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plus Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Credit Suisse Sorgenbarometer 2011 Schwe weizer er S Sorgen Erkenntnis als erster Schritt zur Lösung

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plusSeit 1895 das Magazin der Credit Suisse

Credit Suisse Sorgenbarometer 2011

SScchhweweiizzerer S SoorrggeennErkenntnis als erster Schritt zur Lösung

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30 000 000Franken zur Bekämpfung der J ugendarbeitslosigkeit in der Schweiz

Gemeinsam gegen Jugendarbeits­losigkeit Die Jugendarbeitslosigkeit bleibt ein ernst zu nehmendes Phänomen. Die Credit Suisse stockt deshalb bis 2012 ihre Lehrstel len um 25 Prozent auf und beschäftigt nach Lehrabschluss 80 bis 90 Prozent der Absolventen weiter. Zusammen mit k ompetenten Partnern bekämpft die Credit Suisse landesweit die Jugendarbeitslosigkeit und stellt dafür 30 Millionen Franken zur Verfügung.

174 000 000Kilowattstunden Strom aus zertifizierten Wasserkraftwerken

Weltweit klimaneutral Dank der Initiative Credit Suisse Cares for Climate arbeitet die Credit Suisse weltweit treibhausgasneutral. In der Schweiz konnte dieses wichtige Ziel schon 2006 erreicht werden. Hier wird sämtlicher Strom aus erneuerbaren Energie-quellen bezogen. Die Credit Suisse ist auch einer der grössten Investoren in Minergie-Bürofläche (über 355 000 Quadratmeter).

55 ProzentAnteil der beiden Grossbanken an den ungedeckten KMU­Krediten

Starkes KMU­Geschäft der Grossbanken Die beiden Grossbanken haben selbst während der Finanzkrise 2008 ihr Kredit-geschäft massvoll ausgebaut und dafür g esorgt, dass nie ein Credit Crunch eintrat. 2010 wurden über 34 Prozent der Kredite an KMU von den beiden Grossbanken gesprochen (87 Milliarden Franken). Bei den ungedeckten Krediten liegt der Anteil der beiden Grossbanken sogar bei 55 Prozent.

6720Arbeitstage für freiwillige Einsätze bei gemeinnützigen Organisationen

Breites Engagement Im Bereich Corpo-rate Volunteering gehört die Credit Suisse zu den führenden Unternehmen des Landes. 2010 leisteten die Mitarbeitenden an insge-samt 6720 Arbeitstagen freiwillige Einsätze bei Partnern wie SRK, WWF oder dem B ergwaldprojekt. Für rund 300 Mandats-träger in öffentlichen Ämtern gelten gross-zügige Arbeitszeitregelungen.

15 500Lieferanten, grösstenteils KMU, 2,4 Milliarden Franken Einkaufssumme

Gewichtiger Einkäufer und grosser Bauherr Die Credit Suisse zählt zu den grössten Einkäufern der Schweiz und gibt hier rund 2,4 Milliarden Franken für Waren, Dienstleistungen und Lizenzen aus. Die baulichen Aufträge belaufen sich jährlich auf rund 430 Millionen Franken.

34 000Kundinnen und Kunden werden täglich an den Schaltern bedient

Schweizweit und kundennah Die Credit Suisse ist seit 1856 stets in der Nähe ihrer Schweizer Kunden geblieben und ist in 200 Gemeinden und Städten mit Geschäfts-stellen präsent. Als erster grosser Finanz-dienstleister hat die Credit Suisse schon vor Jahren begonnen, ihre Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen und einge-schränkter Mobilität zugänglich zu machen.

Sämtliche Zahlen stammen aus der Broschüre «Die Credit Suisse in der Schweiz» und dem Bericht «Unternehmerische Verantwortung». Sie werden jedes Frühjahr aktualisiert.

ImpressumHerausgeber Credit Suisse AG, Postfach 2, 8070 Zürich Redaktion Andreas Schiendorfer, Michael Krobath (Corporate Communications), Urs Reich (Public Policy) Internet www.credit-suisse.com/sorgenbarometer Gestaltung und Realisation www.arnold.inhaltundform.com Druck Swissprinters Zürich AG Übersetzungen Credit Suisse Language Services Lektorat www.notabenet.ch Fotografen Martin Ruetschi, Keystone (Cover), Credit Suisse (S. 3), Alessandro Della Bella, Keystone (S. 4/5), Martin Stollenwerk (S. 10), Arno Balzarini, Keystone (S. 12/13), Heike Gasser, ex-press (S. 15), Martin Ruetschi, Keystone (S. 16/17), lenzlinger.ch (S. 19)

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Credit Suisse bulletin plus | Sorgenbarometer | 3

Das Credit Suisse Sorgenbarometer Im Auftrag des bulletin der Credit Suisse hat das Forschungsi nstitut gfs.bern unter der Leitung von Claude Longchamp und Lukas Golder zwischen dem 1. und 28. August 2011 eine repräsentative Umfrage mit 1000 Personen durch-geführt und anschliessend wissenschaft-lich ausgewertet. Befragt wurden rund 700 deutschsprachige, 250 französisch-sprachige sowie 50 italienischsprachige Schweizer Stimmb ürgerinnen und Stimmbürger. Der statistische Stichprobenfehler für die gesamte Umfrage liegt bei +/– 3,1 Prozent. Bei nur 250 Befragten steigt er auf 6,3 Prozent und bei 50 Be-fragten sogar auf 14,1 Prozent. Die A ussagen betreffend die Romandie und das Tessin sind daher nicht wissen-schaftlich repräsentativ und dement-sprechend vorsichtig zu interpretieren!

Der Bericht sowie zahlreiche zusätzliche Grafiken können unter www.credit­ suisse.com/sorgenbarometer e ingesehen und mit früheren Unter-suchungen verglichen werden. I nteressante Resultate liefert jeweils auch das Credit Suisse Jugendbaro-meter, dessen Resultate unter www.credit­suisse.com/jugendbarometer abgerufen werden können.

Eigene Stärken ausspielen, Chancen wahrnehmen, Offenheit bewahren

Die Arbeitslosigkeit und die Wirtschaftsentwicklung sind derzeit gemäss dem Credit Suisse Sorgenbarometer – nicht überraschend – die grössten Sorgen der Schweizer Bevölkerung. Im Umfrageteil « Identität Schweiz» zeigt sich eine Konsequenz davon: Die Schweizerinnen und Schweizer besinnen sich auf die eigenen Stärken und vertrau-en der Marke Schweiz am meisten. Gleichzeitig steigt das Misstrauen gegenüber dem Ausland und den Weltmärkten weiter an. Die Besinnung auf die eigenen Stärken ist positiv, können sie uns doch weiter vorwärtsbringen. Der gesteigerten Reduit-Bezo-genheit wohnt aber die Gefahr inne, sich aus Angst zukünftige Chancen zu verbauen.

Diese Ängste vor den Entwicklungen in einer globalisierten Welt gilt es ernst zu neh-men. Angst ist aber ein schlechter Ratgeber. Die Geschichte lehrt uns, dass ein in-novatives Land wie die Schweiz gut gerüstet ist für die anstehenden Herausforderun-gen. Denken wir etwa an Alfred Escher. Als weltoffener Patriot drückte ihn die Sorge, die Schweiz werde zunehmend umfahren. Das war nur mit einer Bahnlinie durch die Alpen zu verhindern. Zu dieser Zeit fehlten dem Land jedoch die nötige Ingenieur-schule und ein Finanzinstitut zur Finanzierung eines solchen Werks. Die Lösung war so genial wie einfach: Escher hat uns nicht nur den Gotthardtunnel beschert, sondern gleich noch weitere weltweit bekannte Institutionen wie die ETH und die Credit Suisse.

Neben der Innovationskraft war und ist die Offenheit für Ausländer und deren Ideen und Talente ein weiteres Erfolgsrezept der Schweiz. Beispiele dafür gibt es etliche: Nestlé etwa wurde von einem aus dem schwäbischen Raum stammenden Unter-nehmer namens Heinrich Nestle gegründet. Am Ursprung der BBC, die in der heu-tigen ABB aufging, standen der Engländer Charles Brown und der Deutsche Walter Boveri. Wiederum gilt: Bestehende Ängste dürfen nicht ignoriert werden. Doch Radikallösungen sind falsch und kontraproduktiv. So müssen statt der Aufkündigung der Personenfreizügigkeit mit der EU die konkreten Probleme angegangen werden.

Damit wir weiterhin stolz auf die Marke Schweiz und den Erfolg unseres Landes sein können, sollten wir unseren Innovationsgeist bewahren und uns gegenüber Neuem offen zeigen. Die Credit Suisse will hier mit gutem Beispiel vorangehen. Ein Weg dazu ist etwa die Förderung von innovativen Jungunternehmen über die SVC–AG für KMU Risikokapital. Der Grund ist einfach: Wir glauben an die Schweiz und ihre Fähigkeiten!

Editorial René Buholzer,Head Public Policy Credit Suisse AG

Zum Titelbild: Das Credit Suisse Sorgenbarometer

hilft mit, die Probleme der Schweiz zu lösen.

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Credit Suisse Sorgenbarometer 2011

Angst vor Arbeitslosigkeit bleibt weit verbreitetErstmals nach acht Jahren zeigt das Credit Suisse Sorgenbarometer bei den drei Hauptsorgen ein verändertes Bild. Wirtschafts- und Migrationsfragen rücken stärker in den Fokus der Schweizer Bevölkerung.

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6 | Sorgenbarometer | Credit Suisse bulletin plus

Die Arbeitslosenquote in der Schweiz betrug in den

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Monaten Juni bis September konstant 2,zent. Dies ist nicht nur im internationalegleich ein tiefer Wert, sondern auch fü

Schweiz selbst. Die beiden letzten Jahresdurchschnitteum rund 1 Prozent höher ( 2009: 3,7%; 2010 : 3,9%Jugendarbeitslosigkeit belief sich im August auf 3,3 Pund war damit um 1,2 Prozent tiefer als im Vorjahr.

Dies schlägt sich auch in den Resultaten des Sorgemeters nieder (siehe Grafik Seite 4): Zwar findet man wie seit 2003 das Begriffspaar Arbeitslosigkeit/Jugendalosigkeit an der Spitze, dies jedoch mit dem bislang tiWert: Mit 52 Prozent (–24%) ist die Arbeitslosigkeit nufür etwas mehr als die Hälfte der Schweizer Stimmbünen und Stimmbürger eine der fünf Hauptsorgen.

Vorsorgefragen treten in den Hintergrund

Wie aber steht es um die beiden anderen Themen, den letzten acht Jahren ebenfalls immer auf den Pplätzen anzutreffen waren? Das Begriffspaar Krankenkprämien/Gesundheitsfragen sackt auf 30 Prozent (–11und damit auf den tiefsten Wert seit 1995. Altersvorund AHV landen mit 27 Prozent (–18%) gar auf einemluten Rekordtief. Praktisch gleich hoch liegt übrigenQuote beim verwandten Thema soziale Sicherheit mit 2zent (–11%).

Hinsichtlich der Krankenkassenprämien sorgen siallem die Schweizer mit einem Einkommen unter 5000ken (37%), und bei der AHV/Altersvorsorge trifft dies sondere für die Über-58-Jährigen (42%) zu. Es fällt aufdie französisch sprechenden Schweizer alle drei Ber höher gewichten als die Deutschschweizer: Arbeitslosplus 2 Prozent, Gesundheitsfragen plus 6 Prozent, Avorsorge plus 12 Prozent.

Wenn nun aber die traditionellen Sorgenbereiche absolute Tiefstwerte verzeichnen, so müssen naturgemäss andereThemen sprunghaft an Relevanz zugenommen haben, und dies insbesondere in der deutschen Schweiz. Tatsächlich schlagen sich im Sorgenbarometer einerseits die Angst vor negativenAuswirkungen des starken Frankens und der europäischenSchuldenkrise nieder und anderseits die im Wahlkampf vonder SVP besonders betonten Migrationsfragen.

Ausländerfrage noch nicht ausdiskutiert

Der Komplex Ausländer/Integration/Personenfreizügigkeit ist mittlerweile für gut ein Drittel der Schweizer (36%, +5%) zueinem Hauptproblem geworden. Der langjährige Schnitt liegt

bei 24 Prozent; einzig 2007 wurde ein vergleichbar hoher Wert wie diesmal erreicht. Daraus eine dramatisch angestie-gene Fremdenfeindlichkeit der Schweizer abzuleiten, wäre indes überinterpretiert. Vielmehr ist eine Verlagerung hin zur regulären Migration basierend auf Personenfreizügigkeit und weg von den einstigen Reizthemen Rassismus/Fremdenfeind-lichkeit und Flüchtlinge/Asylfragen festzustellen. Mit 4 bezie-hungsweise 21 Prozent liegt man hier nun deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.

Auch wenn der Nutzen der Zuwanderung hoch qualifizier-ter Fachkräfte für die Schweizer Wirtschaft von existenzieller Bedeutung ist, gilt es diese Sorgen ernst zu nehmen. Obwohl gelegentlich argumentiert wird, die Zuwanderung führe zu einem erhöhten Lohndruck, wird die Lohnentwicklung im Moment nicht als Problem angesehen: Mit 14 Prozent liegt man zwar um 7 Prozent über dem Vorjahr, gleichzeitig aber um 8 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt.

Auch das Zusammenleben in der Schweiz, das sich nicht allein auf allfällige sprachregionale Gräben bezieht, sondern auch die Integrationsproblematik beinhaltet, wird nicht als gravierendes Problem wahrgenommen (8 Prozent, +3%).

Verbreitete Angst vor Konjunkturkrise

Die wirtschaftlichen Sorgen der Schweizer manifestierten sich bislang fast ausschliesslich durch die Spitzenposition der Arbeitslosigkeit. Grundsätzliche Sorgen über die wirtschaft-liche Entwicklung stellten in früheren Jahren nur zweimal (2005 und 2009) für mehr als einen Fünftel der Bevölkerung ein Problem dar. Nun ist dieser Wert auf die Rekordhöhe von 35 Prozent (+23%) geschnellt – vor allem wegen der globalen Wirtschaftskrise. Zwar sind die Nennungen für «globale Abhängigkeiten» mit 13 Prozent (–1%) und für «Europäische Union/bilaterale Verträge» mit 14 Prozent (–9%) zurückge-gangen. Trotzdem sieht man aber eindeutig die globale Wäh-rungs- und Bankenkrise mit 30 Prozent (+17%) als haupt-sächlichen Ursprung der kritischen Entwicklung an. Aus Sicht der Credit Suisse ist erfreulich, dass die Bevölkerung die Situation sehr differenziert betrachtet und nach wie vor den Banken grosses Vertrauen entgegenbringt und stolz auf den Finanzplatz ist (siehe Seiten 14 und 17).

Wegen dieser wirtschaftlichen Unsicherheit schlagen die Umweltfragen nicht in dem Masse durch, wie man es auf-grund der andauernden Klimadebatte und der intensivierten Sicherheitsfragen bezüglich Kernenergie hätte erwarten kön-nen. Für rund ein Achtel der Bevölkerung sind sie aber rele-vant – den Umweltschutz erwähnten 16 Prozent der Bevölke-rung (–2%), die Energiefragen 15 Prozent (+4%). Allerdings

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hatten sich zwischen 1988 und 1995 mehr als die Hälfte der Bevölkerung (im Durchschnitt 56 Prozent) Sorgen um die Umwelt gemacht.

Die Frage nach dem dringlichsten Problem der Schweiz bestätigt dieses Bild (siehe nebenstehende Grafik): Konjunktur (15%), Arbeitslosigkeit (14%) und Finanzkrise (10%) liegen an der Spitze. Die Ausländerproblematik (5%) hingegen ver-liert unter dieser Voraussetzung an Dramatik. Etwas anders sieht es aus, wenn die aktuell zu lösenden politischen Ziele angesprochen werden (siehe Grafik unten). Bei den «Sehr wich-tig»-Antworten findet man AHV/IV (71%) an der Spitze vor Jugendarbeitslosigkeit (66%) und wirtschaftlichem Wachs-tum (63%). Auch die Reduktion der Bürokratie gewinnt nun an Relevanz (60%), während die Integration der Ausländer (35%) sogar als weniger dringlich als die Senkung der Treib-hausgasemissionen (46%) angesehen wird. Erstrebenswer-ter als beides hingegen erscheint den Schweizern die Verein-barkeit von Familie und Beruf (50%).

Die Sorgen und die Leiden künftiger Generationen

Mit Blick auf die Zukunft erwarten am meisten Schweizer, dass ihnen in zehn Jahren die Arbeitslosigkeit (47%, –15%) und die Ausländer (37%, +6%) die grössten Sorgen bereiten werden. An dritter Stelle folgt die Neue Armut (36%, +5%), die im eigentlichen Sorgenbarometer bei 17 Prozent (–1%) liegt. Ein Fünftel der Bevölkerung geht davon aus, dass Um-weltschutz und Energiefragen ( je 20%) dann zu den Haupt-problemen zählen. Dazwischen liegen die bekannten Themen soziale Sicherheit (31%), Altersvorsorge/AHV (29%), per-sönliche Sicherheit (27%) und Krankenkasse/Gesundheits-wesen (25%). Die Sorgen um den Finanzmarkt hingegen werden als von vorübergehender Natur betrachtet (15%).

Noch herrscht eine gewisse Skepsis vor, ob es wirklich gelingt, in den nächsten zehn Jahren die Probleme in den Griff zu bekommen. Nur ein Drittel der Bevölkerung glaubt, dass sich der Zustand in der Schweiz in Bezug auf die Zu-sammenarbeit der wichtigsten Parteien (31%), das Zusam-menleben mit den Ausländern (31%) und die Umweltbelas-tung (32%) verbessern wird. Noch pessimistischer sind die Schweizer, wenn es die Verbesserung der Altersstruktur (21%) und die Eindämmung der Armut (10%) betrifft.

Noch etwas weiter vorausgeschaut wird mit der Frage, worunter die zukünftigen Generationen am meisten zu leiden haben: Hier liegen Arbeitsplatzmangel und Umwelt/Klima mit 14 Prozent gemeinsam an der Spitze, gefolgt von Finanzen/Kosten (8%), Armut (7%), Überfremdung (6%), Überbevöl-kerung (5%) und Überalterung (3%). Andreas Schiendorfer

Diese Probleme gilt es sofort zu lösenDie Schweizerinnen und Schweizer befürchten, dass die wirtschaftliche Entwicklung ins Stocken gerät. Dies gilt es, nicht zuletzt durch die Sicherheit schaffende Regulierung des Finanzmarkts, zu verhindern.

Sicherung der Sozialwerke bleibt wichtigDie Frage nach den aktuellen politischen Zielen bringt erstaunliche Unterschiede zu Tage. Neben der Sorge um AHV/IV bleibt die Bürokratie im Fokus der Bevölkerung.

Frage: «Wir haben hier einige aktuelle politische Ziele in der Schweiz ausgewählt. Beurteilen Sie bitte spontan, ob für Sie die Erreichung dieser Ziele sehr wichtig, eher wichtig, eher unwichtig oder sehr unwichtig ist. Sie können auch mit weiss nicht antworten.»

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Wirtschaftskrise/Wirtschaftsentwicklung/Konjunktur: 15

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Finanz- und Bankenkrise / Regulierung Finanzmarkt: 10

Soziale Sicherheit: 6

Gesundheitsfragen/Krankenkassenprämien: 5

Ausländer und Ausländerinnen / Integration/Personenfreizügigkeit: 5

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Frage: «Welches der von Ihnen genannten fünf wichtigsten Probleme müsste Ihrer Ansicht nach an erster Stelle gelöst werden?»

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8 | Sorgenbarometer | Credit Suisse bulletin plus

Langzeitanalyse des Sorgenbarometers 1976 bis 2010

Die Sorgen im Spiegel von Realität und Politik Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Genf nahmen die Ergebnisse des Credit Suisse Sorgenbarometers als Basis einer interessanten Studie. Hier eine Z usammenfassung.

Wie ist die Gemütslage der Stimmbevölkerung im Lichte von schwankenden Arbeitslosenzahlen, Finanz-

und Wirtschaftskrise, anstehenden oder durchgeführten Reformen der Sozialwer ke? Die alljährliche Sorgen-barometer-Umfrage der Credit Suisse erlaubt uns eine Momentaufnahme. Welches sind des Schweizers wichtigs-te Sorgen? Welche Sorgen werden im Laufe der Zeit unwich tiger? Welche neuen Sorgen kommen hinzu? Wie ver-halten sich die Sorgen, das heisst die subjektive Wahrnehmung von Proble-men durch die öffentliche Mei nung, zum objektiven Problemdruck, den so ge-nannten Realworld- Indikatoren? Und inwiefern wird diesem subjektiv emp-fundenen Problemdruck durch parla-mentarische Aufmerksamkeit Rech-nung getragen? Wir messen die parla-mentarische Aufmerksamkeit anhand der Anzahl eingereichter parlamentari-scher Vorstösse (Motionen, Postulate, Interpellationen, Anfragen, parlamenta-rische und Standesinitiativen) im Natio-nal- und Ständerat für jeden «Sorgen-bereich», bezogen auf die Gesamtzahl der parlamentarischen Vorstösse.

Vergleicht man die Entwicklung der Sorgenthemen mit dem jeweiligen Pro-blemdruck und der parlamentarischen

Aufmerksamkeit, gewinnen wir einen Ein blick in das Zusammenspiel von sub-jektiver Befindlichkeit der Befragten, der objektiv messbaren Realität und der Beachtung, die diesen Themen durch die Politik zuteilwird.

Mit ein paar Ausnahmen Ende der 1990er-Jahre steht die Arbeitslosigkeit seit über 30 Jahren unangefochten an der Spitze. Gemäss Studien stimmt das mit dem Befund in ganz Europa überein. Auch die Sorge um die Alters-vorsorge rangiert über den gesamten Zeitraum unter den meistgenannten Themen. Umweltschutz oder die Sorge um eine zu hohe Steuerbelastung ha-ben dagegen massiv an Relevanz ein-gebüsst. Gesund heit verliert an Wich-tigkeit, bleibt jedoch unter den wich-tigsten Sorgenbereichen. Das Thema Ausländer rangiert die letzten 15 Jahre unter den wichtigsten Sorgen, die Rele-vanz des Asyl- und Flüchtlingsthemas nimmt hingegen ab.

Dieser Beitrag erlaubt keine ab-schliessende und kausale Erklärung der

Interaktionen zwischen des Schweizers Sorgen, Realworld- Indikatoren und par-lamentarischer Aufmerksamkeit, son-dern kommentiert, anhand von fünfausgewählten Themen, die Entwicklung in beschreibender Perspektive.

Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenquote und das Sor gen-thema Arbeitslosigkeit verlaufen über den gesamten Analysezeitraum von1976 bis 2010 erstaunlich parallel (siehe

Grafik 1). Dies bestätigt, dass die Ge -sellschaft unvermindert sensibel aufSchwank ungen der ökonomischen Lage reagiert. Die parlamentarische Aufm erk- samkeit folgt diesem Trend nicht un-eingeschränkt. Wir stellen jedoch fest,dass sich die parlamentarischen Vor-stösse 1992/1993, auf dem Höhepunkt der Sorge betreffend Arbeitslosigkeit und nach einem beträchtlichen Anstieg der Arbeitslosenquote, verzehnfachen.

Altersvorsorge

Die AHV, neben dem Gesundheitswesen die wichtigste gesellschaftliche Sozial-einrichtung, rangiert ebenfalls über den gesamten Analysezeitraum unter den wichtigsten Sorgenthemen. 1976 bei 64 Prozent an dritter Stelle rangiert,sinkt die AHV 1992 auf 32 Prozent und steigt Anfang der 2000er-Jahre wieder

«Es gibt einen klaren Trend hin zu gesellschaftspolitischenThemen.» Karin Byland

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auf beinahe 60 Prozent an. Vergleicht man dies mit den Finanzen der AHV, so stellt man eine kohärente Entwicklung fest: Wird das Defizit der AHV grösser, nimmt die Sorge zu (vor allem Mitte der 1990er-Jahre, siehe Grafik 2). Steigen die Einnahmen der AHV, nimmt das Problem Altersvorsorge ab (zweite Hälf-te 1980er-, Anfang 1990er-Jahre). Die parlamentarische Aufmerksamkeit hatkeinen klaren Trend.

Ausländer

Das Thema Ausländer, 1995 an achter Stelle des Schweizers Sorgen, gewinnt ab 2004 an Virulenz und steht 2011 mit 36 Prozent an zweiter Stelle. Die syste-matische Bearbeitung des Themas sei-tens der SVP im Hinblick auf die natio-nal en Wahlen dürfte den Höchststand von 2007 (35%) teilweise erklären. Ab 2005 steigen auch die Neuzuzüge von Ausländern in die Schweiz. Die parlamen-tarische Aufmerksamkeit folgt keinem dieser Trends. Sie erreicht 2001 einen einmaligen Höhepunkt, flaut jedoch da-nach ab.

Asyl/Flüchtlinge

Das drittwichtigste Thema von 1989, Asyl/Flüchtlinge, verliert zunehmend an Wichtigkeit und rangiert 2010 noch an achter Stelle (21%). Damit beobachten wir eine gegenläufige Entwicklung der beiden migrationspolitischen Themen Ausländer und Asyl/Flüchtlinge. Die An-zahl neuer Asylgesuche nimmt über den gesamten Zeitraum ab. Ausnahmen sind 1998 und 1999, in denen die Gesuche explosionsartig ansteigen, was den Flüchtlingsströmen aus dem ehemaligen Jugoslawien zuzuschreiben ist. Die Sor-ge Asyl/Flüchtlinge erreicht in diesen Jahren einen Höchststand. Interessant ist jedoch, dass nicht nur Sorgen und objektiver Problemdruck parallel ver-laufen, sondern auch die Anzahl der

parlamentarischen Vorstösse ansteigen. Anzahl Asylgesuche, parlamentarische Aufmerksamkeit und die via Sorgenba-rometer belegte Sorge Asyl/Flüchtlinge scheinen eng verknüpft zu sein.

Sorgen um das Gesundheitswesen nehmen seit 2001 ab und rangieren 2011 bei 30 Prozent. Die laufend stei-genden Kosten im Gesundheitswesen schlagen sich damit nicht nieder. Schaut man sich die Anzahl der parlamentari-schen Vorstösse an, stellt man fest, dass sich diese von 1996 bis 1998 ver-dreifachen, danach jedoch kontinuier-lich abnehmen.

Zusammenfassung

Widerspiegeln sich des Schweizers Sor-gen in der Objektivität der Zahlen? Re-gelt die Politik die Sorgen, die für die Bürger von Belang sind?

Arbeitslosigkeit, AHV und Ausländer sind gemäss dieser Untersuchung drei konjunkturabhängige Sorgen. Asyl wird beeinflusst von der Anzahl Asylgesuche

und vom Parlament aufgenommen. Ge-sundheit ist im Abwärtstrend, trotz stei-gender Gesundheitskosten, auch in der parlamentarischen Aufmerksamkeit. Der Umweltschutz hat, in den 1980er- Jahren unter den wichtigsten Sorgen, massiv an Relevanz eingebüsst und be-stätigt damit den klaren Trend weg von umweltpolitischen hin zu gesellschafts-politischen Prioritäten.

Es kommen neue Sorgen auf: Die Sorgen um die Wirtschaft und um die Finanz- und Bankenkrise sowie die Kriminalität haben in den letzten zwei Jahren an Virulenz gewonnen. Wirt-schaftliche Sorgen sind insofern relevant, als dass sie mit der Arbeitslosigkeit kor-reliert sind. Ansonsten überwiegen die sozialen und gesellschaftlichen Fragen. Karin Byland, Roy Gava, Frédéric Varone, Departement Politikwissenschaften und internationale Beziehungen, Universität Genf

Mehr Informationen und zusätzliche Grafiken unter www.credit­suisse.com/sorgenbarometer

Sorge Arbeitslosigkeit Arbeitslosenquote (rechte Skala)

Sorge Altersvorsorge Finanzen der AHV (Einnahmen–Ausgaben) (rechte Skala)

Grafik 1

Arbeit als MenschenrechtDie meisten Schweizer definieren sich auch über ihre Arbeit, die ihnen Lebensinhalt ist. Dementsprechend laufen Arbeitslosenquote und Sorgenthema Arbeitslosigkeitweitgehend parallel.

Grafik 2

Sicherheit im AlterFür die Zeit nach der aktiven Arbeits­phase wollen die Schweizerinnen und Schweizer möglichst vorsorgen. D eshalb nimmt die Sorge AHV/ Altersvorsorge zu, wenn das Defizit der AHV grösser wird.

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10 | Sorgenbarometer | Credit Suisse bulletin plus

Interview mit Nationalratspräsident Hansjörg Walter

«Die Schweiz leidet unter dem eigenen Erfolg»Der Nationalratspräsident Hansjörg Walter (SVP/TG) sorgt sich um den Wohlstand und die Lebensqualität in der Schweiz. Er will mithelfen, die Kluft zwischen Stände- und Nationalrat zu verringern, und sich für mehr Effizienz im Parlament einsetzen.

bulletin: Herr Nationalratspräsident,

Sie stammen aus einer Thurgauer

Bauernfamilie. Was lernt man als

Landwirt für die Politik?

Hansjörg Walter: Man lernt, sich in Geduld zu üben, und weiss um die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die Natur. Als Präsident des Bauern-verbandes wird man zudem für die Befind lichkeiten in unserem Land sensibilisiert – für die unterschiedlichen Anliegen von West- und Deutschweizer Bauern, von Berg- und Talbauern, von ländlichen und städtischen Regio-nen, Produzenten und Verbrauchern.

Was sind für Sie die drei wichtigsten

Probleme der Schweiz?

Das Hauptproblem ist die Gefährdung unserer Wohlfahrt. Wir leiden unter dem starken Franken und damit unter dem eigenen Erfolg. Zweitens be-schäftigt mich die Finanzierung der Sozialwerke und drittens das Thema Einwanderung. Immer mehr Menschen zieht es in die Schweiz, da es uns bes-ser geht als den umliegenden Ländern. Dadurch steigt der Druck auf unsere Lebensqualität, es wird langsam eng.

Was kann die Politik tun,

um die drohende Wirtschaftskrise

abzuwenden?

Das ist äusserst schwierig, wie der Kampf gegen die Frankenstärke zeigt. Wie sich die betroffenen Unternehmen und Branchen wirklich effizient unter-stützen lassen, weiss im Moment niemand so genau. Ich bin daher auch skeptisch gegenüber dem Nutzen des Massnahmenpakets, das vom Parla ment vor den nationalen Wahlen beschlossen wurde. Massnahmen wie die Finanz ier ung von Kurzzeitarbeit sind möglicher weise sinnvoll, aber weder sehr kreativ noch sehr nachhaltig.

Was schlagen Sie vor ?

Bei öffentlichen Submissionen im Ausland wird wieder zunehmend ein

Hansjörg Walter ist Nationalratspräsident 2011/12 und somit formell höchster Schweizer für ein Jahr. Der 60-jährige Thurgauer sitzt seit 1999 für die SVP im Nationalrat und ist seit 2007 Mitglied des Europarats. Als Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes, setzt er sich im Parlament vor allem für die wirtschaftlichen Interessen der Bauern ein. Hansjörg Walter ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Sein Bauern-betrieb in Wängi TG umfasst 32 ha Land, davon 12 ha Ackerland, sowie 36 Milchkühe und 57 Obstbäume.

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inländischer Wertschöpfungsanteil gefordert, der durch Zulieferung zu erfüllen ist. Ich bin gespannt, wie hoch der Schweizer Inlandanteil des SBB-Auftrages an Bombardier am Ende sein wird. Oder ob bei der VBS-Flug-zeugbeschaffung Kompensations-geschäfte für die Schweizer Industrie ausgehandelt und erfüllt werden. Profitieren würden die unter der Frankenstärke leidenden KMU-Zuliefer -betriebe. Es dient bei uns niemandem, wenn wir die WTO-Regeln strengereinhalten als andere Nationen.

Wie soll die Einwanderung in

Zukunft gesteuert werden?

Für Berufsstände wie die Landwirt-schaft wurde die Rekrutierung von Arbeitskräften dank der Personenfrei-zügigkeit massiv vereinfacht. Dasselbe gilt für die Pflege- oder Hotelbranche. Zudem gilt es festzuhalten: Die P ersonenfreizügigkeit ist in der EU ein zentrales Gut. Deshalb halte ich die Aufkündigung für unrealistisch. Ich bin hingegen zuversichtlich, dass die Schweiz in Verhandlungen eine Regulierung und gewisse Dämpfung erwirken kann. Schliesslich ist die EU ja auch nicht an diesem Braindrain, der Abwanderung von qualifizierten Arbeitskräften, interessiert. Daneben steht aber auch unsere Wirtschaft in der Pflicht. Statt ungebremst Arbeits-kräfte im Ausland zu rekrutieren, sollte sie – wenn immer möglich – Einheimische anstellen.

Obwohl die Reformen nach wie vor

ausstehen, sind sozial­ und gesund­

heitspolitische Themen in den Hinter­

grund gerückt. Wie ist das möglich?

Ein Grund könnte sein, dass es in den letzten Monaten zu diesen Themen keine grossen öffentlichen Debatten und Abstimmungen gab. Zudem hat sich das AHV-Problem aufgrund der Migration kurzfristig etwas entspannt.

Trotzdem mache ich mir aber grosse Sorgen um unsere Sozialwerke, denn sollte das Wirtschaftswachstum abflachen, entsteht ein zusätzliches Finanzierungsproblem. Zudem können auch Migranten arbeitslos und von den Sozialwerken abhängig werden. Die grossen Themen der Zukunft heissen ohne Zweifel Demografie, Sicherung der Altersvorsorge und Kostenexplo-sion im Gesundheitswesen.

Bedeutet dies für die Zukunft

Leistungskürzung und mehr Eigen­

verantwortung?

Für einen grossen Teil der Arbeitstäti-gen in der Schweiz bleibt am Ende des Monats nicht genug vom Lohn übrig, um Geld fürs Alter oder für die Gesund-heit auf die Seite zu legen. Wir können also nicht einfach sagen: Jeder soll selbst für sich schauen. Aber die Situ-ation ist wirklich komplex. Angesichts der tiefen Geburtenrate brauchen wir die Zuwanderung. Gleichzeitig bringt die Zuwanderung Konkurrenz und den Verlust des Arbeitsplatzes. Wir müssen aufpassen, dass wir uns mit unseren Ansprüchen in Sachen Wohlstand nicht in den eigenen Schwanz beissen.

Einmal mehr zeigt sich: Kaum

steigen die Sorgen um die Wirtschaft,

sinkt die Sorge um die Umwelt.

Von einem Fukushima­Effekt kann

keine Rede sein.

Möglicherweise liegt Japan dafür zu weit von uns weg. Dazu beigetragen hat aber sicher auch die rasche Reak-tion der Politik auf diese Katastrophe. Das Parlament hat den Atomausstieg beschlossen und setzt auf erneuer-bare Energie. Ich war übrigens gegen

diesen überhasteten Ausstieg. Denn dadurch steigen die Energiekosten, zudem müssen wir künftig wohl mehr Strom aus dem Ausland importieren.

Während die Bevölkerung dem

Bundesgericht am meisten vertraut,

hat das Parlament eingebüsst.

Wie kann der Nationalrat Vertrauen

zurückgewinnen?

Zum einen sollten wir die Kluft der letzten Jahre zwischen National- und Ständerat überwinden und wieder etwas näher zusammen rücken. Zwei-tens sollten weniger Vorlagen parallel behandelt werden und diese dafür speditiver durchs Pa rlament gehen. Bestes Beispiel für die Misere ist die Revision des Aktienrechtes als Gegen-vorschlag zur Abzocker- Initiative, der auf die lange Bank geschoben wurde. Damit hat das Volk seine Mühe und fühlt sich nicht ernst genommen. Wir sollten das Thema der Beschleunigung dringend angehen.

Welches ist Ihr Hauptziel als

Nationalratspräsident ?

Zu den wichtigsten Aufgaben des Nationalratspräsidenten gehört die Förderung des nationalen Zusammen-halts. Mein Vorgänger Jean-René Germanier hat sich dabei auf die Regionen konzentriert, ich richte den Fokus auf die verschiedenen Berufs-gruppen. Die einzelnen Wirtschafts-verbände sollten wieder vermehrt am selben Strick ziehen. Denn egal ob Manager oder Angestellter – die Sorge um die Wirtschaftsentwicklung und den Arbeitsplatz ist heute auf allen Stufen und in allen Branchen dieselbe.Michael Krobath und Urs Reich

«Die grossen Themen der Zukunft heissen Demografie, Sicherung der Altersvorsorge und Kostenexplosion im Gesundheitswesen.»

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Credit Suisse Identitätsbarometer 2011

Die nationale Identität ist traditionell geprägtDer Stolz der Schweizerinnen und Schweizer auf ihr Land ist gross und dementsprechend das Identitätsgefühl intakt. Dabei spielen politische Grundbegriffe wie Neutralität und Frieden eine geringere Rolle als früher. Dafür sind die Alpen und die ganze Landschaft zunehmend identitätsstiftend.

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Mehr als drei Viertel derStimmbürger dieses Landes sind stolz darauf, Schweize-rin beziehungsweise Schwei-

zer zu sein. Dieser Nationalstolz, den man noch zu Beginn der 1990er Jahre nicht für mög lich gehalten hätte – Stich-wort «La Suisse n’existe pas» –, hat sich nun bereits seit acht Jahren auf hohem Niveau stabilisiert. Konkret sind momen-tan wie im Vorjahr 40 Prozent «sehr stolz» und 38 Prozent (–2%) «eher stolz» auf ihr Bürgerrecht. Nicht unerwartet ist der Nationalstolz bei rechts stehen-den Stimmbürgern (58 % «sehr stolz ») ausgeprägter als bei solchen, die sich in der Mitte (36%) oder links (25%) posi-tionieren, und er tritt in der Deutsch-schweiz (52%) deutlicher zut age als im Tessin (30%) und in der Romandie (10%). Diese scheinbar klaren Unter-schiede relativieren sich allerdings wie-der, wenn man die «Eher stolz»-W erte hinzuzieht.

Dem gesunden Selbstbewusstsein entspricht die Überzeugung, dass die Schweiz im Ausland ein hohes Ansehen geniesst. 20 Prozent bezeichnen dieses Ansehen als «sehr gut », weitere 63 Pro-zent als «eher gut ». Als schlecht schät-zen nur gerade 9 Prozent das Image der Schweiz ein. Am Bild der Schweiz im Ausland hat sich nach Ansicht der U mfrageteilnehmenden nichts Wesent-liches geändert. Für 30 Prozent ist das Ansehen gleich geblieben, für 29 Pro-zent ist es besser, für 31 Prozent schlechter geworden.

Landschaft immer höher im Kurs

Wie aber definieren eigentlich die Schwei z erinnen und Schweizer ihr Land? Welches sind, wenn man sich auf drei Begriffe beschränken muss, die Eck-pfeiler der Schweizer Identität ? An der Spitze stehen 2011 mit jeweils 21 Pro-zent die Landschaft (+1%) einerseits

und das Ordnungsbewusstsein / die Prä-zision (+6%) anderseits. An dritter Stel-le liegt mit dem Begriffspaar Berge/Alpen mit 16 Prozent (–1%) ein weiterer landschaftlicher Terminus – gefolgt von Sicherheit und Frieden mit 15 Prozent (+2%) sowie Neutralität mit 14 Prozent (–5%). Bis ins Jahr 2008 waren diese politischen Merkmale weitaus prägen-der für das Identitätsempfinden der Schweizer gewesen. Seither wird die Schweiz von ihren Einwohnern offen-sichtlich nicht mehr im gleichen Aus-mass als ein Hort der Sicherheit ange-sehen. Damit korrespondiert das konti-nuierliche Ansteigen der Problemkreise persönliche beziehungsweise soziale Sicherheit im Sorgenbarometer (siehe

Seiten 4 und 5). Und die Tatsache, dass die Neutralität weniger stark gewichtet wird – obwohl man auf sie nach wie vor sehr stolz ist (siehe unten) –, kann auf die immer deutlicher zutage tretende glo-bale politische und wirtschaftliche Ver-netzung beziehungsweise Abhängigkeit zurückgeführt werden.

Rückbesinnung auf Traditionelles

Je grösser die Verunsicherung ist, des-to eher zieht man sich zu Bewährtem, zu Traditionellem zurück. Neben der Land-schaft erlebt der Heimat-Begriff mit zehn Prozent ebenfalls eine Renais-sance. Auch die klassischen Schweizer Produkte wie Schokolade, Käse und Uhren ( jeweils 9%) sind hoch im Kurs. Zudem besinnt man sich gerne auf die alten Schweizer Tugenden, neben dem Spitzenreiter Ordnungsbewusst-sein auch das Pflichtbewusstsein (10%).

Das Identitätsbild klärt sich weiter, wenn man eruiert, worauf denn die Schweizer besonders stolz sind. In der Politik sind wir «sehr stolz » auf die Neutralität (62%), die Eigenstän digkeit und Unabhängigkeit (61%), das funk tio-nierende Zusammenleben der >

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14 | Sorgenbarometer | Credit Suisse bulletin plus

> Sprachgruppen (60%) sowie die Volks rechte wie Initiative und Referen-dum (57%). Nimmt man die Werte für «eher stolz» auch noch hinzu, ergibt sich in diesen Spitzenpositionen eine leicht andere Reihenfolge (siehe Grafik links).

Bereits etwas weniger stolz sind die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auf den Föderalismus (46%), die Bundes-verfassung (35%), die Konkordanzdemo-kratie (30%) sowie die Sozialpartner-schaft und das Milizsystem ( je 22%).

Qualität und starke Marken

Für die Wirtschaftswelt ergibt sich fol-gende «Sehr stolz »-Reihenfolge: Inter-nationaler Ruf der Schweizer Qualität (72%), starke Marken im Ausland (67%), Uhrenindustrie und erfolgreiche KMU ( je 63%).

Nehmen wir die Werte von «eher stolz» hinzu, dann befinden wir uns ganz nahe des uneingeschränkten, hundert-prozentigen Stolzes. Selbst bei der nun folgenden zweiten Welle von Wirtschafts-begriffen liegen wir mindestens bei ho-hen 78 «Stolz»-Prozenten.

«Sehr stolz» auf die Service-Public-Unternehmen sowie die Forschung sind immerhin noch jeweils 47 Prozent der Stimmbürger. Dicht dahinter folgen Fi-nanzplatz (45%), Bankkundengeheim-nis (43%), Maschinenindustrie (43%), Innovationskraft (40%), die internatio-nalen Konzerne (38%) sowie die Phar-maindustrie (34%).

Identifikation mit dem Wohnort

Trotz dieses hohen Nationalstolzes füh-len sich die Schweizerinnen und Schwei-zer, wohl für niemanden überraschend, am stärksten ihrer Wohngemeinde zu-gehörig (44%). Es folgen die Nation (20%) und der Wohnkanton (18%) und, mit etwas Abstand, aber in den letzten Jahren doch etwas aufholend, die Sprachregion (14%). In erster Linie als

Die Schweizer sind stolz auf Wirtschaft und Politik

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Frage: «Gibt es Dinge, auf die Sie in der Schweizer Politik besonders stolz sind?»

Internationaler Ruf der Schweizer Qualität

Uhrenindustrie

Erfolgreiche KMU

Schweizer Marken im Ausland

Maschinenindustrie

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Finanzplatz

Eigenständigkeit, Unabhängigkeit

Zusammenleben der verschiedenen Sprachgruppen

Neutralität

Volksrechte wie Initiative und Referendum

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Der Stolz der Schweizer auf ihr Land und die wichtigsten wirtschaftl ichen und politischen Eigenschaften ist seit einigen Jahren ausge sprochen hoch. Selbst auf das Milizsystem sind nur 6 Prozent «überhaupt nicht stolz», auf die Bundes verfassung sogar nur 3 Prozent.

Sagen Sie mir anhand dieser Liste jeweils, ob Sie sehr stolz, ziemlich stolz, eher nicht stolz oder überhaupt nicht stolz sind. Sie können auch mit weiss nicht antworten.»

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Credit Suisse bulletin plus | Sorgenbarometer | 15

Europäer oder als Weltbürger fühlten sich schon immer nur wenige Schweizer. Heute sind es jeweils zwei Prozent. 2007 waren es zusammen noch elf Pro-zent gewesen. Auch hier zeichnet sich also der Trend zur Swissness und zum Überschaubaren ab.

Von einem intakten Identitätsgefühl zeugt auch die Tatsache, dass «nur » noch 50 Prozent der Stimmbürger aus-sagen, der Staat leiste für sie persön-lich zu wenig. Es handelt sich jedenfalls hierbei um den bisher tiefsten Wert; 2005 und 2007 waren es beispielswei-se 62 Prozent gewesen. Umgekehrt ist die Zahl der Schweizer, die meinen, sie selber würden zu viel für die Allgemein-heit leisten (müssen), dieses und letztes Jahr deutlich tiefer als zuvor. 38 Prozent sind es 2011, nachdem es 2007 noch 48 Prozent gewesen waren.

Die Gefahren für unsere Identität

Die grössten Gefahren für die nationale Identität sehen die Stimmbürger in der zunehmenden Einwanderung. 38 Pro-zent erachten sie dadurch als «sehr ge-fährdet » und weitere 41 Prozent als «eher gefährdet » (total also 79%). Diese Werte entsprechen ungefähr jenen der letzten Jahre. Das Gefährdungspoten-zial durch die internationale Öffnung der Schweiz hingegen wird höher eingestuft (total 71%). Hier widerspiegelt sich die wachsende Skepsis der Schweizer ge-genüber der Globalisierung. Dement-sprechend werden die internen Proble-me als weniger dramatisch empfunden: Polarisierung (42%), Egoismus (48%) und Reformstau (51%). Wenn man aber bedenkt, dass immer noch mehr als die Hälfte den «zunehmenden politischen Reformstau» als eine Gefahr für unsere Identität ansehen, muss man festhalten, dass auch in dieser Hinsicht nach wie vor grosser Handlungsbedarf besteht. Andreas Schiendorfer

bulletin: Herr Daum, die Arbeits­

losigkeit, vor allem die Jugend­

arbeitslosigkeit, bereitet den

Schweizern grosse Sorgen. Wie wird

sich die Situation 2012 entwickeln?

Thomas Daum: Das hängt von der Entwicklung des Frankenkurses und vom Gang der Weltwirtschaft ab. Bleibt es bei der Überbewertung des Frankens und geht zusätzlich die internationale Nachfrage markant z urück, dann muss 2012 mit einem erheblichen Anstieg der Arbeitslosig-keit gerechnet werden.

Die hohe Ausländerquote wird

als Problem empfunden. Versagen

die flankierenden Massnahmen?

Die bekannt gewordenen Miss-brauchsfälle sind klar zu verurteilen und zu sanktionieren, dürfen aber nicht verallgemeinert werden. Geziel-te Verbesserungen der flankierenden Massnahmen sind bereits in der Vernehmlassung und werden vom Arbeitgeberverband grundsätzlich unterstützt. Zudem muss der Vollzug inklusive Sanktionierung von Fehl-verhalten effektiver werden.

Das Sorgenbarometer stellt

Skepsis gegenüber der Globalisie­

rung und den Wunsch nach einem

Rückzug auf den Heimmarkt fest …

Diese Gedanken sind nachvollziehbar. Aber für eine Volkswirtschaft, die mehr als jeden zweiten Franken im Ausland verdient, gibt es keinen

Rückzug auf den Heimmarkt ohne drastische Wohlstandsverluste.

Das Vertrauen der Bevölkerung

in die Arbeitgeber­ und Arbeitnehmer­

organisationen befindet sich derzeit

auf einem Höhepunkt. Warum?

Die Öffentlichkeit nimmt offenbar wahr, dass sich die Sozialpartner – bei allen Differenzen – um pragmatische Lösungen für die anstehenden Probleme bemühen. Dies im Gegen-satz zum zunehmend wahlmarketing-orientierten Politikbetrieb.

Was sind die Stärken der

Schweizer Wirtschaft – und was die

zu lösenden Herausforderungen?

Ihre internationale Innovationskraft, ihre Flexibilität und ihre internatio-nale Wettbewerbsfähigkeit sowie die starke Integrationsleistung des Arbeitsmarkts. Diese Stärken haben sich in einer liberalen Rahmenordnung sowie auf der Basis eines guten (Aus-)Bildungssystems und einer intakten Sozialpartnerschaft ent-wickelt. In ihnen manifestieren sich die Initiative der Unternehmer und der Leistungswille der Arbeitnehmen den, die ihrerseits auf eine angemessene soziale Sicherheit zählen können. Die Herausforderung besteht darin, diese Erfolgsfaktoren so anzupassen, dass sie auch unter dem Druck der knapper werdenden Ressourcen, der inter-nationalen Konkurrenz und der Demo-grafie zum Tragen kommen. schi

«Die Sozialpartner bemühen sich –bei allen Differenzen – um pragmatische Lösungen.»Thomas Daum, Direktor des Schweizerischen Arbeitgeberverbands

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Vertrauen und Werte

Betonung der Swissness, Vertrauen in SozialpartnerDer Trend, die Schweiz und damit das Bewährte, Überschaubare und das scheinbar direkt Beeinflussbare höher zu gewichten als das Globale, hat sich weiter fortgesetzt – und ist auch nach den eidgenössischen Wahlen ernst zu nehmen. Als Gewinner in der «Vertrauens-frage» können die bezahlten Zeitungen und die Sozialpartner bezeichnet werden.

16 | Sorgenbarometer | Credit Suisse bulletin plus

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Trotz der auch in der Schweiz spürbaren Auswirkungen der glob alen Währungs- und Wirt-schaftskrise spielen die Stimm-

bürgerinnen und Stimmbürger weder der Politik noch der Wirtschaft den Schwar-zen Peter zu. Bei der verlockenden Fra-ge «Haben Sie das Gefühl, die Politik von Regierung und Verwaltung bezie-hungsweise die Wirtschaft versage in entscheidenden Dingen?» zeigt sich gegenüber den letzten Jahren keine nennenswerte Veränderung – und wenn, dann eine leichte Verbesserung. 38 Pro-zent (Vorjahr 38%) sind der Meinung, die Politik versage oft, 35 Prozent (39%) sagen dies in Bezug auf die Wirtschaft.

Und doch lässt sich insgesamt ein Vertrauensschwund gegenüber den wicht igsten Akteuren unseres Landes feststellen, denen im Durchschnitt noch 53 Prozent der Stimmbürger vertrauen, während es im Vorjahr noch knapp 60 Pro zent waren.

Im Wahljahr mag das Resultat der politischen Instanzen besonders inter-essieren. An der Reihenfolge hat sich gegenüber 2010 überhaupt nichts ge-ändert. Leicht über dem Durchschnitt liegen Bundesrat mit 58 Prozent (– 6%) und Nationalrat mit 55 Prozent (– 9%), leicht darunter Ständerat mit 52 und Verwaltung mit 46 Prozent. Kritisch be-urteilt werden die Parteien generell mit 37 Prozent sowie die Europäische Union mit gerade mal 20 Prozent.

Renaissance der bezahlten Zeitungen

Bei den Medien setzen sich erstmals die bezahlten Zeitungen an die Spitze, sie erlitten nur einen geringen Vertrau-ensverlust von 66 auf 62 Prozent. Die Gratiszeitungen hingegen sind nach einem Zwischenhoch im letzten Jahr um satte 14 auf 47 Prozent abgesackt. Dazwischen befinden sich Fernsehen (61%), Radio (59%) und Internet (54%).

Bei den anderen wichtigen Akteuren liegen das Bundesgericht (66%) und die Polizei (60%) erwartungs gemäss in der Spitzengruppe. Kirche (55%), Banken (51%) und die Armee (49%) sind zwar am Ende dieser Spezialrangliste, können aber im Vergleich zum Gesamtdurch-schnitt dennoch recht zufrieden mit dem Ergebnis sein. Noch stärker trifft dies für die Sozialpartner zu: Die Arbeit-nehmer- und Arbeitgeberorganisationen konnten ihren Vertrauensbonus in der Bevölkerung kontinuierlich steigern. Be-wegten sie sich 2006 mit 34 respektive 29 Prozent noch tief im Keller, finden wir sie nur fünf Jahre später mit 64 be-ziehungsweise 62 Prozent ganz oben. Dieser Quantensprung ist das Resultat seriöser Arbeit fernab der Schlagzeilen.

Tradition und Heimat werden wichtiger

Gilt es, zwei gegensätzliche Wertehaltun-gen gegeneinander abzuwägen, so kann man, noch ausgeprägter als in den Vor-jahren, einen Rückzug auf Bewährtes feststellen, auf das, was man (scheinbar) selbst beeinflussen kann. Eine Schweiz, die sich nach aussen öffnet, wollen nur 13 Prozent, eine, welche die Traditionen schützt, hingegen 41 Prozent. Genaugleich viele Schweizerinnen und Schwei-zer wünschen sich Unternehmen, die sich primär auf den Heimmarkt konzen-trieren, nur noch 13 Prozent setzen auf erfolgreiche Global Players.

Die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung des Landes erkennt man auch daran, dass der Umweltschutz (15%) gegenüber der Wohlstandssiche-rung (27%) in den Hint ergr und tritt und die Bevorteilung der Schweiz er (48%) klar wichtiger ist als die Chancen-gleichheit für Aus länder (6%). Immerhin nehmen ausgesprochen viele Schwei zer eine vermittelnde Haltung ein in Bezug auf diese beiden geg ensätzlichen Werte-paare. Andreas Schiendorfer

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Politik

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Nationalrat: 55

Ständerat: 52

Staatliche Verwaltung: 46

Politische Parteien: 37

Europäische Union: 20

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Medien

Bezahlte Zeitungen: 62

Fernsehen: 61

Radio: 59

Internet: 54

Gratiszeitungen: 47

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Übrige Institutionen

Bundesgericht: 66

Arbeitnehmerorganisationen: 64

Arbeitgeberorganisationen: 62

Polizei: 60

Kirche: 55

Banken: 51

Armee: 49

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Dem Bundesgericht vertrauen aktuell die meisten Schweizer Generell ist das Vertrauen in die wichtigsten Akteure gegen­über dem Vorjahr um sieben Prozent zurückgegangen. Die Ausnahme bilden vor allem die Arbeitnehmer­ und Arbeitgeber­organisationen.

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18 | Sorgenbarometer | Credit Suisse bulletin plus

Stärken und Schwächen der Schweiz

Swiss made bürgt für beste QualitätDie Schweizer sehen ihr Land im Vergleich zum Ausland als stark an und wünschen sich dementsprechend auch ein s elbstbewussteres, offensiveres Auftreten der Politiker. Zum positiven Bild tragen sowohl wirtschaftliche als auch politische Eigen- und Errungenschaften bei.

Qualität ist gemäss der neus-ten Sorgenbarometer-Um-frage eindeutig die am brei-testen akzeptierte Stärke

des Landes. Genau 50 Prozent der Be-fragten bezeichneten sie als eine der fünf wichtigsten Stärken, exakt so viele wie auch im Jahr 2010.

Hinter dem «Swiss made» folgt dicht beisammen eine ganze Gruppe von Merkmalen mit einer politisch-gesell-schaftlichen Dimension: die Neutralität mit 37 Prozent, das Zusammenleben der Kulturen mit 36 Prozent, die Stabili-tät und die Bildung mit jeweils 35 sowie die Mitspracherechte und die individu-ellen Freiheiten mit 33 beziehungswei-se 32 Prozent. Die Neutralität liegt im-mer noch auf Platz zwei, doch ist der erlittene Imageverlust frappant. Noch vor drei Jahren haben 50 Prozent die Neutralität als grösste Stärke der Schweiz betrachtet. Umgekehrt wird nun die Bildung heute markant besser eingestuft als vor einigen Jahren.

Branchen werden abgestraft

Aussagekräftig – weil unvorhergese-hen – sind auch die hintersten Plätze der Rangliste. Die «starke Wirtschaft generell » erreichte zwar mit 24 Prozent noch einen recht guten Wert, doch ver-

schiedene Branchen werden offenbar nicht mehr als Stärke eingestuft, na-mentlich die Pharmaindustrie (6%), die internationalen Konzerne mit Sitz in der Schweiz (8%) sowie die Uhren industrie (10%). Auch der Finanzplatz (15%) wird relativ kritisch betrachtet. In der Welt der Politik wird einzig der Föderalismus (11%) ähnlich tief eingestuft. Im Ver-gleich zum Vorjahr verloren die Uhren-

branche 7 Prozent und die Pharma-industrie 5 Prozent. Der Finanzplatz, der noch in den Jahren 2006–2008 als eine der grössten Stärken betrachtet worden war, konnte gegenüber dem letztjährigen Rekordeinbruch wieder 1 Prozent zulegen.

Mussten sich die Stimmbürger für nur zwei (statt fünf ) Begriffe entschei-den, ergibt sich ein etwas anderes Bild. Nun dominieren die politisch-gesell-schaftlichen Werte: Neutralität 21 Pro-zent, Bildung 12 Prozent, Demokratie 11 Prozent, Freiheit 9 Prozent. Die Qua-lität bringt es lediglich auf 8 Prozent und liegt damit noch hinter dem Reich-tum (10%) und den Banken ( je 9%).

Gesundheitswesen als Schwäche

Als Hauptschwäche wird, wie in den beiden letzten Jahren, das komplizierte und zu teure Gesundheitswesen (39%) eingestuft, wenn auch nicht mehr so aus geprägt wie noch in den Vorjahren. Gleichauf liegen jetzt die «zu grossen

Gesundheitswesen: Immer noch kompliziert und teuerDie Schweizer Qualität ist die grösste Stärke der Schweiz. Auffallend ist, wie nah beisammen die Resultate der nächsten Merkmale liegen. Offenbar ist es schwierig, klare Stärken beziehungsweise Schwächen zu bestimmen.

Stärken Schwächen

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Schweizer Qualität: 50

Neutralität: 37

Zusammenleben der Kulturen: 36

Stabilität: 35

Bildung: 35

Mitspracherechte: 33

Individuelle Freiheiten: 32

Frieden: 28

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zu kompliziert / zu teures Gesundheitswesen: 39

zu grosse soziale und wirtschaftliche Unterschiede: 39

zu viele Gesetze: 36

Abhängigkeit vom Ausland generell: 33

zu hohe Steuern / zu viele Staatsausgaben: 33

zu wenig starke Politiker: 32

zu wenig Steuergerechtigkeit: 31

30% 40%20%10%0% 50%

Frage: «Auf diesen Kärtchen sehen Sie einige Stärken/Schwächen der Schweiz, über die in der letzten Zeit diskutiert worden ist: Legen Sie von allen Kärtchen jene fünf heraus, die Sie persönlich als die fünf wichtigsten Stärken/Schwächen der Schweiz ansehen.»

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Credit Suisse bulletin plus | Sorgenbarometer | 19

sozialen und wirtschaftlichen Unter-schiede» (39%, +2%). Der ehedem un-bestrittene negative Spitzenreiter «zu viele Gesetze» liegt mit 36 Prozent (– 6%) knapp dahinter. Die Steuern hingegen haben etwas an Akzeptanz gewonnen. Als zu hoch werden sie «nur » noch von 33 Prozent (– 6%) der Bevöl-kerung beurteilt, als ungerecht verteilt von 31 Prozent (–5%).

Am anderen Ende der Tabelle finden wir, als kleinste Schwächen gewisser-massen, die Nicht-Mitgliedschaft in der EU (8%), die Umweltverschmutzung (12%) und zu wenige Freiheiten (13%).

Keinen falschen Respekt vor Ausland

Das Wissen der Schweizer um ihre Stärken zeigt sich auch darin, dass sie die eigene Wirtschaft als der ausländi-schen überlegen ansehen: Für 30 Pro-zent steht sie im Direktvergleich «sehr gut » da, für weitere 60 Prozent immer-hin noch «gut ». Mit diesen Zahlen be-wegen wir uns im Rahmen der Vorjahre. 2010 waren es total sogar sechs Pro-zent mehr gewesen, aber deutlich weni-ger, nämlich 21 Prozent, mit dem Prä-dikat «sehr gut ». Dazu passt, dass die Schweizer das Image ihres Landes im Ausland als «sehr gut » (20%) oder zu-mindest als eher gut (63%) einstufen. Allerdings denken etwas mehr Stimm-bürger, es habe sich im Laufe der letz-ten zwölf Monate verschlechtert (31%) und nicht etwa verbessert (29%).

Selbstbewusst wünschen sich die Stimmbürger, dass die Schweizer Politik gegenüber dem Ausland bestimmt auf-trete. 57 Prozent erachten das Verhalten der offiziellen Schweiz als defensiv, nur 29 Prozent finden es jetzt schon eher oder sehr offensiv. Nicht unerwartet wünschen sich 64 Prozent ein forsche-res Auftreten, nur 20 Prozent plädieren für eine Strategie der Defensive und der Vorsicht. Andreas Schiendorfer

bulletin: Was ist Ihrer Ansicht

nach die grösste wirtschaftliche

Stärke der Schweiz ?

Karin Lenzlinger: Gut ausgebildete, motivierte Arbeitskräfte einerseits und ein liberaler Arbeitsmarkt ander-seits. Dazu gehört neben der Perso-nenfreizügigkeit aber auch das Arbeitsrecht.

Und welches sind die grössten

Herausforderungen?

Kurzfristig: der Euro beziehungsweise die Finanzkrise.

Mittelfristig: die demografische Entwicklung und damit die Erhaltung der Sozialwerke sowie die Verfügbar-keit von qualifizierten Arbeitskräften und damit die Erhaltung von Wohl-stand und einer stabilen Wirtschafts-entwicklung.

Langfristig: die Reduktion der CO2-Emissionen beziehungsweise die Verfügbarkeit von sauberer und gleichzeitig relativ günstiger Energie.

Spüren Sie in Ihrem Unterneh­

men die globale Wirtschafts­ und

Finanzkrise, oder haben diese im

Zuge des Baubooms nur geringe

Auswirkungen?

Der Bauboom hält zwar bezüglich der Mengen an, aber die Margen sind sehr deutlich unter Druck geraten, da viele Bauherren mit dem Hinweis auf mangeln de Preissenkungen ausländi-sche Anbieter prüfen. Der Preisver-gleich im Bau ist jedoch äusserst

schwierig, und wir erleben momentan allzu häufig, dass ein Auftrag zu sehr tiefen Preisen ver geben wird, dass dann aber auf den Baustellen ohne Einhaltung der Vorschriften zu äus-serst tiefen Löhnen gearbeitet wird. Ob der Bauherr damit die erwartete Qualität zum vereinbarten Preis erhält, ist sehr in Frage gestellt.

Wie wichtig ist für Sie als

Unter nehmerin – in härter werden­

den Zeiten – die gesellschaftliche

Verant wortung Ihren Mitarbeitenden

und dem Wirtschaftsplatz Schweiz

gegenüber ? Wie viele Opfer kann

ein KMU bringen?

Ich bin einerseits der Ansicht, dass eine hohe gesellschaftliche Verant-wortung Pflicht für alle Unternehme-rinnen und Unternehmer ist. Und sich vermut lich sogar lohnt, haben wir doch ebenfalls viele Mitarbeitende, die sich sehr einsetzen. Anderseits vertrete ich klar die Ansicht, dass wir eine l iberale Wirtschaftsordnung brauchen, die sich laufend und rasch den wirt-schaftlichen Veränderungen anpasst.

Mit welchen Gefühlen starten

Sie ins neue Jahr 2012?

Vorsichtig optimistisch, würde ich s agen, denn ich bin trotz der Schwie-rigkeiten bezüglich des Einflusses der Euro-Krise immer noch der Überzeugung, dass die Schweizer Wirtschaft ihre relative Stärke wei-terhin nutzen kann. Schi

«Trotz der Euro­Krise bin ich überzeugt, dass die Schweizer Wirtschaft 2012 ihre relative Stärke nutzen kann.»Karin Lenzlinger, CEO Lenzlinger

Söhne AG, Nänikon

Page 20: SScchhweweiizzerer S Soorrggeenn · plus Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Credit Suisse Sorgenbarometer 2011 SScchhweweiizzerer S Soorrggeenn Erkenntnis als erster Schritt

Die Sorgen Für etwas mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer ist die Arbeitslosigkeit (52 Prozent) eine der fünf Hauptsorgen. Hinter dem traditio-nellen (negativen) Spitzenreiter kommt es zu einer völligen Neugewichtung. Die Sorgenbereiche Krankenkassenprämien/Gesundheitsfragen und AHV/Altersvorsorge fallen erstmals seit 2003 hinter die Problemkreise Ausländer/Personenfreizügigkeit sowie Wirtschafts- und Finanzkrise zurück. Mehr auf Seite 4

Die Identität Ordnungsbewusstsein/Präzision und Landschaft ( jeweils 21 Prozent) sowie die Alpen sind die prägendsten Merkmale der Schweiz. Es folgen – die Stimmbü rgerinnen und Stimmbürger konnten jeweils drei Begriffe nennen – Sicherheit/Frieden und Neutralität. Die grösste Gefährdung der Identität sieht man in der zunehmenden Einwanderung, aber auch mehr und mehr in der internationalen Öffnung des Landes. Deutlich weniger problematisch sind Reformstau und Egoismus. Mehr auf Seite 12

Das Vertrauen Bei den politischen Gremien bleibt die Hierarchie gewahrt: Bundesrat, Nationalrat und Ständerat geniessen bei mehr Schweizerinnen und Schweizern Vertrauen als die staatliche Verwaltung und die politischen Parteien. Ganz am Ende der Rangliste liegt die Europäische Union. Zuoberst finden wir nun wieder das Bundesgericht (66 Prozent). Den grössten Vertrauensgewinn verzeichnen die Arbeitnehmer- und die Arbeitgeberorganisationen. Mehr auf Seite 16

Die Stärken Die grösste Stärke der Schweiz ist nach Ansicht ihrer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die Qualität (50 Prozent). Mit klarem Abstand folgen, praktisch gleichauf, die Neutralität, das Zusammenleben der Kulturen, die Stabilität, die Bildung, die Mitspracherechte und die individuellen Freiheiten. Auch Schwächen werden geortet, allen voran das komplizierte und teure Gesundheitswesen sowie die grossen sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede. Mehr auf Seite 18