcuzzo auf drei markante Punkte im Leben und der Arbeit von St. Vincent, dem großen Mann aus dem 17. Jahrhundert: Nächstenliebe, Evangelisierung der Armen und Bildung.

Laurent Charnin

Die Ritter aus den Bretagne und der Normandie:Vigil mit Fackeln in NazarethAm 13. Oktober 2012, erlebten 52 Ritter und Damen, Pil-ger aus der Bretagne, der Normandie und anderen Regi-onen begleitet von S.E. Raymond Centène (Bischof von Vannes), am Ende ihrer Pilgerreise einen besonderen Abend in Nazareth.

Haifa: der lateinische Pastoralrat startetDie Pastoralräte, die der Diözese und die der Pfarreien, sind von der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführte neue Strukturen. Im Heiligen Land wurden diese Institutionen hauptsächlich von der pasto-ralen Diözesansynode der katholischen Kirchen (2000) gefördert. Trotz seiner Bedeutung und Notwendigkeit ist die Einführung dieser Institutionen in unseren Kirchen vor allem wegen einer gewissen kulturellen Mentalität keine leichte Aufgabe. Daher ist die Schaffung eines neuen Pastoralrats sehr wichtig.

Das Fest von St. Vincent de Paul (1581 – 1660) wird in der Kirche am 27. September gefeiert, und im Besonderen im Französischen Hospital in Nazareth. In Jerusalem wurde das Fest am Samstag, den 29. September im Hospiz von St. Vincent de Paul gefeiert. Beide Messen waren sehr gut besucht. In seiner Predigt betonte Bischof William Shomali die große Persönlichkeit von St. Vincent de Paul : “ Viele in der Welt: Priester, Ordensleute und Laien, sind von seiner Spiritualität begeistert. Tatsächlich ist St. Vincent, ihr Vorbild, ein Riese in der Welt der Nächstenliebe.“ An wen richtet sich diese Nächstenliebe, wenn nicht an die Armen? Aber wer sind die Armen von heute? Eines ist gemäß dem Weihbischof von Jerusalem sicher: „Ihre Zahl und der Prozentsatz steigen. Kriege sind die Ursache von Armut in der Welt. Aber nicht nur Kriege. Es gibt auch Dürre, Korruption, Verschwendung, Eigennutz und schlechte Verteilung der Güter.“ Es ist unmöglich, in diesem Zusammenhang nicht die Hunderttausende von Flüchtlingen aus

Das Ökumenische Institut von Tantur feiert sein Jubiläum (1972-2012)Das Ökumenische Institut Tantur organisierte von 26. bis 27. Oktober 2012 ein Seminar, um sein 40jähriges Jubiläum (1972-2012) zu feiern: Hoffnung auf Einheit: die Ökumene heute leben. Wir feiern 40 Jahre Tantur.

Der Karmel in Haifa feiert die Heilige Teresa von AvilaDie Heilige Teresa von Avila ist im Heiligen Land nicht so populär wie z.B, die Heilige Thérèse von Lisieux. Aber an den Wurzeln des Ordens, dessen Gründerin sie war, und so auch auf dem Berg Kamel in Haifa wird sie sehr verehrt und genießt ein hohes Ansehen. Jedes Jahr wird so ihr Festtag in der Kirche des Karmelittenklosters auf dem Berg Karmel feierlich begangen.

Fest der Jungfrau Maria, Königin von Palästina:Das Heilige Land eröffnet das Jahr des GlaubensDie Versammlung der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes haben beschlossen, das Jahr des Glaubens offiziell und gemeinsam anlässlich des Festes der Seligen Jungfrau Maria, Königin von Palästina und Patronin des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem und des gesamten Heiligen Landes zu eröffnen. Das Pontifikalamt fand am 28. Oktober 2012 im Wallfahrtsort von Deir Rafat statt.

St. Vincent de Paul, ein wahres Fest der Liebe

Drei Tage mit dem Heiligen Franziskus von AssisiDrei besondere Ereignisse prägten die ersten Oktobertage der Kustodie des Heiligen

Landes: der Transitus des Hl. Franziskus, das Hochfest des Hl. Franziskus und die Wiederaufnahme des akademischen Schuljahres. Zahlreiche Gläubige und Freunde nahmen an den drei Feierlichkeiten der Franziskanerbrüder und der Schüler der Seminare teil. Am Abend des 3. Oktober war die katholische Pfarrkirche „St. Salvatore“ anlässlich der ersten Vesper zum Fest des Hl. Franziskus voll besetzt. Der Kustos, P. Pierbattista Pizzaballa, präsidierte die festliche Zeremonie. Fünfzehn Franziskanerbrüder verschiedener Nationalitäten erneuerten an diesem Abend ihre zeitlichen Gelübde. Der Höhepunkt der Feier war die Erinnerung an den Transitus des Pater Seraphicus, die im Dunkeln bei Kerzenlicht von einem Diakon auf der Empore vorgetragen wurde. Der weitere Abend verlief auf der Terrasse der Franziskaner, wo die Schüler der drei Seminare - des franziskanischen, des salesianischen und des lateinischen von Beit Jala – einen freundschaftlichen Abend des gemeinsamen Austauschs verbrachten, begleitet von Tänzen und Gesangsauftritten. Darunter eine bezaubernde Interpretation des „Segensgebets für Bruder Leo“ des mehrstimmigen Chors der Franziskanerbrüder. Das Hochamt des Hl. Franziskus am 4. Oktober wurde einer Tradition zufolge vom Prior der Dominikaner, P. Guy Tardivy, präsidiert. Konzelebriert haben der Kustos, P. Pierbattista Pizzaballa, Weihbischof William Shomali, der maronitische Bischof El Haj Moussa, der melkitische Bischof Joseph Zreiei und der armenische katholische Bischof Joseph Kelekian. Anwesend waren auch mehrere Regierungs- und Konsulatsvertreter aus Jerusalem. Der Dominikanerpater Keven sprach in seiner Predigt in englischer Sprache über das Schlüsselelement des Hl. Franziskus, seine Einfachheit. Am 5. Oktober feierte P. Pizzaballa für die Lehrer und Studenten des „Studium Biblicum Franciscanum“, des „Studium Theologicum Jerosolymitanum“ und des „Studium Theologicum Salesianum“ die Hl. Messe zum Studienbeginn des akademischen Jahres 2012-2013. Andreas Bergamini

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Die Diözese im Nahen Osten und in der WeltInterview mit Weihbischof William Shomali zur aktuellen Lage im Nahen Osten und im Heiligen Land

Ordensverleihung für den Koordinator von« Réseau Barnabé »S.E. General Bernard Fleuriot, französischer Statthalter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem hat Jean-François Canteneur, dem Koordinator von Réseau Barnabé, am 12. Oktober 2012 mit dem Verdienstkreuz al Merito ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wird Personen verliehen, die nicht dem Ritterorden angehören, die sich aber durch ein ganz besonderes Engagement für das Heilige Land ausgezeichnet haben.

Tag des pastoralen Auftakts für die Katecheten in JordanienEine lebendige Kraft innerhalb der Kirche des Heiligen Landes bilden seit jeher die Katecheten in den Pfarreien und in den Schulen. Bischöfe, Pfarrer und Direktoren bieten diesen engagierten Gläubigen eine Reihe besonderer Aktivitäten an. Zu Beginn des neuen Schuljahres wird in jeder Region ein Tag mit spirituellen und kulturellen Angeboten organisiert, der mit dem biblischen Namen Tag der „Sendung“ genannt wird.

Versammlung der Direktoren der Patriarchatsschulenin Palästina„Wie können wir unseren Glauben leben?“ Unter diesem Motto fand in diesem Jahr, dem Jahr des Glaubens, die zweitägige spirituelle Besinnungstagung der Direktoren der Patriarchatsschulen statt. Vom 27. – 28. September hatten 15 Direktoren die Möglichkeit, gemeinsam im Gästehaus des “Sanctuaire d’Ortas“ in Bethlehem über verschiedene Glaubensthemen nachzudenken, die sich auf ihre berufliche Stellung beziehen.

Auch in Ramleh wird das Festdes Heiligen Franziskus gefeiertDieses Jahr wurde das Fest des Hl. Franziskus von Assisi am 5. Oktober in Ramleh auf sehr feierliche, volkstümliche und seel-sorgliche Art gefeiert. Der Pfarrer der katholischen Pfarrei, P. Ab-delmasih Fahim, OFM,hatte Bischof Giacinto-Boulos Marcuzzo, Patriarchalvikar von Israel, zur Feier der Hl. Messe und Segnung der neuen pastoralen Initiativen eingeladen.

1) Mahmoud Abbas wünscht sich, die Generalversammlung der Vereinten Nationen möge eine Resolution verabschieden, die den palästinensischen Staat als einen Nicht-Mitgliedsstaat (Observer State) der UNO zu betrachten. Er hat außerdem um eine „verpflichtende“ Resolution der UNO gebeten, die die Basis eines Friedensvertrages schaffen soll. Was halten Sie davon?

Ein Staat Palästina ist international schon so gut wie anerkannt. Wenn also Mahmoud Abbas jetzt die Forderung stellt, den palästinensischen Staat als einen Nicht-Mitgliedsstaat der UNO anzuerkennen, stuft er im Grunde das Niveau seiner Forderung ab. Er beansprucht weniger als das, was international schon als selbstverständlich gilt. Übrigens bin ich der Meinung, dass Mahmoud Abbas das Recht hat, auf verpflichtende Grundlagen für zukünftige Verhandlungen zu bestehen. Wenn es keine sichere Plattform für die Wiederaufnahme der Friedensgespräche gibt, wird man wieder viel Zeit verlieren. Man hat ja schon zahlreiche Verhandlungen ohne Ergebnisse geführt, weil die Prinzipien nicht klar waren.

2) Israel fordert eine „klare rote Linie“ bezüglich der Frage der Urananreicherung von Seiten Teherans. Wie stehen Sie dazu?Ich möchte diese Frage an die erste anknüpfen. Mahmoud Abbas verlangt eine „klare grüne Linie“, das heißt eine Linie, die Israel und Pa-

lästina deutlich trennt, da wir in diesem Land ein Problem der Grenzen haben. Benyamin Netanyahu besteht auf einer roten Linie für den Iran. Ich glaube, dass diese beiden Linien voneinander abhängen. Wenn Israel den Palästinensern das geben würde, was ihnen zusteht, mit ande-ren Worten zu einer Rückgabe der 22% der besetzten Gebiete bereit wäre, und damit die grüne Demarkationslinie zwischen Israel und Paläs-tina feststeht, würde dies den Frieden im Nahen Osten begünstigen, und der Iran hätte keinen Grund mehr für eine Atombombe gegen Israel.

3) In seiner Willkommensrede an den Papst hat der melkitische Patriarch Gregor Laham III auf der Notwendigkeit einer Rege-lung des israelisch-palästinensischen Konflikts bestanden: „Die Anerkennung des palästinensischen Staates (…) würde den Weg für einen wahren arabischen Frühling ebnen“. Ist dies auch Ihre Meinung?

Der arabische Frühling ist nicht ausschließlich an die palästinensische Frage gebunden. Interne Probleme in den arabischen Ländern wie Armut, Arbeitslosigkeit, Korruption der Regierungen etc. sind der Hauptgrund der Unruhen. Es ist sicherlich wahr, dass ein Zugeständnis eines unabhängigen Staates für die Palästinenser die Beziehungen zwischen den arabischen Staaten entlasten würde, was natürlich wünschenswert ist. Es wird mehr Ausgeglichenheit im Nahen Osten geben, wenn endlich Frieden zwischen Israel und Palästina geschlossen wird. Aber dies wird noch lange nicht die demokratischen und ökonomischen Forderungen stilllegen, die die arabischen Völker zur Auflehnung gegen ihre Staatschefs und Machtinhaber drängen.

4) Der Konflikt in Syrien hat sich dramatisch festgefahren. Was tun, Ihrer Meinung nach? Wie reagiert die Diözese des Lateinischen Patriarchats auf die Flüchtlingsströme und kann sie sie aufnehmen?

Das syrische Problem geht über die Grenzen Syriens hinaus. Im Inneren Syriens führen Protagonisten einen Krieg. Sie kommen aus dem Iran, der Türkei, den Golfstaaten wie Qatar und Saudi-Arabien. Es ist ein Konflikt mit viel größeren Dimensionen. Für mich ist es ein brudermörderischer und absurder Krieg, in dem es keinen Gewinner geben wird und letztendlich alle verlieren werden. Alles, was das Pat-riarchat leisten kann, ist humanitäre Hilfe. Die jordanische Caritas arbeitet Hand in Hand mit den anderen internationalen christlichen Hilfs-organisationen zusammen, um den syrischen Flüchtlingen zu helfen, die jetzt unter schwierigsten Bedingungen wie der Hitze im Sommer, der herannahenden Kälte im Winter und unzumutbaren hygienischen Zuständen leiden. Sowohl die Caritas wie auch die anderen Organi-sationen können all diese Bedürfnisse nicht decken. Das Drama dieser halben Million von Flüchtlingen, die zum Neuen Jahr auf 700.000 steigen wird, ist ein sehr ernstes Problem, das unsere Kapazitäten in der Diözese übersteigt. Die beste Lösung wäre natürlich, den Konflikt zu beenden. So würde man viel Leid vermeiden.

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s e i t e 6 newsletter — JERUSALEM

5) Was bedeutet Ihnen als Bischof die Reise des Papstes in den Libanon, was bringt sie den Gläubigen im Heiligen Land ganz konkret? Welche neuen Aufgaben ergeben sich Ihrer Meinung nach aus dieser Reise?

Ich glaube, man darf sich von diesem Papstbesuch nicht unmittelbare Früchte erwarten. Es ist wie mit einem Baum, den man pflanzt: er wird erst in ein paar Jahren Früchte tragen. Der Besuch des Papstes war ein ganz herausragendes Ereignis. Er war gekommen, um den Christen des Nahen Ostens seine Solidarität zu bezeugen. Er ist trotz aller pessimistischer Vorhersagen aufgrund des syrischen Dramas hierhergekommen. Sein Mut und sein unerschütterlicher Wille die Reise dennoch anzutreten, hat uns sehr aufgebaut. Benedikt XVI. hat uns sehr viel zur moralischen Ermutigung gegeben. Jetzt sollten wir das Apostolische Schreiben lesen, das im Grunde die Botschaft und Vorschläge, die 2010 in der Synode für den Nahen Osten verfasst worden waren, nochmals intensiver wiederholt. Von nun an müssen wir mit uns selbst konsequenter sein, als Bischöfe und christliche Völker eine Einheit bilden.

Dieses Apostolische Schreiben wird uns für die kommenden Jahre, ich würde fast sagen, für die nächsten 50 Jahre, von unermesslichem Nutzen sein. Das ermutigende Schreiben will uns auf klare Weise die Richtlinien unseres christlichen Verhaltens im Bezug auf uns, im Bezug zu den anderen christlichen und nicht-christlichen Kirchen, und zu der muslimischen und jüdischen Welt aufweisen. Dieses Schreiben nimmt auch Stellung zum Emigrationsproblem der Christen im Nahen Osten. Wir finden darin also solide Vorschläge und Lösungen für viele Probleme, unter denen die Christen, die im Nahen Osten leben, leiden.

6) In der vergangenen Zeit haben vermehrt anti-christliche Aktionen wie das Zerreißen des Neuen Testaments oder die Schändung des Latrun-Klosters etc. die christliche Gemeinde im Heiligen Land bestürzt. Sehen Sie darin ein Wiederaufleben von Spannungen und Drohungen? Wäre ein Gesetz zum Verbot dieser blasphemischen Taten sinnvoll?

Wenn man die Nachrichten liest, hört man überall, in Afrika, in Asien und sogar in Europa, von interreligiösen Spannungen. Man muss dennoch einen Unterschied in der Mentalität zwischen dem Westen und dem Nahen Osten feststellen, wo die Konsequenzen und Reaktionen nicht miteinander vergleichbar sind. Anti-Blasphemie-Gesetze aufzustellen ist eine gute Idee, aber ich bin dafür, dies auf internationalem Niveau der UNO durchzuführen. Wir brauchen eindeutige Gesetze, die den Respekt vor den Religionen garantieren, und Sanktionen gegen diejenigen, die die religiösen Heiligtümer anderer profanieren oder religiöse Symbole attackieren. Ein Gesetz ohne Sanktion ist kein rechtschaffenes Gesetz.

7) Ende Oktober beginnt in der Diözese des Lateinischen Patriarchats das Jahr des Glaubens. Wie ist Ihre Einschätzung hinsichtlich des Praktizierens der Gläubigen? Was hat sich die Diözese für dieses Jahr vorgenommen?

Es besteht die Gefahr, den Glauben ausschließlich für eine Gesamtheit religiöser Wahrheiten zu halten, an die man glauben muss. Der Glaube ist nicht einfach nur ein Bund von Dogmen. Der Glaube ist ein besonderes Licht, das einem von Gott geschenkt wird, und dank dessen man viel tiefer, viel weiter, viel höher sehen kann. Der Glaube ist ein Licht, aber auch eine Kraft, die es uns erlaubt, nach dem zu leben, was wir sehen und glauben.

Unsere Gemeinden im Nahen Osten laufen oft Gefahr, den Glauben als eine Art der Identifikation zu sehen: man ist entweder Christ oder Muslim oder Jude. Die Religion wird zu einer sozialen Etikette. Wir wollen aus dieser Definition des Glaubens herauskommen, um ihn wieder als Beziehung zu Gott zu sehen und zu leben. Eine Beziehung des Vertrauens, basierend auf der Tatsache, dass Gott allmächtig ist, dass Er mich liebt und dass Er mir helfen kann. Genau diese Beziehung hatte Jesus zu den Kranken, die Er heilte. Sie haben Ihn darum gebeten, und Er war imstande, sie zu retten, da Er sie liebte. Das ist der Glaube, den wir meinen: ein Glaube, der uns durch Freundschaft an Gott bindet.

8) Vom Jahr des Glaubens zu sprechen bedeutet auch vom Zweiten Vatikanischen Konzil zu sprechen: welches Erbe sollen wir heute besonders pflegen und gerade hier im Heiligen Land hervorheben?

Wir leben nun ein halbes Jahrhundert nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Das Zweite Vatikanische Konzil war wichtig, aber seitdem sind viele Synoden einberufen worden, um das Erbe dieses Konzils zu vertiefen. Man darf die nachfolgenden Synoden nicht vernachlässigen, da sie sich mit wichtigen Themen beschäftigen, wie zum Beispiel dem Sakrament der Eucharistie oder dem Wort Gottes. Man muss das Zweite Vatikanum in Betracht ziehen, da es eine Grundlage für eine neue Kirche geschaffen hat, die sich auf das 21. Jahrhundert vorbereitet. Aber man muss sich auch mit den Synoden und post-synodalen Schreiben befassen, wahre Schätze, die wir von unseren letzten Päpsten empfangen haben.

9) Wie beurteilen Sie die Dynamik der Neuevangelisierung und welche Erwartungen stellen Sie an die nächste Synode?

Die Neuevangelisierung wurde besonders für die westlichen Länder ins Leben gerufen, wo der traditionelle Glaube dramatisch sinkt. Man bezeichnet diese Länder aufgrund ihres Glaubensrückgangs nach- bzw. post-christlich; es ist die Folge einer Zeit, die geprägt war von Anti-Christentum und Anti-Geistlichkeit und die sich heute in Atheismus, Entchristianisierung und religiöse Indifferenz wandelt.

Die Synode möchte besonders in Europa und Nordamerika das christliche Bewusstsein der Menschen wieder erwecken, die es in diesen Ländern verloren haben.

Gleichzeitig dient die Synode auch den Ländern im Nahen Osten, wo der Glaube – wie schon erwähnt – oft bloß eine gesellschaftliche Etiquette oder Tatsache ist. Wir spüren hier das dringende Bedürfnis, den Glauben unserer Christen zu vertiefen, wie es sich die Synode selbst zur Aufgabe gemacht hat.

Ich möchte ein Beispiel anführen: selbst diejenigen, die sonntags in unseren Pfarreien zur Messe gehen, haben oft Schwierigkeiten, große Schwierigkeiten sogar, zu verzeihen, und empfangen die Heilige Kommunion, als ob nichts gewesen wäre.

Eine Neuevangelisierung dreht sich nicht nur um den Glauben selbst, sondern auch darum, wie man seinen Glauben als einen tiefen, bereichernden Glauben leben kann: einen Glauben leben, der verzeihen kann und nicht nur auf den Gang zur Sonntagsmesse, auf Fasten und Enthaltsamkeit beschränkt bleibt… einen Glauben leben, der von mir verlangt, Dienste freiwillig zu tun, zu spenden und zu verzeihen. Wir brauchen diese Synode für unsere Christen.

Ich sehe eine innige Beziehung zwischen dem Jahr des Glaubens und der Synode, die wir in den nächsten Tagen erwarten.

Interview von Christophe Lafontaine

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Das Heilige lanD lieben unD Diese liebe weitergeben s e i t e 7

Feierlichkeiten, religiöse und nationale, konkrete Formen an. „Wir haben auch gute Beziehungen mit den Muslimen, mit denen wir Momente der Reflexion über verschiedene Themen, wie „das Zusammenleben“ oder „die Kommunalwahlen“, teilen“.

Das Erwachen der Vergangenheit,um die Zukunft zu gestalten

Der Priester arbeitet jeden Tag, um eine gewis-se Dynamik und Leben-digkeit in der Pfarrei und in der nahe gelegenen Patriarchatsschule bei-zubehalten: Begegnun-gen mit den christlichen Brüdern der Universität, mit den Ministranten, mit den Frauenausschüs-sen, mit Mitgliedern der Legio Mariae, mit meh-reren Chören, Studenten etc... mit einer Vielzahl von Aktivitäten, um auf die verschiedenen Bedürfnisse der Gemeindemitglieder ein-zugehen und um die Herzen zu bekehren. In diesem Monat eröffnet die Pfarrei ein Museum für Archäologie im Herzen des Pfarrhauses. „Zusätzlich zu unserem Museum“, sagt Pfarrer Louis, „ können wir auch einen umfassende Fotografieausstel-lung, die einen Überblick über das Leben in der Pfarrei von Bir Zeit nach 1942 gibt, eröffnen“. Eine eindeutige Beziehung zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit also. Diese Fotos werden dazu beitragen, die Zukunft der neuen Genera-tionen zu stärken, in dem sie mit der Geschichte ihrer Pfarrei und ihrer Religion verankert werden.

„Solange wir unseren Glauben haben“, schließt der Pfar-rer, „haben wir Vertrauen in die Zukunft unserer Jugend, die wir täglich begleiten“. Ein Wort der Hoffnung in einer Zeit, in der sich die Kirche des Heiligen Landes darauf vorbereitete, das Jahr des Glaubens in Deir Rafat, am Sonntag, den 28. Oktober, mit dem Fest Unserer lieben Frau, Königin von Paläs-tina, zu eröffnen. Amélie de La Hougue

Um mehr zu erfahren, besuchen sie unsere Seite www.lpj.org :

•DasLateinischePatriarchataufFacebook…in7Sprachen!

•AOCTS : Es besteht keine Vereinbarung zwischen der Kirche und den israelischen Behördenbezüglich des Mauerbaus im Tal von Cremisan (23. Oktober 2012)

•DieOlivenernte:eineErfahrungvonFreudeundSchmerz(23.Oktober2012)

•JerusalemsneueStraßennamen(23.Oktober2012)

•GeneralaudienzinRom:DerPapstfügtdiearabischeSprachehinzu(15.Oktober2012)

•Hirtenbrief der Katholischen Ordinarien des Heiligen Landes für das Jahr des Glaubens (15.Oktober 2012)

•Das1.BulletinderPatriarchatsschulenindenplästinensischenGebieten(9.Oktober2012)

Bir Zeit: Renovierung in der Pfarrei der Unbefleckten Empfängnis

Projekte des Lateinischen Patriarchats

Vor über 150 Jahren, im Jahre 1859 gegründet, ist die Pfarrei von Bir Zeit (25 km nördlich von Jerusalem) eine der ersten vier Gemeinden, die nach der Wiedereinrichtung des Lateinischen Patriarchats 1847 gegründet wurden. Auf Initiative des Lateinischen Patriarchats kommen nun die Renovierungsarbeiten an der Kirche zum Abschluss, was es den 2500 in der Stadt lebenden Christen ermöglichen wird, sich über verschiedene Aktivitäten in ihrer Pfarrei freuen zu können. Das Lateinische Patriarchat ist dabei, die im Frühsommer gestarteten Renovierungsarbeiten abzuschließen: die Entwicklung des Gebäudes nach den Richtlinien der Gesetzgebung, die Erneuerung der elektrischen Anlage, die Kabel vor der Kirche unter die Erde legen . Nach Meinung des Pfarrers, Louis Hazboun, sind die Arbeiten abgeschlossen und erlauben nun eine bessere Aufnahme der Gemeindemitglieder.

Heute sind es 2.500 Gemeindemitglieder, aber...

Bir Zeit - der Name bedeutet „Ölzisterne“ - ist ein Dorf in der West-Bank, umgeben von Olivenbäumen, bewohnt von ungefähr 4500 Menschen, überwiegend Christen, hauptsächlich orthodoxe. Die lateinischen Katholiken, die zur Pfarrei der Unbefleckten Empfängnis gehören, sind etwa 2500. Eine „stabile“ Anzahl, laut dem Pfarrer „,die aber eher zur Abnahme wegen des Weggangs vieler junger Menschen tendiert.“ Die Stärken von Bir Zeit sind zweifellos die Patriarchatsschule und die Universität, an denen die überwiegende Mehrheit der jungen Gemeindemitglieder studiert. Grund zur Hoffnung, dass die jungen Menschen nach ihrem Schulabschluss einen Job in der Region finden. Und tatsächlich, so Pfarrer Hazboun, „finden am Ende ihres Studiums eine Reihe von Absolventen Arbeit in Ramallah. Andere übernehmen den Beruf ihres Vaters.“

„Aber viele finden keine Arbeit und sehen sich der Ungewissheit der Zukunft gegenüber. So treffen sie die schmerzhafte Entscheidung auszuwandern. Infolgedessen bleiben viele ältere Frauen mit ihren Töchtern alleine zurück“.

Eine katholische Minderheit mit guten Beziehungenzu den Nachbarn

„Wir haben gute ökumenische Beziehungen“, sagt Pfarrer Louis, „sowohl mit den Orthodoxen als auch mit den Anglikanern“. Diese Beziehungen nehmen in verschiedenen

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Der Ritterorden vom Heiligen Grab

Die Statthalterei von Portugal auf Pilgerreise im Heiligen Land

Vom 25. September bis zum 4. Oktober besuchten 75 Pilger der Por-tugiesischen Statthalterei des Ritter-ordens vom Hl. Grab das Hl. Land. Im Rahmen dieser Pilgerreise wurden 14 Mitglieder der Gruppe von Weihbi-schof Shomali in der Grabeskirche in Jerusalem zu Rittern und Damen des Hl. Grabes investiert.

Am 25. September begann die Portugiesische Statthalterei ihre Pil-gerfahrt ins Hl. Land über Rom, wo die Teilnehmer während der Gene-ralaudienz am 26. September den päpstlichen Segen von Benedikt XVI empfingen. Die Gruppe der 75 portugiesischen Pilger wurde vom Statthalter geleitet und umfasste 5 Priester und 41 Ordensmitglieder.

Eine Reihe von Ereignissen trug zum Erfolg der Pilgerreise bei.

Am 27. September wurde der Verkündigungsbasilika in Nazareth ein portugiesisches Azulejo überreicht, das Unsere Liebe Frau der Unbefleckten Empfängnis, Königin und Patronin von Portugal, darstellt.

Am 29. September besuchte die Gruppe den Konvent der Rosenkranzschwestern in Aboud, wo die jüngsten Renovierungen von der Statthalterei finanziert wurden. Eine Gruppe der Pilger traf Pfarrer Jousef Rizeck und die Schwestern.

Am 2. Oktober fanden in der Co-Kathedrale des Lateinischen Patriarchats die Vigil und am 3. Oktober in der Grabeskirche die Investitur von zehn neuen Rittern und vier Damen mit Weihbischof Shomali statt, dessen Predigt die Anwesenden sehr bewegte. Nach der Investitur verlieh Bischof Shomali die Pilgermuschel an diejenigen Ritter und Damen, die zum ersten Mal das Hl. Land besuchten. Außerhalb der Grabeskirche wurde ein Gruppenfoto mit dem portugiesischen Botschafter in Israel aufgenommen.

Bischof Shomali lud die Gruppe zum Abendessen in das Lateinische Patriarchat. Der Statthalter und Mitglieder übergaben dem Patriarchat ein Geschenk, ein Bild Unserer Lieben Frau von Fatima, hergestellt im alten Vista Alegre, und gesegnet vom Bischof von Leira/Fatima.

Bevor die Ritter und Damen am 4. Oktober nach Portugal zurückkehrten, besuchten sie das Heiligtum Unserer Lieben Frau von Palästina in Deir Rafat. Eine Messe wurde gefeiert, und die Gruppe traf sich mit Klosterschwestern aus Bethlehem, die in dem Heiligtum mit großer Freude und missionarischem Geist ihren Dienst tun.

Der Statthalter, Gonçalo Figueiredo de Barros