kronicher. das magazin für den landkreis kronach

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www.kronicher.de Ausgabe 02 Juli 2011 GRATIS DAS MAGAZIN FÜR DEN LANDKREIS KRONACH - Z�� M�neh�en - Porträt Thomas Geiger Menschen & Geschichten Ein Blit� aus heiterem Himmel Nachge�ragt �ei Gisela Lang SCHICHT IM SCHACHT Eine Chronologie der Geschichte des Steinkohlen- bergbaus im Haßlachtal

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Ausgabe Juli 2011

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www.kronicher.deAusgabe 02Juli 2011

GRATIS

DAS MAGAZIN FÜR DEN LANDKREIS KRONACH

- Z�� M��neh�en -

• PorträtThomas Geiger

• Menschen & GeschichtenEin Blit� aus heiterem Himmel

• Nachge�ragt �eiGisela Lang

SCHICHT IM SCHACHT

Eine Chronologie der Geschichte des Steinkohlen-bergbaus im Haßlachtal

Partner des Kronacher Landkreismagazins

ANZEIGENSEITE

3KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Inhalt

Titelthema Schicht im Schacht: 6Eine Chronologie des Steinkohlenbergbaus im Haßlachtal

Editorial 4

Nachgefragt bei... 5

Impressionen aus dem Landkreis 18

Daten & Fakten 24

Mein Rezept für den Landkreis 25

Bilderrätsel: Auf den zweiten Blick 29

Das allerletze Interview 34

Rubriken

PorträtTriathlet Thomas Geiger: 10»Es macht noch richtig Spaß!«

Menschen & GeschichtenVom Blitz getroffen: 14»Ja, wir hatten viele Schutzengel!«

IMPRESSUMKRONICHER.Das Magazin für den Landkreis Kronach

Herausgeber:Verlag Carlo FehnRodacher Str. 26d96317 Kronach

Telefon: 09261-9100148Telefax: 09261-9100149E-Mail: [email protected]: www.kronicher.de

Redaktion:Carlo Fehn (V.i.S.d.P.)

Satz/ Layout:Carlo Fehn

Anzeigen:Carlo Fehn

Fotos:Carlo Fehn, Archiv Gerd Fleischmann, Thomas Geiger privat, Georg Hofmann, fotolia.de

Druck:Druckerei Jagusch GmbH, Wallenfels

Erscheinungsweise:Monatlich in ausgewählten Vertriebsstellen im Landkreis Kronach

Druckauflage: 5.000 Stück

Titelthema |6

Porträt|10

Schule & Bildung |16

VereineVergangenheit erleben am »Grünen Band«: 20Der Verein »Grenzfahrten e.V.«

SportEin echt starker Typ aus dem Tettauer Winkel: 26Karate-Vizeweltmeister Harun-Veysel Elkol

Natur & UmweltGut im Wind: 28Windkraft im Landkreis Kronach - ein Zukunftsmodell?

Menschen & Geschichten|14

Hinter den KulissenJVA Kronach: 30Alles im Griff im »Salzbau«

Serie: Unsere GemeindeMitwitz 32

Vereine |20Hinter den Kulissen |30

4 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Editorial

beiden ein. Das tragische Ereignis jährte sich Ende Mai zum ersten Mal. Es gibt Tage und Feste, die kommen jährlich immer wieder - mit festem Datum oder zu bestimmten Zeiten. Ein ganz besonders regelmäßiger Tag ist der 29. Februar. Nur alle Schaltjahre können Menschen, die an einem 29. Februar geboren sind, ihren Jubeltag offiziell auch feiern. Was glauben Sie? Wie viele solcher »Glückskinder« gibt es in unserem Landkreis? KRONICHER. weiß es - schauen Sie mal bei »Daten & Fakten« nach. Und nun wünsche ich Ihnen wieder viel Spaß mit der neuen Ausgabe des Landkreismagazins.

Mit besten Grüßen

Carlo Fehn

Liebe Leserinnen und Leser,liebe “Kronicher”!

Wenn die Be-griffe »Berg-

bau« oder »Stein-ko h l e n b e r g b a u « fallen, denken - je nach Generations-zugehörigkeit - die

Einen nichts, Andere wiederum an den Ruhrpott und wahrscheinlich eine Minderheit an längst vergangene und heute durch Traditionsvereine weitergelebte Zeiten, in denen der Frankenwald und speziell die Region um das Haßlachtal bei Stockheim zu den wichtigsten hiesigen Industriege-bieten gehörte. Nach jahrhunderte-langem, schweißtreibendem Kampf um das schwarze Gold, verbunden mit schweren Unglücken und wirtschaftli-chen Berg- und Talfahrten, wurde im Jahre 1968 die Zeche »Katharina« in Stockheim geschlossen. Mit unserer

Chronologie über die Entstehung und Bedeutung des Steinkohlenbergbaus im Frankenwald möchten wir den Be-ginn einer Serie machen, mit der wir regelmäßig eine historische Reise zu den prägenden Industrien unse rer Region unternehmen wollen.Mit dem Sommer blühen viele von uns richtig auf. Das schöne Wetter und die warmen und langen Tage mit viel Sonnenschein laden zu Unterneh-mungen im Freien ein. Das leckere Eis im Freibad, die Grillwürstchen und ein frisches Bier belohnen uns an den Abenden oder am Wochenende für die getane Arbeit. Auch Motor-radfans frönen ihrer Lei denschaft und genießen den unmittelbaren Kontakt mit der Natur. Dies wurde einem Ehepaar aus Windheim aller-dings zum fast tödlichen Verhäng-nis. Auf dem Rückweg von einem Ausflug schlug nur wenige hundert Meter vor der eigenen Haustür ein Blitz in das fahrende Motorrad der

KRONICHER.

Das Magazinfür den Landkreis Kronach

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5KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Frau Lang, nach nunmehr fast 25 Jahren als Kreiskulturreferenti n im Landkreis Kronach: Wie waren eigent lich die Anfänge?Hart. Es gab eine richti ge Kulturpha-lanx, die nicht darauf gewartet hatt e, eine - trotz zweier sehr erfolgreich abgeschlossener Studiengänge - so junge »Kulturchefi n« von außerhalb zu bekommen. Außerdem gab es 1988 gleich einen von mir unverschuldeten Skandal wegen einer Kabaretti sti n, der erst zwei Jahre später vor Gericht endete. Ich habe mich durchgebissen - aber bei meinem erwiesenermaßen starken Naturell konnte ich auch gar nicht anders…

Loben Sie sich doch einmal selbst: In Ihrer bisherigen Amtszeit haben Sie es geschaff t, dass …

es durch einen sehr off enen Dia-• logsti l ein aufgeschlossenes und partnerschaft liches Miteinander unterschiedlichster Insti tuti o-nen, Vereins- und Privati niti a-ti ven gibt.der Kreiskulturring immer noch • besteht, obwohl das Freizeitver-halten und die Kulturinteressen sich sehr verändert haben. die »Mitwitzer Schlosskonzerte« • zu einem überaus beliebten Ver-anstaltungsreigen geworden sind.die Galerie im Landratsamt zu • einem off enen und unprätenti ö-sen Forum für Sach-, Fach- und Kunstausstellungen geworden ist.

ich selbst überhaupt durchge-• halten habe und hier geblieben bin, obwohl es drei att rakti ve Abwerbungsangebote gab.

Kann man sagen, dass die »Kroni-cher« ein »kulturelles Volk« sind?Uneingeschränkt »Ja«!

Sie gelten als eine Frau, die nichts vom reinen Theoreti sieren hält, sondern gerne und immer wieder neue Projekte in die Praxis umsetzt. Darf man sich auf weitere kulturel-le Highlights mit Ihrem Stempel freuen?Eigentlich bin ich schon froh, wenn wir das bisherige Niveau gemeinsam halten können. Aber da es mir schnell langweilig wird, muss ich mir schon aus Selbsterhaltungsgründen immer wieder was Neues einfallen lassen. Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Junior-Kulturring, den ich mit dem Kreisjugendring letztes Jahr aus der Taufe gehoben habe, im September in die zweite Saison starten können. Außerdem habe ich ja nebenher zehn Jahre Kabarett gespielt und bin nun auch schon lange in der »histo-rischen Szene« recht akti v. Die Frauen in meiner Familie waren alle fast bis zum letzten Atemzug sehr akti v und meine Phantasie wird dem Landkreis immer wieder besondere Events be-scheren, sei es nun wie bei dem Mais-Kulturlabyrinth, außergewöhnlichen Brummerfahrten, besonderen Muse-umsprojekten - da brüte ich zur Zeit auch wieder was aus - oder, oder…

Was können wir neben den Veran-staltungen des Kreiskulturrings in 2011 noch erwarten?Da schaut man am besten in den »Kronacher Sommer« oder in unser stets aktuelles Internetf orum www.landkreis-kronach.de. Langweilig wird es jedenfalls nicht!

Last but not least: Wieviel Oberbay-erin steckt noch in Ihnen und wieviel Oberfränkin sind Sie bereits?Ich lebe seit 1980 - also mehr als mein halbes Leben - in Oberfranken, habe einen Bamberger geheiratet und einen Kronacher auf die Welt gebracht. Ich fühle mich als naturi-erte Fränkin, bin aber sehr dankbar für meine Kindheit und Jugend im Weltdorf Oberammergau, wo ich be-reits mit vier Jahren bei den Passions-spielen mitspielte und so schon sehr früh die Liebe zu Theater und Musik eingepfl anzt bekam. Inzwischen liegt mein Frankenanteil bei geschätzten 90 Prozent und ich ärgere mich sehr, wenn ich von Franken gefragt werde, wie ich das schöne Oberbayern auf-geben konnte. Ich verstehe diese Einschätzung überhaupt nicht und kontere stets: Wenn die Vorälpler nicht den verrückten König da unten gehabt hätt en, gäbe es dort nicht einmal ein gescheites Schloss! Wir haben alleine in Küps fünf davon, in Mitwitz zwei usw. Ein bisschen mehr Selbstwertgefühl täte den Franken nicht schlecht!

Vielen Dank für das Gespräch.Interview: Carlo Fehn

Gisela LangWenn es um kulturelle Veranstaltungen im Landkreis Kronach geht, ist ein Name damit seit fast drei Jahrzehnten ganz eng ver-bunden. Die gebürti ge Oberammergauerin Gisela Lang (55) ist nicht nur die kompetente Ansprech partnerin, wenn es um den Kreiskulturring geht. Als akti ve Pfl egerin der historischen Szene lebt sie ihren Beruf auch außerhalb der Amtsstube.

Nachgefragt bei...

6 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Titelthema

Als Ende März 1968 die Bergleute der Stockheimer Steinkohlen-

zeche »St. Katharina« zum letzten Mal aus 320 Metern Tiefe die »Schwarzen Diamanten« ans Tageslicht förderten, endete ein über 400-jähriger Bergbau im Haßlachtal. Ein Hauch von Melan-cholie lag über dem Werksgelände, als mit einer Girlande geschmückt, der letzte mit Kohle beladene Hunt aus dem Schoß der Erde ans Tageslicht befördert wurde. Ein bedeutendes Kapitel der Industriegeschichte im Frankenwald ging zu Ende.

K���els, K�hlen, K��sen Diese drei Begriff e prägten über Jahr-hunderte das Leben der Menschen im Frankenwald. In guten Zeiten ar-beiteten bis zu tausend Männer und Burschen in den rund 20 Gruben un-terschiedlichster Größe. An die 120 Millionen Zentner Steinkohle sind zwischen 1582 und 1968 gefördert

worden. Der Abbau reicht also weit zurück. Reitsch machte 1582 laut Urkunde des Staatsarchivs Bamberg den Anfang. 1756 folgte Stockheim. Dem Entdecker, Oberförster Chri-stoph Friedrich Gundermann aus Sachsen-Meiningen, wurde 1758 das erste Schürfrecht im Kohlenfeld »Vereinigter Nachbar« verliehen. Erst nach 1800 kam es auch auf thüringi-scher Seite zu bergbaulichen Akti –vitäten. 1836 übernahm der Sach-sen-Meiningische Geheime Finanzrat Christi an von Weiß einen schon vor 1800 angelegten Bohrschacht, den er nach seinem Landesherren »Bern-hard-Grube« nannte. 1839 ließ Weiß die Grube »Sophie« abteufen, in der in Spitzenzeiten bis zu 400 Bergleute arbeiteten. Nicht nur der weltberühmte Natur-forscher Alexander von Humboldt be-schäft igte sich von 1792 bis 1795 mit bergbaulichen Fragen im nördlich-

sten Bayern, sondern auch andere bekann te Persönlichkeiten.

G�e�he-Bes�chZu den vielen prominenten Besu-chern der ersten Grubenanlagen in Stockheim zählte Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe, der als Leiter einer fürstlichen Delegati on am 26. Juni 1782 in Stockheim zwei Berg-werke besichti gte. Nachdem in den Jahren 1843 bis 1845 vorübergehend auch Carl Joseph Meyer, der Verfasser des bekann-ten gleichnamigen »Konversati ons-lexikons«, das Schürfrecht für vier Gruben erworben hatt e, wurde 1863 Joseph Freiherr von Swaine, ein aus England stammender Industrieller, alleiniger Eigentümer aller Zechen. In dieser Zeit erlebte der Stockheimer Bergbau seine erste große Blüte. In sechs Gruben waren 1863 rund 700 Bergleute beschäft igt.

SCHICHT IM SCHACHT

Titelthema

Eine Chronologie der Geschichtedes Steinkohlenbergbaus im Haßlachtal

7KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Titelthema

Nach dem Tode des Freiherrn von Swaine im Jahre 1902 erwarb der Bayerische Staat von dessen Erben 1908 sämtliche Gruben, in der Hoff-nung, der bayerischen Industrie eine Kohle zu sichern, die nicht mit hohen Frachtkosten wie bei der Ruhrkohle vorbelastet war.

Pläne schlagen fehlMan wollte nun einen Großbergbau aufziehen und holte dazu Ingenieure und Fachkräfte aus fremden Revieren heran. Diese verstanden es aber nicht, sich den ganz spezifischen Stock-heimer Verhältnissen anzupassen. Sicherlich trug auch dieser Umstand wesentlich dazu bei, dass es im Früh-jahr 1911 zur übereilten Einstellung und Schließung aller Gruben kam. 550 Bergarbeiter wurden dadurch schlagartig arbeitslos. Eine so ziale Katastrophe bahnte sich an. Viele von ihnen wanderten in die Kohlen-

reviere Westfalens und Oberbayerns aus. Ingolstädter Pioniereinheiten sprengten dann im Februar 1912 im Bahnhofsbereich die mit großem Auf-wand erbaute Kohlenwäsche. Für die 1855 angelegte Vorzeigegrube »Maxschacht«, die im Jahre 1900 be-reits auf über 300 Meter abgeteuft war, war mit dieser Entscheidung das endgültige Aus besiegelt. Allen Unkenrufen zum Trotze riefen noch im Jahre 1912 wagemutige Industri-elle die »Kohlenbergwerk Stockheim GmbH« ins Leben. Gefördert wurde nur noch auf der 1775 erstmals er-wähnten Grube »St. Katharina«. Trotz zahlreicher Bemühungen kam es in der Weltwirtschaftskrise 1927 erneut zu einer schmerzlichen Stilllegung. 400 Beschäftigte wurden wiederum erwerbslos. 1929 gründeten die ehemaligen Bergleute, um eine Ver-steigerung abzuwenden, den »Berg-bauverein St. Joseph«.

Am 28. September 1930 erfolgte dann die Umwandlung in die Berg-baugenossenschaft Stockheim und Umgebung. Die dazu erforderliche Einzahlung des Genossenschafts-anteils von 100 Mark je Genossen stellte für die Bergarbeiter in Anbe-tracht der langen Arbeitslosigkeit ein großes persönliches Opfer dar, das im deutschen Bergbau wohl einmalig sein dürfte. Einige Bergleute mussten sogar ihre letzte Ziege verkaufen. Im Zuge der allgemeinen weiteren Arbeitsbeschaffung und mit we-sentlicher staatlicher Unterstützung ist dann am 30. August 1935 die »Bergbau-Gesellschaft Stockheim/Ofr. mbH« gegründet worden, die sich aus der Bergbaugenossenschaft, der Gemeinde Stockheim und acht weiteren Gemeinden der Umgebung zusammensetzte. Bis 1936 wurde ein neuer Haupt- und Förderschacht bis zur 140-Meter-Sohle abgeteuft.

Foto: Gerd Fleischmann

Ende März 1968 ertönte letztmals ein »Glückauf« der Stockheimer Knappen. Die Katharinazeche wurde endgültig geschlossen. Aus 320 Metern Tiefe hatten zuletzt noch 52 Kumpel das »schwarze Gold« gefördert. Mit im Bild: Bergwerksdirektor Rudolf Rossmann (Vierter von rechts). Ganz rechts der Verwaltungsangestellte Georg Martin aus Neukenroth. In der Mitte ist Günter Baum aus Neukenroth zu sehen, der sich noch bester Gesundheit erfreut.

8 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Titelthema

Vorher wurde seit 1811 auf Katharina aus der Adam-Friedrich-Tagstrecke sowie aus einem östlich angelegten Schleppschacht die Kohle gefördert. Ab 1952 teuft en die Bergleute bis zur 320-Meter-Sohle ab. Außerdem wur-den parallel dazu für eine relati v hohe Förderkapazität die erforderlichen Richtstrecken aufgefahren.

Ka���al�angelDie höchste Jahresförderung des Stockheimer Bergbaus erreichte man unter der Werksleitung von Diplom-Bergingenieur Rudolf Strak 1951 mit 90.000 Tonnen. Die damals fast 500 Mann starke Gesamtbelegschaft wurde aus Gründen des zurückge-henden Absatzes und durch Rati ona-lisierungsmaßnahmen mehr und mehr reduziert. Unter der Werkslei-tung von Bergingenieur Rudolf Ross-mann sind in den letzten Jahren mit immer noch bescheidenen techni-schen Mitt eln erstaunliche Leistungs-ergebnisse erzielt worden. Wie die relati ve Förderleistung pro Mann und Jahr der Gesamtbeschäft igten verbes-

sert werden konnte, geht aus folgen-der Aufstellung hervor: 1910 (ein Jahr vor der Einstellung) 79 Tonnen, 1951 bis 1960 durchschnitt lich 205 Tonnen, 1967 dann 409 Tonnen. Der Kohlen-absatz war bis zum 31. März 1968, also zum Tag der Schließung, vollkom-men gesichert. Ganz im Gegensatz zu den anderen großen Kohlenrevieren lag in Stockheim keine einzige Tonne Kohle auf Halde. Was der Bergbau-Gesellschaft das Rückgrat brach, war das Fehlen entsprechenden Kapitals. Nur durch eine umfassende Moder-nisierung hätt e das Bergwerk, das immer wieder vom Staat subven-ti oniert werden musste, eine echte Chance für die Zukunft gehabt. Zur Zeit der Sti lllegung fl oss das Öl reich-lich, fast zu reichlich, und es war mit zehn Pfennigen je Liter spott billig. Das Ende war also vorprogrammiert. Ende März 1968 erscholl in der Grube St. Katharina letztmals ein »Glück-auf«. Die Traditi on des ehrwürdigen Berufsstandes setzen nun Knappen-verein und Bergmannskapelle mit großem Engagement fort. von Gerd Fleischmann

Im Jahre 1890 feierten Hunderte von Knappen der Steinkohlenzechen ihr traditi onelles Bergfest. Das Bild zeigt die Bergbeamten und Steiger mit Bergwerksbesitzer Richard Freiherr von Swaine (Mitt e, mit Zylinder). Foto: Archiv Gerd Fleischmann

9KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Titelthema

Links: Nur wenige Meter neben dem Fußball-tor des 1.FC Stockheim tat sich auf dem »Max-schacht« am 28. März 1955 urplötzlich die Erde auf. Ein 135 Meter ti efer Höllenschlund war entstan den. Die Fußballer waren nun ge-zwungen, einen neuen Sportplatz zu bauen. Zum Ver gleich ist auf dem unteren Bild der jetzige Ausweichplatz des 1.FC Stockheim aus der ähnlichen Perspekti ve zu sehen

Fotos: Archiv Gerd Fleischmann/ Carlo Fehn

Links: Die Steinkohlenzeche »Maxschacht« im Jahre 1905. Von 1898 bis 1902 wurde das Berg-werk bis auf 314 Meter abgeteuft . Von 1855 bis 1911 sorgte die Grube für Arbeit und Brot.

Foto: Archiv Gerd Fleischmann

Stein�ohleSteinkohle ist ein Sammelbegriff für höherwerti ge Kohlen. Entstanden ist sie aus großen Urwaldbeständen, die im Prozess des Absterbens große Mengen Biomasse anhäuft en, ähnlich wie in einem Torfmoor zur heuti gen Zeit. Diese Ablagerungen wurden teilweise in regelmäßigen Abständen (deswegen gibt es im Steinkohlen-bergbau meist mehrere Kohlefl öze) durch andere Sedimente wie Tone und Sand oder Sandsteine abgedeckt. Dadurch wurde das organische Aus-gangsmaterial unter Luft abschluss und hohen Drücken und Tempera-turen solange verdichtet und um-gewandelt, bis ein fester Verbund aus Kohlenstoff , Wasser und unbrenn-baren mineralischen Einschlüssen entstand. Die Mineralsubstanz wird bei der Verbrennung verändert und erscheint dann in Form von Asche. Steinkohle zeichnet sich durch eine schwarze, feste Grundmasse aus, in welcher mitunter Einschlüsse und Abdrücke prähistorischer Pfl anzen zu fi nden sind. (Quelle: Wikipedia)

SerieWir möchten in Zukunft regelmäßig über die Industriegeschichte des Landkreises Kronach berichten. Berg-bau, Flößerei oder die Glasindustrie - viele bewegende Momente prägten das Leben der Generati onen vor uns. Berichte von Zeitzeugen oder fo-tografi sche Raritäten sollen Sie glei-chermaßen begeistern und Ihr Inter-esse wecken für die wirtschaft liche Vergangenheit unserer Region. Erfahrene Chronisten und Archivare mit einem immensen Schatz an Do-kumenten und Erinnerungen stellen uns hierbei ihr Wissen zur Verfügung, so dass die Authenti zität der Reporta-gen und Erzählungen gewährleistet wird.

10 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Porträt

Thomas Geiger»Es macht noch richti g Spaß!«

11KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Porträt

Er gilt im Landkreis Kronach als der Pionier für eine Sportart, die trotz gesti egener Populari-

tät nicht für Jedermann geeignet ist. Im nächsten Jahr möchte der Triathlet Thomas Geiger zum

achten Mal am Ironman auf Hawaii teilnehmen. Dabei begann alles ganz unerwartet, sozusagen

in Ausübung seines Amtes.

Wenn jemand von sich behaup-tet, Laufen wäre eigentlich gar

nicht so sein Ding gewesen, Fußball und Tischtennis hätt e er eben mehr oder weniger gemacht, weil es nichts Anderes gab und alle das auch gemacht hätt en, ist das eine ziemlich normale Geschichte, die man zigmal so hören könnte. Als Thomas Geiger 23 Jahre alt war, war genau dies seine Geschichte, die damals allerdings niemanden interessierte und die er auch nicht erzählen musste. Seitdem hat der 49-Jährige sieben Mal am Ironman-Triathlon auf Hawaii teilgenommen und wird in diesem Jahr zum 24. Mal in Folge den presti geträchti gen Wett kampf über die Langdistanz in Roth bei Nürnberg bestreiten. Für den gebürti gen Teuschnitzer ist das neben anderen Terminen ein Teil der Vorbereitung für das selbsternannte »Projekt 2012«. Dann, wenn sich für den selbstständigen Finanzberater das 50. Lebensjahr vollendet, möchte er noch einmal angreifen, wie er sagt: »Ich war jetzt sieben Mal auf Hawaii, nächstes Jahr ist ein runder Geburts-tag und da ist es ein guter Zeitpunkt, einmal zu planen, ob ich noch weiter-machen will oder nicht. Ich fahre aber nicht dorthin, um einfach noch mal dabei zu sein, das brauche ich nicht

mehr. Wenn schon, dann will ich mindestens Fünft er in meiner Alters-klasse werden.«

DLRG-T��a�hl�n als A�sl�se�Drehen wir die Zeit noch einmal zurück, als er von solchen Vorga-ben nicht zu träumen gewagt hätt e. »Ich war damals in Teuschnitz in der DLRG«, erinnert sich Geiger. »Wir hatt en zehnjähriges Jubiläum und zu diesem Anlass wurde unter anderem auch ein Kurz-Triathlon veranstaltet - es ging über 500 Meter Schwim-men, 26 Kilometer Radfahren und abschließend zehn Kilometer Laufen. Was wollte ich machen? Da hab’ ich halt teilgenommen.« Geiger verweist auf seine damaligen »Qualitäten« und erläutert, dass er sich bei Laufveranstaltungen der Polizei, wo er zu der Zeit arbeitete, auch schon mal habe zurückfallen las-sen, um sich abzuseilen und dann wie-der einzureihen, wenn das Hauptf eld ihn wieder passierte. Was geschah also bei diesem besagten Triathlon der DLRG? »Mit dieser Sportart ist es einfach so, dass man es einmal aus-probieren muss und dann hat man entweder die Schnauze voll oder man sagt ›Ja, das ist es!‹. Bei mir traf die Variante zwei zu.« Er hätt e dann in den folgenden beiden Jahren jeweils

12 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Porträt

tatsächlich beschreibt Geiger die psychische Komponente bei seinem Sport als eine oft unterschätzte oder besser gesagt: eine Komponente, deren Wichti gkeit nicht Jedem be-wusst ist. »Ich bin felsenfest über-zeugt, dass die Fitness - vor allem auf der Langdistanz - zu 80 Prozent eine mentale Geschichte ist. Es geht ja nicht nur um die körperliche Leis-tung, es geht vor allem auch darum, dass du neun Stunden mit dir alleine beschäft igt bist, Höhen und Tiefen durchlebst und diese im Wett kampf auch richti g verarbeiten musst.«

Ze���anage�en� ��ch��gGeiger arbeitete nach seiner Zeit bei der Polizei als Individualkundenbe-treuer bei der Sparkasse, bevor er sich 1998 selbstständig machte. Stellt sich die Frage, wie für ein Hobby, das er mitt lerweile als »Leidenschaft , aber nicht Lebensinhalt« bezeich-net, die notwendigen Trainingsein-heiten absolviert werden konnten. »Wenn Andere in die Mitt agspause gegangen sind, ging ich halt Laufen. Abends dann noch Radfahren oder Schwimmen. Anders war es nicht möglich.« Und anders hätt e er auch keine zehn bis 15 Wett kämpfe pro Jahr bestreiten können, die sich mitt -lerweile mehr als halbiert haben. Er

zwei und drei Triathlons über kurze Distanzen gemacht, sich aber 1988 an die Langstrecke gewagt und in diesem Jahr auch für die erste Hawaii-Teilnahme qualifi ziert, wo alljährlich der wohl bekannteste Wett kampf im Schwimmen, Radfahren und Laufen stattf indet. »Ich erinnere mich noch genau, als ich damals das Kuvert mit der Anmeldung in Teuschnitz in den Briefk asten geschmissen habe. Als die Klappe wieder zu ging, wurde mir erst so richti g bewusst, was ich da getan hatt e.« In Zahlen bedeutet ein Ironman-Triathlon: 3,9 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad-fahren und abschließend ein Mara-thonlauf über 42,195 Kilometer.

Z�else���ng �s� M����a���n»Manche Menschen, die mich nur aus der Entf ernung kennen, würden mich vielleicht als ein bisschen un-nahbar oder arrogant bezeichnen. Vielleicht auch, weil ich sage, dass ich jedes Ziel, das ich mir setze, zu 98 Prozent erreiche. Als ich diesen Um-schlag eingeworfen hatt e, hatt e auch meine Zielsetzung begonnen und so musste es also klappen.« Da, wo an-dere womöglich beginnen zu hadern, blickt Geiger positi v nach vorne. Er erinnert sich an einen Zwischenfall bei seiner zehnten Roth-Teilnahme.

Ein Plattf uß am Hinterrad und die missglückte anschließende Repara-tur schienen das Aus zu bedeuten. Er suchte dann ca. eine Stunde in der nächsten Ortschaft nach erlaubter Hilfe und fand tatsächlich Jemanden, der ihm ein komplett es Hinterrad lieh und es später wieder zurückbekam. »Gut, ich konnte dann eben meine anvisierte Zeit nicht mehr erreichen, aber mein Ziel, diesen Triathlon zu beenden, wollte ich nicht aufgeben, auch wenn es dann eine Stunde län-ger gedauert hat.« Bei der Vielzahl seiner Wett kämpfe ist es aber schon fast unglaublich, dass nicht noch mehrere solcher Anekdoten im Triathlon-Köcher des Thomas Geiger zu fi nden sind. Viel-leicht gibt es sie ja, nur ist er wohl ein eher zurückhaltender Typ, der Man-ches, was dem einen oder anderen Zeitgenossen als erwähnenswert oder aufregend erscheinen mag, nicht großarti g themati siert. So, als würde er auf besondere Weise in sich ruhen. Mental ausgeglichen, wäre der passende Ausdruck. Und

»Fitness auf der Langdistanz ist zu 80 Prozent eine men-

tale Geschichte.

(Thomas Geiger)

Foto: Thomas Geiger privat

13KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Porträt

sucht sich heute gezielt die Termine aus und hat sich auch für »sein Jahr 2012« einen speziellen, langfristi -gen Trainingsplan erarbeiten lassen. Platz drei in seiner Altergruppe beim diesjährigen Weltkulturerbe-Lauf in Bamberg gehört zum Beispiel dazu. Nach dem Wett kampf in Roth am 10. Juli gilt die ganze Konzentrati on dem Saisonhöhepunkt: Am 11. September heißt es im walisischen Tenby, sich in der niedrigeren Altersgruppe für die in 2012 dann höhere beim Ironman auf Hawaii zu qualifi zieren. Ein wei-terer Schritt , um - auch wenn er das gar nicht möchte - seinen Ruf als Tri-athlon-Pionier im Landkreis Kronach zu untermauern und seine Liste mit Erfolgen zu erweitern. Dass dies nach 2012 bereits ein Ende fi nden sollte, scheint für den Außenstehenden kaum glaubhaft . Zu sehr ist die Faszi-nati on, die diese Sportart auf Thomas Geiger noch immer ausübt, spürbar.

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Geburtstag: 25.04.1962• Wohnort: Reitsch• Beruf: Selbstständiger Finanz-• beraterGrößte Erfolge:•

Stec��rie�

GeschichteDer Triathlon wurde um 1920 in Frankreich erfunden, wo jährlich ein Rennen »Les Trois Sports« stattfand. Das eher anonyme Hobby-Event verschwand Mitte der 1930er Jahre zunächst von der Bildfläche, ehe es in den 70er Jahren in Amerika wieder auflebte. 1978 fand der erste Ironman-Triathlon auf Hawaii statt, bis heute der spektakulärste und herausforderndste Wettkampf dieser Ausdauersportart über 3,9 Kilo-meter Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. (Quelle: Wikipedia)

Ble��en�e E��nne��ngenUnd dann kommt sie doch noch. Die nicht mehr für möglich gehaltene Geschichte, die erzählt, dass der Anfang doch mit der einen oder anderen Hürde - sagen wir Lehr-stunde - verbunden war. »Es war in meinem zweiten oder dritt en Jahr«, erzählt Geiger, als wäre es kürzlich erst gewesen. »Ein Mitt eldistanz-Wett kampf in Harburg. Es war kalt, das Wasser hatt e nur 14 Grad und auf den 1700 Metern Schwimmen war ich einer von drei Teilnehmern, die keinen Neopren-Anzug hatt en. Aller-dings waren diese beiden Anderen das Doppelte oder Dreifache von mir. Nach 1400 Metern musste man mich aus dem Wasser ziehen. Ich habe so gezitt ert, dass ich den warmen Tee nicht trinken konnte, der mir von den Helfern gereicht wurde.“ Mitt lerweile sind Defi zi te beim Material und der Ausrüstung kein Thema mehr, zum Teil auch Inhalt von Sponsoring-Ko-operati onen, ohne die - und das betont Geiger - er seinen Sport so wohl nicht hätt e betreiben können. Und dann hätt e er auch nicht an den Punkt kommen können, an dem er heute sagt: »Früher war es mir na-hezu unangenehm, wenn über mich berichtet wurde oder ich meist selbst die Berichte geschrieben habe. Mitt -lerweile freue ich mich darüber. Ir-gendwo ist es ja auch eine Anerken-nung.« Zumal für einen Triathleten, der von sich behauptet, dass er frü-her das Laufen nicht so mochte und es nun zu seinen Stärke zählt und der als DLRG-Mitglied das Schwim-men nicht als seine Paradedisziplin bezeich nete.

von Carlo Fehn

1996: Persönl. Bestzeit beim Ironman in Roth - 8:50:351996: Schnellster persönli-cher Triathlon überhaupt beim Ironmönch in Kulmbach und Gesamtdritt er der Deutschen Meisterschaft - 8:38:121999: Beste Platzierung beim Ironman Hawaii - Platz 42001: Vizeweltmeister in der Alters klasse bei der Weltmeis-terschaft in Fredericia (Däne-mark)

14 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

»Ja, wir hatt en viele Schutzengel!«

Menschen & Geschichten

Renate und Herbert Pfadenhauer sind bescheidene Menschen. In der Ortsgemein-schaft ihres Wohnortes Windheim sind sie beliebt, Trubel und all zu große Aufmerk-samkeit für ihr Leben sind ihnen fremd. Das war zumindest so bis zum 24. Mai 2010. Das Ehepaar er- und überlebte den wohl schlimmsten Tag seines Lebens, als ein Blitz aus keineswegs heiterem Himmel zur tödlichen Bedrohung wurde.

15KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Der Umsti eg vom 125er Roller auf ein »richti ges Motorrad« ist noch

gar nicht so lange her. Erst vor zwei Jahren hat der heute 62-jährige Her-bert Pfadenhauer den Führerschein für die großen Maschinen gemacht. Zusammen mit seiner Frau Renate wollte er zukünft ig einfach etwas besser motorisiert unterwegs sein.

Pf�ngs�a�sfl�gAm Pfi ngstmontag 2010 unternah-men die Beiden einen Ausfl ug in die Fränkische Schweiz, kehrten in einem gemütlichen Biergarten ein und machten sich am späten Nachmitt ag auf die Heimfahrt. Renate Pfaden-hauer schildert die letzten Minuten vor dem tragischen Ereignis: »Wir kamen in Rothenkirchen in die Nähe des Sportplatzes und plötzlich blinkt

mein Mann links und fährt Richtung Buchbach. Ich habe gesehen, dass da oben der Himmel schon schwarz war und mich gefragt, warum wir in den Regen fahren und nicht die Route über Förtschendorf nehmen.« In diesem Moment gilt die Sorge der Beifahrerin allerdings nur der dro-henden Nässe. An das, was nur weni-ge Minuten später passieren wird, denkt sie zu diesem Zeitpunkt nicht. »In Buchbach hat es dann schon et-was mehr geregnet. Wir waren dann aber schon fast in Windheim. In der Talsenke vor dem Ortsein-gang, die letzte Kuppe vor Augen, passierte es dann. Ich habe den Blitz weder gehört, noch gesehen. Alles, was ich danach noch weiß, ist, dass

ich aufgewacht bin, viele Menschen um mich herum standen und ich meine Beine zunächst nicht mehr spüren konnte. Ich wusste nicht, was passiert war, allerdings war ich mir sicher, dass wir nicht gestürzt waren.« Aus den Schilderungen des Ehepaars lässt sich schlussfolgern, dass ein Blitz von rechts zwischen

Herbert Pfadenhauer und

16 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Menschen & Geschichten

In einer Talsenke oberhalb Windheims und nur wenige hundert Meter Luft linie von ihrem Wohn-haus entf ernt, wurden die Pfadenhauers auf dem Motorrad vom Blitz getroff en.

seiner Frau Renate in das Motorrad eingeschlagen hat, der die 60-Jährige von ihrem Sitz katapulti erte und auf die Fahrbahn schleuderte, wo sie be-wusstlos liegen blieb. Ihr Mann schil-dert die anschließenden Sekunden: »Nachdem der Blitz eingeschlagen hatt e, fuhr ich vielleicht noch 50 oder 60 Meter weiter, konnte die Maschine gerade noch stoppen und fi el dann mit dem Motorrad einfach um, da ich gar nichts mehr gespürt habe.« Seine Frau sah er anschließend regungslos liegen, ein Ersthelfer alarmierte Ret-tungswagen und Notarzt.

Gl�c� �� Ungl�c�Herbert Pfadenhauer musste wegen Verbrennungen im Rückenbereich und festgestellter Herzrhythmusstörun-gen einige Tage im Krankenhaus verbringen, seine Gatti n hatt e es schlimmer erwischt. Die Verbren-nungen einer Halskett e, die der Blitz in die Haut gebrannt hat, sind ebenso sicht bar, wie weitere Brandmale bis zu den Beinen. Ein Bruch des Felsen-beins, das Teil des Schläfenbeins ist

und zu den härtesten Knochen beim Menschen gehört, ist möglicherweise in Zusammenhang mit der Wucht des Blitzes verantwortlich für die Taub-heit auf dem linken Ohr. »Das Sitzen macht mir eigentlich am meisten Probleme«, erzählt Renate Pfaden-hauer, die nach dem Unfall mit dem Rett ungshubschrauber nach Erlangen gefl ogen wurde, wo sie zwei Wochen

teilweise auf Intensivstati on lag und danach noch einmal dreizehn Tage in Bayreuth wegen der immensen Rückenschmerzen behandelt werden musste. Sie ist nicht schmerzfrei und

wird dadurch auch täglich an das Er-eignis erinnert, aber sie weiß auch, dass es noch schlimmer hätt e en-den können. »Ich mache mir schon ab und zu Gedanken. Auch darüber, dass es mir trotz allem noch gut geht. Ich könnte heute auch im Rollstuhl sitzen.« Beide sind sich einig, dass sie an diesem Pfi ngstmontag, kurz vor 18 Uhr einige Beschützer hatt en. »Ich glaube«, sagt Herbert Pfadenhauer, »da hatt en da oben einige Schutzen-gel eine ganze Menge zu tun.« Zumal er selbst schon vor langen Jahren zumindest im Vorzimmer dieser Auf-passer gewesen zu sein scheint.»Das muss 30 Jahre her sein. Ich war auf einem Hochsitz hier ein bisschen außerhalb, als es anfi ng zu gewitt ern. Das kam dann relati v zügig immer näher, so dass ich mich auf den Weg nach Hause gemacht habe.« Eher un-aufgeregt erzählt er weiter, dass bei seiner Rückkehr am nächsten Tag der Hochsitz komplett zerstört war.

von Carlo Fehn

»Ich habe den Blitz weder gehört, noch gesehen.

Alles, was ich danach noch weiß, ist, dass ich aufgewacht bin, viele Menschen um mich herum standen und ich meine Beine zunächst nicht mehr spüren konnte.

(Renate Pfadenhauer)

17KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

In eigener Sache

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Fotos: Carlo Fehn

Fest�n� Rosen�er�

20 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Vereine

VergangenheiterlebenIm März 2008 gründete Oliver Porzel den Verein »Grenzfahrten e.V.«. Der Stein-wiesener wollte damit in erster Linie erreichen, dass Interessierten aus Ost und West die Möglichkeit geboten wird, hautnah entlang des ehemaligen Todesstrei-fens Eindrücke zu sammeln und die Vergangenheit der beiden ehemals getrenn-ten deutschen Staaten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

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Vereine

»Mich hat diese Grenze und die Mauer im-mer interessiert, berührt und bewegt.

(Oliver Porzel, Vorsitzender »Grenzfahrten e.V.«)

Tausende Kilometer ist Oliver Por-zel mit dem Motorrad in den

zwei Jahren Vorbereitungszeit vor allem durch Thüringen gefahren, um sich Genehmigungen zu besorgen, Recherchen zu betreiben und auch zu informieren. Wäre es nicht recht anstrengend gewesen, hätt e er die Touren eigentlich mit seinem Uni-mog machen müssen. Unimogs, MB Trucks, Modellautos und alles, was damit zu tun hat, waren schon im-mer eine große Leidenschaft des 42-jährigen Steinwieseners. Wie viele andere Landkreisbewohner wurde auch er im grenznahen Gebiet zur ehemaligen DDR groß und er erinnert sich an die sonntäglichen Ausfl üge mit seinen Eltern: »Wir sind an den Wochenenden sehr oft an die Grenze gefahren. Das war schon damals im-mer sehr interessant für mich.«

Ans��engen�e V���e�e���ngAus diesem Interesse wurde nach dem Fall der Mauer mehr als ein Hobby. Porzel, der unter anderem auch Mitarbeiter des Rodachtal-Kids-Expresses (RoKi) ist, wurde vom Tour-ismusverband angesprochen, ob er nicht Lust hätt e, noch etwas Anderes zu machen. »Da kam mir die Idee, meine Hobbys und Leidenschaft en miteinander zu verbinden und ein Angebot für Grenzfahrten auf die Beine zu stellen«, erzählt der haupt-berufl iche Rett ungsassistent. So gründete er im März 2008 den Verein »Grenzfahrten e.V.«. Bis zu den ersten Touren, auf denen Porzel und weitere Vereinsmitglieder an den Sonntagen zwischen Mai und Oktober jeweils

vier Personen eine ganz individuelle Erlebnistour auf dem ehemaligen Ko-lonnenweg der innerdeutschen Gren-ze mit seinem Unimog anbieten, war es ein anstrengender und teilweise auch holpriger Weg für ihn selbst, der von bürokrati schen Pfl ichtübungen hin bis zu persönlichen Widerständen führte. »Es musste natürlich auch sehr viel Überzeugungsarbeit sowohl in der Bevölkerung als auch bei Behörden und Organisati onen geleistet werden. Das war nicht immer ganz einfach«, erinnert sich der zweifache Fami-lienvater. In der Nordhalbener Nach-bargemeinde Titschendorf - vor der Grenzöff nung auf der Ostseite - führ te ein Kommunikati onsproblem oder -versäumnis von Seiten der Ge-meindeverwaltung zu Irritati onen bei den Einwohnern, die anfangs sogar soweit gingen, dass Porzel mit klei-neren Sabotageakten wie gefällten Bäumen auf der Wegstrecke oder auch Anzeigen gegen seine Person zu kämpfen hatt e. Mitt lerweile - so sagt er - sei das aber alles soweit geklärt, dass man eine vernünft ige Lösung gefunden hätt e, mit der die Titschen-dorfer und sein Verein gut leben könnten. Der Verein hat mitt lerweile 29 Mitglieder und Porzel hoff t, dass das große Interesse für die Vergan-genheit im Grenzgebiet zwi schen

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Vereine

22 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Ost und West sich noch steigert. Er möchte das Angebot mitt el- und langfristi g gerne noch ergänzen und ausbauen. Seine Leidenschaft dafür ist spürbar und er sagt: »Mich hat diese Grenze und die Mauer immer interessiert, berührt und bewegt.«

G��sse�es In�e�essse �� Os�en Er macht allerdings keinen Hehl da-raus, dass er es ein bisschen schade fi ndet, dass vor allem auf westlicher Seite eine gewisse Grenzverdrossen-heit festzustellen ist. Porzel hat aber auch eine Erklärung dafür. »Unser Angebot wird mehr von ehemaligen DDR-Bürgern angenommen. Ich den-ke, dort hat man, obwohl täglich mit den Auswirkungen ganz nah konfron-ti ert, noch mehr Nachholbedarf, was die genauen Abläufe an der Grenze angeht. Bei uns im Westen war es ja so, dass wir prakti sch fast bis an den Zaun fahren konnten, um uns das anzuschauen. Irgendwo ist das also nichts Neues oder Ungewöhnliches.«Wer sich für eine Tour mit dem Grenzfahrten-Unimog interes-siert, sollte nicht erwarten, einen Mini-Abenteuerurlaub geboten zu bekommen. Der Vereinsvorsitzende

macht deutlich, dass Natur - und Um-weltschutzgedanken so gut es geht berücksichti gt werden müssen, um das historische Erbe am »Grünen Band« auch weiterhin aufrecht zu er-halten. »Langeweile kommt in keinem Fall auf, denn jede Tour ist ein Erleb-nis mit viel Spannung und Acti on. Allerdings steht der Natur- und Um-weltschutz an erster Stelle.« Und wie »echt« diese Grenze noch ist, zeigt die Tatsache, dass auf den Touren

der Kolonnenweg strengstens einge-halten wird und die vorgese hene Route nicht verlassen wird. Zwar hät-ten nach der Grenzöff nung umfang-reiche Minenentf ernungsarbeiten statt gefunden, allerdings »weiß man nie, ob da nicht irgendwo noch was herumliegt«, warnt Porzel. Für ihn ist jede Tour - und hat er sie auch schon so oft gemacht - immer wieder ein neues Erlebnis. Er war ein Kind der Grenze und nun möchte er seine Faszinati on für die damit verbundene Geschichte und die Geschichten an Interessierte weitergeben.

Eine der vielen kleinen »Helden-taten« während der Trennung der beiden deutschen Staaten, erzählt Oliver Porzel auf der Vereins-Homepage: »Die Geschichte beginnt im Jahre 1949. Die DDR fängt an, ihre Grenze zu West-Deutschland zu schließen. Bereits seit Kriegsende 1945 ist das legale Passieren der Demarka-ti onslinie reglementi ert, zeitweise total untersagt. Durch die Polizei-verordnung von 1952 ergeben sich dauerhaft drasti sche Einschränkun-gen des Reiseverkehrs. Viele nutzen die Gelegenheit noch zur Flucht in den Westen. Die beiden Gemein-den im Franken- und Thüringer-wald, deren Bewohner eng mitein-ander verbunden sind und die nur vier Kilometer auseinander liegen, werden durch Grenzanlagen ge-trennt. In Thüringen liegt Titschen-dorf, das plötzlich zwischen den bei-den Grenzzäunen liegt. Im Westen, im Landkreis Kronach, wird Nord-halben zur letzten Ortschaft vor der innerdeutschen Grenze. Die Bürger, die aus Titschendorf gefl ohen sind, treff en sich wiederkehrend alle fünf Jahre in Nordhalben, um Gedanken auszutauschen. Viele sind noch in der Gegend ansässig und pfl egen zu den Nordhalbener Bürgern gute

Kontakte. Die Titschen-dorfer jedoch ver-missten ihre Hei-mat und wollten gerne wissen,

was ›drüben‹ so los ist. Leider

v e r h i n -d e r n

»Jede Tour ist ein Erlebnis mit viel Spannung und Ac-

tion. (Oliver Porzel)

23KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Vereine

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der Frankenwald und die Grenz-Sperr anlagen die Sicht und den Kon-takt in die Heimat. Otmar Adler, da-maliger Geschäft sführer der Firma Adlerhaus und sein Freund Ludwig Simon, Heizungsinstallateur und Hobbyfl ieger, beschließen einen tollkühnen, aber auch gewagten und gefährlichen Plan. Im Sommer 1982 besteigen die Beiden einen Motorsegler am Flugplatz Kulm-bach und heben ab in Richtung Bad Steben. Vom Flugplatz aus gibt es nur einen besti mmten Korridor in Richtung Süden, der zum Befl iegen erlaubt war. Entlang der Grenze war ein Fünf-Kilometer-Korridor mit ab-solutem Flugverbot. Das Flugzeug wird ti ef unter dem Radar gefl ogen. Kurz vor Bad Steben steigen die beiden Unerschrockenen auf rund 1200 Meter Höhe und schalten den Motor ab. Der Flieger gleitet sti ll und leise dahin. Die Richtung wird geändert und man fl iegt über den Grenzanlagen an Titschendorf vor-bei in Richtung Nordhalben. Am

Horizont sehen die beiden Freunde Wurzbach, Rodacherbrunn mit den NVA-Kasernen und Lobenstein. Das Überfl iegen der Grenze war verbo-ten, es gab einen Sperrkreis von fünf Kilometern, in dem der Luft raum nicht befl ogen werden durft e, und die Luft raumüberwachung war ständig präsent. Außerdem war auf der Ostseite eine Alarmgruppe von MIG-Abfangjägern in Bereitschaft und die Grenztruppe verfügte über Hubschrauber. Im Westen patrouil-lierten der Bundesgrenzschutz von Coburg aus mit Hubschraubern, sowie die amerikanischen Streit-kräft e mit Flugzeugen. Unbemerkt von der Luft raumüberwachung machte Otmar Adler so schnell wie möglich Bilder von Titschendorf, den Beiden blieben nur wenige Minuten zum Überfl ug, wobei der Segler we-gen schlechter Thermik ständig an Höhe verlor. Im Cockpit herrschte Hochspannung und Angst, die sich erst etwas löste, als man von der Grenze weg abdrehte und über der

Ködeltalsperre bei Mauthaus der Motor wieder gestartet werden konnte. Nach rund einer Stunde Flugzeit landete die Maschine wie-der in Kulmbach und man erwarte-te am Flugplatz die Polizei, da man davon ausgehen konnte, bei derart starker Luft sicherung am Radar ein Bild refl ekti ert zu haben. Aber nichts passierte! Der Husarenstreich war geglückt und niemand hatt e etwas davon bemerkt. Man darf nicht daran denken, was hätt e alles ge-schehen können und was die Beiden riskiert haben, um den Titschen-dorfer Freunden zu helfen. Die ent-standenen Aufnahmen wurden den gefl ohenen Titschendorfern als Erin-nerung an ihre Heimat geschenkt. Erst jetzt, mehr als 20 Jahre nach dem Fall der Mauer, können wir diese wahre Begebenheit veröff ent-lichen, da sonst die beiden Flieger mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen gehabt hätt en.«

von Carlo Fehn Mehr Infos: www.grenzfahrten.de

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Daten & Fakten

Einwohner je Quadratkilometer

Fläche des Landkreises in Quadratkilome-tern (vgl. Bodensee: insgesamt ca. 536)

Städte im Landkreis Kronach (Kronach. Ludwigsstadt, Teuschnitz und Wallenfels)

109

(Que

llen:

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)

DER LANDKREIS IN ZAHLEN

Menschen, die am 29. Februar geboren sind (Stand: Juni 2011)35

651

4

KRONICHER. fi nden Sie auch im Internet

www.kronicher.de

25KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Mein Rezept

Sie hier? Ganz einfach! Schicken Sie uns Ihren Rezept-Tipp an:

redakti [email protected] : Mein Rezept

Ein aktuelles Foto (Aufl ösung 300 dpi) sollte ebenfalls dabei sein.

für den Landkreis

��n Al�ce E�e��sch aus Hessel�ach

Zutaten:

10 Paar echte fränkische • Bratwürste1,5 Liter Wasser• 0,5 Liter Essig• 8 große Zwiebeln• 0,75 Liter Frankenwein• 4 ganze Nelken• 4 Lorbeerblätt er• 20g Pfeff erkörner• 20g Wacholderbeeren• 20g Senfk örner• 1 Prise Salz• 1 kleine Prise Zucker• 2 Karott en• 1 Sellerie• 1 Petersilienwurzel• 100g Champignons oder • kleine Pfi ff erlinge

Zubereitung (ca. 45 Minuten):

Zwiebeln in Ringe schneiden, Karott en, Petersilienwurzel, Sellerie und Champignons klein würfeln.

Die Zwiebeln andünsten und mit Wasser und Essig ablöschen. Danach die übri-gen Zutaten und auch den Wein dazugeben und etwa 20 Minuten leicht köcheln lassen (nicht kochen!).

Den Topf von der Kochplatt e nehmen und die Bratwürste zehn Minuten darin ziehen las-sen. Die blauen Zipfel in einer Terrine im Sud anrichten und Bauernbrot sowie Sahnemeer-retti ch dazu reichen.

Blaue Zi��el

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Ein echt starker Typ!

Harun-Ve�sel El�ol

Geboren am 23. Dezember 1971 in der Türkei, kam der Sohn einer Gastarbeiterfamilie mit anderthalb Jahren nach Deutschland. Nach

einem beachtlichen berufl i-chen Werdegang ent schied

er sich vor fünf Jahren für die Selbst ständigkeit und betreibt heute in Tett au und in Ludwigsstadt sein Fitnessstudio. Der Karatelehrer er-reichte im letzten Jahr bei der Welt-meisterschaft des Verbandes WKA (World Karate and Kickboxing Associa-ti on) in Edinburgh den Vizeti tel.

26 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Sport

Ein echt starker Typ! Er bezeichnet sich selbst als »Frürk« und gilt trotz seiner türkischen Wurzeln und sei-ner erst 39 Jahre zweifellos als ein Urgestein des Tett auer Winkels. Das mitunter nega-ti v behaft ete Image seiner Sportart versucht Harun-Veysel Elkol positi v aufzuladen und Jung wie Alt dafür zu begeistern. Auch das Thema »Integrati on« lässt er dabei nicht außen vor.

Vor etwa fünf Jahren machte Ha-run-Veysel Elkol - oder »Wesel«,

wie man ihn im Freundeskreis nennt - sein Hobby zum Beruf. Bis dahin hatt e er bereits mehr als 15 Jahre Karate und damit verwandte Kampfsport-arten betrieben, Trainerscheine und Lizenzen erworben und den Verein »Shotokan Karate Rennsteig« gegrün-det. Der Weg in die Selbstständigkeit zum Karate-Lehrer und Inhaber eines

Fitnessstudios hat letztendlich auch etwas mit den Grundinhalten seines Sports zu tun.

Falsches B�l�Er weiß, dass nicht wenige Menschen davon ein - teilweise nicht einmal un-berechti gt - falsches Bild haben. Elkol erklärt: »Viele, das muss ich leider so sagen, missverstehen den Kampf-sport. Theo reti sch wirst du zu einer Art Waff e ausgebildet. Das soll aber nicht das Ziel sein. Ziel ist in erster Linie, dass du durch körperliches und vor allem auch mentales Training in Notsituati onen zwar in der Lage wärst, dich entsprechend zu verteidigen. Viel entscheidender ist allerdings, dass du mit innerer Ruhe durch Konzentra-

ti on solche Situati onen schon mal von vorneherein vermeiden kannst.« Auch der Respekt für die sportlichen Gegner, ausgedrückt in Begrüßungs- und Verabschiedungsgesten ist wich-ti ger Bestandteil einer Sportart, die in der öff entlichen Wahrnehmung im-mer noch ein Schatt endasein führt, die aber weit mehr sein kann, als das, was sie augenscheinlich vermit-telt. Elkol erzählt von der Arbeit mit

Gruppen von Kindern, die an ADS oder ADHS* leiden: »Es gibt verschie-dene Behandlungsansätze und unter anderem ist eine Meinung, dass man diesen Kindern im Rahmen der Erzie-hung klare Regeln vorgeben muss, die sie auch streng einhalten sollen. In unserer Sportart ist das nun einmal ein Grundprinzip, eine hohe Konzen-trati onsfähigkeit kommt dazu. Wir können die Kinder zwar nicht erzie-hen, aber wenn es schon damit be-ginnt, dem Kontrahenten gegenüber höfl ich und respektvoll aufzutreten sowie sich konzentrieren zu müssen, hilft das in Verbindung mit der wei-teren Umsetzung in der Familie auch ein Stück weit, um es den Kindern einfacher zu machen.«

Ve���n�enhe�� ��� Reg��nIntegrati on ist natürlich auch für den 39-Jährigen ein Thema, mit dem er sich auseinandersetzt, gerade weil er der Meinung ist, mit Sport gene rell, aber auch mit seinem Sport einen Teil zur Eingliederung beitragen zu können. »Sport und Musik sind Ele-mente, die unabhängig von Herkunft , Glauben oder Sprache verbinden. Auch Kinder können durch ihre Un-

voreingenommenheit ein wichti ger Bestandteil dieses Prozesses sein. Allerdings müssen aber auch die Rah-menbedingungen seitens des Staates und vor allem bei den zu Integrieren-den sti mmen.« Er selbst hat zwei Her-zen in seiner Brust. Sprachlich ist er sogar überintegriert, ein leichter Tet-tauer Einschlag ist unüberhörbar. Er weiß allerdings auch um seine Wur-zeln und fasst es einfach zusammen: »Ich liebe die Türkei und Deutschland. Und ganz besonders diese Region.«

von Carlo Fehn

*ADHS: Aufmerksamkeitsdefi zit-/Hyperakti vitätsstörung, eine bereits im Kindesalter beginnende psychische Störung, die sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit sowie Impulsivität und häufi g auch Hyperakti vität auszeichnet. (Quelle: Wikipedia)

Über Integrati on: »Sport, Musik und Kinder sind die besten Mitt el, um Integrati on zu fördern.«

Über sich: »Ich bin ein ›Frürk‹, ein fränkischer Türk. Ich hätt e schon oft die Gelegenheit gehabt, irgendwo anders hinzugehen, aber ich liebe diese Region und gehöre einfach dazu.«

27KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Sport

28 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Natur & Umwelt

Das Thema Windkraft als alterna-ti ver Weg der Stromerzeugung ist

nicht erst seit der Katastrophe von Ja-pan aktuell. Seit dem Reaktorunglück in Fukushima ist es allerdings wie-der vermehrt in den Fokus der Be-völkerung gerückt. Auch im Landkreis Kronach stehen aktuell insgesamt sechs Anlagen an drei verschiedenen Standorten. Drei dieser Anlagen ste-hen im Windpark in Hirschfeld in der Gemeinde Steinbach am Wald. 1998 von der damaligen Betreibergesell-schaft erbaut, wurden die Windräder im Jahr 2003 von einer Gesellschaft aus Verden übernommen und ge-hören nun der Hofmann New Energy GbR aus Wicken dorf.

Langf��s��ge In�es�����nGeorg Hofmann (23), zusammen mit seinem Vater Siegfried Gründer der Gesellschaft , schildert, wie es zum Windkraft -Engagement kam: »Wir hatt en uns schon vor einigen Jah-

ren überlegt, dass die Wind-Energie für die Zukunft vor allem aus Um-weltschutzgründen und wegen der Problemati k mit der Atomenergie eine lohnenswerte Investi ti on sein würde. Wir haben die landwirtschaft lichen Flächen dazu und in Wickendorf ist

es vom Standort her sehr günsti g.« Allerdings fällt es den Hofmanns bis heute schwer, in der Stadt Teuschnitz auf genehmigungswillige Ohren zu stoßen. »Da sperrt man sich zu diesem Thema«, zeigt sich Georg Hofmann entt äuscht. So hatt en sein

Gut im Wind

Georg Hofmann bei Wartungs- und Kontrollarbeiten an einer der drei Anlagen im Windpark in Hirschfeld.

Windkraft im Landkreis Kronach - ein Zukunft smodell?

29KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Natur & Umwelt

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Vater und er 2005 die Gelegenheit genutzt, drei Windradanlagen in Naumburg zu übernehmen und diese 2010 durch die Anlagen in Hirschfeld zu ergänzen.

V�� FachGeorg Hofmann, der in Haßlach bei Teuschnitz bei der Firma Petz als Mechatroniker arbeitet und für Au-tomati sierung und IT zuständig ist, bringt die technischen Voraussetzun-gen mit, sich mit den Anlagen - auch was die Wartung angeht - professio-nell zu befassen. Mit einem Vorurteil möchte er aufräumen: »Viele Men-schen denken ja immer, man stellt da

ein Windrad auf und braucht dann nur noch die Euros zu zählen. Das ist ein Irr glaube. Es ist - einen guten Standort vorausgesetzt - zunächst mal eine riesige Investi ti on, die sich langfris-ti g renti ert und aus Umweltgesichts-punkten eine echte Alternati ve ist.« Georg Hofmann ist zuversichtlich, dass er vielleicht doch noch irgend-wann die Genehmigung für den Bau einer neuen Anlage in Wickendorf bekommt, als ein Geschenk zur 650-Jahre-Feier seines Wohnortes wird dies aber wohl nicht der Fall sein. »Im Endeff ekt profi ti eren ja alle davon«, sagt er abschließend.

von Carlo Fehn

Guggermoll»Immer des Englischa, echt!«

30 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Hinter den Kulissen

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Hinter den Kulissen

Wahrscheinlich sind es genau diejenigen Punkte, die den

Leitenden Regierungsdirektor Hans Lange in seiner abschließenden Ein-schätzung der JVA in Kronach von einer familiären Atmosphäre, guter Überschaubarkeit und einem relati v entspannten Verhältnis der Gefan-genen untereinander sprechen las-sen, die andererseits auch dazu bei-tragen, dass der Kronacher »Salzbau« trotz der Einhaltung aller möglichen Sicherungsmaßnahmen nicht als das prototypische Vorzeigegefängnis gilt.

Lage n�ch� I�eal����sch»Die Lage direkt an der Straße sowie eine fehlende Mauer um das kom-plett e Gebäude sind schon Gründe, warum man vor einigen Jahren auch ernsthaft darüber nachgedacht hat, einen neuen Standort zu suchen.« Die Suche gestaltete sich jedoch schwerfällig, so dass an den höchsten Stellen dann andere Prioritäten zum Zuge kamen. Allerdings wurde die JVA unter-halb der Festung Rosenberg in den letzten Jahren durch weitreichende Renovierungsmaßnahmen auf einen Stand gebracht, der neuerliche Dis-kussionen um eine mögliche Verle-gung auf längere Zeit verstummen lassen sollte. Zur aktuellen Situati on hinsichtlich der Belegung und den zur Verfügung stehenden Räumen, erklärt der stellvertretende Dienst-

Alles im Griff im »Salzbau«!Als der »Salzbau« bekannt, fügt sich die Justi zvollzugsanstalt Kronach nahtlos in das Bild der historischen Oberen Stadt ein. KRONICHER. blickte mit dem für Bamberg und Kronach zuständigen Leiter sowie dem stellvertretenden Dienstleiter in der Cranach-Stadt hinter die Ku-lissen.

31KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

Hinter den Kulissen

Leitender Regierungsdirektor Hans Lange (re.) und der stellvertretende Dienstleiter der Kronacher JVA, Anton Dippold, vor dem »Salzbau«.

Alles im Griff im »Salzbau«! »Sal��a�«:Die Justi��oll�ugsanstalt Kronach ist in den Räumen des im Jahre 1802 als Sch�tt�oden erstellten Getreide�as-tens unterge�racht. Er diente �ugleich als Sal�de�ot der »K�niglichen Sal��a�torie ��r Kronach und Umge-gend«, daher der im Vol�smund ge�räuchliche Name »Sal��au«. 24 Ein�el- und 19 Vier�ett�ellen.

Insassen:In der JVA Kronach sit�en so�ohl Untersuchungshä�tlinge des Amtsgerichts�e�ir�s Co�urg ein, als auch Stra�hä�tlinge im Erst�oll�ug (�u�or nicht im Voll�ug) �is 18 Monate und im Regel�oll�ug (schon mehr als drei Monate �er��sst) �is 24 Monate. A�tuell 109 Insassen.

Tagesa�la�f:6:15 Wec�en, dann Ka��eeausga�e au� der Station / 7:00 - 11:00 Ar�eit, danach Mittagessen au� der Station / 12:00 - 15:30 Ar�eit, danach au� die Station, um�iehen und Ho�gang / Nach Ho�gang Einschluss �is 18 Uhr, da-nach Au�schluss und M�glich�eit �um Kra�ts�ort �is 20:15

leiter in Kronach, Anton Dippold: »Wir sind ausgelegt für 100 Insassen, die auf insgesamt 24 Einzel- und 19 Vierbett zimmer verteilt sind. Aktuell sind wir mit 109 Gefangenen etwas überbelegt.« Durch die Umbaumaß-nahmen stehen nun auch in allen Zel-len separat abgetrennte Toilett en zur Verfügung. Die Einzelzimmer mit ca. 2,50 auf vier Meter sind ebenso über-schaubar wie die 3,30 mal 5,80 Meter großen Gemeinschaft szellen.

Hef� �n �e� Han�Dippold berichtet davon, dass es ge-nerell sehr ruhig zugehe in der Kro-nacher JVA. Der letzte Ausbruch war vor ca. 35 Jahren. »Natürlich gibt es immer wieder welche, die an den Gitt erstäben der Fenster kratzen, aber unter dem Strich ist alles im Rahmen«, so der 48-Jährige. Das ist - glaubt man Berichten oder auch im-mer wieder bedienten Klischees in Ferseh-Krimis - allerdings nicht über-all der Fall. Hans Lange erzählt aus seiner Erfahrung: »Subkulturen spie-len dabei schon eine wichti ge Rolle. Gerade die Russland-Deutschen zei-gen sich in größeren Anstalten doch sehr gut organisiert, was bis zum großangelegten Drogenhandel und ähnlichen Dingen geht. Hier in Kro-nach ist das eher harmlos. Wir ha-ben das Heft in der Hand und gehen auch klei nen Vergehen rigoros nach.« Keines wegs harmlos war ein Erlebnis,

das Anton Dippold wohl nie verges-sen wird und das ihm widerfuhr, als er noch in der JVA Bayreuth arbeit-ete. Er erinnert sich: »Das war 1992. Ein Gefangener hatt e mich im Haft -raum von hinten niedergeschlagen. Ich konnte dennoch um Hilfe rufen und somit den Ausbruch vereiteln. Aber so ein Ereignis geht einem nicht aus dem Kopf.«

Be��e��ngsange��� ��ch��gDamit sich solche Zwischenfälle möglichst nicht ereignen, bekom-men die Insassen in Kronach ne-ben der täglichen Arbeit auch ein Betreuungs angebot verschiedener Art, für das eine Sozialarbeiterin, eine externe Suchtberaterin, ehrenamtli-

che Bürgerinnen und Bürger sowie die geist lichen Seelsorger zuständig sind. Diese Arbeit ist nach Bekunden von Hans Lange und Anton Dippold für die Häft linge, aber auch für die Beamten im Dienst sehr wichti g, da durch Gespräche und Maßnahmen auch in gewisser Weise die Brisanz herausgenommen werden kann. Um abschließend noch einmal auf die eingangs beschriebene Atmosphäre zurückzukommen, möchte Anton Dip-pold noch eine Sache loswerden und Hans Lange sti mmt ihm dabei völlig zu: »Unsere Küche hier wird von den Gefangenen gelobt.«

von Carlo Fehn

Warum es so schön ist in ...Serie: Unsere Gemeinde

32 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

»In Mitwitz wohnen wir sozusa-

gen mitt endrin. Zwischen Kronach,

Coburg und Lichtenfels fehlt es uns

an nichts. Hier gibt es ein Angebot

wie in der Stadt, das Flair ist aber

heimelich und auch ein bisschen

romanti sch. Als Fußballerfamilie

sind wir natürlich auch stolz auf

den 1.FC Mitwitz.«(Elke und Wolfgang Dötschel)

»Wir verbringen hier unseren

Urlaub und sind begeistert vor

allem von den Wander- und Rad-

fahrmöglichkeiten. Die Menschen

sind sehr nett und was wir auch

noch besonders gut fi nden, sind

die tollen Einkaufsmöglichkeiten.«

(Monika und Dieter Rausch aus Berlin mit

ihren Enkeltöchtern)

»In Mitwitz ist es am schönsten, weil das Leben auf dem Land viel familiärer ist, als in der Stadt. Mit unseren Schlössern, der Brauerei, den Vereinen und den zahlreichen Gastronomien sowie den Dorf-festen haben wir für jeden etwas zu bieten.«(Tobias Marti n)

Warum es so schön ist in ...... Mitwitz

33KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

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34 KRONICHER. | Ausgabe Juli 2011

dankbar. Ohne deren Unterstützung wäre Vieles nicht möglich. Ich denke hierbei an die Realisierung der priva-ten FOS am Rennsteig, die mögliche Neuinwertsetzung des Burghotels Lauenstein oder die Shakespeare-Spiele Ludwigsstadt.

Ihre Lieblingsfarbe?Rot.

Die beeindruckendste Leistung, die ein Mensch vollbracht hat?Jeder Mensch ist zu beeindruckenden Leistungen fähig. Man muss nur an sich glauben und darf nie aufgeben.

Welchen Traum würden Sie sich gerne erfüllen?Ich bin eher Realist und Opti mist. Ich wünsche mir allerdings Gesundheit, Glück, gutes Miteinander unter den Menschen und ein weiterhin sehr gutes familiäres Umfeld.

Wen würden Sie gerne einmal für einen ausführlichen Meinungsaus-tausch treff en und warum?Gerne hätt e ich Willy Brandt ein-mal getroff en, um mehr über seine Persönlichkeit zu erfahren.

Wie würden Sie in einer Pilsbar in Hamburg einem Nordlicht die »Kronicher« beschreiben!Die Menschen in meiner Heimat bringen sich gemeinsam für ihren Lebens raum ein, sind energiegela-den, lebens lusti g und packen an.

Ein Grund, warum die Bürger Ihrer Gemeinde mit ihrem Bürgermeister zufrieden sind?Wichti g ist, die Bürger zu beteiligen und gemeinsam Projekte und Ideen nach vorne zu bringen.

Das letzte Buch, das Sie gelesen ha-ben?In meiner Freizeit setze ich andere Schwerpunkte als das Lesen von Büchern...

Sie dürft en einen Werbeprospekt für den Landkreis Kronach mitgestalten. Welcher Slogan würde die Titelseite zieren?Lebenswert, ein Leben lang.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?Pfeff erhaxen.

Vielen Dank für das Gespräch.Interview: Carlo Fehn

Mal ehrlich, Herr Ehrhardt!

Das allerletzte Interview

Timo Ehrhardt (SPD) ist seit 2008 Bürgermeister der Stadt Ludwigsstadt. Der 33-Jährige ist verheiratet, hat einen Sohn und war vor seiner Amtszeit Geschäft sstellenleiter der Raiff eisen-Volksbank in Ludwigsstadt.

Was steht auf Ihrem Frühstücks-ti sch? Meistens Brot mit Wurst und Kaff ee. An Samstagen, wenn mal viel Zeit ist, wird unser Frühstück richti g ausge-dehnt.

Ein Tag beginnt für Sie richti g gut, wenn...… mein Sohn mich am Morgen an-lacht.

Wann waren Sie das letzte Mal im Kino?Das dürft e 2004 gewesen sein.

Welcher Film?Schon zu lange her.

Welches politi sche Projekt möchten Sie umgesetzt wissen?Manchen Kommunen fehlt das Geld, Projekte mit eigenen Finanzmitt eln zu realisieren. Deshalb bin ich unseren Unternehmen, Unternehmern, Pri-vaten und allen, die sich einbringen

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Der dritt e Fall des Kronacher Hauptkommissars und seiner Kollegen wird im Dezember 2012 erscheinen.