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DAS STRASSEN-KUNST-MAGAZIN AUSGABE #4 AUGUST/SEPTEMBER 2011 (WWW.STREET-MAG.DE) MARKUS KAVKA BODI BILL BIROL ÜNEL # 4 STREET MAG „WO SIND DENN NUN DIE JUDEN?“ S.14 - ROBIN HARTMANN DEN PREIS MACHST DU 1,50 EURO (EMPFOHLEN)

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www.street-mag.de / www.streem-magazine.de streetmag (heißt jetzt STREEM) ist ein urban art & street magazine und dient als Plattform für Künstler aller Genres. Das Magazin wird von obdach- oder mittellosen Mitmenschen vertrieben, die das Magazin gratis und somit den kompletten Verkaufserlös erhalten. Den Preis bestimmen die Käufer (empfohlen 1,50 Euro), der dem Straßenverkäufer zu 100% zu Gute kommt. Verbreitunsgebiet: Berlin Auflage: 20.000 Ex.

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#04 STREETMAG

S.MFDAS STRASSEN-KUNST-MAGAZINAUSGABE #4 AUGUST/SEPTEMBER 2011 (WWW.STREET-MAG.DE)

MARKUS KAVKA BODI BILLBIROL ÜNEL

# 4STREETMAG

„WO SIND DENN NUN DIE JUDEN?“S.14 - ROBIN HARTMANN

DEN PREIS MACHST DU1,50 EURO (EMPFOHLEN)

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Berlin Wall Contemporary Design Artistsnhow Hotel . Stralauer Allee 3 . 10245 BerlinOpening 18. 08. 2011

Kiddy Citny

LuxPopArt

Thierry Noir

Jakob Wagner

Chor Boogie

www.visiblewall.com

www.mauerminiaturen.de

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ist ein Straßen-Kunst-Magazin mit 100% sozialem Hin-tergrund. Dieses Magazin dient als Plattform für talentierte Künst-ler aller Genres, informiert über die Schicksale junger Menschen, die auf der Straße gelandet sind und wird durch Interviews zahlreicher prominenter Musiker und Schauspieler unterstützt.

In dieser Ausgabe: Birol Ünel, Bodi Bill und Markus Kavka. STREETMAG wird durch Einnahmen aus Charity-Veran-staltungen, Werbeaktionen und -anzeigen finanziert. Es bietet im Gegensatz zu anderen Straßenmagazinen kei-ne Notunterkünfte, kostenlose Verpflegung, soziale oder rechtliche Beratung und Betreuung. Deshalb kann es an die in Berlin und Stuttgart lebenden obdach- und mittel-losen Mitmenschen kostenlos zum Vertrieb verteilt wer-den. Die STREETMAG-Verkäufer bestimmen selbst den Preis (empfohlener Verkaufspreis 1,50 €) und erhalten 100% ihres Verkaufserlöses.

Vielen Dank für Ihren Beitrag, den Sie durch den Kauf die-ses Magazins geleistet haben!

Du bist ein Künstler, Autor, Fotograf, Illustrator, Filmema-cher, Modedesigner oder Journalist und möchtest Deine Texte, Artikel, Berichte, Kurzgeschichten, Gedichte, Foto-strecken usw. veröffentlichen oder auf anstehende Aus-stellungen oder besondere Events aufmerksam machen? Dann schicke Deinen Beitrag einfach an: [email protected]

S.04 Ein Gesicht unserer Straßen: Canny S.06 Metropol FM Dönerstag mit Birol ÜnelS.08 Bodi BillS.10 Markus KavkaS.12 LMNZS.13 Graffitibox Summer JamS.14 „Wo sind denn nun die Juden?“S.16 Gluteus MaximusS.18 Ohne dich kann ich nicht leben ..S.19 „Hinschauen“ S.20 Neonreklame S.22 Mein Kreuz ist krumm...S.23 Nackte Tatsachen S.24 ComicS.26 Meine GeschichteS.27 Neues von der Couch IVS.28 Mit Herz S.30 STREETMAG-Abhol-Stationen S.31 Impressum

STREETMAG

INHALT

EDITORIAL

Keine Zeit zu Leben – ein Syndrom der Großstadt: Reiz-überflutung, Termine, Karriere – man muss sich täglich durchbei-ßen – jeder. Frau/Mann – Alt und Jung. Und wozu das? Wer oder was treibt uns dazu Sachen zu machen, die wir als Kinder mit Sicherheit nicht wollten? Innere Zufriedenheit ist da der einzig sichere Weg durch dieses Cha-os von Geltungsdrang und komplexbeladenen Profilneurosen, die wir [vermeintlich] modernen Menschen über die Jahre auf uns geladen haben. Ellbogengesellschaft wird das im Volksmund genannt.

Die Medien definieren uns ein Menschenbild. Das „Sein“ nach innen wie nach außen. Die Musik, die Mode – alles! Hollywood erklärt uns anschaulich, wie man sich zu verhalten hat – wie man leben, lieben und hassen soll.

Der Fernseher ersetzt schon lange die Familie und ist Mittelpunkt nicht nur in fast jedem Wohnzimmer, sondern auch im Geist: nach Hause kommen und erst mal zappen – schauen, watt so in der Welt passiert is – man muss ja morgen auf der Arbeit oder in der Schule mitreden können.

Jeder will online sein, dazugehören und integriert sein, in einem me-dialen System, welches der Einzelne im Grunde gar nicht versteht. Und warum?

Die Antwort muss jeder für sich [in sich] finden.

STREETMAG bietet jedem freien Menschen die Möglichkeit, ein pro-duktiver Bestandteil in unserem Zeitungssystem zu sein: Beiträge und Veranstaltungen – Gemeinsamkeiten schaffen – Vernetzen ist das Ziel – Zusammen gegen soziale Ungerechtigkeit kämpfen bzw. schreiben – Heulen kann jeder - Änderungen müssen her! Volksnahe Medien: ehrlich, direkt und authentisch.

Grafiker & Designer sind gerne aufgerufen, Konzepte und Layouts für das STREETMAG einzureichen, da jede 4. Ausgabe durch ein kom-plett neues DesignTeam gestaltet wird und in einer neuen Stadt der Bundesrepublik veröffentlich wird.

Hochachtungsvoll, STREETMAG [Aleksandar Vidojković]

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CANNY (19 J.) WURDE AB IHREM 7. LEBENS-JAHR VON IHREM STIEFVATER VERGEWAL-TIGT. ERST MIT 14 JAHREN TRAUTE SIE SICH, ES IHRER MUTTER ZU ERZÄHLEN. DARAUFHIN WURDE SIE VOM STIEFVATER ALS LÜGNERIN BESCHIMPFT UND AUS DER WOHNUNG GEWORFEN.

EIN GESICHT UNSERER STRASSEN: CANNY

Und deine Mutter hat ihm geglaubt?Canny: Ja, die is meinem Stiefpappen voll hörig.

Das hab ich ihr auch mal in ’nem Brief geschrieben, dass sie sich nich so abhängig machen soll von dem, dass ich sie lieb hab, dass ich sie vermiss etc. pp. Es kam dann auch ein Brief zurück, in dem drin stand, dass sie sich nich hörig macht usw., aber ich hab ge-nau gesehen, dass das nicht ihre Schrift war, sondern dass das mein Stiefvater geschrieben hat!

Was ist mit deinem leiblichen Vater? Hast du Kontakt zu ihm?

Canny: Mein Papi wohnt in England und ist bei den Hell’s Angels. Das ist unter anderem auch ein weite-rer Grund, warum mein Stiefvater mich damals raus-geschmissen hat. Weil nämlich irgendwann wär mein Papi vor der Tür gestanden und hätte mich, meinen Bruder, meine Schwester und meine Mutter abgeholt und dann wären abends, wenn mein Stiefpappen von der Arbeit nach Hause gekommen wäre, halt ein paar andere Leute dagestanden und hätten meinen Stiefpappen mal eben so kalt gemacht.

Weiß dein Vater denn, was alles passiert ist und dass du auf der Straße gelandet bist?

Canny: Ja, er weiß, was alles passiert ist, deswegen ist er ja am überlegen, ob er nach Deutschland kommt und mal eben „boom“ macht. Aber darauf hab ich keinen

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Ich hab denen zwar erklärt, dass ich da meine Leute hab und vor der Schule noch eine rauchen wollte und bisschen chillen, aber das ha-ben die nich eingesehen und dann haben sie mich rausgeschmissen.

Also war das Problem, dass die dir nicht vertraut und dir nicht ge-glaubt haben, dass du so früh in die Schule bist?

Canny: Ja.

Und was ist dann passiert? Durften die dich denn einfach so raus-schmeißen?

Canny: Ja! Ich bin wieder auf die Straße, gut, es gab so ’nen Ju-gendbetreuer, der sich um mich gekümmert hat. Aber ich bin mit 16 das erste Mal nach Berlin gekommen und war hier im betreuten Woh-nen. Mit 17 hab ich ’ne eigene Wohnung bekommen vom betreuten Wohnen aus. Aber mit 17 ½ wieder rausgeflogen, wieder ins betreute Wohnen und so weiter. Dann hab ich meinen Freund kennen gelernt, was bisher das Beste war, was mir passiert ist. Er hat jetzt ein Job-angebot von ’nem Bekannten von uns bekommen, bei dem ich ihn während der Arbeit immer besuchen kommen kann. Wenn er den Job hat, können wir uns endlich eine eigene Wohnung leisten und müs-sen nicht mehr schnorren.

Wo wohnt ihr im Moment?Canny: Bei ’ner Freundin. Aber der müssen wir von dem er-

schnorrten Geld immer was abgeben.

Willst du auch einen Job haben?Canny: Wir haben zwei Hunde, um die ich mich kümmern muss.

Die Kurze hier ist acht Monate alt und braucht ziemlich viel Sozial-kontakt zu anderen Hunden und Menschen, deswegen werd ich mich wahrscheinlich erst mal um die Hunde kümmern und um meine Ratte und die Wohnung halt. Schnorren ist ja im Grunde wie ein Job. Wir trinken nichts beim Schnorren wie andere. Wir sehen das richtig so als Arbeitszeit und nach der Arbeit trinken wir vielleicht mal ein Bier, wenn überhaupt, aber niemals währenddessen.

Aber später dann, wenn die Kurze größer ist, würd ich schon gern ’nen „richtigen“ Job haben. Ich zeichne sehr gerne und male auch gerne Bilder und ich streiche auch gerne Wände, also generell der Beruf Maler oder Zeichner würde mich sehr interessieren. Ich würde gerne eine Ausbildungsstelle als Malerin finden.

Gibt es sonst noch etwas, was du dir für die Zukunft und dein Leben wünschst?Canny: Hm, ja, dass ich mit diesem Arsch hier für immer zusammen bleibe (lacht). Wir wollen nämlich heiraten. Wir haben uns im Dezem-ber verlobt und wollten eigentlich im August heiraten, aber das ist alles nicht so einfach wegen dem ganzen Papierkram und der Koh-le. Aber ich weiß schon genau, wie mein Kleid aussehen soll, ich will nämlich ein weinrotes Kleid mit ’nem schwarzen Netz drüber. Mit Ro-sen oder Herzen im Netz. Und ’nen extrem langen Schleier. Ich will auf keinen Fall dann heiraten, wann meine Mutter und mein Stief-pappen geheiratet haben, deswegen der August … Ich wünschte, je-mand würde vorbeikommen und sagen: „Hey komm, ich hab Kohle, ich zahl euch die Hochzeit“ – Ja, das wär eigentlich mein größter Wunsch im Moment.

Bock, denn dann kommt er wieder in den Bau. Deswegen is es besser so.

Hast du Kontakt zu deinen Geschwistern?Canny: Mit meiner Schwester hab ich Kontakt über

Chat. Mit meinem Bruder demnächst wahrscheinlich auch, weil er zu Hause nicht kontrolliert wird am Compu-ter, da muss er nur mal fragen: „Papa, darf ich mal an den Computer?“, sich in dem Chatforum anmelden und dann können wir hoffentlich bald jeden Tag schreiben. Da freu ich mich schon.

Und was ist mit deiner Mutter, hast du zu ihr auch Kon-takt?

Canny: Solange mein Stiefpappen da ist, will ich kei-nen Kontakt zu meiner Mutter!

Was rätst du denn anderen Mädchen, die vergewaltigt wurden?

Canny: Sie sollen sich möglichst an Leute wenden, die das selber durchgemacht, aber schon überstanden haben. Die können am besten helfen. Die meisten sagen: geh zum Psychologen, aber ich finde, die machen alles nur noch schlimmer. Da vertieft man das noch mehr. Ich bin selber zum Psychologen gegangen deswegen und das halbe Jahr hat es für mich alles verschlimmert. Ich hab dann ’ne Frau getroffen, die wurde auch vergewaltigt und die hat mir geholfen, das zu überstehen. Die hat mir auch erklärt: zurückschauen bringt nichts, schau lieber nach vorne. Denk nicht an das, was dir passiert ist, sondern an das, was du machen willst. Mein Freund sagt immer: „in sich gehen, sich ’ne Mülltonne vorstellen und was Schei-ße ist, reinwerfen und weg damit“.

Hast du manchmal Alpträume?Canny: Eher so Déjà-vu-Träume. Damals hatte ich

ziemlich viele Alpträume. Das hat mit meiner Psyche zu tun, weil ich psychisch instabil war durch die ganzen Er-lebnisse. Mittlerweile hat es sich gelegt, dadurch dass ich meinen Freund habe. Der hilft mir bei allem.

Hast du einen Schulabschluss?Canny: Ja, ich hab meinen Realschulabschluss ge-

macht. Ich hab zwar von 14 bis 16 auf der Straße gelebt, aber ich hatte ’nen guten Kumpel, dem hab ich Freitags immer mein Handy mitgegeben, dann hat er mir das voll aufgeladen Sonntag wieder gebracht, so dass ich mir den Wecker von Montag bis Freitag stellen konnte, um pünkt-lich an der Schule zu sein.

Wie, du bist dann morgens zur Schule gegangen und da-nach auf die Straße und hast da auch gepennt?

Canny: Ja, im Sommer hab ich im Park gepennt, die Polizei hat mich gesehen – hat keiner was gesagt. Und sonst hat draußen auch keiner was gesagt, aber irgend-wann ist in der Schule rausgekommen und dann bin ich in ’nen Jugendnotdienst gekommen. Da wurde ich nach zwei Wochen wieder rausgeschmissen, weil die mit mei-ner Art und Weise nicht klargekommen sind. Weil ich morgens um sechs aufgestanden bin, mich fertig ge-macht habe und dann um halb sieben an der Schule war.

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METROPOL FM DÖNERSTAGMIT BIROL ÜNEL UND STREETMAG-MACHER ALEKSANDAR VIDOJKOVIĆ

BIROL ÜNEL IST GRÜNDUNGSMITGLIED DES GENIUS ART CORP E.V. (DER VEREIN HIN-TER STREETMAG) UND SCHAUSPIELER, DER DURCH DEN PREISGEKRÖNTEN FILM „GE-GEN DIE WAND“ (DUVARA KARŞI) VON STAR-REGISSEUR FATIH AKIN INTERNATIONAL BERÜHMT WURDE. BIROL LEBT IN BERLIN UND BESCHÄFTIGT SICH, NEBEN SEINER SCHAUSPIELEREI, MIT DEN SCHICKSALEN VON MENSCHEN, DIE AUF DER STRASSE LE-BEN. GEMEINSAM MIT STREETMAG-MACHER UND GENIUS ART CORP-VORSTAND ALEK-SANDAR VIDOJKOVIĆ WAR ER ZU GAST BEI DÖNERSTAG, DER ZWIEBELIGSTEN SENDUNG BERLINS MIT DER REIZENDEN MODERATORIN ŞIRIN, DIE JEDEN DONNERSTAG ZWISCHEN 18 UND 19 UHR VON DEUTSCH-TÜRKISCHEN GESCHICHTEN BERICHTET – METROPOL FM: BERLIN UKW 101,9 / STUTTGART UKW 95,4.

Sirin: Jeder, der Dönerstag kennt, weiß, dass es am Anfang eine ganz wichtige und traditionell gestellte Frage gibt: Wie bestellt ihr denn euren Döner?

Atze (Sirins Spitzname für Aleksandar): Ich ohne Rotkohl und scharfe Soße.

Birol: Ich mit der weißen Soße und ohne diesen ganzen Salat-quatsch und sehr knusprig, durchgebraten und ganz wichtig: kross!

Sirin: Atze, du bist ja einer der Macher von STREETMAG, erzähl uns doch etwas über dich und wie du darauf gekommen bist, so ein Projekt zu starten?

Atze: Ich war auf der Filmhochschule in Babelsberg, bin dann von der Uni geflogen und hab dann glücklicherweise den Underground Künstlerkreis hier in Berlin kennen lernen dürfen, darunter auch Bi-rol. Ja, und dann haben wir gemeinsam den gemeinnützigen Kunst-verein GENIUS ART CORP e.V. gegründet und unterstützen mit ihm integrative Jugendprojekte für schuldistanzierte Jugendliche und

seit Anfang 2011 bringen wir STREETMAG heraus. Außer-dem produzieren wir Filme, Clips und Musikvideos.

Sirin: Und diese Jugendlichen, um die du dich dabei kümmerst, sind das Kids, die auf der Straße leben oder die kurz davor stehen, auf der Straße zu landen?

Atze: Die Jugendlichen, die wir mit STREETMAG un-ter anderem erreichen, ja, aber die Medienworkshops richten sich hauptsächlich an Jugendliche am Rande der Gesellschaft. Ich selbst war ja ein schuldistanzierter Ju-gendlicher in Spandau und verstehe auch die Problema-tiken von jungen Menschen, die nicht wirklich Lust haben auf Schule oder Probleme zu Hause haben, und diese Kids wollen wir auffangen mit dem GENIUS ART CORP e.V. Wir haben viele weitere Leute neben Birol, die uns dabei unterstützen – Ralf Richter, Robert Viktor Minich – auch ’ne Berliner Legende, Oktay Özdemir und viele weitere.

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Sirin: Birol, bevor wir auf STREETMAG zu sprechen kommen, erst mal eine Frage vorab. Was die Meisten in-teressieren wird: wann kann man dich denn das näch-ste Mal wieder auf der Leinwand sehen? Sind in nächster Zeit Projekte geplant beziehungsweise abgeschlossen?

Birol: Das ist ein türkischer Film, der demnächst ei-nen deutschen Verleiher finden wird. Wann er genau in Deutschland rauskommen wird, weiß ich noch nicht. Ge-dreht haben wir hier in Berlin und ich spiele da einen Re-gisseur, dem die Schauspieler, einer nach dem anderem, aus merkwürdigen Gründen davonsterben.

Sirin: Uh, also was zum Gruseln! Ob du der Mörder bist oder wer sonst noch dafür in Betracht kommt, las-sen wir an dieser Stelle lieber offen. Aber was mich in-teressiert, ist: du bist ja mit der Schauspielerei sehr be-schäftigt und hast auch viele andere Projekte am Laufen

– Warum hast du dich denn bereit erklärt, das STREET-MAG noch zusätzlich zu unterstützen?

Birol: Ich verfolge eigentlich schon seit Jahren ein an-deres Projekt, das ähnlich ist, von daher fand ich das mit dem STREETMAG gleich von Anfang an sehr gut. Ich hab nämlich vor einigen Jahren in Istanbul ein paar Straßen-kinder kennen gelernt. Die sind in meine Bude eingebro-chen und haben sich da schlafen gelegt. Sie haben nix ge-klaut, sie wollten einfach nur einen Platz zum Schlafen. Ich bin am nächsten Morgen aufgewacht und meine da-malige Freundin Lea meinte so: „Du, wir haben Besuch“. Dann haben wir halt Frühstück geholt und Essen gemacht. Danach hab ich die Kinder nach und nach geweckt und ih-nen gesagt: „OK, wenn ihr hier schon einbrecht, müsst ihr mir auch was erzählen über euch und euer Leben.“ So ha-ben sie eben erzählt und seitdem ist das schon ein großes Thema für mich geworden, mit dem ich mich beschäftige. Ich schreib darüber ein Drehbuch und möchte das Thema auch in dieser Form publik machen.

Sirin: Ein Drehbuch, das ist ja interessant! Worum geht’s in der Geschichte – kannst du uns dazu schon ein bisschen was verraten?

Birol: Es geht in erster Linie um Straßenjugendliche. Ich wehre mich immer dagegen, dass man Obdachlose als Menschen ansieht, die nichts können, nichts wol-len oder nichts machen. Es ist unfassbar, wie viele kluge Menschen auf der Straße leben. Da ist wirklich ein un-glaubliches Potential und darum geht es bei der Sache. Als Erstes habe ich geplant, diese Einwegkameras zu or-ganisieren und den Straßenkids in Istanbul zu geben, da-mit sie ihre Umgebung und ihr Leben auf der Straße fo-tografieren. Und ich sorge dafür, dass diese Bilder ausge-stellt werden. Dann ist eine Doku zu diesem Thema ge-plant und im dritten Schritt der Langspielfilm.

Sirin: Wow, das ist echt toll. Was die Vorurteile gegen-über Obdachlosen angeht: es gibt in der Tat viele Leute, die schnell sehr verurteilend sind. Viele beklagen sich auch über das ständige Betteln auf der Straße oder in U-Bahnen. Was sagt ihr denn dazu, wie sollte man Obdachlosen denn gegenübertreten, vor allem, wenn man angebettelt wird?

Atze: Naja, einfach als Mensch und den Menschen auf der anderen Seite auch als Menschen sehen und wahrnehmen, mit ’ner Seele, mit Gefühlen und ’nem tol-len Wesen. Es geht nicht darum, wer was anhat oder wie aussieht oder was für ’nen Wagen man hat oder sonst

was, sondern dass die richtigen Werte wieder in die Köpfe und Her-zen der Menschen kommen.

Birol: Ja, ich finde, auch Respekt ist sehr wichtig. Ich hab mal ein Erlebnis gehabt, da war ich irgendwie müde, die Sonne hat geschie-nen und ich hab mich auf ’ner Parkbank hingelegt, dann kam da ein Obdachloser vorbei und hat gesagt: „Das ist mein Bett!“. Also bin ich aufgestanden und gegangen. Man muss sich gegenseitig respektie-ren – es ist sein Bett und da hab ich nichts zu suchen. Ist ganz sim-pel für mich.

Atze: Ja, Respekt ist sehr wichtig und was das Betteln betrifft, deswegen haben wir unter anderem ja auch STREETMAG rausge-bracht, damit die Leute eben nicht betteln, sondern ein cooles Ma-gazin verkaufen, das die Leute gerne kaufen. Dann ist auch keiner genervt.

Birol: Ja, es gibt zum Beispiel eine obdachlose Frau in Berlin, ich glaub, die ist schon über 60 Jahre alt und die rennt durch die Stadt und verkauft Blumen. Sie fertigt diese Blumen selbst, sie sammelt sie selbst und macht dann daraus diese Sträuße. Den größten Fehler, den ich mal gemacht habe, war, ihr Geld anzubieten, ohne ihr etwas abzukaufen. Sie hat einen sehr respektablen Stolz. Sie bietet etwas an und will keine Almosen. Und ich glaub, darum geht’s auch, das ist für die Menschen auf der Straße auch der Unterschied, ob sie wirk-lich versuchen, etwas zu verkaufen oder betteln.

Sirin: Ja, das finde ich auch, dass man jemanden, der auf der Straße etwas anbietet, genauso behandeln sollte wie einen Verkäu-fer im Laden.

Wo wir gerade bei Geschichten sind, wir schlüsseln bei Döners-tag natürlich auch immer die Verbindungen unserer Gäste auf – wie habt ihr beide euch denn kennen gelernt?

Atze: Ja, das ist auch eine interessante Geschichte, hat auch ir-gendwie was mit Obdachlosigkeit zu tun. Ich hab Birol über David Scheller kennen gelernt, der den Meisten wahrscheinlich durch „Ka-nakattack“ oder dem Uschi Obermeyer-Film bekannt sein dürfte. Ja, und zu der Uschi Obermeyer-Zeit hab ich mit David mal in München unter eine Brücke gepennt. Ja, das war eine, sagen wir, sehr interes-sante Zeit. Und durch David hab ich Stanislav kennen gelernt, das ist der Sohn von Birol, der mir ein sehr guter Freund geworden ist und so ist das dann entstanden.

Sirin: Toll, das ist immer wieder interessant, wozu so manche Be-gegnungen im Leben führen können. Noch eine abschließende Frage

– das STREETMAG hat ja verschiedene Rubriken und Künstler aller Genres können darin ihre Werke vorstellen, aber worum geht es euch bei dem Magazin wirklich?

Atze: Ja, es geht im Grunde darum, dass sich vor allem junge Menschen, die das Magazin kaufen, mit dem Thema Obdachlosigkeit und Straße auseinander setzen und sehen, dass wir Menschen alle gleich sind, jeder mit seinen eigenen Sorgen und Problemen. Es geht nicht um Mitleid, sondern um Mitgefühl und Respekt.

Birol: Ja, das sehe ich auch so.Atze: Ja, und dass jeder, der etwas zu sagen hat, dafür eine Platt-form hat. Wir suchen ständig Volksreporter, die uns Artikel zuschi-cken, egal ob obdachlos oder nicht. STREETMAG ist das Sprachrohr der Straße und jeder kann uns seinen Beitrag schicken.

Das komplette Interview unter:www.metropolfm.de oder unter www.facebook.de/streetmag.info

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MIT IHREN BEIDEN ERSTEN ALBEN „NO MORE WARS“ UND „NEXT TIME“ HABEN SICH BODI BILL INNERHALB VON EINEINHALB JAHREN AUS DEM NICHTS IN DIE HERZEN DER HÖRER UND AN DIE SPITZE DER DEUTSCHEN ELEKTRO-FOLK-IN-DIETRONIC-GEMEINDE GESPIELT. IHR CLEVER GEWÄHLTER MIX AUS VERSATZSTÜCKEN VON KÜHLEM ELEKTRO UND BERÜHRENDEM MODER-NEN FOLK BEGEISTERT AUF DEN ALBEN GENAU-SO SEHR WIE IHRE VOLLER LEIDENSCHAFT GE-SPIELTEN KONZERTE.

BODI

Euer drittes Album ist seit einer Weile draußen. Für die Aufnahmen des letzten Albums habt ich euch fernab von Berlin in ein Studio verkrochen. Habt ihr es dieses Mal genauso gemacht?

Anton: Diesmal haben wir in Berlin aufgenommen, im Studio, ganz klassisch. Wir haben knapp ein Jahr daran gearbeitet.

Verschiedene Leute sagen, eure neue Platte sei etwas melancholischer oder nachdenklicher als die letzte. Was sagt ihr dazu?

Anton: Hm, ich hab nich das Gefühl, dass es so ist. Die Songs sind eingängiger und klarer strukturiert, viel-leicht kommt daher die Wahrnehmung: Ah, die sind gar nicht mehr so verspielt oder so. Wobei es genauso viele Leute gibt, die sagen, man kann dazu tanzen.

Worin sich auf jeden Fall die Meisten einig sind, ist, dass die neue Platte genauso gut ist wie die letzte. Das Einzi-ge, was etwas für Verwirrung gesorgt hat, sind die Sym-bole, die ihr bei euren Auftritten verwendet. Was hat es denn mit dem Stein, den Knochen und der Schere auf sich?

Fabi: Hm, na ja, das ist schon so Kunst quasi, in dem Sinne, dass wir die Platte ja „What?!“ genannt haben und das erstmal fragend ist und gleichzeitig auch ’ne Auffor-derung sein kann an die Wahrnehmung, also die Wahr-nehmung einzuschalten. Dieses „was passiert wenn“,

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Fabi (lacht): Ich finde ja, Tanzen ist überhaupt so ’ne phänomenale Sache. Wenn man sich das so überlegt, man spielt Mucke und Men-schen fangen an, sich irgendwie dazu zu bewegen … Ich finde, Tan-zen ist ein Ausdruck von Freiheit und ein einstudierter Tanzschritt ist zwar ’ne tolle Sache, aber da ist keine Freiheit dahinter.

Habt ihr irgendwelche Berührungspunkte zum Thema Obdachlosig-keit?

Anton: Privat kenn ich jetzt keinen, der obdachlos geworden ist, aber ich fahr halt immer mit der U8 und die Leute kennt man dann schon. Ich kenn die Gesichter, ich weiß, was für Songs die spielen oder was der Text ist, und manchmal geb ich halt was und manchmal nicht, je nachdem.

BILL

was passiert, wenn ich ’nen Riesenhaufen Steine einneh-me und damit die gesamte Gestaltung der Platte mache oder am besten noch die Visuals bei den Live-Konzerten. Dann ist es nicht mehr einfach nur ein Stein, sondern ir-gendwas, was zumindest stört oder so. Ich glaube, uns interessiert sowas, unsere Musik sammelt eben auch Sounds oder, wie soll man sagen – Eindrücke. Sie ist nicht so gradlinig, eher so viele verschiedene Eindrücke zusammengestellt, so dass in der Verbindung eigentlich was Geiles entsteht. Und dazu muss man neugierig sein, und dazu muss man Bock haben, das auch zu entdecken und deshalb haben wir die Platte einfach mal quasi nach dieser Strategie benannt. So kommt’s mir zumindest vor.

In der Esoterik heißt es, dass ein Stein auch eine Seele hat, damit hat eure Symbolwelt aber nichts zu tun oder?

Fabi: Nein, ich find das aber gut, das werd ich auf je-den Fall das nächste Mal, wenn mich jemand fragt, auch sagen. (lacht)

Habt ihr inhaltlich, also bei den Song-Texten, auch eine durchgängige Message?

Fabi: Nee, wir machen keine Konzeptplatten, wo die ganze Platte eine Message hat. Es ist eher so, dass ein Stück in sich geschlossen schon eine Message beinhal-tet. Deshalb haben wir auch ’ne Menge verschiedener Songs auf der Platte, weil jeder was Eigenes ist.

Aus unserer Rubrik „Was Fans gerne fragen würden, wenn sie könnten“ haben wir mal ein paar Fragen ge-sammelt. Was viele Leute tatsächlich interessiert, ist: Habt ihr Haustiere?

Anton (lacht): Hm, nee, eigentlich keiner von uns. Alex hat ja schon Kinder und ich glaub, die haben Fische, aber so richtig Haustiere, nee.

Eine weitere Fan-Frage ist: Was bedeutet euer Name Bodi Bill?

Fabi: Als wir angefangen haben, Musik zu machen, haben wir auch ein bisschen selbstironisch viel „Techno-ides“ gemacht und fanden das halt witzig, dieses „Kör-perliche“ auch im Namen zu haben. Also eigentlich ist der Übersetzungsversuch (eher als Witz gemeint): Kör-perklaus. Heißt so viel wie zappeln, rumhampeln, was wir ja auch immer gerne machen.

Ja, passend dazu haben wir noch eine Fanfrage – woher ihr nämlich so cool tanzen könnt!

Anton (lacht):Gerade heute hab ich mir ein Video an-geschaut von uns, zu dem mal jemand gesagt hat, dass wir Spastiker sind und überhaupt kein Rhythmusgefühl oder ADHS haben. Naja, wir tanzen halt so. Hat keiner von uns geübt oder einstudiert.

„…EIGENTLICH MACHEN WIR GRAD SACHEN, DIE AN-DEREN TOTAL TOLL VORKOMMEN, ICH MEIN, WEISS NICHT, EIGENTLICH MÜSST MAN JA GLÜCKLICH SEIN...“

Was wir unsere obdachlosen Interviewpartner immer fragen ist, was der jenige sich wünscht – was wünscht ihr euch denn?

Fabi: Wie jetzt, so generell?

Ja, einfach frei heraus – was ist der erste Gedanke?Fabi: Frieden (lacht). Ich weiß nicht, ich glaub ich bin so’n Kom-

munentyp. Ich wünsch mir so ’ne Verbindung von ein paar Leuten, wo ’ne gute Ebene da ist, mit denen man auch zusammenarbeiten kann oder so. Einfach so ’ne Sozialkompetenz. Also wenn man’s schafft, mit 50 Leuten zusammen zu leben und zusammen zu arbeiten, ohne dass man sich fetzt, einfach auch um aus seinem Hamsterrad raus-zukommen, mein ich. Is ja so, dass man immer Druck verspüren muss, damit es weitergeht. Aber so’n Druck, der gar nicht natürlich, sondern auferlegt ist, und wenn man es schafft, mit Leuten zusammenzuar-beiten, so als geschlossene Mannschaft, das könnte ’ne schöne Sa-che sein. Jetzt ma von dem Ansatz aus betrachtet. Ich wünsch mir natürlich auch ganz andere Sachen – private Sachen (lacht), aber ich bleib jetzt einfach mal bei dem Kommunenthema kleben.

Und du, Anton, würdest du sagen, dass du glücklich bist?Anton (lacht): Puh, wo soll ich da anfangen, ohne den Rahmen

jetzt zu sprengen! Naja, aber klar, eigentlich machen wir grad Sachen, die Anderen total toll vorkommen, ich mein, weiß nicht, eigentlich müsst man ja glücklich sein, dass man Musik machen darf und damit so rumfährt und Leute kennen lernt und Zeit hat (lacht), aber trotz-dem ist es Arbeit und Druck und man will sich selber auch was be-weisen und ja, irgendwie sucht man immer, man will immer noch ’nen Schritt weiter, denn das, was man in dem Moment gerade erreicht hat, ist dann schon wieder gar nicht mehr das, was man will, sondern man will weiter. Keine Ahnung, ob das auch Glück ist, dass man immer noch ’ne Idee weiter kann, also das man immer noch ’ne Idee hat, wo-hin man weiter will und nicht sagt: „Ah, das reicht mir jetzt“.

Ja doch, wieso nicht, dann ist das Glück in dem Fall, dass man über-haupt die Möglichkeit hat, sich Ziele setzten zu können.

Anton: Ja, dass man überhaupt Bock drauf hat.

Ja, Bock haben, überhaupt weiter zu machen - Das ist in der Tat ein Glück, dessen man sich durchaus bewusst sein sollte.

Photos by Rosa Merk

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Wie bist du auf die Idee gekommen, Musikjournalist zu werden, wie hat das alles angefangen?

Markus: Das ging schon relativ früh los. So im Alter von elf oder zwölf war mein einziges Tor zur Außenwelt, wenn man so will, das Ra-dio. Ich hab nämlich in ’nem kleinen bayerischen Dorf gewohnt, da gab es weder Platten- noch Klamottenläden noch vernünftige Clubs und ich hab relativ früh festgestellt, dass jetzt die Musik, die so in den Charts ist und die meine Altersgenossen hören, nicht so richtig flasht. Deswegen hing ich Tag und Nacht vorm Radio und ich hatte die Mög-lichkeit, Sender aus Österreich, aus Baden-Württemberg und Bayern zu hören und habe mir das Beste rausgesucht. Ich hab mir irgend-wann überlegt, da war ich so 15/16, entweder ich werde Profifußballer, damals war ich noch aktiv in ’nem Fußballverein oder ich werde Ra-diomoderator, Musikjournalist, irgendwas in der Art. Und da aus der Profifußballkarriere nichts wurde, bin ich, als ich dann nach Nürnberg zum Studieren gegangen bin, direkt zu ’nem Radiosender und hab ge-sagt: „Guten Tag, ich würd jetzt gern ’ne Sendung machen“. Da haben die gefragt: „Was kannst du?“ und ich so: „Nichts!“ Woher soll ich was können? Und ich hab denen dann gesagt, was ich gern für Musik spie-len würde und eine Sendung dieser Art gab es damals nicht, das war so 1987/88, um den Dreh, und da wollte ich halt so amerikanischen Indierock spielen. Das hab ich dann gemacht. So ging das los.

Nach deinem Studium warst du ja auch bei Headbangers Ball und beim Metal Hammer. Wie bist du da reingekommen, es ist ja nicht unbedingt leicht, da einzusteigen?

Markus: Während ich in Nürnberg studiert hab, hab ich über diesen Radiojob so Jobs als freier Schreiber für Stadtmagazine und Fanzines bekommen und irgendwann ist mal jemand bei größeren Magazinen auf meine Plattenkritiken und Artikel aufmerksam gewor-den. Die haben mich einfach gefragt, ob ich was schreiben möchte. Dass der Metal Hammer kam, lag daran, dass ich in irgendeiner die-ser Zeitungen, in denen ich vorher geschrieben hatte, ein Interview mit Slayer gemacht habe, die ja nicht ganz so einfach zu interviewen sind, sagt man. Da bin ich einfach hin und hab mich mit denen unter-halten. Die Chefredakteurin von Metal Hammer fand diesen Artikel irgendwie gelungen und dann haben die mich gefragt, ob ich denn nach meinem Studium direkt bei Metal Hammer anfangen möchte.

MARKUS KAVKA

Über den Metal Hammer bist du ja im Endeffekt zu VIVA gekommen, wie hat es angefangen, wie hast du dei-ne Zeit dort empfunden und was hast du dort alles ge-macht?

Markus: Ja, der Metal Hammer hatte tatsächlich eine Kooperation zur Viva-Sendung Metalla, und irgendwann haben mich die Leute von VIVA gefragt, ob ich das, was ich da in der Zeitung schreibe, nicht einfach mal vor der Kame-ra erzählen möchte. Ich hatte fernsehmäßig eigentlich kei-ne Ambitionen, ich fand Radio cool, ich fand schreiben cool und mir war es immer wichtig, dass die Leute nicht mein Gesicht sehen, dass ich meine Ruhe hab und so. Ich wuss-te, wenn es vor der Kamera ist, kann sich der Zustand än-dern und deswegen hatte ich da keinen Bock. Dann haben die gesagt, aber mach doch mal und wenn du es Scheiße

ER IST DER MENSCH, DER GENERATIONEN GEPRÄGT HAT UND IMMER NOCH PRÄGT, DER MANN, DER DIE MTV-NEWS NACH DEUTSCH-LAND HOLTE, UNS DURCH SÄMTLICHE FE-STIVALS UND PREISVERLEIHUNGEN FÜHRTE UND ER IST DER MODERATOR MIT DEM BE-RÜHMTESTEN SATZ DER NATION.ICH TRAF IHN AUF SEINER LESETOUR ZU SEINEM ERSTEN ROMAN „ROTTENEGG“ IN SAARBRÜCKEN UND SPRACH MIT IHM ÜBER MUSIKJOURNALISMUS, DIE ENTWICKLUNG DES MUSIKFERNSEHENS, SEIN BUCH, FRANZ KAFKA UND SPORT.

Ein Interview von Selin Güngörwww.esmusslautersein.blogspot.com

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finden solltest, kannst du immer noch sagen, is nich mein Ding! Also hab ich das gemacht. Abgesehen davon, dass es gleich Spaß gemacht hat, fand ich es auch extrem prak-tisch, weil ich’n ganz mieser Tipper bin und ich musste die Sachen nicht mehr mühsam tippen für das Magazin, son-dern konnte die einfach so frei heraus in die Kamera er-zählen. Das war eine wahnsinnige Zeitersparnis für mich in meinem Leben (…). Danach kam ich zu VIVA und hab die Metalla-Sendung moderiert, das war Mitte der 90er (…) die tolle erste Zeit. Die ging weiter bei VIVA 2 und die war noch wilder!

Danach bist du zu MTV gekommen, wie war die Zeit dort, wie würdest du die Entwicklung von MTV früher bis heu-te beschreiben??

Markus: Also MTV war natürlich ’ne große Nummer! Der Programmdirektor von VIVA war schon ein paar Mo-nate früher dorthin gewechselt und er meinte zu mir:

„Komm nach! Is zwar ’ne Riesenbaustelle hier, so richtig cool isses nicht, aber man kann was daraus machen“. Ich sagte ja, und er meinte, er will wieder die MTV-News ma-chen, die es ja ein paar Jahre nicht gab. Ich mein, ich bin mit MTV aufgewachsen und ich hab jeden Tag geguckt. Eins meiner großen Idole war Steve Blame, und als es dann hieß, dass ich so in seine Fußstapfen treten soll, war das erstmal Wahnsinn! Also hab ich gesagt: „ja klar, mach!“, und na ja, dann gab es diese Show täglich, live und da hat sich was entwickelt (…). Hochaufregende Zeit, die aber nur so bis 2004/ 2005 nach oben ging. Danach hat man mitverfolgen können, wie das Musikfernsehen langsam so aus der Zeit gefallen ist (…). Deswegen war Musikfernsehen so n bisschen ein Auslaufmodell mit den bekannten Ergebnissen.

Darf ich fragen, was du von dieser Entwicklung von MTV hältst?

Markus: Als jemand, der zehn Jahre da war, konn-te ich die internen Entwicklungen gut mitverfolgen. Ich weiß Sachen, die Zuschauer nicht wissen und das war ein logischer Schritt. Ich bin natürlich aus allen Wolken gefallen, wesentlich ist bei dieser Entscheidung, dass man dann, wenn man in Deutschland frei empfangbar senden will über Kabel oder Satellit, ungefähr fünf Mil-lionen Euro an Transponderkosten abdrücken muss. Ist man im Pay-TV, muss man das nicht (…). Das war eine Geldsparmaßnahme, um den Laden wieder ’n bisschen gesund zu schrumpfen, um in paar Jahren wieder Geld zu haben, um innovative Formate da on air zu bringen. Ich bin mir nicht sicher, ob es für immer Pay-TV bleiben bzw. ob es in fünf Jahren immer noch MTV in jedem europä-ischen Land geben wird, oder ob das wie früher wieder alles aus London kommt, mal gucken.

Zu deinem Roman. Wie kann man sich die Arbeit an ei-nem Roman vorstellen, wie fängt das an?

Markus: Bevor ich das erste Wort geschrieben hab, hab ich mir erstmal so grob überlegt, worum geht’s da, was macht die Titelfigur aus, was erlebt sie? Dann ent-wickelt man ein grobes Gerüst und macht so ’ne Art Stoffsammlung. Ich hab viele Anekdoten und Episoden, von denen ich mir gedacht hab, die könnten in die Hand-

lung passen, fragmentarisch niedergeschrieben. Irgendwann fängt man an zu schreiben und dann entsteht eine Eigendynamik. Diese Handlung setzt sich irgendwann wie von selbst fort, die Titelfigur entwickelt sich und man stellt fest, dass man Dinge doch anders macht und so ergeben sich ganz neue Sachen. Danach baut man das zusammen. Tatsächlich hab ich diszipliniert von elf Uhr morgens bis sechs Uhr abends geschrieben, manchmal gab es Tage, da fand ich das ganz geil, was ich geschrieben hatte. Ich lese es mir am nächsten Tag nochmal durch und denke: „Alter, das ist ja richtig beschissen, machen ma gleich nochmal jetzt.“ Trotzdem – man selbst lernt ’ne Menge dabei und es ist unglaublich spaßig, ein Buch zu schreiben.

Jetzt ein bisschen zu deiner Person. Ich habe bei einem Radiointer-view gehört, dass du ein großer Franz Kafka-Fan bist. Was fasziniert dich so an Franz Kafka außer der Namensvetterschaft?

Markus: Abgesehen davon, dass er ein Sprachgenie ist, finde ich es halt total abgefahren, auf welche Sachen der in seinen Büchern gekommen ist, was für Szenarien er entworfen hat und der Grundton, in dem er schreibt. Ich kenn halt nichts Vergleichbares. Er ist schon ein ganz besonderer Autor, nicht ganz einfach zu lesen. Manchmal denk ich mir so, ein wenig komisch, aber er ist ’ne Rieseninspiration! Mir ist klar, dass ich mein eigenes literarisches Talent damit über-haupt in keinster Weise vergleichen kann, aber ich bin der Meinung, dass man schon ein paar Sachen von ihm gelesen haben sollte.

Du bist leidenschaftlicher Fußballfan und hast oft erwähnt, dass du Profifußballer werden wolltest. Was hat dich daran gehindert?

Markus: Verletzungen! Also ich weiß nicht, ob mein Talent aus-gereicht hätte, aber ich war durchaus auf dem Sprung, in ’ner Profi-mannschaft Fuß zu fassen. Keine Ahnung, wie es sich entwickelt hät-te, aber ich wurde innerhalb kurzer Zeit relativ schwer verletzt und deshalb hatte ich nie genug Zeit für die Reha (…). Deswegen musste ich so abm-Maßnahme-mäßig auf dem zweiten Bildungsweg Musik-journalist werden.

Wäre es eine berufliche Alternative, als Sportjournalist zu arbeiten?Markus: Ja, weil ich mich tatsächlich mit Fußball mindestens

genauso gut auskenne wie mit Musik, aber das wird, glaub ich, nicht passieren. Wenn man das beruflich machen wollte, hätte man früh anfangen müssen und da brauch ich jetzt nicht mehr um die Ecke kommen.

Was sind deine Wünsche und Ziele für 2011?Markus: Hmm … ich möchte irgendwann in dem Jahr auch das

Meer sehn, das ist so mein einziger Wunsch, ich denke nicht, dass ich dazu kommen werde, Urlaub zu machen. Ich kann aber notfalls für’n paar Tage von Berlin aus an die Ostsee fahren, aber das ist eigentlich das, was ich mir jedes Jahr wünsche: zwei, drei Mal das Meer sehn, alles andere ist nicht so wichtig.

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LMNZ

Scott: Ähm, also ich muss dir erst mal sagen, dass ich mich sofort in dich verliebt habe, als du mir die Studiotür aufgemacht hast.

LMNZ: (lacht) Obwohl ich mit meinem Album für Toleranz und Of-fenheit plädiere, nehme ich dir da leider gleich jegliche Hoffnung: Das wird niemals etwas werden mit uns beiden. Auf ein gutes Interview!

Scott: So leicht gebe ich nicht auf. Aber gut, erzähl uns mal von deinem Projekt.

LMNZ: Mein Album „Worldwide Rap“ führt 76 Musiker und Künst-ler aus der ganzen Welt zusammen. Es geht darum, zu zeigen, dass, egal woher du kommst oder welche Hautfarbe du hast, wir alle zu-sammen etwas Positives erschaffen können. Das Ganze hat drei Jah-re gedauert. Musikalisch ist es HipHop gemischt mit Jazz, Soul, Funk, Blues und allen möglichen Arten von Weltmusik, da jeder Künstler sei-ne eigene Kultur und seinen Stil mit einbringt. Darüber hinaus wollte ich auch zeigen, wie sich HipHop von einem lokalen zu einem globalen Phänomen ausgeweitet hat. Du findest die Kultur heute überall und in jedem Land mehr oder weniger ausgeprägt. Musik verbindet die Men-schen über Sprachgrenzen hinaus. Das Album ist zudem als Inspira-tionsquelle für alle Hörer gedacht, auch mal über den Tellerrand zu schauen und sich Musik in anderen Sprachen anzuhören. Hier gibt es für den Anfang erst einmal 29 Sprachen. Ich konsumiere z. B. sehr viel arabischen Rap, seitdem ich mich damit beschäftigt habe.

Scott: (schaut LMNZ lange verliebt in die Augen) Wow, das haut mich echt schon von den Socken. Dein Projekt wird auch von der Presse sehr gut bewertet. Das „Recording Magazin“ beschreibt es als

„multikulturelles HipHop-Meisterwerk, das mit vielen Jazz- und Soul-Elementen punktet“ und „sicherlich nicht mehr lange nur ein Geheim-tipp bleibt“. Auf HipHop-Seiten wie rapreviews.com oder worldhip-hopmarket.com wurde es zu den Top-Alben des Jahres 2010 weltweit gewählt!

LMNZ: Ja, das Pressefeedback war wirklich super. Es gab welt-weit zahlreiche Rezensionen, jedoch wurde es von den großen Me-dienformaten, die es wirklich bekannt machen könnten, weitgehend ignoriert. Es geht da natürlich wie immer um Kontakte und Geld. Es ist schon witzig, dass ich im Januar zum ersten Mal im Senegal war und da gleich einige Radio- und TV-Interviews hatte und es hier um einiges schwieriger ist. Das liegt natürlich auch an der öffentlichen Meinung und Darstellung von HipHop in Deutschland.

Scott: Wie hast du das denn alles realisiert? Ich meine, ich kenne jetzt keine 76 Socken aus der ganzen Welt, obwohl ja viele auch von Übersee in Deutschland landen.

LMNZ: Ich habe zunächst einmal viel Musik aus den jeweiligen Ländern gehört und geschaut, was mir gefällt und wer mal auf Euro-

LMNZ (SPRICH „ELEMENTS“) IST EIN MUSIKPRODU-ZENT, TONTECHNIKER UND RAPPER AUS BERLIN. DER 25-JÄHRIGE KÜNSTLER HAT EIN IN DIESER ART EINMA-LIGES WERK GESCHAFFEN: ER HAT AUF SEINEM ALBUM „WORLDWIDE RAP“ 76 VERSCHIEDENE KÜNSTLER AUS DER GANZEN WELT VEREINIGT, DIE IN 29 SPRACHEN SINGEN UND RAPPEN.

STRASSENREPORTER SCOTT LA SOCK HAT LMNZ FÜR STREETMAG IN SEINEM STUDIO BESUCHT …

patournee einen Tour-Stopp in Berlin macht, damit man sich auch kennen lernen kann. Dann habe ich die Künstler, deren Manager oder Labels kontaktiert und von meinem Projekt erzählt. Es mussten viele Faktoren stimmen: Für einen Song habe ich eine bestimmte Sprache gesucht, dem Künstler mussten Instrumental und Thema gefallen und ihn inspirieren, es musste eine Aufnahmemöglichkeit geben und vor allem musste der Künstler Zeit haben oder zuverlässig genug sein. Letzteres war die größte Hürde an dem Projekt. Insgesamt muss man sich täglich aufs Neue motivieren, weiterzumachen, bei Magazinen anzurufen, Leute auf der Straße ansprechen, das Projekt publik ma-chen. Das kostet natürlich Kraft und da ich alles von der Organisation, Musik und Studioarbeit, der Produktion, Pressearbeit bis zur Promotion alleine mache, bin ich na-türlich auf den Support von Musikfans angewiesen. Also kauft CDs und T-Shirts (lacht). Vinyl lasse ich auch gera-de pressen. Wer eine der limitierten Doppel-LPs haben möchte, schreibt mir einfach an [email protected] oder auf facebook an Lm_Nz.

Scott: Woher nimmst du denn die Energie für deine Projekte?

LMNZ: Die Arbeit macht einfach Spaß. Ich liebe Musik und wenn ich damit mein Geld verdienen kann, ist das ein Privileg und ein super Gefühl. Dafür bin ich bereit, hart zu arbeiten. Wenn es mal finanziell nicht so gut läuft, moti-viert mich bei der Sache noch die menschliche Kompo-nente, ein gutes Projekt zu pushen, das für Menschlich-keit und gegen Rassismus steht. Außerdem treffe ich so viele coole Leute und Gleichgesinnte. Das ist vielleicht auch das Schönste an der ganzen Sache, dafür bin ich ex-trem dankbar.

Scott: Mit wem würdest du gerne mal arbeiten?LMNZ: Mit Dendemann würde ich gerne einen Song

machen: „Strumpf ist Trumpf“.

Ich muss mich jetzt aber auf die Socken machen. Wer will, kann gerne auf www.worldwide-rap.com in mein Al-bum reinhören und sich dort auch CD oder Vinyl bestellen. Bei iTunes und allen Onlinestores gibt es das Album auch zum Download. Ansonsten einfach bei Facebook suchen und adden oder „liken“. Respekt an das Streetmag und den Gedanken dahinter.

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GRAFFITI-BOX SUMMER JAMAM 13. AUGUST FINDET DAS 6. GRAFFITIBOX SUMMER JAM IM YAAM AM OSTBAHNHOF STATT!

Wie ist das Graffiti Summer Jam entstanden?Jan (Graffitibox): Im Endeffekt ist das Ganze daraus entstanden,

dass das Forum Graffitibox fünften Geburtstag hatte und wir ’ne klei-ne Party dazu machen wollten. Aus der kleinen Party ist dann halt ’ne größere Veranstaltung geworden. Wir haben uns nämlich gesagt, okay, wir wollen alle Elemente des HipHop bedienen und da es so etwas in Berlin leider in der Form überhaupt nicht mehr gibt, machen wir uns eben stark dafür. Also haben wir versucht, so viele Musiker wie möglich für die Veranstaltung zu gewinnen sowie Break Dancer und natürlich auch die ganzen Graffiti-Sprüher. Und dann lief die er-ste Veranstaltung. Die war im Vergleich zu jetzt noch sehr klein und übersichtlich, aber trotzdem ein Wahnsinnserfolg. Uns wurde gesagt, so was muss es einfach häufiger geben und deshalb haben wir ge-sagt: okay, lasst uns versuchen, jedes Jahr so ’ne Veranstaltung auf die Reihe zu kriegen. Ja, und mittlerweile gibt es uns jetzt schon zum sechsten Mal. Wir sind seitdem stetig gewachsen. Im letzten Jahr hatten wir schon 4.500 Gäste gehabt und dieses Jahr würden wir gerne über die 5.000er Marke kommen! Wir haben einfach festge-stellt, dass es eine derartige Veranstaltung noch nicht gegeben hat und die Szene so etwas braucht, da wir den HipHop- und vor allem den Nachwuchskünstlern eine Plattform geben, sich zu präsentie-ren. Unser Anliegen ist nämlich auch, unsere local heros zu pushen und zu supporten, also Berliner Künstler, die sonst nicht die Platt-form haben, sich zu beweisen. Mit der Veranstaltung haben sie die die Möglichkeit, zu zeigen, was sie können.

Was erwartet uns dieses Jahr? Welche Specials habt ihr am Start?Jan: Wir haben ja im Yaam ein Riesenstrandareal, von daher

wirds ’ne Menge geben! Wir haben zwei Bühnen mit Livemusik, wir haben um die 50 Rap-Künstler gebucht, es gibt einen großen Break-dance-Bereich, wo man sicher mit an die 100 Tänzern rechnen kann, dann haben wir noch ein HipHop Battle, ein Beatbox-Zelt am Strand, wo auch Workshops gegeben werden, es gibt ’ne große Skizzenecke, das ist vor allem für die Jüngeren interessant, die können sich Papier und Stift nehmen und sich von älteren Graffiti-Sprayern ein bisschen was zeigen und Tipps geben lassen über Graffiti und Zeichnen. Na-türlich haben wir auch ein Graffiti Battle, bei dem jede Menge Leute teilnehmen werden, dann werden alle Fassaden neu gesprayt, wir haben einen Body Art Stand, da kann man sich auf den Körper Graffi-tis malen lassen und wir werden einen ganz neuen Trend dieses Jahr bedienen: Tape Art. Da wird versucht, nur mit farbigen Tapebändern Graffitis, also Bilder, zu machen bzw. zu kleben.

Ist das Yaam von der Schließung durch die Spree-Media-AG betroffen?Jan: Ja, leider. Wir erfahren auch immer erst sehr spät, ob wir

überhaupt unsere Veranstaltung dort machen können, weil das Ge-lände zum Verkauf steht, aber da bis jetzt, auch durch die Finanzkrise, niemand an dem Gelände interessiert ist, ist das natürlich wahnsinnig gut für das Yaam und unsere Veranstaltung. Unsere Veranstaltung ist zwar schon was sehr Besonderes in Berlin, aber so einen Ort wie das Yaam gibt es mitten in der Stadt nicht mehr – mit Strand und so vie-len kulturellen Events, das ist schon was ganz Besonderes und sowas muss auf jeden Fall erhalten bleiben. Deswegen machen wir uns mit unseren Partnern besonders stark dafür, das Yaam zu unterstützen.

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(gültig nur bei Vorlage des kompletten Abschnitts

mit STREETMAG-Logo)

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„WO SIND

DENN NUN DIE

JUDEN?“VON ROBIN HARTMANN

JUGENDPFARRER CHRISTIAN WEBER VERSUCHT, DIE UNVERSÖHNLICHEN ZU VERSÖHNEN. OB NAZIS UND JUDEN, OB MOSLEMS UND ISRAELIS – FÜR IHN SIND SIE VOR ALLEM EINS: MENSCHEN. EIN LEBEN NACH DER MAXIME MATTHÄUS 19 VERS 19: „EHRE VATER UND MUTTER“ UND: „DU SOLLST DEINEN NÄCHSTEN LIEBEN WIE DICH SELBST.“

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Woche Neonazi-Disco. Wegen seiner „Hippie-Haare“ wird Weber oft von den Skins bepöbelt. Trotzdem geht er auf sie zu, sucht den Dialog. Es entsteht ein wöchentlicher Gesprächszirkel. Weber lädt neben den Neonazis auch Schwarze, Asylbewerber, Leute von der Antifa und sogar Juden ein. „Ich habe versucht, deren Horizont zu erweitern.“

Nazis raus – aus den Köpfen. Vier Jahre lang geht alles gut.Die Fassade seiner Selbstsicherheit bekommt Risse, wenn Weber

über „den Vorfall“ im Jahr 1999 spricht. Israelische Journalisten kamen da in sein Dorf, wollten ihn und seine Neonazi-Schützlinge treffen. Sie-ben dieser Schützlinge, „die ganz harte Sorte“, stimmten plötzlich das Horst-Wessel-Lied an, leugneten gegenüber den Juden den Holocaust. Alles vor laufenden Kameras, auch die deutsche Presse war eingeladen. Ein schweres Seufzen, Pause. „Greifenhain war danach als das braune Dorf abgestempelt“, erinnert sich Weber traurig. Schuld daran war in den Augen der Dorfbewohner nur einer: der „mediengeile Weber“.

„Warum müssen Sie denn auch immer so viele Juden einladen?“, wurde er damals gefragt. Wegen der anschließenden Morddrohungen aufgeben? Nicht Weber.

… UND LEHRET ALLE VÖLKER … Im selben Jahr eine neue Chance: Freunde laden Weber nach Je-

rusalem ein, er lernt die Kultur der Juden und Moslems kennen. Auch nach Ausbruch der Zweiten Intifada fährt er hin. Hört in der Ferne Explosionen und sucht Nähe zu den Menschen. Egal ob Israeli oder Palästinenser, ob Moslem oder Jude. Er beschließt, seine Arbeit fort-zusetzen. Greifenhain oder die Welt, was macht das schon für einen Unterschied?

Die erste Delegation aus Jerusalem, die Weber 2000 besuchen kommt, besteht aus vier Personen. Zwei Juden, zwei Moslems. Sie sind seiner Einladung gefolgt, schlafen nun Seite an Seite auf Webers Fuß-boden. Teilen das Brot und versuchen, die Ketten zu zerbrechen, in die sie von ideologischen Eiferern gelegt wurden. Einig im Geist und ihrem Wunsch nach Frieden. Getrennt durch Stacheldraht und Scud-Raketen.

Jedes Jahr nehmen seitdem mehr Menschen an Webers Programm teil, viele von ihnen haben mindestens einen Angehörigen in einem weiteren sinnlosen Kampf verloren. Deshalb gibt es auch in Berlin zwischen den Parteien Konflikte – gewollte, verbale Konflikte. Webers Waffen sind die Worte.

Höre auf das Leid des Anderen. Höre auf die Vision des Anderen. Höre auf die Weisheit deiner eigenen Ideologie.

„Diese Maximen sind mein Lebensinhalt.“Irgendwo in Webers Schatten, ganz hinten in der letzten Bank, sitzt

ein kleiner Christian und lacht.

Robin Hartmann, BerlinRobin Hartmann (Berlin) ist freier Journalist und hat unter anderem für die BILD, WELT online, die Frankfurter Rundschau, die Taz und Börse ARD online veröffentlicht. Momentan studiert er Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt.

Wenn er sich so auf sein Fahrrad stützt und schüchtern lächelt, erinnert er ein bisschen an den Prediger aus dem Fernsehen, gespielt von Gabriel Byrne, dem er auch tat-sächlich ähnlich sieht: schwarzer Anzug, schwarze Lack-schuhe, langes schwarzes Haar – ein leichter Anflug von Grau. Die Stimme weich und warm, der Händedruck dito. Wenn Christian Weber über seine „Arbeit“ spricht, erzählen seine leuchtenden Augen mehr als seine Worte. Sie haben viel zu erzählen, ein ganzes Leben komprimiert auf einen Tag in der Marienkirche, Berlin-Alexanderplatz.

Christian Weber lebt das Prinzip „Liebe deinen Nächsten“, ist heute über Deutschlands Grenzen als Symbolfigur der Verbrüderung bekannt. Egal ob Neonazis und Juden, ob Moslems und Israelis – Christian Weber lädt sie alle zu sich ein. Seit fünfzehn Jahren führt er verfeindete Kulturen im Dialog zusammen. Zeigt ihnen, dass weder ihr Glaube eine Rolle spielt noch ihre Herkunft. Weil sie vor allem eins sind: Menschen.

Wir sitzen in einer der hohen Kirchenbänke. Dort, wo 1995 alles mit Webers Ordination begann. Das heißt, be-gonnen hat es eigentlich schon früher, damals in der Karl-Marx-Allee. Ostberlin. Dort, zwischen kalten Häuser-schluchten, hatte der junge Christian eine Menge Fragen an Gott. So entdeckte er schließlich seine Profession als evangelischer Jugendpfarrer, obwohl er eigentlich Schau-spieler werden wollte und dann doch Starkstromelektriker gelernt hat.

… UND GOTT WAR DAS WORT …Liebe auf den zweiten Blick. Mit 17 Jahren geht Chri-

stian oft aufs Dach seines Elternhauses, denkt darüber nach zu springen. Er würde einfach fliegen und Gott ins Gesicht spucken. Diesem Gott, der zulässt, dass seine Liebe zu einer Klassenkameradin unerwidert bleibt. Dass seine Mutter, die Opernsängerin, überall ist, aber nur sel-ten bei ihm. „Meine Kindheit war sehr durchwachsen“, sagt er heute knapp dazu. Warum er trotzdem stehen geblieben ist? Schulterzucken.

Weber beginnt jedenfalls den Kontakt zum Christen-tum zu suchen, lässt sich taufen. Beginnt zu glauben, fin-det seinen Weg zur evangelischen Kirche. Da engagieren sie sich für den Umweltschutz und hören heimlich Lieder von Wolf Biermann. „Es herrschte eine tolle Aufbruchs-stimmung“, erinnert er sich, und seine Augen leuchten wieder.

… DENN SIE WISSEN NICHT, WAS SIE TUN …Seinen Glauben bewahrt sich Weber auch, als er 1995

nach der Ordination nach Brandenburg berufen wird. Er ist jung, träumt von Johannisburg – Gott schickt ihn nach Greifenhain. 320 Einwohner. Ein Dorf an der Grenze zum Tagebau, rund um die Uhr quietschen die Bagger. Eine Kneipe mit großem Saal für Veranstaltungen, einmal die

„WO SIND

DENN NUN DIE

JUDEN?“

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DER MUSCULUS GLUT(A)EUS MAXIMUS (LAT. FÜR „GRÖSSTER GESÄSSMUSKEL“) IST EIN SKELETTMUSKEL DER UNTEREN EXTREMITÄT, GENAUER DER HINTEREN (DORSALEN) SCHICHT DER HINTEREN HÜFTMUSKULATUR. ER IST DER DEM VOLUMEN NACH GRÖSS-TE MUSKEL DES MENSCHEN UND NACH DEM KAUMUSKEL (MUSCULUS MASSETER) DER ZWEITKRÄFTIGSTE. DER GROSSE GESÄSSMUSKEL BEDECKT DEN MITTLEREN GE-SÄSSMUSKEL (MUSCULUS GLUTEUS MEDIUS) UND DEN KLEINEN GESÄSSMUSKEL (MUS- CULUS GLUTEUS MINIMUS).

GORDON LE GRAND | FTGRF FOTODESIGN | WWW.FTGRF.DE

GLUTEUSMAXIMUS

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GLUTEUSMAXIMUS

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GESCHAFFEN UM MIT DIR MEIN’ WEG ZU GEHEN. BIS ZUM ENDE MEINER TAGE .. SEHE DICH WENN DER TAG BEGINNT .. UND SELBST NACHTS KANN ICH DICH HÖRN.. ES SPÜRN DIESE ANOMALIEN .. WIE SINNLICH DEIN DUFT .. OHH GNADE MIT MIR … DU UNBESCHREIBLICHE SCHÖNHEIT MIT NAMEN .. NATUR!! DIE MATERIE WOLLTEN WIR NEU ORDNEN … SELBST BIS HEUTE KOPIEREN WIR SIE … UND SCHAFFT SIE’S DOCH HEUTE .. JA KAUM NOCH .. VOR MEINE HAUSTÜR .. WEIT WEG SEH ICH DAS HIMMLISCHE WEHN .. VERGESS OFT DEIN STRAHLEN .. DEN WEITEN BLICK .. UND DIE SEEN .. UND VERSPRECH ICH KOMM ÖFTER DENN WIE SCHÖN BIST DU DOCH … IM GANZEN (AN-) ZUSEHEN

Franziska Jünger, Schauspielerin aus Berlin

[Franziska wuchs mit ihrer Mutter in Ost-Berlin auf. Zum Schauspiel kam sie eher zufällig. Während ihrer Ausbildung zur Arzthelferin wur-de sie im Jahr 2001 von der Regisseurin Sylke Enders fürs Kino ent-deckt. Enders konnte Franziska für ihren dffb-Film „Kroko“ gewinnen, zugleich ist es Franziskas Debütfilm und ihre erste Hauptrolle. Als

„blondes Gift der Berliner Hinterhöfe“ beeindruckte sie sowohl die Kritiker als auch das Publikum. 2004 erhielt der Film „Kroko“ beim Deutschen Filmpreis die Silberne Lola.

Trotz dieses Erfolgs blieb Jünger bei ihrer Ausbildung zur Arzthelferin, die sie im Januar 2004 erfolgreich abschloss. Als Schauspielerin stand sie zur gleichen Zeit für Detlev Bucks Ghetto-Drama „Knallhart“ und Sylke Enders’ DFFB Abschlussfilm „Hab mich lieb!“ vor der Kamera.Für den Film „Robin“ mit Franziska Jünger in der Hauptrolle gewan-nen Regisseur Hanno Olderdissen und Autor Clemente Fernandez-Gil den First Steps Award für Kurzfilme 2008. www.franziska-juenger.de]

OHNE DICH KANN ICH NICHT LEBEN

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Was auch immer die Geschichte jedes Einzel-nen ist, es ist nicht wichtig, wie schlimm oder weniger schlimm sie ist, das Wichtige ist, was wir daraus ma-chen und wie wir uns unseren Problemen stellen. Jeder fühlt sich manchmal einsam und schlecht. Jeder hasst sich manchmal oder hasst irgendwen. Aber das, worauf es ankommt, ist, dass wir uns das eingestehen. Nichts ist schlimmer als Wegschauen – in jeder Hinsicht. Wobei Hinschauen noch nicht einmal die Schwierigkeit ist, son-dern vielmehr das Verarbeiten von dem, was man sieht und das daraus resultierende Handeln. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen: Neulich beobachtete ich einen Mann in der U-Bahn, der mit seiner etwa fünfjährigen Tochter unterwegs war. Das Mädchen war wie im Delirium und konnte ihre Augen kaum offenhalten. Der Vater stand beschützend vor ihr und widmete seine gesamte Auf-merksamkeit diesem Kind. Ich glaube, das war es, was mich so stutzig machte: Die Tatsache, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit gab – zumindest mehr, als es von einem

„gewöhnlichen“ Vater üblich ist, der sich zwar schützend vor sein Kind stellen, sich dabei aber trotzdem normal umschauen würde. Dieser Vater stand mit diesem lie-bevollen, eindringlichen Blick vor ihr, während das Mäd-chen im Schlaf ihren Kopf an seinem Becken abstützte und das Seltsame daran war, dass er nicht versucht hat-te, sein Genital, das sich ihr dabei offensichtlich halb ins Gesicht drückte, wegzudrehen, sondern sie mit diesem Blick weiterhin anstarrte. Dieser Blick hätte auch „be-sorgt“ sein können.Es war absolut unmöglich für mich, dieses Bild, das sich mir darbot, auch nur annähernd einzuschätzen. Mich überkam ein schreckliches Gefühl. Was, wenn es gar nicht seine Tochter war, sondern er sie irgendwo entführt hatte und sich nun auf seine Beute freute? Was aber, wenn er doch der Vater war, von der Mutter geschieden

und heilfroh, seine Tochter nach Monaten wiedersehen zu dürfen? Was, wenn das Mädchen eine Krankheit hat und er sich einfach nur Sorgen machte und gar nicht wahrnahm, dass sich ihr Köpfchen in dieser „Grauzone“ befand?

Ich habe keine Kinder, ich weiß nicht, wie das mit Kindern ist. Es kann ja wirklich vollkommen harmlos gewesen sein, Kinder sind oft müde und schlafen irgendwo ein. Aber was, wenn nicht? Noch bevor ich mich für eine Reaktion entscheiden konnte, hielt die Bahn und der Mann verließ mit dem Kind den Zug. Eine gewisse Erleichterung überkam mich in diesen Moment. ‚Mein Gott, bin ich einer von die-sen Schwächlingen, die sich nicht trauen, einzuschreiten?’, fuhr es mir erschrocken durch den Kopf. Was ist schlimmer – einmal falsch zu liegen, jemanden zu Unrecht zu verdächtigen, sich die Peinlichkeit einzugestehen, dass man sich in etwas reingesteigert hat oder even-tuell ein Leben nicht zu retten?

Das nächste Mal werde ich nicht nur hinschauen, sondern auch rea-gieren. In welcher Form auch immer.

Das Gleiche geschieht auch bei dem Entschluss, auf seine Proble-me, Sorgen oder Ängste zu schauen. Die meisten haben den Blick in ihr Inneres schon einmal gewagt, aber sich dem zu stellen, was sie da sehen und darauf zu reagieren birgt die eigentliche Schwierigkeit. Dabei muss es sich noch nicht einmal um etwas Schwerwiegendes handeln. Allein die Tatsache, dass Unverarbeitetes dort auf uns war-tet, reicht schon aus, um wegzuschauen.

Die Frage, die sich jeder selbst in diesem Fall stellen sollte, ist al-lerdings: Bedarf es mehr Kraft, einmal den Entschluss zu fassen zu handeln oder den unbeschreiblich langwierigen und leidvollen Aus-wirkungen, die das Verdrängen zur Folge hat, tagtäglich aufs Neue entgegen zu wirken?

von Marija Stojanović

HINSCHAUENEIN AUSZUG AUS DEM BUCHMANUSKRIPT SCHOCK MUSCHOLA – AUSLÄNDER, SEX UND EXORZISMUS

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retten. So war das. Die erste Ohrfeige tat nicht weh. Die zweite und die dritte auch nicht und auf die vierte freu-te ich mich bereits. Immer noch trage ich meine Wunden stolz zur Schau: seht alle her: Ich bin von dir gezeichnet.

Der Polizist hatte behauptet, jemand habe gesehen, wie du mich getreten hast. Das kann nicht sein, er lügt, sie lügt, alle lügen, du würdest mir das nie antun. Nie-mals.

Mein Schädel explodiert gleich in tausend Teile. Will sehen, wie die Scherben durch die Luft fliegen, hoch hin-aus, endlich zu dir, dich schneiden. Du sollst auch so weh tun wie ich.

Laut Einstein ist der Blick in den Himmel zugleich ein Blick in die Vergangenheit. Keine Ahnung, wieso mir das jetzt in den Sinn kommt, wenn ich hochschaue, sehe ich große graue Gebäude. Keinen Himmel, keine Sterne, keine begehbare Vergangenheit. Hochhäuser aus Beton, von deren Dächern aus man wahrscheinlich nicht mal die Wolken kratzen kann. Nein. Mit Sicherheit. Hab es ja versucht. Stand mal ganz oben, über den Dächern meiner Stadt und wollte nach den Sternen greifen. Bis es dann interessanter wurde, was sich in den Fenstern der ande-ren abspielte. Ich tauschte Sterne gegen Stars aus, die nicht einmal wussten, dass sie sich in meiner Show ins Szene setzten. Kamera eins: Gib mir eine Menschenmen-ge, Kamera zwei: Liebende, Kamera drei: eine Leiche.

Merke plötzlich, wie mein Po nass und kalt wird, dass die Bank keine richtige Bank ist, sondern so ein Gitter-ding, dass die Straße Winter geworden ist. Trotzdem blei-be ich sitzen.

Du sagtest mal: Wenn du dich in einem Wald verläufst und Angst kriegst, umarme einen Baum. Aber hier gibt es keinen Wald, hier gibt es Grünanlagen und bebaute Flächen. Für gedämpftes Licht sorgen Straßenlampen, für Atmosphäre Schaufensterdeko. Immer wieder deine Worte in meinen Gedanken. Rein oder raus.

Durch eine Fensterfront sehe ich sie. Ihre Augen glänzen hinter einer schwarzen Maske, von dunklen Schmuckfedern geziert. Die silberglänzenden Seiden-blätter und Glasperlen an ihrem Kleid flackern wie auf-steigende Himmelslaternen.

Wie gern würde ich sie anfassen, ihr über die Wan-ge streicheln, es kommen bessere Tage, versprochen, du musst nur genug wollen. Ihre Hand in meine nehmen und wegrennen, uns für das Asphaltlabyrinth unsichtbar ma-

Ich habe eine Nacht und einen Tag verloren, einmal Mond und einmal Sonne, Ebbe und Flut finden in meinen Augen statt, Salzwasser fließt aus ihnen heraus, in meine Mundwinkel hinein. Es tropft von mei-nem Kinn auf mein Kleid, ein ganzes Meer habe ich verloren, doch ich habe mich an das Verlieren gewöhnt. Jeden Tag suche ich mein Telefon, meinen Geldbeutel und meinen Schlüssel, jeden Tag verliere ich alles, gewöhne mich an den Verlust und finde dann sämtliche Dinge wieder.

Das Lächeln, dein Geruch – jeden Tag will ich dich vergessen, doch dann finde ich dein Liegengelassenes wieder; all die Kleinig-keiten um deine Person, eine Sonnenbrille, ein Hemd, eine CD, deine Socken, neunundsechzig Gramm Pep im Kühlfach. Ich weiß noch, wie wir das Zeug abgepackt haben, mit einer Waage, die ständig zu viel oder zu wenig angezeigt hat. Am schlimmsten der beißende Geruch. Trotzdem habe ich es genossen, neben dir zu sitzen, dich über dich reden zu lassen, ich wollte dich kennen lernen, mit dir sein. Gelacht hast du, während du die Plomben gemacht hast und mir erklärt, Jun-kies seien alle gleich, verstehste? Erst machen sie deinen Scheiß schlecht und dann versuchen sie, den Preis zu drücken. Ich aber ver-stand nicht. Bis ich süchtig wurde – nach dir. Und wir den Preis um uns nicht länger zahlen konnten.

Ich will mich genauso verloren machen wie der Sinn um deine Person, ich werde tanzen, um mich an uns zu erinnern und trinken, um dich wieder zu vergessen. Werde eine Melodie finden, in der ich mich verlaufen kann und bleibe dann Lichtjahre weit weg. Verspro-chen. Eine Flasche Hennessy in der Hand, wird mich die Stadt heute Nacht finden? Die Straße ist bereits da – und durchdringend, ihr Puls ist fühlbar nah – und doch nirgends.

Über mir blinkt eine Neonreklame in pink: geöffnet!, und ich schaue zum Türsteher, unentschlossen, war ich schon drin gewesen? Oder wollte ich erst rein? Er ist groß, ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um seine Augen sehen zu können. Ich weiß: ich kenne ihn, doch es ist zu viele Drinks her. Schließe die Augen, rieche seine Lederjacke, sein Aftershave, sein schlechtes Gewissen. Du kannst da nicht stehen bleiben, sagt er, du blockierst den Eingang. Entweder rein oder raus.

Ich ziehe mein Kleid zurecht und laufe ein paar Schritte weiter. Schluck Henny. Will sehen, was das für Menschen sind, die rein oder raus gehen. Sicher scheint nur, dass niemand bleibt. Inzwischen hat sich vor dem Club eine Schlange gebildet und da stehen sie in Reih und Glied. Rein oder raus. Rein geht eine Frau im arschkurzen Kleid, ausgeladen wird ein junger Mann, er blutet aus der Nase. Es scheint alles auf einmal zu passieren, als hätte man die Zeit in Scheiben ge-schnitten und sie übereinander gelegt.

Auf einer Bank bleibe ich sitzen. Überlege mir, wie ich die Zeit zerbrechen und neu zusammenfügen könnte. Wäre unsere Vergan-genheit begehbarer, als es unsere Zukunft gewesen ist?

Ich kenne diese Bank. Irgendwann in den letzten Tagen bin ich blind auf sie zugesteuert. Eine Frau saß dort, zu ihren Füßen eine Plastiktüte, aus der eine Vodkaflasche rausschaute. Ist sie auch aus ihrem Leben gegangen worden? Rein oder raus.

Ich kenne das mit den Männern, hatte sie gelacht, erst sagen sie: Hey Baby, und dann klatschen sie dich. Um dann wieder Hey Baby zu sagen. Aber eins sag’ ich dir, sie war plötzlich näher gerückt, sie hören nie auf damit, nie.

Ich schaute sie an, gib mir einen Schluck Vodka. War doch klar, dass man sie schlagen musste. Allein dafür, wie hässlich sie war.

Und überhaupt, was wusste sie schon? Bei uns war das anders. Überhaupt war alles anders. Du hast versucht, mich vor mir selbst zu

NEONREKLAME

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chen. Ich erhebe mich, strecke meinen Arm nach ihr aus und fühle stattdessen das glatte Glas. Langsam beuge ich mich vor, bis ich das Weiß in ihren Augen sehe, bis meine Lippen die Scheibe berühren. Kalt.

Plötzlich eine warme Hand auf meinem Oberarm, eine harte Stimme in meinem Ohr, gefällt sie dir? Ich schaue auf die Hand, sie ist groß. Ich reiße mich los, fass mich nicht an! Nicht mit mir.

Weiter vorn sehe ich einen Ampelmast. Erleichtert laufe ich ihm entgegen, schlinge meine Arme um ihn und reibe meine Wange an ihm. Es gibt hier also Bäume. Doch dann schaltet er von Grün über Gelb auf ein leuchtendes Rot, die Straße ist Herbst geworden, wo ist der Frühling, wo war der Sommer geblieben?

Es ist wohl inzwischen früh am Morgen – Menschen treten aus den Schatten hervor und wirken geschäftig in ihren dunklen Hosenanzügen. Geweckt wurden sie von U- und S-Bahnen, von Buslinien und Bauarbeiten, vom Laster, der um die Ecke den Bäcker beliefert, vom Nach-barbaby, das jetzt Hunger hat.

Ich blicke an mir herab, das kurze Kleid, das dir einst an mir so gefallen hat, ist nun nass und befleckt. Ich habe es noch nie sonderlich gerne getragen.

Aus einem Hauseingang tönt Kirchenmusik. Hallo Gott? Bist du es? Warum habe ich dich nur verlassen.

Wieder fällt mir die Frau mit dem zerzaustem Haar ein. Sie hatte mir von ihrem Tabak eine Kippe gedreht, von ihrem Vodka einen Schluck angeboten. Danach sternha-gelvoll zu ihr ins Frauenhaus getaumelt.

Mir ist kalt.In meiner Nase brennt kalt gewordener Rauch, im

Mund der Geschmack der abgenagten Reste der Nacht. Hatte ich gegessen?

Darfs noch etwas sein? Ich höre die Bäckerei, ehe ich sie sehe, sie klingt nach klimperndem Kleingeld, über-tönt von einer rauen Stimme, bekommen Sie schon? Es wird dort wohl Kaffee geben, aber wieso rieche ich ihn nicht, stattdessen stinkt die Stadt nach zerschmetterten Träumen und Taubendreck.

Bruchstücke, die abgeklärte Stimme eines Taxifah-rers: Taubendreck ist das Glück der Stadt, so ist das

nämlich, wenn man die Sternschnuppen nicht sehen kann.Ich wühle in meiner Tasche nach Kleingeld, brauche dringend

Kaffee, finde aber keins. Egal, irgendjemand wird nicht dazukommen, auszutrinken.

Der abgestandene Kaffeerest ist schwarz und ohne Zucker. Als ich den ersten Schluck nehme, stolpere ich beinahe über einen Pen-ner. Kleine Augen blitzen aus einer Kapuze hervor, willst’n Schluck? Lange dreckige Finger halten mir eine Bierflasche hin. Ich schüttle mit dem Kopf: Aber du kannst mir gern ’ne Kippe geben. Doch so-bald die Worte aus meinem Mund sind – wie schnell war noch gleich Schallgeschwindigkeit? – sind die Augen hinter der Kapuze ver-schwunden, niemand mehr da.

Einzelne Metallsegmente bilden Treppenstufen, um dann Men-schen schneller und kompakter abzutransportieren – ungefähr so habe ich mir den Sinn der Rolltreppe eingeprägt. Ich nehme sie, um in die Bahnhofshalle zu gelangen.

U-Bahn, ich muss zur U-Bahn. Mir ist, als würde ich zu spät kom-men, am liebsten würde ich mich in der Zeit verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen. Nichts mehr hören, nichts mehr sehen müssen, nur noch dich ein- und ausatmen.

Bei Gleis drei angekommen, lasse ich mich auf die erste Bank fal-len. Die Schuhe schwarz gelackt mit hohem Absatz, einen nach dem anderen streife ich sie von den Füßen.

Ich bin so müde.Meine Augen brennen – hatte ich geweint?Neben mir unterhalten sich ein paar Mädchen. Mussten sie so

laut sein?Denken sie, man höre sie nicht? Wenn doch Sätze tatsächlich un-

tergehen könnten. Zu viele, die ich gerne vergraben oder einfach mit dem nächsten Zug davontragen lassen würde.

Wahrscheinlich steigt ihre rausgelachte Luft in der dunklen Bahnhofshalle auf, kondensiert an der Decke und tropft wieder run-ter.

Blick auf mein Kleid. Vielleicht bin ich von Lachen durchtränkt. Blick zu den Mädchen. Ich hasse ihr Lachen.

Ein Mann, der anders gewesen war als die anderen, sagte mir mal, meine Augen seien wie Galaxien.

Schon wieder deine Worte in meinen Gedanken. Rein oder raus. Raus!

Eine U-Bahn fährt beinahe geräuschlos ein und hält.Die Türen zischen beim Aufgehen und ein Mann steigt aus. Oder

steigt er in die Stadt ein? Es ist nicht zu erkennen, ob er kommt oder geht. Laut Physik befindet er sich in einer Bahnkurve. Oder so ähnlich. Natürlich könnte ich ihn fragen – kommst du? Gehst du? Ich öffne meinen Mund und schließe ihn tonlos wieder.

Die Türen gleiten zu und beim Losfahren reibt der Radsatz laut entlang der Schiene. Das Geräusch gleicht einem ewig grotesken Schrei, der im Tunnel wiederhallt.

Aufhören soll er, aufhören!Der Schrei wird vom Scharren einer dicken Ratte abgelöst. Sie

scheint im Bahnschotter Essen gefunden zu haben. Erschöpft werfe ich ihr meine mit Federn verzierte Maske zu. Doch sie ist längst wie-der weg, im Tunnel verschwunden.

Hey! Warte auf mich! Nimm mich doch mit.

Kathleen Kennedy aus Stuttgart

[Kathleen hat für PRINZ Stuttgart geschrieben, ist Teil des Spoken Word Duos „HOT LIQUOR“ und die Muse von Streetartist Viro Arnold. Als nächstes Projekt ist ein Film mit dem Produzenten Florian Fickel in Planung. www.kathleenkennedy.de]

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MEIN KREUZ IST KRUMM,ABER MEIN BLICK IST NOCH GERADE!

May-May-Day-May-Be, Straßen- und Überle-benskünstlerin

May (43 J.) ist seit ih-rem 16 Lebensjahr auf der Straße. „Ich zeich-ne seit ich denken kann. Ich bin kein Picasso, aber die Leute sagen, ich hätte meinen ei-genen Stil. Ich zeichne das, was ich sehe und fühle.“Zu finden am Kotti, Schlesi oder an der Wahrschauer Brücke, Berlin.

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Ich seh es ein, ich bin ein echter Westberliner – und obwohl ich allen die Freiheit im Kopf, im Leben und auch anderswo – wünsche – stelle ich immer wieder fest, bevor wir sie tatsächlich erlangen– mussten wir tief in die Tasche greifen oder so sehr powern, dass wir völlig erschöpft sind und sie eigentlich nur in unseren Träumen genießen. Leider gehöre ich zu den Westberlinern, die ihren Westteil echt vermissen– nicht integriert finden. Natürlich bin ich im Stress neben Kind, meinem eigent-lichen Job und anderen Überlebensstrategien haupt-stadtgerecht zu werden. Ich brauche aber eine Alternati-ve, als versorgende Mutter bin ich auf Hilfe aller Berliner angewiesen– zudem habe ich einen großen Bedarf an Kontakt zur Außenwelt, den mein Zimmer mit dem Fen-ster zum Hinterhof-Himmelstück leider nicht abdeckt und hemmungslos nach Ausblick schreit. Nun, wer kennt das nicht. Denn in dieser vollgestopften Stadt treffen wir so viele Fremde, aber die echten alten Freunde zu sel-ten– dafür gewinnt man täglich Neue, ihr wisst schon wo, dazu. Damit meine Freunde nicht zu Zierde und als Briefmarkensammlung virtuell verkommen– kam es mir z.B. gerade recht, dass mein wirklich allerältester Kum-pel Kuri (Kurt Richter) eine Galerie Katz & Bach in der Katzbachstraße 25 neben dem Kreuzberg (der mit dem Wasserfall) ausbaut. Nicht irgendeine weiß getünchte Galerie, sondern ein konzipierter Art Raum– Ich mobili-sierte die im Überlebenskrampf verlorenen Kampfreser-ven und stiftete Kuri zu seiner ersten Ausstellung Nackte Tatsachen! an. Wir verführten Künstler zu einer politi-schen Konzeptausstellung. Um die Synthese von Sex und Politik zu verdeutlichen, skizzierten wir mit Tanz-Perfor-mances jedes Werk– man kann sich vorstellen– burlesk mit nackten Tatsachen. So entstanden die Eventtage, Freitags ab 19 Uhr, um Publikum zu den laufenden Aus-stellungen zu bringen– Social Network life– Face to Face den Menschen gegenüber zu stehen! Namen und kleinen Bildchen nicht nur Chat, sondern echten Personen Profi-le wieder zuordnen zu können. An diesem Freitag geht es für mich feurig zu. Zwischen den Begrüßungen filme ich

Feuermalerei, die neue Performance von The Champ– Fire– Art für ihre Website– während ein neuer Gast, Fotograf Bernd Jäger, mir sei-ne Fotos automatisch und liebenswürdigerweise zur Verfügung stellt und zu unserer Überraschung der Autor Alfred Schwarzmüller die neueste Geschichte präsentiert. Wie Streetmag vernetzen wir, um für die Katz & Bach die Sommerausstellung vorzubereiten. 14 Künstler werden zu dem Thema STADTMOMENTE vom 8. 7.– 4.8. (16–20h) aus-stellen– und acht Freitagsevents sind zu koordinieren. Klar bin ich im Stress, denke ich, während ich mir automatisch den Kopf nach dem Stück Himmel verrenke, der Ausblick ist gar nicht so schlecht: Das Life–Networken, die Synthese herstellen, zwischen virtuell und Leben macht real Spaß. Der Blick auf das unsichtbare Band, welches uns Künstler und Kunst-Genießer zusammenhält, auf Niveau und Geist, der sich in dem Stadtdschungel nicht unterkriegen lassen will, gibt mir Kraft! Wir können im Katz & Bach Neues ausprobieren, auch Freunde treffen und auf neue Ideen kommen– oder wir zelebrieren die Alten– so wie uns gemeinsam der Sinn steht, so entwickeln sich die Abende – www.katzbach25

Beatrice Manowski, Schauspielerin aus Berlin

[Beatrice spielte sowohl kleinere Rollen in Filmen wie „Manta Manta“, Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“ als auch Hauptrollen in Low-Budget-Filmen wie „Jörg Buttgereits Nekromantik“ oder in Fernsehserien wie „Und tschüss!“ (1995). Bei ihrem eigenen Filmprojekt

„Drop Out - Nippelsuse schlägt zurück“ (1998) führte sie neben ihrer Funktion als Hauptdarstellerin auch Regie und arbeitete zusammen mit Wolfgang Büld am Skript. www.beatrice-manowski.de]

MEIN KREUZ IST KRUMM,ABER MEIN BLICK IST NOCH GERADE!

NACKTE TATSACHENIN DER GALLERIE KATZ & BACH!

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www.vom-fainztn.de

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Fortsetzung folgt...

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EHRZFEINDMEINE GESCHICHTE

Wir schreiben das Jahr 2004, ich war 13 Jahre alt. Ich hatte viel Stress mit meiner leiblichen „Mutter“ und deren Schwestern und Brüdern, also meinen Tanten und Onkels. Zu dieser Zeit fing ich an, cool zu sein und voll einen auf dicke Hose zu machen. Ich hatte viele Freunde und habe auch echt ’ne Menge Mist gebaut, wie zum Bei-spiel Polizeiverfolgungen, Schlägereien, und viele waren auch auf Heroin. Ich hing tagtäglich mit diesen Menschen zusammen, hab ge-klaut, bin eingebrochen und hab den einen oder anderen auch ver-hauen. Es war normal, denn nur so machte man sich einen Namen, bis zum Jahr 2006.

In diesem Jahr lernte ich nämlich meinen besten Freund Niclass G. kennen. Er hat mich aus dieser Scheiße rausgeholt und sich um mich gesorgt wie ein großer Bruder. Wir sind einfach gute Freunde, haben ähnliche Familienverhältnisse und hören die gleiche Musik. Anders als bei anderen ist es das Alter, es sind schon drei Jahre Al-tersunterschied zwischen uns, aber das hat niemanden gestört.

Wir fingen an, Scheiße zu reden, haben gelacht und uns immer gut unterhalten, bis wir beschlossen, eine echte Rap-CD zu ver-öffentlichen. Nach langer Arbeit war diese auch fertig und es war schon krass, seine eigene CD mit eigenen Beats und Texten zu haben. Mit Stolz ging ich durch die Straße, GEIL, meine eigene Platte! Nur was ich heute nicht verstehe und was wohl damals auch sonst nie-mand verstand, war, warum ich so oft über den Tod und Leid gerappt habe. Ich habe halt oft oder in manchen Versen gesagt, dass ich bald gehen muss.

Vier Wochen, nachdem wir diese CD veröffentlicht haben, am 30. 6. 2007, fuhr ich zu ein paar Mädchen, um mit denen was zu un-ternehmen. Da ich gerade erst 16 war und mich niemand mit dem Auto bringen konnte, bin ich mit dem Fahrrad ca. 35 Kilometer ge-fahren. Als ich ankam, habe ich mit meinen Mädchen viel gelacht und Unsinn erzählt, wie immer, typisch Flo! Dann habe ich ein neues Mädchen kennengelernt und bin mit ihr zusammen gekommen. Auf jeden Fall wurde es dann auch spät und ich machte mich abends auf dem Heimweg zurück nach Hause. Ich sagte ihr noch: „Wenn ich mich nicht melde, darfst du mich hassen und ich werde dich auf je-den Fall anrufen!“

Als ich in einer Vorbauerlandschaft von unserem Dorf fuhr, klingel-te mein Handy, mein Vater war dran und machte sich Sorgen, wo ich bleibe, da ich viel zu spät war. Ich sagte, ich müsste noch fünf Kilo-meter fahren, dann sei ich zu Hause. Nach diesem Gespräch bin ich eine Straße entlanggefahren und habe sie überquert.

Vorher schaute ich nach links, nach rechts und wieder nach links, ich sah zwar Licht, aber ich konnte einschätzen, dass es weit genug weg war, um über die Straße zu fahren. Auf einmal sah ich während des Überquerens der Straße noch einmal nach links, da ich ein Mo-torengeräusch immer deutlicher und lauter hörte, als ich dann nach links blickte, sah ich nur zwei erschrockene Augen, dann ein schwar-zer Filmriss …

25. 1.2008. Ich fing an zu verstehen was geschah.Ich bin in einer Rehaklinik in Hamburg, Geesthacht.

Ich lag sechs Wochen im künstlichen Koma und den Rest bis zu diesem Zeitpunkt im Wachkoma. Ich erinnere mich noch ganz schwach, wie ich sprechen und meine Fin-ger zu bewegen gelernt habe. Ich bin an einen Rollstuhl gefesselt, wie es aussieht für den Rest meines Lebens. Der Arzt erklärte mir immer wieder, dass ich lebe, sei ein Wunder, ich sei mit dem Kopf auf das Auto geknallt und habe dadurch ein sehr schweres Schädelhirntrauma er-litten und zwar nicht irgendeins, sondern es war bei mir nicht wie bei anderen eine Seite des Gehirns oder ein kleiner Teil beschädigt, sondern bei mir war das gesamte Gehirn in verschiedenen Bereiche betroffen gewesen, so stark, dass man durch eine OP am Gehirn nichts retten konnte.

Ich habe alles langsam von vorne gelernt und so gut wie alles vor dem Unfall vergessen: wer ich bin, wer meine Freunde und meine Familie waren. Ich wachte im Nichts auf. Ich habe in der Neurologischen Rehaklinik Geesthacht sprechen, fühlen und wieder einigermaßen leben gelernt. Ich habe eine Kurzzeit- und Langzeit-gedächtnisschwäche und musste alles wie ein kleiner Säugling neu lernen. Es war ein Wunder, dass ich über-lebt habe, ein Traum, dass ich aus dem Koma erwachte und eine Erscheinung, als ich nach langer Zeit sprechen gelernt habe!

Meine Eltern, Britta und Günter Bremer, haben mir immer erzählt, was ich alles früher gemacht habe und was ich für Freunde hatte. Sie haben mir immer wieder Teile aus meinem Leben berichtet. Meine ersten Gedan-ken, die mir nach dieser sehr langen Zeit eingefallen sind, waren die an meine Familie, Frauen und Gott, den Glauben.

Ich habe dann ab Februar 2008 gehen gelernt, indem ich nach Hamburg Altona für acht Wochen verlegt wurde für eine Sehnenverlängerung in meinen Beinen. Die rest-lichen Monate bis zu meiner Entlassung habe ich noch mehr für die Schule gelernt, denn zu dieser Zeit hatte ich noch keinen Abschluss.

Nach meiner Entlassung aus Geesthacht bin ich weiter zu einer Schule für geistige und motorische Ent-wicklung gekommen, um meinen Hauptschulabschluss zu machen. Das Schlimme, finde ich, ist, dass ich dort auch gelernt habe: dass es nicht nur Menschen wie in Geesthacht gibt, die alles tun würden, damit ich wieder einigermaßen normal leben kann, sondern dass es Men-schen gibt, denen nur das Geld wichtig ist und die mei-nen, dass man mit einem „Behinderten“ machen kann, was man will.

Meine Klassenlehrerin wollte mich in eine Behinder-tenwerkstatt schicken, damit ich etwas zu tun habe, weil sie sich ja sonst bemühen müsste, mich in eine Einrich-tung zu stecken, wo auch was aus mir wird. Diesen gan-zen Schreibkram hat sie sich erspart und gesagt: „Florian, du gehst ja sowieso in eine Behindertenwerkstatt.“ Aber ich habe laut und deutlich in der Klasse NEIN gesagt, ich bin froh, dass ich es bis hierhin geschafft habe, dass ich gehen gelernt habe, sprechen, lieben und trauern, dass ich das alles gelernt habe, daran will ich festhalten und weitermachen.

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Ich glaube, so etwas hat die Lehrerin noch nie erlebt, ein junger Mann, der sich mit Händen und Füßen wehrt, eine Entscheidung von einer staatlichen anerkannten Person abzulehnen, denn ich weiß, was ich kann und was ich al-les draufhabe!So kam es, dass mir meine Familie einen Rehaberater besorgt hat, der mich dann nach dem Schulabschluss nach Friedehorst brachte. Nun kann ich in einem BVB (berufliches vorbreitendes Bildungsjahr) lernen, wie ich den Rest meines Lebens gestalte. Ich kann eine ganz normale Ausbildung machen, kann normal und gesund leben und weiß das Leben zu schätzen. Und das alles von einem Jungen, der für tot erklärt wurde!

Ich habe einige Verwandte und viele Freunde verlo-ren, auch die, die ich in dieser Nacht besucht habe und das Mädchen, mit dem ich damals zusammen gekom-men bin. Ich habe nie wieder etwas von ihr oder den an-deren gehört, ich habe aber auch vieles vergessen durch den schweren Verkehrsunfall. Meine Familie und Niclass G. sind mir durchgehend erhalten geblieben.

Heute bin ich froh, dass ich lebe, ich gehe wieder eini-gen Hobbies nach und freue mich auf das berufliche Le-ben. Außerdem hat mein Vater neu geheiratet, diese Frau nenne ich nun mit STOLZ Mama. Als ich im Koma lag, hat sie sich um mich gekümmert, bis ich gesund wurde, mich gewaschen und gepflegt, heute zeigt sie mir zusammen

…Ich setze meine Lieblingsvariante von „hmmm“ ein, schenke Mr. Superman meine tausendprozentige Aufmerksamkeit und warte.

„Naja, ich dachte mir halt, ich könnte Megan helfen!“„Warum?“„Warum? Die hat niemanden!!“„Ist das wirklich so?“, hake ich fies nach. Megan hat einen ausge-

sprochen coolen Freundeskreis, mit ihren drei Schwestern versteht sie sich super, Megans Problem ist ihr Verhältnis zur Mutter und dazu findet sie selbst ihre Wutanfälle inzwischen nicht mehr toll, aber im Grunde ist sie weder ein armes Hascherl noch pflegt sie das in Bay-ern beheimatete Lebensgefühl „arme Sau“. Sie kommt in der Regel super klar und bei mir fordert sie auch nur Beraterdienste an. Ich bin gespannt.

„Ja! Sie ist mutterseelenallein und sie hat nicht mal ein Handy!“ Das ist korrekt. Aber nur, weil Megan meint, dass sie diese terroristi-schen Taschenkobolde, bei ihr TTK-Fußfessel genannt, nicht braucht und sie keinen Bock hat, überall abgenervt und gebeten zu werden:

„Hey, Megan, ich bins, kannst du mal schnell …“ Nee, Megan kann nicht schnell. Könnte schon, will aber nicht. Ich finde das nicht soooo krankheitswertig, sondern reichlich clever, verkneife mir den Kom-mentar aber, denn Mr. Superman hat mehrere Handys und wir haben vier Stunden allein darauf verwendet, dass er sie auf lautlos schaltet.

„Also, Megan hat jetzt das neue iPhone und da hab ich ihr alle meine Nummern eingespeichert und sie kann damit ins Internet und

…“ Toll.„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet: Warum machst du

das?“ Ich kann fies insistieren und schon geht es los. Mr. Supermann atmet wütend, will mich anschreien, doch alles kippt und – er weint. Lange, wortlos. Bis es klingelt. Draußen steht Megan. Sooo will sich Mr. Superman nicht zeigen. Also schiebe ich ihn in die kleine Teekü-che, ich weiß, er wird lautlos verschwinden. Und ich sage nur einen Satz: „Wenn du an der Tür lauschst, wird dir dein Schwanz abfallen!“ Er weiß, dass ich es ernst meine. Er nickt.

Megan rauscht herein und kräht schon in der Tür: „Du glaubst nicht, was in der Zwischenzeit alles passiert ist!!!“

Sie wirft sich auf den Stuhl und zum ersten Mal stehen die Füße auf dem Boden! Sie lehnt sich mit dem Rücken an! Innerlich freue ich mich, es geht ihr also deutlich besser.

Ich widme ihr meine volle Aufmerksamkeit und beobachte, wie sie sich ein Glas Wasser eingießt und dann schießt sie los:

„Ich hab wen kennen gelernt!“Ich bin gespannt.

„Superman“ (sie nennt ihn so, ist das zu fassen?!) „hat mir ein Handy geschenkt! Und letzte Woche hat sich wer verwählt und wir sind ins Quatschen gekommen, haben uns getroffen und peng, peng!“

„Peng peng?“ Ich will es wissen.„Na ja. Wir haben uns getroffen, nen Kaffee zusammen getrunken,

haben acht Stunden durchgelabert und uns einfach nur gut verstan-den und jetzt überleg ich halt, bei Thomas einzuziehen.“

Thomas heißt er also. „Und Superman?“„Der ist doch schwul!“Aha. Dachte ich bis vorhin auch …

NEUES VON DER COUCH IV

mit meinem Vater noch manchmal mein altes Leben und hilft mir, als wäre ich ihr eigener Sohn.

Ich habe heute noch eine Behinderung und werde sie auch nicht mehr los, aber der Trick dabei ist, nicht dar-über zu trauern, was man alles nicht mehr kann, sondern das Beste draus zu machen.

Dies war ein kleiner und kurzer Ausschnitt aus meinem Leben vom 30. 6. 2007 bis heute, 2011.

Ehrzfeindwww.ehrzfeind.de.tl

„ES WAR EIN WUNDER, DASS ICH ÜBERLEBT HABE, EIN TRAUM, DASS ICH AUS DEM KOMA ER-WACHTE UND EINE ERSCHEINUNG, ALS ICH NACH LANGER ZEIT SPRE-CHEN GELERNT HABE!“

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WAS MACHEN WIR?

Wir helfen Obdachlosen und in Not geratenen Menschen ohne Re-striktion. Das bedeutet – bei uns sind die Türen immer für jeden ge-öffnet. In anderen Einrichtungen werden Menschen zum Teil abge-wiesen, da sie unter starkem Alkohol- bzw. Drogeneinfluss stehen oder Tiere dabei haben. Bei uns nicht!Ebenso bieten wir auch Menschen mit Hunden den Zutritt.

Wir leisten außer der Notunterkunft noch folgende Hilfe:_ medizinische Betreuung_ sozialpädagogische Beratung_ Beratung bei der Unterstützung und Hilfe bei der Wohnungs- und ggf. Arbeitssuche.

Des Weiteren werden jederzeit Speisen und Getränke bereitgestellt, es besteht die Möglichkeit zur Körperhygiene, zum Kleidertausch und zur Pflege. Im Winter gehen wir zweimal wöchentlich auf die Straße und verteilen Essen sowie Schlafplätze an notdürftige Menschen.

Ziel: Jeder hat ein Obdach verdient! Und das schaffen wir, wenn du mit anpackst!

WER SIND WIR?

Bürger wie du und ich, die sich am 1. Dezember 2010 in Berlin Mitte zusammengeschlossen haben und jeden Tag mehr werden. Mittler-weile haben sich bereits über 100 Berliner beteiligt.

Kurzum gesagt: Initiative-Berlin – Wärme im Herz!Der Initiator der „Wärme mit Herz“-Stiftung ist Zoltan Dominic Grass-hoff (36). Die ganze Aktion wird von Nina Hagen tatkräftig unter-stützt, die mit ihrem Auftritt bei der „Mit-Herz“-Charity-Veranstal-tung im Januar diesen Jahres für Aufsehen sorgte. Im Winter ist das nächste Charity Konzert geplant. Die GeSoBau unterstützt die Stif-tung mit Wohnraum, Iriedaily mit warmer Bekleidung für den Winter und auch du kannst ohne große bürokratische Hindernisse ein Teil von uns sein! Unterstütze uns einfach entweder mit einer guten Idee oder deiner aktiven Mitarbeit!

Schauen wir auf unsere Stadt! Mit Herz!Jeder, der eine gute Idee oder einen Verbesserungsvorschlag hat, kann dies im Büro einreichen (auch online) und zur Prüfung geben.Sollte die Idee gut sein, wird sie uns allen vorgestellt und darüber abgestimmt. Jeder kann mit abstimmen und weitere Verbesserungs-vorschläge einbringen. Bringen wir Bewegung und Kommunikation ins Land sowie Transparenz!Wir sind das erste Bürger-Netzwerk, das sich der „open source-Technik“ bedient, das bedeutet: Jeder kann mitfeilen und das Gan-ze formen. Auch du …!Jeder redet immer von – so kann es nicht weiter gehen – ändern WIR es!

WIE KANNST DU HELFEN?

Jeder ist aufgerufen mitzumachen.

Insbesondere:_ Juristen_ Sozialarbeiter_ Pädagogen_ Ärzte_ Fahrer_ Köche_ Textilreiniger_ Druckereien_ Redakteure_ Tischler_ Makler_ Programmierer (für eigenes „social network“)_ Organisatoren und Personen des öffentlichen Lebens sowie „regionale“ Sponsoren

Mach mit, lerne neue Freunde kennen, die auch gerne teilen, helfen und Spaß dabei haben. Lernen wir uns ken-nen!Du findest uns unter www.mitherz.org

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NINA HAGEN IST EINE DER SUPPORTERIN-NEN DER „WÄRME MIT HERZ“-STIFTUNG. MEHR UNTER WWW.MITHERZ.ORG

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STREETMAG-ABHOL- STATIONENBERLIN: WÄRME MIT HERZ STIFTUNG Wärmestube/ObdachlosenwohnungAdresse: Sprengelstr. 46 13353 Berlin-Wedding Hinterhaus 1.OGWeb: www.mitherz.orgHaltestelle: Nähe S/U Bahnhof WeddingAbholung: Täglich 17.00 – 19.00 Uhr

MISFIT (VISTA) Drogen- und Suchtberatung Friedrichshain-KreuzbergAdresse: Cuvrystr. 1 10997 Berlin-Kreuzberg Tel. 030 / 698 14 00Web: www.vistaberlin.de Haltestelle: Schlesisches TorAbholung: Mo bis Do: 10.00 – 17.00 Uhr Fr: 10.00 – 16.00 Uhr AWO KIEZ CAFE Adresse: Wühlischstr. 42 10245 Berlin, Friedrichshain–Kreuzberg Haltestelle: U1/S9/M13 Warschauer StraßeAbholung: Mo bis Fr: 9.00 – 20.00 Uhr

KIRCHEN-CAFE EMMAUS-ÖLBERG KirchengemeindeAdresse: Lausitzer Platz 8a 10997 Berlin-KreuzbergHaltestelle: U1, 15 Görlitzer BahnhogAbholung: Mi bis Do: 10.00 – 12.30 Uhr Mo bis Fr: 15.00 – 18.00 Uhr

ZENTRUM GITSCHINER 15Ev. Kirchengemeinde Heilig Kreuz-PassionAdresse: Gitschiner Straße 15 10969 Berlin-KreuzbergHaltestelle: U1 PrinzenstraßeAbholung: Mo bis Mi: 9.00 – 17.00 Uhr Do: 11.00 – 17.00 Uhr Fr: 9.00 – 14.00 Uhr

BAHNHOFSMISSION OSTBAHNHOF Adresse: Erich-Steinfurth-Straße (Ostbahnhof) 10243 Berlin, Friedrichshain-KreuzbergHaltestelle: OstbahnhofAbholung: Mo bis Fr: 8.30 – 16.45 Uhr Sa bis So: 8.30 – 16.00 Uhr

DANKE! STREETMAG bedankt sich herzlich bei Bagstage für die Unterstüzung

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HERAUSGEBERM. Stojanović / A. Vidojković[email protected]

REDAKTION

Aleksandar Vidojković / Marija Stojanović [email protected]

ANZEIGENVERMARKTUNG / MARKETING / PRMarija Stojanović – [email protected]

REDAKTIONELLE BEITRÄGE Selin Güngör – www.esmusslautersein.blogspot.com Robin Hartmann Franziska Jünger – www.franziska-juenger.de Kathleen Kennedy – www.kathleenkennedy.deBeatrice Manowski – www.kuri-art-berlin.de/katzbach Ehrzfeind (Florian B.) – www.ehrzfeind.de.tlChristine Krokauer – www.seelengarten-krokauer.de

BEITRÄGEGraffitibox – www.graffitiboxjam.deLMNZ – www.worldwide-rap.comGordon le Grand – www.ftgrf.deComic – www.vom-fainztn.de MAY Berlin Mit Herz – www.mitherz.org

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STREETMAG-ABHOL- STATIONENIMPRESSUM

WARMER OTTOAdresse: Wittstocker Str. 7 10553 Berlin-Moabit Haltestelle: S-Bahn Beusselstraße Abholung: So bis Do: 13.00 – 17.00 Uhr Fr: 09.00 – 13.00 Uhr

FOYER AN DER GEDÄCHTNISKIRCHE Adresse: Breitscheidtplatz 10789 Berlin-Charlottenburg Haltestelle: U1/U15 Kurfürstendamm Abholung: Mo bis Fr: 10.00 – 12:00 Uhr Do: 16.00 – 18.30 Uhr Fr 16.00 – 17.45 Uhr

DIESE AUSGABE WURDE GESTALTET VON WESSINGER UND PENG WWW.WESSINGERUNDPENG.COM

WIR BEDANKEN UNS BEI JULIA FUCHS [WWW.KONTRASTWERT.COM] UND DIANA SANUSI [WWW.DIANSAN.DE] FÜR DAS DESIGN DER LETZEN DREI AUSGABEN!

DA STREETMAG FÜR ALLE EINE PLATTFORM SEIN SOLL, GEBEN WIR ALLE DREI AUSGABEN EINEM NEUEN DESIGN-TEAM DIE MÖGLICHKEIT DAS STREETMAG ZU LAYOUTEN! SENDE UNS EINFACH EINE MAIL AN: [email protected]

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STREETMAG AUF DER JOSCHKA FISCHER FILM PREMIERE 2011

1) Pepe Danquart2) Franz Walter Steinmeier3) Renate Künast4) Cem Özdemir5) Miriam Pielhau6) Rezzo Schlauch7) Fahri Ogün Yardim8) Ulrich Meyer

KLAUS WOWEREIT – BERLINER BÜRGERMEISTER,BALD BUNDESKANZLER?

VIELEN DANK

FÜR DENSUPPORT

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