ueber ein neues pariser mittel gegen sommersprossen und andere fehler der haut

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116 Wittste in, Ueber ein neues Pariser Mittel gegen Sommersprossen nnd andere Fehler der Hant; von W i t t s t ei n. - Das Pariser Mittel befindet sich in einer etwa 6 Un- Zen fassenden, starken weissen Flasche mit quadratischer Grundfliiche und abgestumpften Seitenkanten. Auf einer SeitenflSiche steht eingebrannt : Candi?rJ et Cie. Paris. Die iibrigen drei Seitenfllchen sind mit einem Pa- pier beklebt, auf welchem Folgendes gedruckt zu lesen ist : Lait antephelique contre les Taches et boritons du visage &phPllides, taches de rousseur, son, tentilles, masque de grossesse, hale, rougeurs, piqures d’insectes, efflorescences, rugosit&s, etc. Prix du flacon tt Paris: 5 Fr. Paris, Candks et Cie., 26. boulevard Saint - Denis, 26. L a i t ant Q p h e I i q u e. - __ Den Inhalt der Flasche bildet eine weisse, triibe, stark nach Campher riechende, campherartig und rnetal- lisch schmeckende, schwach sauer reagirende Fliissigkeit, aus welcher sich in der Ruhe ein starker flockiger Ab- satz ablagert; das dariiber stehende Liquidum ist was- serhell. Eine Portion der zuvor durch Schiitteln gleichformig gemengten Flussigkeit m r d e auf ein Filter gebracht, der Inhalt desselben so lange mit destillirtem Wasser ausgewaschen, bis dieses keine saure Reaction mehr annahm, und dann getrocknet. In dem Filtrate fanden sich Q u e ck s i 1 ber , Ammonia k, C h 1 or, S ch w e f e 1- saure, undinganzgeringer Menge: Blei, Eisen, Kalk, M a g n e s i a, N at r on, Phosphors a u re, sticks tof f - haltige organische Materie.

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Page 1: Ueber ein neues Pariser Mittel gegen Sommersprossen und andere Fehler der Haut

116 Wittste in,

Ueber ein neues Pariser Mittel gegen Sommersprossen nnd andere Fehler der Hant;

von W i t t s t ei n. -

Das Pariser Mittel befindet sich in einer etwa 6 Un- Zen fassenden, starken weissen Flasche mit quadratischer Grundfliiche und abgestumpften Seitenkanten. Auf einer SeitenflSiche steht eingebrannt :

Candi?rJ et Cie.

Paris. Die iibrigen drei Seitenfllchen sind mit einem Pa-

pier beklebt, auf welchem Folgendes gedruckt zu lesen ist : Lait antephelique

contre les Taches e t boritons d u visage

&phPllides, taches de rousseur, son, tentilles, masque de grossesse, hale, rougeurs, piqures d’insectes, efflorescences, rugosit&s, etc.

Prix du flacon tt Paris: 5 Fr. Paris, Candks et Cie., 26. boulevard Saint - Denis, 26.

L a i t a n t Q p h e I i q u e.

-

__ Den Inhalt der Flasche bildet eine weisse, triibe,

stark nach Campher riechende, campherartig und rnetal- lisch schmeckende, schwach sauer reagirende Fliissigkeit, aus welcher sich in der Ruhe ein starker flockiger Ab- satz ablagert; das dariiber stehende Liquidum ist was- serhell.

Eine Portion der zuvor durch Schiitteln gleichformig gemengten Flussigkeit m r d e auf ein Filter gebracht, der Inhalt desselben so lange mit destillirtem Wasser ausgewaschen, bis dieses keine saure Reaction mehr annahm, und dann getrocknet. In dem Filtrate fanden sich Q u e ck s i 1 b e r , A m m o n i a k , C h 1 o r , S ch w e f e 1- s a u r e , undinganzgeringer Menge: B l e i , E i sen , Kalk, M a g n e s i a, N a t r on , P h o s p h o r s a u re, s t i c k s tof f - h a l t i g e o r g a n i s c h e M a t e r i e .

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Der Filterinhalt bildete nach dem Trocknen gelblich- weisse sprode, stark carnpherartig riechende Stiicke. Fur sich erhitzt, verkohlte er unter Ausstossung stark hornartig riechender Dilmpfe, verglimmte dann nach und nach und hinterliess einen ganz weissen Ruckstand, der sich bei naherer Priifung als schwefelsaures Bleioxyd erwies. Da zu vermuthen war, dass dieser Korper ebenfalls Queck- silber enthalte, so erhitzte ich einen Theil davon in einer Retorte und fing die fliichtigen Destillationsproducte auf. In der That zeigtcn sich im Halse der Retorte, so wie am Boden der Vorlage mehrere kleine Kiigelchen des genannten Metalles. Das wasserige Destillat wurde filtrirt und auf Chlor, Schwefelsaure und schmeflige Saure ge- pruft, aber nur ersteres gefunden. Der in dern Geheim- mittel als weisser flockiger Niederschlag befindliche K6r- per enthielt mithin : s ch w e fe 1s a u r e s B l e i0 x y d , Q u e cks i 1 b e r chlor i d und eine s t i c k s t o f f h a1 t i g e o r g a n i s c h e M a t e r i e , letztere ohne Zweifel A l b u m i n .

Die quantitative Analyse fuhrte man in nachstehen- der Weise aus. 1000 Gran des Xittels wurden zunlchst durch Filtriren und Auswaschen in den fliissigen und festen Antheil geschieden.

A. D e r f l u s s i g e A n t h e i l . a) In die Halfte desselben leitete wan Schwefel-

wasserstoff, sammelte den erst weiss, dann braun undzu- letat schwarz gewordenen Niederschlag auf einem tarirten Filter, wusch und trocknete ihn bei 1000. Er wog 3,6 Gran; es berechnen sich also fiir die ganze Flussigkeit 7,2 Gr. In einer unten geschlossenen Glasrohre erhitzt, verfliichtigte sich dieser Niederschlag bis auf einen ganz geringen Antheil, der in Schwefelblei betand, aber kaum wagbar war und daher nicht weiter beriicksichtigt wurde. Jene 7,2 Gr. enthalten mithin, als HgS betrachtet, 6,20 Gr. Quecksilber.

Die von dem Schwefelquecksilber getrennte Flussig- keit wurde aufgekocht, mit Salpetersaure versetzt, ein-

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geengt, dann mit Arnmouiak iibersattigt, der entstandene weissliche flockige Niederschlag gesammelt und gegliihet. E r wog 0,20 Gr., doppelt 0,40 Gr. und bestand aus phos- phorsaurem Kalk mit etwas phosphorsaurer Magnesia und Eisenoxyd.

Die von dem durch Arnmoniak erzeugten Nieder- schlage abfiltrirte Flussigkeit gab auf Zusatz von oxal- sanrem Ammoniak neuerdings eine Trubung, welche durch Gluhen 0,24 Gr. kohlensauren Kalk lieferte, worin 0,134 Gran Kalk; doppelt 0,268 Gr. Kalk.

Die von dem oxalsanren Kalke geschiedene Flussig- keit hinterliess nach dem Eintrocknen und Gluhen einen sehr geringen weissen Riickstxnd, der sich als - schwefel- saures Natron erwics.

b) Die andere Halfte des fliissigen Antheils lieferte durch Fallen mit salpetersaurem Silberoxyd 5,4 Gr. Chlor- silber, worln 1,334 Gr. Chlor; doppelt 2,668 Gr. Chlor. Ferner durch Fallen rnit salpetersaurem Raryt 2,30 Qr. schwefelsauren Baryt, worin 0,'ig Gr. Schwefelsaure ; doppelt 1,58 Gr. Schwefels" awe.

Die Verthcilung des Chlors und der Scliwefelsaure auf die i n a) ermittelten Basen wurde sich folgender- maassen gestalten. 6,20 Gr. Quecksilber geben mit 2,2O Qran Chlor 8,40 Gr. Quecksilbcrchlorid; i n e i n e r U n z e (480 Gr.) F l i i s s i g k e i t b e f i n d e n s ich a l s o 4 Gr. Q u e ck s il b e r ch 1 o r i d a u f g e 1 o s t! Die restirendcn 0,468 Gr. Chlor entsprechen 0,706 Gr. Ammoniumchlorid (das Ammonium wurde nicht Lesonders bestimmt).

0,268 Gr. Kalk bilden niit 0,383 Gr. Schwefelsaure 0,651 Gr. schwefelsauren Ralk. Die iibrigen 1,177 Gr. Schwefelsaure niiissen als an Bleioxyd, Eisenoxyd und Natron gebunden betrachtet werden.

B. D e r f e s t e A n t h e i l . Er wog im lufttrocknen Zustande 22 Gr., roch stark

nach Campher und konnte erst durch langeres Aussetzen einer Temperatur von 1000C. von dem letzten Reste

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Campher befreit werden, wobei ein Gewichtsverlust von 2,90 Gr. statt fand, der indessen nicht allein auf Rech- nung des entwichenen Camphers, sondern auch hygro- skopischen Wassers zu setzen ist.

Von den zuruckgebliebenen 19,10 Gr. wurde die Halfte zur Bestimniung des schwefelsauren Bleioxyds verwendet, indem man sie an der Luft so lange erhitzte, bis alle Kohle verglimint war. Der weisse Ruckstand (schw efelsaures Rleioxyd) wog 3,45 Gr., doppelt 6,90 Gr.

Die andere EIiilfte vermengte ich mit dem dreifachen Gewichte reinen kohlensauren Natrons durch Zusammen- reiben innig, erhitzte das Gemenge bis zur Zerstorung aller organischen Substanz, behandelte den Ruckstand mit Wasser, filtrirte, ubersiittigte das alkalische Filtrat niit Salpetersaure und fallte die saure Flussigkeit mit salpetersaurem Silberoxyd. Der Niederschlag wog 0,656 Qran, enthielt also 0,162 Gr. Chlor. Die doppelte Menge Chlor (0,324 Gr.) entspricht 1,238 Gr. Quecksilberchlorid, welche also in dem gesamruten festen Antheile (19,lOGr.) des Mittels enthalten sind. Zieht man diese 1,238 Gr. Quecksilberchlorid und obige 6,90 Gr. schwefelsaures Bleioxyd von 19,10 Gr. ab, so bleiben noch 10,962 Gr. ubrig, welche die stickstoffhaltige Materie reprasentiren. Letztere betraigt folglich beinahe neuninal inehr als das dnmit verbundene Quecksilberchlorid - eine befriedi- gende Bestiitigung einer Reihe von Versuchen, die ich vor langeren Jahren uber die Zusammensetzung des Niederschlags, welcher durch Fallung einer Quecksilber- chloridlosung mit Eiweiss entsteht, angestellt habe *).

Es erhebt sich nun noch die Frage, auf welche Art das in Rede stehende Mittel bereitet worden ist? Offenbar durch Versetzen einer salmiakhaltigen Sublirnat- losung mit Eiweisslosung und schwefelsaurem Bleioxyd ; die Phosphate, das Eisen, Natron ruhren von dern Eiweiss, der Gyps entweder vom angewandten Brunnenwasser

*) Repertor. f i r d. Pharm. 1840. LXXII. 162.

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her, oder er hing dem Bleisulphate an. Auf 1000 Ge- wichtstheile des llittels kommen etwa 10 Quecksilber- chlorid, 1 Salmiak, 140 Eiweiss*), 7 schwefelsaures Blei- oxyd, 2 Campher und 840 Wasser.

Analyse eines Gichtknotens ; von

W. Pfeffer , Apotheker in Grebenstciii.

Von einein schon lange an Gicht leidenden Manne, bei dem die sich bildenden Gichtknoten zuweilen auf- brechen, erhielt ich kiirzlich eine kleine Msnge der Con- cretion, die aus einem Fingergelenkknoten heransgenorn- men war, und da es in pathologischer Hinsicht wohl nicht ohne Interesse ist, unternalim ich die Analyse der- selben.

Es war eine weisse, im Anfang etwas weiche, an der Luft rnit der Zeit erhartende llasse von kornig krystalli- nischem Gefuge, mit Zellensubstane durchwoben, leicht zerschneidbar, auch wohl zerreibbar, mit erdigem Bruch.

Bei der qualitativen Analyse ergab sich Folgendes : Mit kaltem Wasser ubergossen, die abfiltrirte Flussig-

keit zum Kochen gebracht, gelatinirte sie weder fur sich, noch nach Saurezwate, zeigte sich also frei von Eiweiss. Aber die Flussigkeit mit Silbersolution versetzt, gab einen weissen, in Salmiakgeist vollig lijslichen Niederschlag, also chlorhaltig.

Mit Kalkwasser eine kleine Menge der Substanz be- handelt, zcigte sich frei von Syntonin.

Mit Wasser gekocht, loste sich ein kleiner Theil, der sich bei nachheriger Untersuchung als harnsaures Natron zu erkennen gab.

*) Nach fruheren, a. a. 0. mitgetheilten Versuchen, enthilt ein gewiihnliches Hiihnerei durchschnittlich 6 Drachmen fliissiges, und dieses 1/12 seines Gewichts trocknes Eiweiss.