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1 G C B Pierre Monteux THE PORTRAIT N C F G C B

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Pierre MonteuxT H E P O R T R A I T

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& S b % a c h (1685-1750)

Doppelkonzert d-Moll, BWV 1043 /Double Concerto in D minor, BWV 1043

4:05 2. 11. Largo ma non tanto 6:31 \ 3. Ill. Allegro

???kdh gapuuhb (1782-1840)

Violinkonzert Nr. 1 Es- Dur op. 6 / Violin Concerto No. 1 in E- flat major op. 6 4. 1. Allegro maestoso (Kadenz / cadence: Sauret) 21 :21 5. 11. Adagio espressivo 5:29 6. 111. Rondo: Allegro spritoso 9:09

Yehudi Menuhin (1-6). Georges Enescu (1-3), Violinen / violins - Orchestre Symphonique de Paris - aufg. / recorded in: 1932 (1 -3), 1934 (4-6)

Total Time: 51 :31

g* u m %& (1770-1827)

Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60 / Symphony No. 4 in B-flat major op. 60

1. I. Adagio. Allegro vivace 12:13 2. 11. Adagio 9:03 3. 111. Menuetto: Allegro vivace. Trio: Un poco meno Allegro 5:38 4. IV. Allegro ma non troppo 6:31

% 3- (1810-1856)

Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 / Symphony No. 4 in D minor op. 120 5. 1. Ziemlich langsam. Lebhaft 10:13 6. 11. Romanze: Ziemlich langsam 4:lO 7. 111. Scherzo: Lebhaft 5:54 8. IV. Langsam. Lebhaft 6:05

San Francisco Symphony Orchestra - aufg. /recorded in: 1952

Total Time: 59:42

aeecto/o %& (1803-1869)

Symphonie Fantastique op. 14 1. I. Reveries, Passions 2. 11. Un bal 3. 111. Scene aux champs 4. IV. Marche au supplice 5. V. Sange d'une nuit de sabbat

San Francisco Symphony Orchestra - aufg. /recorded in: 1951

Poeme de I'amour et de la mer 6. 1. La fleur des eaux 7. 11. Interlude 8. 111. La mort de I'amour 9. IV. Le temps de lilas

Gladys Swarthout, Mwosopran /mezzo-soprano - RCA Victor Symphony Orchestra - aufg. /recorded in: 1952

Total Time: 74:OO

%d!h&&y (1862-1918) Nocturnes (Auszuge / excerpts 1. Fetes - Anime e tres rythme. Modere mais toujours tres rythme 6:03 2. Sirenes - Moderement anime. De plus en plus sonore et 9:33

en serrant le mouvement

Berkshire Festival Chorus - Boston Symphony Orchestra - aufg. /recorded in: 1955

Images pour Orchestre (3eme livre) 3. 1. Gigues 4. 11. Iberia. 1. Par les rues et par les chemins 5. 2. Les parfums de la nuit 6. 3. Le matin d'un jour de fete 7. 111 . Rondes de printemps

San Francisco Symphony Orchestra - aufg. /recorded in: 1951

8pm 3- (1882-1971) L'Oiseau de feu 8. Les jardins enchantes du Roi Katschei 9. Prelude et danse de I'Oiseau de feu

10. Variation de I'Oiseau de feu 11. Supplication de I'Oiseau de feu 12. Jeu des princesses avec les pommes d'or 13. Ronde des princesses 14. Danse infernale de Roi Katschei 15. Berceuse 16. Final

Concertgebouw Orchestra, Amsterdam - aufg. /recorded in: 1950

Total Time: 75:33

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FPierre Monteux * 4. April 1875 in Paris † 1. Juli 1964 in Hancock, Maine

Heutzutage sind Uraufführungen von Musikwerken Ereignisse, die eher beiläufig zur Kenntnis genommen werden. Sie interessieren in erster Li-nie Spezialisten und erhitzen selten die Gemüter; ihre musikgeschichtli-che Bedeutung ist ungewiss und wird sich erst einige Jahrzehnte später aus der Rückschau herausstellen. Um 1900 war das anders. Urauf-führungen standen im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens, wurden mit Spannung erwartet und lösten oft heftige Emotionen und Skandale aus, kurz: Sie hatten stärker den Charakter erlebter Musikgeschichte. In diesem Sinne hat Pierre Monteux die Musikgeschichte seiner Zeit nicht nur miterlebt, sondern mitgestaltet, gewissermaßen daran mitge-schrieben. Noch während seines Studiums war er als Orchesterbrat-schist an den Uraufführungen von Debussys einziger Oper „Pelléas et Mélisande“ und Massenets „Manon“ sowie an der Pariser Erstauffüh-rung des wagnerschen „Tristan“ beteiligt. Mit neunzehn Jahren spielte er die Bratsche im „Quatuor Geloso“ und wirkte beispielsweise in Brahms’ Beisein in Wien bei der Uraufführung eines von dessen Streich-

quartetten mit. (Später erinnerte er sich: „Alles, was ich von Brahms noch weiß, waren ein Gefühl der Kraft, ein Bart und recht traurige Augen. All-zu beeindruckt war ich bestimmt nicht. Ich hätte mir sehr gewünscht, mit ihm in seiner Sprache zu sprechen! […] Jetzt spreche ich durch seine Musik zu ihm. Er ist meine Liebe und mein Ideal. Ich hoffe, er weiß das und verzeiht dem Jungen, der den entscheidenden Fehler hatte, zu jung zu

sein.“) Während seiner Arbeit für Diaghilevs „Ballets russes“ lernte er Debussy, Ravel und Strawinsky persönlich kennen und dirigierte die Uraufführungen vieler ihrer Werke, Stücke, von denen nicht wenige für die Musik und den Tanz des 20. Jahrhunderts zentrale Bedeutung er-langten.

Monteux wurde – als fünftes von sechs Kindern einer Familie, in der es immer wieder Berufsmusiker gegeben hatte – im Pariser Künstlervier-tel um die Rue Ordener geboren und erhielt mit sechs Jahren ersten Geigenunterricht; schon kurz darauf spielte er als Kaffeehausgeiger im „Café-Concert La Cigale“. Seine Fortschritte waren so immens, dass er mit neun ans Pariser Conservatoire gehen konnte, wo seine Mutter Kla-vierunterricht gab. Er studierte dort Violine bei Maurin und Berthelier, Harmonielehre bei Lavignac und Kontrapunkt bei Lenepveu. Die Liste seiner Kommilitonen liest sich wie ein „Who is who“ der europäischen Musikwelt: Die Geiger Carl Flesch, Georges Enescu, Fritz Kreisler und Jacques Thibaud (mit ihm teilte er sich 1896 gegen Ende seines Stu-diums einen ersten Preis für Violine), aber auch Pablo Casals, Alfred

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Cortot und Henri Casadesus zählten dazu. Bei einem Wohltätigkeits-konzert dirigierte er als Zwölfjähriger erstmals ein Orchester. Von sei-nem vierzehnten bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr spielte er die Zweite Geige in den Folies Bergères; ein älterer Freund hatte ihm die Arbeit verschafft. Später vertraute er George Gershwin an, während dieser Jahre habe er sein Rhythmusgefühl enorm geschult. In der glei-chen Zeit begann er, Partituren zu studieren, „bis ich mir fast die Augen verdarb“. Als Monteux mit fünfzehn Jahren als Student ins Orchester der Opé-ra-Comique kam, sattelte er auf die Bratsche um; bei der „Pelléas“-Première war er Stimmführer, und bei „Manon“ bat ihn Massenet, für den erkrankten Solobratschisten einzuspringen. Nicht nur für seinen

Werdegang als Dirigent, sondern gerade auch für sei-nen besonders freundschaftlichen Umgang mit den Orchestermusikern in späteren Jahren war diese Zeit, in der er sich weite Teile des Repertoires gewisser-maßen von innen – und von unten – her erarbeite-te, äußerst prägend. Nach dem Vorbild von Richard Strauss’ „Zehn Goldenen Regeln“ entwarf auch Monteux in den 1930er Jahren für angehende Dirigen-ten eine Liste von Geboten und Verboten, die nicht zuletzt von Achtung und Wertschätzung gegenüber dem Instrumentalisten und seinem Handwerk zeugt:

„Nicht übertreiben beim Dirigieren; keine unnötigen Geräusche oder Bewegungen; Soloinstrumente in Solopassagen nicht mitdirigieren; die Spieler nicht erschrecken oder ärgern, indem man sie bei schwierigen Passagen scharf ansieht; bei falschen Tönen, die offensichtliche Verse-hen sind, nicht abklopfen.“ Von ihm stammt auch das geflügelte Wort: „Man muss die Partitur im Kopf haben, nicht den Kopf in der Partitur.“

Bereits 1894 hatte man Monteux zum Zweiten Dirigenten und Chorlei-ter der „Concerts Colonne“ berufen, einer Konzertreihe, deren künstle-rische und organisatorische Leitung 1874 von dem Dirigenten Édouard Colonne übernommen worden war (Monteux hatte anfangs im Colonne-Orchester Bratsche gespielt). Durch Aufführungen der zeitgenössischen französischen Symphonik hatte Co-lonne der Reihe ein eigenes Profil verliehen und ihr einen festen Platz im Pariser Musikleben gesichert. Zahl-reiche Werke wurden im Rahmen der „Concerts Colonne“ uraufgeführt, darunter Stücke von Saint-Saëns, Franck, Charpentier, Enescu, d’Indy, Lalo und Chausson; besonders verdient aber machte sich Colonne um das Werk Hector Berlioz’, das er in seiner Gesamtheit aufführte. Vielleicht lag es daran, dass Monteux vorwiegend mit der Einstudierung des Chors beschäftigt wurde und

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Fdas Orchester nur ein einziges Mal dirigieren durfte: 1911 rief er seine eigene Konzertreihe, die „Concerts Berlioz“, ins Leben. (Während der Konzertbetrieb in Paris ruhte, sammelte Monteux in den Sommerpau-sen der Jahre 1908-1914 weitere Erfahrung als Dirigent, indem er das Orchestre du Casino in Dieppe leitete. Der Spielplan dieses Orchesters umfasste außer Symphonik auch Operette, Ballett und Variété, Musik also, die vor allem unterhalten sollte; im Pariser Künstlerviertel aufge-wachsen zu sein, kam ihm in dieser Hinsicht sehr zugute.)

Seine Tätigkeit bei den „Concerts Colonne“ und als Dirigent seiner „Concerts Berlioz“ bescherte Monteux eine weitere Anstellung, denn alsbald wurden der russische Ballettimpresario Sergej Diaghilev und der damals noch weitgehend unbekannte Igor Strawinsky auf ihn auf-merksam. Während ihrer Pariser Spielzeiten beschäftigten Diaghilevs „Ballets russes“ das Colonne-Orchester, und 1910 hatte der dama-lige Chefdirigent, Gabriel Pierné, die Uraufführung von Strawinskys „Feuervogel“ dirigiert. Für 1911 war geplant, dass der russische Kom-ponist und Dirigent Nikolai Tscherepnin die Premiere von Strawinskys „Petruschka“ leiten und Pierné nur die Einstudierung übernehmen soll-te. Damit wollte sich Pierné jedoch nicht zufrieden geben und lehnte ab. Diaghilev wandte sich an den Zweiten Kapellmeister Monteux, der sich ohnehin unausgelastet fühlte und deswegen gern zusagte. Stra-winsky, der die Proben beaufsichtigte, war äußerst beeindruckt von Monteux’ Arbeit; schließlich bestand er darauf, dass Monteux, nicht Tscherepnin, die Uraufführung dirigierte.

Eins führte zum anderen. Auf „Petruschka“ folgten zunächst die Urauf-führungen von Ravels “Daphnis et Chloé” und Debussys “Jeux” (beide 1912) und dann das dritte von Strawinskys „russischen“ Balletten, der „Sacre du printemps“. Monteux war anfangs von dem archaisch anmu-tenden Stück mit seinem barbarischen Inhalt befremdet: „Mein Kopf schmerzte heftig, und ich kam ein für allemal zu dem Schluss, dass die Symphonien von Beethoven und Brahms die einzig richtige Musik für mich seien – nicht die Musik dieses verrückten Russen! Ich muss gestehen, dass ich keine Note von ‚Le Sacre du printemps’ verstand. Mein einziger Wunsch war es, diesem Raum zu entfliehen, um in ei-ner stillen Ecke meinen schmerzenden Kopf auszuruhen. Doch dann wandte sich Diaghilev zu mir und sagte mit einem Lächeln: ‚Das ist ein Meisterwerk, Monteux, das die ganze Musik revolutionieren und Sie berühmt machen wird – denn Sie werden es dirigieren.‘ Und natürlich tat ich es.“ Am 29. Mai 1913 war es soweit: Das im wahrsten Sinne unerhörte Stück, das das Orchester wie ein gigantisches Schlagzeug benutzt und tänzerischen Gestus durch teils schleppende, teils häm-mernde unregelmäßige Rhythmen ersetzt, ging in der Choreographie des legendären Vaclav Nijinsky unter Monteux’ Stabführung über die Bühne – ein Jahrhundertskandal, das Publikum war außer sich. Jean Cocteau beschreibt die Aufführung so: „Wir hörten dieses Geschich-te machende Werk inmitten eines solchen Tumults, dass die Tänzer das Orchester nicht mehr hörten und dem Rhythmus folgen mussten,

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den ihnen der stampfende, schreiende Nijinsky in den Kulissen schlug […] Das Publikum spielte die ihm zugedachte Rolle, es empörte sich so-fort. Man lachte, spuckte, pfiff, ahmte Tierlaute nach, und vielleicht hätte man schon nach einer Weile damit aufgehört, wenn nicht die Menge der Ästheten und einige Musiker in ihrem Über-eifer das Publikum in ihren Logen beschimpft

und sogar geschubst hätten. Der Lärm artete zum Handgemenge aus.“ Zu denen, die protestierten, gehörte Camille Saint-Saëns, damals schon hochbetagt; die Komponisten der jüngeren Generation, darunter Debussy und Ravel, spendeten Beifall. Strawinsky erinnert sich: „Das Bild von Monteux’ Rücken ist mir lebendiger in Erinnerung geblieben als das Bühnenbild. Er stand dort scheinbar ungerührt und ohne Ner-ven wie ein Krokodil. Ich kann es noch immer kaum glauben, dass er das Orchester tatsächlich bis zum Ende durchbrachte.“ Und an ande-rer Stelle: „Er war ein Meister seines Handwerks, und da er das Milieu sehr gut kannte, weil er selbst aus ihm hervorge-gangen war, verstand er sich mit den Musikern ausgezeichnet, was für einen Kapellmeister sehr wichtig ist. Er gab meine Partitur mit vollende-ter Präzision wieder. Ich verlange nichts weiter von einem Dirigenten, denn alles, was darüber hinausgeht, führt zur ‚Auslegung‘, und die verab-scheue ich, denn leider denkt der, der etwas aus-legt, nur an seine eigene Auslegung und nicht an das Werk.“ (Die erste konzertante Aufführung des „Sacre“, die Monteux im Jahr darauf im Rahmen der 1914 gegründeten „Société des Concerts Populaires”, auch „Con-certs Monteux“ genannt, gab, wurde ein phänomenaler Erfolg: „Das Publikum, das nicht durch szenische Bilder abgelenkt wurde, hörte mein Werk mit konzentrierter Aufmerksamkeit an und nahm es mit einer Begeisterung auf, die mich sehr rührte und die ich nicht im entfernsten erwartet hatte.” – so Strawinsky in seinen “Erinnerungen”. Auch spä-terhin setzte sich Monteux nicht nur für die Musik der Komponisten, die er persönlich kannte, sondern auch für die französische und russische Musik im allgemeinen ein.

1914 wurde Monteux zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezo-gen, aber nach knapp drei Jahren Dienstzeit berief man ihn ab und

sandte ihn gemeinsam mit den „Ballets russes“ als Boten französischer Kultur in die USA, wo er von 1917 bis 1919 eine Stelle an der Metropolitan Opera innehatte und, ganz im Sinne seiner „Concerts Monteux”, fast ausschließlich neueres französisches und

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Frussisches Repertoire dirigierte. Im Jahre 1919 endete seine ständige Verbindung mit den „Ballets russes“ (1924 kehrte für eine Spielzeit zu ihnen zurück): Diaghilev fand in Ernest Ansermet einen neuen Dirigen-ten, als Monteux zum Boston Symphony Orchestra überwechselte. Der Zustand des Orchesters war so prekär, dass es zu zerfallen drohte. Bereits 1918, als er einmal in Boston gastierte, hatte man ihm die Auf-gabe übertragen, die zahlreichen deutschen Musiker, die als feindliche Ausländer entlassen worden waren, darunter auch der Orchesterlei-ter Karl Muck, durch neue Instrumentalisten zu ersetzen; der Bedarf war so groß gewesen, dass viele der neuen Mitglieder nicht einmal auf ihre Eignung hin geprüft worden waren. 1920 (in jenem Jahr wur-de in Brookline, Massachusetts, Monteux’ Sohn Claude geboren, der Flötist und Dirigent wurde) musste er seinem Ruf als „Orchesterma-cher“ abermals gerecht werden: 36 Orchestermitglieder kündigten auf einen Schlag, um eine gewerkschaftliche Organisation des Orchesters durchzusetzen (ein Schritt, der nicht von Erfolg gekrönt wurde). Im-merhin gelang es Monteux bis 1924, dem vormals so renommierten Orchester zu neuem Ruhm zu verhelfen. In diesen Jahren erweiterte er das Repertoire der Bostoner um zahlreiche zeitgenössische Werke, vor allem französische Musik – Debussy, Chausson, Milhaud –, aber auch Stücke von Bliss, Bridge, de Falla, Malipiero, Schreker und Szymanow-ski. Trotz dieses modernen Repertoireschwerpunkts war Monteux beim amerikanischen Publikum sehr beliebt. Ähnliches lässt sich über seine zehn Jahre währende Arbeit mit dem Amsterdamer Concertgebouw-Orchester sagen, die 1924 begann und der vorwiegend „deutschen“ Programmgestaltung ein Ende setzte. Ur-sprünglich war Monteux für den erkrankten Willem Mengelberg einge-sprungen, um die niederländische Erstaufführung des „Sacre“ zu diri-gieren; Mengelberg hatte ihn angesichts des großen Erfolgs gebeten, einige Spielzeiten mit ihm gemeinsam zu gestalten, und ihn offiziell zum

Co-Dirigenten ernannt. Mit dem Concertgebouw-Orchester gab er insgesamt rund 180 Konzerte, ar-beitete aber auch mit dem Orches-ter der Niederländischen Wagner-Gesellschaft, die sich beileibe nicht auf Aufführungen der Werke Wagners beschränkte, zusam-men und dirigierte unter anderem

„Pelléas et Mélisande“, „Carmen“, Verdis „Falstaff“ und „L’heure espagnole“ von Ravel. Indessen wollte Monteux auf das Dirigieren in Frankreich nicht völlig verzichten, und so gründete er 1929 gemein-sam mit Cortot das Orchestre de Paris, dessen künstlerischer Leiter und Chefdirigent er bis 1938 blieb. Mit diesem Orchester machte er 1929/30 seine ersten Plattenaufnahmen: Strawinskys „Sacre“ und „Petruschka“. Anlässlich des 100. Jahrestages der Entstehung von Berlioz’ „Symphonie Fantastique“ schloss sich ein umfänglicher Berlioz-Zyklus an. In den Folgejahren entstanden nur wenige Einspie-

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lungen, von Violinkonzerten gemeinsam mit Yehudi Menuhin einmal abgesehen. Darüber hinaus ging Monteux mit dem Orchestre de Pa-ris auf Europatournee: Man bereiste Belgien, die Schweiz, die Nieder-lande und Deutschland, wo bei einem Konzert in Berlin nicht wenige renommierte Dirigenten sich unter den Zuhörern befanden, darunter Furtwängler, Klemperer und Scherchen. Die Aufführung der „Sympho-nie Fantastique“ fand besonders großen Anklang ; im Publikum wurde der Ruf „Es lebe die Freundschaft“ laut.

Im Zusammenhang mit der Gründung des Orchestre de Paris gründete er 1932 in Paris die École Monteux als Ausbildungsstätte für junge Dirigenten. Diese Arbeit setzte er von 1943 an in Hancock, Maine, fort (1941 hatte er die Stadt, den Geburtsort seiner Frau Doris, als neuen ständigen Wohnsitz gewählt und 1942 die amerikanische Staatsbür-gerschaft angenommen); zu seinen Schülern gehörten Neville Marriner und André Previn.

In der Zwischenzeit kehrte er in die USA zurück, diesmal als Dirigent des San Francisco Symphony Orchestra; dort blieb er von 1936 bis 1952. Auch dieses Orchester war in desolatem Zustand, wurde aber, was Niveau und Renomée angeht, von Monteux auf Vordermann ge-bracht und hat seither Weltgeltung. Zusätzlich schlug ihm im Sommer 1937 die NBC vor, ein Orchester auf die Ankunft des künftigen Chef-dirigenten Arturo Toscanini „vorzubereiten“; die klangliche Homogenität, die er mit dem NBC-Orchester erzielte, führte er, noch bevor Tos-canini die Leitung Ende des Jahres übernahm, in einigen Konzerten vor (Monteux meinte über den italienischen Maestro: „Er ist der Größte!“).

Für RCA Victor machte er Anfang der 1940er Jahre mit dem NBC-Orchester einige Aufnahmen, allerdings unter schlechten technischen Bedingungen; überhaupt empfand er das Aufnahmestudio nicht als für ihn geeigneten Ort. Nachdem er 1951 auf Initiative Charles Munchs ein umjubeltes Comeback mit dem Boston Symphony Orchestra gegeben hatte, trat er mit diesem Orchester bis zu seinem Tod fast regelmäßig einmal pro Jahr auf und leitete auch zahlreiche von der Kritik hochge-lobte Aufnahmen, aber eigentlich gefielen ihm seine eigenen Einspie-lungen nicht so recht, da nach seinem Empfinden die Aufnahmetechnik jegliche Spontaneität verhinderte.

1952 verließ er San Francisco; er gastierte in aller Welt, gab während der Spielzeit 1953/54 noch einmal französische Opern an der Met in New York und widmete sich, wie schon in den 1930er Jahren in Paris, vorwiegend dem Unterrichten. 1957 begann Monteux’ Zusammenar-beit mit dem London Symphony Orchestra; nach alljährlichen Auftritten und zahlreichen Aufnahmen mit den Londonern trug man ihm schließ-lich 1961 – Monteux war 86 Jahre alt – die Leitung des Orchesters an,

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Fund er sagte zu unter der Bedingung, dass der Vertrag eine Laufzeit von 25 Jahren hatte und man ihm die Option einer Verlängerung um weitere 25 Jahre einräumte! Somit übertraf Monteux den bereits mit 84 aus dem Berufsleben ausgeschiedenen Toscanini. 1963 dirigierte er in London, 50 Jahre nach der Uraufführung, noch einmal den „Sacre“. Insgesamt setzte er beim LSO zumeist deutsches Repertoire auf den Spielplan, vor allem Brahms; hinzu kam eine breite Auswahl englischer Stücke. Die Aufnahmen, die er in diesen Jahren mit den Londonern und dem Amsterdamer Concertgebouw-Orchester machte, sind seine technisch brillantesten. Am 1. Juli 1964 starb Pierre Monteux in Hancock, fast 89 Jahre alt, im Kreise seiner Angehörigen.

Man wird Monteux nicht ganz gerecht, wenn man ihn als reinen Mo-dernisten einstuft. Einerseits enthielt sein ungeheuer umfangreiches Repertoire auch viele klassisch-romantische Werke; anderseits kamen etwa die Komponisten der Zweiten Wiener Schule, Schönberg, Berg und Webern, nicht darin vor. Ebenso wenig wie mit deren Expressio-nismus und ihrer zwölftönigen Musik konnte er mit den großformatigen Symphonien Bruckners und Mahlers anfangen. Er habe es mit Mahlers Zweiter, Vierter und Fünfter versucht, aber gemerkt, „dass ich mit dem Herzen nicht dabei bin“. Möglicherweise wirkte hier die persönliche Be-gegnung mit Mahler nach: Als Monteux 1910 in Paris den Chor für die „Auferstehungssymphonie“ einstudierte, hatte Mahler dirigiert, wobei er nur „schimpfte und tobte und es nicht für nötig hielt, mir zu danken. Er war ein ausgezeichneter Dirigent, aber höchst unliebenswürdig.“ Zugespitzt formulierte Monteux einmal: „Ich habe seine Musik nie ge-mocht, weil ich sie zum größten Teil für gekünstelt hielt.“

Von Anfang an und zeit seines Lebens entsprach sein Selbstverständ-nis dem französischen Ideal. Er war durch und durch Klassizist, strebte nach Klarheit, Präzision und struktureller Durchhörbarkeit, nach unauf-dringlicher Eloquenz und Klangschönheit. Der etwas untersetzte, kleine Herr, der stolz darauf war, noch bis ins Alter all seine Haare behalten zu haben und nicht einmal ergraut zu sein, machte wenig Aufhebens um sich selbst und trat, so weit es eben ging, hinter dem Werk zurück. Er brauchte keine großen Bewegungen; in der oft anstrengenden, langen Probenarbeit bereitete er seine Orchester – inklusiver aller Gastdiri-gate waren es über einhundert – so gut vor, dass bei Aufführungen nur noch kleine, entschiedene Gesten nötig waren, um seine Vorstel-lungen umzusetzen. Mit Charme, zuweilen auch mit Witz oder einer gewissen Angriffslust gab er seine Einsätze. Bis zuletzt behielt er sein phänomenales Auffassungsvermögen für musikalische Strukturen und sein scharfes Ohr. Der amerikanische Pianist Leon Fleisher meinte über ihn: „Der Maître mit den blitzenden Augen, der auf seinem Schnurr-bart kaute, [war] sicher einer der ganz Großen seines Fachs.“ Er hielt Monteux für „zu wenig gerühmt, zu wenig geschätzt, zu wenig besun-gen von allen außer denjenigen, die um ihn wussten; heißgeliebt von den härtesten Kritikern des Metiers: den Orchestermusikern.“

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FPierre Monteux(born on 4 April 1875 in Parisdied on 1 July 1964 in Hancock, Maine)

First performances of musical works no longer arouse more than marginal public interest. These events are only of interest to specialists and rarely cause excitement or controversy; their significance in the history of music is not an issue, and becomes evident only in retrospect, decades later. Things were quite different around 1900. A premiere took place at the very heart of social life, was awaited with eager anticipation, and often caused passionate debates and scandals. It was an actual experience of music history.

Pierre Monteux, in this sense, not only experienced the music history of his time, but took part in it and helped to shape it. While still a student, he was an orchestra violinist during the premieres of Debussy’s only opera, Pelléas et Mélisande, Massenet’s Manon, and the first performance of Wagner’s Tristan in Paris. At nineteen, he played the viola in the Quatuor Geloso, which, for example, played the first performance of one of Brahms’ string quartets in the presence of the composer in Vienna.

(He recalled this event later: “All I remember about Brahms is a feeling of power, a beard, and his rather sad eyes. I was actually not very impressed. I would have liked very much to talk with him in his own language. […] Now I speak with him through his music. He is my love and my ideal. I hope he knows this, and forgives that young fellow his critical fault of having been too young.”) During his work on Diaghilev’s Ballets

russes, he got to know Debussy, Ravel and Strawinsky personally and conducted the premieres of many of their works – not a few of which had an eminent influence on the music and dance of the 20th century.

Pierre Monteux was born in the bohemian district of Paris, in the Rue Ordener. The fifth of six children born into a family boasting many professional musicians, he was given violin lessons from the age of six. He was soon a violin entertainer at the coffee house “Café-Concert La Cigale”. He made such incredible progress that he was enrolled in the Paris Conservatoire at the age of nine, where his mother also gave piano lessons. He studied violin with Maurin and Berthelier, harmony with Lavignac, and counterpoint with Lenepveu at the conservatory. The list of his fellow students reads like a “Who’s who” of European music: violinists Carl Flesch, Georges Enescu, Fritz Kreisler and Jacques Thibaud (with whom he shared a first prize for violin in 1896, toward the end of his studies), as well as Pablo Casals, Alfred Cortot and Henri Casadesus. He conducted an orchestra for the first time at the age of twelve, at a charity event. Between the ages of fourteen and seventeen,

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he played second violin at the Folies Bergères – an older acquaintance had obtained the job for him. He later confided in George Gershwin that during these years his sense of rhythm developed substantially. During that time, he also began to study scores “until I nearly ruined my eyes”. When Monteux joined the orchestra of the Opéra-Comique as a student of fifteen years, he changed to playing the viola. By the time of the premiere of Pelléas he was principal viola, and for Manon, Massenet asked him to fill in when the solo violist was indisposed. This period – during which he acquired a wide repertoire, so to speak, from the inside

and ground up – was extremely valuable not only for his career as a conductor but also for the particularly friendly way he was to relate to orchestra musicians in later years. Following the example of Richard Strauss’ Ten Golden Rules, Monteux compiled a list of dos and don’ts for aspiring conductors in the 1930s. These attest to the respect and high regard in which he held the instrumentalists and their skills. “Don’t exaggerate your conducting; avoid unnecessary movements or noises; don’t conduct solo players during their solo passages; don’t startle or annoy musicians by glaring

at them during difficult passages; don’t stop the rehearsal for a wrong note that is obviously unintentional.” He also coined the phrase: “You have to have the score in your head, not your head in the score.”

Monteux was appointed co-principal conductor and choirmaster of the “Concerts Colonne” as early as 1894. This was a series of concerts that had been held under the artistic and administrative management of conductor Édouard Colonne since 1874. At the start of this concert series, Monteux had played the viola in Colonne’s orchestra. Colonne’s performances of contemporary French symphonic works had given the concerts their distinctive profile and secured their place on the Paris music scene. Many works were first performed in the “Concerts Colonne”, including works by Saint-Saëns, Franck, Charpentier, Enescu, d’Indy, Lalo and Chausson, among others. Colonne earned particular merit by performing the complete works of Hector Berlioz. Probably because Monteux was mostly occupied with training the choir and was allowed to conduct the orchestra only once, he established a concert series of his own in 1911 – the “Concerts Berlioz”. During the summer breaks of the years 1908–1914, when concert activity in Paris had ground to a halt, Monteux gathered conducting experience by directing the Orchestre du Casino in Dieppe. This orchestra’s programme included not only symphonies but also

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Foperettas, ballet and varieté, music for entertainment. Here Monteux found it very useful to have grown up surrounded by the sights and sounds of Paris’ bohemian district.

As a consequence of his work with the “Concerts Colonne”, and as conductor of his “Concerts Berlioz” Monteux was given another appointment: he soon came to the attention of the Russian ballet impresario Sergej Diaghilev and Igor Strawinsky, who was less well-known at the time. During their seasons in Paris, Diaghilev’s “Ballets Russes” engaged the Colonne orchestra and in 1910, Gabriel Pierné, who was then the Colonne’s chief conductor, had conducted the premiere performance of Strawinsky’s Feuervogel. In 1911, the Russian composer and conductor Nikolai Tscherepnin was to conduct the premiere of Strawinsky’s Petruschka. Pierné was supposed to rehearse the orchestra. Pierné turned this arrangement down, and Diaghilev approached the co-principal conductor Monteux, who was feeling somewhat underworked – and Monteux accepted gladly. Strawinsky, who supervised the rehearsals, was extremely impressed by Monteux’ work and eventually insisted that Monteux, not Tscherepnin, should conduct the premiere.

One thing led to another: Petruschka was followed by the first performances of Ravel’s Daphnis et Chloé and Debussy’s Jeux, both in 1912, and then the third of Strawinsky’s ”Russian” balletts, Le Sacre du printemps. Monteux was at first rather put off by the seemingly archaic work and its barbarian content: “My head hurt terribly, and I came to the unshakeable conviction that the symphonies of Beethoven und Brahms were the only music for me – not the music of this crazy Russian! I have to admit I couldn’t understand a single note of ‘Le Sacre du printemps’. My only wish was to flee from the room and to rest my aching head in a quiet corner. But Diaghilev turned to me with a smile: ‘This is a masterpiece, Monteux, that will revolutionize music and make you famous, because, of course, you will conduct it.’ And of course I did.”

The great day arrived, and on 29 May 1913 the ballet was performed. Such music had literally never been heard before: the orchestra was used like a gigantic percussion section, and dance movements were replaced by sometimes slow and heavy, sometimes pounding irregular

rhythms. The dance was choreographed by the legendary Vaclav Nijinsky, and the music conducted by Monteux. It was the scandal of the century, the audience went crazy. Jean Cocteau witnessed the performance: “This work made history, and we heard it amidst such a clamour that the dancers could no longer hear the orchestra and had to follow the rhythm that Nijinsky beat for them, stamping and shouting

behind the scenes […] The audience behaved as expected and was outraged. People laughed, spit, whistled and catcalled. Maybe they

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would have calmed down after a while, but the crowd of connoisseurs and some of the musicians shouting abuse at them in the balconies, even shoving them, crushed any chance of the audience seeing reason. The noise turned into a melée.”

Among those who protested was Camille Saint-Saëns, already an old man; the composers of the younger generation such as Debussy and Ravel applauded. Strawinsky recollected: “I have a more vivid memory of Monteux’ back than of the scenery on stage. He stood there impassively and without nerves, like a crocodile. I still can hardly believe that he actually got the orchestra through to the end.” And furthermore: “He was a master of his trade, and since he knew the milieu very well, having grown up there himself, he got along very well with the musicians, which is very important for the leader of an orchestra. He rendered my score with perfect precision. I ask nothing more of a conductor, because anything added would be “interpretation”. I hate that, because the person “interpreting” something is only thinking of his own views and not of the work.”

Monteux’ presented his first concertante performance of the Sacre in the following year, as one of the events of the ”Société des Concerts Populaires” founded in 1914, which were also called ”Concerts Monteux”. It was a phenomenal success: “The audience was not distracted by scenic imagery and listened to my work with concentrated attention. They received it with such enthusiasm that I was quite touched, because I had not expected it in the least,” Strawinsky wrote in his Memoirs. From then on, Monteux continued to promote not only the music of composers he knew personally, but French and Russian music in general.

Monteux was conscripted into the army in 1914. After nearly three years of service during the First World War he was recalled and sent to the U.S., together with the Ballets Russes, as an ambassador of French culture. In the States he had a position at the Metropolitan Opera from 1917 to 1919, where – in the same spirit as his “Concerts Monteux” – he conducted contemporary French and Russian repertoire almost exclusively. In 1919 his continuous association with the Ballets

Russes ended (he returned to them for one season in 1924). Diaghilev found another conductor, Ernest Ansermet, when Monteux moved on to work with the Boston Symphony Orchestra. The orchestra was in such a fragile state that it was on the verge

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Fof splitting up. In 1918, on the occasion of a guest performance, he had already been asked to organize the replacement of the many German musicians who had been discharged as “hostile aliens” – among them the conductor Karl Muck – with new instrumentalists. Demand had been so great that the qualifications of many of the new members had not even been tested.

In 1920, Monteux’ son Claude was born in Brookline, Massachusetts; Claude was to grow up to be a flautist and conductor. In the same year, Monteux once again strengthened his reputation as an “orchestra builder”: thirty-six members of the orchestra resigned simultaneously in an – unsuccessful – attempt to force the organization of a trade union. Nonetheless, Monteux was able to lead the once renowned orchestra to new fame by 1924. During these years, he expanded the Bostonians’ repertoire, adding countless contemporary works, particularly from France – Debussy, Chausson, Milhaud – but also pieces by Bliss, Bridge, de Falla, Malipiero, Schreker and Szymanowski. In spite of this focus on modern repertoire, Monteux was a great favourite with American audiences. A similar story can be told about his ten years’ work with the Amsterdam Concertgebouw orchestra. He began work there in 1924 by putting an end to the orchestra’s predominantly “German” programme. Monteux had initially acted as a replacement for Willem Mengelberg, who had been taken ill, and conducted the first Amsterdam performance of Sacre du Printemps. Then, in view of the great success, Mengelberg had

asked him to join him in managing the next concert seasons, officially naming him co-principal conductor in the process. He gave some 180 concerts altogether with the Concertgebouw orchestra, worked with the orchestra of the Netherlands Wagner Society (which by no means restricted

its activities to the works of Wagner) and conducted, among others, Pelléas et Mélisande, Carmen, Verdi’s Falstaff and Ravel’s L’heure espagnole. At the same time, Monteux did not like to completely abstain from conducting in France, so, in 1929, he founded the “Orchestre de Paris” together with Cortot, and remained its artistic director and chief conductor until 1938.

Monteux made his first recordings with this orchestra in 1929/30: Strawinsky’s Sacre and Petruschka. On the 100th anniversary of the composition of Berlioz’ Symphonie Fantastique, a comprehensive cycle of Berlioz’ works was subsequently recorded. Few recordings were made in the following years, with the exception of several violin concertos with Yehudi Menuhin. Apart from that, Monteux went on a tour of Europe with the “Orchestre de Paris”, taking in Belgium, Switzerland,

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the Netherlands and Germany. A number of famous conductors were in the audience at a concert in Berlin – including Furtwängler, Klemperer and Scherchen. The performance of the Symphonie Fantastique was particularly acclaimed, and people in the audience began to call out “long live friendship!”

In association with the Orchestre de Paris, Monteux also founded his École Monteux in Paris 1937, as a training college for young conductors. He continued his teaching activities after 1943 in Hancock, Maine (he had taken up permanent residence there in 1941, as it was the town where his wife Doris had been born, and had assumed American citizenship in 1942). Among his students were Neville Marriner and André Previn. Monteux returned to the U.S. in the meantime, this time as conductor of the San Francisco Symphony Orchestra. He held this post from 1936 to 1952. This orchestra was also in a desolate state, but its quality and reputation was polished up by Monteux – and still maintains a high international standing. In addition, NBC suggested that he “prepare” an orchestra in the summer of 1937 for the arrival of their future chief conductor, Arturo Toscanini. He was able to present the unified sound he had achieved with the NBC orchestra in several concerts before Toscanini took over the directorship at the end of the year. Monteux said of the Italian maestro: “He is the greatest!”

Monteux made several recordings with the NBC orchestra for RCA Victor in the early 1940s. Technical equipment, however, was not good and Monteux generally did not feel that a studio was the right place for him. However, when he had made a highly acclaimed comeback with the Boston Symphony Orchestra at the initiative of Charles Munch, he performed with this orchestra almost annually until his death. He also conducted many recordings with them that were highly praised by reviewers. He still did not really like his own records however, as he felt that recording techniques prevented any spontaneity. In 1952, Monteux left San Francisco. He had many international engagements, played French opera at the Met in New York once more during the season of 1953/54, and dedicated much of his time to teaching, as he had done in the 1930s in Paris. 1957 marked the beginning of Monteux’ cooperation with the London Symphony Orchestra. After performing with them every season, and completing several recordings, he was finally asked to become chief conductor in 1961 – at the age of eighty-six. Monteux agreed, on condition that the contract term was to be 25 years, with an option to extend for another 25 years! As such, Monteux surpassed Toscanini, who had retired at eighty-four. In 1963, 50 years after the premiere, he conducted the

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FSacre du Printimps one last time. Over all, he had the London Symphony Orchestra play a programme consisting of mainly German repertoire, especially Brahms, complemented by a wide selection of British works. His recordings made during these years with the London orchestra and the Amsterdam Concertgebouw orchestra are his technically most brilliant. Nearly 89 years of age, Pierre Monteux died on 1 July 1964 in Hancock, in the company of his family.

It is not quite fair to classify Monteux as a pure modernist. On the one hand, his vast and comprehensive repertoire included many classical and Romantic works; on the other, composers of the Second Vienna School, Schönberg, Berg and Weber were not represented. He could not relate to their Expressionism and their twelve-tone music, nor to the large-scale symphonies of Bruckner and Mahler. He mentioned having once tried Mahler’s Second, Fourth and Fifth Symphonies, but realized “that my heart is not in it”. Possibly this was a late consequence of his meeting Mahler in 1910: Mahler was conductor when Monteux was rehearsing the choir for the Auferstehungssymphonie, but he only “blustered and raged, and didn’t feel he had to thank me for anything. He was a superb conductor, but very disagreeable.” Putting it bluntly, Monteux once said: “I never liked his music, because I think it is too contrived.”

From the very beginning of his career – and throughout the rest of his life – Monteux’ concept of his work was based on French ideals. He was a Classicist through and through, strove for clarity, precision and perceptibility of structure, for unpretentious eloquence and beauty of sound. Monteux was a rather stout little gentleman, who was proud of having kept his full hair into old age and not having gone gray – he was an unpretentious person and took a back seat to give as much credit as possible to the work. He did not need to make grand gestures. During the often strenuous rehearsals – with the more than one hundred orchestras he worked with, including guest performances – he prepared his ensembles so well that during the performance he could convey what he wanted using slight but crucial movements. He gave his cues with charm, sometimes humorously or even provocatively. He never lost his phenomenal understanding for musical structure or his precise hearing. The American pianist Leon Fleisher said about him: “The maître with the flashing eyes, chewing on his moustache, was certainly one of the great men of his profession.” He thought Monteux had received “too little acclaim, too little appreciation, too little praise sung by anyone but those who knew him well: he was dearly loved by those most acute critics of the profession, the orchestra musicians.”

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