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Depression als Symptom von Multisystemerkrankungen
Vortrag
auf der 5. Jahrestagung
der DEGUZ
am 9.6.2013
in
Frankenthal
Häufigkeit von Depressionen • Von 1997 bis 2012 Zunahme der Fehltage
wegen psychischer Erkrankungen + 165 % bei gleichbleibendem Gesamtkrankenstand von 4 %. Nach Muskel- und Skeletterkrankungen stehen psychische Erkrankungen 2012 auf Platz 2 aller Ausfallstage.
• 25 Mrd. Euro Produktionsausfall auf Grund psychischer Erkrankungen (Quelle: DAK-Gesundheitsreport 2012)
• Lebenszeitprävalenz für Depression: 14%-20% Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Welche Depressionsformen gibt es ? Auswahl nach ICD-10, Version 1 von 10/95
• Reaktive psychogene Depression
• Postpartale Depression
• Manisch-depressive bzw. bipolare Störungen
mit rezidiv. depressiven/manischen Phasen
• Klimakterische und senile Depression
• Endogene Depression mit oder ohne psycho-tische Symptome
• Depression nach Infektionskrankheiten (ICD F06.3)
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Die Psychiatrie ist (noch) eine rein beschreibende Fachrichtung………
Die verschiedenen Depressionsformen werden immer
nur beschrieben, aber es wird (noch) nicht nach deren
auslösenden Ursachen gefragt
• z.B. nach einer Geburt, im Klimakterium, d.h. also wahrscheinlich hormonell ausgelöst
• endogen ohne erkennbare Ursache, d.h. also wahr- scheinlich genetisch (mit)bedingt
• nach Infektionskrankheiten, d.h. also wahrscheinlich durch Entzündungen ausgelöst und unterhalten
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
…die bisher die Frage nach den zu Grunde liegenden Ursachen (noch) nicht stellt
• Welche hormonellen Veränderungen könnten eine depressive Verstimmung verursachen ?
• Welche genetischen Prädispositionen können eine depressive Symptomatik begünstigen ?
• Welche Co-Faktoren könnten eine Rolle spielen ?
• Könnten Entzündungsvorgänge eine Rolle spielen bei Auslösung und Fortbestehen einer Depression?
• Welche Laborparameter sind zum Nachweis der systemischen Entzündung geeignet ?
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Einige Symptome einer depressiven Verstimmung
• Morgentief mit Antriebsstörung, Schlafstörungen mit der Folge von Müdigkeit und Erschöpfung
• Traurige Verstimmtheit, Hoffnungslosigkeit, Wein-neigung
• Sozialer Rückzug mit Interessensverlust für Hobbies, Freunde und Beruf
• Appetitstörung und Körpergewichtszu- oder -abnahme
• Libidoverlust mit sexuellen Funktionsstörungen
• Angstzustände, Panikattacken, Aggressivität
• Verlust des Selbstwertgefühls, Schuldgefühle
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Einige Symptome einer chronisch-systemischen Entzündungskrankheit
• Müdigkeit und Erschöpfung
• Kognitive Störungen , v.a. für Kurzzeitgedächtnis
• Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen
• Antriebsstörung und Interessensverlust
• Appetit- und Körpergewichtsveränderungen
• Infektanfälligkeit
Die Symptome werden durch einen Anstieg der
Zytokine, v.a. TNF alpha und Interferon gamma (mit)-
ausgelöst !
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Bleierne Müdigkeit, Erschöpfbarkeit
Hormonelle Störungen
Infektanfälligkeit
Schlafstörungen
Muskel-und Sehnenschmerzen, springende Gelenkschmerzen
Kognitive und psychische Störungen
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Worüber klagen alle Patienten bei einer Multisystemerkrankung?
IFN-g ist für die meisten systemischen Entzündungs-
symptome verantwortlich – der Imukinbeipackzettel
beschreibt die dazugehörigen klinischen Symptome
modifiziert nach Dr.V.v..Baehr, IMD Berlin Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Wie entsteht die depressive Symptomatik
• L-Tryptophan ist der Ausgangsstoff für Serotonin
• Wird L-Tryptophan durch Entzündungszytokine (TNF alpha, IP-10, IFN gamma) und die IDO (Indolamin-2,3-Dioxygenase) „verbraucht“, steht es für die Sero-toninsynthese nicht mehr zur Verfügung und der Serotoninspiegel fällt ab.
• Niedrige Serotoninspiegel führen zu depressiven Symptomen, Angst , Panikattacken, aber auch zu einer Verstärkung von Muskel-und Gelenkschmerzen
• Serotonin wird überwiegend im Verdauungstrakt sezeniert und zu einem kleinen Teil im Hirnstamm
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Wie entsteht eine depressive Symptomatik
• Genetische Prädispositionen können diese Prozesse noch begünstigen (TPH2, MAP-K 1, Serotonintrans-portergen, Serotonin-Antikörper und Cytochrom P 450 2D6)
• Aus L-Tryptophan wird über 5-HTP das Serotonin gebildet und aus diesem wiederum das Schlafhormon Melatonin.
• Bei einer Entzündung mit aktivierter IDO hingegen werden 99% des Tryptophans in Kynurenin, das depressiogen ist, umgewandelt.
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Schematische Übersicht über die „Umlenkung“ des Serotoninstoff-
wechsel bei Entzündung durch das Enzym IDO (Indolamin-2,3-
Dioxygenase)
© IMD Berlin
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
to
Es gibt drei Quellen einer Entzündung:
1. Monozyten/Makrophagen TNF-a, IL-1 „Entzündung“ CRP
2. T-Lymphozyten IFN-g (IP-10), IL-2 „Immunaktivierung (TH1)“
3. Mastzellen Histamin, ECP „TH2-Entzündung“/TH2-Dominanz
Chronische Entzündung heißt:
1. Andauernde Einwirkung von oft multiplen Triggerfaktoren
und
2. Vorliegen einer defizitären Immunregulation
Die Höhe der Entzündungsmarker im Blut ist abhängig von der
Immunkompetenz des Patienten und der genetischen Prädis-
position. Auch bei Fehlen eines Zytokinanstieges kann eine
systemische Entzündung vorliegen.
Welche Arten von Entzündungen gibt es ?
modifiziert nach Dr. V.v. Baehr, IMD Berlin. Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Xenobiotika (z.B. Metalle,
Acrylate,
Biozide usw.)
T-Lymphozyt
Allergene (bei Sensibilisierung)
TNF-a
IL-1 IL-6
IL-8
CRP
Makrophage
Viren
intrazellulär
persistierende
Bakterien
IFN-g, IP-10 IL-17
IL-4
IL-10 u.a.
Mastzelle
Bakterien
Pilze
Xenobiotika (z.B. Flammschutzmittel,
Biozide usw.)
Histamin Leukotriene
TGF-b, ECP, Serotonin u.a.
Myelomonozytäre
Entzündung
Lymphozytäre
Entzündung
(TH1-Immunaktivierung)
Entzündung durch
Mastzellaktivierung
(Typ I)-allergische
Entzündung
Immunkomplexe
Bakterien
Pilze
Partikel (z.B. Titanoxid)
LPS
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Schema übernommen mit freundlicher
Genehmigung von Dr. V.v. Baehr, IMD
Berlin
Nervensystem Fieber, Anorexie
Fatigue
IDO-Aktivität
Depression
Immunsystem Anlockung weiterer Immunzellen (Chemotaxis)
T-Zellaktivierung (IFN-g )
Adhäsionsmoleküle
Entzündungsverstärkung
Mitochondrien
ATP-Bildung Zelluläre Hypoxie
Nitrosativer Stress
Muskel Proteinkatabolismus
Transmembranpotential
Schmerzwahrnehmung
Fibromyalgische Beschwerden
Fettgewebe Lipoproteinlipase
Fettsäurefreisetzung “Cachektin-Wirkung”
Gefäßendothel Adhäsionsmoleküle
Arteriosklerose
Schlaganfallrisiko
Hormonsystem
ACTH , Cortisol
Sexualhormone ↓ Stresseffekte
Knochen Osteoklastenaktivität
Knochenresorption
Osteoporose
Schleimhaut/Haut Kollagenaseaktivität
Gewebeabbau
Atrophie
TNF-a
IL-1
Beispiel: Myelomonozytäre Entzündung, das bedeutet
Alarm für den gesamten Organismus
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel © Dr. V.v. Baehr, IMD Berlin
Laborveränderungen bei einer chronisch-systemischen Entzündungskrankheit
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Nachweis von erniedrigten Werten für Serotonin und Tryptophan i.S, von DHEAS, Testosteron und Progesteron Nachweis eines Mangels an ATP, Glutathion, Zink, Coenzym Q 10, Alpha-Liponsäure sowie Selen und Carnitin Nachweis erhöhter Nitrostressparameter im Morgenurin (Citrullin, Nitrophenylessigsäure, Peroxynitrit )
Laborveränderungen bei einer chronisch-systemischen Entzündung?
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Erhöhung der proentzündlichen Zytokine wie TNF alpha, Interferon gamma, IP-10 (= stabiles IFN gamma), Interleukin 1ß, IL 6, IL 8. Entzündungsparameter wie CRP, BKS sind bei „silent inflammation“ meist nicht erhöht, d.h. bei alleiniger Bestimmung von „Routinelaborparametern“ ist die TH 1-getriggerte Entzündung nicht erkennbar) Häufig Erhöhung von Homocystein, Holotranscobalamin, Methylmalonsäure im Urin und Serum als Hinweis auf einen Vitamin B 12-Mangel
IFN-g
aktivierte
TH1-CD4-Zelle
IP-10
stabil im Serum
messbar
Stunden
IFN-g
IP-10
pg/ml im Serum
Tage
IP-10 - idealer Serummarker für die TH1-
Immunaktivierung (IP-10 = IFN-g-inducible protein 10)
sehr niedrige und
schwankende
Serumspiegel
© Dr.V.v. Baehr, IMD Berlin
Weitere Laborparameter bei chronisch-systemischer Entzündung
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
• LDH-Erhöhung und der Iso-Enzyme LDH 3-LDH 5 als Hinweis auf eine sekundäre metabolische Mitochondropathie • CK-Erhöhung (CK-MM), v.a. bei Muskelschmerzen • Pathologisches Neurostressprofil (Speicheltest) für Cortisol, Adrenalin, Dopamin, Noradrenalin und Serotonin. • Oxydativer Stress mit erhöhtem LDL-MDA (Malon- dialdehyd-modifiziertes LDL-Cholesterin) und Bildung von Oxidantien (ROS) wie Peroxide und Superoxide Das LDL-MDA gibt Hinweis auf systemische Effekte eines andauernden oxidativen Stresses
„Entzündung macht Mitochondriopathie und
Mitochondriopathie macht Entzündung“
W.Huber, V.v.Baehr,unpublished data,
Abb. modifiziert von Dr. V.v.Baehr nach Pall, (PhD) Martin L.: Explaining 'Unexplained Illnesses': Disease
Paradigm for Chronic Fatigue Syndrome, Multiple Chemical Sensitivity, Fibromyalgia, Post-traumatic Stress
Disorder, Gulf War Syndrome, and Others, ISBN 978-0-7890-2389-6
silent
Inflammation
IL-1, TNF-a
IL-6, IFN-g, IP 10 Histamin, ECP
NFkB
Oxidativer Stress
MDA-LDL
Nitrosativer Stress
Stickstoffmonoxid
Peroxynitrit
iNOS Superoxid
Mitochondriopathie
ATP
Stressoren wie z.B. bakterielle und virale Antigene, Schimmel-Pilze, Umweltallergene,
Xenobiotika (Pestizide, Lösungsmittel), Fremdmaterialien, physische Traumata (z.B. HWS-
Trauma), schwerer psychologischer Stress mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS)
TH2-Dominanz
Verlust von
Treg-Zellen
Gestörte
Immuntoleranz
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Biochemische Zusammenhänge der Wirkung der Stressoren auf
den Zellstoffwechsel
© Dr. V.v.Baehr, IMD Berlin
Einige Faktoren, die eine Th 1- Zytokinantwort und damit auch eine Depression auslösen können
• Infektionen mit intrazellulären Erregern wie z.B. Borrelien s.l., Mycoplasmen, Chlamydien, Rickettsien (z.B. Anaplasmen, Coxiella, Bartonella), Babesien, Francisella tularensis u.a.
• Persistierende/reaktivierte neurotrope Viren wie z.B. Epstein-Barr (EBV), Herpes simplex (HSV 1/HSV 2), Cyto-megalie (CMV), Varizellen (VZV), HHV 6 u.a. m.
• Umweltschadstoffe wie Pestizide, Fungizide, PCP, PAK, Schimmelpilze, Farbenbestandteile, Benzol, Phthalate
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Weitere Ursachen für eine chronische Th 1-Aktivierung
• Metalle wie Ni, Cd, Al, Ba (nachweisbar durch eine Typ IV-Sensibilisierung oder im Dunkelfeld)
• Zahnersatzmaterialien wie Schwermetalle (Hg, Sn, Arg, Au, Pd), Methylmethacrylat (MMA) u.a.
• Endoprothetikbestandteile (Titan, Pd)
• Elektrosmog sowie oxidativer/nitrosativer Stress
• Entzündungsreize aus einem chronischen (meist Streptokokken)-Herdbefund z.B. in Zähnen, Tonsillen, Sinus maxillaris, ethmoidalis, frontalis oder in den Ober- und Unterkieferknochen („NICO“)
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel © Sension GmbH Augsburg
Bei gestörter Immunkompetenz sind niedrigere Spiegel
an Entzündungsmarkern zu erwarten, z.B.
- unter laufender antientzündlicher Therapie
- bei bestehenden Immundefekten
- im Alter
- auf Grund sekundärer Immundefekte bei konsumierenden
Erkrankungen
Die Reaktionsbereitschaft einzelner Entzündungsmarker
hängt vom Individuum und seiner Genetik (z.B. Zytokin-
polymorphismus Grad 1-3) ab.
- z.B. sind bei TNF-a oder IL1-High-Respondern deutlich
höhere Zytokinspiegel zu erwarten
Die Zytokinantwort auf Reize ist individuell sehr variabel
modifiziert bei © Dr. V.v.Baehr, IMD Berlin Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Welche Multisystemerkrankungen werden durch diesen biochemischen Signalweg ausgelöst und durch die systemische Entzündung unterhalten
Der biochemische Circulus vitiosus mit einer persistie-
renden systemischen Entzündungsreaktion wird wirk-
sam bei folgenden (bisher) als Multisystem-Erkrankun-
gen erkannten Krankheitsbildern (nach M. Pall, MD )
• Depression, Burn-out und Chronic Fatigue-Syndrom (CFS), posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
• Multiple Chemikaliensensitivität (MCS)
• Fibromyalgie
• Golf-Krieg -Syndrom
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Die „Karriereleiter“ eines chronisch kranken Patienten
Symptome/
Krankheit
Entwicklung einer
chronischen
entzündungs-
bedingten
Erkrankung
Genetische
Prädispositionen
z.B. Entgiftungskapazität,
Allergien, HLA, angeborene
Immun- und Enzymdefekte,
Polymorphismen .....
Triggerfaktoren
Allergene, Toxine, Erreger, Strahlen
Oxidativer und nitrosativer Stress ....
Biochemische und immunologische Veränderungen
© Dr. V. von Baehr, IMD Berlin
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Frankenthal 9.6.2013 Dr. Hopf-Seidel
Je nach den Ursachen kann sich durch eine gezielten Therapie der systemischen Entzündung (z.B. durch Antibiotika, Virostatika, Zeolithe und DMPS zur SM-Aus-leitung, Vitamin-und Glutathion-Substitutionen) sich der entwur-zelte Lebensbaum - wenn auch vielleicht etwas zerzaust - wieder aufrichten…..
Weitere Informationen über das Krankheits-bild der (chronischen) Borreliose als einer Multisystemerkrankung finden Sie unter www.dr-hopf-seidel.de sowie in meinem Buch: Krank nach Zeckenstich. Borreliose erkennen und wirksam behandeln. Droemer und Knaur Verlag 2008
Foto privat
Ansbach 24.4.2013 Dr. Hopf-Seidel