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Nummer 24 | Ausgabe 3.2015 Im Fokus: Wir bauen: Riesenbeck und Saerbeck kommen voran Magazin SROI-Studie: Was bedeutet Werkstatt für die Region? Das Hausmagazin der lewe aktuell

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Nummer 24 | Ausgabe 3.2015

Im Fokus:Wir bauen: Riesenbeck undSaerbeck kommen voran

MagazinSROI-Studie: Was bedeutetWerkstatt für die Region?

Das Hausmagazin der

lewe aktuell

2 lewe aktuell 3.2015

Lesen Sie . . .

Impressum

Herausgeber:Ledder Werkstätten des Diakonischen Werkesim Kirchenkreis Tecklenburggemeinnützige GmbH

Ledder Dorfstraße 6549545 Tecklenburg

Telefon 05482 72-0Fax 05482 [email protected] www.ledderwerkstaetten.de

Verantwortlich für den Inhalt:Ralf HagemeierGeschäftsführung

Redaktion und Fotos:Jörg BirgoleitTelefon 05482 [email protected]

Mitarbeit:BAG WfbM, Rudolf Schön-rock, Jörg Wiermann, Alwina Koop, Simone Reukauf.

Gestaltung:Melanie KotherTelefon 05482 [email protected]

Erscheinungsweise:vier Ausgaben pro Jahr

Auflage:3.100 Exemplare

Konto:Kreissparkasse SteinfurtKonto 31 000 599BLZ 403 510 60

Unser Titelfoto zeigtRudolf Schönrock (Ge- schäftsleitung, rechts) mit Bauingenieur und Planer Josef Langenhorst.

Das Editorialfoto zeigtGeschäftsführer Ralf Hage-meier (rechts) mit dem neuen Landrat des Kreises Steinfurt, Dr. Klaus Effing.

Im FokusNeue Werkstatt in Riesen-beck: Start war am 20. Juli. Inzwischen ist die neue Be-triebsstätte im Rohbau fertig - Besuch auf der Baustelle.

ab Seite 6

MagazinAmbulantes Wohnen in Saerbeck: 14 moderne Wohneinheiten entstehen im Ortszentrum. Platz für ein selbstständiges Leben.

Seite 17

MagazinKooperation: Mit der Jugendkunst-schule Ibbenbüren probieren wir tren-dige künstlerische Ausdrucksformen aus. Zum Beispiel Break Dance.

Seite 14/15

MenschenÜber 80 Jahre LeWe:Günter Brinker (l.) und Franz-Josef Gude haben sich an einen Tisch ge-setzt. Der Beschäftigte und der Sozialpädagoge blicken zurück.

Seiten 22/23

Auch an anderer Stelle sind wir in Bewegung: 32 „Tage der Begegnung“ im nassen November, „umzingelt“ von Adventsbasaren und so kurz nach unserem Erntefest - das möchten wir verändern. Wir möchten Sie im Frühjahr einladen zu einem neuen Termin mit neuen Inhalten. Machen Sie sich mit uns auf den neuen Weg!

Neu ist die Kooperation mit der Jugendkunstschule Ibbenbüren: Sie kommt mit schrillen Graffiti,

akrobatischem Break Dance und selbst getextetem Rap absolut trendy daher, was unsere jungen Leute total begeistert. Um Kunst anderer Art geht es Frank Schneiders: Der Beschäftigte hatte die Gelegenheit, seine modernen Malereien in einer Galerie in Münster auszustellen.Durchaus persönlich eingefärbten, bisweilen nostalgischen Stoff bietet diese Herbstausgabe zum Schluss: Günter Brinker und Franz-Josef Gude, der eine Beschäftigter und der andere Mitarbeiter, haben die Ledder Werkstätten an vielen Stellen über mehrere Jahrzehnte erlebt, begleitet und geprägt. Was haben die beide LeWe-Urgesteine heute zu sagen? Wie haben sie die vielen Veränderungen erlebt? Aber lesen Sie selbst!

Herzlichst,Ihr

Ralf HagemeierGeschäftsführung

Riesenbeck kommt voran: Unser Bauprojekt nimmt sprichwörtlich Formen an. Längst sind

die Maurer bei der Arbeit, sodass man den Neubau täglich wachsen sehen kann. Bis Weihnachten soll das Dach fertig sein und im Frühjahr wird der inhaltliche Aufbau der Arbeit beginnen können, so sieht es die Planung vor. Damit kommen wir direkt zu den Menschen im westlichen Teil unseres Einzugsgebietes. Menschen, die ja schon längst bei uns beschäftigt sind. Riesenbeck wird die jahrelange Überbelegung ein wenig abfedern.Riesenbeck zeigt auch: Wir nehmen einen Millionenbetrag in die Hand und bringen Aufträge in die Orte. Wer die Baustelle besucht, wird manches heimische Handwerkerauto entdecken. Die Ledder Werkstätten agieren als mittelständisches Unternehmen, das in die Zukunft der Region investiert, Arbeitsplätze sichert und weitere schafft: 60 Menschen mit Behinderungen werden mit diesem ersten Bauabschnitt Teilhabe durch Arbeit erfahren.

Zum Hauptthema dieser Ausgabe passen die Ergebnisse der SROI-Studie, die wir einmal

näher vorstellen möchten. SROI steht für „Social Return on Investment“ und meint soviel wie „Soziale Wertschöpfung“, also welchen „Ertrag“ die Gesellschaft für ihre Investition an Steuermitteln, durch die wir uns maßgeblich finanzieren, zurückerhält. Riesenbeck ist da ein gutes Beispiel: Wir investieren selbst und erheben Zuschussmittel, die Aufträge, Kaufkraft, Jobs und einiges mehr in die Region bringen. Welche Bedeutung diese bundesweite Studie hat, erklärt außerdem die Wissenschaftlerin Dr. Britta Wagner im Interview.

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Lesen Sie . . . Editorial

Baustelle Riesenbeck:Was haben wir vor?

Aktuelles

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1266 „Kraftpakete“ für die Bezirksregierung Münster

Lengerich/Münster. „Kraftpakete“, um gesund in den Herbst zu starten, bekamen 1266 Mit-arbeiter der Bezirksregierung Münster Ende August: einen Apfel, gesalzene Erdnüsse und 40 Gramm Schokolade. Verpackt in Cellophan-Beutel hatte alles unser Visa-vis Samocca-Team in Lengerich. Am 26. August haben wir die Kartons in Münster ausgeliefert. Für das Visavis-Team eine gute Übung, denn bald beginnen die vorweihnachtlichen Präsent-Aufträge, die die Frauen für Firmen und Geld-institute abwickeln.

Tecklenburg-Ledde. Zeigen, was Menschen mit Behinderungen können und was wir täglich für sie leisten, das ist unser Anliegen in der Öffent-lichkeitsarbeit. Die LeWe haben sich in den ver-gangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und den neuen Anforderungen an die Arbeit für Menschen mit Behinderungen gestellt. Wir sind längst mehr als nur Werkstatt und dazu wollen wir mit dem neuen „Tag der Begegnung“ am 22. Mai 2016 noch deutlicher Einblicke geben.Den „Tag der Begegnung“ hat es in der beste-henden Form 32 Jahre lang gegeben. Ein treues Publikum – Jahr für Jahr kamen mehrere tausend Besucher – hatte diesen November-Termin vor-gemerkt. Jetzt haben wir uns entschlossen, neue Wege zu gehen. Das heißt: Wir verlassen den No-vember-Termin mit der jahrelangen Überbetonung auf Basarverkauf und gehen mit einem anderen, frischen und sicher ebenso interessanten Tag ins Frühjahr 2016.„Warum? Das war doch immer so schön“, werden sich vielleicht einige unserer treuen Gäste denken. Ja, natürlich freut es uns, dass es Ihnen immer ge-fallen hat. Das war in den vergangenen 32 Jahren stets unser Ziel. Trotzdem müssen wir feststellen: Zwei Tage der offenen Tür mit Basar, Bratwurst und ganz viel Weihnachtsdeko, das ist uns einfach

zu wenig und wird dem inzwischen vielfältigen An-geboten und den qualitativen täglichen Arbeitsin-halten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den verschiedenen Stellen in den LeWe nicht mehr ge-recht. Also verlassen wir den Zeitraum der immer zahlreicheren und immer früheren Adventsmärkte und konsumorientierten Verkaufssonntage.Hinzu kommt auch: Erntefest Ende September und wenig später „Tag der Begegnung“ bedeu-teten für hunderte Beschäftigte mit und ohne Be-hinderungen eine Menge Aufwand. Zwei so wich-tige Ereignisse in kurzer Zeit sind eine erhebliche Energieleistung aller Beteiligten. Nach 32 Jahren verlassen wir den nassen No-vember und möchten mit einer neuen Gestaltung im Frühjahr Neugierde auf unsere Arbeit wecken: Wie organisiert eine moderne Werkstatt so eine immense Vielfalt an Arbeitsplätzen? Von Wohnen bis Freizeit, von Reha-Sport bis Außenarbeit – was leisten die LeWe sonst noch für die Menschen in der Region? Das möchten wir Ihnen zeigen. Durch Begegnung mit den Menschen in den LeWe, mit spannenden Aktionen, Schwerpunkt-Themen und weiterhin viel Freude an der Gemeinschaft. Am Konzept wird natürlich längst gefeilt. Wir freuen uns schon jetzt auf die neue Begegnung mit Ihnen am Sonntag, 22. Mai 2016.

„Tag der Begegnung“ anders: Neuer Termin im Frühjahr am 22. Mai 2016

Aktuelles

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Premiere: Vorbereitungskursus zurFischereiprüfung 2016 ab 17. OktoberLengerich. Neues Angebot des Freizeit- und Kulturvereins: Erstmals wer-den Interessierte zur Fischereiprüfung geführt. Unser Freizeit- und Kultur-verein bietet ab 17. Oktober einen Vorbereitungskursus im Blauen Haus der Betriebsstätte Settel an. Insgesamt 14 Einheiten seien jeweils sams-tags geplant, berichtet Heinrich Robertus, der gemeinsam mit Thomas Adick seit Jahren auch die Angelausflüge des Freizeitvereins organisiert. Kursusleiter wird Michael Holtmann vom Angelverein Greven sein. Er hat bereits Erfahrungen in der Schulung von Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen. Wer regelmäßig an den Schulungstagen teilnehme, könne die Fischereiprüfung beim Kreis Steinfurt auf jeden Fall bestehen, sagt Heinrich Robertus. Der Kontakt zu Ausbilder Holtmann kam über den Angelverein Lengerich zustande, mit dem wir seit 2014 kooperieren. Bis-lang 17 Anmeldungen für den Kursus liegen vor; mehr geht leider nicht.

Boule-Turnier an derGlücksburger StraßeIbbenbüren. Boule ist angesagt und viele Orte, auch Ibbenbüren, haben eine Bahn. Der französische Volkssport ist bei uns angekom-men. Immer montags ab 13 Uhr trainieren un-sere Boule-Experten auf der Bahn neben der Betriebsstätte Dierkes. Zwölf mal vier Meter misst das Spielfeld aus Dolomitsand und ist für die Wurfsicherheit mit einer soliden Pfla-sterung um-geben.Zum ersten Boule-Turnier hatten sich i n s g e s a m t neun Mann-schaften mit jeweils fünf Spielerinnen und Spielern angemeldet. Bei herr-lichem Spät-sommerwet-ter fand am 11. Septem-ber das Finale statt: Drei Mannschaften machten sich auf die Jagd nach dem „Schweinchen“, der klei-

nen Kugel, der man mög-lichst nahe kommen muss mit seinen Würfen.Den Wanderpokal holte am Ende das Team der Betriebsstätte Dierkes, das sich außerdem auf ein Es-sen beim Italiener freuen darf. Auf den Rängen zwei

und drei folgten das Ibbenbürener Fahrerteam und das Team Kipp aus Lengerich.

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Im Fokus

Neubau in Riesenbeck: dicke Aufträge fürdie Region, mehr Platz für Beschäftigte Offizieller erster Spatenstich war am 26. Juni mit Staatssekretär Karl-Josef Laumann. Tatsächlich los ging´s am 20. Juli, seitdem ist eine Menge passiert an der Adresse Im Lerchengrund 42: Die neue Be-triebsstätte in Hörstel-Riesenbeck nimmt rasch For-men an, spätestens seit die Maurer Ende August angerückt sind. Der Rohbau soll samt Verblend-mauerwerk Ende Oktober, das Dach im November fertig sein. Damit kann der Innenausbau (Putz, Tro-ckenbau, Sanitär/Heizung, Elektro) beginnen, des-sen Abschluss auf Ende Februar terminiert ist.Betriebsaufnahme, so Rudolf Schönrock, werde im Laufe des zweiten Quartals 2016 sein. Das wer-de behutsam, in kleinen Schritten, mit nach be-stimmten Kriterien und im Absprache mit Betreuern, Angehörigen und unseren zuständigen Mitarbeitern ausgewählten Personen geschehen, erklärt der Geschäftsleiter der Werkstatt für Menschen mit gei-stigen Behinderungen. Wichtig und grundsätzlich: Die Auswahl der Beschäftigten basiert auf Freiwil-ligkeit.Bis der erste Bagger in Riesenbeck rollte, war es ein weiter planerischer Weg. Neue Betriebsstätten erfordern ein kompliziertes, mehrjähriges Geneh-migungsverfahren – wenn sie überhaupt noch ge-nehmigt werden. Die erhebliche Überbelegung der Werkstatt-Bereiche ließ schließlich nur noch eine Lösung zu: einen kompletten Neubau. 1250 Men-schen mit Behinderungen sind aktuell bei uns. Sie arbeiten und/oder wohnen an etwa 40 Standorten

im Altkreis Tecklenburg und Saerbeck. Nur für 874 Plätze gibt es eine offizielle Anerkennung der Bun-desagentur für Arbeit. Diese Diskrepanz von fast 400 Personen hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass viele der 17 Betriebsstätten deutlich überbelegt sind. Geschäftsführer Ralf Hagemeier kommentiert das so: „Wir bauen die neue Werkstatt für Menschen, die schon längst bei uns sind.“Also ein echter Neubau und da liegen unsere Pla-ner von Industriebau Hoff und Partner (Gronau) sehr gut in der Zeit: Am 25. August wurde die Sohle ge-gossen. Für die 1850 Quadratmeter Grundfläche der Baukörper (1256 davon sind tatsächliche Nutzfläche) seien 210 Kubikmeter Beton gegossen worden, er-klärt Jacques Roux, Bauingenieur und Bauleiter vor Ort. Schon am nächsten Tag kamen die Maurer, um die Wände mit dem Kalksandstein „Quadro“ hoch-zuziehen. Roux: „Da können Sie zusehen, wie die Wände entstehen.“Durch das Verfahren der beschränkten öffentlichen Ausschreibung konnten sich auch etliche Firmen der Region beteiligen und kommen nun zum Zuge: Die Firma Mucke hat zum Beispiel Erde bewegt, Egbert mauert, Beermann installiert die Elektrik. Unterneh-men aus Rheine, Gronau oder Schüttorf sind im Einsatz, sodass ein erheblicher Teil der Investitions-summe in der Region bleibt und damit auch mittel-ständische Arbeitsplätze sichert (lesen Sie hierzu auch die Berichte zur SROI-Studie ab Seite 10). Beim Spatenstich Ende Juni hatte sich Staatssekre-

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Im Fokus

tär Laumann gefreut: „So eine Einrichtung gehört zu einer Stadt wie Hörstel. Ich freue mich, dass bald jun-ge Leute, die aus der Stadt kommen und so einen Ar-beitsplatz brauchen, ihn auch hier finden können!“ Der Bevollmächtigte der Bundesregierung für Pa-tienten und Pflege griff gemeinsam mit unserem Geschäftsführer, Horst Dölling (Kaufmännischer Leiter), Susanne Hielscher und Michael Otte vom Werkstattrat, Willi Peters (Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters), Ortsvor-steher Eduard Runde so-wie den Ingenieuren und Architekten Ingo Hoff (Ge-schäftsführer) und Josef Langenhorst (Projektleiter) von Hoff & Partner zum Spaten. Die LeWe seien Versorger in der Fläche und gingen näher zu den Menschen, hatte Ralf Ha-gemeier betont, der dem

Noch ein Stück Wiese: Erster Spatenstich war am 26. Juni mit Staatssekretär Karl-Josef Laumann (vierter von links), unserer Geschäftsführung, Vertretern

des Werkstattrates, des Planungsbüros Hoff und der Stadt Hörstel.

Im Fokus

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Staatssekretär und der Stadt Hörstel für deren ge-duldige Unterstützung in der langen Phase der Vor-bereitung dankte. Wie wird die neue Betriebsstätte aussehen? Auf dem einen Hektar großen Grundstück, das wir von der Kommune gekauft haben, entsteht ein einge-schossiger Baukörper mit Flachdach und weiteren Pultdächern. Ein Materialmix aus Verblendmauer-werk und großflächigen, bodentiefen Fenstern wird die Außenansicht prägen. 1256 Quadratmeter Nutz-fläche verteilen sich auf sechs Gruppenräume (je-weils 65 bis 70 Quadratmeter, den Speisesaal mit Verteilerküche mit 180 Quadratmetern und bereits ausgelegt für die Endausbaustufe; das Essen wird angeliefert) und insgesamt rund 300 Quadratme-ter an Sozialräumen. Gebaut wird am südöstlichen

ZUM THEMA

Woher kommt das Geldund wie geht es weiter?Die Ledder Werkstätten gehen mit erheblichen Eigenmitteln in das Bauprojekt: Der erste Bau-abschnitt hat ein Gesamtvolumen von gut 1,8 Millionen Euro, wovon wir 553.000 Euro selbst aufbringen. Zu dieser investiven Eigenleistung kommt die komplette Innenausstattung, also die Einrichtung und Spezialisierung der Arbeits-plätze und Bereiche. Auch das einen Hektar große Grundstück haben wir vor Jahren selbst gekauft.Im Dezember 2014 hat der LWL die Förderung von 60 neuen Werkstattplätzen (24 im Arbeits-bereich für schwerst- und mehrfachbehinder-te Menschen, 24 Montage/Verpackung, zwölf Hauswirtschaft) bewilligt. Das bedeutet für die neue Betriebsstätte: Wir erhalten für ein Dar-lehen über 473.000 Euro einen Zinszuschuss vom LWL. Ähnlich gilt das für ein weiteres Dar-lehen über 184.000 Euro, dessen Zinsen die Regionaldirektion Düsseldorf der Bundesagen-tur für Arbeit trägt. Das Landesministerium für Arbeit, Integration und Soziales gewährt einen Zuschuss von 632.000 Euro.

Das Genehmigungsverfahren für den zweiten, westlich anschließenden Bauabschnitt mit wei-teren 60 Plätzen läuft bereits. Es geht jetzt um die nötigen Förder- und Kreditanträge sowie die Höhe der zu veranschlagenden Eigenmittel. Die Brutto-Grundfläche wird die gleiche sein; der Planungsentwurf ist bereits mit dem LWL abgestimmt.Vorgesehen sind 36 weitere Plätze im AB SMB und 24 im sogenannten Regelarbeitsbereich. Vermutlich werde es bei dann 120 Beschäftigten auch eine Nachfrage nach Wohnangeboten vor Ort geben, weiß Geschäftsführer Ralf Hage-meier aus der Erfahrung anderer Projekte.

Die Ingenieure Jaques Roux und Josef Langenhorst (Projektleiter), Wolfgang Otte (LeWe-Haustechnik) undRudolf Schönrock (LeWe-Geschäftsleitung, von links) auf der Baustelle. Alle Gewerke liegen gut im Zeitplan,

die Betriebsstätte Riesenbeck wird 2016 planvoll und in kleinen Schritten die Arbeit aufnehmen.

Benefizkonzert des Fördervereins: Glin AmarIbbenbüren. „Wohnen-Arbeiten-Leben“ hat sich das nächste größere Projekt vorgenommen: Un-ser Förderverein möchte den Arbeitsbereich für schwerst- und mehrfachbehinderte Menschen, der in Riesenbeck entsteht, unterstützen. 24 Plätze (von insgesamt 60) sind für den AB SMB in der neuen Betriebsstätte geplant. Wie Michael Riedi-ger, Geschäftsleitung Wohnen und Geschäftsfüh-rer des Vereins, mitteilt, soll Geld für zusätzliche Ausstattung gesammelt werden, also beispielswei-se für individuelle Hilfsmittel.Der inzwischen sechste kulinarische Konzertabend

mit „Glin Amar“ ist der Projektauftakt: Am Sonntag, 25. Oktober, präsentiert der Förderverein das Ib-benbürener Folk-Sextett ab 17 Uhr im Hotel Leu-germann (Osnabrücker Straße 33) in Ibbenbüren. Karten (inklusiv kalt-warmes Büfett) zu 25 Euro gibt es in der Verwaltung der LeWe-Wohnbereiche (Waldfrieden 24, Tel. 05451/93450, montags bis freitags zwischen 8 und 16 Uhr), in den Ibbenbü-rener Buchhandlungen Eule und Am Alten Posthof, im Café Samocca und Visavis Samocca in Lenge-rich sowie der LeWe-Verwaltung in Ledde. „Glin Amar“ verarbeitet viele Stile und spielt sich munter durch das Folk-Erbe Europas. Das Reper-toire reicht von deutschen Liedern und englischen Folksongs über irische Jigs und Reels bis zu tradi-tionellen Tänzen aus der Bretagne oder Musik vom Balkan und aus Israel. Ebenso vielfältig sind die Instrumentierung und der Gesang.

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Im Fokus

Rand des Areals, sodass im Anschluss der zweite Abschnitt in Richtung Westen entstehen kann. Die Zuwegungen für Busse und Materialverkehr erfol-gen später getrennt.Für die Beschäftigten hat eine neue Betriebsstätte zwei wesentliche Effekte: Zum einen wird die akute Raumnot an anderer Orten ausgeglichen. Zum anderen wird die Abdeckung des westlichen Einzugsbereiches erreicht, denn beispielsweise al-lein aus dem Raum Hörstel kommen rund 80 Be-schäftigte. Mit dem ab 2016 geplanten zweiten Bau-abschnitt (und dann insgesamt 120 Arbeitsplätzen für Beschäftigte) werden 20 bis 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Vollzeitstellen in Riesenbeck beset-zen.

Handgemachter Folk: „Glin Amar“ bittet am 25. Okto-ber zum Benefizkonzert für unseren Förderverein in

Ibbenbüren. Der Kartenvorverkauf läuft.

Die Ingenieure Jaques Roux und Josef Langenhorst (Projektleiter), Wolfgang Otte (LeWe-Haustechnik) undRudolf Schönrock (LeWe-Geschäftsleitung, von links) auf der Baustelle. Alle Gewerke liegen gut im Zeitplan,

die Betriebsstätte Riesenbeck wird 2016 planvoll und in kleinen Schritten die Arbeit aufnehmen.

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Im Fokus

Welche volkswirtschaftlichen Wirkungen erzeugen gemeinnützige Werkstätten für behinderte Men-schen? Dazu liegt jetzt eine bundesweite Studie zum „Social Return on Investment“ (SROI) vor: De-ren Ergebnisse belegen: Sozialausgaben sind Inve-stitionen von Steuermitteln, die auf verschiedenen Ebenen Mehrwerte schaffen – sozial und wirt-schaftlich. Werkstätten sind wertschöpfend. Unterm Strich steht ein deutliches Plus für die Gesellschaft. Mit 100 Euro investierten Mitteln erzeugen sie eine Wertschöpfung in Höhe von 108 Euro.Werkstätten wirken: Sie verbessern die Lebensqua-lität von Menschen mit Behinderung. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in ihrer Region und da-rüber hinaus. Die in Werkstätten investierten öffent-lichen Mittel werden nicht einfach verbraucht, die positiven Effekte sind für alle Beteiligten zu spüren. Um die Wertschöpfung öffentlich sichtbar zu ma-chen und den Kreislauf von investierten Mitteln und erzeugten Wirkungen und Rückflüssen darzustellen, hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) Professor Dr. Bernd Halfar von der katholischen Universität Eich-stätt-Ingolstadt und Dr. Britta Wagner vom Nürnber-ger Forschungsinstitut xit GmbH mit der bundeswei-ten SROI-Studie beauftragt.

„Social Return on Investment“ bedeutet, dass man Sozialausgaben der öffentlichen Hand nicht als „ver-senkte Mittel“ betrachtet, sondern als Investitionen. Die Studie fragt: Welchen Ertrag bekommt die Ge-sellschaft für ihre Investitionen in Werkstätten zu-rück? Was die sozialen Investitionen bewirken, stellt die Studie aus vier Perspektiven dar. Werkstätten und ihre Mitarbeiter führen Steuern und Sozialbeiträge ab. Sie vermeiden an anderer Stelle Kosten für die öffentliche Hand und sie erzeugen direkte und induzierte wirtschaftliche Effekte für die Region. Die Studie hat diese Wirkungen gemes-sen und kommt in der Summe zu dem Ergebnis: Werkstätten sind wertschöpfend. Unterm Strich er-zeugen sie ein deutliches Plus für die Gesellschaft. Hochgerechnet verschaffen Werkstätten der öffent-

lichen Hand pro Jahr Einnahmen und Einsparungen in Höhe von etwa sechs Milliarden Euro im Vergleich zu Investitionen in Höhe von 5,6 Milliarden Euro. 100 Euro, die in Werkstattleistungen investiert werden, erzeugen also eine Wertschöpfung von 108 Euro. Die vier SROI-Perspektiven im Detail: SROI 1 be-

stimmt die Rückflüsse, die aus der Werkstatt über Sozialversicherungsbeiträge und Steuern an die öf-fentliche Hand zurückfließen. Diese werden von den erhaltenen Zuschüssen und Entgelten abgezogen. Ein Ergebnis der Studie: 51 Euro von 100 Euro flie-ßen sofort wieder an die Gesellschaft zurück.

„Mehr Wert als man denkt“: Studieberechnet Sozialbilanz von Werkstätten

Menschen mit Behinderungen, begleitet von unseren Fachkräften zur Arbeits- und Berufsförderung (Stefan Overberg, rechts), schaffen einerseits Mehrwerte durch ihre tägliche Arbeit und sind andererseits auch Konsumenten.

Sozialausgaben sindnachhaltige Investitionen

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Im Fokus

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SROI 2 betrachtet, welchen Beitrag Werkstattbe-schäftigte von ihren persönlichen Sozialleistungen über Steuern und Sozialbeiträge wieder an die öffent-liche Hand zurückzahlen. Das Ergebnis: Werkstätten befähigen Menschen mit Behinderung, aktiver Teil der Gemeinschaft zu sein. Werkstattbeschäftigte

erwirtschaften einen Teil ihres Lebensunterhaltes und leisten einen wertvollen volkswirtschaftlichen Beitrag. Von 100 Euro Transferleistungen, die Werk-stattbeschäftigte erhalten, zahlen sie im Schnitt 69 Euro an die öffentlichen Kassen zurück.

SROI 3 berechnet, welche Kosten entstehen wür-den, wenn es das Werkstattangebot nicht gäbe. Zum Vergleich: Ein Werkstattplatz kostet die öffent-liche Hand – Steuern und Beiträge abgezogen – im Schnitt rund 10.000 Euro pro Jahr. Würden die Be-schäftigten zu Hause bleiben, entstünden Betreu-ungskosten von durchschnittlich rund 10.400 Euro pro Person. Ein Grund dafür ist: Einige Angehörige von Menschen mit Behinderung könnten nur einge-schränkt erwerbstätig sein. Dadurch würden für den Staat Steuern und Beiträge aus Bruttolöhnen von rund zwei Milliarden Euro entfallen. Alternativen zur Werkstatt, die weniger Teilhabe für Menschen mit Behinderungen bieten, sind nicht günstiger.

Die Perspektive SROI 4 betrachtet Werkstattunter-nehmen als Wirtschaftsfaktoren. Werkstätten als Sozialunternehmen holen Aufträge in die Region und schaffen Arbeitsplätze. Hochgerechnet gene-rieren Werkstätten direkte Einkommen in Höhe von drei Milliarden Euro. Werkstätten und ihre Beschäf-tigten kaufen Waren und beziehen Dienstleistungen. Bundesweit bedeutet das eine direkte Nachfrage von rund 2,7 Milliarden Euro.Da die Mitarbeiter und Beschäftigten einen Teil ihres Einkommens in der Region ausgeben, wird dort die Wirtschaft angekurbelt. Durch die Tätigkeit von Werkstätten entsteht eine direkte und induzierte Nachfrage in Höhe von insgesamt sechs Milliarden Euro. Daran hängen wiederum direkte und indu-zierte Arbeitsplätze in Höhe von rund sieben Milli-arden Euro (Bruttolöhne). Für die öffentliche Hand bedeutet das Einnahmen in Höhe von knapp sechs Milliarden Euro. Positive Sozialbilanz: Teilhabean-gebote der Werkstätten verbinden Sozialleistungen und wirtschaftliche Produktivität zu einem Kreislauf. Damit verbessert das Werkstattangebot die Le-bensqualität von behinderten Menschen, die Unter-stützung im Arbeitsleben brauchen, und es fördert die Wohlfahrt der Gesellschaft. Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderteMenschen

Menschen mit Behinderungen, begleitet von unseren Fachkräften zur Arbeits- und Berufsförderung (Stefan Overberg, rechts), schaffen einerseits Mehrwerte durch ihre tägliche Arbeit und sind andererseits auch Konsumenten.

Faktor Erwerbstätigkeitvon Angehörigen

Fünf Fragen an . . .

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. . . Dr. Britta Wagner

Frau Wagner, Schildern Sie bitte kurz, wie die SROI-Studie zustande kam? Gab es zuvor eine vergleichende, bundesweite Studie zu den Ef-fekten von Werkstätten?Nein, eine so breit gefasste Studie zu Effekten von sozialen Organisationen gab es nicht. Auch nicht in anderen Arbeitsfeldern. Die BAG WfbM hat be-obachtet, dass die Werkstätten, die in den letzten Jahren ein SROI-Projekt mit uns durchgeführt ha-ben, interessante Ergebnisse und gute Berichtsmög-lichkeiten erzielt haben. Solche Wirkungsaussagen bundesweit machen zu können und gleichzeitig Transparenz über die eigene Arbeit herzustellen, wurde für die BAG WfbM so wichtig, dass sie das Projekt angestoßen und mit einem Zuschuss an die teilnehmenden Werkstätten gefördert hat.

Wie haben Sie die Methodik entwickelt? Hatte Ihr Unternehmen Vorerfahrungen mit Werkstät-ten? Darf die Studie mit 26 ausgewählten Werk-stätten (bei über 700 Trägern bundesweit) als repräsentativ gelten?Den SROI-Ansatz hat die „xit“ in Partnerschaft mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (Professort Dr. Bernd Halfar) und der Evangelischen Hochschule Nürnberg (Professor Dr. Klaus Schell-berg) entwickelt. Wir haben SROI-Analysen auch im Stationären Wohnen, in der Wohnungslosenhilfe, in der Arbeitsförderung, in Berufsförderungswerken oder im Hospiz durchgeführt. Der Partner für unser Pilotprojekt vor sieben Jahren war tatsächlich eine WfbM in München. Es kamen dann neue Werk-stätten aus anderen Bundesländern dazu und so konnten wir unsere Methodik immer passgenauer zuschneiden. Die 26 Werkstätten der Bundesstudie haben von ausgereiften Erhebungsbögen und un-serer Kenntnis der Branche profitiert.Die SROI-Studien waren nicht der erste Kontakt mit Werkstätten. Seit fast 15 Jahren werden wir als Ex-perten im Bereich Strategieentwicklung, Benchmar-king und Organisationsentwicklung von Werkstatt-unternehmen angefragt. Allerdings lernen wir in den Projekten durch engagierte Führungskräfte oder Verbandsmitarbeiter wichtige Zusammenhänge und Erfahrungen kennen. Die Fachleute, mit denen wir uns austauschen, sind die Fachleute der Praxis.

Auf die Einrichtung bezogen: Welchen Wert ha-ben die Ergebnisse vor Ort? Sollte sich Werk-

statt angesichts dieser Zahlen neu positionie-ren?Die Ledder Werkstätten bringen ein Gesamtumsatz-volumen von rund 40 Millionen Euro auf die Waage. Damit überragen sie beispielsweise den in Münster ansässigen Hersteller für Fahrradzubehör Trelock. Allerdings ist zu vermuten, dass regionale Wirt-schaftsförderung und Presse mehr ein Auge darauf haben, dass solche Unter-nehmen ihre Produktion nicht ins Ausland verla-gern, als die Bedeutung eines großen sozialen Unternehmens als Arbeit-geber und Wirtschafts-partner wahrzunehmen. Werkstätten halten größe-re Umsätze ihrer gewerb-lichen Kunden in der Regi-on, die sonst ausgelagert oder ganz verschwinden würden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei Stand-ortfaktoren. Diese Effekte für die Region selbstbe-wusst zu vertreten wirkt nicht nur in die Öffent-lichkeit, sondern auch auf Selbstverständnis und Mo-tivation der Mitarbeiter mit und ohne Behinderung.

Wie gehen politische Entscheidungsträger mit SROI um? Was hat die Studie zur Inklusi-onsdebatte beitragen können?Dass Werkstätten Arbeits-plätze für Menschen mit Behinderungen schaffen, ist klar. Dass darüber hi-naus monetäre Effekte für die Gesellschaft entste-hen, die sich sehen lassen können, ist die Nachricht der SROI-Studie, die auch bei Politikern ankommt. Das gilt für Lokalpolitik und Bundespolitik. Viele Teilnehmer der SROI-Studie, die ihre Ergebnisse in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert haben,

Dr. Britta Wagner ist Soziologin und Diplom-Pädagogin. Sie lehrte an der Universität Bamberg Methoden der empirischen Sozialforschung und ist seit 2006 Beraterin bei „xit forschen. planen. Beraten“. Das deutschlandweit agierende Beratungsunternehmen ist auf die Sozialwirtschaft spezialisiert. Britta Wagner bearbeitet dort schwerpunktmäßig

die Bereiche „Social Return on Investment“ und Wirkung.

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Fünf Fragen an . . .

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haben die Erfahrung gemacht. Im Publikum oder im Gespräch mit Politikern und Kostenträgern stellt jemand die Frage: „Das ist ja eine beeindruckende monetäre Wertschöpfung, die Sie da ermittelt haben. Aber was ist denn mit der eigentlichen Wirkung, der Wirkung für die Menschen, die Sie beschäftigen? Müsste man die nicht dazu erheben, um das Bild rund zu machen?“

Der nächste Schritt wird daher sein, flächendeckend Wirkungen zu untersuchen, die eben nicht in Geld auszudrücken sind, aber genau das zum Ausdruck bringen: Wie gut gelingt es Werkstätten, gewis-sermaßen eine stellvertretende Inklusion für ihre

Beschäftigten zu ermöglichen? Wir haben dafür die SROI-Perspektive SROI 5 „Lebensqualität und Handlungsspielräume“ ausgearbeitet.

Sie haben sich im Rahmen der Studie vielfäl-tig mit Werkstattsystemen befasst. Wie sehen Sie deren Zukunft? Wohin könnten und sollten Werkstätten steuern und wo muss sich der Ar-beitsmarkt verändern? Für Arbeitsmarkt und Werkstätten gilt: Ewig ist nur die Veränderung. Der Arbeitsmarkt ist Spiegel der wirtschaftlichen Entwicklung und an die sind - zu-mindest soweit es um die Auftragslage geht - auch Werkstätten gekoppelt. Nicht an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist offensichtlich die Bereit-schaft, am Arbeitsmarkt Menschen mit Behinde-rung zu beschäftigen: Trotz bester konjunktureller Rahmenbedingungen bleibt die Zahl, die von der Werkstatt in den ersten Arbeitsmarkt wechseln, ge-ring. Die Zahl der Außenarbeitsplätze steigt zwar, insgesamt ist deren Anteil aber übersichtlich: Von rund 72.000 Werkstattplätzen für behinderte Men-schen in NRW gibt es lediglich 3400 ausgelagerte Arbeitsplätze in Unternehmen und öffentlichen Ein-richtungen, das sind nur 4,7 Prozent. Werkstätten positionieren sich unserer Einschät-zung nach strategisch richtig, wenn es ihnen ge-lingt, Beschäftigten Arbeitsplätze zu bieten, die präzise auf deren Bedarfe zugeschnitten sind. Das kann der klassische Werkstattplatz sein, ein Au-ßenarbeitsplatz, der Arbeitsplatz am ersten oder zweiten Arbeitsmarkt, auf den die Werkstatt einen Menschen vorbereitet und ihn dort begleitet. Das kann auch der angeschlossene Integrationsbetrieb oder die Kooperation mit Unternehmen, die eine innerbetriebliche WfbM aufbauen (wie Thyssen), sein. Bis hin zur Kooperation mit Unternehmen, die eigene Mitarbeiter in eine WfbM entsenden und dort Knowhow für Arbeitsprozesse (Automatisierung) zur Verfügung stellen, von denen Menschen mit Behin-derung profitieren. Unter dem Stichwort „Arbeit 4.0“ werden neue (zumeist EDV-basierte) Modelle disku-tiert, wie Dienstleistungen und Kooperationen zwi-schen Unternehmen und Branchen aussehen kön-nen. Hier liegen neue Möglichkeiten, passgenaue Arbeitsplätze zu entwickeln. Insofern: Werkstätten sind gut beraten, wenn sie sich am Bedarf ihrer Kli-entel orientieren und gleichzeitig offen sind für neue Konzepte und Kooperationsformen.

Dr. Britta Wagner ist Soziologin und Diplom-Pädagogin. Sie lehrte an der Universität Bamberg Methoden der empirischen Sozialforschung und ist seit 2006 Beraterin bei „xit forschen. planen. Beraten“. Das deutschlandweit agierende Beratungsunternehmen ist auf die Sozialwirtschaft spezialisiert. Britta Wagner bearbeitet dort schwerpunktmäßig

die Bereiche „Social Return on Investment“ und Wirkung.

Magazin

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Graffiti, Rap, Breakdance: Kooperationmit Jugendkunstschule Ibbenbüren

Das sticht ins Auge! Julian Gehrke hat im Kunst-raum einen alten, ziemlich hässlichen Stuhl gefun-den. Nun sprayt er das Möbelstück vorsichtig, ohne allzu viele Läufer zu riskieren, komplett in Giftgrün. Sieht schrill und auch cool aus. Dozent Henning Kortemeier hat eine Idee und schneidet rasch eine Blätter-Schablone zu, dank derer Julian sogleich alle Stuhlbeine mit züngelnder Blatt-Optik aufpim-pen kann. Auf die Lehne noch eine alte Girlande mit „Willkommen“-Schildchen gehängt – fertig ist das Kunstwerk, das sich der Grevener gut vor seiner Haustür vorstellen kann.„Graffiti live“ heißt diese Arbeitsbegleitende Maß-nahme. Die Profi-Crew, die schon länger sprayt, skizziert und malt Graffiti-Sketches. Kleine Ge-schichten in meist poppig kolorierten Bildern, die die Teilnehmer zunächst auf Papier zeichnen. Ziel: Alle sollen ihre Motive auf Leinwand und Holzresten sprayen. Das macht Spaß, so dass inzwischen eine zweite Gruppe mit ebenfalls etwa sechs Personen besteht, die immer donnerstags im Ledder Haus Richter trendige Kunst macht.Richtig gute Sachen sind da entstanden. Zum Bei-spiel die Kulisse für die Fotoaktion beim Sommerfest am 28. August in der Betriebsstätte Ledde, ein fet-ziges Outfit für die Trommelfässer der Blech Drum Band oder das neue Konzert-Banner für unsere Be-

schäftigten-Band „Habakuk“.Als „Persönlichkeitsförderung“ sind die Graffiti-Kurse deklariert: Die Teilnehmer lernen ein Medium kennen, das künstle-rischen Zeitgeist atmet. Sie gestalten Flä-chen nach ihren Vorstellungen, arbeiten zum Beispiel für einen konkreten Event oder sprayen im Graffiti-Atelier der Ju-gendkunstschule (JKS) Ibbenbüren des Vereins Pink Pop. Alwina Koop leitet die JKS seit fünf Jahren und auch die LeWe-Workshops. Sie sei oft erstaunt, welche Talente da auftauchten und wie sich die Künstler entwickelten.„Wir möchten eure Beschäftigten natür-lich auch ermutigen, sich inklusiv an allen möglichen Freizeitangeboten draußen zu beteiligen“, sagt die Sozialpädagogin. Die JKS habe einige Projekte mit behinderten und nicht behinderten jungen Leuten rea-lisiert. Das, berichtet sie weiter, habe im-mer problemlos funktioniert und manch-

Daniele Spaziani (zweiter von rechts) und seine Break-dancer: Trainiert wird alle 14 Tage in Ledde. Beim Erntefest

war der erste Auftritt vor richtig großem Publikum.

Julian Gehrke (rechts) und Dozent Henning Kortemeier beim Sprayen: Mit etwas Farbe und züngelndem

Blattwerk sieht der alte Stuhl gleich richtig trendy aus.

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mal würden sich Personen anschließend auch anders bewegen in ihrer Freizeit.Um Bewegung, viel und schnelle Bewegung, geht´s auch bei Daniele Spaziani: Er und seine vier Break-dancer, alles junge Leute mit einer geistigen Behin-derung, geben leider nur alle 14 Tage Gas in un-serer Ledder Therapiehalle, denn der 28-Jährige macht im Haupt-beruf Schichtar-beit. Umso mehr freuen sich alle auf den Proben-Mittwoch. Wenn der Beat aus den „Step up“-Filmen aus dem Ghetto Blaster dröhnt, legen sie los, machen ihre „Freezes“ (Einfrieren einer Bewegung), „Top Rocks“ (Tanz-schritte im Ste-hen) oder „Six Steps“ (Schritt-kombination am Boden).Seit mehr als an-derthalb Jahren tanzt die Crew zusammen, da sitzen solche Fac hbe g r i f f e . „Jeder von de-nen hat seine speziellen Fähigkeiten“, beobachtet Daniele. Ein Breakdancer aus Leidenschaft, der in seiner Freizeit viele weitere Gruppen unterrichtet, nicht nur in der Werkstatt. Wie zum Beweis macht Ralf Sundermann gerade einen coolen „Freeze“; die Crew applaudiert, klatscht sich ab. Ralf ist stolz. Alle haben Spaß, brennen auf Breakdance und fiebern dem Auftritt beim Erntefest entgegen. Fünf Minu-ten auf der großen Hauptbühne, da muss eine gut getimte „Choreo“ kommen und dafür arbeiten die Jungs intensiv.„Wir wollen das Traditionelle, das viele lieben. Aber wir wollen auch neue Ausdrucksformen von Kunst. Wir möchten jungen Leuten was Neues bieten“,

sagt Rainer Buhrke vom Begleitenden Dienst zum erweiterten Angebot der Begleitenden Maßnahmen. Er knüpfte den Kontakt zur Jugendkunstschule, die in Sachen Jugendkultur breit aufgestellt ist. Das dritte neue Angebot, die Rap-Gruppe mit Alexand-er Welle, macht gerade Sommerpause, doch auch dieses Angebot soll fortgesetzt werden. Insgesamt

30 Honorarkräfte habe die JKS, erklärt Alwina Koop. Teilnehmer in ihren Graffiti-Kursen wechselten halb-jährlich, damit möglichst viele die Chance bekämen. Ganz nebenbei entstünden auch neue Freund-schaften und einige würden sich organisieren, um in ihrer Freizeit zu sprayen.„Klar üben die auch zuhause“, ist sich Daniele sicher. HipHop und Funk, ob Oldschool oder aus den Char-ts, hören alle gerne, schauen sich die Tanzfilme der Szene an und imitieren ihre Idole. Auch bei Daniele ist die Stimmung entspannt. Alle kennen sich, der Al-tersunterschied zwischen Crew und Trainer ist mar-ginal. Man spricht die gleiche Sprache, lehrermäßig aufzutreten wäre auch vollkommen uncool.

Das war die Hintergrundkulisse für die Fotoaktion beim Ledder Sommerfest: DozentinAlwina Koop (links) und ihre Graffiti-Crew haben Wochen daran gearbeitet. „Graffiti live“heißt die Arbeitsbegleitende Maßnahme in Zusammenarbeit mit der Jugendkunstschule.

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16 lewe aktuell 3.2015

Freude bei Frank Schneiders: Absolventen der Kunstakademie Münster stellen ausEr achtet auf die Komposition der verwendeten Far-ben, lässt sich gerne von der Natur vor seiner Haus-tür inspirieren und hat in seinen kreativen Phasen schon viele Techniken ausprobiert: Frank Schnei-ders, seit 2009 bei uns beschäftigt, hat als Künstler vielfach ausgestellt. Jetzt bekam er die Gelegenheit, elf seiner Arbeiten in Münster, direkt neben der Lam-

berti-Kirche, zu präsentieren. Die Galerie Schnee-berger widmete seinem inzwischen emeritierten Professor der Kunstakademie Münster, Udo Scheel, die Ausstellung „Klassentreffen“. 1997 hatte Schnei-ders sein Studium bei ihm an der Akademie abge-schlossen und freute sich nun umso mehr, dass sein ehemaliger „Prof“ ihn persönlich angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen hatte.„Pflanzen I bis III“ oder „Sigrid schlafend I“, mal abstrakt-modern und voller intensiver Farben ge-malt, mal gegenständlich-detailverliebt und schlicht

schwarz-weiß gezeichnet, das waren die Arbeiten, die er im August in der Galerie zeigen konnte. Ei-gentlicher Anlass dieser Ausstellung war der 75. Geburtstag Scheels, der die Akademie als Grün-dungsleiter und Rektor maßgeblich geprägt hatte. Insgesamt 13 seiner ehemaligen Meisterschüler ge-stalteten „Klassentreffen“ von April bis August.

Vielfach habe er früher in Münster und der Region ausgestellt, be-richtet der Künst-ler während eines Ausstellungsrund-gangs mit Be-schäftigten und Mitarbeitern. In einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen sei er seit 1999, zunächst in Mün-ster, und seit 2009 hier. Seitdem sei er auch in der Lengericher Be-triebsstätte Kipp und fertige dort Scharniere für eine Emsdettener Firma.In seiner Frei-zeit malt Frank Schneiders mit Ölfarben, fertigt Bleistif t-Skizzen an, fotografiert und hängt seine

teils großformatigen Arbeiten inzwischen an meh-reren LeWe-Standorten. Seine Wohnung ist an der Schillerstraße in Lengerich, in unserem Ambulant Betreuten Wohnen. Auch dort, in den Fluren und natürlich in seiner Wohnung, findet man einiges von seinem künstlerischen Output. Die Ausstellung in Münster ist beendet, doch wer einen kleinen Ein-druck von seiner künstlerischen Arbeit bekommen möchte: Die beiden abstrakten Großformate in un-serem Samocca-Pausenraum in Ledde stammen auch von ihm.

Frank Schneiders (zweiter von rechts), weitere Beschäftigte und Mitarbeiter habenim August die Gemeinschaftsausstellung in Münster besucht, an der auch der

Beschäftigte unserer Betriebsstätte Kipp mit einigen Arbeiten teilnahm.

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17lewe aktuell 3.2015

Im August kamen die Zimmerleute, im September die Dachdecker und auch die Verblendung mit rotem Klinker ist fast fertig: Das Wohnprojekt an der Ems-dettener Straße 13 in Saerbeck nähert sich seiner Fertigstellung. Im November soll der Innenausbau beginnen, den unsere Haustechnik in großen Teilen selbst leisten wird. Die Inbetriebnahme sei im zwei-ten Halbjahr 2016 geplant, berichtet Rudolf Schön-rock (Geschäftsleitung Werkstatt für Menschen mit geistiger Behinderung).Allein der Rohbau schlage mit 490.000 Euro zu Bu-che. Mitsamt unserer Eigenleistung beziffert er das Projekt auf 1,5 Millionen Euro Gesamtkosten, die sich später über die Mieteinnahmen refinanzieren. Damit sind die LeWe vier Mal präsent in Saerbeck: 52 Beschäftigte in der Betriebsstätte Hegemann an der Industriestraße, 33 Beschäftigte im Bioenergie-park (BEP), drei Menschen mit Behinderungen, die jeweils vormittags im „Café Samocca“ im Mehrge-nerationenhaus der Kolpingsfamilie bedienen. Und nun Ambulant Betreutes Wohnen (ABW) an der Emsdettener Straße 13. Ähnlich dem Hausgemein-schaftskonzept in Mettingen würden 14 Personen weitmöglichst selbstständig wohnen, so Schönrock. Betreuung nach Feierabend und an Wochenenden sei möglich. Im Souterrain werde auch ein Büro für Mit-arbeiter eingerichtet, sodass etwa vier bis fünf neue Ar-beitsplätze entstünden. Erster Spatenstich mit Bürger-meister Wilfried Roos, Archi-tekten, Bauunternehmern und unserer Geschäftsleitung war am 11. März. Das Lienener Un-ternehmen Großmann Bau hat den Rohbau erstellt, während Dach- und Fensterarbeiten weitere Auftragsfirmen auch aus der Region erledigen. Die Planung und Baubegleitung übernimmt – wie auch beim Neubau der Betriebsstätte Hörstel-Riesenbeck – das In-genieurbüro Industriebau Hoff und Partner (Gronau).Der Innenausbau durch un-sere Haustechnik wird einige Zeit in Anspruch nehmen, was

auch damit zusammenhängt, dass dort 20 Beschäf-tigte ihren Arbeitsplatz haben. Die vorgesehenen 14 Wohnplätze werden Personen mit unterschiedlichen Hilfebedarfen unterhalb des stationären Bedarfs, aber oberhalb der Fachleistungsstunden-Begleitung (Betreuungsstunden für ABW-Klienten pro Woche) nutzen. Das Hausgemeinschaftskonzept sieht je-weils eigene, 36 Quadratmeter große Appartements (mit optionaler Küchenzeile), geräumige Wohnkü-chen auf beiden Vollgeschossen sowie jeweils ge-meinsame Badnutzung für zwei Bewohner vor, was die eigentliche Wohnfläche vergrößert.„Das Haus hat keinen Schornstein“, erklärt Rudolf Schönrock die Versorgung mit Wärme plastisch: Der Fernwärmeanschluss ist fest eingeplant. Ein Blockheizkraftwerk im Ortskern, das mit Energie aus dem Bioenergiepark Saerbeck gespeist wird, soll die nötige Energie liefern. Parkplätze, eine klei-ne, pflegeleichte Gartenanlage, komplette Barriere-freiheit (Aufzug, Türbreiten), Balkonzugänge für alle Wohneinheiten, eine Gartenterrasse und zwei wei-tere Wohnungen im Dachgeschoss zeichnen das Gebäude in Blickweite zur Pfarrkirche aus.Über alle vier Saerbecker Standorte bieten die LeWe dann mehr als ein Dutzend Vollzeitarbeitsplätze.

Ende September - das Dach ist eingedeckt. Nächstes Jahr können wir auchin Saerbeck Ambulant Betreutes Wohnen an der Emsdettener Straße 13,

in Sichtweite der St. Georg-Pfarrkirche, anbieten.

Saerbeck: Neues Wohnprojektgeht allmählich in die Zielgerade

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Die „Lengericher Arbeitsinitiative“ und wiedaraus die Betriebsstätte Kipp entstandAm 1. Oktober 1990, vor 25 Jahren also, übernah-men die Ledder Werkstätten die „Lenga“ („Lenge-richer Arbeitsinitiative“). Zwei Jahre später zogen Beschäftigte und Betreuer in die neue Betriebs-stätte Kipp um. An die Anfänge unserer Arbeit mit psychisch behinderten Menschen in Lengerich er-innerten sich am 28. August Akteure und Beschäf-tigte jener Zeit im Rahmen des Sommerfestes bei Kipp.Drei Fachleute hatten die „Lenga“ 1986 gegründet:

Dr. Andreas Crome, damals Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik, Psychiater Günter Wagner (Institutsam-bulanz der Klinik) und Klaus Hahn (Klinikmitarbeiter und zuständig für Enthospitalisierung, heute LeWe-Geschäftsleitung). Es bestand Handlungsbedarf: „Austherapierte“ Menschen wurden nach langen stationären Aufenthalten entlassen. Personen also, die teils Jahre in der Klinik verbracht hatten, sollten womöglich zurück in den (alten) Job, allein leben, einfach weitermachen wie früher. Das funktionierte nicht.

Die „Lenga“ bot diesem Personenkreis ab 1987 in der ehemaligen Direktorenvilla an der Griesinger Straße, später im Waschhaus an der Parkallee Arbeit in der Knopfherstellung für die Firma H. W. Günther an. Außerdem Häckselarbeiten auf dem Klinikgelände, Fahrradreparaturen, kleine Transporte und Umzüge. Beim Sommerfest erinnerte sich eine Beschäftigte gut an die Montage elektronischer Leiterplatten für Oase-Pumpen. „Das war aber zu schwierig.“ Klaus Hahn: „Wir hatten reduzierte, für diese Menschen

leistbare Arbeitszeiten und eine überschaubare Betriebsgröße.“Nach drei Jahren liefen Arbeitsbeschaf fungs-maßnahmen aus, sodass die dauerhafte Finan-zierung nicht gesichert war. Der LWL empfahl der „Lenga“, Kontakt mit uns aufzunehmen. Denn nur die Einrichtung einer LeWe-Betriebsstätte, mit Kostenübernahme durch den LWL, sichere den Fortbestand, hieß es.Am 1. Oktober 1990 star-teten wir im Waschhaus und zogen 1992, als das Busunternehmen Kipp als Vermieter die notwendige Halle bereitstellen konnte, um zur Jahnstraße. Horst Dölling (Kaufmännischer Leiter): „Wir wollten weg vom Klinikgelände, in die Stadt. Die Lage war ein-fach gut.“

Seitdem ist bei Kipp viel passiert: Über 100 Men-schen mit psychischen Behinderungen, begleitet von elf Mitarbeitern, sind dort heute beschäftigt. Sie arbeiten für den weltweit agierenden Hersteller BOS in Emsdetten, nähen Industriefilter, machen Verpa-ckungsarbeiten und erfahren berufliche Bildung.Teilhabe durch Arbeit, die das LWL-Integrationsamt auch durch einen Mietkostenzuschuss für die Halle fördert: 250.000 Euro, verteilt auf die Jahre 2014 bis 2019, wurden aus Mitteln der Ausgleichsgabe ge-währt.

Beschäftigte, die Vermieterfamilie Kipp und Beschäftigte der ersten Stundeerinnerten sich am 28. August an die Lenga und die Anfänge bei Kipp.

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„Aug´ in Aug´“ mit Pep Guardiola und Matthias Sammer: Erlebnis Audi-Cup in MünchenGlückwünsche von Trainer Pep Guardiola für unseren Beschäftigten Martin Echelmeyer, der tags zuvor 30 Jahre alt geworden war. Erinnerungsfotos mit Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer für Tobias Hammer und Igor Eisenkrein. Autogramme von Ersatz-Keeper Tom Starke und natürlich ganz nah an den Stars beim Schautraining: Für zwölf Beschäf-tigte und Fußballfans der Ledder Werkstätten war die Reise zum Audi-Cup in München ein unglaublich intensives Erlebnis.Auf Initiative unseres Mitarbeiter Franz Phi-lipp, seit vielen Jahren Vereinsmitglied des FC Bayern und treuer Fan, bekam die Grup-pe (ermäßigte) Karten und machte sich vom 4. bis 7. August mit vier Betreuern auf zum alle zwei Jahre stattfindenden, zweitägigen Turnier des Ingolstädter Autobauers in der Münchener Allianz-Arena.Die Bayern laden stets drei weitere europä-ische und südamerikanische Spitzenclubs ein, sodass das Publikum Gelegenheit hat, ei-nige Stars der Fußball-Welt zu sehen. Dieses Mal liefen Real Madrid, Tottenham Hotspurt und der AC Mailand auf.

Die Leddera-ner besuchten die „Erlebnis-welt“ in der Allianz-Arena, wo man all die Erfolge von Spielern wie Becken-bauer, Rum-menigge oder Müller, die Po-kale und den Mega-Store-Fanshop mit h u n d e r t e n Fanuntensili-en bestaunen kann. Sahne-häubchen des Tages war natürlich der Spielbesuch: Der 1:0-Sieg

gegen Real Madrid bescherte den Bayern den Tur-niersieg. Am 6. August stand das öffentliche Training auf dem Plan: einmal die Bayern-Stars hautnah erle-ben, das wollten mit den LeWe-Gästen 3000 weitere Fans. Als Pep Guardiola gerade ein Bad in der Men-ge nahm, rief ihm unser Mitarbeiter Jörg Wiermann zu, dass Martin Echelmeyer tags zuvor 30 Jahre alt geworden sei – der Trainer kam, lächelte und schüt-telte Martin spontan die Hand.Ebenfalls ein tolles Fußballerlebnis hatten 23 Be-schäftigte, begleitet von fünf Betreuern, beim DFB-Pokalspiel Sportfreunde Lotte gegen Bayer 04 Lever-kusen am 8. August in Lotter Stadion. Zwar verloren die Sportfreunde etwas unverdient mit 3 : 0, doch tat das der Stimmung keinen Abbruch. Neue Fan-Uten-silien nutzen die zwölf Mitglieder unseres SF Lotte-Fanclubs, die „Blue Brothers“, für ihre Spielbesuche. Gründer Dennis Pauliks und seine Freunde waren natürlich auch beim Pokalspiel.Seit 2013 kooperieren wir mit dem Viertligisten, be-suchen mit stets wechselnden Gruppen alle Heim-spiele, trainieren mit unserer ersten Mannschaft auf dem Lotter Kunstrasenplatz und bekommen immer wieder Besuch von Spielern, jüngst beim Integra-tiven Fußballturnier in Ibbenbüren.

Ein unglaubliches Erlebnis für Fußballfans: ZwölfBeschäftigte und vier Begleiter waren beim Audi-Cup

in der Münchner Allianz Arena.

Igor Eisenkrein (im Rolli) und Tobias Hammer (hinten stehend) wurden von

Matthias Sammer begrüßt.

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Beschäftigte im BBB, Praktikanten,Mitarbeiter: Wir begrüßen „die Neuen“

Die Ledder Werkstätten – ein facettenreicher So-zialdienstleister für Menschen mit Behinderungen in allen Lebenssituationen: Wer neu bei uns ist, braucht Orientierung, möchte seine Aufgabe, seine Arbeit in einem größeren Zusammenhang sehen. Darum begrüßen und begleiten wir neue Beschäf-tigte, Mitarbeiter und Praktikanten. lewe aktuell hat dabei zugehört:„Für Sie beginnt heute ein neuer Lebensabschnitt. Einige haben vielleicht auch Ängste oder Zweifel, ob sie das richtige tun. Ich kann Ihnen nur raten: Entdecken Sie bei uns die Möglichkeiten. Wir ha-ben viel gemeinsame Zeit, um Ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Ich wünsche Ihnen einen guten Start!“ Marianne Büscher (Geschäftsleitung Werkstatt für psychisch behinderte Menschen und Berufsbil-dungsbereich) begrüßte am 17. August 26 junge Menschen mit Behinderungen, die in ihr LeWe-Be-rufsleben starteten.Die meisten kommen aus Förderschulen, einige ha-ben schon verschiedene Maßnahmen der Arbeits-

agentur hinter sich. Sie durchlaufen aktuell noch das dreimonatige Eingangsverfahren in unseren Berufs-bildungsbereichen (BBB) in Ladbergen und in der Lengericher Betriebsstätte Settel: Ist die Werkstatt mein Weg oder eignet sich ein anderes Bildungsan-gebot für mich? Bildungsziele werden mit unseren Fachleuten formuliert. Dann, während des ersten Jahres im BBB, geht es um Grundlagen-Qualifika-tionen, lernen die Teilnehmer Materialien, mit denen gearbeitet wird, Arbeitsregeln und das Thema Ar-beitssicherheit oder Werkzeuge kennen. Im zweiten Jahr, in der Aufbauenden Qualifikation, wird es be-rufsspezifisch: Die jungen Leute gehen in mehrere Praktika ihrer Wahl in der Einrichtung.Es werde genau auf die persönliche Situation der Teilnehmer geschaut, wie Paul Sackarendt (Be-reichsleitung Berufliche Bildung) betonte. Individuell werde entschieden, ob der kleinere, überschaubare Rahmen unseres Ladberger Bildungszentrums oder eine der größeren Betriebsstätten geeignet seien.Sackarendt: „Die Bedingungen hier in Ladbergen

sind wirklich gut, um vernünftige berufliche Bil-dung zu machen.“ Inzwischen sind im Oberge-schoss weitere Gruppen- und Schulungsräu-me vorhanden. Für den Reha-Sport stehen feste Übungs-zeiten in einer Ladberger Halle zur Verfügung. Unsere hausei-gene Kranken-gymnastik-Pra-xis Vita Plus bietet während des Werkstatt-Tages Behand-lungstermine mit entsprechender ärztlicher Verord-nung an.

Marianne Büscher (Geschäftsleitung Werkstatt für Menschen mit psychischenBehinderungen) und Paul Sackarendt (Bereichsleitung) begrüßten die neuen

Beschäftigten, ihre Eltern, Geschwister und Betreuer im Ladberger Bildungszentrum.

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Ambulant Betreutes Woh-nen in Ibbenbüren, Nacht-wache im Wohnbereich auf Gut Stapenhorst, Ver-waltung Ledde, Fuhrpark und Metallwerkstatt Led-de oder Arbeitsbereich für schwerst- und mehrfach-behinderte Menschen: In völlig unterschiedlichen Be-reichen innerhalb einer be-wusst dezentral angelegten Struktur sind neue Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. 25 im Zeitraum Februar 2014 bis Februar 2015 eingestellte Kräfte ha-ben am 20. und 21. Mai am ersten Einführungs-Modul im Ladberger Bildungszen-trum teilgenommen. Ralf Hagemeier nannte Grundzüge eines „besonderen Unternehmens, das die Lebenssituationen von Menschen mit Be-hinderungen an vielen Stellen begleitet“. Der Ge-schäftsführer: „Wir halten alle notwendigen Struk-turen in der Region für Beschäftigte und Bewohner vor.“Der Werkstattrat, Vertretungsgremium der Beschäf-tigten, der Wohnbeirat als Vertretung der Bewohner und die Mitarbeitervertretung stellten sich vor. Am 18. August erfuhr die gleiche Runde Grundlegendes zum „Sozialunternehmen LeWe“, zum Thema öf-fentliche Wahrnehmung und Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung und zu den Wohnangeboten.Weitere Module im Oktober und November behan-deln die Themen „Behindertenhilfe im Wandel“ und „Teilhabeplanung in den LeWe“. Den neuen Mitar-beiterinnen und Mitarbeitern stehen für die Einarbei-tungsphase auch Hospitationen in verschiedenen Bereichen, Bildungsfahrten, hausinterne (Print-) Medien und Infomappen und natürlich ihre eigenen Teams zur Verfügung.

Was motiviert junge Menschen, ein (Jahres-) Prak-tikum zu absolvieren? Einige möchten sich orientie-ren und vielleicht auf ein mögliches späteres Berufs-feld vorbereiten. Einige möchten ein Jahr bis zum

Studienbeginn sinnvoll überbrücken. Ein schulisches Jahrespraktikum müssen einige leisten und wieder andere wollen einfach mal was Praktisches tun nach dem ganzen Abistress. Im Sommer waren 22 Jah-respraktikanten bei uns. 15 junge Leute begannen ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ); sieben leisten ihr Jahrespraktikum im Rahmen ihrer Ausbildung an der Fachoberschule für Sozial- und Gesundheitswesen in Ibbenbüren. Hinzu kommen zwei Ausbildende, die ihre Lehre in der Haustechnik machen.Der Einführungstag am 3. August vermittelte erste Orientierung: Die Ledder Werkstätten beschäftigen 1250 Menschen mit Behinderungen und haben 460 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Welche Leitziele hat so ein großer Sozialdienstleister, was bietet er an? Welche Rolle spielen Arbeitssicherheit, Daten-schutz, Pflege und Hygiene? Welche Möglichkeiten der (LeWe-) betrieblichen Ausbildung und Koopera-tionen mit Schulen und Betrieben gibt es?Viele Infos für die jungen Leute, die am 3. August beziehungsweise 1. September ihr Jahrespraktikum begonnen haben. Eingesetzt sind sie in allen Werk-statt- und Wohnbereichen und haben im Frühjahr Gelegenheit, Erlebtes zu besprechen: Im April 2016 trifft sich die gleiche Runde wieder im Bildungszen-trum zu einem Reflektionstag.

In mehreren themenbezogenen Modulen erfahren neue Mitarbeiterinnen undMitarbeiter einiges. Auch Geschäftsführung, Werkstattrat, Wohnbeirat und

die Mitarbeitervertretung stellen sich bei diesen Terminen vor.

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Über 80 Jahre Werkstatt-Erfahrung:auf einen Kaffee mit zwei „Urgesteinen“So ein bisschen kommen die beiden Herren ja wie ein altes Ehepaar rüber. Vertraut, verbunden durch eine Menge gemeinsamer Schnittstellen und Erleb-nisse. Man frotzelt gegenseitig, sagt Sachen wie: „Weißt du das noch?“ oder „Das war eine gute Zeit“. Der eine, Günter Brinker, ist das, was man getrost „Urgestein“ nen-nen darf. 1969 mit noch nicht 18 Jahren aus einer Tagesbil-dungsstätte in die Werkstatt ge-kommen, heute 61 Jahre alt und immer noch ger-ne da. Beginnt er auf seine unauf-geregte Weise zu erzählen, tut sich ein unglaub-licher Fundus an LeWe-Ge-schichten, Anek-doten, auch denkwürdigen Erinnerungen auf.Der andere, Franz-Josef Gude, heute 64 Jahre alt, Sozialpädagoge aus Passion, seit 1977 im Sozialen Dienst dieser Einrichtung und damit ebenso ein „Ur-gestein“, hat einen anderen, professionellen, doch ebenso facettenreichen Blick auf die Dinge. Zwei Männer sitzen an diesem Donnerstag im Septem-ber an einem Tisch, bei einer Thermoskanne Kaf-fee. Das Telefon ist einmal stumm. Zeit zum Reden und sich erinnern. lewe aktuell hat zugehört.„Ja, das war die alte Schule.“ Günter Brinker erin-nert sich gut an den Tag, als er das für ihn unend-lich weit entfernte Örtchen Ledde kennenlernte. Es war der 9. Juni 1969 und der Jugendliche hat-te Johannesschule (Greven) und eine Zeit in einer Tagesbildungsstätte hinter sich. „Mein Lehrer, der Herr Grothoff, hat gesagt: ,Melde dich doch mal in Ledde. Die machen da so was Neues.‘ Mit meinen Eltern habe ich mir das angesehen.“ Dieser Lehrer Grothoff war engagiert in der Lebens-hilfe, die auch bei der Ledder Werkstattgründung in Person des inzwischen verstorbenen Alfons Probst eine Rolle spielte. Der junge Günter zählte zu den ersten Beschäftigten, die die zuvor leer stehende ehemalige Volksschule mit einer geradezu revolu-

tionären Idee neu beseelten: Behinderte Menschen erfahren Teilhabe durch Arbeit. Was allerdings gar nicht so einfach war: „Die Schule war doch sofort zu klein. Als das mit den Dübeln richtig anfing, sind wir ins Feuerwehrhaus.“ Man musste sich in den An-fangstagen etwas einfallen lassen, um das bald gute

Dutzend Personen täglich irgendwie zu beschäftigen. „Am Pfarrhaus haben wir den Garten gemacht.“„Ich wollte eine längere Beziehung zu den Men-schen, mit denen ich ar-beite“, nennt Franz-Josef Gude seine Motivation, den Job zu wechseln.

Der gebürtige Recker hatte das Verwaltungshand-werk noch beim Kreis Tecklenburg gelernt, in Köln

Günter Brinker (links) und Franz-Josef Gude: Die beiden Männer kennen sich seit bald 40Jahren. Die alte Aufnahme zeigt Günter Brinker (hinten, Mitte) in der früheren Dübelproduktion.

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studiert, zwei Jahre im Jugenddorf Steinfurt und dann beim Arbeitsamt Lengerich als Berufsberater gearbeitet. Er brachte also einige Kontakte zu Fir-men und Behörden mit, als er ab 1977 den Sozialen Dienst übernahm. „Das war damals eine Phase der Professionalisierung. Das mussten die alten Hasen akzeptieren“, erinnert er sich. Nicht mehr alles lief über den Betreuer, der Kompetenzen abgab. Die Neuaufnahmen, Elternkontakte, Begleitende Maß-nahmen – Gude übernahm und verstand seine Auf-gabe auch als Bindeglied „nach außen“, als Beglei-tung über die reine Werkstattzeit hinaus.Da war die alte Schule längst aus den Nähten ge-platzt und der erste Bauabschnitt eingeweiht. Günter Brinker wechselte in dieser Zeit in die Nebenstelle Velpe, wo ein Teil des Gemeindehauses genutzt

werden konn-te.Klaus J. Beh-rendt? Natür-lich, an den können sich beide gut erin-nern. „Der hat damals schon gesagt: Ich werde Schau-spieler“, zi-tiert Gude den heutigen Tator t-Kom-missar und Zivildienstlei-stenden aus den frühen 1980er Jah-ren in der Me-tallwerkstatt. „Ach, der war immer nett“, kommentiert das Brinker, der nach Vel-pe viele Jah-re die Kehl-maschine in der Ledder

Dübelproduktion bediente.In der Gremienarbeit hatten beide Männer wieder

miteinander zu tun: Günter Brinker war lange Werk-stattratmitglied und Franz-Josef Gude die assistie-rende Begleitperson. In lebhafter Erinnerung ist ihnen auch eine gemeinsame Fahrradfreizeit nach Ahmsen mit viel Gegenwind und Regen. Beide hielten durch und zollen sich nun, Jahrzehnte später, gegenseitig lachend Anerkennung.Es gab auch unruhigere Zeiten im Leben von Günter Brinker, auf die Gude im Gespräch anspielt: „Du warst aber nicht immer so wie heute.“ „Ja, das stimmt. Früher hatte ich meinen Dickkopf“, sagt der wissend lächelnd. Gab es Konflikte, handfesten Streit, gar „Funkstille“? Ja, beide nicken. Einmal auch vor gar nicht so langer Zeit, als ihm seine damalige Freundin den Floh mit dem ersten Arbeitsmarkt ins Ohr ge-setzt hatte. 2002 kündigte Günter Brinker und fing bei einer Putzfirma in Münster an. Das ging ein paar Wochen gut, dann musste er einsehen, dass es ein-fach nicht funktionierte. „Wir mussten da um 16.15 Uhr anfangen. Der Abend war total im Eimer.“ Denn das bedeutete auch, weniger Zeit für Freunde und Gemeinschaft zu haben. Er kam zurück in die Werk-statt, aber es dauerte ein Jahr. Gude zu Brinker: „Wir konnten damals einfach nicht miteinander reden. In der Werkstatt wussten wir schon, dass das mit der Arbeitsstelle nicht klappte.“Die Freundin mit dem falschen Ratschlag war längst Geschichte, als sich 2006 die Chance eröffnete, nochmal etwas Neues zu machen und gleichzei-tig näher am geliebten Heimatort Greven zu sein: Günter Brinker zählte – wie einst in Ledde – zur er-sten Mannschaft der Betriebsstätte Hegemann. In Saerbeck arbeitet er heute für den Automobilzuliefe-rer OKE, ist ein bisschen der Hausmeister an der In-dustriestraße und backt leidenschaftlich gerne Tor-ten mit Mitarbeiterin Anita Dölling, die regen Absatz finden. Weil Gude als zuständige Bereichsleitung re-gelmäßig da ist, sehen sich die Männer oft mehrmals in der Woche. Die so lange gewachsene Vertrautheit – sie ist geblieben.Der eine 64, der andere 61 – was halten die bei-den Herren eigentlich vom Thema Ruhestand? Franz-Josef Gude erreicht nächstes Jahr die Re-gelaltersgrenze, womit unweigerlich Schluss mit dem Arbeitsleben ist. Günter Brinker könnte ja mit 63 Jahren aufhören, aber soweit plant er noch gar nicht, besser: will er gar nicht planen. „Ich möchte wohl weiter kommen. Zuhause fällt mir ja die Decke auf den Kopf.“

Günter Brinker (links) und Franz-Josef Gude: Die beiden Männer kennen sich seit bald 40Jahren. Die alte Aufnahme zeigt Günter Brinker (hinten, Mitte) in der früheren Dübelproduktion.

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Reha-Verein beherbergt jetzt zwei Selbsthilfegruppen Lengerich. Die beiden Selbsthilfegruppen Depression haben bei un serem Partner in Lengerich, dem Reha-Verein, eine neue Bleibe ge-funden. Klaus Hahn, Vorstandsvorsitzender des Reha-Vereins, über-reichte am 6. August die Schlüssel an die Gruppensprecher Ursula Suhre, Jürgen Frommer und Rainer Wyrobek.Bis April hatte das Gesundheitsamt Lengerich Räume zur Verfügung gestellt. Mit Aufgabe des Gebäudes an der Stettiner Straße wurden die Gruppen obdachlos und kamen vorübergehend im Katholischen Ge-meindezentrum St. Magareta und im Café „Treffpunkt“ der LWL-Klinik unter. Der Reha-Verein Lengerich bietet nun eine langfristige Heimat.„Wir schätzen die selbstbestimmte und selbstverantwortliche Arbeit der Selbsthilfegruppen und unter-stützen sie gerne nach unseren Möglichkeiten“, so Hahn. In den Gruppen treffen sich Menschen jeden Alters, die aktuell oder in der Vergangenheit von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen betroffen sind. Mit Unterstützung des Netzwerks Selbsthilfe und Ehrenamt gründete Ursula Suhre 2008 eine der Selbsthilfegruppen nach einer psychischen Krise. Die Gruppe für Menschen mit Depressionen um Jürgen Frommer und Rainer Wyrobek existiert seit 1977.

Wohnbereich Westerkappelnfeiert tolles Sommerfest mitinklusiver Bühnenshow

Westerkappeln. Eine Bühne mit Licht und Sound für viele Akteure, ein unglaublich vielfältiges (Angehörigen-) Büfett und rund 150 Besucher: Wenn unser Wohnbereich Westerkappeln Sommerfest feiert, ist immer richtig was los. Am 22. August passte einfach alles: Superwetter, das liebevoll vorbereitete Programm und – Überraschung! – ein Eiswagen.Statt mit dem Kaffeetrinken begann das Fest dieses Mal deutlich später. Aus gutem Grund, denn die eigens aufge-baute Bühne im Innenhof war professionell ausgeleuchet für die fast 20 Akteure mit und ohne Behinderungen. Den inklusiven Kultur-Abend gestalteten die HipHop-Crew (Gruppe 3), Jürgen Volz mit einer tollen Heinz Er-hardt-Parodie, Siegfried Müller und Elisabeth Lohmeyer mit hunderten Seifenblasen zu sanfter Musik und Waltraud Dannapfel: Stilecht mit Bergmannshemd, Helm und Grubenlampe ausgestattet, schmetterte sie das „Steigerlied“; das Publikum sang begeistert mit.Nach der Pause am variantenreichen Büfett enterten die „Keller-Asse“ die Bühne. „Keller-Asse“ deshalb, weil junge Mitarbeiter mit mehreren Bewohnern regelmäßig im – dank Spenden recht gut bestückten Pro-benkeller – mit Cajons proben. Aus der anfänglich reinen Rhythmus-Truppe erwächst langsam eine Band, die am 22. August mit Songs von Helene Fischer und Queen das Publikum anheizte. Beim Gesang, an den Schlaginstrumenten und im Rampenlicht Menschen mit Behinderungen, während Mitarbeiter Gitarre, Bass und Schlagzeug bedienten oder ihre Stimmen teils im Hintergrund beisteuerten – inklusives Musizieren kann soviel Spaß machen.Nächstes Jahr wird der Wohnbereich Westerkappeln 40 Jahre alt. Mal sehen, was sich die Bewohner und Mitarbeiter zum runden Geburtstag einfallen lassen.