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Presse-Information
Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband
Schorlemerstraße 15 ∙ 48143 Münster ∙ Internet: www.wlv.de
Kontakt: Laura Jacobs, Referentin für regionale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landw. Kreisverbandes Münster Schorlemer Straße 15 ∙ 48143 Münster Telefon: 0251/4175-118 ∙ Fax: 0251/4175-136 ∙ E-Mail: [email protected]
Münster, 26.09.2014
WLV unterstützt rund 1.100 ugandische Bauernfamilien in ihrer Entwicklung
Im Fokus: Ausbau genossenschaftlicher Strukturen und Vermarktungsmöglichkeiten
WLV-Geschichte als Grundstein der Partnerschaft
Im Rahmen des 150-jährigen WLV-Jubiläums im November 2012 wurde der Grundstein ge-
legt für die Partnerschaft mit der Caritas Kasanaensis in Luweero, Uganda. Die Caritas ist
dort angegliedert an die Diözese Kasana-Luweero, die im Jahr 1996 gegründet wurde und
heute 16 Pfarrgemeinden mit insgesamt mehr als 605.000 Einwohnern umfasst. Vor Ort un-
terstützt die Caritas Tausende Bauernfamilien zur Verbesserung der Lebensumstände und
Optimierung der Landwirtschaft zur Einkommenssicherung. Die Steigerung gesundheitlicher
Standards und die Optimierung
von Anbautechniken, Produktion
und Vermarktung landwirtschaftli-
cher Produkte stehen dabei im
Vordergrund. Durch die internatio-
nalen Beziehungen des Deutschen
Bauernverbandes war der Kontakt
ins entfernte Afrika seinerzeit ent-
standen. Zunächst spendete der
WLV im Rahmen der Jubiläums-
feier 5.000 Euro, die einem Ent-
wicklungsprojekt zum Aufbau einer bäuerlichen Vereinigung im Nakasongola Distrikt zugute-
kamen.
Dabei war dem WLV durch diese Projektunterstützung besonders daran gelegen, das Wis-
sen über den Nutzen und Erfolg genossenschaftlicher Strukturen weiterzugeben und auf die-
se Weise neue Vermarktungsmöglichkeiten für Landwirte zu schaffen, insbesondere vor dem
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Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung und der damit einhergehenden steigenden
Nachfrage nach Nahrungsmitteln.
WLV will bäuerliche Strukturen fördern
Sehr bald entschloss sich das neugewählte WLV-Präsidium unter Präsident Johannes Rö-
ring, diesen Ansatz bäuerlicher Strukturen vor Ort in Uganda auch weiterhin fördern zu wol-
len. In Rücksprache mit dem Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienst (ILD) als Projekt-
träger, einer bewährten Entwicklungshilfe-Organisation, die angegliedert ist an die Katholi-
sche Landvolk-Bewegung, fiel die Entscheidung sehr bald zur Förderung eines längerfristig
angelegten Projektes. In enger Zusammenarbeit zwischen dem ILD und der Caritas Kasana-
ensis wurde weiterhin dringender Handlungs- und Unterstützungsbedarf im 1997 gegründe-
ten Nakasongola Distrikt (vorher zugehörig zum Luweero Distrikt) in Zentraluganda ausge-
macht. Der Distrikt umfasst eine Fläche von 4.909 km² und liegt in einer Höhe von 1.160 Me-
tern. Laut einer Volkszählung 2010 leben rund 163.6 00 Einwohner im Nakasongola Distrikt,
die Populationsdichte beträgt 34,9 Einwohner pro km². Der Haupt-
erwerbsbereich liegt hier in der Landwirtschaft. Neben der Tierhal-
tung mit Schweinen, Rindern, Ziegen und Geflügel mit zahlreichen
Obst- und Gemüsesorten (u.a. Maniok/Cassava, süße Kartoffeln,
Bananen, Ananas, Mango, Kaffee, Bohnen, Rohrzucker) und Hirse
und Mais anbauen. Aufgrund fehlender Lagerungs- und Vermarktungsmöglichkeiten können
die über den Eigenbedarf hinaus produzierten Lebensmittel nur selten gewinnbringend ver-
kauft werden. Das fehlende Einkommen wirkt sich insbesondere negativ auf die gesundheit-
liche Vorsorge der Familien und mangelnde Bildungsmittel für die Kinder aus.
Hilfe zur Selbsthilfe
Im Rahmen der Projektförderung sollen daher über einen Zeitraum von drei Jahren Maß-
nahmen ergriffen werden, um die Lebensumstände der Menschen zu verbessern und insbe-
sondere den Bereich der Landwirtschaft und des Gesundheitswesens fortzuentwickeln. Hier
setzt das „Integrierte Ländliche Entwicklungsprojekt zur Armutslinderung durch Stärkung und
Förderung des Gemeinschaftswesens im Nakasongola Distrikt“ an, welches seit September
2014 durch den ILD und die Caritas Kasanaensis umgesetzt und durch den WLV und das
Bundeslandwirtschaftsministerium finanziell gefördert wird. Im Zuge des Projektes soll zu-
nächst die Bildung einer nachhaltig wirkenden Vermarktungsgenossenschaft erfolgen. Hierzu
schließen sich rund 1.145 Bauernfamilien in 29 Gruppen zusammen und sind in sieben As-
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soziationen organisiert. Jede der Assoziationen soll sich zunächst im Feldfruchtanbau spezi-
alisieren, um Qualität und Ertrag zu steigern. Zu diesem Zweck werden Schulungen zu An-
baumethoden, Vor- und Nachbereitung der Ernteerträge, zur gemeinschaftlichen Verarbei-
tung und zur Produktionssteigerung angeboten. Weiterhin sollen durch die neu gegründete
Genossenschaft die Vermarktung und der Warentransport der Produkte koordiniert werden.
Anschließend sollen im Rahmen des Projektes Vermarktungs- und Organisationsstrukturen
durch die Schaffung von Sammel- und Lagerzentren gesichert und durch ein Genossen-
schaftsbüro organisiert werden. Durch die Anschaffung eines Lkws sollen landwirtschaftliche
Erzeugnisse zwischen dem zentralen Sammel- und Lagerzentrum und den Verkaufsstellen
transportiert werden. Durch gezielte Erwachsenen-Alphabetisierung von jeweils drei Füh-
rungskräften aus allen 29 Gruppen soll insbesondere der Zugang zu Marktinformationen und
die Dokumentation der genossenschaftlichen Tätigkeiten gewährleistet werden. Die Füh-
rungskräfte sollen anschließend insbesondere Marktforschung betreiben und die Vernetzung
der Genossenschaft zu lokalen und internationalen Märkten fördern. Insbesondere sollen
auch Frauen und Jugendliche in den Gruppen gefördert werden, um sie an Entwicklungspro-
zessen zu beteiligen und sie hierin einzubinden. Die verschiedenen Methoden und Ansätze,
die für das Projekt ausgewählt wurden, stellen sicher, dass die Bevölkerung durch Schulung,
Beratung und geeignete Strukturen darin gestärkt wird, ihre teilweise wenig entwickelten
Ressourcen weiter auszubauen und selbst die nötigen Entwicklungsschritte auszuführen.
Steter Austausch zum Projektverlauf
Die Bildung einer nachhaltig wirkenden Vermark-
tungsgenossenschaft und die Ausbildung und
Schulung der Bauern soll im ersten Projektjahr
erfolgen. Die darauf folgenden Maßnahmen sind
für das zweite und dritte Jahr geplant. Halbjährlich
wird Denis Kabiito als Projektbetreuer bei der Cari-
tas Bericht erstatten über die Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen des Projektes.
Regelmäßige Rücksprachen erfolgen auch mit dem Internationalen Ländlichen Entwick-
lungsdienst (ILD), der das Projekt als Träger koordiniert. Im WLV ist Laura Jacobs für die
Projektbetreuung und Pflege der Partnerschaft zuständig. Im August hatte die Pressereferen-
tin erstmalig Gelegenheit, sich vor Ort in Uganda einen eigenen Eindruck über die Gegeben-
heiten, insbesondere die Lebensumstände und die Lage der Landwirtschaft, zu verschaffen.
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Uganda – ein Erfahrungsbericht
Seit zwei Jahren bin ich als WLV-Pressereferentin mit der Uganda-Partnerschaft betraut und
habe mich in dieser Zeit sehr umfassend mit den Gegebenheiten vor Ort und konkreten Un-
terstützungsmöglichkeiten auseinander gesetzt. Der stete Austausch mit den Projektpartnern
ist seither fester Bestandteil der Partnerschaft. Insbesondere durch die Berichte von Denis
Kabiito, der als Projektbetreuer der Caritas für die ugandischen Bauernfamilien zuständig ist,
konnte ich mir einen ersten Eindruck über Leben und Landwirtschaft in Uganda verschaffen.
Regelmäßig, etwa einmal pro Jahr, besuchte uns Denis Kabiito seither, um über Verände-
rungen und den aktuellen Stand der Entwicklungen zu informieren. Kurz vor Projektstart hat-
te ich nun im August die Gelegenheit, umfassende Einblicke in das ugandische Leben und
insbesondere in die landwirtschaftlichen Gegebenheiten zu verschaffen.
Nach umfangreichen Vorbereitungen der zweiwöchigen Reise ging es Anfang August los.
Über Amsterdam und Kigali (Ruanda) traf ich nach zwölfstündiger Reise in Entebbe ein. Dort
wurde ich von Denis Kabiito und Father Hilary in Empfang genommen. Die Beiden sollten
mich fortan während meines gesamten Aufenthaltes begleiten und hatten ein vielfältiges
Programm für mich vorbereitet. Untergebracht war ich in dieser Zeit im Gästehaus der Cari-
tas in Luweero. Von hier aus starteten wir morgens zu unseren Exkursionen. Zunächst hatte
ich Gelegenheit, die hiesige Landwirtschaft und die Bauernfamilie n kennenzulernen. Grund-
sätzlich ist das Land sehr fruchtbar.
Auf ihren Feldern bauen die Farmer zahlreiche
Obst- und Gemüsesorten an, deren Wachstums-
phasen bei optimaler Witterung eine schnelle Ernte
garantieren. Dabei ist es in der ugandischen Land-
wirtschaft gängige Praxis, dass auf einer einzigen
Feldfläche gleich mehrere Obst- und Gemüsearten
angebaut werden. Neben einer Bananenplantage
wachsen das Wurzelgemüse Cassava, Rohrzu-
cker, süße Kartoffeln und Bohnen – ein gängiges Bild auf ugandischen Feldern. Der Anbau
dient in erster Linie zur Deckung des Eigenbedarfs. Eine Spezialisierung auf Obst- oder Ge-
müse- oder Getreidebau findet bei den Kleinbauern vor diesem Hintergrund nicht statt. Glei-
ches gilt auch für die Tierhaltung: Auf beinahe jeder Farm werden einige Hühner, zwei bis
drei Schweine und oft auch Ziegen gehalten, die in erster Linie der Fleischproduktion dienen.
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Nachwuchssorgen?! Im Schnitt acht bis fünfzehn Kinder pro Familie
Überall begegnen mir auf der Fahrt durchs Land kleine Kinder. Im Durchschnitt hat eine
ugandische Familie zwischen sechs und fünfzehn Kinder, die am Tage oft und schon im
jüngsten Alter sich selbst überlassen sind, während ihre Eltern auf den Feldern arbeiten. Die
Kinder spielen dann zum Beispiel mit alten Autoreifen oder basteln sich aus Bananenblättern
Spielzeuge wie Bälle. Etwa ab einem Alter von acht Jahren sind die Kinder oft in die Arbeiten
auf dem Feld eingespannt und leisten dabei schwere körperliche Arbeit, die ohne maschinel-
le Beteiligung erfolgt.
Bloße Füße, Räder und Roller als Transportmittel
Fährt man von einem kleinen Stadtzentrum „ins Land hinein“, so sind die kleinen Bauernhäu-
ser zunächst nicht zu sehen, eine Beschilderung, geschweige denn Hausnummern, gibt es
nicht. Auf den unbefestigten Straßen tummeln sich am Tage Er-
wachsene und Kinder, die oft zu Fuß und meist schwer beladen ihre
Reise angetreten haben. Während der oft kilometerlangen Fußmär-
sche zur Wasserpumpe oder ins Dorf trägt nur ein Teil der Bevölke-
rung Schuhe. Auf den Straßen kreuzen immer wieder auch alte
Fahrräder und Motorroller die Wege. Sie dienen in erster Linie als Transportmittel und sind
dabei zumeist bis an ihre Grenzen beladen. Transportiert werden darauf Brennholz, geernte-
te Früchte, Tiere, Wellblechdächer und sogar Sofas. Einmal fuhr ein Roller an mir vorbei, auf
dem Sage und Schreibe sechs Personen bei voller Fahrt Platz gefunden hatten. Auf befestig-
ten Straßen (Highways) bewegt man sich zu Fuß, mit Roller, Autos oder LKW.
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Dabei ist der Verkehr – auch durch unmittelbare Bebauung am Straßenrand – ein großes
Durcheinander (spielende Kinder, Straßenüberquerung, keine Ampeln oder Verkehrszei-
chen). Insbesondere die motorisierten Fahrzeuge überschreiten oftmals die Höchstge-
schwindigkeiten, neigen zu waghalsigen Überholmanövern, Transporte sind nur gering oder
gar nicht gesichert, Menschen tummeln sich auf überfüllten Ladeflächen. Schwere Verkehrs-
unfälle mit dramatischen Folgen sind an der Tagesordnung. Ich selbst habe am zweiten Tag
meines Aufenthaltes einen schlimmen Unfall miterlebt.
Häuser dienen als Schlafstätte und Lagerraum
Mitten im Grün zwischen Bananenplantagen und Kaffeesträuchern liegen vielerorts die klei-
nen Bauernhäuser – zum Teil aus Lehm oder selbstgebrannten Ziegelsteinen gebaut und mit
Wellblechdach geschützt mit einem bis drei Räumen. Die Häuser sind spartanisch eingerich-
tet und dienen in erster Linie als Schlafstätte,
wenngleich Betten nicht in jedem Haushalt vorhan-
den sind. Mobiliar, etwa zum Sitzen oder zur Auf-
bewahrung von Kleidern, ist in den seltensten Fäl-
len vorhanden. Aufgrund fehlender Lagerungsmög-
lichkeiten werden Räume im Haus aus der Not
heraus oft umfunktioniert zu Lagerräumen. In der
Folge ist dann ein Wohnraum häufig gefüllt mit Getreide, insbesondere Mais.
Da es auf dem Lande keine Elektrizität gibt, behelfen sich manche
Familien mit Solarleuchten, deren Energie durch kleine Solarmo-
dule auf dem Dach erzeugt wird. Mit Einbruch der Dunkelheit ab
19 Uhr ist es aufgrund fehlender Elektrizität vielerorts stockfinster.
Rauch überall – Kochen über offenem Feuer
Der Geruch von Feuer, der durch das Kochen entsteht, liegt stets in der Luft. Dabei ist die
Küche nie Bestandteil des Bauernhauses, sondern immer in einer kleinen, daneben befindli-
chen Hütte eingerichtet. Hier bereitet die
Mutter über de n Tag die Mahlzeiten vor.
Über offenem Feuer werden dazu in ei-
nem Topf nacheinander die Essen zube-
reitet. Das Kochen erfolgt meist sitzend
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auf dem Boden, im Raum verteilt sich währenddessen der starke Rauchgeruch, der nach
dem Betreten bei mir zunächst für Hustenanfälle sorgte. Die Caritas hat in der Vergangenheit
ein Angebot für Kochstellen mit Kamin zum Ableiten des Rauchs gemacht, dass sich bereits
in manchen Familien etabliert hat.
Das Essen ist vor allem sättigend
Die Mahlzeiten sind einfach, vor allem sättigend, und beinhalten kaum Gewürze. Gängig sind
dabei vor allem gestampfter Mais, gestampfte Kochbahnen, Bohnen und Reis. Aufgrund feh-
lender Kühlungs- und Konservierungsmöglichkeiten wird verzehrt, was die Natur gerade lie-
fert. Gegessen wird in der Regel auf dem Boden, anstelle von Besteck wird in den Bauern-
familien nach alter Tradition mit den Händen gegessen. Gespült
werden Besteck, Töpfe und Geschirr mit der Hand. Gleiches gilt für
das Waschen von Kleidung: In gebückter Haltung werden die ein-
zelnen Waschgänge manuell abgearbeitet und die Textilien an-
schließend über Hecken getrocknet.
Zugang zu Wasser und Elektrizität
Das zum Kochen oder Waschen verwendete Wasser entstammt zumeist einem Bohrloch mit
Wasserpumpe. Mit gelben Kanistern machen sich
täglich die Kinder auf den Weg, um dort frisches
Wasser zu pumpen. Manche Bohrlöcher sind mitt-
lerweile aber so ausgeschöpft, dass der niedrige
Grundwasserspiegel keinen Wasserzugang mehr
ermöglicht. Als Alternative besitzen manche Far-
merfamilien heute bereits Wassertanks, in denen
das Regenwasser aufgefangen wird. Hier können dann über einen kleinen Wasserhahn zwi-
schen 3.000 und 5.000 Liter Wasser abgeschöpft werden. In Dürreperioden kann es stellen-
weise zu einer Wasserarmut kommen, durch die mancherorts über Tage kein Zugang zu
Wasser besteht. Ohnehin wirken sich die klimatischen Veränderungen merklich in Uganda
aus, etwa durch verfrühten Start der Regenzeit mit Starkregenfällen.
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Ausgaben vor allem für Schule und Haushalt
Im Gespräch mit den Landwirten erfuhr ich immer wieder, dass sie zunehmend den Wunsch
haben, zur Einkommenssicherung auch über den Eigenbedarf hinaus zu produzieren. Dabei
dient das erwirtschaftete Einkommen in der Regel zunächst für Ausgaben für Schulmittel
(Bücher, Hefte , Schreibmaterial), im Haushalt für den Kauf von Zucker, Öl, Waschseife und
bei Vorhandensein von Motorroller oder Auto zum Kraftstoffkauf. Zunehmend erwächst auch
das Bewusstsein für die Finanzvorsorge: Sofern Geld zurückgelegt werden kann, wird es in
den Kauf von Rädern oder Motorrollern investiert oder zum Zukauf von Land, der Renovie-
rung der Farm oder zum Bau eines kleinen Verkaufsstandes eingesetzt. Der Zahlungsver-
kehr erfolgt dabei ausschließlich mit Bargeld, über ein Bankkonto verfügen die Farmer nicht.
Zugang zu Bildung ist einkommensabhängig
Seit 2007 ist der Besuch von Schulen grundsätzlich
frei von Schulgeld. Dennoch kann längst nicht je-
des Kind die Schule besuchen. Bei manchen Eltern
fehlt entweder das Einkommen oder die Sensibilität
für die Bedeutung von Bildung. Während meines
Aufenthaltes konnte ich verschiedene Schulen –
staatliche wie auch private – besuchen. Dabei ist
die räumliche Einrichtung ebenso wie die Ausstattung mit Materialien zur fachlichen Beglei-
tung keineswegs mit der uns bekannten vergleichbar. Weil es etwa an Mitteln für Schulbedarf
mangelt, sehen manche Kinder eine Schule niemals von innen. Das Tragen der Schuluni-
form ist denjenigen Kindern vorbehalten, deren Eltern ausreichende Finanzmittel zum Kauf
haben. Andere tragen veraltete Schuluniform, die meisten gar keine. Diejenigen Kinder, die
eine Schule besuchen, legen den Schulweg ausschließlich zu Fuß, o ft bis zu sechs Kilome-
ter pro Weg, zurück. Unterrichtet werden die Kinder u.a. in Ma-
thematik, Erdkunde, Englisch, Lesen, Schreiben und Landwirt-
schaft. Die Schullaufbahn endet für die meisten zwischen 14
und 16 Jahren. Dies liegt insbesondere daran, dass die Jungen
dann in die Landwirtschaft einsteigen und 75 Prozent der Mäd-
chen unter 17 Jahren erstmalig Mutter werden.
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Gesundheitswesen: Hygienische Bedingungen oftmals schlecht
Durch die hygienischen Bedingungen sind die Menschen in Uganda einer Vielzahl an Krank-
heiten ausgesetzt. Verbreitet sind vor allem Malaria, aber auch Gelbfieber, Tetanus, Diphthe-
rie, Pertussis (Keuchhusten) und Polio (Kinderlähmung), Mumps, Masern, Röteln, Pneumo-
kokken und Influenza. Mehrmals war Uganda
auch von Ebola und Cholera betroffen. Etwa 6,5
Prozent der erwachsenen Bevölkerung (15 bis 49
Jahre) sind mit HIV infiziert sind, insgesamt leben
in Uganda ca. 1 Mio. Menschen mit HIV/AIDS.
Viele Menschen leiden an gefährlichen Atemweg-
serkrankungen – etwa in Folge der Rauchvor-
kommen um die Kochstelle.
In Ugand a gibt es keine Krankenversicherung. Aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel
zögern viele Ugander im Krankheitsfall eine ärztliche Behandlung hinaus. Schließlich ver-
schlimmern sich Krankheiten oft dramatisch, die medikamentöse Behandlung wird in der
Folge teurer. Der Zugang zu gesundheitlicher Versorgung wird in den Gemeinden durch sog.
Gesundheitszentren garantiert, die je nach Standard einer Be-
wertung auf einer Skala von eins (einfach) bi s vier (optimal)
unterstehen. Nur in Städten gibt es Krankenhäuser. Insgesamt
ist der Standard in den Gesundheitszentren und Krankenhäu-
sern niedrig. In manchen Gesundheitszentren stehen keine
Ärzte zur Verfügung, stattdessen leisten Krankenschwestern
ärztliche Dienste. Die Ausstattung mit medizinischem Inventar ist zum Teil veraltet, zur Leis-
tung umfassender Untersuchungen fehlen häufig medizinische Geräte und Maschinen. Die
Versorgung im Krankenhaus erfolgt ausschließlich in Mehrbettzimmern mit vier bis 20 Betten
(letztere insbesondere auf der Neugeborenen-Station). Insbesondere im Hinblick auf Malaria
und HIV/Aids steht die Aufklärungsarbeit (auch an Schulen und durch die Kirche) an oberster
Stelle, Verhütungsmittel sind an den Gesundheitszentren meist frei zugängig.
Die Wasserversorgung erfolgt auch hier meist durch Regenwasser, an jedes Hospital ist im-
mer auch eine Farm zur Eigenversorgung angeschlossen. In der Folge sind die Kranken-
schwestern dort also immer auch Farmerinnen. Dies hat nicht zuletzt ebenfalls Auswirkungen
auf die hygienischen Zustände.
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Leben in der Familie – Rückbesinnung auf die Ursprünge
Nach den beschriebenen Exkursionen habe ich drei Tage meines Aufenthaltes in einer
ugandischen Farmerfamilie verbracht. Weil ich keine Vorstellung hatte, was mich dort erwar-
tet, war ich schon Tage vorher sehr aufgeregt und kann nicht verhehlen, auch Angst gehabt
zu haben. Doch ich wurde von Beginn an sehr herzlich in die Familie mit fünf kleinen Kindern
zwischen einem Monat und zehn Jahren aufgenommen. Der Tag dort begann um sechs Uhr
mit einem warmen grießbreiartigen Getränk. Dann wurden Haus und Hof mit einem Besen
aus kleinen Ästen gekehrt und anschließend ging es täglich aufs Feld – einmal durfte ich
mithelfen Bohnen zu pflanzen. Die harte Arbeit beim Umgraben übernahm der Bauer selbst,
mit zwei der fünf Kinder
säten wir mit gesenktem
Kopf über mehrere Stun-
den die Bohnen aus, die in
etwa drei Monaten geern-
tet werden können. Zum
Mittag- und Abendessen
kommt die Familie zu-
sammen. Auf dem Boden sitzend wird dann mit den Händen gegessen. Im Grunde ist dabei
jeder Tag mit gleichem Ablauf. Früh morgens beginnt der Arbeitstag, je nach Witterung und
Saison wird gegraben, gepflanzt oder geerntet. Zwischendurch werden die Mahlzeiten ein-
genommen. Abends um neun Uhr endet der Tag – nicht zuletzt, weil aufgrund fehlenden
Lichts die eigene Hand vor den Augen nicht erkannt werden kann.
Schlussbetrachtung: Zufriedene Menschen mit vielen Ideen
Insgesamt ist das Leben hier sehr einfach – vielleicht vergleichbar mit
dem Leben in Deutschland vor 100 bis 150 Jahren. Technische Geräte,
Flugzeuge und so vieles mehr kennt man hier höchstens aus Erzählun-
gen. Dennoch: Die Menschen machen einen zufriedenen Eindruck. Sie
erfreuen sich an guter Witterung und erfolgreicher Ernte, am Essen, am
Miteinander. Dabei begegnen sie Fremden zutiefst herzlich, freundlich
und interessiert. Aus Gesprächen konnte ich mitnehmen, dass viele
Farmerfamilien ihre Landwirtschaft weiterentwickeln und optimieren möchten, um damit auf
Dauer ein verlässliches Einkommen zu sichern. Für Anregungen sind die Bauern daher stets
dankbar. In ihren bäuerlichen Vereinigungen (vergleichbar mit Ortsverbänden) treffen sie
sich regelmäßig und beraten und diskutieren insbesondere fachlich untereinander. Manche
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haben sich zusammengeschlossen und kleine Firmen zur Vermarktung ihrer Produkte ge-
gründet. Insgesamt konnte ich durch meinen Besuch zahlreiche bereits umgesetzte Maß-
nahmen begutachten und feststellen, dass die Bauern selbst eigene Ideen zur Fortentwick-
lung haben, die nun kurz vor der Umsetzung stehen. Ich bin sicher, dass unser Projekt mit
der Betreuung durch Caritas und ILD hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten kann.