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1Zürcher FachhochschuleZürcher Fachhochschule
Naratívna viacsystémová relevantnosť ako žurnalistická komunikačná forma
Narrative Mehrsystemrelevanz als journalistische Kommunikationsform
Bratislava, 28. April 2008, 10-12 Uhr
Vinzenz Wyss
Institut für Angewandte Medienwissenschaft IAM
der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
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Ziel
• Hier wird ein Theorieentwurf vorgeschlagen, mit dem verdeutlicht werden soll, wie Journalismus gleichzeitig auf vorerst unvereinbare Diskurse zurückgreift und diese mit narrativen Mustern verkettet.
• Narrativität kann vor diesem Hintergrund als zentraler journalistischer Kommunikationsmodus und damit als unverzichtbare Qualitätsnorm konzipiert werden, die Journalismus zur Selbstbeobachtung und Synchronisation von Gesellschaft anwendet.
• Die Realisierung dieser Qualitätsnorm verursacht aber auch Irritationen. Etwa dann, wenn beklagt wird, dass Journalismus demokratietheoretischen Ansprüchen nicht gerecht werde.
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Systemtheoretische Perspektive: Selbstbeobachtung und Synchronisation von Gesellschaft
Religion
Politik
Wissenschaft
etc.
KulturJournalismus
Public Relations
Demonstration
Film
Forschungs- bericht
Verkündigung
ÖffentlichkeitUrteil
Wirtschaft Recht
Public Relations
PR.
Jour.
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Wissen-schaftliches Wissen:
Code A
Politisches Wissen
Code B
Wirtschaft-liches Wissen
Code C
Ethisches Wissen
Code D
Narratives Wissen
Problem der Verkettung
Pro
ble
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er L
egiti
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Journalismus als Narrator
Narrativität als zentraler journalistischer Kommunikationsmodus
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Fünf Elemente zur Gestaltung einer Story
1) Die Elemente einer Story stehen in einer bestimmten zeitlichen Reihenfolge.
2) Die Story braucht Charaktere, die möglichst archetypische Rollen (Helden, Opfer, Erlöser, Verlierer etc.) übernehmen.
3) Die Story beinhaltet Hinweise darauf, wie sie zu deuten ist.
4) Die Story verwiest auf eine Lösung
5) Die Story verfügt über mehrere Bedetungsebenen: die konkrete Handlung repräsentiert ein generelles Thema, das über die unmittelbare Aktualität hinausweist.
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Verkettung durch Meta-Narration
wissen-schaftlich
er Diskurs:
wahr/unwahr
wirt-schaftlich
er Diskurs:
verkaufen / nicht
verkaufen
ethischer Diskurs:
moralisch / nicht
moralisch
politischer Diskurs:
kollektiv verb.
Entscheide / n.k.v. E
x-Diskurs
x/nicht x
Narration NarrationNarration Narration Narration
Erzählerrolle: Beobachter / Aufklärer / Aufdecker / Orientierungsstifter / Agent Provocateur / etc.
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Journalismus-Konzeption Rollenbild Intention Fakten präsentation
Recherche
„Objektiver“ Journalismus Vermittler „Realität“ abbilden neutrale Faktizität Verlautbarung
Meinungs journalismus Parteigänger Meinungsformung persuasiv Verlautbarung
Präzisions journalismus Forscher wissenschaftlich erhärtet recherchieren
wissenschaftlich erhärtete Faktizität
sozialwissenschaft liche Methoden, Datenbankrecherche
Interpretativer Journalismus Erklärer Orientierung stiften erläuterte Faktizität Recherche von Interpretationshilfen (z.B. bei Experten)
Investigativer Journalismus Wachhund Kontrolle/Kritik/ Machtmissbrauch aufdecken
beweisführend, zuspitzend
unorthodox (oft „Whistleblowers“ als Informanten)
Literarischer („Neuer“) Journalismus
Stilist/Unterhalter
Sensibilität ausdrücken, „Authentizität“
literarisch subjektive Sensibilität, keine zwingende Faktentreue
Anwaltschaftlicher Journalismus
Anwalt Verständnis, Solidarität schaffen
„Betroffenheits“-Faktizität, „Gegen-öffentlichkeit“
inoffizielle Quellen
Public Journalism Dialog-Organisator
Lösungen für lokale Probleme
interaktiv, forumsorientiert
Aktionen
Ratgeber journalismus Ratgeber, Helfer
Lebenshilfe problemlösungs orientiert
bei Experten und Laien mit Problemlösungs kompetenz
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Verkettung durch Meta-Narration
wissen-schaftlich
er Diskurs:
wahr/unwahr
wirt-schaftlich
er Diskurs:
verkaufen / nicht
verkaufen
ethischer Diskurs:
moralisch / nicht
moralisch
politischer Diskurs:
kollektiv verb.
Entscheide / n.k.v. E
x-Diskurs
x/nicht x
Narration NarrationNarration Narration Narration
Rollenträger: Held, Opfer, Erlöser, Bedrohte, Verräter, Intrigant, Verlierer etc.
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Verkettung durch Meta-Narration
wissen-schaftlich
er Diskurs:
wahr/unwahr
wirt-schaftlich
er Diskurs:
verkaufen / nicht
verkaufen
ethischer Diskurs:
moralisch / nicht
moralisch
politischer Diskurs:
kollektiv verb.
Entscheide / n.k.v. E
x-Diskurs
x/nicht x
Narration NarrationNarration Narration Narration
Deutungsmuster (Frames): Konflikt, Ethik, Personalisierung, Fortschritt, Wirtschaftlichkeit
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Dimension Nachrichtenfaktoren nach Schulz 1997
Status Elite-Nation je mächtiger die beteiligte(n) Nation(en)
Elite-Institution je mächtiger die beteiligte(n) Institution(en) oder Organisation(en)
Elite-Person je mächtiger, einflussreicher, prominenter die beteiligten Akteure
Valenz Aggression je mehr offene Konflikte oder Gewalt vorkommen
Kontroverse je kontroverser das Ereignis oder Thema
Werte je stärker allgemein akzeptierte Werte oder Rechte bedroht sind
Erfolg je ausgeprägter der Erfolg oder Fortschritt
Relevanz Tragweite je größer die Tragweite des Ereignisses
Betroffenheit je mehr das Ereignis persönliche Lebensumstände oder Bedürfnisse einzelner berührt
Identifikation Nähe je näher das Geschehen in geografischer, politischer, kultureller Hinsicht
Ethnozentrismus je stärker die Beteiligung oder Betroffenheit von Angehörigen der eigenen Nation
Emotionalisierung je mehr emotionale, gefühlsbetonte Aspekte das Geschehen hat
Konsonanz Thematisierung je stärker die Affinität des Ereignisses zu den wichtigsten Themen der Zeit
Stereotypie je eindeutiger und überschaubarer der Ereignisablauf
Vorhersehbarkeit je mehr das Ereignis vorherigen Erwartungen entspricht
Dynamik Frequenz je mehr der Ereignisablauf der Erscheinungsperiodik der Medien entspricht
Ungewissheit je ungewisser, offener der Ereignisablauf
Überraschung je überraschender das Ereignis eintritt oder verläuft
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Der Framing-Ansatz
„Frames" sind Interpretationsrahmen, - kognitive Strukturen - im Bewusstsein der
Journalisten, die die Selektion und Verarbeitung von Informationen erleichtern.
– Sie helfen dabei, neue Ereignisse und Informationen sinnvoll einzuordnen und
effizient zu verarbeiten.
– Frühere Erfahrungen werden gespeichert und als Rahmen benutzt, durch den
spätere Erfahrungen interpretiert werden.
– Diese Bezugsrahmen strukturieren ein Thema und steuern damit die
Informationsverarbeitung.
– Wesentliches Kennzeichen von Frames ist, dass sie Bewertungen enthalten. Sie
können insofern auch als „Deutungsmuster“ bezeichnet werden.
Bsp.: Konflikt, Ethik, Personalisierung, Fortschritt, Wirtschaftlichkeit (Dahinden 2006)
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Medienrealität
etc.
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Wirtschaftlichkeit
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Verantwortung
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Nachrichtenwerte
etc.
Erlösung
Verrat, Intrige
Heldenepos
Nar
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Journalismus-Konzeptionen
Journalistische Schemata
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Wissenschaft
Wissenschaft
Ratgeber
Ratgeber
Medien
Medien
Chefredaktion
Politik Wirtschaft Kultur Sport Lokales
Politik Wirtschaft Feuilleton Sport Lokales
Zur Organisation der narrativen Mehrsystemrelevanz
klassische Redaktionsstruktur
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lineare vernetzte Aufbau- und Ablaufstruktur
Linienorganisation Funktionale Organisation
Quelle: Röttger 1999: 167
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Kultur Sport
Politik Wirtschaft
Beobachteter Umweltbereich
Quelle: Jarren/Donges 1996: 183f.
Ressort I Ressort II
Ressort III Ressort IV
Politik Wirtschaft
Kultur Sport
Beobachteter Umweltbereich
Quelle: Jarren/Donges 1996: 183f.
Input-Orientierung Output-Orientierung
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Neue Organisationsmodelle: Beispiel Daily Telegraph London, 1/07
6300 Quadratmeter für 450 Redakteure
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Narrativität als journalistischer Qualitätsstandard
• Distanz, Unabgängigkeit
• Faktentreue, Richtigkeit
• Perspektivenvielfalt
• Mehrsystemrelevanz
• Aktualität
• Transparenz, Reflexivität
• Vermittlung: Narrativität
Beispiel 1: Filme\Lisbach_Hochwasser Nov 08.rm
Beispiel 2: Armeedrama
Beispiel 3: Sozialhilfe
Beispiel 4: UNO Sicherheitsrat
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Auf der Suche nach der Story…0066 und was ich jetzt da versuche ist eigentlich die geschichte0067 die schlicht mal einfach eine wahl ist in den sicherheitsrat sozusagen0068 in den kontext zu setzen
0082 das sind zwei verschiedene geschichten die man da erzählt0083 und mit den bildern0084 kann ich natürlich die zweite geschichte schlecht erzählen0085 das sind konkrete bilder auf denen man den wahlablauf sieht0086 wo die quotes sind die sich wohl nur indirekt auf das beziehen0087 das heisst in der moderation muss ich jetzt versuchen0088 den kontext sozusagen zu umschreiben0089 und weil wir ja sehr aktualitätsbezogen sind0090 muss ich irgendwie schauen dass es eine aktualität hat
0098 chavez das ist noch schwierig in zwei drei sätzen0099 für leute die nicht wissen was chavez für eine rolle spielt
(sf_ts_061018_1300_strub_sicherheitsratsabstimmung_verbal)
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Theoretische Perspektiven (Hanitzsch 2005)
Narrativität
Narrativität
Literatur-
wissenschaft
Theater-/
Filmwissenschaft
Mythentheorie
Ethnologie
Linguistik