ueber abkömmlinge der muconsäure

3
671 Auffallend bleibt es, dass bei den bestimmten Molybdiin- und Wolframchloriden und -acichloriden allemal irn Dampfmoleciil ein Atom Metall gefunden wurde und ist diese Thatsachc unvereinbarlich mit den bis jetzt fiir diese Verbindungen aufgestellten Formeln, so lasst sich z. B. die von Hrn. Blomstrand angenommene Formel MoCI, + 2Mo0, (Mo = 48) nicht mit Q multipliciren, was notbig ware, um zur gefundenen Molybdanmenge = 96 zu kommen. Ich werde splter in diesen Verbindungen das Verhaltniss des Chlors zum Metall genau zii errnitteln suchen. Aus denjenigen Verbindungen aber, aus welehen sich schon jetzt mit Sicherheit ein Schluss ziehen lasst, niirnlich den Quecksilber- und besonders den Zinnverbindungen, gebt rnit Nothwendigkeit hervor, dass die verschiedene Werthigkeit dieser Elemente nicht durch die Theorie der partiellen Binduug gleicharti- ger Atorne erklart werden kann, sondern dass nur noch die Wahl bleibt zwischen der Theorie der wechselnden yalenz und der Theorie der ungesattigten Verwandtschaften, welche Wahl deshalb nicht schwer zu Gunsten der letzten Ansicht fallt, weil wir schon mehrere Analoge in CO, NO, Cd, Hg besitzen. Dsss die gefundene Constitution nur den Gasmolrciilen zukiimmt, ist selbstredend, da sie ja such nur fiir solche gesucht warde und dass die Moleciile in fester und fliissiger Form dennoch grosser sind, als die Gasmoleciile, ist urn so mehr wahrscbeinlich, ale nur dann bei den zweiwerthjgen Metallen die Existenz der Doppelsalze der Theorie nach miiglich wird. Bonn, Juni 1870. 189. H. L impricht: Ueber Abkommlinge der Hnconsaure. (Eingegangen am 4. Juli.) In dem 11. Hefte dieser Berichte findet sich auf S. 619 eine kurze Mittheilung iiher die Adipinapfelsaure und Adipinweinsgure, welehe die HH. Gal uiid J. Gay-Lussac aus der Mono- und Bibromadipinsiiure dargestellt haben. L. M a r q u a r d t beschaftigt sich irn hiesigen Labo- ratoriurn schon seit einiger Zeit mit ganz lhnlichen Untersuchungen, und obgleich dieselbeo noch nicht abgeschlosseu sind, hake icb die Veriiffentlicbung einiger Resultate doch jetzt fir geboten. Es wurden aus der Muconsaure, C,H,O,, deren Umwandlung in Adipinsaure durch Behandlu_ng der wHssrigen Losong -mit Natriurn- amalgairi M a r q 11 a r d t schon friiher *) bewerkstelligt hatte , rerschie- dene Bromverbindungen dsrgestellt , und in ihnen durch Rehandlung mit feuchtern Silberoxyd oder Barytwasser das Brom durch HO er- *) Diese Benchte 1869, 9. 385.

Upload: h-limpricht

Post on 06-Jun-2016

218 views

Category:

Documents


0 download

TRANSCRIPT

Page 1: Ueber Abkömmlinge der Muconsäure

671

Auffallend bleibt es, dass bei den bestimmten Molybdiin- und Wolframchloriden und -acichloriden allemal irn Dampfmoleciil ein Atom Metall gefunden wurde und ist diese Thatsachc unvereinbarlich mit den bis jetzt fiir diese Verbindungen aufgestellten Formeln, so lasst sich z. B. die von Hrn. B l o m s t r a n d angenommene Formel MoCI, + 2Mo0, (Mo = 48) nicht mit Q multipliciren, was notbig ware, um zur gefundenen Molybdanmenge = 96 zu kommen. Ich werde spl ter in diesen Verbindungen das Verhaltniss des Chlors zum Metall genau zii errnitteln suchen. Aus denjenigen Verbindungen aber, aus welehen sich schon jetzt mit Sicherheit ein Schluss ziehen lasst, niirnlich den Quecksilber- und besonders den Zinnverbindungen, gebt rnit Nothwendigkeit hervor, dass die verschiedene Werthigkeit dieser Elemente nicht durch die Theorie der partiellen Binduug gleicharti- ger Atorne erklart werden kann, sondern dass nur noch die Wahl bleibt zwischen der Theorie der wechselnden yalenz und der Theorie der ungesattigten Verwandtschaften, welche Wahl deshalb nicht schwer zu Gunsten der letzten Ansicht fallt, weil wir schon mehrere Analoge in CO, NO, Cd, Hg besitzen.

Dsss die gefundene Constitution nur den Gasmolrciilen zukiimmt, ist selbstredend, da sie j a such nur fiir solche gesucht warde und dass die Moleciile in fester und fliissiger Form dennoch grosser sind, als die Gasmoleciile, ist urn so mehr wahrscbeinlich, ale nur dann bei den zweiwerthjgen Metallen die Existenz der Doppelsalze der Theorie nach miiglich wird.

B o n n , Juni 1870.

189. H. L impricht: Ueber Abkommlinge der Hnconsaure. (Eingegangen am 4. Juli.)

In dem 11. Hefte dieser Berichte findet sich auf S. 619 eine kurze Mittheilung iiher die Adipinapfelsaure und Adipinweinsgure, welehe die HH. Ga l uiid J. G a y - L u s s a c aus der Mono- und Bibromadipinsiiure dargestellt haben. L. M a r q u a r d t beschaftigt sich irn hiesigen Labo- ratoriurn schon seit einiger Zeit mit ganz lhnlichen Untersuchungen, und obgleich dieselbeo noch nicht abgeschlosseu sind, hake icb die Veriiffentlicbung einiger Resultate doch jetzt f i r geboten.

Es wurden aus der M u c o n s a u r e , C,H,O,, deren Umwandlung in Adipinsaure durch Behandlu_ng der wHssrigen Losong -mit Natriurn- amalgairi M a r q 11 a r d t schon friiher *) bewerkstelligt hatte , rerschie- dene Bromverbindungen dsrgestellt , und in ihnen durch Rehandlung mit feuchtern Silberoxyd oder Barytwasser das Brom durch HO er-

*) Diese Benchte 1869, 9. 385.

Page 2: Ueber Abkömmlinge der Muconsäure

672

setzt. Die Bromverbindungen, welche in zur Analyse geeigneter Form erhalten wurden, waren:

B r o m m u c o n s a u r e , C,H, BrO,, H, 0, bei 153O schmelzende,

T r i b r o m a d i p i n s a u r e , C,H,Br304 , bei 177°-1800 schmel-

Tetrabrornadif i ins i iure , C , H 6 B r , 0 4 , bei 210" (unter Zer-

Die bromfreien SBuren sirid alle leiclit liislich und schwierig zur Krystallisation zu bringen ; zur Analyse wurden desbalb ihre Barium- salze genommen.

O x y m u c o n s a u r e , C, H,O,. I n Alkohol und Wasser leicht liisliche, ziibfliissige Masse. Das aus der wassrigen Liisung mit Wein- geist gefiillte B a r i u m s a l z ist C, H, BaO,, 2H2 0 zosammengesetzt.

Das B a r i u m s a l z besass die Zusammensetzung C6 H, BaO,, 4 Ha 0, wenn es aus wLseriger Liisung mit Weingeist gefallt wurde, und verlor beim Trocknen uber Schwefel- s lure 2H, 0.

Die freie Saure zeigt nach laiigem Stehen einzelne krystallinische Ausscheidungen. Das mit Wein- geist gefallte Bariumsalz ist 2(C, H, BaO,), Ha 0 znsammengeeetzt.

gliinzende Nadeh.

zende Nadeln.

setzung) schmelzende Krystalle.

A d i p i n w e i n s a u r e , C 6 H 1 0 0 , .

T r i o x y a d i p i n s a u r e , C, LI,,O,.

Ein Blick auf die folgende Zusammenstellung c, H, 0 4 C 6 H 1 0 0 4 C6H1005

YuconeHure. Adipineilure. AdipiniLpfelsLure.

C6 H 1 0 ° 6 C 6 H 1 0 0 7 C6H1008 Adipinweinaitnre. Trioxyadipinskinre. Sehleimskiure.

zeigt, dam von der Muconsiiare oder Adipinsaure mit 4 0 ausgehend, die SIiuren b i s zu der mit 7 0 dargestellt sind. Die Schleimsaure konnte nach derselben Methode ans der Tetrabromadipinsaure bis jetzt' nicht gewonnen werden, vielleicht weil der Versuch in zu klei- nem Maasstabe angestellt werden mues1.e. Auch bei den anderen Ver- suchen zeigte sich derselbe Uebelstand nnd liess bald erkennen, dass die Wahl der Muconsaure ale Ausgangsmaterial eine nicht sehr gliick- liche geweeen war, weil die Beschaffung grthserer Mengen derselben sehr zeitranbend und kosbpielig ist.

Um die 'erzielten Resultate zu bestatigen, resp. zu berichtigen und zu vervolletiindigen, ist jetzt eine neue Versnchsreihe von der Adipin- siiure ausgehend, unternommen , und ausserdem eine damit parallel laufende in der Brenzweinsiiurereihe.

Ich halte es fur. uberflussig, hier aluf die ziemlich nahe liegenden theoretischen Ansichten , welche bei diesen Arbeiten als Fiihrer die- nen, naher einzugehen ; diese Notiz bezweekt nur, andere Chemiker damit bekannt zu maqhen, dass mit den genannten Verbindungen im

Page 3: Ueber Abkömmlinge der Muconsäure

673

hiesigen Laboratorium schon langere Zeit gearheitet ist und nocb ge- arbeitet werden wird.

Greifswald, den 4. Juli.

190. V. W a r t h a. Vorlauflge Mittheilung. (Eingegaogen am 29. Juni.)

Mit Untersuchungen iibt.r die V o r g h g e bei der Tiirkischroth- fiirberei beschiiftigt, konnte ich bis jetzt Folgetides constntiren :

Das eigenthiimliche Fkuer, welches die Tiirkischroth gcfarbten Krapp-Artikel auszeichnet, rlihrt von einer eigenthiimliehen Fettsaure- Alizarinverbindung her, welcbe der Faser nicht stark anhaftet und derselben mi t Ligroin und Aether entzogen werden ksnn. Verdunstet man diese Losung, so erhalt man ein priichtig fecirig scharlachrothes Fctt, das nur mit starker Kalilauge behandelt oder mit Kali geschmol- Zen zersntzt wird, und alsdann die charakteristische Alizarinreactioii zeigt. Der extrahirte Stoff hat alles Feuer verloren, cler Ton zieht mehr ins Kirschrothe und iihnelt ganz den blos mit Zinnbeizeu er- zeugten Krappfarben. Mit dem Studium dieser Verbindung bin ich beschaftigt und behalte mir weitere Mittheilungen dariiber vor.

Zu meiner letzthin angegebenen*) Methode der Darstellung von Pflanzenalizarin kann ich noch hinzufigen, dass die vorlier niit Ligrniu behandelten Stoffe mit Alkphol-Salzsilure ausgezogen rind das Pflaiizen- alizarin aus dieser Liisung schon dorch blosscs Verdiinnen niit vie1 Wasser in Form arangegelber Flocken und fast eheniisch rein gefiillt werden konnen; dadurch wird das Vcrfahren noch vie1 einfachcr. Ebenso kann ich mittheilm , dass nach sorgfiiltiger Vergleichung das Pflanzenalizarin schon zwischen 130-140°, das synthotische aber erst zwischen 280-300" vollstiindig subiimirt.

Ofen, den 25. Juni 1870. Technisches Laboratoriiim.

191. M. Ballo: Ueber die Daretellnng dee Naphtglamins. (Eiiigegangeo am 29. Jiiiii )

Die vorziiglichsteii bis jetzt zu dicseui Zwecke empfohlenen Me- thnden sind mehr oder weniger rnit Umstandcn verbunden, welche sie znr Anwendung imq Grossen nichts weniger als sehr greignet mnchen. So iiberraschend sich auch unter diesen Methoden beispielsweise jene von Roiiss in"+) auf dem Papiere auanimmt, praktiwh ausgefiihrt biet.ef sie das Naphtylamin in der unangeiiehmen Form eines Zinndoppelsalzes, ails welchem das Zinn zunticichst mit Schwefelwasserstoff oder Schwefel- nstrium, dann die Base selbst mit Ammoniak ausgefiillt werden tniiss.

*) Dicsc Rer. 1870. p. 545. **) Waguer's Jahresberichte N r 1861. S. 545.

II1,'1/43