unaufgefordert nr. 54

23
Die Studentenzeitung der Humboldt-Uni zu Berlin 6. Jahrgang 4. Februar 1994

Upload: freundeskreis-der-unaufgefordert-e-v

Post on 28-Mar-2016

249 views

Category:

Documents


25 download

DESCRIPTION

Das ist Ausgabe Nummer 54 der Studentenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin vom 4. Februar 1994.

TRANSCRIPT

Page 1: UnAufgefordert Nr. 54

Die Studentenzeitung der Humboldt-Uni zu Berlin 6. Jahrgang

4. Februar 1994

Page 2: UnAufgefordert Nr. 54

Inhalt:

Was sind Gremien? 3

WoistdieuSta? 4

Wen soll ich wählen? 5

Warum ist in den Bibliothekensoein Chaos? 8

Was meint Micha? 9

Wie gehts weiter mit der Hoch-schulreform? 10

Istdas Kunst? 12

Wie studierte es sich im untermHakenkreuz? 14

Was meint ein Kaninchen zuTierversuchen? 16

Wares früher (DDR)schöner?..18

Was zieht Frau Dürkop an? 19

Und was ißt der Kanzler? 20

Wer bist Du überhaupt? 21

Was meinen die anderen?....23

Wer benutzt schon einLapTop? 24

Editorial

Endlich! In wenigen Tagen dürfen wir aus unserer Mitte Vertreter fürGremien und StuPa erwählen, die unsere Interessen kompetent wahr-nehmen wollen. Doch mit Besorgnis müssen wir beobachten, daßnoch nicht alle Kanditaturen sicher scheinen. Es gibt zum Beispiel eineListe, die mit erkennungsdienstlichen Photographien nach ihren Wahl-vorschlägen fandet. Andere suchen mit Flugis und Transpis eher nachihrem Wähler, wieder andere lassen nicht einmal UnAUF die Werbe-trommel für sich rühren. Ein heißer Wahlkampf? Wir wollen ein wenigKlarheit schaffen und fragten bei den verschiedenen Gruppen nach.S. 5-8Während wir dieses Editorial niederschreiben, wissen wir noch nicht,was in dem brandaktuellen Artikel über die Sitzung der Landes-hochschulstrukturkommission auf den Seiten 10 und 11 zu lesen seinwird. Geschickt und wie gewohnt entscheiden die Politiker wiedereinmal kurz vor den Ferien über die Zukunft der Berliner Hochschulen,doch UnAUF läßt sich nicht abschütteln und hält für ihren Starreporterzwei Seiten über den Redaktionsschluß hinaus frei. Contrast-Druck seiDank!Unser langsemestriger Chefredakteur ojoff verabschiedet sich mitdieser Nummer von der Redaktion. Die Geschichte der HUB istgeschrieben und schließlich gibt es noch was anderes im Leben. Einletztes Mal? - Die Seiten 14, 15, 16, 19, 20.An den Seiten 21 und 22 könnt Ihr all Eure Aggressionen loswerden.Zunächst könnt Ihr die Seite rausreißen, dann dürft Ihr Euch verbal überuns ergießen und schließlich könnt Ihr den so beschmierten Zettel inden Briefkasten der 3022 oder mit dem Vermerk UnAUFGEFORDERTin den Schlitz in der Poststelle feuern. Lohnende Therapie!Schließlich müssen wir endlich einmal unserer tiefen Dankbarkeitgegenüber den Pförtnern des Hauptgebäudes Luft machen, die uns zujeder Tages- und Nachtzeit, an Sonn- und Feiertagen Ein- und Auslaßgewähren. Das Codewort wird aber nicht verraten. Außerdem kennenunsere lieben Wachschutzbeauftragten unsere Gesichter. Und dassind immer dieselben. Zu denen Eure auch gehören können...

In der Hoffnung auf frisches Blut im nächsten Semester:Schöne Ferien, viel Schnee und strahlenden Sonnenschein,Eure UnAUF-Redaktion.

ImpressumU n A U F G E F O R D E R T Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni. Erstmals erschienen am 17. November 1989.

>Redaktion: Arlett Albrecht, Juliane Kerber (Choi'.edakteure), Franziska Ahles, Ingo Bach, Klaus Kallenberg, Anke Kautz, Alexandra Kode, GeorgLinde, Hannah Lund, Ulrich Miksch, Rüdiger Neick, Jens SchleyKontakt: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10 099 Berlin; Hauptgebäude Raum 3022, Tel.: 2093 2288, fax: 2093 2770Redaktionsschluß: 26. Januar 1994Satz: Roody Druck: Contrast, Tempelhofer Damm 210 12099 Berlin gedruckt auf Recycling-PapierNachdruck, auch auszugsweise, ist ausdrücklich erwünscht. Wir bitten aber um Quellenangabe und Belegexemplar.Für alle Fakten besteht das Recht auf Gegendarstellung in amgemessenen Umfang. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht in jedem Falldie Meinung der Redaktion wieder. Kürzel werden nur von Redaktionsmitgliedern verwendet.UnAUFGEFORDERT Nr.55 erscheint voraussichtlich am 2 1 . April 1994.Die RedaktionssHzungen sind öffentlich und finden montags um 18.00Uhr im HG Raum 3022 statt.Das Projekttutorium von UnAUFGEFORDERT findet jeden Mittwoch, 18.00-20.00Uhr im Hegelplatz, Raum 107, statt.

Redaktionsschluß für die nächste Nummer: 13. April 1994

Page 3: UnAufgefordert Nr. 54

Die InnerparlamentarischeOpposition

Studenten in die Gremien! Eine kurze Einfuhrung in das System

„Der große historische Umbruch ist für die Universitäten längst vorbei" sagen die einen.„Die Arbeit im Hochschulalltag beginnt erst" meinen die anderen. Die, die es wissen

müssen. Einige der studentischen Vertreter in den Gremien der Hochschule sind seit derWende „dabei". Kurz vor den Wahlen im Februar fragte jetzt UnAUF nach ihrenErfahrungen mit Kadern und Kommissionen, nach demSinn von studentischer Mitarbeitin den heiligen Hallen überhaupt

Wenn in einigen Tagen Brief wahlunter-lagen die Humboldt-Universität verlassen,wird das Demokratieverständnis von 20.000Berlinern vor die größte Herausforderungdes Superwahljahres 1994 gestellt. Mit, bild-lich gesprochen, fünf Wahlen auf einemStimmzettel gehört die Studentinnenschaftder HUB, sofern sie will, zu den meist-gefragtesten Wahlgruppen der Bundesre-publik.

Betrachtet man die Hochschule als, sagenwir, unser Biotop für mindestens fünf Jahre(... und, die Kaffeepausen eingerechnet, be-trägt der studentische Arbeitstag tatsäch-lich knapp acht Stunden, das macht in derWoche...) so gewinnt diese Wahl, wennschon nicht an Wichtigkeit, so doch einegewisse Berechtigung. Der geneigte Lesererlaube mir darum einen Vergleich von unse-remmitdemwirklichenLeben.

Das Parlament unddie Regierung

Die Legislaturperiode des StuPa dauert einJahr. Ab dem 11. Februar kümmern sich 60neuberufene ehrenamtliche „Studentin-nenpolitiker" um alles, was studentischenLifestyle ausmacht.

Die Wahlen zu den Gremien sind im Ver-gleich sozusagen doppelt wichtig, weil sieerstens für zwei Jahre gelten sollen (wennnicht wieder ein Gericht dazwischenfunkt),und zweitens das einzige Forum sicherstel-len, auf dem zwischen den verschiedenenGruppen der Universität, Professoren, Mit-arbeitern und Studenten direkt verhandeltwerden kann.

Während das Studentinnenparlament sichselbst und die aktuelle Studierendenschaftregiert, werdensämtliche inneruniversitärenGesetzeyom Akademischen Senat gemachtDas gilt beispielsweise/i/r die Studien- undPrüfungsordnungen aller Fachbereiche, die,

nach den gewaltsamen Wandlungen vorWeihnachten, im AS sämtlich neu beschlos-sen werden sollen.

AS - was ist das?

Der Akademische Senat ist das obersteSelbstverwaltungsgremiumder Universität,die Regierung.

Daß in dieser Versammlung effektiv gear-beitet wird, ist Voraussetzung dafür, daßsich der Berliner Senat so wenig wie nötig indie Autonomie der Hochschule mischt. Ausdiesem Grund, meint Ada Sasse, liegt es imInteresse aller Beteiligten,differierende Meinungen,die zwischen Ordinariusund Student prekär seinkönnen, aufeinanderzu-zudiskutieren.

Wohl garantiert die Zu-sammensetzungdem Lehr-körper im Ernstfall dieMehrheit (von 25 Mitglie-dern gehören 13 zum Pro-fessorenstand!), doch seies bisher immer so gewe-sen, daß der Redner mitdem meisten fachlichenoder gesetzestextlichenHintergrund sich durchge-setzt habe: „Auch mit kon-servativen Professorenkann man reden, solangeman juristisch nur besserBescheid weiß".

Daß die studentischenVertreter, eine Minderheitim AS, schon manche un-vertretbare Promotions-ordnung abwenden konn-te, haben sie ihrem Veto-recht zu verdanken. ImGegensatz zu den beiden

anderen Berliner und den meisten bundes-deutschen Hochschulen hat an der HUBEinspruch von Studentinnenseite nicht nuraufschiebende Wirkung. In Streitfragen wirdein Vernüttlungsausschuß einberufen, derbis zur Zufriedenheit allerarbeiten muß.

Das Konzil wird als Wahlgremium tätig -etwa einmal pro Semester. Nächstens sollenseine 61 Mitglieder (davon 31 Profs!) dieneuen Vizepräsidentinnen küren. Man darf,sagt das „ABC für studentische Mitbestim-mung", von der Häufigkeit der Tagung nichtkongruent auf die Bedeutung schließen,denn das Konzil berät in erster Linie nichtFragen, die einzelne Fachbereiche, sonderndie die Uni als Ganzes betreffen.

Nach außen hin vertreten werden dieseFragen, und die Vorstellungen, die Hum-boldtianer von ihrer Hochschule haben,

Page 4: UnAufgefordert Nr. 54

durch das Kuratorium. Es dientals Mediumzwischen Universität und Gesellschaft(Finanzausstattung, Institutsgründungs-wünscheetc). Damitdie Interessen der HUBvon denen des Staates gesondert betrachtetwerden, können die Mitglieder des AS nichtzugleich im Kuratorium arbeiten.

„Die Uni ist kein Ser-vice-Unternehmen"

Dies alles nur, um zu zeigen, durch welcheApparate die Funktionsfähigkeit unsererHochschule und somit ihr relativ autonomerOrt in der Gesellschaft gewahrt bleibt.

In den letzten vier Jahren war es das Haupt-anliegen aller beteiligten Hochschulpolitiker,ihre Universität selbst zu gestalten. „Be-treffs des § 23 - GG (Anschluß)", sagt SvenVollrath, „wollten wir zeigen, daß auf diesemGebiet nicht alles aus der alten BRD über-nommen zu werden braucht. Wer heute andie Uni kommt kann sich fast nicht mehrvorstellen, wieviel man durch eigene Ideenhier ändern kann oder konnte".

Wer jetzt indie Gremien kommt, wird dage-gen die juristische Kleinarbeit zu leistenhaben, u.a. das Ausformulieren und Über-prüfen von Studienordnungen etc.

Sven Vollrath saß 1989 am ersten rundenTisch. Er hofft, daß seine Nachfolger genü-gend Stehvermögen mitbringen. Die Profes-soren und Mitarbeiter werden sich nun, dasie mit festen Arbeitsverträgen wieder Bo-den gewonnen haben, vielleicht nicht mehrso kompromißbereit zeigen.

Studentische Mitarbeit in den Gremien ge-winnt dann in anderer Hinsicht an Bedeu-tung.

Wie in der gesamten Uni, so geht auch inden Gremien der Trend zu neuen „Standes-grenzen" . Was in der Wendezeit vorüberge-hend verschwunden war, kehrt mit ErhardtsIdee der Eliteuni verstärkt zurück.

„Schon sind wieder Vorschläge zur stärke-ren Verschulung des Unterrichts aufgekom-men", so ein weiterer Abgeordneter. Anwe-senheitspflicht wird wieder gefordert.Das zu verhindern liegt vor allem im Inter-

esse der Studentinnen. Das Sichtbarmachensolcher, (nicht nurwert)-konservativenEnt-wicklung ist Ansatzpunkt für studentischeHochschulpolitik 1994.

Wählen darf jeder!

Was in den Gremien in hochschulpoliti-sche Leitlinien und Studienordnungen hin-ein formuliert wird, ist im Idealfall von denFachschaften in Kleinarbeit vorbereitet wor-den. Vorschläge der Studentinnen, auch wasStudiendauer oder Scheinordnungenbetrifft,

müssen rein rechtlich einbezogen werden.Darum zurück zur Kaffeepause: Wer Lust

hat, mitzumachen, fragt jemanden, der je-manden kennt, der... Oder fragt seinenFachbereichsrat, ob die studentischen Plät-ze alle besetzt sind. Bisher ist das in denwenigsten Instituten der Fall.

Und wer keine Lust hat, im nächsten Jahrbei jeder Vorlesung sein Anwesenheitskreuzins Klassenbuch zu machen, der kreuzt am11. Februar, woauch immer, seinen Vertreterauf der Liste an.

-lotte

uSta 1 -2*3Eine Leiche, dienoch nicht begraben ist?Dasistein Nachruß Odergibt's die uSta noch?

Gespalten oder aufgelöst? Und wer und was bitte ist dieAntiFrustA ? Fragen über Fragen.Die Antwort folgt

Und so suchten wir denverwinkelten Wegins und durch's StuPa und wurden fündighinter einer Tür, die zwar die Grenze zwi-schen Licht und Finsternis darstellte, dochwaren im Rauch einige Gestalten zu erken-nen, dieuns weiterzuhelfendurchaus gewilltund in der Lage waren.

Nein, die uSta gäbe es so nicht mehr, dochdie Leute, die drin waren, die gibt es schonnoch, und diese sind größtenteils in dieReferate des StuPa abgewandert. Was ein-fach erschien, entpuppte sich bei intensive-rer Betrachtung als ungemein kompliziert.

Doch von Anfang an: Ungefähr AnfangJuni letzten Jahres fanden sich ein paar Leutezusammen, die ihre Motivation aus ihrertiefen Frustration über die Art und Weisedes Funktionieren oder Nichtfunktio-nierens studenti-scher Strukturenund der studenti-schen Mitbestim-mung schöpften.Deshalb wollten sienatürlich alles an-ders und auch bes-ser machen - außer-halb aller irgendwiestrukturierten Gremi-en. Die so entstan-dene uSta lebte vomReagieren und vomAktionieren. Zu denvon der uSta maß-geblich getragenenundinitiierten Aktio-nen dieser Zeit ge-hören die große De-monstration gegenden Hochschul-strukturplan, den§218,unddieÄnde-rungdesArt. 16. Ver-schleißerscheinun-gen blieben dabei

nicht aus, und sicherlich verpaßte mancherder Mitstreiter hin und wieder sogar mal eineVorlesung. Die Außenwirkung deruSta bliebaber trotzdem begrenzt und zwar erstenshauptsächlich auf Studenten des Hauptge-bäudes und zweitens auf die sowieso schonan studentischen Initiativen mehr Interes-sierten. Das hing nicht zuletzt mitder fehlen-den und schlecht möglichen Kommunikati-on zusammen. Ende des Semesters bildetensich innerhalb deruSta Arbeitsgemeinschaf-ten - offen für alle, doch schließlich wiederhauptsächlich mit uSta-Streitern besetzt. Esfolgte die Organisation mehrerer kleiner Ple-nen und Veranstaltungen anläßlich desHochschultages. Die Semesterferien brach-ten eine der studentischen Politik unzuträg-liche Ruhe. Viele aus dem Umfeld der uSta

weissagten derenEnde. Und so warwirklichauch zumAnfangdes Seme-sters zunächstnicht viel zu hö-ren. Dann wurdenzu den Referatendes StuPa nocheinige hinzuge-gründet, bei-spielsweise dasFrauenreferat.

Innerhalb derGruppe brachenin der Folgezeitve r sch iedeneStandpunkte zuFragen des Obund Wie der Mit-arbeit in studenti-schen Gremienauf. Für die einenwar die Integrati-on in bestehendeStrukturenimHin-

Foto:Prusowski blick auf ihre an-

Page 5: UnAufgefordert Nr. 54

fänglichen Ziele und Vorstellungen oppor-tun, für andere notwendiger Schritt um, ak-tive Politik zum Wohle des Studenten ma-chen zu können.Ergebiüs:EinKonglomeratfrühereruSta-

Mitgliedern und Neuhinzugestoßener na-mens AntiFrustA, das sich für das Studen-tenparlament zur Wahl stellt. Andere stehenauf der Liste der Geozentriker oder der HDS.DieAntiFrustA selbst verfügt über 12Listen-kandidaten aus 10 Fachbereichen - zumin-dest die Barriere rund um das Hauptgebäudewurde diesmal übersprungen.

Über das, was man vorhätte, so man der-einst als AntiFrustA im StuPa säße, warnicht leicht etwas zu erfahren. Selbst aufunseren Vorhalt, daß dies den einen oderanderen potentiellen Wähler interessierenkönnte (man weiß ja nicht...), war keine Prä-zisierung zu erreichen.Zwar gibt es auch schwer zu durchschau-

ende Personalunionen zwischenden einzel-nen uSta-Folgeprodukten, doch so etwaswie eine Antiantifrusta hat sich scheinbarnichtformiert. Es existiert lediglich ein Kaf-feekränzchen Gleichgesinnter, die sich re-gelmäßig zum Meinungsaustausch treffen.Auf die Frage, was denn die APO sei, ernte-ten wir Gelächter.

Sei'sdenn. Gutes Ende, kurzer Schluß. DieuSta gibt's nicht mehr, doch wer will, kannihrevormaligenMitgliedertrotzdemins Stu-dentenparlament wählen.Ein vorsorglich auf dem Hinweg aufgetrö-

selter Strumpffaden ermöglichte uns zu gu-ter Letzt gleich Ariadne den Rückweg.

Ulrike&Li

Auf die Plätze -Fertig -. . .

In wenigen Tagen dürfen wir die ersten Kreuze in diesem Jahr machen. A ber wer weißschon, wen man (undwarum überhaupt) wählen soll. UnA UF hat sich, mit der bekanntenjournalistischen Zurückhaltung, in den Wahlkampf eingeklinkt und den Listen auf dieSubstanz gefühlt Wir haben allen dieselben Fragen gestellt und hoffen Euch somitgenügend Material für eine mündige Wählerentscheidung zu liefern. Alle hier aufge-führten Listen kandidieren fürdasStudentinnen-Parlament HDS, RCDS,UNL,StuVeundAntiFrustA stellensich außerdem für den Akademischen Senat, das Konzil und dasKuratorium zur Wahl, die Geozentriker wollen ebenfalls Plätze im Konzil erobern. DieListen haben uns in Form von Briefinterviews geantwortet, leider war die HumboldtscheHochschulgruppe der Jusos nicht für uns erreichbar. Alles weitere: Ohne Kommentar!

Frage 1: Welche Ziele habt ihr Euch gesetzt?Frage 2: Was unterscheidet Euch von Euren

Konkurrenten?Frage 3: Welche Erfahrung habt Ihr bisher mit/ in der

Studentenpolitik gemacht?Frage 4: Wie wollt Ihr Eure Ziele verwirklichen?

TEE

Geozentriker fürUnitopia

zu 1.: KeinePhrasen dreschen zum ersten.Die Arbeit in der studentischen Selbstver-

waltung politisch und orga-nisatorisch so zu leisten, daßaus dieser Uni eine Uni wird.

ist mehr als nur ein Getränk

Speziell Ch ina - und Cey lon tees sowieGeschenk ideen

WerrnitdieserAnzeigezuxjnskornmt, erhälteine20gProbierdose als Begrüßungsgeschenk.

Bötzowstraße 19(PrenzlauerBerg)TeL/Fax. 4213542,10407Berim

Mo-Frgeöffhetvon9.00bis 18.00TJhr

Lünser & Hennlein oHGDie Teehandlung im Prenzlauer Berg

zu 2.: 1. Es ist nicht unserAnliegen, studentischesKonkurrenzverhalten zu för-dern.

2. Mut, Tatendrang, Schön-heit, Humor, Wollmütze...und die Hummel.

zu 3.: Etliche Leute warenbeim Aufbau der ostdeut-schen Studentinnenräte be-teiligt und arbeiten heute inden Referaten, Fachschaftenund unabhängigen Grup-pen.

Neue Erfahrungen gibt esjeden Tag. Es ist frappierend,wie schwer es ist, Studentenfür ihre eigenen Belange zusensibilisieren, aber wieder-

um erstaunlich, nicht unmöglich.

zu 4.: Indem wir den Spielraum, der uns alsStudentinnen gegeben ist, voll ausnutzen,um studentische Belange durchzusetzen.Manchmal muß manauch über diesenSpiel-raum hinausgehen.Wenn es um diese Belange geht, suchen

wir auch die faire Zusammenarbeit mit Leu-ten, die vielleicht an den falschen Gott glau-ben mögen, im übrigen aber sachliche Ar-beit im Interesse der Studentinnen leisten.

Ring Christlich Demo-kratischer Studenten(RCDS)

zu 1.: Wir wollen die konsequente Durch-führung der Studienreform unter aktiver Mit-wirkung der Studierenden. Wir wollen dieStudentenmobilität fördern (schließlich istunser Verband Mitglied der EuropeanDemocrat Students). Wir setzen uns ein fürdie Verbesserung der Studienbedingungen(neues Mensa-Konzept, bessere Bibliothe-ken, effiziente Verwaltung) und die Verbes-serung der Lehre (Lehrberichte unter Be-

Page 6: UnAufgefordert Nr. 54

teiligung der Studenten - wie unsere RCD S-Aktion „Prüf' den Prof!", die schon jahre-lang an verschiedenen deutschen Hoch-schulen durchgeführt wird). Nicht zu ver-gessen: die von uns initiierte Aktion zumSemesterTicket.

zu 2.: Konkurrenten? - sind ja wohl Mit-streiter für eine bessere Hochschule!

Im Wettstreit der Ideen finden wir aberauch andere Wege, neigen nicht so sehr zuständig anberaumten Vollversammlungen.Einzigartig: unser Serviceangebot: bundes-weite Praktikantenbörse, Studienplatz-tausch, BAfoG- & Sozialinfos.

zu 3.: Unsere Studenten arbeiten im StuPaund dessen Haushaltsausschuß sowie inverschiedenen akademischen und studen-tischen Gremien aufFachbereichsebene mit.Außerhalb der Uni haben wir einen Vertreterim Wissenschaftsforum des Senators.

zu 4.: Wir können nicht die Welt verän-dern, aber die Uni als besseren Lebensraumgestalten. Das geschieht durch kompetenteund sachliche Mitsprache in den Gremien,die ideologisches Palaver ausschließt. Wich-tiger ist die grundständige Arbeit studenti-scher Initiativen, vor allem in den Fach-schaften. Verantwortung wagen!

FachschaftsiniMedizin

zu 1.: Wir wollen dieZusammenarbeit zwi-schen Hauptgebäude und Charite verbes-sern, die Mediziner zu studentischer Mitar-beit aktivieren. Wir wollen die Interessen-vertretung der Medizinstudenten im StuPasein.

Wir wollen unsere Studienbedingungenverbessern, unter anderem durch unsereEinflußnahmeauf die willkürliche Personal-politik an der Charite und die Erarbeitungeiner neuen Ärzteapprobationsordnung.Außerdem wollen wir uns für die Aufnahmeder Zahnmediziner ins ERASMUS-Pro-gramm einsetzen. Einer unserer Schwerpunk-te liegt auch in der Unterstützung aller Fach-schaften.

zu 2.:...

zu 3.: Die Liste ist aus der FachschaftsiniMedizin im Rahmen der Aktionswoche bzw.der Streiktage 1993 hervorgegangen. Wirsind die vielversprechenden Newcomer aufdem hochschulpolitischen Parkett!

zu 4.: Durch Unterstützung des Auf- und

Ausbaus der Fachschaftsarbeit Medizin,durch die Einrichtung eines Studentencafean der Charite, durch Zusammentreffen mitanderen Fachbereichen.

Mit kulturellen Veranstaltungen wie Kon-zerten und Lesungen. Außerdem wollen wirdie bessere Betreuung der Erstsemesterdurch die Einrichtung von Tutorien, dieErstellung einer Startinfo und durch dieMitgestaltung einer Einführungswocheunterstützen.

Unabhängige Na-turwissenschaftli-che Liste

zu l.:DieUNL will eine sinnvollere Vertei-lungder Studentenbeiträge erreichen. Da-bei soll mehr Geld an die Fachschaften ge-hen. Durch Basisarbeit soll die Zusammen-arbeit zwischen Fachschaften und Gremienverstärkt werden. Die UNL will versuchen,ihre Wahlversprechen einzuhalten.

zu 2.: Äußerlich unterscheidet sich dieUnabhängige Naturwissenschaftliche Listeeigentlich gar nicht von anderen Listen,doch nicht alle Listen verstehen sich wie dieUNL ausdrücklich als politisch unabhän-gig-

zu 3.: Vertreter unserer Liste waren bisherschon in der Fachschaftsarbeit aktiv. Seiteinem Jahr sind wir im Studentenparlamentvertreten und wir haben Erfahrungen in derbundesweiten Fachschaftkoordination ge-sammelt

zu 4.: Mit einer Stimmenmehrheit in denGremien bzw. auf Fachschaftvollversamm-lungen wollen wir unsere Ziele in die Tatumsetzen.

Unsere vielfältigen, konkreten Ziele könntIhr unserem Programm entnehmen, das wiranläßlich der Wahlen veröffentlicht haben.

HDS - offene LinkeListe

zu 1.: Wir wollen dazu beitragen, daß ausder Studentinnenschaft wieder Impulse zugesellschaftlichen Veränderungen ausge-hen. Wollen eine tatsächliche Bewahrungdes Humboldtschen Ideals der Einheit vonLehre (Studium) und Forschung sowie dieBildungeines studentischen Konvents (zur

besseren Zusammenarbeit und besseremInformationsaustausch aller studentischenGremienmitglieder).

zu 2.: Wir sind eine politische Hochschul-gruppe und verfolgen daher nicht nur hoch-schulinterne Interessen. Wir wollen dazubeitragen, daß in der Diskussion über denKapitalismus hinausweisende Vorstellun-gen einer emanzipatorischen Gesellschaftwieder an Bedeutung gewinnen (um auchvon den Hochschulen ausgehend, Impulsefür gesellschaftliche Veränderungen zu ge-ben).

zu 3.: Mitglieder unserer Liste sind in derFachschaftsarbeit, der Arbeit von RefRat,StuPa und ust A aktiv. Wir wissen aber auch,daß mehr zu studentischer Hochschulpoli-tik gehört, als Parlament zu spielen.

zu 4.: Gremienarbeit ist nicht die einzigeMöglichkeit, Ziele durchzusetzen; wir müs-sen also auf vielen Ebenen aktiv sein undmöglichst mit vielen Leuten zusammenar-beiten, dabei nützt es aber nichts, aus takti-scher Vorsicht bestimmte Dinge nicht zutun. Wir treten für eine differenzierte Dis-kussion von links ein, und werden dazuverschiedene Veranstaltungen (Podiums-diskussionen, Vorlesungen etc.) wie auchinformative Flugblätter machen.

AntiFrustA

zu 1.: Wir wollen die Uni zu einem Ortmachen, wo Bildung, Spaß, Kultur, Utopienund die Auseinandersetzung mit allen ge-sellschaftlichen Problemen zu Hause sind.

Deshalb setzen wir uns dafür ein, daß dieauch an unserer Uni vorhandenen patriar-chalischen Strukturen aufgebrochen wer-den, damitauchRaumfür dieweibliche Sicht-weise in Lehre und Forschung entsteht.

Deshalb wenden wir uns gegen das Tot-schweigen der ständig zunehmenden rech-ten Einflüsse und Aktivitäten an der HUB.

Deshalb erachten wir es als notwendig,konsequent ökologisches Handeln durch-zusetzen, gerade angesichts der permanen-ten Papier- und Energieverschwendung undder anfallenden Müllmenge an unserer Uni.

Deshalb setzen wir uns für verbesserteStudienbedingungen in jeder Hinsicht ein.

Deshalb werdenwirweiterhinaufverschie-denen Gebieten praktisch arbeiten und denÜberblick - über die verschiedenen studen-tischen Aktivitäten - der sich aus unsererArbeit ergibt, nutzen, um Ideen und Initiati-ven anderer Studentinnen zu unterstützen.

Page 7: UnAufgefordert Nr. 54

zu 2.: Wir sind die AntiFrustA!!!

zu 3.: Die Vertreterinnen unserer Liste wa-ren in den letzten Semestern außerparlamen-tarisch u.a. in deruSta und den Aktionsrätenengagiert. Mehrere Veranstaltungender letz-ten Semester, wie Hochschultage, Demosbezüglich des HSP und des HStrG wurdenvon uns initiiert und mitorganisiert. Einigevon uns sind in den Referaten Frauen, Öko-logie, Antifa und Flüchtlingshilfe aktiv.

zu 4.: -Kandidatur zur Wahlfüralleuniver-sitären Gremien, um studentische Mitbe-stimmung wahrzunehmen;

-Entbürokratisierung des StuPa, Einsetzenfür die Durchschaubarkeit der Entschei-dungsflndung und verbesserte Öffentlich-keitsarbeit;

-vollständige Darlegung aller Finanzen füralle Studentinnen;

-Zusammenarbeit undUnterstützung allerinteressierter Studentinnen, denenUni mehrals pures Studieren bedeutet;

MUTVILLALesbisch-SchwuleInteressenvertre-tung

zul.: Wir fordernLesbisch-Schwule Rech-te ein. Machen uns für „Minderheiten" all-gemein stark.

Wir wollen die Förderung wissenschaftli-cher Arbeiten, denen lesbisch/schwuleThemen oder eine solche Perspektive zuGrunde liegt, sowie dieFörderungfeministi-scher Strukturen.

Wirunterstützen AIDS-Projekte (siehe ak-tuelle Ausstellung im Foyer), Antigewalt-projekte, den CSD' 94 etc.

zu 2.: Wir waren in allen Ausschüssen undim Präsidium vertreten und haben kontinu-ierlich aktiv gearbeitet (siehe Infoblatt), unddas bei nur sieben Sitzen!

Unsere Abgeordneten sind in die Mut-villa-Interessenvertretung eingebunden,welche eine streitbare, freie, hierarchieloseund offene Gruppe ist.

zu 3.: Viele Studentenparlamentarier neh-men ihre Pflichten unzureichend wahr, wo-durch das StuPa häufig handlungsunfähigwar. Auch wenn es keine lesbisch - schwu-len Berührungsängste gibt, so ist doch im-mer wieder viel Geduld und Ausdauer nötig,um latente bis offene Diskriminierung von

„Minderheiten" aufzuzeigen und abzubau-en.

zu 4.: Durch offene und wenn nötigdemonstrative Präsenz im StuPa und imUniversitätsalltag und kontinuierliche Wei-terarbeit wollen wir unsere Ziele verwirkli-chen. Nur so können Mißtrauen, Mißver-ständnisse und Ängste beseitigt und die„normale" alltägliche Diskriminierung ab-gebaut werden.

AusländischeListe

Wir sind Vertreter der ausländischen Li-ste, die leider auf Grund der Fehlinformationseitens der Wahlorganisatoren nur aus denVertretern der anatolischen Studenten-vereins besteht.

zweitens um uns gegenüber der Universitätinterne Unrecht und Einsparungen wie z.B.Aufhebung des Deutsch-Kurses, die aufunsere Kosten gehen, zur Wehr zu setzen.

Drittens einen Informations - und Wissens-transfer sowohl unter den Ausländischensowie zwischen ausländischen und deut-schen Kommilitonen zu ermöglichen, umVorurteile, die hauptsächlich durch Fehlin-formationen verursacht sind, zu beheben.

Zu 2.: AlsBemerkungzurFrage 2: Wir sindmit dem Wort „Konkurrenten" nicht einver-standen!

Was wir als ausländische Liste andereshaben wollen, ist, daß wir unsere Problemebzw. unsere Anliegen selbst in Hand neh-men und abhängig von unseren Anliegenan der Gestaltung der Hochschulpolitik derHUB mitwirken.

Zu3.: Als ausländische Liste existieren wirseit einigen Wochen, so daß wir als Liste garnicht von Erfahrung reden können, obwohl

Wir hätten uns eine andere Zusammenset-zung einer ausländischen Liste gewünscht,in der die Widerspiegelung der ausländi-schenKommilitonenanderHUB gewährlei-stet wäre.

Da unsere Bemühungen um eine neueListenzusammensetzung gescheitert sind,wollen wir unsere Interessen durch unsereKommilitonen wahrnehmea

Zu 1.: Alle ausländischen Studenten zuorganisieren, um erstens unsere demokrati-sche Rechte in derHUB wahrzunehmen und

einige Mitglieder von uns sich al s Individu-en über die Arbeit des StuPa informiert hat-ten.

Zu 4.: Wir wollen unsere kurzfristigen Zie-le durch eine gezielte Hochschulpolitik ver-folgen, damitwiralsausländischeListebzw.Studentenvereine mit den Räumlichkeitenund den dazu gehörenden technischenAusstattung versorgt sind, um Informati-onsfluß unter unseren Mitgliedern zu ge-währleisten, damit sie für ihre Anliegen mo-tiviert werden können.

Page 8: UnAufgefordert Nr. 54

Ansprechpartner für dieses Antworten istHasan Polat

Tel.: 46293 71

STUVE Studenti-sche Vertretung

zu 1.: - Ermöglichung und Unterstützungstudentischer Initiative (z.B. durch StuPa)ausgehend von den Fachbereichen;

-Präsenz & Mitspracherecht in den Gremi-en der HUB;

- Mehr Liebe unter den Menschen;- studentische Beiträge zur Hochschulre-

form;-UEFA-Cup 1994 (für denBVB.falls das

eine(r) nicht versteht);

zu 2.: -hohe Bedeutung der Gremienarbeit;-keine Parteienprogrammatik, Zusammen-

führung unterschiedlicher Ansichten inner-halb der Liste;

- am Anfang war die Tat;- Ruhe & Ausgeglichenheit;

zu 3.: - Mitarbeit im StuPa;- Mitarbeit in den Fachbereichsgremien;- Mitarbeit im Akademischen Senat & Ku-

ratorium;-allgemein: Da, wosichKräfte hätten frucht-

bar konzentrieren können, nämlich im StuPa,war das Engagement zu gering, an andererStelle verpufften sie.

zu 4.: - Initiative "Lehrerevaluation";- Projekttutorien fördern;- Einbringen ökologischer Maxime in Um-

weltkommission / Akademischen Senat /Fakultätsräten;

- Präsenz & Mitsprache in den Gremien derHUB;

- in Gremien, StuPaReferaten und Fach-schaften für studentische Anliegen eintre-ten;

- Inter Mailand schlagen;- "Grauistalle Theorie, maßgebendis aufem

Platz."

Hochschulgruppeder Jusos

-Waren leider, trotz intensiver Bemühun-gen unsererseits nicht für diese Fragebogen-aktion aufzutreiben.

"Wir platzen ausallen Nähten"

Chaos auch in den ZweigbibliothekDie extreme Notlage der Zentralen Universitätsbibliothek spiegelt sich auch in den

Zweigbibliotheken wider. Von den insgesamt 25 Zeigbibliotheken suchte ich fünf aufum in die dortigen unzumutbaren Verhältnisse Einback zu gewinnen.

Prinzipiell beklagen alle den durch Raum-not verursachten Platzmangel. Aufgrundder derzeit fließenden Gelder hat sich dieAnzahl der Neuzugänge in den vergange-nen 2-3 Jahren fast überall vervierfacht.Tausende von Büchern liegen auf den Bö-den zwischen den Regalgondeln oder in denNeben- und Hinterräumen und konntenwegen des bestehenden Personalmangelsnoch nicht ins Magazin aufgenommen undkatalogisiert werden.

„Wir platzen aus allen Nähten", so eineBibliotheksangestellte der ZB Anglistik /Amerikanistik. Neben dem großen, gut er-haltenen Altbestand aus der ehemaligenköniglichenHofsbibliothekindieserZBgibt

es tausende von neuen Büchern, die jetztüberwiegend direkt aus dem Ausland bezo-gen werden. Doch die Regale laufen über,Mitarbeiter fehlen - WANN, WIE undWOHIN mit den wertvollen Werken, die denStudentinnen immer nochunzugänglichblei-ben.

Auch die Lesesäle sind oftmals viel zuklein, ebenso die Bücherausgabe- und -annahmesteilen. Gerade nach den Veran-staltungen werden die winzigen Räume mitStudentinnen überflutet. DieBibliotheksmit-arbeitersind vollkommen überlastet.

Vielen ZBs wird schon seit Jahren ein Um-zug versprochen. Bei den Juristen soll esdieses Jahr endlich soweit sein. Die Juristen

leiden zur Zeit ins-besondere unter der„Trennung" ihrer Lite-ratur. Esexistieren näm-lich zwei Zweigbiblio-theken, von denen sichdie eine im Hauptge-bäude befindet und dasMagazin, Zeitschriften,sowie Nachschlage-werke zum Zivil- undÖffentlichen Recht be-herbergt, wogegen dieTochterbibliothek in derKommode situiert ist.Dort steht die Literaturzum Straf-, Staats- undVerwaltungsrecht. Fürdie Leser bedeutet diesde facto, daß sie nie-mals die Möglichkeitbesitzen, gegebenen-falls auf Querverweiseeingehen zu können.Deshalb ist jetzt eineZusammenlegung inder Kommode geplant.Die Studentinnen for-dern jedoch vehementkontinuierliche Öff-

Foto: Schwarzburger n u n g s z e i t en während

Page 9: UnAufgefordert Nr. 54

GEBILDETder Bauphase. „Grundsätzlich unmöglichund relativ unvorstellbar, wo sich die Stu-denten doch bereits beim Bewegen einesBlattes über die Lärmbelästigung aufregen",so eine Mitarbeiterin.

Was grundsätzlich von allen ZB ange-strebt wird, ist das Model der Freihandbiblio-thek, sofern sie nicht schon existiert. Diesermöglicht allenBesuchern die direkte Ein-sichtin dieBücher. Damitwächst allerdingsdie Gefahr des Bücherdiebstahls. Deshalbmüßte an jedem Bibliothekseingang einesogenannte Buchsicherungsanlage instal-liert werden, die rund 25000 DM kostet.Dafür fehlen natürlicherst einmal die Gelder.

Die ZB Kunstgeschichte verfügt bereitsüber eine solche Anlage und gilt als gutausgestattete Freihandbibliothek. Wie invielen anderen ZB, lesen auch dort zuneh-mend Studentinnen von der FU und TU, dader Altbestand der HUB die ihnen geläufi-gen Lücken schließt. Die Bibliotheksan-gestellte der ZB Kunstgeschichte sieht sichständig mit der Überlastung konfrontiert.„Vorne und hinten fehlt es an Arbeitskräf-ten. " Daher ist die Bibliothek ihrer Meinungnach nur ein Provisorium, eine Art Notauf-nahme, wo nur Erste Hilfe geleistet werdenkann, eine Nachbehandlung aber unmög-licherscheint.

„Ohne die studentischen Hilfskräfte wä-ren wir ganz aufgeschmissen." Diese Aus-sage war immer wieder zu hören. So hängtz.B. die Länge der Öffnungszeiten von denstudentischen Mitarbeitern ab, die sich bereiterklären, bisetwa 21.30Uhr oder sogar sams-tags anwesend zu sein, wie es bei den Juri-sten der Fall ist. Obwohl die Bibliotheksan-gestellten jetzt im öffentlichen Dienst arbei-ten, und das eigentlich nach gleitender Ar-beitszeit, leisten sie viele Überstunden. DerPersonalmangel stehtalso neben dem Raum-und Ausstattungsproblem ganz oben aufder Kritikliste.

Hinzu kommen ständig neue Informatio-nen, die eine Systemveränderung ankündi-gen, meist aber latent bleiben. So sollen dieZB beipielsweise mit der ZE Universitätsbi-bliothek über PC Pools vernetzt werden.Einerseits ist das bereits teilweise gesche-hen, andererseits steht der Zeitpunkt desAnschlußes noch immer in den Sternen.Was genau auf die Bibliotheken zukommt,ist und bleibt vorerst ungewiß. Die Mitar-beiter der ZB Mathematik beschreiben diemomentanen Tendenzen als völlig unüber-sichtlich und entgegnen dem Chaos nur miteinem Schmunzeln.

EinigeZahlen der Deutschen Bibliotheks-statistik der ZB Phil./Ästhetik/Kultur-wissenschaft aus den Jahren 1992/93,dieimfolgenden aufgelistet sind, vermögen viel-leicht die auf den Strukturveränderungen

basierenden Problemen ein wenig zu er-leuchten:

Neueingetragene StudisBesucherEntleihungenKosten fürNeuzugänge

1992

40028002000

94000

1993

80059005100

168000

Die hier beschriebene problematische undkomplexe Situation der Bibliotheken wird

kaum in die Öffentlichkeit getragen. Dabeisollte sich jeder bewußt machen, wievielArbeit in dieses umfangreiche System inve-stiert wird. Die Bibliothekare wünschen sich,daß die Bibliothek für jeden einen öffentli-chen Ort der Kommunikation darstellt. Des-halb sind sie stets bemüht, eine angenehmeAtmosphäre zu schaffen, sie legen Wert aufKooperation und versuchen offen zu seinfür Fragenjeder Art, auch wenn dies manch-mal einer Studienberatungsstelle gleichzu-kommen scheint.

Alex

WortmeldungA/lehr Bildung?

Zu den Ergebnissen der Proteste undAktionen an den Berliner Hochschulen imvergangenen Jahr zählt eine deutliche Po-sitionierung verschiedener Akteure derHochschulpolitik. Gegen die konservati-ven "unter Sparzwängen stehenden" ver-antwortlichen Politikerinnen haben sich"Reformerinnen" zweier wesentlicher Rich-tungen in die hochschulpolitische Dis-kussion gestellt.

Nun gibt es ja verschiedene Gründe, füreine Reform der bestehenden Verhältnis-se an den Hochschulen der BRD einzutre-ten. Diebesten Aussichtenauf Verwirkli-chung ihrer Positionen haben zwcifelsoh-nejene, die ihreHand nach einflußreichenPositionen in der Hochschulpolitik aus-strecken und sich in das bestehende Sy-stem einpassen. Ihre Ansichten sind durch-aus die ei nerkapitaldominierten Verwer-tungslogik. Sie sprechen von der "Res-sourceBüdung"alseinzigcr Möglichkeitzur 'Sicherung des Wirtschafts- undWissenschaflsstandortes Deutschland"und sind bereit, die intelligente Masse amReichtum dieser Well teilhaben zu lassen.Auch die Mehrheit der heute studieren-den muß ich eher zu dieser Gruppe zählen,wenn nicht gar zu jenen, die die "Spar-zwänge" anerkennen, denn viele von ih-nen werden in größcrem Maße als andeream zukünftigen materiellen Reichtum par-tizipieren.

Die andere Gruppe, zahlenmäßig gerin-ger und mit weit weniger Einfluß (außervielleicht noch innerhalb der Studentin-nenschaft) sieht die Dinge ein wenig an-ders und betrachtet den Kapitalismus unddie daraus resultierenden gesellschaftli-chen Verhältnisse als die entscheidendeUrsache für die gegenwärtige Lage an denHochschulen. Es muß uns doch zumin-

dest um eine grundlegende Reform derGesellschaft gehen; stattdessen versu-chen wir die Studienbedingungen so an-zupassen, daß die Wirtschaft nicht inGefahr gerät. Wir nehmen unsere Zieleund Vorstellungen zurück, weil wir wis-sen, große Aktionen, also Öffentlichkeitalso mehr politischer Druck sind nur mög-lich, wenn genügend Leute mitziehen.Und die können wir eben nicht mit unse-ren emanzipatorischen Ansätzen lang-weilen. ("Du hast ja recht, aber was willstedenn machen? Wenn Ihr Revolutionmacht, bi n ich dabei; bis dahin ergänze ichdie fehlenden Werte meiner Arbeits-kraft!")

Ich will damit nicht gegen eine taktischeVorgehensweise polemisieren; wenn aberdeutlich wird, daß es nicht einmal einefundamentale Kritik am bestehendenSuystem gibt, sondern der Wert vonAktionen in einer diffus linken Ausrich-tungliegt, erscheint mir die als inkompe-tent. Wir erreichen damit eher das Gegen-teil als mit einer klaren Benennung vonUrsachen der gegenwärtigen Entwick-lung.

Im Vergleich zu den "68er" schneidendic"93cr" sicherschlcchtcrab, weilerste-ren eben die gesellschaftliche Dimensionihres Tuns bewußt war. Allerdings sindsie und auch wir am Ende des "langenMarsches durch die Institutionen" offen-sichtlich keinen entscheidenden Schrittbei der grundlegenden Änderung der Ge-sellschaft vorangekommen!

Michael WeberIch studiere Informatik an derHUB.bin

Mitglied der Hochschulgruppe Demokra-tischer Sozialistinnen (HDS) und Refe-rent für Hochschulpolitik der Stu-dentinnenschaft der HUB.

Page 10: UnAufgefordert Nr. 54

Herr Wissenschaftssenatorzieht Bilanz

Es liegen vor - das Gesetz zur Änderung des Berliner Hochschulgesetzes: beschlossen.- ein Gesetz zur Anpassung des Berliner Hochschulrechts: als Beschlußvorlage imBerliner Abgeordnetenhaus. -Kappungder „Berlin-HüfeMin Höhe von ca. 650MUL DM:Ausgabestop auch für die Humboldt-Universität. - Gesetzesnovelle zum B AFöG durchMinister Ortleb; diese Woche zur Beratung in der Bundesregierung...

... am Beginn eines Jahresf reuen sich wichtige Leute wie Wissenschaftssenatoren,die von ihnen geleistete Arbeit in Form eines Rechenschaftsberichtes mit der Presse zufeiern. Die Beschlüsse, die trotz der Proteste der Studenten mit Ausnahme der Studien-gebühren gefaßt wurden, zählen zur geleisteten Arbeit des Herrn Erhardt und dieUniversitäten und Hochschulen Berlins sind nun an der Reihe, diese Arbeit umzusetzen.Dem Aufruhr des Streiks ist die Ernüchterung des Studienalltags gewichen und es bleibteine Zusammenfassung, wo die Humboldt-Universität im Jahr 1994 gelandet ist: mitten inderdeutschenWirtschaftskriseundaufdemWegzum Ausbildungsbetrieb.

;Das Gesetz zur Änderung desBerliner Hochschulgesetz

Gebühren: Im §2 (8) BerlHG steht nunmehrdie Möglichkeit, für die Teilnahme anWeiterbildungsveranstaltungen (Kurse)Gebühren zu erheben. Die Höhe dieser Ge-bühren richtet sich nach dem Einkommendes Betreffenden sowie nachdem, wie vieleandere dafür bezahlen müssen. Der Univer-sität ist es freigestellt, dies in ihrer Satzungzu verankern oder nicht, wenn allerdingsnicht, erfolgt die Frage nach Eigenfinanzie-rung solcher Veranstaltung durch die Uni-versität. Und da sie dieses nicht kann...Exmatrikulieren: Ab 01.04.1995 kann mitdem großen Rausschmiß begonnen werden.Bis zu diesem Datum müssen die Studien-und Prüfungsordnungen den Gesetzesän-derungen angepaßt sein. Studenten könnengeext werden, wenn sie bis zum 6. Fach-semester keine abgeschlossene Zwischen-prüfung oder keine Teilnahme an einerPrüfungsberatung nachweisen können, das-selbe wiederholt sich bei Nachweis derPrüfungsberatung zum 8. Fachsemesternochmals. Damit sind ziemlicheindeutigFri-sten, die bisher dem BAFöG-Amt vorbehal-ten waren, in die Studienplanung gepreßtwurden: „Student, biste nicht bis zum sech-sten Semester mit der Zwischenprüfung fer-tig und haste keine Begründung dafür, danngehste!"Festsetzung der Studienzeiten: Nunmehrgilt, was vorher Richtlinie war. Biologen,Physiker und Ingenieurwissenschaften dür-fen zehn, der Rest muß in neun Semesternfertigwerden. Danachtickt die Uhr der schonfälligen Überzugsgebühren und das Regel-werk des Exmatrikulationsverfahrensbei un-

terbliebenen Prüfungsversuch. Peinlich fin-den Verwaltungsjuristen Erhardt: die Medi-ziner hat er gar nicht mehr erwähnt, obwohldie ja eine eigene Approbationsordnunghaben. Wenn nun irgendeiner die Medizin-studenten per Gesetzesauslegung verdon-nert, auch in neun Semester fertig zu werden,muß Onkel Erhardt wieder sein ganzes Ge-setz ändern.Prüfungsfristen: §30(4) „Eine nicht-bestandene Abschlußprüfung darf grund-sätzlich nur einmal wiederholt werden." Dasist ziemlich harter Tobac und wird vom Poli-tiker Erhardt mit dem indirektenHinweis auf den numehr mögli-chen Freischuß ausgeglichen.Damit beweist der Politiker Reali-tätsferne. Erfahrungen bei denJuristen, wo es den Freischußbundesweit schon seit einigenJahren gibt, haben gezeigt, daßdieser nicht gerade zu fähigenKönnern des Faches fuhrt; dieStudenten bereiten sich nur nochstur auf die eine, große Prüfungvor - wie in der Schule. Mit densäumigen Studenten wird jeden-falls„gemäߧ15Abs.l Satz3Nr.l"verfahren: RAUS!Teilzeitstudium mit Beruf: „§22(2) Die Hochschulen haben Studi-engänge zu organisieren und ein-zurichten, daß ein Teilzeitstudiumneben einer beruflichen Tätigkeitmöglich wird." Gibt es Denken inder Senatsverwaltungfür Wissen-schaft und Forschung? Was isteineberufliche Tätigkeit? Wie wirddienachgewiesen? Was heißt Teil-zeitstudium: Ein Semester Teilzeit=ein halbes Semester Regelstudi-

enzeit? Was zahlt ein solcherart Berufstäti-ger für sein Studium?Bei den momentanen Gesetzesbeschlüssenund Sparvorhaben scheint sich immer mehrdie Devise durchzusetzen: wir beschließenwas und ihr guckt mal, ob sich das durchset-zen läßt. Wenn nicht, beschließen wir wasanderes.Bei den Änderungen des BerlHG handelt essich, wie ein leitender Mitarbeiter derStudienabteilung erklärte, „eher um Bestim-mungen zur geregelten Studienzeitver-längerung." Herr Erhardt, der Verwal-tungsyanst, vergaß wohl, daß seine Ände-rungeneinen zum Teil erheblichenBedarf anVerwaltungsregem erfordert, mit denen derLehrbetrieb der Universität so zusätzlich kon-frontiert wird.

ochschulrechts-Anpassungs-lGesetz

Das noch nicht beschlossene Gesetz ist einenotwendigeRegelung zum auslaufenden Er-gänzungsgesetz über den Beitritt der Ost-berliner Hochschulen und der HUB. Der

Page 11: UnAufgefordert Nr. 54

Senator will sich hier im §67 Abs. 5 mit demsogenannten Stichentscheid eine Hintertürin die Universität offenlassen: „Bei Stimmen-gleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden(des Kuratoriums; und das ist Herr Erhardt)den Ausschlag. Gleichzeitig wird über einenUmweg versucht, die Personalkommission,die die Personalangelegenheiten aus der Unirausgeholt hat, zu erhalten. Gegen beideSachen wendet sich die Universität.

|I Weniger Geldfür die Universität

1994 will die HUB 696 MillionenDM ausge-ben: darf sie aber nicht. Momentan, so be-schreibt Kanzler Neumann die Finanzlage,sei alles „konfus" und „ungewöhnlich hart".Schuld daran ist Finanzsenator Pierroth, derBonn als Antwort auf die Kappung der Ber-lin-Hilfe den kleinen Finger raussteckte undeinen absoluten Haushaltsstopp für alleBerliner Senatsverwaltungen verfügte, da-mitüberHerrnErhardtauchfür dieHUB. Diesteht nun ziemlich dumm da: ab 18.01.94 hatsie ein Investitons- (keine Geräte mehr) undein Einstellungsverbot (unklar ist, ob diesauchfürNeuberufungengilt). AufalleFällewird die Universität mit einer Sparauflage inHöhe von 1,5 MillionenDM zurTilgung desBerliner Haushaltsloches in Höhe von 1,5MilliardenDMbeitragen müssen, außerdemmuß sie ihr Verwaltungspersonal um 10%reduzieren, was für ca. 100 Angestellte die-ser Universität eine Kündigung bedeutet.Die Universitätsleitung hofft, daß der ver-hängte Ausgabenstopp nicht über zwei

halb dieses Jahres werden Teile der Chemieund die gesamte Psychologie, so KanzlerNeumann, nach 12557Berlinumziehen (freutEuch, die S-Bahn braucht vom Alex nur48min bis dorthin... -säzza). Bis Ende 1994muß ebenfalls die Sozialwissenschaft ihrGebäude in derClara-Zetkin-Str. 112 räumen.Die Zahl der Beschäftigten ist seit 1990 umzwei Drittel zurückgegangen, gleichzeitig sinddie Studentenzahlen um fast den selbenBetrag gewachsen; das Betreuungs-verhältnis Lehrende gegenüber Studentenhat sich von 1:6,6 (1989) auf 1:11,9 (1992)verschlechtert. Davon will die Senatsver-waltung nichts wissen, es müssen weitereStellen eingespart werden.

{/Weniger Geld für die Studenten

Über die B AFöG-Novelle des Herrn Ortlebmöchte ich mich erst einmal noch ausschwei-gen. Es sei ihm die Chance gegeben, mitseinen Staatssekretären die verwaltungs-technische und juristische Möglichkeit zuüberprüfen, ob ab dem zweiten (!) SemesterLehrinhalte abzufragen und auf Studien-leistungen eingerechnet BAFöFG-Zahlun-gen umzurechnen sind. Und dann einmalüberprüfen, was mehr kostet: Neue B AFöG-Beamte zur Bewältigung neuer Formular-strategien oder diejetzt gültigen, allerdingsebenfalls unverschämten BAFöG-Sätze we-nigstens beizubehalten. Bei Ortleb und demBMBW ist es so, als ob die alle Fallbeispieleder Werke Laurence J. Peter wären: so vielInkompetenz auf einem Haufen...Doch auch ohne diese eventuell drohende

RechtawU.Wi.wiss.TheologieErz. wies.Soz.wiss.Reha.wiss.PhlloaophieOeachichteaiU.wiu.Kutturwiaa.Germanistikrremdapr.Ph.Aaien-u.Afr.Mathem.

InformatikB" r i°g'e

ChemiePsychologiePharmazieSeographlaMus.f.Nat

*V"S p o r t w i s s ^ ^

SOLL

3131222216158

233

- 22273B2426

10

20138

107

0476

IST(*S)*

24

23 (*ir2419

14 (+1)-75

201

1125iaIG

22 f 1 ) -

11

IB (*1)*104B4

1347(+10)*

jea.

i;

r

1-

T14'

C3

aBL

:

Sf

Rufannahmen

nBL

• T

BW.

171520131344

15

5

413

8

84442

C4

aBL

171.11

12

13;

nBL

1(

12

*S-Profe«suren erscheinen gesondert (+S), da ale Im Soll nicht barUckstehtigt sind.

23121

5

A1

13

1

[

32

C3

• BL

2

1

2

11

Ruf an nahmen Frauen

nBL

21111

3

41

2

1

21

ges.

1

3

1

C4

aBL

1

3

1

nBL

1

11

1

11

res.

21

32

1

C3

aBL

21

32

i"

1

tant) 26

Rufabsagen

n BL ges.

10

C4

a BL

10

4

nBL

1

1

Monate hinaus anhält, sicher ist aber be-reits, daß die HUB das Jahr 94 nicht ohneeinen Nachtragshaushalt (= wir brauchenmehr Geld!) überleben wird. Das ProjektAdlershofbeginnt nunauch wegen des Geld-und Gebäudemangels an zu arbeiten: inner-

Novelle wird sich die Zahl der B AFöG-Emp-fängerverringern. Der Erfolg des Konzepteseines eingefrorenen Festbetrages und derFreibeträge wurde für viele Studenten erst-malsim Oktoberdeutlich: wenigerGeld. Undda die Inflation weiter steigt, könnte es für

die Neueinsteiger und Neubeantrager zumApril diesen Jahres nun ziemlich oft heißen:kein Geld.Bonn rechnet mit einer Größenordnung von14% weniger B AFöG-Empfängern und wastun die lieben Politiker nicht alles für dasStudium ihrernachwachsenden Generation

)er Herr Wissenschaftssenator/ über protestierende Studenten

„Wen trifft es denn, wenn Studenten strei-ken. Professoren brauchen ihre Vorlesun-gen nicht abzuhalten, die Studenten haltendie, die studierwillig sind, vom Studium abund schaden sich letztlich selbst. Die Berli-ner sind besonders sensibel, weil die West-berliner ja seit der Wiedervereinigung realeEinkommenseinbußen erlitten haben. Vondaher erwarte ich eine gewisse Sensibilitätauch der Studenten. In diesen Zeiten finan-zieller Not, hoher Arbeitslosigkeit, rezessi-ver Wirtschaft muß eine Bevölkerungsgrup-pe, die aus Sicht der Gesamtbevölkerung alsprivilegiert gilt, aufpassen, ihre Forderun-gen nicht zu überziehen. Sonst entlarvt diePolitik diese Forderungen unter Umständenals nicht gerechtfertigt und reagiert danneher in die andere Richtung als dies wün-schenswert ist." (Erhardt in einem Interview mitdem Berliner MAGAZIN IQ)

Der Herr Wissenschaftssenatorüber sich und seine Arbeit

„Ziel meiner Politik ist es, Berlin zu einemAusbildungszentrum mit internationalerAusstrahlung und zu einer Wissenschafts-metropole vom europäischem Rang zu ma-chen."(Auszug aus der Presseerklärung des Wissenschafts-senators zu „drei Jahren Wissenschaftspolitik fürBerlin")

Es war schon immer eine Schwäche der Po-litik, zur Realität Bezug zu nehmen.Rückblickend auf Ihre geleistete Arbeit derletzten drei Jahre für den Wissenschafts-standort Berlin sollten Sie sich der zitiertenWorte schämen, Herr Professor Doktor Man-fred Erhardt!

jot

P.S.: „rasende Starreporter" haben den Nachteil,daß sie ihre Redaktionen falsch unterrichten: nichtum „brandaktuelle Sitzungen der LSK und um neueBeschlüsse", wie im Editorial behauptet, geht eshier. Nur um eine „brandaktuelle" Zusammenfas-sung dessen, was bereits beschlossen ist - und das istschlimm genug! Liebe Redaktion, Entschuldigung!

Page 12: UnAufgefordert Nr. 54

Qanz ernstlich muß ich nun aber hierzu bedenken geben, daß gewiß mehr als neun Zehntel der über-häuft lesenden Menschen nichts als die Zeitung lesen, folglich fast unausbleiblich iFire Rechtschreibung,QrammatifiundStil'nach diesen bilden und sogar in ihrer Einfalt dergkichenSpracfwerhunzungenfür "Kürzedes Ausdrucks, elegante Leichtigkeit und scharf sinnige Sprachverbesserung halten, ja überhaupt den jungenLeuten ungelernter Stande die Zeitung, weil sie doch gedruckt ist, für eine Autorität gilt,

(Daher sollte in allem "Ernst von Staatswegen dafür gesorgt werden, daß die Zeitungen in sprachlicherOlinsicht durchaus fehlerfrei wären. Man könnte zu diesem Zm)eckjinen "Hachzensor anstellen, der, statt desQehaltes, vom Zeitungsschreiber für jedes verstümmelte oder nicht bei guten Schiftstellern anzutreffende'Wort, wie auch für jeden grammatischen, selbst nur syntaktischen fehler, auch für jede in falscher Verbin-dung oder m falschem Sinne gebrauchte (Präposition einen Louisd'or als Sportelzu erheben hätte; für frecheVerhöhnung aller gramtnatik^aber, wie wenn ein solcher Skribler statt "hinsichtlich!' hinsichts schreibt, dreiLouisd'or und im "Wiederbetretungsfall das 'Doppellte. Oder ist etwa die deutsche Sprache vogelfrei, als eineEinigkeit, die nieht des Schutzes der Qesetze wert ist, den doch jeder Misthaufen genießt? "Elende (Phili-sterl "Was, in aller "Welt, soll aus der deutschen Sprache werden, wenn Sudler und Zeitungsschreiberdiskretionäre Qewalt behalten, mit ihr zu schalten und walten nach Maßgabe ihrer Laune und ihres Verstan-des?

Daher müssen solche Sprachverbesserer, ohe "Unterschied der (Person, gezüchtigt werden, wie die Schul-jungen, Jeder "Wohlgesinnte und Einsichtige ergreife also mit mir (Parteifür die deutsche Sprache gegen diedeutsche Dummheit.

Schopenhauer, ""Über Schriftstellereiund'Stü0'

Page 13: UnAufgefordert Nr. 54

UnFRIFDUC

Deutschtümelei als IntelligenztestDer studentische Alltag an der Berliner Universität 1933 -1939

Die Studenten der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität denken nationalsozialistisch, so jedenfallsbewiesen beidenAstA-Wahlenim Wintersemester 1931/32, als 65% dem Nationalsozialistischen Studentenbund (NSStB) undCo. ihre Stimmegeben. Einer der GründedafiirwareineSituation, die auch heutigen Studenten nicht unbekannt sein dürfieundunterdemStichwortÜberfiillungfirmiert Auchdamals hieß das Zauberwort Numerus Clausus, allerdings mit zwei wesentlichen Unterschieden; erstens sei er lt. eines offiziellenAntrages des NSStB nur,JÜrfremdstämmige Studenten einzuführen"undzweitenswurde diese Forderungvon derMasseder Studentenunterstützt (sieheUnAUF48/49).

Rassismus gegenÜberfüllung

Mit der „Machtergreifung" 1933wurdedie-se Forderung in großzügigster Auslegungdrastische Realität. Das „Gesetz gegen dieÜberfüllung der Deutschen Schulenund Hochschulen" vom 23. April 193 3erschwerte den Zugang sog. „Nicht-arier" zu einem Hochschulstudium er-heblich. Fakultäten, bei denen derAnteil von „nichtarischen Studenten"höher als 1,5% lag, hatten ab sofortkeine„Nichtarier" mehrzuimmatriku-lierea Andererseits wurde verfugt, denallgemeinen Anteil dieser Studentenan der Gesamtstudentenzahl durchEx-matrikulationenaufmax. 5%„herabzu-setzen". Dabei wurde als Gnadenfristdie Fortsetzung des Studiums für dieBetroffenen bis zum Ende des Som-mersemesters gestattet. Die festgeleg-ten Kriterien für die zu treffende Aus-wahl lassen einem das Lachen im Halsegefrieren: Die „persönliche und wis-senschaftliche Eignungzum Studium"bei Nichtariern stünde „zweifelsfreinatürlich nur dann fest, wenn der Be-werber den Nachweis führt, daß so-wohl er wie seine Vorfahren in engererBeziehung zum Deutschtum gestan-den haben" - Deutschtümelei als Intel-ligenztest. Schon lange vor Einfüh-rung des Judensterns wurden die we-nigen an den Hochschulen verbliebe-nenJudenmit der Einführung verschie-denfarbiger Studentenausweise als "~Menschen zweiter Klasse gekennzeichnet.Nach demPrinzip Farbe est Omen tragen die„Angehörigen der Deutschen Studenten-schaft" (DSt) natürlichbraun - zumindest imAusweis. Ausländische Studenten bekamenblaue und"Nichtarier" gelbe Ausweise, wieder spätere Stern.

Nicht überraschen wird es zu hören, daß

auch das richtige Parteibuch über die Mög-lichkeit zu einem Studium entschied. 1936wies der Reichsminister für Wissenschaft,Erziehung und Volksbildung (RMWE V) dieHochschulen an, „Bewerber, die einer NS-Formation angehören, vorzugsweise zu be-rücksichtigen."

Die von den Nazis anvisierte Form derdeutschen Hochschulen als künftige „gei-

stige Waffenschmiede" haue natüi iich kei-nen Platz für den politischen Widersacherund so verfügte der zuständige Reichsmini-ster schon im Juni 193 3 die „sofortige Rele-gation (d.h. dauerhaften Ausschluß vomStudium an dt. Hochschulen - d.A.) allerStudierenden, die sich [...] nachweislich inkommunistischem Sinne betätigt haben

(auch ohne Mitglied der KPD zu sein)." ZurFeststellung dieser Tätigkeit sollten die „ört-lichen Studentenschaften" mit herangezo-gen werden, kurz Denunziation stand absofort auf der Tagesordnung. Wenige Mo-nate später übrigens wurde diese Anord-nung auf sozialdemokratische Betätigungausgedehnt.

Respekt vor demNSStß

Für die im Prügeln geübten Schlägerdes NSStB wurde nun das Leben ange-sichts der immer dünner werdendenFeinddecke langweiliger. Man konntesein Mütchen nur noch an Objektenkühlen. So beklagte sich der Ver-waltungsdirektor der Berliner Universi-tät in einer Aktennotiz an den Rektorüber das rüde Verhalten der Studentenan seiner Uni. Der stellvertretende Vor-sitzende des NSStB habe sich über ei-nen Anschlag am „ Schwarzen Brett derStudentenschaft" beschwert, in dem einMitglied seinesBundesdes „Ehrenwort-bruches" bezichtigt wurde, und die un-verzügliche Entfernung gefordert. Alsder Verwaltungsdirektor dem nicht nach-kam, habe er am nächsten Morgen diegewaltsame Zerstörung des SchwarzenBrettes feststellen müssen. Disziplinari-sche Folgen diese Vorfalles sind übri-gens nicht überliefert, offensichtlichhatte man großen Respekt vor demNSStB.

Wehrsport

Die deutsche Jugend wollte Hitler erklärt-ermaßen zu zähem Leder, flinken Wieselnund harten Kruppstahl umformen, vonschlauen Füchsen ist da nicht die Rede.

Page 14: UnAufgefordert Nr. 54

nFRIEDUOiWissenschaftliche Qualifizierung oder garfreie Wissenschaft sind nicht mehr so wich-tig - Deutschsein zählt. So ist es nur folge-richtig, daß sich mit dem neuen Regime dieAusbildungsprioritäten an den Hochschu-len erheblich veränderten. In den Burschen-schaften und Korporationen schon langeeine unrühmliche Tradition, nahm man nunfür alle Studenten eine WehrsportlicheKörperertüchtigung in den Ausbildungsplanauf. Zunächst wurde versucht, dies auf frei-williger Basis laufen zu lassen, beispielswei-se über Anreize wie Gebührenerlasse unddergleichen. Wenig später jedoch schriebein Erlaß des Reichsministers fest, daß alleAngehörigen der Deutschen Studenten-schaft „während der ersten drei Semester anden Übungen auf dem Gebiete der Leibes-übungen teilzunehmen" haben. Dabei wur-de ein Mindestmaß von 11/2 bis 2 Stundenpro Woche festgelegt. Wer sich weigerte,diesem zu folgen, mußte mit sofortiger Exma-trikulationrechnen. Sosagtedie,JHochschul-sportordnung" eindeutig aus, daß die „re-gelmäßige und erfolgreiche Teilnahme ander dreisemestrigen sportlichen Grundaus-bildung" die Voraussetzung für die Fortset-zung des Studiums nach dem vierten Seme-ster sei.

Studentische Auslese

Dabei sollte es nicht bleiben, dennDeutschsein hieß im rassistischen Selbst-verständnis der Nazis auch die sogenannteErbgesundheit. Um studieren zu können,war die "Erbgesundheit" nun von entschei-dender Bedeutung. ImRahmendes„Studen-tischen Gesundheitsdienstes" wurden 1934Pflichtuntersuchungen für alle Studentenobligat, über deren Ergebnisse streng Buchgeführt wurde. Diese Untersuchungen soll-ten neben der Ermöglichung von „vorbeu-genden und heilenden Maßnahmen [...] au-ßerdem einer studentischen Auslese nachgesundheitspolitischen Gesichtspunkten"dienen. Nach anfänglichen Schwerigkeitenbei der praktischen Handhabung vor allemdurch fehlende Festlegungen darüber, in-wieweit die „Bewertung der Untersuchungs-ergebnisse bei der Entscheidung über dieZulassung zum Studium relevant" seien,spielte sich das System bald ein. Eine Durch-führungsbestimmung regelte bald die Un-klarheiten, denn nichts bleibt in Deutsch-land lange ungeregelt. Die Studenten erhiel-ten Ausweiskarten, mit denen sie die Teil-nahme an der Untersuchung nachweisenmußten. Und sie zeitigte auch bald konkreteAuswirkungen. Einzelne „ergebenste"

Bittgesuche von Eltern an den Rektor derBerliner Universität, derenKinder aufgrund„mangelhafter" Gesundheit das Weiter-studieren verwehrt wurde zeigen,daß feh-lende Wehrdiensttauglichkeit die Zulassungzum Studium erheblich erschwerte. Andereals sog. „Erbfehler"defiiüerte Behinderun-gen rückten diese in unerreichbare Ferne.

Lückenlose Erfassung

Wer studiert, braucht nicht zu arbeiten,behauptet ein beliebtes Vorurteil, denn nurkörperliche Arbeit ist„richtige" Arbeit. Rich-tig arbeiten mußten die Studenten des Jah-res 1933 schon sehr bald lernen. Zum Som-mersemester führte man die Arbeitspflichtfür männliche Studenten des ersten bis vier-ten Semesters ein. Und die war nicht vonPappe, beinhaltete sie doch ein zehnwöchi-ges Arbeitslager, das zunächst in den Herbst-ferien, später „wegen Überfüllung" der La-ger auch in den Frühjahrsferien durchge-führt wurde. Auf die Teilnahme legte mansehr viel Wert und entsprechend machtendie Verantwortlichen Druck. So wurde eine„lückenlose Erfassung der Pflichtigen Stu-denten" forciert, um, jedes Nichterfüllen derDienstpflicht unmöglich" zu machen. Dieselückenlose Erfassung begleitete eine Reihevon massiven Drohungen. In den „Bestim-mungen der Deutschen Studentenschaft zurDurchführung der Arbeitsdienstpflicht"hieß es u. a., „daß im Sommersemester 1934kein Student im vierten bis sechsten Seme-ster sein Studium fortsetzen kann, der nichtseiner Arbeitsdienstpflicht genügt hat" - derÜberwachungsstaat läßt grüßen.

Uerpflfchtung perHandschlag

Auch der militärische Drill an den Stättendes Geistes nahm zu, 1934 wurde eine„Dienstordnung" für die Angehörigen derDeutschen Studentenschaft verbindlich. Indieser Ordnung erschien peinlich genauPunkt für Punkt, was ein deutscher Studentan der deutschen Hochschule zu tun und zulassen hatte - und was er zu sein hatte:nämlich,^rischerAbstammung".Dieseüber-prüften Universitätsvertreter anhand der ein-zureichenden Abstammungsnachweise sehrgewissenhaft. Bei der Immatrikulation fandeine „Mitverpfltchtung aller Angehörigender Deutschen Studentenschaft auf die Ver-fassung, DienstanweisungundDisziplinar-

bestimmungen der DSt per Handschlag"statt. Regelmäßigkontrollierten beauftragteStudentenfunktionäre die Erfüllung der ge-forderten Leistungen im Studienbuch undquittierten dies mit einem Stempel. Die„Dienstordnung" „empfiehlt, daß alle männ-lichen Angehörigen der DSt im ersten bisdritten Semester die sog. Kameradschafts-häuser" als eine besondere Art der Studen-tenwohnheime bewohnen. Diese solltendann der „Kameradschaftserziehung im na-tionalsozialistischen Geiste" in Wohn-kameradschaften dienen.

Aber nicht nur die Dienstordnung verdeut-licht diezunehmendeMiltarisierung des Stu-dentenlebens. DieSAführteständig„Sport-liche Übungen" durch, undzwar inForm vonachttägigen Lagen, zu denen die Studentenabkommandiert wurden. Diese fanden wäh-rend des laufenden Semesters statt.

Die zusätzlichen Belastungen für die Stu-dierenden wuchsen ständig, forderte dochauch die nationalsozialistische Staats-ideologie ihren Tribut. Regelmäßig mußtendie Studenten an der sogenannten „Natio-nal-Politischen Schulung" teilnehmen, diederNSStB organisierte.

In einem Bericht vom Juli 1934 an denRektorbeklagte sichder Dekan der Philoso-phischen Fakultät der Berliner Universität,daß jüngere Studenten „die Zahl der Stun-den, die dieeinzelnen Organisationen bean-spruchen, [...] auf 17 Stunden inder Woche"berechneten.

Orofce Unzufriedenheit

Aus demselben Bericht erfahren wir Auf-schlußreiches über die Reaktion der Studie-renden auf diese ständigen neuen Forderun-gen. So werde die wissenschaftliche Arbeitdes Tages durch die „Leibesübungen in denFrühstunden" beeinträchtigt, da „viele Stu-denten verspätet und ermüdet zu den Vorle-sungen und Übungen (kommen), wenn siees nichtvorziehen, ganz wegzubleiben." Ananderer Stelle wird auf die „schweren Miß-stände" hingewiesen, die nach der achttägi-gen Abkommandierung zu den SA-Übun-gen bei dem Wiedereinstieg in den Studien-betrieb entstünden. Die „National-PolitischeSchulung" werde von vielen als reine „Zeit-verschwendung betrachtet, da sie nicht von„vollwertigen Kräften" geleitet würden.Überhaupt herrsche „große Unzufriedenheit„darüber, daß nicht genügend Zeit für daseigentliche Studium bliebe. Und ein Dozentdes Englischen Seminars der Berliner Unischrieb an den Rektor, daß durchdie „ander-weitige Beanspruchung (durch SA, politi-

Page 15: UnAufgefordert Nr. 54

sehe Schulung, Fachschaft und dgl.)... ichdenindendiessemestrigen(SS 1934-d. A.)Übungen festzustellenden Leistungsdurch-schnitt als den schlechtesten bezeichnen(muß), der mirbisher in meiner akademischenLaufbahn vorgekommen ist." Ob dieser Be-richt das Ende seiner akademischen Lauf-bahn bedeutete, ist nicht überliefert, ange-sichts der Zustände an der Berliner Univer-sität zumindst jedoch denkbar.

Durch diese und ähnliche Berichte aufge-schreckt, zog selbst der RMEWV die Not-bremse. Per Anordnung forderte er, „einesofortige Abhilfe bei Überlastung der Stu-dierenden durch den SA-Dienst" zu schaf-fen. Am 7. August 1936 legte er noch einennach. Durch öffentlichen Aushang an denHochschulen läßt er die Verantwortlichenwissen, „daß die Studenten, die teilweiseauch zu militärischen Übungen herangezo-gen werden und zum großenTeil in Gliede-rungen der NSDAP tätig sind, durch Teil-nahme an Schulungslagern während deslaufenden Semesters ihrem eigentlichen Stu-dium entzogen werden." Diese Dinge hättengefälligst in den Semesterferien stattzufin-den.

Teuflische Rezeptur

Offensichtlich wird, daß es dem Ministernicht um die Reduzierung der Belastungenoder gar eine Reformder Studienbedingungenging, sondern lediglich um eine Verlagerungder Forderungen in die Freizeit. Und so än-derte der Erlaß auch nichts an der Tendenzzu immer stärkerer ReglementierungundMi-litarisierung des studentischen Alltags, derauch auf Drohung, allgegenwärtiger Über-wachung und Strafen basiert. Den Uni-versitätsleitungen werdenmehr Mittel in dieHand gegeben, um die Studenten zu diszipli-nieren. Eine „Strafordnung für Studenten"wurde immer weiter ergänzt und perfektio-niert. In der letzten Fassung vom 9. Januar1939enthältsieu. a. folgende Strafmaßnah-men:

- mündliche Verwarnung- schriftlicher Verweis, gegebenenfalls mit

Androhung der Entfernungvon der Hochschule-Nichtanrechnungdes laufenden oder die-

sen und eines bzw. zweiervorangegangener Semester-Entfernung von der Hochschule mit Nicht-

anrechnungvon Semestern- dauernder Ausschluß vom Studium an

allen deutschen Hochschulen.Daß diese teuflische Rezeptur aus Ein-

schränkungen der geistigenFreiheit, Regle-

mentierung, Disziplin und Strafenihre Wirk-samkeit bei breiten Kreisen der Studentennicht verfehlte, beweist das reibungsloseFunktionieren der meisten Studierendenwährend des 2.Weltkrieges (siehe UnAUF52) und dervergleichsweise geringen Reso-nanz des studentischen Widerstandes.

Aber darüber wird ein andermal zu berich-ten sein.

ojoffP. S. Nochmal ein Dankeschön an das Team

vom Uni-Archiv ßir die freundliche Unter-stützung.

Dieser Artikel ist Teil einer unregelmäßi-gen und unchronologischen Serie über denstudentischen Alltag an der Berliner Uni-versität. Bisher sind Teile in folgendenNummern erschienen: UnAUF Nr. 44, 45,46, 48/49, 51. Wird fortgesetzt.

Blutegel,Regenwürmer,Warzenenten

und Pferdeblut... Tierversuche am Fachbereich Biologie?

"Grausamkeit Tieren gegenüber undwirkliche Bildung und Wissen schlie-ßen sich aus."Alexander von Humboldt (1769-1859)

Nö, Tierversuche Wer an der Humboldt-Universität inBedtngibtesnicht! Jedenfallsnicht ganz. Also wenn es die Veterinär-mediziner an der HUB noch gäbe, gäbe eswohl auch noch mehr halbeTierversuche -wie esMenschenversuche auch gibt: Medi-kamente fürTierewerden anTieren auspro-biert. Zum Beispiel für Schweine» damitdiebeim Transport zum Henker schon ruhigsind. Das sind dann Schweine voll Stoff,keine Stoffschweine. Stell ichmir übi$g£iisnicht schlecht vor -bekifft in den Tod; mußein tolles Gefühl sein.

"Affenstühle1

Und für diejenigen älteren Biologen, dieBiologie, Schwerpunkt Zoologie im Haupt-studium studieren, gibt es noch richtigeTierversuche: auseinandergenommene

euniculi und ein oder zweisezierte weiße ratti.

Ob das was bringt, weißich nicht - ist doch schonalles aufgeschrieben, wiewir von innnen aussehen.

Naja, aber in Bayer, wo ichin der Cyclophospamid-

Abteilung groß wurde, wird an uns nochviel Neues erforscht. Ich war beispielsweisedas erste euniculus, welches nicht mehr anKrebserkrankte. Deswegenbin ichals „Pa-tsrtfiertesKrebs- Versuchskaninchen" in einwissenschaftliches Labor nach Hamburggekommen. Das war ganz lustig und sehrinteressant dort; „Affenstühle" (lebendeAffen mit drei eingebohrten Fixierschraubenim Schädel für verschiedene Tests), „toxiko-logische Reihentests" (mindestens zehnRatten wird täglich eine höhere Dosis Gifteingespritzt, um zu sehen, wie lange eineGiftratte leben kann) und „Hirnforschungs-katzen", die den ganzen Tag mit offenenMaul rumsaßen, weil sie einen breiten Stahl-schlüssel zwischen die Kiefern geklemmtbekommen hatten. Da w aren sie wenigstensruhig. Und bald darauf tot.Mich haben dieHerren und Damen Wissenschaftler großangeguckt. Und ihr Wundermittel Cyclo-phospamid an ihren Krebspatienten in ihrer

Page 16: UnAufgefordert Nr. 54

Uniklinik ausprobiert. Wasdenenwohlnichtbekommen ist. Jedensfall sind sie auch allegestorben. Und ich war kein „PatentiertesKrebs-Versuchskaninchen" mehr und soll-te zu einer Kosmetikfirma überwechseln.

Tod durchKaarshampoo

Um Haarwäsche zu testen. Im Dienste derMenschheit, die dann womöglich an demHaarshampoo, das mir bekommt, stirbt, be-schloß ich weiterhin für die Wissenschaftzu arbeiten. Mit einem großen Rattusnorvegicus, der in der Kanalisation Berlinszutun hatte, fuhr ichin die deutsche Haupt-stadt.Das „Tierphysiologische Praktikum der

Humboldt-Universität" sollte da sehr gutSein, hat mireinealte laboramusamusculaerzählt

Stimmt) Obwohl sie alles falsch erzählthatte. Dieses tierphysiologische Praktikumist nämlich nur ein Teil des Grundstudiumsder Diplombiologen. Und es gibt hier kaumVersuchstiere, vielmehr Theorie. Das er-zählte mir alles ein Professor namensNichelmnnn, auch ein Wissenschaftler. Under hat mich auch groß angesehen. Denn ichhabe ihn nach Tierversuchen gefragt.

Gibt es hier aber fast gar nicht. In demtierphysiologischen Praktikum,, gegen wei-chesletztes Jahr die Studenten Sturm liefen,weil immer hier die Tie r\ ersuche vermutetwerden, wird bloß Pferden undRindern Blutentnommen (ganz wenig!), einem Embryo ineinem Warzenentenei beim Leben zuge-schaut und ein Fisch wird beim Atmen ge-stört. Der Höhepunkt ist ein auseinanderge-nommener hirudo medicinalis, zwischen-durch stirbt auch ein lumbricus terrestns(für die nichtwissenden Philologen: Blut-egel und Regenwurm). Das wärendann schonalle Tierversuche, meint Herr Nichelmann,der am Institut für Verhaltensbiologie (um-gangssprachlich „Graugänse-Spanner")und Zoologie ganz anderen Versuchen nach-geht. Die aber alle unumgänglich sind undganz streng nach den Richtlinien desTierschutzgesetzes geregelt sind: Laut demTierschutzgesetz versteht man unter Tier-versuchen wissenschaftliche Versuche, diezu Leiden, Schäden oder Schmerzen beimTier fuhren können. Die Durchführung istnur Medizinern, Veterinärmedizinern undNaturwissenschaftlern in der Wissenschafterlaubt. Tierversuche, bei denen eine Durch-trennung derHautoberfläche erfolgt, ist nurMedizinern, Veterinärmedizinern und Bio-logen der Zoologie im Hauotstudium an

einer Universität erlaubt. Nach demTierschutzgesetz sind alle Tiere Tiere („ Je-des Tier ist ein Tier!"), nur die Bakterien undPilze sind keine. Einen besonderen Schutzgenießen Wirbeltiere. Versuche an solchenmüssen genehmigt (für Forschungszwecke)bzw. gemeldet (pharmazeutische Versucheaufgrund der Vorschrift) werden. Was danntatsächlich passiert, steht aber nirgendwo.Und da passiert eine ganze Menge.

Echte Wissenschaftist echte Wissenschaft

Aber nicht bei Herr ianderHUB.Memtjttat selbst über sich.Beschloß darüber gelaßt hat. McStudentin. Das stimmt aber nicht odBeschluß ist nicht gültig, denn an crite" und bei denBiologeogibtes eine MengeTierversuche, die echte Tierversuche sind.Und wenn Studenten meinen, sie wollendiese nicht machen, dann wird ihnen vonden wissenschaftlichen Professoren ge-droht. Mit garantiert ungenügenden zukünf-tigen Prüfungsleistungen, mit Schwicrig-keiten beim weiteren StudierenundanderenSchikanen. Da hilft kein ethischer Versuchund kein Verweis auf Sinnlosigkeit einesTierversuches* Auch der Tierschutz-beauftragte der Charite kann da nicht hel-fen, Nut auf die Studien- und Prüfungsord-nung verweisen. Echte Wissenschaft »steben echte Wissenschaft. Kommt bloßmanchmal nichts raus, wie beim Cyclo-phospamid

Versuche an Erabryonetiund toten Tierensind übrigenskeineTierversuche, meint HerrNichelmann weiter. Und außerdem dürfennach diesem Tierschutzgesetz Tierversu*ehe nur mit einem besonderen Grund, wor-unter die Ausbildung und Forschung fallt,durchgeführt werden. Erforschen kann manalles. Auch die „Region des Gehirns, dieSignaleverarbeitet, mit denen Gesichterundmimische Ausdrucksbewegungen erkanntwerden". Das hat Herr Grüsser an der FUgemacht. Mit festgeschraubten und ange-bohrten Javaaffen. Herr Grüsser ist auchProfessor.

Bei diesem tierphysiologischen Praktikum,das für viele Biologen die einzige Be-rührungsstelle mit dem Thema Tierversuchwährend ihres Studiums ist, ist aber allesviel harmloser:

DawirdeinBlutausstrichund-färbung mitjenem Rinder- und Pferdeblut gemacht, voneinem Warzenenten-Embryonen wird ohneEingriff das EKG gemessen, bei Wasserflö-

hen wird die Herzfrequenz beeinflußt, einFisch muß mal schneller, mal langsamer at-men, und bei einem kleinem Vogel wird dieTemperatur gemessen.

Die einzigen echten Tierversuche sind derRegenwurm, derauf seinen Eiweißabbau imDarm untersucht wird, und der medizinischeBlutegel, der gefragt wird, wie seine Hautauf Pharmaka reagiert. Er fallt tot um; derRegenwurm auch.

IdentifikationMaterie

mit der

hen die Studenten annd dann aber keine

c alle Jahre wieder zu ma-notwendig, erklärt Herr

mr wieder kommen jatne Studenten. Und dieseMI der Identifikation der

aterie". Und für dieseersuche auf dasfm^ß von Seiten

urden, sagtIcnTieremit

„em" ausge-igänsc-Spanner

,r Liebeskummer...,i lange Zeit nicht,

-ii bind.Nun gut, für mich taugt dieses tier-

physiologische Praktikumjedcnfal ls nicht.Pharmaka auf meiner Haut kenne ich schonundauseinandergenommen werden will ichnicht.

Um weiter der Wissenschaft dienen zukönnen, beschloß ich, nach Blankenfelde zugehen. Dort gibt es eine Art botanischenGarten der HUB für besondere Pflanzen.

Das erzählte mir ein alter lepus europaeusund auch, daß ein Mensch namens Wissen-schaftssenator Erhardt diese Anlagenschließen will. Weil er fünf Personen fürmehrere Hektar Land zu viel findet und au-ßerdem Geld sparen muß. Ich glaube, derMensch Wissenschaftssenator Erhardt istein dummer Wissenschaftler. Hier gibt esnämlich viel Gras und keine Tierversuche.Das Gras grase ich jetzt ab, bis es sich derWissenschaftssenator Erhardt anders über-hegt.

Dann kann ich nämlich weiter der Wissen-schaft dienen. Als Grassortenversucher.

Das Tierversuchskaninchen Franziska

Page 17: UnAufgefordert Nr. 54

Der Sieg der Anarchieoder wie wir uns sehnsüchtig an die

Zeiten aufmerksamer Kontrolle erinnern

Als der Sozialismus noch siegte, wälztesich der Studentenwurm in morgendlicherFrühe ebenso kurz vor knapp (gelegentlichjedoch schon Stoben Uhr DraiBig) inRichtung der Einlaßschleusen des Haupt-gebäudes, wie heute es den Anschein er-wecken mag, als Zeichen für das übermäßigleichte, verantwortungsfreie Studentenle-ben zu gelten. Doch waren dies ja die Zeitengrößerer S i che rhe i t . Und so schmücktennicht nur die großen Fernsehkameras, aufhohen Stangen montiert, den Innenhof, derso, als idealer Aufmarschplatz konterrevo-lutionärer Demonstrationen auserkorenschien. Nein, auch diverses Wachpersonalkühlte sein Mütchen, direkt postiert an denEinlaßschleusen, mit blitzenden, gierigblik-kenden Augen, die gerichtet waren auf dievon den Studenten hochgereckten Auswei-se, von denen einem damals noch Paßbilderentgegenschauten. Wer Student war durfterein. Wer nur umher schlich und vielleichtgar einden"Sozialmus" gefährdendes Sub-jekt abgab, dem blieben die Schleusentore

verschlossen. Bildung für Alls!Doch hat alles sein GlltSS. Wenn man

damals von hinten das Hauptgebäude er-reichte und man eindringen wollte in denInnenhof, so war das große Tor meist ver-schlossen und nur die kleinere, eiserne Ein-gangstür links neben dem Tor ermöglichte

den Eintritt, der einen direkt am kleinenPförtnerhaus vorbeiführte, wo die beflisse-nen Kontrollgeister ihr Tagwerk verrichte-ten.

Welch eine Unbekümmertheit war damalsmöglich! Leicht schlurfenden Schritts, ohneeinen Blick nach links oder rechts, stoischstierend gar, konnte man sich hineinziehenlassen in den StudentenSOQ, der einen•icherdurch die Eingangstür in den In-nenhof verbrachte. Hatte man mechanischnur den Studentenausweis nach oben ge-reckt, so war man aller Aufmerksamkeit ent-hoben.

Welch einDesaster heute! Anarchie! Weitgeöffnet ist das Eisentor. Ein jeder tritt nunein, die Kontrolle ist passe! Und so kannnun das gefährliche, das immer schon imVerborgenen schlummerte, bedrohlich her-vortreten: Der metallen* Anschlag,der die beiden Torflügel in der Mitten arre-tieren läßt, ragt nun erbarmungslos, fünfZentimeter wohl, aus dem Steinpflaster her-vor. Und wirklich: Er findet seine Opfer!Leicht abwesende Gestalten schlurfen inden Innenhof und werden elendig um ihrGleichgewicht gebracht. Sie stolpern, fan-gen sich gerade noch, oder strecken sich gargänzlich auf den gut behauenen Steinennieder. Endet es am schlimmsten, so reißensie mit sich, was sie tragen oder in den

Händen halten: Beutel, Taschen, Gläser oderFlaschen zerschellen und ganze Fahrräderwerden zu Boden gebracht!

VieleOpfer hat diese Anarchie der Verhält-nisse uns schon beschert. Wer gehört dennwirklich noch zu den Nicht-Betroffenen,Nicht-Geschundenen? Laßt uns das nöt i -g e tun! V e r e i n e n wir uns in unserer ge-meinsamen Betroffenheit über die fehlendeS i c h e r h e i t ! Schafft neue Arbeitsplätzefür zusätzliches Wachpersonal! Haltet dieTüren geschlossen!

Vielleicht werden wir dann eines Tageswieder unter uns sein. Studenten unter Stu-denten. Und die fremde, gefährliche Weltdes Alltags bleibt dort, wo sie hingehört:

DrauBen!um

JETZT IM ABOGREENPEACEM A G A Z I N

Jahresabo mir DM 20,00

Engagement setztWissen voraus

Das Greenpeace Magazin informiert kompro-mißlos. Ohne Anzeigen, ohne Ökolügen, ohneAlternative. Mit packenden Reportagen, präzi-sen Hintergrundberichten und kompetentenAnalysen. Wenn Sie sich kein X für ein U vor-machen lassen wollen, dann fordern Sie das ak-tuelle Heft kostenlos zum Kennenlernen an.

4 x besser informiert - für nur 20 Mark im Jahr.

Abo tT 040/23 22 27Das Magazin für Umwelt und Politik.

Page 18: UnAufgefordert Nr. 54

Die Kappeaus dem gleichem Materiawie die Robe

Amtskettemit dem SiegelHumboldt-Universität

Die Präsidentenrobeaus allerfeinstem Samt undmit aufwendigen Stickereien

Teiledas voll«Ornat für die

—, Präsidenlin—1 &fei

Für die Standfestigkeit, diewir alle unserer Präsidentinwünschen, eine Stütze

Das Szeptereine gotische Arbeit aus dem1 5. Jahrhundert, das von derErfurter Universität über-nommen wurde

© ojoff(Foto und Vorlagen: Fisahn)

Page 19: UnAufgefordert Nr. 54

UnAUF proudly presents:

„Das Kochbuch derMacht"

„ Wir wollen endlich eine Bundespräsidentin haben!" konnte Student/in vor kurzem in der Hauptmensaper Flugblatt erfahren. Auch die Frauinnen der Humboldt- Uni beteiligen sich an der deutschen Demokra-tie, die sich momentan in der überaus wichtigen Frage manifestiert: Wer wird demnächst der Grüßaugustvom Bellevue?

Ein Schlitzohr, unser Kanzler oder zumindest einer seiner Berater.Wieder einmal hat er das deutsche Wählervolk mit einer lauthalsgeführten Diskussion zum Schweigengebracht. Das Konzept istnicht neu, dafür aber sehr wirksam. Schon 1990, als es genaubetrachtet weitweniger Probleme gab, hat die sog. Hauptstadtfra-ge Gemüter und Medien derart bewegt, daß alles andere undweitaus wichtigere in denHintergrundgedrängt wurde. 1994 stehtdie Präsidentenfrage auf dem Programm, und auch sie erregt dasgeballte Interesse aller. Die Leute schrei-en geradezu nach Ablenkung -ein Bedürf-nis, das schon die UFA erfolgreich befrie-digte. Was zählt dagegen Massenarbeits-losigkeit, Verarmung, Sozialabbau oderBildungsmisere?

Jedoch drängt sich dem geneigten Be-obachter angesichts der sonst nicht gera-de gerühmten Geschicklichkeit unseresKanzlers die Frage auf, woher hat er dasnur. UnAUF hat die Antwort. Uns liegteine Kopie eines als „streng geheim!"klassifizierten Buches vor - des „Koch-buchs der Macht". Das Original befindetsich nicht, wie man anzunehmen geneigtist, in Pullach, sondern über dem heimi-schen Herd unserer Hannelore. Abgegrif-fen und speckig steht es unauffällig zwi-schen, .Pfälzer Saumagenleicht gemacht!"und„DieEierdiätderzwanzigTage". Da-bei ist der Inhalt mehr als nur brisant, er isthochexplosiv, enthüllt er doch die ge-heimsten Geheimnisse der Macht, die bekanntlich durch denMagen geht. Unser Kanzler, sonst eher als Verehrerund Verzehrerder grobschlächtigen deutschen Hausmannskost bekannt, ist inSachen Machterhalt der Paul Bocuse unter den Breiköchen.

Aus gegebenem Anlaß und voller Stolz präsentieren wir hier nunzum Nachkochen das Originalrezept des „Pfälzer Kohltopfes".Aber Vorsicht! - Schon mancher hat sich daran denMagen verdor-ben.

Getreu dem Motto, was es 1990 schon einmal gefressen hat, wirddas Wählervolk auch beim zweitenmal schlucken, serviere mandem politiküberfressenen Volk der Deutschen im Ultra-/Supra-/Superwahljahr 1994 ein leichtverdauliches Meinungsbildungs-häppchen, um ihm wieder Appetit zu machen. Das Rezept ist soeinfach wie wirkungsvoll: Man nehme ein für die breite Wähler-masse leicht bekömmliches Problem, das mit ja oder nein, dafür oderdagegen zu beantworten ist. Man beachte dabei, daß diesesProblem von völlig nebensächlicher Bedeutung sein muß, um

eventuell auftretende konstruktive Nebenwirkungen zu vermei-den. Dieses lasse man dann im Backofen der Medien so langeaufgehen, bis es mindestens das zehnfache Volumen erreicht hat.Um dabei die notwendige Hitze zu erzeugen, gebe man hinzu:einen Antipathie-Träger, einen oder je nach Geschmack mehrereSympathieträgerundreichlichZitaten-Pfeffer (max. 7 WorteproZitat - wegen der Bekömmlichkeit!). Eine spezielle Gewürzmi-schung aus Protest, Populismus und Pathos erreicht den hüb-

schen Nebeneffekt, daß der Konsumentspäter nicht genug davon bekommenkann.

Die Zutaten mit Bedacht und Augen-maß nach und nach hinzufügen. Dabeirühre man sorgfältig und regelmäßig um,auf mittlerer Hitze gelegentlich aufko-chen.

Das fertige Gericht ist geschmacklichsehr dominant, die Schärfe betäubt dieGeschmacksnerven, so daß esohne wei-teres möglich ist, so manch bittere Pilleunterzumischen.

Und hier für den gelehrigen Koch-schüler noch einmal das Rezept in derÜbersicht mit Fallbeispielen:

Ein leicht bekömmliches, unwichti-ges Problem

1990: „Die Hauptstadtfrage"1994: ,4DieBundespräsidentenfiage"

Einen Antipathieträger1990: „DieBonner Beamtenschaft"

1994: „SteffenHeitmann"Einen oder mehrere Sympathieträger1990: „Die leidenden Ostdeutschen-bes. die viel gelittenen

Berliner"1994: „für dif Wertkonservativen: R. Herzogfür die Orange-Rosa-Roten: J. Rauhfür die Frauinnen: HL Hamm-Brücherfür die Aufrechten: J. Reich"Reichlich Zitate1990:„Schaut aufdiese Stadt!"/ „Nix Hauptstadt!"/ „Der Speck-

gürtel" usw.1994:,J'rauenindieKüche!"/Kanzlerdämmerung"/,J>räsidentIn

aller Deutschen!" usw.Die Drei-P-Gewürzmischung: Populismus, Pathos, ProtestUnd nun viel Spaß beim Nachkochen und Guten Appetit!

ojoff

Page 20: UnAufgefordert Nr. 54

XUnAUF - Lesertest

Das größte Rätsel für die UnAUF-Redakteure ist bisher die Antwort auf die Frage, für wen wir eigentlichdiese Zeitung machen. Ist sie wirklich nur reine Beschäftigungstherapie für Möchtegern-Journalisten und -Layouter? Entgegen allen anderslautenden Gerüchten sind die meisten Redakteure der Meinung, daß wirinteressierte und engagierte Leser haben. An denen wollen wir nicht vorbeischreiben. Deshalb rufen wir alle desLesens und Schreibens kundigen UnAUF-Freunde und -Feinde auf, diese Seite rauszuruppen und unsunaufgefordert ausgefüllt zukommen zu lassen. Nichtstudenten dürfen diesen Fragebogen auch beantwortenund werden bei gleicher Qualifikation nicht bevorzugt behandelt.

Unter allen Einsendungen (wahlweise auch nur unter den Interessenten) verlosen wir zwei Jobs alsRedakteure bei einer angesehen, auflagenstarken, aufstrebenden Berliner Wochenzeitung.

Wo hast Du diese Nummer her?D Bibliothek, und zwar:D Mensa, und zwar:D Ich bin Mitleser bei anderen.D anderes:

Hättest Du UnAUF lieber gekauft als in einerEcke gefunden?D Ja.D Nö.D Is mir egal. Die fuffzich Fennich hätt ich och

noch gehabt.

Seit wann liest Du UnAUF?D seit NochNamenlosD seit meinen Studienbeginn an der HUBD seit der StreikAufgefordertD seit:

Wie regelmäßig?D jede Nummer, koste sie, was sie wolleD nur wenn sie mir zufällig unter die Augen gerätD seltenD am liebsten gar nicht

Wie gründlich?D alles, egal was Ihr schreibtD nach InteresseD einmal Durchblättern reicht mir meist

Warum liest Du UnAUF?D weil's rumliegtD Ich hab da so ein irrsinnig langweiliges

Seminar...D Ich bin intelecktuell.D Ich find's lustig, wie Dir Euch einen

abstrampelt.D Weil:

Was erwartest Du von UnAUF?

Welche Veränderungen wünschst Du Dir vonUnAUF?UnA UF soll mehr / weniger bringen über

mehrHumboldt-Universitätandere Unis

Themen wie:HochschulpolitikStudentinnenparlamentmit Kind studierenlesbisch/schwules Lebenim Ausland studierenmit Behinderung studierenanderes

DD

DDDDDD

wenigerDD

DDDDDD

Persönlichkeiten D

Studenten DProfessoren und Dozenten D

Kulturelle Themen:Theater D

Kino DAusstellungen • DKneipen DBücher DSport Danderes

DDD

DDDDDD

Page 21: UnAufgefordert Nr. 54

22 UnGEZQGiN •tmmmm

Veranstaltungshinweisean der Humboldt-Unian den anderen UnisSonstiges

DD

DD

Gehörst Du zu denjenigen, die die Kunstseiteüberblättern?D Welche Kunstseite?D Natürlich.D Wieso? Die ist doch meistens gut.

D Nein, aber ich versteh sie trotzdem nicht.

Würden Dich mehr Anzeigen stören?D Ich schneid sie aus und hefte sie ab.

Ich bin Anzeigenhasser und ich hasseD Zeitungen mit Anzeigen.D Dagegen bin ich inzwischen immun.D Wenn ich deswegen nix bezahlen muß, okay.

Wie findest Du das Layout?D Was ist Layout?D Geht so.D Fand ich früher besser (NochNamenlos).D Was bezahlt Ihr dem Setzer/säzza?

Was stört Dich an UnAUF?

Da auch Du uns interessierst und nicht nur wirDich, mußt Du Dich jetzt noch einigen indiskre-ten Fragen unterwerfen. Ais da wären:

Wie alt bist Du?

Bist DuD männlichD weiblichD sächlich?

Bist DuD Steuerzahler

Beruf:

StudentFachrichtung:Semester:

Hast Du schon mal die Fachrichtung

gewechselt? Ja, vonnach

Was willst Du werden?D arbeitslosD mal sehen...D anderes, und zwar:

Wie wohnst Du?D bei meinen ElternD in meiner eigenen WohnungD ineinerWGD in einem Wohnheim

Hältst Du Dich für hochschulpolitisch aktiv?D Ja, weil:D Nein.

Welche Zeitungen/Zeitschriften liest Duaußerdem?

Was tust Du, wenn Du nicht jobbst oder Schei-ne sammelst?

Rauchst Du?D Ja, das Schärfste, was es gibt!ö Nein, ich ersatzbefriedige mich anderweitig.

Gehst Du in die Mensa?D Hab ich nich nötich.D Ja, und danach zum Arzt.D Muß ich - bin ewig pleite.

Findest Du Fragebögen genauso bescheuertwie die Verfasser des vorliegenden? D

Die Gewinnfrage:Kannst Du Dir vorstellen, für eine auflagen-starke, angesehene und -gelesene Studenten-zeitung zu arbeiten?D Auf keinen Fall.

Au fein, ja, unbedingt! Ich werde nächstenMontag um 1& Uhr in HG Raum 3022 sofort

D damit anfangen.

Das Kleingedruckte: Dieser Fragebogen wird absolut anonymbehandelt. Die Daten werden lediglich für statistische Zweckebenutzt und nicht individuell gespeichert.

Page 22: UnAufgefordert Nr. 54

23

zu: "Visionen und Utopien"in UnAUF 53, S. 4

Eine Anmerkung zu dem weniger gelunge-nen Artikel von Kaa

Nicht die taz hat das Teil organisiert, sondernder Veranstalter also der RefRat insbesonderedas Referat Hochschulpolitik.

Unsere nächste Veranstaltung ist ein Vortragmit Diskussion am 08.02.94 um 20 Uhr imSenatssaal mit Michael Daxner (Präsident derCarl-von-Ossietzky-Uni Oldenburg) zum The-ma "Wie reformieren wir unsere Hochschulen?"(Arbeitstitel)

Viele GrüßeMicha

zu "Einschreibelisten, Anwesen-heitslisten, Schwarze Listen"in UnAUF 53, S.4

Traurig nannte ALEX Professor Hansens An-wesenheitslisten. Traurig nenne ich den Artikel,traurig die feige Denunziation unter Pseudonym,traurig die Unwissenheit der Studentin, traurigdie schlaglichtlichtartig erhellte Situation an die-ser Universität, die auf mich zunehmend wie eine„Bewahranstalt für zukünftige Arbeitslose"wirkt.

Doch zunächst zu Professor Hansen. Ich, 28,z.Zt. wissenschaftliche Mitarbeiterin, habe denProfessor anders kennengelernt. Vor sechs Jah-ren haben Seminare bei ihm noch Spaß gemacht,seinen trockenen Humor haben wir wohl allegeschätzt. Arbeiten? Regelmäßig teilnehmen?Ja, das mußten wir schon. Die Veranstaltunghieß ja auch SEMINAR, nicht Vorlesung oder„Zeitweilige Aufbewahrung nach freier Wahl mitGarantierter Ausstellung eines Scheins". Ichhabe erlebt, wie sich Professor Hansen 1989 fürdie Studentenbewegung einsetzte, als einer derwenigen Professoren an unseren Vollversamm-lungen teilnahm und sich wegen meiner Mitar-beit in der StuVe mit der Staatssicherheit ausein-andersetzte.

ALEX könnte vielleicht nicht an diesem Insti-tut studieren, wenn nicht der „Mächtige" seineletzten vier Jahre in Kommissionen und Sitzun-gen verbracht hätte, um der Anglistik die Lehrer-ausbildung und die Dolmetscher/Übersetzeraus-bildung zu sichern.

Wo war ALEX in der Vollversammlung derAnglisten Anfang Dezember, auf der ProfessorHansen als einziger Professor der Anglistiksprach, den Studenten Hinweise gab, sie ermu-tigte? Nahm ALEX an dem Arbeitskreis teil, mitdem der Professor den Rest des Tages verbrach-te?

Noch mehr Fragen möchte ich ALEX stellen:Warum hat sich ALEX nicht über die Person

informiert, die er/sie mit Schmutz bewirft? HatALEX sich schon einmal Gedanken um dieSituation der Lehrenden gemacht, so wie der vonihm/ihr Verleumdete sich seit Jahren Gedanken

um die Studenten macht?Wie steht es eigentlich mit der Moral einer

Universität, an der unter dem Deckmantel desstudentischen Engagements und des Schutzesder Anonymie (Datenschutz) Lehrende jedenRechts, einschließlich des Rechts auf Daten-schutz und auf eine menschliche Behandlungberaubt werden?

Was ist die Aufgabe einer Universität, an dernicht mehr das Lehren und Lernen im Vorder-grund steht, und eine Lehrkraft verleumdet wird,die von den Studenten das „regelmäßige Erschei-nen" verlangt?

Professor Hansen war so fair, seiner Bitterkeit- gewachsen aus dem Gefühl der Vergeblichkeitseiner Arbeit für diese Universität - offen undöffentlich Luft zu machen. Diese Fairness findeich bei ALEX nicht. Der Stil des Artikels scheintmir eher in den Stern als in UnAUFGEFOR-DERT zu passen. Nicht Aufklärung und Koope-ration scheinen hier das Ziel, sondern Fronten-bildung und Konfrontation.

Vielleicht sollte ALEX das Studienfach wech-seln. Informatik wäre wohl das Richtige. Dortkönnte er/sie dann Lehrcomputer entwickeln.Bar jeder menschlichen Regung, anspruchslos,kritiklos. Abends unters Kopfkissen zu legen.Ende

Pseudonym? Nicht nötig:Marion Löffler, Institut für Anglistik und

Amerikanistik

1.) ALEX „denunziert" nicht traurig unter„Pseudonym". Im Impressum jeder Ausgabesteht es klar und deutlich: „Kürzel werden nurvon Redaktionsmitgliedern verwendet." ALEXist Redaktionsmitglied, kennt Herrn ProfessorHansen. Weitere Redaktionsmitglieder kennenseine Lehrveranstaltungen aus eigener Anschau-ung.

2.) Es liegt uns fern, die geleistete Arbeit vonProfessor Hansen für die Erneuerung der Univer-sität, seinen Einsatz für das Institut Anglistik/Amerikanistik und seine wissenschaftliche Tä-tigkeit zu diskreditieren.

Davon ist in dem Artikel auch nicht die Rede.Jedoch kann man mit dem einen nicht das andereentschuldigen.

Denn die von Herrn Professor Hansen geführ-ten „Schwarzen Listen" sind schlicht gesetz-widrig:

Bis zum 11.12.1993 durften an Hochschulenund Universitäten des Landes Berlin in Zusam-menhang mit Lehrveranstaltungen keinerlei Da-ten erhoben werden. Nunmehr gilt die Studenten-datenverordnung, die in §6 (1) vorschreibt: „DieHochschule ist berechtigt, die Daten (Name,Vorname, Geburtsdatum, Anschrift, ErstmaligeImmatrikulation, Matrikelnummer, Studiengang,Fachsemester, Angestrebter Studienabschluß,Zugehörigkeit zu Institut, Fachbereich etc.,Berurlaubung) zu erheben und zu verarbeiten,die nach den Studien- und Prüfungsordnungenerforderlich sind, um zu Lehrveranstaltungenoder Prüfungen zugelassen zu werden, und denAblauf sowie das Ergebnis der Prüfung zu doku-mentieren."

Keine der von Professor Hansen durchgeführ-ten Lehrveranstaltungen erfüllt dieses Kriteri-um.

In diesem Sinne gilt somit das Berliner Daten-schutzgesetz, §32: „(1) Wer unbefugt personen-bezogene Daten, die nicht offenkundig sind, (...)-2. abruft oder sich aus in Behältnissen ver-schlossenen Dateien verschafft, wird mit Frei-heitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafebestraft. (...) (3) Die Tat wird nur auf Antragverfolgt. Antragsberechtigt ist der Betroffene.Antragsberechtigt ist auch der Datenschutz-beauftragte. Der Datenschutzbeauftragte istauchgegen den Willen desBetroffenen antragsberech-tigt."

Der Datenschutzbeauftragte des Landes Berlinsitzt in der Pallasstr. 25/26, ist täglich 9.00Uhr- 15.00Uhr, Donnerstag 9.00-18.00Uhr zu spre-chen, und hat die Telefonnummer 7838844.

Red. UnAUFGEFORDERT

zu: „Jahr der Unschuld"in UnAUF Nr. 53

LiebeStudentlnnenparlamentarierlnnen!

Wie ein Mitglied des Studentinnenparlaments(zweifelsfrei ein männliches!) vollkommen kor-rekt feststellte, passierte uns in der Nr. 53 einfürchterliches Mißgeschick. In dem Artikel überdas erste Jahr des Studentinnenparlaments nann-ten wir dieses vollkommen falsch „Studierenden-parlament". In der Satzung des Parlaments derStudierenden, Studenten und Studentinnen steht,belehrte uns das zweifelsfrei männlicheStudentinnenparlamentsmitglied, das Parlamentderjenigen Menschen, die studieren, heißeStudentinnenparlament. Dieser Tatsache un-kundig, wählten wir die einfachere „e-Tasten-Methode" der Emanzipation als die komplizier-tere „Shift-I-Festhalten-Methode" der Gleich-berechtigung zwischen Studentinnen einerseitsund Studenten andererseits.

Für diesen gemeinen Trick der Arbeitserleich-terung möchten wir uns in aller Form entschul-digen, in Zukunft: Studentinnenparlament.

Eure Redaktion UnAUFGEFORDERT(RedaktEure und RedaktEusen)

Page 23: UnAufgefordert Nr. 54

ICDT.

Moin moinMir kam zu Ohren, das Gerücht ginge um,

jemand hätte einen meiner Artikel gelesen.Falls Du jetzt wieder diese Seite liest, heißeich Dich, lieber Leser, herzlich willkommen.Heute werde ich mich den Geächteten wid-men. Geächtet wurden zu allen Zeiten jenewahrhaft fortschrittlichen Studenten, wel-che sich den Herausforderungen ihrer Zeit

stellten und unbeschreibliche Entbehrun-gen auf sich nahmen, um der Welt zu zeigen,wo's langgeht. Im lauernden 21. Jahrhun-dert sind dies die Laptop-Benutzer. NurLaptopper können mit ihrem Computer auchda langgehen, wo's langgeht. Denn Com-puter müssen heutzutage überall und jeder-zeit verfügbar sein. Was nützt einemLangzeithocker ein Stationärer im Wohn-zimmer, wenn er eh den halben Tag aufmWC verbringt? Was bringt ein todschickerTower, wenn der dazugehörige Mensch ihnnicht immer zum spontanen Angeben griff-bereit hat? Und was hat ein notorischerStadtstreicher wie der Verursacher diesesArtikels von zehn Kilo Hardware? MeinShlaptop ist gerade schwer genug für einenSpaziergang, etwa in die nächste Bibliothek.Und schon wird der fortschrittliche Studentmit dem geballten Muff des sterbenden Jahr-hunderts konfrontiert. Bibliothekare und dieBleistifte wie Schwerter schwingenden Be-nutzerversuchen, mit Blicken zu töten, wassie doch nicht aufhalten können. VielfältigeMethoden ersannen die Inquisitoren, umdie Arbeit mit modernster Technik zu hem-men:Da werdenLaptopper in finstere, strom-quellenlose Ecken verbannt, in denen Bi-bliothekare extra lautstark kommunizieren(Staabi West, echt das Letzte!), ihnen wirdschamlos in Gesicht gesagt, daß Computer

grundsätzlich nicht nur nicht erwünscht,sondern auch nicht erlaubt sind, und über-haupt sollten personifizierteFortschritte ambesten Zuhause bleiben. Auch sollte sicheinFortschreitender, der etwas auf sich hält,nie in seiner eigenen Institutsbibliothek se-hen lassen. Dann wird er nämlich scho-nungslos geoutet undauch in Seminaren, in

denen er sytemkonformmit Füller schreibt,scheel angeblickt: Nugugge ma da, richtigschreiben kann er jaauch. Is bestimmt einganz teurer Angeber-Fe-derhalter, und dann die-ses graue Um-weltschutzpapier... Nader muß ja Geld haben...

Diesen Schrieb hackeich grad in einen üblen368er, na was wohl, PC.Irgendein no name. Istnicht mein eigener-dennich besitze einenMacintosh. Ich schäme

mich nicht und würde es jederzeit wiedertun. Mein wertes Bruderherz (Klassenbesterin Informatik und Herrscher über zwei [sie!]PCsundeinenC64)schlugdie Hände über'mGehirn zusammen, als es vernahm, ich seinunmehr Mac-Besitzer. Als Mac- undLaptop-Benutzer wird man doppeltund drei-fach geächtet. Aber Macintosh-Benutzersind Elite und stehen da drüber. Natürlichgibt es auch vernünftige Argumente für denMac (Welcher PC erträgt Dateinamen mitüber 30 Zeichen, ohne rumzumeckern undauf .doc oder .bak zu bestehen?), aber mitVernunft kann man PC-Zombies bekannt-lich nicht kommen. Das sieht man schondaran, daß PCs zur Kompatibilität mit dem

einzigwahren Computerunfähigsind. Auchsind PCs so sehr mit ihrem eigenen Verwal-tungskram beschäftigt, daß man schnell denEindruck gewinnt, sie wären überfordert,wenn man etwa auch noch ein Programmbenutzen möchte. Der Mac-Benutzer hat esnicht leicht im finsteren Mittelalter des PC.

Als wäre ich noch nicht geprüft genug,bin ich zur Zeit auch mit dem Fluch neuerSchuhe geschlagen. Göttlich schauten siedrein, sprangen mir förmlich entgegen undverliebten sich auf der Stelle in meine Füße.Aber ach! die lederne Liebe hinterließ wun-de Spuren, obwohl eine Nummer größer alsmeine ausgewachsenen Füße, und nun ichsitze an diesem stationären PC, weil meinLaptop, welches Gassi geführt werden will*,und meine neuen Schuhe (noch?) nicht kom-patibel sind.

Mit liebeskranken Grüßen-2a

PS.: Als Dudenfanatiker und linguistischerKrümelkacker distanziere ich mich von demPPS, welches unter meinem letzten Artikelstand. Erstens hab nicht ich es geschriebenund zweitens sind da zwei Orthographie-fehler drin.

• Ein konsequent durchgehaltener Ver-gleich des Mac-Laptops mit einem Hundhätte eigentlich einen schöneren Artikelabgegeben. PCs wären dann verknöcherteDinosaurier (das erste Mal, daß dieses Wortin dieser Zeitungsteht! Das wird redaktions-interne Auseinandersetzungen geben...).Aber ich weiß nicht genau, ob ich Hundemag. Zumal ich mit meinen neuen Schuhengleich am ersten Tag in ein Verdauungs-produkt...