sechzehn nationen, eine klasse

Upload: einszunullch

Post on 03-Apr-2018

214 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

  • 7/28/2019 Sechzehn Nationen, eine Klasse

    1/1

    JULI 2007 KNIZER ZEITUNGDER SENSETALERREGION

    GURNIGEL Eine Wochelang beschftigte sich die

    Klasse 4c aus Schliern

    intensiv mit sich und der

    einheimischen Kruterwelt.

    Um die Natur als Ganzes

    zu begreifen, wurde das

    Klassenzimmer whrend

    der Landschulwoche auf

    den Gurnigel verlegt.

    Landschulwochen sind wich-

    tig, so die Meinung von Pri-marlehrerin Silvia Marthaler

    (Oberscherli). Es gbe keine bes-

    sere Gelegenheit, Zusammenhalt

    unter den Schlern zu schaffen.

    Auch Integrationsarbeit kann

    nirgendwo besser geleistet wer-

    den als in einem Lager. Sil-

    via Marthaler weiss, wovon sie

    spricht. Ende Juni genoss sie mit

    21 Schlern aus 16 Nationen eine

    Woche lang in der Stockhtte

    oberhalb des Gurnigelbads das

    Lager-Leben.

    Kulturen einander nher bringen

    Die Klasse 4c ist fr Silvia Mart-

    haler etwas Besonderes: Kinder

    aus so vielen verschiedenen Nati-

    onen zu unterrichten, ist eine Her-

    ausforderung, so die erfahrene

    Lehrerin. Es sei ihr ein grosses

    Anliegen gewesen, die verschie-

    denen Kulturen einander nher zu

    bringen. Im Lager auf dem Gurni-

    gel lernten die Schler/innen Me-

    ns aus verschiedenen Lndern

    kennen. Respekt, Toleranz undRcksicht standen bei allen ge-

    meinsamen Aktivitten im Vor-

    dergrund, sagt Silvia Marthaler.

    So auch am Herd: Gekocht wurde

    Sechzehn Nationen, eine KlasseGelebte Pdagogik und Integration whrend der Landschulwoche

    in Gruppen, auf religionsbedingte

    Essgewohnheiten wurde Rck-sicht genommen, nach Kompro-

    missen gemeinsam gesucht.

    Feldforschung am Gurnigel

    Die Kinder sollten nicht nur die ver-

    schiedenen Kulturen besser kennen

    und verstehen lernen, sondern auch

    die Pflanzenwelt am Gurnigel. Die

    Landschulwoche stand unter dem

    Motto Heilpflanzen und Stein.

    Die Klasse von Silvia Marthaler be-

    trieb regelrechte Feldforschung:

    Im Freien machte man sich auf die

    Suche nach Krutern; nach einge-hender Untersuchung wurde zu

    jedem einzelnen Pflnzchen ein

    Protokoll verfasst. Zum Ausgleich

    wurde mit Stein gearbeitet.

    Kruterkundige Schler

    Schon im Vorfeld der Landschul-woche beschftigte sich die Klas-

    se mit dem Thema Kruter. In der

    Schule setzten die Kinder unter

    Anleitung ihrer Klassenlehrerin

    Hustensirup an. Im Lager wurden

    die Kenntnisse in Kruterkunde

    weiter vertieft: Aus Ringelblumen

    stellten die Schler/innen eine Sal-

    be gegen rissige Haut her. Gegen

    Muskelkater wirkt ein

    selbst gemachter Jo-

    hannislauszug, selbst

    gemachtes Minzel

    gegen Kopfschmerzen.

    Die Kruterkunde

    lste bei einigen ein

    Aha-Erlebnis aus,

    weiss Silvia Marthaler.

    Pltzlich htten man-

    che Schler/innen ver-

    standen, dass Tabletten

    nicht die einzige L-

    sung gegen Schmerzen seien.

    Heute weiss die Klasse von Silvia

    Marthaler: Der Mensch braucht

    Pflanzen zur Ernhrung, frsWohnen, fr die Bekleidung und

    zur Herstellung von Farbstoffen.

    In dem die Kinder Tinkturen, Sal-

    ben und Wsserchen aus Krutern

    herstellten, sollten sie die Bedeu-

    tung der Pflanzenwelt fr denMenschen und das Gesamtsystem

    Natur selbst erfahren. Es hat sie

    richtig gepackt, so Silvia Marth-

    aler. Die Begeisterung der Kinder

    bertrug sich am Abschlussabend

    mit Grillplausch auch auf die ge-

    ladenen Gste: Den Eltern wurden

    zum Apro verschiedene selbst

    gemachte Sirup-Sorten und Kru-

    terschnittchen garniert mit ess-

    baren Blmchen gereicht.

    Gemeinsam lernen

    Gemeinsame Aktivitten wie

    Schulreisen, Projektwochen und

    Landschulwochen waren Silvia

    Marthaler besonders mit dieser

    multinationalen Klasse wichtig.

    Es gibt nichts Wertvolleres als

    das intensive Zusammensein, ist

    sich die Pdagogin sicher. Rck-

    sichtsnahme auf andere und auf

    die Natur sowie das Freinander-

    dasein knnten nur gemeinsam ge-

    lernt werden. Ein Lager ist dafr

    ideal. Fr mich sind Landschulwo-

    chen Integration und Konfliktbe-wltigung in einem. Oder wie eine

    Mutter krzlich meinte: gelebte

    Pdagogik.

    Barbara Imboden

    Die Schler/innen der Klasse 4c beschftigten sich whrend der Landschulwoche intensiv mit der Kruterwelt. | zvg

    Integrationsarbeit kannnirgendwo besser

    geleistet werden

    als in einem Lager.

    Silvia Marthaler, Primarlehrerin

    13