ueber peritomie der hornhaut

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Uober Peritomie der Hornhaut, Von Dr. Brecht. Vor 2J/~ Jahren*) habe ich mehreIe Falle yon ttorn. hautleiden mitgetheilt, in denen ieh naeh den dutch v. Gracfc aulgestetltcn Indieationcn die Pcritomic tier tlornhaut verrichtete, v. Graefe empfahl diese Operation in folgenden Fgllen: 1. Wenn bei trachomat/Ssem Pannus die Grao nulationen beseitigt sind and die Conjunctiva annShcrnd normal ist, aber die Keratitis pannosa doeh nicht zurack- geht,, well die Gefgsse zu lest organisirt sind. 2. Bei Keratitis diffusa, wenn die Trfibungen zu compact werden und die Aufhellung des Randes sowie die Coneentrirung nach tier Mitre auf sich warten lgsst. 3. Bei sklerosirenden Hornhautnarben nach Skleritis und Skteroehorioiditis anterior. tch Nhre den ersten der dort mitgetheitten F~ile hier kurz an, weil er mir Veranlassung wurde, viele Versaehe in dieser Riehtung zu maehen. *) Deutsche Ktinik 1871. No. 21. v, Grgefe's Archly f~ir Ophtlla,lmologte~ XX. I. ~;

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Page 1: Ueber Peritomie der Hornhaut

Uober Peritomie der Hornhaut,

Von

Dr. Brecht .

Vor 2J/~ Jahren*) habe ich mehreIe Falle yon ttorn. hautleiden mitgetheilt, in denen ieh naeh den dutch v. Grac fc aulgestetltcn Indieationcn die Pcritomic tier tlornhaut verrichtete, v. Grae fe empfahl diese Operation in folgenden Fgllen:

1. Wenn bei t r a choma t /Ssem Pannus die Grao nulationen beseitigt sind and die Conjunctiva annShcrnd normal ist, aber die Keratitis pannosa doeh nicht zurack- geht,, well die Gefgsse zu lest organisirt sind.

2. Bei K e r a t i t i s d i f fusa , wenn die Trfibungen zu compact werden und die Aufhellung des Randes sowie die Coneentrirung nach tier Mitre auf sich warten lgsst.

3. Bei s k l e r o s i r e n d e n H o r n h a u t n a r b e n nach Skleritis und Skteroehorioiditis anterior.

tch Nhre den ersten der dort mitgetheitten F~ile hier kurz an, weil er mir Veranlassung wurde, viele Versaehe in dieser Riehtung zu maehen.

*) Deutsche Ktinik 1871. No. 21. v, Grgefe ' s A r c h l y f~ir Ophtlla,lmologte~ XX. I . ~;

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1. Fa l l .

Martha J., 11 Jahre alt, titt seit 3 Jahreu an Gra- nulationen und Keratitis pannosa. Sic wurde wlthrend der ganzen Zeit yon den saehverst~ndigsten Aerzten, zum Theil kliniseb, mit den entspreehenden Topicis be- handelt, ohne dass sieh jedoeh die Hornhautentziindnng nnd die SehstSrungen wesentlieh besserten.

M/trz 1868 Status praesens:

Conjunetiva ohne Granulationen, aber mit unbe- deutenden Narben und etwas hyperamiseh. Dicke Gef~sse laufen iiber den Hornhautrand~ die Cornea sehr tri~be and gereizt.

S reehts 1/3o links 1/16 .

Nach einer yon mir ein Jahr hindureh geleiteten sorgfNtigen topischen Behandlung anderte sich der Zu- stand wieder um Niehts~ deshalb verriehtete ich am 14. M/~rz 1869 die Peritomie. Die Conjunctiva wurde am ttornhautrande ineidirt nnd der Sehnitt dicht am Cornearande rings herum gefiihrt, l)ann wurde sin Conjunetivalring yon 11/2 Linien Breite ausgesehnitten und jetzt mit dem Scarificateur viele paralleIle Sehnitte in kurzen Zfigen senkrecht anf die Episclera um die ganze Hor~haut geffihrt. Die Reaction war ziemlieh bedeutend, die Cornea wurde triiber ats vorher. ~-- Warme Umsehl~ge.

22. April S 1/9 statt ~/1~- 24. Jnli S 1/3.

27. April 1871 S ~/5.

Am 14. April 1969 wurde die Peritomie rechts gemacht.

14. Juli S 1/~ statt 1/3 o.

14. August S ~/~. 16. April 1871 S ~/5. Mit beiden Angen zn~ammen S--t/~o

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Die kt~gen zeigen dn ganz normates Aussdmn, m~r bei ~ehiei~r Beleucht, ung siehI; man die zarten Tr[~bun- gen und ein paar ga.nz feine Gef~sschen an der t~[orn- hantperipherie. Pa.tientln hat ununterbroehen die Schule besucht, was vorher fast gar nicht anging. So ist es bis jetzt ohne alle Recidive geblieben.

Ieh babe nun spgter diese Operation auch bei anderen Hornhautleiden angewendet, und verSffentliehe die gewonnenen Resultate um so lieber, ale es sich bei den Corneal-Affectionen, wie ich glaube, um den schwierig- sten Absehnitt der ganzen Augenheiikunde handelt. W~hrend der optische Theil ein fast ganz Mares Feld ist, bestehen hier in Betreff der klinischen Beobachtung und Therapie getheilte Ansid~ten, ist vieles unktar und vieles desiderat. Deshalb scheint mir z. B. der yon S~,misch angegebene ~ieridiansehnitt bei dem Uleus eorneae serpens und torpiden Eiterfiltraten eine sehr dankens,verthe Bereicherung.

Ieh m/Sehte nun ausser den oben angeffihrten Indi- cationen die Peritomie empf'ehlen:

1. Bei den racist multipelu Hornhautinfittraten (gewShntieh scrophutSser Kinder), die dureh ihre h~tufi- gen g e c i d i v e Arzt und Patienten in Verzweittung bringen, so fe rn d i e se I n f i l t r a t i o n e n i rgend we lehe Gefgsse ze igen .

2. Bei solchen aeuten cireumscripten Keratitiden, deren man sonst nieht bald Herr werden kann und bei ]~ngerem Bestehen die Bildung sotiderer Tr0bungen fiirchtet, sofern d i e V a s c u l a r i s a t i o n e i n i g e r - reassert a u s g e s p r o e h e n is t und in den V e r d e > g r u n d t r i t t .

Von beiden Kategorien ft~hre ieh unten einige Beb spiele am Ieb babe jedeamal ersl; die Mitbetheiligm~ff

8*

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11{3

der Conjunctiva mSglichst beseitigt und die Processe bei antiphlogistiseher BehaMhmg erst fiber die Aeme gehen lassen, und ausserdem {iberhanpt jedesmal erst alle anderen fl'iedliehen Wege w~rsueht, habe aber aller dings in mehreren Fgllen naehher die Ueberzeugung ge- wonnen, dass es fiir den Patienten besser gewesen wgre, wenn man sehon frtiher operirt hiitte. Die Operation ist, aueh reeht ausgiebig ausgefiihrt, ungefi~hrlich und ieh Mite es bei den angefiihrten Categorien entsehieden ftir Pflieht, den Versuch zu machen.

Von vornherein ist ja die ganstige Einwirkung des Verfahrens auf die Hornhautentztindung einleachtend genug. Die End~ste der vorderen Ciliargefiisse gehen in tier Episelera his an den I-Iornhautrand, biegen bier naeh aussen (vorn) um in die Conjunetiva und anasto. mosiren rfickw~trts laufend mit den yon dem Umsebtag> theil kommenden GeNssen. Aus diesen Verbindungs- sehlingen bitdet sieh wieder ein Randsehlingennetz, was, an den Hornhautrand gehend, diesen besonders oben und unten i]berragt. Arts diesen beiden (}ef~tssgebieten, (lie also dieht mit dem Conjunetivalgefleeht zusammen. hgngen, bilden sieh aber die p a t h o l o g i s e h e n , pan- nSsen GeNsse der Hornhaut. Wie aussehliesslieh nSthig abet diese Oef~sse zu jeder Keratitis sind, zeigt die ]etzte Arbeit Cohnheim's in sehlagender Weiseo Cohnhe im sagt: *) ,dass flit die speeifisehen entzfind- lichen Ver/inderungen der Hornhaut, die Infiltration mit EiterkSrl?crehen, ganz altein die Conjunetivalgefasse als Quelle anzusehen sind, brauehe ieh heute nieht mehr zu betonen. Aueh ist die Theilnahme derselben bei jeder Keratitis evident genug."

*) Neue Untersuchungen /~ber die Entziindnng. Berlin 1873. S. 4G°

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WcIm dcr~elbe Yorscher ci~lem Kaninchca cinch Faden dutch die Mitre der Horahaat zog, sah er in den ersten vier Stunden keine Verinderung. Dann ent- stand die pericorneale Injection in den Conjunctivalge- fgtsssn, die in 36 8tunden ihr Ma×imum erreichte, und jetzt erst bildete die Hornhaut allm~thlig die grauweisse matte Trt~bung nnd Hypopyon. Bei lgngersm Bestehen des Processes greift jetzt eine Gefissnenbildung yon dem RaMschtingennetz auf die ¥orderflichs tier Horn haut fiber.

in weniger heftigen Fillen injieirt sich nicht die ganze Peripherie, sondern nur sine sehmale Zone tier Conjunetiva, die dem Sitze des Fadens ztmichst lisgt; und nun entstsht nttr eine Trt~bung in tier Umgebung des Fadens und in einem schmalen tr~lben Strsifen yon da nach der Injeetionsstelle.

Bei litngerer Dauer des Processes bildet sich msist sin feines Gef~ss von tier tnjectionsstslle naeh der Wunde.

Endlieh aber kommt es aueh vor, dass sich nach dem Insult gar keine Gefissinjeetion bildet (seltener beim Einlegen des Fadens, oft bei Abtragung eines Stiiekes Hornhaut, Aetzen mit Lapis, Anlegen ~,ines Brandsehorfes); dann bemerkt man in tier Hornhaut Nichts als eine matte VerNrbung dieht um den Faden- k~~otsn, und wenn diessr naeh 4 Tagen abgeworfsn ist, blsibt nut eine kleins VertieNng znrack. Zn siner entziindliehen Triibung kommt es gar night.

Cohnhe im sagt, dass in Folge des Traumas in der Hornhautsubstanz ein chemischer Umsatz vor sich gohe, naeh der Peripherie sich verbreitend; and srst wenn dieser den ttornhautrand und damit die Oef~tsse erreieht und ihre Wandung alterirt (geloeksrt) und so

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11S

Pericornealinjection und die Auswan(term~g tier weiasen Blutk6rperehen veranlasst habe, erst dann zeigc sich (lie alIgemeir~c odor circumscripte entztindtiche Hornhauto trtibung. Erreicht jener chemische Umsetzungsi)rocess in der I-Iornhautsubstanz die RandgeNsse gar nieht., ent- steht keine Perieornealinjection, so entsteht auch keine cntz~indliche Hornhauttrtibung. Dies alles ffihrt Cohn- heim zu der Erkli~rung: ,,ohne Conjunctivalentztindung keine Keratitis,"

Bei Verletzungen mit kleinen fremclen K6rpern hat der Augenat'zt einige Gelegenheit, diese S~tze bestlitigt zu sehen. Wenn sic abet richtig sind, dann sind sic fiir Jeden Anlass genug, bei ~ielen Formen die Peritomie zu versuehen und damit eine Anzahl yon GeNssen ganz yon der Cornea abzuschneiden und andere dutch die nachfolgende Narbeneontraetion in ihrem Quersehnitt zu verkleinern.

2. Fa l l .

Am 6. Februar 1872 consultirte reich Fraulein L. wegen einer linksseitigen Augenentzi~ndung~ die seit 14 Tagen bestand.

Patientin ist 17 Jahre alt, yon Kindheit an skro- phulSs, sehr mager und anfi~miseh. Das linke Auge zeigt ein grosses, ziemlich central gelegenes ttornhauto infiltrat, das yon oben und unten her bei normaler Con- junctiva stark vaskularisirt ist. Das Auge ist i~usserst gereizt und lichtschen. Wi~hrend tier ganzen Zeit waren 10 Tropfen Atrop. sulph. (1°/o) ti~glich erforderlieh, zu einer leidtichen Mydriasis, die am anderen Norgen sehon wieder viSllig geschwunden war. Weder Atropin und warme Umschl~ge~ noeh Blutegel (bei Druek- schmerz), Aufenthalt im dunkeln Zimmer, LeJoerthran und Eisen iinderten den sehr (luiilenden Zustand. Erst als wit veto 25. Nai an den ioermanenten Druekver- band tragen liessen, miiderte sich die Reizung; jedoch ware~ noch immer 10 Tropfen Atropin zur Erweiterung

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11.9

der Pupille nSthig, uud wurden die Hornhauttriibungen so solide und massig, dass ieh bet dem weiteren Be. stand der grossen Geflisse eine bedeutende Sehst5rung ftir die Zukunft fiirchtete.

Am 13. Juni wurde deshalb die Peritomie, also bet namhafter Reiztmg des Auges, gemacht. Die Reaction war gering: schon nach drei Tagen mildsrte sich die Lichtscheu, das Thr~tnen etc. Und als am 18. Juni vier Tropten AtropinlSsung in d~s Auge gebracht waren, entstand eine vSllige Mydri~sis, die am anderen Morgen noch vorhanden war. Jetzt hellten sich die Hornhaut- triibungen merklich auf, in demselben Masse wie das Auge immer blasser und reizloser wurde.

Am 6. August gar keine Lichtscheu mehr; es hat sich ein weisser Narbenring um die Cornea gebildet, tier gar keine Gefgsse (auch bei Untersuchung mit Focalbeleuchtung) mehr auf die Hornhaut treten 1asst. Ein Tropfen AtropinlSsung genilgt zu vSlliger My- driasis.

23. September. Patienti~. hat sich auf dem Lande erholt. Das Auge ist blass wie das andere. Die feinen wolkigen Hornhauttrtibungen gestatten mit - - 18 eine

15 70

15 11. November. S == 4"0" Die Triibungen sind noch

lichter geworden und flit das blosse Auge nicht mehr zu sehen. Patientin braucht abweehselnd Eisen und Leberthran.

So hat sich ohne irgend einen Riickfatt der Zustan4 bis jetzt gehatten.

Dic Krankengeschichte zeigt, dass die ganzen Entzfindungssymptome, die ffinf Monate hindurch sich ziemlich gleich geblieben waren, naeh der Operation sich inncrhalb 8 Tagen merklich minderten und nach vier Wochen fast geschwunden waren; and besonders bietet das veri~nderte ¥erhalten der Pupille gegen

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12O

Atropia eine~ Massstab, nach dcm wit die Abnahme de~

Reizzustandes in der Hornhaut dutch die Operation

selbst in Zahlen ausdrt~ekert kSnnen.

3. F a l 1.

Frl. I~[., 17 Jahre, ann~miseh und ranger, leidet seit 2'/2 Monaten an frischen Hornhautinfiltraten des linken Auges, die sich seit 14 Tagen sehr versehlimmert hubert; des Auge war sehmerzhaft and sehr liehtseheu geworden, and die Papille hatte bei energisehem Atropingebraueh nur nine mittlere Mydriasis gezeigt. Naeh einer antiphlogistischen Behandlung war der Druckverband 11 Tage getragen.

7. Februar 187.3 Status praesens: Die Hornhaut zeigt ein nieht ganz eentrales, etwas prominentes, stark vaskularisirtes Infiltrat, noeh immer ziemlieh starke Reizerscheinungen. 8--10TropfenAtropin sind nOLhig, um nine ausgiebige Nydriasis zu erreiehen, die am andernn Morgen winder gesebwunden ist.

15 S. 1. mit ~ 7 - -

70 16

S. r. mit - - 5 ~--- ~ (Hornhaa~:trtibmJgei~.)

Wcgen der Wirkungslosigkeit aller Mittel, and um nicht nine zu grosse HornhauttraMng zuriickzubehalten, wurde trotz der, wenn auch gemilderten, doeh noch be- stehenden Reizerscheinungen am 8. Februar die Peri- tomie ziem]ieh grtindlieh gemacht. 9. Februar. Die Reizerscheinuagen ziemlieh stark; bedeutende Injection der episcleralen Gefiisse.

10. Februar. Das Hornhautinfiltra: schoint etwas vergrOssert; wegen Schmerz auf Drunk Blutegel.

12. Februar. Deutliche Abnahme der Reizer- scheinungen.

15. Februar. Zwei Tropfen Atropin maehen volle Nydriasis, die am folgenden Tage noch betr~.chtlich is~

18. Februar. Das Auge wird reizlos, die Infiltrate bilden sich deutlieh zurticko

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12]

15 26. Feb~aar. S 3-0" Das Auge i~t ganz reiz-

lo5; es i~t tin weisser Narbenring sichtbar. Das Ia- filtrat hat sich zu einer sehwachen Trtibang zurtick- gebildet.

]0. BI~rz. Patientin ist gar nicht mehr bd~stigt. So ist es bis jetzt geblieben.

4. F a l l .

30. M~rz 1873. F a b r i k a r b e ~ t e r B, leidet ~eit lfingerer Zeit an (granulSser)Entztindung des linken Auges, wiihrend das recbte ziemlich frei geblieben war. Seit seehs Wochen war die Entzitndang links sehr heftig geworden and batten sich SehstSrungen hinzu- gesellt.

Die Conjunctiva zeigt das Bild acuter Granulationen auf beiden Lidern. Die Hornhaut war in etwas mehr als der oberen Hplfte mit seharfer Grenze inffltrirt, yon oben her dicht vaskularisir% and zeigte nach innea oben eine circumseripte Ulceration.

Nach einer vierwSchentliehen klinischen Behand- lung (Plumb. acct. and Atropin, temperirte Umschl~ge~ sparer Capr. sulf. in LSsung) verlor sich tier acute Character, die Granulationen schwanden bis auf die Uebergangsfatte, aber die pannSse Trilbung der oberea Ht~rnhanth~ilfte und die UIeerationen sehwanden nicht, well die Gef~sse schon za lest organisirt waren.

Am 25. wurde die Peritomie der obern Hornhaato h;ilfte gemaeht. Die Operation verlief in gew6hnlieher Weise ; die Gef~isse schwanden sS, mmtlieh and nach fiinf Tagen begann das Ilornhautulens sich zu regeneriren and verheilte in wenigen Tagen, so dass Patient, am t6. Mai wieder a~ die Arbeit gehen konnte.

Patient bekommt eine LSsung yon Cupr. snlf. 0,05: Glycer. 25~0 zum tBglichen Gebrauch.

15. Juni 1873. Das Auge ist vSllig reizlos, aueh 15

sind keine Recidive dagewesen. S - - 30

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W~hrend wir bei reizlosen !nfiltraten und Ge- schwtiren die Vascularisation durch aromatisehe warme Umschliige zu befiirdern suchen, ist dieser Fall der ent- zfindlichen Ulceration und Erweiehung analog, wo, wie bei Ophthalmia blennorrhoica und gonorrhoica die K~tlte und Antiphlogistica anf dig Hornhautprocesse giinstig ein- wirken. Hier war die Besserung der ulcerirten Infil- trate gleich nach der Trennung der Gefitsse ganz evident.

5. Fal to

Auguste K., 14 Jahre al l yon Kindheit an mit (torpider) Skrophulose behaftet, leidet seit dem 7Jahre an recidivirenden Keratitiden. Nach einigen uabe: deutenden AnfNlen wurde die Entzitndung des linken Auges damals bald so heftig und eitrig, dass man eine Perforation ftirchtete, und es dauerte die Affection 11 Monate hinter einander. Es blieben multiple Narben zurfiek, die die Sehsch~irfo sehr beeintr~ichtigten. Das rechte Auge war viol weniger, nut unbedeutend be: fallen.

In den folgenden drei Jahren kamen nur leichterc Anfiille; abet yore Herbst 1869 an haul'ten sich trotz der sorgsamsten Allgemeinbeh~ndlung und Pflege, die sich denken lasst, die Recidive~ und im December 1872 trat wieder eine heftige Keratitis des tinken Auges auf; das ganze Auge war sehr geriithet, lichtscheu und thr~nend, das obere Lid geschwollen, die fiber den Hornhautrand yon mehreren Seiten naeh den wieder gereizten und vergr~sserten Infiltraten ziehenden Ge- fiisse breiter injicirt und in grSsserer Zahl sichtbar als sonst.

Es waren wahrend der ganzenZeit 6 bis 8 Tropfen Atropin zu einer Mydriasis nSthig, die am folgenden Tage wieder geschwunden war. w Die Conjunctiw ring an, stark zu seeerniren. Das recilte Auge verhielt sich ganz ruhig und die uubedeutenden Tr~lbuugen zeigten ganz wenige, nur bci Focalbeteuchtung sichtbare Go° f~,sse tiber den Hornhautrand tretend.

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Ich wollte jctzt die lunge beabsichtigte Peritomic~ die in dem Status inerementi des Processes immer ein grOssercr Eingriff ist, und da keine Ge/~hr flir das !luke Auge im Verzug war~ uoch l~icht machen, und be. haadeltc die Keratitis zunachst mit Atropin, temperirtea Umschlagen und Touchire~ der Conjunctiva mit Sol. plumb, acct. 1 : 30.; nachher wurde d(~.r Druekverband angelegt, der auch bier giinstig einwirkte. Dennoch aber bildeten sich die Gef~sse nicht zuriick und waren noch immer 6 bis 8 Tropfen Atropin zu einer Myo driasis nSthig. Deshalb machte ich nach 7 Wochcn am 7. Febraar die Peritomie links mit ziemlich starker Scarification in die Episklera.

8. Februar sehr geringe Reizung.

10. Februar etwas st~irkere Injection; der Grund des ausgeschnittenen Ringes ring ae, einen zahen, fest- anliegenden, spi~rlichen Eiter zu secerniren.

15. Februar. Zwei Tropfen Atropin genligen zu einer dauernden Mydriasis.

20. Mfi, rz zeigten sich Phlyctiinen re ch t s, wi~hrend das linke, schon mit dem Narbenring versehene Auge ganz frei blieb.

15 17. Mai, Das Auge ist ganz reizlos. S 7-0"

13. August. Der ~arbenring l~tsst fast gar keine Gef~tsschen hindurch; das Auge nicht mehr lichtscheu.

15 ss- o.

So ist es his jetzt geblieben.

6. F a l l .

Helene V., 11 Jahre alt~ kr~tftig und gut gebauL behielt nach dem Berichte des Vaters, eines hiesigeu bekannten Arztes~ nach denMaseru (1865) :Neigung zu Katarrh tier :Nase und der Bindehaut zuriick, zu der sich bald ulcerese Hornhautiutiltrate gesellten~ die trotz der speciellen Fiirsorge v. G r a e f e s mit ausscrstcr liartniickigkeit lunge persistirten, namhafte Trilbangen, besonders rechts, hinterliessen and sehr h~tufige schwachere Recidivc machten.

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AI~ ieh die Patientb~ 1869 ke~m~en lernte, ware~ beide Augen blass~ etwas liehtscheu; beide Hornh~ute, besonders aber die reehte, deren Sehsch~rfe auch viel geriager war, zeigten gr~ue Tr~bungen, zu deaen ziem- lich viele schmale Gef~sse bei schk.fer Bc.leuchtang deutlieh sichtbar t~ber den ttornhautrand gingem Patien- tin bekam alle 2 his 6 Wochen zugleich mit Schnupfen kleine acute h'achschtibe der Keratitis, bei denen sich jedesmal die Gefi~sse injicirten und die Augen lichtseheu wurden. Sie waren meist so unbedeutend, dass die Iris gar nicht beei~flusst wurde~ i Tropfen Atropin schon l~ydriasis hervorrief and sie (bei Atropin besonders) ia 3--4 Tagen sehwanden. Immerhin wurden diese An- f/~lle ftir den Schulbesuch der Patientia and ihre Ent- wickelung /iusserst stSrend, so dass wir uns, die pan- assert Hornbautgef~sse ftir sehuldig an den Recidive~ haltend, im Februar 1873 zu der Peritomic ent- schlossen.

Als dies jedoch Ende M/irz geschehen sollte, ent- standen einige Tage vorher wieder /tusserst heftigc Keratitides beiderseits; besonders rechts vergrSsserte sieh ein Infiltrat und wurde eiterig, die hugen heftig injicirt and lichtscheu.

Die Affection wurde antiphlogistisch, mit Atropin, das jetzt schwer wirkte and dana mit Druckverba~d behandett und besserte sich bald, so dass Mittc April die Reizung ziemlich gewichen war. Am 24. April wurde beiderseits Peritomie gemacht.

25. April geringe Reaction.

27. April. Episklera stark injicirt, Augen schmerz- haft, auch spontan, selbst Stirnschmerz. Warme Um- schl~ge.

28. April zeigt sich der tibliche, gern gesehene weissliche Ring yon jungen Zellen urn die Hor~haut, der spi~ter zur 1%rbenbildung ffihrt.

29. April. Schmerz und Reizung lassen naeh.

30. April. Die Reizung ist ganz geschwunden, man sieht die pathologischen Gefiisse, scharf abgeschnitten~

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an dem -~us~eren Wundrand endcn; nur 4 oder 5 feine Gef~sse sind noch ctwa 1'/~'" la~g auf der Cornea zu ver~ folgen.

15. Mai, Die Augen werden aneb bei grellem Lieht ge0ffnet und zeigen den weissen, die Gefitsse zu,~ammen- sehniirendeu Narbenring um die Hornbant.

Yore 24. Mai an geht Patientin wieder an die LMt,

20. Juni, Sebulbesueh.

27. Juni. Keine Sehutzbrille mehr getragen.

19. Augu.st. Sic ist unun~erbroehen wohl gewesen und hat sicl h da ~ie ebcn nieht din'oh Augenentzilndm~- gen geatSrt wurde, tggtich lunge im Freien anigehalten° Anch d~r Sch~mpfen ist mit der Keraliti~ an~geblie- ben. Die feineu i~Iornhantgefasse sind ganz ge- sch'~mden.

Ich hatte (ifter daran gedacht, ob man nicht durch eine Tremmng der zufiihrenden Gefitsse auch bei

andern 5usserlichen Entziindungen die Heilung be- giinstigen kSnnte. Kfirzlieh beriehtet Professor Nuss~ b aura ,*) dass er bei schwer beilenden Fussgesehwiiren die Haut derselben einen Finger breit yore Rande ent~ fernt bis auf die Fascie ineidire und damit eine Mange yon Geffissen durehsehneide. Zm' Stillung tier Blntung und um den Sehnitt klaffen zu maehen, stopft er den-

selben m i t Charpie aus. Sehon am folgenden Tage liefert ein Gesehwtir, was vorher 3 bis 4 Quart diinner Jauehe seeernirte, nur einen TheelSffel rahmigen Eiters; tier stehengebliebene Hautstreifen zieht sieh naeh dem Centrum hin, alas urspriingliehe Gesehwiir heilt mit staunenswerther Sehnelligkeit und der ringf6rmige Sehnitt wird yon guten Granulationen ausgefiillt.

N u s s b a u m sueht die giinstige Wirkung des Ver- fahrens aueh nut darin, class dureh den Sehnit|; die

*) Aerzi.tiehes Intelligenzblatt 1873. No. 14.

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iiberm/issige Blutzufuhr abgelcite(; wird, sodass die gc- schwiirige Fl~che nur yon jenen kleinen Gefiissen er- nfi~hrt wird, welche vom Boden der Fascic in dieselbe hineindringen (analog den Skleralgef~tssen bei der Hornhaut.) Hier kommt frcilich noeh der Umstand hinzu, dass der Schnitt die Zusammenziehung der Ge- schwtirsr~inder ermSglicht, was bei tier Hornhaut wego ffiltt; dennoch aber ist die Analogie gross genug, um auch fiir das Auge zu dem Verfahren aufzufordern.