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Training am Donnerstag beim SC Kreuzberg (17.09.09) - www.schachclubkreuzberg.de Schwerfiguren 1: Angriffspotential Es gibt viele Abhandlungen über die „normalen“ Endspiele. Darunter fallen üblicherweise technische Endspiele, Bauernendspiele und Einfigurenendspiele. Bei letzteren sind beiderseits je eine Figur und Bauern auf dem Brett. Wenig Literatur gibt es zu den Zweifigurenendspielen, bei denen sich neben Bauern noch je zwei Figuren auf dem Brett befinden. Dabei sind diese Konstellationen von großer praktischer Bedeutung, kommen sie doch häufig vor. In seinem Buch „Practical Endgame Play – beyond the basics“ nennt Glenn Flear diese Positionen „NQE“ (ausgesprochen etwa „Nackie“ oder etwas niedlicher „Nuckie“), ein Akronym für „Not Quite an Endgame“. Das klingt im Englischen ganz nett, passt aber im Deutschen nicht so gut. Deshalb bleibe ich vorerst beim langweiligeren „Zweifigurenendspiel“. Vielleicht hat ja jemand eine bessere Idee. Auf jeden Fall kommt unter den Endspielen mit zwei Figuren das Materialverhältnis Dame und Turm gegen Dame und Turm häufig vor. Nach dem Materialverhältnis Turm und Leichtfigur gegen Turm und Leichtfigur handelt es sich um die zweitwichtigste Konstellation. Entsprechend vielfältig sind dann auch die möglichen typischen Stellungen. Im ersten Teil der Reihe „Schwerfiguren“ möchte ich Stellungen zeigen, in denen es um das Angriffspotential von Dame und Turm geht. Anlass für die Wahl dieses Themas war eine jüngst gespielte Großmeisterpartie. Ich beginne kurz vor dem Auftreten der uns interessierenden Konstellation, weil diese ja nicht vom Himmel fällt, sondern immer aus einer Transformation hervorgeht, die selbst ganz lehrreich, weil eben eine typische, ist. 1) Werle – Adams, London 2009 Die Diagrammstellung 1 - siehe unten - ergab sich nach dem 37. Zug von Weiß. Schwarz kassierte jetzt mit 37...Tbxd4! 38.Txd4 Txd4 den Bauern d4 ein. Statt mit 39.Tb6 h4! oder 39.h4 Td1+ 40.Kh2 De5! eine ziemlich hoffnungslose Verteidigung zu versuchen, hielt sich Weiß am schwarzen Bauern b5 schadlos. 39.Dxb5?! A-Trainer Wilhelm Schlemermeyer - www.schachfieber.de http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/ Seite 1 von 1

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Training am Donnerstag beim SC Kreuzberg (17.09.09) - www.schachclubkreuzberg.de

Schwerfiguren 1: Angriffspotential Es gibt viele Abhandlungen über die „normalen“ Endspiele. Darunter fallen üblicherweise technische Endspiele, Bauernendspiele und Einfigurenendspiele. Bei letzteren sind beiderseits je eine Figur und Bauern auf dem Brett. Wenig Literatur gibt es zu den Zweifigurenendspielen, bei denen sich neben Bauern noch je zwei Figuren auf dem Brett befinden. Dabei sind diese Konstellationen von großer praktischer Bedeutung, kommen sie doch häufig vor. In seinem Buch „Practical Endgame Play – beyond the basics“ nennt Glenn Flear diese Positionen „NQE“ (ausgesprochen etwa „Nackie“ oder etwas niedlicher „Nuckie“), ein Akronym für „Not Quite an Endgame“. Das klingt im Englischen ganz nett, passt aber im Deutschen nicht so gut. Deshalb bleibe ich vorerst beim langweiligeren „Zweifigurenendspiel“. Vielleicht hat ja jemand eine bessere Idee. Auf jeden Fall kommt unter den Endspielen mit zwei Figuren das Materialverhältnis Dame und Turm gegen Dame und Turm häufig vor. Nach dem Materialverhältnis Turm und Leichtfigur gegen Turm und Leichtfigur handelt es sich um die zweitwichtigste Konstellation. Entsprechend vielfältig sind dann auch die möglichen typischen Stellungen. Im ersten Teil der Reihe „Schwerfiguren“ möchte ich Stellungen zeigen, in denen es um das Angriffspotential von Dame und Turm geht. Anlass für die Wahl dieses Themas war eine jüngst gespielte Großmeisterpartie. Ich beginne kurz vor dem Auftreten der uns interessierenden Konstellation, weil diese ja nicht vom Himmel fällt, sondern immer aus einer Transformation hervorgeht, die selbst ganz lehrreich, weil eben eine typische, ist.

1) Werle – Adams, London 2009 Die Diagrammstellung 1 - siehe unten - ergab sich nach dem 37. Zug von Weiß.

Schwarz kassierte jetzt mit 37...Tbxd4! 38.Txd4 Txd4 den Bauern d4 ein. Statt mit 39.Tb6 h4! oder 39.h4 Td1+ 40.Kh2 De5! eine ziemlich hoffnungslose Verteidigung zu versuchen, hielt sich Weiß am schwarzen Bauern b5 schadlos. 39.Dxb5?!

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Danach konnte Schwarz jedoch – siehe Diagrammstellung 2 auf der vorigen Seite – mit 39...Td1+ 40.Kg2 De4+ entscheidenden Angriff bekommen. Weiß gab sofort auf, was mich erst einmal erstaunte. Ist die Sache so klar? Wer möchte, kann sich als Aufgabe selbst an der Berechnung versuchen. Wie sieht die Gewinnführung nach den beiden möglichen Zügen 41.f3 und 41.Kh3 aus? Leichter ist es nach dem schlechteren 41.f3?! Dc2+! Nach 41...Td2+!? 42.Kh3 Dxf3 43.De5+ Kh7 44.Txg6!? fxg6 45.De7+ muss Schwarz erst noch aus dem Dauerschach herauslaufen: 45...Kg8 46.De8+ Kg7 47.De5+ Kf7 48.Dc7+ Kg8 49.Dc4+ Kh7 50.Dc7+ Kh6 usw. 42.Kh3 Dc8+ 43.Kg2 Oder 43.g4 hxg4+ 44.fxg4 Dc3+ 45.Kh4 De1+ 46.Kh3 De3+ 47.Kh4 Td2 48.Txg6+ fxg6 49.Db7+ Kh6 usw. 43...Td2+ 44.Kg1 Dc1+ 45.Df1 Td1 Nach der Dame geht auch noch der Turm verloren. 46.Dxd1 Dxd1+ 47.Kf2 Dd2+ 48.Kg1 De1+ 49.Kg2 De2+ 50.Kg1 Dxa6 usw. Schwieriger wird es nach dem besseren 41.Kh3!? Tg1! 42.f3 Nun führt 42...Dxf3? 43.Txg6+! nur zum Remis, z.B. fxg6 44.Dd7+ Kh6 45.Dd2+ g5 46.Dd6+ Kh7 47.Dh6+!? Kxh6 und Patt. 42...Dc2! 43.De5+ 43.Txg6+ Dxg6! 43...Kh7 44.Ta3!? 44.Df4?! Dg2+! 45.Kh4 Dxh2+ 46.Kg5 Txg3+ usw. 44...Tg2 Oder mit Zugumstellung 44...Th1 45.g4 Tg1! 45.g4 Tg1! 46.Dd4!? hxg4+! Die beste Fortsetzung. Es geht aber auch 46...Dg2+ 47.Kh4 und nun entweder 47...hxg4! 48.fxg4 f6! mit Zugumstellung oder 47...f6!? 48.Dxf6 Dxh2+ 49.Kg5 Dd2+ 50.Df4 Dd5+ 51.Kf6 Dc6+ 52.Ke5 Dc7+ 53.Ke4 De7+ usw., aber nicht 47...Dxh2+?! 48.Kg5 hxg4 49.Kf6! und es bleibt kompliziert. 47.fxg4 Dg2+ 48.Kh4 f6!! Aber nicht 48...Dxh2+ 49.Th3. 49.Dd7+ Oder 49.Ta7+ Kh6. 49...Kh6 mit sehr schönem Finale.

Das lässt sich alles mit dem Computer leicht ermitteln, aber am Brett gelingt das nicht einfach, wie auch das nächste Beispiel zeigen wird. ---------------------------------------------------- 2) Piket – Topalov, Monte Carlo 2000 Die Diagrammstellung 3 - siehe unten - ergab sich nach dem 32. Zug von Weiß.

Weiß hat gerade seine Dame nach d4 gezogen. Wie Igor Stohl kommentiert, ist Schwarz in Schwierigkeiten, weil sowohl sein König als auch sein Damenflügel anfällig sind. 32...Da6 Auch nach 32...Tc2 33.Te1 hat es Schwarz schwer, z. B. 33...Db5 (Oder 33...Da8 34.Dd7 Kg7 35.Dd1! Da5 36.Dd4+ Kh6 37.Te4 oder 33...Dc6 34.Dd8+ Kg7 35.Te8 Dc5 36.Tg8+ Kh6 37.Dh4+ Dh5 38.Df4+ Dg5 39.Dxf7 usw.). 34.Dd8+ Kg7 35.Te8 Txb2 36.Tg8+ Kh6 37.Df8+ Kg5 38.De7+ Kh6 39.g4! usw. Immer gewinnt Weiß (Varianten von Stohl). Nach 33.Txc4 Txb2 - siehe Diagrammstellung 4 auf der folgenden Seite - haben wir eine ähnliche Situation wie im ersten Beispiel. Wieder hat eine Seite mit Mühe materiellen Nachteil

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vermieden, gerät aber dafür in einen starken Angriff von Dame und Turm.

34.Dd8+! Kg7 35.Tc8! Tb1+ 36.Kh2 De6 Nicht besser sind 36...Db6 37.Dh8+ Kh6 38.Df8+ oder 36...Da3 37.Dd4+ Kh6 38.Df4+ Kg7 39.De5+ Kh6 40.Tc4! Tb4 41.Df4+ usw.

Damit haben wir Diagrammstellung 5 - siehe oben - erreicht. Wer möchte, kann sich als Aufgabe selbst wieder an der Berechnung versuchen. Wo soll die weiße Dame Schach bieten? Auf d4, auf f8 oder auf h8?

Eigentlich sollten alle drei Züge gewinnen. Aber die Aufgabe gestaltet sich jeweils unterschiedlich kompliziert. Zum Partieverlauf sei betont, Piket und Topalov spielten blind! Am besten und aus menschlicher Sicht auch am einfachsten war 37.Df8+! Kf6 38.Dh8+ Kg5 Oder 38...Kf5 39.Tc5+ Ke4 40.f3+ Ke3 41.Te5+. 39.Tc5+ f5 39...Kh6 40.Df8 Matt. 40.Dd8+ Kh6 40...Kh5 41.g4+. 41.Dh4+ Kg7 42.Tc7+ und die Sache ist gelaufen. Klar gewonnen war auch 37.Dh8+!? Kh6 38.Df8+ Kg5 38...Kh5 39.g4+ Kg5 40.Tc5+. 39.Tc5+ Kf6 39...f5 40.Dd8+ Kh6 41.Dh4+ Kg7 42.Tc7+. 40.Dh8+ Ke7 41.Tc7+ Kd6 42.Dd8+ Ke5 43.Tc5+ mit längerer, aber erfolgreicher Königsjagd, z.B.: 43...Ke4 44.f3+ Ke3 45.Tc3+ Kf4 46.g3+ Kf5 47.g4+ Kf4 48.Dd2+ Ke5 49.f4+ Kf6 50.Dd4+ Ke7 51.Tc7+ Ke8 52.Dh8 und Matt. In der Partie geschah schwächer 37.Dd4+?! Dieser Zug verdirbt den Gewinn noch nicht, erschwert ihn aber. Die weiteren beiderseitigen Fehler führen teilweise zu haarsträubenden Gewinn- und Verteidigungsvarianten. 37...Kh6! Schnell verlieren 37...f6? 38.Tc7+ und 37...Df6? 38.Tg8+ usw. 38.Tg8 De7 39.h4? Danach kann Schwarz sich verteidigen. Gewinnen können hätte Weiß mittels 39.Dg7+! Kg5 40.g3! und der weiße Angriff ist nicht zu parieren, z.B. 40...Te1 41.Ta8! Te2 42.h4+ Kg4 43.Ta4+ Kf5 44.Dd4! De5 45.Db6 Tb2 46.Da7! Kf6 47.Tf4+ usw. 39...f6? Danach gewinnt Weiß wieder. Gute Chancen auf eine erfolgreiche Verteidigung bot überraschenderweise 39...Kh5! 40.g3 (40.Dd5+ f5 41.Df3+ Kh6 42.Df4+ Kh5 43.g3 Tb4) 40...Te1 (40...f6) 41.Dd5+ Te5 42.Df3+ Kh6 43.Df4+ g5 44.hxg5+ Txg5 45.Txg5 Dxg5 46.Dxg5+ Kxg5 und ich kann nicht sehen, wie Weiß hätte besser spielen können. 40.Dd2+? Mit 40.Df4+! konnte Weiß wieder gewinnen, z.

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B. 40...g5 (40...Kh5? 41.g4+) 41.hxg5+ fxg5 42.Df5! Tb4 43.g3 g4 44.Dc2! (44.Ta8 Tb6 45.Dxg4) 44...Td4 45.Dc6+ Dd6 (45...Kh5 46.Te8 Dd6 (46...Dg5 47.Dc7 Kh6 48.Te6+) 47.Dc8 Df6 48.Tf8) 46.De8! Td5 47.De3+ Kh5 48.Tg7 usw. 40...g5 40...Kh5!? 41.f4?! Danach ist es Weiß, der das Remis anstreben muss. Witzig ist die Verteidigung nach 41.hxg5+ fxg5 42.f4 Dc7!? (42...Db4!? 43.fxg5+ Kh5 44.De2+ Dg4 hält auch) 43.Txg5 (43.g3 gxf4 44.Tg4 Tb6 45.Txf4 Kg7) 43...Th1+!! 44.Kg3 (44.Kxh1 Dc1+ 45.Dxc1) 44...Th3+ 45.Kg4 Th4+ 46.Kxh4 Dxf4+! 47.Dxf4 und Patt. 41...gxh4 42.f5+?! 42.Dd4. 42...Kh5 43.g4+ hxg3+ 44.Txg3 De5 45.Dd7 De2+?! 45...Db2+!? 46.Tg2 Db7 47.De8+ Kh4 48.Dd8 Db6! 49.Dxb6 Txb6 50.Tg7! mit unentschiedenem Turmendspiel. 46.Tg2 De5+ und Remis. Die Analysen habe ich auf der Basis der Kommentare von Igor Stohl in der Megabase 2009 erstellt. Wie ich nachträglich bemerke, stimmen meine Ergebnisse stark mit den Analysen von Glenn Flear in „Practical Endgame Play“ überein. Offenbar ein angleichender Effekt der Arbeit mit dem Computer. ---------------------------------------------------- 3) Pachmann – Mallee, Mannheim 1975 Die Diagrammstellung 6 - siehe nächste Spalte -ergab sich nach dem 34. Zug von Schwarz. Wer möchte, kann sich wieder als Aufgabe selbst an der Berechnung versuchen. Wo soll die weiße Dame Schach bieten? Auf f8 oder auf h8? Wie schon in Beispiel 2 war das Schach auf f8 richtig. 35.Df8+! Kf6 36.Dh8+ Kf5 37.Ta5+! Td5 38.Ta4 und Weiß gewinnt, z.B. 38...Db5 39.Tf4+ Ke6 40.Df6+ usw. Lässt sich daraus die Folgerung ziehen, in solchen Stellung sollte der König besser in

die Mitte als auf die h-Linie gezwungen werden? Möglicherweise, wer weiß.

In der Partie geschah schwächer 35.Dh8+? Kh6 36.Df8+ Kh5 37.Ta5+, was uns zur Diagrammstellung 7 - siehe unten - bringt.

Nun hätte sich Schwarz mit 37...Td5! gerade noch so verteidigen können, z.B. 38.Ta4!? 38.Dd8 Txa5 39.Dxa5+ Kh6! (Aber nicht 39...f5? 40.Dd2! De7 41.Df4! Dd8 42.f3!) 38...f5! 38...Dc7? 39.Dg7 h6 40.Df6+. 39.Df6! 39.Tf4 Dd7! 40.Df6 (40.g4+ fxg4 41.Tf7 g3+! 42.Kg2 Tf5)

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40...Dd8! 39...Kh6! 40.Ta6!? 40.h5? Td1! 40...Td1 40...Dc7 41.Dg5+ Kg7 42.h5 Td6 43.h6+ Kf7 44.Df4 41.Tc6 Td7! 42.Df8+!? 42.h5 Tf7! 43.Dd6 (43.Dc3 Kxh5) 43...De7! 44.Df4+ Dg5 45.hxg6 hxg6 46.Dc4 De7 42...Kh5 43.Dc5 Da7 44.Tb6 Dc7 45.De3 f4 und Schwarz hält sich. In der Partie verlor Schwarz nach dem schwächeren 37...Kg4? 38.Ta4+ Schneller gewonnen hätte 38.Tg5+! 38...Kf3 39.Da3+ Ke2 40.Da2+ Kd3 (40...Kf1 41.Dc4+) 41.Td5+ usw. 38...Kf3?! Verkürzt das Ende. 38...Kf5!? 39.Tf4+ Ke6 40.De8+ Kd6 41.Dd8+! Dd7 42.Db6+ Ke7 43.Df6+ Kf8 44.Dh8+ Ke7 45.Te4+ Kd6 46.De5+ Kc6 47.Tc4+ Kb7 48.Db2+ Ka7 49.Da3+ Kb8 50.Db3+ Db7 51.Dxd1 usw. 39.De8! Oder auch 39.Dc5! 39...Th1+ 40.Kxh1 Kxf2+ 41.De4 und Schwarz gab auf. ---------------------------------------------------- 4) Aljechin – Naegeli, Bern 1932 Die Diagrammstellung 8 - siehe unten - ergab sich nach dem 38. Zug von Weiß.

Wer möchte, kann sich wieder als Aufgabe selbst an der Berechnung

versuchen. Wie hätte Schwarz seinen Gegner Matt setzen können? In der Partie verpasste der Nachziehende die Gelegenheit zu 38...f5! mit undeckbarem Matt, z.B. 39.b4 39.Txg6+ hxg6 40.b4 Dg3+ 41.Dxg3 Th5# 39...Dg3+ 40.Dxg3 Th5 und Matt. Statt dessen zog er 38...Dg1!?, was ebenfalls zum Gewinn hätte führen sollen. Nach 39.Tf6 De1+ 40.Df2 erreichen wir die Diagrammstellung 9 - siehe unten.

Der Partiezug 40...Th5+? verdarb den Gewinn. Nach 41.Kg3 Dh1! 42.Df4+ Tg5+ 43.Kf2 Dxh3 44.b4 Dg2+ 45.Ke1 Db2 46.Txf7 Dc1+ 47.Ke2 Dc2+ 48.Ke1 Dc1+ endete die Partie mit Remis durch Dauerschach. Gewonnen hatte 40...Dd1! 41.Df3, wonach der Nachziehende sogar die Wahl zwischen zwei guten Fortsetzungen hat: Erstens 41...Th5+! und nun entweder 42.Kg4 Dg1+ 43.Kf4 Dg5+ 44.Ke4 Dd5+ 45.Kf4 De5+ 46.Kg4 Dg5 und Matt oder 42.Dxh5+ 42...Dxh5+ 43.Kg3 Dg5+ usw. Zweitens 41...Dxf3!? 42.Txf3 f5!, z.B. 43.e4 Tg2 44.Tg3 g5+ 45.Txg5 Txg5

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46.exf5 Txf5 usw. Diese hübsche Variante ist eine Entdeckung der Trainingsteilnehmer. ---------------------------------------------------- 5) Kotre - N.N., Wien 1907 Die letzte Stellung, Diagramm 10 – siehe unten – leitet schon zum Thema des zweiten Teils des Schwerfigurenthemas über, dem Freibauer (Training am 22. Oktober 2009 beim SC Kreuzberg).

Wer möchte, kann sich wieder als Aufgabe an der Stellung versuchen. Wie kann Weiß den Gewinn erzwingen? In der Partie folgte wunderschön 1.Te8+ Ka7 2.Ta8+ Kb6 2...Kxa8 3.Dc8+ Ka7 4.Dxb7# 3.Da5+!! Kxa5 4.axb7+ Kb6 4...Da6 5.b8D+ Kc5 6.Ta5+! Kd4 7.Dxf4+ und Schwarz gab auf. ---------------------------------------------------- Auf der nächsten Seite finden Sie die sechs Trainingsfragen aus dem Text noch einmal auf einem Übungsblatt zusammengefasst.

Referenzen Datenbanken Megabase 2009 Twic - The week in chess Bücher Kurt Richter: Kombinationen, Berlin (de Gruyter) 1978 G. C. Van Perlo: Endgame Tactics, Alkmaar (New In Chess) 2006 Glenn Flear: Practical Endgame Play – beyond the basics, London (Everyman) 2007

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