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4|16dezember
Peter reber
Die Trauminsel liegtin dir selbst
Was macht eigentlich ?
Zu Besuch beiMarkus Drr
Drehscheibe 65Plus seetal
Neue Anlaufstelle frMenschen im AHV-Alter
Schwerpunkt:
Inseln
Mit KursprograMM
Bildung+sport
inserate
Eintrittskarten: Luzerner Theater, Theaterstrasse 2, Luzern, Telefon 041 228 14 14Vorverkauf: ab Donnerstag, 1. Dezember 2016, 10.00 Uhr;ffnungszeiten: Montag 14.00 - 18.30 Uhr, Dienstag bis Samstag 10.00 - 18.30 UhrPreiskategorien: A Fr. 42. / B Fr. 35. / C Fr. 25. / D Fr.15.
Das Seniorenorchester Luzern spielt unterMitwirkung von jungen Knstlerinnen undKnstlern der Musical Factory Luzern.
Leitung: Josef GnosModeration: Sabine Dahinden
Sponsoren:
Neujahrskonzerte
Zum 12. Mal prsentiert Pro SenectuteKanton Luzern die Neujahrskonzerteim Luzerner Theater.
Sonntag, 1. Januar 2017
Eine Veranstaltung von
Konzerte13.30 Uhr und17.00 Uhr
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe LeserInseln knnen Abgrenzung bedeuten und Gefangensein aber auch Geborgenheit, Freiheit und Horizonterweiterung.Das Leben kann sich auf einer Insel langsamer und gemch-licher abspielen: Ich kann nicht flchten, also muss ich nichthetzen. Dies, liebe Leserinnen und Leser, ging mir zum ThemaInseln durch den Kopf anlsslich meines Herbsturlaubes aufder griechischen Insel Lesbos. Die Assoziationen zum ThemaInsel knnen also sehr unterschiedlich sein, und letztendlichgeht es wohl darum, was jede und jeder Einzelne darausmacht. Ich frage mich, was die Insel Lesbos fr die gestran-deten Flchtlinge bedeutet, die dort eine begrenzte Zeit ihresLebens verbringen drfen oder mssen.Auch eine gemtliche Ecke in der Wohnung oder ein Zug-abteil knnen Inseln sein, die uns helfen, innezuhalten,sich auf das Wesentliche und Machbare zu besinnen. Oder,wie krzlich selber erlebt, knnen solche Inseln auchBegegnungen ermglichen. Unerwartet hatte ich das Ver-gngen, die frisch gewhlte Prsidentin von Pro SenectuteSchweiz, Eveline Widmer-Schlumpf, im Zugabteil zu treffenund mit ihr auf der Fahrt zwischen Bellinzona und Arth-Goldau ein anregendes Gesprch zu fhren. Diesen Aus-tausch empfand ich als sehr bereichernd, und ich wnschemir, dass mglichst viele Menschen solche Insel-Momentein ihrem Alltag erleben knnen.Wie unterschiedlich und wichtig diese persnlichen Inselnfr uns Menschen sind, wird in dieser Ausgabe von Zeniteindrcklich sichtbar. Da sind die dringend notwendigenZeitinseln des pflegenden Angehrigen, um Kraft fr dieBetreuung seiner Gattin zu tanken, dort das Pflegen vonsozialen Kontakten als Quelle von neuer Lebensfreude frdie von einer schweren Krankheit betroffene Frau oder dasBekochen von Freunden, wie es der Liedermacher PeterReber praktiziert. Die Bestsellerautorin und Psycho-therapeutin Verena Kast empfiehlt Erinnerungsinseln zuschaffen durch das Erzhlen von erlebten Ereignissen dies knne sehr wohltuend wirken.Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ihnen wnsche ich eineanregende Lektre mit unserem Magazin.
Michael Muheim,Geschftsleiter Pro Senectute Kanton Luzern
ImpressumZENIT ist ein Produkt
von Pro SenectuteKanton Luzern
Erscheint vierteljhrlich
RedaktionsadresseZENIT, Pro Senectute
Kanton LuzernBundesplatz 14
6002 LuzernTelefon: 041 226 11 88
E-Mail:[email protected]
RedaktionJrg Lauber (Leitung)
Stefan BrndlinMonika Fischer
Esther PeterMichle Albrecht(Bildung+Sport)
Layout/Produktionmediamatrix.ch GmbH
InseratePro Senectute Kanton
Luzern, Geschftsstelle
Druck und ExpeditionVogt-Schild Druck AGGutenbergstrasse 1
CH-4552 Derendingen
Auflage48000
AbonnementeFr club-sixtysix-
Mitglieder imJahresbeitrag inbegriffen
04 Im ZEnItim Gesprch mit Peter reber.
10 ERInnERungsInsELnPsychotherapeutin Verena Kastber den Stellenwert von Erinnerungen.
12 PERsnLIchkEItEnMaria Hecht-Birrer und Johann Meyerberichten, wie und wo sie Kraft tanken.
17 soZIALE InsELnWas Bernadette Kurmann sowie lisbethund Josef Scheidegger guttut.
23 PRo sEnEctutE kAnton LuZERnGeschftsleiter Michael Muheim berknftige Herausforderungen.
24 ZusAmmEnARbEItWeshalb die raiffeisenbanken luzern,ob - und Nidwalden und Pro SenectuteKanton luzern zusammenspannen.
27 stIftungsRAtdr. rudolf tuor blickt zurck.
28 schwEIZER gEschIchtE, tEIL 16dr. phil. Walter Steffen ber die 68er.
31 wAs mAcht EIgEntLIch Zu Besuch bei Markus drr.
32 AgEnDASpannende termine und anlsse,die man nicht verpassen sollte.
39 wIn60PLusber die neue dienstleistungdrehscheibe 65plus Seetal.
41 cLub sIxtysIxBoutique Mosaque: Mode fr die Fraubis Grsse 46.
43 gut Zu wIssEnWichtige adressen von Pro SenectuteKanton luzern.
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inhalt
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im zenit
Von robert bossart
Der Empfang ist beeindruckend. Das prachtvolle, drei-
stckige Haus in Bern mit grosszgigem Umschwung, das
Peter Reber seit fnf Jahren bewohnt, deutet darauf hin,
dass hier einer haust, der sich seine Inseln sorgfltig aus-
sucht. Einer, der die schnen Seiten des Lebens kennt und
sich gerne mit ihnen umgibt. Beeindruckend ist auch die
Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit, mit der Besucher
empfangen werden. Das bedeutet mir viel, sagt er nur
und serviert den Espresso.
Die herrschaftliche Bleibe tuscht: Peter Reber sucht
nicht Prunk und Luxus fr sich selber, vielmehr stellt sein
heutiger Wohnsitz eine Art Alles-unter-einem-Dach-
Projekt dar. Zuoberst haust seine Tochter Nina, auf einer
Etage wohnt er selber mit seiner Frau Livia, und im ersten
Stock befinden sich die Musik- und Brorume des Musi-
kers und Musikverlegers.
Peter Reber hat in seinem Leben ber 1000 Melodien,
Texte und Bearbeitungen geschrieben, nicht wenige seiner
Mit Peter, Sue & Marc feierte Peter Reber grosse Erfolge, zudem verkaufte er Millionen
von Tontrgern. Mitten im grssten Ruhm verabschiedete sich der heute 67-jhrige
Liedermacher und verbrachte sieben Jahre auf einem Segelschiff, mit dem er die Welt
erkundete und sich selbst.
Die Trauminselliegt in dir selbst
Songs wurden zu Hits. Viermal trat der Liedermacher und
Snger in den Siebzigerjahren mit Peter, Sue und Marc am
European Song Contest auf. Die Band gehrt zu den erfolg-
reichsten Schweizer Musikgruppen des 20. Jahrhunderts.
1981, auf dem Hhepunkt des Erfolgs, lste sich die
Formation auf. Kurze Zeit spter stellte Peter Reber sein
Leben auf den Kopf. Zusammen mit seiner Frau begab er
sich auf eine jahrelange Segelreise. Hatte er genug vom
Rummel? Reif fr die Insel? Der Berner winkt ab. Nein, die
Idee geisterte schon lange in meinem Kopf herum. Ich
trumte immer davon, einmal die Welt zu erkunden. Und
die beste Art zu reisen sei per Schiff, fgt er an. Man bewegt
sich im Postkutschentempo, eine Geschwindigkeit, bei der
die Seele mithalten kann und nicht stndig zurckbleibt,
wie etwa bei einer Flugreise um die halbe Welt.
Von 1968 bis 1981 lebte Peter Reber, wie er selber sagt,
vllig Agenda-gesteuert. Ich studierte whrend sechs
Jahren Psychologie, schrieb Songs, produzierte Musik und
gab viele Konzerte. Zeit fr Ferien hatte er nicht. Aber das
nderte er 1981: Er begann, seinen Traum in die Tat umzu-
setzen. Zuerst haben wir das Schiff um- und ausgebaut,
1982 fuhren wir los. Wo es genau hingehen sollte, wussten
er und seine Frau nicht. Wir wollten einfach in der Natur
leben und mit dem Segelschiff die Welt anschauen.
Das Paar bereiste zuerst die europischen Gewsser,
bevor sie das Abenteuer Atlantikberquerung anpackten.
Noch heute leuchten seine Augen auf, wenn er von seinen
Erlebnissen erzhlt. Mit dem Schiff gelangt man an Orte,
an die man sonst nie hinkme. Man hat die eigene Insel mit
dabei. Als Teenager sei er viel herumgetrampt, was eher
stressig gewesen sei. Nun war es mir wichtig, das Vertraute
mitzunehmen und in der eigenen Koje zu schlafen. Das
hat ihm und seiner Frau ein Stck Sicherheit gegeben. Von
dieser Insel aus dem Schiff schauten wir uns die Welt an.
Das Boot war unser Schnggehsli.
Zur PersonPeter Reber wurde am 28. April 1949 in Bern geboren. Mit derBand Peter, Sue & Marc feierte er zwischen 1967 und 1981grosse Erfolge. 1981 kaufte er ein Segelschiff und ging damitmit seiner Frau Livia mehrfach auf lange Reisen. Unterwegskamen Sohn Simon und Tochter Nina zur Welt. Seine Reise-eindrcke verarbeitete er in Liedern (z. B. Greni Banane,E Vogel ohni Flgel oder Jede bruucht sy Insel), seine Solo-CDs waren in der Schweiz beraus erfolgreich. 1995 kehrtePeter Reber mit seiner Familie in die Schweiz zurck. Heutewohnt er in einem Mehrgenerationenhaus in Bern. Peter Reberist weiterhin als Musiker ttig, tritt solo oder zusammen mitseiner Tochter Nina auf und ist als Verleger ttig. ber zweiMillionen Tontrger hat Peter Reber bisher verkauft.
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fotos:
peter
lauth
die familie und die musik sind das wichtigste in peter rebers leben. ich bin derzeit rundum glcklich, sagt er.
Dvok-FestExpressiver GeigenvirtuoseMittwoch, 15. Februar 2017 &Donnerstag, 16. Februar 2017 | 19.30 UhrLuzerner SinfonieorchesterJames Gaffigan, LeitungAugustin Hadelich, Violine
Wolfgang Amadeus MozartSinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 PragerAntonn DvokViolinkonzert a-Moll op. 53SinfonischeDichtungen DieWaldtaube& Die Mittagshexe
Gleich drei Werke des bhmischen Kom-ponisten Antonn Dvok: zwei sptesinfonische Dichtungen und als Krnungdas hochromantische Violinkonzert,gespielt vom jungen, ebenso expressivenwie feinsinnigen GeigenvirtuosenAugustin Hadelich.Dvok lebte inPrag, und da darf selbst-verstndlich Mozarts Prager Sinfonie sozusagen als klassischerGruss aus dem be-nachbarten Wien nicht fehlen.
Weihnachten naht!Zum Fest der Freude: Verschenken Sie Karten fr einmalige Konzerterlebnisse mit demLuzerner Sinfonieorchester im KKL Luzern.
TschaikowskysPathtiqueRussische RomantikMittwoch, 18. Januar 2017 &Donnerstag, 19. Januar 2017 | 19.30 UhrLuzerner SinfonieorchesterPinchas Steinberg, LeitungJana Boukov, Harfe
Dmitri KabalewskiOuvertre zur Oper Colas BreugnonReinhold GlireKonzert fr Harfe und Orchester op. 74Peter TschaikowskySinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 Pathtique
Tschaikowskys Pathtique ist einesder populrsten und beliebtesten Werkeder klassischen Musik. KabalewskisOper und Glires Harfenkonzert stam-men beide aus dem Jahr 1938.Kraftvolle, leicht fassliche und unmittel-bar packende Musik voll pulsierenderVitalitt und ausgesprochen klangfarben-sensibel orchestriert.
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FREUDESCHENKEN!
Neujahr mitSteven IsserlisMusik des Barocks und der KlassikMontag, 2. Januar 2017 | 11.00 UhrLuzerner SinfonieorchesterSteven Isserlis, Violoncello & Leitung
Johann Nepomuk HummelVariationen ber God Save the Kingop. 10 (arr. Isserlis)Luigi BoccheriniCellokonzert Nr. 7 G-DurCarl Philipp Emanuel BachCellokonzert A-Dur Wq. 172Joseph HaydnSinfonie Nr. 48 C-Dur Maria Theresia
Seine graumelierten Locken sind in steterBewegung und sozusagen ein Marken-zeichen von Steven Isserlis. Hinreissendsein Celloklang, glhend und feurigselbst im ganz nach innen gekehrten,zurckgenommenen Piano.Luigi Boccherini sowie der Bach-SohnCarl Philipp Emanuel nahmen mit ihrenCellokonzerten eine wichtige Positionein auf dem Weg vom Sptbarock zurKlassik eines Haydn.
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Unterwegs heiratete Peter Reber seine Frau. So waren
wir sieben Jahre auf Hochzeitsreise, meint er und schmun-
zelt. Gegen Ende der langen Reise ist Simon, der ltere
Bruder von Nina, zur Welt gekommen. Mit dem Kleinen auf
dem Schiff? Warum nicht, sagt Peter Reber. Er habe jede
Menge Zeit gehabt, sich mit dem Baby zu beschftigen. Das
Schiff schaukelt unaufhrlich eine einzige grosse Wiege
und darum ein idealer Platz fr einen Neugeborenen.
Mit Simon an Bord unternahmen sie keine risiko-
reichen berfahrten mehr. Dafr erlebte das Paar in den
Jahren zuvor die eine oder andere brenzlige Situation. Via
die Kapverden fuhren sie nach Amerika. Wenn der Anker
schmilzt, rechts abbiegen, sagt Peter Reber lachend. Mit
den Passatwinden gelangten sie ber den grossen Teich,
bereisten danach Mittel- und Sdamerika. Ab und zu
mussten sie gefhrlichen Hurricanes ausweichen, und sie
hatten den einen oder anderen heftigen Sturm zu berste-
hen. Den strksten erlebten sie in der Karibik, Windstrke
11 oder 12 htten sie da gehabt. Man muss schon vorberei-
tet sein, meint Peter Reber nur. Und klar: Jeder, der solche
Schiffsreisen unternimmt, sei ein Spinner.
unterwegs und doch zu hause prsent
Einen Lebenstraum verwirklichen: Ein Wunsch, der fr
viele nie in Erfllung geht. Nicht alle knnen es sich leisten,
jahrelang auf Reisen zu sein. Peter Reber wirft ein, dass er
auf dem Schiff nicht einfach nur auf der faulen Haut gele-
gen habe. Das Bild von Peter Reber, der monatelang in der
Hngematte liegt, stimmt nicht. Er schrieb in dieser Zeit
viele Songs und war beruflich aktiv, hat Reportagen verfasst
und Sendungen frs Schweizer Fernsehen gemacht. So war
ich weg und doch zu Hause prsent. Viele sagten mir vor
der Reise, dass man nichts mehr von mir hren werde, wenn
ich weg bin. Aber so war es nicht.
Um glcklich zu sein, msse aber nicht jeder ein grosses
Unterfangen in die Tat umsetzen, findet Peter Reber. Es ist
nicht entscheidend, alle Trume, die man hat, zu verwirkli-
chen. Aber ein paar wren schon gut, sonst wird man nicht
nur alt, sondern auch noch verbittert. Die eigenen Trume
befinden sich meist nicht an einem fernen Ort auf der Welt,
ist Reber berzeugt. Die Trauminsel ist nicht in der Sd-
see, sondern in dir drin. Wer stndig auf der Suche nach
dem eigenen Glck sei, verpasse womglich Wesentliches.
Inseln muss man bei sich selber finden. Auf einem Spa-
ziergang die Aare entlang in Bern kann ich genauso viel Be-
friedigung erfahren wie auf irgendeiner verrckten Reise.
Aber natrlich sei eine ussere Reise auch immer eine
zu sich selber, so Peter Reber. Wer unterwegs ist, wird mit
Fragen konfrontiert, die sich zu Hause nicht stellen. Man
trifft auf fremde Kulturen und Menschen und setzt sich
damit auseinander.
Was gab es sonst noch, das ihn und seine Frau veranlass-
ten, eine so lange Zeit auf kleinstem Raum zu verbringen?
Die Sehnsucht nach einem einfachen Leben, antwortet
Peter Reber. Heute leben wir in einer Welt, die hochgradig
arbeitsteilig ist. Jeder hat seine spezifische Aufgabe, jeder
dreht an irgendeinem Rad. Aber wer rennt heute noch
einem Hasen hinterher, weil er etwas zu essen sucht?
Der Wunsch nach einem einfachen, ganzheitlichen
Leben sei in den Menschen drin. Eine Wurst auf einem of-
fenen Feuer im Wald brteln das macht viele glcklich.
Weil es etwas Archaisches hat. Auf der Schiffsreise htten
sie genau dieses Leben gehabt. Alles drehte sich nur um die
elementarsten Bedrfnisse. Das Ergebnis von 4000 Jahren
Zivilisation ist Camping, bringt es der Musiker auf den
Punkt. Die Reduktion aufs Wesentliche, das fasziniere ihn.
Das Leben hinter dem Horizont: Keiner weiss wohl
besser, wie dieses aussieht, als der Liedermacher aus Bern.
Wunder habe er nicht erlebt, aber seine Neugier konnte er
befriedigen. Offen sein und nicht nach Besttigung von
Vorurteilen suchen, daran habe er sich immer gehalten. Ich
bin einfach ein neugieriger Mensch, auch was die Musik
betrifft. Peter Reber hrt alle Musikstile gern, mag Klassik
und Jazz. Stilistische Abgrenzungen in Schlager-, Pop- oder
Volksmusik sind ihm fremd. Frher habe er beispielsweise
leidenschaftlich Jazz gespielt. Er steht auf und zeigt in einer
Kommode eine grosse Ansammlung von CDs. Alles Jazz-
aufnahmen, ich freue mich, die alle durchzuhren.
familie und musik als inseln
Auf die Frage, welches denn seine wichtigste Insel sei, muss
Peter Reber nicht lange berlegen: Mein Familie, meine
Liebsten. Ich bin seit 40 Jahren mit meiner Frau zusammen,
das sagt eigentlich alles. Er lchelt verschmitzt. Mit seiner
Gitarre sei er zwar schon frh bei den Mdchen gut an-
gekommen. Den Modis gefiel das einfach. Dennoch
wurde er nicht zu einem der Musiker, die ein Leben lang von
einer Beziehung zur anderen rennen.
Die zweite Insel ist fr Peter Reber selbstverstndlich
die Musik. Er stammt aus einer Arbeiterfamilie, sein Vater
war Gepckarbeiter, dennoch nahm er am Konservatorium
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Klavierunterricht. Sie merkten schon frh, dass ich musi-
kalisch war. Als ich mit 15 Jahren aber mal einen Boogie-
Woogie gespielt habe, warfen sie mich raus. Mein Lehrer hat
mir sogar den Klavierdeckel auf die Finger geknallt. Schon
damals habe er nicht verstanden, warum es solche Grben
in der Musik gibt.
Die Offenheit ist Peter Reber nicht nur in der Musik
wichtig sie zieht sich durch sein ganzes Leben. Mich in-
teressiert alles, was hier um mich herum abgeht. Wer nicht
mehr neugierig ist, wird alt. Apropos: Eigentlich wre Peter
Reber ja Pensionr, davon ist aber nicht viel zu spren.
Er lacht. Nein, dafr habe er keine Zeit, es gebe viel zu viel,
das er machen mchte.
immer noch volles programm
Sein Alltag ist auch heute noch ziemlich vollgestopft. Ich
habe einen Musikverlag, gebe Songbooks heraus und
schaue, dass Studioaufnahmen gemacht werden. Momen-
tan arbeitet Peter Reber auch noch an einem Chorbuch, in
dem seine Lieder mehrstimmig fr gemischten Chor arran-
giert sind. Im Dezember steht eine Tournee mit Lesungen
und Singen an, zudem tritt er regelmssig mit seiner
Tochter Nina auf. Auch solo steht Peter Reber immer wie-
der auf den Bhnen der Schweiz. Zusammen mit meiner
Tochter aufzutreten, ist genial, Nina ist eine grossartige Sn-
gerin. Die beiden verstehen sich auf und neben der Bhne
bestens. Wir haben nie Mais, versichert er.
Der 67-Jhrige nimmt sich trotz vollem Programm aber
auch Zeit fr Erholung. Es ist manchmal schon etwas viel,
aber ich nehme mir auch mal frei, bekoche Freunde und
geniesse die Zeit mit meiner Frau. Zudem spielt er ab und
zu Golf und geht, wenn immer mglich, jeden Morgen im
hauseigenen Pool schwimmen. Das Haus in Bern betrachtet
Peter Reber als Mehrgenerationenprojekt. Es bedeutet mir
viel, dass meine Tochter hier wohnt, ich mag den Kontakt zu
jngeren Menschen. Deshalb hat er auch keine Mhe mit
dem lterwerden. Jung sterben, aber so spt wie mglich.
Das ist mein Motto, sagt er und grinst. Solange er gesund-
heitlich fit sei, habe er keine Probleme mit zunehmenden
Falten und weniger Haaren auf dem Kopf.
Weil er mit so vielen Menschen aus verschiedenen Gene-
rationen zusammenarbeite, sei er immer noch am Puls des
Lebens. Freude bereiten ihm auch die vielen Zuschriften,
die er heute erhlt. Die Leute bedanken sich fr die Musik,
mit denen ich ihnen Freude bereite. Offenbar hat sie viele
Menschen in ihrem Leben begleitet. Das Lied Vogel ohne
Flgel werde heute noch an jeder zehnten Hochzeit ge-
spielt. Das berhrt mich und macht mich stolz. Und es gibt
meinem Leben einen Sinn.
Rundum glcklich: So bezeichnet Peter Reber seinen
Gemtszustand. Es wre seltsam, wenn sich einer wie ich
beklagen wrde. Zwar rege auch er sich manchmal auf,
etwa ber Politiker, die die Welt nur in Schwarz oder Weiss
einteilen. Dabei htten sie sehr wohl die Mglichkeit, zu
differenzieren. Das geht mir auf den Wecker.
Etwas von seinem Glck gibt Peter Reber auch gerne
weiter, so tritt er zum Beispiel als Liedspender im Pro-
Senectute-Gesangsbuch Alperose in Erscheinung. Dieses
Buch ist voller Lieder, bei denen alle mitsingen knnen. Das
ist ein Lebenselixier fr Jung und Alt. Miteinander singen
sei etwas Wunderbares. Und es erspart den Doktor.
Nie und nimmer:welche musik wrden sie nie hren?
Musik, die missbraucht wird, etwa, wenn sie Gewaltpropagiert.
was mchten sie auf einem schiff nie mehrerleben?
Einen Sturm.
was darf auf der Bhne nie passieren?
Dass der Kontakt von mir zum Publikum verloren geht.
welchen satz wrden sie nie sagen?
Ich hasse dich.
welche insel wrden sie nie ansteuern?
Eine, von der man nicht mehr wegkommt.
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erinnerungsinseln
zenit:Auf demWeg des lterwerdens sind Erinnerungs-inseln eine Ressource fr ein gelingendes Leben.Wasist darunter zu verstehen?verena kast: Zuerst mchte ich etwas zu den Inseln sagen,
sind sie doch ein schner Begriff fr das ganze Leben. Es ist
wichtig, Inseln zu haben, im Sinne von Orten, an denen man
zufrieden ist, wo das Leben gut ist, ohne viel nachdenken zu
mssen. Solche persnlichen Inseln gehren wesentlich zur
Lebenskunst.
Wie knnen solche Erinnerungen zur Ressource frsLeben werden?v.k.: Ich habe viel mit Leuten gearbeitet, die einen lieben
Menschen verloren haben. Was ihnen bleibt, sind Erinnerun-
gen: Erinnerungen an verschiedene Situationen, an das, was
sie wahrgenommen haben, was in ihnen durch den verstor-
benen Menschen geweckt wurde. Es gehrt zur Trauerarbeit,
sich die gemeinsam erlebten Situationen lebendig vorzustel-
len. Hilfreich ist, einem anderen Menschen zu erzhlen, was
ich erlebt habe und was mir vom geliebten Menschen geblie-
ben ist. Es kann zum Beispiel die Erinnerung an die Unter-
nehmungslust sein, von der ich angesteckt wurde. So lebt der
verstorbene Mensch weiter durch das, was er in mir geweckt
hat. Das ist es, was bleibt. Natrlich ist der Verlust eines
nahen Menschen nicht vergleichbar mit anderen Verlusten.
Die Erinnerungsarbeit kann jedoch hnlich ablaufen.
Was ist bei dieser Erinnerungsarbeit zu beachten?v.k.: Sie soll nicht kalendarisch, sondern punktuell gesche-
hen und eine bestimmte Erfahrung, ein Ereignis ins Zentrum
stellen. Wenn diese mit der Vorstellungskraft hervorgeholt,
vergegenwrtigt und ganz im Gefhl erlebt werden, knnen
sie eine emotionale Wirkung entfalten. Dadurch wird die
Erinnerung lebendig. Die Vorstellungskraft geht im Alter
nicht verloren, im Gegenteil: Wir haben im Alter zum einen
eher Interesse und Zeit fr den Lebensrckblick. Zum ande-
Zurckblicken und nach vorne schauen. Die Psychotherapeutin und Bestsellerautorin
Verena Kast ist berzeugt: Wenn wir gute Erinnerungen als Schtze unseres Lebens
hegen und das Gelungene ins Zentrum stellen, sind wir dem Leben gegenber auf-
geschlossener und positiver eingestellt.
Sich freuen ber denWert gelebten Lebens
ren ist uns das vergangene Leben kostbar. Wir haben das
Bedrfnis, die eingefahrene Ernte noch einmal anzuschauen.
Es geht dabei nicht um grosse, sondern um ganz einfache
Themen. Wichtig ist, nicht das Versumte, sondern das
Gelungene ins Zentrum zu stellen. Das kann anhand ein-
facher Fragen geschehen. Ich denke da zum Beispiel an eine
Gruppe, in der sich alle gegenseitig davon erzhlten, wie sie
ihr erstes Geld verdient hatten. Unglaublich, welcher Stolz,
welche Freude da zum Ausdruck kam!
Sie heben die Bedeutung des Erzhlens in derErinnerungsarbeit hervor. Doch wer hat heute schonZeit und Interesse zum Zuhren?v.k.: Ja, gutes Erzhlen bedingt auch gutes Zuhren. Dazu
muss man sich organisieren und klare Abmachungen treffen:
Ich habe und gebe Raum zum Erzhlen. Das kann in einem
Zweiergesprch oder auch in einer Gruppe geschehen. Indem
wir zum Beispiel anhand eines Stichwortes, einer bestimmten
Fragestellung Erinnerungen lebendig werden lassen, anstatt
ber Schmerzen und Krankheiten zu jammern. Gute Mg-
lichkeiten dazu sind die Erzhlcafs mit klar festgelegten
Regeln. Wer diese nicht bercksichtigt, muss angemahnt
werden.
Nicht jedemMenschen liegt es, sich vor anderenauszubreiten. Gibt es andereMglichkeiten, um andie Erinnerungen heranzukommen, zum Beispielbeim Schreiben?v.k.: Es gibt unendlich viele Mglichkeiten, natrlich auch
beim Schreiben. Werden die Ereignisse wie bei der heute
meist blichen Biografiearbeit chronologisch aufgelistet,
werden die Erinnerungen jedoch weniger ins Gefhl geholt.
Lebendige Erinnerungen entstehen auch beim Lesen von
alten Briefen, beim Betrachten von Fotos, wenn wir Orte
aufsuchen oder Menschen treffen, die in unserem Leben eine
Rolle spielten. Ich denke da an die Klassenzusammenknfte,
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foto:p
eter
lauth
wo sofort die Frage Weisch no? im Raum steht. Erinnerun-
gen werden auch geweckt, wenn wir uns bei einem Umzug
Zeit geben, die verschiedenen Gegenstnde nochmals in die
Hand nehmen und betrachten, bevor wir sie entsorgen oder
einpacken.
Beim Erinnern steht hufig das Bedauern umVer-sumtes, unerfllte Lebenstrume, Schuld und Verfeh-lungen imVordergrund.Wie kannman dem begegnen?v.k.: Wichtig ist, nicht von negativen, sondern von gelunge-
nen Erfahrungen auszugehen, von dem, was wir erreicht und
geschafft haben. Dies knnen wichtige Knotenpunkte im
Leben sein oder ganz einfache Dinge, indem wir uns zum
Beispiel konkret fragen: Was habe ich, was haben wir eigent-
lich gut gemacht? Dazu gehrt Mut, zu sich zu stehen und
uns selber Anerkennung zu geben, wenn wir sie von aussen
nicht erfahren. Wenn wir in einer positiven Stimmung sind,
erscheinen in unserer Erinnerung auch Situationen, die uns
plagen und nicht so gut gelungen sind, weniger schlimm.
Wichtig ist ebenfalls, bestimmte Ereignisse nicht mit dem
heutigen Blick zu beurteilen, sondern uns in die damalige
Zeit mit den entsprechenden Lebensumstnden zu versetzen.
Dies hilft, unser damaliges Handeln besser zu verstehen und
zu akzeptieren. Ich finde, viele Menschen sind ungerecht mit
sich selber, indem sie stets auf das Negative zielen. Sich selbst
zu zerfleischen, ntzt nichts und macht uns im Gegenteil
zu unangenehmen Zeitgenossen. Wenn wir das Hauptmerk-
mal auf das Gelungene richten, gibt es ein gutes Selbstwert-
gefhl und trgt dazu bei, dass wir auch das suboptimal
Gelungene als Teil unseres Lebens besser akzeptieren knnen.
Kann ein Lebensrckblick also dazu fhren, sich mitdem eigenen Leben zu vershnen und es abzurunden?v.k.: Dies ist dann mglich, wenn die Menschen nicht noch
auf Ecken und Kanten stossen, mit denen sie nicht zurecht-
kommen, die sie mit sich herumtragen und an denen sie
leiden. In solchen Situationen kann eine Lebensrckblicks-
Therapie hilfreich sein. Eine Therapie im Alter ist auch rat-
sam fr Menschen, die depressiv, verbittert, unzufrieden sind
und stets anderen die Schuld fr Misslungenes in die Schuhe
schieben.
Wie erfahren Sie persnlich das Alter?v.k.: Ich finde es total gut, bin dankbar und freue mich dar-
ber, viel mehr Freiheiten zu haben als frher. Ich mag noch,
vieles interessiert mich, die Welt will mich noch. Wenn mich
hie und da ein Gelenk schmerzt, frage ich mich, was ich da-
gegen tun, wie ich mich bewegen kann. Natrlich gibt es
Dinge, die ich nicht mehr kann, zum Beispiel Windsurfen.
Doch freue ich mich, jungen Windsurfern zuzusehen. Fr die
Zukunft mache ich mir keine Sorgen auf Vorrat. Ich hoffe,
dass ich kreativ genug sein werde, auch einer neuen Situation
eine gute Lebensqualitt abzugewinnen.
gesprch: moniKa fischer
Zur PersonVerena Kast, 1943, studierte Psychologie, Philosophie undLiteratur und promovierte in Jungscher Psychologie. Siewar Professorin fr Psychologie an der Universitt Zrich,Dozentin und Lehranalytikerin am dortigen C.-G.-Jung-Institut und Psychotherapeutin mit eigener Praxis. Seit April2014 ist sie Prsidentin des C.-G.-Jung-Instituts Zrich. DieAutorin zahlreicher Bcher (u.a. Was wirklich zhlt, ist dasgelebte Leben und Altern - immer fr eine berraschunggut) lebt in St. Gallen. Sie gibt seit zehn Jahren Schreib-kurse in ihrer Schreibwerkstatt in Mettmenstetten ZH.
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Wenn Maria Hecht-Birrer zu einer
Sitzwache in der Nacht gerufen wird,
dann weiss sie nie, in welcher Verfas-
sung sie die betroffene Person antrifft.
Liegt sie im Sterben? Ist sie infolge
einer Operation sehr unruhig? Ist sie
noch ansprechbar? Ich mache mir
vorgngig ganz bewusst keine Gedan-
Johann Meyer betreut
seine an Frontotemporaler
Demenz erkrankte Frau,
Maria Hecht wacht
stundenlang am Bett von
Sterbenden oder von
Menschen, die nach einer
schweren Operation in
der Nacht nicht alleine
sein mchten.
Zenit-Redaktorin Esther
Peter erzhlten sie, wie
und wo sie sich Inseln
schaffen und Auszeiten
nehmen, um Kraft und
Energie fr ihre Arbeit
zu tanken.
ken darber, welche Person und vor
allem in welchem Zustand ich sie an-
treffe. So kann ich meine Aufgabe
unbefangen wahrnehmen und mich
ganz auf die Wnsche und Bedrfnisse
der mir anvertrauten Person einlas-
sen, erzhlt sie. Und ergnzt: Bereits
nach wenigen Minuten ist mir dieser
Kleine Auszeiten mitgrosser Wirkung
Maria Hecht-Birrer, 69, Zell
Fotos:
esthe
rPeter
Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 16 13
PerSnLichKeiten
Mensch jeweils nicht mehr fremd. Ich
spre ein tiefes Vertrauen, auch wenn
es manchmal nicht mehr ausgespro-
chen werden kann.
Sprechen ber Gott und die Welt,
singen, lesen, beten Maria Hecht hat
grosse Achtung vor den Menschen, die
ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Nach
einer mehrstndigen Sitzwache ver-
sprt sie zwar schon hin und wieder
eine mentale Mdigkeit, aber auch ei-
nen tiefen inneren Frieden: Ich kehre
nach diesen Begegnungen immer ge-
strkt nach Hause zurck. Schlafen
und sich ausruhen kann sie aber
unmittelbar danach nicht. Vielmehr
bentigt sie Bewegung. Bei der tgli-
chen Hausarbeit lsst sie die vergange-
nen Stunden nochmals Revue passie-
ren. Seit einiger Zeit macht sie sich
auch Notizen von ihren Einstzen. So
geht fr sie das Verarbeiten des
Erlebten sehr schnell, und sie bekun-
det keine Mhe, sofort wieder im
Alltag anzukommen.
Es sind kleine Auszeiten, wie der
regelmssige Austausch mit der ge-
samten Sitzwachgruppe oder Weiter-
bildungen, welche Maria Hecht jene
Energie geben, die sie bentigt, um
diese wertvolle Aufgabe berhaupt
auszuben. Aufgewachsen in einer
Grossfamilie ist ihr die Gabe und das
feine Gespr, Menschen in schwieri-
gen Situationen helfen und unterstt-
zen zu knnen, in die Wiege gelegt
worden. Kraft tankt sie vor allem in
der Natur. Der grosse Garten und be-
sonders die Blumen bentigen regel-
mssig Pflege. Beinahe tglich ist sie
zudem mit dem Elektrobike unter-
wegs. Diese lngeren oder krzeren
Ausfahrten im Napfgebiet geniesst sie
in vollen Zgen. Das Luzerner Hinter-
land eigne sich hervorragend, um
abzuschalten und Energie zu tanken.
Nicht selten macht sie irgendwo
Rast, lsst fr eine Weile ihren Blick in
die Ferne schweifen und entdeckt die
Weite, die Vielfltigkeit und die Schn-
heit der Natur. Am liebsten ist Maria
Fr die Zeit nach seiner Pensionierung
im Jahr 2011 hatte Johann Meyer viele
Plne. Schifffahrten auf der Rhone,
dem Rhein und von Passau nach Bu-
dapest sowie das Wandern in den hei-
mischen Bergen standen ganz zuoberst
auf der Priorittenliste.
Auf einer dieser Reisen fiel dem Ri-
chenthaler aber auf, dass die Vergess-
lichkeit seiner Frau strker wurde. Ge-
nauere Abklrungen nach der Rck-
kehr in der Memory Clinic Sursee
ergaben schnell die Diagnose Fronto-
Hecht alleine unterwegs. So kann sie
das Tempo selber bestimmen, genauso
wie es jene Menschen, die sie bei der
Sitzwache begleitet, auch tun. Es ist
fr mich eine grosse Ehre, wenn ich
eine Frau oder einen Mann auf dem
letzten Weg, sei es im Spital oder im
Betagtenzentrum, begleiten darf.
Angst vor dem eigenen Sterben hat
sie keine. Der Tod gehrt zum Leben
wie die Geburt. Sie macht sich dar-
ber aber auch noch keine grossen
Gedanken. Sie wnscht sich momen-
tan nur eines: Dass sie noch lange ge-
ngend Kraft und Energie hat, viele
Menschen auf einem Stck ihres
Lebensweges begleiten zu knnen.
temporale Demenz. Nachdem sich
Johann Meyer bei den rzten, aber
auch im Internet ausfhrlich mit
dieser Form von Demenz auseinan-
dergesetzt hatte, war fr ihn klar, dass
er seine Frau so lange wie mglich zu
Hause pflegen wollte.
Er bernahm fortan die Betreuung
grossmehrheitlich alleine, kann aber
jederzeit auf die Untersttzung der
beiden Kinder und von Freunden und
Bekannten zhlen. Es sei ein grosser
und unerwarteter Einschnitt gewesen,
Ich kehre nach denBegegnungengestrkt nachHause zurck.
Johann Meyer, 71, Richenthal
Nicht daheimund doch zuHause.
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14 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 16
PerSnLichKeiten
Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 16 15
seit die Diagnose feststand, sagt der
pensionierte Mikrobiologie-Laborant.
Spontane Ausflge oder gar
Reisen waren von einem Tag auf den
anderen nicht mehr mglich. Der
Tagesablauf musste per sofort umge-
stellt werden. Noch klarere Strukturen
und Rituale als zu Familien- oder Be-
rufszeiten wurden notwendig, um die
knftigen Betreuungsaufgaben wahr-
nehmen zu knnen. Bis vor einem Jahr
konnte ich meine Frau noch wunderbar
in den Alltag integrieren. Gemeinsames
Kochen, Essen, Fernsehen und auch
Spaziergnge waren wichtig, um die Er-
innerungen zu strken und den zuneh-
menden Gedchtnisverlust mglichst
lange hinauszuzgern.
Doch jetzt, nach dem Sprachver-
lust und der stark eingeschrnkten
Mobilitt, ist dies alles nicht mehr
mglich. Die Pflege wird immer in-
tensiver. Umso wichtiger ist es fr den
71-Jhrigen, dass er sich zwischenzeit-
lich Inseln schafft und Auszeiten
nimmt, um Kraft fr die nicht immer
einfachen Betreuungsaufgaben zu tan-
ken. Am besten erhole ich mich in der
Natur, erzhlt er. Viel zu tun gibt es
unter anderem im grossen Garten
rund ums Eigenheim.
Bei den regelmssigen Ausfahrten
mit dem Velo Club Dagmersellen so-
wie in den Veloferien im Ausland ldt
er seine Energiespeicher wieder auf.
Wenn er sich in den Sommermonaten
mit Freunden fr eine Bergtour verab-
redet, dann weiss Johann Meyer seine
Frau bei den Herbstzeitlosen in
Mauensee, einem Angebot der Stif-
tung Aktion Demenz, in den besten
Ich brauche Zeit-inseln, um Kraftfr die Betreuungzu tanken.
Hnden. Es ist mir wichtig, dass sich
meine Frau whrend meiner Abwesen-
heit wohlfhlt. Nur so kann ich sie los-
lassen und auch abschalten.
Johann Meyer hofft, dass er wei-
terhin die Kraft findet, die Betreu-
ungsaufgaben auszuben. Obwohl
wir wegen der nicht mehr vorhande-
nen Sprache nicht mehr miteinander
diskutieren knnen, spre ich, wie
meine Frau es schtzt und wie dankbar
sie ist, dass sie ihren letzten Lebensab-
schnitt zu Hause verbringen darf.
Die Krankheit seiner Frau habe ihn
strker gemacht. Gedanken ber seine
persnliche Zukunft macht er sich
keine. Ich habe gelernt, jeden Tag so
zu nehmen, wie er gerade kommt.
Nur eines weiss er bereits jetzt ganz ge-
nau: Er muss sich irgendwann wieder
neu orientieren. Regelmssige Auszei-
ten nehmen und Inseln schaffen dies
wird knftig ein fester Bestandteil im
Leben von Johann Meyer sein.
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Luzern theater. Dank der Partnerschaft mit Jti kommen
Zenit-Leserinnen und Leser zu einem ganz besonderen
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sich die erste grosse Liebe an? Prinz tamino und sein neuer
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beiden fr ihre rache an Sarastro zu instrumentalisieren,
entpuppt sich dieser als Autorittsperson.
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Die Zauberflte berrascht
wegen ihrer Doppelbdigkeiten immer
wieder aufs neue. Klare Zuschreibungen von Gut und
Bse lassen sich nicht treffen. Beeindruckende
Vielstimmigkeiten in text und Musik machen sie zu
einemmenschlichen Stck fr herz und Verstand,
das dem Dualismus der Dinge auf den Grund geht.
Der belgische regisseur Wouter Van Looy, im
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zu hause wie imMusiktheater fr erwachsene, inszeniert
zur Weihnachtszeit Mozarts Mrchenoper als grossen
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inserate
pro senectute Kanton luzern 4 | 16 17
foto:p
eter
lauth
Fr Bernadette Kurmann sind persnliche
und soziale Inseln Balsam fr die Seele.
Whrend ihrer schweren Krankheit gab ihr
das, was sie zeitlebens gepflegt hat, erst
recht Kraft und Lebensfreude.
Spren, was guttutund Freude bereitet
Inseln im Leben sind fr mich etwas, das fr mich persn-
lich wichtig ist, wo ich mich wohlfhlen und erholen kann,
das mir guttut und fehlt, wenn ich es nicht habe. So erklrt
die Journalistin und Redaktorin Bernadette Kurmann
(1950) die Bedeutung von Inseln. Meine persnlichen
Inseln musste ich nicht suchen, sondern spren. Sie
haben sich fr mich ganz natrlich ergeben.
Sie erinnert sich an die krperlichen Spannungen nach
der Geburt der zweiten Tochter. Auf der Suche nach etwas,
das ihrem Krper wohltat, fand sie Yoga. Schon nach der ers-
ten Stunde ging sie entspannt nach Hause und praktiziert die
Krperbungen seit 30 Jahren regelmssig einmal pro
Woche. Der Besuch der Yogakurse durchbricht ihre Alltags-
routine ebenso wie die Pflege von Freundschaften mit Frauen
und Mnnern. Was fr sie Freundschaften, das sind fr ihren
Mann die monatlichen Jassabende mit Kollegen.
Ihre persnlichen Erfahrungen zeigen Bernadette Kur-
mann, wie individuell die Bedrfnisse und Interessen sein
knnen und wie sie sich im Laufe des Lebens ndern. Wh-
rend der Familienzeit mit drei kleinen Tchtern war ihr auch
die Berufsarbeit enorm wichtig. Damals war der
Beruf meine Insel. Ich brauchte das andere, die geistige
Anregung und Auseinandersetzung, wo ich mich spren und
etwas entwickeln konnte. Mein Mann und ich haben uns die
Verbindung der Berufs- mit der Familienarbeit gegenseitig
ermglicht, ohne uns dreinzureden. Dafr bin ich ihm sehr
dankbar.
musik als gemeinsame insel
Es ist ihr wichtig, dass in einer Partnerschaft beide ihre in-
dividuellen Bedrfnisse und Interessen leben und pflegen
knnen wie das, was ihnen gemeinsam wichtig ist. Ent-
sprechend gibt es fr Bernadette Kurmann neben den per-
snlichen auch die sozialen Inseln. Sich gemeinsam eine
Auszeit zu gnnen, tut der Beziehung gut. Mein Mann und
ich lieben zum Beispiel die Musik ber alles. Sie ist es, was
uns verbindet und uns beiden guttut. Deshalb ist es uns
wichtig, die gemeinsamen Musikerlebnisse rechtzeitig zu
planen und zu organisieren. Sie erzhlt von den drei bis
vier Besuchen der Oper in Zrich pro Jahr, die sie seit der
Pensionierung ihres Mannes zusammen unternehmen.
Mit Yoga, das sie seit30 Jahren praktiziert,durchbricht BernadetteKurmann ihre Alltags-routine.
persnliche inseln
18 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 16
Wir nehmen uns viel Zeit und zelebrieren den Anlass wie
eine Stdtereise. Wir fahren rechtzeitig los und stimmen uns
mit einem Apro auf die Vorstellung ein. Dieses gemein-
same Erleben der Musik ist enorm nachhaltig und klingt
jeweils lange im Alltag nach. Viel bedeutet dem Ehepaar
ebenfalls das Mitsingen in einem Chor. Wir geniessen die
wchentlichen Proben und den jhrlichen Auftritt vor un-
seren Familienangehrigen und Freunden. Dabei tanken
wir beide fr uns selber, aber auch als Paar auf.
Lachend berichtet sie auch von den Familieninseln
jetzt, wo die drei Tchter in der ganzen Schweiz, ja manchmal
in der ganzen Welt verstreut leben. Es geht um gemeinsame
Erlebnisse, die sich die einzelnen Familienmitglieder ausden-
ken, sorgfltig planen und sich dann zum Geburtstag
oder zu Weihnachten schenken. Begeistert erzhlt sie von der
krzlich durchgefhrten originellen Herbstreise im Kanton
Jura inklusive Besuch einer Fabrik und einer langen Trotti-
nettfahrt.
Die Dagnose traf sie wie ein Schlag
Was es bedeutet, Orte und Menschen zu haben, wo man
Freude und Kraft tanken kann, hat Bernadette Kurmann
whrend ihrer schweren Krankheit erfahren. Der Termin
ihrer Pensionierung mit 65 Jahren war vereinbart, als sie die
Diagnose Brustkrebs wie ein Schlag traf und einen Ein-
schnitt in ihrem Leben markierte. Alles ist zusammen-
gebrochen, ich kam mir vor, als sei ich auf eine einsame
Insel geschwemmt worden. Gottlob war mein Mann mit an
Bord, der mir half, das Leben wieder aufzubauen Dies hat
uns zusammengeschweisst.
Es war ihr in diesen Monaten besonders wichtig, neben
der krperlichen Befindlichkeit und den vielen schwer aus-
zuhaltenden Fragen immer wieder das Positive zu sehen und
sich Gutes zu tun. Ich versuchte, nicht in der Krankheit un-
terzugehen, sondern eine Balance zu finden zwischen dem
Erleben der Krankheit und Freudvollem. Whrend der Che-
motherapie achtete sie stark auf ihre Gesundheit und die Sig-
nale des Krpers. Nur so war es mglich, sich immer wieder
die ntige Ruhe zu gnnen, zu essen, was ihr guttat, und
trotzdem immer wieder Kraft zu finden auch fr das, was ihr
bisher so viel Lebensfreude gab.
Braucht der Mensch im Alter berhaupt noch Inseln,
wenn er frei von Verpflichtungen und hufig auch ohne fi-
nanzielle Sorgen seinen Bedrfnissen und Interessen nachge-
hen kann? Bernadette Kurmann bejaht dies entschieden: Ein
Inselleben kann auch langweilig werden, gibt es doch nichts
Schlimmeres als Eintnigkeit. Es braucht deshalb auch im Al-
ter Abwechslung etwas, das sich aus dem Alltag heraus-
hebt. Sie hat sich mit ihrem Mann als zustzliches Alterspro-
jekt vorgenommen, jede Woche eine noch unbekannte Stadt
in der Schweiz kennenzulernen. MoniKa FiScher
Unterwegs
Foto:z
Vg
Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 16 19
PerSnLiche inSeLn
auf einer fahrbaren Insel
Bei Begegnungen mit Lisbeth (1946) und Josef Scheidegger
(1944) berichten diese jeweils mit leuchtenden Augen von
ihren Reisen und neuen Plnen. Was bedeutet ihnen das
Unterwegssein auf ihrer fahrbaren Insel, und wie knnen
sie ihr Inselleben mit ihren beruflichen Engagements und
sozialen Kontakten vereinbaren? Die Anfrage von Zenit er-
reichte sie auf der Insel Sizilien. Gerne berichteten sie bers
Internet von ihren Erfahrungen.
Die Freude am Unterwegssein im Wohnmobil entdeck-
ten Scheideggers schon vor ber dreissig Jahren. Mit Sohn
und Tochter waren sie in einem gemieteten Wohnmobil zu
Freunden nach Finnland gereist. Spter folgte eine Fami-
lienreise in die Bretagne. Ein tolles Erlebnis fr uns alle,
halten sie rckblickend fest. Wegen der Berufsarbeit gab es
damals jedoch zu wenig Gelegenheiten zum Nutzen eines
eigenen Wohnmobils. Josef Scheidegger war als Kirchenmu-
siker und Musikschulleiter in Wolhusen, Musiklehrer am
Lehrerseminar Luzern sowie als Dozent, Studienleiter
Schulmusik und Fakulttsleiter an der Musikhochschule
Luzern ttig. Bekannt wurde er durch seine Auftritte mit
dem Vokalensemble Rondo Cantando und dem Luzerner
LehrerinnenLehrer Chor, die er beide gegrndet und lange
geleitet hatte. Lisbeth Scheidegger war neben der Familie
als Katechetin, Mrchenerzhlerin und Bibliothekarin ttig.
Ungebunden sein und Zeit haben freinander
Als es meine berufliche Ttigkeit zuliess, kauften wir spon-
tan ein altes Wohnmobil und waren ob der neuen mobilen
Freiheit begeistert. Zudem liebe ich das Autofahren sehr,
erklrt Josef Scheidegger. So richtig ausleben kann das Ehe-
paar seine Reiselust seit der Pensionierung. Wir schtzen das
Ungebundensein, wirklich Zeit zu haben freinander, die
Begegnungen mit Menschen unterschiedlichster Nationalit-
ten und Kulturen, schildern beide bereinstimmend ihre
Faszination. Der Alltag im Wohnmobil ist auf die Standorte
und aktuellen Bedrfnisse ausgerichtet. Auf Sizilien heisst
dies schlafen, solange man Lust dazu hat, ein ausgiebiges
Morgenessen draussen, meistens eine Wanderung am Meer,
Mittagsschlaf, Ausfahrten mit dem Motorrad, kochen, lesen,
VergnglicheReisewocheim Wohnmobil:Lisbeth und JosefScheidegger mitden beiden enkel-kindern Lion (12)und Yuna (10).
Lisbeth und Josef Scheidegger waren ber lange Jahre
vielseitig engagiert und eingebunden. Seit ihrer
Pensionierung sind sie nun rund drei Monate im Jahr mit
dem Wohnmobil in ganz Europa unterwegs und geniessen
die neue Freiheit.
publireportage
Die Suzukischulen Luzern und ZrichVor 40 Jahren hatten Peter und Marianne Rttimann nach einem Aufenthalt in Japan Endeder 70er Jahre die Suzukischule Luzern gegrndet, benannt nach dem Begrnder der Me-thode, Shinichi Suzuki. Heute unterrichten ihre Tochter und die beiden Shne in den beidenStdten mehr als 120 Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren.
Hhepunkte waren die Konzerttournee in die USA im Sommer 2012 und der Austauschmit einer Gruppe aus Schweden 2011 und Barcelona 2014 sowie der Fernsehauftritt beiKurt Aeschbacher. In bleibender Erinnerung sind auch das Muttertagskonzert 2002 imKonzertsaal im KKL Luzern und das Benefiz-Konzert fr die Beat Richner Stiftung 2004 imZrcher Fraumnster. Die zahlreichen Workshops, in denen alljhrlich rund 200 Kinder ausder ganzen Schweiz zusammenkommen um Musik zu machen, runden das Angebot der Schuleab.
Die Suzuki-Methode was ist das?Shinichi Suzuki (18981998), Spross einer japanischen Geigenbauerfamilie, kam in den20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach Deutschland, um Geige zu studieren. Erwollte einen Lehrer, der ihm nicht nur die Technik, sondern auch die Kunst der schnen Tnebeibrachte. Nach einem Konzert des Klingler-Quartetts fand er, was er gesucht hatte undbegann bald sein Studium bei Karl Klingler.
In Berlin hatte Dr. Suzuki noch ein zweites Schlsselerlebnis: er tat sich sehr schwer mit derdeutschen Sprache und entdeckte schliesslich das Geheimnis der Muttersprache, welche dieKinder unter anderem durch stndiges Wiederholen und Nachsprechen lernen. Dr. Suzukibertrug das Muttersprachenprinzip auf das Erlernen eines Instruments. Zu den wichtigstenPunkten zhlen:
Lernen durch Nachahmung frher Beginn (ein Einstiegsalter zwischen 3 4 Jahre ist in Europa blich) Pflege des Repertoires (hnlich dem Aufbau des Wortschatzes einer Sprache) zu Beginn lernen die Kinderber das Gehr, das Notenlesen kommt spter dazu
In den USA ist die Suzuki-Methode, die anfangs der 1970er Jahre nach Europa kam, mittlerweile Standard. Sowohl der frhe Beginn als auch die starkeBetonung des Gruppenunterrichts wirken sich sehr positiv auf die Motivation der Kinder aus.
Weihnachtszeit KonzertzeitDer Herbst hat sich mit all seinen Farben und Gerchen bereitsberall breit gemacht und schon merken wir, dass mit grossenSchritten diejenige Jahreszeit vor der Tr steht, welche Erwach-sene als die hektischste und die Kinder als die schnste Zeit be-zeichnen wrden, nmlich die Weihnachtszeit. Traditionellgehrt zur Weihnachtszeit das Guetslibacken, genauso wie derSamichlaus und natrlich die Weihnachtskonzerte. Wie jedesJahr veranstalten die Suzukischulen Luzern und Zrich je eingrosses Weihnachtskonzert, wo jeweils rund 50 Kinder im Altervon vier bis 18 Jahren ihr Knnen darbieten. Das Programm um-fasst stimmungsvolle Barockmusik genauso wie bekannteAdvents- und Weihnachtslieder. Hhepunkt fr alle Besucher istjeweils der letzte Teil des Programms, wo alle Zuhrerinnen undZuhrer herzlich zum Mitsingen eingeladen sind.
Die Konzerte finden wie folgt statt:
Samstag, 3. Dezember 2016 um 16h in Wollishofen, ZrichSonntag, 18. Dezember 2016 um 16h in der Kirche Maihof, LuzernDer Eintritt ist frei. Ein freiwilliger Beitrag zur Untersttzung nehmen wir am Ende des Konzertes gerne entgegen.
Weitere Informationen unter www.suzuki-luzern.ch
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oder
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t-fo
togr
afie.ch
Institut Suzuki en SuisseSuzuki Institut der SchweizISS-SIS
20 pro senectute Kanton luzern 4 | 16
persnliche inseln
pro senectute Kanton luzern 4 | 16 21
gemtliches Abendessen und nach Bedarf Spiele oder ab und
zu Fernsehen. Zusammengefasst: Das Leben geniessen.
Josef Scheidegger plant die Reisen jeweils im Voraus
detailliert. Er hat fr die Sizilienreise die sehenswerten Sta-
tionen auf der Hinreise ebenso herausgesucht wie die
Besuchsorte, Stell- und Campingpltze auf der Insel. Diese
werden jeweils spontan angefahren, daneben werden aber
auch kulturelle Highlights, z.B. Palermo, Monreale, Agri-
gento, Selinunte oder der Vulkan Stromboli aufgesucht.
Den Alltag im Wohnmobil empfinden Scheideggers
nicht als eng, leben sie doch zum grssten Teil draussen.
Zudem gibt es fr sie auch drinnen gengend Platz so ha-
ben zum Beispiel beide ihr eigenes Doppelbett. Sie achten
darauf, dass neben den gemeinsamen auch die persnlichen
Vorlieben und Interessen nicht zu kurz kommen. Dies zeigt
sich insbesonders, wenn sie im Winter ihr Wohnmobil im
Skigebiet Engelberg auf dem Campingplatz Eienwldli
abstellen. Josef zieht es dann jeweils auf die Skipisten,
whrend Lisbeth je nach Lust und Laune wellnesst oder im
gemtlich warmen Zuhause liest.
Auch die sozialen Kontakte kommen beim Unterwegs-
sein dank Anrufen, Berichten bers Internet und die
eine oder andere Postkarte nicht zu kurz. Damit neben den
Reisen auch die beruflichen Engagements Platz haben,
wurden der Mai, der September und Oktober als feste
Reisezeiten festgelegt. In der Regel geht es im Herbst eher in
den Sden, um den Sommer zu verlngern. Doch waren
auch schon England oder das Nordkap Reiseziele. In den
Hauptreisezeiten geniessen sie den Sommer gerne zu Hause,
ausser einer spontanen Reisewoche mit den beiden Enkel-
kindern Lion (12) und Yuna (10).
Neben dem Lesen und Studieren von Literatur und Un-
terlagen zu den Reisezielen bereiten sie sich bei Bedarf auch
unterwegs auf ihre Engagements vor. Lisbeth setzt sich auf
den Reisen mit neuen Mrchen auseinander und bearbeitet
diese fr ihre Erzhlungen fr Kinder und Erwachsene.
Josef bereitet sich ab und zu auf Expertenttigkeiten vor.
Denn nach wie vor amtet er als Experte an Maturaprfun-
gen, Diplomprfungen an Pdagogischen Hochschulen
und an Gesangsfesten. Daneben ist er als Organist in ver-
schiedenen Gemeinden ttig und springt bei Bedarf als Aus-
hilfe fr Chorleiter ein.
Beide sind dankbar fr ihr abwechslungsreiches Leben,
bei dem sie ihre vielseitigen Bedrfnisse und Interessen
unter einen Hut bringen respektive in einem Wohnmobil
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pro senectute Kanton luzern 4 | 16 23
Die Freude ber die An-
stellung des neuen Ge-
schftsleiters teilen sich
beide Seiten sowohl der
Stelleninhaber wie auch
der Stiftungsrat von Pro
Senectute Kanton Luzern.
Dies liegt wohl an Michael
Muheims Arbeitsweise als
auch an seinen Zielen so-
wie seinem beruflichen
Rucksack: Als Mitglied der
Geschftsleitung von Pro
Senectute Kanton Zrich war er in den vergangenen Jahren
verantwortlich fr eine Region, die ungefhr gleich gross ist
wie jene in Luzern. Der gebrtige Urner, der im Raum Zrich
aufgewachsen ist und heute im Knonaueramt wohnt, trat
seine neue Stelle in der Zentralschweiz mit klaren Vorstellun-
gen der Betriebsfhrung und konkreten Visionen an.
Was er bei Pro Senectute Luzern antraf, war eine enorme
Vielfalt an Dienstleistungen und Angeboten, hoch motivier-
ten Mitarbeitenden, eine professionelle Kommunikation
nach aussen und eine gute Vernetzung mit Behrden, ande-
ren Organisationen und Betrieben. Pro Senectute Kanton
Luzern geniesst in der Bevlkerung viel Vertrauen und ist in
den letzten Jahren sehr schnell und erfolgreich gewachsen.
Genau hier sieht Muheim die grsste Herausforderung: Die
Strukturen, Instrumente und einzelne Dienstleistungen der
Organisation mssen so optimiert und ausgestaltet werden,
dass eine erfolgreiche Weiterentwicklung mglich ist.
Nach zgiger und sachkundiger Analyse hat Michael
Muheim zusammen mit dem Stiftungsrat bereits eine
Gesamtstrategie mit flankierenden Massnahmen fr die
nchsten zwei Jahre erarbeitet. Sie bildet den Grundstein
zur weiteren Ausrichtung der Dienstleistungen und fr die
Personalentwicklung, die er unter Einbezug der vorhande-
nen fachlichen und persnlichen Ressourcen seiner Mitar-
beitenden umsetzen will. Alle sollen ihre Fhigkeiten und
Qualifikationen optimal einbringen knnen. Mit verlssli-
chen Finanzkennzahlen will Muheim zudem erreichen, dass
die Mittel auch weiterhin mglichst effizient und gezielt
eingesetzt werden. Bis am 9. Dezember wird er einen Mass-
nahmenkatalog erarbeiten, um die geplante Weiterentwick-
lung von Pro Senectute Luzern voranzutreiben. Profitieren
kann er dabei von den Erfahrungen aus seiner Zrcher Zeit
sowie seinen Aus- und Weiterbildungen in Strategiepro-
zessen und Leadership.
Sehr spannend findet er seine Aufgabe als Geschftsfh-
rer in Luzern. Als Pioniertyp packe er gerne an und setze seine
Vorstellungen um. Gleichzeitig kann ich aber auch konsoli-
dieren und optimieren. Parallel zu seinem beruflichen Enga-
gement ist der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder
dabei, sein Netzwerk im Kanton Luzern aufzubauen. Die
Netzwerkarbeit ist zentral fr seine Arbeit als Geschftsleiter,
um Allianzen zu bilden und mehrheitsfhige Lsungen zu fin-
den. Dies kennt er aus seiner politischen Erfahrung als Sozial-
vorsteher in einer Zrcher Gemeinde. Dafr war er je einen
Tag mit dem E-Bike und dem Auto im ganzen Kanton und in
der Stadt unterwegs. Durch diese Kontakte wollte er nicht nur
wichtige Entscheidungstrger kennenlernen, sondern nach
Mglichkeit auch schon vorspuren, um mgliche Kooperatio-
nen einzufdeln. Pro Senectute soll kein Monopolist im Kan-
ton sein. Vielmehr mchte ich meinen Beitrag leisten, dass
die verschiedenen Partner optimal zusammenarbeiten kn-
nen und keine Doppelspurigkeiten entstehen, hlt er fest.
Alles in allem habe er einen rechten Strauss von Ideen und
Visionen beisammen, bilanziert Michael Muheim in den
nchsten Wochen und Monaten will er diese zusammen mit
allen Beteiligten systematisch angehen. Trotz aller Dynamik
achtet er aber darauf, das Fuder fr die Mitarbeitenden nicht
zu berladen, damit die gute Stimmung und die positive Ein-
stellung zu geplanten Vernderungen und Entwicklungen
weiterhin bestehen bleiben. Was er sich zudem wnscht, ist
ein zentraler Ort fr alle drei Pro-Senectute-Standorte in der
Stadt Luzern: Es wre schn, wenn uns in meiner ra
jemand eine gute Liegenschaft berlassen wrde, damit alle
Mitarbeitenden in Luzern an einem einzigen Domizil ver-
eint sind. sonja habltzel
Ich bin ein Pioniertypund packe gerne anSeit dem 1. Juli dieses Jahres ist Michael Muheim Geschftsleiter von Pro Senectute
Kanton Luzern. In den ersten Wochen hat er sich ein Bild verschafft von der Vielfalt
der Organisation, seinen Aufgaben und knftigen Herausforderungen.
michael muheim, geschftsleiterpro senectute Kanton luzern
24 pro senectute Kanton luzern 4 | 16
60 000 Menschen ber 55 Jahre nehmen jhrlich Dienstleis-
tungen von Pro Senectute in Anspruch. Es sind genau diese
Kundinnen und Kunden 55+, die auch fr Raiffeisen wich-
tige Partner sind. Darum schtzt Armin Grtner, Ressort-
leiter Marketing & PR, die hervorragende Arbeit von Pro
Senectute fr Menschen nach dem aktiven Erwerbsleben
besonders. Dieses Engagement ist fr unsere Gesellschaft
von unschtzbarem Wert. Wir wissen, dass viele Raiffeisen-
Kunden die Angebote und Dienstleistungen von Pro Senec-
tute nutzen. Logische Konsequenz, dass wir Pro Senectute
mit berzeugung in ihrem Wirken untersttzen wollen,
hlt Armin Grtner fest.
Eine Partnerschaft mit ihren Kundinnen und Kunden
wollen die Raiffeisenbanken bereits in jungen Jahren einge-
hen und diese bis ins hhere Alter begleiten. So entsteht eine
Beziehung, die sich ber die verschiedenen Lebensphasen
permanent weiterentwickelt. Diese Dienstleistungen und
Beratungskompetenzen fr diese grsser werdende Alters-
gruppe wollen wir laufend ausbauen und den vernderten
Bedrfnissen anpassen, ergnzt Nadine Johann, Projektlei-
terin Marketing. Zwei Angebote tragen dieser Entwicklung
besonders Rechnung, so das Pensionsplanungsseminar, das
die Raiffeisenbanken und Pro Senectute bereits seit einiger
Zeit koordinieren.
Synergiepotenziale ergeben sich auch aus laufenden
Regionalisierungsschritten von Pro Senectute, die ihr
Beratungs- und Dienstleistungsangebot in den Regionen
des Kantons mobiler gestalten und verstrken will. Die
gemeinsamen Grundwerte Regionalisierung und Nhe
werden also konkret umgesetzt. Da die Raiffeisenbanken
in den Regionen schon lange ttig sind, ergibt sich eine
Raiffeisen und Pro Senectute mit gemeinsamer ZukunftDie gemeinsamen Perspektiven und Grund-
werte Vertrauen, Regionalitt, Wohlergehen,
Vorsorge, Tradition und Innovation waren
primr die Grnde, dass der Regionalver-
band der Raiffeisenbanken Luzern, Ob- und
Nidwalden mit Pro Senectute Kanton Luzern
eine langfristige Zusammenarbeit eingehen
wird. Gesetzt wird deshalb konsequent auf
diese Grundwerte, die man nun mit Pro
Senectute aktiv leben will.
marcel Johann, alt Kantonsrat/friedensrichter, mitglied derstiftungsversammlung von pro senectute Kanton luzern,ehrenmitglied solidarittsfonds luzerner bergbevlkerung,inhaber almona ag, luzern (almona ist ein beratendespartnernetzwerk im gesundheitswesen), verschiedene frherettigkeiten in organisationen und Verbnden.
ideale Ausgangslage, um die Regionalisierung im Rahmen
der Zusammenarbeit weiter zu frdern. Nahe beim Men-
schen, das leben beide Partner konkret vor.
Bei der drittgrssten Bankengruppe der Schweiz
wickeln ber drei Millionen Menschen ihre Finanzge-
schfte ab. Die Grsse alleine sagt aber nicht alles. Ent-
scheidend fr die Strke und das gegenseitige Vertrauen
ist insbesondere die lokale Verwurzelung. Die Mitarbei-
tenden von Raiffeisen kennen daher nicht nur ihre Kun-
dinnen und Kunden, sondern auch den lokalen Markt. Sie
sind innerhalb eines berschaubaren Geschftskreises ttig.
Spargelder aus der Region werden wieder in der
Region investiert. Diese starke Identifikation mit der
Region vertritt Raiffeisen auch als Sponsor. Damit ermg-
lichen sie vielfltige kulturelle, sportliche und ideelle An-
lsse. Von dieser offen gelebten Verbundenheit mit der
Region profitiert Pro Senectute Kanton Luzern im Rah-
men einer langfristigen Zusammenarbeit nun ebenfalls.
Pro Senectute beschftigt gegen 50 Festangestellte an
fnf auch fr die Raiffeisenbanken wichtigen Standorten.
Zusammenarbeit
Pro senectute Kanton Luzern 4 | 16 25
mit gemeinsamer Zukunft
Dazu gehren 130 Ortsvertretende und 1300 freiwillig t-
tige Mitarbeitende. Kompetenz und Qualitt der Beratung
und Dienstleistungen sind sowohl fr Raiffeisen wie fr
Pro Senectute selbstverstndlich und wichtig. Raiffeisen
und Pro Senectute knnen so ihre spezifischen Kompe-
tenzen in gemeinsame Projekte einbringen. Whrend die
Raiffeisenbanken beratend zur Seite stehen, wenn es um
die Vorbereitung der dritten Lebensphase aus finanzieller
Sicht geht, untersttzt Pro Senectute die Planung auf der
persnlichen Ebene. Mit dieser Zusammenarbeit wird der
Zugang zu den Dienstleistungen der beiden Institutionen
entscheidend erleichtert.
Sicherheit vermitteln und Zufriedenheit schaffen
In wenigen Jahren steigt der Anteil der ber 65-jhrigen
Menschen im Kanton Luzern auf ber ein Viertel an. Mit
dem Projekt Luzerner Modell 65 plus reagiert Pro Senec-
tute auf diese Entwicklung und verfolgt drei Hauptziele: die
soziale Absicherung der Menschen im AHV-Alter gewhr-
leisten, die Selbststndigkeit alternder Menschen so lange
wie mglich erhalten, sie bei der Bewltigung der
altersspezifischen Probleme untersttzen, die Ressourcen
von lteren Menschen frdern und fr die Gemeinschaft
nutzbar machen.
Diese Zielsetzung wird von Raiffeisen untersttzt: Sie
schafft grosse Zufriedenheit und vermittelt Sicherheit und
Selbstvertrauen in die eigenen physischen und psychischen
Fhigkeiten. Mit den zahlreichen innovativen Dienstleis-
tungen, derzeit ber 32 Angebote, deckt Pro Senectute alle
wichtigen Bedrfnisse von lteren Menschen und deren
Angehrigen ab. Dank der Zusammenarbeit mit Raiffeisen
knnen diese vielfltigen Dienstleistungen nun noch besser
auf die spezifischen Bedrfnisse abgestimmt werden. Ver-
schiedene Informationsveranstaltungen, Fachtagungen,
Vorbereitungskurse auf die Pensionierung, Impulsveran-
staltungen in der Region, Vorabendveranstaltungen mit
Prominenten im KKL und weitere attraktive Events profi-
tieren so vom Engagement von Raiffeisen.
Diese strategische Partnerschaft strkt die breite An-
gebotspalette von Pro Senectute Kanton Luzern. Dazu
gehrt unter anderem auch die Herausgabe des Magazins
Zenit, des Informations- und Serviceforums von Pro
Senectute Kanton Luzern fr alle Lebensfragen des dritten
und vierten Lebensabschnittes mit einer Auflage von
50 000 Exemplaren.
Seit ber hundert Jahren steht bei Raiffeisen wie bei Pro
Senectute der Mensch im Mittelpunkt. Beide sind sich der
grossen Verantwortung gegenber diesen Menschen und der
Region, in der sie leben, bewusst und gelten als verlssliche
und weitsichtige Partner. Dass die Raiffeisenbanken und Pro
Senectute mit unterschiedlichen Angeboten und Dienstleis-
tungen nun intensiv und langfristig zusammenarbeiten, ist
sicher den gemeinsamen Grundwerten und hohen Idealen
wie Vertrauen, Sicherheit und regionale Verbundenheit zu-
zuschreiben. Ein vielversprechender Beitrag fr die lteren
Menschen im Kanton Luzern. marceL Johann
Nadine Johann, Projektleiterin marketing, raiffeisenregionalverband Luzern, ob- und nidwalden.
Armin Grtner, ressortleiter marketing & Pr, raiffeisenregionalverband Luzern, ob- und nidwalden.
Fotos:
Peter
Lauth
inserate
26 pro senectute Kanton luzern 4 | 16
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stiftungsrat
pro senectute Kanton luzern 4 | 16 27
Dr. Rudolf Tuor hat sich whrend fast
vier Jahrzehnten in manchen Gremien
fr Pro Senectute eingesetzt und
viele Vernderungen erlebt. Ende Jahr
gibt er seine letzte Funktion als
Stiftungsrat von Pro Senectute Kanton
Luzern ab.
1979, kurz nachdem der promovierte Jurist Rudolf Tuor
Direktor der Luzerner Ausgleichskasse wurde, hatte ihn der
damalige Regierungsrat Carl Mugglin, der auch das Luzerner
Kantonalkomitee der schweizerischen Pro-Senectute-Stif-
tung prsidierte, in dieses Gremium geholt. 1984 bernahm
Rudolf Tuor das Prsidium des Kantonalkomitees. Es war
eine Zeit der Strukturvernderungen. Die kantonalen Komi-
tees strebten eigene Rechtspersnlichkeit und mehr Selbst-
stndigkeit gegenber der schweizerischen Stiftung an.
Es war gut, dass wir uns durchsetzen konnten, und es
hat sich bis heute bewhrt, bilanziert Rudolf Tuor. So lste
1997 auch im Kanton Luzern die Stiftung Pro Senectute
Kanton Luzern das bisherige Kantonalkomitee ab. Die
neue Rechtsform habe mehr Freiraum gegeben, sei aber
auch mit mehr Verantwortung verbunden gewesen, hlt er
rckblickend fest. Dies bot eine gute Basis, auf der im Lauf
der Zeit aus dem ehemaligen Hilfswerk eine fhrende Insti-
tution mit zeitgemssen Dienstleistungen im Altersbereich
geworden ist. Luzern hat immer gesehen, was ntig ist, und
konnte dies auch umsetzen. 2001 bergab Rudolf Tuor das
Prsidium an Ida Glanzmann-Hunkeler, blieb aber weiter-
hin im Stiftungsrat von Pro Senectute Kanton Luzern. Von
2007 bis 2016 war er auch Regionalvertreter im Stiftungsrat
von Pro Senectute Schweiz.
Schon bald nach Rudolf Tuors Eintritt ins Kantonal-
komitee kam ein grosses Projekt auf Pro Senectute Kanton
Luzern zu: Auf einem Grundstck mit direktem Seeanstoss
in Eich sollte nach dem Willen von Erblasserin Carla
Danner ein gemeinntziges Ferien- und Erholungsheim fr
Betagte entstehen. Dank den guten Beziehungen von Carl
Mugglin gelang es Pro Senectute als Mittrgerin, viele wei-
tere Partner ins Boot zu holen. Erste Ideen wurden konkre-
ter und flossen in ein umsetzbares Projekt ein. 1983 war es
dann so weit: Die Seematt Eich konnte erffnet werden. Sie
bietet Ferienaufenthalte und Erholung fr Menschen im
reifen Alter. Als Prsident von Pro Senectute Kanton Luzern
prsidierte Rudolf Tuor von Amtes wegen von 1988 bis 2005
auch den Stiftungsrat der Danner-Stiftung.
Whrend seiner Amtszeit legte Rudolf Tuor viel Wert
darauf, dass Pro Senectute im ganzen Kanton Luzern aktiv
war und das Geld im Kanton blieb. Besonders wichtig
fr den weiteren Aufbau der vielfltigen Dienstleistungen
waren auch die Haussammlungen im Herbst. Man werde
zwar gelegentlich belchelt, wenn auf dem Land immer
noch Sammlerinnen und Sammler von Haus zu Haus ge-
hen, rumt er ein. Heute ist dies aber so etwas wie ein Al-
leinstellungsmerkmal von Pro Senectute Kanton Luzern.
Dank dem tollen persnlichen Einsatz der Sammelnden
konnten die Ergebnisse bis heute stets gesteigert werden.
Die Freiwilligen werden gezielt geschult und auf die Samm-
lung vorbereitet. Bei den jhrlichen Treffen kamen ihm
nicht selten positive Rckmeldungen und erstaunliche
Anekdoten zu Ohren.
Langweilig wird es dem scheidenden Stiftungsrat nicht,
wenn er sein Amt bei Pro Senectute Kanton Luzern aufgibt.
Nachdem er frher schon whrend 15 Jahren fr Nez Rouge
unterwegs war, ist er seit 2015 im Fahrdienst des Schweizeri-
schen Roten Kreuzes Kanton Luzern engagiert. Zudem klopft
er gerne einen Jass im Kollegenkreis und unternimmt mit
seiner Frau Stdtefahrten in der nheren oder weiteren Um-
gebung. Sicher werden ihn knftig auch seine drei Grosskin-
der auf Trab halten. sonja habltzel
Blick zurck auf einlangjhriges Wirken
28 pro senectute Kanton luzern 4 | 16
Die neuen Helden hiessen Che Guevara, Ho Chi Minh und
Mao. Sie wurden an Sit-ins, Love-ins, Go-ins und
Teach-ins gefeiert. Gleichzeitig wurden die Schriften von
Marx, Lenin, Trotzki, Rosa Luxemburg und Mao gelesen und
diskutiert. Getreu dem marxistischen Slogan An allem ist
zu zweifeln rissen die 68er die morsche Gesellschaftsord-
nung nieder und mit ihr auch das alte Wertesystem.
Make love not war der Widerstand gegen den Viet-
namkrieg stand am Anfang der Hippie- und 68er-Bewegung.
Von Berkeley in Kalifornien breitete sich das revolutionre
Virus rasch nach Europa aus. In Berlin rief der Studenten-
fhrer Rudi Dutschke zum Klassenkampf, zur Entnazifizie-
rung der deutschen Politikerkaste und zur Zerschlagung
der Nato auf. Dutschke war so etwas wie die Inkarnation
der 68er-Revolution, und die von der DDR umschlossene
Wohlstandsinsel Westberlin war das Epizentrum des gesell-
schaftlichen Bebens. Die DDR-Brger dagegen verstanden
die Welt nicht mehr: Ihnen wurde tagtglich Marxismus-
Leninismus bis zur Unertrglichkeit aufgezwungen, und im
wohlstandsverwhnten Westen erhob die intellektuelle
Jugend eben diese Philosophen zu ihren Idolen.
In Paris gab es am 11. Mai 1968 in der Nacht der Barri-
kaden viele Verletzte und 500 Verhaftungen. Studenten,
Intellektuelle und Kommunisten protestierten hier gegen
Staatsprsident Charles de Gaulle und seine verstaubte Kul-
turpolitik. In Italien, wo jeder Dritte der KPI nahestand und
wo die Studenten im roten Bologna Fascisti, borghesi
ancora pochi mesi skandierten, gab man dem brgerlichen
Establishment nur noch wenige Monate.
Auch in der Schweiz setzte der aufkommende Wohlstand
neue Krfte frei. Der selbstzufriedene Rduit-Geist der
Aktivdienst-Generation begann zu brckeln. Friedrich
Drrenmatt und Max Frisch schrten mit ihren kritischen
usserungen zur Schweiz die intellektuelle Unrast. Die Expo
1964 in Lausanne eine stolze Leistungsschau des Erfolgs-
und Experimentiermodells Schweiz liess auch Selbst-
kritik zu. Der Schriftsteller Alfred A. Hsler (Das Boot ist
voll, 1967) vertiefte das Unbehagen mancher Kreise, ebenso
der Schriftsteller Paul Nizon, welcher in seinem Diskurs in
der Enge meinte: Wer als Kulturschaffender hier nicht ver-
kmmern will, dem bleibt nur das Auswandern.
Als 1968 bekannt wurde, dass die Nigerianer mit illegal
erworbenen Oerlikon-Bhrle-Kanonen im Biafra-Krieg
IKRK-Flugzeuge beschossen, war fr viele das Mass voll. An
den Universitten demonstrierte die Jugend gegen Schweizer
Waffenexporte und gegen das antiquierte, hierarchische
Lehrsystem. Im Juni 1968 ging die Zrcher Polizei hart gegen
Jugendliche vor, welche das leer stehende Globus-Proviso-
rium an der Bahnhofbrcke in ein autonomes Jugendhaus
umfunktionieren wollten. Die Polizisten schlugen auch auf
bereits Verhaftete und wehrlos am Boden Liegende ein.
emanzipation der frauen als Begleiterscheinung
Auch Frauen demonstrierten, obwohl ihre Emanzipation
eher ein Begleitprodukt der 68er-Bewegung war. 1961 kam
zum ersten Mal die Pille auf den Markt. Sie ermglichte freie
Sexualitt und steigerte das Selbstbewusstsein der Frauen in
nie da gewesenem Masse. Das Wirtschaftswunder und die
bessere Ausbildung der Mdchen trugen ebenfalls zur Eman-
zipation bei. 1965 wurden in Luzern erstmals Mdchen an
der Kantonsschule zugelassen. Vorher war ihnen nur der
Weg ber das stdtische Mdchengymnasium oder das
dr. phil. walter steffen ist historiker.geboren 1945 in luzern, stdtischeslehrerseminar und studien in zrichund bologna. 30 jahre lehrer frgeschichte, italienisch und englischan den lehrerseminarien luzern undhitzkirch. seit der pensionierung ist erreiseleiter fr italien.
RebellierendeJugend: Die 68er1968 eine Jahreszahl, die weltweit fr Revolte steht, fr Aufstand gegen das
Herrschende und Hergebrachte. berall steht die Jugend auf gegen alles Muffige und
Verstaubte in Politik, Religion, Kultur und Sexualmoral. Verdanken wir den 68ern eine
freiere, glcklichere Gesellschaft? Was ist geblieben vom Mythos 68?
pro senectute Kanton luzern 4 | 16 29
schweizer geschichte, teil 16
Lehrerseminar offengestanden. 1967 liess die Theologische
Fakultt erstmals Frauen zu, und 1971 hob der Grosse Rat
die Geschlechtertrennung an allen Schulen auf.
was hat die 68er-revolte verndert?
So manches in unserem Alltag geht auf die 68er zurck: die
Jeans fr Mann und Frau, der Unisex-Look, der Minijupe,
die lssige, befreiende Mode, die Aversion gegen alles
Altvterische, Beengende, gegen Hut, Krawatte, Veston,
Hosentrger, Smoking, BH, Stckelschuhe und Deuxpices.
Die Jeans und die Jugendlichkeit wurden nicht bloss Mode,
sie wurden zur Weltanschauung.
Die schrfsten Kritiker der Elche werden spter selber
welche stand schon 1968 auf revolutionren Plakaten. Das
Schicksal der 68er ist damit gut beschrieben. Wie Alain Tan-
ner im Film Jonas (1976) aufzeigt, zerstreuten sie sich in
alle Winde: Sie wurden zu kologen und konomen, zu
Philosophen und Klosterbrdern, zu Politikern, Wirtschafts-
bossen und Genossenschaftsbeizern. Sie sammelten sich
anfnglich in der Neuen Linken, den Progressiven Organi-
sationen Schweiz (POCH), welche auf ihrem Hhepunkt
1983 drei Nationalrte stellten und sich spter in Grne und
SP aufspalteten. Viele schlossen sich der Anti-AKW-Bewe-
gung an, andere suchten ihr Glck im alternativen Landbau
(Longo Mai), in Juristen- und rztekollektiven, antiautorit-
ren Schulen und Kinderlden, im Einsatz in der Dritten Welt
oder im Aufklrungs-Engagement gegen die Machenschaf-
ten des Kapitalismus in der Dritten Welt, wie es die 1968
gegrndete Erklrung von Bern (heute Public Eye) zu
ihrem Ziel gesetzt hat.
Den Kapitalismus konnten die 68er nicht abschaffen.
Doch viele machten sich auf den langen Marsch durch die
Institutionen. Vernderten sie wirklich die Gesellschaft?
Immerhin: Sie ist pluralistischer und fr alternative Meinun-
gen offener geworden. Die Kritik am Kapitalismus ist heute
gesellschaftsfhig. Alternative Lebensformen erlangen
Gleichberechtigung. Ihr Hauptziel, die liberale Wirtschafts-
ordnung zu reformieren, haben die 68er aber verfehlt. Mehr
noch: Die Neoliberalen kennen keine sozialen Verpflichtun-
gen mehr. Wo die 68er nach Gerechtigkeit riefen, gilt heute
nur noch die Ntzlichkeit. Die konomisierung des Lebens
und der Gesellschaft konnten sie nicht bremsen, obwohl es
ihre Nachfolger, die Globalisierungsgegner, immer noch ver-
suchen.
Haben die 68er auch menschliche und kulturelle Werte
zerstrt? Gefhrdet die permanente Revolution gemein-
same Werte wie Treue und Tradition oder das Prinzip der
Eigenverantwortung eines jeden zur Erhaltung des Gemein-
wohls und der Umwelt? Im Rckblick mag das so scheinen.
In Wirklichkeit haben diese Werte aber wohl mehr unter der
neoliberalen konomisierung gelitten als unter den 68ern.
nchste folge:der lange weg zum frauenstimmrecht
mit einerprovinziellenVersptung voneinem jahrerlebte luzernam 4. januar1969 eineKrawallnacht:200 demons-tranten bela-gerten undbeschdigtenden polizeipos-ten der stadt-polizei.
bild: ausriss lnn,samstag, 7. mai 1988.
inserateL DieZauberflte
17.12.Bhne
Eigentlich ist es fr uns viel zu gross, meint Markus Drr
(1947), mit Blick auf das prchtige Haus mit grossem Gar-
ten in Malters. Da weder der Sohn noch eine der drei Tch-
ter in seine Fussstapfen als Veterinrmediziner getreten
sind, hat er 1999 nach der Wahl zum Regierungsrat die
Tierarztpraxis aufgegeben und meint zu der im Haus unter-
gebrachten Kindertagessttte: Wo frher Hunde aus der
Narkose erwachten, schlafen heute kleine Kinder.
Mit Genugtuung blickt er auf seine zehnjhrige Amtst-
tigkeit als Gesundheits- und Sozialdirektor zurck. Als Eck-
pfeiler nennt er die Einfhrung des Spitalfacharztes, die
Fusion und Verselbststndigung der Spitler in der Zent-
ralschweiz und damit verbunden die Einsetzung eines
Spitalrats und im Sozialwesen die Einfhrung des Heim-
finanzierungsgesetzes. Es freut ihn als ehemaligen Prsi-
denten der Schweizerischen Gesundheits- und Sozialdirek-
torenkonferenz, dass der Kanton Luzern damit in der gan-
zen Schweiz eine Vorreiterrolle einnahm. Ebenso schtzte er
die gute Zusammenarbeit in der Gesamtregierung.
Ich bin durch und durch Fami-
lienmensch. Die Familie stand fr
mich stets im Zentrum, und nun bin
ich froh, dafr wieder mehr Zeit zu
haben. Neben den Kontakten mit den erwachsenen Kin-
dern und der 90-jhrigen Mutter stehen heute die fnf
Enkel im Zentrum. Ich habe versprochen, mich an den
fixen Htetagen zu beteiligen. Da einige der Enkel drei-
sprachig aufwachsen, ist dies fr die Grosseltern mit einer
besonderen Herausforderung verbunden. So knnen sie die
in Mexiko in einem Sprachkurs aufgefrischten Spanisch-
kenntnisse gut einsetzen.
Markus Drr ist auch gerne unterwegs und liebt vor al-
lem Abenteuerreisen. Das Ehepaar hat eine Vorliebe fr
Sdamerika oder unternimmt Velotouren. Die letzte fhrte
mit dem Elektrobike durch den Jura. Dank dem Abschieds-
geschenk seiner Mitarbeitenden, einer Angelrute, hat der
pro senectute Kanton luzern 4 | 16 31
frhere Hochseefischer die regionale Fischerei in der Emme
und im Rmlig entdeckt und schtzen gelernt.
Bis Ende 2015 prsidierte er die von ihm gegrndeten
und erfolgreich gefhrten Trendtage Gesundheit, auch das
Mandat als Institutsrat der Swissmedic wurde beendet.
Dankbar fr seine gute Gesundheit ist Markus Drr aber
immer noch beruflich ttig. Am 1. Januar 2014 hat er das
Prsidium des Verwaltungsrates der Schweizerischen Un-
fallversicherungsanstalt Suva von Franz Steinegger ber-
nommen. Er bezeichnet es als beraus spannende und
interessante Aufgabe, die Firma mit zwei Millionen Versi-
cherten und 4200 Mitarbeiten-
den zu fhren. Begeistert
erzhlt er von Sitzungen, bei
denen Arbeitgeber- und Arbeit-
nehmerverbnde zusammen mit Experten, Politikern und
Vertretern der Bundesverwaltung am gleichen Tisch sitzen
und es darum geht, eine Mitte zu finden, die fr alle Betei-
ligten stimmt. Mit einem Schmunzeln berichtet er von sei-
ner eigenen Unternehmerttigkeit. Zusammen mit einem
der jngeren Brder, einem Agronomen, hat er den ehema-
ligen Landwirtschaftsbetrieb der Familie im Rheintal in
eine grosse Gemseverarbeitungsfirma umgebaut.
Rckblickend auf seine Jugend, wo neben zwlf Kindern
auch Flchtlinge aus Polen am Familientisch Platz fanden,
wnscht sich der CVP-Politiker angesichts des weltweiten
Flchtlingselends einen etwas grosszgigeren Umgang der
Schweiz mit den geflchteten Menschen. moniKa fischer
Neben seiner spannenden Ttigkeit als
Verwaltungsratsprsident der Suva
steht fr den ehemaligen Regierungsrat
Markus Drr die Familie im Zentrum: beim
Betreuen der Enkel, den Reisen mit seiner
Frau oder der Untersttzung des Bruders
im gemeinsamen Unternehmen.
was macht eigentlich ?
Reiselustiger Familienmensch
foto:p
eter
lauth
Ich wnschte mir einen etwasgrosszgigeren Umgang mitden geflchteten Menschen.
Spieldaten:
Samstag, 4. Mrz,
20 Uhr (Premiere);
Sonntag, 5. Mrz,
15.30 Uhr; Dienstag,
7. Mrz, 20 Uhr; Donners-
tag, 9. Mrz, 20 Uhr;
Freitag, 10. Mrz, 20 Uhr;
Samstag, 11. Mrz,
20 Uhr; Sonntag, 12. Mrz,
15.30 Uhr (Derniere),
Theater Pavillon Luzern,
Spelteriniweg 6,
6005