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Fachkonferenz „Gesunder Lebensraum Schule“ 28.April 2014 Köln
Kommunen können gesünder bauen – Erfahrungen der Stadt Nürnberg
Dipl. Ing. (FH) Bernd Tilgner
Fachkonferenz „Gesunder Lebensraum Schule“ 28.April 2014 Köln
Die Arbeitsgruppe bug
bau
Hochbauamt Bereich Bau
Bautechnisches
Umweltmanagement
umwelt
Stadtentwässerung und Umweltanalytik
Nürnberg
Boden- Altlasten- Gebäudeuntersuchung
gesundheit
Gesundheitsamt
Medizinischer Dienst Umweltmedizin
Fachkonferenz „Gesunder Lebensraum Schule“ 28.April 2014 Köln
Schadstoffuntersuchung
Im Rahmen von Untersuchungsprogrammen
Bei konkreten Beschwerden
Vor Um- und Erweiterungsbauten
− zur Gewährleistung gesundheitsverträglicher Raumluftverhältnisse
− zur Sicherstellung des Arbeitsschutzes auf der Baustelle
− aus abfallrechtlicher Sicht
Trinkwasseruntersuchung nach Trinkwasserverordnung
Nach Baufertigstellung Messung und Beobachtung der flüchtigen organischen Verbindungen
Fachkonferenz „Gesunder Lebensraum Schule“ 28.April 2014 Köln
Jede fertig gestellte Baumaßnahme wird untersucht. Warum? Dokumentation Raumluftsituation
Kontrolle des Absinkens
Gesundheitliche Bewertung der Raumluft
Größtmögliche Vergleichbarkeit (worse Case)
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Warum wird untersucht?
Fachkonferenz „Gesunder Lebensraum Schule“ 28.April 2014 Köln
Warum wird untersucht?
Formaldehyd
Fachkonferenz „Gesunder Lebensraum Schule“ 28.April 2014 Köln
Warum wird untersucht?
Naphthalin
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Warum wird untersucht?
Hexanal
Aceton
1-Methoxy-2-Propanol
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Wie wird untersucht?
Zwei Messungen im Abstand von ca. 4 Wochen
1. Messung - orientierende Messung
2. Messung - Freigabemessung
Ziel: weniger als 1 mg/m³, wenn die Raumluftwerte nicht passen, erfolgen weitere Messungen zur Ursachensuche und evtl. Minderungs- maßnahmen
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Wo wird untersucht?
Referenzräume ausschließlich Aufenthaltsräume abhängig von:
Lage
Funktion
Bauseitige Ausstattung
Keine Messung in:
Sanitäreinrichtungen, Verkehrswege, Abstellräume, Lagerräume, Funktionsräume wie Elektroverteilung, Heizräume, Hausan-schlussräume, Serverräume, Drucker- und Kopiererstandorte, Teeküchen und Kantinenbereiche
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Werden Räume mit mechanischer Be- und Entlüftung auch untersucht?
Ja aber das Verfahren ist aufwändiger:
1. Prüfung Raumluftstatus ohne technische Lüftung
2. Wenige Tage später Messung bei laufender Lüftungsanlage um die Raumluftsituation unter Nutzungsbedingungen zu erfassen.
3. Nach 4 Wochen Nachprüfung unter Nutzungsbedingungen um das planmäßige Absinken zu dokumentieren.
Fachkonferenz „Gesunder Lebensraum Schule“ 28.April 2014 Köln
Werden Räume mit mechanischer Be- und Entlüftung auch untersucht?
Die Erfahrung zeigt, dass derartige Gebäude meist bereits nach Vorliegen der Ergebnisse aus der „Messung unter Nutzungsbedingungen“ (d.h. mit laufender Lüftung) in Betrieb gehen können.
Es muss nur sichergestellt sein dass die Anlage:
eingeregelt ist,
bis auf Widerruf ohne Abschaltungen mind. 23 Stunden durchläuft
bei Ausfall, die Aussetzung der Nutzung gewährleistet ist
Ein Heizungs- und Lüftungsmanagement durchgeführt wird
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Wie wird bewertet?
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Kann ich VOC’s vermeiden?
Generell gilt:
Nicht nur für die Innenraumluftqualität ist die Auswahl zertifizierter, schadstoffarmer Bauprodukte von großer Bedeutung. Auch die Belastung für die Umwelt lässt sich durch eine verantwortungsvolle Auswahl an Materialien verringern.
Manche Bauprodukte lassen sich nicht oder nur mangelhaft durch ökologische Alternativen ersetzten. Ist dies der Fall, sollte besonders auf die richtige Verarbeitung bzw. den korrekten Einbau der Produkte geachtet werden, damit Emissionen in die Innenraumluft möglichst gering gehalten werden.
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Gebäudeuntersuchung
Historische Recherche Sichtung vorhandener Gutachten Ortseinsicht Gebäudeerhebung Berichterstellung
Gebäudepläne (Bau- und Umbaupläne) frühere Nutzung
Baugutachten Bodenkundliche- und Grundwassergutachten Schadstoffuntersuchungen
aktuelle Nutzung Istzustand Festlegung von Probenahmestellen
Probenahme Raumbuch Materialproben Untersuchung der Bausubstanz (Kernbohrungen) Laboruntersuchungen
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Gebäudeuntersuchung Probenahme Probe Nr. Geschoss Raum Probe Summe
PCBGesamt
PCB(Summe*5)
MKW PCP Lindan Benzo-(a)pyren
Summe derPAK
mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg
260209 EG 01 unter Hebebühne Beton2-5 mm <0,3 <1,5 24.000
260215 EG 04 Beton 2-5 mm <0,3 <1,5 1.500
260223 EG 09 Steinboden 2-5 mm <2,4 <12 2.800
260224 EG 09 Fenster braun 0,3 <1,0
260225 EG 10/11/12 Türen und Fenster grün 0,4 <1,0
260216 EG 13 Bodenbelag 850
260217 EG 13 Bodendielen Holz 600
260221 EG 13 Dachpappe vom Dach <0,5 2,6
260219 1. OG Holz, Bodendielen 83.000 <0,1 <1,0
260211 EG 01 Wandfarbe
260213 EG 02 Wandfarbe Flieder
260214 EG 04 Wandfarbe gelb
260222 EG 14 Dachpappe vom Dach
260218 1. OG Holz, Dachbalken
260220 1. OG Sand unter Bodendielen
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Gebäudeuntersuchung Vorteile
Kenntnis über die Schadstoffbelastung bei Schadensfällen frühe Einbindung der Aufsichtsbehörden frühzeitige Sicherungsmaßnahmen Planungssicherheit berechenbare Kosten für Sanierung, Abriss, Entsorgung keine Nachforderungen
von Sanier- und Baufirmen vom Käufer
keine Bauverzögerungen Wertermittlung des Grundstücks, der Gebäude
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Auswertung der Messergebnisse
Bewertung anhand gesetzlicher Richt- und Grenzwerte Bewertung anhand des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes Einstufung in Dringlichkeitsstufen Erstellen von Prioritätenlisten
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Bewertung für Prioritätenlisten Stufe Beschreibung Maßnahmen
5 Einrichtung ist unbelastet Keine weiteren Maßnahmenerforderlich
4 Punktuell nur niedrigbelastetes Material
Im Zuge turmusgemäßerRenovierungsmaßnahmen
Quellen beseitigen oderversiegeln
3 Punktuell niedrig bishoch belastetes Material
Im Zuge turmusgemäßerRenovierungsmaßnahmen
Quellen beseitigen oderversiegeln
2
Vorsorgemaßnahmeneinleiten
Reinigungszyklus verändernintensive Lüftung
Einrichtungendie saniert werden müssen
1
Vorsorgemaßnahmeneinleiten
Minderungsmaßnahmendurchführen oder
Nutzung aussetzen
Einrichtungen dieumgehend saniertwerden müssen
Bewertung
KeineBelastung
KeineBelastung
geringfügigeBelastung
deutlicheBelastung
StarkeBelastung
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Schadstoffsanierungen
Erstellung von Sanierungskonzepten Planung und Durchführung von Sofortmaßnahmen Betreuung der Nutzer vom ersten Schadstoffbefund bis nach der Sanierung Fachliche Begleitung von Schadstoffsanierungen
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Georg-Ledebour-Schule Untersuchung und PCB-Pilotsanierung
Ziel erreicht ?
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Georg-Ledebour-Schule Ergebnisse von Untersuchungen und Pilotsanierung
Schadstoffsanierung sehr teuer (Erfolg trotzdem zweifelhaft)
Haustechnik Stand 70-iger Jahre
Zweiter Rettungsweg aus Klassenzimmern fehlt
Brandschutz nicht ausreichend
Wärmedämmung der Wand und des Daches unzureichend
Feuchteschäden an Flachdächern
Betonfassade sanierungsbedürftig
Sanitäre Anlagen verbraucht
Gebäudezuschnitt entspricht nicht mehr heutigem pädagogischem Konzept
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Risikokommunikation
So Nicht!
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Also Abbruch und Neubau
Alle freuen sich über die neue Schule
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Vorgehen bei gebäudebezogenen Beschwerden
Auffällige Befunde ? WeiterhinBeschwerden ?
Befragen: Art - Zeit - Situation
Beschwerden ? Offensichtliche MängelZeitlicher Bezug ? des Gebäudes / des
Arbeitsplatzes ?
Chemische AnalytikPrüfung des Zusammenhangszwischen Innen-raumfaktoren
und Beschwerden
Anamnese undmedizinischeDiagnostik.
Ursachenhinweise aufgebäudetechnische Mängel ?
Keinegebäude-
bezogenenBeschwerden
mehr
Gebäude-bezogene
Beschwerdenohne Ursachen-
hinweise
Keinegebäude-
bezogenenBeschwerden
BautechnischeEingriffe
Beseitigung spezifischerMängel
Auffällige Befunde ?
JaNein
Nein
Ja
Ja
Nein
NeinJa
nach S.Schulze, P.Lüth, G.Schäcke; Institut für Arbeitsmedizin der Freien Universität Berlin
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Häufige Ursachen gebäudebezogener Beschwerden
Belichtung
Belüftung
Klima
Lärm
Gerüche
Soziales Umfeld
Schadstoffe
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Schadstoffkataster
Baugrunduntersuchung auf Altlasten
Ergebnisse aller Messungen
Sanierungsdringlichkeitsstufen
eingebaute Baustoffe
gebäudebezogene Beschwerden
Bauschäden (z.B. Feuchteschäden)
erfolgte Schadstoffsanierungen
Umbauarbeiten/ Sanierungen
Spätere Anbindung an das Gebäudemanagement möglich.
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Informationsarbeit
Schulungen städtischer Mitarbeiter zum Thema Schadstoffe
Erstellen von Infoschriften
Aufstellen von Handlungsanweisungen (Z.B. PCB, Schimmel, Mineralwolle, PCB, VOC etc.)
Aktive Teilnahme an Fachtagungen
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Ziele der Arbeitsgruppe
bug 03/09
Gesundheitsverträgliche Raumluftverhältnisse in städtischen
Gebäuden sicherstellen
Konflikte durch umfassende Aufklärung
vermeiden
Prävention durch Baustoffberatung
Beratung und Information von Gebäudenutzern
Mehrfachuntersuchungen und Mehrfachsanierungen vermeiden
Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf städtischen Baustellen
Umweltverträgliche Entsorgung
schadstoffbelasteter Bauteile gewährleisten
Nachhaltiges Bauen unterstützen
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Gesundheitsverträgliche Raumluftverhältnisse in städtischen
Gebäuden sicherstellen
Konflikte durch umfassende Aufklärung
vermeiden
Prävention durch Baustoffberatung
Mehrfachuntersuchungen und Mehrfachsanierungen vermeiden
Sicherheits- und Gesundheitsschutz auf städtischen Baustellen
Umweltverträgliche Entsorgung
schadstoffbelasteter Bauteile gewährleisten
Nachhaltiges Bauen unterstützen
Fürsorge Vorsorge
Gesundheitsschutz
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Was wird die Zukunft bringen? Durch kontinuierliche, gezielte Kontrolle der Handwerker auf den Baustellen
verschwinden Geheimrezepturen auch die so genannten „alten Hausmittel“.
Heizungs- und Lüftungsmanagement ist ein adäquates Mittel die Konzentrationen von VOC in Neubauten zu senken.
Eine Minimierung der flüchtigen organischen Verbindungen ist am effektivsten durch eine gezielte Auswahl der Baustoffe zu erreichen.
Handwerker sind keine Chemiker und benutzen auch keine Apothekerwaagen (z.B. für Zweikomponenten-Materialien) Der Millimeter ist auf Baustellen nach wie vor keine gebräuchliche Maßeinheit,warum sollten es dann Gramm sein.
Raumluftprobleme mit VOC resultieren nicht nur aus Baustoffen sondern treten auch durch Reinigungsmittel auf.
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Was wird die Zukunft bringen?
Diese Probleme hätte man mit einer gemächlicheren Bauweise mit vorwiegend mineralischen Baustoffen, „undichten“ Fenstern und einer Rückbesinnung auf traditionelle Bauweisen nicht.
Abschließend stellt sich die Frage ob es wirklich wirtschaftlich ist Gebäude 100% abzudichten, in dicke Schichten von Wärmedämmung zu verpacken und dann für die Lüftung der Räume teure, wartungsintensive und hygienisch gar nicht so unkomplizierte, technische Anlagen zu verwenden.
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Regeltresor
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Vision für die kommenden Jahre
Regelmäßiger interkommunaler Erfahrungsaustausch zum Thema Innenraumluft unter den Kommunen die sich intensiv mit dem Thema beschäftigen.
Daraus resultierend: Schaffung eines Netzwerk Innenraumluft das allen Kommunen beratend zur Verfügung steht.
Schaffung eines europäischen Verbundes durch Ausweitung des Ganzen beginnend mit den angrenzenden Nachbarstaaten (Österreich, Schweiz etc.)
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Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit
Fragen, Anregungen Tips gerne an [email protected] oder per Telefon 0911/ 231 5608 oder Per Fax 0911/ 231 5609