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Bericht-Nr.: ACB-0218-8054/04
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Stellungnahme zur Geruchssituation aus landwirtschaftlichen Immissio-nen zum Bebauungsplan Nr. 17 „Oberostendorf - Gerbishofer Weg“
Bericht-Nr.: ACB-0218-8054/04
Jennifer Englert
Dr.-Ing. Wolfgang Henry
21. Februar 2018
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Titel: Stellungnahme zur Geruchssituation aus landwirtschaftlichen Immis-sionen zum Bebauungsplan Nr. 17 „Oberostendorf - Gerbishofer Weg“
Auftraggeber: Gemeinde Oberostendorf
Angerstraße 12
86869 Oberostendorf
Auftrag vom: 25.10.2017
Bericht-Nr.: Bericht-Nr.: ACB-0218-8054/04
Umfang: 16 Seiten
Datum: 21. Februar 2018
Bearbeiter: Jennifer Englert, Dr.-Ing. Wolfgang Henry
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Zusammenfassung: Die Gemeinde Oberostendorf plant die Aufstellung des Bebauungs-
planes Nr. 17 „Oberostendorf – Gerbishofer Weg“. Das Plangebiet
befindet sich am südlichen Ortsrand, angrenzend an bereits beste-
hende Bebauung und östlich der Staatsstraße St 2035. Das Gebiet
soll als Wohngebiet mit ca. 36 Baugrundstücken ausgewiesen wer-
den.
Im Rahmen einer lufthygienischen Untersuchung ist zu prüfen, inwie-
fern im geplanten Wohngebiet Nachteile oder Beeinträchtigungen
aus Geruchsimmissionen durch den südwestlich angrenzenden
landwirtschaftlichen Betrieb auf Flurstücknummer 117 zu erwarten
sind. Die Berechnung der Geruchsimmissionen erfolgt mit dem Ab-
standsmodell der VDI Richtlinie 3894, Blatt 2 und die Bewertung auf
Grundlage des in der Geruchsimmissionsrichtlinie festgelegten
Grenzwerts für Wohngebiete. Die Berechnung der Geruchsemissio-
nen erfolgt für die Haltung der genehmigten Rinderanzahl im Stall-
gebäude auf Flurstück 117, sowie für eine Güllegrube und insgesamt
vier bestehende und drei geplante Fahrsilos.
Der in der Geruchsimmissionsrichtlinie festgelegte Grenzwert für
Wohngebiete von maximal 10 % der Jahresstunden wird mit Aus-
nahme der am äußersten Südwesten gelegenen Baugrundstücke
(Nummer 18, 24 und 25) im Plangebiet sicher eingehalten. Für die
Grundstücke 18, 24 und 25 werden höhere Geruchsimmissionen
erwartet. Für die Grundstücke 18 und 25 wird der Immissions-
Grenzwert für Dorfgebiete von 15 % Geruchsstundenhäufigkeit/Jahr
sicher eingehalten. Für Grundstück 24 sind Geruchsimmissionen bis
20 % der Jahresstunden wahrscheinlich.
Die angewendete Abstandsberechnung beruht auf einer vereinfach-
ten schematischen Betrachtung der Emissions-, Standort- und Aus-
breitungsbedingungen, was in vielen Fällen ausreichen kann. Wei-
terführende Prüfungen mit einem aufwändigeren Ausbreitungsmodell
(AUSTAL2000G) führen zu genaueren Ergebnissen.
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Inhalt
1 Situation und Aufgabenstellung ................................................................ 4
2 Beurteilungsgrundlagen ............................................................................. 4
2.1 Bundesimmissionsschutzgesetz ........................................................................... 4
2.2 Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) ................................................................... 4
2.2.1 Immissionsgrenzwerte nach GIRL .................................................................. 5
2.2.2 Belästigungswirkung unterschiedlicher Tierarten ........................................ 5
2.3 Sonstige Beurteilungsgrundlagen......................................................................... 6
2.4 Methodik zur Ermittlung von Geruchsimmissionen ............................................. 6
3 Untersuchungsgebiet .................................................................................. 7
4 Meteorologische Verhältnisse .................................................................... 8
5 Geruchsimmissionen von der angrenzenden Landwirtschaft .............. 10
5.1 Emissionsberechnung ......................................................................................... 11
5.2 Abstandsberechnung ........................................................................................... 11
5.3 Geruchsimmissionen im Plangebiet ................................................................... 12
6 Zusammenfassung .................................................................................... 14
7 Literaturverzeichnis ................................................................................... 15
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1 Situation und Aufgabenstellung
Die Gemeinde Oberostendorf plant die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 17
„Oberostendorf – Gerbishofer Weg“. Das Plangebiet befindet sich am südlichen Ortsrand,
angrenzend an bereits bestehende Bebauung und östlich der Staatsstraße St 2035. Das
Gebiet soll als Wohngebiet mit ca. 36 Baugrundstücken ausgewiesen werden.
Im Rahmen einer lufthygienischen Stellungnahme ist zu prüfen, inwiefern im geplanten
Wohngebiet Nachteile oder Beeinträchtigungen aus Geruchsimmissionen durch den süd-
westlich angrenzenden landwirtschaftlichen Betrieb auf Flurstücknummer 117 zu erwarten
sind.
Hinweis: Die anzuwendende Abstandsberechnung beruht auf einer vereinfachten schemati-
schen Betrachtung der Emissions-, Standort- und Ausbreitungsbedingungen, was in vielen
Fällen ausreichen kann. Weiterführende Prüfungen mit einem aufwändigeren Ausbreitungs-
modell (AUSTAL2000G) führen zu genaueren Ergebnissen.
2 Beurteilungsgrundlagen
2.1 Bundesimmissionsschutzgesetz
Grundlage für die Beurteilung von Luftverunreinigungen ist das Bundes-
Immissionsschutzgesetz (BImSchG) [1]. Nach § 3 BImSchG fallen Gerüche bei Erfüllung
bestimmter Kriterien in die Kategorie erheblicher Umweltbelästigungen:
„(1) Schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne dieses Gesetzes sind Immissionen, die
nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder er-
hebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen.
…
(4)) Luftverunreinigungen im Sinne dieses Gesetzes sind Veränderungen der
natürlichen Zusammensetzung der Luft, insbesondere durch Rauch, Ruß,
Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe oder Geruchsstoffe.“
2.2 Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL)
In der TA Luft [2] wird die Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen durch Gerüche
geregelt; sie enthält aber keine Vorschriften zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkun-
gen durch Geruchsimmissionen. Für eine derartige Regelungslücke gilt, dass die zur Prüfung
und Entscheidung berufenen Behörden auf andere Erkenntnisquellen zurückgreifen müssen.
Als eine solche kommt in erster Linie die Geruchsimmissionsrichtlinie (GIRL [3]) des Länder-
ausschusses für Immissionsschutz in Betracht, die in den meisten Bundesländern durch ei-
nen Landeserlass verbindlich eingeführt worden ist. In Bayern ist derzeit keine spezielle
Richtlinie vorgeschrieben und die GIRL wird als sogenannte Erkenntnisquelle bei der Abwä-
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gung zum Geruchsimmissionsschutz herangezogen. Sie enthält technische Normen, die auf
Erkenntnissen von Sachverständigen beruhen und stellt den aktuellen Stand von Wissen-
schaft und Technik dar.
2.2.1 Immissionsgrenzwerte nach GIRL
Gemäß den Vorgaben der GIRL werden Immissionswerte auf Basis von Geruchswahrneh-
mungshäufigkeiten berechnet. Folgende Immissionswerte (relative Häufigkeiten der Ge-
ruchsstunden pro Jahr) sind für die Gesamtbelastung in Abhängigkeit der Nutzungsgebiete
festgesetzt:
Wohn- und Mischgebiete: 0,10 (10 % der Jahresstunden);
Gewerbe-/Industriegebiete: 0,15 (15 % der Jahresstunden);
Dorfgebiete: 0,15 (15 % der Jahresstunden).
In speziellen Fällen sind unter Berücksichtigung der Auslegungshinweise zu Nr. 3.1 der GIRL
auch andere Zuordnungen der Immissionsgrenzwerte möglich. Dazu wird in der GIRL ausge-
führt:
„Gemäß BauNVO § 5 Abs. 1 dienen Dorfgebiete der Unterbringung der Wirtschaftsstellen
land- und forstwirtschaftlicher Betriebe, dem Wohnen und der Unterbringung von nicht
wesentlich störenden Gewerbebetrieben sowie der Versorgung der Bewohner des Gebie-
tes dienenden Handwerksbetrieben. Auf die Belange der land- und forstwirtschaftlichen
Betriebe - einschließlich ihrer Entwicklungsmöglichkeiten - ist vorrangig Rücksicht zu
nehmen. Dem wird durch die Festlegung eines Immissionswertes von 0,15 Rechnung ge-
tragen. In begründeten Einzelfällen sind Zwischenwerte zwischen Dorfgebieten und Au-
ßenbereich möglich, was zu Werten von bis zu 0,20 am Rand des Dorfgebietes führen
kann.
Analog kann beim Übergang vom Außenbereich zur geschlossenen Wohnbebauung ver-
fahren werden. In Abhängigkeit vom Einzelfall können Zwischenwerte bis maximal 0,15
zur Beurteilung herangezogen werden. […]
Hat sich ein Dorf zum Wohngebiet entwickelt, so ist eine Zuordnung zum Wohn-
/Mischgebiet (IW = 0,10) erforderlich. Auch in diesen Fällen ist bei entsprechender Be-
gründung die Festlegung von Zwischenwerten möglich.“
2.2.2 Belästigungswirkung unterschiedlicher Tierarten
Bei der Beurteilung der Geruchsimmissionen ist die Geruchsbelästigung unterschiedlicher
Tierarten zu berücksichtigen. Grundlage dafür ist das Verbundprojekt zur „Geruchsbeurtei-
lung in der Landwirtschaft“ [4]. Zur Würdigung dieses Sachverhaltes ist nach GIRL die beläs-
tigungsrelevante Kenngröße IGb zu berechnen, die mit den in Abschnitt 2.2.1 genannten
Grenzwerten verglichen wird.
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Zur Ermittlung des beurteilungsrelevanten Immissionswerts wird die Gesamtbelastung IG mit
dem Faktor der tierartspezifischen Geruchsqualität f gewichtet. In der GIRL sind die folgen-
den Faktoren festgelegt:
Tabelle 1: Gewichtungsfaktoren für die tierspezifische Geruchsqualität gemäß GIRL
Tierart Gewichtungsfaktor f
Mastgeflügel (Puten, Masthähnchen) 1,5
Mastschweine, Sauen (bis zu einer Tierplatzzahl von ca. 5.000 Mastschweinen) 0,75
Milchkühe mit Jungtieren (einschließlich Mastbullen und Kälbermast) 0,5*
*) Für den Vollzug in Bayern wurde vom Bayerischen Arbeitskreis „Immissionsschutz in der
Landwirtschaft“ für Milchviehhaltung sowie für Pferdehaltung ein abweichender Faktor von
f = 0,4 festgelegt [5] und in dieser Begutachtung angewendet.
Der tierartspezifische Faktor bezieht sich nach allgemeiner gutachterlicher Praxis sowohl auf
die Emissionen des Tierbestands, als auch auf die mit der Tierhaltung in Beziehung stehen-
den Emissionsquellen (z. B. Festmistlager, Güllebehälter, Silagelager). Für Tierarten, die in
Tabelle 1 nicht aufgeführt sind, wird keine Bewertung vorgenommen.
2.3 Sonstige Beurteilungsgrundlagen
Für die Geruchsbewertung und den Vollzug sind neben der Geruchsimmissionsrichtlinie
ebenso die Ausführungen des Bayerischen Arbeitskreises „Immissionsschutz in der Land-
wirtschaft“ [5] sowie das IMS vom 10.06.1996 und 25.03.1997 zu Immissionsschutzbelangen
im Bauplanungsrecht heranzuziehen [6].
2.4 Methodik zur Ermittlung von Geruchsimmissionen
Zur Ermittlung der Emissionen und Einschätzung der Immissionssituation wird die VDI-
Richtlinie 3894, Blatt 2 zu Grunde gelegt [7]. Sie enthält Berechnungsvorschriften zur Be-
stimmung des Mindestabstandes von Emissionsquelle zu Immissionsort zur Erfüllung der
GIRL-Vorgaben.
Die Prüfung der spezifischen Randbedingungen in Oberostendorf hat ergeben, dass die Vo-
raussetzungen zur Anwendung der Abstandsrichtlinie VDI 3894, Blatt 2 erfüllt sind. Zur Beur-
teilung der Immissionssituation wird der Mindestabstand von Emissionsquelle zu Immissions-
ort bestimmt, bei dem die Grenzwerte der GIRL eingehalten werden.
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3 Untersuchungsgebiet
Die möglichen Wohngebietsflächen befinden sich am südlichen Ortsrand von Oberostendorf,
angrenzend an bereits bestehende Bebauung und östlich der Staatsstraße St 2035. Südlich
angrenzend befindet sich ein landwirtschaftlicher Betrieb. Eine Übersichtskarte ist in Abbil-
dung 1 enthalten. Der Bebauungsplanentwurf ist in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 1: Lageplan mit B-Plangebiet und landwirtschaftlichem Betrieb Stich GbR mit
Stand der Bebauung 2017, Kartengrundlage: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
Plangebiet
Stich GbR
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Abbildung 2: Bebauungsplanentwurf
4 Meteorologische Verhältnisse
Für die Beurteilung der Geruchsausbreitung sind für das Untersuchungsgebiet räumlich und
zeitlich repräsentative meteorologische Daten zu verwenden, da das Ausbreitungsverhalten
freigesetzter Luftschadstoffe maßgeblich durch die Windrichtungsverteilung bestimmt wird.
Für Oberostendorf wird eine Zeitreihe der Station Landsberg am Lech (Stations-Nr. 10857)
des Deutschen Wetterdienstes verwendet. Die Messstation liegt zirka 18 km nordöstlich vom
Untersuchungsgebiet und ist aufgrund der örtlichen Nähe als repräsentativ anzusehen. Die
verwendeten Daten stammen aus dem Jahr 2002.
Abbildung 3 zeigt die Wind-Transportrichtungen an der Messstelle, die in die Abstandsbe-
rechnung für den Bebauungsplan in Oberostendorf eingehen. Das Untersuchungsgebiet ist
deutlich durch Winde aus südwestlichen Richtungen in Transportrichtung Nordosten ge-
kennzeichnet.
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Windschwache Lagen mit Windgeschwindigkeiten kleiner 1 m/s kommen am Referenzstand-
ort in weniger als 16 % der Jahresstunden vor. Windstille Perioden treten nicht auf (Häufig-
keit 0,14 %).
Abbildung 3 Wind-Transportrichtungen am Standort Landsberg am Lech, Stations-Nr. 10857, Deutscher Wetterdienst.
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5 Geruchsimmissionen von der angrenzenden Landwirtschaft
Südwestlich angrenzend an das B-Plangebiet befindet sich die das landwirtschaftliche An-
wesen der Stich GbR. Folgende Abbildung 4 zeigt die Lage der für die Berechnung der Min-
destabstände berücksichtigte Emissionsquellen. Relevante Geruchsemissionen entstehen
durch den Milchviehstall, sowie durch eine Güllegrube und drei an das Stallgebäude angren-
zende bestehende Fahrsilos (Silo 2, 3, 4). Drei weitere Fahrsilos sind zusätzlich in Planung
und wurden bei den Emissions-Berechnungen berücksichtigt (Silo 1, 5, 6). Ein weiteres
Fahrsilo grenzt direkt an das Bebauungsplangebiet an (Silo 7).
Abbildung 4 Lage der Emissionsquellen landwirtschaftlicher Betrieb Stich GbR, Kartengrundlage: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
Stich GbR
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5.1 Emissionsberechnung
Grundlage für die Berechnung ist die genehmigte Anzahl an Rindern (vgl. Tabelle 2) sowie
die Güllegrube und die Fahrsilos. Die Berechnung des Geruchsemissionsstroms erfolgt nach
VDI 3894, Blatt 1 [8].
Tabelle 2: Umrechnung des Viehbestands in Tierlebendmasse und Berechnung des Geruchsemissionsstroms für den Milchviehstall der Stich GbR
Emissionsquelle Anzahl Tiere
Umrechnungsfak-tor [GV]
Gesamte Tier-lebendmasse
[GV] Emissionsfaktor
[GE/s*GV-1]
Geruchsemis-sionsstrom
[GE/s]
Kühe und Rinder (über 2 J.) 76 1.2 91.2 12 1094
Weibliche Rinder (1 bis 2 J.) 16 0.6 9.6 12 115
Weibliche Rinder (0,5 bis 1 J.) 8 0.4 3.2 12 38
Kälberaufzucht (bis 6 Monate) 16 0.19 3.04 12 36
Mastkälber (bis 6 Monate) 5 0.3 1.5 30 45
Tabelle 3: Berechnung des Geruchsemissionsstroms der Flächenquellen für den landwirtschaftlichen Betrieb der Stich GbR
Emissionsquelle Fläche [m²]
Emissionsfaktor [GE/(s*m²)]
Geruchsemissionsstrom [GE/s]
Güllegrube (Rindergülle) 314 3 942
Fahrsilo 1 bis 6 (Anschnittsfläche) 3,5 6 21 (6x = 126)
Fahrsilo 7 (Anschnittsfläche) 2,5 6 15
5.2 Abstandsberechnung
Für die Berechnung der Mindestabstände wird dem landwirtschaftlichen Betrieb ein Emissi-
onsschwerpunkt zugeordnet. Da mehrere Quellen vorhanden sind und diese voneinander
entfernt liegen, wird ein Zusatzabstand berücksichtigt (maximaler Abstand zwischen Emissi-
onsschwerpunkt und der am weitesten entfernten Emissionsquelle). Für die einzelnen Quel-
len wurden die folgenden Emissionsschwerpunkte mit dem jeweiligen Zusatzabstand be-
stimmt:
Tabelle 4: Emissionsschwerpunkte und Zusatzabstände gem. VDI 3894, Blatt 2
Emissionsquelle Emissionsschwerpunkt (GK4) Zusatzabstand
Milchviehstall 4406306 / 5311836 15 m
Güllegrube 4406253 / 5311854 36 m
Fahrsilo 1 bis 6 4406294 / 5311884 35 m
Fahrsilo 7 4406362 / 5311950 132 m
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Die Plangrenzen des Wohngebiets liegen im kürzesten Abstand etwa 157 m vom Emissions-
schwerpunkt des landwirtschaftlichen Betriebs entfernt. Mit der Methode zur Abstandsbe-
stimmung nach VDI 3894, Blatt 2 [7], wird anhand der Windrichtungshäufigkeitsverteilung die
Entfernung vom Emissionsschwerpunkt (ES) berechnet, bei der die Einhaltung des GIRL-
Grenzwerts für Wohngebiete sichergestellt werden kann. Für die Rinderhaltung gilt in Bayern
ein geringerer Belästigungsgrad als in der GIRL. Wie in 2.2.2 beschrieben, wird die tierspezi-
fische Geruchsqualität mit einem Faktor von 0,4 berücksichtigt.
5.3 Geruchsimmissionen im Plangebiet
Die dargestellte Immissionssituation bezieht sich auf die genehmigte Viehanzahl (vgl. Tabel-
le 2). In Abbildung 5 ist der Richtlinienabstand nach VDI 3894/2 dargestellt. Er stellt den
Mindestabstand dar, der eingehalten werden muss, um den GIRL-Grenzwert von 10 % (Ge-
ruchshäufigkeit aller Jahresstunden) nicht zu überschreiten. Außerhalb der Abstandslinie
sind die Geruchsstundenhäufigkeiten noch geringer als 10 %.
Mit Ausnahme der am äußersten Südwesten gelegenen Baugrundstücke (Nummer 18, 24
und 25, vgl. Abbildung 2) wird der Grenzwert für Wohngebiete im Plangebiet sicher eingehal-
ten. Für die Grundstücke 18, 24 und 25 werden höhere Geruchsimmissionen erwartet. Für
die Grundstücke 18 und 25 wird der Immissions-Grenzwert für Dorfgebiete von 15 % Ge-
ruchsstundenhäufigkeit/Jahr sicher eingehalten. Für Grundstück 24 sind Geruchswahrneh-
mungen bis 20 % der Jahresstunden wahrscheinlich, womit auch der Grenzwert für Dorfge-
biete überschritten wäre. Durch entsprechende Wahl der Randbedingungen der Richtlinie
wird sichergestellt, dass grundsätzlich eine konservative Beurteilung erfolgt.
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Richtlinienabstand [m] (blaue Markierungen ) = Mindestabstand zur Einhaltung des Grenzwertes von 10% Geruchsstundenhäufigkeit/Jahr unter Berücksichtigung des Belästigungsgrades der Tierart Milchkuh mit Jungtieren; ES: Emissionsschwerpunkt der Einzelquellen; Zusatzabstand vom ES: 132 m
Der Richtlinienabstand [m] mit roter Markierung () liegt aufgrund der Windrichtungshäufigkeit (>5% der Jahresstunden) im Grenzbereich der Anwendbarkeit der VDI 3894/2 und dient daher als Orientierungswert.
Abbildung 5: Richtlinienabstand in Metern vom landwirtschaftlichen Betrieb
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6 Zusammenfassung
Die Gemeinde Oberostendorf plant die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 17
„Oberostendorf – Gerbishofer Weg“. Das Plangebiet befindet sich am südlichen Ortsrand,
angrenzend an bereits bestehende Bebauung und östlich der Staatsstraße St 2035. Das
Gebiet soll als Wohngebiet mit ca. 36 Baugrundstücken ausgewiesen werden.
Im Rahmen einer lufthygienischen Untersuchung ist zu prüfen, inwiefern im geplanten
Wohngebiet Nachteile oder Beeinträchtigungen aus Geruchsimmissionen durch den süd-
westlich angrenzenden landwirtschaftlichen Betrieb auf Flurstücknummer 117 zu erwarten
sind. Die Berechnung der Geruchsimmissionen erfolgt mit dem Abstandsmodell der VDI
Richtlinie 3894, Blatt 2 und die Bewertung auf Grundlage des in der Geruchsimmissionsricht-
linie festgelegten Grenzwerts für Wohngebiete. Die Berechnung der Geruchsemissionen
erfolgt für die Haltung der genehmigten Rinderanzahl im Stallgebäude auf Flurstück 117,
sowie für eine Güllegrube und insgesamt vier bestehende und drei geplante Fahrsilos.
Der in der Geruchsimmissionsrichtlinie festgelegte Grenzwert für Wohngebiete von maximal
10 % der Jahresstunden wird mit Ausnahme der am äußersten Südwesten gelegenen Bau-
grundstücke (Nummer 18, 24 und 25) im Plangebiet sicher eingehalten. Für die Grundstücke
18, 24 und 25 werden höhere Geruchsimmissionen erwartet. Für die Grundstücke 18 und 25
wird der Immissions-Grenzwert für Dorfgebiete von 15 % Geruchsstundenhäufigkeit/Jahr
sicher eingehalten. Für Grundstück 24 sind Geruchsimmissionen bis 20 % der Jahresstun-
den wahrscheinlich.
Die angewendete Abstandsberechnung beruht auf einer vereinfachten schematischen Be-
trachtung der Emissions-, Standort- und Ausbreitungsbedingungen, was in vielen Fällen aus-
reichen kann. Weiterführende Prüfungen mit einem aufwändigeren Ausbreitungsmodell
(AUSTAL2000G) führen zu genaueren Ergebnissen.
Greifenberg, 21. Februar 2018
ACCON GmbH
Jennifer Englert Dr.-Ing. Wolfgang Henry
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7 Literaturverzeichnis
[1] BImSchG - Bundes-Immissionsschutzgesetz, "Gesetz zum Schutz vor schädlichen
Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und
ähnliche Vorgänge", Fassung vom 26. September 2002.
[2] TA Luft, "Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft", 2002.
[3] GIRL Geruchsimmissions-Richtlinie, "Feststellung und Beurteilung von
Geruchsimmissionen", in der Fassung vom 29.02.2008 und Ergänzung vom 10.09.2008.
[4] Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen, "Geruchsbeurteilung in der Landwirtschaft.
Bericht zu Expositions-Wirkungsbeziehungen, Geruchshäufigkeit, Intensität, Hedonik und
Polaritätenprofilen.", Materialien 73, Essen 2006.
[5] Bayerischer Arbeitskreis Immissionsschutz in der Landwirtschaft, Arbeitshilfe:
"Abstandsregelung für Rinder- und Pferdehaltungen", Kap. 3.3.2, Stand: 10/2013.
[6] Bayerisches Staatsministerium des Inneren, Schreiben vom 10.06.1996 zum Vollzug der
Baugesetze; Immissionsschutzbelange im Bauplanungsrecht (aktualisierte Fassung vom
25.03.1997), 1996.
[7] Verein deutscher Ingenieure, VDI 3894, Blatt 2: "Emissionen und Immissionen aus
Tierhaltungsanlagen - Methode zur Abstandsbestimmung - Geruch", November 2012.
[8] Verein deutscher Ingenieure, VDI 3894, Blatt 1: "Emissionen und Immissionen aus
Tierhaltungsanlagen; Haltungsverfahren und Emissionen; Schweine, Rinder, Geflügel,
Pferde", September 2011.