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KBV KLARTEXT KLAR TEXT Das Magazin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Juni 2016 Start in die Zukunft KBV 2020: Vertreterversammlung beschließt das Positionspapier „Versorgung gemeinsam gestalten“. Ambulante Weiterbildung Zu Besuch in einer Rostocker Praxis. Kampagne „Wir arbeiten für Ihr Leben gern.“ Mit neuen Motiven ganz nah an der Öffentlichkeit. Interview mit Hans-Jochen Weidhaas „Wir wollen Gräben zuschütten, zur Zusammenarbeit einladen.

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KBV KL A R T E X TKL AR T E X TDas Magazin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Juni 2016

Start in die ZukunftKBV 2020: Vertreterversammlung beschließt das

Positionspapier „Versorgung gemeinsam gestalten“.

Ambulante WeiterbildungZu Besuch in einer Rostocker Praxis.

Kampagne „Wir arbeiten für Ihr Leben gern.“ Mit neuen Motiven ganz nah an der Öffentlichkeit.

Interview mit Hans-Jochen Weidhaas„Wir wollen Gräben zuschütten, zur Zusammenarbeit einladen.

INHALT

STANDPUNKT

Der Startschuss ist gefallen. Die KBVlässt die Vergangenheit hinter sichund blickt in die Zukunft. Auch dieser„Klartext“ beschäftigt sich mit zu-kunftsträchtigen Perspektiven: Wirstellen nicht nur das Positionspapier„Versorgung gemeinsam gestalten“vor, das die Delegierten der Vertreter-versammlung im Mai in Hamburg be-schlossen haben. Einen Schritt voraussind wir auch mit unserer Weiterbil-dungsreportage. Wir haben den Blickin eine Hausarztpraxis geworfen undherausgefunden, warum das neue För-derprogramm für die ambulante Wei-terbildung so wichtig ist.Als innovativer Ideengeber beteiligtsich die KBV auch mit zwei Bewer-bungen am Innovationsfonds, die wirden Lesern nicht vorenthalten wollen. Blicken Sie mit uns in die Zukunftdes Gesundheitswesens. Wir wün-schen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Ihre Redaktion

IMPRESSUM

KBV KLARTEXTDas Magazin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Herausgeber:Kassenärztliche BundesvereinigungDr. Andreas Gassen (Vorstandsvorsitzender der KBV, V.i.S.d.P.)

Redaktion:Meike Ackermann, Sabine Grüneberg, Christian Grothaus, Kristin Kahl, AngéliqueHerrler, Corinna Glorius, Sandra Dörder

Redaktionsbeirat:Dr. Roland Stahl

Satz: rheinschrift Christel Morische, Bad Herrenalb

Druck: Druckerei Kohlhammer, Augsburger Straße 722,70329 Stuttgart

Erscheinungsweise: vierteljährlich

Redaktionsanschrift:Kassenärztliche BundesvereinigungRedaktion KLARTEXTHerbert-Lewin-Platz 2, 10623 BerlinE-Mail: [email protected]. 030 4005-2210Fax 030 4005-2290

Titelthema

Die politische Zukunft im Fokus – das Positionspapier KBV 2020 Seite 4

Politik

X-Ray – der Vorstandskommentar Seite 5

Reportage: Spezialisten für das Allgemeine Seite 6

Themen in Brüssel: Schockbilder auf Zigarettenschachteln Seite 14

In der Nähe liegt die Kraft: Die neuen Gesichter der Kampagne Seite 16

Versorgung

KBV unterstützt Projekte für den Innovationsfonds Seite 9

Sektorenübergreifende Behandlung psychisch Kranker Seite 11

Medikationsplan kommt ab Oktober Seite 15

Interviews

Im Gespräch mit … Hans-Jochen Weidhaas Seite 12

Meldungen

Bundesnachrichten Seite 10

Aus den Kassenärztlichen Vereinigungen Seite 19

KBV KLARTEXT kostenfrei abonnieren und downloaden unter:www.kbv.de/klartext

Mehr von der KBV unter …

www.twitter.com/kbv4u

www.youtube.com/kbv4u

www.kbv.de/praxisnachrichten

www.kbv.de/kbv2go

Foto Titelseite: IPGGutenbergUKLtd/istock/Thinkstock

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THEMENAUSWAHL

Start in die politische ZukunftDie Vertreterversammlung der KBVhat im Mai in Hamburg das Positions-papier „Versorgung gemeinsam ge-stalten“ beschlossen. Es liefert Re-formvorschläge zu den Themen Si-cherstellungsauftrag, KV und Kran-kenhaus, Attraktivität des Arztberufessowie Koordination der Inanspruch-nahme medizinischer Leistungen. Das

Positionspapier ist der erste von dreiBausteinen des Programms „KBV2020“, mit dem das KV-System ge-schlossen in die politische Zukunftstarten möchte. Hinzu kommen sollenin diesem Jahr eine Überarbeitung derKBV-Satzung und 2017 eine gemein-same Positionierung des KV-Systemszur Bundestagswahl. ab Seite 4

Reportage zur ambulanten WeiterbildungIn der Rostocker Gemeinschaftspraxis Schmarl wird ambulante Weiterbildungvorgelebt: Allgemeinarzt Dr. Thomas Maibaum betreut bereits die fünfte Ärz-tin in Weiterbildung. Die Reportage zeigt, was das kürzlich von KBV, Deut-scher Krankenhausgesellschaft und dem Spitzenverband der gesetzlichen Kran-kenversicherung vereinbarte Förderprogramm konkret bedeutet und warum dieAngleichung der Vergütung auf den Standard der Krankenhäuser überfälligwar. Ab 1. Juli werden 8.500 Stellen gefördert. ab Seite 6

Weidhaas: „KBV ist zurück am Verhandlungstisch“

Kampagne mit neuen Gesichtern An über 2.000 Standorten zeigen Ärzte und ihre Patienten, Kollegen oder Pra-xisnachfolger seit dem Frühsommer Gesicht und demonstrieren auf Großflä-chenplakaten das aktuelle Thema der Kampagne: Nähe. Die Kampagne „Wirarbeiten für Ihr Leben gern.“ von KBV und Kassenärztlichen Vereinigungengeht damit bereits ins fünfte Jahr. ab Seite 16

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Hans-Jochen Weidhaas ist psycholo-gischer Psychotherapeut und seit2010 Vorsitzender der KBV-Vertreter-versammlung. Im Interview spricht erüber das neue Programm „KBV2020“, die Rückkehr zur Sacharbeitund plädiert für das Ende von Lager-denken und Grabenkämpfen: „Wir

müssen die Brücke schlagen zwischenambulant und stationär und zwischenden Fachärzten und Hausärzten.“ Waser zu den Vorschlägen hinsichtlich derSatzungsreform sagt und was er sichvon den diesjährigen VV-Wahlen er-hofft, sagt er im Interview.

ab Seite 12

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Die politische Zukunft im FokusDie Delegierten haben auf der Vertreterversammlung der KBV in Hamburg das Positionspapier „Versorgunggemeinsam gestalten“ beschlossen. Ein erster Schritt hin zum Konzept KBV 2020.

Die Bevölkerung wird immer älter, die Krankheitsbilderwerden immer komplexer, chronische Erkrankungen neh-men zu. Demgegenüber stehen begrenzte finanzielle Res-sourcen und sinkende Arztzahlen. Für das System derKassenärztlichen Vereinigungen (KVen) wird es immerschwieriger, den Sicherstellungsauftrag zu erfüllen. Des-halb müssen Lösungen her. Das Programm KBV 2020 sollden Weg in die Zukunft der Versorgung weisen. Einen ers-ten Schritt in diese Richtung ist die Vertreterversammlung(VV) der KBV im Mai auf ihrer Sitzung in Hamburg ge-gangen. Sie hat mit dem Positionspapier „Versorgung ge-meinsam gestalten“ den Startschuss zum Programm KBV2020 gegeben.

Sicherstellungsauftrag

Das Papier beinhaltet ein klares Bekenntnis des KV-Sys-tems zum Sicherstellungsauftrag gemäß Fünftem Sozial-gesetzbuch. „Er ist wesentliches Element der solidari-schen Krankenversicherung, wie wir sie heute haben undwie wir sie auch künftig erwarten“, sagte der KBV-Vor-standsvorsitzende Dr. Andreas Gassen auf der VV. Dochdie Rahmenbedingungen sollten deutlich offener gestaltetwerden. Da es gerade für die Sicherstellung in struktur-schwachen Regionen kein Patentrezept gebe, müsse den

KVen eine dynamischere Gestaltung erlaubt sein. Regio-nale Lösungen sollten aus maximal flexiblen Baukästenentwickelt werden. „Dazu könnten durchaus wieder kas-senspezifische Gesamtverträge gehören“, so Gassen.Mehr Flexibilität sei auch für neue Behandlungsmodellenötig, die bessere Schnittstellen zwischen ambulanter undstationärer Versorgung ermöglichen sollten. Wichtig seizudem eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen,bis hin zur beratenden Unterstützung durch die KVen beider Entwicklung von Infrastruktur, öffentlichem Perso-nennahverkehr und Wirtschaftsförderung.

KV und Krankenhaus

„Es mag vielen nicht gefallen, aber es ist schon heuteklar, dass wir die 2.000 Kliniken in diesem Land so nichthalten können. Schlichtweg, weil es viel zu teuer ist, nichtalle benötigt werden und weil es bei einigen auch Proble-me in der Versorgungsqualität gibt“, stellte Gassen in sei-ner Rede klar. In dem Positionspapier bietet das KV-Sys-tem daher seine Hilfe an, Klinikstrukturen dort sinnvollabzubauen, wo es überschüssige Kapazitäten gibt. Beleg-ärzten käme dann eine stärkere Rolle zu.Darüber hinaus müsse enger mit den Krankenhäusern zu-sammengearbeitet werden. Kooperationen seien beim

(Foto: Grüneberg)

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Not- und Bereitschaftsdienst sowie in der Weiterbildungmöglich.

Attraktivität des Arztberufes

Mit der Förderung der Finanzierung der ambulanten Wei-terbildung hat der Gesetzgeber einen wichtigen Schritt ge-gen den drohenden Ärztemangel gemacht. Das Ziel einervollständigen Finanzierung durch die Kostenträger seiaber noch nicht erreicht, so das Papier. Dies sei aber not-wendig, um die erforderliche Zahl von Vertragsärzten und-psychotherapeuten für die ambulante Versorgung gewin-nen zu können. Das KV-System fordert zudem die Einfüh-rung des Fachs „Praxisführung“ an den Universitäten undmöchte weiterhin mit den Freiheiten der Niederlassungwerben.Neben Kooperationen mit nichtärztlichen Gesundheitsbe-rufen sollen auch Optionen zur Förderung und Entwick-lung von Delegationsmodellen entwickelt werden. „Wirhaben ein Interesse daran, dass speziell ausgebildetes Per-sonal uns in unserer Arbeit unterstützt. Gerade im haus-ärztlichen Bereich hat sich das bereits bewährt. Teamar-beit und Vernetzung sind auch für uns Schlagworte derZukunft“, so Gassen. Schon jetzt seien KBV und KVen eine gestaltende Kraft bei der Digitalisierung des Gesund-heitswesens. IT und Telemedizin sollen im Hinblick aufdie Versorgung und Nachwuchsgewinnung, die Teambil-dung und Sicherstellung weiterentwickelt und gefördertwerden. „Man wirft uns immer wieder vor, Bremser zusein. Das sind wir mitnichten. Wir achten auf die Einhal-tung von Datenschutz – denn Datensicherheit ist Patien-tensicherheit. Davon werden wir keinen Millimeter abrü-cken“, betonte Gassen.

Koordination der Inanspruchnahme medizinischerLeistungen

Neue Wege schlagen KBV und KVen auch für die gesetz-liche Krankenversicherung vor. Der Sicherstellungsauf-trag sei in Zeiten des demografischen Wandels langfristignur durch die Koordination der Inanspruchnahme medizi-nischer Leistungen zu erfüllen. Der Vorschlag: Patientenkönnten sich für einen von drei Wahltarifen entscheidenund damit festlegen, ob sie freien Zugang zu allen Ver-tragsärzten und -psychotherapeuten haben wollen, odersich durch ihren Hausarzt überweisen lassen. Überweisun-gen – so sieht es das Positionspapier vor – sollten künftigbis zu vier Quartale lang gültig sein und vor allem Chro-nikern das regelmäßige Organisieren einer neuen Über-weisung ersparen.

Weitere Schritte

Der nächste Schritt auf dem Weg zum GesamtkonzeptKBV 2020 soll noch in diesem Jahr gemacht werden: Diegrundlegende Überarbeitung der KBV-Satzung. Der letzteSchritt ist dann eine gemeinsame Positionierung des KV-Systems zur Bundestagswahl. Meike Ackermann

Titelthema

X-RAYSelbst verwaltung braucht FreiheitZu Recht erwarten Politik und Ge-sellschaft, dass KBV und KVenKonzepte und Strategien entwickeln, wie die ambu-lante Versorgung „zukunftsfest“ gemacht werdenkann. Doch die Politik muss der ärztlichen und psy-chotherapeutischen Selbstverwaltung auch die Frei-heit lassen, gestalten zu können. Danach sieht esleider überhaupt nicht aus, wenn man die jüngsten Gesetzesinitiativen Revue passieren lässt. Versteckthinter wohlklingenden Titeln wie Versorgungsstär-kungsgesetz oder gar Selbstverwaltungsstärkungs -gesetz tauchen immer mehr Eingriffe in die Selbst-verwaltung auf. Zugleich werden Krankenhaus-strukturen, selbst wenn sie wirtschaftlich nichtmehr tragbar sind, einseitig gestützt und gestärkt. Trotz dieser schwierigen Bedingungen hat die Ver-treterversammlung der KBV innovative Ideen ent-wickelt mit dem Ziel, die Versorgung der Patientenin Deutschland auch zukünftig zu sichern. „Rausaus den Gräben“, könnte etwas salopp formuliertunsere Aufforderung lauten. Wir wollen mit denKrankenhäusern zusammenarbeiten, um die Patien-ten optimal zu versorgen. Unsere Gesellschaft wirddank des medizinischen Fortschritts älter – und üb-rigens insgesamt auch gesünder. Aber gerade in denletzten Lebensjahren nehmen chronische undschwere Erkrankungen zu. Um hier zu helfen, müs-sen die medizinischen und pflegerischen Professio-nen zusammen wirken. Ich habe großen Respekt da-vor, was die Delegierten unserer Selbstverwaltunghier program matisch erarbeitet haben. Beeindruckt hat mich während der Klausurwochen-enden unsere Einigkeit darüber, dass wir unnötigeinterne Auseinandersetzungen meiden wollen. Umes zu betonen: Aufklärung ist wichtig und notwen-dig, wenn es Fehler in der Vergangenheit gegebenhat. Aber wir dürfen nicht in der Rückschau verhar-ren. Lösungen werden von uns verlangt. Die Vertre-terversammlung weiß das. Deshalb hat sie auch beiden eigenen Strukturen einen Innovationsprozessgestartet. Noch in diesem Jahr wollen wir eine neueSatzung beschließen – modern, fair und effektiv.Auch wenn sich diese im bestehenden Rahmen desFünften Sozialgesetzbuches bewegt, formulierenwir an den Gesetzgeber auch Wünsche. Der wich-tigste, weil drängendste: Keine weiteren Fesseln fürdie Selbstverwaltung!

Dr. Andreas Gassen

Der Vorstands -kommentar

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Spezialisten für das AllgemeineKathrin Müller hat sich für eine Weiterbildung in Allgemeinmedizin in einer ambulanten Praxis entschieden.Die meisten ihrer Kommilitonen hingegen bleiben in der Klinik. Das überarbeitete Förderprogramm, das zum1. Juli in Kraft tritt, soll das ändern. Ein Besuch in einer Rostocker Hausarztpraxis.

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Dienstagvormittag, die wagenradgro-ße Wanduhr in der Rostocker Ge-meinschaftspraxis Schmarl zeigt10:20 Uhr. Seit acht Uhr behandelndie Ärzte ihre Patienten. In dem groß-zügigen, lichtdurchfluteten Wartezim-mer sitzen die Patienten, durch großeFenster ist die Silhouette der Platten-bauten des Stadtteils Schmarl zu se-hen. In der Praxis herrscht eine ruhigeGeschäftigkeit. Pünktlich um 10:30Uhr erscheint Dr. Thomas Maibaum,einer der beiden Praxisinhaber. DieBegrüßung mit den Arzthelferinnenist herzlich, Geburtstagsglückwün-sche werden ausgetauscht, der Chefmacht einen entspannten Eindruck.Das ist nicht selbstverständlich.Schließlich ist er nicht eben erst vomFrühstückstisch aufgestanden und ge-mütlich zur Arbeit gefahren, sondernhat schon am Morgen in der Zweig-praxis auf dem Land und in einemPflegeheim einige Stunden lang Pa-tienten behandelt. Zweimal in derWoche pendelt er die 25 Kilometerzwischen Rostock und Gelbensande,schafft den Spagat zwischen der klei-nen Landarztpraxis mit zwei Ärztenund zwei Schwestern und dem 13-köpfigen Team in der SchmarlerHauptpraxis.

Wenige Minuten später stößt auchKathrin Müller dazu. Die 34-Jährigeist als Ärztin in Weiterbildung in derSchmarler Praxis angestellt. In Mai-baum hat sie trotz seines jungen Al-ters einen erfahrenen Anleiter gefun-den. Vier Ärztinnen und Ärzte in Wei-terbildung zum Facharzt für Allge-meinmedizin hat der 41-Jährige be-reits ausgebildet.

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Bewusste EntscheidungMüller hat sich bewusst dazu ent-schieden, Hausärztin zu werden. Siereizt das breite Spektrum an Patientenund Aufgaben. Damit unterscheidetsie sich von den meisten Medizinstu-dierenden. 90 Prozent machen ihreFacharztausbildung ausschließlich imKrankenhaus statt in der niedergelas-senen Praxis.

Fast immer gleicher Ansicht mit dem Chef: Kathrin Müller läuft kurz vor Ende ihrerWeiterbildung als vollwertige Ärztin in der Praxis mit.

Zwischen den Terminen: Als Anleiter, Ratgeber und Motivator steht Dr. Thomas Maibaum seiner Kollegin stehts zur Seite undlässt sie an seinen Erfahrungen teilhaben.

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Das Bild des Hausarztes ist von Vor-urteilen geprägt und gegen eines da-von, nämlich das des Allgemeinmedi-ziners als Universaldilettant, wehrtsich Maibaum: „Allgemeinmedizinermüssen meiner Meinung nach nichtmehr und nicht weniger gelernt habenals jeder Spezialist. Letzterer geht indie Tiefe, wir gehen in die Breite.“Das Bild des Hausarztes muss sichhin zu einem Spezialisten für das All-gemeine ändern, findet Maibaum. Umfragen ergeben auch weiterhin:Nur etwa zehn Prozent des Nach-wuchses können sich vorstellen, haus-ärztlich tätig zu sein. Dabei werdenbis zum Jahr 2021 etwa 50.000 Haus-und Fachärzte altersbedingt aus derambulanten Versorgung ausscheiden.Die Versorgungslücke, die sich damitauftut, muss geschlossen werden. Dasist auch der KBV, dem Spitzenver-band der Gesetzlichen Krankenversi-cherung (GKV) und der DeutschenKrankenhausgesellschaft bewusst.Unter Beteiligung des Verbandes derPrivaten Krankenversicherung undder Bundesärztekammer haben siedeshalb bereits im Jahr 1999 das För-derprogramm der Weiterbildung inder Allgemeinmedizin ins Leben ge-rufen. Seitdem sind die Fördergelderund -stellen im ambulanten Bereichgestiegen und auch die Politik hat dasProblem erkannt: Mit dem im Som-mer 2015 verabschiedeten GKV-Ver-

sorgungsstärkungsgesetz wurde derRahmen geschaffen, die Zahl der zufördernden Stellen in der ambulantenWeiterbildung von 5.000 auf mindes-tens 7.500 Stellen jährlich anzuheben.Zusätzlich sind künftig 1.000 Förder-stellen pro Jahr im Bereich der grund-versorgenden Fachärzte vorgesehen.

Integriert in das Praxisteam

11:15 Uhr: Der Apotheker von schräggegenüber taucht im Türrahmen auf.Man kennt sich, arbeitet nicht nur beider Medikationsplanung zusammen,teilt sich einen Besprechungsraum. Es

ist auch dieses Miteinander – imTeam und fachübergreifend – dasMüller dazu bewegte, als Allgemein-medizinerin in die ambulante Versor-gung zu gehen. Die gute Zusammen-arbeit im Team hat es ihr auch er-leichtert, sich nach dem klinischenTeil ihrer Ausbildung in der Universi-tätsmedizin Rostock in Schmarlschnell in die Praxisabläufe einzuar-beiten. Das ist für angehende Ärzteungewohnt. Denn die meisten absol-vieren Famulatur, Praktisches Jahrund Weiterbildung in der Klinik undwerden anschließend auf einer derStationen übernommen. Den Alltag inder Praxis eines niedergelassenenArztes erleben sie nicht. „Finden siesich dann in der Praxis wieder, stellensie fest, dass das, was in der Klinikwunderbar funktioniert hat, nur be-dingt in den ambulanten Bereich zuübertragen ist.“ Gerade darum sei es wichtig, Berüh-rungspunkte schon während des Stu-diums zu schaffen. Maibaum plädiertdeshalb für ein Pflichtquartal Allge-meinmedizin: „Ich finde es total legi-tim, wenn jemand kein Allgemeinme-diziner werden möchte. Aber die Stu-dierenden sollten einen Einblick indas Fach bekommen. Mir haben diedrei Monate Chirurgie im PraktischenJahr auch nicht geschadet, obwohl ich

Politik

Blickt auf über zehn Jahre Erfahrung mit Kollegen in Weiterbildung zurück: Maibaumvor dem Zeitstrahl der Gemeinschaftspraxis Schmarl zum 25jährigen Jubiläum.

Die Nähe zum Patienten und das breite Spektrum reizen Müller an der Weiterbildungzur Allgemeinmedizinerin.

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wusste, dass ich kein Chirurgwerden will“. Dass es nochweiterer Faktoren bedarf, umden Nachwuchs für die Nieder-lassung zu begeistern, weißauch er. Der geplante Ausbauder Kompetenzzentren sei fürihn ein wesentlicher Punkt, umIdentität zu stiften und Aus-tausch zu ermöglichen. Längstüberfällig war zudem die An-passung des Gehalts. Ab 1. Juli erhalten Allgemein-ärzte in Weiterbildung 4.800Euro Fördergeld monatlich.Bislang waren es 3.500 Euro.Dies soll die Attraktivität desFaches noch weiter erhöhen. AuchMüller freut sich. Sie kann von derAngleichung noch profitieren, wenn-gleich ihr Chef ihr schon jetzt freiwil-lig ein höheres Gehalt zahlt.

Abstecher auf’s Land

Patientin Annemarie Stappen kommtum 11:45 Uhr zur Routineuntersu-chung. Normalerweise ist sie bei Mai-baum in Behandlung, doch wenn dereinmal verhindert ist, kümmert sichauch Müller um die 86-Jährige. „Mei-ne junge Kollegin steht kurz vor demEnde ihrer Weiterbildung und läuftdeshalb bereits als vollwertige Ärztinin der Praxis mit“, sagt Maibaum.Doch der Unterstützung ihrer erfahre-nen Kollegen kann sie sich immer ge-wiss sein. Das alte Bild des Allge-meinmediziners als Einzelkämpfer –für die junge Ärztin stimmt das sonicht mehr. Im Gegenteil sieht sie ei-ne echte Entwicklung hin zu mehrVernetzung und Austausch. „Ich findees wichtig, dass man Kontakt unter-einander hat und weiß, man stehtnicht alleine da.“ Die Integration inein Team und die Möglichkeit, als an-gestellte Ärztin flexibel und ohneSchichtdienst zu arbeiten, geben ihrauch als Mutter von zwei Kindernmehr Sicherheit. Gerade im Hinblick auf die Femini-sierung der Medizin müssen Organi-sationsstrukturen neu gedacht werden.Die klassische Einzelpraxis ist nurnoch ein Modell unter vielen, zwi-

schen denen der Medizinernachwuchsheute wählen kann. Und keine dieserOptionen bedeutet, dass eine eigeneNiederlassung ausgeschlossen bleibt.Auch Müller behält sich diese Per-spektive vor und wird sich in den ver-bleibenden Monaten ihrer Weiterbil-dung verstärkt in der Gelbensander

Neuerungen bei der Förderungder ambulanten WeiterbildungÄnderungen 2016Ab dem 1. Juli erhöht sich die Fördersumme für dieWeiterbildung im ambulanten Bereich von 3.500 auf4.800 Euro im Monat. Damit haben die KBV, derGKV-Spitzenverband und die Deutsche Kranken-hausgesellschaft eine Angleichung an die Vergütungim Krankenhaus erreicht. Auch die Zahl der zu för-dernden Stellen wurde angehoben. Bundesweit wer-den nun mindestens 7.500 Förderplätze pro Jahr an-geboten. Bislang waren es 5.000. Darüber hinauswird es künftig auch 1.000 Förderstellen im fach-ärztlichen Bereich geben. Finanziert wird die Förde-rung jeweils zur Hälfe von den Kassenärztlichen Ver-einigungen und den Krankenkassen.

Auswahl der FacharztgruppenWelche Facharztgruppen gefördert werden, entscheiden die KVen gemeinsammit den Krankenkassen vor Ort. Dabei richten sie sich nach dem jeweiligen Ver-sorgungsbedarf. Zudem muss es sich um Facharztgruppen handeln, denen inder regionalen Weiterbildungsordnung eine ambulante Weiterbildungszeit vonmindestens 24 Monaten anerkennt. KVen und Krankenkassen haben bis zum1.Oktober Zeit, sich über die zu fördernden Facharztgruppen zu einigen. An-dernfalls gelten die im Gesetzeskommentar genannten Facharztgruppen Kin-der- und Jugendmedizin, Frauenheilkunde und Augenheilkunde.

Förderung in unterversorgten GebietenWie bereits vor der Gesetzesänderung erhalten Ärzte in Weiterbildung weiterhinin unterversorgten Gebieten 500 Euro zusätzlich zur Fördersumme. Sind sie in vonUnterversorgung bedrohten Gebieten angestellt, erhalten sie 250 Euro zusätzlich.

Landpraxis einbringen. Be-sonders freut sie sich auf diejüngeren Patienten, denn dieEinwohner des 1.000-Seelen-Dorfes kommen auch mit ih-ren Kindern zum Allgemein-arzt. Der nächste Kinderarztist mindestens 25 Kilometerentfernt und für viele schwerzu erreichen. „Es reizt micheinfach, noch einmal ein an-deres Bild zu bekommen alsin der Stadt.“ In Rostock ist um 12 Uhr dasWartezimmer leer, AnnemarieStappen hat als letzte Patien-tin ihr Rezept entgegengenom-

men und die Schwestern bereiten dienächste Sprechstunde am Nachmittagvor. Auf dem Empfangstresen wartenFormulare auf Maibaums und MüllersUnterschriften. Viel Zeit bleibt dafürnicht, denn die große Wanduhr erin-nert an die Teambesprechung in derMittagspause. Kristin Kahl

Für seine Patienten genauso wie für die Angestellten da:Allgemeinmediziner Dr. Thomas Maibaum.

Dipl.-Med. Regina Feldmannverkündete die Neuerungenauf der jüngsten Vertreter-versammlung.

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KBV-Pläne für den Innovationsfonds Die KBV unterstützt die Idee des Innovationsfonds. Gemeinsam mit Partnern werden deshalb zwei exempla-rische Umsetzungsvorhaben entwickelt: Zum einen Ideen für die Versorgung bei psychischen Erkrankungenund zum anderen ein Projekt gegen wachsende Antibiotika-Resistenzen.

Nachdem es Innovationsprojekte imGesundheitssystem bisher schwer hat-ten und ausschließlich auf der Grund-lage wettbewerblicher Ansätze nichtdie gewünschten Effekte erzielten,will der beim Gemeinsamen Bundes-ausschuss (G-BA) aufgelegte Innova-tionsfonds Versorgungsverbesserun-gen fördern.

Bessere Versorgung von seelisch ErkranktenDie KBV arbeitete zusammen mit ei-ner Kassenärztlichen Vereinigung(KV) und mehreren Berufsverbändenin den vergangenen Monaten konzer-tiert an einer Blaupause für eine bes-sere Versorgung psychischer und neu-rologischer Erkrankungen. Konkretgeht es im ersten Vorschlag um denverbesserten Zugang zur Akutversor-gung für Patienten mit seelischen Er-krankungen sowie erweiterte Angebo-te der Kurzzeit- und Gruppentherapie.Kernelement ist dabei eine besserefachspezifische Koordinierung alleran der Versorgung beteiligten Ge-sundheitsberufe.

„Der Innovationsfonds will Modellefür neue Versorgungsformen fördern,die über die bisherige Regelversor-gung hinausgehen“, sagt Dr. BernhardGibis, Leiter des KBV-Dezernats Ver-träge und Versorgungsmanagement.„Hierzu machen wir konkrete Vor-schläge.“ Endlich bekomme das Ge-sundheitswesen ein „Forschungs- undEntwicklungsbudget“. Man wolle denFonds gemeinsam mit den KVen zurVersorgungsverbesserung nutzbar ma-chen.

Kampf gegen Resistenzen bei Antibiotika Das zweite Projekt zielt auf die Ver-meidung von Antibiotikaresistenzenab. Hierbei sind elf KVen beteiligt.Man wolle durch eine rationale Arz-neimitteltherapie die Entwicklungvon Resistenzen vermeiden und ein-schränken, so Gibis. Die (unangemes-sene) Verordnung von Antibiotika,beispielsweise bei grippalen Infekten,könne durch gezielte Informationsan-gebote deutlich reduziert werden.Diese Angebote für den Routinealltag

zu erproben und bei erfolgreicher An-wendung in die breite Versorgung ein-zuführen, sei Gegenstand des Vorha-bens. Das Thema sei von hoher ge-sundheitspolitischer Relevanz undgreife einen Beschluss der G7-Konfe-renz der führenden Industrienationenund eine WHO-Strategie auf.Mit dem Innovationsfonds stellt dieBundesregierung bis 2019 jährlich300 Millionen Euro zur Verfügung.Die Mittel werden von den gesetzli-chen Krankenkassen und aus dem Ge-sundheitsfonds getragen. Derzeit lau-fen mehrere Förderwellen, für die un-ter anderem Krankenkassen, KVen,Krankenhäuser, Fach- und Berufsver-bände, aber auch Praxisnetze Anträgeeinreichen können. Ein Innovations-ausschuss beim G-BA entscheidetüber die Vergabe der Fördermittel. ImOktober wird klar sein, welche Anträ-ge bewilligt wurden. S. Grüneberg

➔ weitere Informationenwww.kbv.de/html/innovationsfonds.php

Versorgung

(Foto: © fotolia/Coloures-pic)

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Terminservicestellen

Nachfrage weiterhin verhalten

Geriatrie

Spezialgeriatrische Diagnostik im EBMBerlin (ah) – Zum 1. Juli 2016 wirddie spezialisierte geriatrische Diag-nostik in den Einheitlichen Bewer-tungsmaßstab (EBM) aufgenommen.Dafür tritt zeitgleich eine entspre-chende Qualitätssicherungsvereinba-rung in Kraft. In den Verhandlungenmit dem Spitzenverband der gesetzli-chen Krankenversicherung und derDeutschen Krankenhausgesellschaftkonnte die KBV durchsetzen, dass dieSteuerung der geriatrischen Versor-gung in den Händen der niedergelas-senen Ärzte verbleibt. Vertragsärzteund ermächtigte Geriatrische Insti-tutsambulanzen, die die Qualitätsan-forderungen erfüllen und über eineGenehmigung der Kassenärztlichen

Vereinigung verfügen, können damitdie spezialisierte Diagnostik überneh-men und die neuen EBM-Leistungenabrechnen. Dabei überweist der nie-dergelassene Arzt nach einer Vorab-klärung an die spezialgeriatrischeVersorgung weiter. Eine Praxisinformation der KBV dazukann unter www.kbv.de/mediathek heruntergeladen werden.

Buch-Tipp

Deutschland draußenEin halbes Jahr langbegleitete der Re-porter Jasper FabianWenzel den libane-sisch-stämmigen Dr.Armin Ballouz, derals Landarzt prakti-ziert. Nach seiner

Flucht vor dem Bürgerkrieg in seinerHeimat im Alter von 17 Jahren ist Bal-louz mittlerweile einer der weniger wer-denden Ärzte in der Uckermark und un-ersetzlich für seine Patienten. Auch fürdie Asylbewerber in der Umgebungwurde er zur wichtigen Anlaufstelle. Ih-re Betreuung weckt in ihm Erinnerun-gen an die eigene Flucht aus der Hei-mat in die damalige DDR. WenzelsBuch berichtet über Ballouz’ Lebens-geschichte und den Arztalltag in derUckermark, über seine Werte im Um-gang mit Patienten und seine Haltunggegenüber der Integration von Flücht-lingen in die Gesellschaft. (ah)„Deutschland draußen: Das Leben desDr. Armin Ballouz, Landarzt“ (Ver lagdtv, ISBN: 978-3-423-26096-1) ist für14,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

BundesArztsuche-App

Smartes Reisegepäck Wer im Urlaub einen Arzt benötigt, wirdmit der BundesArztsuche-App der KBVschnell fündig: Der umfassende Ser-vice bietet die Möglichkeit, einen Arztunter den deutschlandweit rund165.000 ambulant tätigen Vertragsärz-ten und -psychotherapeuten zu su-chen. Per Standortsuche werden dieErgebnisse auf der Landkarte ange-zeigt und beinhalten Informationen zuÖffnungszeiten und Kontaktmöglich-keiten. Auch Terminerinnerungen undeine Favoritenliste lassen sich mit ei-nem Klick einrichten. (sag)Die BundesArztsuche ist kostenlos beiGoogle Play oder im App Store erhält-lich.

Angeklickt undaufgeblättert

KBV kontrovers

Diskussionsrunde zum MedikationsplanBerlin (cg) – Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „KBV kontrovers“ richtet dieKBV am 6. Juli um 12.30 Uhr in Ihrem Haus am Herbert-Lewin-Platz 2 dienächste „kontroverse Mittagspause“ aus. Zum rhetorischen Schlagabtausch tre-ten der KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann und der Präsident derBundesvereinigung deutscher Apothekerverbände, Friedemann Schmidt an.Das Thema: „Medikationsplan und Co.: Was bringt das E-Health-Gesetz?“ Erwartet werden zirka 150 Gäste, um Anmeldung wird gebeten. Zum Hinter-grund: Ab dem 1. Oktober haben Versicherte, die gleichzeitig mindestens dreiverordnete Arzneimittel anwenden, Anspruch auf einen Medikationsplan. Weitere Informationen: www.kbv.de/html/medikationsplan.php

Berlin (ah) – Die Anfang Mai gezoge-ne 100-Tage-Bilanz der KBV zum Be-trieb der Terminservicestellen (TSS)offenbarte eine nach wie vor eher ver-haltene Nachfrage. Bundesweit wur-den etwa 31.000 Facharzttermine ver-mittelt. Jeder Patient, der die Voraussetzungen erfüllte, erhielt einen Termin innerhalb der ge-setzlichen Frist. Nach Ansicht des KBV-Vor-standsvorsitzen-

den Dr. Andreas Gassen bestätigtesich erneut, dass kein tatsächlicherBedarf an den Terminservicestellenbestehe. Trotzdem seien die TSSpünktlich gestartet und würden rei-bungslos funktionieren. Die Umsetzung

der vom Gesetzgeber gefor-derten Servicestellen wur-

de durch die KV Telematik GmbH mit einem eigens entwickel-

ten Webtool unterstützt, das elf

Kassenärzt liche Vereinigungen nutzen.

(Foto: paulvelgos/fotolia.com)

(Foto: Alexander Raths/fotolia.com)

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Versorgung

Sektorenübergreifende Behandlung psychisch Kranker Von der Weiterentwicklung des Pauschalierten Entgeltsystems für Psychiatrie und Psychosomatik wird künf-tig auch die Versorgung psychisch kranker Patienten in ihrem häuslichen Umfeld betroffen sein. Hierfür entwickelten KBV und Berufsverbände bereits 2015 ein innovatives Versorgungskonzept.

Die für 2017 ge-plante Einführungdes PauschaliertenEntgeltsystems fürPsychiatrie undPsychosomatik(PEPP) in der sta-tionären Versorgungpsychisch Krankersorgte von Beginnan für Kritik – diesewar so stark, dassdas Bundesministe-rium für Gesundheit(BMG) im Februarschließlich eineKurskorrektur ver-kündete. Neben ei-ner Neuausrichtung der Entgeltgestal-tung findet auch die Versorgung psy-chisch Erkrankter in ihrer häuslichenUmgebung, das sogenannte „Home-treatment“, Berücksichtigung in denEckpunkten des BMG. Allerdings:Vertragsärzte und -psychotherapeutensind daran bisher nicht beteiligt.„Dies widerspricht grundlegend einerdringend notwendigen sektorenüber-greifenden Integration der Behand-lung psychisch Erkrankter“, so Dr.Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzen-der der KBV. Daher positioniertensich die KBV und acht Berufsverbän-de im Mai in einer Stellungnahmezum Thema Versorgung von Patientenin der Häuslichkeit. Bereits im ver-gangenen Jahr hatten sie gemeinsamein Versorgungskonzept für psychischkranke Erwachsene entwickelt, dassie nun erneut zur Sprache brachten.

Vorhandenes Lösungskonzept

Für psychisch Erkrankte ist die Be-treuung im gewohnten häuslichenUmfeld besonders wichtig, denn vieleAspekte der Erkrankung betreffenauch ihre soziale Umgebung undmüssen berücksichtigt werden, damitsie sich wieder in ihrem Leben zu-

rechtfinden. Da trotzdem auch statio-näre Aufenthalte nötig werden kön-nen, ist eine sektorenübergreifendeZusammenarbeit für die kontinuierli-che Behandlung unbedingt erforder-lich – hierfür haben die Vertragsärzteden genannten Rahmenvertrag vorge-stellt. Im Mittelpunkt des Konzeptsstehen eine intensive Kooperation vonHausärzten, Fachärzten und Psycho-therapeuten sowie ein Fallkoordinatorim lokalen Verbund. Auch Regelun-gen zur erforderlichen Qualifikationder behandelnden Ärzte und Thera-peuten sowie zur zeitnahen Überwei-sung sind darin vorgesehen.

Bestehende Kritik

Die im Rahmen des Hometreatmentsvorgesehene isolierte Behandlungdurch spezialisierte Krankenhaus-teams lehnen die KBV und die betei-ligten Berufsverbände ab. Sie plädie-ren für einen kooperativen, multipro-fessionellen Ansatz in der Versorgungpsychisch Kranker. Beispiele wie diePsychiatrie Initiative Berlin Branden-burg zeigen, dass ein Hometreatmentaus der ambulanten Versorgung her-aus angeboten werden kann und kei-nesfalls Klinikstrukturen voraussetzt.

Gassen fordertedaher den Gesetz-geber auf, „allemaßgeblichen Ak-teure der Selbst-verwaltung mit derzeitnahen Entwick-lung eines entspre-chenden sektoren-übergreifendenVersorgungskon-zeptes zu beauftra-gen“ und bot auchim Namen der be-teiligten Berufs-verbände Unter-stützung bei dessenErarbeitung an.

Lösungs vorschläge

Ziel müsse sein, den Patienten zeitna-he Termine in einer Akutsprechstundezu ermöglichen und zu einer raschenDiagnostik zu verhelfen. Umwege,Zeitverlust und unnötige Maßnahmensollen vermieden werden – eine inten-sive Kooperation aller beteiligten Ge-sundheitsprofessionen sei dabei uner-lässlich. Deshalb setzt das KBV-Kon-zept vor allem auf eine gute Koordi-nierung der Behandlung. Dabei kannes an die stationäre Behandlung sowiean eine gemeindepsychiatrische Ver-sorgung angeschlossen werden. Auchdas Hometreatment wäre darin inte-grierbar. Ein Festhalten an dessen bis-heriger Ausgestaltung ohne Beteili-gung der Vertragsärzte beziehungs-weise Vertragspsychotherapeuten füh-re jedoch zu Unwirtschaftlichkeit undVersorgungsbrüchen, so die Stellung-nahme von KBV und Berufsverbän-den. Angélique Herrler

➔ weitere InformationenLink zur Stellungnnahme:www.kbv.de/html/ 22399.php

Hand in Hand arbeiten – das ist für die Versorgung psychisch kranker Patientenbesonders wichtig. (Foto: daizuoxin/fotolia.com)

„Wir müssen raus aus den Gräben und Brücken schlagen.“Die Vertreterversammlung (VV) hat gerade ein Papier beschlossen, mit dem sie die Versorgung der Patienten zukunftsfest machen will. Hans-Jochen Weidhaas, Vorsitzender des wichtigsten Gremiums der Vertragsärzte und -psychotherapeuten, über die Fragen der Zukunft, alte Konflikte und die Aufarbeitung der Vergangenheit.

Herr Weidhaas, wie bewerten Siedie Beschlüsse, die die VV kürzlichzur Aufarbeitung der KBV-Vergan-genheit gefasst hat?

Für mich war spürbar, dass die VVdie Querelen endgültig leid ist. Siebringen uns nicht weiter und schädi-gen das ganze System der Selbstver-waltung. Das hat die VV erkannt undentsprechende Beschlüsse gefasst. Ichpersönlich bin auch froh, dass dasGanze jetzt bei der Staatsanwaltschaftund den Gerichten gelandet ist,weilich mir davon eine faire Aufklärungverspreche.

… die Sie selbst nicht leisten konn-ten?

Was ich zur Aufklärung beitragenkonnte, habe ich mit allem, was inmeiner Macht steht und mir von derSatzung erlaubt wird, getan. Den Restsollen Gerichte klären. Ich habe mehr-fach erklärt, dass ich nach bestemWissen und Gewissen und auf Basisder Empfehlungen des KBV-Justizia-riats gehandelt habe. Mein Gefühl ist,dass die Mehrheit der VV nicht mehrbereit ist, die ewigen Attacken gegenEinzelne weiter mitzutragen.

Kann nun wieder zu den Sachthe-men zurückgekehrt werden?

Das Arbeitsklima in den Arbeitsgrup-pen, in den einzelnen Ausschüssenwar immer konstruktiv. Auch unsereKlausuren …

… im Frühling in Berlin und inBlankenfelde, die die inhaltlicheMarschrichtung der KBV bis 2020vorbereiten sollten …

… waren von der Sache geprägt. Dortwurde der Anfang gemacht und zu gu-ten Umgangsformen zurückgekehrt.Das daraus hervorgegangene Positi-onspapier „KBV 2020“ stellt wichtigeWeichen für die Zukunft und setzt einZeichen: Die KBV ist zurück am Ver-

handlungstisch und widmet sich wie-der ihrer Arbeit.

Welches Thema in „KBV 2020“ se-hen Sie als das Entscheidende?

Ich sehe zwei Themen. Zunächst denBrückenschlag: Wir müssen bei denaltbackenen Konflikten Hausarzt –Facharzt und ambulant – stationärweiterkommen. Die Konfrontationen,die wir über Jahrzehnte gepflegt ha-ben, sind unsinnig geworden. Patien-ten wollen, dass die Versorgungklappt und nicht, dass sich die Lagerstreiten.

Sie argumentieren aus Patienten-sicht?

Um die geht es doch: Der Patient willungehindert zum Facharzt und zumHausarzt.Wenn er schon ins Kranken-haus muss, will er umfassend behan-delt werden. Und wenn er zurück-kommt, sollten Übergaben und dasEntlassmanagement funktionieren unddie Behandlungskette nicht unterbro-chen werden. Genau da setzt unserPositionspapier an. Wir wollen Grä-ben zuschütten, zur Zusammenarbeiteinladen.

Und das aus Ihrer Sicht zweite ent-scheidende Zukunftsthema?

Die Koordinierung der Inanspruch-nahme ärztlicher Leistungen wirdkünftig nicht zu umgehen sein. Mir istwichtig, dass es sich bei unserem Vor-schlag um die freie Wahl eines Tarif-modells handelt. Es ist kein Primär-arztmodell per Zwang, sondern einebewusste Entscheidung des Patientenfür ein Jahr.

Sie wollen Brücken schlagen. Wielässt sich der Graben zwischen am-bulant und stationär überwinden?

Es bedarf gemeinsamer Regelungen.Wir haben im Krankenhaus bisherganz andere als in der ambulantenVersorgung. Stichwort: Erlaubnisvor-behalt, Verbotsvorbehalt. Wir habenaußerdem völlig unterschiedliche Ver-gütungssysteme. Da müssen wir insGespräch kommen.

Hat die Deutsche Krankenhausge-sellschaft (DKG) schon Entgegen-kommen signalisiert?

Ich kenne Herrn Baum schon sehrlange. Er ist Politprofi und weiß sogut wie ich, es werden beide Seitenaufeinander zugehen müssen. Keinerkann seine Position pur durchbringen.Wir sollten unseren Gesprächsfadenjetzt erst einmal vertiefen. Ich betonenochmal: Wenn man die Patientenper-spektive einnimmt, ist das Einander-Annähern der nächste Schritt.

Trägt der Vorschlag, unrentableKrankenhäuser zu schließen, zurAnnäherung bei?

Die KBV bietet lediglich Hilfe dabeian, Klinikstrukturen sinnvoll abzu-bauen, wo es überschüssige Kapazitä-ten gibt. Man könnte sie gemeinsambetreiben, in MVZ oder ambulanteStrukturen überführen. Das sind jakeine schlechten Ideen. Es ist heuteschon klar, dass wir die 2.000 Klini-

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)Seit 2010 im Amt: Hans-Jochen Weid-haas, Vorsitzender der KBV-VV.

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Interview

ken in Deutschland nicht halten kön-nen, weil sie schlichtweg zu teuersind.

Im Dezember dieses Jahres endetIhre Amtsperiode. Sie sind angetre-ten mit dem Anspruch, „das PrinzipSelbstverwaltung ohne staatlicheEingriffe zu erhalten“. Kritisch be-trachtet, mischt sich das Bundesge-sundheitsministerium (BMG) stär-ker ein als je zuvor. Wie bewertenSie das?

Das ist exakt das Gegenteil von dem,was ich mir wünsche. Wir haben imvergangenen Jahr zu viel Streit produ-ziert und den Eindruck erweckt, zuwenig Kontrollmechanismen zu ha-ben. Die Querelen schreckten nichtnur den Minister auf, der sich bemü-ßigt fühlte, den Werkzeugkoffer her-vorzuholen. Aber jetzt so ein Gesetzanzuschieben, ist der falsche Weg.

Sie spielen auf das „Selbstverwal-tungstärkungsgesetz“ an …

… ein Euphemismus in sich. Ich sehedarin keineswegs eine Stärkung, son-dern vielmehr ein Gängelungswerk.Leider scheint die politische Mehrheitin diesem Land der Auffassung zusein, dass man den politischen Ein-fluss im Gesundheitswesen noch meh-ren soll. Ich habe Zweifel, ob man mitStaatsgläubigkeit am Ende eine besse-re Versorgung organisiert bekommt.

Was wollen Sie bis Dezember unbe-dingt noch erledigt wissen?

Ich fände es wichtig, dass wir die Sat-zungsdiskussion abschließen können.

In welche Richtung weisen dieÜberlegungen?

Die KBV-Satzung ist ein Versatzstückaus mehr oder weniger veraltetenTeilbereichen die man immer wiedererweitert und umgebaut hat. Das istalles ein bisschen schräg und nichtaus einem Guss, das empfinden wiralle so. Das Ergebnis einer Klausur,in der wir von einem unabhängigenJuristen beraten wurden, fließt jetzt indie kommenden zwei Satzungsaus-schusse bis zum Sommer ein.

Gibt es konkrete Vorschläge?Zentrales Element, auch aus meinerErfahrung, müsste die Stärkung derAufsicht über den KBV-Vorstandsein. Also im Grunde die Stärkungdes Amtes des VV-Vorsitzenden. Dabedarf es unbedingt einer unabhängi-gen rechtlichen Beratung von Außen.Das können nicht Leute machen, dieim System selbst abhängig beschäftigtsind. Hierüber herrscht Konsens imSatzungsausschuss. Wir brauchenauch eine bessere Ausstattung bei denVV-Vorsitzenden, personell und mate-riell. Auch das ist konsentiert, weit-gehend jedenfalls.

Was halten Sie von dem Vorschlag,einen Psychotherapeuten in denKBV-Vorstand festzuschreiben?

Das halte ich für eine wichtige Forde-rung, wohlwissend, dass das schwerumzusetzen sein wird.

Warum?

Weil dann der alte Facharzt-Hausarzt-Konflikt wieder angestoßen werdenkönnte, wenn man sagt: Der Psycho-therapeut gehört zu den Fachärztenund dann stünde die Gewichtung bei2:1. Diese Denke habe ich natürlichnicht. Aber sie kann kommen. Aller-dings sind wir da wieder an demPunkt: raus aus den Gräben! Wir wol-len diese Denke nicht mehr. Es sollteum die Sache gehen, nicht um über-holte Lagerkämpfe. Eine Lösungkönnte sein, jemand neutralen an dieerste Stelle zu setzen, und unter ihmdann die Verteilung der Arztgruppenstattfinden zu lassen.

Also drei Vorstände in der KBVplus Top-Manager?

Das ist eine Entscheidung, die die VVzu fällen hat. Es gibt darüber Diskus-sionen, die noch nicht vertieft sind,weil wir sie auch mit politischen For-derungen verbinden müssen. Es könn-te darauf hinauslaufen, dass man sagt:Lasst uns nur noch professionelle Ma-nager an die Spitze der KBV setzenund dann irgendeine Aufsichtsrats-Struktur darunter etablieren. Wasletztendlich kommt, müssen wir sehen.

Bis wann rechnen Sie mit einer neuen Satzung? Ich bin zuversichtlich, dass wir denEntwurf bis zur September-VV schaf-fen. Ob man den dann schon be-schließt, sei dahingestellt. Auf jedenFall brauchen wir eine Diskussion imPlenum, die hatten wir ja bisher nicht.

Sie sind der erste psychologischePsychotherapeut in der Position desVorsitzenden der Vertreterver-sammlung. Haben Sie für Ihren Be-rufsstand viel erreicht?

Aber Hallo! Mit dem Psychotherapeu-tengesetz wurden zwei neue akademi-sche Heilberufe geschaffen und in dasKV-System integriert. Aber das war javor meinem VV-Vorsitz. Nochmal:Wir sollten uns als Funktionäre nichtin unseren Arztgruppen-Rollen verste-hen, sondern als Delegierte für einebessere Versorgung aller Patienten.

Für Ihre Verdienste sind Sie ver-gangenes Jahr mit dem Bundesver-dienstkreuz ausgezeichnet worden.Was bedeutet Ihnen diese Auszeich-nung?

Engagement hat sich durch alle Sta-tionen meines Lebens gezogen, ichwar schon in der Schülerselbstverwal-tung, im Studium in der Fachschaft,im Elternbeirat von Kindergarten undSchule meiner Kinder, ich war Be-triebsrat in der Klinik, Parteimitglied,aktiv in Verbänden und Kammern. Zumeiner Überzeugung gehört, dassman sich einbringen muss, wenn manetwas gestalten will. Dass ich dafüraber einmal eine Auszeichnung vomBundespräsidenten verliehen bekom-me, hätte ich nicht gedacht. Es warein sehr bewegender Moment.

Eine Frage zum Schluss: Was erhof-fen Sie sich von den VV-Wahlen indiesem Jahr?

Dass Vertreter ins Amt gewählt wer-den, die im Sinne unseres Positions-papiers agieren. Und dass sich junge,neue Kräfte für die Selbstverwaltungengagieren. Selbstverwaltung funktio-niert nämlich nur, wenn man sichauch an ihr beteiligt.

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Schockbilder auf Zigarettenschachteln Seit wenigen Wochen gilt die EU-Tabakrichtlinie, mit der man die Attraktivität von Tabakwaren verringernwill. Auch in Deutschland werden die Aufdrucke bald zu sehen sein.

Am 20. Mai 2016 war Stich-tag für die Umsetzung derüberarbeiteten EU-Tabak-richtlinie, die das Europäi-sche Parlament und die Mit-gliedstaaten im Frühjahr2014 verabschiedet haben.Ziel der Richtlinie ist es, ins-besondere Jugendliche vomEinstieg in den Konsum vonTabakerzeugnissen und elek-tronischen Zigaretten abzu-halten. Erreicht werden solldieses Ziel, indem die Attrak-tivität von Tabakerzeugnissengerade für diese Altersgruppereduziert wird. Raucher müs-sen sich künftig auf folgendeÄnderungen einstellen:Zigarettenschachteln erhaltenab sofort mit Bild und Text kombi-nierte Warnhinweise, die 65 Prozentder Vorder- und Rückseite der Pa-ckung einnehmen. Fotos von faulen-den Zähnen, Rachengeschwüren, Rau-cherlungen und -beinen sollen Rau-cher mit den möglichen Folgen ihres

Tabakkonsums konfrontieren. Bislangsind die Hersteller in Deutschland nurzu deutlich kleineren Warnhinweisenverpflichtet. Die Packungen müssenquaderförmig sein und mindestens 20Zigaretten enthalten. Die gerade beiRaucherinnen beliebten kleinen Ziga-rettenpackungen werden verboten.Verpackungen, die bis Mai 2016 nachden alten Regelungen hergestellt wur-den, können aber noch ein Jahr langweiter verkauft werden.Zigaretten und Tabak zum Selbstdre-hen werden verboten, wenn sie eincharakteristisches Aroma wie zumBeispiel Vanille oder Schokolade ha-ben, ebenso, wenn sie in ihren Be-standteilen Aromastoffe oder techni-sche Merkmale enthalten, mit denensich Geruch, Geschmack oder dieRauchintensität verändern lassen. Fer-ner werden sie verboten, wenn Filter,Papier und Kapseln Tabak oder Niko-tin enthalten. Ebenfalls verboten werden Tabaker-zeugnisse, die Zusatzstoffe enthalten,die die Attraktivität steigern, dieSucht erzeugende oder toxische Wir-kung erhöhen, sowie die Inhalationoder die Nikotinaufnahme erleichtern.

Diese Zusatzstoffe werdenauch in elektronischen Zi-garetten verboten.Ferner werden Mitteilungs-pflichten für Hersteller undImporteure und der grenz-überschreitende Fernabsatzgeregelt. Außerdem könnenUrsprung und Echtheit derTabakprodukte durch indi-viduelle und fälschungssi-chere Merkmale zurückver-folgt werden. Für nikotin-haltige elektronische Ziga-retten und Nachfüllbehälterwerden Anforderungen andie Produktsicherheit ge-stellt. Für sie gelten nun-mehr auch weitgehend diegleichen Werbebeschrän-

kungen, wie sie für andere Tabaker-zeugnisse bereits bestehen.Deutschland hat die Richtlinie durchdas Gesetz zur Umsetzung der Richt-linie über Tabakerzeugnisse und ver-wandte Erzeugnisse pünktlich zumumgesetzt. Ferner hat der Europäi-sche Gerichtshof am 4. Mai 2016 dieGültigkeit der EU-Tabakrichtlinie be-stätigt. Corinna Glorius

(Fotos dieser Seite: EU-Kommission)

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Medikationsplan kommt ab OktoberDie im eHealth-Gesetz vorgesehene Vereinbarung über einen bundeseinheitlichen Medikationsplan wurdepünktlich abgeschlossen.

Ab dem 1. Oktober dieses Jahres ha-ben Versicherte, die gleichzeitig min-destens drei verordnete Arzneimittelanwenden, Anspruch auf einen Medi-kationsplan. KBV, Bundesärztekam-mer (BÄK) und Deutscher Apotheker-verband (DAV) haben sich über In-halt, Struktur und Vorgaben zur Er-stellung und Aktualisierung geeinigt.Der Plan beinhaltet unter anderem dieBezeichnung des Medikaments, so-wohl den Wirkstoff als auch den Han-delsnamen, klare Anweisungen zurDosierung und zusätzliche Informa-tionen, zum Beispiel wegen welcherErkrankung das Medikament verord-net wurde. Er wird über die Arztsoft-ware erstellbar sein und einen Barco-de enthalten, sodass Ärzte aber auchApotheker den Plan leichter einlesenund aktualisieren können. „Es ist sehrwichtig“, sagt KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann „dass Patien-ten ihren Medikationsplan dann auch

immer bei sich haben, beispielsweisebei stationären Aufnahmen, aber auchbeim Einkauf in der Apotheke.“ Siewisse aus eigener Erfahrung in ihrerPraxis, dass nur 30 Prozent der Nut-zer, ihren Plan bei sich trügen. „Esgeht dabei überhaupt nicht um Kon-trolle“, so Regina Feldmann, „son-dern darum, Patienten bei der richti-gen Einnahme ihrer Arzneien zu un-terstützen.“Anfangs wird der Medikationsplan inPapierform zu führen sein. Das eHealth-Gesetz, auf dessen Grundlage auch

Versorgung

Der Medikationsplan – ein büro-kratisches Monster oder ist er tat-sächlich ein Gewinn?

Der Medikations-plan bringt Ärztenund Patientenmehr Sicherheit.Ich weiß aus mei-ner eigenen Erfah-rung als Hausärz-tin, dass Patienten

leicht den Überblick verlieren kön-nen, wenn Sie mehrere Medikamentegleichzeitig einnehmen müssen. DerMedikationsplan bietet hier Orientie-rung. Auch für den Hausarzt, mitbe-handelnde Ärzte und Apotheker istes wichtig, sämtliche Medikamentezu kennen, die der Patienten regel-mäßig schluckt, um bei Neuverord-nungen Wechselwirkungen aus-schließen zu können. Deshalb ist es

auch so wichtig, dass die Patientenihren Plan immer bei sich tragen.

Wie wird er in der Praxis geführtwerden?

Gerade erst haben KBV, DAV undBÄK auch in Abstimmung mit denVerbänden der Softwareindustrie ei-ne technische Spezifikation zur elek-tronischen Erstellung und Aktualisie-rung des Medikationsplanes erarbei-tet und veröffentlicht. Im Rahmender Zusammenarbeit hat die Indus-trie angekündigt, den Plan rechtzei-tig zum 1. Oktober in die Praxissys-teme zu bringen. Technisch wird einBarcode die Aktualisierung erleich-tern. Das heißt aber nicht, dass nunjeder Arzt sich unbedingt einen Bar-codescanner zulegen muss. Wer häu-fig die Pläne von Patienten einlesenmuss, wird die Erleichterung aber zu

schätzen wissen. Uns freut, dass wirhier mit der Industrie eine von allenakzeptierte Lösung finden konnten,die damit ein möglichst unbürokrati-sches Handling für die Vertragsärzteunterstützen soll.

Worauf müssen Patienten hinge-wiesen werden?

Zunächst ist es wichtig, dass die Pa-tienten zu jedem Arztbesuch undauch im Falle einer Krankenhausein-weisung den Medikationsplan mit-bringen. Gerade bei speziellen Er-krankungen oder der Einnahme vonmehreren Medikamenten ist es auchwichtig, dass die Patienten die Ein-nahmehinweise verständlich erläutertbekommen. Wenn ein Patient mehre-re Medikamente einnimmt, mussauch die Selbstmedikation kontrol-liert werden. Der Patient muss wis-sen, dass er nicht einfach irgendet-was zusätzlich einnehmen kann.

der jetzige Medikationsplan ent-standen ist, sieht darüber hinausvor, dass die Daten ab Januar 2018auch auf der elektronischen Ge-sundheitskarte (eGK) gespeichertwerden können. Unklar ist noch die Vergütung derÄrzte für ihre Leistungen ihm Rah-men des Medikationsplanes. Biszum 30. Juni müssen sich KBV und

GKV-Spitzenverband darüber einigen.Regina Feldmann ist jedoch zuver-sichtlich: Es gäbe für Leistungen zurArzneimitteltherapiesicherheit bei-spielsweise schon in Selektivverträ-gen Vergütungsregelungen, in derenRahmen man sich bewegen könne.

➔ weitere InformationenUnter www.kbv.de/ media/BMP_ Anlage3_ final.pdf findet sich die Vereinbarung als pdf.

Drei Fragen an Dipl.-Med. Regina Feldmann

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In der Nähe liegt die KraftDammtor Hamburg, Flughafen Berlin Tegel, Hauptbahnhof München – an den neuen Gesichtern der Kampa-gne von Kassenärztlichen Vereinigungen und KBV war im Mai kein Vorbeikommen. Unter dem Thema Näherückte der Beruf des Arztes und Psychotherapeuten erneut in den öffentlichen Fokus.

Neunzehn neue Gesichter trugen imMai die Botschaften der Kampagne„Wir arbeiten für Ihr Leben gern.“ indie Öffentlichkeit. Die neuen Motivehingen in den Landeshauptstädten, imUmfeld der jeweiligen Standorte derKassenärztlichen Vereinigungen(KVen), an allen IC- und ICE-Bahn-höfen sowie an ausgewählten Flughä-fen. Der Mai war der Hauptmonat derKampagne, in dem an über 2.000Standorten Großflächenplakate undCitylight-Anzeigen geschaltet waren.Auch an Treppenstufen, auf Bahnstei-gen und in der Geschäftspassage desBahnhofs Dammtor in Hamburgmachten pünktlich zum DeutschenÄrztetag Botschaften wie „Diese Ver-bindung bewegt 80 Millionen Men-

schen im Jahr: Arzt und Patient“ Pas-santen auf das Thema Niederlassungaufmerksam.

Neue Gesichter auf Doppelmotiven

Ins Auge fielen die Plakate nicht nurwegen ihrer großen Anzahl. Vor allemdie Auswahl der Motive war einBlickfang: Ärzte und Psychotherapeu-ten posierten gemeinsam mit einemPatienten, Kollegen oder Praxisnach-folger und gaben dem Thema „Nähe“ein ganz individuelles Gesicht. DieDoppelmotive machten deutlich, wasVertrauen und ein enges Verhältnis imPraxisalltag bedeuten. Dabei ging essowohl um die Arzt-Patienten-Bezie-hung als auch den kollegialen Aus-

tausch sowie die Verbindung zwi-schen Praxisinhaber und Praxisnach-folger. Unter den 140 Ärzten und Psy-chotherapeuten, die sich auf den Auf-ruf „Ein Fall für Zwei“ für das Fotos-hooting gemeldet hatten, waren auchder Nephrologe Martin Lesch und sei-ne Patientin Cheryl Gamboa. IhrKampagnenmotto sprach aus der lan-gen Behandlungsgeschichte der bei-den. Gamboa leidet unter einer chro-nischen Nierenerkrankung und erlebtemehrere, zum Teil kompliziert verlau-fende Eingriffe. Allen Umständen derKrankheit zum Trotz brachte sie 2014ein gesundes Mädchen zur Welt. Diekleine Ariana ist ebenfalls auf demPlakat zu sehen. Wie wichtig der in-tensive Kontakt während dieser Zeit

(Foto: Anja Reinbothe-Occhipinti)

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Politik

war, beschreibt Lesch mitden Worten: „Therapeuti-scher Erfolg entsteht im Zu-sammenwirken mit den Pa-tienten. Damit er als ge-meinsamer Erfolg wahrge-nommen wird, bedarf es der Nähe.“ Neben Lesch zeigten auchClaudia Oslislo-Pakula undihre Tochter Clarissa-Anto-nia Pakula Gesicht. Sie sindzwei weitere Teilnehmerin-nen der seit 2013 laufendenKampagne und stehen stell-vertretend für die 165.000niedergelassenen Ärzte undPsychotherapeuten inDeutschland. Pakula absol-viert derzeit ihre ambulan-ten Stunden in der Praxisder Mutter. Im Anschluss anihre Approbation plant sie,in die Praxis einzusteigenund diese schließlich zuübernehmen. Beide Frauenmachten sich mit ihrem Slo-gan „Wir arbeiten für IhreFreude am Leben gern.“ fürdie Arbeit der niedergelasse-nen Psychotherapeutenstark, eine direkte Referenzan das übergreifende Mottoder Kampagne.Stärke demonstrierten auchFernsehpersönlichkeit Det-lev Steves und sein HausarztDr. Isa Çoktas. Beide sind

Persönlich und mit klaren Botschaften – so präsentierten sich die Ärzte und Psychotherapeuten auf den neuen Plakaten.

Profis in ganz unterschiedli-chen Metiers, finden aber imSprechzimmer eine gemein-same Ebene. Steves Vertrau-en in die Kompetenz seinesArztes und Çoktas stets of-fenes Ohr für seinen Patien-ten sind zwei Faktoren ihresbesonderen Arzt-Patienten-Verhältnisses.

Auch Universitäten im Fokus

Neue Motive wurden auchim Rahmen der Nachwuchs-kampagne angebracht. Inund um die medizinischenFakultäten der Universitätenwarben Ärzte gemeinsammit ihren Nachfolgern fürdie Perspektive Niederlas-sung. Pate standen unter an-derem die Rostocker Haus-ärztin Dr. Christiane Wormmit ihrer Ärztin in Weiter-bildung und baldigen Praxis-nachfolgerin Julia Schützesowie der Orthopäde MirkoKuhn und seine FamulantinRahel Mae Pang. Bereits die erste Plakatak - tion im Mai 2014 war vonDreiviertel der Studierendenwahrgenommen worden.Ganze 90 Prozent der Jung-mediziner gaben damals ineiner Befragung an, dass siedie Plakate und ihre Bot-

Deutschlandweit waren die diesjährigen Doppelmotive an über2.000 Standorten plakatiert. (Fotos dieser Seite: Kristin Kahl)

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Drei Fragen an Dr. Andreas Gassen Warum das diesjährige ThemaNähe?

Nähe ist ein all-umfassender Be-standteil derärztlichen Tätig-keit und findetsich auf ganzverschiedenenEbenen des Arztalltags wieder.Zum einen ist sie – eng gekoppeltmit Vertrauen – das Fundament ei-ner guten Arzt-Patienten-Bezie-hung. Sie meint aber auch denfachlichen Austausch mit den Kol-legen. Und schließlich bringt dieZusammenarbeit zwischen Praxis-inhaber und Praxisnachfolger einebesondere Nähe mit sich. Als derVorschlag dazu kam, waren alleBeteiligten sofort angetan.

Was hat die Kampagne bisher erreicht, sind Sie mit den Ergebnissen zufrieden?

Durchaus. Die Befragungsergeb-nisse nach der ersten Plakatierungzeigten, dass fast jeder fünfteDeutsche die Kampagne wahrge-nommen hat. Das ist ein toller Er-folg. Aktuell wird eine weitereWirkungsstudie ausgewertet, derenvorläufige Ergebnisse bereits eineähnliche Tendenz zeigen.

Wird die Kampagne fortgeführtwerden?

Auf Beschluss der KBV-Vertreter-versammlung wurde sie auf einenZeitraum von fünf Jahren festge-legt. Wir sehen jetzt, dass das sehrrichtig war. Eine Kampagnebraucht Zeit, um zu wirken. Umsozufriedener sind wir mit dem Ef-fekt, der erzielt wurde. Wir habenklar gemacht, dass die Kollegin-nen und Kollegen sich mit großemEngagement um ihre Patientenkümmern – und das unter schwieri-gen Rahmenbedingungen.

schaften mochten. Daran will dieKampagne auch 2016 anknüpfen.

Patientenmagazin zum Thema Nähe

Vom Kampagnenmonat Mai konntenauch die Praxen profitieren: NebenMaterialien zum Auslegen enthieltdas ihnen zugesandte Infopaket unteranderem auch drei Exemplare des be-liebten Patientenmagazins „Zimmereins“. Dieses beschäftigt sich passendzum diesjährigen Kampagnenthemamit den vielfältigen Facetten von Nä-he und hat dazu die SchauspielerinAnneke Kim Sarnau befragt. In denAugen der Fernsehkommissarin ist ei-ne Verbindung vor der Kamera vor al-lem das Ergebnis von Konzentrationund einem feinen Gespür. Auch wenndie Chemie mit einem Schauspielkol-legen nicht auf Anhieb stimmt, hat sieihre ganz eigene Methode, um die an-fängliche Distanz zu überwinden. Die Kampagnenärzte Dr. Carla Thieleund Dr. Tom Kempe erzählen außer-dem in einem Interview, welche RolleNähe in der Sexualität spielt und wa-rum man mehr darüber reden sollte.Ihre Plakatbotschaft „Schlechter Sex?Gehen Sie zum Arzt.“ hatte rege Dis-

Am Bahnhof Dammtor in Hamburg kom-munizierten selbst die Treppen die Bot-schaften der Kampagne.

(Foto: Anja Reinbothe-Occhipinti)

Das Anliegen hinter dem flotten Spruch: Bei Problemen den richtigen Ansprechpart-ner finden. (Foto: Kristin Kahl)

kussionen in den sozialen Netzwerkenangestoßen – ein Zeichen dafür, dassdas Anliegen der Kampagne auffruchtbaren Boden gefallen und Kom-munikation der erste Schritt in dierichtige Richtung ist. Kristin Kahl

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KV Westfalen-Lippe

Auswertung zur FlüchtlingsversorgungDortmund (cg) – Die Kassenärztli-chen Vereinigung (KV) Westfalen-Lippe hat ausgewertet, wie sich derFlüchtlingsstrom auf die Behand-lungszahlen der niedergelassenenÄrzte im Landesteil auswirkt. Dem-nach haben 35.954 Asylbewerber imvierten Quartal 2015 wegen einerakuten Erkrankung eine westfälischeHausarztpraxis aufgesucht, darunter12.113 Kinder und 7.758 weiblicheFlüchtlinge, die in Frauenarztpraxenversorgt wurden. Das entspreche ei-nem Mehraufwand von 36 zusätzli-chen Hausärzten, rechnet Dr. GerhardNordmann, 2. Vorsitzender derKVWL, vor: „Doch wir sind für unse-re Patienten da – egal, woher siekommen“. Er warnte jedoch vor einer

Überlastung der Kassenärzte. Wenndie Neuankömmlinge blieben odernoch weitere hinzukämen, sei die Re-gelversorgung in einer Zeit, „in derwir ohnehin einem Hausärztemangelentgegensehen“, nicht ohne Problemezu gewährleisten. Bereits heute kön-nen 334,5 Hausarztsitze in Westfalen-Lippe nicht besetzt werden. Zudem istein Drittel der Hausärzte im Landes-teil bereits 60 Jahre oder älter.

KV Sachsen-Anhalt

Studienplätze werden finanziertMagdeburg (cg) – Die KassenärztlicheVereinigung (KV) Sachsen-Anhaltwird auch im kommenden Winterse-mester zwei Studienplätze an der Uni-versität Witten/ Herdecke finanzieren.Eine Vereinbarung macht es möglich,dass jährlich vier Nachwuchsärzte un-terstützt werden, die nach Abschlussihres Medizinstudiums die Weiterbil-dung zum Facharzt für Allgemeinme-dizin absolvieren wollen, um an-schließend in einer Region Sachsen-Anhalts mit hausärztlichem Versor-

KV Rheinland-Pfalz

Kampagne begonnenMainz (cg) – Die Kassenärztliche Ver-einigung (KV) Rheinland-Pfalz hatam 1. April 2016 ihre Nachwuchs-kampagne „arzt.nah.dran. – Willkom-men in Rheinland-Pfalz“ gestartet.Durch verschiedene Maßnahmen undInformationsvermittlung soll das Inte-resse an der Niederlassung verstärktwerden. „Die Kampagne richtet sichexplizit an Ärztinnen und Ärzte, diebereits die Voraussetzungen für eineNiederlassung oder Anstellung in derambulanten Versorgung erfüllen oderdiese in Kürze erwerben“, erklärt Dr.Klaus Sackenheim, Mitglied des Vor-standes der KV Rheinland-Pfalz.

Im Rahmen der Kampagne wurdeauch die Veranstaltungsreihe „Infomit Biss“ ins Leben gerufen. Hier in-formieren Niederlassungsexperten derKV an verschiedenen Orten in ganzRheinland-Pfalz über die Arbeit alsArzt in der vertragsärztlichen Versor-gung, stehen Rede und Antwort undberaten Interessenten über Möglich-keiten und Perspektiven in der Nie-derlassung.

KV Mecklenburg-Vorpommern

Einsatz von PraxisassistentenSchwerin (cg) – Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Mecklenburg-Vorpom-mern hat mit der BARMER GEK einen Vertrag zum Einsatz von nicht-ärztli-chen Praxisassistenten (NäPa) mit Care-Qualifikation geschlossen. Hierdurchsoll die medizinische Versorgung von älteren, chronisch Kranken sowie mobileingeschränkten Menschen gerade in ländlichen Regionen verbessert werden.Die NäPa dürfen vom Hausarzt klar definierte Aufgaben vor allem bei Hausbe-suchen übernehmen. Dazu gehören nicht nur Hilfsleistungen wie die Bestim-mung der Blutzuckerwerte, Blutdruckmessungen oder die Gabe von Injektio-nen. NäPa fungieren vielmehr auch als Fallmanager und koordinieren beispiels-weise pflegerische und therapeutische Maßnahmen nach Klinikaufenthalten.

gungsbedarf tätig zu werden. Die KVhat ein umfangreiches Förderpro-gramm aufgelegt, um Studierende andie Tätigkeit des Hausarztes auf demLand heranzuführen. Es beinhaltetStipendien, die Förderung praktischerStudienzeiten in Arztpraxen, das An-gebot von Informationsveranstaltun-gen und Workshops. Die Finanzierungvon Studienplätzen ist ein weitererBaustein, um die medizinische Ver-sorgung in den ländlichen RegionenSach sen-Anhalts zu sichern.

Die ersten Studierenden des Programmstraten bereits zum Sommersemester an.

(Foto: KV Rheinland-Pfalz)

(Foto: Ingo Mohn)

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